Historischer Atlas der antiken Welt - Leseprobe

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DER NEUE PAULY Herausgeber: Hubert Cancik Manfred Landfester Helmuth Schneider


Anne-Maria Wittke, Eckart Olshausen, Richard Szydlak

Historischer Atlas der antiken Welt Unter Mitarbeit von Vera Sauer und weiteren Fachwissenschaftlern

Ungek眉rzte Sonderausgabe Sonderausgabe

Verlag J. B. Metzler Stuttgart 路 Weimar


Inhalt Autorenverzeichnis IV Vorwort V Inhaltsverzeichnis zum Kartenteil VI Systematisches Kartenverzeichnis X Hinweise zur Benutzung XIII Umschriften XIV Abkürzungsverzeichnis XV Antike Autoren und Werke XV Quellensammlungen, Zeitschriften, Reihen XIX Kartenteil 1 Kommentarergänzungen (Quellen, Literatur, Tabellen) Nachweis der Autoren und Rechte 274 Register 276

255

Autoren Walter Eder, Berlin (Karten S. 88, 91, 93, 99) Ulrich Fellmeth, Stuttgart (Karten S. 201, 203, 247) Klaus Freitag, Münster (Karten S. 100, 102) Andreas Fuchs, Tübingen (Karten S. 2, 3 [Karte B], 33, 47, 49, 51, 53, 55) Thomas Hoppe, Stuttgart (Karten S. 79–81) Jens Kamlah, Tübingen (Karten S. 33, 44, 45) Martin Köder, Tübingen (Karte S. 111) Gerhard Meiser, Jena (Stemma S. 66, Karte S. 67) Renate Müller-Wollermann, Tübingen (Karten S. 3 [Karte A], 17, 19, 21, 33, 58, 59) Hans Georg Niemeyer, Hamburg (†) (Karten S. 71, 73) Miroslav Novák, Tübingen (Karten S. 10–15, 33, 43, 57) Eckart Olshausen, Stuttgart (passim) Wolfgang Röllig, Tübingen (Karte S. 41) Karl Strobel, Klagenfurt (Karte S. 124) Martina Terp, Tübingen (Karte S. 83) Christian Winkle, Stuttgart (Karten S. 107, 172, 173, 238) Anne-Maria Wittke (passim) Vgl. den detaillierten Nachweis der Autoren und Rechte im Anhang

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Lizenzausgabe für die WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Copyright © J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH, Stuttgart 2003/2012. Daten sind Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische ISBN 978-3-476-02401-5 Daten sind im Internet unter http://www.dnb.de abrufbar.

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© 2012 J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Ungekürzte Sonderausgabe des 2007 als Bd. 3 der Reihe »Der Neue Pauly. Supplemente« erschienenen Werks Einbandgestaltung: Stefan Schmid Design, Stuttgart Einbandabbildung: Rekonstruktion der Weltkarte www.metzlerverlag.de des Hekataios (6./5. Jh. v. Chr.) info@metzlerverlag.de Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Einbandgestaltung: Willy Löffelhardt/Melanie Frasch Printed in Germany

Satz: typopoint GbR, Ostfildern Kartographie: Richard Szydlak, Tübingen Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de Druck und Bindung: Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH ISBN 978-3-534-26764-4 (Gesamtwerk)

Printed in Germany ISBN 978-3-534-26765-1 (Gesamtwerk Lederausgabe) Juli 2012


Vorwort In Zeiten der Globalisierung wird, so heißt es, die Welt zum Dorf – und umgekehrt könnte man sagen, dass sich unser Blick weitet, dass wir die Regionen der Welt mit dem Bewusstsein des globalen Zusammenhangs in den Blick nehmen. Dies gilt auch für den historischen Blick ›zurück‹. Die Altertumswissenschaften haben in den letzten Jahrzehnten ihren Horizont erweitert und ein Verständnis für die ›globalen‹ Zusammenhänge der antiken Welt, die mehr war als nur die griechisch-römische Mittelmeerwelt, geschaffen. Die Peripherien der großen Zentren, die indigenen Völker, die alten Großreiche kamen wieder in den Blick, ebenso die ›Dunklen Jahrhunderte‹ und die Spätantike. Generell ist darüber hinaus auch ein gewachsenes Bewusstsein für die geographische Dimension historischer Vorgänge zu konstatieren.

Neue Konzeption Diesen Entwicklungen will der neue Historische Atlas der antiken Welt Rechnung tragen. Er betritt damit in mehrfacher Hinsicht Neuland. 1. Allein der Umfang des Unternehmens – mit 161 farbigen Haupt- und 44 Nebenkarten – ermöglicht eine in dieser Breite, Differenzierung und Erschließungsintensität neue kartographische Darstellung der Antike vom 3. Jahrtausend v. Chr. (Alter Orient) bis ins 15. Jahrhundert n. Chr. (Byzantinisches Reich). 2. Ein besonderes Anliegen des Atlas im einleitend genannten Sinn ist es, einen Schwerpunkt auf die Hochkulturen des Alten Orients zu legen und damit Völker, Reiche und Epochen ins Licht zu rücken, die wieder stärker in den Fokus der Alten Geschichte gelangt sind. Zugleich soll damit der Blick für die Voraussetzungen der Entstehung der klassischen Antike (als ehemaliger Randkultur der orientalischen Reiche) und die kontinuierlichen Wechselwirkungen zwischen Westen und Osten geschärft werden. Auch andere traditionell eher vernachlässigte Themen wie einerseits die Frühzeit im ägäischen Raum sowie im zentralen und im westlichen Mittelmeer und andererseits die Spätantike werden hier ausführlicher behandelt. 3. Das Kartenwerk präsentiert nicht allein politisch-militärische Ereignisgeschichte, sondern thematisiert auch Entwicklungen beispielsweise in der Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte, der Religions- und Kulturgeschichte. So widmen sich mehrere Seiten den antiken Weltvorstellungen und Fernerkundungen; die Entstehung, Veränderung und Verwaltung der römischen Provinzen wird in etlichen Karten ausführlich dargestellt; Handelswege und Wirtschaftsbeziehungen, Sprachen und Kulturen finden ihre kartographische Präsentation. 4. Die Karten selbst wollen mehr sein als bloßes visuelles Endresultat der Auflistung historischer Fakten. Sie dynamisieren die historischen Gegebenheiten mit ihrer spezifischen Kartensprache. Sie hierarchisieren die verschiedenen Ebenen der historischen Aussage, pointieren dadurch die Kernpunkte und bieten darüber hinaus vielfache Zusatzinformationen. Die Überlegenheit der nur im (Karten-) Bild möglichen Simultandarstellung von komplexen historischen Gegebenheiten und Prozessen wird in der Kartographie dieses Atlas deutlich. 5. Neu ist auch die doppelseitige Darstellung mit Karte und komplementärem Kommentar auf der gegenüberliegenden Seite. Die Kommentarseite ergänzt die Karte durch knappe Erläuterungen zu den historischen Hintergründen und zur Kartenkonzeption, durch allgemeine Angaben zu den Quellen der historischen Information, durch vertiefende oder ergänzende Nebenkarten, durch tabellarische Faktendarstellung sowie durch den Nachweis von Quellen und Literatur.

Zielgruppen Diese Konzeption soll den Atlas für unterschiedliche Gruppen attraktiv machen: Einerseits ist er in Lehre und Forschung in den Altertumswissenschaften einsetzbar, da er auf den aktuellen wissenschaftlichen Daten basiert und diese präsentiert. Andererseits sind die Karten – auch durch die leserorientierte Kommentierung – für schulische Zwecke einsetzbar und allgemein für historisch Interessierte gut lesbar.

V

Vorwort Voraussetzungen

Damit ein Kartenwerk dieses Ausmaßes entstehen kann, braucht es günstige Voraussetzungen. Diese waren gegeben durch die Enzyklopädie der Antike Der Neue Pauly, als deren Supplementband der Historische Atlas der antiken Welt erscheint. Die Karten des Neuen Pauly sind in Forschung, Lehre und Schule überaus positiv aufgenommen worden. Es lag daher nahe, an dieser Kartenkonzeption anzuknüpfen. Alle drei Hauptautoren des Atlas sind bereits maßgeblich an der Entstehung der Karten im Neuen Pauly beteiligt gewesen. Die Nutzer des Atlas werden daher immer wieder auf die Substanz der PaulyKarten stoßen; tatsächlich gehen etwa 60 % der Karten des Atlas auf den Neuen Pauly zurück, die anderen sind Neuentwicklungen. Die meisten Pauly-Karten wurden zu Farbkarten umgestaltet, in ein großzügigeres Atlasformat gebracht und, zu einem beträchtlichen Teil, im Zuge neuer Akzentsetzungen überarbeitet. Ein für die Erstellung bzw. Bearbeitung der Karten unerlässliches Hilfsmittel war der von R.J.A. Talbert herausgegebene topographische Barrington Atlas of the Greek and Roman World (2000). Herrscherdaten wurden im Wesentlichen nach dem Supplementband 1 des Neuen Pauly, W. Eder/J. Renger, Herrscherchronologien (2003) angegeben, wie überhaupt die Artikel des Neuen Pauly immer wieder die Grundlage von Kommentartexten bilden.

Die Autoren Die drei für das Gesamtwerk zeichnenden Autoren hatten folgende Zuständigkeiten: Anne-Maria Wittke (Althistorikerin an der Universität Tübingen) verantwortet die Karten von den frühen Hochkulturen bis zum Hellenismus. Sie erarbeitete außerdem, mit technischer Unterstützung durch Richard Szydlak, das Register. Eckart Olshausen (Althistoriker an der Universität Stuttgart) hat die meisten Karten aus dem Bereich der klassischen römischen Antike bis ans Ende der Byzantinischen Geschichte konzipiert. Richard Szydlak (Kartograph an der Universität Tübingen) hatte die kartographische Gesamtbearbeitung inne. Der intensive Kommunikationsprozess zwischen Historiker und Kartograph hat erst die besondere Qualität der Karten im oben genannten Sinn ermöglicht. Insofern ist der Kartograph für uns genuin Karten(mit-)autor. Weitere Fachwissenschaftler haben als Neuautoren oder aber als Autoren der ursprünglichen DNP-Karten zum Atlas beigetragen; das Autorenverzeichnis S. IV und S. 274 f. gibt darüber Auskunft.

Danksagungen Großer Dank gebührt Vera Sauer, die an der Neukonzeption der Karten und der Erstellung der Kommentare aus dem Bereich von E. Olshausen mitgewirkt hat, ebenso an der Schlussbearbeitung des Registers und bei allen Stadien der Drucklegung. – Durch die Redaktion nahezu aller Karten und Kommentare hat Susanne Fischer dem Atlas große Dienste erwiesen. – Selbiges gilt für Christian Winkle, der an der Redaktion der Karten und Kommentare aus dem Bereich von E. Olshausen erheblichen Anteil hat. Dankbar sind die Autoren Oliver Schütze für die umsichtige und geduldige Wahrnehmung der Lektoratsaufgaben, Thomas Schäfer, dem Direktor des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Tübingen, an dem das Projekt in Kooperation mit dem Historischen Institut der Universität Stuttgart angesiedelt war, vielen Kolleginnen und Kollegen, besonders aber Walter Eder für bereitwillig gewährten fachkundigen Rat. Schließlich sei auch Bernd Lutz als Initiator und Johannes Kunsemüller sowie Günter Schweitzer (†) als langjährigen Unterstützern des Projekts im Verlag gedankt.

Anne-Maria Wittke, Eckart Olshausen, Richard Szydlak

Oktober 2007


VI Inhaltsverzeichnis zum Kartenteil

III. Die Epoche der östlichen Reiche (ca. 1200 bis 6. Jh. v. Chr.), Teil A: Die östlichen Reiche

I. Antike Weltvorstellungen und Erkundungen

Der östliche Mittelmeerraum und Vorderasien (12. bis Mitte 10. Jh. v. Chr.) 32–33 Der östliche Mittelmeerraum und Vorderasien (12. Jh. v. Chr.) 33 Der östliche Mittelmeerraum und Vorderasien (11. bis Mitte 10. Jh. v. Chr.)

Ägyptische und altorientalische Weltvorstellungen 2–3 Sogenannte babylonische Weltkarte (ca. 1. Hälfte 8. Jh. v. Chr.) 2 Die Welt aus ägyptischer Sicht zur Zeit des Neuen Reiches (ca. 1570–1080 v. Chr.) 3 Die Welt aus Sicht des Neuassyrischen Reiches (8./7. Jh. v. Chr.) 3

Griechenland, der Ägäisraum und das westliche Kleinasien vom 12.–9. Jh. v. Chr. 34–35 Die Verbreitung der griechischen Dialekte 34 Griechenland, der Ägäisraum und das westliche Kleinasien vom 12.–9. Jh. v. Chr. Die wichtigsten Fundorte 35

Die Welt in den Augen antiker Autoren 4–5 Weltkarte des Hekataios 4 Die Welt in den Augen antiker Autoren 5

Griechenland, der Ägäisraum und das westliche Kleinasien vom späten 9. Jh. bis ca. Mitte 6. Jh. v. Chr. 36–37 Verbreitung archäologischer Fundplätze der archaischen Zeit (7./6. Jh. v. Chr.) 36 Griechenland, der Ägäisraum und das westliche Kleinasien vom späten 9. Jh. bis ca. Mitte 6. Jh. v. Chr. 37

Fernerkundung in der antiken Welt 6–9 Fernerkundung in der antiken Welt 8–9

II. Die Epoche der frühen Hochkulturen (3. Jt. bis ca. 1200 v. Chr.) Mesopotamien in der 2. Hälfte des 3. Jt. v. Chr. 10–11 Das Reich von Agade (ca. 2200–2100 v. Chr.) 10 Das Reich der III. Dynastie von Ur (ca. 2050–1950 v. Chr.) Mesopotamien in der 2. Hälfte des 3. Jt. v. Chr. 11

33

Anatolien vom 10.–7. Jh. v. Chr. 38–39 Anatolien vom 10.–7. Jh. v. Chr. 39 10 Urart.u und das östliche Anatolien um 700 v. Chr. 40–41 Urart․u und das östliche Anatolien um 700 v. Chr. 41

Der Alte Orient im 17. und 16. Jh. v. Chr. 12–13 Das Reich des Hammurapi von Bābilim (ca. 1728–1686 v. Chr.) 12 ˘ Der Alte Orient in der Mitte der altbabylonischen Zeit um 1700 v. Chr. 13 Der Alte Orient gegen Ende der altbabylonischen Zeit um 1550 v. Chr. 13

Die luwisch-aramäischen Fürstentümer um 900 v. Chr. 42–43 Die luwisch-aramäischen Fürstentümer um 900 v. Chr. 43 Palästina vom 10. bis zum 6. Jh. v. Chr. 44–45 Jerusalem ab der Mittleren Bronzezeit bis zur Zerstörung durch Nebukadnezar II. (1800–587 v. Chr.) 44 Die Königreiche Israel und Juda (926/25–722 v. Chr.) 45 Das Königreich Juda (722–587/86 v. Chr.) 45

Der Alte Orient im 15.–13. Jh. v. Chr. 14–15 Syrien und die Levante in der Spätbronzezeit 14 Der Alte Orient im 15.–14. Jh. v. Chr. 15 Der Alte Orient im 13. Jh. v. Chr. 15

Mesopotamien und der Levanteraum im 10. und 9. Jh. v. Chr. 46–47 Mesopotamien und der Levanteraum (935–879 v. Chr.) 47 Mesopotamien und der Levanteraum (878–820 v. Chr.) 47

Ägypten im Alten Reich und in der 1. Zwischenzeit 16–17 Ägypten im Alten Reich (ca. 2680–2160 v. Chr.) 17 Ägypten in der 1. Zwischenzeit (ca. 2160–2060 v. Chr.) 17 Pyramidenfriedhöfe 17

Mesopotamien und angrenzende Gebiete (819–746 v. Chr.) 48–49 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (819–746 v. Chr.) 49

Ägypten im Mittleren Reich und in der 2. Zwischenzeit 18–19 Ägypten im Mittleren Reich (ca. 2060–1800 v. Chr.) 19 Ägypten in der 2. Zwischenzeit (ca. 1800–1570 v. Chr.) 19 Ägypten im Neuen Reich 20–21 Ägypten im Neuen Reich (ca. 1570–1080 v. Chr.) 21 Rekonstruktion der historischen Landschaft von Tall ad-Dab’ und Qant․īr

Mesopotamien und angrenzende Gebiete (745–711 v. Chr.) 50–51 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (745–711 v. Chr.) 51

21

Das Hethitische Großreich »Hattusa« im 13. Jh. v. Chr. 22–23 ˘ Die ungefähren Verbreitungsgebiete anatolischer Sprachen im 2. Jahrtausend (ca. 1580–1200 v. Chr.) 22 Das Hethitische Großreich »Hattusa« im 13. Jh. v. Chr. 23 ˘ Der Ägäisraum in der Bronzezeit 24–25 Handelskontakte in der Bronzezeit 24 Der Ägäisraum in der frühen Bronzezeit (ca. 2700–2200 v. Chr.) 25 Die Ausdehnung der »Minoischen Koine« in der mittleren und späten Bronzezeit (ca. 2200–1400 v. Chr.) 25 Die Ausdehnung der mykenischen Kultur im Ägäisraum (17.–11. Jh. v. Chr.) 26–27 Linear B: Fundorte und Schriftträger (ca. 1420–1180 v. Chr.) 26 Die Ausdehnung der mykenischen Kultur im Ägäisraum (17.–11. Jh. v. Chr.) 27 Die östliche Mittelmeerwelt in der späten Bronzezeit (ca. 1400–1200 v. Chr.). Politische und kulturelle Verflechtungen 28–29 Die Topographie des Landes Ugarit (14. Jh. bis ca. 1180 v. Chr.) 28 Die östliche Mittelmeerwelt in der späten Bronzezeit (ca. 1400–1200 v. Chr.). Politische und kulturelle Verflechtungen 29 Mykenische und italisch-mykenische Fundplätze in der zentralen Mittelmeerwelt der späten Bronzezeit und am Übergang zur Eisenzeit (ca. 1400–10. Jh. v. Chr.) 30–31 Mykenische und italisch-mykenische Fundplätze in der zentralen Mittelmeerwelt der späten Bronzezeit (Bronzo recente und Bronzo finale) und am Übergang zur Eisenzeit (ca. 1400–10. Jh. v. Chr.) 31

Mesopotamien und angrenzende Gebiete im späten 8. und 7. Jh. v. Chr. 52–53 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (ca. 710–661 v. Chr.) 53 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (ca. 660–631 v. Chr.) 53 Mesopotamien und angrenzende Gebiete im späten 7. und 6. Jh. v. Chr. 54–55 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (631–606 v. Chr.) 55 Mesopotamien und angrenzende Gebiete (605–539/525 v. Chr.) 55 Bābilu (»Tor Gottes«)/Babylon zur Zeit des Neubabylonischen Reiches (7./6. Jh. v. Chr.) 56–57 Bābilu (»Tor Gottes«)/Babylon zur Zeit des Neubabylonischen Reiches (7./6. Jh. v. Chr.) 57 Ägypten in der 3. Zwischenzeit und in der Spätzeit (ca. 1080–332 v. Chr.) 58–59 Memphis in der Spätzeit 58 Ägypten in der 3. Zwischenzeit (ca. 1080–664 v. Chr.) 59 Ägypten in der Spätzeit (664–332 v. Chr.) 59 Die ungefähren Kernverbreitungsgebiete von Hieroglyphen-, Keil-, Alphabet-, und Silbenschriften im östlichen Mittelmeerraum (ca. 12.–7. Jh. v. Chr.) 60–61 Die ungefähren Kernverbreitungsgebiete von Hieroglyphen-, Keil-, Alphabet-, und Silbenschriften im östlichen Mittelmeerraum (ca. 12.–7. Jh. v. Chr.) 61


Das ägyptische Weltbild war ägyptozentrisch. Im Mittelpunkt standen auf Grund dualistischer Anschauung die beiden Landeshälften Ta-Mehu, Unterägypten bzw. das Delta, und Ta-Schemau, Oberägypten bzw. das eigentliche Niltal bis zum 1. Nilkatarakt bei Elephantine. Beide Landesteile wurden vom König immer wieder neu vereinigt, was symbolisch durch die Verknüpfung der beiden Wappenpflanzen, Papyrus für Unterägypten und Binse für Oberägypten, dargestellt wurde. Dass Ägypten vor der Staatsentstehung tatsächlich aus diesen beiden Teilen bestand, ist nicht erwiesen. Auch wenn das eigentliche Ägypten immer auf dieses Gebiet beschränkt blieb, dominiert in königlichen Texten des Neuen Reichs der Topos vom »Erweitern der Grenzen«. Tatsächlich erreichte das Ägyptische Reich zu dieser Zeit seine größte Ausdehnung. Thutmosis I. (1504–1492 v. Chr.) und III. (1479–1425 v. Chr.) errichteten in Nubien in Kurgus südlich des 4. Katarakts, etwa 250 km stromaufwärts vom Gabal Barkal, sowie in Mesopotamien am Euphrat in der Nähe von Karkamisch Grenzstelen; allerdings bezeichnen diese Orte nur die äußersten Punkte ihres Vorstoßes, nicht die Grenze des tatsächlichen Herrschaftsbereichs. Mit der Erweiterung des Herrschaftsgebiets wuchsen selbstredend auch die Kenntnisse über die unterworfenen Länder und Völker. So entstanden in dieser Zeit Onomastika mit Orts- und Ländernamen sowie Beschreibungen des Schicksals ägyptischer Soldaten im Ausland sowie landeskundliche und topographische Anweisungen. Die Fremde wurde immer als unberechenbar oder gefahrvoll geschildert: Das Gelände war unzugänglich, wilde Tiere und Ungeziefer setzten den Menschen zu, und das Wasser war ungenießbar. Die Rückkehr in die Heimat wurde herbeigewünscht, und insbesondere die Sehnsucht nach Memphis bildete einen literarischen Topos. Trotz der vorhandenen Kenntnisse über das Ausland existierte weiterhin die seit dem Alten Reich (ca. 2680–2160 v. Chr.) bekannte

I. Die Welt aus ägyptischer Sicht zur Zeit des Neuen Reiches (ca. 1570–1080 v. Chr.) (Karte A)

Ägyptische und altorientalische Weltvorstellungen

Vorstellung von den Neun-Bogen-Völkern. Der Bogen steht hier symbolisch für eine Jagd praktizierende Gesellschaft, die Zahl »Neun« für die Vollständigkeit. Zu den Neun-BogenVölkern gehörten neben Ta-Mehu (Unterägypten) und Ta-Schemau (Oberägypten) traditionell die Hau-Nebu in der Ägäis, die Mentu-Setet in Vorderasien außerhalb des ägyptischen Einflussbereichs (d. h. jenseits des Euphrats), die Temehu bzw. Tehenu in Libyen zwischen dem Westdelta und der Kyrenaika und nördlich der ägyptischen Oasen, Sechet-Jam, die Oasen der Libyschen Wüste, Pedjtu-Schu, die Ostwüste zwischen Nil und Rotem Meer, die Iuntu-Seti in der Gegend des 4. Nilkatarakts und Schat, jenseits, d. h. südlich von Kusch, ursprünglich die Insel Sai, eine Region zwischen dem 2. und 3. Nilkatarakt, umfassend. Die Liste dieser Namen findet sich vom Mittleren Reich (ab ca. 2060 v. Chr.) bis zum Ende der römischen Zeit ungefähr 120-mal auf zahlreichen Tempelwänden, Pylonen und Objekten. Ein Problem ist es, ob mit den Neun Bögen Länder oder Völker bezeichnet wurden, ein anderes, dass die Bezeichnungen oft unpräzise verwendet wurden und im Lauf der Zeit ihre Bedeutung änderten. Je umfangreicher die Kenntnis der Ägypter von ihrer Umwelt war, in desto fernere Gegenden wurden die Neun Bögen verlagert. Umgekehrt rückten sie nach dem Neuen Reich, als der ägyptische Einfluss auf umliegende Länder zurückging, wieder näher an Ägypten heran. Die oben zitierten topographischen Listen umfassen neben den Bezeichnungen von Regionen auch Nennungen von Namen einzelner Orte, oft in Ovale hineingeschrieben, die Stadtmauern wiedergeben sollen. Sind die Toponyme den Regionen im Norden und Nordosten zuzuordnen, aus denen auch Textquellen in anderen, dortigen Sprachen vorliegen, sind diese Orte meist gut zu lokalisieren; in Bezug auf Regionen im Westen und Süden, die keine eigenen Textzeugnisse hinterlassen haben, sind die Orte meist weit weniger gut zu bestimmen. Daneben existieren in anderen Textsorten traditionell andere Bezeichnungen für bekannte Regionen, so Wawat für Unternubien, d. h. bis zum 2. Nilkatarakt, und Kusch für Das alte Mesopotamien kannte keine geographische Wissenschaft im heutigen Sinne, folglich lässt sich von einem allgemeinen Wissensstand auf diesem Gebiet nicht sprechen. Selbst die berufsbedingten Kenntnisse der Kaufleute, Militärs und Verwaltungsbeamten dürften sich nur teilweise gedeckt haben. Waren gar Gelehrte mit Zugang zur überlieferten Schrifttradition am Werk, so vereinten sich zeitgenössische, historische und mythische Begriffe und Vorstellungen zu einem bunten, spekulativen Gemisch. Die höchst unterschiedlichen Vorstellungen lassen sich an zwei Beispielen verdeutlichen. Karte B berücksichtigt die entferntesten Länder, die sich bislang in assyrischen Inschriften und Briefen des 8. und 7. Jh. v. Chr. belegen lassen. Wie nicht anders zu erwarten, reichten die Kenntnisse deutlich über jene Regionen hinaus, in denen Assyrien militärisch intervenierte. Da Länder, die weit jenseits der Reichsgrenzen und damit außerhalb des unmittelbaren politischen Interesses lagen, in den Texten aber eher zufällige oder beiläufige Erwähnung fanden, kann die Karte den geographischen Horizont des assyrischen Hofes nur in seiner minimalsten Ausdehnung wiedergeben. Die tatsächlich vorhandenen Kenntnisse könnten erheblich darüber hinausgereicht haben. Im alten Mesopotamien orientierte man sich sowohl an den Flüssen wie auch am Lauf der Sonne. Was flussaufwärts gelegen war, galt als »oben«, flussabwärts Gelegenes als »unten«, daher die Bezeichnung des Mittelmeeres

II. Die Welt aus Sicht des Neuassyrischen Reiches (8./7. Jh. v. Chr.) (Karte B) und die sog. babylonische Weltkarte (ca. 1. Hälfte 8. Jh. v. Chr.) (Nebenkarte)

Obernubien, d. h. südlich des 2. Katarakts. Letzterem wurde häufig das Epitheton »elend« beigefügt. Mit Retenu war Palästina gemeint, mit Charu Syrien und mit Hatti das Hethiterreich. Als Isi bzw. Ires dürfte Zypern bezeichnet worden sein, auch wenn dies in der Forschung umstritten ist. Keftu ist eindeutig mit Kreta zu identifizieren. Zur Lokalisierung von Punt, auch als »Gottesland« betitelt, ist kürzlich ein neuer Vorschlag unterbreitet worden: Statt wie bisher vermutet an der somalischen Küste soll es jetzt auf der Arabischen Halbinsel gelegen haben.

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Assyrien

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Sogenannte babylonische Weltkarte (ca.1. Hälfte 8. Jh.v.Chr.)

als »Oberes Meer«, des Persischen Golfes als »Unteres Meer«. Entsprechend der Fließrichtung von Euphrat und Tigris von Nordwesten nach Südosten und der Ausrichtung nach dieser war die Windrose gegenüber der unsrigen um eine Achteldrehung nach links versetzt, bezeichnete also Nordwesten, Nordosten, Südosten und Südwesten. Die vier Windrichtungen wurden durch die Richtungen von Sonnenaufgang (Osten) und Sonnenuntergang (Westen) erweitert. Die Nebenkarte gibt in Umzeichnung die wohl in der ersten Hälfte des 8. Jh. erstellte Kartenskizze eines babylonischen Stubengelehrten wieder. Der dargestellte Wissensstand nimmt sich im Vergleich zu dem der Karte B (siehe dort die grüne Umrisslinie) bestürzend gering aus: der innere Kreis ist mit Babylonien und dem angrenzenden Elam (Susa) mehr oder weniger identisch, Assyrien und Urart․u sind ferne nebulöse Randgebilde. Erstaunen muss vor allem das Fehlen des syrischen Raumes, der doch mit Mesopotamien stets in engem Kontakt stand. Bereits die lieblose Ausführung der Skizze zeigt jedoch, dass der Autor die Erstellung einer akkuraten Karte gar nicht beabsichtigt hat. Der Betrachter sollte wohl nur darauf hingewiesen werden, dass innerhalb der inneren Kreisfläche, von einem Ozean umschlossen, der bekannte Teil der Welt zu denken sei. Aus dem leider stark beschädigten Text, der sich gemeinsam mit der Karte auf derselben Tontafel befindet und die Verhältnisse behandelt, die in den dreieckigen, außen an den weltumspannenden Ozean grenZur »ägyptischen Weltkarte«: E. Edel (†), M. Görg, Die Ortsnamenlisten im nördlichen Säulenhof des Totentempels Amenophis’ III., 2005; N. Grimal, Les listes des peuples dans l’ Égypte du deuxième millénaire av. J.-C. et la géopolitique du Proche Orient, in: E. Czerny u. a. (Hrsg.), Timelines. Studies in Honour of M. Bietak, I, 2006, 107–119; D. O’ Connor, S. Quirke (Hrsg.), Mysterious Lands, 2003; E. Uphill, The Nine Bows, in: Jaarbericht van het Vooraziatisch-Egyptisch Genootschap, Ex Oriente Lux 19, 1965–66, 393–420; D. Valbelle, Les neuf arcs. L’ égyptien et les étrangers de la préhistoire à la conquête d’ Alexandre, 1990. Zum assyrischen Weltbild und zur babylonischen Weltkarte: W. Horowitz, Mesopotamian Cosmic Geography, 1998; B. Janowski, B. Ego (Hrsg.), Das biblische Weltbild und seine altorientalischen Kontexte, 2001.

Literatur

Ö Karten S. 17, 19, 21, 53, 55, 59

zenden Gebieten herrschen sollten, wird vollends ersichtlich, dass der Autor nicht an der Vermittlung geographischen Wissens über die bekannte Welt interessiert war. Er spekulierte vielmehr über die Gestalt der Welt, wie sie sich einem Beobachter von außen darstellen mochte. Die Darstellung als Stern in Gestalt zweier konzentrischer Kreise, um die herum dreieckige Zacken angeordnet sind, entspricht im Wesentlichen den zeitgenössischen Symbolen für die Götter Sīn (Mond), Šamaš (Sonne) und Ištar (Venus). Offenbar wird hier also die von Menschen bewohnte Welt als ein Himmelskörper unter vielen anderen gedacht. Die Skizze gibt lediglich eine von zahlreichen, einander widersprechenden altmesopotamischen Vorstellungen vom Aufbau des Universums wieder, und sie ist einzigartig und ohne Nachfolger geblieben. Während die Vorstellung von einer kreisförmigen, von einem Ozean umflossenen Welt in der Antike und, von ihr beeinflusst, auch im Mittelalter gängig war, begegnet die Sternform niemals mehr.

2

Ägyptische und altorientalische Weltvorstellungen

Oze an


24°

32°

Schat

Kusch Obernubien

Gabal Barkal

Iuntu- Seti

PedjtuSchu

Wawat Unternubien

Elephantine

Sechet- Jam

Thebai

Ta- Schemau Oberägypten

Memphis

Ta- Mehu Unterägypten

200

Rotes Meer W¿ -wr

Punt ?

0

Retenu Palästina

Charu Syrien

Asien

Punt ? Lokalisierung unsicher

W¿ -wr Gewässer, Meer

Nubien

Land/Reich

Wa w a t

Libyen

Schat Neun-Bogen- Volk

600

Gabal Barkal

Mittelmeer

Levante moderner Name

Thebai griechischer Name

Iteru

W¿ -wr

24°

800 km

Wa w a t ägyptischer Name

40°

400

32°

40°

Ilt¦nu »Norden« NW

Karte B

24°

24°

32°

r

32°

u

Jadnana

Luddu

T

a

T m¦

b ¦ l

M u k u

32°

40°

Adummatu

A ur

S

a

vermutliche Außengrenze der bekannten Welt

Salzwüste

moderner Name

Land, Landschaft, Volk

j

48°

u

0

200

Dilmun

ª

Q

56°

a

d

400

600

800

historisches Meer

historische Uferlinie

historischer Fluss

a

S a l z w

ü (B^t- a ste bt i)

Arib^

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Ägyptische und altorientalische Weltvorstellungen


Die Welt in den Augen antiker Autoren

vergleichbaren Karte mag Aristagoras mit sich geführt haben, als er 499 v. Chr. als Gesandter seiner Heimatstadt Milet die Spartaner um Unterstützung für die Ioner im Aufstand gegen den persischen Großkönig bat (Hdt. 5,49). Solche Karten waren damals allgemein im Umlauf; sie dürften auch den Spartanern zuvor nicht unbekannt gewesen sein, hatte doch gerade Anaximandros selbst vorher Sparta besucht. Die Karte verdeutlichte Größe und Reichtum des Perserreichs eindrucksvoll (siehe Nebenkarte), und es war die Weite des Perserreichs, von der die Spartaner geschockt waren: drei Monate Fußmarsch von der Ägäis bis zum Großkönig nach Susa – das war ihnen eine Zumutung. Noch am selben Tag wiesen sie Aristagoras aus der Stadt.

Über die Landkartenproduktion der griechisch-römischen Antike informieren uns manche antike Autoren, aber selten haben sich Karten erhalten, und wenn, dann auch nur fragmentarisch. Während die Diskussion über Zweck und Umfang solcher Karten noch in vollem Gang ist, an dieser Stelle aber außer Acht gelassen wird, interessiert hier die Frage nach dem geographischen Weltbild, das diese Karten bzw. ihre Ableitung aus der antiken Literatur – wir sprechen von Rekonstruktionen – erkennen lassen. Der Begriff der Rekonstruktion kann täuschen, waren doch in den meisten Fällen Landkarten den entsprechenden Werken nicht beigegeben, was uns z. B. von Hellanikos, einem Autor ethnographischer Schriften aus dem 5. Jh. v. Chr., ausdrücklich gesagt wird (Dion. Hal. rhet. 10,11). Wenn man also in manchen Fällen (Herodot, wohl auch Eratosthenes) von Rekonstruktionen spricht, meint man eigentlich nur die Vorstellungen, die sich die jeweiligen Autoren von der Welt gemacht und die sie schriftlich formuliert, nicht aber kartographisch festgehalten haben.

Herodots geographisches Weltbild unterscheidet sich wesentlich von dem des Anaximandros und des Hekataios: Istros/Donau und Neilos/Nil fließen beide von ihrer jeweiligen Quelle im Westen nahezu parallel zueinander; dazwischen scheidet, parallel zu beiden Strömen, eine Reihe von Meeren von den Pfeilern des Herakles bis an die Ostküste der Maiotis die beiden Kontinentalmassen Europe im Norden und Libye im Süden mit Asie im Osten. Die afrikanisch-asiatische Landmasse ist im Süden vom Okeanos umschlossen, der über die Pfeiler des Herakles mit dem Mittelmeer in Verbindung steht. Die noch von Hekataios behauptete vollkommene Insularität der Welt, die als vom Okeanos kreisförmig umschlossen gedacht wurde, hat Herodot aufgegeben; so ist bei ihm auch das Kaspische Meer nicht mehr mit dem Okeanos verbunden, sondern ein Binnensee.

I. Hekataios (6./5. Jh. v. Chr., Karte A)

Die erste Weltkarte soll Anaximandros aus Milet (frühes 6. Jh. v. Chr.) entworfen haben; ihre Rekonstruktion basiert auf Fragmenten, die vom geographischen Werk des Hekataios (wohl ein Schüler des Anaximandros) überliefert sind. Hekataios reicherte die Karte mit Informationen an, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte. Mathematischer Schematismus beherrscht die gesamte Darstellung: Die kreisrunde Erdscheibe, vom Mittelmeer gleichmäßig in Europe und Asie mit Einschluss von Libye geteilt, ist vom Okeanos umflossen, in den sich das Mittelmeer, das Rote und das Kaspische Meer/Kaspia thalatta öffnen und aus dem der Neilos/Nil entspringt. Er teilt Asie ähnlich wie der Istros (die Donau) Europe in zwei Hälften. Angesichts der problematischen Quellenlage warnte schon Felix Jacoby vor den Schwierigkeiten, die Karte des Hekataios zu rekonstruieren. Eine Bronzekopie dieser oder einer

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III. Eratosthenes (3. Jh. v. Chr., Karte C)

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dien verlaufenden Breitengrad (≈ 36° n.Br.) orientierte. Die Lage der übrigen sechs Breitengrade – der südlichste zog durch Taprobane (heute Sri Lanka), der nördlichste durch Thule – bestimmte er mithilfe von Temperatur- und Vegetationsvergleichen. Den Indos ließ er nicht, wie bisher üblich, von Nordwesten nach Südosten fließen, sondern von Norden nach Süden. Das Kaspische Meer öffnete sich wieder zum Okeanos hin. Obwohl Eratosthenes in seiner Schrift über die Erdvermessung ganz selbstverständlich von der Kugelgestalt der Erde – seit dem 6. Jh. v. Chr. verschiedentlich behauptet, seit dem 4. Jh. v. Chr. allgemein akzeptiert – ausging, fand sie in seiner Kartengestaltung keinen Niederschlag. IV. Klaudios Ptolemaios (2. Jh. n. Chr., Karte D)

II. Herodot (5. Jh. v. Chr., Karte B)

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Mit Marinos von Tyros (2. Jh. n. Chr.) und dessen etwas späterem Zeitgenossen Ptolemaios erreichte die wissenschaftliche Geographie der Antike ihren Höhepunkt. Beide Geographen betrachteten alle Meere als Binnenmeere innerhalb einer einzigen Oikumene. Die Karte des Marinos (transversale Zylinderabbildung) zeigte ein rechtwinkliges Gitternetz von Breitenkreisen (orientiert am Breitengrad von Rhodos ≈ 36° n.Br.) und Meridianen (orientiert am Nullmeridian durch die Inseln der Seligen im Westen). Die Konversion der Meridiane zum Pol blieb bei dieser Zylinderprojektion unberücksichtigt. Den Breitengrad von Rhodos kreuzten rechtwinklig 16 Meridiane, an denen der Auf- und Untergang der Sonne jeweils um eine Stunde (≈ 15°) verschieden ist. Marinos entnahm die Entfernungsangaben für die Gestaltung seiner geographischen Welterfassung hauptsächlich Reiseberichten und Itinerarien (mit Wegdistanzen, Marsch- und Schifffahrtstagen), weniger astronomischen Beobachtungen. Bei der Geographike Hyphegesis des Ptolemaios handelt es sich um die älteste erhaltene Anleitung zur kartographischen Abbildung der Erde auf der Grundlage eines stimmigen mathematisch-astronomisch gestützten Plans. Die Arbeit des Ptolemaios basiert auf Forschungen des Marinos, mit denen er sich aber durchaus kritisch auseinandersetzte. Dass Ptolemaios seinem Werk Karten beigegeben hat, ist nicht unwahrscheinlich. Einigen ab dem 13. Jh. erhaltenen griechischen Handschriften sind tatsächlich Karten angefügt; ihre Authentizität wurde bisher grundsätzlich bestritten, sie wird jetzt aber mit guten Argumenten wahrscheinlich gemacht. Ptolemaios hat eine einfachere (Orientierungslinie: der Breitengrad von Rhodos, Breitengrade von unterschiedlicher Länge als Bogenstücke konzentrisch um den Orientierungspol gezogen, die Meridiane gleichlang geradlinig vom Projektionspol ausgehend) und eine modifizierte Kegelprojektion (Orientierungslinie: der Breitengrad von Syene, Meridiane gekrümmt – hier Karte D) konstruiert (Ptol. 1,23 bzw. 24,1–8). Das Material für dieses Gitternetz liefern die Bücher 2–7 mit Positionsangaben für Orte in Europe, Libye und Asie, dazu Buch 8 mit dem Inhalt von 26 Teilkarten.

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Die Welt in den Augen antiker Autoren

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Die Welt in den Augen antiker Autoren

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Die Welt in den Augen antiker Autoren

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Fernerkundung in der antiken Welt

Fernerkundung in der antiken Welt Nordeuropa 1. Kolaios, ein Seehandelskaufmann aus Samos (7. Jh. v. Chr.), wurde auf der Fahrt nach Ägypten von Platea (wohl Gasr el-Bomba/Libyen) nach Westen über die Pfeiler des Herakles hinausgetrieben und landete in Tartessos (im Delta des Baetis/Guadalquivir, bisher unlokalisiert). Herodot (4,152) betont, wie gewinnträchtig diese Irrfahrt war. Kolaios war aber nicht der erste Grieche, der in Tartessos landete; vor ihm handelte dort schon Midakritos mit Zinn, das er von den Kassiterides (von griech. kassiteros = Zinn) gebracht hatte; die Lage dieser Inseln ist unklar (an der gallischen oder südwestbritannischen Küste, möglicherweise die Isles of Scilly). 2. Der Karthager Himilko unternahm wohl in staatlichem Auftrag um 500 v. Chr. eine fast viermonatige Fahrt von Karthago durch die Pfeiler des Herakles, an der iberischen Atlantikküste nordwärts bis zur Inselgruppe der Oestrymnides. Seinen uns nicht erhaltenen Reisebericht nutzte im 4. Jh. n. Chr. der römische Dichter Avienus als Quelle für seine Ora Maritima. Nur hier werden die Oestrymnides insulae erwähnt, die man allgemein mit den Kassiterides identifiziert; man will auf diese Weise den handelspolitischen Zweck der Fahrt ausmachen – das britannische Zinn. Dass Himilko für diese Fahrt so lange brauchte, erklärt man sich entweder damit, dass er unterwegs – etwa an der gallischen Atlantikküste – neue Handelskontakte knüpfte oder ihn seine Fahrt noch weiter nach Norden führte. 3. Pytheas, Seefahrer aus Massalia, unternahm aus wissenschaftlichem und handelspolitischem Interesse von Massalia aus eine Seefahrt in den europäischen Norden, durch die Pfeiler des Herakles über Gadeira zur Mündung der Loire. Er fuhr dann die britannische Ostküste nordwärts, landete möglicherweise in Thule (evtl. Island oder die norwegische Küste bei Bergen) und gelangte zur Mündung von Elbe und Rhein. Sein fragmentarisch erhaltener Bericht über diese Fahrt datiert sich in die Zeit zwischen die Geographen Eudoxos (vor 342 v. Chr.) und Dikaiarchos (309–300 v. Chr.). Nordwestafrika 4. Hanno, Sufet und Feldherr der Karthager, unternahm um 500 v. Chr. zur Anlage neuer und Sicherung alter Kolonien bzw. mit dem Ziel, Handelskontakte zu knüpfen, eine Schiffsexpedition von Karthago durch die Pfeiler des Herakles hindurch, die afrikanische Westküste entlang bis über die südlichste karthagische Kolonie Kerne hinaus; 3000 Kolonisten führte er mit sich. Die geographischen Namen im Bericht über diese Seereise, der punisch abgefasst war und uns nur auszugsweise in griechischer Übersetzung erhalten ist, lassen sich schwer lokalisieren. Allgemein vermutet man, dass Hanno bis nach Kamerun kam. 5. C. Suetonius Paullinus, prätorischer Heereskommandeur in der römischen Provinz Mauretania Caesariensis, überquerte im Winter 41/42 n. Chr. als erster Römer den Atlas nach Süden. Über diese Expedition verfasste er einen uns nur noch fragmentarisch erhaltenen Bericht, demzufolge er in 10 Tagesmärschen (rund 300 km) bis an den Gipfel (also den Djebel Ayachi, 3751m ü.M.) und über den Pass Tizin-Talghemt zum Fluss Ger/Oued Guir kam. Zentralnordafrika 6. Der Karthager Mago durchquerte vor oder zur Zeit des Aristoteles (384–322 v. Chr.) dreimal die Sahara möglicherweise auf der Route von Karthago zum oberen Niger bei Tombouctou; als Proviant diente ihm nur Gerstenbrot, getrunken habe er nichts – Athenaios erzählt dies nach Aristoteles als Beispiel physischer Leistungsfähigkeit. Evtl. liegt hier ein Hinweis auf den karthagisch-innerafrikanischen Gold- und Elfenbeinhandel vor. 7. L. Cornelius Balbus, Prokonsul der römischen Provinz Africa Proconsularis, unternahm in den

Jahren 21/20 v. Chr. Feldzüge gegen die Gaetuli in Phazania (heute Fezzan/Libyen) und gegen die Garamantes – Militäraktionen, denen am 27.3.19 v. Chr. ein Triumph in Rom folgte. Auf dem Triumphzug wurden Bilder der eroberten Städte und Tafeln mit deren Namen sowie den Namen der besiegten Völker mitgeführt. Solche Triumphgemälde mit kommentierenden Beischriften, eine bis ins 3. Jh. v. Chr. zurückreichende Tradition, wurden nach der Prozession öffentlich ausgestellt und vermittelten nicht nur einen Eindruck von den Leistungen des Triumphators, sondern auch eine Vorstellung von den Ländern und Völkern an den Reichsgrenzen, sie erweiterten damit den geographischen Horizont des römischen Publikums. Unter diesem Aspekt könnten eigentlich alle Feldzüge, an die sich Triumphfeiern anschlossen, als Erkundungsunternehmungen gewertet werden. 8. Septimius Flaccus, evtl. Prokonsul der römischen Provinz Africa Proconsularis, zog von den Garamantes drei Monate südwärts bis zu den Aithiopes. Etwas später (zwischen 83 und 92 n. Chr.) zog auch Iulius Maternus, ein in Leptis Magna beheimateter Römer, im Gefolge des Garamantenkönigs von Garama aus vier Monate lang durch die Wüste bis in die Landschaft Agisymba nördlich des Tschad-Sees, wo die Aithiopes lebten. Beide Römer haben wohl einen Bericht über ihre Reisen verfasst; ihre Informationen hat Marinos und über seine Vermittlung Ptolemaios verarbeitet. Nordostafrika 9. Im 9. Jahr der Herrschaft der ägyptischen Königin Hatschepsut (1473–1458 v. Chr.) fand eine ägyptische Seehandelsexpedition ins Königreich Punt statt; sie ist in den inschriftlich kommentierten Reliefs im südlichen Teil der »Punthalle« des Totentempels von Dair al-Bahri dokumentiert. Ausgangshafen am Roten Meer war, wo das Wadi Hammamat mündet, der nachmals Leukos Limen genannte Hafen. Umstritten ist die Lokalisierung von Punt (denkbar sind die afrikanische Küste des Roten Meers, Somalia, der südöstliche Sudan, Eritrea). Ähnliche Unternehmungen sind schon aus der 5. Dynastie (2494–2345 v. Chr.) bekannt. Import- und Umschlagware aus Punt waren Gold, Harze wie Weihrauch sowie Myrrhenbäume, Ebenholz, Elfenbein, Sklaven und Wildtiere. 10. Nachdem Pharao Necho II. (610–594 v. Chr.) 605 v. Chr. von dem Babylonier Nebukadnezar bei Karkemiš geschlagen worden war, konzentrierte er seine Expansionspläne auf Afrika, begann mit dem Bau eines Kanals vom Nil zum Roten Meer, brach aber auch dieses Projekt ab und beauftragte phönizische Seeleute mit der Umsegelung Afrikas von Osten her, womit der Beweis für die Inselhaftigkeit des Kontinents, den nur die Landbrücke des Sinai mit Asien verbindet, erbracht war. 11. Eudoxos, ein Seefahrer aus Kyzikos, unternahm in ptolemaiischem Auftrag um 116 v. Chr. zwei Reisen nach Indien, vielleicht in Begleitung des Hippalos, der die Monsunpassage entdeckt hatte. Auf der Rückkehr von seiner zweiten Indienfahrt wurde er über Aithiopia hinaus südwärts abgetrieben. An Land zeigte man ihm den als Pferdekopf gestalteten Bug eines Schiffswracks; das Schiff war aus Westen, und zwar, wie er später erfuhr, aus Gades gekommen. Damit war ihm die Möglichkeit, Afrika zu umfahren, erwiesen. 12. Der Indienfahrer Diogenes (1. Jh. v. Chr.) wurde, als er auf der Heimfahrt ins Rote Meer einfahren wollte, durch den Nordwind von Aromata abgetrieben und gelangte nach 25 Tagen, die Troglodytenküste zur Rechten, nördlich von Rhapta zu den Quellseen des Nil, also dem Seensystem um den Victoria Nyanza mit dem al-Bahr al-Abyad (Weißen Nil) bzw. um den T’ ana Hayk mit dem Abay Wenz (Blauen Nil). 13. P. Petronius, der Gouverneur der römischen Provinz Aegyptus (praefectus Aegypti), unternahm zwei Feldzüge, veranlasst durch Überfälle der me-

roïtischen Königin auf die römischen Garnisonen am ersten Nil-Katarakt in Syene, Elephantine und Philai (heute Bilaq, 1910 im Aswan-Stausee versunken). Er stieß 24 v. Chr. vorbei am 2. und 3. Katarakt über mehrere nicht lokalisierte Orte (Bokchis, Forum Kambusis, Attena, Stadissis) bis zur meroïtischen Residenz Napata und zwei Jahre später noch einmal über Pselkis bis nach Primis vor. Der südlichste Punkt seines ersten Marschs lag etwa 1.300 km südlich von Syene. 14. Nero entsandte 61 n. Chr. zur Vorbereitung eines Feldzugs und zur Erforschung der Nil-Quellen eine Prätorianer-Expedition über Syene, Hiera Sykaminos, Meroë bis in den Sudd (Sumpfgebiet) am al-Bahr al-Abyad (Weißen Nil). Die dabei gewonnenen geographischen Erkenntnisse fanden Eingang in eine Landkarte, die man anschließend Nero überreichte. Arabien 15. Skylax von Karyanda, ein Seefahrer im Dienst des Perserkönigs Dareios I. (522–486 v. Chr.), fuhr mit einer königlichen Flotte zwischen 519 und 512 v. Chr. von Kaspapyros in der Paktyike (wohl am Kophen/Kabul) den Indos hinab bis zur Mündung und in 30 Monaten um die arabische Halbinsel herum in das Rote Meer bis nach Ägypten – dorthin, wo einst Necho II. die Afrika-Expedition der Phönizier hatte starten lassen. 16. L. Aelius Gallus, der Gouverneur der römischen Provinz Aegyptus, führte ca. 25/24 v. Chr. mit Flotte und Heer einen Kriegszug durch die Arabia Felix, den macht- und handelspolitische, aber auch wissenschaftliche Absichten leiteten. Er stach von Kleopatris, dem Osthafen von Hermupolis Magna/al-Asmunein am Roten Meer, in See, landete im arabischen Hafen Leuke Kome und marschierte bis nach Caripeta, wo er den Rückmarsch antrat, sich in Egra (oder Aska, nicht lokalisiert) einschiffte, um im ägyptischen Hafen Myos Hormos/Qusair al-Qadim? wieder an Land zu gehen. Der Nahe und Mittlere Osten 17. Zug der Zehntausend. Der jüngere Kyros (ca. 423–401 v. Chr.), Sohn Dareios’ II. (423–405 v. Chr.), versuchte 402/01 v. Chr. mit einem hauptsächlich aus Griechen rekrutierten Söldnerheer seinen älteren Bruder, den Großkönig Artaxerxes II. (405– 359 v. Chr.), zu stürzen. Den Feldzug, der in der Schlacht bei Kunaxa am Euphrates im Herbst 401 mit dem Tod des Kyros seinen Sinn verlor und in einen vom Spartaner Cheirisophos geleiteten Rückzug auslief, schildert Xenophon, der nach Kunaxa die Nachhut führte, in der Anabasis. Von Sardeis aus gerieten die griechischen Söldner auf der persischen Königsstraße in ihnen immer unbekannteres Land, erst recht auf ihrem Rückzug von Kunaxa ans Schwarze Meer bei Trapezus. Indien 18. Alexander III., der Große (336–323 v. Chr.), durchzog auf seinem Feldzug gegen den persischen Großkönig Dareios III. (336–330 v. Chr.) Gebiete, die den Griechen z. T. noch bekannt sein konnten. Erst das Land jenseits des Indus war ihnen neu, auch Skylax hatte es in seinem Periplus (Ende 6. Jh. v. Chr.) nicht beschrieben. Dass der persischen Regierung Nachrichten über das Land zwischen Indus und Ganges vorlagen, ist nicht zu bezweifeln; Griechen hatten davon jedoch keine Kenntnis. Dass der gesamte Alexanderzug, was die Erschließung des Achaimenidenreichs betrifft, auch von Forschungsinteressen geleitet war, ist keine Frage. Er kann aber nur vom Erreichen des Indus bis zur Indusmündung (326/325 v. Chr.) als Erkundungsmarsch gelten – und soweit ist er hier verzeichnet. Neu war beispielsweise die an der Indusmündung gewonnene Erkenntnis, dass Indus und Nil zwei verschiedene Flüsse seien, dass also zwischen Indien und Ost-Afrika keine Landbrücke besteht.


19. Nearchos, Funktionär Alexanders, unternahm im Jahr 325 v. Chr. eine Erkundungsfahrt von der Indus- bis zur Euphrat-Mündung. Darüber verfasste er einen Bericht vom Bau der Flotte am Hydaspes bis zu Alexanders Tod, der die Basis für die fragmentarisch erhaltene Indike des griechischen Historikers Arrian (2. Jh. n. Chr.) ist. 20. Patrokles, Funktionär unter der Samtherrschaft Seleukos’ I. und Antiochos’ I. (zwischen 293 und 281 v. Chr.), führte eine Flotte über das Kaspischen Meer. In seinem von Eratosthenes und daher auch von Strabon wegen seiner besonderen Kompetenz häufig zitierten Bericht über diese Fahrt behauptet er, es sei möglich, von der im Norden gelegenen Mündung des Kaspischen Meers in den Okeanos ostwärts der Küste entlang bis nach Indien zu fahren – was deutlich macht, dass Patrokles nicht bis in den Norden des Kaspischen Meers gekommen ist. Er konstatiert ferner, dass Waren aus Indien den Oxos abwärts ins Kaspische Meer zum Weitertransport über den Kyros/Kura aufwärts weiter ins Schwarze Meer transportiert würden. Die Identifikation des hier erwähnten Oxos ist schwierig: Möglicherweise betrachtete man einen der im heutigen Turkmenistan bei Turkmenbashi mündenden Flüsse als denselben, der in seinem Oberlauf als AmuDarya bekannt ist. Ein linker Arm des Amu-Darya/ Wadi Usboi mündete im Neolithikum tatsächlich noch ins Kaspische Meer. 21. Megasthenes, Funktionär Seleukos’ I. (312– 281 v. Chr.), wurde zwischen 305 bzw. 303/02 und 298 v. Chr. als Gesandter zu dem Maurya-Herrscher Sandrakottos (320–298 v. Chr.) in dessen Residenzstadt Palimbothra abgeordnet. Megasthenes hat in Indien Informationen über Land und Leute gesammelt und sie in seinen uns fragmentarisch erhaltenen Indika niedergelegt. 22. Daïmachos aus Plataiai, Funktionär Seleukos’ I. (312–281 v. Chr.) und Antiochos’ I. (292 bzw. 281–261 v. Chr.), wurde nach 298 v. Chr. als Gesandter zu Amitrochates nach Palimbothra geschickt. Er hat über seine Indienreise uns nur fragmentarisch erhaltene Erinnerungen verfasst. Der Ferne Osten 23. Maës Titianus, ein makedonischer Händler, reiste wohl im 1. Jh. n. Chr. auf der seit dem 4. Jt. v. Chr. genutzten, von Westen über Hierapolis am Euphrates (Membidj/Syrien), Dura Europos (as․-S․ālih․iya/Syrien), Hekatompylos (Sahr-i Qumis/Iran), Antiocheia (Erk Kala/Gyaur Kala/Turkmenistan) und Baktra (Balkh/Afganistan) nach Pyrgos Lithinos (im Pamir, nicht lokalisiert) führenden Seidenstraße; von dort ließ er sich die Entfernungsangaben für die Strecke nach China von Gewährsmännern nennen, die nach Sera (evtl. Lo-Yang/China) weiterreisten. Die Karte

Unter Fernerkundung werden hier Fahrten verstanden, die über den geographischen Rahmen der damals bekannten Welt hinausführten; gemeint sind Forschungsexpeditionen wie die Indienreisen des Megasthenes (zwischen 305 bzw. 303/02 und 298 v. Chr.), aber auch Irrfahrten wie die des Kolaios nach Tartessos (7. Jh. v. Chr.), handelspolitisch bedingte Reisen wie die des Patrokles durch das Kaspische Meer (285/282 v. Chr.), Kriegszüge wie der teils auch von Forschungsinteresse geleitete Zug Alexanders nach Indien (326/25 v. Chr.) oder der ausschließlich unter militärischen Aspekten durchgeführte Zug der Zehntausend (402/01 v. Chr.). Immer wieder haben bestimmte sehr unterschiedlich motivierte Entwicklungen in Staat und Gesellschaft besonders viele Fernerkundungsfahrten veranlasst bzw. nach sich gezogen – so die Entwicklung Karthagos zur Großmacht im westlichen Mittelmeerraum (7./6. Jh. v. Chr.) oder die Bemühungen der Kaiser von Augustus bis Domitian um die Sicherung der afrikanischen Reichsgrenze.

Die Quellen

Nachrichten über Fernerkundungsfahrten finden sich bei Herodot, der sich für alles Fremde interessierte, in den Werken verschiedener Geographen wie Strabon und Ptolemaios, aber ebenso in der Naturkunde des älteren Plinius. Von vielen Werken antiker Geographen und von griechischen Küstenbeschreibungen, sog. Periploi, sind uns ausschließlich Fragmente oder Kurzfassungen erhalten, die dem heutigen Leser nur über verschiedene, teilweise recht alte Publikationen zugänglich sind. Immer noch wichtig ist die Sammlung der Geographi Graeci Minores von C. Müller 1882, ebenso die Fragmentsammlung von A. Diller (The Tradition of the Minor Greek Geographers, 1951, 102– 146). Wichtig wird nach Vervollständigung die Fragmentsammlung von F. Jacoby, von der bisher nur drei geographische Bereiche (III A: Autoren über verschiedene Städte (Länder), 1940; III B: Autoren über einzelne Städte (Länder), 1950, III C: Autoren über einzelne Länder (Ägypten bis Geten und Illyrien bis Thrakien), 1958) erschienen sind. Hilfreich sind außerdem Fragmentsammlungen bestimmter Geographen bzw. Seefahrer wie Poseidonios (Über den Ozean und seine Anwohner, W. Theiler, Hrsg., Poseidonios, Die Fragmente 1, 1982, 6–82; 2, 1982, 6–78) oder Pytheas von Massalia (S. Bianchetti, Hrsg., Pitea di Massalia, L’ Oceano, 1998 mit ital. Übersetzung und Kommentar). Quellen und Literatur

Allgemeines: P. Arnaud, Pouvoir des mots et limites de la cartographie dans la géographie grecque et romaine, in: Dialogues d’ histoire ancienne 15, 1989, 9–29; K. Brodersen, Terra Cognita, 22003; P. Fabre, Les Grecs et la connaissance de l’ Occident. Le mythe occidental, 1981; K.M. Girardet, Kontinente und ihre Grenzen in der griechisch-römischen Antike, in: S. Penth u.a. (Hrsg.), Europas Grenzen (Limites 1), 2006, 19–65; B. Isaac, The Limits of Empire. The Roman Army in the East, 1990; T. Kotula, Le monde romain et ses périphéries sous la République et sous l’ Empire, 2001; J.S. Romm, The Edges of the Earth in Ancient Thought. Geography, exploration and fiction, 1992; H. Sonnabend, Die Grenzen der Welt. Geographische Vorstellungen der Antike, 2007; D. Timpe, Entdeckungsgeschichte, in: RGA 7, 1989, 307–389. Nordeuropa: 1. Kolaios: Hdt. 4,152; vgl. Plin. nat. 7,197. – Lit.: A. Laronde, Cyrène et la Libye hellénistique. Libykai historiai de l’ époque républicaine au principat d’ Auguste, 1987, 223 f.; A. Tovar, Iberische Landeskunde II.1, 1974, 70. 2. Himilko: Avien. 113–129; 380–389; 406–413; vgl. 91; 96; 154; Plin. nat. 2,169. – Lit.: K. Geus, Himilko Nr. 1, in: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager (Studia Phoenicia 13; Orientalia Lovaniensia Analecta 59), 1994, 157–159; Huss, 84 f. 3. Pytheas: S. Bianchetti (Hrsg.), Pitea di Massalia, L’ Oceano, 1998 (mit Einführung, ital. Übers. und Komm.); dies., La geografia di Pitea e la diorthosis di Polibio, in: G. Schepens, J. Ballansée (Hrsg.), The Shadow of Polybius (Studia Hellenistica 42) 2005, 257–270. – Lit.: S. Magnani, Il viaggio di Pitea sull’ Oceano, 2002. Nordwestafrika: 4. Hanno: Aristot. mir. 833a 11; Arr. Ind. 43,11 f.; Hanno, Periplus, hrsg. v. K. Bayer, in: G. Winkler, R. König (Hrsg.), C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde 5, 1993, 337–353 (Text, Übers., Komm.; Lit. 360– 363, vgl. GGM I, 1–14); Mela 3,90; 93; Plin. nat. 2,169; 5,8. – Lit.: K. Geus, Hanno Nr. 3, in: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager (Studia Phoenicia 13; Orientalia Lovaniensia Analecta 59), 1994, 98–105; Huss, 75–83. 5. C. Suetonius Paullinus: Cass. Dio 60,9,1; Solin. 24,15; Plin. nat. 5,11–15. – Lit.: B.E. Thomasson, Fasti Africani. Senatorische und ritterliche Amtsträger in den römischen Provinzen Nordafrikas von Augustus bis Diokletian, 1996, 197 f. Nr. 2. Zentralnordafrika: 6. Mago: Aristot. fr. 103 Rose (= Athen. 2,22). – Lit.: K. Geus, Hanno Nr. 3, in: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager (Studia Phoenicia 13; Orientalia Lovaniensia Analecta 59), 1994, 179 f.; W. Huss, Die antike Mittelmeerwelt und Innerafrika, in: H. Duchhardt u.a. (Hrsg.), Afrika, 1989, 1–29. 7. L. Cornelius Balbus: Plin. nat. 5,36 f. – Lit.: J. Desanges, Le triomphe de Cornélius Balbus, 19 av. J.-C., in: Revue Africaine 101, 1957, 5–43; P.J. Holiday, Roman Triumphal Paintings, in: The Art Bulletin 79, 1997, 130–147; H. Lhote, L’ expédi-

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Fernerkundung in der antiken Welt

tion de Cornélius Balbus au Sahara 19 av. J.-C., in: Revue Africaine 98, 1954, 41–83; B.E. Thomasson, Fasti Africani. Senatorische und ritterliche Amtsträger in den römischen Provinzen Nordafrikas von Augustus bis Diokletian, 1996, 21 Nr. 4. 8. Septimius Flaccus: Ptol. 1,8,5 f. – Lit.: J.L. Berggren, A. Jones, Ptolemy’ s Geography. An Annotated Translation of the Theoretical Chapters, 2000, 145–147; J. Desanges, Recherches sur l’ activité des Méditerranéens aux confins de l’ Afrique (VIe siècle avant J.-C. – IVe siècle après J.-C.), 1978, 197–213; ders., Rom und das Innere Afrikas, in: H. Duchhardt u.a. (Hrsg.), Afrika, 1989, 31–50. Nordostafrika: 9. Hatschepsut: Quellen mit Lit. bei M. Werbrouck, Le temple d’ Hatshepsout à Deir el-Bahari, 1949; R. Herzog, Punt, 1968. 10. Necho II.: Diod. 1,33,9; Hdt. 4,42; vgl. 2,158 f.; Strab. 17,1,25 (Kanalbau). – Lit.: W. Huss, Die antike Mittelmeerwelt und Innerafrika bis zum Ende der Herrschaft der Karthager und der Ptolemaier, in: H. Duchhardt u.a. (Hrsg.), Afrika, 1989, 1–29; A.B. Lloyd, Herodotus, Book II, Commentary, 1988, 149–158; J. Moje, Die angebliche phönizische Umseglung Afrikas im Auftrag des Pharaos Necho, in: A.I. Blöbaum, J. Kahl, S.D. Schweitzer (Hrsg.), Festschrift E. Graefe, 2003, 197–209. 11. Eudoxos: Nep. bei Mela 3,90; 92; Plin. nat. 2,169; 6,188; Poseidonios bei Strab. 2,3,4. – Lit.: W. Otto, O. Bengtson, Zur Geschichte des Niedergangs des Ptolemäerreiches. Ein Beitrag zur Regierungszeit des 8. und des 9. Ptolemäers (ABAW 17, 1938), 194 ff.; J.H. Thiel, Eudoxus of Cyzicus, 1966 (englische Übersetzung der 1939 erschienenen niederländische Fassung). 12. Diogenes: Marinos von Tyros bei Ptol. 1,9. – Lit.: J.L. Berggren, A. Jones, Ptolemy’ s Geography. An Annotated Translation of the Theoretical Chapters, 2000, 68 mit Anm. 33. 13. P. Petronius: Cass. Dio 54,5,4 f.; Plin. nat. 6,181 f.; Strab. 17,1,54; vgl. R.Gest.div.Aug. 26; Prop. 4,6,78. – Lit.: A.E.P. Weigall, A Report on the Antiquities of Lower Nubia, 1907; vgl. K. Buschmann, TAVO B V 22, 1987, Nebenkarte. 14. Nero: Cass. Dio 63,8,1; Plin. nat. 6,181; 6,184 f.; 12,19: Aethiopiae forma; Sen. nat. 6,8,3–5 – Lit.: R. Hennig, Terrae incognitae 1, 21944, 356–362. Arabien: 15. Skylax: Hdt. 4,44; vgl. 3,102; Hekataios FGrH 1 F 295; Die Fragmente seines Periplus bei F. Jacoby, FGrH 709. – Lit.: A. Peretti, Dati storici e distanze marine nel Periplo di Scilace, in: Studi Classici e Orientali 38, 1988, 13–137. 16. L. Aelius Gallus: Plin. nat. 6,160; R. Gest.div.Aug. 26,5; Strab. 2,5,12; 16,4,22–24. – Lit.: H. von Wissmann, Die Geschichte des Sabäerreichs und der Feldzug des Aelius Gallus, in: ANRW II 9,1, 1976, 308– 544. Der Nahe Osten: 17. Zug der 10.000: Xen. an. – Lit.: T. Mitford, Thalatta, Thalatta. Xenophon’ s view of the Black Sea, in: Anatolian Studies 50, 2000, 127–132. Indien: 18. Alexander der Große: Die Quellen sind von J. Seibert (s. u.) angeführt; zu Skylax von Karyanda FGrH 709. – Lit.: J. Hahn, Alexander in Indien, 2000; J. Seibert, Die Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen auf kartographischer Grundlage, Darstellungsund Kartenband, 1985, 155–184 mit den Karten 26 f. 19. Nearchos: FGrH 133 Nearchos F 1–28. – Lit.: E. Badian, Nearchus the Cretan, in: Yale Classical Studies 24, 1975, 147–170; H. Berve, Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage 2, 1926, 269–272 Nr. 544; J. Seibert, Das Alexanderreich (336–323 v. Chr.), TAVO B V 1, 1985. 20. Patrokles: Memnon bei Photios, Bibl. 224; Plin. nat. 6,58; vgl. Eratosthenes fr. III B 68 Berger; FGrH 712 Patrokles F 4 f. – Lit.: H. Berger, Die geographischen Fragmente des Eratosthenes, 1880, 94–97; M.U. Erdsoy, in: R.J.A. Talbert, Barrington Atlas of the Greek and Roman World, 2000, Kommentar (CD-ROM) zu map 8, S.77 f.; K. J. Neumann, Die Fahrt des Patrokles auf dem Kaspischen Meere und der alte Lauf des Oxos, in: Hermes 19, 1884, 165–185. 21. Megasthenes: Arr. anab. 5,6,2; Ind. 5,3; Strab. 2,1,9; 15,1,36; vgl. FGrH 715 Megasthenes. – Lit.: A. Mehl, Seleukos Nikator und sein Reich (Studia Hellenistica 28) 1986, 186–191; A. Kuhrt, S. Sherwin-White, From Samarkhand to Sardis, 1993, 91–113; E. Olshausen, Prosopographie der hellenistischen Königsgesandten 1 (Studia Hellenistica 19) 1974, 172–174 Nr. 127; D. Panchenko, Scylax’ Circumvagination of India and its interpretation in early Greek geography, ethnography and cosmography 1, in: Hyperboreus 4, 1998, 211–242. 22. Daïmachos: Strab. 2,1,9; vgl. FGrH 716 Daïmachos. – Lit.: A. Mehl, Seleukos Nikator und sein Reich (Studia Hellenistica 28) 1986, 186– 191; E. Olshausen, Prosopographie der hellenistischen Königsgesandten 1 (Studia Hellenistica 19) 1974, 171 f. Der Ferne Osten: 23. Maës Titianus: Amm. 23,6,60; Ptol. 1,11,4 und 7; 1,12,8; 6,13,2. – Lit.: J.L. Berggren, A. Jones, Ptolemy’ s Geography. An annotated translation of the theoretical chapters, 2000, 150–152.


8

Fernerkundung in der antiken Welt A

B

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C

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Imam as-Saih G 7 Tibubuci 7/Ksár Tarcine Alexandreia 13,16/ 23 7 i El - Iskandrya Viscera 7 /Biskra Ale za 7 a. Djebel Ayachi 5 Pha Jeb Sin 10 Leptis Magna 8/Lebda a /S Cidamus 7/ b. Ger 5/ Oued Guir Kleopatris 16/ A Ghadamis Galsa/Gholaia ? 7/ Suez c. Schott el- Hodna 7 r N Quaryat Abu Nujaym a d. Schott el- Jerid 7 Arsinoë 11/ Gyri 7/ Djebel Hasawnah b Myos Niger Mons 7/ Djebel Sawda Jamsa? e. Decri 7 /Azis Ben Tellis a Alasit? 7/al -Hassi Hormos?16 16 f. Nathabur 7 / Aigyptos Baracum 7/Brach Cizama 7/al -Hissan ? Oued Seybouse Egra ?16/ Wadi Hammamat 9 Garama 7, 8/ Jermah Al Wajh g. Pege 7 /Ksar Thapsagum? 7 /Thesaua 16 Koptos 16/Qift Deir el- Bahari 9 h. Nippi 7 7G a r Quseir Leukos limen 9 / a m i. Dasibari 7 / Leuke Kome? 16/ Philai a n Yanbu al Sinaiyah Oued Bel- Krecheb Syene 13,14/Aswan t e 13

a Karikon Teichos 4 / Safi ?

Tuben 7/Tobna Tabudium 7 /Tehouda Boin 7/Boinag Platea 1/ Rapsa 7 /Gafsa Gasr elBomba ?

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Meerenge von Gibraltar

Thymiaterion? 4 /Mehdija Akra? 4 /El - Jadida Cap Beddouza (Cap Cantin)

Gadeira 3/

Bergama

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Pfeiler des Herakles 1,2,3,4,10/

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Pergamon17/

Karthago 2,4,6/

Caesarea 5/

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Cabo de San Vicente

Herakleia17/ Ereøli

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Victoria Nyanza 12

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Dar es-Salaam

5

Die Ziffern im Kartenbild beziehen sich auf jene Fahrten, in deren Zusammenhang die damit bezeichneten Namen be nannt oder erschlossen sind. Die antiken Namen sind mit der jeweiligen Fahrt gesichert überliefert. Die ohne antike Entsprechung aufgeführten modernen Namen sind aus dem Kontext der Überlieferung mit großer Wahrscheinlichkeit erschlossen. 20° 0°

B

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C

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77

Etrusker, Westphönizier und Griechen (6. Jh. bis um 400 v. Chr.) B

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(396) MELPUM MEL PUM/Mediolanum PUM /Mediolanum Ticinum

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Die Auseinandersetzungen der Etrusker und Westphönizier mit den Griechen (6. Jh. bis um 400 v.Chr.) etruskisches Siedlungs- und Einflussgebiet (6.Jh.v.Chr.)

etruskischer Stadtstaat /(wechselndes) Mitglied des sog. Zwölfstädtebundes (Kernland)

Gebiet des etruskischen Städtebundes in Campania, 6. Jh. bis 424 v.Chr.

etruskische Gründung/Handelsniederlassung

Gebiet des etruskischen Städtebundes in der Padus-Region, 6.Jh. bis um 400 v.Chr.

griechische Polis/Handelsniederlassung keltische Gründung/Niederlassung

Siedlungsgebiet der sabellischen Stämme (organisiert als civitates/koina 5.?/4.Jh.v.Chr.)

westphönizischer Stadtstaat/ westphönizische Handelsniederlassung

Siedlungsgebiet sonstiger indigener Völkerschaften

sonstige Siedlung

griechisches Siedlungsgebiet westphönizisches Siedlungs - und Einflussgebiet keltisches Siedlungsgebiet ungefähre Ausdehnung der sog. adriatischen Koine

(Bundes-)Heiligtum: etruskisches, italisches westphönizisches, griechisches Kolonisationsbewegung/ Wanderbewegung zur Landnahme militärische Bewegung oder Vorstoß/Raubzug

Land-, Seeschlacht, Belagerung Sieg/Niederlage der Etrusker, der Griechen, der Westphönizier (z.T. mit Verbündeten)

Messapii

Völkerschaft ( Namen erst seit dem späten 4. Jh. literarisch belegt )

PUPLUNA etruskischer Name Herakleia griechischer Name Populonia (Qart- ada t)

lateinischer Name westphönizischer Name

Populonia moderner Name

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Identifizierung/Aussage nicht gesichert mons Apenninus


Der Westhallstattkreis erstreckte sich ab dem 8./7. Jh. v. Chr. von Ostfrankreich über die Nordschweiz und Südwestdeutschland bis nach Böhmen und Oberösterreich. Vorherrschend waren Brandbestattungen in z. T. ausgedehnten Grabhügelfeldern. Ab dem späten 7. Jh. (Ha D) veränderte sich seine Struktur in vielerlei Hinsicht. Spätbronzezeitliche Traditionen traten zurück, stattdessen dominierten

I. Der Westhallstattkreis

Zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. erstreckte sich über weite Teile Europas die spätbronzezeitliche Urnenfelderkultur. Auf ihrer Grundlage entwickelten sich die Kulturen der Eisenzeit, was auch in der chronologischen Terminologie zum Ausdruck kommt: Die für Mitteleuropa prägende früheisenzeitliche Hallstattkultur wird allgemein in zwei Zeithorizonte gegliedert. Auf die noch spätbronzezeitlichen Stufen Ha A und B folgten die ältere Hallstattkultur mit der Stufe Ha C (8. bis 7. Jh. v. Chr.) und die jüngere oder späte Hallstattkultur mit der Stufe Ha D (7. bis 5. Jh. v. Chr.). Die Verwendung des Eisens, die ab dem 8. Jh. v. Chr. aus dem östlichen Mittelmeerraum nach Westen vordrang, brachte grundlegende wirtschaftliche Änderungen mit sich, führte zu einer Auflösung der alten Verteilungs- und Gesellschaftssysteme und förderte die Entstehung neuer lokaler Eliten. In der älteren Hallstattkultur setzte sich die Sitte der Brandbestattung fort, doch im Unterschied zur Spätbronzezeit wurden die Toten nun in zum Teil riesigen Grabhügeln beigesetzt. Großräumige Übereinstimmungen bestanden vor allem im Bedürfnis der neuen Eliten, Status und Prestige zur Schau zu stellen. Im gesamten Hallstattbereich bildeten sich im Siedlungsgefüge Zentralorte heraus. Anhand des archäologischen Materials lässt sich die Kultur in einen West- und einen Osthallstattkreis untergliedern. Auf dem namengebenden Gräberfeld von Hallstatt in Oberösterreich vereinigten sich ost- und westhallstättische Formen. Die Schwierigkeit, West- und Osthallstattkreis voneinander zu trennen, besteht besonders im Überschneidungsgebiet der Kreise in einer breiten Mischzone, die zeitweise mehr nach Osten, zeitweise eher nach Westen tendierte.

Die Hallstattkultur (ca. 800 – 450 v. Chr.)

südliche Einflüsse. Im Totenkult ersetzte die Körperbestattung die Leichenverbrennung. Metallbeigaben traten an Stelle der Keramik. Zur gleichen Zeit kristallisierten sich im Siedlungsgefüge Orte heraus, die sich zu Zentren von überregionaler Bedeutung entwickelten, die sog. »Fürstensitze«. Im Gebiet zwischen Ostfrankreich, der Nordschweiz und dem Main entstanden diese befestigten Höhenburgen häufig an verkehrsgeographisch günstig gelegenen Punkten, vor allem in der Nähe der Flüsse als Hauptverbindungswegen (→ Karte S. 83). Zu den prominentesten dieser Plätze zählen die Heuneburg an der oberen Donau, der Mont-Lassois, der Münsterberg in Breisach, der Marienberg in Würzburg oder auch Závist südlich von Prag. Die Verteilung dieser »Fürsten-« oder Prunkgräber konzentrierte sich auffallend in der Nähe der Zentralorte. Als Kennzeichen der lokalen Eliten galten Statussymbole wie Goldhalsringe, vierrädrige Wagen oder aus dem Süden importiertes Bronzegeschirr. Die Blüte der »Fürstensitze« dauerte bis ins 5. Jh. v. Chr. hinein an und brach dann im Laufe einer Generation unvermittelt ab. In den östlichen Regionen des Westhallstattkreises, in Südostbayern und bevorzugt zwischen Donautal und dem Voralpenland entstand eine Vielzahl kleinerer, mit Wall und Graben befestigter »Herrenhöfe«, die als Sitze einer ländlichen Oberschicht interpretiert werden. Dabei handelte es sich um ein bemerkenswert langfristiges Phänomen, das vom 8. Jh. v. Chr. bis um 400 v. Chr. bestand. Die Karte zeigt, dass sich »Fürstensitze« und »Herrenhöfe« in ihrer Verbreitung annähernd ausschlossen. Ab etwa 500 v. Chr. berichteten griechische Autoren (Hekataios, Herodot) von den »Keltoi« – eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Stammesgemeinschaften nördlich der griechischen Kolonien in Südfrankreich und am Oberlauf der Donau. Trotz des recht spärlichen Inhalts dieser Schriftquellen wird die Entstehung der keltischen Volksstämme heute allgemein im Bereich der westlichen Hallstattkultur angenommen. Stark diskutiert wird allerdings, ab welchem Zeitpunkt man die vorgeschichtlichen Kulturen Mitteleuropas als »keltisch« bezeichnen kann. Manche Forscher verwenden den Begriff Kelten erst für die Träger der jüngereisenzeitlichen Latènekultur ab 450 v. Chr. Der Osthallstattkreis entwickelte sich im 8. Jh. aus lokalen spätbronzezeitlichen Wurzeln. Seine räumliche Ausdehnung ist durch das Vorkommen der typischen Keramikform der Stierkopfgefäße gekennzeichnet. Seine Zentren lagen teilweise ganz am Rande des Südostalpenraumes. Reiche Fundorte und großflächige, befestigte Burgen häuften sich zwischen Ljubljana und Novo Mesto im Hügelland der Save. Ein besonderes Kennzeichen des ostalpinen Hallstattkreises waren die figürlich verzierten Bronzegefäße der stark oberitalisch beeinflussten »Situlenkunst« (Etrurien, EsteKultur). Insgesamt bildete der Osthallstattkreis ein Konglomerat von heterogenen Gruppen, die sich im Bestattungsbrauch und dem archäologischen Fundmaterial mitunter gravierend unterschieden. Gemeinsam war ihnen allerdings die Sitte, einen herausgehobenen Personenkreis in reich ausgestatteten »Fürstengräbern« unter großen Grabhügeln zu bestatten. Am ausgeprägtesten zeigt sich dieses Phänomen in der Sulmtal-Gruppe in der Steiermark, Teilen Sloweniens und dem nordöstlichen Kroatien. Ihr herausragendster Fundort, von dem aus wahrscheinlich wichtige Verkehrswege kontrolliert wurden, ist Kleinklein südwestlich von Graz. Der Sulmtal-Gruppe standen die südlich angrenzende Kaptol-Gruppe und die Transdanubische Gruppe nahe. Eine Sonderstellung nahm die KalenderbergGruppe ein. Die Beigabenaustattungen in den dortigen Großgrabhügeln bestanden im Gegensatz zu den anderen Untergruppen hauptsächlich aus Keramik. Die Unterkrainische Hallstattgruppe war durch eine Vielzahl von großflächigen Höhensiedlungen mit zugehörigen Nekropolen gekennzeichnet. Im 8. Jh. v. Chr. wurden die Toten, wie allgemein üblich, verbrannt, später setzte sich im Gegensatz zu allen anderen Gruppen die Körperbestattung durch. Die südwestliche Grenze des Osthallstattkreises bildete die Frög-Gruppe in Kärnten, die südliche die Histrische bzw. die Liburnische Gruppe. Während im westlichen Teil, in Kärnten, Unterkrain und Slowenien, osthallstättische Kulturmerkmale bis ins 5. Jh. v. Chr. fortbestanden, endeten sie im restlichen Gebiet um die Mitte des 6. Jh. v. Chr. Die »Fürstengräber« brachen ab, die Höhensiedlungen wurden auf-

II. Der Osthallstattkreis

Unter dem Einfluss der nordtiroler Urnenfelderkultur formierte sich ab dem 12. Jh. v. Chr. im inneralpinen Raum die nach zwei Fundorten im Etschtal benannte Laugen-MelaunGruppe. Im Bestattungsbrauch dominierten die schon in der Spätbronzezeit üblichen Urnengräber. Anhand ihrer typischen Keramik ließ sich eine chronologische Dreiteilung erarbeiten (Stufen A–C). Während sich zu Beginn (12.–10. Jh. v. Chr.) u.a. bei Bronzegefäßen nordalpine Einflüsse bemerkbar machten, war die Phase Laugen-Melaun B (10.–9. Jh. v. Chr.) in Bezug auf Keramik und Bronzeformen durch eine deutliche Zuwendung zur EsteKultur und dem Ostalpenraum gekennzeichnet. Die Schlussphase der Gruppe (Stufe C) fiel mit der Hallstattkultur zusammen (7.–5. Jh. v. Chr.). Ihr Verbreitungsgebiet – die südlichen Ausläufer grenzten an die Este-Kultur – umriss ein Gebiet, dessen Bewohner in römischer Zeit summarisch als »Raeti« bezeichnet wurden.

IV. Die Laugen-Melaun-Gruppe

Die in Regionalgruppen gegliederte Hunsrück-Eifel-Kultur entwickelte sich an der nördlichen Peripherie des Westhallstattkreises kontinuierlich aus spätbronzezeitlichen Traditionen. Keramiktypen und -zierelemente, Schmuckformen und Trachtsitten zeigten markante Unterschiede zum südlich angrenzenden Hallstattbereich. Das Neuwieder Becken und der westliche Hunsrück bildeten ausgeprägte Siedlungszentren. Eines der auffälligsten Merkmale dieser Kultur war die Hügelgrabsitte. Bereits während der älteren Hunsrück-Eifel-Kultur (ca. 600–475 v. Chr.) wechselte der Bestattungsritus von der Brand- zur fortan dominierenden Körperbestattung. Wirtschaftliche Grundlage der Kultur waren Eisenproduktion und teils intensiver Güteraustausch mit dem Mittelmeerraum. Ab dem 5. Jh. v. Chr. bildete die jüngere Hunsrück-EifelKultur (475–250 v. Chr.) einen der Kristallisationspunkte der Latènekultur.

III. Die Hunsrück-Eifel-Kultur

gegeben. Unter Umständen führten hier skythische Einfälle den Untergang der Hallstattkultur herbei.

Ö Karten S. 31, 65, 67, 81, 83

Im Laufe des 10. Jh. v. Chr. bildete sich eine archäologisch gut abzugrenzende Kulturgruppe heraus, die als paläovenetisch oder nach ihrem fundreichsten Zentrum als Este-Kultur bezeichnet wird und eine überraschend lange Kontinuität bis ins 3. Jh. v. Chr. aufwies. Trotz ihrer Geschlossenheit zeigte die Este-Kultur vor allem ab dem 6. Jh. deutliche Verbindungen nach Etrurien und ins Gebiet der Golasecca-Kultur und war über ihre typischen figürlich verzierten Bronzegefäße, die »Situlenkunst«, für den weiteren Bereich um das caput Adriae und den südostalpinen Hallstattraum prägend.

VI. Die Este-Kultur

Zwischen dem 11. und 4. Jh. v. Chr. zeichnete sich eine archäologisch klar definierbare Zone ab, die nach einem Gräberfeld am Auslauf des Ticino aus dem Lago Maggiore als GolaseccaKultur bezeichnet wird. Maßgebliche Impulse zu ihrer Herausbildung stammten aus dem Gebiet der spätbronzezeitlichen Kulturgruppen nordwestlich des Alpenhauptkammes. Die Golasecca-Kultur gliederte sich archäologisch in einen nördlichen und einen südlichen Formenkreis. Charakteristisch für das gesamte Verbreitungsgebiet war der Brandbestattungsritus. Ab der Mitte des 6. Jh. v. Chr. erhielt sie wichtige Impulse aus Etrurien (Alphabet, Kunst) sowie aus dem Este-Bereich und dem Ostalpenraum, bewahrte sich aber, anscheinend begünstigt durch nur dünn besiedelte, fundarme Grenzgebiete, eine starke Selbständigkeit. Eingebunden in ein überregionales Beziehungssystem spielte die Golasecca-Kultur eine wichtige Rolle im transalpinen Austausch zwischen den Kulturen Oberitaliens und dem Westhallstattkreis. Obwohl die vergleichende Sprachwissenschaft anhand von Inschriften aus dem 6. und 5. Jh. v. Chr. Verbindungen zum mit dem Keltischen verwandten »lepontischen« Dialekt herausarbeiten konnte, ist die Golasecca-Kultur keinem bestimmten Ethnos zuweisbar.

V. Die Golasecca-Kultur

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Die Hallstattkultur (ca. 800 – 450 v. Chr.)


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Verbreitungsgebiet der Laugen - Melaun - Gruppe

Verbreitungsgebiet der Golasecca - Kultur

Verbreitungsgebiet der Este - Kultur

Verbreitungsgebiet der Hunsrück - Eifel - Kultur

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Verbreitungsgebiet des Osthallstattkreises

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Die Hallstattkultur ( ca. 800 bis 450 v. Chr.)

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Die Hallstattkultur (ca. 800 – 450 v. Chr.)

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und Zeitgruppen Lt A bis D untergliedern. Dabei bilden die Stufen Lt A und B die frühe (ca. 450–250 v. Chr.), die Stufe Lt C die mittlere (ca. 250–150 v. Chr.) und die Stufe Lt D die späte Latènezeit (ca. 150 v. Chr. bis zur Zeitenwende). Die archäologische Verbreitung der Latènekultur umfasste im Laufe der Zeit große Teile West-, Mittel- sowie Südosteuropas und Oberitaliens. In Abkehr von hallstättischen Bestattungssitten wurden die Toten zunehmend in Flachgräberfeldern statt in Grabhügeln beigesetzt. In Männergräbern waren Waffen (v.a. Lanzen und Schwerter) das allgemeine Kennzeichen einer Kriegerschicht. In den Frauengräbern dominierten teils reiche Schmuckensembles. Die seit dem 4. Jh. v. Chr. auftauchende Leichenverbrennung wurde ab dem 3. Jh. vorherrschend und in der Spätlatènezeit allgemein üblich. Die wichtigsten Quellen zur Latènekultur sind gewiss die archäologischen Bodenfunde. Sie lassen sich aber nur zum Teil mit den Nachrichten antiker Autoren (wie Hekataios, Herodotos, Poseidonios, Strabon, Caesar, Livius, Plinius) und den Ergebnissen der vergleichenden Sprachwissenschaft zu einem ge-

Kerngebiet der Latènekultur

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Im 5. Jh. v. Chr. veränderte sich das Kulturgefüge der Hallstattzeit in Ostfrankreich und Südwestdeutschland grundlegend. Die meisten hallstättischen Zentralorte, die sog. »Fürstensitze«, verloren ihre Bedeutung und wurden zwischen 450 und 400 v. Chr. zerstört oder verlassen. Einen plötzlichen Aufschwung nahmen hingegen Gebiete, die nördlich der bisherigen Zentren lagen und bis dahin eine untergeordnete Rolle gespielt hatten: das Marneund Mittelrheingebiet sowie Böhmen. Reiche, oft mit zweirädrigen Wagen ausgestattete Kriegergräber sowie Südimporte waren kennzeichnend, gleichzeitig tauchte in diesen Regionen ein radikal neuer Kunststil mit organisch anmutenden Pflanzen- und Zirkelornamenten auf, der mediterrane Impulse eigenständig weiterentwickelte. Er war das wesentliche Charakteristikum der nach einem wichtigen Fundort in der Westschweiz benannten »Latènekultur« der jüngeren Eisenzeit. Diese lässt sich, hauptsächlich anhand von Fibeln, Ringschmuck und Waffen, in vier Material-

Die Latènekultur (ca. 450 v. Chr. bis zur Zeitenwende)

Die Einwanderung keltischer Stämme nach Oberitalien ist sowohl durch schriftliche als auch archäologische Quellen ab etwa 400 v. Chr. belegt. Die Insubres eroberten Melpum (Mediolanum/Mailand) und die westliche Poebene, die Boi(i) das etruskische Felsina (Bononia/Bologna) sowie das Gebiet vom Padus/ Po bis zum Apennin, und die Cenomani siedelten sich zwischen Gardasee (Benacus lacus) und Po an. Die Lingones besetzten die Region südlich der Pomündung bis Spina und die Senones schließlich den ager Gallicus bis Ancona ins Picenum. Dabei nahmen sie nach den Bodenfunden zu urteilen auch bis dahin weitgehend unbewohntes Land in Besitz. Kennzeichen der keltischen Eroberung sind die Gräberfelder des 4. und 3. Jh. v. Chr., deren Beigaben z. T. stark nordalpinem Fundmaterial aus dem Marnegebiet oder auch aus Böhmen gleichen. Besonders deutlich wird dieser Einfluss in Kriegergräbern mit typischen Schwertern und Helmen oder Frauengräbern mit entsprechendem Ringschmuck. Die Zuwanderer verhielten sich gegenüber den Italikern durchaus unterschiedlich. Während sich beispielsweise um Verona, Brixia/Brescia und Mantua eine ausgesprochene Latènekultur herausbildete,

I. Die Ausbreitung nach Süden

meinsamen und schlüssigen Bild zusammenfügen. Aufgrund der antiken griechisch-römischen Ethnographie, die die zeitgenössische Bevölkerung nördlich der Alpen als »Keltoi« oder »Galli« bezeichnete, sieht man in der Latènekultur heute die archäologische Hinterlassenschaft der »Kelten«. Allerdings waren diese Namen lediglich Sammelbezeichnungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Stammesgebilde ohne gemeinsames Identitätsbewusstsein. Im Ostmittelmeerraum herrschte die Benennung »Galatai« vor. Während man bei der Ausbreitung von Latène-Elementen nach Westen und Südwesten ab dem 5. Jh. v. Chr. von der »vorhistorischen Ausbreitung« der Kelten spricht, wird die Expansion der Latènekultur nach Italien, auf den Balkan und donauabwärts mit den schriftlich belegten »keltischen Wanderungen« in Verbindung gebracht. Ihre Ursachen lagen sowohl in den sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen am Ende der Hallstattzeit als auch in einer deutlichen Klimaverschlechterung um das Jahr 400 v. Chr. Archäologische Funde belegen, dass man zu Beginn des 4. Jh. v. Chr. im Nordwesten des Karpatenbeckens und in Teilen Böhmens und Mährens mit einer Zuwanderung aus dem Kernbereich der Latènekultur zu rechnen hat. Auch in die ungarische Tiefebene scheinen die Kelten um die Mitte des 4. Jh. v. Chr. vorgestoßen zu sein. Zeugnisse dafür sind Gräberfelder, die sowohl in der Struktur als auch im Fundmaterial denen entsprechen, die im westlichen Latèneraum vorkommen. Im Laufe des 4./3. Jh. v. Chr. wanderten immer wieder neue Bevölkerungsgruppen von Westen ins Karpatenbecken ein (Scheibenhalsringe, Keramiktypen). Dabei ist eine Vermischung mit lokalen Kulturerscheinungen festzustellen, was zur Ausbildung des eigenen Gepräges der ostkeltischen Latènekultur führte. Im Laufe des 3. Jh. v. Chr. umfasste sie das gesamte Gebiet des Karpatenbeckens. Archäologisch kaum nachzuweisende, aber historisch überlieferte Raubzüge nach Südosten gipfelten im Jahr 279 v. Chr. in dem Versuch, das Apollonheiligtum von Delphoi zu erobern. Etwa zur selben Zeit drangen keltische Stämme ins nördliche Schwarzmeergebiet vor. 278/77 v. Chr. überquerten andere den Hellespont. Dort wurden die »Galatai« als Söldner in Zentralanatolien (um das heutige Ankara) angesiedelt (→ Karte S. 124). Die keltischen Gräberfelder an der unteren Donau sind nur bis zum Ende des 2. Jh. v. Chr. nachzuweisen, während zur selben Zeit in den Siedlungen typisch dakisches Fundmaterial auftritt. Im 1. Jh. v. Chr. verstärkte sich die dakische Expansion ins Karpatenbecken (Königreich des Burebista), in deren Folge die kel-

II. Die Ausbreitung nach Südosten

entwickelte sich im boischen Siedlungsgebiet eine etruskisch-keltische Mischkultur. Die Lingones traten archäologisch sogar noch weniger in Erscheinung. Kurzfristige Beutezüge führten keltische Stämme (z. B. die Senones) weiter nach Süden: So kam es 387 v. Chr. zur Plünderung Roms, das ab dem 3. Jh. v. Chr. seinerseits nach Oberitalien vorstieß (Schlachten bei Sentinum, Telamon, Clastidium). Zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. war die römische Eroberung Norditaliens abgeschlossen. Es folgte eine keltische Rückwanderung nach Norden und in den Donauraum, die die dortige Spätlatènekultur maßgeblich beeinflusste.

Ö Karten S. 63, 79, 83, 85, 124, 165, 167

Die Sprachwissenschaft rekonstruiert mithilfe von Gewässer- und Ortsnamen eine »keltische« Bevölkerung sowohl für Teile der Iberischen Halbinsel als auch für die Britischen Inseln, die sich nur bedingt mit den Ergebnissen der Archäologie in Einklang bringen lässt. In Spanien und Portugal fanden sich, v.a. bei Metallobjekten, Einflüsse aus dem Latènebereich, diese waren jedoch nicht so prägend, dass man die »keltiberische Kultur« dem Latènekreis zurechnen könnte. Ähnliches gilt für die Verhältnisse auf den Britischen Inseln. Ab dem 4. Jh. v. Chr. zeigten sich dort v.a. im Zierstil von Waffen und metallenem Schmuck Impulse aus der Latènekultur. In Südwestengland fanden sich darüber hinaus Bestattungen (Arras-Kultur), die an solche des Marnegebietes erinnern. Nach der neueren englischen Forschung belegen die Einflüsse jedoch keine Einwanderung aus dem mitteleuropäischen Latènekreis. Diese lässt sich erst im 1. Jh. v. Chr. mit der bei Caesar überlieferten Einwanderung belgischer Stämme auch archäologisch wahrscheinlich machen (Aylesford-Kultur, Brandgräber, Münzwesen).

IV. Von der Latènekultur beeinflusste Regionen

Ab dem 3./2.v. Chr. Jh. bildete sich als Folge des Rückstroms keltischer Stämme (z. B. Boii) aus Italien sowohl in West- und Mitteleuropa als auch im Donauraum ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem heraus, das als frühstädtisch bezeichnet werden darf. Seine Kennzeichen waren großräumig angelegte, zentralörtliche Befestigungen, die Caesar als oppida bezeichnete, sowie Münzwesen und der Gebrauch der Schrift. Die spätlatènezeitliche Oppida-Zivilisation wies, trotz gewisser regionaler Unterschiede (Befestigungsart, Siedlungsgröße), im Gebiet zwischen Westeuropa und Ungarn große Ähnlichkeiten auf. Während die meisten Anlagen Süddeutschlands bereits vor der Mitte des 1. Jh. v. Chr. verlassen wurden, bildeten sie in Frankreich nach dem Gallischen Krieg in vielen Fällen die Keimzellen gallo-römischer Stadtentwicklung.

III. Die Oppida-Zivilisation

tischen Scordisci, Boii und Taurisci zwischen 60 und 44 v. Chr. besiegt wurden.

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Die Latènekultur (ca. 450 v. Chr. bis zur Zeitenwende)


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Größte Ausdehnung der Latènekultur im 3. und 2. Jh. v. Chr.

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Die Latènekultur (ca. 450 v. Chr. bis zur Zeitenwende)


Im Zeitraum von etwa 800 bis 600 bzw. dem 6. Jh. v. Chr. fand – nach den archäologischen und historischen Quellen zu urteilen – uneingeschränkter Handel zwischen Nord- und Südeuropa statt, an dem sowohl Phönizier/Westphönizier, Griechen (u. a. Phokaier: Hdt. 1,163) und Etrusker als auch die Träger der West- und Osthallstattkultur partizipierten. Dabei bildeten die Westalpen und die Cevennen eine deutliche Grenze zwischen der mediterranen Welt und Mitteleuropa, die im Westen über die Rhodanus/Rhône-Arar/SaôneSequana/Seine-Passage umgangen oder im Osten über die Alpen Richtung Mährische Pforte (außerhalb des Kartenausschnitts) und Vistula/Weichsel (einem Teil ihres Laufs folgte die Bernsteinstraße) gequert werden konnte. Der Verlauf des Flusses Danuvius/Istros/Donau – zu Wasser und durch begleitende Landwege die zentrale West-Ost-Verbindung bis zum Schwarzen Meer – verband als dritte Achse die beiden erstgenannten Routen, wobei allerdings von der Ostalpenstraße mehrere Wegvarianten nach Norden Richtung Donau abzweigten. Im Laufe der Zeit wurden auch Passagen über die West- bzw. Zentralalpen genutzt, die sich archäologisch durch die Saum-

I. Handelsträger und die wichtigsten Verkehrswege

Seit etwa dem 8. Jh. v. Chr. lassen sich zwischen dem Mittelmeerraum und dem Gebiet nördlich der Alpen Kontakte feststellen, die durch Funde etruskischer und griechischer Provenienz v.a. im Gebiet der Hallstattkultur belegt sind. Aufgrund der Häufigkeit der Fundplätze sowie bestimmter signifikanter Artefaktgruppen wie Metallobjekten und Keramikprodukten aus dem etruskischen bzw. dem griechischen Siedlungs- und Kulturraum und deren stetiger Zunahme im Verlauf der Jahrhunderte ist davon auszugehen, dass diese Güter direkt oder indirekt dorthin verhandelt wurden und es sich nicht ausschließlich um Beutegut oder Geschenke handelte. An diese Beobachtung schließen sich folgende Fragen an: An welchen Gütern aus dem Norden hatten Etrusker und Griechen Interesse? Welche Handelsrouten wurden genutzt?

Handelsbeziehungen zwischen der Mittelmeerwelt und der Zone nördlich der Alpen (8.–5. Jh. v. Chr.)

stationen auf den Passwegen fassen lassen. Über die Flussrouten Liger/Loire, Sequana/ Seine und Rhenus/Rhein wurden der Atlantik bzw. die Nordsee erreicht. Solange die Etrusker den (See-)Handel im Tyrrhenischen Meer und entlang der ligurischen Küste (Genua) und westwärts Richtung Iberische Halbinsel kontrollierten, gelangten wenige keramische Südimporte in die Zone nördlich der Alpen, da es sich bei den etruskischen Importen zumeist um Bronzegegenstände handelte, die direkt oder indirekt in Beziehung zum Transport und Genuss von Wein standen, oder um Schmuck, Fibeln und Statuetten. Seit der Schlacht von Alalia 540/35 v. Chr., die die Vorherrschaft der Etrusker im westlichen Mittelmeerraum erheblich einschränkte, sowie dem Aufstieg Karthagos und seiner Blockade der Meerenge von Gibraltar nutzte das griechische Massalia seine neu gewonnene Macht, um sich mit seinen Produkten die westliche Süd-Nord-Handelsroute entlang des Rhodanus/Rhône zu sichern und die fehlenden Metalle auf dem Landweg zu beschaffen. Es belieferte Hallstattsiedlungen, die durch ihre verkehrsgeographische Lage sowie durch ihre überregionale wirtschaftliche und soziopolitische Stellung für den Handel von Bedeutung waren. Das plötzliche Auftreten massaliotischer Weinamphoren und attischer Keramik in großen Mengen an Orten wie dem spätkeltischen Handelsplatz Vienna/Vienne, in Bragny und auf dem Mont Lassois spricht für ein ausgebautes und gesichertes Fernhandelsnetz mit infrastrukturellen Knotenpunkten. Die Etrusker ihrerseits wichen auf die östlichen Handelswege über die Alpen und den Adriaraum aus. Von Bologna/Felsina verlief die Südost-Nordwest-Route ebenfalls bis nach Bragny; eine Nordroute führte über verschiedene Pässe, die alle vom Tessin aus auf den Rhein zuführen: über die Westalpen (Simplon-Pass/Wallis/Westschweizer Seen) oder über die Zentralalpen (Bernardino-Pass ins Alpenrheintal oder alternativ die WalenseeZürichsee-Route), wobei die Mittlerrolle der Golasecca-Kultur (zwischen Verbanus lacus/ Lago Maggiore und Padus/Po, → Karte S. 65) nicht unerheblich war. Eine dritte, östliche Passage mit Verzweigungen eröffnete entlang der Flüsse At(h)esis/Adige/Etsch – Isarcus/Eisack (»Brennerpassroute«, später ein Teil des Verlaufs der via Claudia Augusta) bzw. östlich Der Süden handelte außer den Erträgen der Zinn- und Bleivorkommen Spaniens, der Atlantikküste Galliens und Britanniens sowie Skandinaviens die Kupfer- und Eisenerze in Form von Kuchen-, Ring- oder Axtbarren oder auch als Metallschrott ein, außerdem die Edelmetalle Silber und Gold. Dazu kamen Salz, aber auch Bernstein v.a. von der Ostseeküste (griech. elektron, lat. sucinum; nach Pytheas von Massalia, 3. Jh. v. Chr., fr. 8, gab es eine Bernsteininsel Abalus im Nordmeer). Weniger Beachtung fand in den antiken Quellen der Handel mit »Naturalien«, z. B. einem Exportartikel der südillyrischen Küste, der Iriswurzel, die zu Salben und Parfums weiterverarbeitet wurde. Daneben wurden mit Sicherheit zum Verzehr aufbereitete Nahrungsmittel, Tierhäute und Felle vertrieben, aber auch Sklaven. Die vom Süden in den Norden verhandelten Erzeugnisse der Anrainerkulturen des Mittelmeeres werden v.a. durch die Funde ihrer »Verpackung«, der Transportamphoren, und die in ihr enthaltenen organischen Reste kenntlich: Dazu gehörten Wein, Olivenöl, Haselnüsse, Trauben, Kernfrüchte, Oliven, aber auch Muscheln, Krustentiere, Fleisch und Fisch, ferner Mineralien, Pflanzen und spezielle Textilien. Außerdem waren nach Ausweis des Fundgutes für den Norden während des gesamten Zeitraumes sowohl Metall- als auch Keramikservice und darüber hinaus Schmuck, Fibeln und Figurinen interessant.

II. Verhandelte Rohstoffe und Produkte

davon (»Tauernroute«, via Iuvavum/Salzburg) den Weg nach Nordost-Europa. Schwer zu fassen sind die schon früh erwähnten bzw. durch entsprechende Funde zu erschließenden verschiedenen Routen der sog. Bernsteinstraße (nicht eingezeichnet, → Karte S. 85), die von der Ostsee, besonders dem Baltikum, den Adriaraum erreichten. Eine erhebliche Rolle spielten für Handel und Migration die Fluss-Systeme, so im keltischen, in römischer Zeit »gallisch« genannten Raum mit Rhône, Garonne, Loire und Seine oder in der Region zwischen Po und dem Ostalpenraum. Weit ungünstiger waren diese naturräumlichen Gegebenheiten an der illyrischen Küste. Im Pontosgebiet diente neben dem Istros/Donau v.a. der Borysthenes/ Dnjepr als Handelsweg. Die der Kartierung zugrunde liegenden Informationen stammen aus Grabungspublikationen und Detailuntersuchungen zu einzelnen Regionen oder Handelsgütern. Anhand der Verbreitungsgebiete von Rohstoffvorkommen, verhandelten Rohstoffen, Halbfabrikaten sowie Fertigprodukten unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zeitstufen lässt sich zeigen, dass die Streuung entlang spezifischer Routen verläuft, die in der Antike offensichtlich als Hauptverkehrswege (hier: Späthallstattzeit bzw. Frühlatènezeit) genutzt wurden. Zwar lassen sich diese Handelswege nur in den wenigsten Fällen archäologisch nachweisen (es gibt z. B. wenige Hinweise auf Straßenanlagen mit Trassen und Pflasterung etwa aus dem etruskischen Bereich), aber sie sind insofern nachvollziehbar, als sie sich in der Regel an naturräumlichen Gegebenheiten wie Flussläufen oder natürlichen Pässen (z. B. Alpenübergänge) orientierten. Hinzu kommen Hinweise aus der etwas später einsetzenden Überlieferung antiker Autoren auf (nicht immer identifizierbare) Orts- und Flurnamen. Vor allem das Fundgut, aber auch antike Quellen machen nachvollziehbar, dass sich die Frequentierung oder die Nutzer einzelner Routen ändern konnten (z. B. die Rhodanus/RhôneRoute: zunächst wohl von Etruskern genutzt, mit Gründung Massalias dann aber v.a. von Griechen). Aus der Auswertung des Fundgutes der unterschiedlichen Grabungsorte sowie der Oberflächenfunde ergibt sich eine hier zwangsläufig vereinfachte Zusammenschau der Importfunde – v.a. Bronzeobjekte und Keramik – im Alpenraum und in der Zone nördlich davon. Dabei zeigt die Häufung einzelner oder mehrerer Güter in einem Kulturraum, dass in bestimmten Fällen sogar von einer »marktorientierten« Produktion gesprochen werden kann. Numismatisches und epigraphisches Material datiert ähnlich wie die literarische Überlieferung eher spät, Letztere ab dem 3. Jh. v. Chr., wenn man von vereinzelten Hinweisen, die die Regionen nördlich der Alpen betreffen könnten, absieht. Der Fernhandel insgesamt fand seinen ersten literarischen Niederschlag in der Beschreibung von Schifffahrtsrouten – dazu darf auch die myth-historische Odyssee Homers (spätes 8. Jh.) gerechnet werden – und in den periploi, griechischen Seefahrts- und

Die Quellen

G. Bartoloni, Archäologische Untersuchungen zu den Beziehungen zwischen Altitalien und der Zone nordwärts der Alpen während der frühen Eisenzeit Alteuropas, 1998; J. Biel, Die Kelten in Deutschland, 2001; B. Bouloumié, Der Seehandel der Etrusker in Südfrankreich, in: Die Etrusker in Europa, Ausstellungskat., 1992, 168–173; K. Düwel (Hrsg.), Methodische Grundlagen und Darstellungen zum Handel in vorgeschichtlicher Zeit und in der Antike, 1985; M.A. Guggisberg (Hrsg.), Die Hydria von Grächwil. Zur Funktion und Rezeption mediterraner Importe in Mitteleuropa im 6. und 5. Jh. v. Chr., 2004; W. Kimmig (Hrsg.), Importe und mediterrane Einflüsse auf der Heuneburg, 2000; M. Kuckenburg, Die Kelten in Mitteleuropa, 2004; L. Leegaard, The Mediterranean and Central Europe in the 6th and 5th Centuries B.C. The Trade-Route through the Rhône Valley in the Light of Discoveries of Local Plain Wares, in: Acta hyperborea. Danish Studies in Classical Archaeology 9, 2002, 145–168; S.W. Meier, Blei in der Antike, 1995; D. Nash Briggs, Metals, Salt, and Slaves. Economic Links between Gaul and Italy from the Eighth to the Late Sixth Centuries BC, in: Oxford Journal of Archaeology 22, 2003, 243–259; J. Pape, Die attische Keramik der Heuneburg und der keramische Südimport in der Zone nördlich der Alpen während der Hallstattzeit, in: W. Kimmig (Hrsg.), Importe und mediterrane Einflüsse auf der Heuneburg, 2000, 71–175; D. Tiempe, Griechischer Handel nach dem nördlichen Barbaricum, nach historischen Quellen, in: K. Düwel (Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, 1. Methodische Grundlagen und Darstellungen zum Handel in vorgeschichtlicher Zeit und in der Antike, 1985, 181–213; S. Zimmer (Hrsg.), Die Kelten – Mythos und Wirklichkeit, 2004.

Literatur

Ö Karten S. 6 f., 63, 65, 69, 71, 75, 79, 81, 85; Etrusci, Etruria [II.], Karte »Etruskische Exporte (7.–5. Jh. v. Chr.)«, DNP 4, 185 f.

Küstenbeschreibungen in Form von Logbüchern oder Handbüchern (vgl. auch Hdt. 4,42; → Karte S. 6 f.). Eine wichtige Quelle ist Festus Rufus Avienus (4. Jh. n. Chr.), der in freier Bearbeitung eine der ältesten griechischen Küstenbeschreibungen eines unbekannten, vielleicht massaliotischen Verfassers, die sog. Ora maritima, überliefert (z. B. die Strecke von Massalia bis Tartessos/Taršiš). Nach seinen Angaben war für alle mediterranen Völker das nördliche Mitteleuropa v.a. wegen seiner reichen Metallvorkommen von Interesse.

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Handelsbeziehungen mit Zentraleuropa (8.– 5. Jh. v. Chr.)


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sonstiger Ort, antik bezeugt oder rezent

Fürstensitz/sonstiger Fundort

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frühlatènezeitlicher Hauptverkehrsweg ( ca. 475 /375 v. Chr.)

15°

Venedig moderner Name

Meer

45°

späthallstattzeitlicher Hauptverkehrsweg ( um 500 v. Chr.)

Eisen, Kupfer, Gold

Salz

Zinn, Silber, Blei

Rohstoffvorkommen:

etruskische, sonstige italische und/oder massaliotische, sonstige griechische Transportamphoren

griechische Keramik /Bronzen

Aquileia antiker Name

Alpes

F

etruskische Keramik /Bronzen

Fertigprodukte:

Kuffern

50°

griechisches Siedlungs- und Kulturgebiet

etruskisches Siedlungs- und Kulturgebiet

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Gebiete der West -bzw. Osthallstattkultur

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Handelsbeziehungen zwischen der Mittelmeerwelt und der Zone nördlich der Alpen ( 8. bis 5. Jh.v.Chr.)

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Handelsbeziehungen mit Zentraleuropa (8.– 5. Jh. v. Chr.)

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Ab dem 8./7. Jh. v. Chr. kann man wieder von einem Fernhandel sprechen, an dem neben Griechen (u. a. Korinthos, Miletos, Phokaia, später Athenai, Rhodos) vor allem Phönizier (u. a. Tyros, seit dem 11./10. Jh., Qart-h․adašt/

I. Handelsrouten

In der Antike war die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftssektor, ihr wesentliches Element die bäuerliche Lebens- und Arbeitsform der Subsistenzwirtschaft, wobei Anbau und Viehwirtschaft weitgehend getrennt praktiziert wurden. Der Mittelmeerraum ist geprägt durch für den Regenfeldbau geeignete Gunstregionen, zumeist in den Küstenzonen und in bestimmten Beckenebenen, wohin auch die Kolonisierungsbewegungen der Phönizier und Griechen führten. Für die Schifffahrt günstig waren die stabilen klimatischen Verhältnisse im Mittelmeer in den Sommermonaten. Kleinere und größere Siedlungen sowie größere Städte (z. B. Sidon, Miletos, Athenai, Caisri/Caere, Qart-h․adašt/Karchedon/Carthago) dienten als wirtschaftliche Zentren für den lokalen Markt und für den überregionalen Handel, sie waren zudem Orte der handwerklichen Produktion; viele Küstenorte bauten entsprechende Hafenanlagen. Beschränkte sich der Ackerbau auf geeignete Landflächen in den Ebenen, häufig durch kleinteilige Terrassierungen an geeigneten Hängen erweitert, so konnten die höheren Regionen für Jagd, Weidewirtschaft und Wildbeuterei genutzt werden. Wälder für die Holzproduktion fanden sich in höheren Lagen und in Gegenden mit stärkeren Niederschlägen, also eher an Westseiten von Höhenzügen und in Küstennähe (→ Karte S. 201). Das Geldund Bankwesen (Kredit, Darlehen, Seedarlehen) spielte in der griechischen Welt erst ab dem 6. Jh. eine Rolle für den Handel, in Rom und Italien seit dem späten 4./3. Jh. (frühe Münzen nur aus wenigen Orten in Etrurien bekannt). Dabei war der Zugang zu Edelmetallvorkommen (Taršiš?/Tartessos auf der Iberischen Halbinsel, Pangaion in Thrakien, Laureion in Attika) bereits in prämonetärer Zeit ein wichtiger Faktor, auch für politische Macht.

Wirtschaft und Handel im Mittelmeerraum in der Zeit vom 7./6. Jh. bis zum frühen 4. Jh. v. Chr.

Karthago, Gades) und andere Levantiner sowie Etrusker (u. a. Caisri/Caere, Tarquinii, Populonia, später Atria, Spina), die neben dem Seehandel auch recht frühe Kontakte mit den Völkern nördlich der Alpen hatten, beteiligt waren. Die (Handels-)Niederlassungen finden sich im und um das ganze Mittelmeer verteilt, vor allem an Plätzen, bei denen das Hinterland nicht an der Seefahrt interessiert war, keine politisch stabilen Strukturen vorhanden waren oder eine Zentralmacht die Niederlassung wünschte/duldete (Griechen in Naukratis). Bis in das 6. Jh. waren die wirtschaftlichen Einflusssphären, vor allem im westlichen Mittelmeerraum, zwischen Phöniziern/Westphöniziern (u. a. Karthago), Griechen und Etruskern abgesteckt. Verhandelte Güter waren Rohstoffe aller Art sowie Halb- und Fertigprodukte, u. a. Getreide (ab dem 5. Jh. Getreideimporte für griechische Städte zunehmend wichtig: vgl. Hdt. 7,147,2; Demosth. or. 20,30–33), Wein und Olivenöl, sonstige Nahrungsmittel, Holz vor allem für den Schiffbau, Metalle, Textilien, aber auch Sklaven. Dass auch Marmorblöcke über weitere Strecken transportiert wurden, haben naturwissenschaftliche Untersuchungen erwiesen (z. B. prokonesischer Marmor in Didyma; vgl. Nebenkarte). Neben den genutzten Seerouten, über die auch Schiffswracks (z. B. Igilium/Giglio vor der etruskischen Küste, Bon-Porté/Südfrankreich, Gela/Sizilien, Porticello/Straße von Messina, Kyrenia/Zypern) Auskunft geben, sind auch für den Fernhandel wichtige Überlandrouten überliefert. Dazu gehörten die sog. Königsstraße von Sardeis nach Susa (mit Vorläufern und Verzweigungen), die Routen von der Levante nach Mesopotamien und über die sog. Große Heerstraße weiter nach Zentralasien, die Weihrauchstraße auf der arabischen Halbinsel mit Fortsetzung über den sog. Königsweg nach Syrien, am Nil entlang nach Süden mit Abzweigungen zu den Oasen im Westen und an das Rote Meer, die Routen in das Gebiet nördlich der Alpen (→ Karte S. 83), die wichtige Ost-Westverbindung entlang der Donau – wie überhaupt die großen Flussläufe, schiffbar oder nicht, wichtige Achsen darstellten – und die sog. Bernsteinstraße mit unterschiedlichen und wechselnden Detailwegen. Marmor diente ab der Bronzezeit zur Herstellung von Architektur(-teilen), Skulpturen, Gefäßen. In Griechenland wurde ab dem 7. Jh. v. Chr. weißfarbiger Marmor für Plastiken und Bauten verwendet, für Rom ist dieser seit dem 2. Jh., buntfarbiger seit dem 1. Jh. v. Chr. bezeugt. In spätantiker und frühbyzantinischer Zeit wurden beide Gattungen häufig in Wiederverwendung ebenfalls vorwiegend für Ar-

III. Antike Marmorvorkommen von überregionaler Bedeutung (Nebenkarte)

Obwohl die Bedeutung der Wirtschaftsgeschichte für das Verständnis der historischen Entwicklung recht früh erkannt wurde, ist sie immer noch ein Stiefkind der Forschung, was vor allem auf die Quellenlage zurückzuführen ist; denn die antiken Schriftsteller behandelten ökonomische Belange in der Regel nicht gesondert (vgl. z. B. Plat. leg. 677a-682e; Strab. 2,5,26) oder entsprechende Fachliteratur ging verloren. Zur Landwirtschaft und zum (Tausch-)Handel bzw. »Transfer von Gütern ohne Austausch« (einseitige Geschenke, aber auch Kriegsbeute, Piraterie, Raub) äußerten sich u. a. Homeros, Hesiodos (Erga kai hemerai) und Xenophon (Oikonomikos), Aristoteles zitierte verlorene Fachliteratur und beschäftigte sich mit Tierkunde, Theophrastos mit Pflanzenkunde. Griechische Fachautoren überliefert Varro (Varro rust. 1,1,7ff.). Zu den frühen phönizischen Handels-Expeditionen der Stadt Tyros gibt das Alte Testament Hinweise, und die verloren gegangene tyrische Geschichtsschreibung ist z. T. überliefert bei Iosephos/Flavius Iosephus. Dagegen gehört der karthagische Fachschriftsteller Mago erst in das 2. Jh. v. Chr. Direkte literarische Überlieferungen aus dem etruskischen Bereich liegen nicht vor. So sind es neben den aus der antiken Literatur gewonnenen Einzelnachrichten, z. B. zu Transportwesen oder verhandelten Produkten, häufig die Beobachtungen im Rahmen archäologischer Untersuchungen (wie die Identifizierung von Emporien) oder zu signifikanten Fundgattungen, wie z. B. Keramik (Transportamphoren), die zur Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge, insbesondere des Handels, beitragen. Ergänzungen bieten epigraphische und numismatische Zeugnisse.

II. Die Quellen

15.marmor Chium 16.marmor Luculleum 17.marmor Phrygium 18.breccia corallina 19.lapis porphyrites 20.marmor Claudianum 21.scisto verde 22.lapis Syenites

6.marmor Carystium 7.marmor Pentelicum 8.marmor Hymettium 9.marmor Lacedaemonium 10.marmor Taenarium 11.marmor Parium

13 Prokonnesos 12 Thasos

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18 Vezirhan

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Kap Tainaron

22 Assuan/ Syene

21 Wadi Hammamat

20 ¨ebel Fatireh

19 ¨ebel Dokhan

A. Karystos B. Delos C. Naxos D. Paros E. Ephesos

sonstige Vorkommen von lediglich regionaler Bedeutung

M. Austin, P. Vidal-Naquet, Gesellschaft und Wirtschaft im alten Griechenland, 1984; R. Bogaert, Grundzüge des Bankwesens im alten Grie-

Literatur

Ö Karten S. 53, 55, 63, 69, 71, 75, 83, 121, 201; Handel II–IV, DNP 5, 1998, 109–116

chitektur und Skulptur eingesetzt. In allen Kulturräumen hatte Marmor einen hohen Repräsentationswert. Die wichtigsten Brüche weißfarbigen Exportmarmors lagen in Griechenland, Kleinasien und Italien. Dazu kommen die Buntmarmora und andere farbige Steine, die in der römischen Kaiserzeit z. T. weite Verbreitung fanden. Wichtig, aber kaum erforscht sind die vielen lokalen Vorkommen, die wesentlich zur Entwicklung der jeweiligen urbanen Infrastruktur beitrugen.

bunter Marmor

weißer Marmor

Marmorvorkommen und -abbau: moderner Name

antiker Name

30°

40°

chenland, 1986; P. Dupont, Trafics mediterranéens archaïques: quelques aspects, in: Krinzinger, 445– 460; A. Eich, Die politische Ökonomie des antiken Griechenlands (6.-3. Jh. v. Chr.), 2006; V.D. Hanson, The Other Greeks, 1995; R.J. Hopper, Handel und Industrie im klassischen Griechenland, 1982; H. Klees, Sklavenleben im klassischen Griechenland, 1998; F. Krinzinger (Hrsg.), Die Ägäis und das westliche Mittelmeer. Symposion 1999, 2000; S. Lauffer, Die Bergwerkssklaven von Laureion, 2 1979; D. Mertens, Städte und Bauten der Westgriechen, 2006; A. Möller, Naukratis, 2000; C. Neri, Il marmo nel mondo Romano, 2002; P. Pensabene (Hrsg.), Marmi antichi II: cave e technica di lavorazione, provenienza e distribuzione, 1998; S. von Reden, Exchange in Ancient Greece, 1995; R. Rollinger, C. Ulf (Hrsg.), Commerce and Monetary Systems in the Ancient World: Means of Transmission and Cultural Interaction, 2004; R. Sallares, The Ecology of the Ancient Greek World, 1991; I. Scheibler, Griechische Töpferkunst, 21995.

Vezirhan

Simitthus

Antike Marmorvorkommen von überregionaler Bedeutung ( 3. Jt. v. Chr. 6. Jh.n. Chr.)

2.marmor Lun(i)ense

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14 Troas Lesbos 4 Skyros 17 Dokimeion 15 Chios 5 Chalkis 16 Teos A6 8 Athenai E Aphrodisias B 7 Pentelikon Herakleia am Latmos C 11 D 9 Krokeai (Sparta)

3.marmor Thessalicum

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12.marmor Thasium 13.marmor Proconnesium

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1 Simitthus

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1.marmor Numidicum

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Wirtschaft und Handel vom 7./6. Jh. bis 4. Jh. v. Chr.


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Gebiete hallstattzeitlicher Stämme

etruskische Gebiete

Gebiete griechischer Poleis/Stämme

Huelva moderner Name

Roma antiker Name

I b e r e r Völkerschaft

20°

Gebiet des Mittelmeerklimas (Etesien)/ ungefähre Verbreitung des Ölbaumes

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phönizische und westphönizisch karthagische Gebiete

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Jerusalem

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Daphnai

600 km 30°

Oasis megale

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Kition

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Tarsos

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40°

Wirtschaft und Handel im Mittelmeerraum in der Zeit vom 7./6. Jh. bis zum frühen 4. Jh.v.Chr.

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Daskyleion Sardeis

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Westgrenze des Perserreiches in der Ägäis

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Olympia Sparta

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Politische Gliederung im 6./5. v.Chr.:

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Syrakusai

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1. Tarchun / Tarquinii 2. Graviscae

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der Phönizier und Westphönizier der Ost - und Festlandsgriechen sowie der Italioten der Etrusker

Grenzen wirtschaftlicher Einflussgebiete:

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wichtige Fernhandelsstraße

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phönizische, griechische etruskische, keltische sonstige

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Fernhandelsroute (schematische Darstellung):

wichtige Oase, sonstiger wichtiger Ort

Küstenhafen/Werft; Flusshafen

Handelsknotenpunkt/ wirtschaftliches Zentrum

Gades

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Wirtschaft und Handel vom 7./6. Jh. bis 4. Jh. v. Chr.


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Die Entwicklung der römischen Provinzen in Britannien (1. Jh. bis 410 n. Chr.)

Die Entwicklung der römischen Provinzen in Britannien (1. Jh. bis 410 n. Chr.) In den Jahren 55 und 54 v. Chr. hatten Römer unter Caesar, dem Statthalter von Gallien, erstmals den Oceanus Britannicus überquert (→ Karte S. 165). Seither hielt Rom seinen Herrschaftsanspruch über die Insel aufrecht, freilich ohne dass dieser Anspruch die Formen einer römischen Provinzialverwaltung angenommen hätte; nur zur Zahlung von Ein- und Ausfuhrzöllen waren die Inselbewohner seither verpflichtet. Pläne zur Unterwerfung der Insel sollten nach Ansätzen unter Augustus, Tiberius und Caligula erst unter Claudius (41–54 n. Chr.) realisiert werden. In seinem Auftrag gewann A. Plautius an der Spitze eines Heeres von vier Legionen den Südosten der Insel für Rom. Er eroberte Camulodunum und feierte im Jahre 47 in Rom einen kleinen Triumph (ovatio). Der Proprätor P. Ostorius Scapula erweiterte in den Jahren 47–52 den römischen Einfluss in Kämpfen mit den Iceni, Silures, Deceangli, Ordovices und Brigantes nach Westen und Norden. Der Proprätor C. Suetonius Paullinus besetzte 59/60 die Insel Mona (Anglesey), auf der er die Druiden vernichtete, musste dann aber eilends mit seinen Truppen abziehen, um einen gefährlichen Aufstand der Iceni unter ihrer Fürstin Boudicca und der Trinovantes, in dessen Verlauf die colonia Camulodunum und die Städte Verulamium und Londinium in Schutt und Asche gelegt wurden, niederzuschlagen. Nach den Statthaltern Q. Petillius Cerialis (70/71–73) und Sex. Iulius Frontinus (73–77/78) war es besonders Cn. Iulius Agricola, der Schwiegervater des Historikers Tacitus, der in den Jahren 77–84 die römische Einflusssphäre nordwärts ausdehnte, und zwar bis zu den Caledonii, die er 83 am mons Graupius entscheidend schlug. Im Jahr 81 zog er die Eroberung von Hibernia (Irland) in Erwägung, in seinem Auftrag umsegelte eine Flotte Britannia im Norden, unterwarf dabei die Orcades (Orkney Islands) und bewies so die Inselnatur von Britannia. Auch die Insel Thule meinte man bei dieser Gelegenheit gesehen zu haben (Shetland?). Auf die Dauer ließ sich der hohe Norden der Insel nicht halten, weshalb schon unter Traian auf einer Strecke von ca. 120 km zwischen dem mare Germanicum im Osten und dem Sund zwischen Britannia und Hibernia eine Reihe von Kastellen, unter Hadrian (seit 122) ein mit Kastellen und Türmen gesicherter Grenzwall angelegt wurde. Weiter im Norden ließ Antoninus Pius zwischen 142 und 145 im Gebiet der Damnonii und Venicones einen nur ca. 60 km langen Befestigungswall aus Holz und Grassoden auf Steinfundamenten anlegen, der aber schon 168 endgültig aufgegeben wurde. Septimius Severus versuchte zwischen 208 und 211 erneut, über beide Wälle nordwärts gegen die Maiatai und Caledonii vorzurücken; nach seinem Tod aber schlossen Caracalla und Geta mit diesen Stämmen Frieden und zogen sich wieder auf die Linie des Hadrianswalls zurück. Unter Caracalla (211–217) wurde die Provinz Britannia in die südliche Britannia Superior und die nördliche Britan-

nia Inferior geteilt. In den Jahren 286–296 herrschten Carausius und sein Nachfolger Allectus als Augusti über ein britannisches Sonderreich, nach dessen gewaltsamer Beseitigung die Insel in vier Provinzen geteilt wurde. Unter Valentinian I. (364–375) veranlasste Theodosius, der nachmalige Kaiser (379–395), die Ausgliederung einer weiteren Provinz aus den vier bestehenden Provinzen und nannte sie Valenti(nian)a. Da die Zentralregierung in Rom sich immer weniger in der Lage sah, die ferngelegene Insel ordnungsgemäß zu verwalten, stellte schließlich Kaiser Honorius (393–423) den Städten in den britannischen Provinzen 410 anheim, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen und gab damit die Herrschaft über die Insel praktisch auf. Die Karte

nischen Einzelheiten wie etwa die Notitia Dignitatum, ein Verwaltungshandbuch aus der Zeit um 425/30, und den Laterculus des Polemius Silvius, ein am Jahreskalender orientiertes Verzeichnis alles Wissenswerten über Geschichte und Kultur von 448/49. Zuverlässiger für Britannien gerade in der hohen und späten Kaiserzeit sind die vielen lateinischen Inschriften, die man auf der ganzen Insel gefunden hat – Grabinschriften, aber auch Ehreninschriften und Meilensteine. Geradezu aufregend und für das Leben an der römischen Nordfront sehr aufschlussreich ist ein 1973 entdeckter Schatz von weit über tausend Wachs- und mit Tinte beschriebenen Holztäfelchen aus Vindolanda/Chesterholm, einem römischen Kastell am Hadrianswall, etwa 40 km westlich von Newcastle. Ö Karten S. 165, 167, 198

Die Karte gibt die verwaltungspolitische Entwicklung von Britannien als Teil des Imperium Romanum wieder. Dabei ist hier viel mehr unsicher als sicher: Nur annähernd sicher ist die Lokalisierung der meisten Stämme auf der Insel, unsicher ist die geographische Verteilung der vier bzw. fünf spätantiken Provinzen, problematisch ist die Grenzziehung zwischen den einzelnen Provinzen, problematisch auch die Benennung der einzelnen Verwaltungssitze. Fraglich bleibt die Nordgrenze der unter Claudius eingerichteten Provinz, fraglich auch, ob es in den ersten Jahren der römischen Herrschaft auf der Insel überhaupt einen ständigen Verwaltungssitz gegeben hat oder ob nicht etwa der Verwaltungsstab mit dem jeweiligen Statthalter durch die Provinz zog. Sicher ist immerhin, dass anfangs eine einzige römische Provinz auf der Insel existierte, dass diese Provinz unter Caracalla geteilt wurde in Britannia Superior im Süden und Britannia Inferior im Norden, dass die Reichsreform unter Diocletian diese zwei Provinzen in vier Provinzen zerlegte. Weniger sicher ist aber schon wieder, ob 368 eine fünfte Provinz, die Valenti(nian)a, geschaffen wurde – möglicherweise wurde eine der vier Provinzen nur umbenannt oder es wurde eine fünfte Provinz mit unbekanntem Namen aus einer bestehenden Provinz herausgeschnitten und nun in Valenti(nian)a umbenannt. Die Quellen

Mit der Geographie von Britannien machen uns die im frühen 1. Jh. n. Chr. schreibenden Geographen Strabon und Pomponius Mela vertraut, eine vorzügliche historische Quelle ist uns für dieses Jahrhundert die um 98 n. Chr. veröffentlichte Schrift De vita Iulii Agricolae des Tacitus über seinen Schwiegervater Agricola, der unter Domitian (81–96) Statthalter der Provinz Britannia war und den Einfluss Roms bis in den hohen Norden der Insel trug. Über Britannien in der hohen und späten Kaiserzeit sind wir immer weniger zuverlässig informiert – zum einen durch die Historia Augusta, eine Sammlung von Kaiserbiographien von Hadrian (117–138) bis Carinus (284/85), zum andern durch verschiedene mehr oder weniger offiziöse Listen mit verwaltungstech-

Quellen

Antike Schriften: Strab. 14 f. (S. Radt, Bd. 4, 2005); Mela 3,49–54 (K. Brodersen, 1994); Not. dign. occ. (O. Seeck, 1876); Polemius Silvius, Laterculus (MGH AA 9,511–551); Inschriften: R.G. Collingwood, R.P. Wright, The Roman Inscriptions of Britain 1. Inscriptions on Stone, 1965 (RIB); Vindolanda-Täfelchen: A.K. Bowman, J.D. Thomas, J.N. Adams, The Vindolanda Writing-Tablets (Tabulae Vindolandenses II), 1994; britannische Zölle: Strab. 4,5,3; Unterwerfung Britanniens: Tac. Agr. 13,2–5; Suet. Cal. 19,3; Cass. Dio 59,21,4; A. Plautius: Tac. Agr. 14,1; Cass. Dio 60,19–21; Suet. Claud. 24,3; Ostorius Scapula: Tac. ann. 12,31–39; Mona: Tac. ann. 14,29 f.; Boudicca: Tac. ann. 14,31–37; Tac. Agr. 15 f.; Cass. Dio 62,1–12; Hibernia: Tac. Agr. 24,3; Thule/Shetland: Tac. Agr. 10; Hadrianswall: SHA Hadr. 12,6; Antoninuswall: SHA Antoninus Pius 5,4; Septimius Severus: Cass. Dio 76,11,1; 76,12,1; Herodian. 3,14,1 f.; Caracalla und Geta: Cass. Dio 77,1,1; Theodosius: Amm. 28,3,7; Ende der römischen Herrschaft: Zos. 6,10,2. Literatur

Generell: T. Bechert, Die Provinzen des römischen Reiches. Einführung und Überblick, 1999, 161–166; A.R. Birley, The Fasti of Roman Britain, 1981; R. Haensch, Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit (Kölner Forschungen 17), 1997; B. Jones, D. Mattingly, An Atlas of Roman Britain, 1990; A. Lintott, Imperium Romanum, 1993; TIR M 30.31, 1983; TIR N 30.31/O29, 1987. Britannia unter Claudius: D.C. Braund, Ruling Roman Britain. Kings, queens, governors and emperors from Julius Caesar to Agricola, 1996. Druiden auf Mona: F. Lynch, Prehistoric Anglesey, 1970; F. Le Roux, C.J. Guyonvarc’h, Les Druids, 31986. Boudikka: G. Webster, Boudica, The British Revolt against Rome A.D. 60, 1978. Agricola: G.S. Maxwell, Agricola and Roman Scotland: Some structural evidence, in: J. Bird (Hrsg.), Form and Fabric. Studies in Rome’ s material past in honour of B.R. Hartley, 1998, 13– 20; R.H. Martin, Tacitus on Agricola: Truth and Stereotype, in: ebd. 9–12. Hadrianswall: E. Birley, Research on Hadrian’ s Wall, 1961; C.E. Stevens, The Building of Hadrian’ s Wall, 1966. Antoninuswall: G. MacDonald, The Roman Wall in Scotland, 1934. Carausius/Allectus: P.J. Casey, Carausius and Allectus, 1994; N. Shiel, The Episode of Carausius and Allectus, 1977. Ende der römischen Herrschaft: S. Esmonde-Cleary, The Ending of Roman Britain, 1989.

Datum

Provinz

Ereignis

Quellen

Verwaltungssitz

43

Britannia

Einrichtung der Provinz

Suet. Claud. 17; Cass. Dio 60,19–21; ILS 216; CIL 3, 7061

anfangs Camulodunum, seit flavischer Zeit Londinium (Diskussion der Belege bei HAENSCH, 120–123)

Britannia Superior

Teilung der Provinz

Cass. Dio 55,23,2; 6

Londinium (CIL 7, 24; AE 1976, 363)

197

Britannia Inferior 296

Britannia I

Eboracum (CIL 13, 3162; ILS 2401) Vierteilung der Provinz

Britannia II

ILS 5435; Laterculus Veronensis 7; Not. Dign. Occ. 23,10–15

Britannia Maxima Caesariensis

Britannia Valenti(nian)a

Eboracum Londinium

Britannia Flavia Caesariensis 368

Corinium (ILS 5435)

Lindum Valenti(nian)a – eine 5. Provinz?

Not. Dign. Occ. 23,11; Polemius Silvius 11,6; vgl. Amm. 27,8

Eboracum oder Carlisle


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193

Die Entwicklung der römischen Provinzen in Britannien (1. Jh. bis 410 n. Chr.) F

Nebenkarte

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Die Entwicklung der römischen Provinzen in Britannien (1. Jh. bis 410 n.Chr.) seit Claudius (41 54 n.Chr.)

seit Caracalla (213 n. Chr.)

Provinzgrenze

Provinzgrenze

Provinz (mit Verwaltungssitz):

Provinz (mit Verwaltungssitz):

Provincia Britannia (anfangs Camulodunum, ab flavischer Zeit Londinium)

1

Britannia Superior (Londinium)

2

Britannia Inferior (Eboracum)

seit Hadrian (117 138 n.Chr.)

2 Maxima Caesariensis

(Londinium)

3 Flavia Caesariensis

(Lindum)

4

Hadrianswall (ca.122 410 n.Chr.) Antoninuswall (ca.142 168 n.Chr.)

unter Antoninus Pius und Septimius Severus kurzzeitig besetzt

Provinzgrenze

seit den Reformen Diocletians und Constantins (284 337 n.Chr.)

Provinz (mit Verwaltungssitz): Provincia Britannia (Londinium)

Provinzgrenze Provinz (mit Verwaltungssitz): 1

Britannia I (Corinium)

Britannia II (Eboracum)

Verwaltungssitz, sonstige Stadt LINDUM colonia

I c e n i Stamm, Völkerschaft Caledonia Gebirge, Landschaft, Gewässer 0

50

100

150

200

250 km


194

Straßen und Wege im Imperium Romanum

Straßen und Wege im Imperium Romanum Die Karten verzeichnen die wichtigsten Straßen im Römischen Reich. Sie sollen besonders die Engmaschigkeit dieses Straßennetzes vor Augen führen. Kein vergleichbares Reich – etwa das Perserreich, dessen Königsstraßen-Organisation immerhin einen hohen Stand der Kommunikationsstruktur aufwies – hatte je eine derart dicht ausgebaute Verkehrsinfrastruktur wie das der Römer. Die Darstellung der Straßen nimmt keine Rücksicht auf deren jeweilige Zeitstellung. Es ist also zu beachten, dass das dargestellte Straßennetz zu keiner Zeit in dieser Form existiert hat; zu verschiedenen Zeiten waren bestimmte Straßen je nach Bedarf vernachlässigt oder gar aufgegeben, andere neu gebaut oder repariert. Die Straßenführungen sind, entsprechend der geringen Maßstabgröße aber auch des vielfach unvollständigen Forschungsstands wegen durchwegs schematisiert. Der Forschungsstand ist, was das Straßen- und Wegenetz im Römischen Reich betrifft, regional ausgesprochen unterschiedlich; in bestimmten Regionen wie Gallien oder Britannien ist die Altstraßenforschung sehr weit gediehen, in anderen dagegen je nach momentaner politischer Situation oder der geographischen Schwierigkeit des Geländes weniger fortgeschritten wie beispielsweise auf der Sinai-Halbinsel oder im makedonischen Hochland. Die Römer machten einen Unterschied zwischen Privatstraßen und sogenannten viae publicae, die von hohen Magistraten erbaut und aus öffentlichen Geldern finanziert wurden, auf öffentlichem Boden außerhalb von Siedlungen verliefen und dem öffentlichen Verkehr dienten. Straßen, die durch Meilensteine markiert sind, waren zweifelsfrei solche viae publicae; man geht davon aus, dass auch die in der Tabula Peutingeriana und im Itinerarium Antonini verzeichneten Straßen zu dieser Straßenordnung gehörten. Die für Italien verzeichneten Straßen sind durchwegs viae publicae. Für die anderen Reichsteile sind die durch Meilensteine als viae publicae bezeugten Straßen farblich hervorgehoben. Für die Alpenregion ist beispielshalber die Kombination von Meilensteinen und Itinerarien kenntlich gemacht. Quellenbasis für die Darstellung sind archäologisch nachgewiesene Straßenstücke, die sich aber nur selten genau datieren lassen, sowie Brücken und Rasthäuser, die sich freilich in nur wenigen Fällen eindeutig identifizieren lassen. Epigraphische Zeugnisse tragen viel zu unserer Kenntnis des römischen Straßenwesens bei, speziell die Meilensteine – reichsweit sind bereits deutlich über 6000 gefunden worden; sie erstrecken sich über die Zeit von wohl 253 v. Chr. (ILS 5801) bis ins 5. Jh. n. Chr. Schließlich ist noch die literarische Überlieferung zu erwähnen; dabei handelt es sich etwa um über die ganze antike Literatur verstreute Notizen, beispielsweise in Ciceros Briefen (1. Jh. v. Chr.) oder in den Werken der Historiker Ammianus Marcellinus (4. Jh. n. Chr.) und des Prokop (6. Jh. n. Chr.). Noch instruktiver sind aber die literarisch überlieferten Routenbeschreibungen (itineraria) wie die Tabula Peutingeriana (Entstehungszeit vom 1. bis 4. Jh. n. Chr.) oder das Itinerarium Antonini (3. Jh. n. Chr.). I. Das Straßennetz in Italien (Karte S. 195)

In Italien selbst konnten die Römer das etruskische Wegenetz nutzen. Ein von Grund auf neuer, wenn auch immer wieder auf Vorgängeranlagen aufgeführter Straßenbau setzte zu Ende des 4. Jh. v. Chr. ein, möglicherweise auch durch Vorlagen in den hellenistischen Monarchien angeregt. Die via Appia von Rom nach Capua beispielsweise wurde 312 v. Chr. von dem Censor Appius Claudius Caecus angelegt. Schließlich saß Rom wie eine Spinne im Zentrum des italischen Straßennetzes, das die Stadt mit allen Teilen der Halbinsel verband. Die Anbindung

außeritalischen Gebiets an dieses System wie auch der Ausbau des Straßensystems innerhalb der Provinzen erfolgte erst mit einiger Verzögerung. Caesar mag in Ansätzen schon geplant haben, was unter Augustus und in den beiden folgenden Jahrhunderten dann zu dem beispiellosen Ausbau eines reichsweiten Straßennetzes geführt hat.

richtung der Provinz Asia 129 v. Chr. ein. Unter Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) und den flavischen Kaisern (69–96 n. Chr.) wurde der Straßenbau intensiviert. Besonders wichtig wird in spätantiker Zeit die sogenannte Pilgerstraße von Konstantinopolis über Ankyra, Tarsos und Antiocheia nach Hierosolyma/Jerusalem.

II. Das Straßen- und Wegenetz auf der Balkanhalbinsel (Karte S. 196)

IV. Das Straßen- und Wegenetz auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika (Karte S. 198)

Der Norden des Balkans ist großenteils gebirgig und in vielen Bereichen schwer zugänglich, weshalb das Straßennetz hier nicht besonders engmaschig ist. Nördlich der Donau war Dakien nur durch wenige Straßen erschlossen; am Südufer der Donau führte dagegen ein relativ dichter Saum von Straßen entlang, ganz wesentlich durch militärische Belange der Grenzsicherung bestimmt. Weiter südlich verband eine besonders wichtige Straße die Adria mit der Ägäis, die via Egnatia, die Cn. Egnatius, der Prokonsul des Jahres 143 v. Chr. (?) der Provinz Macedonia angelegt hatte. Sie führte von Dyrrhachion bzw. Apollonia an der Adria über Herakleia, Edessa und Pella nach Thessalonike, und weiter im Norden der chalkidischen Halbinsel nach Amphipolis, nördlich an Neapolis vorbei nach Perinthos an der Propontis und nach Byzantion. Sie nutzte streckenweise eine bereits in der makedonischen Königszeit bestehende Straßentrasse. Für Griechenland verzeichnet die Karte nur sehr wenige Straßen, ein Eindruck, der jedoch täuscht. Neuere Forschungen lassen bereits in bestimmten Landschaften (Attika, Megaris, Argolis) eine Vielzahl von Verbindungsstraßen und -wegen erkennen, mit denen wohl die ganze griechische Halbinsel überzogen war; Inschriften, Meilensteine und Itinerarien wissen von dieser Infrastrukturdichte aber nur wenig. Dieses Routennetz geht gebietsweise bis auf mykenische Zeit zurück. Es weist breitere, teilweise mit Belag, Stützmauern und Wagengeleisen ausgebaute Straßen und eine Vielzahl schmalerer präparierter, aber nicht architektonisch stabilisierter Pfade auf, deren Verlauf unter Vermeidung ungünstiger Geländeformationen wie extremer Steigungen und Gefälle auf Brücken und Planierungen grundsätzlich verzichten konnte. Wenn in römischer Zeit hier tatsächlich weniger Straßen neu angelegt wurden als in anderen Gegenden des Reichs, mag das auf die Existenz einer wohl funktionierenden Infrastruktur zurückzuführen sein.

Das römische Straßennetz auf der Iberischen Halbinsel, im Süden und im Westen auf keltischen und punischen Vorgängerbauten basierend, entsteht im eigentlichen Sinne erst unter Augustus und den Kaisern seines Hauses sowie den Kaisern Traian (98– 117) und Hadrian (117–138). Dass sich die Baetica mit einem dichteren Straßennetz präsentiert als andere Landesteile, ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass hier die römische Verwaltung mehr und früher als anderswo auf der Halbinsel für die infrastrukturelle Erfassung dieser rohstoffreichen Gegend sorgte. In Nordafrika konnte der römische Straßenbau sich an den punischen Straßenführungen orientieren. Hier sind wohl die ersten Straßenanlagen unter Augustus (Carthago – Hadrumetum – Sabratha) festzustellen, ein richtiger Bauboom setzte aber offenbar erst unter Tiberius (14–37 n. Chr.) ein. Was sich im Hinterland vom römischen Straßen- und Wegenetz kartieren lässt, wirkt weniger ausgeprägt als das Straßennetz im Küstenbereich. Doch sollte man sich nicht täuschen – der afrikanische Limes war durch eine große Zahl von Militärstationen besetzt, die alle fraglos durch Wege oder Straßen miteinander verbunden waren (→ Karte S. 212). Wenn man diese vielfach durch den Wüstensand verdeckten und daher archäologisch sehr schwer zu fassenden Routen zu den küstennahen Straßen hinzunimmt, ergibt sich insgesamt ein in seiner Dichte beachtliches Straßennetz.

III. Das Straßen- und Wegenetz im Alpenraum und in Kleinasien (Karte S. 197)

Die Alpen, dieser etwa 1200 km lange Gebirgsriegel im Norden von Italien, den Römern vor Caesar ein Horror, hatte seinen Schrecken mit Caesars Eroberungen in Gallien im Wesentlichen verloren. Die wichtigen Passwege über den Mont Genèvre, den Großen und den Kleinen St. Bernhard in den Westalpen, den Splügen und den Julierpass in den Zentralalpen und Ad Pirum (Pass über den Birnbaumer Wald) in den Julischen Alpen waren allmählich alle mehr oder weniger gefahr-, wenn auch nicht mühelos zu begehen: Die Römer haben sich bemüht, die Alpen durch ein Straßensystem durchquerbarer zu machen. Eine der wichtigsten SüdNord-Routen führte auf der via Claudia Augusta von Altinum an der Adria bzw. von Hostilia und Verona über Tridentum, den Reschen- und den Fernpass nach Augusta Vindelicum/Augsburg, dem Verwaltungszentrum der Provinz Raetia. Sie wurde 46/47 n. Chr. unter Claudius auf einer weit älteren Trasse angelegt. Seit Septimius Severus (193–211) wurde ihr die Straße über den Brenner oft vorgezogen. Wie in der Levante konnte der römische Straßenbau in Kleinasien auf das persische Straßennetz und das der hellenistischen Monarchien zurückgreifen. Intensive Straßenbautätigkeit setzte mit der Ein-

V. Das Straßen- und Wegenetz in Britannien und in Gallien (Karte S. 199)

Das römische Straßennetz in Britannien ist archäologisch gut, von seiten der schriftlichen Quellen jedoch relativ schlecht dokumentiert – das entsprechende erste Blatt der Tabula Peutingeriana ist verloren und Meilensteinfunde sind auf der Insel nicht so zahlreich wie in anderen Gegenden des Römischen Reichs. Eine ins Auge fallende Straße stammt aus der ersten Zeit der römischen Eroberung, der Fosse Way: Er durchzieht den ganzen Süden der Insel von Isca/Exeter im Südwesten nach Lindum/Lincoln im mittleren Osten über Corinium/Cirencester und Ratae/Leicester. Offenbar markierte diese Straße die Westgrenze der römischen Provinz unter Claudius (41–54 n. Chr.) und war anfangs eine Grenzwehr, worauf der Name der Straße verweist (vgl. fossa, der Graben). Wie andere römische Straßen bildet auch der Fosse Way auf großen Strecken einen Teil des modernen Straßensystems in England. In Gallien sind die landschaftsbestimmenden Ströme wie Sequana/Seine, Liger/Loire, Garumna/ Garonne und Rhodanus/Rhône richtungsweisend für den Straßenbau gewesen; zusammen mit den vielen kleineren, ebenfalls schiffbaren Nebenflüssen ergab das Straßennetz ein wirtschaftlich wie militärisch unvergleichlich günstiges Infrastrukturinstrument. Der römische Straßenbau in Gallien nimmt, aufbauend auf einem gut funktionierenden keltischen Straßenwesen, seinen Anfang mit der via Domitia (118 v. Chr.), der Verbindung der italischen mit der Iberischen Halbinsel. Weitere Straßenausbauphasen datieren aus der Zeit des Claudius und der Flavier bis Antoninus Pius (138–161).


195

Straßen und Wege im Imperium Romanum A

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via Aemilia

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46°

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via Cassia

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via Traiana (via Minucia)

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via Amerina

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via Domitiana

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via Flaminia

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via Annia (im Süden)

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via Aurelia

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via Herculia

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via Salaria

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via Valeria

14

Hatria

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Sipontum

Casinum

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Luceria

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21

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Venusia

Aquilonia

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Locri 38°

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Rhegium

Lilybaeum

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Messana 26

Drepanum

38°

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Catina

Enna

6

Agrigentum

Syracusae Camarina Portus Pachyni

10°

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16°

14°

18°

Viae publicae in Italien und das Straßen- und Wegenetz auf Corsica, Sardinien und Sizilien Verlauf gesichert

Straßenstation

Verlauf erschlossen oder vermutet

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Skaptopara

Scupi

Lissos

mare Superum

Apollonia

Beroë

Skodra

1

Byzantion/ Konstantinopolis 3

Perinthos 28°

26°

Aproi

Neapolis

Pella

Ainos

1 Amphipolis

Byllis

1

Halmyris?

Carsium

Pontus Euxinus

Rhizon/Risinium

Apollonia

250 km

Noviodunum Troesmis

Bononia

42°

200

46°

Romula Malva Burnum

150

Drobeta

Baloie

Aenona

100

Ulpia Traiana

Malata Cusum Singidunum Viminacium

Savus

Vegium

50

Apulum Mursa

Pola

0

Potaïssa

Neviodunum Siscia

Senia

1

Danuvius

Poetovio

E 28°

Samum

Porolissum

Savaria

Loibl-Pass Atrans

D 24°

20°

Virunum

1

2

C

16°

I

Karte A

1

Thessalonike Dion 40°

Volustana

40°

Buthroton

Phoinike Larisa Trikka

A i g a i o n Herakleia Tracheia Thermopylai

Stratos

Delphoi

Naupaktos

38°

Dyme Elis

Kyllene

Chalkis Aulis Thebai

Patrai

Olympia

Megara

Mantineia Tegea

Messene Pylos Methone

A

20°

B

38°

Athenai

mos th

Korinthos

Megale Polis Kyparissia 3

Epidauros

Argos Thyrea ?

3

Sparta Pharai Asine Gytheion

Asopos

22° 0

Das Straßen- und Wegenetz auf der Balkanhalbinsel 0

via publica, durch Meilensteine gesichert

36°

2

p e l a g o s

Is

Nikopolis

2

Pagasai

Ambrakia

50 200

500

100 1000

2000

150 km 36°

3000 m

Straße, gesichert Kydonia

Straße, erschlossen oder vermutet Kisamos Kantanos

Straßenstation

4

Pass 1

Gortyna 24°

C

Arkades Chersonesos

4

Lyttos Biannos

Sybrita

Lisos

via Egnatia

Eleutherna Knosos Lappa

Lasaia Lebena D

Inatos

Hierapytna 26°

E


197

Straßen und Wege im Imperium Romanum C

B

A

Karte A

Opia

Portus 1

D

Argentorate

0

Da

viu

s

Lauriacum

Ovilavis

Fern-Pass

Iuvavum

3

Radstädter Tauern

Brenner-Pass

Aguntum

1

Flavia Solva

Loibl-Pass

Troiane-Pass Emona

Ad Pirum

Feltria

28°

Neviodunum

3

Andautonia

32°

36°

P o n t u s

40°

E u x i n u s

Hadrianopolis

Sinope

Byzantion/ Konstantinopolis

1

Alta Ripa

46°

1

10°

Karte B

2

Virunum

Pons Drusi

Aquincum

Savaria

Poetovio

Tridentum

48°

Arrabona

Poedicum

Plöcken-Pass

Julier-Pass

46°

150 km

Carnuntum

Vindobona

Scarbantia

Monate

Veldidena

Reschen-Pass

Clavenna

100

Brigetio Pons Aeni

Splügen-Pass

20° 50

1

nu

Brigantium

Curia

18°

1

Cambodunum

2

G

16°

Quintana

Turum

Arae Flaviae

F

14°

Augusta Vindelicum

Sumelocenna

Vindonissa

E

Regina Castra

10°

Apsaros

Herakleia

1

Trapezus

2

Perinthos

Ainos

Nikomedeia

6

Gangra

Bithynion

Kyzikos

Amaseia

6

40°

Ilion

Satala

Dorylaion Kotiaeion

Germa

Daranissa

Tauion

Ankyra

Sebasteia

6

Pergamon Smyrna

2

Sardeis

Miletos

6

3

Apameia

Ephesos

3 Kremna

Antiocheia Laodikeia

3

Ikonion

3

Tyana

Lystra

Komama

Laranda

Halikarnassos Perge

Knidos

Melitene

Kaisareia

Antiocheia

Side

2

3

Kilikiai Pylai Tarsos

4

Nisibis

Edessa Zeugma Kilikiai Pylai

Resaina

Amanikai Pylai 6 Xanthos

36°

Myra

Seleukeia

Antiocheia

Beroia

36°

Sura

Karpasia m a r e

3 0

50

100

Salamis

I n t e r n u m

150

200

250 km

Amathus

Kition Tamassos

Laodikeia 3

Emesa Palmyra

Tripolis 6

Berytos 28°

A

B

32°

C

5

Damaskos

D

Das Straßen- und Wegenetz im Alpenraum und in Kleinasien via publica, durch Meilensteine gesichert

Straßen mit besonderer Benennung:

via publica, durch die Tabula Peutingeriana bzw. durch das Itinerarium Antonini überliefert (Karte A; vgl. den Kommentar)

1

via Claudia Augusta

2

via Egnatia

Straße, gesichert

3

via Sebaste

Straße, erschlossen oder vermutet

4

via Tauri

Straßenstation

5

strata Diocletiana

Pass

6

sog. Pilgerstraße

0

200

500 1000 2000 3000m

40°

E


3

2

1

2

is Baet

Clunia

Murgi

Castulo

Saltigi

Laminium

Valeria

Bilbilis

0

50

7

»Camino de la Plata«

via per Alpes Numidicas

2

3

4

Palma

e

200 250 km

38°

0

0

300

100

400

200

400 500 km

h

20°

y

d

Augila

Kyrene

m a r e

A

n

y

r

o

B

Ammoneion

s

I n t e r n u m

h

o

Capsa

10°

Musti

1. Philadelpheia

30°

r

30°

Antinoupolis

Memphis

Alexandreia

d

Lambaesis Thamugadi

Cirta

4

Hippo Regius Sitifis Rusicade

5

Hibis

Kainepolis

C

Pelusion

th

Berenike

ra

7

30°

2

1

a

30°

2

Bostra 1

Petra Aila

6

th

5

Ery

Damaskos Ptolemaïs Kaisereia Skythopolis Gaza

Tripolis

Apameia

6 1

Oea

Garama

Sabratha

Leptis Magna

Ammaedara Theveste

Hadrumetum

Tacape

s

C

Lilybaeum Carthago

10°

tt

A

300

n

Syrtis Magna

A

s

Ptolemaïs

20°

500 km

500 1000 2000 3000 m

200

Leptis Magna

200

100

Garama

30°

Oea

Karte C

0

t

l

a

Caesarea

B

mare Internum

Zabi Columnata Altava Ala Miliaria

s

strata Diocletiana

via Nova Traiana

via Hadriana

150

i

r

30°

A

Volubilis

Rusaddir

Numerus Syrorum

Tingis

A

ilo

la

Pass

6

via Augusta

Straßen mit besonderer Benennung: 1 via Domitia 5

100

I n t e r n u m

Carthago Nova

Dianium

Valentia

a

Pollentia s

Barcino

42°

Sala

Oceanus

Gades

Karte B

Ne

Straßenstation

Straße, erschlossen oder vermutet

Straße, gesichert

via publica, durch Meilensteine gesichert

2

Tarraco Dertosa

Ilerda

2

Emporiae

Coll de Pertús

1

Narbo Martius

D

m o n t e s

Saguntum

Ilici

Celsa

2

Caesaraugusta

m a r e

s

Ibe ru

P y r e n a e i

Straßen- und Wegenetz auf der Iberischen Halbinsel und in Nordafrika

Malaca

Traducta

C

Pompaelo

Virovesca

Segontia

Acci

Sexi

Corduba

Astigi

Gaditanum fretum

2

Tingis

Gades

Ossonoba

Hispalis

Italica

Toletum

Segovia

Metellinum Mirobriga

3

Aquae Terebellicae Portus Blendium

Brigaecium

Lancia

Gigia

Contributa

3

Capera

Norba

Pax Iulia

Ocelum

Salmantica

Emerita

O c e a n u s

Asturica

Lucus Augusti

Tagus

Conimbriga

Talabriga

B

O c e a n u s

Aquae Flaviae

Durius

Scallabis Olisippo

Bracara Augusta

Lacobriga

38°

42°

Brigantium

A

as

An

l a B

Karte A

198

Straßen und Wege im Imperium Romanum a


52°

54°

O

c

A

e

a

n

u

Moridunum

s

Isca

B

Isca Silurum

1

Glevum

Viroconium

Deva

1

O

c

e

200

1

C

a

n

u

s

Noviomagus

Calleva

Durobrivae

Lindum

Londinium

100

D

150 km

52°

54°

56°

D

Gesoriacum

50°

Dubris

Durovernum

Camulodunum

Venta

Branodunum

500 1000 2000 3000 m

50

Petuaria

Lactodurum

Venta

Ratae

0

Eboracum

Arbeia

0

Templeborough

Durnovaria

C

Alauna

Corinium

Lavatrae

2

Inveresk

Mamucium Canovium

Bremetennacum

Glannaventa

Derventio

Luguvallium

Crawford

B 4°

Condate

Ingena

y r e n a e Pompaelo i

P

Garum n

Aginnum

Burdigala

C

m o n t e s

Convenae

4

na

Narbo Martius

vallum Hadriani Straßenstation

vallum Antonini

Barcino

Pass

H i s pgesichert anum/Ibericum mare Straße,

Emporiae

via publica, durch Meilensteine gesichert Straße, erschlossen oder vermutet

10 Arelate

4

Valentia

Genava

3

8

0

Axima

1

Pedona Dinia Nicaea

100

2 Stanegate

4 via Domitia

42°

150 km

Aquae Sextiae

Forum Iulii

Alebaece 3

50

7

6

Col de Larche

3

2

s

Aventicum

Augusta Raurica

Viviscus

Lousonna

Massilia

9

Argentorate

Divodurum

Augusta Treverorum

Mogontiacum

Straßen mit besonderer Benennung: 1 Fosse Way 3 via Aurelia

Coll de Pertús

4

Luteva

mna

Lugdunum

2 Cabillonum

Vesontio

E

Colonia Agrippinensis

Andematunum

Durocortorum

Augustobona

Noviomagus Castra Vetera

D

Ruessium Vienna

Segodunum

Anderitum

Garu

1

er

Lig

ua Seq

Atuatuca

Lugdunum

Bagacum

Augusta Suessionum

Cenabum

Tolosa

Divona

Vesunna

5

Lemonum

3

Autricum

Lutecia Parisiorum

an a

Se qu

Ratomagus

Samarobriva

Gesoriacum

Caesarodunum

Vindinum

Noviodunum

Mediolanum

Aquae Terebellicae

s

Caracoticum

u

Liger

n

0° Das Straßen- und Wegenetz in Britannien und in Gallien

42°

a

Portus Nemetum

Darioritum

e

B

Coriallum

c

1. Avaricum 2. Augustodunum 3. Argentomagus 4. Augustonemetum 5. Augustoritum 6. Augusta Praetoria 7. Augusta Taurinorum 8. Dea Vocontiorum 9. Augusta Tricastinorum 10. Nemausus 1. Großer St.Bernhard 2. Kleiner St. Bernhard 3. Col du Mont Genèvre

46°

O

Vorgium

Gesocribate

50°

A

Karte B

a

4

3

2

56°

l

A

e

1

A

us

us

en

Rhodan

Rh

p

Karte A

3

2

1

199

Straßen und Wege im Imperium Romanum


Wein für umfangreichere Exporte wurde in Syrien, auf den ägäischen Inseln, an der kleinasiatischen Westküste, auf Sicilia, in Campania und Etruria am Garumna/Garonne und im Gebiet der heutigen Provence sowie in Hispania Citerior und in Mauretania produziert. Der kleinere Weinanbauschwerpunkt um Augusta Treverorum/Trier versorgte hingegen lediglich das Gebiet am Limes. Freilich waren italische Weine und besonders solche aus der Ägäis sehr beliebt und bewegten sich eher im oberen Preissegment. Die spanischen und gal-

II. Wein

Die bedeutendsten Anbaugebiete für Getreide waren das Zweistromland (wegen der schlechten Verkehrsanbindung an das Mittelmeer als Produzent für den Fernhandel jedoch unbedeutend), das gesamte Schwemmland des Nils (nilabwärts geschifft und in Alexandreia auf Seeschiffe verladen), Nordafrika von Numidien bis Kyrene (mit den Hauptausfuhrhäfen Karthago und Leptis Magna), Mauretanien, die Baetica (mit dem Ausfuhrhafen Gades) und schließlich Sardinia und Sicilia. Traditionell waren Sardinia und Sicilia seit der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. wegen ihrer Nähe die wichtigsten Versorgungsquellen für Rom und Italien (Einfuhrhäfen Puteoli und Ostia). Später traten Nordafrika (seit Mitte 2. Jh. v. Chr.) und Ägypten (seit Ende 1. Jh. v. Chr., namhafte ägyptische Überschüsse für die Versorgung von Italien monopolisiert) hinzu. Erst später kam auch Getreide aus Südspanien in nennenswertem Umfange in den Fernhandel. Die Bedeutung dieser Getreideüberschussregionen zu quantifizieren, ist das Bemühen einer schon länger andauernden, aber längst noch nicht abgeschlossenen Forschungsdiskussion. Ein nur ungefähres Bild entsteht aus den Quellen bezüglich der Versorgung von Rom: Etwa ein Viertel des nach Rom importierten Getreides kam aus Ägypten, gut die Hälfte aus Nordafrika, der Rest kam v.a. aus Sicilia und Sardinia, aber auch aus Spanien (vgl. Cic. Verr. 2,3; 2,5,52; Manil. 34; (Ps.-)Aur. Vict. epit. Caes. 1,6; Ios. bell. Iud. 2,16,4.).

I. Getreide

Wichtige Anbaugebiete im Mittelmeerraum (1. und 2. Jh. n. Chr.)

In einem Zeitraum von einem Jahrtausend, von Homer bis in die Spätantike können sich

V. Chronologie

Datteln, Feigen oder Nüsse sind gegenüber den oben genannten Grundnahrungsmitteln eher zweitrangig. Ihre Hauptanbaugebiete befanden sich im östlichen Mittelmeerraum. Flachs und Hanf waren für die Herstellung von Textilien und Seilen von einer gewissen Bedeutung. Die Zentren der Produktion waren das Schwarzmeergebiet, Syria und Spanien. Holz war für das Baugewerbe, für den Schiffsbau und für Heizzwecke unentbehrlich. Allerdings waren die Ressourcen durch fortgesetzten Raubbau knapp geworden. In Nordgriechenland, im nördlichen und südlichen Kleinasien, in Syria, Nordafrika und auf einigen Inseln (insbesondere Kypros) wurde Holz in nennenswertem Umfange produziert und exportiert. Beachtlich ist hierbei, dass es trotz des verbreiteten Raubbaus an den Wäldern auch Empfehlungen der römischen Agrarschriftsteller für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gab – inwieweit und in welchem Umfange man allerdings diesen gut gemeinten Empfehlungen folgte, bleibt fraglich.

IV. Weitere Produkte

Zentren der Ölproduktion waren neben Syrien, Kleinasien, den südöstlichen Regionen von Griechenland und der Peloponnes, die italischen Regionen Campania, Samnium, Lucania und Apulia sowie Sicilia, Nordafrika und v.a. Südspanien. Während die Ölanbaugebiete des östlichen Mittelmeerraumes vorwiegend die anliegenden Regionen versorgten, begannen ab dem 1. Jh. n. Chr. zuerst spanische, dann auch nordafrikanische Ölexporte (nach Plin. nat. 15,8 war dieses provinziale Öl nicht schlechter als italisches) – ähnlich wie beim Wein, die italischen Produkte von den Märkten zu verdrängen.

III. Öl

lischen Weine hingegen waren zumeist einfachere Massenweine, denen es aber spätestens im 2. Jh. n. Chr. gelang, den italischen Weinen sogar auf dem italischen Markt selbst heftige Konkurrenz zu machen.

Diese Karte gründet v.a. auf Hinweisen aus der antiken Literatur und auf archäologischen Funden. Schon in den Homerischen Epen finden sich zahlreiche Hinweise auf die Landwirtschaft in den ›Dunklen Jahrhunderten‹ (1200–800 v. Chr.). Die Werke und Tage (Erga kai hemerai) von Hesiod (um 700 v. Chr.) geben Hinweise auf die Verhältnisse im archaischen Griechenland, und Xenophons (um 430 – nach 355 v. Chr.) Oikonomikos gibt einen Überblick über die Landwirtschaft in der klassischen Zeit der Polis in Griechenland (5. und 4. Jh. v. Chr.). Erst recht die auf hellenistischen Quellen fußenden lateinischen Agrarschriftsteller Cato der Ältere (234–149 v. Chr.), Varro (116–27 v. Chr.), Columella (1. Jh. n. Chr.) sowie die Bücher 14, 15 und 18 der Naturgeschichte des älteren Plinius (23–79 n. Chr.) geben detaillierte Informationen zur Landwirtschaft in Italien und zum Teil auch in den Provinzen. Genauere Hinweise auf Anbaugebiete, deren Ausdehnung und wirtschaftliche Bedeutung finden sich jedoch in der hier angeführten Literatur nur am Rande. In der gesamten antiken Literatur finden sich zusätzlich – allerdings nur sehr verstreut

Die Quellen

die Verhältnisse hinsichtlich der wichtigen Anbaugebiete im Mittelmeerraum immer wieder grundlegend verändert haben. So war etwa das Schwarzmeergebiet, insbesondere die Region um Olbia und Pantikapaion, im 5. und 4. Jh. v. Chr. ein für die Versorgung Athens überaus bedeutendes, große Überschüsse produzierendes Getreideanbaugebiet. Im 3. Jh. jedoch scheint das Gebiet am Kimmerischen Bosporos und rund um das Schwarze Meer seine bedeutende Stellung als Exportregion verloren zu haben – jedenfalls mehren sich in dieser Zeit Nachrichten über Hungersnöte, sogar in pontischen Städten. Ebenso wich die ursprünglich nicht unbedeutende Getreideproduktion in Italien (etwa in der Poebene, in Etrurien oder im Süden) schon ab dem 2. Jh. v. Chr. dem Anbau von Wein, Oliven, Obst, wenn dort die Flächen nicht extensiv zur Viehzucht genutzt wurden. Andererseits begannen etwa Südgallien, Südspanien oder Nordafrika erst mit ihrer Romanisierung zu bedeutenden Agrarlandschaften aufzusteigen, die schließlich sogar Italien den Rang ablaufen sollten.

Die Aussagekraft der nebenstehenden Karte ist aus mehreren Gründen begrenzt: • Es sind im Wesentlichen die Verhältnisse in der Hohen Kaiserzeit, also des 1. und 2. Jh. n.Chr dargestellt. • Anbau von Grundnahrungsmitteln zur Eigenversorgung gab es selbstverständlich im gesamten Mittelmeerraum. In der Karte besonders gekennzeichnet sind die in nennenswertem Maße Überschüsse produzierenden Gebiete. • Ebenso wurden im gesamten Mittelmeerraum Gemüse, Salat, Gewürzpflanzen, Obst und Zierpflanzen angebaut. Diese leicht verderblichen Agrarprodukte wurden jedoch überall in der Nähe der Konsumptionsorte produziert und gelangten nur ganz marginal in den Fernhandel. Deshalb können diese Formen der Pflanzenproduktion auf der Karte nicht dargestellt werden. • Hinsichtlich des landwirtschaftlichen An-

Die Karte

– Hinweise zur Versorgung der großen Metropolen mit Lebensmitteln. Angaben über die Herkunft dieser in einem umfangreichen Lebensmittelhandel zum Teil über weite Strecken herbeigeschafften Agrarprodukte lassen ein ungefähres Bild der wichtigsten, d. h. Überschüsse produzierenden Agrarlandschaften im Mittelmeerraum entstehen. Ergänzt werden diese Informationen durch die antiken geographischen Schriften, etwa durch die Erdbeschreibungen von Strabon (63 v. Chr. – ca. 19 n. Chr.) und Pomponius Mela (De chorographia; 1. Jh. n. Chr.) , die Beschreibung Griechenlands des Pausanias (2. Jh. n. Chr.) oder eine antike Handelsgeographie, die anonyme Expositio totius mundi et gentium aus dem 4./5. Jh. n. Chr. Diese geographischen Werke geben neben der Beschreibung der Naturräume eben auch einige Hinweise zur ackerbaulichen Nutzung der jeweils beschriebenen Landschaften. Was sonst noch bleibt, ist die Auswertung der archäologischen Funde (Hofkomplexe, Plantagen, landwirtschaftliche Geräte, Öloder Weinkeltern, bildliche Darstellungen oder die Auswertung von Pflanzenresten), ergänzt durch einige inschriftliche und – namentlich für Ägypten ab dem 3. Jh. v. Chr. bedeutend – auf Papyri überlieferte Informationen. H.-J. Drexhage, H. Konen, K. Ruffing, Die Wirtschaft des Römischen Reiches (1.–3. Jh.), 2002, 59– 100; U. Fellmeth, Eine wohlhabende Stadt sei nahe… Die Standortfaktoren in der römischen Agrarökonomie im Zusammenhang mit den verkehrs- und Raumordnungsstrukturen im römischen Italien, 2002, 13–50, 107–151; D. Flach, Römische Agrargeschichte, 1990; P. Garnsey, Famine and Food Supply in the Graeco-Roman World, 1993; S. Isager, J.E. Skydsgaard, Ancient Greek Agriculture, 1995; F. De Martino, Wirtschaftsgeschichte des alten Rom, 1991; W. Richter, Die Landwirtschaft im homerischen Zeitalter (Archaeologica Homerica Bd. II, Kap. H), 1968; G. Rickman, The Corn Supply of Ancient Rome, 1980; M. Schnebel, Die Landwirtschaft im hellenistischen Ägypten, 1925; H. Sonnabend (Hrsg.), Mensch und Landschaft in der Antike. Lexikon der Historischen Geographie, 1999 (siehe dort v.a.: U. Fellmeth, Ackerbau. 1–6; E. Olshausen, Agrargeographie, 14–17; U. Fellmeth, Agarverfassung, 18–24; M. Nenninger, Forstwirtschaft, 151–153; U. Fellmeth, Getreide, 180–183; ders., Großgrundbesitz, 197–200; ders., Landwirtschaft, 305–308; ders., Nahrungsmittel, 367–372); K.D. White, Roman Farming, 1970.

Literatur

Für eine Wiedergabe der unzähligen und stark verstreuten Hinweise zu den Anbaugebieten in der antiken Literatur ist hier kein Raum. Es seien nur einige Quellenstellen angegeben, die landwirtschaftliche Anbaugebiete im Zusammenhang darstellen: Colum. praef. 20; Plin. nat. 14, 8–76; vgl. Varro rust. 1,54 (Wein); 15,1–9 (Oliven); 18, 49–156 (Ackerfrüchte); Expositio totius mundi et gentium, hrsg. v. H.J. Drexhage, in: MBAH II 1/1983 (diese Quelle stellt allerdings die Verhältnisse im 4. oder 5. Jh. dar).

Quellen

Ö Karte S. 203

baus werden also nur die Verbreitungsgebiete der drei wichtigsten Anbaufrüchte, die zugleich die antiken Grundnahrungsmittel darstellten, als Flächen ausgewiesen: Getreide, (Oliven-) Öl, Wein. Mittels Symbolen werden bedeutende Gebiete der Holz-, Flachs-/Leinen- und der Produktion von Datteln, Feigen und Nüssen ausgewiesen.

200

Wichtige Anbaugebiete im Mittelmeerraum (1. und 2. Jh. n. Chr.)


Seit 439 herrschten Vandalen zunächst unter Geiserich († 477) in Karthago und blockierten die alte Kornkammer Roms. Um sie dem Reich zurückzugewinnen, schickte Iustinian mit Flotte und Heer Belisar gegen den Vandalenkönig Gelimer (530–534), einen Enkel des Geiserich. Die Flottenfahrt lässt sich verfolgen – von Konstantinopolis durch die Ägäis, südlich um die Peloponnes herum und hinüber nach Sizilien; am 31. August 533 landete Beli-

I. Der Afrika-Feldzug 533

Gut vorbereitet auf die Regierungsgeschäfte hatte Iustinus I. (518–527) seinen Neffen Iustinianus, als dieser nach seinem Tod die Herrschaft antrat. Iustinian (527–565) hat seine lange Regierungszeit mit Energie und Ausdauer genutzt. Die in der Tradition des Thukydides auf die militärischen Aspekte einer Staatsführung, also die Außenpolitik orientierte Geschichtsschreibung lässt auch für Iustinian die Leistungen für die Staatsverwaltung nicht gebührend hervortreten. Sein Bemühen um eine geordnete Finanzpolitik, Reformen in Verwaltung und Recht (Corpus Iuris Civilis), die Einheit der orthodoxen Kirche (Synode von Konstantinopolis 553) – sie haben alle ihre Früchte getragen. Ein besonderes Kapitel ist die Bautätigkeit des Kaisers, von der wir schon aufgrund archäologischer Forschung viel wissen, von der uns aber auch Prokop in seiner Schrift Über die Gründungen informiert. Außenpolitisch hat sich Iustinian ein hohes Ziel gesteckt, die Wiederherstellung des Imperium Romanum; sie war ihm ein göttlicher Auftrag (Prok. aed. 2,6,6). Er hatte sich dazu besonders um den Westen zu bemühen. Hier waren in ganzen Reichsteilen germanische Nachfolgestaaten entstanden (Franken, Westund Ostgoten, Vandalen; → Karte S. 235). Seine Wege zu diesem Ziel waren selten diplomatischer Art; er versuchte die Probleme militärisch zu lösen, wobei ihn befähigte Offiziere (Belisar, Mundo, Narses) unterstützten. Aber auch der Balkan war bedroht – durch Hunnen, Slaven und Avaren. Schließlich musste sich der Kaiser im Osten mit dem Sāsānidenkönig Chosroes I. (531–579) auseinandersetzen (→ Karte S. 241).

Das Römische Reich unter Iustinian (527–565)

Für die Konfrontation zwischen Konstantinopolis und den Ostgoten in Italien fand sich ein beiden Seiten willkommener Anlass. Amalasuntha, die für ihren Sohn Athalaricus seit 526 die Regentschaft geführt und nach dessen Tod (534) ihren Vetter Theodahat als Mitregenten angenommen hatte, war auf dessen Betreiben 535 ermordet worden. Während die Königin sich zuvor zeitweise sogar mit der Absicht getragen haben soll, ihr Reich dem Kaiser wieder zu unterstellen, stellte sich Theodahat offen gegen ihn. So kam es 535 zum Krieg, in dem der Kaiser den Tod der rechtmäßigen Königin ahnden zu wollen vorgab. 535 gelang es Belisar, Sizilien zurückzugewinnen. 536 setzte er nach Regium über und zog nach Neapolis, wo die starke gotische Garnison nach einer mehrwöchigen Belagerung aufgeben musste, und weiter nach Rom, wo er, ohne auf Widerstand zu stoßen, in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember einzog. Vitigis (536–540), der Nachfolger des Theodahat, hatte sich inzwischen nach Ravenna abgesetzt, um dort weitere Truppen zu sammeln. Sein Versuch, Rom wiederzugewinnen, misslang nach einer über ein Jahr dauernden Belagerung (März 538). Mit den Truppen, die jetzt unter dem Befehl des Narses in Italien landeten, um Belisar zu unterstützen, kämpften die byzantinischen Truppen mit wechselndem Erfolg im Bereich von Auximum, Faesulae, Ariminum und Mediolanum, begleitet von vielfach sehr undurchsichtigen Verhandlungen. Es kam zu einer vertraglichen Regelung, in deren Folge Belisar im März 540 kampflos in Ravenna einzog und Vitigis gefangen nahm. Fürs erste war damit Italien mit Ausnahme weniger gotischer Stützpunkte nördlich des Po für den Kaiser wiedergewonnen. 541 folgte auf Hildebad, den Nachfolger des Vitigis, dessen Neffe Totila (541–552) auf den Thron, der den Krieg gegen den Kaiser wieder aufnahm, um den Goten Italien zurückzuerobern. Mit einer kleinen Armee, die von Tag zu Tag Zuwachs erhielt, drängte Totila in den fol-

II. Die Kämpfe mit den Ostgoten in Italien 535–555

sar in Caput Vada. Nach Siegen bei Ad Decimum und Tricamarum konnte Belisar den König gefangen nehmen und hatte so Nordafrika von Tripolis bis Ad Septem, Sardinia, Corsica und die Balearen für den Kaiser gewonnen.

Mit einer Landung an der Südostküste der Iberischen Halbinsel plante Iustinian, diesen Außenposten im Westen des alten Römischen Reiches zurückzugewinnen. Auseinandersetzungen um den Königsthron der Westgoten veranlassten ihn zu diesem Unternehmen. Athanagild (551/555–567), ein hochgestellter Adliger am Hof des Westgotenkönigs Agila, lehnte sich 551 gegen den glücklosen Herrscher auf und erbat dazu die Unterstützung des Kaisers. Das Kommando über dieses Unternehmen erhielt im Frühjahr 552 der praefectus Augustalis am Hof in Konstantinopolis Petrus Marcellinus Felix Liberius, ein Mann mit außerordentlich bewegter Vergangenheit (unter Odoacer, Theoderich) und jetzt im hohen Alter von etwa 87 Jahren; Prokop bezeichnet ihn als eschatogérōn. Die byzantinischen Truppen verhalfen in der Tat Athanagild 555 zum Thron, wurden gebeten wieder heimzufahren, blieben aber. Sie hielten für den Kaiser den Küstenstreifen um Malaca und Cartagena, landeinwärts bis Cordoba. Die Byzantiner prägten hier bis in die Zeit des Herakleios (610–641) Reichsmünzen.

III. Die Spanien-Expedition 552–555

genden Jahren die byzantinische Herrschaft in Italien weit zurück. Er eroberte 543 Neapolis, nahm Rom Ende 546 nach einjähriger Belagerung ein, verlor die Stadt aber im Jahr darauf wieder an Belisar. Totila eroberte Rom 550 zum zweiten Mal und verlegte in der Folge den Kriegsschauplatz nach Unteritalien, von wo er nach Sizilien übersetzte. Überall hatte er immer wieder Erfolge, auf Dauer konnte er aber keinen festen Boden fassen. Als 552 Narses mit einem Heer von Salona nach Italien übersetzte und Totila bei Tadinae stellte, kam es im Juni 552 bei Busta Gallorum nahe Tadinae zu einer Schlacht, in der Totila entscheidend geschlagen wurde; er selbst kam auf der Flucht um. Theia, der seine Nachfolge antrat, wurde im Oktober 552 beim Versuch, der Stadt Cumae, die von Narses belagert wurde, Entsatz zu bieten, am mons Lactarius zur Schlacht gezwungen und schwer geschlagen; er selbst kam im Kampf ums Leben. Da die Goten keinen Nachfolger auf den verwaisten Thron wählten, war das Schicksal des Ostgotenreiches in Italien besiegelt, selbst wenn besonders in Norditalien sich bis 555 immer wieder Widerstand gegen die byzantinische Herrschaft regte. Wenn man bedenkt, dass zeitgleich mit den Kämpfen in Afrika, Italien und Spanien der Kaiser im Osten gegen die Sāsāniden einen langen und verlustreichen Krieg führte, 542 dazu noch eine Pestepidemie über das ganze Reich kam, kann man ermessen, welche Opfer die Reichsbevölkerung bringen musste. Die Spannungen zwischen Rom und den Persern hatten bereits eine lange Tradition; das Desaster von Karrhai, die römische Niederlage und der Tod des Crassus 53 v. Chr., war da nicht einmal der Anfang. Damals war es die parthische Dynastie der Arsakiden, mit der Rom seinen Interessenkonflikt austrug – um welche Interessen es wem dabei im Einzelnen ging, ist nicht mehr zu klären. Ganz bestimmt war der Transithandel vom Fernen Osten in die Mittelmeerwelt über die sogenannte Seidenstraße und Antiocheia ein Element, aus dem sich ein Konflikt ergeben konnte. Der billigere, aber riskantere Seeweg hatte durch die Entdeckung des Monsunzyklus für Seefahrer aus der Mittelmeerwelt seit dem späten 2. Jh. v. Chr. viel von seinem Schrecken verloren, und doch konnten die Parther bzw. ihre Nachfolger seit 224 n. Chr., die Sāsāniden mit der Sperrung des Überlandhandels genau so Politik machen wie das römische Reich mit der Sperrung von Antiocheia bzw. seines Hafens in Seleukeia. Unzählige Male haben die Perser Antiocheia erobert und wieder hergegeben – ein Mechanismus, der sich auch in der Zeit Iustinians fortsetzte. In drei Phasen verliefen die Auseinandersetzungen mit dem Sāsānidenherrscher Chosroes I. (531–579). 530–532: Entzündet hat sich dieser Konflikt am Königreich Lazika, dessen Herrscher sich 522 über die christliche Taufe in die Vasallität zu Konstantinopolis begeben hatte. Die Sperrung des bis dahin freien Zugangs zum Schwarzen Meer war Ausgangspunkt eines schon unter Kabades I. (488–531) ausgebrochenen Kriegs, den sein Sohn Chosroes I. 532 durch einen Friedensvertrag beendete. 540–545: Dazu, dass Chosroes den Frieden von 532 brach, fand sich 540 im Streit zwischen zwei arabischen Stämmen, den mit dem Kaiser verbündeten Ghassaniden und den Lachimiden, ein geeigneter Anlass. Ein Höhepunkt dieses Krieges war 540 die kurzzeitige Einnahme von Antiocheia durch Chosroes; sāsānidische Truppen besetzten Lazika. 545

IV. Die drei Perserkriege

Iustinian und die Geschichte seiner Zeit ist gut dokumentiert. In der Überzahl sind hier zeitgenössische Zeugnisse, allen voran das Corpus Iuris Civilis, ein viergliedriges Rechtscorpus. 528 einer Juristenkommission in Auftrag gegeben, entstand die Sammlung der lateinischen Kaisergesetze von Hadrian bis Iustinian (Codex Iustinianus), die 529 in erster und 534 in erweiterter zweiter Auflage veröffentlicht wurde. Die Überarbeitung des Codex war nötig, da 533 Institutiones, eine juristische Einführung mit Gesetzesqualität, sowie Digestae, eine Exzerpten-Sammlung aus maßgeblichen Juristenschriften, erschienen waren. Was unter dem Begriff der Novellae Teil des Corpus Iuris Civilis ist, war als Sammlung der nach 534 erlassenen Kaisergesetze geplant, ist aber nicht realisiert worden. Erhalten haben sich unvollständige Sammlungen solcher Gesetze von privater Hand. – Eine wichtige Quelle für die Zeit Iustinians sind außerdem die Geschichtswerke des Prokop. Seit den Dreißigerjahren des 6. Jh. im Stab des kaiserlichen Feldherrn Belisar, den er auf den Feldzügen gegen die Perser, Vandalen und Goten begleitete, war er Augenzeuge der Kriegsgeschichte seiner Zeit und daher kompetenter Autor seines Werks Über die Kriege. Anonym und wohl nicht zu Lebzeiten Iustinians erschien seine Schrift Nicht Herausgegebenes (Anekdota), in der er ätzende Kritik am Kaiserpaar äußert. Panegyrischen Charakter trägt dagegen seine Beschreibung der Bauten (Über die Gründungen), die unter Iustinian entstand. – Zeitgenosse des Kaisers war auch Agathias, der eine Geschichte der Jahre 552 bis 559 im Anschluss an die Kriegsgeschichte Prokops verfasst hat.

Die Quellen

kam angesichts der beiderseitigen Erschöpfung ein Waffenstillstand auf fünf Jahre zustande. 549–557: Dieser Krieg entzündete sich wiederum an Lazika, als der Kaiser der Bitte der Lazen 549 um die Aufnahme in ein Schutzverhältnis nachkam. Die Kämpfe, die jetzt einsetzten, dauerten bis 557; dann kam ein Waffenstillstand zustande und 561 ein Friedensvertrag, in dem Lazika dem Kaiser zugesprochen wurde.

236

Das Römische Reich unter Iustinian (527–565)


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Perserkriege 530 532; 540 545; 549 557

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Konstantinopolis

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? Lokalisierung unsicher

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Tripolis

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(13. 9. 533) Gaulus ad Decimum ? Melita Caput Vada ( Landung am 31. 8. 533)

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Sicilia

Panormus Messina

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unter Iustinian zurückeroberte Gebiete

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Ostgotenkriege 535 555

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Spanien-Expedition 552 555

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Römisches Reich

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(Mitte Dezember 533)

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Afrika-Feldzug 533

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Flottenfahrt des Belisar nach Africa von Juni bis zum 31.August 533

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Westgotenreich

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Das Römische Reich unter Iustinian ( 527 565 )

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237

Das Römische Reich unter Iustinian (527–565)


gia Sophia (Nr. 5a) samt Patriarchensitz. Der Hippodrom (Nr. 6) war ein wichtiges Bindeglied zwischen Kaiser und Volk – hier fanden Festspiele aller Art, aber auch politische Demonstrationen statt. Drei Schmuckstücke haben sich von der Spina erhalten: 1. Im Süden der gemauerte Obelisk (32 m hoch; Nr. 6c); sein Alter ist nicht genau bestimmbar (vor 390). Er wurde laut Inschrift unter Konstantinos VI. (913–959) renoviert und war mit vergoldeten Bronzeplatten verkleidet – ihre Dübellöcher sind noch zu sehen –, ehe die Kreuzfahrer 1204 die Stadt systematisch plünderten. 2. Weiter nördlich die Schlangensäule (Nr. 6b), ursprünglich das Weihegeschenk der Griechen aus Anlass ihres Persersieges bei Plataiai 479 v. Chr. in Delphi. Die Säule fand ihren Weg nach Konstantinopolis, als Constantin I. seine Residenz mit Kunstwerken aus aller Welt schmückte. 3. Im Norden der ägyptische Obelisk (Nr. 6a), im Auftrag Thutmosis’ III. (1490–1436 v. Chr.) in Karnak hergestellt, von Constantin I. und dann von Iulian »Apostata« für Konstantinopolis vorgesehen, aber erst unter Theodosius I. dorthin transportiert und 390 im Hippodrom aufgestellt. Da sich in der Stadt keine Quellen befanden, war man auf Leitungen angewiesen, die das Wasser aus den Bergen im Nordwesten heranführten. Ein Teilstück der Leitung, deren Ziel das Nymphaion am Forum Theodosii war, ist der unter Valens errichtete Aquädukt. Außerdem dienten viele Zisternen der Wasserversorgung, gedeckte wie offene, private wie öffentliche. Die Karte verzeichnet die größten offenen Zisternen. –Von den unzähligen Kirchen der Stadt haben sich viele dank ihrer Umgestaltung zu Moscheen sogar mit ihrer Innenarchitektur erhalten; einige sind beispielhaft in die Karte aufgenommen. Elebichu

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Xerolophos (XII)

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c: gemauerter Obelisk (vor 390 n.Chr.)

b: Schlangensäule aus Delphi (479 v.Chr.)

a: Obelisk aus Karnak in Ägypten (15.Jh.v.Chr.)

6. Hippodrom

e: Zeuxipposthermen

d: Verwaltungsbasilika

c: Senat

b: Kaiserpaläste

a: Hagia Sophia

5. Augusteion, ein von vier Hallen umgebener Platz

4. Landmauer zur Zeit des Kaisers Theodosius II. (408 450 n.Chr.)

3. Seemauer zur Zeit des Kaisers Theodosius II. (408 450 n.Chr.)

2. Landmauer zur Zeit des Kaisers Constantinus I. (306 337 n.Chr.), vermuteter Verlauf

1. Landmauer zur Zeit des Kaisers Septimius Severus (193 211 n.Chr.), vermuteter Verlauf

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12. Sergios- und- Bakchos -Kirche (527 536 n.Chr.)

11. Kirche des Theotokos Chalkoprateia (5.Jh.n.Chr.)

10. Hagia Eirene (4.Jh.n.Chr.)

a: Reste des Ehrenbogens

9. Forum Tauri (Theodosius-Forum, 372 393 n.Chr.)

a: Constantin-Säule (328 n.Chr.)

8. Forum Constantini (frühes 4.Jh.n.Chr.)

7. Palast des Lausos (5./6.Jh.n.Chr.)

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Akropolis von Byzantion

Hauptstraßen

Elebichu Stadt-Viertel

3

egion Akr Strategion krop opolis op olis ( IV ) ( II ) 11 1 10 d 3 a 5 c e a 6 1 b b 7 c Pa Palatium Magnum (I) Sophien-Hafen (362 n.Chr.)

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Konstantinopolis

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Eleutherios-Hafen (4.Jh.), Theodosios-Hafen (5.Jh.)

Arkadios-Säule (421)

2

Asparzisterne (459)

Chrysokeras

B

(Goldenes Horn)

Apostelkirche (335/37 350)

Constantiniana (XI)

Markian-Säule (452)

Aëtius-Zisterne (421)

Johannesbasilika und Studioskloster (463 n.Chr.)

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Chorakloster (6.Jh.)

Arkadios-Forum (402/03) (Forum Arcadii)

Kirche des Hl.Diomedes (463 n.Chr.)

Pege- oder Selymbria-Tor

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Mokioszisterne (5./6.Jh.)

Rhesion-Tor

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Konstantinopolis archäologischer Lageplan

Porta Aurea

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Romanos-Tor

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Auf dem Boden von Byzantion am Westufer des Bosporos auf einer Halbinsel zwischen Chrysokeras und Propontis legte Constantin I. seine Residenzstadt Konstantinopolis an. Byzantion war seit seiner Gründung im 7. Jh. landseits durch eine Mauer geschützt; deren Lage lässt sich nur vermuten (Nr. 1).

Auch die Landmauer, die das vergrößerte Stadtareal seit Constantin I. schützte, ist nur vermutungsweise in die Karte einzutragen (Nr. 2). Die Landmauer aber, die in der Zeit von 404 bis 447 unter Theodosius II. errichtet wurde (Nr. 4), ist erhalten. Inschriften an Mauer, Türmen und Toren dokumentieren die Geschichte des Wehrbaus bis ins 18. Jh. Er hat von der Propontis bis Blachernai eine Länge von 5,7 km und ist maximal 55 m tief. Vor der Hauptmauer (4,8 m tief, 11 m hoch) mit 96 durchschnittlich 24 m hohen Türmen liegt im Abstand von 14,5 m eine zweite Mauer (4 m tief, 8 m hoch) mit 90 auf Lücke gestellten Türmen, davor ein Wassergraben (mit Traversenmauern; 18 m breit, 7 m tief). – Auch zur See hin war die Stadt seit Constantin I. durch eine Mauer gedeckt (Nr. 3), unter Theodosius II. wurde diese beiderseits an die Landmauer angeschlossen (an der Propontis 8,5 km, am Chrysokeras 5,4 km) und stark ausgebaut. Die von Septimius Severus wiederhergestellte Stadt wurde von Constantin I. um das Vierfache vergrößert und von Theodosius II. erneut um mehr als ein Drittel erweitert. Das vergrößerte Areal bis zur Landmauer fächerte von der Akropolis aus eine Hauptstraße, die Mese, auf, die sich nach etwa 3 km beim Philadelphion nach NW und nach SW gabelte. Die Einteilung des Stadtgebiets in 14 regiones erfolgte unter Theodosios II. Vier Plätze kennzeichneten die Hauptstationen des kaiserlichen Triumphzugs, der von der via Egnatia her im SW die Stadt durch die Porta Aurea betrat und ostwärts zur Hagia Sophia führte (Nr. 5a): 1. Das Forum Arcadii, ein von Hallen umgebener Platz um eine Ehrensäule des Arkadios (395–408). 2. Das Forum Tauri bzw. Theodosius-Forum (Nr. 9), ein unter Theodosius I. (379–395) fertiggestellter Platz, ebenfalls von Hallen umgeben, im Zentrum eine Ehrensäule für Theodosius. Nur wenig westlich lag das Philadelphion. 3. Das unter Constantin I. erbaute Forum Constantini (Nr. 8), Marktplatz und Zentrum des städtischen Lebens, ein von Arkaden eingefasster Platz mit zwei Toren, im NW das Senatsgebäude, in der Mitte die Constantin-Säule (Nr. 8a). 4. Das Tetrastoon mit Augusteion, Kaiserpalast (Nr. 5b), einem weiteren Senatsgebäude (Nr. 5c) und Basilika (Nr. 5d) sowie der HaM

Konstantinopolis

Das Reich hatte nach dem Tod des Phokas in Herakleios (610–641) einen Kaiser, der die Strukturen von Reich und Gesellschaft wieder straffte. Er war es auch, weniger wohl sein Enkel Konstans II. (641–668), der mit der Gliederung des Reichs in Militärbezirke, sogenannte Themata, eine tiefgreifende verwaltungstechnische Umgestaltung vornahm. Die eigentliche Bedeutung des Worts Thema ist umstritten, es meint vielleicht das ›Operationsgebiet‹ einzelner Heeresabteilungen, die wegen des Verlusts von Grenzbereichen nach Kleinasien verlegt wurden. Die Themata unterstanden Strategen, die im 8. Jh. zu den militärischen auch alle zivile Aufgaben übernahmen. Im 7. Jh. war das Reich in fünf große Themata gegliedert (Armeniakoi, Anatolikoi, Opsikion, Kibyrrhaiotoi, Thrakes); als die Kaiser verlorene Gebiete zurückgewannen, entstanden weitere Themata besonders im Westen. Auch wurden größere Themata aus Sicherheitsgründen geteilt, so dass das Reich unter Konstantinos VII. (913–959) 17 asiatische und 12 europäische Themata umfaßte. In verteidigungstechnisch schwierigen Gegenden wurden Teile aus den Themata ausgegliedert, sog. Kleisurai. Kleisura, abgeleitet von lat. clausura, war ursprünglich ein geographischer Begriff, der einen Gebirgspass und dann auch die dort angebrachte Wehranlage samt Besatzung bezeichnete; er entwickelte sich unter Kleisurarchen zum Verwaltungsbezirk im Grenzbereich (Kappadokia, Charsianon, Seleukeia). Auch die Militärposten, die von einem Dux, dem Gouverneur einer kleinen Region oder einer Stadt mit militärischen und zivilen Kompetenzen, oder einem Drungarios – dieser führte militärische Formationen eines Thema an – geleitet wurden, lassen die Brisanz der Lage im Osten erkennen.

Die byzantinische Themenverfassung (7.–9. Jh. n. Chr.)

238

Die byzantinische Themenverfassung (7.–9. Jh. n. Chr.) / Konstantinopolis


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Themenordnung im 9. Jh.:

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32°

Name einer Kleisura

Grenze einer Kleisura

Grenze eines Thema ( genauer Verlauf nicht immer gesichert)

Thrakes Themenbezeichnung

Themenordnung im 7. Jh.:

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Thrakes

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Germia

phylion pe am

Perge

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Mardaiten

Reichsgrenze

Opsikion

Germanikopolis bei Gangra

Ankyra

Semaluos

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Kibyrrhaiotoi

Pompeiopolis

Poson

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Amastris

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Charsianon

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34°

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Seleukeia

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Sitz eines Militär-/Flottengouverneurs ( Strategos, Dux, Kleisurarches, Drungarios)

Sitz eines autokephalen Reichserzbischofs

Residenzstadt, Verwaltungssitz

Umsiedlungsgebiete (mit Name des umgesiedelten Volkes )

Konstantia

Syrer

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Syke

Klaudiopolis

SELEUKEIA

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Heeressammellager

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Syrakusai

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Dyrrachion

Dalmatia

20°

50

100

150

25°

Kreta

Strymon

Makedonia

Peloponnesos

Hellas

42°

200

42°

Karte B

38°

40°

Karte A

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250 km

Thrakes

garisches Reich

Thessalonike

Bul

Der europäische Reichsteil im 9. Jh.40°n. Chr.

38°

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36°

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Die byzantinische Themenverfassung (7. bis 9. Jh. n. Chr.)

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239

Die byzantinische Themenverfassung (7.–9. Jh. n. Chr.) / Konstantinopolis


Die Regierung Sapors II., eines Urenkels Sapors I. (240–272), war im Wesentlichen von zwei Themen bestimmt: dem Krieg gegen die Römer und der Verfolgung der Christen, die man im Sāsānidenreich wegen ihrer Kontakte zu den Christen im Römischen Reich fürchtete. Die Perser erlitten im Jahr 344 gegen Kaiser Constantius II. bei Singara eine schwere Niederlage, auch gelang es ihnen nicht, den Römern Nisibis abzunehmen, das sie 338 und 346 vergeblich belagerten. Immerhin konnten sie 359 Amida erobern. Iulian »Apostata« führte einen Feldzug gegen die Perser siegreich bis vor Ktesiphon; die sāsānidische Residenzstadt zu erobern, gelang ihm aber nicht. Auf dem Rückzug tigrisaufwärts wurde Iulian im Kampf verletzt und starb. Sein Nachfolger Iovian schloss einen für Rom sehr nachteiligen Frieden, der Sapor große Gebietsgewinne einbrachte; so fiel auch Nisibis wieder an die Sāsāniden. Wohl kam es immer wieder zu Spannungen zwischen Sāsāniden und Konstantinopolis, die militärisch ausgetragen wurden, aber das zentrale Problem waren in den folgenden Jahren für jeden der Sāsānidenkönige von Wahram V. (421–438) bis Chosroes I. (531–579) die hunnischen Hephthaliten, die gegen den Nordosten des Sāsānidenreichs vorrückten. Wahram V. und Yazdgird II. konnten sich mehrfach gegen sie durchsetzen, Peroz aber wurde 484 von ihnen geschlagen und fiel im Kampf. So wurden die Sāsāniden den Hephthaliten tributpflichtig. Die Hephthaliten spielten auch innenpolitisch am Sāsānidenhof eine große Rolle. Mit ihrer Hilfe kam etwa Kabades, der Sohn des Peroz, gegen den mächtigen Hofadel unter Zamasphes 499 wieder an die Macht. Aus der Zwangslage, in der sich das Reich gegenüber den Hephthaliten befand und die Staat und Gesellschaft über ein Jahrhundert in Mitleidenschaft zog, wurde das Sāsānidenreich erst wieder unter Chosroes I. gerettet. Er reformierte Staat und Gesellschaft der Perser; mithilfe eines reorganisierten Heerwesens konnte er auch den Kampf mit Byzanz erfolg-

Zu den Sāsānidenkönigen vgl. die Liste S. 216, zu den byzantinischen Kaisern S. 264

Die byzantinisch-sa¯sa¯nidischen Auseinandersetzungen im 6. und 7. Jh. n. Chr.

reich gestalten. Kurz nach seinem Regierungsantritt schloss er mit Iustinian I. im Jahr 532 einen »endlosen Frieden« (Prok. BP 1,22,3), den er aber 540 brach. Es gelang ihm sogar, Antiocheia zu besetzen. Hier erkauften sich byzantinische Unterhändler einen unzuverlässigen, im Streit um Lazika mehrfach unterbrochenen und erneuerten Waffenstillstand. 561 wurde ein auf 50 Jahre veranschlagter Friede geschlossen; darin verzichtete Chosroes auf Lazika. Unter der Regierung Iustins II. brachen die Byzantiner 572 diesen Friedensvertrag und rückten in Mesopotamien ein – Nisibis zu erobern gelang ihnen nicht; sie mussten sich 573 nach einem missglückten Gefecht in die Stadt Dara zurückziehen und schließlich kapitulieren. Dennoch wurde der byzantinisch-sāsānidische Krieg in Nordmesopotamien fortgesetzt; so wurde beispielsweise das Sāsānidenheer unter Chosroes’ persönlicher Führung 575 bei Melitene geschlagen – eine Entscheidung brachte auch diese Schlacht nicht. Die Hypothek dieses Krieges hinterließ Chosroes, als er 579 starb, seinem Sohn Hormisdas IV. An anderen Fronten konnte sich Chosroes I. dagegen durchsetzen. Erfolgreich war er im Süden der arabischen Halbinsel, wo er Mazūn an der Südostküste, desgleichen al-Yamān an der Südwestküste gewann, beides handelspolitisch bedeutsame Positionen. Es gelang ihm um 560, das Reich der Hephthaliten mithilfe der Göktürken zu zerschlagen; er sollte seinem Reich aber mit diesem Verbündeten für die Zukunft einen gefährlichen Gegner eingehandelt haben. In der Tat konnte sein Sohn Hormisdas IV. die Auseinandersetzungen mit den Byzantinern nur mit halber Kraft führen, weil im Nordosten die Göktürken in sein Reich einzufallen drohten. 589 wurden sie von seinem Feldherrn Wahram Chobin in der Gegend von Balh geschlagen und fürs erste in ihre Schran˘ ken gewiesen. Der Sohn Hormisdas’ IV., Chosroes II., kam über eine Palastrevolution 590 auf den Thron, wurde aber durch Anhänger des Wahram Chobin gestürzt und floh nach Konstantinopolis, wo ihn Kaiser Maurikios aufnahm – nur, um ihn im Frühjahr 591 mit militärischer Hilfe wieder auf den Thron nach Ktesiphon zurückzuführen. Maurikios erhielt von Chosroes für diese Leistung die Städte Dara und Martyrupolis sowie einen Teil von Armenien

bis zur Thospitis als Gegenleistung. Als Maurikios 602 auf Betreiben des Phokas, eines seiner Offiziere, ermordet worden war, schwang sich Chosroes zu seinem Rächer auf. Sāsānidische Heere zogen in Mesopotamien westwärts an den Euphrat bis nach Kirkesion und in Kleinasien über Armenien bis vor Amaseia und Kaisareia. Einige Städte wie Edessa leisteten Widerstand, aber im Feld trat dem Sāsāniden, der verschiedene Feldzüge in den Jahren 606 bis 610 in eigener Person führte, kein byzantinisches Heer erfolgreich entgegen. Das änderte sich auch nicht, als Phokas von Herakleios gestürzt wurde – so schnell konnte selbst dieser fähige Kaiser kein wirkungsvolles Heeresaufgebot ins Feld stellen. Chosroes bzw. sein Feldherr Scharwaraz durchzog ganz Syrien – Städte wie Antiocheia (611), Damaskos (613) und Jerusalem (614), wo Chosroes die konstantinische Grabeskirche zerstören und das Heilige Kreuz nach Ktesiphon entführen ließ, fielen den Sāsāniden zu. Im Jahr 619 drangen die Sāsāniden in Ägypten ein und zogen den Nil aufwärts bis in den Sudan; sie zogen auch weiter westlich, möglicherweise bis nach Tripolis. In Kleinasien wurde unterdessen 615 sogar Chalkedon am Bosporos im Angesicht der byzantinischen Residenzstadt von den Sāsāniden unter Chosroes’ Feldherrn Schahin erobert. Seit 622 war Herakleios nach Abschluss seines umfassenden Reformwerks an Gesellschaft und Heer endlich wieder in der Lage, auf die sāsānidischen Herausforderungen zu antworten. Ein erster Feldzug, den er gegen ein sāsānidisches Heer unter Scharwaraz unternahm und der die beiden gegnerischen Heere offenbar kreuz und quer durch Kleinasien führte, endete im Frühjahr 623 wohl bei Kaisareia in Kappadokien mit einem eindeutigen Sieg der Byzantiner; mit einem Schlag hatte der Kaiser die kleinasiatische Halbinsel wiedergewonnen. In den Jahren 623–625 rückte Herakleios in Nordmesopotamien ein, ohne aber kriegsentscheidende Erfolge zu erringen. Im Sommer 626 suchte Chosroes im Zusammenwirken mit den turkstämmigen Avaren, die seit 567 im Karpatenbecken siedelten und 582 Sirmium erobert hatten, mit einem Heer unter Scharwaraz die Entscheidung vor Konstantinopolis, während er Herakleios und sein Heer mit schwächeren Kräften in Kleinasien band. Es war dies die erste von vielen Belagerungen der byzantinischen Residenzstadt; die Ein wichtiges Geschichtswerk sind die Kriege des Prokopios: die Bücher 1 und 2 schildern die Kriege der Byzantiner gegen die Sāsāniden; sie informieren besonders über die Beziehungen zwischen Iustinian und Chosroes I.

Die Quellen

Verteidigung leiteten der magister militum praesentalis Bonos und der Patriarch Sergios. Nach einer ersten Niederlage im Chrysokeras (Goldenen Horn) rückten die Avaren ab; die Sāsāniden, die wegen der byzantinischen Seeüberlegenheit nicht aufs europäische Ufer übersetzen konnten, hielten sich noch bis ins Jahr 627 in Chalkedon, um sich dann endgültig ostwärts zurückzuziehen. Inzwischen konnte Herakleios seine Feldzugspläne von Armenien aus weiterverfolgen, in deren Verlauf er im Dezember 627 eine sāsānidische Armee unter Razates nahe Mosil bei Ninive entscheidend schlug. Weiter zog das byzantinische Heer in Richtung auf die Sāsānidenresidenz Ktesiphon, auf deren Eroberung Herakleios jedoch angesichts der zu erwartenden heftigen Gegenwehr der Perser verzichtete. Infolge der sāsānidischen Niederlage bei Ninive und der Einnahme von Chosroes’ Residenz Dastagird bei Ktesiphon im Jahr 628 kam es zu Thronwirren, in deren Verlauf der König von seinem Sohn Siroe gestürzt und ermordet wurde. Der Friedensvertrag, den Siroe, mit Thronnamen Kabades II., umgehend mit Herakleios aushandelte und den Boran, eine Schwester des Kabades, als Regentin 630 abschloss, sah die Rückgabe sämtlicher ehemals byzantinischer Gebiete – von Ägypten bis ans Schwarze Meer unter Ausschluss des östlichen Teils von Armenien – vor, auch war das Heilige Kreuz auszuliefern, das der Kaiser dann am 21. März 630 in Jerusalem wiederaufrichtete. Nach verschiedentlichen Thronwechseln kam mit Yazdgird III. ein Enkel des Chosroes an die Regierung. Er hatte sich nicht mehr mit dem Byzantinischen Reich auseinanderzusetzen, sein Gegner waren die Araber unter den ersten drei Kalifen. Nach Niederlagen 636 bei al-Qādisīya am Euphrat und 642 bei Nihāwand in Medien (→ Karte S. 243) gestaltete sich das Leben des letzten Sāsānidenherrschers wie eine einzige Flucht. 651 wurde Yazdgird in Marv ermordet; mit seinem Tod fiel das Sāsānidenreich vollständig an die Araber. Georgios Pisides (ca. 600 bis ca. 630) war unter dem Patriarchen Sergios Kleriker an der Hagia Sophia. Als Zeitgenosse des Herakleios besang er die militärischen Taten dieses Kaisers, so den Feldzug gegen die Perser (622/23) und den Krieg gegen die Avaren, und verfasste die Heraklias, einen epischen Hymnus auf den Sieg des Herakleios über die Sāsāniden; dazu kommt noch ein Lobgedicht auf Bonos, der 626 zusammen mit dem Patriarchen Sergios die Verteidigung von Konstantinopolis geleitet hatte. Zeitgenosse des Herakleios war auch Theodoros Synkellos, von dem eine Predigt zum 7. August 627, dem Jahrestag der Befreiung der Stadt, erhalten ist. Als zeitgenössisches Dokument hat sich die anonyme Osterchronik (von Adam bis 627) erhalten. Außerdem sind die Geschichtswerke des Mönchs Theophanes (ca. 760 bis 817/18) – eine Weltchronik im Anschluss an Georgios Synkellos – und des Patriarchen Nikephoros (758–828) – eine Geschichte (Historia Syntomos) der Jahre 602 bis 769 – für die in der Karte thematisierte Zeit von unschätzbarem Wert. Für den arabischen Standpunkt in den byzantinisch-sāsānidischen Auseinandersetzungen steht der Perser T ․abarī (839–923) mit seiner Weltgeschichte von der Entstehung der Welt bis zum Jahr 915 zur Verfügung.

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Die byzantinisch-sa¯sa¯nidischen Auseinandersetzungen im 6. und 7. Jh. n. Chr.


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Die byzantinisch-sa¯sa¯nidischen Auseinandersetzungen im 6. und 7. Jh. n. Chr.


Muh․ammad stieß in Makka/Mekka, seiner Geburtsstadt, mit seiner Glaubenslehre auf derartigen Widerstand, dass er nach längeren Vorbereitungen im Jahr 622 mit Anhängern in die Oasenstadt Yatrib, nachmals al-Madīna (»die Stadt [des Propheten]«) auswanderte, wo man auf ihn als Schiedsrichter in den Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen arabischen Stämmen der Umgebung große Hoffnungen setzte. Um eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit zu gewinnen, führte er 623 und 624 mehrere Raubzüge (»Razzien«) gegen Karawanen aus Makka durch, schließlich eine Razzia gegen eine große Karawane, die sich auf dem Heimweg von Syrien nach Makka befand. Dieser Kampf, der im März 624 bei Badr stattfand, hatte eine andere Dimension als die vorausgegangenen Gefechte; so versteht es sich, dass nun die Auseinandersetzungen zwischen Muh․ammad und Makka die Formen eines regelrechten Kriegs annahmen. Etwa ein Jahr später rückte ein Heer von Makka aus, um Rache für den Überfall von Badr zu nehmen. Am Berg Uh․ud kam es zur Schlacht, in welcher die Anhänger Muh․ammads unterlagen; entscheidend war diese Niederlage aber nicht. 627 belagerte ein Heer aus Makka Muh․ammad in Yatrib; diese Belagerung konnte Muh․ammad abwehren. In den folgenden Jahren gelang es ihm, wie in Yatrib so auch in Makka immer mehr Anhänger zu gewinnen, so dass er 630 schließlich in Makka einziehen und die Stadt fast ohne Schwertstreich einnehmen konnte. In Reaktion auf den Fall von Makka rückten im selben Jahr zwei arabische Stämme mit Frauen, Kindern und ihren Viehherden nach Makka, um als Erben der Handelsstadt die Verkehrswege bei at․-T ․ā’ if zu nutzen. Muh․ammad vereitelte diese Absicht, indem er sich ihnen schon bei H ․ unain mit einem Heer entgegenstellte und sie in die Flucht schlug. – Frü-

Die ersten vier Kalifen, Nachfolger des Muh ․ammad (gest. 632): ‘Abdallāh Abū Bakr (632–634) ‘Umar ibn al-Hat․․t āb (634–644) ˘ ‘Utmān ibn ‘Affān (644–656) ‘Alī ibn Abī T ․ālib (656–661)

Die Einigung und Expansion der Araber unter den ersten vier Kalifen (632–661)

her oder später musste Muh․ammad mit seiner religiös-politischen Bewegung, die bald die ganze arabische Halbinsel einigen sollte, in Konflikt mit den Anrainerstaaten, den Byzantinern und Persern, geraten. Einen ersten Feldzug führte Muh․ammad noch 629 nach Palästina, wo er jedoch bei Mu‘t․a einem kaiserlichen Heer weichen musste. Nach dem Tod Muh․ammads am 8. Juni 632 war es eine vorrangige Aufgabe seines Nachfolgers ‘Abdallāh Abū Bakr, die arabischen Staaten zusammenzuhalten, die durch einzelne Verträge an Muh․ammad gebunden waren und sich nach dem Tod des Propheten möglicherweise nicht mehr an diese Verträge gebunden fühlten. Es war in der Hauptsache Hālid ibn al-Wālid, der im Auftrag des Kalifen ˘ die sogenannten Ridda-Kriege (632–633) gegen die »abtrünnigen« Beduinenstämme besonders im Süden der arabischen Halbinsel führte. Hier weigerten sich verschiedene arabische Stämme, die Almosensteuer (Zakāt) zu zahlen. Der einflussreichste Anführer der Ridda war Ibn H ālid ․ abib al-H ․ anefi, der von H ˘ ibn al-Wālid im Jahr 633 bei al-‘Aqrabā’ entscheidend geschlagen wurde. Trotz dieser innermuslimischen Auseinandersetzungen fanden ‘Abdallāh Abū Bakr und sein fähiger Feldherr Hālid ibn al-Wālid Gele˘ genheit, 634 sowohl al-H ․ īra am Euphrat einzunehmen als auch das Heer Herakleios’ I. bei Agˇnadain zu schlagen und mit diesem Sieg den Südosten von Palästina zu gewinnen. Unter dem Kalifen ‘Umar ibn al-H˘at․t․āb gelang den Arabern 636 am Yarmūk ein Sieg über die kaiserlichen Truppen; die Einnahme von Jerusalem erfolgte unter H˘ālid ibn T-ābit al-Fahmī zwei Jahre später. Anschließend durchzogen die Araber auch Ägypten, wo sie im Juli 640 bei Babylon ein kaiserliches Heer schlugen. Alexandreia kapitulierte 642 ohne Gegenwehr. 643 besetzten die Araber auch Barke in der Cyrenaica. Auch gegen das persische Reich der Sāsāniden wurde weiter gekämpft. So erlitten muslimische Truppen 634 am Euphrat bei Kūfa eine Niederlage. 636 wurde ein sāsānidisches Aufgebot bei alQādisīya und wenig später ein noch größeres Heer bei Galūlā’ geschlagen. 639 war al-Ahwāz in der Hand der Araber. Sie siegten 642 über das persische Heer unter dem letzten Sāsānidenherrscher Yazdgird III. bei Nihāwand; wenig später war die sāsānidische Residenzstadt Ktesiphon erobert.

Unter dem Kalifen ‘Utmān ibn ‘Affān rückten die Araber in Nordafrika im Jahr 647 bis nach Tripolis vor. 649 besetzten sie Kypros, 655 für kurze Zeit Rhodos. In den Jahren 645 bis 653 erreichten arabische Heere Dwīn, Tiflis und Marv. Infolge von sozialen Spannungen, die sich unter ‘Utmān, dem dritten der Kalifen, herausgebildet hatten, kam es 655 bzw. 656 zu Aufständen in Kūfa und in Ägypten, in deren Folge der Kalif am 17. Juni 656 ermordet wurde. Als Nachfolger wählten Anhänger der ältesten Gefolgschaft Muh․ammads in alMadīna, die sich gegenüber dem Einfluss der Kaufmannschaft in Makka unter dem von ‘Utmān systematisch gestärkten Einfluss der Umayyaden zurückgesetzt sahen, den Vetter und Schwiegersohn des Propheten ‘Alī ibn Abī T ․ālib. Seine Gegner bestritten die Rechtmäßigkeit seiner Nachfolge, weshalb es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam – bei al-Bs․ra konnte sich ‘Alī am 9. Dezember 656 durchsetzen. Doch verweigerte ihm nach wie vor der Statthalter von Syrien, der Umayyade Mu‘āwiya ibn Abī Sufyan, die Anerkennung, weshalb es im Sommer 657 am rechten Ufer des Euphrat bei ․Siffīn zu einer Schlacht kam, die unentschieden blieb. Ein Schiedsgericht, das die Rechtmäßigkeit von ‘Alīs Kalifat feststellen sollte, konnte keinen Konsens herstellen. Infolgedessen ließ sich Mu‘āwiya im Jahr 660 in Jerusalem von seinem Heer als Kalif ausrufen. Am 24. Januar 661 wurde ‘Alī ermordet, ohne dass seine Anhängerschaft sich verlor (die sogenannten Schiiten); Mu‘āwiya fand jetzt allgemeine Anerkennung als Kalif, und das Kalifat blieb für die nächsten einhundert Jahre in den Reihen der Umayyaden. M.A. Cook, Muhammad, 1983; F.M. Donner, Narratives of Islamic Origins. The Beginnings of Islamic Historical Writing, 1998; ders., The Early Islamic Conquests, 1981; U. Haarmann, Geschichte der Arabischen Welt, 42001; W.E. Kaegi, Heraclius. Emperor of Byzantium, 2003; T. Nagel, Staat und Glaubensgemeinschaft im Islam, 2 Bde., 1981; ders., The Frontier: Barrier or Bridge?, in: Congrès International des Études Byzantines 17, 1986, 288–293; R. Paret, Mohammed und der Koran, 92005; G.J. Reinink, B.H. Stolte (Hrsg.), The Reign of Heraclius (610–641). Crisis and Confrontation, 2002; G. Rotter, Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg, 1982.

Der Mönch Theophanes Homologetes (ca. 760–817/18) führte in einfachem, vielfach der Volkssprache nahem Stil die Chronik des Georgios Synkellos streng annalistisch von 284 bis 813 fort; für die Jahre von 602 an ist seine Chronik die beste, in vielen Fällen die einzige Quelle für die geschichtlichen Ereignisse. Eine weitere Chronik (Historia Syntomos), die nur lückenhaft überliefert ist und für den Berichtszeitraum der Karte zur Verfügung steht, stammt aus der Feder des Patriarchen Nikephoros (ca. 758–828). Den Zeitraum von 591 bis 661 deckt der armenische Bischof Sebeos (7. Jh.) mit seiner Geschichte des Herakleios ab. Besonders wichtig ist schließlich die umfangreiche Weltchronik Michael des Syrers, des Patriarchen von Antiocheia (1126–1199). Unter den arabischen Quellen ragt, was die Qualität der Informationen betrifft, die Geschichte des Gelehrten at․-T ․abarī (839–923) hervor.

Ö Karte S. 241

Sie unterscheidet farblich zwischen Schlachten der Araber gegen Sāsāniden bzw. Byzantiner einerseits und Kämpfen der Araber untereinander andererseits, allgemein als Bürgerkriege bezeichnet. Die Feldzüge der Araber Abū Bakrs in den sogenannten Ridda-Kriegen sind extra gekennzeichnet, weil sie die besondere Leistung Muh․ammads verdeutlichen – die politisch-religiöse Einigung aller Araber.

Die Karte

Literatur

Die Quellen

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Die Einigung und Expansion der Araber unter den ersten vier Kalifen (632–661)


Unter Basileios II., dem Sohn Romanos’ II., einem Kaiser der seit 867 regierenden makedonischen Dynastie, erreichte das Byzantinische Reich innenpolitisch die Konsolidierung, die außenpolitisch eine Machtentfaltung wie zuvor nur unter Iustinian I. ermöglichte. Basileios II. lebte wie sein Bruder Konstantinos VIII. nach dem frühen Tod des Vaters Romanos’ II. 963 im Schatten dynastiefremder Kaiser, des Nikephoros II. Phokas (963–969) und des Johannes I. Tzimiskes (969–976). Nach dessen Tod führte ihr Großonkel, der Parakoimomenos (Vorsteher der kaiserlichen Leibgarde), ein Eunuch, die Regierungsgeschäfte – dabei handelte es sich im Wesentlichen um die Abwehr des Bardas Skleros, eines Thronprätendenten aus der kleinasiatischen Agrararistokratie. In dem Bürgerkrieg, der sich so entwickelte (976–979), wurde Skleros am 24. Mai 979 bei Amorion geschlagen und entwich ins Exil nach Kairo zum Fatimidenkalifen al-Aziz (975–995). Aber auch jetzt ließ der Großonkel seinen Großneffen nicht ans Staatsruder, weshalb dieser ihn 985 kurzerhand beseitigen ließ. Daraufhin kehrte Bardas Skleros aus dem Exil zurück und erneuerte seinen Anspruch auf den Thron, den jedoch auch ein anderer Vertreter der Bardas-Familie, Bardas Phokas, anstrebte. In dem so entfachten Bürgerkrieg konnte sich Basileios II. schließlich nur mithilfe der Söldner, die ihm der Fürst der Kiever Rus, Vladimir, geschickt hatte, 988 in der Schlacht bei Chrysopolis und am 13. April 989 bei Abydos durchsetzen. Sofern die Konflikte im Bürgerkrieg und an den Fronten zu den Fatimiden in Syrien und den Bulgaren auf der Balkanhalbinsel dem Kaiser Zeit ließen, widmete er sich den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen im Reich. Seine Verwaltungs- und Rechtsreformen dienten der Stärkung der Zentralgewalt gegen die Feudalisierungstendenzen der kleinasiatischen Großgrundbesitzer, aus deren Reihen seine Gegner in den Bürgerkriegen gekommen waren. Dazu dienten ihm Agrarreformen, von denen die Bauern- und Soldatengüter den meisten Nutzen zogen. Diesem Ziel diente auch die konsequente Realisierung der schon unter Herakleios (610–641) begründeten Themenverfassung, eines tief gestaffelten, das ganze Reich erfassenden Verteidigungs-

Das Byzantinische Reich unter Basileios II. (976–1025)

systems. Gestärkt wurde die Wehrkraft des Reichs auch durch eine Heeresreform, in deren Zusammenhang eine schwerbewaffnete Kavallerie geschaffen wurde. Seit dem Sieg des Bilderkults 843 hatte der Kaiser gegenüber der Kirche an Bedeutung gewonnen, und Basileios achtete sorgfältig darauf, das so gewonnene Terrain zu sichern und auszuweiten. Das gelang ihm besonders bei der Neugestaltung der Kirchenorganisation auf der Balkanhalbinsel nach seinem Sieg über den Bulgarenkhan Samuel. Aber auch über die Missionstätigkeit, die unter ihm in großem Maßstab außerhalb des Reichs, speziell bei den slavischen Völkern einsetzte, hielt der Kaiser seine Hand. Erwachsen war die byzantinische Slavenmission aus äußerster Bürgerkriegsnot. Für die militärische Unterstützung, die Vladimir dem Kaiser gewährt hatte, bedankte sich dieser, indem er dem Fürsten seine in Purpur geborene Schwester Anna zur Frau gab. Gleichzeitig nahm er ihm aber das Versprechen ab, sich und sein Volk taufen zu lassen. Der Kaiser persönlich war kulturellen Dingen abgeneigt. Dennoch entwickelte sich unter seiner Herrschaft eine kulturelle Blüte, die allgemein als makedonische Renaissance bezeichnet wird – die Antikenrezeption lebte in besonderem Maße wieder auf, während Neuschaffen dabei deutlich zurückstand. Selbst wenn Basileios auch am Kaukasos die Reichsgrenze nach Osten auf Kosten der armenischen Bagratiden (Thema Vaspurkan) und des Fürstenhauses von Ani hinausgeschoben hat, so waren es doch im Wesentlichen zwei Grenzbereiche, um die sich der Kaiser intensiv kümmern musste: in Syrien gegen die Fatimiden von Kairo und im Westen gegen die Bulgaren unter Samuel. In Syrien griffen die Araber am 15. September 994 unter fatimidischer Führung den byzantinischen Dux Michael Burtzes am Orontes bei Antiocheia an und brachten ihm eine empfindliche Niederlage bei. Basileios II. antwortete auf diesen Überfall mit einem Feldzug, der 995 mit einem Sieg bei Beroia (Aleppo) sowie der Besetzung von Raphaneia und Emesa seinen Abschluss fand. 998 rückten die Araber erneut gegen Antiocheia vor und schlugen Damianos Dalassenos, den Dux von Antiocheia, im Juli diesen Jahres bei Apameia vernichtend. So sah sich Basileios gezwungen, erneut einen Syrienfeldzug zu unternehmen; er eroberte Emesa, Byblos und Berytos. Ein

Friedensangebot seitens des Kalifen al-Hakim (995–1021) war das Ergebnis dieses Feldzugs. Schwierigere Probleme bereiteten dagegen die Bulgaren auf der Balkanhalbinsel. Nach dem Tod des Kaisers Johannes I. 976 hatten sich die Bulgaren unter den Söhnen eines kaiserlichen Komes Nikola in Makedonien in einem Aufstand erhoben, der schließlich unter der Führung des jüngsten dieser Söhne, Samuel, die gesamte Balkanhalbinsel erfassen sollte. Dieser residierte anfangs in Prespa und später in Ochrida. Das Zentrum seines Herrschaftsbereichs zwischen Istros und dem Haimosgebirge war Makedonien; dazu gewann er Teile von Thessalien (Larisa 986). Nach dem Tod seines Großonkels unternahm Basileios deshalb 986 einen Balkanfeldzug, der jedoch am Pass der Succorum Angustiae am 16./17. August desselben Jahres kläglich scheiterte. Es war dieser Misserfolg, der Bardas Skleros ermutigte, wieder ins Reich zurückzukehren und erneut den Thron für sich zu fordern. Gedeckt durch die Bürgerkriegswirren, die den byzantinischen Kaiser in Kleinasien festhielten, verfolgte Samuel konsequent seine Pläne zur Bildung eines großen bulgarischen Reichs nach dem Vorbild der Bulgarenzaren Symeon (893–927) und Peter (927–969). Es gelang ihm, über Epiros bis an den Golf von Korinth und auf die Peloponnes vorzudringen. Seit 991 bemühte sich der Kaiser, mithilfe mehrerer Dukes, Samuel niederzuringen, und tatsächlich gelang es dem Domestikos Nikephoros Uranos, die Bulgaren unter Samuel im Spercheiostal zu schlagen; Samuel wurde verwundet, entkam aber. Ohne sich durch diese Niederlage entmutigen zu lassen, eroberte er 998 Dyrrhachion, gewann Rascien und Diokleia. Seit 1001 konnte der Kaiser aber immer mehr Erfolge verzeichnen. Er eroberte Pliska, Megale Presthlaba (Preslaw) und Presthlabitza (Klein-Preslaw), besetzte Beroia und Servia, es folgte die Einnahme von Voden, nach achtmonatiger Belagerung fiel Bidine (Vidin) an der Donau. Samuel aber blieb nicht untätig und eroberte Adrianopolis. Nach einem Sieg des Kaisers am Axios (Vardar) 1004 kapitulierte Skopia (Skopje), im Jahr darauf wurde auch Dyrrhachion wieder byzantinisch. Für die folgenden Jahre geben die Quellen keine detaillierten Auskünfte – gekämpft wurde in jedem Jahr. Am 29. Juli 1014 kam es schließlich zu dem entscheidenden Sieg des Kaisers bei Kleidion in einem Engpass des Belasica-GeP. Carelos, Bemerkungen zur Herrschaft Basileios’ II. Bulgaroktonos, in: Byzantino-Slavica 53, 1992,

Literatur

Ö Karte S. 239

Sie zeigt den größten Umfang, den das Byzantinische Reich unter Basileios II. angenommen hat. Unter den Komnenen-Kaisern (1057– 1185), was durch eine besondere Linienziehung kenntlich gemacht ist, gehen im Osten große Teile Kleinasiens an die Rum-Seldschuken mit ihrer Residenz in Ikonion verloren, während im Westen für einige Zeit in Sizilien weiterer Boden gewonnen wurde.

Die Karte

Der byzantinische Schriftsteller Johannes Skylitzes (11./12. Jh.), Verfasser einer Chronik für die Jahre 811 bis 1057, bemüht sich in bewusster Distanz zu traditionellen Chroniken um eine die Jahresgrenzen übergreifende Darstellung in kunstvollem Stil. Für die Zeit von 811 bis 1057 hat etwas später Georgios Kedrenos seine Chronik nahezu wörtlich ausgeschrieben. Einen würdigen Fortsetzer für die Jahre bis 1118 hat Skylitzes dagegen in Johannes Zonaras und dessen Weltchronik gefunden.

Die Quellen

birges am oberen Strymon (Struma). Samuel entkam auch jetzt. In keiner Darstellung dieses Krieges fehlt ein Hinweis darauf, wie Basileios an den Bulgaren Rache genommen hat: 14.000 Bulgaren sollen in Gefangenschaft geraten sein. Sie ließ der Kaiser ausnahmslos blenden. Jeder Hundertschaft gab er einen Einäugigen zum Anführer – so entließ er die Gefangenen nach Ochrida. Bei ihrem Anblick soll Samuel zusammengebrochen und wenige Tage später gestorben sein (6. Oktober 1014). Dem Kaiser haftete seither der Beiname Bulgaroktonos, der Bulgarentöter, an. Nach dem Tod des Bulgarenkhans führten dessen Sohn Gabriel Radomir (1014/15) und nach seinem Tod Johannes Vladislav, ein angeblicher Neffe Samuels (1015–1018), den Kampf gegen den Kaiser fort. 1019 war die gesamte Balkanhalbinsel aber unbestritten wieder Teil des byzantinischen Reiches, von der Donau bis zur Peloponnes. 1–16; W. Felix, Byzanz und die islamische Welt im frühen 11. Jahrhundert, 1981; C. Holmes, »How the East was won« in the Reign of Basil II, in: A. Eastmond (Hrsg.), Eastern Approaches to Byzantium, 2001, 41–56; P.M. Strässle, Krieg und Kriegführung in Byzanz. Die Kriege Kaiser Basileios’ II. gegen die Bulgaren (976–1019), 2006; ders., Raum und Kriegführung in Byzanz – eine militärgeographische Beurteilung der Taktik und Strategie der Operation am Fluß Spercheios (996), in: Byzantinische Forschungen 26, 2000, 231–254; P. Stephenson, Byzantium’ s Balkan Frontier 900–1204. A Political Overview, in: Acta Byzantina Fennica 10, 1999/2000, 153–167; C. Toumanoff, Caucasia and Byzantium, in: Traditio 27, 1971, 111–158.

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Das Byzantinische Reich unter Basileios II. (976–1025)


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