De molly melching

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Nominierte Kinderrechtsheldin • Seite 92–112 WARUM IST MOLLY NOMINIERT?

Molly Melching

Molly Melching wurde für den World’s Children’s Prize nominiert, weil sie seit 40 Jahren gegen weibliche Genitalverstümmelung, Kinderehe und Zwangsheirat kämpft. Mollys Organisation Tostan infor­ miert auf dem Land in lokaler Sprache über Menschenrechte. Ihr dreijähriges Ausbildungsprogramm über Gesundheit, Bildung und Umwelt richtet sich sowohl an Kinder als auch Erwachsene und bezieht das ganze Dorf mit ein. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Stärkung von Frauen und Kindern und die Aufklärung über weibliche Genitalverstümmelung und die Rechte von Kindern. Tostans einzigartiges Ausbildungsmodell „Community Empowerment Program“ soll die Dorfgemein­ schaften stärken. Infolge des Programms haben schon über 7.200 Dörfer in sechs westafrikanischen Ländern ein Verbot weiblicher Genitalverstümmelung, Kinderehe und Zwangsheirat beschlossen. Dank Molly und Tostan können nun hunderttausende Mädchen ohne das Risiko lebenslanger Folgeschäden aufwachsen. Die Mädchen und Jungen in den Dörfern werden nicht mehr als Kinder verheiratet und können von einer Zukunft mit Ausbildung träumen und selbst über ihr Leben bestimmen.

Es ist ein historischer Tag, als Molly Melching 1996 das Dorf Malicounda Bambara in Senegal besucht. Bis zu diesem Tag mussten die Mädchen des Dorfes Genitalverstümmelung und Kinderehe über sich ergehen lassen. Molly kann kaum glauben, was die Dorffrauen ihr sagen: Wir haben beschlossen, unsere Mädchen nicht mehr zu beschneiden.

V

iele Bewohner heißen Molly willkommen, als sie mit ihrem Jeep ins Dorf einfährt. Mit Gesang und Tanz geht es zum Versammlungsplatz im Schatten eines großen Baumes. „Wir begrüßen dich mit deinem Vornamen und deinem Familiennamen“, sagt die Sprecherin der Dorffrauen. Molly ist überrascht, Genitalverstümmelung durfte man für gewöhnlich nicht einmal erwähnen. Haben die Frauen wirklich beschlossen, offen über diese Tradition zu sprechen und sie sogar abzuschaffen? Konnten Molly und Tostan mit ihrer Ausbildung über Gesundheit und Menschenrechte dazu

beitragen, dass mit einer tausend Jahre alte Tradition, die Millionen Mädchen in diesem und anderen Dörfern schwe-

res Leid zugefügt hat, Schluss gemacht wird?

Historischer Beschluss

Die Frauen unter dem Baum berichten, wie sie zu ihrer Entscheidung gekommen sind. „Wir haben Dinge erfahren, die wir nicht wussten“, sagt Kerthio, eine der Frauen. „Uns hat überrascht, dass die Mehrzahl der Frauen in der Welt nicht beschnitten ist.

Adama, 15, spricht vor dem versammelten Dorf über die Ausbildung bei Tostan. Als ihre Mutter jung war, durften Mädchen das nicht, aber jetzt kommen alle in den Dorfversammlungen zu Wort.

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