Sonderbeilage vom Oktober 2015
Üsi Region Quartierpiraten, Zauberer, Langstreckenschwimmer oder sensible Hundenasen: Die Region Solothurn ist reich an spannenden Menschen und verblüffenden Geschichten. Wir nehmen Sie in dieser Beilage mit auf eine Entdeckungsreise durch den «Kanton der Regionen». Lassen Sie sich überraschen. (Markus Kocher)
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O mein Solothurn! Uns Krokusmusiker hat dieses Solothurn immer zu einem Gegenentwurf gezwungen. Hier wird dir nix geschenkt, Blumen gibts keine und Missgunst muss man sich hart erarbeiten. In diesem Neid- und Nebelklima gedeihen eine gewisse Dringlichkeit und gute Songs. Ich werde also noch etwas bleiben. Natürlich will ich auch meine Tochter auf- und in diese Welt hineinwachsen sehen. Vieles ist ihr und mir hier vertraut und ans Herz gewachsen. Die Strassen und Bäume, die Aare, Häuser und gewisse Menschen haben ihre Geschichten. Unsere Wurzeln sind hier. Kommen wir zu den weniger erfreulichen Seiten. Wie so oft hat das mit Politik zu tun. Nicht nur, dass Solothurn weiss Gott kein Steuerparadies ist und immer wieder rote Zahlen schreibt; es würde auch wirklich langsam Zeit, dass sich in der Führung dieses schönen Barockstädtchens etwas tut. Bei allem Respekt vor dem Geleisteten: Unser Oberindianer Kurt Flury sollte langsam die Stadtschlüssel einer jungen, frischen Kraft übergeben. Ich will hier nicht von all seinen fragwürdigen Nebenämtern oder den unverschämten Lohner-
höhung seiner Verwaltungsleiter sprechen, nein, ich finde es schlicht ungesund, wenn ein Stadtpräsident bald ein Vierteljahrhundert an diesem Amt klebt. Es muss sich da im Sinn einer gesunden Weiterentwicklung etwas verändern. Das bedingt aber auch, dass die Wähler das checken und dass sich würdige und fähige Nachfolger/-innen endlich mal zeigen, hinstehen und für diesen Job kämpfen. Es reicht nicht, sich mit der Faust im Sack zu verstecken und nur zu motzen. Ich glaube, es lässt sich trotz der Botschaft im Solothurner Lied «S isch immer eso gsi, s isch immer eso gsi…» ein bisschen etwas ändern hier. Dieser Flecken und seine Menschen hätten es verdient und ich bin sicher, die beste Zeit steht Solothurn noch bevor. Doch zuerst wird es etwas härter werden – doch das sind wir uns gewohnt. Wir ähneln allesamt dem «Gjätt» in meinem Garten, das ich ausrupfen kann, soviel ich will… Ein paar Tage später grinst es mich erneut an und scheint zu säuseln: «Hallo Meister, hier bin ich wieder!» Chris von Rohr
Quartierpiraten. Aus „Götterfunken“. Die besten Kurzgeschichten. Von Chris von Rohr. Seite 5
Aufs Glatteis geführt. Eine Schnupperlektion bei der Curlinggenossenschaft Region Solothurn. Seiten 15 + 17
Ein Meister der Verblüffung. Wir haben den Zauberer Mike Lädrach in Solothurn getroffen. Seiten 7 + 9
Freie Fahrt durchs Mittelland. Auf acht Rollen von Olten nach Solothurn. Seiten 25 + 27
In Stein gemeisselt. Ein iGuide-Rundgang durch die Altstadt Solothurns widmet sich ganz dem Thema «Stein». Seiten 36/37
Heilige, Hexen, Henker und Halunken. Eine Themenführung durch die Stadt Solothurn. Seite 11
Ein Herbsttraum. Genusswanderung über den Grenchenberg. Seiten 29 + 31
Auf Erfolgskurs. Das Tanz-Duo Gessica Paradiso und Romano Solano begeistert die Fachwelt. Seite 13
Aus purer Freude am Bier. Die alte Kulturtechnik des Bierbrauens lebt wieder auf. Seiten 33 + 35
In meinem Leben in Solothurn habe ich schon vieles kommen und gehen sehen. Immer wieder probiere ich, die Balance zwischen dem Erfreulichen und dem weniger Genehmen zu finden. Oder mit den Worten des Altmeisters Huang-Po: Gestatte den Ereignissen des Alltages nicht, dich zu erdrücken, aber entziehe dich ihnen auch nicht. Und dass mir kein Missverständnis aufkommt: Ich liebe dieses Städtchen! Vor allem im Sommer und wenn ich gut drauf bin. Ohne Übertreibung darf ich sagen, dass ich an einem wunderschönen Ort wohne. Solothurn ist umgeben vom Jura, von gesunden Wäldern und prachtvoller Natur. Wir haben es gut. Wunderbare Restaurants, eine Zentralbibliothek, die St.-Ursen-Kathedrale, Solothurner Kuchen, das Buchhaus Lüthy, die Verenaschlucht, den Weissenstein, das Kunstmuseum, gute Schulen und Lehrkräfte, Solothurner Film- und Literaturtage, über hundert Arztpraxen, freundliche Verkäuferinnen, coole Polizisten und die grossartige Kulturfabrik Kofmehl. Das alles hilft einem über das oft etwas raue Wetter hinweg.
Inhaltsverzeichnis
Wie eine Gurke im Essigglas. Der Langstreckenschwimmer Romano Mombelli erobert die Schwimmszene. Seite 39 Hundenasen schnüffeln besser. In Mühledorf kann man seinen Hund zum Allergiewarnhund ausbilden lassen. Seite 42
IMPRESSUM: Herausgeber: AZ Zeitungen AG, az Solothurner Zeitung, Zuchwilerstrasse 21, 4501 Solothurn, AZ Anzeiger AG, Zuchwilerstrasse 21, 4501 Solothurn, Anzeigerverband Bucheggberg-Wasseramt, Postfach 26, 3253 Schnottwil Redaktion: Markus Kocher, Ursula Känel Kocher, Andreas Krebs, Yvonne Zollinger Layout: Hajnalka Hajdu Korrektorat: Stefan Gass, Florian Alt Anzeigenverkauf: az Solothurner Zeitung, Zuchwilerstrasse 21, 4501 Solothurn, AZ Anzeiger AG, Zuchwilerstrasse 21, 4501 Solothurn, Anzeigerverband Bucheggberg-Wasseramt, Postfach 26, 3253 Schnottwil Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG, Aarau
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Quartierpiraten Von Chris von Rohr
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ie Sonne nickte dem Städtchen Solothurn freundlich zu und ich spielte mit meiner Tochter vor dem Haus Strassenfussball. Immer mehr Kinder kamen dazu. Jemand brachte die Idee, die Quartierstrasse abzusperren, um ungestörter zu spielen. Dieser erst zaghafte Wunsch wuchs rasch zu der Massnahme heran, von motorisierten Eindringlingen einen Wegzoll zu verlangen. Ich fand das grossartig und freute mich diebisch darüber, wieder einmal etwas zu tun, das, mit dem strengen Auge des Gesetzeshüters betrachtet, nicht ganz lupenrein war. So unterstützte ich das Vorgehen natürlich von ganzem Herzen. Strassenarbeiter hatten in der Nähe ein paar orange-weisse Gummihütchen zurückgelassen. Die eigneten sich hervorragend als Tore und Strassenblockade. Ein Junge fuhr seinen Traktor auf und das Nachbarmädchen ein Märitkörbchen auf Rädern. Strassensperren sind sonst etwas Widerliches. Diese hier war aber wunderbar hübsch anzusehen und offenbar anziehend. Sie zog weitere Aktivisten aus ihren vier Wänden heraus. Schliesslich waren etwa zwölf Kids in guter Spiellaune zugegen. Das Spiel verschob sich sachte vom Fussball zum Wegelagerertum. Man spähte mehr nach dem nächsten Auto, als sich fürs nächste Goal reinzuhängen. Etwa alle sieben Minuten fuhr eines vor. Es folgte die kecke Ansage der Kids: «Das Das kostet einen Franken, dafür gibt’s freie Fahrt und einen Krokus-Totenkopfaufkleber.» Die Reaktionen der Fahrer fand ich spannend: Je billiger die Karrosse, desto grosszügiger fiel das Passiergeld aus. Aus einem Lada – eh, einem Skoda – wurden drei Franken herausgereicht, ein Toyota generierte vier und eine witzige Rostlaube sogar fünf Stutz. Der Driver des noblen Flügeltüren-Mercedes mit Beifahrerdekoration hingegen konnte dem Spiel nichts Lustiges abgewinnen. Die Sorge um sein Prestigegeschoss war gross und in seiner Welt wird wohl andersherum gespielt. Er war die motzende Ausnahme, die den anderen Autofahrern zu entsprechend mehr Ansehen und Beifall verhalf. Da erschien meine frühere Lebenspartnerin mit einer Schüssel Tiramisu auf dem Platz und wir setzten uns mit all den Kids an meinen Gartentisch und schlemmten wie die Räuber. Rundum zufriedene Gesichter. Ich fühlte mich in die Zeit zurückkatapultiert, wo das Blabla vom Ernst
des Lebens noch nicht in meine Ohren drang. Ich fragte mich, was Kinder durchleben, bevor sie in die konfuse, hektische Erwachsenenwelt eintauchen, von der wir meinen, sie sei reifer. Ausgetreten aus dem Land der Könige und Elfen, wo man doch viel mehr wusste als die Erwachsenen – die kennen ja nicht einmal mehr Geheimverstecke. Ja, wirklich: «Werdet wie die Kinder.» Gesunde Kinder stellen Fragen und verlangen Antworten. Sie begehren auf, wenn sie etwas nicht verstehen, und bevor die Sache nicht bereinigt ist, geht nichts mehr. Da werden sie zum bockigen Grautier. Dafür sind sie wiederum Meister im Verzeihen und Friedenmachen, wenn der Gegenstand der Differenzen diskutiert und jeder Beteiligte angehört wurde. Ich beobachte da eine erstaunliche Sachlichkeit und Akzeptanz, die in den Politstuben der Erwachsenen oft schmerzlich fehlt. Eine bittere Bilanz. Manche Erwachsene greifen tief in den Köcher, um ihre Giftpfeile abzufeuern. Das gemeinsame Streben nach dem Guten, nach Frieden und Unversehrtheit für alle scheint als vordergründiges Motiv unpopulär zu sein. Wir sind Höhlenbewohner mit Flatscreens und digitalisier-
ten Keulen. Wir zertrümmern uns gegenseitig die Schädel und Seelen – wofür? Für einen lumpigen Haufen Geld, etwas Mobiliar und abstruse Ideen. Kinder sind noch sehr anteilnehmend. Mitleid, Neugier, Staunen, Freude, Leidenschaft und Mut kommen mir in den Sinn, wenn ich überlege, womit mich Kinder beeindrucken. Diese Lebendigkeit hat ihren Preis. Kinder wuseln herum, sobald sie
«Götterfunken»
Chris von Rohr Die besten Kolumnen. ▪ Giger Verlag erhältlich ab 24.10.2015 ▪ Vorlesung im Buchhaus Lüthy, Solothurn, 28.10.2015, 20.00 Uhr. «Ein Buch, das die Eltern gerne ihren Kindern schenken».
wach sind, und sie fordern unsere physische und psychische Präsenz, bis sie ihre Äuglein wieder schliessen. Oft bleibt nach einem ereignisreichen Tag für Erwachsenenaugen ein buntes Chaos zurück, wenn der Kindermotor endlich einen leeren Akku vermeldet – und der Feierabend verschiebt sich in die dunkle Nacht. Ein erfülltes Kinderherz schmiert den elterlichen Bewegungsapparat und auch sein Hirn. Wer Kinder betreut, muss verhandeln, besänftigen, Lösungen finden und Fragen beantworten. In Sekundenschnelle wechselt sich Philosophisches mit Sachfragen ab: Darf ich? Warum denn? Warum denn nicht? Hat Käthi auch Kinder? Warum hat sie denn keine? Warum kriegen denn nur Frauen Kinder? Warum ist der Himmel blau? Das ist geistig anstrengender als das Tippen am stimmlosen Bildschirm. Neumütter und Neuväter stellen fest, dass sie vorher sackweise Zeit gehabt haben, ohne es zu merken und sie zu nutzen. Hochgeschätzte Kinder, ihr seid unverzichtbare Fitnesstrainer und Vorbilder in Menschlichkeit und Lebensfreude. Wir brauchen euch!
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Ein Meister der Verblüffung Mike Lädrach aus Mühledorf SO ist Zauberer. Beim Interviewtermin in Solothurn verblüfft er kurzerhand auch Passanten.
Text und Fotos: Andreas Krebs
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en Rastaman hauts fast um. Zaubert der doch aus schnödem Papier echtes Geld! Mike Lädrach wedelt mit den Hunderternoten – schon hat der Zauberer weitere Passanten im Bann –, steckt die Scheine ins Sakko, kramt einen Fünfliber hervor, präsentiert ihn auf der offenen rechten Hand, verschliesst sie. Macht Sprüche, unverdächtige Bewegungen, öffnet die Hand. Weg ist der Schnägg! Natürlich. Aber wo ist die Münze – in der anderen Hand? Nein, sie taucht aus der Tasche eines verblüfften Zuschauers hervor! Nah beim Publikum Mitten im Getümmel, «close-up», so zaubert Mike Lädrach, 38, vorzugsweise. Seine Zauberei zum Beispiel mit Karten und Münzen braucht Nähe. Und er liebt die direkte Kommunikation und den Einbezug des Publikums. Vor 14 Jahren hat der diplomierte Pflegefachmann in Bern einen Zauberworkshop besucht. «Die simplen Tricks haben mich nicht überzeugt», erinnert sich Läd-
«Der Mensch überschätzt seine Wahrnehmung massiv. Das kann man schamlos ausnutzen.» Mike Lädrach
rach. Das sei für ihn ein zusätzlicher Ansporn gewesen. «Ich habe gedacht, das kann es doch nicht gewesen sein.» Lädrach hat Fachbücher gewälzt, Videos angeschaut, Tricks geübt und geübt und geübt. Immer öfter wurde er für Anlässe gebucht, trat an Hochzeiten auf, an Geburtstagen und Firmenfesten. Seit 2011 zaubert er hauptberuflich. Auf Bühnen. Oder von Tisch zu Tisch wandernd («Table Hopping»), eben ganz nah beim Publikum. Nicht alle sind begeistert Lädrach zaubert vor allem für Erwachsene. Auch aus ökonomischen Gründen. «Und weil Erwachsene es nötiger haben. Kinder können ja noch staunen.» Bei vielen Erwachsenen sei diese angeborene Eigenschaft leider verschwunden. Nicht so beim Rastaman. Er zieht eine Karte aus dem Stapel, schreibt seinen Namen drauf, gibt sie verdeckt dem Zauberer. Der knickt sie, schiebt sie mitten in den Fortsetzung Seite 9
9 «Es geht nicht um Ablenkung. Es geht um Lenkung der Aufmerksamkeit.» Mike Lädrach
Hinweis
t de s Programm mi 9.11. Abendfüllen , ss Ly uberern, Kufa zwei weiteren Za w w w.kufa.ch .0 0 Uhr Showbeginn: 20 .– 25 Eintritt: Fr. Tickets auf : h w w w.star ticket.c nterhaltung.ch -u he isc ag m w w w.
Stapel; rüttelt und schüttelt am Stapel und – schwupps liegt die geknickte Karte mit der Unterschrift zuoberst. Hä?! Wie funktioniert so was? «Das wollen Sie nicht wirklich wissen», meint Lädrach. Es sei wie beim Osterhasen oder Samichlaus. «Beim Zaubern geht es um Täuschung. Ist die weg, ist man enttäuscht.» Lenkung der Aufmerksamkeit Nur so viel verrät Lädrach: «Beim Zaubern geht es nicht um Ablenkung. Es geht um Lenkung der Aufmerksamkeit. Der Mensch überschätzt seine Wahrnehmung massiv. Das kann man sich zunutze machen.»
Handwerk und Fingerfertigkeit seien zwar wichtig, so Lädrach weiter. «Man kann aber auch mit zwei linken Händen zaubern, je nach Trick.» Andererseits gebe es Tricks, da müsse man sich schier ein zusätzliches Gelenk wachsen lassen. «Die Griffe laufen unter Radar. Das ist durchaus auch frustrierend. Da übt man zig Stunden für einen Griff und dann sieht ihn keiner.» Entscheidend sei indes nicht der Trick, sondern das Drumherum. «Wenn Sie es schaffen, eine Beziehung zum Publikum aufzubauen, dann können auch technisch nicht sehr versierte Zauberer die Bühne rocken.» Inserat
Heilige, Hexen, Henker und Halunken
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Es gibt viele Wege, einer Stadt näherzukommen. Einer der eindrücklichsten ist, sie auf einer Themenführung kennen zu lernen. Solothurn hat eine bewegte Geschichte und viele Geschichten zu erzählen. Dementsprechend vielfältig ist das Angebot, das Solothurn Tourismus den Besuchern anbietet.
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aja von Gunten ist schon seit vielen Jahren Stadtführerin in Solothurn. Sie hat in dieser Zeit Hunderte von Interessierten durch die Gassen, in die Häuser und über die Brücken der Stadt geführt. Der Renner unter den Stadtführungen sei «Heilige, Hexen, Henker und Halunken», sagt sie. Die Route beginnt an der St.-Ursen-Kathedrale, führt durch die Hauptgasse hinunter zum Landhausqaui, über die Wengibrücke zum alten Spital und in die Prisongasse. Bei Maja von Guntens Ausführungen wird schnell klar: Für Zimperliche ist die Zeit der Henker und Halunken nichts. Viele blutrünstige und grausame Praktiken begleiteten die damalige Gerichtbarkeit. Das Mittelalter war auch in Solothurn in dieser Hinsicht ohne Gnade. Vor allem wenn Maja von Guten über Verhörtechniken und Bestrafungen spricht, läuft dem Zuhörer eine Gänsehaut über den Rücken. Die Stadt bekommt plötzlich ein anderes Gesicht, wenn man weiss, dass unter der Wengibrücke kleine Halunken kopfüber in der Aare «gewässert» wurden. Wenn von Knochenbrechen, Vierteilen, Hängen und Enthaupten die Rede ist. Glücklich, wer da lediglich den «Lasterstein» in der Hauptgasse küssen musste. Natürlich während des Kirchgangs, damit die Demütigung durch viele Zeugen möglichst gross war. Das war die Strafe der kleinen Sünder, der kleinen Diebe, Huren und Personen, denen man «geheime Künste» (Zauberei), Eidbruch, «Übel Schwören» und «Böses Leben» nachsagte. Man lernt auf der Themenführung auch, dass die vier Begriffe «Heilige, Hexen, Henker und Halunken», die bei uns ganz klare Vorstellungen erzeugen, nicht immer so klar und eindeutig sind, wie sie scheinen.
spielten schon immer eine wichtige Rolle. Man erfährt von Arbeiterinnen, Kaufmannsfrauen, von Nonnen und Schwangeren und von Künstlerinnen, wo sie gewirkt oder gelitten haben. Frauenpower in Solothurn Obwohl früher die Frauen vor allem im Hintergrund wirkten, gab es unter ihnen herausragende Persönlichkeiten. Sehr oft im sozialen Bereich blühten die Frauen auf und legten den Grundstein für vieles, was heute noch Gültigkeit hat. Die Themenführung zeigt Orte des Wirkens dieser «starken» Frauen. Dabei steht es auch heutigen verdienstvollen Solothurnerinnen zu, erwähnt zu werden. Gassen und Gassennamen Auf einer Führung durch die speziellen Gassen der Solothurner Altstadt erfährt man, woher zum Beispiel die Gurzelngasse und die Meistergasse ihre Namen haben und was sich hinter diesen Namen versteckt. Wo ist die Besenvalstrasse? All das und vieles mehr entdeckt man auf dem interessanten Rundgang. Quelle: Region Solothurn Tourismus
Heilige zum Beispiel, die nach unserer heutigen Ethik dieses Prädikat nicht mehr verdienen würden. Die Hexen und Halunken wurden oft Opfer des damals herrschenden Aberglaubens. Vor allem aber das Schicksal der Henker sieht man nach der Führung in einem ganz anderen Licht. Yvonne Zollinger Drei weitere beliebte Führungen: Heilige, Damen, Dirnen und Hexen Viele interessante Frauen haben die Geschichte Solothurns geprägt. Auf ihren Spuren erfährt der Besucher, was das machtlose Geschlecht erlebte, denn Lebens-, Liebes- und Leidensgeschichten
Region Solothurn Tourismus Hauptgasse 69 4500 Solothurn T. +41 32 626 46 46 F. +41 32 626 46 47 info @solothurncit y.ch
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cit y.ch
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«Wir sind definitiv kein Liebespaar» Foto: SRF
Sie begeisterten mit ihrem Auftritt in der ProSieben-Tanzcastingshow «Got to Dance» Jury und ein Millionenpublikum. Für den ganz grossen Erfolg hat es dann aber doch nicht gereicht. Im Halbfinal schieden Gessica Paradiso (20, Langendorf) und Romano Solano (21, Zuchwil) knapp aus. Wir ziehen den Hut. von Markus Kocher
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ie Anspannung ist der Freude gewichen: «Zwar waren wir nach dem Aus im Halbfinal anfänglich schon etwas enttäuscht. Doch schon ein paar Stunden später wären wir am liebsten gleich wieder auf der Bühne gestanden und hätten eine noch bessere Performance hingelegt.» Gessica Paradiso strahlt übers ganze Gesicht, wenn sie auf ihren Auftritt in «Got to Dance» zu sprechen kommt. «Seit die Castingshow bei ProSieben läuft, sind Romano und ich grosse Fans der Sendung. Da geht es ums Tanzen, um Emotionen, Power, Leidenschaft, einfach alles, was wir an unserem Hobby so sehr lieben.» Da war es wohl ein generalstabsmässig geplantes Unternehmen, dass die beiden Tänzer einmal selber auf der Bühne im Kölner Studio stehen? Gessica Paradiso winkt ab: «Ganz im Gegenteil. Da wir keine professionelle Tanzausbildung haben, haben wir nie damit gerechnet, dass wir mit Tanzen einmal so grossen Erfolg haben könnten.»
Begonnen hat die Karriere der beiden vor 16 Jahren in der Tanzschule Li-Danceunit in Solothurn. «Unabhängig voneinander haben uns unsere grossen Schwestern praktisch am selben Tag mit ins Baby-Dance genommen. «Auf spielerische Art und Weise hat uns unsere Tanzlehrerin damals die ersten Bewegungsmuster aus dem klassischen Ballett sowie dem Jazz- und Modern Dance beigebracht», erinnert sich Paradiso. Später seien dann Contemporary und Showdance hinzugekommen. «Doch erst nach acht Jahren als Solotänzer haben wir gemerkt, dass wir eigentlich das perfekte Tanzduo sind.» Seither sind der ruhige, gelassene Planer und Tanzlehrer sowie die quirlige, angehende kaufmännische Angestellte ein unzertrennliches Paar. «Allerdings nur auf der Bühne», präzisiert Paradiso mit einem schelmischen Lachen im Gesicht. «Denn auch wenn unsere Verbindung einzigartig ist und ich mir keinen anderen Tanzpartner vorstellen könnte, sind wir definitiv kein Liebespaar.»
Vorerst stehe sowieso das Tanzen und nicht die Liebe im Vordergrund, betont Paradiso. «Nachdem wir bei ‹Den grössten Schweizer Talenten› den zweiten Platz erreicht haben und jetzt auch bei ‹Got to Dance› bis in den Halbfinal vorgestossen sind, brennen wir darauf, eine neue Show einzustudieren.» Sobald Romano zurück aus seinen Ferien sei, gehe es deshalb wieder zurück auf die Tanzbühne. Auf dem Programm stehen dann zweibis dreimal pro Woche anderthalb bis zweieinhalb Stunden intensives Training – vom Aufwärmen, über Einturnen und Dehnen bis hin zu Choreografie, Techniktraining und komplizierten Hebefiguren. «Für uns eine besondere Herausforderung», sagt Paradiso. «Da Romano seit seiner Geburt nur einen Arm hat, müssen, besser gesagt dürfen wir in diesem Bereich besonders kreativ sein.» Eines scheint sicher: Das Duo Paradiso/Solano lässt sich durch nichts von seinem Weg abbringen. Fortsetzung folgt.
Aufs Glatteis geführt
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Beim Curling geht es neben der Geselligkeit vor allem um Strategie und Taktik. Für Anfänger allerdings erst einmal darum, auf den Beinen zu bleiben. Die SZ hat sich – in Gestalt des Schreibenden – mit dem Besen aufs Eis gewagt.
Trendsport Curling
Immer wieder das Eis mit dem Besen zu bearbeiten, geht ganz schön in die Arme.
Text und Fotos: Andreas Krebs
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Ziiiiehhhhh!», hallt es durch die Curlinghalle in Nennigkofen. Auf zwei Bahnen, sogenannten Rinks, messen sich je zwei Teams der CC Ambassadoren; jedes besteht aus vier Spielern, dem Lead, dem Second, dem Third und dem Fourth (er ist meist der Skip). Der Lead gestaltet mit dem ersten Stein das Spiel; der Skip, der Kapitän der Mannschaft, ist für die Taktik verantwortlich. «Ziiiiehhhhh!», ruft er, wenn zwei seiner Mitspieler mit grossem Druck und hoher Kadenz knapp vor dem Stein wischen sollen, «haaaard!», wenn sie sich noch mehr ins Zeug legen sollen. Das Wischen erwärmt das Eis, was die Reibung verringert und die Laufbahn eines zu kurz gespielten Steins verlängert. Ziel der Teams ist es, ihre je acht Steine möglichst nahe ans «Tee» zu spielen, den Mittelpunkt des Zielkreises am anderen Ende der 42 Meter
langen Eisbahn. Gespielt werden acht oder zehn Durchgänge, Ends genannt. In jedem End punktet nur das Team, das den besten Stein gesetzt hat: ein Punkt für jeden Stein, der näher am Tee liegt als der beste gegnerische Stein. Wie ein Käfer auf dem Rücken So weit, so einfach. Doch nun bitte mich Stefan Pfäffli, also Stefan – beim Curling ist man per Du – aufs Eis. Das dritte Rink ist für uns reserviert. Dort gibt er mir eine Curlingsohle, auf die ich mit dem linken Schuh stehen soll – und schon wird das Ganze zur Rutschpartie. Trotz Besen, an dem ich mich halten kann: Elegant kann es nicht aussehen, wie ich mit ausgebreiteten Armen versuche, die Balance zu halten. Item. Stefan zeigt, wie man sich schwungvoll vom Hack abstösst, tief geduckt übers Eis gleitet («slided») und bei der Hogline (Abgabelinie) den Stein mit leichtem Drall abgibt («sliding delivery»). Fortsetzung Seite 17
In der Schweiz gibt es ungefähr 8000 aktive Curler, für sie stehen über 40 Curlinghallen zur Verfügung. Die Schweiz ist somit das Land mit den drittmeisten Curlingspielern. Nur in Schottland (ca. 15 000) und in Kanada (ca. 800 000) ist der Curlingsport weiter verbreitet. Unsere besten Teams gehören zur Weltspitze: Die Frauen sind amtierende Welt- und Europameister; die Männer holten zuletzt sowohl an der WM als auch an der EM Bronze. Seine Wurzeln hat das Curling in Schottland. Von schottischen Auswanderern wurde der Sport nach Nordamerika gebracht; 1807 wurde in Montreal der erste Curlingverein gegründet. Auf dem europäischen Festland waren die Schweiz und Schweden Curling-pioniere. Lange verlief die Entwicklung des Curlings schleppend. Als 1966 ein Weltverband gegründet wurde, hatte er nur 7 Mitglieder. Heute zählt die World Curling Federation (WCF) 45 Mitgliedsverbände. Laut Wikipedia ist Curling derzeit eine der am schnellsten wachsenden Sportarten.
17 Sieht einfach aus. Ich bin dran. Das Abstossen vom Hack gelingt ganz gut, doch nach ein, zwei Metern sliden liege ich auf dem Rücken, die Beine in der Luft wie ein Käfer. Ich falle bei fast sämtlichen Versuchen, aber immerhin schaffe ich es im Laufe des Abends gleitend fast bis zur Hogline. Und die Steinabgabe gelingt dann und wann zumindest ordentlich. Wischen wie ein Putzteufel Besonders cool ist es, wenn der Stein schön «curlt», d. h. wenn er sich nach innen oder nach aussen dreht. So umspielen Curler gegnerische Steine, die den Weg zum Tee versperren. Je nachdem, wo sie liegen, kann man solche Steine auch anstossen, sodass deren Position auf dem Feld verändert wird («Bump») oder sie aus dem Spiel genommen werden («Take-out»). Taktische Varianten und Finessen gibt es viele beim Curling. Es wird deshalb auch «Schach auf dem Eis genannt». Doch das tönt etwas zu unsportlich. Denn beim Curling kommt es durchaus zu Schnappatmung und erhöhtem Puls: wenn es bei einem zu kurz geratenen Stein gilt, zu wischen wie ein Putzteufel. Dass man mit einem Besen so viel Spass haben kann, hätte ich nicht gedacht.
Schnupperkurs Di, 10. 11., Di, 17. 11. und Di, 24. 11., jeweils von 18 bis 19.30 Uhr. Der Schnupperkurs umfasst drei Lektionen zu 90 Minuten und ist kostenlos. Eingeladen sind Interessierte jeden Alters. Mitzubringen sind saubere Schuhe und warme, bequeme Kleidung. Anmeldungen an: Jürg Graber, Tel. 032 622 67 92 E-Mail 3graber.s@bluewin.ch www.curling-solothurn.ch
Der Stein wird rar Der Granit für die Steine stammt seit je von einer winzigen Insel, der Ailsa Craig, heute ein Vogelschutzgebiet. Die Insel liegt 16 Kilometer vor Schottland, dem Mutterland des Curlings. Seit rund 150 Jahren wird dort Granit abgetragen. Die Erlaubnis dazu hat nur eine Firma: die 1851 gegründete «Kays of Scotland». Sie darf nur lose Felsbrocken sammeln und abtransportieren. Trotz dieser restriktiven Regulierung wird der Ailsa-Craig-Granit allmählich rar, zumal die Nachfrage nach hochwertigen Curlingsteinen gross ist. Für den Steinkörper wird deshalb zunehmend der walisische Granit Blue Trefor verwendet. Für die Gleitfläche ist der schottische Blue Hone aber ungeschlagen. Ein Curlingstein wiegt 18,5 Kilogramm und gilt als unverwüstlich. Dafür kostet er gut und gern 2000 Franken.
Glücklich sein bei sich zu Hause
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Wer träumt nicht davon, bis ans Lebensende in den eigenen vier Wänden zu leben? An dem Ort, der einem vertraut ist und an dem man sich wohlfühlt. Zu Hause – dort, wo Selbstbestimmung und Individualität grossgeschrieben werden. Die in Solothurn domizilierte bonacasa AG macht es möglich. Statt des teuren Residenzwohnens oder Gangs ins Altersheim bietet bonacasa die Lösung zu vernünftigen Preisen: Wohnen mit Dienstleistungen.
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s ist kein Geheimnis: Die Gesellschaft wird älter, es gibt immer mehr Singles und die Technik dringt in immer mehr Lebensbereiche vor. Kein Wunder also, gibt es einen neuen Trend, der von Zukunftsforschern gar als Megatrend bezeichnet wird: Wohnen mit Services. Die bonacasa AG, eine Tochtergesellschaft der auf schwellen- und barrierefreies Bauen spezialisierten bonainvest Holding AG, ist derzeit wegweisend im Bereich des vernetzten Wohnerlebnisses. Zusammengefasst geht es der bonacasa AG darum, dass das Wohnen mit individuell passenden Dienstleistungen sicherer, komfortabler und zeitgeistiger gestaltet wird. Ältere Menschen profitieren beim Wohnen mit Services vor allem von Sicherheit und der Tatsache, dass dank passenden Dienstleistungen der Gang ins Altersheim weit hinausgeschoben oder gar verhindert werden
kann. Eine Tatsache, die auf der einen Seite die öffentlichen Finanzen und Ressourcen entlastet und andererseits ein langes, autonomes Wohnen in den eigenen vier Wänden erlaubt. Von der umfassenden Dienstleistungsstruktur profitieren aber keinesfalls nur Senioren. Auch jüngere Personen und Familien können durch die Komfortdienstleistungen optimal profitieren und damit mehr Zeit für Beruf, Familie oder Hobbys schaffen.
«bonacasa verknüpft Baudetails, Sicherheit, Dienstleistungen und Haustechnologieelemente und schafft so ein Wohnerlebnis, das zahlreiche Bedürfnisse befriedigt», erklärt Geschäftsführer Hans Fischer und ergänzt: «Die Kundinnen und Kunden kommen dadurch in den Genuss von individuell passendem Residenzwohnen in den eigenen vier Wänden zu sehr viel günstigeren Preisen als bei klassischen Anbietern.» Je nach Wunsch können die Services via Smartphone, Tablet-PC, Computer, Telefon, 7 × 24 Std.-Alarm- und -Servicezentrale oder persönlich zuständige Ansprechpartner, die sogenannten bonaConcierges, bestellt werden. Ein erprobtes Angebot, auch für Kundinnen und Kunden ausserhalb der eigenen bonacasa-Überbauungen, das qualitativ und preislich überzeugt. (zvg) Umfassende Informationen finden Sie auf: www.bonacasa.ch
Auf einen Blick Eine Auswahl der Standorte mit bonacasa-Wohnungen: • Roggenpark, Oensingen • Hofstatt, Zuchwil • Kronenrain, Bätterkinden • Lochzelgli, Luterbach • casa meridiana, Feldbrunnen • Kastels, Grenchen • Dorfmatte, Utzenstorf • Untere Matte, Feldbrunnen • Wydengarten, Breitenbach • Arnhof, Lyss • Bellevuepark, Port
70 Jahre und kein bisschen müde
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Letztes Jahr feierte die Volkshochschule Solothurn – unter anderem mit neuer Homepage, frischem Logo und noch breiterem Angebot – ihr 70-Jahr-Jubiläum. Und vor wenigen Tagen wurde das neue Domizil an der Hauptbahnhofstrasse 8 in Solothurn bezogen. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Von Markus Kocher
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Die neuen Schulräume sind für unsere Schule ein Quantensprung». Geschäftsführerin Barbara Käch strahlt übers ganze Gesicht, wenn sie auf den neuen Standort der Volksschule Solothurn zu sprechen kommt. «Zwar hat das alte Haus an der Werkhofstrasse 23 unglaublich viel Charme, doch zum Unterrichten ist es heute nicht mehr optimal geeignet.» Ganz im Gegensatz zum neuen Domizil an der Hauptbahnhofstrasse 8: «Hier haben wir einerseits etwas mehr Räume zum Unterrichten, andererseits entspricht die Infrastruktur den Anforderungen an eine moderne Lernumgebung.» Seit über 70 Jahren bietet die Volkshochschule ein vielfältiges, modernes und erschwingliches Bildungsprogramm für alle ab 16 Jahren an. «Ganz wichtig ist uns in diesem Zusammenhang, allen die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen und die Integration in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt zu fördern», erklärt Barbara Käch. Besonderen Wert legt die VHS auf eine hohe fachliche Qualifikation und Sozialkompetenz ihrer Kursleiterinnen und Kursleiter sowie darauf, mit ihren Kursen stets auf dem aktuellsten Stand von Information und Wissen zu sein. Mit grossem Erfolg, wie ein Blick auf das vergangene Jahr beweist. Annähernd 5000 Schülerinnen und Schüler haben 2014 bei der VHS einen der über 300 Kurse besucht. Besonders gefragt waren Deutsch-, Englischund Italienischkurse. Mit gutem Grund: Die VHS ist ein lizenziertes Sprachprüfungszentrum, das in verschiedenen Sprachen Diplomkurse anbietet und Prüfungen abnimmt. «Mit 152 bestandenen Telc-Prüfungen sind wir die erfolgreichste und grösste Anbieterin von Prüfungskursen im ganzen Kanton», hält Barbara Käch fest. Auf Erfolgskurs sind auch die Deutsch-Integrationskurse, die in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Soziale Sicherheit sowie den Gemeinden Solothurn, Gerlafingen, Biberist und Grenchen durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um Intensivkurse mit täglichem Unterricht, Kurse für Frauen mit gleich-
zeitiger Kinderbetreuung sowie Semesterkurse, die am Abend stattfinden. Angeboten werden aber auch Samstagskurse für Schichtarbeiter und Alphabetisierungskurse. «Ebenso wichtig wie die Sprachkurse sind uns aber auch die Kurse aus den Bereichen Allgemeinbildung, Arbeitswelt und Gesundheit», sagt Barbara Käch. «Hier stossen insbesondere Angebote aus den Bereichen Geschichte, Kunst, Literatur, Persönlichkeitsentwicklung und Ernährung auf Interesse.» Viel erhoffen sich Barbara Käch und ihr Team vor allem von den massgeschneiderten Angeboten für Firmen: «Dank unseren über 100 qualifizierten Kursleiterinnen und Kursleitern können wir selbst ausgefallene Wünsche schnell und kompetent erfüllen.»
Tag der offenen Tür Am 24. Oktober 2015 findet von morgens um acht bis nachmittags um zwei ein Tag der offenen Tür statt. Interessierte Personen werden mit Kaffee, Gipfeli und Risotto verköstigt, sie können die neuen Räume mit Ausstellung zu den verschiedenen Themenbereichen besichtigen und an einem Wettbewerb teilnehmen. www.vhs-so.ch
Seit kurzem unterrichtet die Volkshochschule auch an der Hauptbahnhofstrasse 8 in Solothurn. Foto: zVg
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Auf acht Rollen durchs Mittelland Anders als auf der Autobahn 1 herrscht auf dem Mittelland-Skate Nr. 3, der Romanshorn mit Neuenburg verbindet und somit auch durch «üsi Region» führt, keine Staugefahr. Davon konnten wir uns auf der Etappe 7 – von Olten nach Solothurn – selber überzeugen.
Text und Fotos: Ursula Känel Kocher
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hrlich gesagt: Etwas wagemutig fühlen wir uns schon, als wir in Olten aus dem Zug steigen, die Inlineskates unter dem Arm und den Helm auf dem Kopf. Direkt bei der Bahnhofbrücke steht der markante Wegweiser von Schweiz Mobil, der nicht nur die Velowege 5, 8, 112 und 50 anzeigt, sondern auf der obersten Tafel auch einen Schuh mit vier Rollen und daneben die grosse Ziffer 3. Hier ist er also, unser Einstieg in den Mittelland-Skate, der über 12 Etappen vom Boden- zum Neuenburgersee führt und insgesamt 400 Kilometer lang ist. Wir haben die Etappe 7 ausgewählt und wollen – wenn möglich – bis nach Solothurn fahren. Vierundvierzig lange Kilometer stehen uns bevor. «Anforderung: mittel», «Kondition: mittel», heisst es im Routenbeschrieb. Ein dehnbarer Begriff.
Links- oder Rechtsbremser? Nachdem Knie-, Handgelenk- und Ellbogenschoner montiert und die Turnschuhe im Rucksack verstaut sind, geht es los. Wir fahren über die Bahnhofbrücke, biegen links in den Amthausquai ein und fahren an Oltens Wahrzeichen, der alten Holzbrücke, inklusive einer Gruppe japanischer Touristen vorbei. Richtung Eishalle Kleinholz kommen wir schon mal mächtig ins Schnaufen, weil die Strasse aufwärtsführt. Danach gleiten wir auf der asphaltierten Strasse locker und beschwingt durch die Aussenquartiere Oltens, am Flugfeld vorbei und fahren weiter nach Wangen. Die Sonne scheint, die Temperatur an diesem Spätsommertag ist angenehm – alles wäre wunderbar, wäre da am gemieteten Inlineskate nicht der Bremsklotz auf der falschen Seite montiert. Bei der Mühle in Wangen, wo wir die Dünnern überqueren, gibts eine unsanfte Bauchlandung. 1. Lektion für Anfänger: Links- oder Rechtsbremser? Fortsetzung Seite 27
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Nationale Skating-Rout e
Die Antwort auf diese Frage sollte man kennen (und die Ausrüstung entsprechend anpassen). Wenig später stoppen wir erneut – diesmal aber in voller Absicht. Warum? Der Routenbeschrieb macht uns darauf aufmerksam, dass auf den kommenden 1200 Metern zwischen Wangen und Hägendorf der Asphalt sehr schlecht ist. Wir legen die Strecke in den Turnschuhen zurück, was eine knappe Viertelstunde in Anspruch nimmt. Wem dies zu umständlich ist, der weicht auf den Zug aus. Danach nehmen wir mit den Rollen an den Füssen wieder Fahrt auf. Kühe, Sonnenblumen und «Carlos» Bis jetzt haben wir einige Velofahrer gekreuzt, aber noch keine einzigen anderen Inlineskater. Dabei gleitet es sich hier wunderbar durchs Mittelland, an Kappel und Gunzgen vorbei, unter der Autobahn 1 hindurch nach Härkingen, weiter nach Neuendorf und Niederbuchsiten. Unterwegs immer wieder Kühe auf der Weide, verblühende Sonnenblumenfelder und eine (friedliche) Begegnung mit «Carlos», einem mächtigen Schweizer Sennenhund, der bei der Heimschmiede, einem kleinen Kunsthandwerk-Laden auf einem Bauernhof, zum Rechten schaut. In Kestenholz lädt das Restaurant Kastanienbaum zu einer Pause im Schatten der mächtigen Kastanien ein (Mittwoch Ruhetag). Danach geht es gestärkt weiter; vor der Kirche biegen wir links ab und gelangen nach den letzten Häusern im Quartier in die weiten Felder der Ebnet. Auf einer
Bank «Eusem Mutti Flora Meier zum 90. Geburtstag» machen wir einen kurzen Halt. Von hier sieht man am gegenüberliegenden Hügel, unterhalb des Roggen, die Burg Neu-Bechburg von Oensingen, die 1250 von den Freiherren von Bechburg erbaut wurde, wie wir via Handy und Internet erfahren. Doch wir wollen ja weiter nach Solothurn – deshalb beenden wir die interaktive Geschichtsstunde und fahren weiter. Kaffeehalt direkt an der Aare Mittlerweile sind wir auf Berner Kantonsgebiet. Entlang dem Bipperkanal schüttelt es uns wegen des defekten Strassenbelags mächtig durch. Wir sind mittlerweile, Verpflegungs- und Foto-Stopps eingerechnet, bereits über zwei Stunden unterwegs und haben knapp 30 Kilometer zurückgelegt. Die Füsse brennen, die Beine schmerzen. Nach Niederbipp unterqueren wir die A1 und fahren durch idyllische Landschaften, entlang von Fenchel- und Kartoffelfeldern und Wäldern bis nach Wangen an der Aare. Der Aare-Uferweg – rund 500 Meter – ist hier nicht asphaltiert, wie wir bereits im Voraus im Routenbeschrieb gelesen haben. Wir wechseln die Schuhe und marschieren zu Fuss den Fluss entlang. Nach einem Kaffeehalt auf der grossen Terrasse im Restaurant Fischermatte, das direkt an der Aare liegt, entscheiden wir uns, die Tour hier abzubrechen und mit dem Zug nach Olten zurückzufahren. Wangen–Solothurn (und vielleicht weiter bis nach Biel?) machen wir dann im kommenden Frühling. Versprochen!
Der Mit telland-Skate ist einer von drei nationalen Skatin g-Routen von Schweiz Mobil und ver bindet den Bodensee und das Dre i-Seen -Land . Dazwischen folgt der Weg mehrheitlich dem Jurasüdfuss. Die gesamte Strecke ist 40 0 Kilomete r lang und in 12 Etappen eingeteilt , die nach Belieben gekürz t oder verlänger t werden können . ww w.skat ingland.ch
crbasel
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Von A bis Z informiert.
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Genusswanderung über den Grenchenberg Ein Herbsttraum: Im Ängloch hoch, über die Wandflue und die Küferegg zur Stallflue und das Häxewägli hinunter. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht. Von Felix Deprez
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ir treffen uns an der Haltestelle Bettlach und fahren mit dem Auto hoch bis zum Schiessstand Bettlach. Hier beginnen wir die anfänglich vom dichten Nebel geprägte Jurawanderung Richtung P. 753 . Bis kurz nach der Ruine Grenchen wandern wir im mystisch anmutenden, von farbigen Laubblättern mitgeprägten Wald hoch. Doch kurz danach verziehen sich die letzten Nebelschwaden und wir können, noch vor P. 1007, das Blau des Himmels durch die teilweise noch bunten Baumwipfel erkennen. Als wir etwas später, nach dem Dreierschwängli, ins Landwirtschaftsgebiet des Bettlachberges hinaustreten, erwartet uns schönstes Herbstwetter und -feeling – welch ein herrliches Wandern, welch formidable Ansicht der Wandflue! Erst nur gemächlich ansteigend, im zweiten Teil jedoch an beträchtlich steilem Hang windet sich der gut gestaltete Weg das Ängloch hinauf. Nach einem kurzen Abstieg vom Aussichtspunkt (mit der Infotafel) eröffnet sich die Weite des Obergrenchenbergs – welch ein Gegensatz: die sich weit hinziehenden flachen Juraweiden und die davon südsüdostseitig beinahe senkrecht abfallenden Felswände!
Wir wandern nun voller Freude über diesen speziellen Jurahöhenzug – mit Dutzenden von blühenden Berg-Flockenblumen am Wegrand. Unmerklich nur steigt der Weg an bis zum Steinmann auf dem höchsten Punkt der Wandflue, unmittelbar vor bedrohlich wirkenden Abstürzen. Wenige Meter danach lädt ein guter Sitzplatz zur ersten Rast ein – aus Anlass des 11., der heiligen Solothurnerzahl, haben wir einen Prosecco eingepackt, den wir hier zum einfachen, deshalb aber nicht minder leckeren Imbiss verköstigen. Im lichten Gratwäldchen – die etwas feuchteren und entsprechend rutschigen, steileren Abschnitte wie auch die kettengesicherte Passage sind mit etwas Vorsicht zu begehen – streben wir der Küferegg zu. Hier wäre ein Direktabstieg über die steile Flanke möglich. Wir halten uns jedoch nach wie vor an den Gratweg und wandern wieder exakt 100 Höhenmeter aufwärts. Auch die nun erreichte Hochfläche begeistert uns. Bald einmal erreichen wir die hölzernen Palisaden (wohl wegen der Schneeverfrachtungen angebracht) und das Gipfelkreuz der Stallflue – doch die Ambiance ist wiederum einmalig; entsprechend kommen jetzt die Lachsbrötchen und eine zweite Flasche Prosecco zum Zug. Fortsetzung Seite 31
31 Im Südwesten sind inzwischen grössere Wolkenfelder aufgezogen und es wird von Minute zu Minute kühler. Wir machen uns nun bei anders gearteter, doch ebenso attraktiver Wetterstimmung auf zum Einstieg ins Häxewägli. Auf diesem ist auch heute unproblematisch abzusteigen. Nur zu rasch erreichen wir die kurze Geröllhalde und den Wald oberhalb des Wagnerbanns – hier sichten wir drei schöne Gämsen mit Jungtier, interessiert beobachten sie uns und wir sie aus angemessener Distanz. Etwas rutschig ist der schmale Abstieg durch den weiteren Wald hinunter auf die Weideflächen oberhalb des Ober Brüggli. An diesem vorbei gehts Richtung Mittler Brüggli und weiter auf der Strasse hinunter nach Unteres Brüggli. Kurz vor der Brügglibach-Brücke treten wir aus dem Schatten wieder in den nur kurz am Morgen durchwanderten Nebel ein. Einen überraschend hübschen Wasserfall des Brügglibaches können wir noch entdecken, bevor wir durch die zwei kurzen Strassentunnel marschieren und gemächlich im Wald weiterwandern bis zum Ende der Fahrstrasse bei P. 825. Hier leitet ein schmaler Waldweg, erst sanft, später deutlich steiler im Wacht hinunterführend, geradewegs zur Wiedereinmündung in die Fahrstrasse nahe der Lichtung Lauacker, von wo aus wir innert Kürze wieder beim nebelumhüllten Schiessstand Bettlach eintreffen.
Wegpunkte m • Bet tlach, Schiessstand 633 • Bet tlachberg 1074 m • Ängloch 1370 m • Wandf lue 1399 m • Küferegg 1333 m • Stallflue 1409 m • Häxewägli 1385 m • Ober Brüggli 1152 m • Mit tler Brüggli 1084 m • Untere s Brüggli 985 m m • Brügglibach- Brücke 939
Inserat
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Von Zwergen, Holzwürmern und Harztropfen
Die alte Kulturtechnik des Bierbrauens wird nach Jahren des Niedergangs wieder in vielen regionalen Kleinbrauereien und auch in Hobbykellern ausgeübt. Mittlerweile führt die Internet-Plattform «Brauerei Kompass» allein für den Kanton Solothurn 24 Klein- und Mikrobrauereien auf.
Von Fränzi Zwahlen-Saner
N
achdem die Zubereitung des beliebten Hopfengetränkes seit Mitte des letzten Jahrhunderts zunehmend den grossen, weltweit agierenden Bierproduzenten überlassen worden war, schossen gegen Ende der 1990er-Jahre regionale Bierbrauer – kleineren, regionalen Weinproduzenten ähnlich – aus dem Boden und schrieben sich Herkunftsbezeichnungen und fantasievolle Namen auf die Fahne respektive auf die Etiketten. Viele dieser regionalen Kleinbrauereien brauen nach wie vor lediglich sehr kleine Mengen. Ihre Biere sind daher ausschliesslich für den Eigengebrauch gedacht, vielleicht auch noch Freunden und Bekannten zugänglich, also gar nicht im Handel erhältlich. Doch es gibt auch solche, die zwar klein und hobbymässig anfingen, ihr Bier aber immer weiter perfektionierten und ihre Produktion stetig ausbauten. Dazu zählen auch Christian Bürgisser und Brigitte Aebi aus Lüterkofen, die ihre Biere unter dem Label «Zwergenbräu» verkaufen und mittlerweile fast täglich mit Bierbrauen beschäftigt sind. Ihre Geschichte geht so: Fortsetzung Seite 35
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Foto: Hanspeter Bärtschi
«2004 brauten wir das erste eigene Bier, und bis heute hat uns das Brau-Fieber nicht mehr losgelassen:» Christian Bürgisser und Brigitte Aebi aus Lüterkofen. Foto: zVg
Solothurner Bierproduzenten auf einen Blick: Brauerei Hof-Braui, Lohn-Ammannsegg Brauerei Guldibräu, Winznau Granicum Brauerei, Grenchen Brauerei Drei Tannen, Olten
Im Herbst 2004 besuchten die beiden zusammen mit Freunden aus purer Freude am Bier ein Brauseminar für Laien im alten Tramdepot in Bern. «Dort wurden wir einen Tag lang in die Geheimnisse des Bierbrauens eingeweiht, und unter Anleitung konnten wir ein eigenes Bier brauen», erzählt der Sanitärtechniker TS und diplomierte Ingenieur Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik FH. «Schon einen Monat später versuchten wir, den ersten eigenen Sud bei uns zu Hause in der Küche herzustellen.» Ein Starterset für Hobbybrauer war ihnen behilflich. Heraus kam ein beachtliches Resultat. «Daraufhin wurde weiter gepröbelt, gebraut, degustiert, verfeinert – immer fanden sich Freunde und Bekannte, die sich bereit erklärten, das Gebraute zu verkosten und gute Tipps und Ratschläge zu geben», erinnert sich Bürgisser. Das Brau-Fieber hatte sie gepackt und im Jahr 2007 bauten die beiden ihr eigenes Haus in Lüterkofen, wo sie im Keller einen separaten Raum als eigentliche Brauerei einrichteten. Ein paar Monate später war der erste Sud aus Lüterkofen zu verkosten, und im September konnte das sogenannte «Blockhausbier», ein Dinkelbock, genossen werden. Die neuen Bierbrauer erkannten, dass die Wasserqualität in Lüterkofen so gut war, dass hier noch weitere feine Biere entstehen konnten. «Zwergen-
bräu» wurden die Biere genannt, «der Name ist Programm», sagt Bürgisser dazu. Im August 2010 wurde eine neue 100-Liter-Brauanlage angeschafft und mit dem eigentlichen Bierverkauf des «Zwergenbräus» begonnen. Dazu musste noch ein Kühlraum im Keller eingerichtet werden. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte das Lüterkofer Bier beim slowUp im Mai 2011 im Buechibärg, wo es sehr gut ankam. Inzwischen kann das «Zwergenbräu» in verschiedenen Läden, Restaurants und Bars in der Region gekauft werden. Einen Abnehmer haben Bürgisser und Aebi gar in Zermatt. Im Bier-Sortiment befinden sich der «Holzwurm», ein goldgelbes und leicht süssliches Bier mit einem ausgewogenen Hopfen- und Malzaroma, der «Harztropfen», ein feines, malzbetontes dunkles Bier mit einer milden Bitterkeit, und der «Blocktrunk», ein Märzenbier, hopfenbetont und amberfarben. Saisonal werden weitere Biere gebraut. Bürgisser hat inzwischen die Ausbildung zum Diplom-Biersommelier erfolgreich abgeschlossen. «Ich wollte mir weiteres fundiertes Know-how aneignen. Dabei eröffnete sich mir eine Welt der Biervielfalt, die ich vorher nicht kannte», so der Bierbrauer. Inzwischen sei es sogar so, dass das Paar sich seine Feriendestinationen aufgrund der landesüblichen Bierauswahl aussuche…
divus, Holderbank Brauerei Stocha Bräu, Rodersdorf Bierbrauerei «vo Gränche bi Gott», Grenchen Oberdörfer Chäuerbräu, Oberdorf Brauerei Zwergenbräu, Lüterkofen Brauerei Hess, Feldbrunnen Hausbrauerei Reinhard, Bettlach Hausbrauerei Kurven-Bräu, Selzach Brauerei SternThaler Bier, Aedermannsdorf Kleinbrauerei Oberson & Co., Himmelried Öufi-Brauerei, Solothurn Ried Brauerei, Bettlach Brauerei Buechibärgerbier, Kyburg-Buchegg Kleinbrauerei Bellach, Bellach Heini-Bier, Wolfwil Wasserämter Mikro-Brauerei, Derendingen Brauerei Turmbräu, Halten Brauerei Degen-Bier, Trimbach Brauerei Brummbacher, Horriswil Landskroner Bräu, Witterswil Bierbrauclub Chlepfimoos, Aeschi
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In Stein gemeisselt Seit gut einem Jahr bietet das Steinmuseum in Solothurn in Zusammenarbeit mit Region Solothurn Tourismus einen iGuide-geführten Stadtrundgang durch die Altstadt Solothurns an, der sich ganz dem Thema «Stein» widmet. Wir haben uns auf den Weg gemacht.
Von Markus Kocher
L
os gehts im Tourismus Büro von Region Solothurn Tourismus mit der Übergabe des iGuides. Als Träger der audiovisuellen Informationen kommt ein iPad mini mit Kopfhörer zum Zug, das für acht Franken gemietet werden kann und das kinderleicht zu bedienen ist. Linke Pfeiltaste: einen Abschnitt zurück, rechte Pfeiltaste: einen Abschnitt nach vorn / weiter, mittlere Taste: Stopp / weiter. Bevor wir losmarschieren, gibts erst mal eine kleine Einführung in die Geschichte der Ambassadorenstadt, die auf einem Altarstein der Göttin Epona aus dem Jahr 219 n. Chr. erstmals erwähnt wird und die – nicht zuletzt aufgrund ihrer prächtigen «Steindenkmäler» – als «schönste Barockstadt der Schweiz» gilt. Ein Beispiel gefällig? Wie wärs mit der St.-Ursen-Kathedrale , der ersten Station unseres Stadtrundgangs? Die frühklassizistische Kathedrale wurde von 1762 bis 1773 erbaut und besteht praktisch ausschliesslich aus Solothurner Stein, einem Kalkstein, der bereits in der Römerzeit im nahe gelegenen Jura abgebaut
wurde. Das Kircheninnere ist deutlich vom klassizistischen Stil geprägt. So haben die Stuckaturen vor allem dienende Funktionen, indem sie die tragenden und rahmenden Teile betonen und akzentuieren. Weiter gehts durchs Baseltor zum Monolithbrunnen, dem grossen Stadtmodell und zur barocken Stadtbefestigung. Sie stammt aus der Zeit um 1700, ist 15 Meter hoch und wurde ursprünglich von elf vorspringenden Bastionen geschmückt. Nach einem kurzen Halt führt uns der iGuide zurück zum Baseltor und weiter zum alten Zeughaus . Das Gebäude wurde um
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1609 erbaut, diente während Jahrhunderten als Zeughaus und beherbergt heute eine der grössten historisch orientierten Rüstungs- und Waffenausstellungen der Schweiz. Nicht minder eindrücklich die RathausFassade mit ihren zwei Zwiebelhelmen, die Kreuzackerbrücke und das Palais Besenval . Das kurz nach 1700 von den Brüdern Johann Victor und Peter Joseph Besenval erbaute Stadtpalais der Familie ist heute ein modernes Seminar- und Tagungsgebäude, das mit seiner Terrasse und dem direkten Blick auf die Aare regelrecht zu einem Kaffee mit Gipfeli einlädt.
Gut gestärkt gehts weiter zum Klosterplatz und durch die Theatergasse und Hauptgasse zum Marktplatz und zum Zeitglockenturm . Das älteste Bauwerk der Stadt wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Der Glockenschläger in der Helmlaterne schlägt mit einem grossen Hammer auf die Glocke. Unter dem Schirmdächlein zeigen drei Symbole (Ritter, König und Gerippe) jede Stunde den Sinn des Lebens. Das grosse astronomische Uhrwerk (1545) von Lorenz Liechti und Joachim Habrecht kündet Tag, Monat und Jahreslauf an. Ein mehr als würdiger Abschluss unseres gut einstündigen Rundgangs durch einen Teil der Solothurner Altstadt. Wer noch Zeit und Lust hat, kann noch eine iGuide-Führung durch das Steinmuseum unternehmen. Doch wir haben für heute genug vom Solothurner Stein und all seinen Facetten. Jetzt ist es Zeit, einen sonnigen Platz in der Solothurner Altstadt zu ergattern und endlich das lang ersehnte, berühmt-berüchtigte ÖufiBier zu degustieren. Dazu mehr auf Seite 33.
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«Wie die Gurke im Essigglas» Anfang April hat der Solothurner Langstreckenschwimmer Romano Mombelli die Strasse von Gibraltar durchschwommen. Im September durchquerte er den Brienzersee, und vor wenigen Tagen scheiterte er am Versuch, den 44 km langen Kaiwi Channel zwischen Molokai und Oahu zu durchschwimmen. Wir trafen den 23-jährigen Jura-Studenten kurz vor seinem Abflug nach Hawaii. Von Markus Kocher
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omano Mombelli, vor wenigen Tagen haben Sie in 3:18 Stunden den gut 15 Kilometer langen Brienzersee durchschwommen. Wie geht es Ihnen heute? Romano Mombelli: Sehr gut, danke. Kein Muskelkater? Nein, da meine Muskeln in kaltem Wasser weniger ermüden als in warmem und der Brienzersee nur gut 15 Grad hatte, habe ich mich körperlich relativ schnell erholt. Wie haben Sie die gut drei Stunden mental erlebt? Wie in einem wunderschönen Traum. Obwohl es während der Durchquerung stark geregnet hat, waren die Bedingungen hervorragend. Die Wasseroberfläche fast spiegelglatt, der See tiefblau und die Landschaft um mich herum mystisch schön. Nach der Durchquerung hatten Sie nur ein paar Tage Erholung. Anschliessend ging es bereits an die Vorbereitung zur Durchquerung des Kaiwi Channels*. Das ist nochmals eine ganz andere Liga. Absolut. Bisher haben weltweit erst 40 Schwimmerinnen und Schwimmer die 44 Kilometer zwischen Molokai und Oahu bezwungen. Was erwartet Sie vor Ort? Wegen der hohen Wellen und starken Strömungen wird mich der Kanal sowohl an die physischen als auch an die psychischen Grenzen bringen. Gefragt sind Ausdauer, mentale Stärke
und schwimmtechnische Präzision – 14 bis 16 Stunden lang, bei permanent wechselnden Bedingungen. Zudem öffnet das Salz des Meerwassers die Hautporen und entzieht dem Körper Wasser. Nach mehreren Stunden im Wasser fühlt man sich wie eine Gurke im Essigglas. Wovor haben Sie sonst noch Respekt? Vor unberechenbaren Strömungen und Quallen. Damit kenne Sie sich offenbar gut aus. Ja, zu meinem Leidwesen. Während der Durchquerung der Meerenge von Gibraltar zwang mich eine extrem starke Strömung vor der marokkanischen Küste wieder Richtung Meerenge hinaus. Ich musste rund 5 Kilometer der Küste entlangschwimmen und kam nur sehr langsam voran. Die Begleiter im GPS-Boot suchten mir dann eine geeignete Stelle, um an Land zu gehen. Und wie sehen die Erfahrungen mit Quallen aus? Ziemlich besch… Mitte Juni bin ich während eines 25-km-Marathons vor der Küste Menorcas in ein Feld von Feuerquallen geraten. Erst erwischte mich eine am Fuss, dann eine zweite an der Schulter und 10 Minuten später zwei mitten im Gesicht. Tönt nach einer ziemlich schmerzhaften Begegnung. Gut geraten (lacht). Erst liess ich mich kurz verpflegen und strich eine Quallen-Lotion aufs Gesicht. Das Rennen setzte ich fort – zumindest vorerst. Denn kurze Zeit später begann mein Gesicht anzuschwellen und ich bekam Atemprobleme, da die linke Hälfte des Mundes sowie das linke Nasenloch zugeschwollen waren.
Wie ging es weiter? Ich musste das Rennen aufgeben und wurde von der Seerettung aus dem Wasser gezogen. Die erste Hilfe erfolgte direkt im Hafen von Cala Morell. Die nächsten zwei Tage verbrachte ich – aufgrund der Verbrennungen im Gesicht – im Spital von Menorca. Ganz nebenbei: Rund ein Drittel des Starterfelds musste das Rennen aufgrund von Quallenverbrennungen aufgeben. Trotzdem scheinen Sie von offenen Gewässern extrem angetan? Ja, ohne Wenn und Aber. Nach zehn Jahren Training im Schwimmbecken ist mir das «Plättlizählen» vor zwei Jahren total auf den Wecker gegangen und ich habe im Herbst 2013 mit OpenWater-Training begonnen. Der Beginn einer grossen Leidenschaft. Mit entsprechenden Ambitionen? So ist es. Ich würde mich gerne mal für eine 25-kmEM oder -WM qualifizieren. Zudem habe ich mir in den Kopf gesetzt, die Oceans Seven zu schaffen. Dabei geht es… …darum, weltweit insgesamt sieben Meerengen schwimmend zu überqueren. Gibraltar habe ich schon. Jetzt steht der Molokai Channel auf dem Programm. Fehlen noch fünf. *Am 13. Oktober hat Romano Mombelli versucht, als erster Schweizer den Kaiwi Channel zwischen Molokai und Oahu zu durchschwimmen. Ein Vorhaben, das der Jura-Student nach rund zwei Stunden Schwimmzeit und sieben schmerzhaften Quallenstichen aufgeben musste.
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«Das kann auch Kamillentee sein»
Franziska Rohr beim Präparieren der «Schnüffel-Dosen».
«Auch wer selber nicht an einer Allergie leidet, kann seinen Hund zum Allergiewarnhund ausbilden lassen», findet Franziska Rohr von der Hundeschule Hundepfoten Teamcanin in Mühledorf SO. Text und Fotos: Ursula Känel Kocher
Frau Rohr, Sie bieten in Ihrer Hundeschule demnächst eine Ausbildung für Allergiewarnhunde an. Lohnt sich das? Oder anders gefragt: Gibt es so viele Allergiker, die gleichzeitig Hundehalter sind? (lacht) Zugegeben – die Besitzerinnen der beiden «Pilothunde», die mittlerweile kurz vor Ende der Ausbildung stehen, sind selber keine Allergiker – und auch in ihren Familien ist niemand betroffen. Trotzdem haben sie ihren Hunden beigebracht, den Geruch von Erdnüssen wahrzunehmen und anzuzeigen. Und warum das, wenn die Hunde doch sowieso nie zum «Ernstfall-Einsatz» kommen? Man muss realistisch sein. Selbst wenn jemand beispielsweise auf die erwähnten Erdnüsse allergisch reagiert und seinen Hund darauf abrichtet, wird die betreffende Person im Zweifelsfall lieber auf eine Speise im Restaurant verzichten, wenn nicht sicher ist, ob Spuren von Erdnüssen darin enthalten Lagotto «Elio» von Anita Scholl ist der Erdnussbutter auf der Spur.
sind. Normalerweise nimmt man den Hund ja auch nicht mit zum Galadiner und kann ihm eine Probe der Salatsauce unter die Nase halten. …das heisst, das Ganze ist eigentlich «für die Katz». Oder einfach ein Marketing-Gag? Ganz und gar nicht! Es geht bei dieser Ausbildung, die auch unter dem Namen «Sniffledog» bekannt ist und vom deutschen Hundetrainer Uwe Fried-
rich initiiert wurde, um eine alltagstaugliche Auslastungs- und Beschäftigungsmöglichkeit, die für jeden Hund machbar ist, egal ob klein oder gross, alt oder handicapiert. Es spielt im Grunde genommen auch keine Rolle, welchen Geruch man wählt: Das kann auch Kamillentee sein. Was zählt, ist, dass der Hund lernt, den Geruch von anderen zu unterscheiden und mit der Schnauze mittels ruhigen Verharrens korrekt anzuzeigen. Was fasziniert Sie persönlich daran? Mit Such- und Schnüffelübungen können wir dem Hund eine artgerechte Auslastung anbieten. Der Hund ist mit seiner Nase zu erstaunlichen Leistungen fähig, doch in der heutigen Umwelt kann er diese gar nicht mehr richtig einsetzen. «Sniffledog» ist auch für nervöse oder ängstliche Hunde eine sinnvolle Beschäftigung. Man braucht wenig Material und kann auch in der Stube trainieren. (Internet: www.hundepfoten.ch)