2021_05

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Wildkräuter sammeln

Die Saison hat jetzt richtig begonnen

Männliche Urkraft

Was Kerle und Feuer verbindet

Seelenkraut

Die Gundelrebe bringt vieles ins Lot

Balkongärtnern

Vom Fensterbrett frisch in die Küche

Brummen

natürlich Bewusst gesund leben

Tibetische Medizin Heilwissen vom Dach der Welt

Mit Meditation das Gedankenkarussell anhalten

jahr 40 jahr 40

markus kellenberger

Das Leuchten kommt von innen

Liebe Leserin, lieber Leser Nachts um drei erwachen, die Gedanken drehen sich im Kreis. Tagsüber eine kleine Pause, und schon sind sie wieder alle da, diese Sorgen und Nöte und ungelösten Probleme. Manchmal möchte man sich am liebsten den Kopf abschrauben.

Zum Glück gibt es einfachere Möglichkeiten, um die Sorgenmaschine im Kopf zum Schweigen zu bringen. Unsere Autorin Lio Schneemann kennt diese Methoden und stellt sie in dieser Ausgabe ab Seite 12 im Rahmen unserer kleinen Achtsamkeits-Serie vor. Lassen Sie sich auf das Thema ein. Es lohnt sich, denn helle Gedanken stärken unsere Abwehrkräfte, und in Zeiten wie diesen ist das genauso wichtig und wirksam wie eine Impfung.

In der Kräuterkunde ist das ebenfalls bekannt, denn viele Kräuter wirken mehr auf unsere Seele als auf den Körper, so zum Beispiel der oft nur als Unkraut wahrgenommene Gundermann. Er hat die Kraft uns dabei zu helfen, die kreisenden Gedanken wieder zu ordnen. Steven Wolf befasst sich seit Langem mit der Heilwirkung und der Zauberkraft dieser hübsch blühenden Pflanze. Was er über sie weiss, erzählt er Ihnen ab Seite 32.

Gundermann kombiniert mit Achtsamkeit – und der Wonnemonat Mai hält, was er verspricht. Ich wünsche Ihnen eine blütenreiche Zeit.

Herzlich, Ihr

gesund werden

32 Wolfs Heilpflanze

Wie der Gundermann unser Bewusstsein erweitert.

36 Gebetsheilen

10 Körperpflege

Nach dem Duschen will die Haut gepflegt sein. Aber richtig.

12 Meditation

Wie Sie dem Lärm im Kopf ein Ende bereiten.

16 Entgiften

Unterstützung für die Leber.

19 Schwitzen

Was ist besser: ein Deodorant oder ein Antitranspirant?

20 Wildkräuter

Tipps für die Küche.

26 Sabine über . . . die Wut.

28 Leserberatung

Wie Flohsamen und Wassernabel Körper und Geist aktivieren.

40 Tibetische Medizin

Grüne Energie ist noch nicht sauber. Wege aus der Misere. gesund sein

Dein Wille geschehe –Reportage aus dem Appenzell.

Der europäischen Philosophie näher, als man denkt.

44 Kunsttherapie

Raus aus der Negativspirale.

draussen sein

50 Vetter

Auch auf einem kleinen Balkon kann man gesunde Kräuter und Gemüse anbauen. Wie erklären die Gartenprofis.

54 Männer und Feuer

Auf den Spuren einer ganz speziellen Beziehung.

58 Energiewende

● leben und heilen

Richtig essen stärkt die Psyche

Eine massgeschneiderte Diät und die Änderung des Lebensstils können die psychische Gesundheit verbessern. Das zeigt eine US-Studie an der Binghamton University und der State University of New York. Bei jungen Frauen zwischen 18 und 29 Jahren wirkte sich tägliches Frühstücken, mässige bis häufige Bewegung, geringer Koffeinkonsum und Verzicht auf Fastfood positiv auf das seelische Wohlbefinden aus. Bei Frauen ab 30 wirkte sich tägliches Bewegen und Frühstücken sowie ein hoher Verzehr von Obst und wenig Koffein positiv aus. Wichtige Faktoren bei jungen Männern waren häufige Bewegung, moderater Milchkonsum, hoher Fleischverzehr sowie wenig Koffein und Verzicht auf Fastfood. Zu den Ernährungsansätzen zur Verbesserung des geistigen Wohlbefindens bei reiferen Männern gehört der moderate Verzehr von Nüssen. krea

gewusst

Spitalbetten

Trotz Bevölkerungswachstum reduzieren Schweizer Spitäler ihren Bettenbestand. Im Kanton Zürich beispielsweise zwischen 2016 und 2019 um rund zwei Prozent. Und auch im Pandemiejahr 2020 wurden Betten abgebaut, ja ganze Kliniken geschlossen, in Zürich z. B. das Paracelsus-Spital. Der Grund: die Spitäler sind zu wenig ausgelastet. Ökonomen und Politiker streben eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent (Jahresdurchschnitt) an. Der Verband Zürcher Krankenhäuser kritisiert die Entwicklung: «Wenn politisch eine höhere Auslastung gefordert wird, bedeutet dies, dass die Spitäler (…) an mehr Tagen voll ausgelastet sind. Eine volle Auslastung hat zur Folge, dass Patienten (…) abgewiesen werden. Notfallpatienten müssen in andere Spitäler verlegt werden. (…) Freie Spital-Betten sichern den raschen Zugang für alle. Wird die Bettenbelegung erhöht, respektive die Anzahl Betten politisch gedeckelt, wird auch der Spital-Zugang und die Wahlfreiheit des Patienten beschränkt. Es besteht die Gefahr einer Zweiklassenmedizin.» VZK/krea

buchtipp

Risiken der Darmspiegelung nehmen im Alter zu

Um Prostatakrebs früh zu erkennen, verwenden Ärzte gerne die Darmspiegelung. Eine kanadische Studie mit 38 000 Patienten kommt nun zum Schluss: Die Risiken dieser Untersuchung nehmen im Alter zu. So mussten nach der Darmspiegelung 2,6 % der unter 75-Jährigen wegen Komplikationen wieder ins Spital, bei den über 75-Jährigen waren es 6,8 %. Zu den Komplikationen gehörten Blutungen und Herz-Kreislauf-Probleme. Dazu kommt, dass Patienten, die regelmässig zur Darmspiegelung gehen, nicht länger leben. Gesundheitstipp/krea

Die Fettverbrennung aktivieren

I nsulinspiegel runter – und Sie nehmen ab und zeigen Zivilisationskrankheiten die rote Karte. Was diese einfache Erkenntnis bedeutet und wie die Low-Insulin-Methode funktioniert, erläutert der renommierte Diabetologe Prof. Dr. med. Stephan Martin leicht verständlich. Dabei geht er auf die aktuelle Studienlage ein und erklärt auch, wer am Insulin verdient und wie eine hochwirksame Ernährungsumstellung leicht fällt. Dazu gibt es im Anhang viele Kochrezepte als praxisnahe Anregung. Wer sich schon intensiver mit der Thematik beschäftigt hat, wird indes wohl nicht viel Neues fürs Leben lernen. Zudem werden die Studienergebnisse zuweilen etwas gar unkritisch als absolute Wahrheit dargestellt.

Stephan Martin «Wie Insulin uns alle dick oder schlank macht», Becker Joest Volk Verlag 2020, ca. Fr. 39.–

Senioren

Sport verlängert das Leben

Forscher der norwegischen Universität Trondheim führten eine breit angelegte Studie zum Nutzen von körperlichem Training im Alter aus. Demnach ist das Sterberisiko bei den Intensivtrainierenden (mind. zweimal wöchentlich 60 Minuten intensives, schweisstreibendes Training) nur halb so hoch wie bei den mässig Trainierenden (zweimal wöchentlich 50 Minuten mässiges Training). Senioren können gesundheitlich also von intensivem Training profitieren. Grundsätzlich gilt jedoch: Jede regelmässige Aktivität stärkt das Wohlbefinden und verringert das Risiko eines frühen, krankheitsbedingten Todes. krea

« Nichts verursacht an unserem Körper so viel Schaden wie lange, körperliche Untätigkeit. »

Aromaöl-Bauchmassage

Aristoteles (384 v. Chr. bis 322 v. Chr.), griechischer Philosoph

Schlaganfall

Ballaststoffe schützen

Lebensmittel mit viel Nahrungsfasern senken den Blutdruck und den Blutzucker und verbessern den Cholesterinspiegel; so halten sie die Gefässe gesund und schützen damit vor Schlaganfall. Dazu zählen Vollkorngetreide, Kichererbsen, Linsen, Dörrpflaumen und Mandeln. Gemüse und Früchte wiederum hemmen Entzündungen, was ebenfalls die Gefässe gesund hält. Zu diesem Schluss kommen britische Forscher der Uni Oxford. Auch wer mehr Käse und Joghurt isst, hat demnach seltener einen Schlaganfall. Der Grund: Milchprodukte enthalten viel Kalzium, das hohen Blutdruck senkt.

European Heart Journal/krea

Wirksame Hilfe gegen Menstruationskrämpfe

Viele Frauen leiden vor allem zu Beginn der Periode unter schmerzhaften Unterleibskrämpfen. Bei einer solchen sogenannten Dysmenorrhö unterscheidet man zwischen einer funktionellen Form (ohne organische Ursachen) und einer organischen Form (z. B. infolge einer Endometriose oder anderer Erkrankungen im Beckenbereich). Eine Alternative zur Einnahme schmerzstillender und krampfösender Mittel kann eine Kombination aus Aromatherapie und einer Massage sein. So haben britische Wissenschaftler von der Thames Valley Universität in London zusammen mit koreanischen Kollegen herausgefunden, dass hierdurch die Krämpfe schon nach einem Tag um mehr als ein Drittel nachliessen. Das Gute: Eine Aromaöl-Bauchmassage können Sie bei akuten Beschwerden auch ganz leicht selbst durchführen.

So gehts:

● Geben Sie 6 Tropfen Lavendelöl und je 3 Tropfen Rosen- und Muskatellersalbeiöl sowie 4 Teelöffel Mandelöl in ein Schälchen. Verrühren Sie alles gut.

● Massieren Sie die Mischung mit den Händen sanft im Uhrzeigersinn in den Unterbauch ein (Tipp: vorher die Hände anwärmen). Dabei tief ein- und ausatmen, das fördert die Entspannung.

● Wiederholen Sie die Massage bei Bedarf am nächsten Tag.

Wichtig: Lassen Sie starke Beschwerden immer ärztlich abklären. MM

Gebärmutterhalskrebs

Ultraschall-Untersuchung

nützt kaum

Viele Frauenärzte preisen eine UltraschallUntersuchung an, um Krebs an der Gebärmutter frühzeitig zu erkennen. Doch Experten sind sich einig: der Test nützt kaum.

Im Gegenteil: Er kann sogar schaden, so die Deutschen Krankenkassen. Der Grund: Der Ultraschall entdecke auch «Tumore», die gar keine sind; folglich kämen viele Frauen unnötig unters Messer. Die Ultraschall- Untersuchung sei höchstens angebracht, wenn der Arzt bereits Krebs festgestellt hat, er aber nicht gut ertasten könne, wie gross die Wucherung sei. Laut «Gesundheitstipp» sagt sogar die Schweizerische Gesellschaft für Frauenärzte: Frauen ohne Beschwerden sollten sich nicht beim Arzt auf Krebs an der Gebärmutter untersuchen lassen. Denn bei den allermeisten Betroffenen macht diese Krebsart Beschwerden. Dazu zählen Blutungen nach den Wechseljahren. Entdeckt der Arzt den Krebs in diesem Stadium, sind die Heilungschancen sehr hoch. krea

Die App

Den Blutzucker im Griff

Menschen, die unter der Zuckerkrankheit leiden, können in die App «DiabetesPlus» Daten wie Blutzuckerwerte, Insulingaben, Broteinheiten und Aktivitäten eingeben. Das Programm wertet die Daten über eine längere Zeit aus und sendet auf Wunsch eine Zusammenfassung per E-Mail an den Arzt. Für Android und iOS, ca. Fr. 4.–

● Schlafmittel

Vorsicht vor chemischen Präparaten

Schlafmittel wie Seresta und Temesta machen abhängig. Andere wie Benocten oder Sanalepsi können bei älteren Menschen das Gedächtnis verschlechtern. Besser verträglich sind pflanzliche Mittel wie Extrakte von Lavendel, Baldrian, Hopfen, Melisse oder Cannabis (CBD-Öl). Langfristige Schlafprobleme löst man indes am besten ohne Medikamente. Und das hilft: tagsüber auf ein Nickerchen verzichten, viel bewegen, mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafen gehen Bildschirme abschalten. krea

Experten raten von Impfung ab

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für alle Kinder unter fünf Jahren. Jetzt zeigt eine Untersuchung des Unispitals Lausanne: Die Impfung bietet wenig Schutz. Demnach verursachten Pneumokkoken auch bei Geimpften eine Blutvergiftung, und zwar bei mehr als der Hälfte. Fachleute sagen deshalb, die Impfung sei nur für Kinder mit chronischen Krankheiten und kranken Organen sinnvoll.

Gesundheitstipp

● Pneumokokken

Nach der Dusche

Die tägliche Dusche ist für viele Menschen Routine, wenngleich sie gar nicht immer notwendig wäre. Häufiges und zu heisses Waschen kann der Haut nämlich schaden. Wer diese hinterher angemessen pflegt, macht einiges wieder gut.

Text: Angela Bernetta

Ob man lieber morgens unter eine erfrischende Brause steht oder den Tag mit einer warmen Dusche abrundet, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Dass man regelmässig duscht oder zumindest wäscht, gebietet der Anstand. Da sind sich die meisten einig. Denn miefende Mitmenschen mag niemand riechen. Wie häufig man duschen soll, ist den unterschiedlichen Tätigkeiten geschuldet, denen man nachgeht. So erfordert schweisstreibende, körperliche Arbeit sicher häufigeres Waschen als der physisch kaum anstrengende Bürojob.

Ob man mit einer schnellen Dusche besser als mit einem zeitaufwendigen Vollbad bedient ist, darüber entscheiden die Häufigkeit, die Dauer aber auch die Energiebilanz. Während eine Fünf-Minuten-Dusche rund 50 Liter Wasser verbraucht, schlägt ein Vollbad, je nach Grösse der Badewanne, mit etwa 150 Litern zu Buche, sie benötigt somit dreimal so viel Wasser und Energie.

Knapp eine Stunde pro Tag verbringen wir durchschnittlich im Badezimmer, davon sechs bis elf Minuten unter der Dusche. Gemäss Schweizerischem Fachverband für Wasser-, Gas- und Wärmeversorger (SVGW) beläuft sich der Wasserverbrauch pro Haushalt, Person und Tag auf 142 Liter. Rund ein Viertel davon entfallen auf das Duschen und Baden.

Richtig duschen

Schweizerinnen und Schweizer mögen es reinlich. Doch wie geht es unserer Haut damit? Tägliches Duschen sei nicht immer notwendig und auch nicht unbedingt gesund, sagen Hautexperten. Denn mit jedem Bad, mit jeder Dusche greift man den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an, der uns vor gefährlichen Keimen schützt. Zuviel Wasser und Seife könnten ihn zerstören. Dafür braucht es aber eine ganze Menge. Dennoch raten Fachleute Menschen mit sehr trockener Haut, auf die tägliche Dusche zu verzichten. Und Füsse, Achselhöhlen und den Intimbereich stattdessen mit einem Lappen zu reinigen. Für jene mit normaler Haut ist einmal duschen pro Tag in Ordnung. Die ideale Duschzeit liegt bei um die drei Minuten. Nicht nur Seife und Dauer, auch die Wassertemperatur beeinflusst den Säureschutzmantel unserer Haut. So belasten wechselwarmes oder kaltes Wasser diesen weit weniger als heisses. Kaltes oder wechselwarmes Wasser stärken überdies die Abwehrkräfte, regen Kreislauf, Nervensystem und Stoffwechsel an und beleben Körper und Geist. Für alle, die es gemässigt mögen: Die ideale Wassertemperatur beim Duschen liegt um die 35 bis 36 Grad.

Weniger ist mehr

Wer Haut und Körper regelmässig pflegt, macht vieles richtig. Die individuelle Duschpflege sollte dem Hauttyp entsprechen. Für normale Haut eignet sich etwa Duschgel, während trockene Haut vorzugsweise mit Duschcremes oder -ölen gepflegt werden will (siehe Box). So kann die Haut den natürlichen Fett-Was-

ser-Haushalt aufrechterhalten. Auch pH-neutrale Duschmittel schützen die Haut.

Nicht alle Körperpartien müssen täglich gründlich eingeseift werden. An Knie und Schultern etwa schwitzt man eher wenig. Die deutsche Dermatologin und Buchautorin Yeal Adler warnt in ihrem Bestseller « Haut nah » vor übertriebener Körperpflege. Viele im Alltag verwendeten Hygieneprodukte seien nicht nur überflüssig, sondern bei regelmässiger Anwendung sogar schädlich, schreibt sie. Nichts ruiniere die Haut so nachhaltig wie kosmetisch motivierter Wasch- und Pflegewahn, kombiniert mit Solarienbesuchen. Die Dermatologin empfiehlt: «Wer der Haut wirklich Gutes tun will, sollte nicht zu viel tun.»

Ein behutsames Abtrocknen nach der Dusche wird uns die Haut ebenfalls danken. Anstatt kräftigem Rubbeln ist sanftes Trockentupfen angesagt. Denn strammes Frottieren kann die Haut reizen. Wer keine Zeit hat, wickelt den Körper kurzerhand in einen Bademantel. Dieser übernimmt das zeitraubende Trockentupfen ganz nebenbei und lässt freie Hand für anderes. //

Beliebtes Mandelöl

Bereits die alten Ägypter verwendeten Mandelöl als Beauty- und/oder Anti-Aging-Produkt. Und Pfarrer Sebastian Kneipp lobte: «Das süsse Mandelöl soll unter den Ölen der Hausapotheke einen der ersten Plätze einnehmen.»

Mildes Mandelöl, gewonnen aus der Frucht des Mandelbaums, eignet sich besonders gut für die Behandlung von trockener und empfindlicher Haut. Man findet die feuchtigkeitsspendend und gut verträgliche Essenz in Körpermilch genauso wie in Gesichtscremes, Lippenbalsams, Dusch- und Badezusätzen sowie in Shampoos, aber auch in Augencremes und Gesichtsmasken. Extrahiert wird kosmetisches Mandelöl meist aus Süss-, gelegentlich aus Bittermandeln. Kalt-gepresste, reine Öle in Bio-Qualität sind besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Man kann sie wohldosiert auf die leicht feuchte Haut auftragen und Körper und Gesicht damit verwöhnen. Auch irritierter oder beanspruchter Haut soll Mandelöl guttun und gar gegen Neurodermitis kann die Essenz helfen. Die darin enthaltenen Vitamine und rückfettenden Substanzen lindern Spannungen und Schmerzen. Beim Selbstversuch sollte man die Verträglichkeit vorab mit einem Tropfen auf der Haut testen oder den Hautarzt/die Hautärztin des Vertrauens zurate ziehen.

« Wenn der Lärm im Kopf nachlässt, werden Dinge kraftvoller und klarer. »

Das Gehirn eines Buddha

Es herrscht ein ständiges Geplapper in unserem Hirn. Ruhe? Fehlanzeige! Doch das muss nicht sein: Meditation ist ein bewährter Weg raus aus der Sucht des Denkens.

Text: Lioba Schneemann Illustration: Lina Hodel

«Meditationspraxis muss immer ein Akt der Freiheit sein – ohne Erwartung, ohne ein bestimmtes Vorhaben oder Ziel.»

Chögyam Trungpa

Wir Menschen möchten glücklich sein und in Frieden leben. Wir möchten uns sicher und geborgen fühlen, geliebt und respektiert werden. Das liegt in unserer Natur. Beobachten wir jedoch aufmerksam unseren Geist, dann merken wir, dass wir uns allzu oft auf negative Dinge fokussieren, dass sich unsere Gedanken ständig um Negatives drehen. So denken wir am Abend eher über das nach, was tagsüber nicht gut gelaufen ist, als über Erfreuliches und Gelungenes. Und wer kennt es nicht: das Grübeln nachts um zwei, statt seelig zu schlummern. So sorgen wir permanent für ein hohes Stresslevel, das Körper, Seele und Geist nachhaltig schädigt.

Der Fakt, dass das Grübeln ebenso in unserer Natur liegt, mag etwas beruhigen. Neurowissenschaftler nennen unsere Affinität zum Sich-Sorgen-machen Negativitätstendenz. Der Neuropsychologe Rick Hanson schreibt treffend: «Unser Gehirn verhält sich bei negativen Erfahrungen wie Klettband, bei positiven wie Teflon.»

Den Geist beobachten

Es ist tatsächlich (prüfen Sie es!) meist recht unnütz, was so alles im Kopf auftaucht. Jedoch haben wir es selbst in der Hand, den Lärm im Kopf zu verringern. «Der Zuwachs der Erkenntnisse über Geist und Gehirn haben zur Folge, dass wir heute viel mehr Möglichkeiten haben, im täglichen Leben glücklicher und erfolgreicher zu werden», sagt Rick Hanson. Dass wir uns mit dem Geist und Körper befassten, betont er, sei auf dem Weg zu spirituellem und psychologischem Wachstum zentral – damit wir das entwickeln und fördern, was gesund für uns ist.

Es lohnt sich, dass wir uns mit unserer Gedankenwelt anfreunden und bemerken, was wir denken und was dieses Denken mit uns macht. Denn was wir denken, entscheidet darüber, wie wir uns fühlen, wie entspannt oder angespannt wir sind und wie wir uns verhalten. Eine Teilnehmerin in einem MBSR-Kurs, Mutter von zwei kleinen Buben, erklärte: «Ich denke schon einen Tag vorher darüber nach, wie ich die Wäsche mit den Jungs hinkriegen soll. Ich spüre, wie es mich dann schon stresst. Das ist doch verrückt!» Wie leicht spinnen wir aus einem kleinen Gedanken eine ganze Geschichte, die mit grosser Wahrscheinlichkeit ganz anders kommt. Zusätzlich liebt unser Geist das Kommentieren, Bewerten und Vergleichen. So schaffen wir immer wieder Leid. Ein Teufelskreis. Denn was durch unseren Geist strömt, formt unser Gehirn, was wiederum unser Verhalten steuert.

Es denkt uns. Ganz automatisch. Wer versucht, eine Minute lang nicht zu denken, wird scheitern. Ausser er ist schon sehr, sehr weit im Üben der Dissoziation. Dann kann es gelingen, das Nichtdenken. Aber das ist unglaublich schwer. Denn unser Geist liebt Aktivität, haftet an jedem noch so kleinen Gedankenfetzen. Der spirituelle Lehrer Eckhart Tolle bringt es auf den Punkt: «Genauer gesagt ist es nicht so, dass du deinen Verstand falsch gebrauchst – du gebrauchst ihn normalerweise überhaupt nicht. Er gebraucht dich. Das ist die Krankheit.» Beim Versuch, nicht zu denken, tritt meist der «Rosa-Elefanten-Effekt» ein: Wer versucht, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, wird dies umso häufiger tun. Wir verstärken also unsere Vorstellung, indem wir versuchen, sie zu unterdrücken.

Zurück zum einfachen Sein

Doch wie kommen wir raus aus der Grübelfalle? Eine mutige, aber aufschlussreiche Übung, unserem selbst gemachten Gedankenterror auf die Schliche zu kommen, ist folgende: Gehen Sie mit einer guten Freundin oder einem

Übungen für den Alltag

Gedanken beobachten

Nehmen Sie sich fünf bis zehn Minuten Zeit. Setzen Sie sich an einen ruhigen Ort und nehmen Sie den Atem wahr. Atmen Sie tief ein und aus. Fokussieren Sie die Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Atem. Bald werden Sie feststellen, dass ihr Geist abschweift. Versuchen Sie, die aufkommenden Gedanken bewusst wahrzunehmen. Seien Sie konzentriert. Beobachten Sie wertfrei, welcher Gedanke als Nächstes auftaucht. Registrieren Sie jeden Gedanken wie ein Forscher/eine Forscherin. Lassen Sie sich nicht vom Gedanken mitziehen, auch wenn er noch so schön oder stark ist. Bleiben Sie im Gewahrsein des Gedankens als dessen Beobachter. Dann lassen Sie den Gedanken los. Nehmen Sie die am Anfang sehr kurze gedankenfreie Phase war; und seien Sie ganz aufmerksam, welcher Gedanke als Nächstes kommt.

guten Freund spazieren. Teilen Sie ihr oder ihm alles mit, das sie quält bzw. all das, was Sie im tiefsten Innern über sich selbst denken. Zum Beispiel: «Du bist nicht gut genug. Du bist nicht liebenswert. Du bist zu langsam. Mach’ es allen recht!» Seien Sie dabei schonungslos ehrlich. Bald werden Sie, und das Gegenüber vielleicht auch, genug haben von der Nörgelei. Vielleicht bemerken Sie zum ersten Mal, wie belastend diese Gedanken und Glaubenssätze sind. Natürlich kann man dies auch allein tun oder aufschreiben. Meditation ist hilfreich, um uns unserer Gedanken- und Gefühlswelt bewusster zu werden. Sie hat sich bewährt, um einen ruhigen Geist und klaren Kopf zu bekommen. Wir lernen, mit unseren Gedanken und Gefühlen besser umzugehen. Natürlich ist Meditation auch eine intensive Konfrontation mit sich selbst. Dinge können hochkommen, die man im Alltag gut verdrängen kann. Meditation ist also nicht ohne.

Eine der Basisübung der Meditation ist, zu beobachten, welche Gedanken und Gefühle auftauchen, ohne diese zu bewerten. Wir schauen mit einer neugierigen, freundlichen Haltung zu, was im Geist von Moment zu Moment auftaucht. Mithilfe des Atems als Anker, zu dem wir mit unserer Aufmerksamkeit immer wieder zurückkehren können, kommen wir immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurück, ins Hier und Jetzt. Dieses Zurückkehren in die Gegenwart ist

« Achte einfach auf den jetzigen Moment, ohne zu versuchen, ihn auf irgendeine Weise zu verändern. Was passiert?

Was spürst du? Was siehst du? Was hörst du? »

Jon Kabat-Zinn

Teil der Meditation. Falsch ist, zu meinen, man solle seinen Geist «leer» bekommen. Diese innere Offenheit und Präsenz werden als «achtsam» oder «Achtsamkeit» bezeichnet.

In der Meditation wird man dazu eingeladen, zu lernen, wie wir zu den Dingen, die im Leben passieren, in Beziehung stehen. «Es geht nicht darum, sie von sich zu stossen; es geht darum, darauf zu antworten. Aber es dann auch wieder loszulassen, wenn es nicht angebracht ist, darauf zu reagieren», sagt der Neurowissenschaftler Richard Davidson. Er untersucht seit 30 Jahren in seinem Forschungszentrum Center for Healthy Minds in Madison, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Wisconsin, wie Meditation das Gehirn der Menschen verändert: Indem man kleinste Veränderungen der Hirnstruktur mit modernen bildgebenden Verfahren misst, kann man nachweisen, dass wir mittels meditativer Praktiken unseren Geist verändern. Indem wir lernen, ihn auf positive Art und Weise zu nutzen, können wir unsere Gehirnstrukturen zu unseren Gunsten umformen.

Gewinn von Freiheit

Im Laufe der Übung werden wir zum wertfreien Beobachter unserer Gedankenwelt. Wir identifizieren unsere Gedanken als Gedanken – und nicht mehr als Wahrheit. Diese wohltuende Distanz führt bei regelmässiger Praxis zu mehr Gelassenheit im Alltag. «Je mehr wir uns selbst erforschen, Einsicht nehmen in die Funktionsweise und Muster unseres Denkens und Handelns, desto freier können wir unser Leben gestalten», betont die deutsche Neurowissenschaftlerin, MBSR- und Yogalehrerin Britta Hölzel. Das Gefühl, nicht mehr Getriebene unserer Ängste und Sehnsüchte zu sein, sei ein starker Motivator.

Viele Menschen, die mit regelmässiger Meditation beginnen, berichten oft schon nach kurzer Zeit, dass Empfindungen von Ruhe und Frieden mehr Raum in ihrem Leben finden. «Endlich komme ich zu Hause an. Die Gedanken

rasen nicht mehr so. Ich kann Gedanken besser kommen sehen und sie auch wieder ziehen lassen. Es ist schön, einfach bei mir zu sein», lauten etwa die Aussagen. Oder wie die junge Mutter mit den beiden Söhnen sagt: «Dank Meditation bin ich viel mehr bei dem, was ich gerade tue. Ich bin mit den Gedanken auch nicht mehr so oft in der Zukunft und mache mir weniger Sorgen, ob etwas klappt. Ich grüble auch viel weniger über Vergangenes nach. Ich freue mich mehr und empfinde das Leben als leichter.»

Wenn der Lärm im Kopf nachlässt, werden Dinge kraftvoller und klarer. Entschleunigung geschieht dann wie von selbst. Damit einher geht eine intensivere Wahrnehmung –es öffnet sich etwas im Inneren der Menschen. Sie werden mitfühlender und empfindsamer für andere und für sich selbst.

Die Mühe lohnt sich also. Wer regelmässig meditiert, lebt nicht nur sorgenfreier und glücklicher; er gewinnt auch Wahrheit und Freiheit. Wir haben, betrachtet man es genau, auch gar keine andere Wahl. Denn noch mehr Schnelligkeit und Ruhelosigkeit kann unser Gehirn kaum verkraften. //

Unsere Autorin

Lioba Schneemann ist MBSRLehrerin und gibt in einer fünfteiligen Serie Einblicke in die Praxis der Achtsamkeit und Meditation, inklusive Übungsvorschläge für einen entspannteren Alltag. www.schneemann-entspannt.ch

Die Leber entlasten

Schon kleine Mengen an Frucht- und Haushaltszucker verdoppeln die körpereigene Fettproduktion in der Leber. Man kann dem «Entgiftungsorgan» aber auch viel Gutes tun.

« Eine Lebererkrankung kann sich wieder zurückbilden. Und auch Vorbeugen ist möglich. Voraussetzung ist ein gesunder Lebensstil.»

Sie wiegt rund 1,5 Kilogramm und ist damit das grösste innere Organ des Körpers: die Leber. Sie zerlegt Nahrungsstoffe, filtert Nähr- und Giftstoffe aus dem Blut, wandelt Kohlenhydrate in Fett um und produziert Gallensaft für die Fettverdauung. Trotz ihrer Bedeutung für unsere Gesundheit leben wir meist alles andere als «leberfreundlich».

Eine wichtige Rolle diesbezüglich spielt die Ernährung: Neben Alkohol und zu viel Fett kann auch zu viel Zucker die Leber belasten. Laut einer Pilotstudie eines Teams um Bettina Geidl-Flueck von der Universität Zürich reichen weniger als ein Liter süsser Limonade täglich aus, um die Leber-Fettproduktion zu verdoppeln. Obwohl der gewöhnliche Haushaltszucker die Fettproduktion sogar noch stärker ankurbelt, ist Fruchtzucker besonders tückisch – weil er als gesund gilt. Essen wir jedoch zu viel davon, wandelt ihn unser Körper zu Fett um, das teilweise in der Leber verbleibt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt generell, den täglichen Zuckerkonsum auf rund 50 Gramm oder noch besser auf 25 Gramm zu beschränken. Davon allerdings sind die meisten Menschen hierzulande weit entfernt.

Die Leber leidet

still

Neben dem Zucker können auch Übergewicht, manche Erkrankungen (v. a. Diabetes mellitus) und Medikamente (z. B. Kortison und Östrogen) eine Fettleber begünstigen. Selbst Menschen mit einem gesunden Lebensstil können erkranken, wenn genetische Risikofaktoren vorliegen. Bei ihnen kann es sein, dass auch das tägliche Glas Wein oder Bier schon zu viel ist. Wichtig ist aber auch, dass bei erhöhten Leberwerten andere Gründe als das Essen und Trinken für eine Lebererkrankung ausgeschlossen werden, wie z. B. eine Virushepatitis.

Die Leber leidet still. Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie ein leichtes Druckgefühl im rechten Oberbauch sind meist die einzigen Anzeichen einer Fettleber. Dadurch wird das Leiden oft spät erkannt. Mögliche Folge ist eine Leberzirrhose oder sogar Leberkrebs. Die gute Nachricht: Eine Lebererkrankung kann sich wieder zurückbilden. Und: auch Vorbeugung ist möglich. Voraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Dazu ein paar leberfreundliche Tipps:

● Bauen Sie Übergewicht langsam ab. Verzichten Sie jedoch auf Hungerkuren. Denn diese fördern die Entzündung und bergen die Gefahr eines akuten Leberversagens.

● Schränken Sie Ihre Zuckerzufuhr ein. Meiden Sie insbesondere mit Fruchtzucker und Fruktose-Glukose-Sirup gesüsste Lebensmittel wie Erfrischungsgetränke, Eiscreme und Süssspeisen.

● B evorzugen Sie nährstoffreiche, aber kalorienund fettarme Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Fisch, mageres Fleisch und Milchprodukte. Gemäss Studien schützt auch extra natives Olivenöl die Leber. Also gerne reichlich verwenden in der Küche.

● Werden Sie körperlich aktiv. Einfacher gehts, wenn Sie Bewegung in Ihren Alltag einbauen (z. B. Treppe statt Lift benutzen, Einkäufe mit dem Fahrrad anstatt dem Auto erledigen etc.)

● Trinken Sie nur hin und wieder Alkohol. Ist Ihre Leber bereits geschädigt oder sind Sie genetisch vorbelastet, gilt: Alkohol konsequent meiden.

● M ariendistel (Carduus marianus) ist die «Leberpflanze» schlechthin. Ihre Früchte (Achänen) enthalten Silymarin, ein Wirkstoff, der die Struktur der Leberzellmembran derart verändern kann, dass Lebergifte nicht ins Zellinnere gelangen. Zudem regt er die Bildung neuer Zellen an. Man kann sie als Tinktur oder als homöopathische Arznei im Fachhandel kaufen.

● L eberwickel: Ein dünnes Baumwolltuch in Schafgarbentee tränken und auf die Leberzone legen. Mit einem dicken Tuch warmhalten, fixieren und eine halbe Stunde wirken lassen. Nachruhen.

● B ittere Gewürze tun der Leber gut. Ein besonders wichtiges Gewürz für die Leber ist Kurkuma. Es kann gut in der Alltagsküche eingesetzt werden.

● B itterpflanzen: Sehr gut für die Leber sind auch Gemüse wie Artischocke, Karde und Chicorée, aber auch Wildkräuter wie Löwenzahn, Engelwurz oder Wermut. Artischocke gibt es als Frischpflanzensaft: im Frühling dreimal täglich einnehmen.

● L assen Sie Ihre Leberwerte regelmässig vom Hausarzt überprüfen. MM/krea

Feucht unter den Armen

Es wird wieder warm – und wir schwitzen. Schweissgeruch ist unangenehm und deshalb wird schnell ein Deo eingesetzt. Aber was für eins soll es sein – ein Deodorant oder ein Antitranspirant?

Die menschliche Wärmeregulierung ist so ausgeklügelt, dass wir sie sogar kopieren. Heute bringen wir bereits Robotern das Schwitzen bei. Um nicht zu überhitzen, reguliert unser Körper die Wärme: Er aktiviert bei Hitze über zwei Millionen Schweissdrüsen; einmal ausgetreten, verdunstet der Schweiss auf der Haut und kühlt sie ab. Unbeliebter Nebeneffekt: Bakterien zersetzen die Eiweiss- und Fettmoleküle des Schweisses, was nicht geruchlos bleibt. Anders ist es beim Schweiss selbst: Er besteht zu 85 Prozent aus Wasser und 15 Prozent aus Fett und Eiweiss – und ist absolut geruchlos.

Antitranspirant oder Deodorant?

Gegen Schweissgeruch sind im Handel unterschiedliche Produkte erhältlich. Da wären die Deodorants. Sie schützen vor unangenehmem Körpergeruch, verhindern jedoch nicht grundsätzlich, dass wir schwitzen. Deos neutralisieren den Geruch und hinterlassen meist ein leicht duftendes Aroma.

Eine milde, hautverträgliche und verlässliche Wirkung können natürliche Deos mit der Kraft aus der «Apotheke Gottes» haben. Ihr Erfolgsrezept: Pflanzliche Stärke, die den Schweiss bindet und eine wirksame Schicht auf der Haut hinterlässt, und Milchproteine, welche die Haut mit essenziellen Nährstoffen versorgen. Oft stecken in Naturund naturnahen Deos weitere Pflanzenextrakte wie von Kamille und Ysop, die für ihre antibakterielle und schweisshemmende Wirkung bekannt sind.

Ganz anders funktionieren Antitranspirantien. Sie enthalten Aluminiumsalze, welche die Schweissdrüsen verengen. Kurzum: Es wird kaum mehr Schweiss freigesetzt.

Umstrittene Aluminiumverbindungen

Aluminium in Deos ist umstritten. Der Inhaltsstoff gilt als krebserregend und Auslöser für andere Krankheiten. Doch gemäss einer Stellungnahme des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung im vergangenen Jahr ist die Aluminiumaufnahme aus Antitranspirantien wesentlich niedriger als bisher angenommen. Weiter seien gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Aluminiumsalze über die Haut unwahrscheinlich. Basis für die neue Risikobewertung aus Deutschland ist unter anderem eine Studie aus dem Jahr 2019. Allerdings mahnt das Institut weiterhin zur Vorsicht, wenn saure und salzhaltige Speisen mit Aluminiumfolie in Kontakt kommen. Bei falscher Anwendung könne hier relativ viel Aluminium aufgenommen werden, Wer das Schwitzen vermeiden möchte, erreicht sein Ziel also mit einem Antitranspirant. Wer gezielt Körpergeruch vermeiden und auf Aluminium verzichten möchte, liegt mit einem Deodorant richtig. Gerade die Natur schenkt uns milde Möglichkeiten, damit wir uns gut riechen können. kel

Tipps gegen Schweissgeruch

● Wenn uns etwas belastet, schüttet unser Körper mehr Stresshormone aus. Wir schwitzen mehr – und können dem etwa mit Entspannungsdragees entgegenwirken.

● Fettreiche, saure und scharfe Lebensmittel regen die Schweissproduktion an. Leber-Galle-Tropfen können Abhilfe schaffen.

● Übergewicht reduzieren.

● Hormonelle Umstellungen bringen uns ab und an ins Schwitzen. Einen effizienten, natürlichen Schweisshemmer liefert Salbei.

● Chlorophyll-Dragees können der Bildung von Körpergeruch von innen heraus vorbeugen.

● Bei Übersäuerung sind Symptome wie Schwitzen erst der Anfang. Eine Säure-Basen-Kur bietet sich an.

● Regelmässig und gründlich waschen.

● Luftdurchlässige Kleidung aus Naturfasern unterstützt die Atmung der Haut.

Wildkräuter bereichern die Alltagsküche

Wer seine Wahrnehmung und sein Wissen schult und mit offenen Augen durch die Natur streift, kann schmackhafte und gesunde Pflanzen entdecken und sammeln. Wildkräuterexperte Daniel Favre begleitet Interessierte dabei. Den «natürlich»­Lesern verrät er unter anderem, welche eher unbekannten wilden Köstlichkeiten man kosten sollte.

Interview: Vera Sohmer

Herr Favre, wie haben Sie die Vorzüge von Wildkräutern entdeckt ?

Daniel Favre: Ich war früher Bio-Gemüsebauer. Die «Beikräuter» habe ich nicht weiter beachtet, sondern sie einfach gejätet. Je länger, je mehr hat es mich aber interessiert, was da alles wild auf den Feldern gedeiht. Vor vier Jahren habe ich mich dann zum Wildkräuterexperten ausbilden lassen. Bis heute bin ich fasziniert von der Pflanzenvielfalt, die in unserer unmittelbaren Nähe gedeiht. Manchmal gehe ich nur 20 Meter und finde 50 verschiedene Arten.

Sie leben auf dem Land ?

Ja, in Niederscherli in der Nähe von Bern. Allerdings ist die Artenvielfalt in den Städten teils grösser als auf dem Land, wo auf bewirtschafteten Flächen Monokulturen vorherrschen. Wildpflanzen wählen ihre Plätze selbst und gedeihen dort am besten, wo sie gute Bedingungen finden. Das kann auf Brachflächen sein, an Flüssen, Waldrändern oder in der Nähe eines Parks.

Es heisst, der Frühling sei die beste Zeit, um Wildkräuter zu sammeln. Stimmt das ?

Je nach Region fängt die Saison schon früher an. Bereits im Februar findet man Scharbockskraut oder erste Schaumkräuter. Wer gerne draussen ist und die Plätze kennt, wird das ganze Jahr hindurch fündig. Auch der Herbst ist mit Baumfrüchten wie Bucheckern oder Eicheln lohnenswert. Und sogar der Winter gibt etwas her. Wenn der Boden noch nicht gefroren ist, lassen sich diverse Wurzeln sammeln, aus denen sich schmackhaftes Gemüse zubereiten lässt, etwa die von Nachtkerzen, Knoblauchsrauken oder Disteln.

Sie verwenden Wildkräuter und ihre Wurzeln in der Küche ?

Ja, Wildkräuter sind für unsere Ernährung eine wunderbare Bereicherung und lassen sich leicht in die Alltagsküche integrieren – in Suppen, Salaten, auf einer Pizza oder zu Kräuterbutter verarbeitet. Auch selbst gebackenes Brot schmeckt gut damit. Hinzu kommt der gesundheitliche Nutzen: Wildkräuter haben wesentlich mehr wertvolle Inhaltsstoffe als gezüchtetes Gemüse. Vogelmiere beispielsweise hat 30-mal mehr Vitamin C als Kopfsalat.

Und was bieten Wildkräuter geschmacklich ?

Eine ganze Palette von Aromen. Giersch oder Brennnesseln sind mild und lassen sich fast überall einsetzen, ähnlich wie Spinat. Ich bereite damit gerne Quiche zu. Scharfe Bachkresse oder Wilder Senf hingegen eignen sich eher zum Beimischen oder als Gewürz. Anderes wie ausgewachsener Löwenzahn ist sehr bitter, was für den Gaumen gewöhnungsbedürftig ist. Vielen sind solche intensiven Geschmäcker fremd, denn derart viele Bitter- und Gerbstoffe hat gekauftes Gemüse nicht. Es braucht deshalb meistens mehrere Anläufe, ehe man Bitteres gerne hat.

Welche eher unbekannteren Pflanzen sind einen Versuch wert ?

Ich würde es mit Sommerportulak versuchen. Die jungen Blätter schmecken säuerlich, sind roh bissfest und eignen sich gut als Würze im Kräuterquark. Auch die jungen Blätter der Sommerlinde haben ein feines Aroma. Darüber hinaus kann ich die jungen Triebe des Flügelknöterich und die Wurzeln der Grossen Klette empfehlen. Oder die Samen und Blüten des Rauhaarigen Fuchsschwanzes sowie die Blätter und Samen des Weissen Gänsefusses. //

Wildkräuter sammeln: Darauf kommt es an

✱ Keine geschützten Pflanzen sammeln. Dazu die Rote Liste und kantonales Recht beachten.

✱ Pro Tag nicht mehr als einen mittelgrossen «Handstrauch» pflücken.

✱ Einzelne Pflanzen stehen lassen. Nur dort sammeln, wo sich ein grösserer Bestand einer Art befindet.

✱ Die Pflanze sollte in einem guten und gesunden Zustand sein.

✱ Nur Wildkräuter verwenden, bei denen man sich zu 100 Prozent sicher ist. Dazu ein Kräuterbestimmungsbuch mitnehmen oder unter fachkundiger Anleitung auf Streifzug gehen.

Empfehlenswert: Exkursionen mit anschliessendem kleinem Kochkurs besuchen.

✱ Strassenränder, gedüngte Wiesen oder Hunderouten meiden.

✱ Pflanzen sorgsam mit der Schere oder einem scharfen Messer abschneiden. Nicht in Plastiktüten, sondern in Stoffsäckchen oder Körbchen transportieren.

✱ Wildkräuter rasch verarbeiten, damit möglichst wenige Vitamine und Mineralstoffe verloren gehen.

Wildkräuterkurse

(am besten direkt erkundigen, ob sie stattfinden können oder coronabedingt ausfallen müssen): www.natur-in-mir.ch www.myswitzerland.com/de-ch/search/?q=Wildkräuter

Buchtipps

Steffen G. Fleischhauer u.a. «Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen», AT Verlag 2016, ca. Fr. 26.–Smarticular Verlag (Hg.) «Geh raus! Deine Stadt ist essbar», Smarticular 2017, ca. 23.–

Rezepte des Monats

Feine Note auf zarten Scheiben

Caméline – der Name klingt wie Musik im Ohr. Das goldene Öl dieser Ackerpflanze, zu Deutsch Leindotter, ist eine reiche Quelle wertvoller Inhaltsstoffe, rund und mild im Geschmack. Wohl dosiert, erhebt diese Delikatesse aus Schweizer Bio-Landwirtschaft das Gute zum Meisterwerk. Zum Beispiel ein veganes Kohlrabi-Carpaccio.

KOHLRABI-CARPACCIO MIT CAMELINEÖL-VINAIGRETTE

für 4 Personen

Carpaccio

400 g Bio ­ Kohlrabi wenig Salz wenig Biofarm Golden ­ Light­Zucker

1 EL Biofarm Apfelessig trüb

Dressing

1 Bio ­Zitrone

4 EL Biofarm Camelineöl

0,5 dl Wasser

1 EL Biofarm Senf grob wenig Pfeffer

3 Zweige glattblättrige Peterli

½ Bund Schnittlauch

1 kleiner Apfel

30 g Biofarm Sonnenblumenkerne

40 g Kresse

Zubereitung

1. Den Kohlrabi schälen und auf einem Hobel in sehr feine Scheiben schneiden. Die Scheiben in eine Schüssel geben und leicht salzen. Zucker und Apfelessig beifügen und alles gut mischen. 10 Minuten ziehen lassen.

2. 2 Esslöffel Zitronensaft und die abgeriebene Schale mit Öl, Wasser, Senf, Pfeffer und den gehackten Kräutern vermengen. Den Apfel in kleine Würfel schneiden. Wer mag, kann die Sonnenblumenkerne leicht rösten.

3. Den Kohlrabi in einem Fächer auf den Teller legen, mit Vinaigrette beträufeln. Mit den Kernen und Apfelwürfeln sowie der Kresse dekorieren.

Tipp

Hervorragend passt dazu ein Ligerzer Chardonnay oder auch ein Walliser Fendant St. Léonard.

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Karotten-Halwa

Karotten als Hauptzutat für ein Dessert ? Rüeblikuchen mal anders ? Karotten-Halwa hat seinen Ursprung in Indien, schmeckt exotisch süss und betört durch seine fröhliche orange Farbe.

Zubereitung:

1. Karotten fein raffeln.

2. Die Safranfäden in 2 EL Milch einlegen.

3. Butter oder Fett in einem weiten Topf von ca. 3 Liter Inhalt schmelzen lassen.

4. Karotten in der geschmolzenen Butter für ca. 10 Min. unter Rühren dämpfen.

KAROTTEN-HALWA

für 4 bis 8 Personen

900 g Karotten gerüstet und geschält

100 g Butter oder pflanzliches Fett

6 dl Milch oder Pflanzendrink

200 g Sharkara (ayurvedischer Zucker)

3 EL Rosinen

3 EL Mandeln, geschält, gehackt

1 TL Kardamom (frisch) gemahlen

1 Msp Safranfäden

2 EL Bio Mandeldrink-Pulver

5. Milch, Sharkara, Rosinen, Mandeln, Kardamom beigeben.

6. Alles aufkochen und unter Rühren ca. eine Stunde lang bei mittlerer Hitze einkochen lassen. Dabei am Anfang gelegentlich, gegen Schluss häufig mit einem Holzlöffel bis zum Topfboden umrühren, damit die Masse nicht anbrennt.

7. Wenn die Halwa-Masse knistert und keine Flüssigkeit mehr sichtbar ist, den Safran mit der Milch beifügen und kurz einkochen lassen.

8. Ein Blech oder eine flache Form einfetten und die Masse einfüllen und flach streichen.

9. Auskühlen lassen. Das fertige Karotten-Halwa ist fest und lässt sich in Stücke schneiden.

10. Zum Schluss etwas Bio Mandeldrink-Pulver darüber sieben, nach Wahl dekorieren und geniessen.

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« Die starke Emotion ist mir ans Herz gewachsen. »

über die Wut...

meine Texte und Gedanken mit Ihnen und der Welt teilen kann, habe mich über Kniffs und Tricks von Instagram informiert und weiss nun, wie man diese Medien für sein persönliches Marketing nutzt. Mit der Kraft eines Wildschweins, das sich durch die Erde pflügt, habe ich mich durch den Dschungel der neuen Welt gewühlt – und ich bin sicher: Ohne Wut im Bauch hätte ich das niemals geschafft. Die heile Welt der Harmonie treibt uns nicht vorwärts – erst wenn wir die Komfortzone verlassen (müssen), kommt Dynamik in den oft allzu bequemen Alltag.

Ich tauche in diesem Text in die Welt der starken Gefühle ein. In die tosenden Sturmwellen der zornigen Emotionen. Das Leben hat mir ein Häppchen Lernstoff vor die Füsse geworfen, das mich zwang, mich einmal mehr in die Wogen der Wut hineinfallen zu lassen. Die Intensität an Unkontrolliertheit, Ohnmacht und Wildheit, die mit der Wut einhergehen, ist nahezu berauschend, wenn man den Mut aufbringen kann, sich voll und ganz diesen Gefühlen hinzugeben. Diesmal ist es mir recht gut gelungen und ich möchte meine Reise mit Ihnen teilen, denn die starke Emotion ist mir schon fast ein wenig ans Herz gewachsen.

Viele erleben Wut als negative Energie, weil sie an Aggression und Gewalt gekoppelt ist. Mich manövriert die Wut eher in neue Richtungen. Sie ist sozusagen ein Katapult, das mich vorwärts schleudert, Energien freisetzt und ungeahnte Kräfte generiert. Dank dieser Wut habe ich in den letzten Wochen mehr über die sozialen Medien gelernt, als je zuvor. Ich habe mich vorbereitet auf das digitale Zeitalter, um das wir nicht herumkommen. Ich weiss nun, wie man sich digital vernetzt, habe einen Blog kreiert, auf dem ich

Ich möchte Ihnen Mut machen, die Wut zu bündeln, damit Sie diese kraftvolle Energie für Ihre Projekte nutzen können, sich für die Zukunft rüsten, Altes loslassen und vorwärtsgehen. Die Wut ist die wohl unkontrollierbarste, destruktivste und energievollste Stimmung, die ein Mensch in sich selber hervorrufen kann. Ich nehme an, Sie wissen, wovon ich rede. Jeder kennt die Wut. Sie vibriert, bebt, kocht, erhitzt sich, zittert und wogt. Kinder werfen sich tobend auf den Boden. Wir Erwachsenen halten die Emotion oft möglichst unter Kontrolle, machen gute Miene zum bösen Spiel und versuchen «vernünftig» zu bleiben.

Vernünftig! Geht das überhaupt im Zusammenhang mit Wut? Stellen Sie sich vor, Sie wären in einer Situation, die Sie zur Weissglut treibt. Kann man bei dieser Welle an Kraft, die durch den Körper donnert, wirklich vernünftig bleiben?

Wie wird man die Wut wieder los? Man kann durchatmen, ja, oder das Gefühl benennen, wie es im Buddhismus gelehrt wird. In der Achtsamkeitsmeditation sagt man sich zum Beispiel: «Aha, da ist Wut. Wut, es ist in Ordnung, dass du da bist.» Man geht, und

das ist wichtig, nicht zurück zur Situation, die einen rasend gemacht hat. Die gehört der Vergangenheit an und ist nicht mehr beeinflussbar. Man bleibt bei der Emotion und sagt sich, ja, ich fühle Wut. Vielleicht fühlt man verdammt viel Wut und muss sich bewegen, herumtigern, stampfen, tanzen, schreien oder in die Natur gehen. Absolut gut – aber immer im Gefühl der Wut bleiben und nicht an der verursachenden, ungerechten Situation herumgrübeln.

Denn wenn Sie an Situationen hängen bleiben, verharren Sie im Kampf und im Gefühl der Ohnmacht – was dazu führt, dass man sich als Opfer sieht und sich im Selbstmitleid suhlt oder aggressiv wird. Nein, diesen Weg sollten Sie nicht einschlagen! Er ist destruktiv und führt nur zu Verletzungen. Vor allem sich selber gegenüber.

Die rohe Kraft der Wut kann man nutzen, um sich selbstständig zu machen. Man kann sie nutzen, um Zelte abzubrechen und eine Reise anzutreten. Die Kraft der Wut hilft, Entscheidungen zu treffen, die schon lange angestanden sind, und Wege zu gehen, für die bisher der Mut fehlte. Vielleicht sollten wir uns alle vermehrt vorwärts schleudern lassen, wenn die Wut aufkommt, statt zu bleiben, auszuhalten und sich zu sagen, dass es auch schlimmer sein könnte. Viele Krankheiten entstehen genau aus dieser strengen Lebenshaltung sich selber gegenüber: aus dem Verharren im Alten, dem Über-sich-ergehen-lassen von Ungerechtigkeit, Macht und vielleicht sogar Gewalt. Rheuma zum Beispiel hängt häufig mit angestauter Wut zusammen, die viele Jahre lang nie ausbrechen konnte. Auch Leber- und Gallenerkrankungen, Migräne oder Magengeschwüre haben oft einen Zusammenhang mit der Wut, dem Feuerelement und dessen Auswirkungen auf den Körper.

RAUS DAMIT! | Wut sollte man nicht unterdrücken, denn unterdrückte Wut macht krank. Wenn man sie hingegen kanalisiert, kann Wut ungeahnte Kräfte in einem freisetzen, die man konstruktiv nutzen kann.

Die Kraft der Vergebung kommt hier ins Spiel. Denn wir können nicht lange im Gefühl der Wut bleiben. Irgendwann erschöpft sich dieses Gefühl. Wenn es aber schon mal da ist, sollte man es nicht sofort unter den Teppich wischen, sondern sich mutig dieser enormen Kraft zuneigen. Es tut dem Herzen und der Seele gut, wenn wir die Tür zur Wut zwischendurch einen Spalt weit öffnen; wenn wir sie zulassen und hinhören, was sie uns zu sagen hat. Nur so können wir erkennen, dass unter dieser rohen Wut etwas Verletzliches, Trauriges und Weiches zum Vorschein kommt: Die tiefe Trauer darüber, dass nichts mehr so ist, wie es war; die Erkenntnis, dass man sich nur auf sich selber verlassen kann; die Ohnmacht der Fremdbestimmung – und irgendwann die Einsicht, dass es trotzdem weitergeht. Ja, der Wut folgt die Trauer. Aber eben nur, wenn wir der Wut begegnen können und gleichzeitig die Situation, die Auslöser für die Emotion war, sofort loslassen, sobald sie aufflackert. Das Leben bietet uns immer wieder Situationen, an denen wir seelisch wachsen können. Mal gehören wir zu den Verlierern, mal zu den Gewinnern. Man kann nicht immer gewinnen, aber das Spiel des Lebens ist und bleibt mein Lieblingsspiel.

Mehr von Sabine Hurni lesen Sie auf www.sabinehurni-blogt.ch oder auf Instagram: www.instagram.com/sabinehurni/

* Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.

Grüne Salate

Seit längerer Zeit leide ich unter Blähungen, Völlegefühl und Verdauungsproblemen. Ein Therapeut sagte mir, dass dies mit dem grünen Salat zusammenhänge. Stimmt das ? C. D., Bern

Rohes Blattgemüse ist wirklich sehr schwer verdaulich, weil es so viele unverdaubare Nahrungsfasern enthält. Für den Darm, der Ballaststoffe zwingend braucht, sind diese äusserst wichtig. Aber sie können durchaus zu Blähungen führen, wenn die Verdauungskraft nicht stark genug ist. Mithilfe der sauren Sauce, den Gewürzen und Kräutern wird die Verdaubarkeit zwar durchaus verbessert; aber abends, wenn die Kraft der Verdauungssäfte nachlässt, reicht das oft nicht aus. Das heisst nicht, dass man abends auf keinen Fall Salat essen darf – aber man muss auf seinen Körper achten: Wenn die Verdauung mit Blähungen oder Unwohlsein reagiert, sollte man den Salat lieber am Mittag geniessen.

Dass Salat am Abend zu Blähungen, Unwohlsein, Schlafstörungen oder Verstopfung führen kann, liegt daran, dass die Verdauungsorgane ab ca. 18 Uhr nur noch auf Sparflamme laufen. Der Salat bleibt quasi bis am Morgen im Magen liegen und beginnt zu gären, was Blähungen verursacht. Lassen Sie den Salat als Experiment zwei Wochen lang ganz weg. Wenn die Blähungen unverändert bleiben, liegt es nicht am Salat oder zumindest nicht nur. Auch schnelles Essen, viel Denken, Reden beim Essen oder Essen zu Unzeiten können zu Verdauungsproblemen führen. Unser Verdauungsapparat ist stockkonservativ: Er mag keine Veränderungen und liebt es, wenn das Essen um 7, 12 und 18 Uhr auf dem Tisch steht respektive zu den gewohnten Zeiten. Am besten warm, frisch gekocht und saisonal.

Pflanzenöl oder Ghee ? Ich möchte gerne wissen, wie der Cholesteringehalt der eingesottenen Butter oder Ghee ist. Gleich wie normale Butter ? Und wie sieht es im Vergleich mit Olivenöl aus ?

J. S., Zug

Ghee wird traditionell dadurch gewonnen, dass man die Butter so lange erhitzt, bis das Eiweiss ausgefällt und die Butter zu einer goldenen Flüssigkeit geworden ist. Auf die gleiche Art wird hier im Westen die eingesottene Butter (Bratbutter) hergestellt. Bratbutter wie auch das indische Ghee haben die Eigenschaft, dass sie die Geschmackstoffe der Nahrung optimal aufschlüsseln und den Körper

befeuchten, der so die fettlöslichen Vitamine besser aufnehmen kann. In der indischen Küche werden die Gewürze darin gedünstet, damit sich ihr Aroma entfaltet und entsprechend auch ihre Wirkung auf den Körper optimal zum Tragen kommt.

Sowohl das Ghee wie auch die eingesottene Butter werden aus Butter hergestellt und enthalten etwa so viel Cholesterin wie die Butter selbst. Cholesterin ist ein Bestandteil von tierischen Fetten. Olivenöl hingegen ist ein pflanzliches Produkt, das kein Cholesterin enthält. Dieses Fett setzt sich aus einfach ungesättigten Fettsäuren zusammen, die einen positiven Einfluss auf die Arterien und die Blutfliesseigenschaften haben.

Doch zurück zum Cholesterin. Der Körper braucht diesen fettartigen Naturstoff. Er ist nicht einfach nur schlecht, verpönt und mit allen Mitteln aus der Nahrung zu verbannen. Viel wichtiger scheint mir, WAS in diesen Fetten angebraten wird und WIE VIEL davon wir essen.

Verwenden Sie also ruhig das Fett, das Ihnen am besten schmeckt. Kochen Sie vermehrt Gemüse und seltener Fleisch und Getreide. Knabbern Sie eher Karotten und Nüsse statt Kekse und Chips. Halten Sie sich zudem von all den versteckten Fetten fern, die in gekauftem Gebäck, Riegeln oder Fertigprodukten enthalten sind. Das ist schlussendlich der Unterschied, der wirklich eine Veränderung bringt. Ich bin überzeugt davon, dass wir auf unsere Körperintelligenz zählen können. Verlangt der Körper Fett, dann braucht er es auch. Verlangt er Karotten, dann braucht er eben Karotten. Haben Sie den Mut, diese feinen Wahrnehmungen wieder zu entdecken und ihren ganz individuellen Ernährungsweg zu gehen. Und erlauben Sie auch Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin diesen individuellen Weg. Männer und Frauen haben unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse. Wenn Mann und Frau zusammenleben, müssen beide auf ihre Rechnung kommen.

Blutzuckerspiegel

Ich habe einen zu hohen Langzeitzucker (6,5). Was kann ich machen ? S. W., Basel

Einen Blutzuckerwert von 6,5 können Sie durchaus noch mit einer Anpassung Ihrer Ernährung und genügend Bewegung ausgleichen.

Der Blutzuckerwert bezeichnet die Konzentration an gelöstem Traubenzucker (Glukose) im Blut. Sobald der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit steigt, schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Insulin sorgt dafür, dass die Glukose aus der Blutbahn in die Zellen gelangt. Die Zellen benötigen diesen Einfachzucker für ihre Stoffwechselfunktion. Der Blutzuckerspiegel ist abhängig davon, was man isst: Wenn Sie Fleisch und Gemüse essen, steigt er nicht so sehr an, wie wenn Sie Kuchen und Schokolade verspeisen. Am besten informieren Sie sich bei ihrem Arzt oder in der Diabetesberatung, wie Sie den Blutzucker selber messen können. Idealerweise sollte der Wert unter 6 liegen.

In Ihrem Fall, mit einem Wert von 6,5, ist der Blutzucker zwar leicht erhöht und ein Anzeichen von beginnendem Diabetes Typ 2; doch in diesem frühen Stadium kann eine gezielte Diät noch sehr viel bringen. Am besten lassen Sie sich hier von einer Ernährungsberaterin begleiten. In Kürze kann man aber sagen: weniger zuckerund kohlenhydratreiche Lebensmittel essen.

Achten Sie auf eine ausgewogene und vollwertige Ernährung. Das heisst, vermehrt wertvolle Eiweissquellen wie Geflügel, Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Eier sowie Hülsenfrüchte essen, be-

Besser schlafen

Tief schlafen ist ein Geschenk. Das wissen Menschen mit Schlafstörungen besser als alle anderen. Einschlafen heisst, geschehen lassen. Wenn jedoch im Kopf Gedanken kreisen, sind wir weit weg vom vertrauensvollen Loslassen und friedlichen Einschlummern. Häufig sind es Stresssituationen, bedingt durch berufliche Belastungen, familiäre oder gesundheitliche Probleme, die einen plötzlich im Bett wälzen lassen und akute Schlafstörungen verursachen. Das hilft bei Schlafstörungen: Hopfen (Humulus lupulus), enthält die stark beruhigenden Bitterstoffe Humulon und Lupulon. Diese harmonisieren im Gehirn die Zirbeldrüse (die ähnlich dargestellt werden wie Hopfenzapfen), die das Schlafhormon Melatonin freisetzt. Melatonin wird im Normalfall während der Nacht ständig neu ausgeschüttet, damit wir nicht erwachen. Hopfen als Heilpflanze besänftigt überall dort, wo zu viele Reize oder zu viel Unruhe das körperliche System überfordern.

Wie anwenden: Der aromatische Hopfen entfaltet seine Wirkung entweder als Tee, Tinktur oder in Form von Kräutertabletten. Für die Teezubereitung übergiesst man einen Teelöffel zerkleinerte Hopfenzapfen mit kochendem Wasser und lässt sie zehn Minuten zugedeckt ziehen. Vor dem Schlafengehen trinken. Auch ein Duftkissen mit Hopfenzapfen (und Arvenspänen) fördert den Schlaf.

Tipps für einen gesunden Schlaf

  Essen Sie abends keine Rohkost und keine schweren Mahlzeiten.

  Schreiben Sie vor dem Zubettgehen alles auf, was Sie beschäftigt. Dann sind die Gedanken auf dem Papier und müssen nicht mehr im Kopf gewälzt werden.

  Geniessen Sie abends ein Lavendel-Fussbad: Fünf Tropfen Lavendelöl in eine Handvoll Meersalz tröpfeln und im warmen Wasser auflösen.

 Bewegte Bilder und helles Licht aktivieren das Gehirn. Schalten Sie deshalb mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen alle Bildschirme aus und greifen Sie statt zum Handy zu einem guten Buch oder Heft wie diesem. krea

Die Patientenfrage

Zahnmedizin:

Was Werbung verspricht und was sie wirklich hält

Das strahlende Lächeln – wer kennt es nicht aus den Medien. Zähne aneinandergereiht wie Perlen, makellos und glänzend weiss. Immer aggressiver vermittelt uns die Werbung, dass dies mit wenig Geld und geringem Aufwand möglich ist.

Besonders viel Werbung wird aktuell für transparente Zahnspangen und Zahnbleaching gemacht. Ohne Zweifel können Schienen für gewisse Korrekturen sinnvoll sein. Aber nicht jede Art von Zahnfehlstellung kann dadurch korrigiert werden. Auch beim eingangs erwähnten Traum vom strahlenden Lächeln gibt es Fallstricke. Aufhellen kann nämlich dazu führen, dass die Zähne erheblich empfindlicher werden.

Vor jeder Zahnbehandlung gilt grundsätzlich: Patientinnen und Patienten sollten sich unbedingt persönlich in einer Zahnarztpraxis beraten lassen und nach Vor- und Nachteilen sowie alternativen Behandlungsmöglichkeiten fragen. Denn Werbung ist stets mit einem gesunden Misstrauen zu betrachten, zeigt sie doch das beworbene Produkt von der besten Seite und lässt «störende Details» schlicht weg. Die Beratung von einer Fachperson ist somit unabdingbar.

Ein einfaches Mittel, mit dem Patienten die Qualität von zahnmedizinischen Fachpersonen überprüfen können, ist eine Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Zahnärztevereinigung SSO. Damit unterliegen Zahnärzte bestimmten berufsethischen Verpflichtungen und Qualitätsleitlinien. Bei Zweifeln sollte immer eine Zweitmeinung eingeholt werden.

Susanne Gedamke, Präsidentin des Gönnervereins

Mehr zum Thema Patientenrecht unter Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min. Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

gleitet von reichlich Rohkost wie Salaten, Sprossen und saisonalem Gemüse. Auch Pflanzenfette, Butter, Nüsse, Samen und Kerne sowie saisonale Früchte dürfen Sie uneingeschränkt geniessen. Nur bei den Sättigungsbeilagen ist Zurückhaltung angesagt. Alle Gerichte mit Teigwaren, Kartoffeln, Reis und Brot führen zu starken Schwankungen. Je weisser das Mehl, desto mehr schiesst der Blutzucker in die Höhe. Meiden Sie Süssigkeiten, Süssgetränke, Fruchtsäfte, Fruchtjoghurt und möglichst alle Fertigprodukte. Trinken Sie sehr viel stilles Wasser oder ungesüssten Tee. In Ihrem Fall dürfen es bis zu drei Liter sein.

Da Glukose in den Muskeln sehr effizient verbrannt wird, sollten Sie unbedingt auch Ausdauersport machen. Lange Spaziergänge, Velofahrten, Schwimmen oder Walken wäre ideal. Und wenn Sie die Lust auf Süsses packt, und das wird sehr wahrscheinlich vorkommen, dann geniessen Sie gleich nach dem Mittagessen ein kleines Dessert. Damit kommt der Körper besser zurecht, als wenn Sie die Süssigkeiten zwischendurch naschen.

Rosenwurz

Geistig fit

Stimmt es, dass Rosenwurz, Juckbohne, Rosmarin, Salbei, Majoran, Zitronenmelisse, Grüner Tee, Indischer Wassernabel, Vielblütiger Knöterich, Benediktenkraut und Igelstachelbart die geistige Leistungsfähigkeit verbessern ?

I ch kenne nicht alle Heilpflanzen, die Sie erwähnen. Es scheint sich um eine spannende Mischung zwischen westlichen und chinesischen Pflanzen

(und einem Pilz) zu handeln. Selbstverständlich können Sie mit den richtigen Heilpflanzen das Gehirn fit halten. Das ist sogar sehr gut erprobt. Alzheimer und Demenz sind ein anderes Thema. Aber Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit können Sie sehr wohl mit Heilpflanzen behandeln. Es ist unbestritten, dass Heilpflanzen einen Einfluss auf die Hirndurchblutung und somit auch auf die Konzentrationsfähigkeit haben. Die diesbezüglich am besten erforschte Heilpflanze ist der Ginkgo. Aber auch die von Ihnen erwähnten Pflanzen haben zum Teil durchblutungsfördernde, zum Teil beruhigende Eigenschaften. Sie können also sehr gut zum Beispiel zur Vorbereitung auf eine Prüfung oder zur Therapie bei Vergesslichkeit eingesetzt werden.

Generell gilt bei Konzentrationsschwäche, dass Sie die Heilpflanzen über längere Zeit konsequent einnehmen. Geht es um ein bestimmtes Ereignis, das hohe Konzentration erfordert, sollten Sie also früh genug anfangen. Es gibt aber auch Heilpflanzen, die einen sofortigen Energieschub zur Folge haben. Zum Beispiel Ginsengwurzel oder die von Ihnen erwähnte Rosenwurz. Diese Stärkungsmittel verbessern die Zellatmung und wirken gegen Müdigkeit und Erschöpfung. In Kombination mit Ginkgo kann Rosenwurz zum Beispiel die Zeit überbrücken, bis die Wirkung des Ginkgos zu greifen beginnt.

Wichtig ist, dass Sie gleichzeitig auch täglich das Gehirn trainieren: Lösen Sie Rätsel, lesen Sie anspruchsvolle Bücher, lernen Sie zwischendurch ein Gedicht auswendig und bewegen Sie sich täglich. Denn auch körperliche Bewegung hält das Gehirn in Schwung.

Flohsamen für die Verdauung

Ich nehme morgens 1 TL Flohsamen ins Müesli. Ohne diese Massnahme funktioniert meine Verdauung leidlich. Kann ich bedenkenlos damit weitermachen oder ist es wichtig, dass die Verdauung auch ohne diese Hilfe funktioniert ? L. L., St. Gallen

Flohsamen

Ja, Sie können die Flohsamen weiterhin essen. Ihr Körper dankt es Ihnen. Denn Flohsamen sind sehr effektvolle und gleichzeitig harmlose Verdauungshelfer. Die kleinen Samen quellen im Darm und erhöhen so das Stuhlvolumen. Dadurch kommt es im Darm zu einem Dehnungsreiz. Gleichzeitig enthalten die Flohsamen Schleimstoffe und die verquollene Schleimmasse wirkt wie eine Gleitschicht, die den Transport des Darminhaltes erleichtert. In unserer Ernährung kommen die Faserstoffe oft nur in ungenügender Menge vor. Reis und Teigwaren sind raffiniert, die Faserhülle wurde also entfernt. Die faserreichen Hülsenfrüchte sind hierzulande nicht sehr verbreitet und auf die empfohlenen fünf Portionen Gemüse und Früchte kommen auch nur die wenigsten. Deshalb fehlen die quellenden Ballaststoffe oft in der täglichen Kost. Es macht deshalb durchaus Sinn, wenn Sie diese auf andere Weise ersetzen. Zum Beispiel mit Weizenkeimen,

Leinsamen oder eben Flohsamen. Mit einer gut funktionierenden Verdauung stärken Sie schlussendlich auch die Immunabwehr und die Aufnahme von Nährstoffen durch den Darm.

Ätherische Öle

in der Küche

Darf ich ätherische Öle bedenkenlos in Fruchtsäfte beigeben, zum Beispiel Ingweröl ?

T. W., Zürich

Ausgesuchte ätherische Öle können

Sie sehr gut zum Würzen verwenden. Insbesondere die Öle all jener Gewürze, die man auch sonst zum Würzen verwendet, wie zum Beispiel Ingwer, Rosmarin, Kardamom, Lavendel oder Salbei. Der Umgang mit ätherischen Ölen in der Küche ist jedoch etwas delikat: Man muss sehr vorsichtig dosieren und zwingend nur die beste Qualität verwenden. Wenn Ihr ätherisches Ingweröl eine gute Qualität hat, können Sie also durchaus ein oder zwei Tropfen davon in den Fruchtsaft geben.

Zum innerlichen Genuss eignen sich 100 Prozent naturreine ätherische Öle aus biologischem Anbau. Dabei gilt die Regel: Qualität vor Quantität. Je nach Sorte reichen 1 bis 4 Tropfen der ätherischen Gewürzöle auf 250 – 500ml Flüssigkeit. Inzwischen gibt es im Handel Gewürzöle, die mit einer Pipette versehen sind und so sehr einfach dosiert werden können. Die Öle sollten nicht pur genossen, sondern mit Butter, Pflanzenöl, Rahm, Sauerrahm, Eigelb, Sojasauce, Zitronensaft oder eben Fruchtsaft vermischt werden.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich. sabine.hurni@chmedia.ch oder «natürlich», Leserberatung, Neumattstr. 1, 5001 Aarau. www.natuerlich-online.ch

Einblick in die Anderswelt

Im Gundermann, auch Gundelrebe genannt, lebt ein Pflanzengeist, der bösen Zauber abhält. So schützt der weitverbreitete Lippenblütler Haus und Garten und ihre Bewohner energetisch. Wir sollten ihm also danken, statt ihn als Unkraut zu bekämpfen.

Dem Wonnemonat Mai liegt ein besonderer Zauber inne: Wir feiern die heilige Hochzeit zwischen Himmel und Erde. In der Walpurgisnacht, vom 30. April auf den 1. Mai vermählen sich die zeugungsbereiten weiblichen und männlichen Naturkräfte. Während der Maivollmond strahlend am Himmel prangt, öffnen sich die Türen zur Anderswelt und der Schleier zwischen den Welten wird dünner. Es ist der Monat des Gedeihens, Blühens, Feierns und der ekstatischen Tänze zwischen den Welten der Naturgeister und der der Menschen. Endlich ist es wieder Zeit, das Leben in Ekstase zu feiern! Auch mal wieder einfach zu sein. Diese Freiheit kann mir nichts und niemand nehmen. Mit diesem Bewusstsein lasse ich mich nicht von äusseren Gegebenheiten einschränken. Ich feiere das Leben wild und frei!

Diese ausgelassene Feier der Natur wird von einer Heilpflanze begleitet, die mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz wächst. Es ist der Gundermann (Glechoma hederacea), der in vielen Gärten nicht unbedingt auf Gegenliebe trifft. Trotzdem ist er bis in die heutige Zeit hinein ein treuer Menschheitsbegleiter geblieben: Er sucht die Nähe des Menschen und wenn man ihn lässt, folgt er einem sogar bis vor die Haustür.

Meine Partnerin und ich lieben alle Pflanzenwesen, und wir versuchen, sie gleichberechtigt zu achten und wertzuschätzen. Der Gundermann ist uns jedoch ein besonderer Freund und Begleiter in unserem Unterwegssein geworden. So vielschichtig wie sein Wesen, sind auch seine Namen. Dieses Pflanzenwesen möchte ich dir deshalb mit all seinen Namen nennen, damit du es umso mehr achten kannst, wenn du ihm das nächste Mal begegnest.

«Mein Name ist Gunda»

Text: Steven Wolf genannt wird, sollte man stets als Persönlichkeit ansprechen. Vor allem wenn es im Garten oder ums Haus herum wächst. Denn seine pflanzliche Gestalt ist die Verkörperung des schützenden Hof- und Hausgeistes. Ja, der Gundermann ist sprichwörtlich das helfende Heinzelmännchen, das uns vor unholden Geistern, bösem Zauber und Verwünschungen schützen kann. Der allzu oft als Unkraut verwunschene Gundermann hilft uns so, unser Zuhause energetisch rein zu halten. Als Dank dafür sollte man ihn nicht einfach so ausrupfen oder unachtsam vertilgen, sondern ihm einen geschützten Platz im Garten eingestehen, wo er ungehindert wachsen kann. Zwischendurch nimmt der Gundermann auch gerne etwas Bier oder Schnaps als Dankesgabe an. Aber zurück zu den Namen. Einige nennen den Gundermann Erd- und Kranzkraut oder Heilreif. Diese Namen geben Hinweise auf den Gebrauch dieser mächtigen Schutzund Heilpflanze: Für das Heil, den Segen und den Schutz in Garten und Haus – in den Zimmern und auch im Keller –, kann man Kränze aus den langen, biegsamen Stängeln des Gundermanns winden. Wir nutzen diese Kränze für Heilzeremonien, Meditationen, Trancetänzen, die Herstellung von Heilmitteln und auch in der Walpurgisnacht als Zeichen für die alljährliche Erneuerung und unsere Verbundenheit mit der Natur und deren Wesenheiten.

«Heckenkieker» und «Erdefeu»

Andere Namen für den Gundermann sind «Heckenkieker» oder «Heckenreiter». Sie verweisen auf den typischen Standort und ist eine Anspielung auf seine grosse Bedeu-

Der Gundermann steht in Verbindung mit dem Männername Gundram und dem Frauennamen Gunda. Gund bedeutet kleiner Krieger respektive kleine Kriegerin. Der Gundermann ist somit ein heilsames Schutzkraut: ein Dämonenvertreiber. Den «Gutermann», wie das Kraut auch

* Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch

BEWUSSTSEINSERWEITERND | Die kleinen, blasslila bis violetten Blüten und sein sanfter Geruch deuten darauf hin, dass der Gundermann unsere Sinne öffnet. Und tatsächlich: Die Schutzund Heilpflanze erweitert das Bewusstsein und fördert die Hellsichtigkeit. Doch keine Angst, Freund Gundermann wirkt nicht berauschend wie Zauberpilze oder dergleichen.

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« Wenn Du Dich dem Gundermann öffnest, erkennst Du, dass Hilfe schon da ist. »

tung: Die wilde Hecke ist ein magischer Ort des Übergangs; ein Portal, das die kultivierten Ländereien von der Wildnis trennt. Auch heute noch leben in den wilden Hecken weibliche Heckengeister, die Hagazussen. Sie kennen beide Welten, verfügen über Kräuterwissen und erweisen dem Wissensdurstigen, der gelernt hat, gut zu lauschen, vielerlei Dienste. Auch die Namen «Guck durch den Zaun» oder «Zaunreiter» weisen auf die Magie der Zwischenwelt hin. Mit ein wenig Runenwissen ergeben diese Namen noch mehr Sinn. Die Rune Ingwaz ist ein Rautensymbol (Scherengitterzaun) und steht unter anderem für das Fenster. Dieses alte Runenzeichen, das rautenförmige Guckfenster, kennen wir von alten Haustüren. Es steht symbolisch für den Blick durch das Portal hindurch auf die andere Seite, in die nicht alltägliche Welt. Deshalb verwenden wir den Gundermann auch in verworrenen Situationen, wenn der nötige Durchblick fehlt oder der Blick für das Wesentliche getrübt ist – fast wie von Eiter verklebt.

Wundheiler und «Herr des Eiters»

Die dunklen Blätter und der kriechende Wuchs haben dem Gundermann auch die Namen «Grundrebe» und «Erdefeu» verliehen – was gut passt: Sobald das Kraut irgendwo Halt findet, rankt es sich daran in die Höhe. Der gebräuchlichste Name aber ist «Gundermann». Bleiben wir also dabei und betrachten ihn näher, konkret den Namensteil «Gund». Im Altgermanischen bezeichnete man Eiterbeulen oder eiternde Geschwüre als «Gund». Und siehe da: Der Gundermann wird auch «Herr des Eiters» genannt. Selbstverständlich kommt auch das nicht von ungefähr. Der Gundermann wirkt entzündungshemmend, antibakteriell, zusammenziehend und schmerzstillend. Wir konnten eindrückliche Erfahrungen sammeln betreffend die Kraft des Krauts als Wundheiler: Tiefe Schnittwunden, die eigentlich hätten genäht werden müssen, heilten vollständig und narbenfrei ab; ebenso Quetschungen, eiternde Wunden und Abszesse. Sogar bei eitrigem Auswurf oder Ausfluss hat der Gundermann uns geholfen. Für die Wundversorgung verwenden wir das frisch zerkaute Kraut und binden die betroffene Stelle damit ab. Diesen Umschlag zweimal täglich wechseln bis alles verheilt ist. Und das geht wirklich schnell! Des Weiteren wirkt der Gundermann schleim-, steinund harnsäurelösend und er stärkt Lunge und Magen. Man

kann ihn in Öl einlegen und diese für den Salat nutzen; das frische Kraut samt Blüten kann man auch für den Salat selbst verwenden, z. B. zusammen mit Schafgarben- und jungen Birkenblättchen, Gänseblümchen und Löwenzahn. Oder man bereitet ihn als Gemüse zu, das passt besonders gut zu Kartoffeln und wird in Nobelküchen als Delikatesse zu Fleisch gereicht.

Der meditative Zugang

In meiner meditativen Versenkung mit dem Gundermann durfte ich folgende Information erhalten: «Seit alter Zeit folge ich den Menschen. Ich, dein schützender Hausgeist, bin der verbindende Kreis der höchsten Lebendigkeit. Ich wirke als Verstärker und stehe in Resonanz mit Allem – mit den Kräften des Lichts, der Schöpferin der Materie und mit dir, Mensch, denn auch du bist ein Glied dieses allumfassenden Kreises. So verbinde ich in Harmonie das Leben miteinander: in deinem Garten, deinen Heilmitteln, deinen Beziehungen. Deshalb ist eines meiner Hauptpotenziale das ‹ synergetische Wirken ›. Ich sorge für Verbundenheit, auf dass jedes Geschöpf seine Kraft und sein volles Potenzial offenbaren und entfalten kann. Ich wirke gerne im Hintergrund und werde nur offensichtlich aktiv, wenn es mich braucht oder du mich darum bittest. Ich öffne und kläre dir die Augen und deinen Geist, sodass du das Wunderbare erkennen kannst. Ich stärke deine Kraft und dein Durchhaltevermögen, damit du dich nicht unterkriegen lässt. So wecke ich in dir das Gespür, auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Vor allem wenn du mit einem Umfeld zu tun hast, das nicht will, dass du vorwärtsgehst. Hier ist einer deiner weiteren Knackpunkte verborgen. Es tut dir nicht gut, dich in solchen Situationen als einsamer Krieger zu fühlen. Hab nicht das Gefühl, du müsstest bei jedem Widerstand alles im Alleingang bewältigen. Denn wenn du dich mir öffnest, erkennst du, dass die Hilfe schon da ist.»

Der Gundermann hilft uns also, uns auf ein Urprinzip der Natur einzulassen: auf das Loslassen und die Erneuerung. Alles in der Natur ist ein Kommen und Gehen. Die Natur vertraut und erneuert sich stetig, das ist ihr Prinzip, die Philosophie des Lebens an sich. Die Natur hinterfragt nicht, sie nimmt an. Eine Pflanze entwickelt, wenn nötig, gewisse Abwehrstrategien und geht, wenn diese nicht greifen, irgendwo anders hin, wo sie ungestört wachsen und blühen kann. Wir Menschen sind träger. Wir haben die Tendenz, an nicht funktionierenden, ja sogar an krankmachenden Vorstellungen festzuhalten und dabei langsam vor uns hin zu kränkeln. Zu erstarren.

Es geht hierbei um Dinge, Muster oder Zustände, die bewusst oder unbewusst festgehalten werden. Allzu oft halten wir an Dingen fest, die schon längst losgelassen werden sollten. Wir ärgern uns z. B. über äussere Missstände, die sich trotz aller Bemühungen nicht ändern. Doch dieses Festhalten und Erstarren, dieses nicht Loslassen, nicht Weitergehen lässt uns in einer Sackgasse stecken bleiben. Oft braucht es dann die Kraft des Feuers, um die feststeckenden Dinge zu ändern. Auch die Wärmeprozesse des Gundermanns lassen das Erstarrte schmelzen; sie bewegen uns sanft, aber stetig. Wohin? Egal! Hauptsache, man steckt nicht mehr fest, bleibt in Bewegung und blickt vorwärts. //

Liebe und . . .

die blaue Kugel

H aben Sie sich auch schon dabei erwischt: Im ständigen Wettbewerb der Liebe zu stecken? Keine Konkurrenz ist gnadenloser. Bin ich attraktiver als meine beste Freundin? Schlanker, klüger, freundlicher als meine Kollegin? Ist ihr Freund durchsetzungsfähiger, humorvoller, besser gekleidet als meiner? Achten Sie einmal darauf, es gibt kaum eine Party, einen Spaziergang oder eine Begegnung, wo wir nicht heimlich Punkte sammeln oder vergeben – und dabei selbst meist den Kürzeren ziehen. Warum hat der liebe Gott, oder wer immer für diese Dinge zuständig ist, mir nicht schöneres Haar, grössere Brüste, mehr Schlagfertigkeit gegeben? Warum hat er die schönsten Gaben nur anderen zukommen lassen? Aufgepasst: Vergleich ist der Tod deiner Möglichkeiten.

Wie vergleichen sich eigentlich die Wesen in einem Biotop? Keine Blüte ist wie die andere; und keine wurde hässlich gemacht. Es gibt grosse und kleine Bäume, aber keiner ist abstossend, langweilig oder schlecht. Jedes Tier- und Pflanzenwesen, jeder Stein hat seine eigene Schönheit und zusammen sind sie umwerfend. Warum ist es bei uns anders? Weil wir den Blick für unsere eigene Schönheit verloren haben.

Dazu gibt es eine Geschichte aus einer erotischen Tempelkultur auf Malta: Jeder Mensch trägt im Inneren eine leuchtend-blaue Kugel. Sie ist unser kostbarstes Juwel – der Kern unserer Selbst, der Sitz unserer Liebeskraft. Diese blaue Kugel sitzt unter dem Bauchnabel, nährt uns, macht uns schön und lustvoll. Sie hat magnetische Kräfte: Wenn wir ihr vertrauensvoll folgen, führt sie uns zu den Menschen, mit denen wir die schönsten Feste der Liebe feiern. Wenn wir die blaue Kugel bei jemand anderem entdecken, verlieben wir uns in diesen Jemand und beginnen den Tanz einer wunderbaren Annäherung. So weit, so schön. Aber oje: Wir haben völlig vergessen, dass wir so eine blaue Kugel in uns haben. Dabei brauchen wir sie so

dringend. Wir suchen sie überall. Wir glauben, nicht ohne sie leben zu können.

Wenn wir diese blaue Kugel bei jemand anderem sehen, begehren wir ihn, verzehren uns nach ihm. Der Geliebte aber kennt seine blaue Kugel auch nicht. Er sieht nicht, was andere, die ihn anhimmeln, in ihm sehen. Und er hat keine Ahnung, warum sie sich selbst so gering schätzen. Ihre Verehrung wird ihm unheimlich, ja unangenehm, und er entzieht sich den Verehrern. Er oder sie läuft vor ihnen weg – und Sie hinterher. Das kann nichts werden. So werden wir krank vor Liebe – und fühlen uns nicht wert, geliebt zu werden.

A n dieser Stelle gibt es nur eins: Anhalten und die eigene blaue Kugel wieder sehen und spüren lernen. In der alten Tempelkultur übten die Menschen genau das von Jugend an. Wenn eine junge Tempelpriesterin sich mit einer anderen verglich und fand, dass jene anmutiger tanzte und schöner sang, geschah Folgendes: Sie vernachlässigte ihre eigene blaue Kugel und gab sie an die Konkurrentin ab. Das war auch für diese nicht angenehm. Denn nun wollten alle Männer zu ihr und sie erhielt mehr Aufmerksamkeit, als sie bewältigen konnte. Sie alle, Männer und Frauen, mussten lernen, die eigene spezielle Schönheit zu erkennen, zu pflegen und bei sich zu bewahren. Um gewappnet zu sein für die hohe Kunst, wenn sie sich wirklich verliebten: Auch dann noch die eigene blaue Kugel zu sehen und nicht an andere abzugeben – das war das Zeichen von Reife.

D ie blaue Kugel ist unsere Selbstliebe. Sie ist eine Voraussetzung für wirkliche, wahrhaftige Begegnungen. Investieren Sie daher ruhig etwas Zeit, um Ihre eigene blaue Kugel kennenzulernen. Aber Vorsicht: Sie könnten jemand ganz besonderen kennenlernen. Vielleicht die Liebe Ihres Lebens! //

« Selbstliebe ist Voraussetzung für wirkliche Begegnungen.»

● Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin (u. a. «Frau-Sein allein genügt nicht», Edition Zeitpunkt). Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen und lebt seit 16 Jahren in Tamera, Portugal, wo sie beim Verlag Meiga und der Globalen Liebesschule mitarbeitet.

Im Appenzell gehören sie zu einer jahrhundertealten Tradition, aber auch in anderen Kantonen sind sie ein fester Bestandteil der Volkskultur: Gebets- und Geistheiler. Eine Reise in mystische, oft noch verborgene Welten.

Text: Fabrice Müller

« Dein Wille geschehe! »

Eines Tages wurde André Peter gerufen, um einer schwer krebskranken Frau zu helfen. «Sie lag im Bett und konnte nicht mehr aufstehen. Die ganze Familie war in ihrem Zimmer versammelt», erinnert der Gerufene sich, der damals erst seit Kurzem als Heiler im Kanton Appenzell Innerrhoden aktiv war. Entsprechend nervös war er. «Ich spürte einen grossen Erwartungsdruck vonseiten der Familie, hatte aber noch keine Erfahrungen im Umgang mit Krebserkrankungen.» Er hielt seine Hände über die Patientin und bat innerlich um Hilfe für sie. «20 Minuten später stand die Frau auf – die Schmerzen waren weg. Das war ein Schlüsselerlebnis für mich, das mich in meiner Arbeit mit Heilenergien bestärkte.»

Seit 1987 führt André Peter in Wienacht und dann ab 1989 in Heiden eine Praxis für Geistiges Heilen und Lebensberatung, wo er traditionelles Handauflegen mit spiritueller Gesprächstherapie kombiniert. Ursprünglich arbeitete André Peter als Gymnasiallehrer für romanische Sprachen. Dabei interessierte ihn immer das Thema Gesundheit und Heilen. So engagierte er sich in der Naturärztevereinigung (NVS) von 1987 bis 2002 als Praxisprüfer und von 2007 bis 2011 als Vizepräsident des Schweizerischen Verbandes für Natürliches Heilen (SVNH). «Schon als Kind hatte ich ein reges, lange jedoch ambivalentes Interesse am Geistheilen», erzählt er. «Durch Erfahrungen mit meinem behinderten Sohn und mit ersten Krebspatienten nahm das Heilen eine immer stärkere Rolle in meinem Leben ein. Bald kamen so viele Patienten, dass ich entschied, den Lehrerberuf aufzugeben und mich ganz dem Heilen zu widmen.»

Ein Teil der lebendigen Volkskultur

Im Kanton Appenzell Innerrhoden sind rund 30 Gebetsheilerinnen und -heiler verzeichnet – mehr, als es Hausärzte im Kanton gibt. Die Innerrhoder Gebetsheilerinnen und -heiler nehmen mithilfe von Gebeten die Schmerzen oder das Fieber, stillen das Blut und «löschen den Brand», was so viel bedeutet wie das rasche Ausheilen von Verbrennungen und Entzündungen, ohne dass auf der Haut Narben zurückbleiben. Gelbsucht, Gicht und Muskelschwund wollen sie zu behandeln wissen, sie bekämpfen Warzen und hartnäckige Ekzeme unter Verwendung von zum Teil geheimen Heilsprüchen und Segensformen.

Einige davon waren bereits im Spätmittelalter bekannt, so Roland Inauen, ehemaliger Kurator des Museums Appenzell in seiner Publikation «Lebendige Traditionen –Gebetsheilen». Von ihm erfährt man, dass Geist- und Gebetsheiler meist im Verborgenen heilen, zwar als Nebenbeschäftigung. Sie sind laut Inauen «ausnahmslos medizinische Laien», die alte volksmedizinische Praktiken anwenden und sich dabei auf überliefertes Wissen stützen. Ihr Wissen geben die Heiler wiederum an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin weiter. «Meistens wird ein Mitglied aus der eigenen Familie auserkoren», weiss Inauen. Die jahrhundertealte Tradition des Gebetsheilens müsse vor allem als Bestandteil einer sehr lebendigen religiösen Volkskultur und den damit verbundenen Traditionen betrachtet werden. Die abschliessende traditionelle Formulierung der Gebetsheiler, ist allseits bekannt: «Dein Wille geschehe.» Oder auch: «Es helfe Jesus Christ; im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.»

Dank eines günstigen (katholischen) Umfeldes sei das Gebetsheilen bis heute im Kanton Appenzell Innerrhoden lebendig geblieben. Aber auch andere Regionen und Kantone der Schweiz kennen laut Inauen diese Tradition: «In den Kantonen Obwalden, Nidwalden, Uri und Schwyz nennt man diese Art von Naturheiler ‹Streicher›». Im Gegensatz zu den Gebetsheilern im Appenzell behandeln die Streicher wohl häufiger mittels Handauflegens; und nicht selten setzen sie gesegnetes Salz ein, um böse Geister und andere schlechte Energien zu vertreiben. Streicher schirmen auch Strahlen oder Wasseradern ab. Das machen in den Kantonen Jura und Fribourg auch die «faiseurs de secret», die laut Inauen auf identische Weise arbeiten wie die Gebetsheiler. Doch wie sieht das konkret aus?

Heilungs- und Erfahrungswege

Acht Heilerinnen und Heiler aus der Ostschweiz wurden im Dokumentarfilm «Zwischenwelten» von Thomas Karrer porträtiert. Neben André Peter gibt zum Beispiel auch Susanne Schiesser aus Frauenfeld Einblick in ihre Arbeit. Sie betreibt ihre Praxis für Geist- und Gebetsheilen sowie Coaching seit zwanzig Jahren. «Meine spürbare Beziehung zu Gott begann im Religionsunterricht während meiner Kantonsschulzeit», erzählt sie. «Etwas» habe mit ihr geredet und ihr Antworten auf Lebensfragen gegeben. «Ich wusste damals nicht, was dies war und wie mir geschah. Es hat einige Jahre gedauert, einen Reifungsprozess gebraucht, bis ich verstand, was dieses Phänomen, das sich danach oft wiederholte, auf sich hatte und mir mitteilen wollte.»

Ein starkes körperliches Leiden im Alter von 30 Jahren und die unerwartete Heilung durch einen Heiler sorgten für einen Wendepunkt im Leben von Susanne Schiesser: «Diese Erfahrungen lehrten mich, auf meine Seele und meine Intuition zu hören. Damals begann mein Heilungs- und Erfahrungsweg.» Bald habe sie die Wirkung des Gebets für sich und ihre Arbeit entdeckt. «Inzwischen ist es zu einem regelmässigen Bestandteil in meiner Heilarbeit geworden. Heilgebete unterstützen den Heilungsprozess von Seele, Geist und Körper. Gebete, die Gott von Herzen vorgetragen werden, erhalten Resonanz», so ihre Erfahrung. Bei ihren Gebeten verwende sie eigene wie auch langjährige Formulierungen, die von Generation zu Generation weitergegeben worden seien. Beten tue sie allerdings nur, wenn es vom Patienten verlangt werde. «Manchmal bitten mich die Leute auch, für andere Menschen zu beten.»

Gebetuum mobile

Das Beten für andere Menschen ist in manchen Klöstern Tradition. Im Kloster «Leiden Christi» im appenzellischen Jakobsbad etwa wird zwischen 7 und 19 Uhr der Bund der ewigen Anbetung gepflegt. Oft werden die Schwestern und externen Laien gebeten, die Probleme und Sorgen der Menschen respektive die Erlösung davon in ihre Gebete einfliessen zu lassen. Seit 1999 beten Benediktinerinnen und Laien im Kloster St. Gallenberg in Glattburg im Toggenburg gar rund um die Uhr für andere Menschen. «Menschen bitten uns, für sie zu beten, weil sie vielleicht denken, wir könnten das besser als sie», glaubt die Äbtissin Ancilla Zahner. Häufig handle es sich dabei um Bitten für Gesundheit, Arbeit, Frieden in der Familie und am Arbeitsplatz, für Hilfe

Seriöse Heiler erkennen

Im Wirrwarr der alternativen Heilmethoden haben

Scharlatane leichtes Spiel: Schamlos machen sie Geld mit der Not ihrer Opfer. Deshalb ist es wichtig, sich nicht nur die Methoden, sondern auch die «Heiler » selbst ganz genau anzusehen, bevor man sie konsultiert. Das zeichnet seriöse Heiler aus:

● Die Stundenansätze werden im Voraus bekannt gegeben. Sie sind nicht übermässig hoch.

● Ein Heiler verspricht nicht sofortige Besserung oder Wunder. Er verspricht nur, das Beste zu geben.

● Ein Heiler oder eine Heilerin verlangt nicht, sich von der Familie oder dem Freundeskreis zu lösen.

● Ein Heiler lehnt die etablierte Medizin nicht ab und behauptet nicht, nur sein Weg sei der richtige. Ein Heiler rät niemals, eine vom Arzt verschriebene notwendige Behandlung zu unterbrechen.

● Ein Heiler verabreicht oder verkauft keine Medikamente; er überprüft höchstens die Wirksamkeit eines vom Arzt verschriebenen Medikaments.

● Wenn ein Heiler auf eine versteckte Krankheit stösst oder diese Art von Krankheit nicht behandeln kann, dann zögert er nicht, den Patienten zum Arzt oder ins Spital zu schicken.

Quelle: Riti Sharma, Magali Jenny «Heilerinnen und Heiler in der Deutschschweiz» Favre 2009, ca. sFr. 25.–

● Buchtipps

Weitere Informationen

Dokumentarfilm von Thomas Karrer über Gebetsheiler in der Ostschweiz: www.zwischenwelten-film.ch

Kurse für Kontemplation und Spiritualität: www.lassalle-haus.org

Gebetshaus Amden. Schule für Gebet, Gebetskurse: www.gebetshaus.ch

Gebetskurse: www.abenteuergebet.ch

Sebastian Painadath, Gerondissa Diodora, Anselm Grün

«Die Kraft des Gebets», Vier Türme Verlag 2013, ca. Fr. 23.–

Pablo Andrés

«Die heilende Kraft des Betens», Hans­ Nietsch ­Verlag 2020, ca. Fr. 20.–

bei medizinischen Eingriffen und Krankheiten oder für Kraft, um eine sonstige schwierige Situation durchzustehen. «Bei der Anbetung ist man frei, welches Gebet man benutzt», sagt die Äbtissin, gibt aber zu bedenken: «Wichtig dabei ist natürlich die Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes.»

Mit der Wirkung von Gebeten beschäftigt sich schon seit Längerem auch die seriöse Wissenschaft. Die Zeitung «Medical Tribune» etwa berichtete 1986 über eine Studie des Professors Randy Byrd von der University of California. Der Herzspezialist und Kardiologe verglich die Genesung von etwa 400 Herzpatienten. Für 200 der Vergleichspersonen ersuchte er gläubige Katholiken, Protestanten und Juden, für die Kranken zu beten. Resultat: Kranke, für die gebetet wurden, genasen schneller. Und nicht nur das: Patienten, für die gebetet wurde, benötigten laut Randy Byrd weniger Antibiotika, erlitten seltener Lungenödeme und keiner musste intubiert werden. In der Kontrollgruppe war dies bei zwölf Patienten der Fall.

Am Gebet genesen – doch wie beten?

Ein Forscherteam um Nathaniel Lambert von der Florida State University wiederum untersuchte, ob es einen Zusammenhang zwischen Gebet und dem Willen zur Vergebung gibt – und kam in einem im US-Magazin «Psychological Science» publizierten Artikel zum Schluss: ja! Die Forscher stellten zudem fest, dass die Betenden nach der Studie anscheinend mehr Selbstlosigkeit empfanden und sich mehr für die Sorgen anderer interessierten. Was genau beim Beten passiert und wie dadurch Heilung geschehen kann, lässt sich nur schwer rational erklären. «Ich stelle mich auf mein Gegenüber ein, und versuche, herauszufinden, was ihm helfen kann. Die sehr individuelle Anrufung der Schöpferebene erzeugt beim Patienten eine entsprechende Schwingung», erzählt Naturheilpraktiker und Gebetsheiler André Peter von seiner Arbeitsweise. Die innerlichen Anrufungen, seien innige Worte, die nicht vom Verstand, sondern vom Herzen herauskommen. Verschiedene Ebenen seien dabei im Spiel: «Auf der spirituellen Ebene schaffe ich eine Verbindung zur Schöpferkraft, zum Göttlichen.»

Susanne Schiesser sagt: «Die Essenz des Gebets ist entscheidend für seine Kraft und Wirkung.» Aber auch die Häufigkeit des Betens sei entscheidend: «Je mehr man betet, umso mehr Energie gibt man hinein.» In sich wiederholenden, mantrisch gesprochenen Gebeten liege eine besondere Kraft. Zusätzlich verstärkt würden die Heilenergien, wenn der Patient mitbete. «Das Gebet gibt einen Anstoss zur Selbstheilung, indem es die blockierten, körpereigenen Kräfte freisetzt», so Schiesser.

In den gütigen Händen Gottes

Der bekannte Mönch der Abtei Münsterschwarzach in Bayern und Mitautor des Buches «Die Kraft des Gebets», Pater Anselm Grün, formuliert es so: «Die heilende Wirkung des persönlichen Gebets besteht darin, dass ich durch die Krankheit und die krankmachenden Lebensmuster hindurch in den Grund der Seele gelange, in der ich schon heil und ganz bin.» Dies relativiere die Krankheit und die neurotischen Muster. Diese verschwänden zwar nicht, das Gebet nehme ihnen aber die Macht über das Leben.

Gebete und Gebetsformen

Das Gebet ist eine Begegnung mit sich selbst und mit Gott – ein Gespräch des höheren Selbst mit Gott, bei dem man seine Erlebnisse, Sorgen und Ängste zum Ausdruck bringt. Man soll Gott beim Gebet nicht als «Mülleimer» benutzen und mit seinen Sorgen vollstopfen, sondern ihm auch die Chance geben, zu einem zu sprechen. Gott spricht meist in der Stille. Wenn man selbst ganz still ist. In sich ruhend. In der Stille versinkend. In diese Stille hinein spricht Gott oft in Form von Gedanken und Gefühlen zu den Menschen.

† « Vater unser »

Das «Vater unser» ist das am weitesten verbreitete Gebet des Christentums. Jesus Christus hat es höchstpersönlich seinen Jüngern gelehrt. Das «Vater Unser» steht in der Bibel im Lukas-Evangelium in Kapitel 11 und bei Matthäus in Kapitel 6. Das Gebet ist in beiden Evangelien Teil der Bergpredigt und gehört damit zu den wichtigsten Lehren Jesu, die dort zusammengefasst sind.

† Rosenkranzgebet

Der Rosenkranz besteht aus der sich fünfmal wiederholenden Abfolge des Vaterunser, zehn Ave Maria und der abschliessenden Doxologie Ehre sei dem Vater, die mithilfe der Perlenkette gebetet werden. Der Rosenkranz wird für die verschiedensten Anliegen gebetet, sei es um Kraft im Alltag oder Trost bei Krankheit, Trauer und Leid zu erfahren.

Beim Beten fassen die Betroffenen neuen Mut und stärken dadurch ihr Urvertrauen, stellt Susanne Schiesser immer wieder fest. «Jeder Mensch macht beim Beten unterschiedliche Erfahrungen und muss hier seinen eigenen Weg finden – auch bei der Art des Betens», betont die Gebetsheilerin. Der Mensch selbst sei ein wichtiger Teil der Veränderung, die er sich beim Beten erhoffe: «Er verändert sich, wenn er bereit dafür ist. Die Gebete unterstützen diesen Prozess und geben Kraft», sagt Schiesser. Sie selber sehe sich in der Rolle der Fürsprecherin ihrer Patientinnen und Patienten vor Gott.

Dem Gebetsheilen sind aber auch Grenzen gesetzt. «Bei Krebs oder anderen sogenannt unheilbaren Krankheiten müssen auch die allermeisten Gebetsheiler kapitulieren», räum Roland Inauen unumwunden ein. «Sie können den Leidenden jedoch die Angst nehmen und dafür sorgen, dass sie ruhiger werden, gelassener.» Doch manchmal werden

† Herzens- bzw. Jesusgebet

Beim Herzens- bzw. Jesusgebet «Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner» handelt es sich um ein mantrisches Gebet, bei dem ununterbrochen der Name «Jesus Christus» angerufen wird. Ein meditatives und kontemplatives Gebet. Durch die ständige Wiederholung soll unser Ich-Bewusstsein zurückgedrängt und unsere Seele frei werden für Gott.

† Stossgebet

Stossgebete haben das Ziel, mit Gott, Maria oder den Heiligen auf die Schnelle zu kommunizieren – etwa bei Gefahr, Angst, Freude oder zum Dank. Viele bekannte Heilige haben es praktiziert. So wird vom heiligen Franziskus berichtet, dass er häufig das Stossgebet «Mein Gott und mein alles!» gesprochen habe.

† Kontemplation

Kontemplation steht für die beschauliche Betrachtung und meditative Versenkung. Typisch für Kontemplation sind das Wiederholen eines kurzen Gebetswortes.

Gebetsspaziergang

Bei diesem Schweigespaziergang werden alle Ihre Sinne auf Gott ausgerichtet: was sehe, höre, rieche, fühle, schmecke ich? Wie begegnet Gott mir darin? Auch so kommt man mit Gott ins Gespräch.

† Wortmeditation

Ein kurzes Bibelwort soll im Herzen bewegt werden, z. B.: «Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele grosse Kraft.» (Psalm 138,3) Dazu liesst man das Zitat dreimal laut vor. In der folgenden Stille soll man das Zitat immer wieder in Gedanken wiederholen und sich verinnerlichen.

Quellen: www.missionarische-dienste.de, www.jesus-info.de, www.meine-gebete.info

Gebete nicht erhört. «Vielleicht, weil der Mensch gemäss seinem Lebens- bzw. Seelenplan noch nicht bereit ist für Veränderungen oder aber weil das Gebet zu wenig überzeugend, nicht aus der Tiefe des Herzens heraus voller Demut vorgetragen wurde», meint Susanne Schiesser. Gott lasse sich eben nicht zu etwas zwingen. «Ich richte mein Gebet an Gott», sagt sie. «Und Gott entscheidet, was für einen Menschen richtig ist. Das liegt dann nicht mehr in meiner Hand.» //

www.peter-heiler.ch (André Peter)

www.gebetsheilung.ch (Susanne Schiesser)

www.benediktiner.ch/st-gallenberg (Kloster Glattburg)

www.klosterleidenchristi.ch (Kloster in Jakobsbad)

Heilkraft für die Seele

Traditionelle Tibetische Medizin (TTM) ist über 2000 Jahre alt –und aktueller denn je. Einblick in ein uns gar nicht so fremdes Heilsystem.

Text: Eva Rosenfelder

Warum nur tun wir uns ein «stress-gepiesaktes» Leben an? Der Preis für den sogenannten Fortschritt – ein bisschen mehr Bequemlichkeit und immer noch mehr Technik – ist hoch. Stress bis hin zum Burn-out hinterlässt schmerzhafte Spuren an Körper und Seele, ja an der ganzen Gesellschaft und zerstört das eigentliche Menschsein. Doch wie finden wir aus der Sackgasse heraus? Wie können wir in dieser tosenden Welt zur Ruhe finden und Kraft schöpfen?

Viele traditionelle Heilmethoden lernen seit Jahrtausenden vom universellen Wissen der Natur. Ob Heilen mit Kräutern, Körperübungen oder feinstoffliche, energetische Heilimpulse – stets beruhen solche Methoden auf einer tiefen Verbundenheit von Körper, Geist, Seele und Umgebung. Welch ein Unterschied zur modernen, westlichen Medizin, die vorwiegend Symptome behandelt – und zwar häufig bei allen Menschen gleich, egal welcher Konstitution oder welchen Geschlechts und Alters sie sind. Heilmethoden der traditionellen Naturvölker – seien es Tibetische Medizin (TTM), Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Ayurveda oder Traditionelle Europäische Medizin (TEM) – hingegen stellen immer das Individuum in seinem Wesen und seiner Art zu sein ins Zentrum ihrer Betrachtung.

Älteste medizinische Wissenschaft

«Die tibetische Medizin ist bei uns im Gegensatz zum boomenden Ayurveda oder der weitherum geschätzten Akupunktur sehr wenig bekannt», bedauert Dönckie Emchi, tibetische Ärztin in 9. Generation (!) mit eigener Praxis in Zürich. «Und dies, obwohl gerade das tibetische Heilsystem mit seiner 3-Basis-Konstitutionslehre, den sieben Misch-Typen und der daraus entstandenen Drei-Säfte-Lehre der westlichen Kultur mit ihren griechischen Wissenszweigen ähnlich ist.»

Die Ursprünge der Tibetischen Medizin lassen sich bis ins Jahr 2000 v. Chr. zurückverfolgen, somit ist

sie eine der ältesten medizinischen Wissenschaften der Welt. Die TTM ist eine wahre Schatztruhe an pflanzlichen Zubereitungen, die feinstoffliche Impulse setzen können. «Die Grundsätze dieser Heilmethode sind heute noch ebenso wahr und wichtig wie damals», betont Emchi: «Die moderne Welt will zwar den Fortschritt, der Mensch und sein Körpersystem aber ist immer noch gleich wie seit Anbeginn.» Und so habe die TTM auch heute viel zu bieten: Zentral bei dieser Heilmethode seien nämlich die direkten Auswirkungen der Emotionen auf unser Körpersystem –hoch aktuell für eine dauergestresste Gesellschaft.

Der Schlüssel zur Heilung

Dönckie Emchi arbeitet mittels Puls- und Zungendiagnose und Urin-Analyse. Dabei verlässt sie sich auf alle ihre fünf Sinne, die sie über viele Jahre entwickelt und geschult hat. Das Gesamtbild eines Menschen –Körperbau, Bewegung, Stimmung, Ausdruck der Sprache, Beschaffenheit der Haut und Haare, gewisse Merkmale der Augen usw. – geben ihr Hinweise, ob jemand sich in Gleich- oder Ungleichgewicht befindet. «Zur TTM-Analyse gehört immer auch ein Gespräch über die Vorgeschichte des Betroffenen, sein aktuelles psychisches Befinden, Ess- und Lebensgewohnheiten, soziales Umfeld usw.» Das alles spiele eine wichtige Rolle bei ihrer Arbeit. «Wir haben eine ganz andere Sichtweise auf Krankheiten als Schulmediziner», erklärt Emchi: «Im Zentrum stehen nicht die Symptome und deren Bekämpfung. Vielmehr geht es darum, die Ursachen der Krankheit zu erkennen und ihnen auf den Grund zu gehen.»

Gleichgewicht der Körperenergien

Nach Auffassung der TTM wird jeder Mensch mit einer Grundkonstitution geboren, die sich aus den drei Körpersäften Lung (Wind), Tripa (Galle) und Beken (Schleim) zusammensetzt. Aus Sicht der TTM ist ein Mensch nur dann gesund, wenn diese drei Körper-

« Der Schlüssel aller Heilung ist im Geist zu finden. »

Dönckie Emchi, tibetische Ärztin in

9. Generation

5-Elemente-Lehre

Die Tibetische Medizin basiert auf der Lehre der fünf Elemente: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum. Alle Erscheinungen der Existenz, ob im Mikrokosmos oder Makrokosmos, sind aus diesen fünf Elementen zusammengesetzt und stehen miteinander in Verbindung. Über die fünf Elemente steht auch der Mensch in Kontakt mit der Welt und dem ganzen beseelten Universum. Gleichzeitig bestimmten die Elemente die Eigen schaften des Geistes.

Bei den fünf Elementen handelt es sich um energetische Eigenschaften, die – in verdichtetem Zustand – die bereits vorhandenen Formen annehmen: So hat Wind die Eigenschaft von Bewegung. Feuer beinhaltet Hitze und Transformation. Erde vermittelt Festigkeit und Stabilität. Und Raum verkörpert den Ausgleich der anderen Elemente. Er ist verantwortlich für die Trennung, den Raum, zwischen den Dingen.

Die Elemente zeigen sich äusserlich und innerlich. Erde, Wind, Wasser, Luft, Atmosphäre usw. sind offensichtliche äussere Elemente. Diese wirken gemäss tibetischer Lehre aber auch in unserem Körper: So findet sich das Erdelement in unseren Muskeln und Knochen, das Wasser in den

Körperflüssigkeiten. Das Feuerelement symbolisiert unsere Körpertemperatur, den Stoffwechsel und die chemischen Reaktionen. Die Luft, unseren Lebensatem und der Raum sorgt dafür, dass alles an seinem Platz bleibt. Diese fünf Elemente und deren Gleichgewicht verändert sich in einem 24-Std.-Rhythmus, was Einfluss hat auf die Qualität unseres Atems – und damit auf unser Wohlbefinden. So ermöglicht der Atem u. a. den Abstand zwischen den Zellen, die Hohlheit der Eingeweide usw.

Die 5 Elemente manifestieren sich im Menschen durch die drei dynamischen Prinzipien Lung (Wind), Tripa (Galle) und Beken (Schleim). Lung steht für das Bewegende, Tripa für das Wärmende und Beken widerspiegelt den stabilisierenden und kühlenden Aspekt im Organismus. Die drei Körpersäfte verbinden nahtlos die grobe, physische Ebene des Körpers und die subtile geistige Ebene miteinander. Die Eigenschaften unseres Geistes bezeichnet man in der tibetischen Medizin als die «geheimen» Elemente: Es gibt 80 verschiedene Gefühle, die der Einfachheit halber in fünf Emotionen zusammengefasst werden: egoistischer Stolz, Anhaftung, Wut, Eifersucht, Unwissenheit. Diese Zustände werden durch «unreine» Zustände der fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum verursacht.

Wenn diese gereinigt und ausbalanciert sind, werden die Emotionen immer reiner. Sie zeigen sich dann als Hingabe und innerer Frieden, Altruismus, Selbstlosigkeit, Geduld und Mitgefühl, Wertschätzung und Liebe, sowie Grosszügigkeit und Gelassenheit. Kurz: in einem gesunden Leben.

«Das tibetische Heilsystem mit seiner Drei-Säfte- und Fünf-Elemente-Lehre ist der westlichen Kultur mit ihren griechischen Wissenszweigen ähnlich.»

Dönckie Emchi

energien in einem harmonischen Gleichgewicht sind. So führt z. B. ein Zuviel an Gallenenergie zu Infektionskrankheiten; psychosomatische Störungen können entstehen durch zu viel Wind, während ein Überfluss an Schleim Probleme mit dem Stoffwechsel verursachen kann.

84 000 verschiedene Krankheitsbilder werden in der Tibetischen Medizin beschrieben. «Das therapeutische Ziel ist es, aus dem Gleichgewicht geratenen Körperenergien wieder ins Lot zu bringen», erklärt Emchi, was meist zuallererst Ernährungs- und Verhaltensänderungen bedinge. Erst in einem weiteren Schritt kommen Tee- und traditionelle Kräutermischungen, sowie äussere Anwendungen wie z. B. Massage, Moxibustion, Aderlass usw. zum Einsatz. Auch Körperübungen spielen eine bedeutende Rolle. Lange war die älteste tibetische Bewegungslehre Lu Jong geheim, doch heute werden die Yoga-ähnlichen Übungen auch von Therapeuten in der Schweiz eingesetzt zur Heilung von Körper und Geist, so auch von Dönckie Emchi. Sie sagt: «Bei der TTM gehen wir schrittweise von ‹feinen› zu ‹groben› Therapien über.»

Mehr als 2300 Rezepte aus Kräutern, Früchten, Wurzeln und Mineralien sind in der Tibetischen Medizin überliefert. «Leider sind in der Schweiz erst ein paar wenige tibetische Arzneimittel zugelassen», sagt Emchi. Um die Möglichkeiten meines Berufs voll ausschöpfen zu können, würde die tibetische Ärztin um die 50 Kräutermischungen benötigen. «Es bleibt zu hoffen, dass sich für diese über Jahrtausende am Menschen erprobte Medizin bald auch für die Schweiz bessere Zulassungsbedingungen ergeben.»

Disharmonische Geisteszustände

Damit die Körpersäfte ins Lot kommen, muss der Geist des beseelten Menschen in einem ausgeglichenen Zustand sein. Das hat direkten Einfluss auf unsere Gesundheit, was vielen Menschen nicht genug bewusst ist. Ein Leben permanent auf der Überholspur wird deshalb früher oder später gesundheitliche Folgen zeigen.

Ist zum Beispiel die Galle im Ungleichgewicht, erzeugt dies Wut. Tobt der Wind zu sehr in einem, bewirkt dies Anhaftung. Ist der Schleim in Kakophonie führt dies zu einem «verblendeten Geist ». «Ein

geistiges und emotionales Ungleichgewicht bewirkt ein körperliches Ungleichgewicht, was zu Krankheit führt», erklärt Dönckie Emchi. Gemäss tibetischer Medizin basieren also alle körperlichen Krankheiten auf dem Geist. «Krankheiten entstehen nicht nur durch falsche Ernährung und unpassende Lebensweise. Auch die drei ‹Geistesgifte› Anhaftung, Hass, Verblendung, bringen uns aus der Balance und verursachen Krankheit. Es sind sogar vor allem unsere geistigen Einstellungen, die uns krank machen. Deshalb ist der Schlüssel aller Heilung im Geist zu finden.»

Doch wie können wir uns gut und liebevoll um unseren Geist kümmern? Ganz einfach: Indem wir unser Leben entschleunigen. Mal wieder ein Buch lesen. Eine Blume betrachten. Indem wir bescheidener werden und uns von Ballast befreien, etwa indem wir den Keller oder Estrich aufräumen. Und indem wir zur Ruhe kommen. Spazieren. Meditieren. Oder Lu Jong ausüben. Wer es noch nicht kennt, kann es ja mal ausprobieren – und sich auf diese Weise der tibetischen Heilkunst öffnen. //

● Bücher

Thomas Dunkenberger «Das tibetische Heilbuch», Windpferd Verlag 2020, ca. Fr. 23.–Franz Reichle «Das Wissen vom Heilen. Die Geheimnisse der Tibetischen Medizin », AT Verlag 2012, ca. Fr. 28.–Graham Coleman (Hg.) «Das tibetische Totenbuch», Arkana 2008, ca. Fr. 44.-

● Links

www.tibetmedizin.org

Website von Dönckie Emchi. www.tulkulobsang.org

Verein mit Sitz in Österreich, der sich der Förderung der Tibetischen Medizin und der Buddhistischen Philosophie widmet. www.padma.ch

Tibetische Arzneimittel aus der Schweiz.

Für ein besseres Selbstgefühl

Das schaff‘ ich nicht, ich bin nicht gut genug – wer kennt sie nicht, die Selbstzweifel. Gesund sind sie nicht, erfüllend schon gar nicht.

Ein Weg aus der Negativspirale: die Kunsttherapie. Text: Christina Steybe

Kennen Sie den inneren Kritiker, der einen regelmässig ins Zweifeln bringt? «Wie soll ich das schaffen? Bin ich gut genug?» Der hohe Erwartungsdruck, den viele an sich selbst stellen, kann ermüdend auf das innere Gleichgewicht wirken. Wir fühlen uns träge, verletzlich und achten kaum auf die persönlichen Bedürfnisse. Zeit zu überlegen, wie dem Körper und dem Bewusstsein wieder mehr Achtung geschenkt werden kann. Ein zielführender Weg kann die Kunsttherapie sein. Sie ermöglicht es, Gefühle durch die Kunst sichtbar zu machen und unterstützt den Prozess der inneren Selbstwahrnehmung.

Die Kunsttherapie umfasst die Therapie und Prävention von Störungen und Krankheiten mit den Mitteln der bildenden und der darstellenden Kunst. Es handelt sich keineswegs nur um eine Maltherapie, sondern um ein breites Repertoire an unterschiedlichen Ansätzen und Methoden. Dazu zählen die

Bewegungs- und Tanztherapie, die Drama- und Sprachtherapie, die intermediale Therapie, die Musiktherapie sowie die Gestaltungs- und Maltherapie. Diplomierte Kunsttherapeuten verfügen über einen eidgenössischen Berufsabschluss. Von anderen Therapieformen unterscheidet sich die Kunsttherapie vor allem durch die kreative Dimension: Das eigens realisierte Werk spricht als dritte Instanz, neben Therapeuten und Klienten, lautlos mit. Je nach Medium kann das Werk in Form einer Bewegung, als Wort, als plastische Figur, Klang oder als gemaltes Bild ausdrücken, was den Menschen im Innern beschäftigt.

Tieferen Zugang zu sich selbst finden

Viele Menschen gehen davon aus, dass für eine Kunsttherapie eine künstlerische Begabung oder zumindest ein Interesse an der Kunst Bedingung ist. Dem ist jedoch überhaupt nicht so. Es geht vielmehr darum, durch die künstlerischen Mittel einen tieferen Zugang

Über Sanasearch

Sanasearch ist die grösste Schweizer Therapeuten ­ Buchungsplattform. Mit über 20 000 qualifizierten Therapeuten aus den Bereichen Psychotherapie, Massage, Komplementärtherapie, Alternativmedizin, Ernährungsberatung und vielen mehr, finden Therapiesuchende mit nur wenigen Klicks die passende Fachperson. www.sanasearch.ch

patientenfrage an: christina steybe *

« Kann Kunsttherapie helfen, Lebenskrisen zu meistern?»

zu sich selbst zu fi nden. Während dieses Prozesses gibt es kein Gut oder Schlecht, kein Richtig oder Falsch. Die Kunsttherapie hilft, zum einen den Umgang mit sich selbst und den eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Zum anderen unterstützt sie Menschen dabei, mit psychischen Schwierigkeiten wie Traumata, Lebenskrisen oder Krankheiten umzugehen. Erlebnisse, in kunsttherapeutischer Sprache auch «Eindrücke» genannt, können im Menschen Gefühle wie Hilflosigkeit oder gar Ohnmacht auslösen. Die Kunsttherapie hilft, wieder eine Balance zwischen der inneren Gefühlswelt und dem erlebten Eindruck zu bekommen und wirkt sich positiv auf körperliche Prozesse aus.

Mithilfe von Materialien wie Ton, Bewegung oder Musik entsteht eine Reflexion von Gedanken und Gefühlen, die zum Erkenntnisgewinn führt. Der Prozess der Schaffensphase erleichtert es dem Klienten, mit seinen Gefühlen in Kontakt zu treten und seine Bedürfnisse daraufhin besser auszudrücken. Der Klient sieht, fühlt oder hört, was auf den Körper einwirkt, was ihn belastet und was in ihm Wohlbefi nden fördert. Im Prozess einer Kunsttherapie erfährt er, was es heisst, autonom und selbstsicher handeln zu können. Was in einem Werk erschaffen wird, ist ganz individuell und so noch nie dagewesen. Das hilft, neue Lösungswege zu fi nden. Je nach Therapierichtung werden Materialien oder Übungen als Einstieg ausgetestet. So erstellen Therapeut und Klient eine erste Prognose im Hinblick auf den Erfolg einer Therapie. Ausserdem werden gemeinsame Therapieziele besprochen. Danach wird festgestellt, welche künstlerisch-therapeutischen Massnahmen besonders hilfreich sind, um auf diesen aufzubauen. Am Ende fi ndet eine Auswertung statt. Die Therapeutin reflektiert zusammen mit dem Klienten dazu gewonnene Erkenntnisse und bespricht, welche Lösungen im Alltag angewendet werden können. Möglich ist auch eine Intervalltherapie: Der Klient geht einige Wochen in die Kunsttherapie und arbeitet dann selbstständig weiter, bis der nächste Zyklus beginnt. //

Mich belasten derzeit viele persönliche Rückschläge, weshalb ich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Auf meiner Suche nach psychotherapeutischen Massnahmen bin ich auf die Kunsttherapie gestossen. Nun frage ich mich, ob der Therapieansatz helfen könnte, um meine Lebenskrise zu überwinden ?

Monika Simmen (38)

Liebe Frau Simmen

Die Kunsttherapie ist ein kreatives Mittel, um zu den eigenen Ressourcen zu finden. Sie erforschen dabei sich selbst mit allen Sinnen und geben dem Ausdruck, was Sie innerlich beschäftigt. Das Werk weist Ihnen dabei den Weg. Die Therapeutin unterstützt Sie darin, Ihr Werk zu verstehen. Bei diesem Prozess kann viel Überraschendes geschehen. Daraus wiederum ergeben sich oft neue Erkenntnisse, sodass Sie Ihre Lebenskrise mit neuen Augen betrachten können. Das kann dazu führen, dass Sie wissen, wie Sie im Alltag weitergehen möchten. Also ja, mithilfe der Kunsttherapie kann man Lebenskrisen meistern.

* Christina Steybe ist Künstlerin und Kunsttherapeutin, Fachrichtung intermediale Therapie, Dozentin und Erwachsenenbildnerin. Sie ist Teil der Schweizer Therapeutenplattform Coachfrog.ch. Das Online ­ Netzwerk vereint qualifizierte Therapeuten im Gesundheitsbereich und hilft bei der Suche nach der passenden Fachperson. Termine über oliv@coachfrog.ch oder auf www.coachfrog.ch

● staunen und wissen

Sri Lanka beendet

Import und Anbau

Obwohl die Umweltprobleme beim Anbau bekannt sind, stieg der Absatz von Palmöl in den letzten Jahren stark an. Nun setzt Sri Lanka ein Zeichen: Der Inselstaat will die Zahl der Palmölplantagen im Land jährlich um rund zehn Prozent reduzieren. Alternativ könnte auf den Flächen dann umweltfreundlich Kautschuk angebaut werden. Die Regierung hat darüber hinaus auch den Import von Palmöl verboten. Die verarbeitende Industrie muss nun unter Hochdruck nach Alternativen suchen.

Insbesondere in Indonesien und Malaysia ist jedoch auch zukünftig ein starker Ausbau der Produktionskapazitäten geplant. Dies ist problematisch, weil für den Anbau der Ölpalmen oft einzigartige Ökosysteme zerstört und durch Monokulturen ersetzt werden.

Ausserdem gibt es auf den Plantagen oft Zwangsarbeit und sexuelle Gewalt. krea/Reuters

Kiffen senkt die Verbrechensrate

Seit der Legalisierung des Hanfblütenkonsums in 20 US ­Staaten ist die Rate von schweren Verbrechen im südlich angrenzenden Mexiko rapide gesunken. Morde sind um 41 Prozent zurückgegangen. Ökonomen vermuten einen Zusammenhang: Die Ware der mexikanischen Drogenkartelle wird weniger nachgefragt, weil Hanfbauern in den USA ihr Gras legal an die Verkaufsstellen liefern können. Weitere Vorteile der Legalisierung: Die Qualität ist gesichert und der Staat hat – via Steuern – eine neue, grosse Einnahmequelle. krea gewusst

« Ich verlange von mir ein hohes Mass an Freiheit. »
John

Palmöl

Erhöhtes Risiko für Brustkrebs

Bei Frauen, die jeden Tag Kuhmilch trinken, steigt das Risiko für Brustkrebs. Das zeigten Forscher der Loma Linda University in Kalifornien (USA). Milchprodukte wie Käse oder Joghurt erhöhen das Krebsrisiko hingegen nicht. Weil sie weniger Hormone enthalten, die die Entstehung von Krebs fördern, vermuten die Forscher. gesundheitstipp

Den Schmerz wegschnaufen

Studien zeigen: Wer den Atem bewusst steuert, kann die Herzfrequenz senken, Asthma lindern und den Rücken entspannen. Auch gegen Kopfweh und Stress helfen Atemübungen. Atemtherapeutinnen wissen, wie es geht. Eine Therapeutenliste findet man auf der Website des Atemfachverbands Schweiz: www.atem-schweiz.ch

Niederschlag, der den Boden nicht erreicht

Manchmal sind Schäfchenwolken zu sehen, an deren Unterseite faserige Gebilde erscheinen, die wie zottelige Bärte aussehen. Es handelt sich dabei um Niederschlag, der infolge trockener Luft in der Höhe bereits wieder verdunstet und deshalb den Boden nicht erreicht. Diese «Niederschläge» fallen in einer Höhe von ca. 6000 Metern und hängen in Streifen aus den wattigen Wolkenknäueln.

Das Phänomen kann auch in Wüsten oder anderen Trockengebieten beobachtet werden. Und auch bei Federwolken können manchmal solche Niederschlagsstreifen beobachtet werden. In diesem Falle sind es Eiskristalle in einer Höhe von ca. 10 000 Metern, die aus der Wolke fallen und in den tieferen trockeneren Luftschichten wieder verdunsten. Der Meteorologe bezeichnet diese Wolken als «Virga», was lateinisch so viel wie dünner Zweig oder Stab bedeutet.

Manchmal wandelt sich nach und nach ein Grossteil der Wolke in fallende Wassertröpfchen oder Eiskristalle um. Dabei verliert die ursprüngliche Wolke allmählich ihre scharfe Begrenzung. Manchmal löst sich sogar die gesamte Wolke auf und es bleiben nur noch Fallstreifen übrig. Andreas Walker

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Medien

Website

Pflanzen der Schweiz

Gemäss einer aktuellen Erhebung der Stiftung Info Flora sind in den vergangenen 50 Jahren rund ein Drittel der Pflanzenarten in der Schweiz verschwunden. Gründe dafür sind unter anderem die Zersiedelung und die landwirtschaftliche Übernutzung mit viel Gifteinsatz. Die Website www.infoflora.ch bietet eine gute Übersicht über Artenschutzprojekte und Gebiete mit gefährdeten Pflanzen.

Filme

Bibliothek der Dokfilme

Für Liebhaber von Dokumentarfilmen ist das Webportal www.doksite.de eine wertvolle Fundgrube: Sämtliche Titel, die aktuell in den Mediatheken von SRF, ARD oder ZDF verfügbar sind, sind hier aufgeführt.

App

Loslassen to go

Einatmen durch die Nase; ausatmen durch den Mund. Einatmen. Ausatmen. 65 Mio. Menschen meditieren mit Headspace – via App und auf Netflix. Die App bietet Mini-Meditationen für zwischendurch und SOS-Übungen für den Notfall. Ein zehntägiger Grundkurs ist gratis, danach kostet das Angebot (ab Fr. 6.30).

Von Euklid über Curie bis Harari

Ein Schatz für Bibliophile: Das reich bebilderte und gut strukturierte Buch verschafft einen hervorragenden Überblick über 150 der bedeutendsten Werke der naturwissenschaftlichen Weltliteratur – von der Antike bis heute. Sowohl als Lesebuch wie als Nachschlagewerk bietet es geistigen Gewinn und Genuss. Ein kleines Manko: die Schrift ist recht klein. Trotzdem: Gönnen Sie sich ein gutes Glas Wein oder zwei (oder einen edlen Tee), viel Ruhe und geniessen Sie das Buch, es ist phänomenal.

Brian Clegg «Bücher, die die Welt veränderten. Die bedeutendsten Werke der Naturwissenschaften», Haupt 2020, ca. Fr. 45.–

Darum leuchtet die ISS

Hin und wieder erscheint in der fortgeschrittenen Abenddämmerung ein heller Punkt am Himmel, der sich von Westen nach Osten bewegt. Mit der weiteren Fortbewegung in Richtung Osten wird das Objekt schliesslich allmählich dunkler und verlöscht langsam in der Nacht. Erscheinungen dieser Art werden von Erdsatelliten oder der internationalen Raumstation ISS (International Space Station) verursacht, die in einer Umlaufbahn kreisen. Und das kommt so: Während es dämmert, ist es am Boden bereits dunkel, ein Objekt in der Erdumlaufbahn wird jedoch noch von der Sonne beschienen. Deshalb ist es für uns immer noch hell sichtbar und kann auf einem Foto eine Leuchtspur hinterlassen. Je weiter sich das Objekt in Richtung Osten bewegt, desto näher gelangt es zur Tag- und Nachtgrenze, wo es schliesslich im Erdschatten verschwindet – es ist zwar noch da, wird aber unsichtbar.

Die ISS wird seit Beginn im Jahr 1998 in internationaler Kooperation von 16 Staaten bzw. fünf Raumfahrtagenturen betrieben und weiterentwickelt. Mit 109 Metern Spannweite und einem Gewicht von 450 Tonnen ist sie nicht nur der grösste Satellit in der Erdumlaufbahn, sondern das grösste menschengemachte Objekt im All überhaupt. Die ISS kreist in rund 360 Kilometern Höhe in etwa 90 Minuten einmal um die Erde. Bei einem Überflug in der Abend- oder Morgendämmerung erscheint sie als auffällig hell leuchtender Punkt, der sich am Himmel in östlicher Richtung fortbewegt.

Aktuelle Flugbahn der ISS: www.astroviewer.net/iss/de/ Daten zur ISS: https://trimurl.co/Rbqor9

Andreas Walker

Lustvolles Balkongärtnern

Mit ein paar Quadratmetern Balkon und ein wenig Kreativität kann man selbst mitten in der Stadt einen kleinen Nutzgarten anlegen. Warum Sie das jetzt tun sollten und worauf dabei zu achten ist – Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene.

Frances Vetter

frances und remo vetter*

« Obst und Beeren sind für mich Lebenslust pur. Auch wer nur einen kleinen Garten oder bloss einen Balkon oder eine Terrasse hat, kann selbst gezogenes Obst geniessen. »

Viele Küchenkräuter, Gemüse und Salate lassen sich problemlos auf dem Balkon kultivieren. Ein Zitronenbäumchen, Kartoffeln, Schnittlauch, Kapuzinerkresse, Borretsch oder Goldmelisse sind nicht nur gesunder Gaumenschmaus, sondern auch äusserst dekorative Elemente auf dem Balkon. Unserer ist sonnig und windgeschützt und somit hervorragend geeignet für den Anbau wärmeliebender Gemüsearten wie Auberginen, Paprika oder Tomaten. Für Salatliebhaber empfehle ich schnell wachsende Pflücksalate – sie gedeihen im Balkonkasten ideal. Und auch Küchenkräuter wie Basilikum, Petersilie, Dill, Thymian, Rosmarin, Fenchel, Salbei und Kamille sollten auf keinem Balkon fehlen.

Eine meiner Lieblingspflanzen ist der Strauchbasilikum. Er blüht sehr schön und seine weissen bis violetten Blüten ziehen Hummeln und Bienen an, die wichtige Bestäubungsarbeit leisten. Meine Kräutertöpfe prüfe ich regelmässig auf Trockenheit, denn an sonnigen Tagen trocknen sie sehr schnell aus. Je nach Standort giesse ich täglich. Verholzende mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Oregano, Lavendel und Salbei sind etwas trockenresistenter.

Immerfort säen und ernten

Ich säe unsere Lieblingskräuter im zwei Wochen Rhythmus in verschiedene Töpfe, sodass wir den ganzen Sommer hindurch frische Kräuter für die Küche ernten können. Zugekaufte Pflanzen stehen im Topf meist viel zu eng und würden nach wenigen Wochen eingehen. Darum lohnt es sich, die Pflanzen auf verschiedene Töpfe oder Balkonkästen

aufzuteilen. Damit die Kräuter genügend Platz haben, wähle ich Balkonkästen mit einer Länge von etwa einem Meter und Pflanzen nicht mehr als vier verschiedene Kräuter in einen Kasten. Noch lieber pflanze ich die Kräuter aber einzeln in genügend grosse Töpfe, damit sie sich nicht gegenseitig konkurrenzieren. Vorgezogene Tomatenpflanzen kaufe ich auf dem Wochenmarkt und in der Bio-Gärtnerei. Das hat den Vorteil, dass man sie anschliessend direkt in Kübel auf dem Balkon setzen kann. Ich binde die Tomatensetzlinge beim Pflanzen mit Bast an einem Bambusstab fest, das bewahrt sie vor dem Umknicken. Schnellwachsende Sorten müssen immer wieder neu aufgebunden werden. Um der Tomatenpflanze ein schönes, gleichmässiges Wachstum zu verschaffen, geize ich sie regelmässig aus. Geiztriebe sind die aus den Blattachseln wachsenden Seitentriebe, die der Pflanze unnötig Kraft rauben. Die unerwünschten Nebentriebe sind sehr weich, man kann sie ganz einfach mit den Fingern ausknipsen. Versäumt man es, die Tomate regelmässig auszugeizen, wachsen sowohl der Stamm wie auch die Früchte schlechter, da die Pflanze zu viel Kraft in die Geiztriebe steckt. Gelbe und kranke Blätter entferne ich ebenfalls laufend, da sie von Krankheitserregern befallen sein könnten. Krankes Pflanzengut bitte nicht kompostieren, sondern besser verbrennen oder mit dem Müll entsorgen.

Obst und Beeren sind für mich «Lebenslust pur». Auch wer nur einen kleinen Garten oder bloss einen Balkon oder eine Terrasse hat, kann selbst gezogenes Obst geniessen. Dabei kann man Zwergund Säulenobst im Kübel mit Walderbee-

ren unterpflanzen – so erzielt man auf beschränktem Platz eine vielfältigere Ernte.

Das richtige Bepflanzen

Eine Vielzahl von Pflanzengefässen kann man im Gartencenter kaufen. Vom einfachen Kunststofftopf über Tongefässe bis hin zum Balkonkasten aus Holz. Damit das Angepflanzte nicht vertrocknet oder verbrennt, verzichte ich auf schwarze Plastiktöpfe, die sich in der Sonne erhitzen; sowieso bevorzuge ich Tongefässe. Sie speichern überschüssiges Giesswasser und geben es später wieder an die Erde ab. Durch das Vollsaugen mit Wasser und das anschliessende Verdunsten, überhitzen Tongefässe nicht so schnell. Pflanzen wie Tomaten, Gurken, Paprika und Auberginen brauchen genügend grosse Töpfe, während für die meisten Kräuter kleinere Töpfe oder Balkonkästen ausreichen. Wärmeliebende Kräuter wie Rosmarin oder Eisenkraut pflanze ich einzeln in Tontöpfe, die ich im Herbst an warme Standorte in der Küche oder im Wintergarten stelle, sodass ich auch in den kalten Monaten ernten kann.

Als Pflanzenerde verwende ich biologische Blumenerde, die ich mit etwas Kompost anreichere.

* Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.

Gartenarbeiten im Mai

Nutzgarten

● Viele Gemüse können direkt in vorbereitete Beete gesät werden, z. B. Karotten, Lauchzwiebeln, Radieschen, Rettiche sowie Salate.

● Bis Mitte Monat sollten alte, fast vergessene Wurzelgemüse wie Pastinake und Petersilienwurzel gesät sein.

● Direkt gesät werden auch Kräuter wie Borretsch, Dill, Petersilie, Rucola, Schnittlauch, Kamille, Kresse, Kerbel ­ und Bohnenkraut sowie Basilikum.

● Dichte Saaten ausdünnen. Die Pflänzchen sind so auszulichten, dass ausreichend Abstand zur Entfaltung vorhanden ist.

● Gemüsesetzlinge (z. B. Salat, Kohl) regelmässig pflanzen. Dabei Fruchtfolge und Mischkultur beachten. In rauen Lagen ist ein Vlies oder Kulturschutznetz zu empfehlen. Es schützt vor Witterung und schädlichen Insekten.

● Kartoffeln bis Mitte Monat auslegen.

● Im Zimmer-Gewächshaus oder auf dem Fenstersims Gurken, Melonen, Tomaten, Zucchetti und Kürbisse vorziehen. Auch für die Anzucht der Setzlinge von Gewürzen, Fenchel, Lauch, Krautstiel und Kohlarten ist die Zeit günstig.

● Obst- und Beerengarten pflegen.

Ziergarten

● Die meist günstigen Wetterbedingungen – keine extreme Kälte oder Hitze und ausreichende Feuchtigkeit – begünstigen das gute Anwachsen der Pflanzen. Knollenund Zwiebelblumen wie Dahlien und Gladiolen in Garten und Balkongefässe setzen.

● Frostempfindliche Blumen ­ und Gemüsesetzlinge in milden Lagen ab Monatsbeginn, in rauen ab Monatsmitte (nach den Eisheiligen) ins Freie pflanzen. Setzlinge aus dem Gewächshaus vor dem Auspflanzen abhärten, damit sie Sonne und Wind ertragen.

● Einjährige Blumen und Gräser, Stauden, Sträucher und Gehölze in den Garten und in Gefässe pflanzen.

● Wärmeliebende Sommerblumen direkt in frisch gelockerte und gejätete Erde säen. Geeignet sind z. B. Löwenmäulchen, Mohn, Jungfer im Grünen, Hain ­, Korn ­ und Ringelblumen, Duft­Wicken, Rittersporn, Kapuziner, Studenten ­ und Sonnenblumen, Zinnien.

● Der Gartenboden soll nie kahl sein, darum Berikräuter jäten und Gründüngung, z. B. Phacelia, Gelbsenf oder Buchweizen säen. Gründüngung fördert die Bodenfauna, schützt vor Erosion und Nährstoffverlust.

● Sämlinge und Setzlinge vor Schneckenfrass schützen.

● Mit steigenden Temperaturen werden Larven des Buchsbaumzünslers aktiv. Buchs regelmässig auf Befall kontrollieren. Beim ersten Beobachten von Raupen beginnt die Bekämpfung, z. B. mit «Delfin» (biologisches Frassgift, unbedenklich für Nützlinge), oder natürlichem Pyrethrum.

● Abgehärtete Kübelpflanzen ins Freie stellen.

Eine gute Drainage im Pflanzkübel ist wichtig, damit sich keine Staunässe bildet, die längerfristig dazu führt, dass die Pflanze krank wird oder abstirbt. Wichtig ist, dass der Topf genügend Abflusslöcher hat. Bei Bedarf bohre ich mit einem Steinbohrer Löcher in den Tonboden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Wasser durch mehrere kleine Löcher besser abfliesst, als durch ein grosses Loch in der Mitte des Topfes. Damit die Löcher nicht verstopfen und das überschüssige Wasser gut abfliessen kann, sollten die Pflanzengefässe eine genügend dicke Lage Drainagematerial enthalten. Ich wähle dazu entweder groben Kies, Tonscherben oder Astmaterial. Damit fülle ich das Gefäss bis zu einem Drittel. Darauf gebe ich ein durchlässiges Vlies, damit sich die Pflanzenerde nicht mit dem Drainagematerial vermischt und die Abflusslöcher verstopft. Wichtig ist auch, dass die Gefässe nicht direkt auf dem Boden stehen und dadurch die Abflusslöcher blockiert sind. Auf das Vlies gebe ich immer eine Lage Brennnesseln und Beinwellblätter, um den Pflanzen eine optimale Starthilfe zu geben, und fülle dann den Topf mit guter Gartenerde auf.

In die Höhe gärtnern

Rankende Pflanzen wie Gurken, Tomaten oder Bohnen müssen laufend hochgebunden werden. Dazu verwende ich entweder Bambusstangen oder Rankgitter. Auf unserem Freisitzplatz und dem Balkon machen sich Rankgitter gut, die bereits in Pflanzkübel integriert sind und eine dem Gefäss angepasste Grösse haben. Nebst den oben erwähnten Nutzpflanzen ziehe ich auch schnell wachsende Sommerblüher wie Glockenrebe, Prunkwinde, Duftwicke oder Passionsblume an den Kletterhilfen hoch. Unsere Hausfassade haben wir begrünt mit winterharten Pflanzen wie Clematis, Wildem Wein und alten englischen Ramblerrosen. Tipp: Rankende Gemüsepflanzen können auf Balkon und Terrasse auch als Sichtschutz eingesetzt werden.

Ich verwende übrigens das System des Aufbindens auch bei Pflanzen wie Kürbissen, Melonen, Rondini und Gurken, die normalerweise im Garten meterweit kriechen. Bei der vertikalen Anbaumethode brauchen sie viel weniger Platz; darüber hinaus sind sie so

leichter zu ernten, da man sich nicht bücken muss.

Zu einer der wichtigsten Aufgabe an warmen Tagen gehört das Wässern der Pflanzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man frühmorgens giessen sollte, denn am Mittag verdunstet das Wasser sehr schnell. Zudem können Wassertropfen auf den Blättern zu Verbrennungen führen, da sie wie ein Brennglas wirken. Auch habe ich festgestellt, dass wir weniger Schneckenbefall haben, wenn wir am Morgen wässern. Die Pflanzen haben so den Tag über Gelegenheit abzutrocknen, bevor die gefrässigen Plagegeister nach Sonnenaufgang auftauchen. Wer am Abend wässert, läuft Gefahr, dass sich die Schnecken nachts hemmungslos über die nassen Pflanzen hermachen. Auf einem Balkon im zweiten Stock dürfte man mit Schnecken eh keine Probleme haben.

Jungpflanzen müssen häufiger gegossen werden, da sie noch nicht so starke Wurzeln ausgebildet haben. Prinzipiell sollte man nur die Erde um die Pflanzen herum giessen und nicht die ganze Pflanze benetzen – denn dann würden sich auf den Blättern schnell Pilzerkrankungen ausbreiten.

Bei Wochenend-Absenzen pflege ich umgestülpte, mit Wasser gefüllte Fla schen in die mit Kräuter, Minigemüse und Geranien bepflanzten Balkonkästen und Kübel zu stecken, um zu garantie ren, dass die Pflanzen während meiner Abwesenheit nicht austrocknen. Mit diesem Trick kann man die geliebten Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten gerne einmal auch bei grosser Hitze für ein paar Tage sich selbst überlassen. //

erlebniskurs

frances und remo vetter

Kräutergarten-Erlebniskurs

Tageskurs für alle Hobbygärtner und Geniesser – von und mit Frances und Remo Vetter im Kräutergarten des Wellnesshotels Hof Weissbad, Weissbad (AI).

Ein Kräutergarten benötigt nicht viel Platz. Aber wie gestaltet man ihn am schönsten ? Wie pflegt man ihn ? Welche Kräuter sind die Richtigen ? Wann wird gesät und gepflanzt ? Getreu dem Motto «learning by doing, learning by gardening» nehmen wir Sie mit auf eine Entdeckungsreise in die Welt des Gärtnerns. Freuen Sie sich auf kreative Gartenideen, die faszinierende Philosophie des «Lazy Gardeners» und viel praxisorientiertes Wissen.

Kursleitung

Remo Vetter «The Lazy Gardener». Referent und Buchautor. www.thelazygardener.ch

Frances Vetter Erwachsenenbildnerin und Künstlerin. www.thewater.ch

Ort

Wellnesshotel Hof Weissbad, Im Park 1, 9057 Weissbad (AI)

Termine

Kurs 1

Samstag, 12. Juni 2021, 10 –16 Uhr. Kurs 2

Mit dem Feuer spielen

Feuerspucken, Lagerfeuer, Höhenfeuer, Grill – davon fühlen sich viele Männer geradezu magisch angezogen. Doch woher kommt die Faszination für Feuer und Flammen ?

Text: Fabrice Müller

Er habe schon immer gern mit dem Feuer gespielt, sagt Peter Oertle. Das meint er im wahren wie im übertragenen Sinn: Mit 19 Jahren prägte ein traumatisches Erlebnis seine Beziehung zum Feuer. Mit Freunden verbrachte er einige Tage auf einer Alp der Familie im Onsernonetal. «Mein Vater hat mir eingebläut, dass ich nur bei ganz bestimmten Windverhältnissen ein Feuer entfachen darf», erzählt Oertle. Und er war sich sicher, diesen Ratschlag befolgt zu haben. Doch es kam anders. Bald brannte der ganze Hang lichterloh. Peter Oertle wurde als Feuerteufel gebrandmarkt. Ein andermal setzte er unwillentlich mit seiner Freundin eine Wiese in Graubünden in Brand. Und schliesslich fiel ein Unterstand dem Feuer zum Opfer, als Oertle, der damals im Drogenentzug arbeitete, einen Aschenbecher zu früh im Abfallcontainer entsorgte und dadurch einen Brand auslöste. «Ich bin ein gebranntes Kind und muss aufpassen, das Spiel mit dem Feuer nicht auf die leichte Schulter zu nehmen», sagt Oertle. Seine Beziehung zum Feuer, vor dem er heute grossen Respekt habe, beschreibt er als Hassliebe.

Der Urmann am Grill Oertle ist therapeutischer Berater in Weissenburg-Berg BE; er leitete während 25 Jahren verschiedene Männergruppen, bei denen das Feuer in Ritualen eine wichtige Rolle spielte –zum Beispiel bei Feuertänzen. Dabei stellte er fest, dass Männer sich vom Feuer besonders angezogen fühlten. «Das Feuer weckt etwas Uriges, etwas Archetypisches im Mann», ist er überzeugt. Vieles laufe im Angesicht eines Feuers unbewusst im Mann ab. Nur leider sei dies dem modernen Mann von heute selten bewusst, zu stark sei dieser im Kopf verankert und nur mehr wenig mit der Natur verbunden.

Aber auch heute noch fühlen sich viele Männer zum Feuer hingezogen – und sei es nur zum Grill im Garten? Der Grill gilt als direkter Nachkomme der ursprünglichsten Form der Nahrungszubereitung auf dem offenen Feuer. Als Herr über das Feuer wird der urbane Mensch urplötzlich zum Urmann, der seine Sippe mit Fleisch versorgt, das er zwar nicht selbst erlegt, dafür mit viel Hingebung zur Genussreife gebraten hat. In der Hand die Grillzange, in der anderen das Bier, um den Oberkörper eine Schürze geschnürt – eine Analogie zu königlichen Insignien wie Herrschermantel und Königszepter?

«Am Grill darf der Mann etwas Ursprüngliches, etwas Wildes im positiven Sinne ausleben», sagt der Outdoorspezialist und Erlebnispädagoge Reto Bühler. In seinen Seminaren setzt er das Feuer regelmässig ein – um zu kochen und um das Gespräch und überhaupt die Gemeinschaft zu pflegen. «Männer lieben grosse Feuer», weiss er aus Erfahrung. «Männer haben etwas Feuriges in sich und daher einen guten Zugang zu diesem Element.» Aber auch Frauen mögen laut Bühler das Feuer, obgleich sie sich mehr der Glut des Kochfeuers und weniger den Flammen eines Höhenfeuers verbunden fühlten.

Wie Forscher vermuten, spielte das Feuer bereits zu Zeiten des Homo erectus für die Gemeinschaft und Geselligkeit eine entscheidende Rolle. Es wird daher angenommen, dass es schon bei den Höhlenmenschen ein funktionierendes Sozialgefüge gab. Ausserdem schenkte das Feuer Wärme, half den Menschen, die Speisen zu garen und bot Schutz vor wilden Tieren.

Zum Sprachbegriff

Sprachlich lässt sich der Begriff «Feuer » bis ins uralte Indogermanien zurückverfolgen. Über verschiedene Etappen entwickelte sich aus pehwr das althochdeutsche fiur, von dem sich unsere aktuelle Bezeichnung ableitet. Im Griechischen wurde daraus das Präfix pyr, das heute noch Verwendung findet.

(Quelle: www.feuerwissen.jimdofree.com)

« Das Feuer schenkt dem Menschen Urvertrauen und Geborgenheit. »

Über die Mythologie des Feuers

Feuer gilt als der erste fundamentale Akt der Nutzbarmachung elementarer Kräfte. Es steht somit am Anfang der Menschwerdung.

In religiösen Kulten ist das Feuer fester Bestandteil für Rituale – ob als Flamme der Kerze oder als hochloderndes Oster-, Beltane- oder Sonnenwendfeuer.

In der christlichen Kultur wird das Feuer mit der Schmerzerfahrung in Verbindung gebracht. «Wechseln wir in das Jenseits, so durchschreiten wir selbst das Feuer, und die Seele erglüht», sagt der deutsche Geomant und Buchautor Stefan Brönnle. Das Erglühen der Seele sei jedoch alles andere als eine Höllenerfahrung: Die christliche Heilige Teresa von Ávila erlebte die mystische Erfahrung, dass ein Engel sie mit einem Feuerpfeil zum Erglühen brachte – eine religiöse Verzückung. Im Christentum wird der Heilige Geist oftmals in Form einer Flamme dargestellt. Und Gott zeigte sich Moses unter anderem als brennender Dornbusch.

Bei den Hindus wird die Position des Feuers durch den Gott Agni eingenommen. Zugleich bildet sein Feuer ein Portal ins Jenseits.

Die Germanen verehrten Loki als ihr Gott des Feuers. Seine Tochter war die Unterweltsgöttin Hel. Feuer und Jenseits gehörten auch hier zusammen.

In Asien werden noch heute die Gaben an die Ahnen dem Feuer übergeben.

In der Yoga-Tradition spricht man von der feurigen Kundalini-Schlange, die zusammengerollt im Wurzelchakra schläft, bis sie erweckt wird. Dann jedoch bewegt sie sich der Wirbelsäule entlang nach oben und unten; sie erzeugt ein Feuer, das die Seele erfasst. «In diesem mystischen Feuer der Lebens- und Geisteskraft werden Visionen erzeugt, die jenen von Teresa von Ávila nicht unähnlich sind», erklärt Stefan Brönnle.

(Quelle: www.inana.info)

Lebensfreude und Transformation

Das Feuer ist jedoch weit mehr als Wärmequelle, Schutz und Licht. Es steht – astrologisch gesehen – für das männliche Prinzip, die sogenannte Yang-Qualität. Der Mann steht den Elementen Feuer und Luft nahe, die Frau den Elementen Wasser und Erde.

Das Element Feuer wird gleichgesetzt mit Aktivität und Lebenskraft, aber auch generell für die geistige Entwicklung des Menschen und für Spiritualität. «Faszinierend am Feuer ist unter anderem seine Kraft, etwas zu wandeln, zu transformieren, ohne dass dabei die Information des verbrannten Gegenstandes verloren geht», sagt Peter Oertle. Das Feuer schenke dem Menschen Urvertrauen und Geborgenheit. Es wirke zudem reinigend und beruhigend auf alle, die sich um die Feuerstelle versammelt haben. «Grosse Feuer jedoch wecken die Lebensgeister, entfesseln Kräfte und sorgen beispielsweise bei einem Feuertanz für Lebensfreude», konnte Peter Oertle in seinen Männergruppen immer wieder beobachten. Um ein Feuer zu sitzen, bringe so manches innerhalb einer Gruppe in Bewegung, stellt auch Reto Bühler fest: «Vieles passiert im Unbewussten. Die Wandlungskraft des Feuers wirkt im Stillen und hat eine klärende, läuternde Dynamik.»

Und dann wäre da noch die spirituelle Ebene des Feuers. Peter Oertle bringt nochmals die Astrologie ins Spiel, genauer gesagt den Kriegsgott Mars und das Feuerzeichen Widder. In vielen Mythologien hat der Mars seinen festen Platz. Der rötlich am Firmament leuchtende Planet hatte etwas Bedrohliches an sich. Rot gilt als das Symbol für Feuer und Blut, für Macht und Aggression – Attribute des griechischen Kriegsgottes Ares und des römischen Kriegsgottes Mars. Der Widder ist das Sternzeichen des ersten Hauses. Widder-Menschen wählen offenbar auffallend häufig Berufe, die mit Feuer zu tun haben – zum Beispiel Feuerwehrmann, Schmied, Schweisser oder Pyrotechniker. Das Frühlingszeichen steht für den Aufbruch, ganz im Sinne von: Am Anfang war das Feuer. //

www.maenner-art.ch www.retobuehler.ch

Buchtipps

Hans-Peter Hufenus «Urmensch, Feuer, Kochen», AT Verlag 2021, ca. Fr. 35.–

Andy Müller «Feuer. Von der Steinzeit bis zum Brennglas», Androma Verlag 2004, leider nur noch antiquarisch erhältlich Wilfried Hacheney «Feuer – Geheimnis der Geburten», Michaels Verlag 2004, ca. Fr. 30.–

Nicht sauber

Fossile Energieträger sollen nach und nach durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Photovoltaikanlagen, Windräder und Elektroautos sind dabei wichtige Komponenten. Doch die grünen Energien haben ihre Schattenseiten.

Text: Andreas Walker

Eine wichtige Komponente der Energiewende ist, den Verkehr von den fossilen Brennstoffen zu entkoppeln, um den CO 2 -Ausstoss zu verringern. Dabei wird seit einigen Jahren vor allem die Elektrifizierung der Mobilität angestrebt. Auf den ersten Blick scheinen Elektroautos die perfekte Lösung für die Energiewende zu sein. Denn im Betrieb verbrauchen sie keine fossilen Brennstoffe; deshalb stossen sie auch keine Abgase aus, was vor allem in Grossstädten willkommen ist. Zudem ist der Wirkungsgrad bei Elektrofahrzeugen höher als bei Autos, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden. CO 2-neutral sind Elektrofahrzeuge allerdings nur, wenn deren Produktion und Betrieb mit Ökostrom erfolgen.

In der Schweiz ist der Strommix relativ umweltfreundlich, da 75 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien, vor allem Wasserkraft, stammt. In Deutschland kommt rund die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien; etwas mehr als ein Drittel wird von Kohle- und Kernkraftwerken produziert. Das Problem: Solange der Strom aus Kohlekraftwerken generiert wird, sind elektrische Fahrzeuge nicht umweltfreundlich.

Die Sache mit dem Strom Weltweit sind 2452 Kohlekraftwerke in Betrieb (Quelle: Statista, Stand Juli 2020). Am meisten in China (1077), gefolgt von Indien (281) und den USA (263). Über Tausend neue Kohlekraftwerke sind weltweit geplant. Dabei ist klar: Erst wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt, werden Elektroautos energieeffizient. Deshalb sollte die Dekarbonisierung der gesamten Stromerzeugung weltweit vor der Elektrifizierung der Mobilität stattfinden. Denn solange Strom aus Kohlekraftwerken für das Laden von Elektroautos benötigt wird, ist dies nur eine Um lagerung der Energiebereitstellung, die nicht den CO 2-Ausstoss reduziert.

Bis 2019 hat China die Elektromobilität stark gefördert. Derzeit erlebt das Reich der Mitte eine Wende: Bei der Mobilität wird der Fokus vermehrt auf Wasserstoff und Methanol gerichtet. Das wäre an sich eine gute Sache. Allerdings wird Methanol in der Regel aus Kohlevergasung gewonnen, was wiederum nicht nachhaltig ist. Dabei gibt es schon längst Ideen und Projekte, um Methanol aus CO 2 und Wasser mit nachhaltig generiertem Strom zu erzeugen. Damit hätte man eine tatsächlich erneuerbare Energiequelle.

Bevölkerung will die Energiewende

Die Energiewende stösst auf breite Akzeptanz: 96 Prozent der Schweizer Bevölkerung wollen laut einer von der Schweizerischen Energiestiftung (SES) in Auftrag gegebenen Umfrage, dass die Schweiz ihren Strombedarf künftig mit erneuerbaren Energien deckt.

Die Energiewende darf auch etwas kosten, finden vier von fünf Befragten: Sie wären bereit, pro Jahr durchschnittlich 95 Franken mehr zu bezahlen, um den Ausbau einheimischer er neuerbarer Energien voranzubringen. Derzeit bezahlt ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haus-halt über den Netzzuschlag 40 Franken pro

Jahr für den Ausbau erneuerbarer Energien. Um das Ziel der Schweiz zu erreichen – die Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 auf Null zu senken –, dürfte das nicht reichen. Forscher des Paul Scherrer Instituts (PSI) haben in einer Studie nachgewiesen, dass man dafür etwa 330 Franken pro Kopf und Jahr aufwenden muss. Die Jungen Grünliberalen (JGLP) haben einen Rechner programmiert, mit dessen Hilfe man die finanziellen Folgen des CO 2Gesetzes (Abstimmung am 13. Juni 2021) für sich berechnen kann: www.co2-rechner.jglp.ch krea

«Graue Energie» einberechnen

Bei einigen Metallen, die zum Bau von Solar- oder Windanlagen gebraucht werden, ist bereits der Abbau problematisch. Um erneuerbare Energien zu gewinnen, müssen sogenannten «Seltene Erden» verwendet werden, die vor allem in China abgebaut werden – zum Teil unter für Mensch und Natur katastrophalen Bedingungen und mit grossem Energieeinsatz.

Der Name «Seltene Erden» stammt aus der Zeit der Entdeckung dieser Elemente, denn sie wurden zuerst in seltenen Mineralien gefunden, in Form ihrer Oxide, die früher als «Erden» bezeichnet wurden. Zur Gruppe der «Seltenen Erden» gehören 17 Metalle, die sehr weich und meist silbrig glänzend sind. Für Windräder und Photovoltaikanlagen sind dies vor allem Yttrium, Europium und Neodym, die stark nachgefragt sind. Neodym-Windräder laufen ohne Getriebe, deshalb brauchen sie stärkere Generatoren, die sich besonders gut aus diesem Element herstellen lassen. Bis ein Windrad erneuerbare Energie erzeugen kann, wird also viel Energie verbraucht: Nur schon für die Stahl-

gefragt: christopher onder *

« Am meisten CO2-Einsparung bringt eine Abschaltung eines Kohlekraftwerkes . »

Ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug emittiert letztlich mehr CO2 als ein Auto mit effizientem Verbrennungsmotor, sagt Christopher Onder von der ETH Zürich. Er erklärt, worauf es ankommt, wenn man den CO2-Ausstoss effektiv reduzieren will und wie «grüne Energie» noch sauberer werden kann.

Interview: Andreas Walker

Sind Elektroautos der Schlüssel zur Reduktion des CO 2-Ausstosses ?

Christopher Onder: Das kann man so nicht sagen. Elektroautos tragen nur zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei, wenn sie mit «grünem», also nicht-fossilem Strom betrieben werden. Sie dürfen aber auch keinem anderen Stromverbraucher den grünen Strom wegnehmen. Zusätzlich ist der Individualverkehr nur ein Sektor, der zum CO 2-Ausstoss beiträgt. Güterverkehr, Gebäudeheizungen, Industrie und Kraftwerke sind weitere. Diese weisen aber deutlich längere Lebenszyklen in ihren energietechnischen Anlagen auf. Ein Auto ist nach zehn bis 15 Jahren am Ende seiner Betriebszeit. Ein Kraftwerk, das heute in Betrieb geht, wird voraussichtlich die nächsten 50 Jahre laufen. Es ist deshalb sehr wichtig, dass wir bei diesen langfristigen Projekten auf CO 2-Neutralität hinzielen.

Deutschland fördert stark die Elektromobilität. Ein Teil des Stromes wird jedoch aus Kohlekraftwerken erzeugt. Ist das eine Mogelpackung ?

Ein mit Kohlestrom betriebenes Elektrofahrzeug emittiert letztlich mehr CO 2 als ein effizientes verbrennungsmotorisches Fahrzeug. Die Investition, die am meisten CO 2-Einsparung bringt, ist die Nicht-Inbetriebnahme oder das Abschalten eines Kohlekraftwerkes. Neben dem hohen CO 2-Ausstoss pro Energieeinheit kommt bei Kohlekraftwerken noch dazu, dass sie nur schlecht regelbar sind. Das führt dazu, dass sie auch weiterlaufen, wenn im Sommer die Photovoltaikanlagen und die Windturbinen viel Strom liefern. Zurückgefahren werden leider die effizienteren und weniger CO 2 emittierenden Gaskraftwerke.

Was sind derzeit noch die grössten Schwachstellen des Elektroautos ?

Aus meiner Sicht immer noch die knappe Reichweite, die für eine vollständige Batterieladung benötigte Zeit und natürlich auch der Preis. An allen diesen Punkten wird aber gearbeitet und es sind Verbesserungen absehbar.

In Norwegen haben viele Familien für die Stadt ein Elektroauto als Zweitwagen angeschafft. Für lange Fahrten wird ein herkömmliches Auto genutzt. Wird da, wenn man die Herstellung mit einbezieht, letztendlich nicht mehr Energie verbraucht, als wenn ein Haushalt nur ein Auto mit Verbrennungsmotor fahren würde ?

Da sehe ich jetzt kein Problem, wenn man es sich leisten kann. In dieser Konstellation wird das Elektroauto den Löwenanteil sämtlicher Fahrten übernehmen und nur in Ausnahmefällen wird mit Verbrennungsmotor gefahren. Das gibt immer noch einen guten CO 2-Mix, da Norwegen sehr viel grünen Strom hat. Das Verbrennungsmotorauto wird auch länger in Betrieb sein, sodass die für die Herstellung benötigte Energie und der entsprechende CO 2-Ausstoss weniger stark ins Gewicht fallen.

Ist das Recycling der Batterien von Elektroautos heute gewährleistet ?

Das läuft sicher noch nicht problemlos, aber man ist auf gutem Weg. Es ist ein technologisches Problem und deshalb bei genügend Nachfrage und entsprechenden Investitionen lösbar. Generell bin ich bei technologischen Problemen optimistisch, dass bei Bedarf eine Lösung durch Forschung und Entwicklung gefunden wird. Bei einem energetischen Problem hingegen stösst man schnell an die Grenzen der Physik, die sich eben nicht austricksen lassen.

Neodym ist ein Rohstoff, der in Elektromotoren verbaut wird und heute fast ausschliesslich in China gefördert wird. China hat jahrzehntelang die Weltmarktpreise unterboten und so alle Konkurrenten aus dem Geschäft getrieben. Heute nutzt China die Monopolstellung und setzt seine Ressourcen gezielt als Argument bei seinen Handelskonflikten ein. Ist da in Bezug auf erneuerbare Energien eine gefährliche Abhängigkeit entstanden ? Diese Abhängigkeiten bestehen nahezu überall, denken wir nur an Erdöl und Erdgas. Im Fall des Neodyms handelt es sich aber letztlich wieder um ein technologisches Problem, das mit entsprechendem Aufwand lösbar ist. Man konnte dies gut beim Kobalt be obachten. Sobald die Verwendung von unter schlechten Bedingungen gefördertem Kobalt in das Bewusstsein der Kunden gelangte, wurden Anstrengungen zur Reduktion des Verbrauchs unternommen. Sobald es kostenmässig oder reputationsmässig interessant ist, Materialien zu rezyklieren, wird auch die entsprechende Technologie dazu entwickelt werden.

* Prof. Dr. Christopher Onder ist Professor am Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik im Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der ETH Zürich.

« Sobald es kostenmässig interessant ist, Materialien zu rezyklieren, wird auch die Technologie dazu entwickelt. »
«Die Umwelt- und Gesundheitsprobleme werden in ferne Länderexportiert, während wir eine vermeintlich saubere Energiequelle haben. »

erzeugung, die Veredelung des Stahlturms und die Armierungen des Fundaments eines Windrades werden etwa 30 Tonnen Kohle verbrannt; für den Aushub des Fundaments und den Transport des Betons sind Hunderte von Last wagenfahrten notwendig, die viel Treibstoff verbrauchen. Diese sogenannte «Graue Energie» wird bei der Bilanzierung der Windenergie oftmals vernachlässigt.

Sorgenkind « Seltene Erden

»

Ein weiteres Problem sind die Neodym-Eisen-Bor-Magnete, die zur Energieumwandlung in Windkraftanlagen verwendet werden. Diese Magnete haben in den vergangenen Jahren einen enormen Nachfrageschub erhalten. Denn sie werden für die Herstellung von Elektromotoren von Hybrid-

und Elektrofahrzeugen, für E-Bikes, aber auch im Allgemeinen Maschinenbau, in den elektrischen Kleinmotoren konventioneller PKWs oder eben in den Generatoren grosser Windkraftanlagen mit permanentmagnetischem Direktantrieb verbaut.

Doch der Abbau von Neodym und anderen Seltenen Erden ist höchst problematisch. Immer strengere Umweltauflagen führten dazu, dass weltweit viele Minen geschlossen wurden und China heute fast den gesamten Weltmarkt dominiert. Bei der Ge winnung werden die aus dem Boden geschürften Mineralien mit Säuren oder Laugen behandelt, um die Metalle herauszulösen. Dabei bleibt eine toxische Schlacke zurück, die oft auch noch radioaktive Stoffe wie Uran und Thorium enthält. Diese Schlacke wird in Seen neben den Minen deponiert und die Gifte gelangen teilweise ins Grundwasser, wo sie schliesslich auch die Gesundheit der Menschen gefährden. Die Umwelt- und Gesundheitsprobleme werden damit in ferne Länder exportiert, während wir eine vermeintlich saubere Energiequelle haben. //

Damit aus einem Kind ein verantwortungsvoller Erwachsener wird, braucht es die Unterstützung vieler. Von Eltern, Verwandten, Freunden, Lehrern –und von Pro Juventute. Wir sind da, wenn Kinder uns brauchen. Seit 100 Jahren. projuventute.ch

● hin und weg

Auszeit

Ruhe finden im Tessiner Frühling

Wandern, Yoga, Massagen, Sonne und die grüne Natur geniessen. In unserem etwas anderen B & B und Seminarhaus Casa Santo Stefano – individuell oder in der Gruppe.

Eine Auswahl aus unserem Kursprogramm 2021

7.5.– 12.5. Yoga und Pilates

16.5.– 20.5. Yogaretreat

20.5.– 24.5. Yoga und Hike an Pfingsten 24.5.– 29.5. Pfingst-Yogaretreat

29.5.– 3.6. Yoga und Wanderferien

3.6.– 6.6. Thai Yoga Massage

6.6.– 10.6. Yoga, Wandern und Auszeit à la carte

10.6.– 13.6. Yogaweekend im Tessin 20.6.– 25.6. Yoga, Wandern und Auszeit à la carte

Infos und weitere Ferienangebote: Casa Santo Stefano, Miglieglia Telefon 091 609 19 35 www.casa-santo-stefano.ch

Weiterbildung

Atem und Psyche

Studien belegen, dass psychosomatische Störungen mit Atemtherapie positiv beeinflusst werden. Das IKP Institut für Körperzentrierte Psychotherapie bietet seit über 30 Jahren die 3-jährige, berufsbegleitende und von der OdA KT akkreditierte Ausbildung in Ganzheitlich-Integrativer Atemtherapie IKP an. Lernen Sie, mit der Atmung Körper und Psyche zu beeinflussen. Nächster Info-Abend: 31. Mai 2021. Mehr Infos unter www.ikp-therapien.com (Rubrik Lehrgänge)

LESETIPP

Mut zum Widerstand

Der anthroposophisch geprägte französische Schriftsteller und Hochschullehrer Jacques Lusseyran war, obwohl blind, einer der grossen Widerstandskämpfer während des Zweiten Weltkriegs. Dieses Büchlein enthält die drei Hoffnung machenden Vorträge «Blindheit –ein neues Sehen der Welt», «Der Blinde in der Gesellschaft» und «Gegen die Verschmutzung des Ich», zudem erstmalig in deutscher Sprache Lusseyrans beeindruckenden autobiografischen Bericht «Der Tod wird Leben». www.geistesleben.de

Online-Wissen

Die besten Gesundheitstipps auf Video

Das Beste aus der Naturheilkunde nicht nur im «natürlich», sondern als Video auch auf Facebook, Instagram und auf unserer Website. Monat für Monat präsentieren Ihnen dort die «natürlich»-Leserberaterin Sabine Hurni und Chefredaktor Markus Kellenberger saisonale und alltagstaugliche Gesundheitstipps.

Kurz, prägnant und leicht verständlich erklären Ihnen die beiden direkt aus dem Garten von Schloss Wildegg, welche Naturheilmittel am besten gegen allerlei Beschwerden wie Allergien helfen. Sabine Hurni weiss, wie man die verschiedenen Kräuter und Heilmittel richtig anwendet, und zeigt im Video anschaulich, wie einfach das geht.

Die «natürlich»-Videos mit den besten Tipps aus der Naturheilkunde finden Sie auf Facebook, Instagram und auf der «natürlich»-Website.

@natuerlich_ch

facebook.com/natuerlichonline

www.natuerlich-online.ch

Erleben Sie auf Schloss Wildegg einen Hauch adligen Lebensstil. Prächtige Gärten und ein Museum mit sprechenden Schlossbewohnern entführen Sie in den Barock.

Schloss Wildegg, Effingerweg 6, 5103 Möriken-Wildegg www.museumaargau.ch/schloss-wildegg

Nahrungsergänzung

Hänseler Forte Curcuma

● neu und gut

Du suchst ein Nahrungsergänzungsmittel, das im Körper auch ankommt? Der KurkumaExtrakt von Hänseler Forte ist wasserlöslich und wird optimal vom Körper aufgenommen. Dein Körper erhält, was du ihm gibst. www.haenseler-forte.ch

Menopause

Schluss mit Wechseljahrbeschwerden

Hänseler Menopause: Die pflanzliche Option bei Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Profitieren Sie von der 2-fach-Wirkung durch die Kombination von zwei pflanzlichen Wirkstoffen. Anwendungsfreundliche Dosierung mit einer Tablette täglich. Lesen Sie die Packungsbeilage. www.haenseler-menopause.ch

Sauberes Wasser

Gesund und genussvoll trinken

Ob sauberes Wasser in der Küche oder kalkfreies Wasser fürs ganze Haus, Evodrop steht als Schweizer Unternehmen für höchste Qualität und bietet nachhaltige Lösungen für jedes Bedürfnis. www.evodrop.com

Pollensaison

Gerötete, gereizte Augen?

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Süssen ohne Reue

Ayurvedischer Königszucker

Sharkara – die perfekte Zucker-Alternative für gesundheitsbewusste Naschkatzen. Das besondere Herstellungsverfahren reduziert die säurebildenden Bestandteile des Zuckerrohrs. Durch seinen intensiven, süssen Geschmack und seine gute Löslichkeit eignet er sich hervorragend für köstliche Desserts aller Art. www.veda.ch

Heilige Geometrie

Anima Pura-Wandbilderkollektion

Als Geschenkidee oder um Ihre Wohnenergie zu verbessern: Anima Pura-Wandbilder eignen sich für beides. Die Kreationen entspringen der heiligen Geometrie und FengShui. Die Wandbilder sind auch auf Textilleinwänden gedruckt erhältlich. Lassen Sie sich inspirieren. www.anima-pura.ch

Für Geniesserinnen

Verwöhnt mit Lebensenergie

«Chi» bedeutet Lebenskraft. Chi-Café balance setzt sich aus erlesenen Zutaten zusammen, die neue Lebenskräfte wecken und helfen, eine natürliche Balance zu schaffen. Chi-Café ist wohltuend, sanft, anregend. Er ist zusammengesetzt aus geröstetem und grünem Kaffee, Guarana, Granatapfel, Ginseng und einem Hauch Kakao. Die enthaltenen Akazienfasern unterstützen eine gesunde Darmfunktion. Chi-Café enthält Magnesium und Kalzium als Beitrag zum Erhalt normaler Knochen und Zähne. Machen Sie aus einer Gewohnheit einen Weg der Mitte, der Genuss und Gesundheit vereint. Erhältlich in Reformhäusern und Drogerien. www.phytolis.ch

Lösung des Rätsels aus dem Heft 03/04-2020

Gesucht war: Gruensprossen

erhältlich in Drogerien & Apotheken

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Lösung

Und so spielen Sie mit: Senden Sie den Talon mit der Lösung und Ihrer Adresse an: CH Regionalmedien AG, «natürlich», Neumattstrasse 1, 5001 Aarau. Schneller gehts via Internet: www.natuerlich-online.ch/raetsel

Teilnahmebedingungen:

Einsendeschluss ist der 21. Mai 2021. Die Gewinner werden direkt benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Über diese Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Gewinnen Sie!

5 x ein Fusspflege-Set des Schweizer HautpflegeExperten Tal. Im Set enthalten: Fusscreme, Fussmasken (6er-Box) sowie Badesalz mit Salz aus dem Toten Meer. Wert: je 59.80 Franken.

Bewusst gesund

natürlich

41. Jahrgang 2021, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich

Druckauflage: 22 000 Exemplare

Verbreitete Auflage: 14 820 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2020)

Leserschaft: 92 000 (MACH Basic 2020-2)

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Chefredaktor

Markus Kellenberger

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Andreas Krebs, Sabine Hurni (Leserberatung)

Autoren

Angela Bernetta, Leila Dregger, Fabrice Müller, Eva Rosenfelder, Lioba Schneemann, Vera Sohmer, Christina Steybe, Frances Vetter, Andreas Walker, Steven Wolf

Grafik/Layout

Joel Habermacher, Levin Röthlisberger Fredi Frank

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Ein Produkt der CH Media AG

CEO: Axel Wüstmann www.chmedia.ch

Abonnieren und bewusst gesund leben

Einzelverkaufspreis Fr. 9.80

Abonnement 1 Jahr Fr. 86.–

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lernen, um besser zu leben – mit bewährten meditativen Übungen werden wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst und verlieren so die Furcht vor dem Tod. Der Gewinn: Gleichmut und Lebensfreude. 30 Jahre Kneipp. Eine Würdigung des «Wasserdoktors». Fette und Öle. Welche sind gesund, welche schädlich ?

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“Evaunterwegs

Rosenfelder

Augenweide

«Hinaus ins Grüne» lautet das Mantra, mir wird es täglich mehrmals eingeflüstert von meinem Hund. Zart streichelt Frühlingsluft das Gesicht, vertreibt «wüste» Gedanken, quälende Ängste und Sorgen dieser Zeit, und die Sonnenstrahlen wärmen die Seele.

Eine Amsel in der Hecke warnt vor der trampelnden Spaziergängerin mit Hund – wann lerne ich endlich achtsam zu gehen? Hoch oben am Himmel kreist ein Milan, breitet weit seine Flügel, ungeachtet des Krähenpaars, das ihn krähend aus ihrem Revier vertreiben will. Frühling lässt die Erde pulsieren; der Saft beginnt zu treiben, alles drängt ans Licht. Blühende Sträucher verbreiten sanft ihren Duft, junges Grün liebkost die Landschaft.

Dann ist sie da. Wie immer – und doch jedes Mal anders. Wind und Sturm, Hitze, Trockenheit, Schneelasten hat die alte Weide getrotzt. Jahr um Jahr – ein beseeltes Monument. Wenn die Wetter an ihr rütteln, wirft sie ab und zu einen Ast ab, Stadtgärtner sägen an ihrem Baumkörper – Sicherheit geht vor. Die Uralte aber nimmt es gelassen, lässt ihre Sprosse umso höher in den Himmel wachsen.

Aus dem Inneren eines Baumes in die Welt schauen, dem Plätschern des Baches lauschen, in den seine Wurzeln münden, Kraft und Stille erleben.

Manche fühlen sich ertappt dabei von Vorübergehenden. Dereinst wurde als Heide oder Hexe verschrien, wer mit Bäumen sprach – heute als Esoterikerin. Die alte Weide kümmert solches nicht. Sie lädt alle ein, auch den alten Holunder, der sich zärtlich an ihren Stamm schmiegt und mit ihr zusammen einen besonderen Ort der Kraft erschafft. Niemand ist unerwünscht, und alle dürfen hier einfach nur sein.

Der Kätzchen-Zweig, den ich einst am Boden fand, wächst heute in meinem Garten: Sechs Meter hoch ist der einstige Winzling heute, macht seiner Urahnin alle Ehre. Weiden tragen eine unglaubliche Kraft der Erneuerung in sich. Fahrende Völker bezeichnen sie als ihren Baum, der sich immer wieder aufrichtet, zäh und kreativ aus fast jeder Lage herauswächst, schier untötbar das Licht sucht und auch die kargsten Zeiten durchsteht.

Kein Wunder war Weidenrinde ein wichtiges Mittel der Volksheilkunde: Bis heute findet deren Wirkstoff Salicin in synthetischer Form als Aspirin Anwendung gegen Fieber, Schmerzen, Rheuma usw. Als Bachblüte (Willow) hilft Weide denjenigen, die sich als Opfer des Schicksals wähnen, Verbitterung und Groll spüren, ohne aber an ihrer Situation etwas ändern zu wollen.

Gerade jetzt gehen die Knospen der Grossmutter in Form von silbrig-weissbehaarten Kätzchen auf – das ist nur noch Entzücken, eine Augenweide. Im Gegensatz zu männlichen Bäumen, deren Kätzchen sich durch das reiche Angebot an Pollen satt gelb färben, bleiben die weiblichen Blüten hier unauffällig grün. Beide Blütenstände aber bilden vor der Blätterbildung reichlich Pollen. Sie gehören darum zur ersten, wichtigsten Nahrung für Bestäuber im frühen Frühling. Nie sollte man Weiden während ihrer Blüte zurückschneiden, sie sind eine dringend nötige Nahrungsquelle für hungrige Insekten.

Über hundert Jahre alt mag die Weide sein, ihr Durchmesser vielleicht zehn Meter, der hohle Stamm mit den zahlreichen Verzweigungen und in ihre Innenwelt führenden kleinen Labyrinthen zeugt von den Gezeiten des Lebens. Ein Ur-Ahninnen-Baum, geliebt von den Käfern, Wildbienen, Hornissen, Spinnen und Asseln, die ihn besiedeln, ebenso wie von den auf ihr herumkletternden Kindern. Die Menschen lehnen an ihrem Stamm, verweilen still in ihrer Baumhöhle. ● Eva Rosenfelder ist Autorin/Journalistin BR. In ihrer Serie schreibt sie für «natürlich» über kleine und grosse Glücksmomente des Alltags. Mehr über die Autorin und ihre Angebote wie Naturspaziergänge und Naturorakel erfahren Sie unter www.natur-und-geist.ch

Wenn ich hier bin, in Summen und Blühen verweile, hält die Zeit an. Bis ich dann den Bienen gleich genährt und gestärkt bin – für das, was das Leben fordert. //

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