Wilhelm Senoner
Wilhelm Senoner
Wilhelm Senoner Figure » forme-formano » persone Figuren » Gestalten » Personen
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Vorwort Das Diözesanmuseum in der Hofburg Brixen beherbergt in erster Linie eine Sammlung von historisch überlieferten Schätzen der Vergangenheit. Es kann und will sich aber nicht im bloßen Bewahren und Tradieren des Bewährten genügen, sondern hat auch eine Brückenfunktion, wenn es darum geht, den Dialog zwischen der Öffentlichkeit und der Kunst der Gegenwart zu unterstützen. Durch Selektion und kritisches Bekenntnis kann auch ein Beitrag zur Förderung zeitgenössischer Kunst geleistet werden. Wilhelm Senoner hat sich als gesuchter Bildhauer für Kopien und Ergänzungen alter Figuren und ganzer Altäre weithin einen Namen gemacht. Für ihn war das jedoch eine zu einengende und dem eigenen künstlerischen Schaffen nicht dienliche Tätigkeit. So ist er seiner künstlerischen Berufung gefolgt und hat Werke geschaffen, die fast ausschließlich in seinem eigenen Auftrag entstanden sind. Das solide handwerkliche Können bot dafür eine gute Grundlage, aber ein wirklicher Künstler ist letztlich nicht der, der nur kann, sondern der muss. Senoners kompromisslose Haltung ist Voraussetzung dafür, das in eine Form zu bringen, woran er glaubt. Er macht es dem Betrachter dabei gewiss nicht immer leicht, ihm zu folgen. Das kann aber auch gar nicht der Sinn schöpferischer Leistung sein. Schließlich macht er sich selbst seine Arbeit alles eher als leicht und dieser tiefe Ernst in seinem Schaffen wirkt echt und überzeugend.
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Unbeeindruckt von den jeweils aktuellen Trends in der Bildhauerei, weiß Senoner sich immer der menschlichen Figur verpflichtet. Auf dem Hintergrund der reichen Tradition seit der Antike schafft er seine Figuren, die sich von jedem oberflächlichen Realismus distanzieren und verleiht ihnen etwas Magisches. Sie sind dynamisch in ihren sparsamen Bewegungen und Umrissen und gleichzeitig doch geprägt von einer tektonischen Statik. Diesen scheinbar in sich isolierten Figuren fühlt sich der Betrachter als notwendiges Gegenüber. Gewollt oder ungewollt wird er zum einbezogenen Teilnehmer. Oder anders ausgedrückt: Die Anwesenheit des Betrachters vor der Figur führt zu einem Dialog. Diese auf den ersten Blick abstrahierten und magischen Figuren sind keine Supermänner oder Superfrauen, sondern sie stehen als Beispiele für „Jedermann“, mit dem Blick auf das Wesentliche. Senoner ist kein lauter und auftrumpfender Künstler, sondern ein sensibler und leiser Bote, der sich mit großer Ernsthaftigkeit bemüht, seine Botschaft kundzutun. Er macht das nicht nur als Bildhauer, sondern ebenso mit den Mitteln der Malerei. Die Ausstellung in der Hofburg ist jedoch ausschließlich dem bildhauerischen Schaffen der letzten Jahre gewidmet. Prof. Dr. Josef Gelmi Präsident der Hofburg Brixen Dr. Johann Kronbichler Direktor des Diözesanmuseums
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Premessa Le opere scultoree di Wilhelm Senoner sono figure che vanno affidate ad uno sguardo indagatore. Vogliono essere osservate, contemplate a fondo: davanti, dietro, da ogni lato - senza ricorrere però al filtro di occhiali alla moda delle tendenze stilistiche dell’età contemporanea. I lavori di Wilhelm Senoner cercano espressamente lo sguardo dell’osservatore. Desiderano un osservatore attivo, che giri attorno alle sculture per esaminarle, interrogarle. Nel corso di questa osservazione partecipe l’immagine acquista vitalità. Si attiva un’interazione. Così può instaurarsi un dialogo tra l’immagine resa dall’artista e l’immagine che va assumendo l’osservatore. In casi fortunati l’osservatore può configurarsi come coautore dell’opera d’arte. I lavori di Wilhelm Senoner non si prestano ad un consenso immediato. È richiesta curiosità, intelligenza ed empatia da parte dell’osservatore; tanto più che sono realizzate con una materia particolarmente ruvida. Inizialmente appaiono come inaccessibili, restie e non ben disposte nei confronti di chi le guarda. Le singole opere lasciano trapelare visioni dell’artista; pongono domande discrete e trasmettono informazioni velate. In primo luogo però inducono a volgere lo sguardo - oltre - verso nuovi orizzonti. Il tema centrale di Wilhelm Senoner è l’uomo: l’uomo di tutti i giorni, l’uomo qualunque. Le rappresentazioni di Senoner, la loro corporeità, le linee affilate - come spigoli di roccia - i colori e le forme invitano ad una osservazione che ci invogli ad aprire gli occhi.
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È questo che rende le sculture di Wilhelm Senoner così seducenti e stimolanti. A volte sottraggono a chi osserva qualsiasi indizio, che consenta una possibile identificazione, travalicando tutte le differenze. Anche le molteplici rappresentazioni di divinità greche sono in Wilhelm Senoner creazioni di poetiche raffigurazioni umane. Non vogliono richiamarsi pedissequamente al mito, all’arcaicità, ma porre in evidenza l’esemplarità, l’essenza, l’autentico io. Non ricorre all’espediente di una anacronistica classicità, ma è sensibile ad un richiamo attuale; è un appello, un’evocazione. Ecco perché queste divinità - estranee alla pomposità dell’Olimpo - sono intrise di umanità, ieri come oggi. Da loro traspare la tipicità di quanto è umano. Componente intrinseca delle sculture di Wilhelm Senoner è il colore. Questo elemento non riveste una valenza naturalistica, ma bensì espressionistica. Si riconosce così il legame di Wilhelm Senoner con l’arte medievale e rinascimentale: i colori sono traduttori di significati, non realistici decori. Chi osserva attentamente i lavori di Wilhelm Senoner riconosce immediatamente quanto sia estraneo ai corsi della moda. Lui non è un melanconico tardo-moderno. È piuttosto un prudente ottimista.
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Zur Einführung Die Bildwerke von Wilhelm Senoner sind bei aller Dynamik und Dramatik zuerst Schaustücke: sie wollen gründlich angeschaut, betrachtet werden, ausgiebig, von vorne, von hinten, von allen Seiten - ohne die modischen Brillen der zeitgenössischen Stilrichtungen. Wilhelm Senoners Arbeiten suchen ausdrücklich den Blick des Betrachters, sie wünschen sich den aktiven Betrachter, der die Skulpturen umkreist und prüft und befragt. In diesem aktiven Anschauen wird das Bild im Schauenden lebendig. Eine Inter-Aktion bahnt sich an. Es kann zum Gespräch kommen zwischen dem ausgestellten Künstler-Bild und dem gewonnenen BetrachterBild. Im Glücksfall kann der Betrachter so Mit-Gestalter des Bildwerks werden. Die Arbeiten von Wilhelm Senoner erwarten keine flinke Zustimmung, sondern nur die Neugierde, die Intelligenz und die Empathie des Betrachters, zumal sie durchwegs eher borstig, eher widerständig als einschmeichelnd sind. Denn die einzelnen Plastiken zeigen Ansichten des Bildhauers, die zwar nur leise Fragen stellen und vorsichtige Auskünfte geben, aber vor allem zum Schauen in neue Blickrichtungen verlocken. Wilhelm Senoners Generalthema ist der Mensch, der ganz alltägliche Mensch, der Jedermann. Senoners Menschenbilder, ihre Körper und Linien, ihre Farben und Formen laden zu einem Sehen ein, das die Augen öffnet, das macht ihren Reiz aus, das macht die Skulpturen von Wilhelm Senoner so ansprechend, ganz wörtlich verstanden; manchmal
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legen sie für die Betrachterin, für den Betrachter Spuren zur möglichen Identifikation über alle Differenzen hinweg. Auch die mehrfach anzutreffenden Bilder von griechischen Göttergestalten sind in Wilhelm Senoners Schaffen verdichtete Menschenbilder; sie wollen nicht das Mythische, das Archaische neu beschwören, sondern das Exemplarische, das Gültige, das authentische Ich vorzeigen, und zwar durchaus nicht ausgefeilt, „getunt“ auf Klassizität, sondern ausgerichtet auf aktuellen Anruf, auf Appell, auf Evokation. Darum sind die Götter so menschlich zu sehen - ohne olympischen Pomp, in ihnen konzentriert sich das typisch Menschliche gestern und heute. Die Plastiken von Wilhelm Senoner sind farbig gefasst. Aber die Farben haben keine naturalistische, sondern eher eine expressionistische Qualität. Hier ist wohl auch die Herkunft von Wilhelm Senoner aus der Kunst des Mittelalters und der Renaissance zu erkennen: Farben sind Bedeutungsträger und kein realistisches Dekor. Wer die plastischen Arbeiten von Wilhelm Senoner aufmerksam anschaut, erkennt rasch das Un-Modische an diesem Künstler. Er ist kein spätmoderner Melancholiker, eher ein vorsichtiger Optimist. Prof. Dr. Gottfried Bitter cssp
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L’uomo con il sigaro Der Mann mit der Zigarre
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Bronzo › Bronze cm 158 Anno › Jahr 2008
Calma traspare da questa rossa superficie ricurva. È una calma serafica la sua. Riflette e osserva. Ogni dettaglio connota questa tranquillità: la postura a gambe divaricate, la pancia in fuori come il ventre di una nave, il movimento della mano destra nella tasca dei pantaloni. La mano sinistra regge in maniera disinvolta il sigaro. La testa - con la sua singolare estensione - è lievemente piegata. Lo sguardo è proiettato in avanti. Chi è quest’uomo con il sigaro? Noi questa persona la conosciamo? Ma certo, è N.N. della porta accanto. In effetti, spesso si atteggia così: del tutto calmo, rilassato, avvolto in un’aura di sovranità assoluta. È totalmente vincitore - senza volerlo essere - e conseguentemente non ci sono sconfitti. Le grida, le dispute, il trambusto, la confusione rimbalzano addosso a N.N. Lui, impassibile, mantiene la calma. Ha tutto sotto controllo e fuma il suo sigaro. Cosa andrà mai pensando? Cosa farà palpitare il suo cuore? Noi non lo sappiamo. O, forse, pensiamo di saperlo? Sono i nostri pensieri, le nostre domande, le nostre speranze e le nostre paure? Quest’uomo in rosso infatti è uno di noi. Non è una divinità, non è una star, non è un eroe, non è un’autorità. È un uomo qualunque. Lui, cerca e trova la sua tranquillità.
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Ruhe, gelassene Ruhe, strahlt diese große gewölbte rotbraune Fläche aus. Jedes Detail ist ein Ruhe-Signal: das breitbeinige Stehen, der wie ein Schiffsbug vorgestreckte Bauch, die rechte Hand, die Aktionshand, in der Hosentasche, die linke Hand hält lässig die Zigarre, der Kopf ist leicht gesenkt, der Blick nach vorne gerichtet. Wer ist dieser Mann mit der Zigarre? Wir kennen diese Person. Aber ja, das ist der N. N. von gleich nebenan. Tatsächlich, so steht er oft da, ganz gelassen, ganz entspannt, ganz souverän. Ganz Sieger, ohne Sieger sein zu wollen, darum auch ohne Besiegte. Das Geschrei, das Gezänk, der Trubel, der Wirbel, an N. N. prallen sie ab, er behält die Ruhe und den Überblick. Er raucht seine Zigarre. Was geht in seinem Kopf vor, was bewegt sein Herz? Wir wissen es nicht. Oder wissen wir es doch? Es sind wohl unsere Gedanken, unsere Fragen, unsere Hoffnungen und unsere Ängste. Denn dieser rote Mann ist einer von uns. Er ist kein Gott und kein Star, kein Held und kein Herrscher. Er ist ein Jedermann, ein Jedermann, der seine Ruhe sucht und seine Ruhe findet.
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Arianna e Teseo Ariadne und Theseus
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Tiglio › Linde cm 200 Anno › Jahr 2008
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Arianna e Teseo sono la coppia per antonomasia del mondo mitologico greco. La bellezza e la forza dei due qui si fonde amorevolmente. Insieme superano tutti gli ostacoli della vita, finanche la morte.
Ariadne und Theseus sind das Liebespaar der griechischen Sagenwelt schlechthin. Schönheit und Kraft der Beiden tun sich hier liebend zusammen und überwinden miteinander alle Hindernisse des Lebens, selbst den Tod.
Arianna, la figlia del re di Creta, salta e danza di gioia, perché è certa della vittoria del suo amato. Teseo, figlio del re di Atene, si dichiara pronto ad affrontare la battaglia mortale contro il Minotauro, sull’Isola di Creta. È pronto ad uccidere il mostro taurino rintanato nella gabbia labirintica. Così Teseo non conquisterà soltanto il cuore di Arianna, ma soprattutto libererà la città di Atene da un orribile tributo al quale era costretta a sottostare: una volta all’anno dovevano essere inviati a Creta sette giovani vergini e sette fanciulli, per essere divorati dal mostro.
Ariadne, die kretische Königstochter, hüpft, tanzt schon vor Glück über den gewissen Sieg ihres Theseus. Theseus, Königssohn aus Athen, erklärt sich bereit, den tödlichen Kampf mit dem Ungeheuer Minotaurus auf der Insel Kreta zu wagen und das Stiermonster in seinem labyrinthischen Käfig zu erlegen. Damit kann Theseus nicht nur das Herz der schönen Ariadne gewinnen, sondern vor allem die Stadt Athen von einer grausigen Tributspflicht befreien: jährlich sieben Jungfrauen und sieben Jungmänner nach Kreta zu schicken: dem Ungeheuer zum Fraß.
Qui ci troviamo di fronte a Teseo prima dell’evento cruento. È forte, conscio della vittoria e del tutto definito nell’antica posa da vincitore con il corpo che gravita sulla gamba portante, allegerendo la gamba libera. Qual’è il motivo di questa rischiosa coscienza di vittoria? È l’amore della figlia del re di Creta Arianna. La sua astuzia amorosa dà furtivamente all’amato Teseo un gomitolo di filo, affinché dopo la sconfitta della morte e l’uccisione del mostro taurino possa ritrovare la via d’uscita e ricondurlo alla vita.
Hier steht dieser Theseus noch vor seiner Tat vor uns: kraftvoll, siegesgewiss und ganz gelöst in antiker Siegerpose mit Standbein und Spielbein. Wer, was ist der Grund dieser gefährlichen Siegesgewissheit? Die Liebe der kretischen Königstochter Ariadne. Ihre Liebeslist steckt dem geliebten Theseus heimlich ein Garnknäuel zu, damit er nach dem Überwinden des tödlichen, des menschenfressenden Stierungeheuers den labyrinthischen Weg hinaus finden kann in das Leben.
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Io respiro Ich atme
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Tiglio › Linde cm 225 Anno › Jahr 2007
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Questa scultura rappresenta una giovane donna che vive, assapora, ostenta la sua levità, la sua bellezza. È un evento che trae origine dall’interiorità, ma poi - qui - si rende evidente a tutti. La donna più grande del normale si diletta nelle sue movenze, con sé e con chi la osserva.
„Ich atme“ zeigt die Gestalt einer jungen Frau, die ihre Leichtigkeit, ihre Schönheit, ihren Zauber lebt, hüpft, tanzt! Ein tief inneres Ereignis, aber hier wird es für alle sichtbar. Die überlebensgroße Frau spielt in ihrer Unmittelbarkeit mit sich und mit der Betrachterin, mit dem Betrachter.
Quale esperienza fortunata consente al materiale “legno” e al medium “giovane donna” di librarsi, di danzare così? La vita di tutti i giorni, il mattino, la luce, l’aria, la gioia di vivere. Uno scettico razionalista come René Descartes (1596-1650) ci ha affidato il seguente aforisma: Io penso, dunque sono. La nostra giovane donna ci sorride e pare volerci dire: “Io respiro, dunque vivo!” Incoscienza o arte del vivere? questa è la domanda.
Welche Glückserfahrung lässt hier das Material ´Holz’ und das Medium ´Junge Frau’ so schweben, so tanzen? Der Alltag, der Morgen, das Licht, die Luft, die Lebensfreude. Von René Descartes (1596-1650), dem skeptischen Rationalisten, ist ein geflügeltes Wort überliefert: „Ich denke, also bin ich“. Unsere junge Frau lächelt uns an: „Ich atme, also lebe ich!“ Leichtsinn oder Lebenskunst, das ist hier die Frage.
Lei, respira a pieni polmoni. È in attesa di osservatori, che si lascino sedurre dalla sua eroticità, dai suoi colori cangianti, dalla sua estatica (forse anche religiosa) commozione. La struttura formale (sintassi) di questa scultura vuole indurci a guardare, a porci delle domande e riflettere (semantica). C’invita ad assaporare la nostra piccola gioia quotidiana, che scaturisce dal respiro, dallo sguardo, dalla vita - e la grande gioia che coinvolge tutti quanti che vogliono respirare, e guardare e vivere nella grazia della vita.
Diese atmende junge Frau wartet geradezu auf Betrachter, die sich von ihrer Erotik, vom wechselnden Glanz ihrer Farben, von ihrer ekstatischen (vielleicht gar von ihrer religiös motivierten) Ergriffenheit anrühren lassen. Die formale Struktur (Syntaktik) dieser Skulptur will zum Schauen und Fragen und Denken verführen (Semantik): über das kleine Glück des Alltags - des Atmens und Schauens und Lebens - und das große Glück für alle, die atmen und schauen und leben wollen in der Gnade des Lebens.
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Donna e uomo al semaforo Frau und Mann an der Ampel
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Tiglio › Linde cm 220 Anno › Jahr 2008
Una donna e un uomo. Sono l’una accanto all’altro o piuttosto l’uno dietro l’altra, casualmente, senza un motivo. È solo con un occhio attento che si coglie il rapporto che intercorre tra l’uomo e la donna, tra il rosso e il bianco. Entrambe le figure sono titubanti e stanno a gambe divaricate. L’uomo rosso sull’estrema sinistra si è accostato alla signora bianca sull’estrema destra. Sono persone comuni. Queste persone si trovano in tutto il mondo e non danno nell’occhio. Stanno immobili.
Frau und Mann nebeneinander oder eher hintereinander, zufällig, ohne Bedeutung. Erst das betrachtende Auge verspürt die verborgene Beziehung zwischen Frau und Mann, zwischen Rot und Weiß, zwischen dem Nebeneinander und Hintereinander. Beide Gestalten stehen breitbeinig locker da. Der rote Mann ist ganz links außen neben die weiße Frau getreten und sie ganz nach rechts. Alltagsmenschen, Allerweltsmenschen, unauffällig, bewegungslos.
Solo ad una seconda occhiata notiamo l’uomo con un giornale sotto il braccio e con le mani ficcate in tasca. La gamba portante della donna tradisce una prudente attrazione nei confronti della “zona rossa”. Allora esiste proprio un rapporto latente tra i due. È un gioco nascosto di pensieri, di desideri, davanti ad un semaforo invisibile?
Erst auf den zweiten Blick hin fällt der Mann mit der Zeitung unter dem Arm und mit den Händen in den Hosentaschen auf und das Standbein der Frau sorgt für eine ganz vorsichtige Hinneigung zur roten Seite hin. Also doch eine verborgene Beziehung zwischen den Beiden, ein geheimes Spiel der Gedanken, der Wünsche an der unsichtbaren roten Ampel?
Uno sguardo ulteriore negli occhi della donna e dell’uomo ci svela l’arcano: i due si studiano a vicenda. Lei, chi rappresenta per l’uomo? È la donna dei suo sogni? Giovane nuda, altezzosa e bella. E la donna, si sente lusingata dalla curiosità dell’uomo? Questi pensieri provocano un turbamento tra le varietà di bianco e il rosso, tra il rosso e il bianco. Da questa costellazione postpatriarcale traspare la massima somiglianza e parità possibile tra uomo e donna. Nello stesso tempo però si può cogliere anche un’affascinante diversità e una dipendenza reciproca.
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Ein erneuter Blick in die Augenpartien der Frau und des Mannes lösen das Rätsel: die Beiden beäugen sich. Erscheint dem Mann seine Traumfrau? Jung und nackt, stolz und schön? Und die Frau genießt die Neugier des Mannes? Solche Gedanken erzeugen einen Sog zwischen Weiß und Rot, zwischen Rot und Weiß in dieser postpatriarchalen Konstellation: größtmögliche Ähnlichkeit und Gleichrangigkeit zwischen Mann und Frau und zugleich reizvolle Unterschiedenheit und Abhängigkeit.
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Artemide Artemis
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Tiglio › Linde cm 230 Anno › Jahr 2006
Artemide è una divinità greca, bella e crudele, vergine e gelosa. A prima vista ci stupisce il volume, la forza, l’alterigia di questa dea. Lei però non è una ninfa, bensì una divinità protettrice della natura, in particolare degli animali del bosco. Ecco perché il bosco è il suo territorio prediletto. È custode e nel contempo cacciatrice degli animali. L’imponente corpo di donna ci ricorda che lei è anche la dea della fertilità. È infatti amica delle puerpere ed è la dea dei cicli della luna. La fredda luce lunare è quella che predilige durante la caccia e in amore. Si rende evidente, nel contempo, la sua doppia faccia: Artemide difende e caccia gli animali; elimina le sue possibili rivali e protegge le donne innamorate. Le cangianti impressioni di colore accentuano il suo fascino, avvolto in un alone di mistero. Così, una dea di sfolgorante bellezza, rammenta a chi la osserva il monito di Rainer Maria Rilke (1875-1926): “La bellezza non è nient’altro del terribile inizio che siamo ancora in grado di sopportare…”
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Artemis ist eine Göttin, eine griechische Göttin, schön und grausam, jungfräulich und eifersüchtig. Zunächst mag beim ersten Anschauen das Volumen, die Stärke, die Gewalt dieser Göttin überraschen. Aber Artemis ist eben keine Nymphe, sondern die Schutzgöttin der Natur, insbesondere der Tiere des Waldes, darum ist der Wald ihr Lieblingsrevier, denn sie ist die Hüterin und zugleich die Jägerin der Tiere. Der wuchtige Frauenkörper weist Artemis hier auch als die Göttin der Fruchtbarkeit aus, darum ist sie die Freundin der Wöchnerinnen und die Göttin des wechselnden Mondes, sein kaltes Licht ist ihr Lieblingslicht bei der Jagd und bei der Liebe. Zugleich scheint hier das Doppelgesichtige auf: Artemis hütet die Tiere und sie jagt die Tiere, sie vernichtet ihre eigenen möglichen Rivalinnen und sie beschützt die liebenden Frauen. Die sich ständig brechenden Farbeindrücke verstärken das Schöne im Unheimlichen. So erinnert diese blendende Göttin Artemis die Betrachterin / den Betrachter an Rainer Maria Rilkes (1875-1926) Mahnung: „Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen…“
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Composizione Spazio › Raum cm 120 x 100 Anno › Jahr 2007
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Disgelo Scheeschmelze Tiglio › Linde cm 200 Anno › Jahr 2006
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Mostra nella Certosa in Val Senales 2007 Ausstellung in der Karthause Allerengelberg, Schnalstal 2007
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Un uomo controvento Mann im Gegenwind
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Tiglio › Linde cm 140 Anno › Jahr 2007
Quest’uomo in rosso nasconde due segreti. Cos’è che sta quasi per travolgerlo? È la forza del vento? O, è una forza nascosta? È un’esperienza travolgente dovuta a una raffica di vento? E poi: cosa o chi trattiene quest’uomo per le gambe? Cosa o chi gli garantisce il punto d’equilibrio tra lo stare in piedi e cadere; tra la vita e la morte? Chi è quest’individuo che rischia di perdere l’equilibrio a causa di un improvviso impeto del destino o di un eccezionale vento di tempesta? La sua immagine esteriore non ci dà alcuna risposta; né l’intenso colore monocromo: rosso sangue, fiammante ci mette in guardia; né la superficie ruvida di tutto il corpo. È magari una tempesta ultraterrena che si è abbattuta su quest’uomo in rosso, in balia di un’estasi spaventosa e rapita? Il nostro sconosciuto è forse un veggente o un profeta scaraventato nelle profondità degli inferi o nell’alto dei cieli. È un poeta simile a Dante (12651321), che nella “Divina Commedia” intraprende un viaggio all’inferno e arriva in paradiso? Chissà, quest’uomo - forse - è semplicemente una rappresentazione metaforica della vita umana. Un’esistenza che è sempre in bilico, ma nel contempo è anche caparbia e non demorde? Noi non lo sappiamo. Questo individuo in rosso non ci svela i suoi segreti. Noi, ci dobbiamo accontentare di quello che riusciamo a vedere.
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Dieser rote Mann hütet zwei Geheimnisse: Was wirft ihn schier um? Wind, Gegenwind, eine Sturmböe? Oder eine verborgene Kraft, eine leidenschaftliche Erfahrung wie eine Sturmböe? Und außerdem: was oder wer hält diesen Mann auf den Beinen? Was oder wer sorgt für die Balance zwischen Stehen und Fallen, zwischen Leben und Tod? Wer ist der Mann, den ein jäher Schicksalsschlag, ein außergewöhnlicher Sturmstoß aus dem Gleichgewicht bringt? Seine äußere Erscheinung gibt hier keine Antwort, weder das wilde monochrome Rot, leuchtend und blutig, feurig und warnend noch die schrundige Oberfläche des gesamten Körpers. Oder hat gleichsam ein überirdischer Stromschlag diesen roten Mann getroffen und in rote Ekstase, in Schrecken und Verzückung gerissen? Ist unser Unbekannter vielleicht ein Seher oder ein Prophet, der in Abgründe und höchste Himmel schaut, oder ein Dichter ähnlich wie Dante (1265-1321), der in seiner „Divina Commedia“ einen Blick in Hölle und Paradies tut? Oder ist dieser rote Mann einfach ein Bild-Gleichnis des menschlichen Lebens, immer stürzend und doch immer gehalten? Wir wissen es nicht, denn der rote Mann gibt seine Geheimnisse nicht preis; wir müssen uns allein mit dem begnügen, was wir sehen können.
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Gesù e Tommaso Jesus und Thomas
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Tiglio › Linde cm 180 Anno › Jahr 2009
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Queste due figure bibliche sono l’una vicino all’altra. Sono in un rapporto di familiarità, anche se nell’aria aleggia insicurezza. Il Vangelo secondo Giovanni (Gv 20: 24-25) narra di questo intimo incontro tra Gesù e Tommaso. L’Evangelista racconta che trascorsa la Pasqua Gesù - dopo la sua morte e la sua sepoltura - era riapparso vivo e vegeto ai suoi discepoli più stretti. Una storia incredibile: un morto vive.
Jesus und Thomas, zwei biblische Figuren, stehen hier dicht beieinander, nah, ganz nah, vertraut und doch unsicher. Das Johannes-Evangelium (Joh 20, 24-25) erzählt von dieser intimen Begegnung zwischen Jesus und Thomas. Jesus hatte sich nach Ostern, so berichtet der Evangelist, nach seinem Tod und Begräbnis seinen engsten Freunden als Lebendiger, als Auferweckter gezeigt. Eine unglaubliche Geschichte: ein Toter lebt.
Com’è possibile? Ecco perché Tommaso - uno dei suoi discepoli - che però non aveva assistito all’apparizione pasquale, non voleva credere alle parole dei suoi compagni: “Abbiamo visto il Signore”. La reazione di Tommaso era stata: … io, non credo! Soltanto quando Tommaso vede e tocca il Gesù vivo, che fino a ieri era il Gesù morto, vuole credere al miracolo pasquale.
Wie ist das möglich? Darum will Thomas, einer der Freunde Jesu, der aber nicht bei dieser österlichen Erscheinung mit dabei war, den Worten der Freunde nicht glauben: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Die Reaktion des Thomas: „Das glaube ich nicht!“ Erst wenn Thomas den lebendigen Jesus, der gestern noch der tote Jesus war, sehen und greifen kann, will er das Osterwunder glauben.
In questa coppia scultorea vediamo quindi Gesù e Tommaso nell’atto del compimento di questo evento pasquale. Gesù sorride e pone una mano sulla spalla di Tommaso. Il Signore lascia guardare e toccare con mano questo ritorno alla vita. Tommaso grazie a questi gesti tangibili acquista il suo credo. La vita della Pasqua di Gesù reca la piaga mortale. È questo segno tangibile che apre gli occhi alla fede pasquale.
In dieser Doppelplastik sind nun Jesus und Thomas zu sehen: im Vollzug des Ostertests. Jesus lächelt, er legt Thomas die Hand auf die Schulter. Jesus lässt Thomas sein Oster-Leben sehen und fühlen und Thomas gewinnt in diesem Sehen und Fühlen seinen Oster-Glauben. Das Oster-Leben Jesu trägt die Wunde des Todes; diese Wunde ist es, die die Augen für den österlichen Glauben öffnet.
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Dialogando Im Dialog
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Bronzo › Bronze cm 250 Anno › Jahr 2005
Ad una prima occhiata ci troviamo di fronte a tre rappresentazioni plastiche. Queste figure umane sono l’una vicina all’altra. Sono mute e non potrebbe essere altrimenti. Ad una seconda occhiata ci accorgiamo che fra i tre esiste una reciproca relazione: due figure stanno una di fronte all’altra e la terza osserva pensierosa.
Auf den ersten Blick betrachtet stehen hier drei Figuren, drei menschliche Gestalten nahe beieinander, stumm, so stumm wie eben Figuren beieinander stehen. Beim zweiten Blick ist schon zu sehen: die Drei stehen nicht nur beieinander, sondern auch zueinander: zwei Figuren stehen sich gegenüber und die dritte schaut nachdenklich zu.
Se indugiamo con lo sguardo ancora una volta e prestiamo attenzione sentiamo le voci, le parole, il dialogo. Queste tre figure inscenano un’azione mirabile: riescono a rendere percepibile, con il linguaggio del corpo, il loro dialogo muto. Invitano addirittura l’osservatore a rendersi partecipe dei loro discorsi. Il quarto piedistallo che è vacante ne è la dimostrazione tangibile. È stato lasciato libero per l’osservatore, per gli ascoltatori, per chi intende partecipare alla discussione.
Und wer noch einmal hinschaut, lange hinschaut, hört die Stimmen, die Worte, den Dialog. Denn diese drei Figuren führen ein Kunststück vor: sie machen ihren stummen Dialog vernehmlich mit ihrer Körpersprache. Dabei laden sie den Betrachter sogar ein, sich an ihren Gesprächen zu beteiligen; das vierte, unbesetzte Podest macht es deutlich: es ist eigens freigehalten für den Betrachter, für den Zuhörer, für den Mitsprecher.
L’originale di questa triade scultorea si trova davanti all’edificio principale dell’opera di assistenza Missio di Aquisgrana in Germania. Missio è il nome di un forum internazionale e cristiano. È un centro d’incontro stabile con culture e religioni di tutti i continenti. Missio offre l’opportunità di stare insieme e di confrontarsi. È un’occasione per farsi delle domande ed avanzare delle proposte, di dibattere animatamente e di riconciliarsi, di stare a guardare e invitarsi reciprocamente a discutere insieme nel pieno rispetto e alla pari con gli altri. Missio - semplicemente - è un invito al dialogo.
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Das Original dieser dreiteiligen Plastik steht vor dem Hauptgebäude der Missio-Zentrale in Aachen / Deutschland. Missio, das ist der Name für ein internationales, christliches Forum des Austausches zwischen Kulturen und Religionen auf allen Kontinenten. Missio ist gleichbedeutend mit ständigem Zusammenkommen und Begegnen, Fragen und Zeigen, Streiten und Versöhnen, Zuschauen und Einladen zu wechselseitigen Gesprächen in Wertschätzung und Gleichrangigkeit, einfach: Missio ist Dialog.
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Ermes e il commerciante Hermes und sein Kunde
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Bronzo › Bronze cm 164 Anno › Jahr 2007
Ermes con il globo terrestre è un furfante, imbroglione e affabile. È un filibustiere divino. Il nostro Ermes sta trattando un affare; si badi bene è una contrattazione tra una divinità ed un uomo. Il potenziale acquirente si dimostra ancora titubante. La mano che regge il mento e lo sguardo pensieroso ne sono la dimostrazione lampante. Il partner commerciale sta rimuginando. La sua controparte infatti è il dio Ermes, il lesto messaggero degli dei con le ali ai piedi. È la divinità dei commercianti e dei ladri, della giovinezza e della morte.
Hermes mit der Weltkugel ist ein Gauner, ein schelmischer, ein liebenswürdiger, ein göttlicher Gauner. Er will gerade ein Geschäft abschließen, wohlgemerkt ein Geschäft zwischen Gott und Mensch. Jedoch sein menschlicher Partner zögert noch, die Hand am Kinn und der nachdenkliche Blick zeigen es deutlich: dieser Geschäftspartner bedenkt es wohl: sein Gegenüber ist der Gott Hermes, der pfeilschnelle Götterbote mit den geflügelten Füßen, der Gott der Kaufleute und der Gott der Diebe, der Gott der Jugend und des Todes.
Questa coppia di sculture è un racconto. L’osservatore attento diventa testimone di una conversazione. È l’incontro-scontro di due mondi. Due antagonisti si azzardano a intavolare una trattativa in comune. Una mano dell’uomo è in tasca e l’altra regge il mento. Entrambe le figure - in accordo con un disinvolto gioco di gambe - pongono l’accento sulla tensione in atto tra l’antagonista umano e quello divino che gli sta accanto.
Diese Doppelplastik ist eine erzählende Plastik, der aufmerksame Betrachter wird Zeuge eines Gespräches. Zwei Welten stoßen hier aufeinander. Zwei ungleiche Partner wollen eine gemeinsame Unternehmung wagen. Die eine Hand in der Hosentasche und die andere Hand unter dem Kinn deuten genauso auf die Spannung zwischen dem menschlichen Partner und dem göttlichen Gegenüber wie dessen lässiges Spielbein.
La resa dei corpi e delle superfici, le linee e le curve rendono partecipe l’osservatore / l’osservatrice di una trattativa misteriosa e invisibile, nella quale ognuno può essere coinvolto. Chi vuole, può guardarsi intorno. Ora. Forse il vostro Ermes è già dietro di voi.
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Die sichtbaren Körper und Flächen, die Linien und Kurven weisen die Betrachterin / den Betrachter auf einen geheimnisvollen, unsichtbaren Handel hin, in den jede und jeder verwickelt ist. Wer mag, kann sich gleich umschauen, vielleicht steht ihr / sein Hermes schon hinter ihr / ihm.
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Dialogando Im Dialog Tiglio › Linde cm 164 Anno › Jahr 2006
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Eva Tiglio › Linde cm 192 Anno › Jahr 2006
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Spalla a spalla Rücken an Rücken
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Tiglio › Linde cm 220 Anno › Jahr 2009
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Vita è movimento. È un gioco inesauribile di contrasti contro qualcuno e di affinità con qualcuno. L’essere inerte è morte. Se una donna e un uomo stanno spalla a spalla sono forti. Apparentemente sono immobili, ma si sostengono, si proteggono a vicenda. Quando la donna e l’uomo cercano un contatto, ecco che questo movimento può tradursi in una unità inscindibile. Ci si può separare, ma poi ci si può anche ritrovare e nuovamente rinconciliarsi.
Leben ist Bewegung, ein nicht endendes Spiel von Gegensätzen und Zustimmungen, von Gegeneinander und Miteinander. Stillstand ist Tod. Stehen Frau und Mann Rücken an Rücken, dann sind sie stark, stehen scheinbar ohne Bewegung da, sie stützen und schützen sich. Wenden sich Frau und Mann einander zu, können sie in dieser Bewegung zu einer untrennbaren Einheit zusammenwachsen und sich wieder trennen, um neu zusammenzuwachsen.
Alcuni miti antichi raccontano che l’uomo delle origini era un’unica creatura: uomo e donna in uno. È una divinità invidiosa che poi ha scisso questa unità. Ecco perché la donna e l’uomo sono costretti a cercare in perpetuo il loro partner perduto.
Manche archaischen Schöpfungsmythen erzählen, dass der ursprüngliche Mensch ein Wesen war, Mann und Frau in Eins. Erst ein neidischer Gott hat diese Einheit zerschlagen, so dass die Frau und der Mann jeweils immer neu ihren verlorenen Partner bzw. seine Partnerin suchen muss.
Questa coppia di sculture ci parla di questo gioco ancestrale di forze, di masse e di movimento. È un avvicinarsi e un allontanarsi. È un succedersi di fughe e ci si stringe poi in un abbraccio. È un corpo a corpo segnato da affanni e nostalgie, da esitazioni e da voglia di fare. Un uomo e una donna - spalla a spalla - si concedono una sosta nel corso delle innumerevoli tappe della vita. Sono ancora indecisi, presi da domande e da pensieri, tra lo stare fermi o danzare. Il sentiero è ancora lungo, prima che le forze si congiungano in un movimento condiviso.
Von diesem Ur-Spiel der Kräfte von Masse und Bewegung, von Zueinander und Voneinander, vom Fliehen und vom Umfangen, von der Langeweile und von der Sehnsucht, vom Zögern und vom Ergreifen spricht dieses Bildwerk. Frau und Mann - Rücken an Rücken - stehen hier auf einer Station von ungezählten Stationen, noch im Unentschieden zwischen Fragen und Denken, zwischen Stehen und Tanzen. Es ist noch ein langer Weg, ehe sich die Kräfte zur gemeinsamen Bewegung verbinden.
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Curriculum Vitae ∙ Wilhelm Senoner – scultore e pittore – è nato a Ortisei in Val Gardena, il 3.6.1946, dove vive e lavora. ∙ Geboren am 03.06 1946 in ST. Ulrich, wo er lebt und Arbeitet, seit 1977 als Freischaffender Künstler. ∙ 1960-1965 Frequenta l'istituto d'arte Besucht die Kunstschule im Ort ∙ 1965-1977 Lavora presso rinomati Artisti. Macht die Lehre bei verschiedenen Bildhauermeistern.
∙ 2006 Museo d'arte moderna Mario Rimoldi - Museum für Zeitgenössische Kunst Mario Rimoldi - Cortina d´Ampezzo (I) ∙ 2007 Manfred-Sauer-Stiftung Lobbach (D) ∙ 2007 Certosa in Val Senales (I) Kartause Allerengelberg - Schnalstal (I) ∙ 2009 Museo Diocesano di Bressanone (I) Diözesanmuseum Hofburg Brixen (I)
Mostre in Italia e all´estero Ausstellungen in Italien und im Ausland
∙ Art Innsbruck - dal/seit 1997 ∙ Tendence Frankfurt dal/seit 1995 ∙ Kunstart Bozen dal/seit 2001 ∙ Art Verona 2006
∙ 1987 Curatorio Castel Presule, Fié (I) Kuratorium Schloss Prösels, Völs (I) ∙ 1990 Kulturzentrum Sekau (A) ∙ 1993 Circolo artistico di Ortisei (I) Kreis für Kunst und Kultur St. Ulrich (I) ∙ 1995 Galerie Oswald - Wolkenstein / Selva Gardena ∙ 2002 Galerie Hakl - Landshut (D) ∙ 2003 Galerie Kersten - Brunntal (D) ∙ 2004 Galerie Altesse - Nendeln (FL) ∙ 2004 Castel Coira - Sluderno (I) Churburg - Schluderns (I) ∙ 2005 Interart.nl - Beeldentuin (NL) ∙ 2005 Galerie Max 21 - Iphofen (D) ∙ 2006 Galleria Gagliardi - San Gimignano (I)
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Fiere internazionali Internationale Kunstmesse: one man show
Opere Kunstwerke ∙ 1995 Amministrazione Provinciale Bolzano (I) Landesverwaltung Bozen (I) ∙ 1997 Cappella del cimitero di Ortisei Friedhofskapelle St. Ulrich (I) ∙ 1998 Gemeinde Nistelrode ( NL) ∙ 2000 Dom Minden Westfahlen (D) ∙ 2002 Comune di Ortisei (I) Gemeinde St. Ulrich (I) ∙ 2006 Missio - Aachen (D) ∙ 2007 Manfred-Sauer-Stiftung Lobbach (D)
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Wilhelm e Claudia ringraziano: Wilhelm und Claudia danken: Prof. Dr. Gottfried Bitter cssp, Edeltraud Sch채tzle, Egon Dejori, Marco Forni, Andrea Cazzaniga, Dr. Leo Andergassen, Dr. Johann Kronbichler, Dr. Florian Mussner, Evelyn Moroder (Typak)
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© 2009 by Gottfried Bitter per i testi / für die Texte © 2009 by Marco Forni per le traduzioni in italiano / für die Übersetzung ins Italienische © 2009 by Wilhelm Senoner per le opere / für die Kunstwerke Tutti i diritti riservati / Alle Rechte vorbehalten
Redazione / Redaktion Marco Forni Progetto grafico e impaginazione / Grafik und Layout storkdesign.it - andreacazzaniga.com Referenze fotografiche / Fotonachweis © Claudia Senoner (pp. / S. 45, 49) © Egon Dejori - storkdesign.it Stampa / Druck TYPAK, Ortisei / St. Ulrich (Bz), 2009 Ringraziamo per il concorso finanziario / Wir danken für die finanzielle Unterstützung
Il catalogo è stato stampato in occasione della mostra di Wilhelm Senoner, nel Museo Diocesano “Hofburg”di Bressanone. Der Katalog wurde anlässlich der Ausstellung von Wilhelm Senoner, in der Hofburg von Brixen, gedruckt.
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