Nominierter Kinderrechtsheld – Seiten 71–91 WARUM IST MANUEL NOMINIERT?
Manuel Rodrigues
Manuel Rodrigues ist für den World’s Children’s Prize nominiert, weil er seit 20 Jahren für blinde Kinder und Kinder mit anderen Behinderungen in Guinea-Bissau kämpft. An kaum einem anderen Ort auf der Welt sind behinderte Kinder so gefährdet und ungeschützt wie in Guinea-Bissau. Durch Manuel und seine Organisation AGRICE erhalten sie die Chance zu einem würdigen Leben. Sie bekommen Behandlung, Essen, ein Zuhause, die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, Geborgenheit und Liebe. Manuel spricht bei Politikern und Organisationen, und vor allen Dingen bei Menschen in Dörfern auf dem Land über die Rechte behinderter Kinder. Ohne ihn würden die Dorfbewohner nichts über das Leben der Kinder mit Behinderung erfahren. Dank Manuels Arbeit wissen Kinder und Erwachsene, dass blinde Kinder und Kinder mit anderen Behinderungen die gleichen Rechte haben wie alle anderen. Manuels Kampf hat diese Kinder davor gerettet, schlecht behandelt oder im Stich gelassen zu werden oder sogar zu sterben. In Manuels Zentrum haben schon 250 blinde Kinder gelebt und sind in seine Schule gegangen, die für Sehbehin derte angepasst wurde. Ziel ist, dass die Kinder nach dem Training und dem Schulbesuch bei Manuel wieder nach Hause zu ihren Familien und in ihre Dörfer ziehen. Die meisten dieser Familien sind arm, deshalb bekommen die Kinder, wenn sie wieder zu Hause wohnen, Unterstützung von AGRICE um ihren Schulbesuch fortsetzen und ein gutes Leben in ihrem Dorf haben zu können.
Manuel, der selbst seit seinem dritten Lebensjahr blind ist, zusammen mit blinden Kindern, die durch die Arbeit von Manuel und seiner Organisation AGRICE die Möglichkeit zu einem besseren Leben bekommen haben.
Vorsichtig streichelt Manuel den Kopf des Mädchens. Adelia, 9, lehnt sich auf der Bank, auf der sie sitzen, an ihn. Als Neugeborenes war sie, weil sie blind ist, im Wald ausgesetzt worden um zu sterben. „Das macht mich traurig und wütend. Leider ist Adelia keine Ausnahme. Die Situation für Kinder, die blind sind oder andere Behinderungen haben, ist furchtbar in Guinea-Bissau. Viele betrachten diese Kinder als wertlos, geben ihnen keine Liebe und lassen sie nicht in die Schule gehen. Ich habe es mir zum Ziel gemacht, in meinem Leben für diese Kinder hier zu kämpfen“, sagt Manuel.
M
anuel weiß, wie abhängig ein behindertes Kind davon ist, dass die Erwachsenen in seiner Umgebung sich kümmern und Liebe zeigen. Und es nicht im Stich lassen und aufgeben. Manuel weiß das, da er selbst seit seinem dritten Lebensjahr blind ist. „Ich wuchs in einer gewöhnlichen Familie mit vielen Kindern auf. Wir waren neun Geschwister und meine Mutter AnaMaria und mein Vater Luis liebten uns. Vater und ich waren die besten Freunde.
Wir gingen jeden Tag Hand in Hand in den Kinder garten und unternahmen viel zusammen. Wir gingen Schwimmen und spielten Ball. Obwohl ich klein war, waren wir meist gleich angezogen. Ich erinnere mich, dass mein Vater immer fröhlich war.“ Als Manuel drei Jahre war, geschah etwas, das alles veränderte. „Meine Augen, die ursprünglich braun waren, begannen blau zu werden und ich sah alles wie durch einen Nebel. Es fiel mir
Manuel zusammen mit Adelia, die als Baby im Wald ausgesetzt wurde, damit sie stirbt, aber von Hirten gerettet wurde. Manuel und seine Frau haben sich seitdem um Adelia gekümmert und ihr ein Zuhause, Liebe und Ausbildung gegeben.
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