OMIDA® Cardiospermum-N Salbe bei trockenen, juckenden Hautausschlägen sowie akuten und chronischen Entzündungen.
Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage.
Omida AG, Küssnacht am Rigi
markus kellenberger ●
Gopfertammi nochmal !
Liebe Leserin, lieber Leser
Haben Sie heute schon kräftig geflucht? Hoffentlich, denn fluchen kann befreiend sein und auch Schmerzen lindern. Denken Sie dabei nur an die letzte Begegnung Ihres kleinen Zehs mit dem verdammten Tischbein. Fluchen ist ein kurzer, aber befreiender Moment des Kontrollverlustes, wie Roland Ris ab Seite 14 erklärt. Sie brauchen sich also nicht zu schämen, falls Sie mal die Contenance verlieren und herzhaft fluchend Dampf ablassen – beispielsweise wegen dieser stärnelatärneblöden Corona-Pandemie.
Sie ärgert mich täglich, weil sie mit uns Menschen etwas macht, das weit über die von ihr verursachte Krankheit hinausgeht. Corona trennt uns, es spaltet uns in Ängstliche und weniger Ängstliche und macht, dass wir uns nicht mehr unbeschwert begegnen und berühren. Wir gehen misstrauisch auf Distanz zu andern, statt liebevolle oder freundschaftliche Berührungen auszutauschen.
Wie wohltuend und heilend Berührungen sind, lesen Sie in den beiden Artikeln über die verschiedenen Meridiantherapien und das einfache Ritual des Handauflegens, das positive Energien zwischen uns fliessen lässt. Und genau das brauchen wir in diesen Zeiten unbedingt: positive Energien, die uns verbinden und Vertrauen schaffen; von Mensch zu Mensch und über die Landesgrenzen hinweg. Corona – mindestens drei Mal verflucht seist du !
Ich wünsche Ihnen einen Herbst voller kraftspendender Berührungen.
Herzlich, Ihr
gesund sein
10 Was geht ab?!
gesund werden
32 Wolfs Heilpflanze
Die Rosskastanie: Begleiterin für inneres Wachstum.
36 Alles schwingt
Was sind, wie wirken und wem helfen Meridiantherapien?
Die Wechseljahre schütteln viele Frauen so richtig durch. Diese Zeit ist aber auch eine Chance zu reifen und wachsen.
14 Gopfridstutz!
Wieso wir das Fluchen nicht verachten sollten.
20 Filterkaffee
Wie hippe Baristas das Brühen nach Grosis Art zelebrieren.
26 Sabine über . . .
Sodbrennen und was Betroffene dagegen tun können.
28 Leserberatung
Schlaflos bei Vollmond, Durchfall wegen Schüsslersalzen und gereizte Blase nach OP –was man gegen diese und viele weitere Leiden tun kann.
42 Ayurvedischer Genuss
In der indischen Heillehre hilft die typengerechte Nahrung, dem Körper zu gesunden.
44 Handauflegen
Der Segen der Berührung.
42 Eiseninfusionen
Ein gefährlicher Trend.
draussen sein
56 Remo Vetter
Mit «Wasserkräutern» rund ums Jahr frisch versorgt.
59 Treffpunkt Garten
Gärten sind auch ein Hort sozialer Kontakte.
60 Fit per App
Wie das Smartphone zum Personal Trainer wird.
03 Editorial | 06 Leben und heilen | 41 Liebesschule | 51 Gedankensplitter | 52 Staunen und wissen | 61 Hin und weg | 62 Neu und gut | 63 Leserbriefe | 64 Rätsel | 65 Vorschau | 66 Eva begegnet
● leben und heilen
gewusst
Blutdrucksenker wirken abends besser
Eine spanische Studie mit über 19 000 Teilnehmern zeigt, dass Blutdrucksenker besser wirken, wenn man sie vor dem Schlafengehen schluckt.
Die Blutdruckwerte seien dann niedriger; zudem sinke dadurch das Risiko für ernsthafte Folgekrankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall um fast die Hälfte. Auch Bewegung und gesundes Essen können helfen, den Blutdruck zu senken. krea
❞ Geheimnis eines langen, glücklichen Lebens: Iss die Hälfte, gehe doppelt so viel zu Fuss, lache dreimal so viel und liebe grenzenlos!
aus Tibet
MEDIZIN NEWS
● Demenz
Aspirin schützt wohl doch nicht
Aspirin schützt offenbar doch nicht vor Gedächtnisschwund, wie man gehofft hat. Das haben Forscher aus den USA und Australien in einer Studie mit fast 20 000 Senioren festgestellt. Noch gebe es kein Medikament, das vor Demenz schützt. Die Forscher empfehlen stattdessen viel Sport, gesundes Essen, gute Sozialkontakte und Gedächtnistraining. krea
● Hepatitis
Medikamente erhöhen Blutzucker
Medikamente gegen Hepatitis C können bei Diabetikern den Blutzucker erhöhen. Davor warnen die kanadischen Gesundheitsbehörden. Infomed
● Schmerzen
Diclofenac riskant fürs Herz
Im Vergleich zu Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Naproxen ist Diclofenac laut dänischen Forschern ein «Gesundheitsrisiko». Es erhöhe die Gefahr um bis zu 50 Prozent, dass Patienten am Herz erkranken. Die Forscher haben über fünf Millionen Patientenakten durchforstet. Natürliche Alternativen zu künstlichen Schmerzmitteln sind z. B. Weidenrindentinktur und Pfefferminzöl (Kopfschmerzen), Gewürznelken und Salbei (Zahn und Halsschmerzen) oder Zwiebeln (Hals und Ohrenschmerzen). British Medical Journal/krea
Prävention I Gesund essen schützt die Lunge
Eine gesunde Ernährung geht offenbar mit einem geringeren Risiko einher, an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Kanada und England in einer MetaAnalyse von acht Beobachtungsstudien. Anders herum scheint ein ungesundes Essverhalten mit einem erhöhten COPD-Risiko zusammenzuhängen. Zu einer gesunden Ernährung zählen der Verzehr von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und hochwertigen Pflanzenölen sowie genug Wasser oder ungesüsstem Tee; Milchprodukte und Fisch respektive Meeresfrüchte in Massen gelten auch als gesund. pd
Prävention II
Dehnen schützt das Herz
Dehnübungen schützen nicht nur vor Verletzungen beim Sport, sondern auch das Herz. Das haben Biowissenschaftler der Universität Mailand herausgefunden. Durch die Dehnübungen verringert sich die Steifigkeit der Blutgefässe in den Unterschenkeln und Oberarmen; die Durchblutung und verbesserte Elastizität der Blutgefässe wirken sich positiv auf den Blutdruck aus. Die positiven Veränderungen liessen jedoch einige Zeit nach Beendigung der Übungen nach. Daher glauben die Forscher, dass nur regelmässiges Dehnen das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle senken kann. MM
1716
Weltweit haben sich 14,6 Mio. Menschen von einer Infektion mit dem neuen Coronavirus erholt, mehr als 770 000 sind gestorben (Stand aller Zahlen: 17. 8. 2020). Das sind rund 2,1 % der in diesem Jahr Verstorbenen (37 Millionen). Da heuer bereits 88,1 Mio. Menschen geboren wurden, wächst die Weltbevölkerung trotz Pandemie rasant: 7,8 Mrd. beträgt die momentane Weltpopulation. In der Schweiz sind laut BAG bislang 1716 Menschen an/mit dem Coronavirus verstorben (rund 5 % aller Todesfälle). Nur circa 4 % der Verstorbenen hatten keine ernsthaften Vorerkrankungen.
Das Durchschnittsalter der CovidToten in der Schweiz liegt mit gut 84 Jahren über der Lebenserwartung (83,6 Jahre)! Die Statistik der CoronaToten ist zudem fragwürdig: Eingang finden dort laut Bundesamt «verstorbene Personen, für die ein positiver Labortest vorliegt» – unabhängig von der Todesursache.
Aussagekräftiger ist die Statistik der sogenannten Übersterblichkeit. Diese ergibt sich aus dem Vergleich der Anzahl aller Todesfälle über Jahre hinweg. In den Wochen 12 bis 17 gab es in der Altersgruppe 65 Jahre und älter eine deutliche Übersterblichkeit (die indes unter jener starker Grippejahre wie z. B. 2015 lag). Das war aber ein Peak, keine Welle. Seit Mitte Mai liegt die Anzahl Todesfälle im unteren Bereich des statistisch zu erwartenden Wertes, seit Ende Juli sogar darunter. Im Laufe des Augusts tendierte die kumulierte Jahresübersterblichkeit gegen null. Das kann an den Massnahmen liegen. Oder am Sommer. krea
Grüner Star
Sportler erkranken seltener an Glaukom
Regelmässige körperliche Aktivität senkt das Risiko, an Grünem Star zu erkranken. Möglicherweise könnte Sport auch das Fortschreiten des Augenleidens verlangsamen. So belegen verschiedene Untersuchungen eine Senkung des Augeninnendrucks nach Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Laufen, berichten Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Die wichtigste Massnahme, einen drohenden Sehverlust abzuwenden, bleibe die frühe Diagnose durch den Augenarzt. dog.org/krea
Herdenimmunität in Slums?
Wissenschaftler haben im Juli errechnet, dass fast 60 Prozent der Bewohner von Mumbais Armenviertel Antikörper gegen SarsCoV-2 gebildet haben. Die Sterberate sei erstaunlich tief. Eine Studie aus New York City zeigt zudem: Über 99 Prozent von fast 1350 rekonvaleszenten COVID-19-Patienten haben Antikörper ausgebildet und sind nun immun; unklar ist noch, wie lange die Immunität anhält. Die Nachrichten dürften Anders Tegnell den Rücken stärken. Der Staatsepidemiologe der schwedischen Behörde für öffentliche Gesundheit setzt seit Beginn auf eine «differenzierte Durchseuchung» der Bevölkerung. krea
Wie gehts ?
Abuchtipp
n die Füsse denken wir meist erst, wenn sie weh tun. Dabei spielen die Füsse zusammen mit Ferse und Achillessehne wortwörtlich eine tragende Rolle. Nicht immer können sie diese gut erfüllen. Denn Fersensporn, Achillessehnenentzündungen und Schmerzen an den Sprunggelenken sind weit verbreitet. Auf ihrem Leidensweg haben Betroffene oft schon unzählige Ärzte und Therapeuten konsultiert und zig Dehn- und andere Übungen gemacht. Wem das nicht wirklich geholfen hat, sollte sich die ganzheitlichen Methoden von «Fusskartograf» Carsten Stark genauer anschauen. In seinem neuesten, überaus praxisnahen Buch räumt er mit gängigen Irrtümern auf und zeigt, wie sich Fersen und Sprunggelenke revitalisieren lassen, welche Rolle die Ernährung für die Füsse spielt und welche Übungen wirklich sinnvoll sind.
Carsten Stark «Das Buch für die Ferse. Ganzheitliche Hilfe für Ferse, Fersensporn und Achillessehne», südwest 2020, ca. Fr. 30.–
Covid-19
In den Fluss springen
Die Wechseljahre sind eine Einladung, die weibliche Kraft neu und ganzheitlich zu erfahren – und der eigenen Natur zu vertrauen. Ab auf die Wandlungsreise!
Text: Eva Rosenfelder
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir schätzen im allgemeinen Wandlungen und Übergänge nicht sonderlich, halten lieber am Alten fest und ignorieren den steten Fluss des Lebens. So haben auch die Wechseljahre einen schweren Stand. Sie werfen Frau (und auch Mann) ins kalte Wasser – sofern sie nicht bewusst selber springen. Nur Mut! Die Wechseljahre sind eine Art zweiter Pubertät; die Menopause symbolisiert den Anfang von etwas Neuem: einen positiven Wandel. Schon Jahre vor der Menopause beginnt es: da und dort ein graues Haar, das Stirnrunzeln hinterlässt Falten, das Lachen Krähenfüsse, die Haut welkt. Und nicht nur das: Die Knochen knarren, es zwickt hier und da und die Energie lässt nach. Mit der Menopause werden die Veränderungen noch drastischer: Die Hormone laufen Sturm, Wallungen überrollen zu Unzeiten die geplagte Frau, fast so wie einst, als man verliebt in verzückte Wallung geriet angesichts des (vermeintlichen) Traumprinzen. Aber eben nur fast. Tatsächlich wird die Menopause auch als «pause from men» bezeichnet, als Pause vor den Männern.
Wenn der Körper welkt
Menopause
Die allerletzte Monatsblutung wird Menopause genannt. Im Durchschnitt sind Frauen zu diesem Zeitpunkt hierzulande rund 51 Jahre alt. Die Bandbreite ist jedoch gross. Bei manchen Frauen hört die Periode schon im Alter von 45 oder früher auf, bei anderen erst mit Mitte 50. Stoppt die Blutung vor dem 40. Lebensjahr, handelt es sich um eine vorzeitige Menopause. Bis die hormonelle Umstellung ganz abgeschlossen ist, vergehen in der Regel einige Jahre («Wechseljahre »).
Denn es ist Tatsache: Was hier aufwallt, ist pure Kraft! Auch wenn diese Kraft im argen Gegensatz steht zu den anstrengenden Vorgängen im Körper, die Frauen alles andere als ins Schwärmen bringen: Es ist, als würde der Saft des Lebens sich aus Fleisch und Knochen zurückziehen; unaufhaltbar wird man trocken und welk. Die Haut trocknet aus, Schmieren und Salben helfen, wenn überhaupt, nur bedingt. Dafür drohen weitere Gebresten, wie Bluthochdruck, funktionelle Herzbeschwerden, Gewichtszunahme, Haarausfall, Harninkontinenz, Migräne, Nachtschweiss, Osteoporose, rheumatische Beschwerden, Schlafstörungen und seelische Verstimmungen bis hin zur veritablen Depression. Schlafftheit, häufige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit gehören für die meisten Betroffenen eh dazu.
Das muss nicht schlecht sein. Vielmehr bietet sich so der Frau die Chance, ihrer eigenen inneren Stimme zu lauschen und sich zu verabschieden von Menschen und Dingen, die nicht mehr in ihr Leben passen, die ihre urweibliche Lebendigkeit beschneiden. Ade gesellschaftliche Zwänge, aufgezwungene Erwartungen und klischierte Rollenbilder!
Heilpflanzen für Klimakterium-Geplagte
Granatapfel
Das Öl des Granatapfels ist wunderbar bei trockenen Schleimhäuten und als Massageöl für alternde Haut. Die Kerne haben eine hormonregulierende Wirkung und sind allgemein antioxidativ. Auch als spagyrisches Mittel erhältlich.
Melisse
Zum Glück kommt nicht alles aufs Mal und manche Frauen werden vom meisten davon mehr oder weniger verschont. Aber heftig sind die Wechseljahre trotzdem. Sich aus der vollen Blüte und Fruchtbarkeit zur vertrockneten und zunehmend leidgeplagten Alten hinwelken zu sehen, ist tatsächlich schier unerträglich – umso mehr in einer den Tod verdrängenden und dem Jugendwahn verfallenen Gesellschaft, in der man ab der ersten Falte und etwas Grau im Haar unmerklich mehr und mehr zur unsichtbaren Eminenz wird. Was soll man daran Gutes abgewinnen? Vielmehr herrscht Alarmstimmung!
Pfefferminz-Hydrolat
Bei Hitzewallungen das SOS-Mittel, auch für unterwegs. Wirkt sofort kühlend.
Als Tee genossen ist sie hilfreich bei Stimmungsschwankungen.
Rose
Spagyrisch eingenommen oder als Massageöl angewendet, ist die Rose eine wunderbare Begleiterin bei Dünnhäutigkeit. Ausserdem harmonisiert sie Seele, Geist und Körper.
Salbei
Als Tee oder als Bad genossen hemmt Salbei die Schweissproduktion. Aus naturheilkundlicher Sicht sollte der Salbei deshalb nur als SOS-Mittel, nicht aber längerfristig angewendet werden.
Dabei sind die Wechseljahre keine Krankheit, sondern eine ganz normale Lebensphase. Weil sich der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Östrogen in dieser Zeit verändert, kann es jedoch zu Symptomen wie Hitzewallungen oder Schweissausbrüchen kommen. Ob und wie stark Frauen unter Wechseljahrbeschwerden leiden, ist individuell sehr verschieden. Ein Drittel aller Frauen kommt gut damit zurecht und hat keine oder kaum Probleme. Zwei Drittel leiden mehr oder weniger stark. Stimmungsschwankungen, trockene Scheide, Gewichtszunahme kommen häufig vor. Und mit der hormonellen Umstellung steigt das Risiko für Osteoporose, ebenso die Gefahr für Krankheiten von Herz und Gefässen. Wer sich bewusst gesund ernährt und reichlich bewegt, kann damit zumindest etwas gegensteuern.
Den Körper belügen
Wechseljahre
lassen sich in der Verzweiflung – «ich habe ja sonst schon alles versucht!» – mit Hormonen füttern – für die Pharmaindustrie ein lukratives Geschäft.
In den Jahren vor und nach der letzten Regelblutung (Menopause) befinden sich Frauen in den Wechseljahren, dem Übergang von der Lebensphase, in der Frauen Kinder bekommen können, hin zu der Lebensphase, in der keine Schwangerschaft mehr möglich ist. Meist beginnen die Wechseljahre ab Mitte 40. Die Eierstöcke produzieren allmählich weniger Geschlechtshormone, der Eisprung bleibt häufiger aus – die Fruchtbarkeit nimmt ab. Ein Anzeichen: Die Monatsblutungen kommen unregelmässiger. Und enden schliesslich ganz.
Und den Rest richtet die Pharmaindustrie: Wenn die Hormone fehlen, weil die «dumme» Natur sie der Frau nicht lebenslang gewährt (warum denn bloss?), sorgt die trickreiche Lobby für smarten Ersatz. Und tatsächlich: Mit Einnahme der Hormone schwinden die Beschwerden und die «Lebensqualität» kehrt zurück. Und vor allem: Frau kann in ihrer Komfort-Zone bleiben. So wird der Griff in die «Hormonkiste» gern aus medizinischer Sicht nahegelegt und oft von geplagten Frauen als wahre Wohltat empfunden – der Zustand des Jungseins ist (fast) wiederhergestellt. Sehr viele Frauen
Nachtkerzenöl
Eingenommen liefert es die Vorstufe zur Bildung von Hormonen und regt allgemein die Körperkräfte an.
Orangenblüten
Eine Tasse Tee oder zwei sind angesagt bei Schlafstörungen.
Traubensilberkerze
Wirkt ausgleichend bei Östrogenabfall.
Verschwiegen wird dabei tunlichst das erhöhte Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall, das die Einnahme von Hormonen mit sich bringt. Hormone zuführen, die dem Körper vorspiegeln, es sei alles noch so wie es einst war, das hat noch zahlreiche weitere Tücken. Wo die körperliche Fruchtbarkeit fehlt, wächst und spriesst ja nichts mehr auf natürliche Weise heran. Wird diese Fruchtbarkeit jedoch künstlich mithilfe von zugeführten Hormonen (und dazu gehören auch pflanzliche sowie die vielgerühmten bioidentischen Hormone!) vorgespiegelt, sprich: «gefakt», setzt man einen Impuls, der nicht zum biologischen Alter passt. So bringt man vieles durcheinander. Dabei hätte der Körper (zusammen mit Geist und Seele) in dieser Lebensphase eine enorm wichtige Aufgabe: die einst so aufnahmefreudige Gebärmutter und die nährenden Brüste friedvoll (!) in ihren Ruhezustand zu begleiten. Das bedingt jedoch, dem Hormonhaushalt die Zeit zu geben, die es braucht, damit er sich neu einstellen und ausbalancieren kann; es bedingt auch, den weiblichen Organen ihren wohlverdienten Frieden zu gönnen. Jetzt ist für die Frau die Zeit gekommen, auf der geistigen Ebene zu gebären: lang gehegte Projekte, unerfüllte Wünsche und Ideen, auch verrückte, können nun reifen und geboren, sprich umgesetzt werden.
Johanniskraut
Bei Stimmungsschwankungen und Dünnhäutigkeit. Man kann das Johanniskraut als Tee oder Tinktur einnehmen oder als sogenanntes Rotöl einreiben. Doch Vorsicht im Sommer: egal ob eingenommen oder eingerieben, Johanniskraut wirkt fotosensibilisierend respektive fototoxisch. Das bedeutet, dass es in Verbindung mit Sonnenlicht zu Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut kommen kann. Deshalb wird häufig empfohlen, Medikamente auf JohanniskrautBasis im Frühjahr und Sommer abzusetzen.
Yamswurzel
Als Salbe oder Urtinktur liefert die tropische Nahrungs- und Heilpflanze die Vorstufe zur Bildung von Hormonen.
Pulsatilla
Als spagyrische Essenz gleicht die Kuhschelle Stimmungsschwankungen aus.
Rein ins Chaos
Doch so schnell geht das eben nicht. Und es gilt: Je länger man sich sträubt und den unausweichlichen Wandel hinausschiebt, umso länger kann es dauern. Vorerst kommt alles durcheinander; die Karten werden nochmals neu gemischt – wie damals in der Pubertät, dieser Schwelle zum Frausein. Alles wird heraufgeschwemmt: was war, was ist und was werden wird. Damit verbunden sind Emotionen und Erinnerungen, auch negative, die jetzt zu Dankbarkeit, Versöhnung und einem neuen Lebensrhythmus voller Frieden führen können.
Setzt man ausgerechnet in dieser abenteuerlichen und auch höchst spirituellen Phase «gefakte» Impulse wie etwa durch die Einnahme von Hormonen, zwingt das den Körper dazu, Jugend zu erhalten, wo längst keine mehr ist. Da wundert es nicht, dass aus dem natürlichen Wachsen und Spriessen ein unkontrolliertes Wuchern werden kann – so wie es Krebserkrankungen eigen ist. Oder aber der seelische Schmerz über den verdrängten Abschied nimmt sich seinen Raum in Form einer Depression, schmerzender Glieder oder Herzbeschwerden (die man dann wiederum mit Medikamenten «behandelt»). Der Preis des Verdrängens ist also hoch, denn der Körper lässt sich nicht täuschen – auch wenn er oft unglaublich lange und duldsam erträgt, was ihm der bisweilen unreif gebliebene Geist aufzwingt.
da viele Frauen stark unter den Beschwerden des Klimakteriums leiden. «Aus meiner Sicht eigen sich jedoch auch Phytoöstrogene nicht für eine Langzeitanwendung über Jahre oder gar Jahrzehnte.» Der Östrogenabfall sei nun mal ein natürlicher Prozess. Die Naturheilpraktikerin empfiehlt zur Linderung der Beschwerden vor allem ausgleichende Pflanzen (siehe Seite 10 und 11), die den Körper dabei unterstützen, durch diesen natürlichen Lebensprozess zu gehen.
Wechseljahre beim Mann?
Die Wechseljahre, wie man sie bei Frauen kennt, gibt es bei Männern nicht. Aber auch sie merken, wenn sie in die Jahre kommen: Wenn der Testosteronspiegel langsam sinkt, fühlen sich manche ausgelaugt und nutzlos. Betroffen sind meist Männer ab 40. Sie fühlen sich matt und abgespannt; die Libido lässt nach, begleitet von Erschöpfung, Schlafstörungen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Die überwiegende Mehrheit der Männer merkt indes zeitlebens nichts von der Andropause, wie die Veränderung in Anlehnung an die weibliche Menopause genannt wird. Vielleicht, weil sie den geringen Abbau des Testosterons mit einer gesunden Lebensführung ausgleichen. Dazu zählen viel Bewegung an der frischen Luft und eine gesunde Ernährung. Gute Öle und Fette etwa sind wichtig für die Hormonproduktion, hochwertiges Eiweiss für die Muskulatur. Hormontherapien hingegen sind auch bei Männern umstritten. Langzeittherapien können Nebenwirkungen auslösen, insbesondere eine übermässige Zunahme der roten Blutkörperchen, wodurch das Blut dickflüssiger wird und somit das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt.
Wie könnte es anders gehen? Was bedeutete natürliches Altern? Oder anders gefragt: Es kann doch nicht sein, dass die Natur für älter werdende Frauen bloss Osteoporose, Arthritis, jahrzehntelange Schweissausbrüche, Depressionen und allerhand weitere Lästigkeiten vorgesehen hat? Im Gegenteil! Unser Körper ist von Natur aus vollkommen: Alles ist angelegt für eine ganzheitliche Gesundheit auf jeder Ebene.
Hormone – eine Lösung auf Zeit?
«Im Unterschied zum Mann, sind bei der Frau alle Keimzellen, also die Eizellen, bereits bei der Geburt angelegt», erklärt TEN-Naturheilpraktikerin Madlen Federspiel. «Wir Frauen können also keine neuen Eizellen produzieren. Wenn dieses ‹Eilager› verbraucht ist, sinkt der Östrogenspiegel und wir kommen unabdinglich in die Wechseljahre.» Der Körper brauche Zeit, um sich an dieses Absinken der Hormone zu gewöhnen, betont sie. «Sobald sich der Körper an die neue Situation gewöhnt hat, verschwinden oft auch die Symptome.»
Federspiel ist überzeugt: «Mit Hormonen gaukelt man dem Körper eine künstliche Situation vor.» Das gelte auch für Phytoöstrogene, hormonhaltige Pflanzen wie Rotklee, Hopfen oder Sojabohnen. Damit könne man zwar das starke Absinken des Östrogens etwas auffangen und so eine Linderung der Symptome bewirken, was sinnvoll sein könne,
Eine spirituelle Kraftwelle
Heilpflanzen haben auch mir, der Autorin dieses Textes, durch die Wechseljahre geholfen. Schon länger war mir auf Spaziergängen der Rotklee entgegengekommen, diese so unscheinbare, von den Insekten jedoch hoch geschätzte Pflanze. Ich erinnerte mich, wie wir als Kinder jeweils den Honig aus den Blüten saugten. Mit ihren zahlreichen Blütenröhrchen scheint mir die liebliche Pflanze heute wie eine reife Frau, die einen Korb voller Lebenserfahrungen mit sich trägt. Den Rotklee als Tee getrunken, begannen sich meine Beschwerden zu mildern. Vor allem aber fühlte ich mich unglaublich wohl inmitten dieser rosa Blüten, die ich selbst sammelte und einen Vorrat davon anlegte. Auch die Rose, diese sanfte Trösterin, hilft mir als Tee, als Massageöl und als sinnliche Freundin in jeder Lebenslage.
Zugleich versuchte ich, mit den aufkommenden Wallungen und anderen klimakterischen «Piesacken» wie zunehmenden Gelenkproblemen sanfter umzugehen. Hitzewallungen verstand ich fortan als Einladung, zu verbrennen, was verbrannt werden wollte. Was für eine Kraft doch in dieser Hitze steckt! Welche Lebensglut, die wie Wellen kommt und geht. Dieses Glühen, das da immer wieder aus der Tiefe aufwallt, möge es noch lange andauern und kommende Projekte mit Lebensglut erwärmen.
Für die Buchautorin Alexandra Klinghammer ist dieses Auf und Ab eine spirituelle Kraftwelle, vergleichbar oder gar identisch mit der Kundalini-Energie. Sie schreibt: «Das Einzige, was wir in dieser Situation tun müssen, ist, uns diesem Prozess anzuvertrauen, im Wissen, dass wir im Moment durch einen umfassenden Reinigungs- und Heilungsprozess gehen. Die Hitze, die während dieser Wandlungsphase in uns auflodert, reinigt nicht nur unsere Seele von alten Belastungen, sie stimuliert auch unsere weitere Entwicklung. Die Kundalini treibt uns voran, schenkt uns die Energie, die wir brauchen, um jetzt Schritt für Schritt weiterzugehen. Wie ein unsichtbarer Strom zieht sie uns vorwärts und gibt uns Kraft, jegliche Hindernisse zu überwinden.» So verändere sich in dieser Lebensphase möglicherweise auch das persönliche Umfeld: «Frühere Bindungen, die nicht mehr zu unserem Entwicklungsstadium
❞ ‹Willkommen, altes Weib !›, sage ich zu meinem Spiegelbild, wenn ich die grauen Strähnen und Falten betrachte und hie und da den alten Zeiten nachtrauere.
Buchtipps
Peter Germann und Gudrun Zeuge-Germann «Frauenzeiten. Naturheilkunde für die Wechseljahre», Freya Verlag 2016, ca. Fr. 25.–
Alexandra Klinghammer «Das Erwachen der weiblichen Urkraft. Die Wechseljahre als Initiation in ein höheres Bewusstsein», Astrodata 2016, ca. Fr. 28.–
passen, lösen sich und verlieren an Intensität. Dafür treten andere Menschen in unser Leben, die uns neu und anders inspirieren, indem sie bisher unbekannte Talente und Seiten in uns erkennen und wecken.»
Willkommen, altes Weib!
Ich selbst habe eine interessante Erfahrung gemacht: Je mehr ich begann, anzunehmen was mit meinem Körper geschah, desto weniger stark überfielen mich diese Hitzewellen. Und je mehr ich zuliess (und zulasse), dass ich nicht mehr so viel stemmen mag (und muss) wie früher, dass ich mehr Pausen brauche und generell sorgfältiger und liebevoller mit mir umgehen muss, um die Kraft zu bewahren, desto besser ging (und geht) es mir – und zwar nicht nur klimakterische Beschwerden betreffend, sondern in allen Belangen.
«Willkommen, altes Weib!», sage ich zu meinem Spiegelbild, wenn ich die grauen Strähnen und Falten betrachte und hie und da den alten Zeiten nachtrauere. Ist es Zufall, dass ich fast zeitgleich mit der Menopause Grossmutter wurde, ein Buch veröffentlichte und meinen Vater verlor? Dieser Wellengang, er wirft uns hoch hinauf und tief hinunter; es bleibt nichts anderes, als auf den Wellen zu surfen bis die Wasser sich beruhigen und es langsam still wird und tiefer. In dieser Tiefe und Stille wandelt sich alles, was war. In dieser Tiefe und Stille, in uns selbst, können wir die Quelle einer Lebensweisheit entdecken, die uns befähigt, zur Grossmutter, zur «grossen Mutter» im wahrsten Sinne, zu werden. Dann können wir Lebenserfahrung und Weisheit weitergeben - und uns irgendwann vom Irdischen verabschieden, denn: Unsere Reise geht weiter nach dem physischen Tod. Finden wir den Mut, in den Fluss des Lebens zu springen, erleben wir ein grosses, nie endendes Abenteuer. //
Schimpfen und Fluchen sind zwar verpönt. Gleichwohl erleichtert ein « Gopferdeckel! » im richtigen Moment ungemein. Wer flucht, sollte allerdings auf die Wortwahl achten.
Text: Angela Bernetta Illustration: Lina Hodel
Von der «Zwätschge» bis zum «Arsch mit Ohren»: Geschimpft und geflucht wird nicht nur heutzutage in der Schweiz, sondern in allen Kulturen seit Menschengedenken. Vermutlich zeterten bereits die Neandertaler vor 100 000 Jahren drauf los, auch wenn es dafür keine schriftlichen Belege gibt. «Das erste bekannte Schimpfwort ist ‹Hund›, hielt der 2019 verstorbene, deutsche Sprachforscher Reinhold Aman fest: Man findet es in 3000 Jahre alten indischen Sanskrit-Schriften.» Aman war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift «Maledicta» (lat. maledicere für schlechtreden), die sich ausschliesslich mit Fluchen und Schimpfen befasst. Er machte aus der Schimpfkultur (Malediktologie) ein ernsthaftes Forschungsgebiet und öffnete damit tiefe Einsichten in die menschliche Seele – lange vor der Aggressionseruption in den sogenannten sozialen Medien. «Gott», schrieb er, «gehört wohl zu den ersten Fluchern. Bereits im Alten Testament verflucht er die Schlange und Kain, der seinen jüngeren Bruder erschlagen hatte. Die Bibel ist ohnehin voll von Schimpfwörtern, die von ‹Giftschlangenbrut› bis ‹Otterngezücht› reichen.»
«Lappi», «Löli», «Baabe», «Gigu», «Pajass» und «Tubel» sind gängige Schweizer Schimpfwörter. Doch was unterscheidet Schimpfen von Fluchen, und wieso fluchen und
« Fluchen lernt sich leichter als lesen. »
Segnen statt fluchen
Das positive Gegenstück zum Fluchen ist das Segnen. Die Kraft spendenden Worte sind allerdings weitgehend aus unserem Alltag verschwunden. Viele Eltern dürften noch das «Heile, heile Segen » anwenden, wenn ein Kind sich wehgetan hat; dieser Segen wird zusätzlich magisch verstärkt, indem man dreimal pustend den Schmerz wegbläst. Sind die Kinder dieses Ritual gewohnt, wirkt es fast immer, und zwar nicht erst nach drei Tagen Regen und drei Tagen Schnee, sondern sofort.
Gelegentlich erinnert in unserem Alltag auch ein «Ich drück dir die Daumen», «Toi, toi, toi» oder «Machs guet» an die ursprüngliche Bedeutung des Segnens. «In unseren Breitengraden findet man das Segnen hauptsächlich noch ritualisiert in Gottesdiensten», sagt der Sprachforscher Roland Ris. Als junger Germanist habe er über das Segnen geschrieben, was allerdings nur wenig Resonanz ausgelöst habe. Kaum habe er sich dem Fluchen zugewendet, seien seine Ausführungen auf viel Interesse gestossen. «Unsere Gesellschaft orientiert sich mehr am Negativen», erklärt er dies. «Die Menschen mögen ‹ Sex and Crime ›, und da sind sie mit Schimpfen und Fluchen zweifelsohne besser bedient als mit segnen.»
schimpfen wir überhaupt? «Schimpfen richtet sich immer gegen eine Person, während Fluchen eine Situation betrifft», erklärt der Berner Fluchforscher Roland Ris. Der 81-jährige Germanist ist emeritierter Professor und einer der wenigen Malediktologen im deutschsprachigen Raum. «Verflucht wiederum werden nur Menschen», sagt er. Schriftlichen Überlieferungen zufolge wünschten bereits die alten Ägypter ihren Nachbarn Böses an den Hals: krank und impotent sollen sie werden und kinderlos bleiben! Ähnliches kennt man bis heute, etwa aus Italien, wo der Böse Blick (il malocchio) für Unbehagen sorgt.
Tabus im Visier
Beschimpfungen und Flüche zielen für gewöhnlich auf Tabus einer Gesellschaft. Diese unterscheiden sich nicht nur von Land zu Land, sondern sogar von Region zu Region – und sie verändern sich mit der Zeit. Beschimpfungen, die den Unterleib oder unsere Ausscheidungen im Visier haben, sind beispielsweise in prüden Gesellschaften üblich. Reinhold Aman machte gängige Fluchthemen an drei Hauptgruppen fest: die Familienbeschimpfer in Asien und Afrika, die Prüden im angelsächsischen Raum und die Gotteslästerer in katholischen Gegenden. Da der Vater in erstgenannten Kulturen das höchste Ansehen geniesse, seien Beschimpfungen wie «Du Sohn einer Gurke» (Türkei) oder «Ich furze in den Bart deines Vaters» (Iran) nicht
Deutsches Sprichwort
selten. «In unseren Breitengraden sind eher konfessionelle Unterschiede beim Fluchen üblich», weiss Roland Ris: «In katholisch geprägten Landstrichen greifen die Menschen gern auf die Heiligen zurück. Ausrufe wie ‹Madonna!› sind besonders verbreitet.» Oder man flucht gleich dem «Tüüfel es Ohr ab». Wer den Bogen beim Fluchen überspannt, geht dann halt zur Beichte . . . Allerdings ist das Fluchen bei den Protestanten nach wie vor verpönt. «Im Zuge der Reformation war es sogar verboten und wurde unter Strafe gestellt. Geflucht wurde trotzdem», weiss Ris: «Man vermied lediglich den Namen Gottes und wich auf ‹Gosch› oder ‹Potz› aus. Einige wandelten den Namen ‹Herrgott› in ‹Herrschaft› oder ‹Heiland in Mailand› ab, damit das Fluchen gemässigt bleibt.» Gopferdori, Demmi- oder Dorri-no-mol sind verkappte, respektive verkürzte Schweizerdeutsche Ausdrücke für das heftige «Gott verdamme mich!»
Die Globalisierung macht auch vor den Fluchwörtern nicht Halt. So sind «Shit», «Bitch» und «Fuck» hierzulande längst angekommen. Aber wieso so einfallslos? «Das grosse Schimpfwörterbuch» von Herbert Pfeiffer hat über 10 000 Einträge in deutscher Sprache. Und Schweizer Schimpfwortforscher zählen landesweit 3500 Fluchwörter, allein das Berndeutsche kennt 1500 Begriffe, von «Aupechaub» bis «Zirpegigu».
Fluchen als Ventil
Menschen fluchen und schimpfen, um Dampf abzulassen. Und das nicht zu knapp: Einer US-Studie zufolge lästern wir bei etwa fünf Prozent aller Gespräche am Arbeitsplatz über Mitmenschen; private Gespräche bestehen gar bis zu zehn Prozent aus Fluchtiraden. Da muss doch mehr dahinterstecken. Tatsächlich wissen Psychologen nicht erst seit gestern, dass Fluchen und Schimpfen gut für die Psychohygiene ist. Denn wer den Frust in sich hineinfrisst, droht krank zu werden – oder plötzlich, wenn das Fass überläuft, verbal oder gar körperlich auf andere loszugehen. Aber auch Flüche sind nicht unproblematisch, mahnt Roland Ris: «Flüche sind nicht nur Worte. Sie haben eine Wirkung und sollten deshalb mit Bedacht gewählt werden.» Vielen sei beispielsweise nicht bewusst, dass sie sich mit einem heftigen «Gopfertammi!» (weitere Variante für «Gott verdamme mich!») selbst erniedrigen. «Das ist nicht gut.» Aber auch andere soll man nicht mit solch bösartigen Flüchen belasten.
Andererseits gibt es auch Flüche, die sich selber relativieren oder gar lustig (gemeint) sind: «»Gopfriedstutz Annelisi» oder «Himmel, Arsch und Zwirn» beispielsweise neutralisieren sich am Ende mit dem «Annelisi» und «Zwirn» selber.» Ris mag ohnehin kreative und lustige Flüche: «In Bayern sind Kettenflüche verbreitet, wie etwa ‹Kreizkruzefixhimmelherrgottsakramentmileckstia -
« ‹ Giftschlangenbrut › und ‹ Otterngezücht › – die Bibel ist voll von Schimpfwörtern. »
Reinhold Aman, Sprachforscher
marsch, du Pfannakuacha, du windiga!›. Da lachen am Schluss alle.»
Wie und wie oft jemand fluche, sage einiges über dessen Herkunft und Beruf aus, fährt Ris fort: «Je nach Hintergrund fallen Beschimpfungen und Fluchworte unterschiedlich heftig aus.» Fluchworte könnten ausserdem ein Machtgefälle innerhalb einer Bezugsgruppe festigen: «Im Militär oder auf dem Bau verschaffen sich nicht wenige Respekt mit deftigem Fluchen.» Auch habe es früher bei Frauen und Männern und bei Alt und Jung Unterschiede beim Fluchen gegeben. Diese hätten sich allerdings weitgehend relativiert. «Einzig das Repertoire von Jung und Alt variiert.»
Wer flucht, ist kreativ Insbesondere junge Menschen fordern sprachliche Freiheiten ein, die sie von den Erwachsenen abgrenzen. Eine der Folgen: ein Wildwuchs an Schimpf- und Fluchworten.
«Du Kevin» oder «Du Brot», was beides so viel bedeutet wie «Du Depp», sind zwei unter diesen Hunderten Wortschöpfungen. «In Bern machte vor ein paar Jahren das Schimpfwort ‹Du Tram› die Runde», ergänzt Ris. «Keiner weiss, woher der Ausdruck kam, der schnell wieder verschwunden war.» Offenbar eignet sich schier jedes Wort als Fluchwort. Ris: «Eine von den Gefühlen geleitete Sprache birgt einiges an Kreativität, die laufend Neues hervorbringt.»
Eine emotionale Sprache kann allerdings verletzen. «In den sozialen Netzwerken macht sich seit Längerem eine Verrohung der Sprache bemerkbar», stellt Ris fest: «Die Menschen schreiben, wie sie reden, und lassen ihrem Frust freien Lauf. Das ist nicht gut.» Der Sprachforscher erinnert sich an seine Zeit am Gymnasium, als er und seine Schulkollegen von einem Lehrer als «trübe Molchgesellschaft» beschimpft wurden. Oder als ein Korporal in der RS zu ihm sagte: «Sie tun ja dümmer als eine schwangere Bergente!»
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Nächster Ausbildungsbeginn: Samstag, 27. März 2021
«Die Tränen der Freude und der Trauer fliessen aus derselben Quelle»
Zentrum Jemanja Ifangstrasse 3, Maugwil 9552 Bronschhofen Telefon 071 911 03 67 info@jemanja.ch www.jemanja.ch
«Heute lache ich zwar darüber. Abwertung und Verletzung bleiben allerdings oft hängen.» Deshalb sollte man sich an das Wesen des Fluchens erinnern: Es hilft vor allem, wenn Sie an der eigentlichen Situation nichts ändern können. Und dazu muss man niemanden beleidigen, sondern kann auch leise vor sich hinfluchen oder seine Flüche laut in den Wald schreien. Bei Konflikten gilt: Jemanden mit Schimpfwörtern zu bombardieren, ist nicht empfehlenswert, egal wie gross der Ärger ist. Das verhärtet nur die Fronten – und bewirkt neue Stresszustände wie zum Beispiel Schuldgefühle. Es kann sogar Freundschaften kosten. Im direkten Umgang mit Menschen ist es also auf jeden Fall besser, ein konstruktives Gespräch zu führen, als laut drauflos zu fluchen.
Die Fluchlandschaft verkümmert
Natürlich wird nicht nur im wahren Leben drauflosgeschimpft, sondern auch in der Literatur. Wobei wohl kaum ein anderer eine so ausgeprägte Fluchkultur hat wie Tims cholerischer Freund Kapitän Haddock. Von ihm kann man die hohe Kunst des Fluchens, die zunehmend in Vergessenheit zu geraten scheint, (wieder)erlernen (siehe Buchtipps). Roland Ris findet es schade, dass eine einst vielfältige Fluchlandschaft, wie sie gerade in der Schweiz mit ihren vielen Dialekten erblühte, zunehmend verkümmert. «Der Bruch kam nach dem Zweiten Weltkrieg», berichtet er. «Damals schwappte die amerikanische Massenkultur auf Europa über. Dies hatte zur Folge, dass kreative Flüche wie ‹Potz Mäntänneli›, ‹Stärnelatärne›, ‹Herrschaft nünevierzgi›, ‹Donnerlidonnerli›, ‹um Hinmelshärdöpfelswille› oder ‹S-eichhörnli›, die sich aus sich heraus weiterentwickelten und einst weit verbreitet waren, nach und nach verschwanden.» Sie machten globalen Obszönitäten wie «Fuck» oder «Hurensohn» und verbalen Fäkalien wie «Shit» oder «Scheisse» Platz. Seit der Globalisierung werde ohnehin zunehmend eine ordinäre Sprache kultiviert, findet Ris. «Wohl auch deshalb haben junge Menschen oft Mühe, den richtigen Ton zu finden und lassen gelegentlich eine der Gesprächssituation angepasste Sprachebene vermissen.» Spracherziehung funktioniere allerdings nicht mit Verboten, betont der Fluchexperte. «Vielmehr sollte man die Jungen darauf hinweisen, dass jede Gesprächssituation eine angemessene Ausdrucksweise verlangt. So können sie sich mit ihren Freunden anders unterhalten, als mit den Eltern oder anderen Autoritätspersonen.» //
Leseraufruf
Was ist Ihr Lieblings-Fluch?
Schreiben Sie an leserbriefe@natuerlich-online.ch
Buchtipps
André Meinunger
«Sie Vollpfosten! Gepflegte Beleidigungen für jeden und jede», Duden 2017, ca. Fr. 14. –
Albert Algoud
«Hunderttausend Höllenhunde: Haddocks Einmaleins des Fluchens», Carlsen 1999, ca. Fr. 17. –
Fluchen und Schimpfen ist gut für die Psychohygiene.
« Potz Heilanddonner ! » : Fluchen lindert Schmerzen und ist gesund
Jeder braucht ein Überdruckventil. Fluchen kann ein solches sein. Es kann sogar gesund und glücklich machen. Und: In einer neurologischen Studie der englischen Keele Universität fanden Wissenschaftler heraus, dass Flüche Schmerzen lindern können. Der mögliche Grund: Fluchen ruft eine psychische Stressreaktion hervor, viele Menschen fangen dabei sofort an zu schwitzen; der Körper scheint sich auf einen Kampf vorzubereiten, dabei werden neben Schweiss, Adrenalin und Cortisol auch Endorphine ausgeschüttet. Und die sorgen dafür, dass der Schmerz länger ertragen werden kann.
Beim Sport wiederum hilft Fluchen, besonders anstrengende Einheiten zu überstehen: Eine Studie fand heraus, dass durch Fluchen die Leistungsfähigkeit um 8 % steigt. Und: Im Auto andere Verkehrsteilnehmer zu beschimpfen, reduziert Stress und wirkt befreiend. Wenn wir dabei allerdings keine Schimpfwörter benutzen, bleiben wir im kontrollierten Modus und der Stressabbau funktioniert nicht.
Und sogar im therapeutischen Prozess kann das Fluchen hilfreich sein. Das zumindest behauptet der deutsche Psychologe und Psychotherapeut Werner Gross: «Wer Hass oder Wut verspürt, tut gut daran, diese Gefühle herauszulassen.» Allerdings gilt, wie bei vielem anderen, auch beim Schimpfen und Fluchen: nicht übertreiben! So zeigte sich bei der englischen Schmerzstudie, dass Probanden, die häufig fluchen, die Schmerzen nicht annähernd so stark reduzieren konnten, wie jene Probanden, die im Alltag so gut wie nie fluchen. «Fluchen als Charakterzug ist schädlich für die Gesundheit», schlussfolgert denn auch Gross, ein bekennender Gelegenheits-Flucher. Er betont: «Der eigene Stress darf nicht an andere Menschen delegiert werden.» krea
Brühen ohne Druck
Bitter, abgestanden und von gestern : Filterkaffee haben viele abgehakt. Dabei ist er der Liebling von Kaffee-Puristen – und gesünder, als andere Zubereitungsformen.
Text : Vera Sohmer
75 Tassen pro Kopf und Jahr: Die Schweiz ist ein Land der Kaffeetrinker. Am beliebtesten ist nach wie vor das Café Crème. Auch Espresso steht hoch im Kurs. Auf Filterkaffee hingegen lassen sich gerade einmal 14 Prozent der Konsumenten regelmässig ein. Das ist schade.
Filterkaffee haftet noch immer ein schlechtes Image an: Von früher kennt man ihn so dünn, dass die Blumenverzierung im Tasseninneren durchschien – daher die Bezeichnung «Blümchenkaffee». In Hotels oder bei Tagungen wurde er aus Thermoskannen nachgegossen, Note «extra abgestanden». Und köchelte er lange auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine vor sich hin, entwickelte er etwas Jaucheartiges. Überhaupt, bemängeln Experten, haben Generationen von schlechten Maschinen dazu beigetragen, den Ruf des gefilterten Kaffees vollends zu ruinieren.
Kaffee für den Connaisseur Höchste Zeit, schlechte Erinnerungen zu tilgen. Filterkaffee kann nämlich richtig gut sein, wenn die Voraussetzungen stimmen. Zuerst braucht es Kaffeebohnen von 1-A Qualität – und Fachleute, die damit umzugehen wissen. «Das Verbrennen von Bohnen ist out, hellere Röstungen sind in», weiss die Barista und Buchautorin Johanna Wechselberger. Nur so kämen die spezifischen Aromen der jeweiligen Bohnensorten zur Geltung –ohne bitteren Beigeschmack. Wechselbergers Rat lautet deshalb: «Kaufen Sie Kaffee vom Röster Ihres Vertrauens.» Am besten bei einem kleinen Anbieter, der direkt mit den Farmern handelt und Wert legt auf hochwerti-
gen Terroir-Kaffee. So erfahren Konsumenten, welche Sorten sie kaufen, in welcher Erde diese gewachsen sind und wie die Bohnen verarbeitet wurden. Umso besser, wenn dies biologisch und sozialbewusst geschieht. Darüber hinaus kommt es auf die Zubereitung an (siehe Seite 22). Kenner machen es heute gerne so, wie es vor mehr als hundert Jahren die deutsche Kaffeefilter-Erfinderin Melitta Bentz und nach ihr zahlreiche Hausfrauen im In- und Ausland taten: Sie überbrühen das Bohnenpulver von Hand und nehmen dafür einen Filter aus Papier. Melitta Bentz hatte anfangs mit dem Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne experimentiert. 1908 liess sie ihre Erfindung patentieren.
Von Bitterkeit keine Spur
Wer heute Filterkaffee von Hand zubereitet, liebt es allerdings hip und stylish. «Pour-over» heisst die Prozedur. Junge Baristi schenken frisch Gefiltertes in schicken Cafés einer konsumbewussten Klientel ein (siehe Links auf Seite 22). Oder messen sich bei Meisterschaften im perfektionierten Aufbrühen, das einer Wissenschaft gleicht. Die formschönen Utensilien sehen aus wie aus dem Designerladen, etwa der japanische Filterhalter «Hario V 60» oder die berühmte Chemex-Glaskaraffe mit Holzmanschette.
Zu Hause lässt sich freilich auch der gute alte Porzellan-Filterhalter aktivieren, der vielleicht seit Jahren ungenutzt im Küchenfundus lagert. Oder man wird im Brockenhaus fündig. «Für die Zubereitung ist kein aufwendiges Equipment nötig und die Brühung von Hand ist schnell gelernt», schreibt Benjamin Hohlmann,
Betreiber einer Kaffeeschule in Münchenstein (BL) und bekennender Filterkaffee-Fan, in seinem Blog. Er trinkt ihn am liebsten pur, ohne Rahm, Milch und Zucker. «So lässt sich den überraschenden Aromen am besten nachspüren.» Diese können an Pfeffer, Tabak oder Kokosnuss erinnern, aber auch fruchtig und blumig sein. Ein bisschen wie Pfirsich, Limette oder Lavendel und von Bitterkeit keine Spur. Im Gegenteil: Gemäss einer Studie der Chalmers Universität of Technology und der Umeå Universität, beide in Schweden, habe Filterkaffee, und nur dieser, die Eigenschaft, das Risiko von Diabetes Typ 2 zu senken. Dabei sei es aber wichtig, das Kaffeepulver nicht mit kochendem, sondern lediglich mit heissem Wasser zu übergiessen.
Gefragt sind also Geduld und Aufmerksamkeit. Allein das sorgsame Aufbrühen benötigt bis zu drei Minuten Zeit. Eine Umstellung für jemanden, der den fixen Konsum aus der Kapselmaschine gewöhnt ist. Dafür tut sich eine neue (oder wiederentdeckte) Art des Geniessens auf – und das erst noch ohne Kunststoff- oder Alu-Abfall. //
● Links
Filterkaffee zum Testen und Kaffeekurse:
www.cafe fruehling.ch
www.cafe henrici.ch
www.blasercafe.ch
www.roesterei.be
www.bruehnett.ch
Filterkaffee von Hand aufbrühen – so gelingts
Für Filterkaffee sind hell geröstete Bohnen geeignet.
Weil die Aromen von Kaffeepulver schnell verduften, ganze Bohnen kaufen und sie erst kurz vor dem Zubereiten mahlen.
D as Kaffeepulver sollte nicht zu fein sein; etwa so wie gröberer Kristallzucker.
E s lohnt sich, in ein gutes Mahlwerk zu investieren. Handmühlen oder elektrische Exemplare sollten keine Schlagmesser haben. Diese produzieren Feinstaub, der den Kaffee bitter macht. Zudem ist das Mahlgut nicht gleichmässig genug und sehr grobe Partikel geben kaum Aroma stoffe ans Wasser ab.
F ilterpapier in den Filterhalter einlegen und mit heissem Wasser ausspülen. Das ist wichtig, damit der Eigenge schmack des Papiers sich verflüchtigt.
N un das Kaffeepulver in den Filter geben. Für zwei Tassen nimmt man etwa 18 Gramm Bohnen.
D as Wasser nicht zu heiss überbrühen: sprudelnd aufkochen und etwa eine Minute abkühlen lassen. Mit rund 95 Grad hat es die optimale Temperatur.
D as Kaffeepulver zunächst mit wenig Wasser benetzen und es etwa eine halbe Minute quellen lassen – «blooming» nennen Experten diesen Vorgang, der wichtig ist, damit sich das Aroma ent‑ wickelt. Dann mit dem eigentlichen Aufbrühen beginnen – spiralförmig von innen nach aussen.
Profis verwenden für das Aufgiessen spezielle Metallkannen mit einem langen, dünnen Ausgiesser, Schwanenhals ge nannt. Die Wassermenge lässt sich so optimal dosieren.
Buchtipp
Johanna Wechselberger «Filterkaffee.
Der neue Kaffeetrend», Braumüller Verlag 2013, ca. Fr. 20.–
URDINKEL-KAFFEEBRÖTCHEN
Für 10–12 Stück
Vorbereitungszeit: 3 –4 Stunden oder über Nacht aufgehen lassen
Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten
Back- oder Garzeit: ca. 20 Minuten
Hefeteig
500 g UrDinkel-Halbweissmehl mit 20 Prozent Schrot- oder Ruchmehl
1 ½ TL Salz
1–2 EL Kaffeebohnen, frisch gemahlen
1 EL Rosmarin, fein gehackt
10 g Hefe, zerbröckelt
ca. 2,5 dl Wasser
150 g Gschwellti, geschält, fein gerieben
Garnitur
wenig UrDinkel-Halbweissmehl mit 20 Prozent Schrot- oder Ruchmehl
1–2 EL Kaffeebohnen, grob zerstossen
Zubereitung
1. Für den Teig Mehl, Salz, Kaffee und Rosmarin mischen. Die Hefe mit Wasser versetzen und die geschwellten Kartoffeln beifügen; nur kurz zu einem weichen Teig kneten. Den Teig zugedeckt 3–4 Stunden oder über Nacht an einem kühlen Ort aufgehen lassen. Dabei mehrmals aufziehen (dehnen und falten).
2. Teig in 10–12 Teile schneiden, Brötchen formen, auf das mit Backpapier belegte Blech legen und mit wenig Mehl bestäuben. Die Brötchen kurz aufgehen lassen, einschneiden und mit Kaffee bestreuen.
3. Den Backofen auf 230 °C vorheizen. Die Brötchen in der unteren Hälfte einschieben und die Temperatur auf 190 °C reduzieren. Brötchen 15–20 Minuten knusprig und braun backen, herausnehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Tipps
Die Brötchen mit Butter, geräuchertem Fleisch oder Käse servieren. Ebenfalls passen sie gut zu Suppe oder rustikalen Eintöpfen.
Kaffee mal anders
Kaffee ist nicht nur flüssig ein Genuss. Auch KaffeeSpeisen erfreuen Geniesser. Wie wärs zum Beispiel mit knusprigen Kaffee-Brötchen zum deftigen Eintopf? Oder mit einem süssen Gewürz- KaffeePorridge mit Nussmus und Beerenkompott?
URDINKEL-PORRIDGE MIT GEWÜRZKAFFEE-ZUCKER
für 4 Personen
Zubereitung: ca. 40 Minuten
Porridge
½ l Milch oder Mandel-, Hafer- oder Reisdrink
½ l Wasser
1 Prise Salz
1 Vanilleschote, aufgeschnitten
2–3 EL Rohzucker
ca. 150 g UrDinkel-Flocken oder -Schrot
Gewürz-Kaffee-Zucker
75 g Rohzucker
1 EL frisch gemahlener Kaffee
½ TL Zimtpulver
wenig Galgant- und Ingwerpulver
1–2 Bananen
180 g Rahmjoghurt
4 EL Nussmus, z. B. Haselnuss oder Mandelmus
Zubereitung
1. Für den Porridge Milch und Wasser aufkochen, Salz, Vanilleschote, Rohzucker und UrDinkel-Flocken zugeben, unter häufigem Rühren 15 bis 20 Minuten zu einem Brei kochen. Auf der ausgeschalteten Wärmequelle kurz zugedeckt ausquellen lassen.
2. Zutaten für den Gewürz-Kaffee-Zucker mischen.
3. Porridge in Schalen verteilen. Bananen in Scheiben schneiden und darauflegen, mit Joghurt, Nussmus und Gewürz-KaffeeZucker garnieren, warm servieren.
Tipps
Rezept aus dem «UrDinkel Kochbuch» von Judith Gmür-Stalder. Dieses ist im Onlineshop auf www.urdinkel.ch oder per Telefon 034 409 37 38 erhältlich.
Nach Belieben mit Aprikosen-, Birnen-, Kirschen- oder Beerenkompott ergänzen. Statt Nussmus Schokoladen- oder Karamellsauce, Beerencoulis oder Konfitüre auf den Porridge geben. Der Porridge kann im Kühlschrank 3 bis 4 Tage zugedeckt aufbewahrt werden. Mit wenig Wasser oder Milch unter Rühren erwärmen.
sabine hurni*
über Magenbrennen...
Hatten Sie schon mal Magenbrennen? Es ist die unangenehme Folge von zu schwerem Essen, Genussmitteln, Stress oder starken Emotionen. Viele Leute greifen in diesem Fall zum Säureblocker. Die frei verkäuflichen Säureblocker aus der Apotheke oder der Drogerie wirken schnell, binden die überschüssige Säure und beruhigen dadurch den Magen für eine gewisse Zeit. Bei akuten Brennschmerzen kann das sehr hilfreich sein. Das Problem ist damit jedoch nicht behoben. Im Gegenteil: Es wird in gewissen Fällen sogar verstärkt. Insbesondere dann, wenn das Magenbrennen nicht durch ein zu viel, sondern durch ein zu wenig an Magensäure ausgelöst wird. Ab 50 Jahren nimmt die Magensäureproduktion ab und die Eiweisse können nicht mehr so gut verdaut werden. Statt die Säure zu neutralisieren, müsste man jedoch eher einen Schuss Zitronensaft zum Essen geben und mit wärmenden Gewürzen die Magenaktivität anregen.
In der Magenschleimhaut werden Enzyme, Salzsäure und Schleim produziert. Das saure Milieu tötet unerwünschte Keime ab und zerlegt die Nahrung, insbesondere die Eiweisse, in kleinere Einheiten, die wir als Baustoffe für die Körperzellen benötigen. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, beeinflusst jedoch das Befinden des Magens. Zu üppige Mahlzeiten, fettes Essen, Süssigkeiten und Weissmehl zum Beispiel, stören die Funktion der Verdauungsenzyme, während Stress, Hektik beim Essen sowie Alkohol, Koffein und
Nikotin zu einer Überhitzung des Magens führen können. Dadurch wird die Nahrung nicht mehr vollständig zersetzt und Magensaft gelangt in die Speiseröhre. Doch im Gegensatz zum Magen ist die Speiseröhre nicht mit einer schützenden Schicht überzogen. Die Magensäure greift unweigerlich die Eiweissstrukturen der Speiseröhrenschleimhaut an, was zu einem Brennen führt, das sich im Liegen, beim Bücken oder Heben verstärkt.
Bei Magenbrennen und Oberbauchschmerzen wird in der traditionellen europäischen Naturheilkunde oft roher Kartoffelsaft empfohlen. Die Therapie ist einfach: Man trinkt morgens und abends je einen Deziliter Kartoffelsaft. Bei starken Beschwerden darf es auch mehr sein. Bereits nach einer Woche sollten sich erste Verbesserungen einstellen.
Die ursprünglich aus Südamerika stammende Wurzelknolle enthält neben Stärke, Eiweiss und Ballaststoffen äusserst viele Mineralstoffe und Vitamine –Letztere gehen jedoch durch das Kochen und Lagern rasch verloren. Die ballaststoffreiche Kartoffel verzögert die Aufnahme von Kohlenhydraten aus dem Darm in die Blutbahn. Dadurch wird verhindert, dass der Blutzuckerspiegel allzu schnell in die Höhe schnellt. Und offenbar verfügen die Inhaltsstoffe der Kartoffel über magenschützende, probiotische Eigenschaften; sie haben ausserdem eine positive Wirkung auf den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel.
VOLKSHEILMITTEL / Wer öfters unter Magenbrennen leidet, trinke morgens und abends je einen Deziliter rohen Kartoffelsaft.
Kartoffelsaft kann man selbst zubereiten oder als Frischsaft kaufen. Für die Zubereitung zu Hause ist ein guter Entsafter empfehlenswert. Es funktioniert aber auch mit der Raffel: Die Kartoffel schälen, fein reiben, den Kartoffelbrei in ein Tuch geben und kräftig auspressen. Kartoffelsaft sollte man immer frisch zubereiten und sofort trinken.
Auch viele Gewürze wirken regulierend auf den Magen. Allen voran Kardamom. Die aromatischen Samenkapseln können pulverisiert in den Kaffee gestreut werden. Dabei entsteht ein Aroma, wie es für den türkischen oder griechischen Kaffee typisch ist. Kardamom bindet die Säure und macht den Kaffee bekömmlicher. Man kann die Samenkapseln auch nach einem schweren Essen im Mund zerkauen oder mit kochendem Wasser zu einem Tee aufgiessen. Durch die sanfte Schärfe regen sie das Verdauungsfeuer an, sodass die Nahrung besser verstoffwechselt wird.
Tinkturen von bitteren Heilpflanzen, wie Angelikawurzel, Enzian, Schafgarbe oder Wermut, bringen den Magen und sämtliche Verdauungsdrüsen ebenfalls ins Lot. Im Gegensatz zu künstlichen Säureblo -
Das hilft bei Sodbrennen
Kopf hoch beim Liegen
Das Kopfteil des Bettes um zehn Zentimeter erhöhen.
Essen
Besonders problematisch ist schweres, üppiges, eiweissreiches Essen kombiniert mit Alkohol und Kaffee. Insbesondere abends. Hier sind Alternativen gefragt. Viel bekömmlicher sind zum Beispiel bitteres Gemüse, grüne Kräuter und Kartoffeln.
Trinken
Kohlensäurehaltige, gekühlte Süssgetränke begünstigen die Übersäuerung. Besser sind zimmerwarmes Wasser ohne Kohlensäure und Tee.
Weniger ist mehr
Hilfreich ist zum Beispiel das Interwallfasten, indem man an manchen Wochentagen das Abendessen ganz weglässt oder nach einem üppigen Abendessen mindestens 15 Stunden wartet, bevor man wieder etwas isst.
ckern können solche natürlichen Verdauungshilfen über längere Zeit und ohne Bedenken bei Bedarf eingenommen werden. Für akute Probleme kann auch Hilfe aus dem Küchenschrank sehr effektiv sein: ein Esslöffel Haferflocken oder ein paar Mandeln zum Beispiel. Sowohl die Haferflocken wie auch die Mandeln müssen vor dem Herunterschlucken im Mund zu Brei zerkaut werden, damit der Magen von der besänftigenden Wirkung profitiert.
Und wenn wir schon beim Kauen sind: Essen Sie, um satt zu werden, oder essen Sie, weil Sie den Geschmack des Essens lieben und sich an den Lebensmitteln freuen, die Ihnen die Natur zur Verfügung gestellt hat? Wieso ich frage? Die Karotte, das Steak oder auch das Reiskorn haben einen langen, energieintensiven Weg hinter sich, bis sie gekocht auf dem Teller liegen. Wir sollten dieser Tat sache mehr Wertschätzung entgegenbringen – und das Essen entsprechend zelebrieren. //
* Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.
Trockene Augen
Mein Augenarzt hat bei mir eine Makulaerkrankung (trocken) festgestellt. Nun nehme ich Omega-3-Kapseln ein und esse fast täglich Karotten. Was raten Sie mir ? H. N., Wil
Wenn die Augen trocken werden, verändert sich die Konsistenz des Tränenfilms: Er wird flüssiger. Dadurch überlaufen die Augen, statt dass die Flüssigkeit auf den Augen verbleibt und diese vor dem Austrocknen schützt.
Zum Befeuchten der Augen sind die Omega-3-Fettsäuren sehr hilfreich. Nehmen Sie die Kapseln also ruhig weiter ein. Zudem gibt es sehr gute, natürliche Augentropfen, die den Tränenfilm wiederaufbauen und die fehlenden Tränen ersetzen. Sie sind etwas dickflüssiger als normale Augentropfen. Nicht geeignet sind Tropfen mit Augentrost, da diese das Auge eher austrocknen. Achten Sie zudem darauf, dass Sie genügend trinken und nicht zu trocken essen. Also lieber gekochte Speisen, insbesondere Suppen, statt Brot und Trockenfleisch. Und: Essen Sie die Karotten nicht nur roh, sondern vor allem abends auch gekocht, am besten mit etwas Butter oder hochwertigem Pflanzenöl.
Fersenschmerzen
Meine Fersen schmerzen, ich vermute einen Entzündungsschmerz. Ich arbeite stehend. Was soll ich tun ? Brauche ich vielleicht Einlagen ? R. M., Zürich
Fersenschmerzen entstehen häufig dann, wenn die Wadenmuskeln verspannt, die Achillessehne verhärtet und die Muskelfasern an der Fusssohle verklebt sind. Wie auch beim Fersensporn ist es ganz wichtig, dass Sie die Fusssohle gut dehnen. Am besten verwenden Sie dazu eine stabile Rolle, etwa eine Flasche, ein Wallholz oder ein Rundholz. Auf dieser Rolle bewegen Sie den Fuss unter Druck mehrmals von der Fussmitte zu den Zehen und von der Fussmitte zur Ferse. So lockern Sie die Fussmuskulatur. Kneten Sie zusätzlich die Waden kräftig durch und massieren Sie sie mit einem Massageöl. Während zehn Tagen können Sie zudem jeden Abend ein Schwefel-Fussbad nehmen. Diesen Badezusatz erhalten Sie in Apotheken und Drogerien.
Beobachten Sie auch Ihre Haltung des Fusses beim Stehen. Das Gewicht sollte immer auf drei Punkte des Fusses verteilt sein: Ferse aussen, kleiner Zeh und Wurzel des grossen Zehs. Auf diese Weise ist das Innengewölbe des Fusses optimal angespannt. Natürlich können Sie den Fuss auch mit Einlagen
stützen oder die Ferse mit weichen Schuhen abdämpfen. Aber mit diesen Massnahmen löst sich das Grundproblem nicht. Im Gegenteil: Wenn Sie die Spannungen im Fuss nicht lösen, verlagert sich das Problem nach oben zu den Knien, der Hüfte oder bis zum Nacken. Es lohnt sich deshalb, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Füsse richten.
Entspannung in die Beine bringen auch die «Selbsthilfeübungen nach Dorn». Wenn Sie diesen Suchbegriff in der Suchmaschine oder bei YouTube eingeben, finden Sie Anleitungen dazu.
Lymphödem
Ich bin 23 Jahre alt und habe ein ausgeprägtes Lymphödem im ganzen Körper. Momentan gehe ich wöchentlich in die Lymphdrainage, was mir aber nur wenig hilft. Haben Sie Ideen, was ich dagegen unternehmen kann ? I. L., Sion
Ich möchte Ihnen sehr ans Herz legen, dass Sie sich von einer naturheilkundlichen Fachperson begleiten lassen. Die Therapie des Lymphödems ist sehr vielschichtig und individuell. Die persönliche Betreuung ist enorm wichtig. Wenn Sie eine kompetente Therapeutin oder einen Therapeuten auf den Gebieten klassische Naturheilkunde,
Homöopathie oder chinesische Medizin finden können, wäre das optimal. Der Flüssigkeitshaushalt des Körpers wird über die Ernährung, die Meridiane und über viele verschiedene Organe gesteuert. Es braucht in der Therapie deshalb verschiedene Massnahmen: von der Ernährungsumstellung bis hin zum Einsatz von Heilpflanzen. Zur Anregung des Lymphsystems eignet sich zum Beispiel das spagyrische Heilmittel Scrophularia nodosa (Braunwurz). Idealerweise ergänzend zu Schüsslersalzen oder einer homöopathischen Konstitutionsbehandlung. Wichtig ist einfach, dass Sie das Thema auf verschiedenen Ebenen angehen.
Gereizte Blase nach OP Vor zwei Wochen musste ich meine vergrösserte Prostata operieren lassen. Seither ist meine Blase stark gereizt. Was kann ich tun ? W. A, Pratteln
Der Faktor Zeit und Ruhe spielt eine wesentliche Rolle: Der Körper muss sich nach einem operativen Eingriff wieder reorganisieren und erholen. Trinken Sie jetzt täglich mindestens drei Tassen Brennnesseltee. Die Brennnessel ist ein wichtiges Heilmittel für Niere und Blase. Durch die erhöhte Aktivität der Urogenitalorgane können Bakterien ausgeschieden werden. Überhaupt ist es jetzt wichtig, dass Sie täglich mindestens zwei Liter warmes Wasser oder Tee trinken. Wohltuend sind auch Fussbäder, eine warme Bettflasche im Kreuz, warme Mahlzeiten und warme Socken. Immer wenn Blase oder Nieren gereizt sind, ist Wärme enorm wichtig.
Bei Schwindel und flauem Magen hilft Galgant
Die Galgantwurzel (Alpinia officinarum) ist ein heilsames, wärmendes Gewürz, das eng verwandt ist mit dem Ingwer. Galgant gilt als Universalheilmittel schlechthin, da es den ganzen Organismus belebt und aktiviert. Bekannt wurde das Gewürz vor allem durch Hildegard von Bingen, die es als stärkendes Heilmittel für das Herz und als Fiebersenker eingesetzt hat.
So wirkt Galgant: Galgant hilft als Hausmittel bei Schwindel, Schmerz- und Schwächezuständen. Das Gewürz wärmt aufgrund seiner Schärfe den Magen, weshalb man es am besten direkt im Mund zerkaut oder mit wenig Wasser vermischt einspeichelt. So kann der Galgant über die Mundschleimhäute seine Wirkung rasch entfalten. Galgant enthält ätherische Öle, Scharfstoffe und Flavonoide. Deshalb wirkt er antibakteriell, krampflösend und entzündungshemmend. Wie anwenden: Sie können Galgant als Pulver, in Form von getrockneten Wurzelstückchen oder als Presstabletten einnehmen. Vom Pulver verrührt man 1 bis 2 Messerspitzen mit etwas warmem Wasser und nimmt dieses Schluckweise ein (lange im Mund behalten).
Weitere Einsatzgebiete von Galgant Menstruationsbeschwerden: Die wohlige Wärme der Galgantwurzel entspannt nicht nur den Magen, sondern auch den Unterleib. Bei Krämpfen und Schmerzen während der Menstruation kann man mehrmals täglich etwas Galgant kauen. Wem das Gewürz zu scharf ist, kann es mit Fenchelsamen mischen.
Völlegefühl: Ob Blähungen, Unwohlsein, Überessen oder leichte Übelkeit – Galgant hilft immer. Am besten als Tee zubereitet, was die wärmende Wirkung verstärkt.
Auf Reisen: Manche Leute verreisen nicht ohne eine Dose Galganttabletten oder getrockneten Wurzelstückchen in der Reisetasche. Das Gewürz hilft, fremdes Essen besser zu verarbeiten und beugt Verdauungsproblemen vor.
Braunwurz.
Selbst zum Frühstück sollten Sie das Brot toasten oder ein Rührei geniessen; statt Kaffee sollten Sie besser heisses Wasser trinken. Zudem möchte ich Ihnen die homöopathischen ArnikaGlobuli ans Herz legen. Sie helfen bei der Selbstheilung und lassen (Operations)Wunden schneller heilen.
Schlaflos
Mein Mann hat zeitweise grosse Mühe einzuschlafen und manchmal auch durchzuschlafen. Kann es am Vollmond liegen? Wie finden wir heraus, was der Grund ist ?
M. T., Thun
Der Vollmond raubt tatsächlich so manchen Menschen den Schlaf. Besonders in klaren Nächten. In diesen muss man entweder das Zimmer vollständig verdunkeln oder aber die Energie zum Lesen, Arbeiten oder Kreativsein nutzen: Vollmond ist der ideale Zeitpunkt für eine Nachtschicht. Auch sonst sollte Ihr Mann nicht zu lange im Bett liegend einzuschlafen versuchen. Besser ist es, aufzustehen und sich einen Melissen- oder Orangenblütentee zu machen.
Die Gründe für Schlaflosigkeit sind enorm vielseitig, sodass es schwierig ist, eine abschliessende Antwort auf Ihre zweite Frage zu geben. Oft hängen Schlafprobleme mit der Abendmahlzeit zusammen. Ihr Mann sollte Rohkost am Abend vermeiden, ebenso zu viel tierisches Eiweiss. Ideal wäre ein leichtes Znacht mit Suppe oder gekochtem Getreide. Auch der Kaffee am Abend kann Grund sein für die Ein- und Durchschlafstörungen – auch wenn
man vielleicht jahrelang nichts davon gemerkt hat, lässt er einem plötzlich, oft mit zunehmendem Alter, keine Ruhe. Nicht zu unterschätzen ist auch der Stress, der dazu führt, dass die Gedanken aktiv bleiben. Hier helfen Atemübungen, Entspannungstechniken, das Führen eines Tagebuches oder auch gewisse spagyrische Essenzen, wie zum Beispiel Cofea. Spagyrik-Mischungen können Sie in fast jeder Drogerie herstellen lassen. Gute Erfahrungen machen wir auch mit Lavendelöl, tibetischen Heilmitteln auf der Basis von Kräutern und mit beruhigenden Tinkturen, etwa von Baldrian.
Durchfall
wegen
Schüsslersalzen
Ich nehme die Schüsslersalze Nr. 4, 9 und 10 zum Abnehmen. Jedoch bekomme ich jeweils kurz nach der Einnahme Kopfschmerzen und Durchfall. Ich nehme Medikamente gegen Bluthochdruck und Cholesterin ein. Soll ich mit den Schüsslersalzen besser aufhören ? A. T., Baden
Kopfschmerzen können auftreten, wenn während einer Fastenkur die Stoffwechselaktivitäten angeregt werden. Das Schüsslersalz Nr. 10, Natrium sulfuricum, regt zudem die Darmtätigkeit an und ist DAS Reinigungssalz schlechthin. Die Nr. 9, Natrium phosphoricum, entsäuert den Körper und die Nr. 4, Kalium chloratum, bindet chemi-
sche Restbestandteile von Medikamenten, Pestiziden, Narkosemitteln usw. Ihre heftige Reaktion auf die Einnahme der Schüsslersalze kann vieles bedeuten. Entweder, dass Ihr Körper stark belastet ist und entsprechend heftig auf die Stoffwechselkur reagiert; oder dass die Dosierung zu hoch ist; oder dass Sie den Milchzucker nicht vertragen, der als Trägermittel für die Schüsslersalze dient.
Für den Fall, dass eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt, gibt es die Schüsslersalze auch als Tropfen. Die Wirkung des Milchzuckers können Sie aber auch abschwächen, indem Sie die Tabletten in Wasser auflösen. In der Regel nimmt man ja dreimal täglich zwei Tabletten von jedem Schüsslersalz ein. Sie könnten zum Beispiel morgens einen grossen Krug Wasser bereitstellen und je sechs Tabletten darin lösen. Das Wasser trinken Sie dann über den Tag verteilt. So haben Sie zwei Fliegen auf einen Schlag: Sie trinken genügend und führen Ihrem Körper die Salze zu. Falls es nicht aufhört mit den Kopfschmerzen, reduzieren Sie die Dosierung auf je drei Tabletten pro Tag. Aber es ist natürlich schon so: Allein mit den Schüsslersalzen nehmen Sie kein Gramm ab. Ich sehe die Salze eher als optimalen Begleiter von Fastenkuren. Denn sie regen den Stoffwechsel an und bringen Bewegung in die Ausscheidungsorgane. Bestimmt haben Sie Ihre Ernährung bereits umgestellt. Ich möchte Ihnen aber noch zwei Tipps mitgeben: Beachten Sie, dass Sie eine Ernährungsform finden, mit der Sie sich über viele Jahre wohlfühlen können. Und: Oft hilft auch ein Fastentag pro Woche, um das Gewicht zu halten.
Haben Sie Fragen?
Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich. sabine.hurni@chmedia.ch oder «natürlich», Leserberatung, Neumattstr. 1, 5001 Aarau. www.natuerlich-online.ch
Trockene Haut
Ich habe extrem trockene, zu Ekzemen neigende Haut seit meine Tochter geboren ist. Bis vor zwei Monaten habe ich sie gestillt. Ich verwende dermatologische Hautlotionen und Flüssigseife, dusche nur alle zwei Tage und nehme Nachtkerzen- und Leinöl ein. Die Ernährung ist abwechslungsreich und gesund. Was kann ich tun ? Ist das Hautproblem womöglich hormonbedingt ?
E. M., Wetzikon
Ayurvedisch betrachtet ist trockene Haut immer ein Zeichen für ein erhöhtes Windelement. Was nicht weiter erstaunt, weil eine Geburt und die darauffolgende Hormonumstellung, der unregelmässige Schlaf und der neue Rhythmus das Windelement ziemlich stark durcheinanderbringen. Um hier etwas Ruhe ins System zu bringen, sollten Sie Ihre Haut vorwiegend mit Öl pflegen. Mandelöl oder Sesamöl sind am besten. Die stark entzündeten Hautstellen ölen Sie am besten VOR dem Duschen ein, denn sie sollten auf keinen Fall mit Wasser in Kontakt kommen. Trinken Sie ausserdem von früh bis spät warmes Wasser. Sie können morgens mit dem Wasserkocher das Wasser aufkochen und dann in eine Thermoskanne füllen. Wenn Sie mögen, dürfen Sie ein paar Fenchelsamen, Ingwerscheiben oder Kardamomkapseln ins Wasser geben, damit es nicht ganz so fad schmeckt. Auch bei der Ernährung ist es wichtig, dass viel Feuchtigkeit enthalten ist: saftige Früchte sind ideal, ebenso gedämpftes Gemüse, gekochtes Getreide, Suppen und Eintöpfe.
Versuchen Sie auch einen regelmässigen Rhythmus einzuhalten. Das heisst, immer zur selben Zeit aufstehen, essen und schlafen gehen. Diese Regelmässigkeit sorgt für Stabilität und
beruhigt das windige Element im Körper. Für Kinder sind solche geregelten Abläufe besonders wichtig.
Und vergessen Sie nicht: Es ist eine grosse Umstellung, auf einmal während 24 Stunden ein Baby um sich zu haben, das voll und ganz auf Sie angewiesen ist. Das macht es schwieriger, sich abzugrenzen und sich seinen eigenen Raum zu nehmen. Das kann zu einer Belastung werden. Deshalb scheint es mir wichtig, dass Sie auch immer mal wieder aus der Mutterrolle schlüpfen und etwas für sich selbst machen. Und sei es nur für kurze Zeit.
Tipp aus der Leserschaft
Glaukom
«natürlich» 03-2020
Von Zeit zu Zeit bekomme ich von einer Bekannten das «natürlich», das ich früher viele Jahre von der ersten Nummer an abonniert hatte. Nun habe ich in Nr. 3/20 die Frage und Antwort betreffend eines Glaukoms gelesen. Ich habe selbst seit ca. zehn Jahren zu hohen Augendruck (PEX-Glaukom). Mein Augenarzt hat mir Betablocker verschrieben, die ich anwendete – mit verheerenden Nebenwirkungen. Also suchte ich selbst eine andere Lösung, die ich in den Schüsslersalzen fand: Ich habe täglich 5 × je eine Tablette der Nummern 4, 5, 7, 8, 9 und 11 eingenommen. Dies hat meinen Druck für zirka zwei Jahre unter 20 gehalten. Dann musste ich etwas anderes versuchen und habe nun seit 25 Jahren guten Erfolg mit Pulsatilla D12, 2 × täglich 5 Globuli. Mein Augendruck ist seither zwischen 14 und 17. Ich bin sehr glücklich, dass ich mit natürlichen Mitteln zum Erfolg gekommen bin und hoffe, dass es so weitergeht. Ich bin 84 Jahre alt, Vegetarierin und sehr skeptisch gegenüber chemischen Medikamenten.
Die Patientenfrage §
Der empathische Hirte –was erwarten Patienten vom Gesundheitswesen?
Dass die Qualität der Gesundheitsversorgung stärker aus Patientensicht beurteilt werden sollte, wird kaum mehr bestritten. Doch wann empfinden Patientinnen und Patienten ihre Behandlung und Betreuung als «gut»? Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit hat die Schweizerische Patientenorganisation SPO genau dies untersucht. Die Ergebnisse sind ebenso überraschend wie erkenntnisreich.
Ein Hauptergebnis der Studie ist, dass Patientinnen und Patienten zuallererst als Individuen wahrgenommen und als «Subjekt» behandelt werden wollen. Sie möchten, dass ihnen zugehört und dass das, was sie sagen, ernst genommen wird. Das ist keineswegs banal. Denn es betrifft im Kern die Art und Weise, wie Patientinnen und Patienten auf der einen Seite und medizinisches Personal auf der anderen Seite damit umgehen, dass sie nicht denselben Informationsstand haben. Wichtig ist hierbei jedoch auch: Patientinnen und Patienten sind nicht einfach unwissende Laien. Sie suchen ihrerseits einen Umgang mit ihrer Krankheitskrise und verfügen teilweise über langjährige Erfahrungen mit ihrer Krankheit. Für solche Patientinnen und Patienten ist eine gute Fachperson ein «empathischer Hirte».
Für ein Qualitätsverständnis aus Patientenperspektive folgern wir daraus, dass als speziell «gut» wahrgenommen wird, wenn Fachpersonen in der Lage sind, sich den Patientinnen und Patienten individuell und differenziert zuzuwenden. Das einfühlsame Gespräch zwischen Behandelnden und Behandelten ist ein Kernelement jeder medizinischen Therapie und sollte als solches wieder gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Susanne Gedamke, Präsidentin des Gönnervereins
Mehr zum Thema Patientenrecht unter Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch
Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90.–/Min. Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).
Innenschau und Wandlung
Die Rosskastanie ist ein Baum der Fülle, der Klarheit und des goldenen Lichtes. Sie ist eine treue Wegbegleiterin, die uns hilft, nach innen zu schauen und das eigene Leben immer wieder liebevoll zu reflektieren.
DText: Steven Wolf wolfs heilpflanze *
er September ist der Monat der Ernte. Wir ernten, was wir im Frühling und Sommer gesät haben und bereiten uns auf die Zeit der Stille vor. Das Herbst-Äquinoktium, besser bekannt als Herbst-Tagundnachtgleiche, am 21./22. September ist das Gegenstück zum Frühlingsanfang; es steht genau zwischen «Lughnasad» (1. August) und «Samhain» (31. Oktober). Die beiden Tagundnachtgleichen sind Schwellenfeste, an denen Tag und Nacht genau gleich lang sind, sich die Waage halten. Wenn man den Jahreskreis auf den Tag überträgt, dann entsprechen diese Feste dem Beginn der Dämmerung oder des Sonnenuntergangs. Es sind also Zwischenzustände zwischen Tag und Nacht.
Während sich die Frühlings-Tagundnachtgleiche eher auf die Fruchtbarkeit des Bodens konzentriert, ist es bei der Herbst-Tagundnachtgleiche eher die Konzentration auf die geistige Fruchtbarkeit. Für mich beginnt damit die dunklere, kältere Jahreszeit, in der die Stille langsam wieder einkehren darf. Es beginnt nun die Zeit der Dankbarkeit und Regeneration, der Ruhe und des Abschieds: Abschied vom Sonnenlicht, von der Blütenpracht und allgemein von der Fülle der Natur – und auch von so manchem, was bisher selbstverständlich war. Veränderungen stehen an. Wenn die Speicher im Innen und Aussen gut gefüllt sind, kann ich genährt und voller Vertrauen den Wintermonaten entgegenblicken.
Der Kastanienbaum im Jahreszyklus Es gibt drei Momente im Jahr, in denen die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) meine Aufmerksamkeit auf sich zieht: Im wunderbaren Maien, wenn ihre imposanten, stark duftenden Blütenstände sich in voller Pracht dem Frühlingshimmel entgegenstrecken; in der sommerlichen Hochzeit, in der ihre grossen, gefingerten Blätter wertvollen Schatten spenden;
und im goldenen Herbst, wenn die herunterfallenden Früchte, die Kastanien, den Winter einläuten. Mit ihren glänzend braunen, stachelig umhüllten Früchten erfreut die Rosskastanie Gross und Klein. Viele Leserinnen und Leser dürften sich an die eigene Kindheit erinnern, als sie mit grossem Eifer die «Chestelen» gesammelt haben und damit lustige oder gfürchige Zahnstocher-Kastanientiere und -monster gebastelt oder Kugelbahnen und Wurfspiele gemacht haben. Weniger bekannt ist eine magische Verwendung der Kastanien: Sie werden in ungerader Zahl (!) als Amulett, meist im Hosensack, getragen zum Schutz vor Krankheiten, insbesondere Rheumatismus, Gicht und Schwindel; wer Kastanien mit sich trägt, nimmt darüber hinaus beim Fallen keinen Schaden. Die Rosskastanie hat aber weit mehr zu bieten, als ihre Früchte. Sie ist ein äusserst symbolträchtiger Baum, der mir einiges zu erzählen hat, wenn ich ihn im Jahresverlauf betrachte. Als Erstes fällt die herrschaftliche Gestalt und die Ausprägung des Holzes auf, dann die vielen Blätter mit ihren festen, langen und harten Stängeln, die wie eine menschliche Hand mit fünf Fingern aussehen. Imposant auch die überschwängliche Blütenpracht mit den kerzenförmigen, grossen Rachenblüten, die mal weiss mal rosa leuchten im grünen Wald. Und dann zu Beginn des Herbstes die glänzend runden Samenfrüchte, die aus der stacheligen Hüllen platzen und vielen Erdbewohnern stärkereiche Nahrung bieten.
* Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in einer Jurte im «Lochweidli» in Escholzmatt, einem Ort der Stille und der Einfachheit, eingebettet in einer Lichtung, umgeben von Wald, Bach und Hügeln. Hier führt er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse durch. www.pflanzechreis.ch
REINIGEND | Der Rosskastanienbaum wird auch Gichtbaum genannt. Die Rindentinktur hilft aber nicht nur bei Gicht und Rheumatismus, sondern auch bei Hämorrhoiden, Magenkrämpfen und Bandscheibenleiden. Blüten, Blätter und Früchte wirken blut, husten und schmerzstillend, ausserdem stärken sie die Venen (z. B. als Salbe). Zudem erleichtert die Rosskastanie die Magnesiumresorption und reinigt Blut und Kleider (siehe Rezept auf Seite 34).
volupid
Natürliches Waschmittel aus Kastanien
Das Rosskastanien-Waschmittel kann wie ein konventionelles Flüssigwaschmittel verwendet werden. Es ist sehr effizient, kostet nichts ausser etwas Zeit und ist zudem umweltfreundlich. Die Wäsche wird sauber und macht einen Weichspüler unnötig.
Rezept für ein bis zwei Waschgänge
Man sammle acht Kastanien und hacke sie in kleine Stücke. Bei einer Weisswäsche sollte man die dunklen Schalen vorab entfernen. Je kleiner die Stücke, desto schneller bildet sich die Waschlauge.
Die zerkleinerten Stücke gebe man in ein grosses Schraubglas und übergiesse sie mit 200 bis 250 ml kochendem Wasser. Nun lässt man das Ganze acht Stunden ziehen. Durch das Einweichen lösen sich die in der Kastanie enthaltenen fettlösenden Saponine, die zu den Seifenstoffen gehören.
Nach der Einweichzeit füllt man das milchige, schaumige Wasser in eine Flasche ab – fertig ist das selbstgemachte Waschmittel. Es ist im Kühlschrank eine Woche haltbar. Wer mag, kann man ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzufügen.
«Das wahre Glück lebt aus mir selbst heraus und ich kann meine Mangelzustände von innen her auflösen.»
Eine weise Begleiterin
Es ist imposant, welche Kraft in der Zeit der Fruchtbildung diesen Baum regiert! Ich setzte mich hin, lehne mich an den Stamm, schliesse meine Augen und überlasse mich der Gelassenheit dieses Baumes. Mein innerer Blick hebt mich aus der Normalität des Alltags heraus. Zuerst blitzen die Worte Gerechtigkeit, Gelassenheit, Balance und Entspannung auf. Danach bewege ich mich, einer Zeitreise gleich, in die Vergangenheit. Ich bekomme die Möglichkeit, zwei Lebensabschnitte aus der Perspektive der Drittperson zu betrachten: Ich sehe mich in einer Situation der Aufopferung, die so weit geht, dass mein Wohlergehen darunter leidet und ich mich selbst vergesse; in einer anderen Rückblende sehe ich mich, wie ich die zur Gewaltbereitschaft habe, wenn ich Ungerechtigkeit erkenne. Es sind zwei Entwicklungsschritte, die Härte, Unausgeglichenheit und Mitleid zeigen, weit entfernt vom Zustand des Mitgefühls, das ich zu leben versuche. Nur kurz taucht das Bild der glänzenden Frucht auf, wie sie aus der stacheligen Hülle springt – und schon beginnt sich in mir eine wohlige Wärme auszubreiten. Ein intensives, tiefes Gefühl zeigt mir auf, dass ich es schaffen werde, diese harten Tendenzen, die ich immer noch mit mir trage, Schicht um Schicht aufzuweichen. Diese Gewissheit vermittelt Geborgenheit und lässt in mir das Urvertrauen wieder aufleben. Und schon steigen Bilder der vielen glücklichen Momente meines Lebens in mir hoch. Ich werde daran erinnert, dass das wahre Glück schlussendlich aus mir heraus lebt und ich meine Mangelzustände, die sich in verschiedenen Verhaltensformen äussern, von innen her auflösen kann.
Das Wesen Rosskastanie unterstützt mich darin, mich selbstkritisch zu betrachten und daraus meine Schlüsse zu ziehen. Auf diese Weise erlange ich die Möglichkeit, angemessener, kreativer aus den Emotionen heraus zu agieren. Das Wesen Rosskastanie weist mir also einen Weg, mich von diesen Verhaltensmustern zu verabschieden; es hilft mir, mit Themen der Gerechtigkeit und Aufopferung einen konstruktiveren, vielleicht sogar spielerischeren Umgang zu finden.
Ausserdem verrät mir die Gestalt der Rosskastanie eine starke Präsenz des Jupiters. Diese Kraft steht für den Geist der Weisheit und den Glauben an das Gute und die Ganzheit. Der Jupiter ist das Symbol des Vorwärtsstrebens, des Drangs nach Veränderungen, neuen Erkenntnissen und Idealen. Diese Kraft spornt mich zu Höchstleistungen an und gibt mir den Mut, mein Leben immer wieder neu zu erfinden; und damit
«Die Rosskastanie lässt uns das Wesentliche erkennen und schützt uns vor Überheblichkeit, Prunksucht und Berechnung.»
die Möglichkeit, mir eine optimistische Zukunft zu erträumen und aktiv zu gestalten. Mir wird immer klarer, dass nur eine bewusst beseelte Arbeit und ein bewusst beseeltes Leben optimale Ergebnisse hervorbringen können.
Wertvoll für Venen und Muskeln
Beide Energien, das Baumwesen und die Planetenkraft, wirken zentrierend und fokussierend. Sie lassen uns das Wesentliche erkennen und schützen uns vor Überheblichkeit, Prunksucht und Berechnung. In den runden, harten und angeschwollenen Früchten erkenne ich das Thema Verhärtung. Deshalb verwende ich die Kastanien, um verhärtende Muster zu durchbrechen und aufzuweichen. Auch bei Schwellungen, zum Beispiel nach Verstauchungen, Prellungen oder Operationen, wirkt ein Rosskastanien-Gel beruhigend und heilend. Die Tinktur der Frucht hingegen hilft bei Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose, Venenerkrankungen, schweren oder geschwollenen Beinen, Ödemen, Hämorrhoiden und Wadenkrämpfen. Selbst bei Rheuma, Gicht, Nervenschmerzen, Ischias, Rücken- und Gelenkschmerzen sollte man an die Rosskastanie denken.
In den grossen Blättern gibt sich die zu den Seifenbaumgewächsen zählende, bis zu 20 Meter hohe Rosskastanie auch als Lungenmittel zu erkennen: Blüten, Blätter und Früchte wirken schleimlösend, auswurffördernd und stärkend. Man kann sie deshalb bei Erkältungen und Husten einsetzen. Auch bei allgemeinen Hautproblemen, Bindehautschwäche, Ekzemen, Geschwüren, Wangenrötung oder Wunden kann ein Teesud, ein Ölauszug, eine Tinktur oder das Samenpulver sehr hilfreich sein. Das Samenpulver stellt man aus den geschälten, getrockneten und pulverisierten Kastanien her und nimmt zweimal täglich eine Messerspitze davon ein.
Von der Rinde über das Blatt und die Blüte bis hin zur Frucht finden sämtliche Bestandteile der Rosskastanie eine Verwendung in der traditionellen Volksheilkunde. Alle Teile innerlich und äusserlich angewendet, haben die gleichen Einsatzgebiete und Wirkungen. Einzig bei der Rinde und den Früchten sollte man vorsichtig sein: Bei unsachgemässer innerlicher Anwendung kann es zu Reizungen, Sodbrennen und Erbrechen führen. //
DIE MERIDIANE | Gemäss TCM fliessen die Energien des Menschen in Meridianen durch den Körper, wodurch alle lebenswichtigen Funktionen gesteuert werden. Fliesst die Energie ungehindert, ist der Mensch gesund; ist der Energiefluss gestört, wird er krank. Mit diversen Meridiantherapien kann man den Energiefluss wieder ins Lot bringen. Das weckt die Selbstheilungskräfte und der Malade kann gesunden.
schwingt Alles
Auch in der Komplementärtherapie verbindet sich altes Wissen mit neuen Erkenntnissen. Beispielhaft zeigen das die AkupressurMassage nach Radloff und die LBQi-Akupressur-Therapie.
Text: Lioba Schneemann
«In jeder Kultur und in jeder medizinischen Tradition vor uns erzielte man
Heilung, indem man die Energie in Bewegung brachte.»
Mit diesem einfachen Satz erklärt der Nobelpreisträger Albert Szent-Györkyi eine Grundlage des Wissens über die Gesundheit, die auch von der Schulmedizin mehr und mehr anerkannt wird. Das Wissen um die Bedeutung feinstofflicher Energien für unsere Gesundheit und Heilung sowie deren enge Beziehungen zu unseren seelisch-geistigen und mental-emotionalen Dimensionen ist uralt. Konzepte von Energiekörpern gibt es in den meisten Kulturen bis heute: der Atem des Lebens, Äther oder Odem, die Chakrenlehre, das Qi oder Prana, die Lebenskraft «Od» des Chemikers Carl von Reichenbach, die «Orgonenergie» von Wilhelm Reich oder die Vitaleenergie der heutigen Gesundheitswissenschaften. Es scheint da eine Lebenskraft aus der Atmosphäre zu geben, die der Mensch anzapfen und für sich nutzen kann.
Viele Therapien beeinflussen gezielt den Energiefluss des Menschen. Die Akupunktur etwa. Sie zählt neben Arzneimitteltherapie, Massagetechniken, Bewegung und Diätetik zu den fünf Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Gemäss TCM fliessen Energien in Meridianen (Leitbahnen) durch den Körper, wodurch alle lebenswichtigen Funktionen gesteuert werden. Fliesst die Energie normal, ist der Organismus gesund. Krankheit hingegen ist die Manifestation von Störungen im Energiefluss. Wobei Blockaden dazu führen, dass in verschiedenen Körperregionen oder Organsystemen ein Zuviel oder ein Mangel an Energie herrscht. Ein Beispiel: Ein Mangel (Leere) oder Zuviel (Fülle) an Energie im Blasenmeridian, der das Gebiet des Rückens versorgt, führt zu einer Störung im Rücken, was sich in Rückenschmerzen äussern kann.
Lehre vom Gleichgewicht
Bei der Akupunktur werden mit einer Nadel bestimmte Körperpunkte gereizt und damit Organe respektive Meridiane angeregt. Eine Sonderform der Akupunktur sind Akupunktur-Massagen (APM), wie die APM nach Penzel und die APM nach Radloff, die östliches mit westlichem Denken in Bezug auf Diagnostik und Therapie verbinden. Im Unterschied zur Akupunktur werden bei der APM nach Radloff sowohl Meridiane als auch Akupunkturpunkte gereizt, allerdings ohne dafür Nadeln zu benutzen. Die Reizung erfolgt mit einem Stäbchen. «Durch die Behandlung der Meridiane versucht man die energetischen Fluss-
bedingungen zu verbessern, sodass der Schalter, sprich die Akupunkturpunkte wieder optimal ihre Steuerfunktion erfüllen können. Darum werden zu Beginn einer Behandlung ganze Meridiane oder Meridianabschnitte, aber auch Gelenke, Narben sowie muskuläre Dysbalancen und das Bindegewebe behandelt», erläutert Peter Jeker vom Lehrinstitut APM nach Radloff im solothurnischen Schönenwerd. «In einer zweiten Behandlungsphase werden organische Störungen eruiert und energetisch behandelt. In einer dritten Phase schliesslich werden emotionale Themen des Klienten durch vertiefte Punkt-, aber auch durch Organbehandlungen beeinflusst.»
Die Methode unterscheide sich wesentlich von den «Richtungen» innerhalb der Akupunktur, die nach Punktrezepten arbeite, betont Jeker: «Die APM geht nicht schematisch vor. Vielmehr geht es um eine Auseinandersetzung mit dem individuellen energetischen Zustand jedes einzelnen Klienten aufgrund der Lehre vom Gleichgewicht.» Wichtig bei der Diagnose sei insbesondere die Ohr-Reflexzonen-Kontrolle nach Radloff; aber auch verschiedenste körperliche Anzeichen lieferten wichtige Informationen. Im Gegensatz dazu würde die TCM Symptome beobachten und mithilfe der Zungen- und Pulsdiagnose zu Syndromen zusammenfassen.
Ein Ohr für die Organe
Diese spezielle Form der Meridiantherapie hat der deutsche Physiotherapeut Klaus Radloff in den 70erJahren des letzten Jahrhunderts entwickelt, und zwar basierend auf der APM nach Penzel. «Zentral ist die Befunderhebung mittels der ORK, der Ohr-Reflexzonen-Kontrolle», verdeutlicht Jeker erneut. «Neben Aussagen zu den einzelnen Meridianen können damit
LEITBAHNEN | Es gibt zwölf Hauptmeridiane. Auf den Meridianen liegen die Akupunkturpunkte, die bei Akupunktur mit Nadeln, bei Akupressur mit Fingerdruck behandelt werden.
Aussagen hinsichtlich der energetischen Zustände einzelner Meridiane und Organe gemacht werden, ebenso hinsichtlich der Stellung und Artikulationsfähigkeit von Becken-, Wirbel- und Körpergelenken.»
Ausserdem könne mit der ORK der Ausgleich von energetischen Fülle- und Leerzuständen der Meridiane erreicht werden, so Jeke: «Man führt gezielt Energie in Bereiche zu und tonisiert diese. Oder aber man zieht Energie aus energetisch überversorgten Abschnitten ab.»
Peter Jeker erklärt die Methodik an einem Beispiel, bei dem er ein Schleudertrauma behandelt hat. «Durch die bei einem Auffahrunfall entstehende Bewegungsenergie wird im Nacken sehr viel Energie gespeichert. Es entsteht eine energetische Fülle.» Darum könne in so einem Fall eine anregende Massnahme wie Massage, Nadeln, Wärmecremes oder ähnliches keine positive Wirkung haben. Mit der Behandlung müsse vielmehr der energetische Füllezustand abgeleitet bzw. verlagert werden. Zusätzlich würden verschobene Wirbel wieder an ihren Platz reponiert. Aus diesem Grund sei die Behandlung der Becken- und Wirbelgelenke sowie der Extremitätengelenke ein wichtiger Anteil der Methode Radloff, so Jeker: «Denn alle Gelenke können auf der energetischen Ebene den Energiefluss unterbrechen. Und auf der strukturellen Ebene können Nervenbahnen irritiert werden, was wiederum Auswirkungen in Form von muskulären Schmerzen oder Störungen eines Organs haben kann.»
Genesungskompetenz stärken
Noch älter als die Akupunktur ist die Akupressur; die Methode ist wohl schon seit mehr als 5000 Jahren bekannt. Und auch hierbei gibt es neue Methoden.
Meridiantherapien
Krankheiten sind laut TCM und anderen komplementärmedizinischen Lehren Störungen des Energieflusses in den Meridianen. Es gibt eine Reihe von Therapien, die die Energie wieder zum Fliessen bringen. Eine Auswahl:
Akupunktur
Stechen der Akupunkturpunkte mit einer Nadel.
Akupressur
Akupunkturpunkte drücken.
Fa Zhen («heisse» Nadel)
Erwärmen und drücken.
Schröpfen
Saugen und evtl. bluten lassen.
Akupunkturmassage nach Radloff
Streichen der Meridiane mittels eines Metallstabes.
Akupunktmassage nach Penzel
Stimulierung gewisser Akupunkturpunkte ohne Nadeln und Streichen der Meridiane.
Tuina
Reiben und Massieren.
Klopfakupressurtechniken
Klopfen oder Pochen verwenden diese Methoden: Elektroakupunktur, Laserakupunktur, Magnet Akupunktur.
Shiatsu
Sanfter, tiefwirkender Druck entlang der Meridiane mit Daumen, Händen, Ellbogen und Knien.
Shiraku (japanischer Aderlass)
Bluten lassen.
Farbmeridiantherapie nach Christel Heidemann und Farbpunktur nach Peter Mandel.
Weitere Methoden sind u. a. Japanisches Heilströmen, Meridianströmen, Yin Yoga und Stimmgabeltherapie.
Therapeuten findet man über die jeweiligen Berufsverbände. Die meisten der oben genannten Methoden werden über die Zusatzversicherung rückvergütet.
gefragt: katrin wittmer *
« Der Klient ist der Experte »
Frau Wittmer, das Ziel von Meridiantherapien wie Shiatsu ist das Harmonisieren des Energieflusses im menschlichen Körper. Doch wie konkret funktioniert und wirkt Shiatsu ?
Wie bei allen Methoden der Komplementärtherapie geht es im Shiatsu darum, die Eigenwahrnehmung zu schulen, Ressourcen zu stärken und den Fokus auf die gesunden Anteile im Menschen zu richten – hin zu dem, was sein möchte. Shiatsu ist eine meditative Körpertherapie. Sie ermöglicht dem Klienten oft tiefe Entspannung, ein Ankommen bei sich selbst, was zu Erkenntnissen und einem Sich-Erinnern an das, was schon immer da war und ist, auslösen kann. Anders als in der Schulmedizin habe ich als Komplementärtherapeutin keine vorgefertigte Lösung und auch keine Ratschläge. Ich nehme eine empathische, erkundende und begleitende Haltung ein – im Wissen, dass der Klient selbst Experte ist in Bezug auf seine Gesundheitsförderung. Wer zu seinen ureigenen Kräften findet und diese zu mobilisieren vermag, kann Verantwortung für seine Gesundheit übernehmen. Es geht also um Selbstermächtigung.
Für wen ist Shiatsu geeignet ?
Shiatsu ist für alle Menschen jeden Alters geeignet. Besonders hilfreich ist es bei Kopfschmerzen, Migräne, Verspannung, innerer Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen. Shiatsu kann aber allgemein bei stressbedingten Erkrankungen eingesetzt werden, ebenso zur begleitenden Unterstützung in schwierigen Lebensphasen. Und auch als Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie, etwa bei psychischen Erkrankungen wie Burnout, kann Shiatsu helfen.
Und wann ist Shiatsu nicht geeignet ?
Bei akut fiebrigen Erkrankungen und Infekten. Ansonsten sind der Shiatsu-Therapie kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass die Therapeutin achtsam bleibt, sich ihrer eigenen Grenzen stets bewusst ist und weiss, wann es angebracht ist, eine andere Therapie oder Abklärung beim Arzt zu empfehlen.
* Katrin Wittmer ist gelernte Medizinische Praxisassistentin und KomplementärTherapeutin mit Branchenzertifikat OdAKT Methode Shiatsu. Sie hat Praxen in Gretzenbach SO und Hirschthal AG. www.shiatsu-wittmer.ch
Eine davon ist die LBQi-Akupressur-Therapie (Lightbody-Qi, chinesisch Jin Shen Shu-Qi), welche die Baslerin Shola Maoba Steinitz entwickelt hat und lehrt. Steinitz wurde von einem Shaolin-Mönch und -Arzt ausgebildet, der sein Wissen von seinen Vorfahren erhielt – Wissen, das einst dem chinesischen Kaiser und dessen Familie vorenthalten war.
Wie alle komplementätherapeutischen und -medizinischen Methoden werden auch bei der LBQi-Akupressur-Therapie vor allem Genesungskompetenz, Selbstregulation und Selbstwahrnehmung gestärkt, erklärt die Ärztin und LBQi-Akupressur-Therapeutin Johanna Acket-Heusdens aus Muttenz (BL). Ihr Mentor der Allgemeinmedizin habe ihr einmal gesagt: «Egal, was wir Ärzte machen, 90 Prozent der Patienten heilen von alleine.» Tatsächlich: Selbstheilungskraft und Selbstregulation unseres Körpers sind erstaunlich, wie etwa die Heilung von Schnittwunden oder Knochenbrüchen zeigt. «Körperliche, emotionale und mentale Traumata können dieses Vermögen schwächen», weiss Acket-Heusdens.
Zur Stärkung der Genesungskompetenz sei Folgendes wichtig: «Sich seiner eigenen Ressourcen und seiner Resilienz bewusst werden und brachliegendes Potenzial entwickeln.» Des Weiteren brauche es ein Verstehen der Krankheit und der Lebensumstände sowie die Fähigkeit, diese zu bewältigen, um einen optimaleren Umgang mit sich selbst zu ermöglichen. Dies vertiefe auch die Fähigkeit, das eigene Leben selbstermächtigt und selbstbestimmt in die Hände zu nehmen, was wiederum das Selbstwertgefühl stärkt und die Lebensqualität verbessert. «Die LBQi-Akupressur-Therapie unterstützt dies mittels prozesszentrierter Begleitung und spezifischen Akupressurbehandlungen. Die dadurch ermöglichte Vergrösserung der eigenen Wahrnehmung schafft ein grösseres Bewusstsein», sagt Acket-Heusdens. Konkret regt die Therapeutin mittels sanften Berührungen gewisser Punktkombinationen die Kommunikation aller zwölf Hauptmeridiane sowie der spezifisch behandelten Meridiane an. Dies soll laut den Anhängern der Methode das Heilungspotenzial der Patienten vergrössern. Acket-Heusdens: «Wir gehen davon aus, dass das Meridiansystem über seine multidimensionale Verbindung mit der Seele eine wichtige Rolle im Aufbau und bei der Regeneration des Energiehaushalts spielt.» //
Liebe und . . .
die Stimme der sanften Revolution
M anchmal möchte ich nichts von Liebe wissen. Sie kann mir regelrecht gestohlen bleiben! Dann bin ich in meiner Blase gefangen. Diese Blase heisst vielleicht Kränkung. Oder Bequemlichkeit. Tapfer übertöne ich diese leise Stimme in mir, die mir ständig zuruft: Das bist du gar nicht! Denn wenn ich sie einmal höre, diese Stimme, und sei sie noch so klein und schwach im Vergleich zu meinem Trotz und Kampf, dann hat sie auch schon gewonnen. Früher oder später werde ich dieser sanften Stimme nachgeben. Warum also nicht früher?
D iese Stimme ist die Stimme der Liebe. Es ist die innerste, schönste und wahrste Seite meiner selbst. Sie ist keineswegs immer sanft und leise; manchmal ist sie purste Entschlossenheit und Kraft, manchmal auch Empörung. Sie kann traurig und sogar wütend werden – aber nie verknäuelt und verkapselt in mir selbst, und ganz sicher nie ängstlich. Im Gegenteil: Liebe überwindet Angst. Wenn ich mich darauf besinne, was ich an einem anderen Menschen liebe, strömen mir Kraft und Mut zu, im Sinne der Liebe zu handeln und zu sprechen.
Jeder einzelne Mensch hat diese Stimme in sich. Immer wahr, immer zuverlässig. Wie anders das Zusammenleben unter Menschen wäre, wenn wir ihr folgten: Wir würden einander zeigen, was wir lieben. Wir würden nicht kalkulieren nach dem Motto: Wenn du mich liebst, dann liebe ich dich auch. Wenn du dich zurückziehst, tu ich es auch. Vielmehr würden wir rückhaltlos und geradeheraus tun, was die Liebe von uns möchte: uns verschenken im Vertrauen, dass das Leben uns auch beschenkt. So frei will uns die Liebe. In Kindern können wir diese Qualität manchmal noch beobachten. Doch wir sind so erwachsen geworden! Ein gewaltiger posthypnotischer Befehl scheint uns ständig zu zwingen, die Stimme der Liebe zu übertönen. Ist unsere Welt deshalb so laut, sind unsere Argumente deshalb so oberflächlich und unsere
To-do-Listen so lang? Ist es nicht verrückt? Die Welt, die wir hervorgebracht haben, ist Schutzwall vor dem, was wir uns am meisten wünschen.
Das zu erkennen, ist schon einmal ein guter Anfang. Das Nächste ist, so zu leben, dass wir die Stimme der Liebe in uns wieder hören können. Zunächst vielleicht nur ab und zu, ganz leise, ganz vorsichtig, in stillen, unbeobachteten Momenten. Wir erkennen sie daran, dass wir sofort wissen, dass sie recht hat – selbst wenn alle Argumente dagegensprechen. Bequem ist sie wahrscheinlich nie, die Stimme der Liebe. «Entschuldige dich», könnte sie sagen – dabei waren wir doch so sicher, im Recht zu sein. «Höre deinem Kind zu» – dabei sind wir doch gerade in Eile. «Sage Nein zu dieser Einladung» – dabei hast du dich doch verpflichtet gefühlt. «Greife ein, wenn du ein Unrecht siehst» –dabei wäre Wegschauen so einfach. «Sage deiner Freundin die Wahrheit» – ohje! Spätestens an diesem Punkt wissen wir, dass wir nicht immer der Stimme der Liebe folgen können, ohne unsere Komfortzone zu verlassen.
So zu leben, dass wir die Stimme der Liebe wieder hören können, ist eine Herausforderung. Ihr zu folgen, eine Revolution. Wahrscheinlich die tiefste, sanfteste und wirksamste Revolution, die wir vollbringen können. Wir ahnen, dass sich auf diesem Weg unsere Lebensverhältnisse komplett verändern werden.
I ch rufe Sie hier nicht dazu auf, zu Helden werden. Versuchen Sie erst mal nichts anderes, als ihre innere Stimme zu hören. Geben Sie ihr einen Platz in ihrem Inneren. Und ab und zu, sehr behutsam und umsichtig, gehen Sie das Wagnis ein, ihr zu folgen. Beobachten Sie, was geschieht. Vielleicht finden Sie dabei neue Freunde und Gleichgesinnte. Ich kann Ihnen auf jeden Fall versprechen, dass es sich lohnt. Denn Sie werden jemanden sehr gut kennenlernen: sich selbst, ihr wahres liebendes Ich.
● Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin (u. a. «Frau-Sein allein genügt nicht», Edition Zeitpunkt). Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen und lebt seit 16 Jahren in Tamera, Portugal, wo sie beim Verlag Meiga und der Globalen Liebesschule mitarbeitet.
Ernähr ung für mehr
Vitalität u nd Lebensfreude
Energielos und erschöpft? Das kann an der Ernährung liegen. Ein möglicher Ausweg: ayurvedische Kost. In der traditionellen indischen Heilkunst ist Nahrung ein Heilmittel. Sie kann dem Körper helfen, viele Störungen allein zu regulieren.
Text: Franz Rutz
Wer kennt es nicht, das Gefühl von Antriebslosigkeit und Trägheit. Fehlt die Lebenskraft über längere Zeit, ist oft eine Fehlernährung der Grund. Das indische Naturheilsystem Ayurveda kann helfen, den ausgebremsten Motor wieder anzufeuern. Mithilfe der ayurvedischen Gesundheitsmedizin kann der Stoffwechsel über die Ernährung in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden. So dürfen sich Körper und Geist wieder dauerhaft wohlfühlen.
Die Bezeichnung Ayurveda setzt sich aus zwei Worten zusammen: «Ayur» bedeutet aus dem altindischen so viel wie «Leben» und «Veda» heisst «Wissenschaft». Ayurveda ist also die «Wissenschaft vom Leben». Oft wird auch gesagt, sie ist die Kunst gesund zu leben und sanft zu heilen. Die Grundannahme von Ayurveda basiert auf einer ganzheitlichen Denkweise. Sie betrachtet den Menschen als eine Einheit und als einen untrennbaren Bestandteil unseres Universums. Innere und äussere Faktoren beeinflussen den Menschen in seinem Wohlbefinden. Der Faktor Ernährung hat dabei eine besonders entscheidende Bedeutung. Eine falsche Ernährung führt laut Ayurveda zu
Über Sanasearch
Sanasearch ist die grösste Schweizer Therapeuten-Buchungsplattform. Mit über 20 000 qualifizierten Therapeuten aus den Bereichen Psychotherapie, Massage, Komplementärtherapie, Alternativmedizin, Ernährungsberatung und vielen mehr, finden Therapiesuchende mit nur wenigen Klicks die passende Fachperson. www.sanasearch.ch
Beschwerden wie Trägheit, Depression, Verdauungsbeschwerden oder Nervosität.
Die drei Lebensenergien
Dosha ist ein bekannter Begriff im Ayurveda und bezeichnet die drei verschiedenen Lebensenergien Vata, Pitta und Kapha. Sie regulieren unsere geistigen und körperlichen Funktionen und sind somit für Krankheit oder Gesundheit verantwortlich. Im Ayurveda hat man bereits vor Jahrtausenden die Wirkung der einzelnen Lebensmittel auf die Doshas beobachtet. Aus diesen Erfahrungen hat sich ein System entwickelt, das den Körper mittels angepasster Ernährung ins Gleichgewicht bringt. Ein ausbalancierter Körper ist im Ayurveda der Schlüssel zu Gesundheit und Stärke. Das Dosha Vata steht für Menschen mit leichtem Knochenbau, die es schwer haben zuzunehmen und unregelmässig Appetit empfinden. Da Vata-Menschen leicht frieren, fühlen sie sich in der Hitze wohl und essen und trinken gern Warmes. Gerät Vata aus dem Gleichgewicht, sind Nervosität, Ängstlichkeit, Sorgen, Verstopfung und Schlafstörungen oft die Folge. Während Vata für die Bewegung, die Atmung, den Stofftransport und alle Ausscheidungen verantwortlich ist, steuert Pitta die Stoffwechselvorgänge. Kapha hält die verschiedenen Körperstrukturen zusammen; es fördert Masse, Widerstandskraft und Fruchtbarkeit.
Eine typgerechte Ernährung
Eine individuell abgestimmte Ernährung ist ausschlaggebend für mehr Vitalität und Lebensfreude. Nahrung und Gewürze werden als entscheidende Mittel angesehen, um die Doshas zurück ins Gleichgewicht zu bringen oder ihr Gleichgewicht beizubehalten. Daher betrachten Ayurveda-Therapeuten zu Beginn der Behandlung erst einmal die Besonderheiten, die Energiebalancen und das Umfeld des Patienten. Ebenso legt der Therapeut die Dosha-Verteilung fest: Nur wenige Menschen sind reine Konstitutionstypen, die nur von Vata, Pitta oder Kapha geprägt sind; die meisten sind «Mischtypen» aus zwei, seltener auch aus allen drei Doshas. Erst nach dieser Bestimmung wird ein ausgeklügelter Ernährungsplan erstellt. Dabei geht es um den Ausgleich der drei Doshas. Eine gezielte ayurvedische Ernährung, meist bestehend aus pflanzlichen und mineralischen Heilsubstanzen, hilft dem Menschen dabei, sich wieder vital und lebensfroh zu fühlen. //
patientenfrage an: franz rutz *
«Wie kann ich meine Ernährungs-
gewohnheiten ändern?»
Ich fühle mich oft schwer und antriebslos, ausserdem würde ich gerne Gewicht verlieren. Da ich nicht viel von CrashDiäten halte und lieber meine Ernährungsgewohnheiten langfristig ändern möchte, bin ich auf Ayurveda gestossen. Welche Ernährungstipps sollte ich beachten?
Magdalena Scopetta, 32 Jahre
Viele Diäten führen oft dazu, dass die Motivation schnell verloren geht und man in alte Muster zurückfällt. Daher gehen Sie mit dem Ansatz Ayurveda richtige Schritte. Gewichtsprobleme entstehen durch Ernährungsgewohnheiten, die nicht die wahren Bedürfnisse von Körper, Geist und Seele zufriedenstellen. Ändern Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten in kleinen Schritten; strengen Sie sich nicht an. Eine kleine Veränderung schafft bereits eine neue Situation. Das Richtige in der richtigen Menge zur rechten Zeit und in der rechten Weise zu essen, ist die Grundessenz, zu der ich rate. Essen Sie massvoll und langsam: nie den Magen ganz füllen, das fördert die Langlebigkeit. Essen Sie regelmässig und mit Freude und Genuss; keine Snacks zwischendurch, höchstens mal eine Frucht oder ein paar Nüsse und Rosinen. Bringen Sie Ihren Stoffwechsel mit Wasser, Aktivität und Reinigungskuren in Schwung. Sie können sich auch von einem Ayurveda-Therapeuten einen individuellen Ernährungsplan schreiben und Ihren Dosha-Konstitutionstypen festlegen lassen. So können Sie Ihre Verdauungskraft gezielt stärken und Ihre Ziele erreichen.
* Franz Rutz ist Naturheilpraktiker und Gesundheitsexperte in Ayurveda-Medizin mit Praxis in Zürich und Rain LU. Mit über 30 Jahren Erfahrung, ist der Therapeut ein Experte in seinem Fach. Zudem war er über viele Jahre Vorstandsmitglied bei OdA AM, der Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin. Über www.sanasearch.ch kann bei Franz Rutz ein Therapietermin online gebucht werden.
« Im Alltag legen wir oft intuitiv die Hände auf, etwa bei Bauch- oder Rückenschmerzen. »
Das Glück der Berührung
Das Handauflegen ist ein jahrtausendealtes Heilritual. Neben dem wärmenden Effekt vermittelt es soziale Nähe, wirkt dadurch beruhigend und kann die Heilung unterstützen.
Text: Céline Tapis
«Das Handauflegen ist eine einfache Geste menschlicher Zuwendung», sagt Anemone Eglin. «Im Alltag legen wir oft ganz intuitiv unsere Hände auf: Bei Bauch- oder Rückenschmerzen versuchen wir den Schmerz zu lindern, indem wir die warme Hand auf die entsprechende Stelle legen.» Die Theologin befasst sich seit über dreissig Jahren sowohl beruflich als auch persönlich mit dem Thema Spiritualität. Seit einigen Jahren widmet sie sich gezielt dem Handauflegen, sie leitet Kurse und hält Vorträge. 2019 ist ihr Buch «Handauflegen mit Herz und Verstand» im Theologischen Verlag Zürich erschienen.
Das Handauflegen hat eine jahrtausendelange Tradition. Als Heilritual ist es in den unterschiedlichsten Kulturkreisen und Religionen verankert. Um das Handauflegen empfangen zu können, muss man allerdings nicht gläubig oder spirituell sein. «Ich selber verstehe die wirkende Kraft als eine göttliche», sagt Eglin. «Diese Ansicht muss man natürlich nicht teilen. Man kann die Kraft auch anders benennen. Ich setze lediglich voraus, dass man darauf vertraut, dass die Kraft zum Guten wirkt.»
Doch wie wirkt das Handauflegen konkret? «Es kann auf drei Ebenen wirken: körperlich, psychisch und spirituell», sagt Eglin. Körperlich könne es entspannen, Schmerzen lindern oder zu neuem Elan verhelfen. Auf der psychischen Ebene habe die Zuwendung eine positive Wirkung, weil er sich wahrgenommen und aufgehoben fühle, mitsamt seinen Ängsten oder Schmerzen. Und auch im Bereich der Spiritualität erhält Eglin zahlreiche Rückmeldungen:
«Viele erzählen, dass sie einen inneren Frieden verspüren, oder dass sie einen neuen Zugang zu ihrem Urgefühl gefunden haben.»
Vielversprechende Studienresultate Handauflegen wirke immer, fährt Anemone Eglin fort. «Wie es wirkt, ist aber offen. Ich würde auf keinen Fall Versprechen machen.» Damit orientiert sie sich an den ethischen Richtlinien der Handauflege-Pionierin Anne Höfer. Die gebürtige Engländerin bietet seit Ende der 1980er-Jahre Seminare und Kurse an; 2008 gründete sie die Schule «Open Hands», wo auch Anemone Eglin eine Weiterbildung im Handauflegen besuchte. Obwohl die Theologin keine endgültigen Aussagen über die Wirkung des Handauflegens machen will, ist sie von deren positiver Wirkung überzeugt. Eglin kann diese Überzeugung auch wissenschaftlich untermauern: In Zusammenarbeit mit der Universität Zürich führte sie zwischen 2015 und 2018 zwei Studien zum Handauflegen durch. Bei der ersten wurde die Wirkung des Handauflegens bei Bewohnerinnen und Bewohnern der Langzeitpflege untersucht. Die Resultate der Studie sind vielversprechend: Bei 50 Prozent wurden depressive Stimmungen signifikant reduziert. Und für Schmerzpatientinnen und -patienten ist das therapeutische Handauflegen zumindest kurzfristig eine Wohltat: Sie entspannen sich, folglich lassen die Schmerzen während der Behandlung nach. Langfristig zeigte sich, dass die Patienten ihren Alltag trotz der Schmerzen tendenziell besser bewältigen konnten. «Eigentlich weiss man, dass der menschliche Faktor einen grossen Einfluss auf den Heilungsprozess hat», sagt Eglin. Dennoch sei im
gefragt: anne höfler *
« Haltung des Nichtwissens »
Frau Höfler, braucht es spezielle Vorkenntnisse, Begabungen oder Eigenschaften, um das Handauflegen zu erlernen ?
Grundsätzlich hat jeder die Möglichkeit, die Hand aufzulegen, zum Beispiel bei seinen Kindern oder bei sich selbst. Erst wer mit dem Üben beginnt, sieht, wie weit das gehen kann. Für mich ist das Handauflegen in Kombination mit dem stillen Gebet – dem Bitten um die göttliche heilende Kraft – zu einem inneren Weg geworden.
Und wie geht das, Handauflegen ?
Handauflegen ist eine Kunst, die man wie jede Kunst üben muss. Dabei geht es auch um gewisse Griffe, vor allem aber um das Üben der inneren Haltung. Handauflegen hat viel mit Respekt zu tun. Wir müssen verantwortlich damit umgehen. Es braucht eine Schulung, wenn man das Handauflegen ausserhalb des privaten Rahmens anbieten will, etwa in der Palliativarbeit, wo wir sehr gute Erfahrungen damit machen. Das Handauflegen kann für die Patienten sehr heilsam sein. Und auch die Handauflegenden erfahren, dass sie Kraft bekommen.
Das Handauflegen erschöpft nicht ?
Im Gegenteil! Handauflegen ist keine Einbahnstrasse. Es ist ja nicht meine Kraft, die da wirkt. Handauflegen erfrischt.
Was passiert beim Handauflegen ?
Beim Handauflegen sind wir in einer Haltung des Nichtwissens. Wir machen uns keine Gedanken oder Vorstellungen davon, was geschehen soll. Wir machen uns leer und öffnen uns innerlich für alle Möglichkeiten. So kann die Kraft, die weitaus intelligenter ist als wir, durch uns wirken. Sie kann beim Patienten auf spiritueller, emotionaler oder auch auf körperlicher Ebene wirken. krea
* Anne Höfler (*1944) hat erfahren, dass mittels Handauflegen und Gebet die schlimme Neurodermitis ihrer Tochter geheilt werden konnte. Neugierig geworden hat die gebürtige Engländerin daraufhin bei «Heilern aus vielen Kulturen» studiert. 1989 gründete sie «Open Hands», die «Schule des Handauflegens». Sie bietet Kurse an und arbeitet als Ausbildnerin im Palliativbereich.
heutigen Pflegealltag immer häufiger ein entkoppeltes Verhältnis von Arzt und Patient zu beobachten. Die Telemedizin ist eines von vielen Beispielen dafür. Dabei, betont Eglin, habe der Mensch ein Bedürfnis, berührt und gesehen zu werden. «Hier könnte das Handauflegen ansetzen.»
Zugang zu Demenzkranken
Für den reformierten Pfarrer Andreas Haas, der an der zweiten Studie beteiligt war, kamen die positiven Resultate nicht überraschend. Er war 20 Jahre lang Seelsorger in der Psychiatrischen Klinik Zugersee und bietet das Handauflegen seit Längerem an. Zudem leitet und unterstützt er das Handauflege-Team der City Kirche Zug, das seit über zehn Jahren jeweils zweimal monatlich Handauflegen anbietet. «Im medizinischen Kontext trennt man den Menschen nach griechischem Denken in Körper, Seele und Geist auf», erklärt Haas. «Beim Handauflegen findet diese Trennung nicht statt. Dabei wird der ganze Mensch berührt.» Haas ist davon überzeugt, dass Handauflegen heilen kann. «Heilung muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass die Schmerzen verschwinden und der Körper gesund wird. Heilung kann auch heissen, dass ich annehmen kann und dass ich erkenne: Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit gehören zum Leben.»
Bis das Handauflegen als anerkannte Therapieform im Pflegealltag ankommt, braucht es noch viel Pionierarbeit, meint Anemone Eglin. «Die Medizin braucht Evidenz.» Mit den zwei Studien seien die ersten Schritte in diese Richtung unternommen worden. Gerade im Zusammenhang mit Demenzkranken sieht sie grosses Potenzial: «Menschen mit Demenz sind oft kognitiv nicht mehr erreichbar. Da braucht es neue Zugänge.» Zurzeit ist Eglin mit einer Palliativabteilung für ein neues Projekt im Gespräch. «Wir möchten Freiwillige im Handauflegen schulen, die sich dann für die Patientinnen und Patienten Zeit nehmen.»
Hände auflegen könne grundsätzlich jeder und jede, betont Eglin. «Die universale Kraft ist nicht exklusiv, sondern belebt alles, was existiert.» Man müsse sich aber dazu hingezogen fühlen. «Es verhält sich mit dem Handauflegen ähnlich wie mit dem Klavierspiel: Theoretisch kann jeder Klavier spielen, aber nur einige haben die innere Motivation, das Spielen zu lernen.» Übung brauche vor allem das Training der inneren, absichtslosen Haltung: «Ich lasse geschehen. Was bewirkt wird, steht nicht in meiner Macht.» //
● Buchtipp
● Links
Schule Open Hands: www.anne-hoefler.de
Anne Höfler «Open Hands. Grundlagen und Praxis des Handauflegens», Knaur 2011, ca. Fr. 15.–
Studie zum Downloaden: https://www.age-stiftung.ch/fileadmin/user_upload/ Projekte/2017/028/2019_Age_I_2017_028.pdf
« Der Mensch hat ein Bedürfnis, berührt und gesehen zu werden. »
Anemone Eglin, Theologin
So wirken Berührungen
Osteopathie, Cranio-Sacral-Therapie, Shiatsu oder Therapeutic Touch: Das Behandeln und die Stärkung des Immunsystems mittels sanfter Berührungen werden immer beliebter.
Sogar in manchen Krankenhäusern werden Patienten mittlerweile durch Handauflegen behandelt. «Besonders gut geeignet ist die Methode für Patienten, die zum Beispiel wenig Appetit haben, schlecht mobilisierbar oder in sich zurückgezogen sind», erklärt die deutsche Krankenschwester und Therapeutic-Touch-Therapeutin Wenke Zwickert. Martin Grundwald, Leiter des Haptik Labors an der Uniklinik Leipzig, erklärt: « Die Berührungen lösen unter anderem die Bildung des Hormons Oxytocin aus. Dieses reduziert den Schmerz und sorgt für Entspannung.» Zugleich fördert das Handauflegen den Ausstoss von Glückshormonen wie Dopamin und Serotonin.
Zudem erhöht das Handauflegen die Körpertemperatur, was wiederum verschiedene biologische Reaktionen auslöst: Blutdruck und Herzfrequenz sinken ebenso wie die Konzentration des Stresshormons Cortisol. Eine Studie des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich kommt zu diesem Schluss: «Für Menschen mit chronischen Schmerzen und depressiven Verstimmungen scheint das therapeutische Handauflegen kurzfristig eine Wohltat zu sein: Erkrankte können sich entspannen, ihre Schmerzen nehmen ab und ihr Wohlbefinden steigt. Mittel- und langfristig deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass das therapeutische Handaufl egen vor allem auf die psychischen, sozialen und spirituellen Dimensionen des chronischen Schmerzes eine positive Wirkung ausübt.»
Die positiven Effekte von Berührung würden in der ArztPatienten-Beziehung allerdings nicht genutzt, kritisiert Grunwald: «In der Medizin herrscht Distanz statt Nähe.» Heilen könne das Handauflegen zwar nicht, betont er, «aber bei manchen Menschen die Heilung unterstützen». Wirklich erstaunlich ist das nicht: Behutsam und liebevoll berührt zu werden, tut uns Menschen einfach gut ! krea
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Problematischer Energiekick
Haarausfall, Müdigkeit und Erschöpfung können auf einen Eisenmangel hinweisen. Betroffenen wird oft vorschnell zu Eisenpräparaten oder Eisenfusionen geraten. Doch diese wirken meist nur kurz. Nachhaltiger ist eine Verhaltens- respektive Ernährungsumstellung.
Text: Sabine Hurni, Andreas Krebs
Symptome eines Eisenmangels
Das meiste Eisen in unserem Körper ist im Hämoglobin der Erythrozyten gebunden (zirka 70 Prozent), wo es für den Sauerstofftransport verantwortlich ist. Eisen kommt aber auch in den Muskelzellen, als Speichereisen (vor allem in der Leber) und in einigen Enzymen vor. Das ist auch der Grund für die vielseitigen Symptome, die ein Eisenmangel mit sich bringen kann.
Mittels eines Bluttests kann der Arzt feststellen, ob ein Eisenmangel besteht und wenn ja, wie gravierend er ist. Je nach Ausprägung wird der Mangel in drei Stadien unterteilt: Zunächst besteht nur ein Speichereisenmangel; im zweiten Stadium reicht im Knochenmark die Versorgung der Vorstufen zur Bildung roter Blutkörperchen nicht mehr aus, aber das im Blut vorhandene Hämoglobin liegt noch im Normbereich; erst im dritten Stadium wird der Normbereich des im Blut vorhandenen Hämoglobins unterschritten. In diesem Fall liegt eine sogenannte Eisenmangelanämie vor. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen können aber schon vorher auftreten. Weitere mögliche Symptome eines gravierenderen Mangels sind Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot bei körperlicher Anstrengung, Störungen des Wachstums von Haaren und Nägeln, Zungenbrennen, sowie Blässe der Haut und Schleimhaut.
Kennen Sie das? Sie sind seit Wochen müde und kommen einfach nicht in die Gänge. Das Hamsterrad dreht sich unbeeindruckt im gleichen Tempo weiter und Sie straucheln irgendwie hinterher. Dann verspricht Ihnen jemand eine Energiespritze, gefüllt mit Eisen, die Sie innert 15 Minuten wieder voll leistungsfähig macht. Wer würde da nicht zugreifen?
Um mit dem Tempo der heutigen Zeit Schritt halten zu können, greifen viele Menschen, vor allem Frauen, zum Eisensupplement. Das Spurenelement ist im Körper für viele wichtige Stoffwechselvorgänge verantwortlich: Es bindet im Blut den Sauerstoff und versorgt auf diese Weise jede Körperzelle mit Energie; zudem ist Eisen wichtig für die Blutbildung und für ein gut funktionierendes Immunsystem.
Gute Eisenlieferanten sind tierische Produkte wie Fleisch (insbesondere dunkles) und Fisch. Sie versorgen den Körper mit sogenanntem Häm-Eisen, das nah verwandt ist mit dem körpereigenen Eisen. Etwas schwieriger ist die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen, das in pflanzlicher Nahrung vorkommt. Es braucht Fruchtsäuren und Vitamin C, damit der Körper diese Form des Eisens besser verwerten kann. Isst man das Fleisch zusammen mit Gemüse oder Hülsenfrüchten, werden beide Eisenformen gut aufgenommen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil pflanzliche Nahrung aus vielen Faserstoffen besteht, die den Darm gesund halten – und ein gesunder Darm ist eine grundlegende Voraussetzung für die Aufnahme von Nährstoffen.
Die Eisenaufnahme wird allerdings gehemmt durch den Gerbstoff Tannin aus Rotwein oder Schwarztee, ebenso durch Phytate und Lignine aus Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten, wenn sie nicht mindestens eine Stunde eingelegt wurden. Auch Phosphate aus Cola, Energiedrinks und Kaffee, sowie Oxalsäuren aus Rhabarber oder Spinat beeinträchtigen die Eisenaufnahme. Kalziumverbindungen aus der Milch und Salicylate aus Schmerzmitteln wirken lediglich hemmend auf die Aufnahme von Nicht-Hämeisen, also auf die Eisenzufuhr aus pflanzlichen Lebensmitteln.
Der schnelle Kick
Trotzdem ist es möglich, auf natürliche Weise gut versorgt zu sein mit Eisen. Wer kein oder wenig Fleisch isst, geniesse täglich eine Schale Linsen, Tofu, Soja, Bohnen oder Kichererbsen. Früchte sollten ebenfalls einen festen Platz in der Alltagskost bekommen, ebenso Mandeln, Kürbiskerne, Sesamsamen, grünes Gemüse und Hirse. Alle Energiekicks hingegen, die täglich in Form von Zucker, Kaffee, Cola oder Energiedrinks konsumiert werden, sind «Eisenfresser»: Sie fördern den Mangel.
Eisen ist ein essenzielles Spurenelement, das der Organismus für eine Reihe von Aufgaben benötigt. Ein gesunder, erwachsener Mann sollte täglich rund 10 Milligramm Eisen zu sich nehmen, eine gesunde, erwachsene Frau 15 Milligramm. Dieser Bedarf steigt in der Schwangerschaft auf 30 Milligramm an. Gut, hat die Natur vorgesorgt: Eine Schwangere kann aus den Nahrungsmitteln drei- bis fünfmal mehr Eisen aufnehmen, als nicht schwangere Frauen. Auch bei Menschen in massiven beruflichen oder privaten Stresssituationen kann der Eisenbedarf steigen; ebenso bei Leistungssportlern und Menschen mit chronischen Krankheiten.
Eiseninfusionen –ein gefährlicher Trend
Es gibt diverse Nahrungsergänzungsmittel und Tabletten, die einem Eisenmangel vorbeugen oder einen solchen gar beheben sollen. Das Hauptproblem der Tabletten ist die schlechte Verträglichkeit: Viele klagen über Magenschmerzen, Übelkeit, Verstopfungen oder Durchfall. Um diese Nebenwirkungen zu minimieren, sollte man die Tabletten vor dem Schlafengehen einnehmen. Eine orale Behandlung hat weitere Nachteile. Dazu gehören die schlechte Absorption, die lange Therapiedauer und die Notwendigkeit zur täglichen Einnahme.
Eiseninfusionen dürfen als Mittel der 2. Wahl nur Patienten verabreicht werden, bei denen Tabletten nicht genug wirken oder nicht gegeben werden können. Zudem muss ein Bluttest bestätigen, dass tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt. Die intravenöse Gabe hat zwar den Vorteil eines schnelleren Therapieerfolgs und einer besseren Verträglichkeit, birgt jedoch das Risiko schwerer allergischer Reaktionen, bis hin zur lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktion. Eine enge Überwachung des Patienten mit der Möglichkeit der Reanimation muss deshalb während der Infusion und mindestens 30 Minuten danach sichergestellt sein!
«Von einer unkritischen Verabreichung von Eiseninfusionen zur symptomatischen Behandlung von Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und anderen Symptomen, wie sie derzeit von einigen europäischen Eisenzentren proklamiert wird, ist abzuraten», schreibt die «Pharmazeutische Zeitung». Abgesehen von der lebensbedrohlichen Überempfindlichkeitsreaktion und einem plötzlichen Blutdruckabfall bestehe bei intravenöser Eisengabe das Risiko einer Eisenüberladung (Siderose), die Organe wie Leber, Herz, Pankreas, Gehirn und Muskeln schädigen kann. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Hautausschlag, Reaktionen an der Injektionsstelle, Venenentzündung, metallischer Geschmack, Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung, Durchfall und Gelenkschmerzen.
Seit einigen Jahren zeigt sich in der Schweiz die Tendenz, bei ersten Anzeichen eines Eisenmangels sofort zur Eiseninfusion zu greifen. Doch nicht in jedem Fall ist eine Infusion wirklich nötig. Oft werden Eiseninfusionen bereits verschrieben, wenn jemand bloss über Erschöpfung, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen klagt. Es ist die Antwort der Ärzteschaft auf diese komplexen und oft mit einem emotionalen Gemütszustand verbundenen Beschwerdebildern. Es ist eine einfache Antwort und eine effiziente Möglichkeit, Arzt und Patientin glücklich zu machen: Innert 15 Minuten ist der Eisenspiegel auf gewünschtem Niveau und die Energie mehrheitlich wiederhergestellt. Doch so hilfreich für manche Betroffenen die Behandlungen sind, so schnell kann der Eisenspiegel wieder sinken, wenn nicht gleichzeitig eine Verhaltens- oder Ernährungsänderung vollzogen wird.
Öfters mal Innehalten
Die Naturheilkunde profitiert genauso vom Trend des Eisenmangels wie die Schulmedizin: hier das Brennnesselpräpa-
gesund werden | eisenmangel
rat, dort die Schüsslersalze, die Nahrungsergänzung oder der Kräutersaft – von allen Seiten wird den Frauen Diverses empfohlen, damit sie möglichst viel Eisen zu sich nehmen. Schüsslersalze helfen zwar, Eisenmangel vorzubeugen und zu beheben (Nr. 2 regt die Zellbildung im Blut an, Nr. 3 unterstützt die Aufnahme und Verwertung von Eisen aus der Nahrung). Nur stellt sich die Frage: Darf man denn nicht mehr müde sein? Fehlt das Eisen wirklich oder ist die schlechte Aufnahme Ausdruck eines viel tieferen Mangels? Müssen wir wirklich pausenlos herumrennen oder dürfen wir auch mal Innehalten? Der gesellschaftliche Stress ist oft selbstgemacht. Irgendwann muss dieses uferlose Streben nach besser, schöner, schneller, teurer ja müde machen! Wir verlieren uns, haben keinen Zugang mehr zu unserer inneren Kraftquelle, wo auch das Vertrauen und die Geborgenheit sitzen, und verpassen die wesentlichen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Ja, vielleicht wird mit dem Aktivismus kompensiert, was im Inneren fehlt: die Nestwärme sich selbst gegenüber.
Eisen wird besser aufgenommen, wenn sich jemand im Alltag regelmässig entspannt. Und in Ruhe isst. Ein wichtiger Schritt in der natürlichen Behandlung von Energiemangel heisst deshalb: Einen Gang herunter fahren, dem Gehirn Denkpausen gönnen, ausgewogen essen und beim Kochen dafür sorgen, dass die Nährstoffe optimal aufgenommen werden können – was bedingt, dass man überhaupt kocht und nicht einfach nur ein Joghurt oder ein Stück Brot isst. Die tägliche Nahrung soll vielfältig sein, der Frischkost-
anteil möglichst gross und mit grünen Kräutern soll man auch nicht geizen; besonders viel Eisen enthalten Brennnesseln, Löwenzahn, Franzosenkraut, Guter Heinrich und Vogelmiere, aber auch Petersilie, Liebstöckel, Majoran, Oregano und Thymian. Gerne darf also öfters mal ein (Wild) Kräutersalat serviert werden. Viel Eisen enthalten auch Erbsen, Bohnen und Linsen. Ein besonders guter Eisenlieferant sind indes dunkles Fleisch, Leber und Blutwurst. Die Resorption des Eisens kann durch zahlreiche Nahrungsmittel sowohl positiv (Vitamin C) als auch negativ (Kaffee, Tee, Milchprodukte) beeinflusst werden. Doch selbst bei einer optimalen Ernährung und täglich viel Bewegung wird die Müdigkeit nicht von heute auf morgen verschwinden; langfristig aber haben die Massnahmen das Potenzial, die Lebensqualität deutlich zu steigern.
Wenn man nun aber seit Wochen schlapp ist? Dann kann eine Substitution mit Eisen mitunter Sinn machen. Sie wird jedoch das Grundübel nicht beseitigen. Wer also mithilfe von Eisenpräparaten oder gar -infusionen in regelmässig das Depot füllt, geht nicht nur ein Risiko ein (siehe Box), sondern tritt auch am Ort. Es scheint ja nicht nötig, etwas an der Lebenssituation zu ändern, welche die grosse Müdigkeit herbeigeführt hat. Nachhaltiger wäre für die meisten Betroffenen eine Anpassung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten; eine Feinjustierung des eigenen Denkens und Handelns; und öfters mal ein klares «Nein!» zu äusseren Umständen, zugunsten eines vertrauensvollen «Ja !» zu sich selbst. //
Biochemische Mineralstoffe nach Dr. Schüssler
Kein Buch ohne Eselsohren
«Es ist schön zu leben, weil Leben Anfangen ist, immer, in jedem Augenblick»: Dieses Zitat aus dem Tagebuch des italienischen Schriftstellers Cesare Pavese, portiert von Simon Leyland, dem Hauptakteur des Romans «Das Gewicht der Worte» von Pascal Mercier, alias Peter Bieri, hat ein Eselsohr im Buch verdient ! Das ist meine Art, Bücher zu lesen. Die Eselsohren helfen mir, immer wieder zu den Goldkörnern zurückkehren, die aufgeleuchtet sind, die mich berührt haben beim Lesen. Leyland wird von einem ärztlichen Irrtum aus der Bahn geworfen. Und gleichwohl eröffnet ihm genau dieser Irrtum die Möglichkeit, sein Leben noch einmal völlig neu einzurichten. Als professioneller Übersetzer beschäftigt er sich mit Literatur. Und es sind Impulse dieser Literatur, die ihn immer wieder bereichern und ihn zur Freiheit zurückfinden lassen, sein Leben zu gestalten. Impulse wie das Zitat Paveses.
Das Zitat des italienischen Schriftstellers stösst auf Resonanz der Zen-Meditation, so wie ich sie in unserem Lassalle-Haus erlebe: «Zen-Geist ist Anfängergeist.» Wie oft habe ich diese Worte zu Beginn der morgendlichen Meditation von meinem Jesuitenkollegen und Zen-Meister Niklaus Brantschen gehört. Diese Worte haben mir geholfen, eine Lebenshaltung zu kultivieren, die ich als sehr hilfreich erfahren habe. Ich höre sie in Momenten, in denen uns als Team oder mir als einzelnen wichtige Meilensteine gelungen sind. Und ich höre sie in diesen Wochen auch in Momenten, in denen wir einen Misserfolg verkraften müssen oder in unserem be-
Kurse im Lassalle-Haus
Herbstfasten
Im «Weniger» die Fülle entdecken
17. bis 27. September
Do. 17 – So. 9 Uhr
27. September bis 4. Oktober
So. 17 – So. 9 Uhr
Musik als Weg zur Spiritualität
Mit Cello und Klavier-Konzert
18. bis 20. September
Fr. 18.30 – So. 13.30 Uhr
Nada-Natya-Yoga
Urklang und tanzende Bewegung verbinden
27. bis 30. September
So. 18.30 – Mi. 16.00 Uhr
Sufismus
Die Mystik des Islam entdecken
2. bis 4. Oktober
Fr. 18.30 – So. 13.30 Uhr
Infos und Anmeldung : Telefon 041 757 14 14 info@lassalle-haus.org www.lassalle-haus.org
ruflichen oder privaten Leben Dinge zu Bruch gegangen sind. Das Ideal wäre, so meint Niklaus, von Erfolg und Misserfolg unabhängig zu werden. Denn so oder so: Es braucht immer wieder die Demut und die Entschiedenheit des Neuanfangs.
Jeder Neuanfang ist ein schöpferischer Prozess, der Stille benötigt. Diese schlichte Lebensweisheit teilt eine Schriftstellerin dem Helden des besagten Buches mit, der selbst immer wieder die Stille sucht. Er braucht sie, um die passenden Worte zu finden für eine gelungene Übersetzung. «Man zerstört das Mysterium, wenn man es aufschriebe oder analytisch darüber nachdächte. Es geht nicht darum, das Mysterium zu verstehen, es geht nur darum, es zu leben.» Das erinnert mich an die Entscheidungshilfen unseres Ordensgründers Ignatius. Erstaunlicherweise ermutigt er uns, unseren spontanen Reaktionen zu vertrauen. Er verweist auf unsere Gefühle und lässt sie uns gewichten. Und erst als Vergewisserung sind wir eingeladen, unsere Entscheidung auch rational noch einmal zu überprüfen.
In meiner Leitungsverantwortung sind es oft Gefühle, ob etwas stimmig ist oder nicht, die den ersten Ausschlag für eine Entscheidung geben. Und die Stille hilft mir, auf meine Gefühle zu lauschen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass ein Eselsohr mich an diese Stelle im Buch zurückführt.
Das Lassalle-Haus in Edlibach ist ein von Jesuiten geführtes interreligiöses, spirituelles Zentrum mit einem breiten Kursangebot, das von Zen-Meditation über Natur seminare bis zu klassischen Exerzitien reicht. Für «natürlich» schreiben der Jesuit Tobias Karcher und die Pfarrerin Noa Zenger abwechselnd die Kolumne «Gedankensplitter».
* Tobias Karcher (59) ist Jesuit und Direktor des LassalleHauses Bad Schönbrunn, Bildungszentrum der Jesuiten in Edlibach im Kanton Zug.
● staunen und wissen
gewusst
Ein Ei am Tag ist unbedenklich
Ein mässiger Eierkonsum von einem Ei pro Tag erhöht nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Sterblichkeit, auch nicht bei Menschen mit einer entsprechenden Vorerkrankung oder Risikofaktoren wie erhöhtes Cholesterin und Diabetes. Zu diesen Erkenntnissen kam ein Forscherteam der kanadischen McMaster University nach Auswertung der Daten aus drei Langzeitstudien mit rund 18 000 Teilnehmern aus 50 Ländern. Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen dem Eikonsum und dem Blutcholesterin, seinen Bestandteilen oder anderen Risikofaktoren gefunden. Obwohl Eier eine preiswerte Quelle für essenzielle Nährstoffe sind, empfehlen manche Ernährungsgesellschaften, den Verzehr auf weniger als drei Eier pro Woche zu beschränken. Frühere Studien zum Eierkonsum und zu Krankheiten seien jedoch widersprüchlich gewesen, so die Autoren der aktuellen Auswertung. MM
Wie Menschen dich behandeln ist ihr Karma, wie du reagierst ist deins.
Wayne Dyer, US-amerikanischer Psychologe und Autor, 1940 – 2015
Abkehr von Social Media
D ie meisten Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren sind zwar von Technik begeistert; zwei Drittel glauben gar, dass die Digitalisierung die grössten Probleme der Menschheit lösen kann, wie eine globale Umfrage der Medienagentur Dentsu Aegis Network zeigt. Gleichzeitig hat sich ein Fünftel der Mitglieder der Generation Z in den vergangenen zwölf Monaten von sozialen Medien verabschiedet. Vor allem in Europa verzichten immer mehr junge Menschen auf Facebook, Twitter und Co., hauptsächlich, weil sie die unerlaubte Nutzung ihrer Daten und einen negativen Einfluss auf die Politik sowie ihr psychisches Wohlbefinden fürchten. pressetext.com
Generation Z
Wir versinken im Müll
Mit über 700 Kilogramm pro Person produziert die Schweiz viel zu viel Abfall. Weltweit sind nur die Dänen, Norweger, US Amerikaner und Neuseeländer schlimmere Abfallsünder. Greenpeace lanciert nun eine Aktion, die zeigt, wie jeder einzelne seinen Abfallberg verkleinern kann. Schon wenige Handlungen helfen dabei, wie ein kostenlos bestellbares Poster zeigt, das sich z. B. gut in Küchen macht.
Eine grosse Verantwortung liegt zwar auch bei den Konzernen und Detailhändlern. Doch darauf warten, dass sie handeln, müssen wir nicht: Jeder hat es schon heute in der Hand, auf (Einweg)Verpackungen zu verzichten. Die Vision «Zero Waste» bedingt ein Umdenken und mehr Achtsamkeit beim Einkaufen (rethink); damit vermeiden wir alles Unnötige (reduce); und für die restlichen Verpackungen steigen wir auf Mehrwegbehälter (reuse) um. Bisher sind indes einzig Mehrwegbeutel für Früchte und Gemüse weit verbreitet; bei den anderen Kategorien ist das Angebot klein bis inexistent.
Auch das will Greenpeace ändern. Mehr über die Vision auf www.greenpeace.ch
Lebensmittel für Notleidende
«Schweizer Tafel», «Partage», «Tischlein deck dich» und andere gemeinnützige Organisationen haben letztes Jahr bei Supermärkten über 10 000 Tonnen überschüssige Lebensmittel abgeholt und sie an Gassenküchen und Notunterkünfte verteilt. Durch die Corona-Krise hat sich die Nachfrage nun fast verdoppelt, meldet die «Schweizer Tafel». Anfang Mai kam es in Genf gar zu Szenen, die man sonst nur aus Krisenregionen kennt: 2500 Menschen standen in einer kilometerlangen Schlange, um Nahrungsmittel zu erhalten. Organisiert wurde die Hilfsaktion von der Organisation Ärzte ohne Grenzen.
2018 lag die offizielle Armutsgrenze in der Schweiz bei 2293 Franken pro Monat für Einzelpersonen und bei 3968 Franken für Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern.
Beobachter/krea
Pandemie der Armut
Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise werden immens sein – weltweit. Regionen aber, die bereits vor Corona mit Missständen zu kämpfen hatten, werden besonders betroffen sein. So rechnen die Vereinten Nationen (UN) damit, dass die Pandemie die Zahl der Menschen in Armut in Lateinamerika und der Karibik um 45 Millionen steigen lässt. Und sie warnen vor einer «Hungerpandemie» vor allem in Afrika, verursacht durch die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen: Die UN befürchten, dass sich die Zahl der Hungernden von 135 auf 265 Mio. Menschen nahezu verdoppelt. zeitpunkt.ch/krea
Abfall
● Corona
Herbstanfang:
Jetzt werden die Tage am schnellsten kürzer
Am 22. September um 15.31 Uhr überquert die Sonne den Himmelsäquator südwärts; die Sonne steht dann über dem Äquator im Zenit und Tag und Nacht sind überall gleich lang – damit beginnt der Herbst. Die Bedingungen sind an diesem Tag gleich wie im Frühling, nur sind alle Vorzeichen umgekehrt: Auf der Nordhalbkugel geht es winterwärts, auf der Südhalbkugel sommerwärts.
Am Nordpol geht an diesem Tag die Sonne unter, um die Polarnacht einzuleiten, am Südpol hingegen geht sie nach sechs Monaten wieder auf.
Die schnellste Änderung der Tageslänge findet jeweils im Frühling und Herbst statt. Am Herbstanfang werden die Tage am schnellsten kürzer – bei uns um knapp 3,5 Minuten pro Tag (ebenso schnell nehmen sie dann im Frühling wieder zu). Vom 22. September bis zum 28. Oktober verkürzt sich der Tag um zwei volle Stunden. Vergleicht man die gleiche Zeitspanne vom 15. November bis zum 21. Dezember sind es nur 54 Minuten. Bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember wird die Verkürzung der Tage immer mehr gebremst – und kehrt sich danach wieder ins Gegenteil um.
Andreas Walker
Elektroschrott
Die Berge wachsen
Weltweit werden jedes Jahr 2,5 Millionen Tonnen mehr Elektrogeräte gekauft als im Jahr davor, Solarpanels nicht mit eingerechnet. Viele dieser Geräte werden schon nach wenigen Jahren entsorgt. Und so wächst und wächst der globale E-Müllberg: In den letzten fünf Jahren um insgesamt ein Fünftel oder fast ein Kilogramm pro Kopf, wie der «Global E-Waste Monitor 2020» aufzeigt. 2019 wurden weltweit 54 Millionen Tonnen Elektromüll weggeworfen, 7,3 Kilogramm pro Kopf und 9 Millionen Tonnen mehr als bei der letzten Zählung 2014. Nur ein kleiner Teil wird recycelt. Setzt sich diese Entwicklung fort, wird die Menschheit bis 2030 auf jährlich 74,7 Millionen Tonnen alten Elektrogeräten sitzen, schätzen die Autoren der Studie. Am meisten Elektroschrott pro Kopf produzieren die Europäer: 16,2 Kilogramm pro Jahr. In der Schweiz sind es sogar satte 23,3 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Wenigstens liegen wir auch in Sachen Recycling weit vorne: 2017 wurde laut OECD 63 Prozent des Elektronikschrotts gesammelt. Wobei «Einsammeln» nicht das Gleiche ist wie «Wiederverwerten»: ein Teil dieses Mülls wird verbrannt oder exportiert. infosperber.ch
Volk ist skeptisch
1450 Einsprachen und 120 000 Unterschriften gegen Baugesuche von 5G-Antennen in nur einem Jahr. Dies verkündet der Verein «Schutz vor Strahlung» in seinem Halbjahresbericht. Der Verein fordert ein nationales Moratorium gegen die neue Mobilfunkgeneration 5G: «Zum Schutz unserer Gesundheit, unserer Umwelt und unserer Nachkommen. Jetzt!» Für die «Mobilfunkinitiative» und die «Mobilfunkhaftungs-Initiative» können weiterhin Unterschriften gesammelt werden, ebenso für die Volksinitiative «zur vernünftigen Weiterentwicklung des Mobilfunks».
Die Mehrheit der Bevölkerung möchte gemäss Umfragen kein 5G. Jeder Zweite glaubt gar, dass 5G krank macht. Vielleicht auch aufgrund des Widerstands aus der Bevölkerung hatte der Bundesrat im April 2020 entschieden, die Grenzwerte nicht zu erhöhen. Die Kantone Zug, Genf, Jura und Waadt verfügen über ein Moratorium, das heisst, es dürfen dort derzeit keine neuen Antennen errichtet werden. krea Mehr Infos auf www.schutz-vor-strahlung.ch
5G-Mobilfunk
buchtipps
Biografie in Wort und Bild
Marie Curie war eine herausragende Wissenschaftlerin – und sie veränderte die Welt: Mit ihrem leidenschaftlichen Drang, die Gesetze der Natur zu verstehen, erlangte sie bahnbrechende Erkenntnisse über die Radioaktivität. Und das in einer Zeit, in der Frauen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt war. Wie nur schaffte sie das?
Die Graphic Novel zeichnet die bewegte und beeindruckende Lebensgeschichte jener Frau auf, die als erste überhaupt den Nobelpreis gewann. Preiswürdig ist auch das vorliegende Werk: Trotz der unumgänglichen Verknappung der Biografie Curies ist es Bildung auf hohem Niveau – und das äusserst kunstvoll gestaltet. Ein wahrer Lesegenuss!
F. Østerfeldt, A. Andersen und A. Blaszczyk «Marie Curie. Ein Licht im Dunkeln», Knesebeck 2020, ca. Fr. 33.–
Überwältigend !
So haben Sie Insekten noch nie gesehen: der Naturfotograf Thomas Marent präsentiert seine besten Bilder von in der Schweiz fotografierten Insekten in einem phänomenalen Bildband. Nur wenige Menschen dürften je die filigranen Eiertürmchen des Landkärtchens oder die Eigelege des Grossen Fuchses entdeckt haben; auch die Puppe des Aurorafalters, die gut getarnte Kupferglucke oder die bizarr anmutende Raupe des Buchen-Zahnspinners dürften nur Experten bekannt sein. Dass man Seltenheiten wie den Isabellaspinner, die spektakuläre Raupe des Grossen Gabelschwanzes oder die Büffelzikade überhaupt entdeckt, erfordert grosse Kenntnisse der Spezies und unheimlich viel Geduld. Wer diese Wunder der Natur dann auch noch so in Szene setzt, ist zweifellos ein Meister seines Fachs. Und so ist das vorliegende Werk nicht nur ein Genuss für alle Insektenfreunde und Naturfotografen, sondern auch für alle, die Freude an Formen, Farben und den bizarren Einfällen der Natur haben.
Thomas Marent
«Die schönsten Insekten der Schweiz. Eine gefährdete Welt entdecken», LandLiebe Edition 2020, ca. Fr. 48.–
10.
Filme für die Erde-Festival
In 15 Städten werden am 18. September fünf der besten aktuellen Umweltdokumentationen gezeigt (Hauptfilm: The Story of Plastic). Sämtliche Vorführungen sind kostenlos. Am Sonntag, 20. September gibt es in Winterthur, Bern und Basel einen zusätzlichen Festivaltag mit zwei Dokus sowie Workshops zu Themen wie Abfallvermeidung oder Upcycling. Aufgrund der CoronaSchutzbestimmungen müssen Tickets reserviert werden. Mehr Infos auf www.filmsfortheearth.org
Wasserhosen im Spätsommer
Tornados sind sehr starke, jedoch kleinräumige Wirbelstürme. Wasserhosen sind viel schwächer als Tornados und entstehen grundsätzlich über grossen Wasserflächen. Wasserhosen und Tornados sind von der Entstehung her jedoch sehr ähnlich. Beide Phänomene entwickeln sich aus der Unterseite einer gut entwickelten Quellwolke. Der Name Wasserhose für diese Saugwirbel kommt aus dem Englischen: «hose» heisst Schlauch.
In der Schweiz sind Tornados glücklicherweise selten und von geringer Intensität; deshalb halten sich die Schäden in Grenzen. Am häufigsten werden sie bei uns über grossen Seen als Wasserhosen sichtbar. Diese treten vor allem im Spätsommer oder Herbst auf, wenn labile Kaltluft über die noch warmen Seen gleitet. Gut ausgeprägte Exemplare erinnern vom Aussehen her an Tornados, wie wir sie aus den USA kennen. Wichtig ist vor allem das Fehlen von Bodenwind, das eine ungestörte Entwicklung dieses Saugwirbels ermöglicht. Das Bild zeigt eine Wasserhose über dem Bodensee, wo dieses Phänomen fast jedes Jahr zu beobachten ist.
Andreas Walker
Nach der Ernte
Die Haupterntezeit ist vorbei; es herbstet schon bald. Was jetzt im Garten zu tun ist. Und wie wir das ganze Jahr über frische Kräuter geniessen können.
Frances Vetter
Text:
Im August konnten wir eine reiche Ernte einfahren. Das frühe Gemüse hat Remo bereits weitgehend abgeerntet; jetzt bringen vor allem Busch- und Stangenbohnen, Zucchini, Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken noch grössere Erträge. Auch die alten Kartoffelsorten wie Parli, Acht-Wochen-Nüdeli, Corne de Gatte, Lötschentaler, Blaue Schweden und Fläckler sollten bis Ende September geerntet sein. Bleiben die Knollen länger im Boden, werden sie zwar grösser, aber das Risiko von Frass-Schäden durch Schnecken und Nager nimmt deutlich zu. Wir lassen die geernteten Kartoffeln kurz antrocknen, sortieren beschädigte Exemplare für den direkten Verzehr aus und lagern die übrigen Knollen in lichtdichten Säcken im trockenen Keller oder Erdloch.
Im September wird bei uns auch schon aufgeräumt. Wir haben es uns angeeignet, gleich nach der Ernte altes Laub und Pflanzenreste von den Beeten zu räumen; alles gesunde Material bringen wir auf den Komposthaufen. Der Grund: Wenn man die Pflanzenabfälle auf dem Beet verrotten lässt, besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten. Auf den abgeernteten Beeten, die nicht mehr gebraucht werden, säen wir Phacelia (Bienenweide) als Gründüngung ein. So kann kein Unkraut aufkommen und die Gartenbeete erhalten Nährstoffe, trocknen nicht aus und eine feinkrümelige Erde entsteht.
Die Liebe zu den Kräutern Kräuter lassen sich sehr gut in Schalen, Kübeln und Balkonkisten ziehen. Sie sollten auf keinem Balkon fehlen, denn die vielfältigen Aromen der Kräuter sind ein Genuss – und gesund dazu. Kräuter bevorzugen eine milde, sonnige Lage,
frances und remo vetter*
Rezept Kräuter-Pesto
Eine Handvoll Kräuter (Majoran, Schnittlauch, Petersilie, Basilikum, Thymian, Rosmarin, Salbei usw.) fein zerkleinern, Olivenöl, geriebenen Parmesan, etwas Salz und Pfeffer beigeben und gut durchmischen.
Schon ist das Pesto fertig! Ideal als Begleiter zu Spaghetti mit frischen Cherrytomaten, z. B. für den plötzlichen Hunger oder wenn spontan Gäste auftauchen. Ein wenig Olivenöl und Parmesan dazu und in wenigen Minuten ist das feine Gericht serviert.
idealerweise in der Nähe der Küche, damit man jederzeit schnell Zugriff hat, um die Speisen zu verfeinern. Meistens sind es die jungen Triebspitzen oder Blättchen, die verwendet werden. Durch regelmässiges Ernten von jungen Trieben und Blättern werden die Pflanzen zu einem buschigen Wachstum angeregt. Schnittlauch, Minze oder Zitronenmelisse kann man zwischendurch ganz zurückschneiden, dadurch bleiben die Pflanzen kompakt und bilden neue Triebe aus.
Wir säen die ganze Saison hindurch, von Mai bis September, Kräuter im Zwei-Wochen-Rhythmus. So können wir immer frische Kräuter ernten. Als Pflanzenerde eignet sich gewöhnliche Blumen- oder Gemüseerde, die wir mit etwas Kompost anreichern. Kräuter sind Schwachzehrer und sollten keine zu reichhaltige Erde und keinen Mist erhalten. Wichtig ist es, die Erde gleichmässig feucht zu halten und nicht austrocknen zu lassen. Damit die Kräuter gleichmässig wachsen, sollte man die Kästen und Töpfe einmal wöchentlich
drehen (etwa eine Vierteldrehung) damit die Pflanzen gleichmässig Sonne und Licht erhalten.
Kräuter aus Hydrokultur, auch im
Winter
Weil wir im Winter gerne frische Pfefferminze geniessen möchten, graben wir jetzt Wurzelausläufer aus und setzen sie fünf Zentimeter tief in Kästen. So können wir auf dem Fensterbrett während der kalten Monate das aromatische Kraut ernten. Das funktioniert auch mit vielen anderen Kräutern wie Basilikum und Petersilie. Aber auch Salbei, Lorbeer, Rosmarin, Zitronenmelisse und Thymian sind gut für die Fensterbank geeignet.
Einige Kräuter lassen sich auch ohne Erde auf der Fensterbank züchten, als sogenannte Hydroponik oder Hydrokultur. Dabei gedeihen Zitronenmelisse, Estragon, Basilikum und Co. in Gläsern mit Wasser. Besonders schnell wachsen Sorten, die über Stecklinge vermehrt werden, etwa Oregano, Rosmarin oder Salbei. Als Stecklinge eignen sich die jüngsten Triebe ausgewachsener Pflanzen aus dem Garten: Etwa 10 bis 15 Zentimeter lange Stecklinge unter den Knoten, aus denen sich Blätter entwickeln, abschneiden und in ein Glas Wasser stellen. Idealerweise nimmt man getönte Gefässe, sodass der Wurzelbereich dunkel ist; das verhindert das Algenwachstum. Das Wasser muss alle paar Tage gewechselt werden; es darf nie modrig riechen. Die Blätter dürfen nicht im Wasser stehen, nur der Stängel, an dem sich bald Wurzeln bilden.
* Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.
«Wasserkräuter» sind also einfach zu kultivieren und zu pflegen – und viel geschmackvoller als getrocknete oder tiefgefrorene Kräuter. Zudem sehen sie hübsch aus auf dem Fenstersims und einige beduften gleich den Raum, etwa Zitronenmelisse oder Minze. Die meisten Kräuter bevorzugen einen warmen und hellen Standort. Wenn ihre Wurzeln kräftig genug sind, kann die Ernte beginnen: Dabei immer nur etwa einen Drittel der Blattmasse ernten. //
Gartenarbeiten im September
Die meisten Ernten werden nun eingebracht. Die Äpfel müssen vom Baum und werden eingelagert oder vermostet. Am Boden liegende Früchte werden gerne von Schädlingen zum Überwintern genutzt, darum ist es ratsam, das Fallobst einzusammeln.
Es gilt, milde, trockene Tage für Neupflanzungen zu nutzen. Wenn wir in den nächsten Jahren eigene Äpfel und Birnen ernten möchten, müssen wir jetzt Jungbäume in gut vorbereitete Pflanzgruben setzen.
Arbeiten im Nutzgarten
● Tomatenpflanzen tragen noch Früchte. Grüne Tomaten reifen häufig am Strauch aus, wenn man sie mit Folienhauben einpackt.
● Zucchini werden vor dem ersten Frost geerntet. Bis dahin gilt es, die Pflanzen regelmässig zu wässern und zu düngen.
● Die Frühherbst-Sonne lässt Kürbisse jetzt richtig ausreifen und sorgt dafür, dass das Fruchtfleisch schön süss und die Schale holzig wird. Sie sollten bei trockenem Wetter
möglichst lange auf den Beeten liegenbleiben und nachreifen.
● Anfang September können noch Radieschen, Schnittsalat und Spinat gesät werden. Feldsalat für die Frühjahrsernte säen wir bis Mitte September.
● Auf Beete, die nicht mehr genutzt werden, säen wir als Gründung Bienenweide (Phacelia)
● Johannisbeeren können aus diesjährigen, kräftigen Trieben vermehrt werden. Dazu wird der Trieb entblättert, in sandige, humose Erde gesteckt und ausreichend gewässert.
● Quitten und Birnbäumen tut eine leichte Mulchschicht gut. Ein Stammanstrich mit Lehm schützt Obstbäume im Winter.
● Die beste Zeit für den Gehölzschnitt sind der Herbst und der Winter. Krankes und altes Holz schneiden wir weg. Nach dem Schnitt müssen Wundränder und Schnittflächen versorgt werden. Mit einer Verschlussmasse muss sauber und dicht verschlossen werden.
● Holzstapel, Laubhügel und Steinhaufen räumen wir im Herbst nicht weg. Igel und Eidechsen, die sich vielleicht schon zum Winterschlaf darin zurückgezogen haben, sollten nicht mehr gestört werden.
● Chinakohl, Sellerie, Winterlauch, Winterendivie, Rosenkohl, Pastinaken und Federkohl anhäufeln und auf den Beeten belassen. Sie werden geschmacklich und inhaltlich besser, wenn sie etwas Frost bekommen.
● Rhabarber neu pflanzen und alte Stöcke mit Kompost oder verrottetem Mist abdecken.
● Rüben und Kürbisse ernten, kühl und trocken aufbewahren.
● Letzte Kräuter ernten. Stecklinge für «Wasserkräuter» machen (siehe Lauftext).
Arbeiten im Ziergarten
● Herbstblühende Zwiebelpflanzen müssen in die Erde. Die Knollen werden vorher 24 Stunden lang in Wasser eingeweicht.
● Tulpen-, Narzissen-, Krokuszwiebeln und andere Frühjahrsblüher kommen in den Boden. Je früher wir diese im Herbst pflanzen, desto besser wachsen sie an und umso schöner blühen sie im Frühling. Alle Arten brauchen einen lockeren Boden. Wenn man etwas Kompost in das Pflanzloch gibt, ist für genügend Nährstoffe gesorgt. Bei undurchlässigem Boden etwas Sand hinzufügen.
● Pflegeleichte Pflanzen wie Erika oder Chrysanthemen lösen die Sommerblumen und Kräuter in den Balkonkästen ab.
● Wintergrüne Gehölze wie Eibe und Efeu werden gepflanzt. So haben sie vor dem Winter noch genug Zeit, Wurzeln zu bilden.
● Der Heckenschnitt wird bis Ende September durchgeführt.
● Nach dem Laubfall lassen sich ungünstig platzierte oder zu eng stehend Bäume und Sträucher sehr gut umsetzen.
● Rosen vertragen jetzt noch einen Schnitt. Wir verjüngen die Pflanzen nur leicht und schneiden lediglich kranke und verblühte Triebe zurück.
● Margeriten, Schwertlilien, Herbstastern und Rittersporn teilen wir alle drei bis vier Jahre im Herbst und versetzen sie anschliessend.
VIELFALT | Familiengärten sind Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere – und gleichzeitig wertvoller Naherholungsraum für in der Stadt wohnende Menschen.
Stark verdichtete städtische Ballungsräume sind oft arm an Pflanzen- und Tierarten und werden von vielen Menschen in ihrer Freizeit gemieden. Die darin liegenden offenen, nicht versiegelten Flächen sowie Parks und Gärten hingegen ziehen Menschen an. Warum ist das so? Forschende der Eidg. Forschungsanstalt WSL und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) wollten es genauer wissen. In einer Erhebung stellten sie unter anderem Fragen zur natürlichen Vielfalt und zum sozialen Wert von Stadt- und Familiengärten in urbanen Räumen. Und sie wollten wissen, was die Menschen dazu bringt, einen Garten auf eine bestimmte Weise zu pflegen und welche Motivationen und Einstellungen ihr Handeln beeinflussen.
Abstand zum Alltag
So erfuhren die Forschenden, dass eine grosse Mehrheit der Besitzerinnen und Pächter von Familien- und Hausgärten sich vor allem deswegen gerne in der Natur aufhält, weil sie Abstand zum Alltag gewinnen will. Dass dies tatsächlich gelingt, zeigen die Daten einer zweiten Umfrage: «Die Mehrheit der Menschen mit einem Garten fühlt sich nach dem Aufenthalt in diesem viel entspannter als vorher; besonders deutlich ist dieser Effekt in den Familiengärten», fasst Nicole Bauer von der WSL eines der zentralen Ergebnisse dieser Umfrage zusammen. In Städten lebende Menschen besuchen ihren Garten vor allem, um an der frischen Luft zu sein, die Schönheit der Natur zu erleben und die Ruhe zu geniessen. Für rund 15 Prozent der Gärtnerinnen und Gärtner ist die Gartenarbeit allerdings auch ein Stressfaktor, bedeutet die Gartenpflege doch mitunter auch schweisstreibende Arbeit.
Trotzdem: Die überwiegende Mehrheit tankt mit der Gartenarbeit Energie für den Alltag. Ebenfalls erfreulich: Die meisten der Befragten bekennen sich klar zur Förderung der biologischen
Oasen des Beisammenseins
Gärten bieten Naturnähe, Ruhe und Erholung. Sie sind nicht nur Horte der Biodiversität, sondern haben auch grosse soziale Bedeutung.
Vielfalt. Konkret fördern sie die Biodiversität, indem sie Gemüse- und Blumenbeete anlegen und Lebensräume wie Asthaufen für Igel, Nistkästen für Vögel oder Wiesenflächen für Insekten schaffen und Bienenhotels aufhängen. Die Anlage von Trockensteinmauern ist besonders in Hausgärten beliebt.
Gegenpol zur Verdichtung
Neben der Erholungsfunktion haben Stadtgärten eine wichtige soziale Funktion: Sie sind Orte der Begegnung und werden nicht nur von ihren Pächterinnen oder Eigentümern genutzt, sondern auch von Gästen aus der Nachbarschaft und dem Freundeskreis. «Längerfristig werden Gärten einen Gegenpol zu verdichteten Quartieren bilden», ist Robert Home vom FiBL überzeugt: «Einerseits aus sozialen Gründen, weil sich die Menschen in dicht besiedelten Städten nach mehr Ruhe und sozialen Kontakten
sehnen, anderseits aus ökologischen Gründen, weil in gartenreichen Quartieren die Arten- und Lebensraumvielfalt höher ist als zwischen hohen Häusern und lärmigen Strassen.»
Darum legen die Ergebnisse dieser vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Sinergia-Programms finanzierten Studie nahe, dass es klug wäre, privat bewirtschaftete Flächen in die Biodiversitätsstrategien und -konzepte der Städte aufzunehmen und so vom Engagement der Freizeitgärtner zu profitieren. Dies schliesst die Familiengärten am Rand der Stadt mit ein, die einen wichtigen Beitrag leisten, um extensiv bewirtschaftetes Grünland zu erhalten. Würde dies alles bei der Stadt- und Raumentwicklung berücksichtigt, die zumeist in Richtung einer Verdichtung führt, liesse sich die Wohnqualität in Ballungszentren hochhalten respektive noch weiter verbessern. wsl.ch/krea
Seriöse Fitness-Apps erkennen
Schritte zählen, Kalorienverbrauch ermitteln oder Anleitungen zum Work-out: Fitness-Apps erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Über 400 000 Programme aus den Bereichen Medizin und Gesundheit stehen mittlerweile in den App-Stores zum Download bereit. Allerdings ist das unkontrollierte Sammeln von persönlichen Daten nicht unproblematisch; und der wissenschaftliche Nutzen solcher Apps ist bisher kaum belegt. Zudem gibt es keine staatliche Institution, die solche Apps prüft und bewertet. Zwar können Apps eine therapeutische oder medizinische Behandlung in manchen Fällen ergänzen. Den Arzt oder Physiotherapeuten können sie jedoch nicht ersetzen. Unproblematischer als Medizin-Apps sind denn auch Fitness-Apps. Aber auch solche sollte man nicht leichtfertig aufs Smartphone laden. Darauf sollten Nutzer bei der Auswahl von Apps achten:
● Alle Inhalte der App sind fachlich geprüft und mit Quellen belegt. Der Hersteller nennt die medizinischen Experten, die für die Richtigkeit der Inhalte stehen.
● Die Informationen in medizinischen Apps entsprechen den aktuellen Leitlinien der zuständigen Fachgesellschaften.
● Der Anbieter fragt nur Daten ab, die für die Funktion der App notwendig sind und macht transparent, wofür diese verwendet werden.
● Der Anbieter legt offen, wie sich die App finanziert und wer die Sponsoren sind. Gesundheitsbezogene Informationen sind werbefrei.
● Die App bietet ein Warm-up vor dem eigentlichen Work-out und die Möglichkeit, das Training zu steigern.
● Die Inhalte sind leicht verständlich. Übungen werden mithilfe von Bildern oder Videos erklärt.
● Der Anbieter gibt sich zu erkennen und bietet einen Kontakt für Rückfragen.
● Die App wird erkennbar regelmässig aktualisiert und auf neue technische wie inhaltliche Erfordernisse angepasst.
Empfehlenswert ist z. B. die App «Freeletics Training Bodyweight & Motivation», die einen individuellen Trainingsplan für die Nutzer erstellt; für die Übungen braucht es keine speziellen Geräte. Auch die kostenlose App «7 Minuten Training» bietet ein Home-Training ganz ohne Geräte an. «Freeletics» und «Gettoworkout» wiederum sind für jene geeignet, die ihr Training flexibel und vielseitig gestalten wollen. Wer lieber auf entspannte Yoga-Übungen und Meditation setzt, dem seien die Apps «7Mind» und «Asana Rebels» ans Herz gelegt. Bevor es aber allzu euphorisch losgeht, ist es wichtig, kritisch den eigenen Zustand zu hinterfragen. Gerade wer längere Zeit sportlich nicht aktiv war, sollte es langsam angehen lassen. Sind bereits körperliche Einschränkungen vorhanden, etwa Rücken- oder Knieschmerzen, ist die vorgängige Konsultation beim Arzt sinnvoll. Er kann Betroffene beraten, welche Art Sport oder Bewegungen ihnen guttun und welche eher nicht. krea
MOTIVATION | Mit der richtigen App wird das Smartphone zum Personal Trainer.
● hin und weg
Fasten
Mehr Blick
statt Meerblick
Im Kurhaus St. Otmar blicken Sie aus dem Fenster und sehen mehr als Meer. Ihre Augen schweifen über ein Postkartenpanorama. Bewusst wahrnehmen, weil Fasten Ihre Sinne schärft. Fastenwochen sind Balsam für Körper und Seele. Fastenkuren im St. Otmar – Ihre persönliche Mehrzeit. Kurhaus St. Otmar, Weggis Maya und Beat Bachmann-Krapf Telefon 041 390 30 01 info@kurhaus-st-otmar.ch www.kurhaus-st-otmar.ch.
Kraftort
Auszeit in der Casa Santo Stefano
Der ideale Ort für einen spontanen Kurzurlaub. Mit Wandern, Yoga, Massagen, Sonne und die kraftvolle Natur geniessen. Neu: Individual-Themen Packages. Auswahl aus unserem Kursprogramm 2020
12.9.–16.9. Yoga und Wanderferien 16.9.–20.9. Yogaretreat
20.9.–24.9. Yoga, Wandern und E-Bike 27.9.–2.10. Yoga und Wanderferien 10.10.–11.10. Heissi Marroni-Kochkurs 25.10.–29.10. Yoga und Wanderferien 29.10.–1.11. Yogaretreat 1.11.–6.11. Yoga und Wanderferien 8.11.–14.11. Intervallfasten und Yoga 15.11.–20.11. Jodeln, Jutzen und Stille finden Infos und weitere Ferienangebote: Casa Santo Stefano, Miglieglia Telefon 091 609 19 35 www.casa-santo-stefano.ch
Lehrgang
Sensitive
Hypnosetherapie
Du möchtest eine seriöse Ausbildung in Hypnose und diese in deiner therapeutischen Arbeit anwenden oder dein Wissen zu diesem faszinierenden Thema vertiefen? Dann bist du bei uns richtig. Infoveranstaltungen: direkt am Ausbildungsort in der HPS-Praxis.
Donnerstags: 24.9., 15.10. und 12.11.2020, jeweils von 19 bis 21 Uhr.
Start der Ausbildung: 21. bis 24. Januar 2021 oder 18. bis 21. Februar 2021
Telefon 034 422 68 68 www.grund-hps.ch
Workshop I
Heilpflanzen zubereiten
Die Anwendung von Heilpflanzen bei Beschwerden oder für den Erhalt der Gesundheit ist tief in unserer Heiltradition verwurzelt. Ihr Einsatz ist auch heute noch aktuell und bietet eine wirksame und sanfte Möglichkeit, sich aktiv für sein eigenes Wohlergehen einzusetzen.
Workshop Samstag, 28. November 2020, 9 bis 16.30 Uhr.
Mehr Infos und Anmeldung unter:
NHK Institut, Zürich
Telefon 043 499 92 82
www.nhk.ch/campus/alle-startdaten
Workshop II
Die Trommel ruft
Dieses Seminar gibt Einblick in Praktiken, Denkweisen und Philosophie des südafrikanischen Schamanismus der Matuela Tradition. Der Dozent baut Brücken zu unseren westlich orientierten Heilsystemen und zeigt indigene Wege zur Ganzheitserfahrung auf. Workshop Samstag, 5. Dezember und Sonntag, 6. Dezember 2020, 9 bis 17 Uhr.
Mehr Infos und Anmeldung unter:
NHK Institut, Zürich
Telefon 043 499 92 82
www.nhk.ch/campus/alle-startdaten
Vortrag
«Wenn Schlaf zum Stress wird » Erquickend, erholsam, belebend, klärend, beruhigend, energetisierend; das alles kann Schlaf sein. Was ist jedoch, wen dem nicht so ist? Besuchen Sie den Vortrag von Alain Steim am Dienstag, 22. September, um 19 Uhr bei der Paramed AG, Haldenstrasse 1, 6340 Baar. Eintritt frei.
Anmeldung erbeten:
Telefon 032 626 31 26 events@paramed.ch www.paramed.ch
Familienlager
Mit den Kindern in die Natur
Geniesse wunderbar entspannte Familienferien im Jurtendorf. Die Familienlager finden vom 5. bis 9. und vom 12. bis 16. Oktober 2020 statt.
Anmelden und Infos unter:
Telefon 041 978 01 93 www.jurtendorf.ch
● neu und gut
Fit in den Tag
Formag für die ganze Familie
Zum Start ins neue Schuljahr: Formag mit Vitamin B6 und Taurin. Erhältlich als Tabletten oder neu als Stick mit natürlichem Orangenaroma und für Kinder mit natürlichem Erdbeeraroma. Magnesium und Vitamin B6 tragen zu einer normalen Funktion des Nervensystems und zur Verringerung von Müdigkeit bei. Vitamin B6 und Taurin fördern die Aufnahme und Retention von Magnesium im Körper. Erhältliche in Apotheken und Drogerien. www.phytolis.ch
Prostata
Die pflanzliche Wasser‑ lösung bei Prostata beschwerden
Prostagutt®-F wirkt abschwellend auf das vergrösserte Prostatagewebe. Es verbessert den Harnabfluss und verringert das Restharnvolumen. Prostagutt®-F ist gut verträglich und für eine langfristige Behandlung geeignet. 2 x täglich eine Kapsel. Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. www.prostagutt.ch
LESETIPP
Meine magische Heilküche
Die Schauspielerin, Heilpraktikerin und Kräuter-Expertin Bettina Hauenschild hat für ihr neues Buch über hundert Rezepte für köstliche Gerichte und heilsame Hausmittel zusammengestellt. Herausgekommen ist eine Mischung aus Kochbuch und Ratgeber mit dem Ziel, Genuss und Gesundheit zu verbinden. Die zumeist gut umsetzbaren Rezepte sind aufgeteilt in «Frühling: reinigen und entgiften», «Sommer: sich aktivieren und auftanken», «Herbst: feiern und sich stärken» sowie «Winter: sich zurückziehen und träumen». Eine Fülle an Inspiration! www.thieme.de
Gesund schlafen
Betten aus Naturmaterialien
«allnatura» bietet ökologische Produkte hoher Qualität, zu fairem Preis. Alles bei «allnatura» ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Alle Rohstoffe der Produkte werden regelmässig auf Schadstoffe geprüft. www.allnatura.de
Hautpflege
Sanfte Pflege für den Sommer
Sonnencreme, UV-Strahlen, Wasser – unsere Haut muss im Sommer einiges aushalten. Die Cardiospermum Halicar Lotion ist eine milde Ganzkörperpflege, welche feuchtigkeitsspendend und lindernd wirkt. www.omida.ch
Mulittalent
Burgerstein Curcuma
Komplex
Burgerstein Curcuma-Komplex enthält den hochwertigen Kurkumawurzelextrakt Cureit, der zu 100 Prozent aus der Kurkumawurzel mit ihren umfassenden Eigenschaften gewonnen wird. Dieser Extrakt wird dank seiner Struktur besonders gut vom Körper aufgenommen.
Ergänzt wird die Formulierung durch Rosmarinextrakt und einen Vitamin-E-Komplex. Weitere Informationen:
Burgerstein Vitamine www.burgerstein.ch
« Mmmmmmmmh! »
04-20
Ich lese Ihre Zeitschrift seit Jahrzehnten mit Interesse. Beim Artikel über Schokolade fand ich es schade, dass die guten Beispiele fehlen, die es schon Jahrzehnte gibt. Ich finde es wichtig, dass, besonders bei kritischen Artikeln auch die positiven Alternativen aufgezeigt werden. Als langjährige Abonnentin von «natürlich» und aktive claroMitarbeiterin in einem claro-Laden, erlaube ich mir deshalb, einige Ergänzungen anzufügen:
Wir Konsumentinnen und Konsumenten können schon lange biologisch angebaute und fair gehandelte Schokolade, garantiert ohne Kinderarbeit, kaufen und geniessen. Claro hat vor mehr als 30 Jahren die erste Fair TradeSchokolade der Welt auf den Markt gebracht. Diese wird in der Schweiz produziert. Es gibt mehr als zehn Sorten, also ist für jeden Geschmack etwas dabei. Aktuell gibt es auch eine dunkle Schoggi mit Kakao aus Togo. Dies, anlässlich der Abstimmung zur Konzernverantwortungs-Initiative.
Ein neues und zukunftweisendes Projekt hat der Deutsche Hendrik Reimers 2013 gegründet: eine Schokoladenfabrik in Ghana. Der ganze Verarbeitungsprozess und damit die Wertschöpfung erfolgt in Ghana, «von der Bohne bis zur Schokolade» – das ist Fair Trade, garantiert ohne Kinderarbeit! Reimers hat mit seiner fairafric-Schokolade so grossen Erfolg, dass er nun daran ist, eine neue Fabrik zu erstellen. So werden weitere qualifizierte Arbeitsplätze vor Ort geschaffen.
Es gibt also schon mehrere Schokoladen-Sorten, die hervorragend schmecken und die man mit Freude und gutem Gewissen geniessen kann. Auch diese sind in den claro-Läden erhältlich.
Zur Rubrik «Der clevere Konsumtipp» zum Thema Kleider möchte ich folgendes ergänzen: Hier fehlen mir in der Auflistung die vier «Unica-Läden» in Basel, Luzern, Winterthur und Zürich sowie der neue Laden Lanius in Zürich. Hier findet frau Mode mit Fair TradeLabel – schöne Stücke, die auch nach Jahren noch gut aussehen.
Beatrice Schläpfer, Cham
Endlich Ruhe !
«natürlich» 04-20
In meinen Augen ist es Ihnen hervorragend gelungen, die komplexen Zusammenhänge bei der Entstehung der Apnoe ausgewogen, interessant und leicht verständlich darzustellen. Die zeichnerische Ausgestaltung veranschaulicht die psycho-sozialen Hintergründe und Wirkmechanismen auf eine so empathisch-kreative Art und Weise, dass dadurch das Krankheitsbild gewissermassen «seinen Schrecken verliert» und aus Betroffenheit Handlungsfähigkeit erwachsen kann. Faktenbasiert spannt Ihre Infobox einen ausgezeichneten Bogen zu einem erprobten, konkreten Massnahmenkatalog, der mit seinen verschiedenen effektiven Möglichkeiten Mut macht, seinen persönlichen Weg zu gehen.
Ein grosses Kompliment meinerseits an die Autorin Angela Bernetta, an Lina Hodel und das Redaktions- und Layoutteam! Solche gut recherchierten, informativen und klaren Beiträge empfinde ich als einen nachahmenswerten Journalismus, den ich in diesen bewegten Zeiten allzu oft vermisse.
Ingeborg Becker, Atemtherapeutin, Müllheim (D)
Online-Wissen
Die besten Gesundheitstipps auf Video
Das Beste aus der Naturheilkunde nicht nur im «natürlich», sondern als Video auch auf Facebook, Instagram und auf unserer Website. Monat für Monat präsentieren Ihnen dort die «natürlich»-Leserberaterin Sabine Hurni und Chefredaktor Markus Kellenberger saisonale und alltagstaugliche Gesundheitstipps.
Kurz, prägnant und leicht verständlich erklären Ihnen die beiden direkt aus dem Garten von Schloss Wildegg, welche Naturheilmittel am besten gegen allerlei Beschwerden wie Allergien helfen. Sabine Hurni weiss, wie man die verschiedenen Kräuter und Heilmittel richtig anwendet und zeigt im Video anschaulich, wie einfach das geht.
Die «natürlich»-Videos mit den besten Tipps aus der Naturheilkunde finden Sie auf Facebook, Instagram und auf der «natürlich»-Website.
@natuerlich_ch
facebook.com/natuerlichonline
www.natuerlich-online.ch
Briefe an «natürlich»
Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik sind willkommen. Die Leserbriefe müssen mit der vollständigen Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. Schicken Sie Ihren Brief per E-Mail, Post oder Fax an: leserbriefe@natuerlich-online.ch oder: «natürlich», Leserbriefe, Neumattstr. 1, 5001 Aarau, Fax 058 200 56 51
Erleben Sie auf Schloss Wildegg einen Hauch adligen Lebensstil. Prächtige Gärten und ein Museum mit sprechenden Schlossbewohnern entführen Sie in den Barock.
Schloss Wildegg, Effingerweg 6, 5103 Möriken-Wildegg www.museumaargau.ch/schloss-wildegg
Lösung des Rätsels aus dem Heft 06/08-2020
Gesucht war: Hochbeet
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Wettbewerbstalon
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Lösung
Und so spielen Sie mit:
Senden Sie den Talon mit der Lösung und Ihrer Adresse an: CH Regionalmedien AG, «natürlich», Neumattstrasse 1, 5001 Aarau. Schneller gehts via Internet: www.natuerlich-online.ch/raetsel
Teilnahmebedingungen: Einsendeschluss ist der 21. September 2020. Die Gewinner werden direkt benachrichtigt.
Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Über diese Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Gewinnen Sie!
10 x ein Geschenkset der LianTong Intense Line zur Entspannung und Lockerung von Muskeln und Sehnen im Wert von je Fr. 35.80.
Bewusst gesund leben
natürlich
40. Jahrgang 2020, ISSN 2234-9103
Erscheint 10-mal jährlich
Druckauflage: 22 000 Exemplare
Verbreitete Auflage: 16 672 Exemplare
(WEMF/KS beglaubigt 2019)
Leserschaft: 94 000 (MACH Basic 2019-2)
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Herausgeber und Verlag
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Jürg Weber
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Chefredaktor
Markus Kellenberger
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Autoren
Angela Bernetta, Leila Dregger, Tobias Karcher, Eva Rosenfelder, Franz Rutz, Lioba Schneemann, Vera Sohmer, Céline Tapis, Frances Vetter, Andreas Walker, Steven Wolf
Grafik/Layout
Joel Habermacher, Levin Röthlisberger, Fredi Frank
Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.
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Abonnieren und bewusst gesund leben
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Abonnement 1 Jahr Fr. 86.–
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Zerreissprobe. ADHS im Erwachsenenalter ist ein Tabuthema. Das ist problematisch. Denn die Frühdiagnose ist enorm wichtig. Was Betroffenen helfen kann. Einsamkeit. Wer einsam ist, erkrankt häufiger als andere an Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenz. Einsamkeit ist zudem ansteckend und breitet sich wie eine Epidemie aus. Wege aus der sozialen Isolation. Smoothies und Nahrungsergänzungsmittel. Obst und Gemüse in flüssiger Form können eine gesunde Ernährung ebenso wenig ersetzen wie Supplements. Doch sie können was. «natürlich» klärt auf. Süsskartoffeln. Die gesunden Knollen werden auch in der Schweiz angebaut, etwa im Seetal. Sozialhilfeempfänger und Flüchtlinge profitieren davon. Kristalle. Was Strahler und Therapeuten an Steinen fasziniert.
Kontakt /Aboservice: Telefon 058 200 55 62 oder abo@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch
«M
ein Vater hat immer gesagt, einen Weberknoten zu beherrschen sei wichtiger als ein Abitur», sagt Mechtilde Frintrup und lacht herzlich. «Von acht Kindern war ich das sechste», erinnert sich die zierliche Frau an ihre Kindheit auf dem elterlichen Bauernhof im Münsterland (DE), wo viele Tiere lebten und alle Hände, auch die kleinen, gefragt waren. «Wir hatten aber auch viele Freiheiten, haben als Kinder viel zusammen gespielt, gewerkelt, gebastelt.» Zeichnen und Werken waren für die vielseitig Begabte wichtige Werkzeuge, um die Welt zu erkunden. So besuchte sie die Fachoberschule für Gestaltung, bildete sich in Schriftgestaltung und Grafik weiter, um später in Verlagen ihr Geld zu ver dienen.
Ein Praktikum während ihres Studiums in Stuttgart führte sie nach Buenos Aires in die Welt der Werbung. «Bald stellte ich fest, dass es in der Werbung nur darum geht, den Leuten zu suggerieren, was sie vermeintlich alles brauchen, nur damit sie möglichst viel kaufen. Viele meiner Werbe kollegen waren selbst besonders empfänglich für ihre erdachten ‹Bedürfnisse›.» In den Anden hingegen fand sie eine urgewaltige Naturlandschaft und hat erlebt, wie wenig man wirklich braucht zum Leben. Bei einem Kunsthandwerker indigener Abstammung erlernte sie die dortige Töpferkunst, verliebte sich in ihren Lehrer und konnte sich gut vorstellen zu bleiben. Land und Leute haben sie bis heute nachhaltig geprägt.
Unvergesslich auch jener besondere Morgen: «Beim Spazieren geriet ich zu einer Schlucht, welche die Einheimischen ‹Teufelsschlund› (Garganta del Diablo) nannten. Jung und naiv wie ich war, folgte ich gedankenlos dem immer schmäler werdenden Weg, der über den Abgrund führte. Plötzlich begann hinter mir der Weg teilweise wegzubrechen, Geröll rutschte in die Tiefe. Ich spürte Panik aufkommen, als ich sah, dass auch vor mir bereits knapp ein Meter Weg fehlte.
●
‹Jetzt muss ich springen›, sagte ich mir, bevor die Angst mich lähmt, sonst ist es zu spät ! Ich sprang. Wieder festen Boden unter den Füssen, fühlte ich mich wie in einem Freudentaumel, die Situation so gut gemeistert zu haben.» Dieses Erlebnis war eine Art Initiation, die der heute 52-jährigen Lebenskünstlerin zum hilfreichen Sinnbild wurde, dass sie jede Situation meistern kann.
Und schwierige Situationen gab es zuhauf: Die Partnerschaft mit ihrem südamerikanischen Mann, der mit nach Deutschland kam, als sie schwanger war, zerbrach bald. Mechtilde Frintrup zog den Sohn überwiegend alleine und ohne finanzielle Unterstützung auf. Der Berufsalltag im Verlag, wo sie später arbeitete, belastete sie zusätzlich; der Termindruck wurde immer grösser, sie krampfte bis zur Erschöpfung: «Ich war komplett ausgebrannt.» Krankgeschrieben begann sie während einer sechswöchigen Regenerationszeit wieder zur Natur zu finden. Naturcoaching-Seminare, Entspannungstechniken sowie Kreativitäts- und Naturprojekte führten sie zurück zu ihren Wurzeln und liessen sie Kraft schöpfen. «Damals kamen die Heilpflanzen mir entgegen», erinnert sie sich. An der Freiburger Heilpflanzenschule lernte sie den fachkundigen Umgang mit heimischen Kräutern.
Mit der Alleskönnerin Brennnessel verbinde sie eine echte Seelenverwandtschaft, sagt Mechtilde Frintrup: «Die Brennnessel ist weckend, unverblümt und wahrhaftig. Mir hat sie Mut und Kraft gegeben, endlich meine Stelle im Verlag zu kündigen.» Dank dieser wunderbaren Heilpflanze habe sie auch ihre stressbedingten, schmerzhaften Nierenbeckenentzündungen überwinden können.
Besonders das Herstellen von Brennnesselfasern wie zu prähistorischer Zeit hat es ihr angetan: «Wie im Märchen von Rumpelstilzchen verwandelt sich mit etwas Geduld der ‹Brennnesselstroh› zu ‹goldenen Fasern›. Es ist aufwendig und braucht Erfahrung, die Fasern so zu gewinnen, dass ihre besonderen Eigenschaften erhalten bleiben. Die Brennnesselfaser ist fein wie Seide und sehr zugfest.» Daraus lasse sich stricken, nähen und gestalten, was ihrer kreativen Seite sehr entgegenkomme. Entstanden sind schon Mützen, Taschen, Kleider, Naturkunst und vieles mehr. «Selbst Papierschöpfen mit Brennnesselfasern ist möglich.» Für grössere Arbeiten kauft sie Brennnesselschnur aus Nepal, da die Faserherstellung in grösseren Mengen zu aufwendig sei. Kleinere Mengen stellt sie aber selber her. Dazu erntet sie Brennnesselstängel im Wald, zieht die Faserstränge ab und bearbeitet diese von Hand weiter, indem sie feste Kordeln dreht oder Fäden spinnt. «Wenn wir unsere Sinne öffnen, gibt uns die Natur in jeder Hinsicht alles, was wir brauchen. Sie ist ein unendlicher Schatz an Kreativität, Schönheit und Heilmitteln», ist Mechtilde Frintrup überzeugt. Genau das gibt die «Brennnesselfrau» auch in ihren Wildkräuter-Seminaren für Gross und Klein weiter. Und sie ehrt auf vielseitige Weise die Geschenke der Natur, insbesondere jene der Brennnessel, die sie eine «königliche Kraftpflanze für Mensch, Tier, Insektenwelt und Garten» nennt.
Seminarhinweise und weiterführende Informationen: www.andas-werkstatt.com
Eva Rosenfelder ist Autorin/Journalistin BR und schreibt für verschiedene Schweizer Medien. In einer fortlaufenden Serie trifft sie für «natürlich» natur-heil-kundige Menschen.
Mechtilde Frintrup
Ich spinne Stroh zu Gold.
Damit niemand in der Not alleine bleibt.
Die Zewo-Hilfswerke helfen, wo sonst niemand hilft. Danke für Ihre Spende. zewo.ch/corona
CORONA
Ihre Spende in guten Händen.
«Das isch Musig für’s Härz.»
Die schönsten Schlager und grössten Oldies. Jetzt einschalten auf DAB+, Web oder App.
Francine Jordi
mit Sternekoch und Gourmetmenü Excellence Gourmetfestival ´20 ab Fr. 295.–
2-Tages-Flussreise
Mike Wehrle
1 Michelin-Stern
17 Punkte Gault Millau
Bürgenstock Resort Lake Lucerne, Bürgenstock
Route 1 16.10.–17.10.2020
Route 2 17.10.–18.10.2020
Buchungscode: epbas14_ku / epstr14_ku
Silvio Germann
2 Michelin-Sterne
17 Punkte Gault Millau
IGNIV by Caminada
Grand Resort Bad Ragaz AG, Bad Ragaz
Route 1 06.11.–07.11.2020
Buchungscode: epbas20_ku
Mitja Birlo
Tohru Nakamura
2 Michelin-Sterne
19 Punkte Gault Millau
Koch des Jahres 2020 Deutschland
Route 1 25.10.–26.10.2020
Buchungscode: epbas19_ku
Dominique Gauthier
1 Michelin-Stern
18 Punkte Gault Millau
Le Chat-Botté, Hôtel Beau-Rivage, Genf
Route 2 07.11.–08.11.2020
Buchungscode: epstr18_ku
Tag 1 Basel. Busreise nach Basel. Die Crew heisst Sie an Bord von Excellence willkommen. Um 15 Uhr nimmt Ihr Flussschiff Kurs auf Strassburg. Bei Kaffee, Kuchen und einem Willkommensdrink geniessen Sie den Blick auf die vorbeiziehende Flusslandschaft. Im Anschluss folgt der Höhepunkt Ihrer Reise mit dem grossen Gala-Menü im Excellence Restaurant. Sie erfahren Interessantes zur Philosophie der Küche, den Zutaten und der Idee hinter den einzelnen Gängen. Sie können sich für eine harmonisch abgestimmte Weinbegleitung entscheiden oder Weine aus der eigens für den Abend zusammengestellten Weinkarte wählen. Lassen Sie den Abend an der Bar oder bei entspannter Pianomusik in der Lounge ausklingen.
Tag 2 Strassburg. Frühmorgens erreichen Sie die elsässische Hauptstadt Strassburg. An Bord geniessen Sie das Frühstücksbuffet à la Excellence. Strassburg ist bekannt für sein Münster «Notre Dame», beeindruckende Kunstgalerien und sympathische
Pierre André Ayer
1 Michelin-Stern
17 Punkte Gault Millau
Restaurant Le Pérolles, Fribourg
Route 1 15.11.–16.11.2020
Buchungscode: epbas11_ku
elsässische Gaststuben. Mittelalterliche Fachwerkhäuser prägen das Stadtbild. Sie haben Zeit durch die romantischen Gassen zu schlendern. Am Nachmittag erfolgt die Rückreise mit dem Komfort-Reisebus in die Schweiz.
Route 2 Strassburg–Basel
Reise in umgekehrter Richtung.
Unsere Leistungen
• 2-Tages Excellence Flussreise
• An-/Rückreise im Komfortreisebus
• Gourmet-Galaabend mit mehrgängigem Menü eines Spitzenkochs
• Welcome-Apéro, Frühstücksbuffet
• Conférencier bekannt aus Radio und TV Nicht eingeschlossen
• Getränke, persönliche Auslagen, Trinkgelder
3 Michelin-Sterne
19 Punkte Gault Millau Hotel Bayerischen Hof, München