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Emotionales Erbe
Wie die Ahnen unser Leben prägen
Vanille Ein Duft, wie Mamas Brust
Saatkrähen
Treu, sozial – und viel besser als ihr Ruf
Emotionales Erbe
Wie die Ahnen unser Leben prägen
Vanille Ein Duft, wie Mamas Brust
Saatkrähen
Treu, sozial – und viel besser als ihr Ruf
jahr 40 jahr 40
Wenn die Gicht sticht Brennnessel hilft bei Gelenkschmerzen
Fett macht fit Auf die Art kommt es an
Natürliche Heilmittel ohne Nebenwirkungen
Liebe Leserin, lieber Leser Was schleppen wir nicht alles mit uns rum! Und da meine ich nicht das Zuviel an Materiellem, das uns häufig schon so viel Sorgen bereitet, sondern das, was von Geburt an in uns steckt. Das emotionale Erbe ist ein Thema, das uns kaum bewusst ist, aber unser Wesen, unser Leben, unser Sein und damit unsere Gesundheit massgeblich beeinflusst. Was das bedeuten kann, erfahren Sie im Interview mit dem Therapeutenpaar Andrea und Peter Oertle ab Seite 36. Gesund sein ist mehr als nur körperliches Wohlbefinden. Unser Seelenzustand trägt einen wesentlichen Teil dazu bei. Und genau das ist die Stärke der Naturheilkunde. Sie betrachtet und behandelt den Menschen ganzheitlich. Körperliche und psychische Beschwerden haben ihren Ursprung oft in alten Geschichten, mit denen sich Betroffene in ihrem Leben konfrontiert sahen. Und einige dieser Geschichten und Ereignisse reichen zurück bis zur Geburt und der Zeit davor.
In den Ohren von Schulmedizinern mag das esoterisch tönen; nicht aber für Menschen, die sich bewusst mit ihrem Leben auseinandersetzen, denn wir alle sind die Summe dessen, das vor uns war – und was wir daraus gemacht haben. Das gilt nicht nur für persönliche Lebenskrisen, sondern auch für solche, die die Welt im Griff haben, wie beispielsweise die herrschende Pandemie. Auch hier werden wir genau hinschauen müssen, was das mit uns und unseren Kindern macht.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer.
Herzlich, Ihr
Was uns im Moment schützt, richtet im Meer enormen Schaden an. Bitte entsorgen Sie Ihre Schutzmasken sachgerecht. oceancare.org
gesund werden
32 Wolfs Heilpflanze
Der Beifuss ist eine mächtige «Schamanenpflanze».
36 Emotionales Erbe
10 Tibetisches Totenbuch
Das Sterben lernen, um besser zu leben. Eine Anleitung.
13 Corona-Essay
Wieso es wichtig ist, dass das Thema an Wichtigkeit verliert.
14 Gesunde Fette und Öle
Fette, die fit machen und was es beim Kauf zu beachten gilt.
18 Sebastian Kneipp
200 Jahre «Wasserdoktor».
20 Vanille
Warum dem betörenden Duft kaum einer widerstehen kann.
26 Sabine über . . . Gicht.
28 Leserberatung
Von Schwindel über Rosacea bis Haarausfall und Durchfall.
Was unsere Ahnen mit unserem «Inneren Kind» zu tun haben und wie wir es hegen.
40 Schmerzen
Pflanzen helfen oft so gut wie chemische Präparate – und zwar ohne Nebenwirkungen.
44 Nahrungsergänzung
Was es beim Supplementieren zu beachten gilt.
draussen sein
50 Remo Vetter
Das Glück des Gärtners und wie Sie es auch erleben können.
54 Saatkrähen
Was wir Menschen von der intelligenten Schwester der Rabenkrähe lernen können.
58 Serie: Der Sommer
Für viele der Höhepunkt des Jahres. Mit guten Gründen. gesund sein
03 Editorial | 06 Leben und heilen | 35 Liebesschule | 46 Staunen und wissen | 62 Neu und gut | 63 Hin und weg | 64 Rätsel | 65 Vorschau | 66 Eva unterwegs
gewusst
nützen oft wenig
Eine Studie der US-amerikanischen Ärztekammer zeigt: Bei Gefässverengung bringt ein Stent oft nicht mehr als Medikamente und ein gesunder Lebensstil; er verhindere keine zusätzlichen Todesfälle oder Spitalaufenthalte. Lediglich wenn die von verengten Herzgefässen herrührenden Schmerzen nicht verschwänden, könnten Stents helfen. Die Operationsrisiken wie verletzte Herzgefässe und Blutgerinnsel könnten sich die meisten Patienten also sparen. Trotzdem stieg die Zahl der Stent-OPs in der Schweiz in den letzten sechs Jahren um ein Drittel. Der Eingriff kostet laut Bundesamt für Statistik durchschnittlich rund 14 000 Franken.
Gesundheitstipp/krea
Chemotherapie Pfefferminze lindert Übelkeit
Übelkeit, Erbrechen und Appetitmangel sind häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Ein Extrakt aus der Pfefferminze (Mentha piperita) kann diese Beschwerden deutlich lindern, wie eine Studie der Universität von Teheran zeigt. MM
Der Konsum von Alkohol und anderen Drogen ist in der Schweiz laut dem Schweizer Verband für komplementärmedizinische Heilmittel SVKH markant gestiegen. Auch die Zahl der Depressionen hat stark zugenommen. Davon besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Das zeigt die «Swiss Corona Stress Study». Und psychiatrische Kliniken melden Überbelastungen und einen Anstieg von Suizidversuchen.
SVKH-Präsident Herbert Schwabl erstaunt das nicht: «Die mit der Krise einhergehende Unberechenbarkeit, die sich ständig ändernden Vorgaben und Massnahmen und die eingeschränkten sozialen Kontakte belasten stark», schreibt er im Magazin HealthPoint. Dabei treffe es – wie so oft – die Schwächsten am stärksten. Schwabl kritisiert, dass umfassende Schutzkonzepte fehlen: «Der Fokus auf die Viren und Krankheitsverläufe ist einseitig und greift zu kurz. Es ist Zeit, die sozialen und psychischen Aspekte in die Massnahmen einzubeziehen. Denn nach einem Jahr ist klar: Gesundheit beinhaltet viel mehr als der Schutz vor einer Corona-Ansteckung.»
health-point.ch/krea
Schätzungsweise 90 Prozent der in Europa verschriebenen Medikamente basieren auf Wirkstoffen aus China oder Indien. Die « Dottikon ES » respektive deren Mehrheitsaktionär Markus Blocher bot dem Staat an, Generika in der Schweiz zu produzieren. «Das hat niemanden wirklich interessiert», so Blocher im Interview mit CH Media. Dabei handelt es sich beim Thema Medikamentensicherheit um eine systemrelevante Abhängigkeit. Gemäss NZZ am Sonntag kamen Anfang der 1990er-Jahre noch rund 80 Prozent der Wirkstoffe aus Europa. krea
« Alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt. »
Sebastian Kneipp, «Wasserpfarrer» (siehe S. 18/19)
Ganzheitliche Krebsbehandlung
Bis zum 4. Mai wurden laut BAG rund 2,79 Mio. Dosen Covid-19-Impf-stoffe verabreicht. Laut Bulletin der Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic vom 7. Mai wurden seit Beginn der Corona- Impfkampagne 1953 «Verdachtsmeldungen unerwünschter Wirkungen» gemeldet; 701 (36 %) davon betrafen schwerwiegende Nebenwirkungen wie Luftnot und Migräne. 76 Menschen starben kurz nach der Impfung. «Die Verstorbenen waren im Durchschnitt 82 Jahre alt und hatten mehrheitlich schwere Vorerkrankungen», heisst es in der Mitteilung. Zum Vergleich: 2019 verzeichnete Swissmedic im ganzen Jahr
«77 medizinisch wichtige Ereignisse und 19 Ereignisse mit schwerwiegenden Folgen» nach Impfungen. Obwohl in den vergangenen fünf Monaten seit Beginn der Impfkampagne die schwerwiegenden Nebenwirkungen somit um das Siebenunddreissigfache zuge-nommen haben, ist Swissmedic weiter überzeugt, dass die unerwünschten Wirkungen «das positive Nutzen- Risiko-Profil der Covid-19 Impfstoffe» nicht ändere. Gut zu wissen: Die Covid-19-Impfungen haben lediglich «Notfallzulassungen». Die Studien laufen. Der Abschluss ist frühestens im Jahr 2023 zu erwarten. Swissmedic/krea
Ihre kostenlose Broschüre unter www.iscador.ch/gkb0621
Erfahren Sie mehr über die Ursachen und integrativen Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen.
Homeoffice
Öfters mal aufstehen
Wer weniger als 30 Minuten am Stück sitzen bleibt, verringert laut mehreren Studien das Risiko eines frühen Todes. Das gilt nicht nur für Bürogummis, sondern auch für Couch-Potatoes. krea
Im «Gesundheitspodcast» der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) gibt die Ärztin Yael Adler alle zwei Wochen wertvolle Tipps, wie ein gutes Gespräch mit dem Arzt gelingt. Sie rät, eine Liste mit konkreten Fragen oder Anliegen vorzubereiten. Hat man Beschwerden, sei es hilfreich, darüber in den Tagen vor dem Termin Protokoll zu führen. Es sei zudem möglich, eine Vertrauensperson mitzubringen. www.faz.net
Mehrere Studien zeigen, dass Mundspülungen die SARS CoV2Viruskonzentration im Rachenund Mundraum und somit im Aerosol kurzfristig vermindern könnten. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) «viruzides Gurgeln» als simple zusätzliche Massnahme im Rahmen der CoronaPandemie. Besonders wirksam scheint Wasserstoffperoxid (max. 3 %) zu sein. Darüber hinaus konnte auch eine Reduktion der Viruslast im Nasenrachenraum durch Zähneputzen festgestellt werden. dentalmagazin.de/krea
Die Abwehrkraft stärken I
W ie man auf natürliche Wege das Immunsystem stärken kann, erklärt die erfahrene Ärztin Dorothea SchleicherBrückl gut verständlich. Einiges dürfte vielen bekannt sein, etwa dass Ernährung und soziale Kontakte eine wesentliche Rolle spielen. Trotzdem erhält man auch hier wertvolle Tipps, z. B. zu den Themen Fasten oder Freundschaften. Anderes dürfte viele eher überraschen, etwa dass viele herkömmliche Medikamente, die viele Menschen täglich nehmen, eine stark negative Wirkung auf das Immunsystem haben. Die Autorin zeigt auch neue Möglichkeiten der Seuchenbekämpfung auf und erklärt, welche bewährten Mittel bei Prophylaxe und Behandlung von Covid-19 helfen können.
Dr. Dorothea Schleicher Brückl «Der Immun-Code» Europa Verlag 2021, ca. Fr. 30.–
Experten warnen vor einem «gefährlichen Tunnelblick»: Angesichts der Bedrohung durch das Sars Cov2Virus würden Routineuntersuchungen wie Zahngesundheit, Augeninnendruckmessung zur Verhinderung des grünen Stars, onkologische Routineuntersuchungen etc. verschoben oder gar vergessen. Das könne in einigen Jahren zu einer Verschlechterung der Gesundheit oder zum Tod führen. Hinzu kämen Verbote von sportlichen Aktivitäten. Insbesondere auch die Zunahme von Tabakkonsum sollte hellhörig machen, denn kardiovaskuläre Krankheiten, Erkrankungen der Lungenwege und Krebs gehören zu den häufigsten Todesursachen der Schweiz. health-point.ch
Die Abwehrkraft stärken II
Schon Sebastian Kneipp zeigte, wie man die Abwehrkraft stärkt. Sein Credo: Natürliche Rhythmen leben. Das stärkt das innere Gleichgewicht und fördert so die Lebensqualität. Bekannt wurde der Pfarrer vor allem durch seine Kaltwasseranwendungen, die erste von fünf Säulen für ein gesundes Leben. Das Jubiläumswerk zum 200. Geburtstag Kneipps erklärt die Grundprinzipien und Hintergründe seiner Lehre und zeigt, wie aktuell das traditionsreiche Wissen auch heute noch ist. Mit vielen praktischen Anleitungen und Tipps für den Alltag.
Hans Gasperl «Das grosse Kneipp-Buch» Servus 2021, ca. Fr. 44.–buchtipps
Das «Tibetische Totenbuch» ist mehr als nur ein Reiseführer über das Sterben und Werden – es ist ein Schlüssel zum Leben.
Text: Eva Rosenfelder
Was für ein Geschenk, das Blühen, Zwitschern und Summen, die sonnengereiften, prallen Früchte, die ganze grossartige Fülle des Sommers – das pure Leben! Doch wirkt nicht bereits im Wachsen und Blühen Vergänglichkeit? Der Spross vergeht, wird Stängel und Blatt; die Blüte, eben noch in voller Pracht, welkt schon dahin, um die Frucht zu bilden –und später in voller Reife ihre Samen der Erde zu übergeben, damit neues Leben geboren wird. Was für ein genialer Kreislauf!
«Memento mori» (Lateinisch = Erinnere dich des Todes, bzw. sei dir deiner Vergänglichkeit bewusst) meisselte man in der Antike über Tür und Tor. In unserer Epoche hingegen ist das Bewusstsein der Vergänglichkeit ziemlich getrübt. Der Tod wird fast vollständig verdrängt, was alt, gebrechlich oder krank ist oder nicht der vermeintlichen Norm entspricht – z. B. Menschen mit einer Behinderung – wird unsichtbar für die Öffentlichkeit hinter Mauern von Spitälern, Pflege- und Altersheimen versteckt. So rauben wir uns der Lebenserfahrung. Mit unseren Alten aber sperren wir nicht nur den Schatz der Weisheit weg, wir verdrängen auch das Bewusstsein über den Kreislauf des Lebens.
Doch so geschickt wir den Tod verdrängen, so sicher ereilt er uns doch. Und weil wir «modernen Menschen» im Tod nur Vernichtung und Verlust sehen, wird er mitunter zum grössten Schatten im Reich unserer Ängste – und das, obwohl alle grossen spirituellen Traditionen der Welt uns erklären, dass der Tod nicht das Ende ist. Jede religiöse Glaubensrichtung hat in irgendeiner Weise die Vision eines Lebens nach dem Tod, das unserem irdischen Leben erst seine wahre Bedeutung verleiht. «Umso seltsamer, dass man bei Abdankungen über den Verstorbenen in der dritten Person spricht», sagt die freie Theologin Gisula Tscharner, die überzeugt ist, dass Verstorbene noch irgendwie anwesend sind in dieser frühen Phase nach dem Tod. Nichtsdestotrotz glaubt eine grosse Mehrheit der Menschen, das jetzige Leben in diesem Körper sei alles. Und
nach dem Tod nichts. Verursacht nicht gerade diese Haltung unsere heutigen Probleme? Das Verdrängen des Todes und das Fehlen von Langzeit-Visionen, die über das Individuum hinausreichen.
War es die Zäsur damals im Jahr 553, als die «Wanderung der Seele» im Konzil von Konstantinopel als Eckpfeiler der christlichen Lehre aus dem Kanon gestrichen wurde? Wie viel besser stünde es wohl um unseren Planeten, wenn jeder wüsste, dass er für seinen Egoismus und die dadurch verursachten Schäden in seinem nächsten Leben gerade zu stehen hat? Würden wir unseren Heimatplaneten plündern und vergiften, wenn wir in diesem Bewusstsein leben würden? Mit einer beängstigenden Haltung der Oberflächlichkeit und Brutalität leben wir in einer Art «Wegwerf-Körper» (den wir so lange wie möglich aufpeppen) auf einer «Wegwerf-Welt» (nach mir die Sinflut!), in der aufrichtiges Mitgefühl selten geworden ist.
«In der christlichen Kultur geben wir unglaublich viel Ehrgeiz in dieses eine Leben», sagt die Ritualfachfrau Tscharner: «Wenn wir sterben, werden wir aus christlicher Sicht ‹eingefroren›, vom natürlichen Zyklus getrennt, bis wir zum ewigen Leben auferstehen mit Christus oder aber im Fegefeuer landen.» Selber habe sie Mühe mit der Metapher der von einer patriarchalen Struktur belegten Gottheit: «Im christlichen Kontext beharrt man zwar darauf, dass alle Religionen ‹gut und recht› sind, aber nur, wenn auch sie ‹ihrem› Schöpfer zugewandt sind. Lehrer, Väter und väterliche Gewalt beurteilen hier, was richtig und was falsch ist», sagt die Freidenkerin. «Das macht es unmöglich, die Welt vor und nach unserem Erdenleben wertfrei zu betrachten. Die Gedankenwelt ist in der vorgegebenen Struktur zementiert.» Im Tibetischen Totenbuch hingegen seien diese Zwischenzustände (= «Bardos») zart präsent, wie Ahnungen, und führten weit hinaus aus festen, materialistischen Zuständen. Oder mit Goethes Worten:
« Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde fliesst es (muss es), Ewig wechselnd. »
Die Kraft hinter Leben und Tod
Das Tibetische Totenbuch («Bardo Thödol», siehe auch rechts) ist ein Weisheitsbuch, das ebendiese Zwischenzustände und den Kreislauf von Leben und Sterben beschreibt. Es richtet sich bei weitem nicht nur an Sterbende, sondern soll vor allem den voll im Leben Stehenden ein Leitfaden sein, um zur inneren Befreiung zu finden. Es ist auch an keine Religion gebunden.
Der Inhalt begründet sich auf die Erfahrungen buddhistischer Eremiten in Tibet, denen es gelungen sein soll durch Yoga-Übungen das körperliche Empfinden ganz aufzuheben und zeitlebens in die drei Bereiche und Tiefen der «Bardo»Zustände zwischen Tod und Wiedergeburt einzudringen. Im tibetischen Buddhismus (auch Lamaismus genannt) wird Bardo Thödol rezitiert, wenn jemand gestorben ist, um die Seele anzuleiten, wie sie nach dem Tod durch die verschiedenen Bewusstseinszustände hindurchfinden kann, ohne sich durch trügerische Erscheinungen irreführen zu lassen.
«Wenn ich mit Nicht-Buddhisten meditiere, sage ich immer, dass es egal ist, woran sie glauben», sagt Ani Jangcub Sangmo, alias Brigitte Schmidt, die sich vor nunmehr vielen Jahren aus tiefer Überzeugung als buddhistische Nonne ordinieren liess. «Wir können unser Leben jederzeit nutzen, um uns auf den Tod vorzubereiten», betont sie. «Im Tibetischen Buddhismus übt man das Sterben bereits zu Lebzeiten.» Mithilfe von Jahrtausende alten, meditativen Übungen stelle man sich dabei der eigenen Vergänglichkeit. Das sei sehr bereichernd für das eigene Leben und erleben.
Das Tibetische Totenbuch – Bardo Thödol «Befreiung durch Hören im Zwischenzustand»
Die vier Übergangsrealitäten ( = Bardos )
● Der natürliche Bardo des Lebens (von der Geburt bis zum Eintritt in den Sterbeprozess).
● Der schmerzvolle Bardo des Sterbens (der Sterbeprozess bis zum Eintritt des Todes).
● Der lichtvolle Bardo der Dharmata (der Nachtodzustand).
● Der karmische Bardo des Werdens (Zwischenzustand, der die Zeit vom endgültigen Tod bis zur neuen Wiedergeburt umfasst).
Grundsätzlich ist Befreiung von Samsara, dem ewigen Kreislauf des Lebens, in allen Bardos möglich. Die BardoLehren, die im Bardo Thodöl beschrieben sind, sollen helfen, diese Möglichkeit bestmöglich zu nutzen. Im Wesentlichen geht es darum, Erscheinungen als Erscheinungen zu erkennen und sich nicht von ihnen irreführen zu lassen.
Denn es sind «karmische Illusionen» («Maya»), so wie das ganze Leben und auch die einzelnen Bardo-Zustände: Bei all diesen Erscheinungen handelt es sich um Abbildungen der eigenen Fantasie, in denen das frühere Leben sich symbolisch widerspiegelt.
Hat ein Lebewesen Befreiung aus dem Rad der Wiedergeburten erlangt, so gelangt es zunächst in den reinen Buddha-
bereich. Dort entwickelt es weitere Qualitäten und kehrt dann freiwillig in die sechs Daseinsbereiche zurück, um anderen Lebewesen zu helfen.
Wenn keine Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) erlangt wird, gelangt man in einen der sechs Daseinsbereiche (vgl. unten).
Man wird nicht gezwungen, irgendwohin zu gehen, sondern folgt unwiderstehlich der Haupteigenschaft, an die sich der eigene Geist zu Lebzeiten gewöhnt hat. Alles, was dem Bewusstsein widerfährt, ist eine Spiegelung seiner selbst.
● Stolz (Bereich der Devas, Götter).
● Eifersucht (Bereich der Asuras, Halbgötter).
● Begierde (Bereich der Menschen).
● Unwissenheit/Ignoranz (Bereich der Tiere).
● Geiz (Bereich der Pretas = Hungergeister).
● Hass (Bereich der Höllenwesen).
Von den Höllenbereichen gibt es ausführliche Beschreibungen wie heisse Höllen, kalte Höllen, Höllen mit unermesslichen Grausamkeiten und Schmerzen. Im Gegensatz zur christlichen oder muslimischen Hölle schmort man nicht ewig in diesen Höllen (durchaus aber einige Äonen). Danach kann man wieder in anderen Bereichen wandern.
Was ist der Tod wirklich? Wie gelingt es, friedlich zu sterben, getragen von der Hoffnung auf das, was hinter dem Tod steht und letztlich auch hinter dem Leben? Solche Fragen gehe sie in der Mediation nach, so die Buddhistin. «Es geht darum, dem Leben, genauso wie dem Tod bewusst und spirituell vorbereitet zu begegnen.» Auch Nichtbuddhisten könne diese Praxis helfen, indem sie an ihren Ängsten und Konzepten arbeiteten, ist sie überzeugt. Ängste und fixe Vorstellungen seien ja genau die Hindernisse im «Nachtodzustand». Und nicht erst dort: «Flexibilität üben, Veränderungen akzeptieren können, Geduld üben, nicht immer gleich reagieren, Panik überwinden lernen – im Prinzip sind das alles Dinge, die auch das Leben erträglicher machen», sagt Ani Jangchub Sangmo. Es gebe Meditationstechniken und Übungen, bei denen man den diversen Bardoerfahrungen nach dem Tod sehr nahekomme. Da die tibetisch-buddhistische Sicht von Leben und Tod allumfassend sei, fänden Bardos kontinuierlich im Leben wie auch im Tod statt: «Aufgrund dieser Techniken und Übungen gewinnt man Sicherheit. Angestrebt wird dabei ein Geisteszustand frei von Hoffnung und Furcht.»
Das Gepäck zurücklassen
Aus buddhistischer Sicht gibt es keinen Grund, sich vor dem Tod zu fürchten. «Lü», das tibetische Wort für Körper, bezeichnet «etwas, das man zurücklässt», wie Gepäck. Dabei ist es wesentlich, bereits im Leben zu begreifen, dass der Körper eine Illusion ist, um ihn gut zurücklassen zu können. Der Tod leitet lediglich ein neues Kapitel ein. Deshalb ist es auch von grosser Wichtigkeit, wie man stirbt: Auf zwei Dinge kommt es vor allem an: Was wir in unserem Leben getan haben und auf den Zustand unseres Geistes im Augenblick des Todes. Denn auch im Todesmoment sind wir der Mensch, der wir heute sind – und das hat aus buddhistischer Sicht Auswirkungen, wie es nach dem Sterben weitergeht.
Beim Verlassen des Körpers öffnet sich aus buddhistischer Sicht eine «Lücke», es erscheint das «Klare Licht» oder die Grund-Lichtheit, was als die natürliche Strahlung der Weisheit angesehen wird, der essenziellen Natur unseres Geistes. Wer in der Lage ist, die Natur des Geistes zu begreifen, findet Befreiung, heisst es nicht nur im Buddhismus. Theologin Gisula Tscharner erinnert an hiesiges intuitives Volkswissen wie etwa das «Seelenfensterchen», das in alten Bauernhäusern stets über dem Ehebett zu finden war: «Damit die Seele ihren Weg findet.» Oft öffne man auch intuitiv das Fenster, wenn jemand gestorben ist, oder flüstere, um die Ruhe des Verstorbenen nicht zu stören.
Streben nach Freiheit
Wer aber das klare Licht nicht erkenne, heisst es im Tibetischen Totenbuch, kreise unaufhörlich in der Welt der ständigen Wiederkehr, in Samsara, von wo es kein Entrinnen aus dem Kreislauf der Wiedergeburt gibt. Nach buddhistischer Auffassung ist des gewöhnlichen Menschen Geist getrübt und verdunkelt von Gefühlen wie Hass, Neid, Stolz und Gier, weshalb er ein leidvolles Dasein führt. Weil es uns nicht gelingt, diese Muster zu durchbrechen und die essenzielle Natur des Geistes wahrzunehmen, verbleiben wir in Samsara, dem ewigen Kreislauf des Lebens.
Nirvana dagegen ist ein Zustand äusserster Klarheit und vollkommener Freiheit, die mit gewöhnlicher Wahrneh-
«Lü», das tibetische Wort für Körper, bezeichnet «etwas, das man zurücklässt», wie Gepäck.
mung nicht wahrgenommen werden können. Dorthin zu gelangen sei kein leichter Weg und vor allem keiner, den man «so ein bisschen» gehen könne, sagt Ani Jangchub Sangmo. Allerdings könne jeder Mensch von grundlegenden buddhistischen Übungen profitieren, wie z. B. von der Shamata Meditation: «Dabei lernt man, Ruhe und Stabilität in sich selbst zu entwickeln.» Auch in der buddhistischen Philosophie könne man Halt und viele nützlichen Erklärungen finden, ohne gleich zum Buddhist werden zu müssen, betont Sangmo. Ihr persönlich aber beantworte der Buddhismus alle ihre Lebensfragen. «Mein Leben ist mir zu kostbar, um es nur mit dem Erfüllen vordergründiger Wünsche zu verbringen», sagt sie. «Das Leben ist für mich da, um die Frage nach dem Warum zu stellen und plausible Antworten zu finden.» Der Buddhismus helfe ihr dabei. Er beruhe auf einer sehr komplexen Philosophie, die es nicht gestatte, sein Gehirn an der Garderobe abzugeben. «Denken und Nachdenken ist ausdrücklich erwünscht. Und trotzdem sind auch alle emotionalen Komponenten vorhanden, im Gebet, in der Meditation, in Ritualen und im Alltag. Der Buddhismus ist eine gute Beschäftigung, viele Leben lang.» Der Vajrayana-Buddhismus («Diamantweg»), wie sie ihn praktiziere, sei eine Lebensentscheidung mit vielen Verpflichtungen. Das Ziel, das angestrebt wird, ist in möglichst kurzer Zeit, Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten sowie völlige Erleuchtung zum Wohl aller Lebewesen zu erlangen. Praktizierende legen das Gelübde ab, so lange wieder zu reinkarnieren, bis das letzte Lebewesen Befreiung erlangt hat. «Es gibt Geschichten, in denen sich ein Buddha sogar als Brücke oder als Zugpferd manifestiert hat, um jemandem zu helfen», sagt Ani Jangchub Sangmo. «Einer meiner Lehrer sagte einmal, dass wir jeden Tag einen Buddha sehen, ihn aber gewöhnlich nicht erkennen. Ein Christ würde ihn Schutzengel nennen, für einen Moslem wäre es vielleicht ein ‹Dschinn› oder ‹Al-Chidre›. Andere wiederum würden vielleicht denken, es sei die verstorbene Mutter aus dem Jenseits, die einem da begegnet.» Es sei wichtig, sich einen Grundglauben zu bewahren, dass es gute Kräfte gebe im Universum, die uns unterstützen und immer für uns da sind. Ohne dieses Urvertrauen seien Leben und Sterben schwierig. Vor allem Atheisten falle das Sterben ihrer Erfahrung nach sehr viel schwerer, sagt Sangmo: «Zu gesunden Lebzeiten kann man leicht nihilistische Sprüche klopfen. Je mehr aber der Tod in die Nähe rückt, desto schwieriger wird das. Ein schwarzes Nichts ist dann doch keine gute Stütze.»
Bis heute hat keine Wissenschaft der Welt einen Beweis dafür liefern können, was nach dem Tod wirklich passiert. Es sei gewissermassen ein leerer Sack, den sich jeder füllen können wie er möge, so die buddhistische Nonne. «Und wenn man all diese Freiheit hat, warum sollte man sie ausgerechnet mit Nichts füllen? Ist es da nicht viel einfacher und sinnvoller, diesen Sack mit etwas zu füllen, das einem Frieden und Sicherheit gibt?» //
Meine Freundin Nikki hat mich gefragt, ob ich mal etwas über Corona schreiben könnte. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust. Corona kriegt mehr Zeit, Raum und Leidenschaft, als es verdient, und zwar von uns allen. Auch ich bin über Nacht vom Experten für Gendersternchen, islamische Verhüllungstechniken und Offside-Regel-Umgehungstaktiken zum Virologen geworden. Soll noch einer sagen, das Bildungssystem sei kaputt.
Zur Person
Benedikt Meyer ist Historiker und Autor. Seine neuesten Bücher sind «Nach Ohio» und «Der Zeitreiseführer». www.benediktmeyer.ch
Was mich am Virus am meisten ärgert, sind wir. Die Ängstlichen sind noch ängstlicher, die Gereizten noch reizbarer, die Korrekten überkorrekt und die Rechthaberischen wirklich mühsam geworden. Corona treibt uns auseinander. Diskussionen über Sinn und Unsinn von Massnahme A, B oder Y fühlen sich an, wie politische Debatten vor einer besonders militant umkämpften Abstimmung. Ich vermisse den Montagmorgen. Ich vermisse den Moment nach der Abstimmung, wo das Leben weitergeht, wo der Kaffee immer noch nach Kaffee schmeckt und die andere Seite nicht mehr die andere Seite ist, sondern die Fabienne oder der Kurt.
Seit einem Jahr drehen wir uns ums selbe Thema, reduzieren unsere Kontakte und verschanzen uns in unseren Bubbles. Und wir tun so, als sei es wahnsinnig wichtig, was Kurt und Fabienne über Alain Berset denken. Als könnten wir nicht mehr mit ihnen sprechen, wenn sie anders denken als wir.
Ich finde, das mit Abstand Vernünftigste, was wir diesen Sommer tun können, ist in einen Verein einzutreten. Fechten, Federball, Singen, Stricken oder Schach: Hauptsache raus aus den Echokammern. Dort werden wir Menschen treffen, die gern mal einen richtig harten Lockdown gehabt hätten und andere, die finden, die Massnahmen seien völlig übertrieben. Und in den allermeisten Fällen werden diese Leute menschlich völlig okay sein. Herzlich, witzig, grosszügig, hilfsbereit. Mit einer fiesen linken Vorhand, einem Flair für die Beatles oder einer Schwäche für Kokosmakronen.
Corona wird irgendwann in den Hintergrund treten. Die einen werden geimpft sein, die anderen nicht; es wird weiterhin milde und schwere Fälle, weiterhin Vorsichtigere und Unvorsichtigere geben. Und ich wünsche uns allen, dass das Thema bald mal an Wichtigkeit verliert. Für uns als Gesellschaft aber finde ich es immens wichtig, dass es nun bald einmal wieder Montagmorgen wird und wir mit Kurt und Fabienne Kaffee trinken können.
Darauf hoffe ich, Nikki: auf einen richtigen Montagmorgen !
Arterienverkalkung ist die Hauptursache von Herz-Kreislauferkrankungen und kann zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Bewegung und eine ausge wogene Ernährung sind die beste Prävention. Zu Letzterem gehören insbesondere auch die richtigen Fette.
Text: Gundula Madeleine Tegtmeyer
Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind in Industrienationen Todesursache Nummer eins. Arteriosklerose, die Einlagerung von Cholesterinestern und anderen Fetten in die innere Wandschicht arterieller Blutgefässe, gilt als Hauptursache. Gefässverkalkung kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Durchblutungsstörungen führen. Oft spüren Risikopatienten anfangs keinerlei Beschwerden; ein früher Hinweis auf eine Gefässverkalkung können Erektionsstörungen sein. Erfreulicherweise haben wir es selbst in der Hand unsere Blutgefässe jung und gesund zu halten.
Steffen Theobald ist Dozent BSc und MSc Ernährung & Diätetik an der Berner Fachhochschule im Department Gesundheit. Der Ernährungswissenschaftler forscht zum Thema Fettsäuren; unter anderem untersucht er, welchen Einfluss bestimmte Fette auf Blutparameter haben. Sein Fazit hinsichtlich der fortwährenden, teils heftig geführten Diskussionen rund um das Thema Fett: «Die ganze Fett-Debatte ist wahrscheinlich obsolet. Der wesentlichste Risikofaktor für die Gesundheit scheint Übergewicht zu sein. Bei hohem Fettanteil in der Ernährung ist viel Bewegung wichtig, dann passiert nichts.»
Die multizentrische, epidemiologische «Sieben-Länder-Studie» untersuchte weltweit die Risikofaktoren für vorzeitige Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie kam zu folgendem Ergebnis: Ganz besonders niedrig ist das Risiko bei den Bewohnern der griechischen Insel Kreta. In der Folge wurde der Begriff «Kreta-Diät» geprägt. Er steht für eine mediterrane Kost, die sich vor allem durch einen hohen Anteil an Ölsäure und einem niedrigen Anteil an gesättigten Fettsäuren auszeichnet.
Wir brauchen Fett – aber welches ? Fest steht: Wir brauchen Fett, es übernimmt in unserem Körper viele wichtige Aufgaben. So sind Fette unter anderem Energielieferant und Geschmacksträger. Sie halten unsere Gelenke geschmeidig. Und die wichtigen Vitamine A, D, E und K zum Beispiel können vom Körper nur mithilfe von Fett aufgenommen werden. Fettsäuren wiederum sind wichtiger Bestandteil der Zellwände, etwa von Nerven- und Gehirnzellen. Fett dient zudem als Wärmeschutz und als Schutzpolster für unsere Organe, etwa Niere und Gehirn.
Erhitzen oder nicht?
Öle, die viele ungesättigte Fettsäuren enthalten (z.B. Distel , Sonnenblumen, Kürbisund Traubenkernöl), sollten nicht zu stark erhitzt werden, denn es können gesundheitlich schädigende Stoffe entstehen. Auch Öle, die die Bezeichnung «nativ» tragen, sollten nicht erhitzt werden. Der Grund: Native Öle, die nicht raffiniert wurden, enthalten mehr hitzeempfindliche Stoffe. Zum scharfen Anbraten oder Frittieren eignen sich raffinierte Öle. Kokosfett ist eine gesunde Alternative, ebenso kalt gepresste Produkte (z. B. Rapsöl ) aus speziellen Züchtungen, die dank ihres höheren Ölsäureanteils mehr Hitze vertragen.
Mit ausreichend Fett läuft unser Stoffwechsel wie geschmiert. Dabei kommt es allerdings auf die richtige Wahl an, denn Fett ist nicht gleich Fett. Grundsätzlich gilt: Ungesättigte Fettsäuren schützen Herz und Gefässe, sie können das Risiko von Herzerkrankungen senken und sind gesättigten Fettsäuren vorzuziehen.
Zu den gesunden, ungesättigten Fettsäuren zählen die Omega-3- und die Omega-6-Fettsäuren. Beide sind essenziell, das heisst lebensnotwendig. Da unser Körper sie nicht selbst herstellen kann, müssen wir sie über die Ernährung zuführen. Natürliche Quellen sind Butter, Margarine, hochwertige Speiseöle, Nüsse, Samen, Käse, Fleisch und Wurst. Auch die Avocado ist eine gesunde Quelle für hochwertiges Fett.
Die Dosis ist entscheidend . . .
Wie wir wissen, ist Fett ein wichtiger Energieträger: Pro Gramm enthält es neun Kilokalorien (kcal). Zum Vergleich: Kohlenhydrate und Eiweiss enthalten pro Gramm nur vier Kilokalorien. Dies verdeutlicht, dass wir weniger von den Fetten benötigen. Dabei richtet sich die empfohlene tägliche Fettmenge nach dem individuellen Energiebedarf. Sie sollte ca. 30 Prozent davon ausmachen. Ein Rechenbeispiel: Bei 1800 kcal Tagesgesamtbedarf sollten Sie rund 600 kcal in Form von Fett aufnehmen, das entspricht beispielsweise etwa sechs bis sieben Esslöffel Olivenöl.
gefragt:
«
Ernährungsberaterin Béatrice Chiari erklärt die Unterschiede von Butter und Margarine und sagt, welche Fette man bevorzugen sollten.
Béatrice Chiari, Butter oder Margarine, darüber wird leidenschaftlich gestritten. Muss die Butter vom Brot ?
Béatrice Chiari: Butter besteht zu etwa zwei Dritteln aus gesättigten Fetten. Von den ungesättigten enthält sie durch das Milchfett vor allem Omega-6-Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken. Für die Butter spricht aber, dass sie ein Naturprodukt aus Rahm und Wasser ist. Margarine hingegen besteht überwiegend aus ungesättigtem Fett, was grundsätzlich gut wäre. Sie enthält jedoch meistens Sonnenblumenöl, das reich an Omega-6 ist und somit Entzündungen fördert. Zudem enthalten Margarinen oft Palmöl, ein gesättigtes Fett, das wegen der Regenwaldrodungen in der Kritik steht.
Also doch Butter bevorzugen ?
Ist die Fettzusammensetzung der Margarine nicht hochwertig, rate ich von ihr ab. Industriell veränderte Fette, wie gehärtete Pflanzenfette, und Hilfsstoffe zu konsumieren, ist ungesund. Besonders schädlich sind diese Fette für unsere Gefässe und somit für das Herz-Kreislauf-System. Eine hochwertige Margarine enthält aber weder veränderte Fette noch Hilfsstoffe. Dann ist sie ein natürliches Produkt wie Butter und gesünder als diese.
Wer sollte auf Butter ganz verzichten ?
Ich denke da auch an deren hohen Cholesteringehalt. Das Thema ist überholt. Es gibt keinen Grund, bei hohen Cholesterinwerten auf Butter zu verzichten. Aus gesundheitlicher Sicht muss man nicht ganz auf Butter verzichten. Die Verzehrmenge sollte jedoch begrenzt sein. Stattdessen sollten überwiegend pflanzliche Fette auf dem Ernährungsplan stehen.
* Béatrice Chiari ist dipl. Ernährungsberaterin SHS, Fachberaterin Darmgesundheit und Fettsäureberaterin und Vegikochkursleiterin in Zürich. www.ernaehrung-chiari.ch
Zu wenig Fett ist ungesund. Aber auch zu viel Fett schadet, denn die überschüssigen Fettmengen lagern sich in Blutbahnen, Bauchhöhle, Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz- und Skelettmuskulatur ab – meist mit gesundheitlichen Konsequenzen wie chronischen Entzündungen, die im weiteren Verlauf zu Arteriosklerose, Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen führen können. Verzehren Sie hingegen zu wenig Fett, kann dies nicht nur gesundheitliche, sondern auch kognitive Konsequenzen haben, denn ein zu wenig an Fett kann die Lernfähigkeit beeinträchtigen, zu Wachstums- und neurologischen Störungen führen und unser Immunsystem schwächen.
. . . und ebenso die Zusammensetzung Entscheidend ist aber nicht nur die Menge, sondern auch die ausgewogene Zusammensetzung: Insbesondere ist auf eine ausreichende Versorgung mit Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu achten. Wählen Sie dazu hochwertige, kaltgepresste Pflanzenöle. Oliven- und Rapsöl sowie Haselnussöl bieten einfach ungesättigte Fettsäuren (für Olivenöle ist die qualitativ höchste Kategorie mit «extra vergine» gekennzeichnet). Reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind hingegen Sonnenblumen-, Weizenkeim, Hanf- und Distelöl.
Auch Leinöl sollte man öfters verwenden. Denn je nach Herkunft der Flachspflanze bringt es Leinöl auf einen Spitzenwert in Sachen der Omega-3-Variante Alpha-Linolensäure. Darüber hinaus bietet Leinöl eine Reihe von hervorragenden gesundheitlichen Inhaltsstoffen, etwa antioxidativ wirkende Polyphenole und das fettlösliche Zellschutzvitamin E. Es neutralisiert Radikale, die die Fettsäuren der Körperzellen angreifen. So beugt Leinöl Arteriosklerose vor und verhindert eine vorzeitige Zellalterung. Laut neuesten Untersuchungen sollen die Fettsäuren des Leinöls auch bei Stimmungsschwankungen und leichten Depressionen helfen. Um den Fett-Tagesbedarf zu decken, reichen bereits 10 Milliliter hochwertiges Leinöl.
Reiche Auswahl für Geniesser
Aber nicht nur Pflanzenöle liefern wertvolle Fette. Zum Kochen und Geniessen steht eine reiche Auswahl zur Verfügung. Streuen Sie zum Beispiel regelmässig Flohoder Leinsamen und Kerne und Nüsse über den Salat oder ins Müesli. Walnüsse (und auch deren Öl) sind besonders reich an wertvollen Fettsäuren. Verzehren sie Käse, Fleisch und Wurst, wenn überhaupt, nur in Massen. Fettigem Braten ist sanftes Dünsten und Kochen vorzuziehen. Hierzu eignen sich native Sonnenblumen-, Rapsund Sojaöle. Zum Braten können Olivenöl (kein natives) und sogenannte «High Oleic-Öle» verwendet werden. Letztere stammen von speziellen Sonnenblumenkernsorten, die Temperaturen bis zu ca. 210 Grad Celsius vertragen. Auch Kokosfett und Kokosöl eignen sich gut zum Braten und Frittieren.
Wer nicht auf scharfes Anbraten oder Frittieren verzichten möchte, kann auch zu raffinierten Ölen greifen. Diese Öle werden nach ihrer Pressung entschleimt, entsäuert und gebleicht. Bei diesem Prozess gehen wertvolle Stoffe wie Lezithin oder Antioxidantien, den Radikal-
Ob Fette «gesättigt » oder «ungesättigt » sind, hängt von ihrer chemischen Struktur ab; konkret geht es um die Anzahl Doppelbindungen der Moleküle: Fett ist aufgebaut aus Glyzerin-Molekülen in der Form des Buchstabens E; an jedem «Strich» dieses «E» hängt eine lange, kettenförmige Fettsäure. Haben diese keine Doppelbindungen, handelt es sich um gesättigte Fette. Sie sind eher fest und hoch erhitzbar, beispielweise Kokosfett- und Palmöl sowie tierische Fette wie Butter und Schmalz.
Haben die am «E» hängenden Fettsäuren eine oder mehrere Doppelbindungen, handelt es sich um einfach bzw. mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Beide wirken sich positiv auf unser Herz-Kreislauf-System und den Feststoffwechsel aus.
« Der wesentlichste Risikofaktor für die Gesundheit scheint Übergewicht zu sein. Bei hohem Fettanteil in der Ernährung ist viel Bewegung umso wichtiger. »
fängern, teilweise verloren, aber es entstehen hoch erhitzbare und neutral schmeckende Öle. In Supermärkten finden Verbraucher meist raffinierte Speiseöle. Alternativ bietet der Biohandel kalt gepresste Produkte aus speziellen Züchtungen an, die dank ihres höheren Ölsäureanteils mehr Hitze vertragen.
Ein weiterer gesundheitlicher Aspekt, den es bei der Wahl von Fetten zu beachten gilt, ist die sogenannte Fetthärtung, ein Verfahren, bei dem fette Öle verfestigt werden. Aus preiswerten und leicht verfügbaren Pflanzenölen werden so Produkte gewonnen, die bessere technische Eigenschaften, wie einen höheren Schmelzund Rauchpunkt sowie eine bessere Lagerfähigkeit haben, als natürliche (feste) Fette wie Butter oder Schmalz. Solche gehärteten Fette stecken in einer Reihe von Lebensmitteln, etwa in Margarine, Frittierfett, vielen Kekssorten und Kuchen, Fertiggerichten und Brotaufstrichen wie Erdnussbutter. Der Härtungsprozess birgt einige Gesundheitsrisiken, denn bei unvollständiger Hydrierung können sich Glyceride der sogenannte trans-Fettsäuren als Nebenprodukt bilden – und diese gelten als Mitverursacher für Herz-Kreislauferkrankungen.
Womit wir wieder am Anfang unserer Geschichte wären. Fett, das haben wir nun gelernt, ist also essenziell, aber es macht einen riesigen Unterschied, welches Fett wir wählen. Mit qualitativ hochwertigen Ölen und Fetten in ausgewogener Dosierung – und reichlich Bewegung! –haben wir es zu einem guten Teil selbst in der Hand, unsere Zellen und Blutgefässe fit zu halten. //
REZEPT
Einfach ungesättigte Fettsäuren (mit einer Doppelbindung) sind flüssig und können bis zu ca. 180 Grad (z. B. Olivenöl) erhitzt werden. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie etwa Lein -und Distelöl, sind deutlich hitzeempfindlicher. Besonders günstig für die Gesundheit sind mehrfach ungesättigte Omega 3 Fettsäuren. Auch mehrfach ungesättigte Omega 6 Fettsäuren braucht unser Körper, zum Beispiel für das Abwehrsystem. Zuviel kann aber stille Entzündungen begünstigen. Beide dieser Fettsäuren müssen über die Ernährung zugeführt werden, idealerweise im Verhältnis 5 : 1 (Omega-6 : Omega-3). Reich an Omega-6-Fettsäuren sind Muskelfleisch und Innereien; sie stecken auch in Milch, Distel- und Sojaöl. Omega-3-Fettsäuren sind beispielsweise in Lachs, Hering und Makrele enthalten oder auch in Lein- und Walnussöl.
Gesunde Margarine, in fünf Minuten selbst gemacht Erwärmen Sie 60 g kaltgepresstes Kokosöl – alternativ geschmacksneutrale Kakaobutter – bei niedriger Temperatur in einer kleinen Pfanne. Je nach geschmacklicher Vorliebe etwas salzen, dann vom Herd nehmen und 40 g kaltgepresstes Rapsöl unter Rühren dazugeben. In ein hitzebeständiges Gefäss geben und im Kühlschrank erkalten lassen. Gekühlt hält die selbstgemachte Margarine zwei bis drei Wochen. Quelle: Ernährungsberatung & Kochkurse Chiari
Pfarrer Sebastian Kneipp wurde vor 200 Jahren geboren.
Seine Gesundheitslehre ist aktueller denn je.
Text: Eva Rosenfelder
Eine ganze Epoche vermochte Sebastian Anton Kneipp zu beeinflussen. Am allerwenigsten erwartet hätte das wohl der aus bescheidensten Verhältnissen stammende bayerische Pfarrer selbst. Dies, obwohl er schon zu Lebzeiten eine bekannte Persönlichkeit war. Geboren am 17. Mai 1821 bliebt der behäbige Herr Pfarrer stets bescheiden. Vermutlich würde er, weilte er noch unter uns, auch heute noch kein Aufhebens machen, teilten wir ihm mit, dass seine Bücher «Meine Wasserkur» (1886) und «So sollt ihr leben» (1889) in nicht weniger als 14 Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft worden sind und noch immer auf reges Interesse stossen. Was macht diese Wirkkraft aus?
Karge Kindheit
Um Erfolg jedenfalls ist es dem weitherum als Hydrotherapeut und Naturheilkundler bekannten Pfarrer aus Bad Wörishofen nie gegangen. Der Sohn einer Weberfamilie hatte früh zum Lebensunterhalt der siebenköpfigen Familie beizutragen. Im dunklen, feuchten Keller des elterlichen Bauernhofes in Stefansried hatten die Kinder, sobald es möglich war, an den Webstühlen mitzuarbeiten, denn die Einnahmen aus dem Verkauf von Textilien waren bitternötig für das Überleben des kleinen Bauernbetriebes.
«Baschti» aber hatte einen Traum: Priester wollte er werden. Doch wie bei vielen Familien war dem Bub der Besuch einer weiterführenden Schule nicht möglich –jede Hand wurde als Arbeitskraft gebraucht. Zudem hatten seine Eltern auch kein Verständnis für die Wünsche ihres Sohnes: Viel Liebe habe er zu Hause nicht erfahren, soll Sebastian Kneipp berichtet haben.
Von Tuberkulose geheilt
Nichtsdestotrotz verfolgte er seinen Traum. Und fand Schützenhilfe bei Kaplan Matthias Merkle, der es ihm ermöglichte, 1844 ins Gymnasium der katholischen Stu-
dienanstalt Dillingen einzutreten. Als Kneipp dann Theologie studierte, litt er unter schweren Hustenanfällen, blutigem Auswurf, Fieber: Tuberkulose (Schwindsucht), eine noch heute weltweit verbreitete bakterielle Infektionskrankheit. Damals war sie im deutschsprachigen Raum unter Webern weit verbreitet, die meist unter denkbar schlechten Bedingungen arbeiten mussten.
Von den Ärzten bereits aufgegeben, wollte es der Zufall, dass dem Theologie-Studenten ein Buch von Johann Siegmund über die Heilkraft von kaltem Wasser in die Hände fiel. Mehrmals wöchentlich wanderte er fortan zum Donau-Ufer, wo er für einige Sekunden ins eiskalte Wasser tauchte. Ohne sich abzutrocknen, schlüpfte er in die noch warmen Kleider. Zu Hause nahm er Halbbäder, übergoss sich mit kaltem Wasser und konnte sein Immunsystem nach eigenen Angaben so sehr kräftigen, dass er wieder vollständig gesund wurde. Ein Kneipp-Brunnen und Kneipp-Rundweg in Dillingen an der Donau erinnern bis heute an den Priester und Praktiker der Wasserkur.
Der Pfarrer als Heiler
Genesen von der Tuberkulose, vollendete Kneipp sein Studium; mit 31 Jahren wurde er in Augsburg zum Priester geweiht. Seine eigene Heilung animierte ihn, die Wasserkuren weiter zur «Hydrotherapie» zu entwickeln. «Alles, was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur reichlich geschenkt», war sein Credo. Die Prozesse, die durch die Kaltwasseranwendungen in Gang gesetzt werden, nutzte er zur Anregung des Stoffwechsels und zur Stärkung der Immunabwehr.
Bald therapierte Kneipp nicht nur sich selbst mit Güssen aus der Giesskanne des Gärtners im Dominikanerinnenkloster von Wörishofen – wohin er 1855 als Priester und Beichtvater versetzt worden war –, sondern auch immer mehr Hilfesuchende. In Wörishofen staksten auf einmal Menschen barfuss wie die Störche durch taufeuchte Wiesen – oder durch den Wörthbach.
Eine richtige Gesundheitsbewegung kam in Gang. Begeistert von der heilenden Kraft des Wassers, entwickelt Kneipp immer neue Methoden, um den Körper abzuhärten und seine Lebenskräfte zu stärken. Seine Lehre geht aber weit über Wassertreten, Blitzgüsse und Wickel hinaus: Der Pfarrer war auch heilkräuterkundig und gab Ratschläge zur richtigen Ernährung und Lebensart (siehe Kasten). Zum Beispiel: «Wer gesund sein will, soll sein Leben ordnen und sich viel bewegen.»
Ein beharrlicher Visionär
Immer wieder behandelte Kneipp erfolgreich auch «hoffnungslose» Fälle mit seinen Kuren. Das Wirken des rührigen Pfarrers passte vielen Ärzten und Apothekern, vor allem aber der Kirche ganz und gar nicht. Man bezichtigte ihn der Kurpfuscherei bzw. als «ungeistlich», da er sich zu sehr mit dem Körper befasse.
Doch niemand hatte mit der Beharrlichkeit des Visionärs gerechnet. Er glaubte an das Gute in seinem Tun. Zudem gaben ihm die unzähligen Heilungssuchenden und Geheilten recht. Trotz Kritik, Verbot und gar Brandstiftungen gegen das Kloster stemmte sich der Pfarrer gegen alle Anklagen.
Nach Veröffentlichung seines Buches «Meine Wasserkur» war der Menschenstrom nach Wörishofen nicht mehr zu bremsen. 1888 wurde das erste Badehaus eingerichtet und Wörishofen etablierte sich zum Zentrum der Hydrotherapie. Unterstützt von einem Ärzteteam empfing Kneipp bis zu 300 Patienten täglich. 1891 wird der Grundstein zur Marke «Kneipp» gelegt, die bis heute fortbesteht und schon 1893 zählte Wörishofen mehr als 30 000 Kurgäste.
Erdung in Zeiten des Umbruchs Kneipps Heilkunde ist eine Antwort auf die Geschehnisse der damaligen Zeit: Krieg, Industrialisierung, harte Arbeit und seelische Entfremdung belasteten die Menschen. Die Städter lebten immer mehr im Rhythmus der Maschinen, die Sehnsucht nach Natur und das Fernweh brannte ihnen in der Seele. Ein dramatischer Prozess des Umbruchs liess die Menschen leiden. Kneipp vermittelte bodenhafte und heilende Lebensphilosophie: «Wichtig sind frische Luft, Tageslicht und ein gleichmässiger Rhythmus von Arbeit und Ruhe.» Doch da war auch eine Zuwendung, die aus dem Herzen kam und Hilfesuchenden ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme vermittelte.
In seinem Werk «So sollt ihr leben» erläuterte Kneipp detaillierte Anwendungen für die Praxis – in der Hoffnung, dadurch die Besucherströme zu reduzieren. Das Gegenteil war der Fall: Ein regelrechter Hype wurde ausgelöst und immer mehr Menschen pilgerten zu ihm. Neben zwei Kurhäusern, die noch heute bestehen, entstand auch ein Kinderheim. Und 1894 wurde der Internationale Verband der Kneipp-Ärzte gegründet und die Kneipp-Kur etablierte sich zu einem von der Medizin anerkannten Naturheilverfahren.
Natürlich leben – und sterben Als Kneipp an einem unheilbaren Krebsleiden erkrankte, verzichtete er auf Medikamenten und auf jegliche weitere Behandlung. Im Alter von 76 Jahren stirbt er 1897 in Wörishofen. Seinem Vertrauen in die Natur und deren
Lebensrhythmus ist er bis zuletzt treu geblieben. «Die Menschheit ist weit von der einfachen, natürlichen Lebensweise abgewichen: Sie hat in jeder Beziehung das Leben anders gestaltet, als es sein sollte», war seine Erkenntnis, die ihre Gültigkeit leider nicht verloren hat.
Dass diese einfache, natürliche Lebensweise auch heute noch die Sehnsucht im Menschen weckt, davon zeugen auch unzählige Kneipp-Vereine und Kneipp-Kurorte. In Deutschland wurde das Kneippen 2015 als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Seine Erkenntnisse und das daraus gewonnene Therapiekonzept gelten als Meilenstein in der Medizin.
Sebastian Kneipp könnte stolz sein auf all das, was er erreicht hat. Doch Ruhm interessierte ihn nicht, auch wenn viele Berühmtheiten seine Hilfe beansprucht hatten. Wer immer ihn konsultierte, kam in den Genuss seiner Scherze oder vernahm Klartext: «Das Wasser hat grosse Wirkungen gewiss, es leistet mitunter Unglaubliches, aber wenn der Mensch nicht will, dann ist alles aus. Gegen Dummheit kämpfen Götter und Wasserströme vergebens.» Diese Erkenntnis hat den Unentwegten aber nicht daran gehindert, bis zum letzten Atemzug seinen Glauben an die natürliche Heilkraft zu vermitteln. //
Neben der Heilkraft von Wasser und den Wirkweisen von Heilkräutern setzte sich Sebastian Kneipp intensiv mit weiteren Faktoren rund um die Gesundheit des Menschen auseinander.
Das Ergebnis: die Fünf-Säulen-Philosophie. Sie vereint die fünf Säulen Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance zu einem ganzheitlichen Ansatz für gesundes Leben.
Die erste der Kneipp-Säulen, das Wasser, ist sicherlich die bekannteste. Zu einem ganzheitlichen Ansatz für gesundes Leben wird Sebastian Kneipps Philosophie aber erst durch das Zusammenspiel aller fünf Säulen.
Dabei geht es allerdings nie um Selbstoptimierung und Perfektionismus. Nie um Leistungssport, sondern um Bewegung. Nie um asketischen Verzicht, sondern um gesunde Ernährung. Balance ist der Schlüssel.
Die Kneipp-Philosophie ist einfach im Alltag anzuwenden und heute so aktuell wie eh und je. Sie fusst auf Grundprinzipien, die sogar immer relevanter werden: Leben im Einklang mit der Natur, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit.
Gesundheit durch das Zusammenspiel dieser fünf Säulen:
● Heilkraft des Wassers.
● Positive Wirkung von Bewegung.
● Gesunde Ernährung.
● Heilkraft der Kräuter.
● Ausgeglichenheit der Seele.
Dem betörenden Duft von Vanille kann kaum einer widerstehen – obschon viele Produkte synthetische Aromastoffe enthalten. Als natürliche Alternative kommen immer öfter Tonkabohnen ins Spiel.
Text: Vera Sohmer
Düfte prägen uns von klein auf. «Riechen wir etwas Bestimmtes, wird ein ganzes Paket an Emotionen und Erinnerungen aufgeschnürt», sagt Geruchsforscher Hanns Hatt. Eine der Hauptrollen bei angenehmen Empfindungen spielt der Duft von Vanille. Kaum einer, der nicht darauf steht. Schon Babys mögen ihn, weil die Muttermilch ein bisschen nach Vanille duftet. Das erklärt, warum Vanillearoma bei den meisten Menschen ein Leben lang Wohlbefinden weckt – und die Lebensmittelindustrie darauf mit einer breiten Palette entsprechend aromatisierter Produkte antwortet. Um den enormen Bedarf zu decken, wird der natürliche Aromastoff, das Vanillin, synthetisch hergestellt. Grundlage dafür ist unter anderem Lignin, ein Nebenprodukt der Papierindustrie.
Soll man überhaupt noch Vanille kaufen?
Echte Vanille hingegen ist rar und zählt – neben Safran – zu den begehrtesten und teuersten Gewürzen der Welt. Bei den Azteken war es wertvoll wie Gold – sie verwendeten Vanille als Zahlungsmittel und Medizin. Letzteres wegen der angeblich aphrodisierenden und entspannenden Wirkung.
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Mexiko ist auch das Ursprungsland der Gewürzvanille (Vanilla planifolia), einer besonderen Orchideenpflanze. An ihr wachsen die grünen Kapselfrüchte, auch Schoten genannt, aus denen Vanille gemacht wird. Ihre typisch schwarze Farbe und den unverwechselbaren Duft bekommen die Schoten erst durch ein arbeitsintensives und mehrmonatiges Fermentationsverfahren. Auch Aufzucht und Anbau sind aufwendig. So müssen die Blüten meistens von Hand bestäubt werden.
Madagaskar ist heute eines der Hauptanbaugebiete. Hier wird die bei uns beliebte Bourbonvanille produziert, die besonders vollmundig schmeckt. Dass der afrikanische Inselstaat trotz seines teuer gehandelten Exportgutes zu den ärmsten Ländern weltweit zählt, wirft nach Angaben der Ernährungswissenschaftlerin und Buchautorin Eva Derndorfer eine wichtige Frage auf: Ist es ethisch vertretbar, Vanille zu kaufen?
Am ehesten mit Gütesiegeln, die auf soziale Fairness, Nachhaltigkeit und biologischen Anbau achten, lautet die Empfehlung. Dies macht die Bauernfamilien weniger zum Spielball internationaler Grossunternehmen und enormer Preisschwankungen – zumindest in der Theorie.
Gourmets weichen aus auf Tonkabohnen
In der Praxis ist für Konsumenten oft schwer nachzuvollziehen, ob die Gütesiegel das halten, was sie versprechen und wirklich bessere Bedingungen schaffen. Denn Vanille ist auf dem Weltmarkt längst zum Spekulationsobjekt geworden, dessen Preis ähnlichen Höhen und Tiefen unterworfen ist wie Aktienkurse.
Wer dennoch ungern aufs heiss geliebte Vanillearoma verzichtet und sich mit synthetischen Ersatzstoffen nicht anfreunden mag, kann es mit Tonkabohnen versuchen. Es gibt sie aus biologischem Anbau, wenn auch noch nicht mit Fairtrade-Label. Die Bezeichnung «Bohne» ist irreführend, denn eigentlich handelt es sich um die getrockneten Samen des aus Südamerika stammenden Tonkabaumes. Das nach Vanille, aber auch nach Karamell und Mandeln duftende Gewürz liegt bei Feinschmeckern und in der Spitzengastronomie im Trend. Am besten kauft man ganze Bohnen und verwendet sie wie Muskat: immer nur ein bisschen davon abreiben. Schmeckt in Desserts aller Art und besonders apart in Tomatensuppe oder im Kartoffelpüree. //
Qualitativ gute Vanilleschoten haben eine dunkle Farbe und sehen ein bisschen fettig aus. Sie lassen sich leicht biegen und duften intensiv.
Mit Vanilleschoten lassen sich die verschiedensten Gerichte aromatisieren: nicht nur süsse Klassiker wie Glace, Griessbrei oder Pudding, sondern auch Pikantes von Maiscremesuppe über Risotto bis hin zu rotem Thai Curry. Dazu die Vanilleschoten mitkochen und dann entfernen. Oder die Schoten aufschneiden, um das Fruchtmark und die Samen in die Speisen zu geben.
E chte Vanilleschoten sind kostbar. Es empfiehlt sich, diese weiterzuverarbeiten, etwa zu selbst gemachtem Vanillezucker. Dazu die Schote, wenn sie mitgekocht wurde, waschen und gut trocknen. Dann zusammen mit Zucker in ein Schraubglas geben und circa drei Wochen warten, bis der Zucker das Vanillearoma aufgenommen hat.
Für selbst gemachtes Vanilleöl eine ausgekratzte Schote in ein Schraubglas legen, ein geschmacksneutrales Öl (etwa Traubenkernöl) dazugeben und einige Tage ziehen lassen. Mundet zu Fisch und Muscheln und harmoniert mit Spargeln, Artischocken, Schwarzwurzeln oder Pastinaken. Einfach ein paar Tropfen darüber träufeln.
Aus schon einmal gebrauchten Schoten kann man Vanillezucker herstellen.
Ihre Trauben, verwöhnt von Sonne und Klima der Adria, machen die Balsamico-Essige rund um Modena zu den besten der Welt. Mit einem Hauch fruchtiger Erdbeersüsse und dem zarten Schmelz feinster Schokolade wird das Adria-Feeling perfekt: veramente delizioso !
BALSAMICOSCHOKOMOUSSE für 4 Personen
1,5 dl Biofarm Balsamico mit Erdbeere
150 g Biofarm Golden-Light Zucker
2 Eier
250 g dunkle Kuvertüre
5 dl Rahm
2 Handvoll Erdbeeren
Zubereitung
1. Balsamico und Zucker einkochen. Erkalten lassen.
2. Kuvertüre in einer Schüssel im warmen Wasserbad schmelzen.
3. Eier in einer Schüssel über dem kochenden Wasser aufschlagen, im kalten Wasserbad schaumig schlagen. Flüssige Schokolade und Balsamico-Reduktion unter die Eier rühren. Rahm steif schlagen und unterziehen. Schüssel mit einer Klarsichtfolie verschliessen. Mousse mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank stellen.
4. Erdbeeren entstielen und in Scheiben schneiden.
5. Mousse mit einem Esslöffel portionieren und je 2 Klösschen auf einen Teller setzen (Esslöffel immer wieder in heisses Wasser tauchen). Mit den Erdbeerscheiben garnieren.
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Mattha ist ein Getränk, das hilfreich bei der Gewichtskontrolle ist. Die Wirkung wird mit einer speziellen Gewürz mischung unterstützt, die die Verdauungskräfte stärkt. Mattha kann vor dem Essen oder auch zwischendurch getrunken werden. Der ayurvedische, leichte Drink wirkt appetit- und stoffwechselanregend.
MATTHA
Pro Person
45 g Vollmilchjoghurt (ca. 2 EL)
300 ml Wasser
½ TL Ghee (oder Butter)
¼ TL Senfsamen
¼ TL Kreuzkümmelsamen
¼ TL Kurkuma
1 Messerspitze Asafoetida
1 TL frisch gehacktes Korianderkraut
1 Messerspitze Himalaya-Kristallsalz
½ TL Sharkara-Zucker
Zubereitung
1. Den möglichst frischen Vollmilchjoghurt mit dem Wasser im Mixer ca. 2 – 3 Minuten verquirlen.
2. Ghee in einem Topf erhitzen und darin Senf-, Kreuzkümmelsamen, Kurkuma und Asafoetida unter Rühren anrösten.
3. Die Herdplatte abschalten.
4. Die Joghurtmischung in den Topf giessen und unterrühren.
5. Gehackten Koriander, Salz und Zucker beifügen und alles gut vermischen.
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Ich möchte an dieser Stelle mal wieder der Brennnessel ein Kränzchen binden. Im Moment wächst sie so kräftig in ihren sattgrünen Farben am Wegrand, dass man am liebsten reingreifen und ein paar Zweige pflücken würde. Das wäre jedoch eine schmerzhafte Angelegenheit. Wobei man nicht vergessen darf, dass gerade Leute, die an Gicht oder Arthrose in den Händen leiden, von dieser «Mutprobe» durchaus profitieren könnten. Wieso? Weil die durch die Brennhaare der Brennnessel erzeugte Mehrdurchblutung die Entgiftung in den Gelenken anregt. Und tatsächlich hat man sich früher mit Brennnesselbüscheln die Gicht aus den Gelenken geklopft. Heute greifen Betroffene lieber zu Brennnesseltee, -tinktur oder dem Frischpflanzensaft. Ich kann es verstehen.
Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leiden hierzulande an Gicht. Weit mehr haben eine Hyperurikämie, eine Überproduktion an Harnsäure. Die verläuft meist lange beschwerdefrei. Grund für die Hyperurikämie ist eine Stoffwechselstörung beim Abbau von Purin. Diese Eiweisse kommen im Zellkern jeder menschlichen Zelle vor; sie sind ein natürlicher Bestandteil unseres Erbmaterials und werden vom Körper eigens für diesen Zweck gebildet. Da die Zellen einem ständigen Auf- und Abbau unterworfen sind, werden dauernd kleine Mengen von Purinen zu Harnsäure abgebaut. Damit kommt der Körper in der Regel gut zurecht: Ein Teil der Purine scheidet er über die Nieren und den Darm aus, den Rest benötigt er für den Aufbau neuer Zellen.
Was Schwierigkeiten macht , sind die Purine aus der Ernährung. Ebenso wie die menschlichen Zellen enthalten auch die tierischen Zellen Erbinformationen. Kommen sie bei einem Menschen mit Veranlagung zu Gicht allzu häufig auf den Teller, kann dies des Guten schnell zu viel werden: Die überschüssige Harnsäure kristallisiert aus und lagert sich in den Gelenken, in Knorpelsubstanzen und im Gewebe ab. Diese Hyperurikämie verläuft oft über Jahre hinweg absolut symptomfrei, bis dann plötzlich ein heftiger Schmerz in eines der betroffenen, stark entzündeten Gelenke schiesst.
Die Schmerzen treten häufig dann auf, wenn die Betroffenen am Abend zu viel Alkohol getrunken und dazu ein üppiges Abendessen genossen haben. Das muss gar nicht im herkömmlichen Sinn ungesund sein. Eine Wurst vom Grill, eine frische Forelle, die zarte Spargel, der Thunfischsalat oder das saftige Rindsfilet haben eines gemein: Sie enthalten Purine, die den Harnsäuregehalt im Blut markant ansteigen lassen. Trinkt man zu diesem Essen Alkohol, schwächt dies den Harnsäureabbau in den Nieren, was den Purinwert erst recht in die Höhe schnellen lässt. Die Folge davon kann ein schmerzhafter und äusserst unangenehmer Gichtanfall sein, der die Betroffenen teilweise vollkommen unvorbereitet im Schlaf überrascht.
Gut zu wissen: Man kann auch mit Gicht herzhaft schlemmen. Doch ganz im Sinne von: «Das Eine tun und das Andere nicht lassen» ist es ratsam, rund um
« Man kann auch mit Gicht herzhaft schlemmen. »
das Festmahl herum einige Vorkehrungen zu treffen. Das heisst, man isst am Tag vor und nach der Feier komplett Purin frei, und zwar viel Obst und Gemüse, viel Wasser und Tee, Käse und Kartoffeln. Menschen mit erhöhten Harnsäurewerten leiden übrigens nicht zwangsläufig unter Gicht. Sie können durchaus auf Medikamente verzichten und stattdessen die Krankheit mit einer Purin armen Kost und der Durchspülung der Harnwege in Schach halten.
Ein Klassiker unter den harntreibenden Heilpflanzen ist die Brennnessel. Die hierzulande weit verbreitete Grosse Brennnessel (Urtica dioica) enthält eine derart breite Fülle an Wirkstoffen, unter anderem Kieselsäure, Kalium und Eisen, dass sie für viele verschiedene Beschwerdebilder verwendet werden kann.
Die Brennnessel wirkt blutbildend, hilft gegen Haarausfall, bei Hautunreinheiten, trägem Darm und Menstruationsbeschwerden; besonders wirksam ist sie in Bezug auf die Harnwege. Die Heilpflanze regt die Nieren- und Blasentätigkeit an und hilft auf diese Weise, die Harnwege durchzuspülen. So lösen sich grosse Mengen an Harnstoff und Harnsäure, die später über die Niere ausgeschwemmt werden – sehr zum Vorteil von Menschen mit einer Veranlagung zu Gicht.
HARNTREIBEND | Gesunde Menschen scheiden 70 bis 80 Prozent der Harnsäure über die Nieren aus, den Rest über den Darm. Gichtpatienten hingegen können die Harnsäure ungenügend über die Nieren ausscheiden. Die Brennnessel kann sie dabei unterstützen, indem sie die Nieren- und Blasentätigkeit anregt. So lösen sich grosse Mengen an Harnstoff und Harnsäure, die später über die Niere ausgeschwemmt werden. Das lindert das Leiden.
Denn was ausgeschieden wurde, kann sich nicht mehr in den Gelenken einlagern.
Wer also morgens mit steifen Gelenken aufwacht oder gar starke Schmerzen in den Gelenken verspürt, sollte ein paar Dinge in Sachen Ernährung beachten. Grosse Fleischportionen führen dem Körper Unmengen von Purinen zu, die den Harnsäurespiegel in die Höhe treiben. Senken Sie deshalb den Konsum von Muskelfleisch, Wurstwaren, Fleischbouillon, Sulze sowie von Fisch und Meeresfrüchten. Auch Fruchtzucker erhöht den Harnsäurespiegel. Gichtbetroffene sollten deshalb Softdrinks und Limonaden, die mit Fructose oder Saccharose gesüsst sind, vermeiden, ebenso Süssmost, Orangensaft, Smoothies und Multivitaminsäfte. Frische Früchte enthalten zwar ebenfalls Fruchtzucker, aber gleichzeitig wertvolle Pflanzennährstoffe. Täglich zwei Portionen Obst (ca. 300 g) liegen durchaus drin; vor allem Beeren dürfen genascht werden. Meiden Sie hingegen Dörrobst wie Rosinen und Feigen. Ein weiteres Problem ist der Alkohol: Übermässiger Konsum erhöht die Produktion von Harnsäure und hemmt deren Ausscheidung. Am schlimmsten ist das Bier, da in der für den Gärprozess benötigten Hefe Purin enthalten ist. Bereits zwei Gläser Bier erhöhen das Risiko für einen Gichtanfall erheblich. Männer dürfen sich täglich maximal zwei bis drei Deziliter und Frauen maximal ein bis zwei Deziliter Wein gönnen. Diese Menge erhöht das Gichtrisiko in der Regel nicht merklich.
Was immer erlaubt ist, sind Milchprodukte wie Joghurt, Hüttenkäse, Butter und Quark. Auch Gemüse, Salate und generell pflanzliche Nahrung sind sehr gut verträglich für Gichtpatienten. Jüngste Studien zeigen sogar, dass auch bei den Hülsenfrüchten, von denen einst abgeraten wurde bei Harnsäureproblemen, die Vorzüge überwiegen. Sie können also gut und gerne in die gesunde Ernährung eingebaut werden.
Machen Sie hingegen keine Extremdiäten und Hungerkuren. Regen Sie dafür täglich die Aktivität der Nieren und der Blase mit genügend Trinken von Kräutertee und Wasser an. Zwei bis drei Liter sind für die meisten Menschen ideal, bei ersten Anzeichen eines Gichtanfalls darf es sogar mehr sein. //
* Sabine Hurni ist dipl. Drogistin HF und Naturheilpraktikerin, betreibt eine eigene Gesundheitspraxis, schreibt als freie Autorin für «natürlich», gibt Lu-Jong-Kurse und setzt sich kritisch mit Alltagsthemen, Schulmedizin, Pharmaindustrie und Functional Food auseinander.
Ich (70) bewege mich allgemein viel und mache häufig Bergwanderungen. Seit zwei Jahren verspüre ich Schwindel ab 2000 Metern Höhe. Das trifft mich hart, weil meine liebsten Voralpengipfel höher sind. Gibt es da eine natürliche Hilfe (ausser im Flachland bleiben) ? B. W., Bern
Schwindel hat unterschiedliche Ursachen. Er kann durch eine Durchblutungsstörung im Innenohr verursacht werden oder durch die Fehlstellung eines Halswirbels. Meistens hängt aber auch die Durchblutungsstörung mit der Fehlstellung des Wirbels zusammen, weil dadurch die Blutversorgung leicht beeinträchtigt wird.
Als Erstes könnten Sie sich auf die Suche machen nach einem Dorn-Breuss-Therapeuten in Ihrer Gegend. Mit der Dorn-Breuss-Methode lassen sich Fehlstellungen sehr schonend ausgleichen. Gleichzeitig wäre es gut, wenn Sie sich ab und zu die Schulter/Nackenpartie richtig durchkneten lassen bei einer Massage. Die Muskeln dort müssen beim Rucksacktragen hart arbeiten und sind oft verspannt. Machen Sie auch immer wieder Dehnübungen, indem Sie den Kopf nach links und rechts neigen, Augen geradeaus, Ohr Richtung Schulter. Das fördert die Durchblutung der Ohren.
Unterstützend zu diesen Massnahmen könnten Sie von innen her den Herzkreislauf stärken mit einem Weissdorn- oder Ginkgopräparat. Weissdorn fördert die Blutzirkulation allgemein, Ginkgo ist zuständig für die Durchblutung in den engen Blutgefässen des Gehirns und des Ohres. Man nimmt Ginkgo biloba auch gegen Vergesslichkeit, Tinnitus und Konzentrationsstörungen.
Auch wichtig: Trinken Sie stets genug, nehmen Sie warmen Tee mit oder eine Bouillon mit auf den Berg und essen Sie zum Frühstück etwas Warmes, zum Beispiel ein Porridge oder eine Rösti. Sie werden merken, das gibt Ihnen viel mehr Energie als das konventionelle Frühstück. Und vergessen Sie nicht: Ein 70-jähriger Körper braucht mehr Regenerationszeit als ein 40-jähriger. Also übertreiben Sie es nicht.
Rosacea
Ich habe Rosacea, eine chronischentzündliche Hautkrankheit. Betroffen sind der Wangenbereich und die Nase. Diese Stellen sind immer gerötet, auch wenn ich entspannt bin und die Haut sich grundsätzlich gut anfühlt. Ich achte auf eine gute Ernährung, trinke viel Wasser und oft auch ein, zwei Tassen Brennnesseltee pro Tag. Haben Sie mir weitere Tipps ? Kann ich aktiv etwas tun und mein Hautbild optimieren ? Was ist der Zusammenhang dieser Hautkrankheit mit der Seele, was will sie mir sagen ? Ist die Rosacea genetisch bedingt ? A. B., Winterthur
Eine Rosacea betrifft meist das Gesicht. Die Haut ist stark gerötet und feine Äderchen sind sichtbar. Es ist in erster Linie ein ästhetisches Problem, doch für die Betroffenen stellt die Hauterkrankung oft eine grosse psychische Belastung dar.
Meine Erfahrung hat gezeigt, dass eine Rosacea oft mit dem Darm zusammenhängt. Es wäre also sinnvoll, wenn Sie sich im Fachgeschäft über eine passende Darmaufbaukur informieren. Es gibt diverse gute Produkte, welche die Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie lebende Mikroorganismen enthalten. Zusätzlich können Sie zu-
dem abends einen Esslöffel Leinöl mit etwas warmem Wasser vor dem Schlafengehen einnehmen. Leinöl wirkt mit seinem reichen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sehr gut entzündungshemmend. Zudem nährt es die Darmschleimhaut.
Lassen Sie unbedingt die Hände von konventioneller Kosmetik. Es gibt sehr gute Naturkosmetiklinien, die frei sind von mineralischen Ölen (Paraffin), Allergenen (Parabene) und Duftstoffen. Ihre Haut muss atmen können, das ist leider nur mit Naturprodukten möglich. In der Regel raten die Dermatologen von fettreichen Pflegeprodukten ab. Sie können sich aber durchaus vermehrt mit purem Kokosfett pflegen. Tragen Sie dieses Fett VOR dem Gesichtswaschen auf die Haut auf. Denn ohne vorgängige Fettschicht sollten Sie ihre Gesichtshaut nicht dem Wasser aussetzen. Das Fett verleiht einen feinen Schutzfilm. Kokosöl ist darüber hinaus sehr kühlend. Eine echte Wohltat, wenn das ganze Gesicht glüht. Was die Ernährung betrifft, sind Sie vermutlich auf einem guten Weg. Was sehr erhitzend wirkt, sind Saures uns Salziges. Mit Ananas, Mangos, Essig, Tomaten, Essiggurken, Wurstwaren, Brot, Hartkäse und Kochsalz generell sollten Sie sehr zurückhaltend sein. Apropos Kochsalz: wechseln Sie auf Himalayasalz. Für das Spaghettiwasser können Sie schon noch gewöhnliches Koch- oder Meersalz verwenden, aber zum Würzen der Speisen lieber nicht. Es ist viel zu aggressiv für den Körper und ausserdem häufig stark mit Mikroplastik belastet. Und essen und trinken Sie eher lauwarm als heiss.
Die Haut reagiert auf so viele Reize, dass Rückschlüsse auf die seelische Ebene nur im Gespräch mit Ihnen nahestehenden Menschen möglich sind, die zuhören können, ohne sofort Ratschläge und Lösungen anzubieten. Man muss sich selbst zwischendurch reden hören, um zu erkennen, was uns das Herz wirklich sagen möchte.
Ich (w, 69) habe Haarausfall. Welche natürlichen Mittel kann ich ausprobieren ? R. K., Basel
Die Haare verändern sich im Alter. Grund dafür ist der Östrogenspiegel, der nach den Wechseljahren absinkt. Zudem verringert sich die Durchblutung der Kopfhaut, sodass die Haarwurzeln mit weniger Nährstoffen versorgt werden. Das macht das Haar dünner und trockener. Wenn Sie nun den Talg, der sich an den Haarwurzeln bildet, mit zu häufigem Haarewaschen immer wieder entfernen, fördern Sie diesen Prozess erst recht.
Wichtig ist im Moment, dass Sie die Durchblutung des Haarbodens anregen und darauf achten, dass die Kopfhaut nicht zu trocken ist. Waschen Sie deshalb ihre Haare nur, wenn es wirklich nötig ist. Zwischen den Haarwaschtagen können Sie die Haare mit einer Naturborsten-Haarbürste in alle Richtungen auskämmen, am besten täglich. Konzentrieren Sie sich bei der Haarpflege unbedingt auf den Haarboden. Ein Haarwasser mit Brennnesselextrakt, Rosmarin oder Huflattich kann viel bringen. Oder sie bereiten sich einen starken Brennnesseltee vor und verwenden diesen als Spülung nach dem Haare waschen oder als Haarwasser. Die Brennnessel enthält sehr viel Kieselsäure, welche die Durchblutung des Haarbodens anregt und so die Haarwurzel kräftigt. Sehr wohltuend sind Kopfmassagen mit Sesamöl: Man gibt etwas Öl in die hohle Hand, tupft die Finger hinein und reibt das Öl mit den Fingerspitzen auf den Kopfboden. So wird nicht das ganze Haar fettig. Mindestens zehn Minuten oder über Nacht einwirken lassen. Ebenfalls sehr
Heidelbeeren sind im Trend. Sie gelten als Superfood, Antioxidans und Vitaminbombe und werden in der Regel frisch als Smoothie, Dessert oder im Birchermüesli vernascht. Reden wir von Heidelbeeren als Heilmittel, sind die getrockneten Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) gemeint. Während die frischen Beeren eher abführend wirken, helfen die Getrockneten bei Durchfall.
Die Früchte enthalten Fruchtsäuren, Gerbstoffe, Pektine, Vitamin C und Magnesium. Für die stopfende Wirkung sind vor allem die Gerbstoffe und die Pektine verantwortlich. Pektin hat die Eigenschaft, Flüssigkeit im Darm an sich zu binden. Pektine binden auch die freien Radikale an sich, weshalb die Heidelbeere als äusserst gesund gilt.
Wie anwenden: 5–10 Gramm der zerstossenen getrockneten Heidelbeeren in kaltem Wasser ansetzen, aufkochen und zehn Minuten sieden lassen. (4 Gramm = ca. 1 Teelöffel, 10 Gramm = ca. 1 Esslöffel). Bei akutem Durchfall können auch täglich 10 Gramm der getrockneten Beeren gekaut werden.
Weitere Tipps gegen Durchfall
● Viel trinken! Mindestens drei Liter pro Tag. Als Getränke eignen sich verdünnte Fruchtsäfte, isotonische Getränke, Elektrolytlösungen und milde Teesorten wie Brombeerblätter oder Odermennig.
● Am ersten Tag wenn möglich gar nichts essen. Am zweiten Tag langsam mit flüssiger Gemüsebrühe, Reis und Karotten wieder zu essen beginnen.
● Bessert die Durchfallerkrankung nach drei Tagen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Vor allem bei kleinen Kindern kann der Flüssigkeitsverlust bei Durchfall schnell gefährlich werden.
Wo Sie statt Meerblick mehr Blick haben.
Im Kurhaus St. Otmar blicken Sie aus dem Fenster und sehen mehr als Meer. Bewusst wahrnehmen, weil Fasten Ihre Sinne schärft. Bewusst erleben, weil Sie Zeit haben zum Sein. Fastenkuren in St. Otmar – Ihre Mehrzeit
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Sass da Grüm – Ort der Kraft Es gibt Orte, von denen eine spürbare positive Kraft ausgeht. Solch ein Ort ist die Sass da Grüm. Baubiologisches Hotel, Bio-Knospen-Küche, Massagen, Meditationen, schönes Wandergebiet, autofrei, traumhafte Lage. Hier können Sie Energie tanken. Verlangen Sie kostenlos Unterlagen. Hotel Sass da Grüm CH-6575 San Nazzaro Tel. 091 785 21 71 www.sassdagruem.ch
Helfen, wo sonst niemand hilft.
wirkungsvoll bei Haarausfall ist Molke. Sie können diese innerlich einnehmen sowie äusserlich wie ein Haarwasser anwenden. Molke riecht allerdings streng. Man muss also mit reichlich Wasser nachspülen.
Wenn Sie starken Haarausfall haben, würde ich Ihnen zu alldem empfehlen, sich im Fachhandel eine Nahrungsergänzung «Haarkur» zu kaufen. Die Produkte sind nicht günstig, zumal sie über drei Monate hinweg eingenommen werden sollten, damit sie ihre Wirkung entfalten können. Die Nahrungsergänzungen gegen Haarausfall enthalten Vitamine, Mineralstoffe, Proteine, Hefe und/oder Bambusextrakt. Am besten lassen Sie sich beraten.
Schmerzhafte Achillessehne
Ich habe jeden Morgen die typischen Achillessehnen-Schmerzen. Kürzlich habe ich eine Werbung gesehen über magnetische Einlagesohlen für die Schuhe. Diese sollen helfen gegen Entzündungen und Schmerzen. Haben Sie davon schon mal was gehört und wenn ja, können Sie die Sohlen empfehlen ? A. R., Villigen
Die Achillessehne kann schmerzen, wenn sie überlastet ist, wenn der Körper übersäuert ist oder auch wenn die Matratze nicht optimal zu ihrem Körper passt.
Energiebänder, Gitterpflaster oder eben die von Ihnen erwähnten magnetischen Einlegesohlen versprechen in der Regel, durch ein Umpolen der Körperschwingung eine Entspannung zu erreichen. Ich würde es nicht gerade
als Humbug bezeichnen, bin aber skeptisch. Trotzdem: Wenn es nicht alle Welt kostet, würde ich Sie durchaus ermuntern, diese Sohle auszuprobieren. Selbst subtilste Impulse können einen Einfluss auf den Körper haben, wenn er genau in diesem Moment des Impulses bereit ist für eine Veränderung. Der Mensch ist schliesslich Schwingung. Deshalb machen uns negative Gedanken auch krank, wohingegen Mitgefühl und Liebe Heilung bewirken kann.
Manchmal können Beschwerden aber auch erst verschwinden, wenn wir erkannt haben, was uns der Körper mitteilen will. Bitte prüfen Sie ihre Ernährung. Nehmen Sie genügend pflanzliche Nahrung mit basischen Mineralsalzen zu sich? Am besten machen Sie einen Basenmonat ohne Fleisch oder gestalten zumindest das Abendessen basisch, damit sich Ihr Stoffwechsel über Nacht entsäuern kann. Das bedeutet: eine Suppe, Gemüse, wenig Reis jedoch keine Eiweisse wie Käse, Fleisch, Joghurt usw.
Bürsten Sie zudem ihre Waden und Fusssohlen mit einer Trockenbürste und kaufen Sie sich eine Mini-Faszienrolle, um die Fusssohlen, Achillessehnen und Waden damit zu entspannen. Die schmerzende Sehne können Sie mit einer öligen oder fettigen Salbe einreiben. Johanniskrautöl, Tigerbalsam oder Murmeltierfett würde sich gut eignen. Ein Arnika-Gel eignet sich eher dann, wenn sich die Sehne entzündet und warm anfühlt. Was Sie auch überprüfen könnten, ist Ihre Statik. Das heisst, ob Ihr Becken schief ist und ob Sie einen Knickoder Senkfuss haben. Wenn dort ein Ungleichgewicht herrscht, wird der Fuss ständig falsch belastet und so die Achillessehne gereizt.
Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und Ayurveda-Expertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich. sabine.hurni@chmedia.ch oder «natürlich», Leserberatung, Neumattstr. 1, 5001 Aarau. www.natuerlich-online.ch
Patientenaufklärung in Notfallsituationen
Frau H. wurde wegen einer vermuteten Blinddarmentzündung kurzfristig operiert. Im Spital zeigte sich, dass der Darm bei der Operation verletzt worden war. Ergebnis: eine Bauchfellentzündung und ein zweiter, risikoreicher Eingriff. Frau H. machte daraufhin geltend, dass sie nicht über den Eingriff und dessen Risiken aufgeklärt worden war. Der Arzt widersprach und verwies als Nachweis auf eine kurze Aufklärungsnotiz in der Krankengeschichte. Diese Notiz konnte im Nachhinein jedoch nicht als wirkliche Aufklärung gewertet werden. Solche Fälle sind keine Seltenheit: In Notfallsituationen gilt es für Patienten und Fachpersonal, schnell zu agieren. Gleichwohl gibt es Möglichkeiten, den Patienten trotz der Hektik in Extremsituationen ausreichend zu informieren: Auch bei Notfalloperationen sollte der Patient darauf achten, Formulare zum Vorgehen und dessen Risiken, zu möglichen Komplikationen und Alternativen vorgelegt zu bekommen. Aufklärung und Mitbestimmung des Patienten sollten unter keinen Umständen aufgegeben werden und gewinnen zu Recht an Bedeutung. Auch Notfallsituationen entbinden die Fachpersonen nicht davon, den Patienten ausreichend zu informieren. Cathrine Arnold, Patientenberaterin SPO Patientenorganisation
Mehr zum Thema Patientenrecht unter Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch
Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min. Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).
wolfs heilpflanze *
Der Beifuss, ist eine wärmende und belebende Heilpflanze. Auf energetischer Ebene aktiviert der kleine Bruder des Wermuts unsere Kundalini: die Schlangenkraft, die im Wurzelchakra ruht und im Kronenchakra zur Erleuchtung führt. Und wenn nicht zur Erleuchtung, so führt uns der Beifuss zumindest zurück in die Selbstverantwortung.
Text: Steven Wolf
Heraus aus den Tiefen des Wassers, dem prägenden Element der Frühlingsmonate, fliesst unsere Energie in das züngelnd flackernde, nach aussen gerichtete Feuerelement des Sommers. Das Feuer wird dem männlichen Prinzip zugeordnet (siehe «natürlich» 05-2020). Seine Tiere sind der Feuersalamander, die Feuerschlangen und der Feuerdrache.
Das Feuer steht für den Willen, die Seele, für reine Energie, Vitalität, Impulsivität, Mut, Macht, Aggression, Kraft, Veränderung, zielstrebiges Handeln, Leidenschaft und Sexualität. Es lehrt uns, die Ziele im Auge zu behalten und Willenskraft für deren Umsetzung zu entwickeln. Und es gibt uns Mut, unser Schicksal in die Hand zu nehmen, und wenn nötig Altes loszulassen, um neue Wege zu gehen, Wege der Veränderung.
Der Sommer ist auch die Zeit der ersten Reife, der Energie junger Erwachsener. Dieses Reifen durchlebt der Mensch in seinem Leben nur einmal – doch im Jahreskreis können wir jeden Sommer daran anknüpfen. Eine wichtige Pflanze dieses Zeitabschnittes ist der Beifuss (Artemisia vulgaris). Ihr alter Name ist «Una», was im Gälischen so viel bedeutet wie «die Einzige». Una ist die Älteste und gilt als Mutter aller Kräuter.
Beifuss schenkt Macht und Mut
Beifuss wirkt zusammenziehend (adstringierend) und erwärmend. Er hat die Fähigkeit zur Erweckung und Kanalisierung der Feuerschlangen-Lebensenergie, der «Kundalini». Kundalini bezeichnet eine in tantrischen Schriften beschriebene ätherische Kraft im Menschen.
Die Schlange spielt auch in anderen Kulturen eine wichtige Rolle, sie ist ein universelles und komplexes Symbol und dient salopp gesagt als Vermittlerin zwischen Himmel und Erde.
Als weiteres Symbol für die Feuerschlangenenergie dient der Weltenbaum. Er ist Teil der alten Religionen, an dessen Wurzeln die Weltenschlange wohnt. Der Baum steht für die Struktur, die Schlange für die darin innewohnende Energie. Diese kraftvolle Energie schläft wie eine zusammengerollte Schlange am unteren Ende des Baumes. Im Christentum nennt man den Weltenbaum auch Baum der Erkenntnis; und die Schlange wurde zur diabolischen Verführerin umgedeutet.
Bleiben wir bei der ursprünglichen Symbolik. Die Erweckung der Feuerschlangenenergie – man nennt sie auch schlicht Feuerkraft – ist wichtig für den Prozess der Transformation, also Verwandlung von Geist, Seele und Körper – der heiligen Dreieinigkeit. Sie zeigt sich auch in der Verbindung von Becken (Willenskraft), Wirbelsäule/ Brust/Herz (Fühlen) und dem Gehirn (Denken).
Wenn wir unsere Feuerkraft mit der Anwendung von Beifuss erwecken, steigt die Energie langsam und wellenförmig der Wirbelsäule entlang aufwärts durch das Herz
* Steven Wolf hat schon als Kind von seiner Grossmutter altes Pflanzenwissen gelernt und weiss um die Kraft der Natur mit all ihren sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Er lebt in Escholzmatt, wo er zusammen mit seiner Partnerin ganzheitliche Pflanzenkurse für interessierte Menschen durchführt. Im Lochweidli steht dafür eine eigens gebaute Schuljurte. www.pflanzechreis.ch
ALTBEWÄHRT | Beifuss war früher eine der wichtigsten und heiligsten Heilpflanzen. Heute ist sie weitgehend vom potenteren Wermut verdrängt worden. In der Volksheilkunde wird der Beifuss aber nach wie vor bei den verschiedensten Krankheiten eingesetzt, unter anderem bei Epilepsie, Hämorrhoiden, Menstruations- und anderen Frauenleiden sowie bei Völlegefühl und Schwindsucht. Als Gewürz, etwa zum Fleisch, hilft Beifuss der Verdauung. Und müde Wanderer macht er munter, wenn sie ihn in die Schuhe legen.
«Wilder Wermut» – wie anwenden ?
Mit einem Pflanzenerkennungsbuch ausgerüstet, kannst du den bis zu zwei Meter hohen Beifuss leicht finden und identifizieren. Er wird auch Stab-, Gänse-, Besen- und Dianakraut genannt oder Wilder Wermut und wächst vielerorts an Bahndämmen, Wegen und auf Wiesen. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September. Die Fruchtreife beginnt ab September. Für die Ernte schneidet man die oberen Triebspitzen ab, solange die Blütenkörbchen noch geschlossen sind oder auch noch kurz nach dem Öffnen. Die Wurzeln werden im Oktober geerntet. Beifuss wirkt anregend auf die Gebärmutter und sollte daher nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, da er Fehlgeburten auslösen kann. Man setzt ihn vor allem ein bei Menstruationsbeschwerden und einer schwa-
chen Verdauungskraft, aber auch bei Galle- und Leberleiden, Hämorrhoiden und Nervenkrankheiten. Beifuss wird als Tee, Ölauszug, Tinktur oder auch als Sitz- und Fussbad angewendet. Da er Bezug zu allen zwölf Meridianen hat, wird Beifuss auch als Moxakraut verwendet. Die sogenannten Moxazigarren werden in die Nähe der Haut gehalten. Das erzeugt Wärme und beschleunigt den Energiefluss. Das Kraut wird aber auch als schmackhafte und verdauungsfördernde Würze von Fleischund anderen schweren Gerichten verwendet. Es enthält unter anderem die Vitamine A, B und C. Für die Zubereitung eines Tee s übergiesst man 1 TL frisches Kraut mit 200 ml heissem Wasser und lässt den Aufguss zugedeckt maximal 5 Minuten ziehen. Bis zu drei Tassen täglich trinken.
Una, die Mutter aller Dinge
In unserem Zeitgeschehen haben wir das grosse Glück, dass diese Feuerenergie von ganz alleine erwacht und aktiviert wird. Wir müssen nicht mehr jahrelang mit Kundalini-Yoga und Meditationsübungen die Schlangen erwecken. Der geistige Kern des Menschen erwacht gegenwärtig zunehmend und kann diese Feuerenergie allein mit der Kraft des Geistes freisetzen. Dadurch kann es uns auch immer wieder mal heftig Durchschütteln.
Befindet man sich bereits im Prozess des Erwachens der Kundalini, sollte man sehr vorsichtig damit umgehen. Manche durchleben es wie eine wellenartige zweite Pubertät, die nicht immer angenehm ist. Stimmungsschwankungen, emotionale Ausbrüche, zu viel Energie, nicht in seiner Mitte sein – all das ist normal in dieser Lebensphase. Oder man ist erschöpft ohne ersichtlichen Grund und tut sich schwer, klare Gedanken zu fassen. In diesen Phasen ist es gut, sich nicht unter Druck zu setzen. Erledigen Sie einfache Dinge, gehen Sie im Wald spazieren, atmen Sie tief durch, trinken Sie Tee und lassen Sie sich die Zeit, die Sie in diesen Phasen brauchen.
Richtung Kopf. Mit dieser Energie kehren Macht, Mut und die innere Begeisterungsfähigkeit zurück. Alte Namen des Beifusses lauten deshalb briga oder brigo (keltisch) und Mug-, also Machtwurz. All das deutet auf die in der Heilpflanze innewohnenden Macht und Kraft. Das Wort «Macht» hat oft einen fahlen Beigeschmack, weil Macht oft missbraucht wird. Doch «Macht» bedeutet auch, die Macht zurückzuholen, die jedem Einzelnen innewohnt. Die Verantwortung, die wir abgegeben haben – oder die uns genommen wurde, im hiesigen Leben wie auch in anderen Reinkarnationen – zurückzuholen. Macht heisst, dass wir die Selbstverantwortung für unser Tun und Handeln komplett übernehmen. Das bedingt sehr viel Lebenskraft, die es zu aktivieren und hochzuhalten gilt. Indem wir Macht und Selbstverantwortung für uns übernehmen, wachsen wir auf der seelischen Ebene. Dabei hilft der Beifuss wie kaum eine andere Pflanze. Er ist deshalb einer der mächtigsten Pflanzenverbündeten, der bei uns wächst.
Bei der Pflanzenmeditation vernehme ich den Ruf der Una/Eva, der Mutter aller Dinge und Meisterin des Energieflusses: «Ich bin ein Geschenk des Göttlichen an die Menschheit. Ich bin das Erkennen und schenke euch Macht, Licht und Wärme. Der Mensch hat jetzt lange genug die Früchte vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen verzehrt. Tief im Innern nehmen die Menschen meinen Ruf wahr. Etwas beginnt sich in ihnen zu regen und erwacht zu neuem Leben. Auf leisen Sohlen, schleichend, erwärme ich euer gesamtes System. Und so bewegt sich die Menschheit langsam aus der Unbewusstheit und tritt ein in das göttliche Bewusstsein. Doch dies wirbelt zunächst alles durcheinander – vermeintlich felsenfeste Überzeugungen, die Religionen, das ganze Innere des Menschen, ja, selbst die Vegetation wird sich neu ordnen. Wir befinden uns mitten in diesem grossen ‹Göttlichen Chaos›. Gewohntes wird durcheinandergewirbelt, ihr Menschen verliert den Boden unter den Füssen, was zu Ängsten und Unmut führen kann. Doch ich schenke euch Mut, sodass ihr euch von der alten Welt befreien und in die neue eintreten könnt. Ja, das Leben auf diesem Planeten darf eine neue Blütezeit erfahren! Freut euch darauf und folgt eurem wahren Wesen: Tretet wieder an euer ursprüngliches, göttliches Leben.» //
Worum geht es in der Liebe? Die meisten von uns verhalten uns so, als ginge es darum, durch die Liebe etwas zu bekommen. Diesen «Mehrwert» erreichen wir vermeintlich, indem wir einen Menschen für uns gewinnen, der möglichst viel zu bieten hat: Status, Schönheit oder soziale Beliebtheit. Wenn dieser «wert»volle Mensch uns seine Aufmerksamkeit, seine Zeit, seine Zuneigung schenkt, dann – so glauben wir –werden wir glücklich. Denn dann scheinen wir selbst mehr wert.
Das ist aber nicht Liebe! Das ist nur die Liebesvorstellung eines verkapselten Menschen. Wir alle – einige mehr, andere weniger – haben uns nach den Schrammen und Narben, welche vergangene Liebschaften hinterlassen haben, eingekapselt, um uns vor neuen Verletzungen zu schützen. Und da stehen wir nun, zwei Menschen – Kapsel vor Kapsel –, und versuchen, uns irgendwie miteinander wohlzufühlen, ohne unsere Kapseln kaputtzumachen. Da wir uns so jedoch nicht tief berühren können, muss der Mehrwert von aussen kommen: Vielleicht in Form von Anerkennung, Bewunderung oder gar Neid anderer, mit was für einem tollen Typen oder einer schönen Frau ich mich da zeige.
I n der Liebe geht es aber um etwas anderes. Es geht um das absolute Risiko, sich zu berühren und berühren zu lassen. Es geht um das Wagnis, sich wirklich füreinander zu öffnen. Dadurch bekommen wir nichts, im Gegenteil, wir können viel verlieren: unser altes Selbstbild, unsere geliebte Behaglichkeit, die Sicherheit unserer Kapsel. Wir müssen diese Dinge verlieren, um wahrhaft lieben zu können.
S chau diesen Menschen an, dein Gegenüber, der seine Zeit mit dir teilt. Stelle fest: Da ist wirklich ein Mensch – ein lebendes, fühlendes, bebendes Wesen, so unsicher und ängstlich, so wagemutig wie du. Ein Nachbar-Universum, zu dem sich eine Schranke nach der anderen öffnet, wenn du es zulässt. Du lässt ihn in
« Eine schönere Welt wird nur aus dem geöffneten, berührten Herzen geboren.»
dein Inneres blicken; und er geht nicht weg, ist immer noch da. Du weisst: Jetzt solltest du die berühmten drei Worte sagen. Aber sie kommen dir einfach nicht über die Lippen. Dann sagt er es: «Ich liebe dich.» Und mit diesen Worten fällt etwas tief in dich hinein. Es ist wie ein Echo: Du bist nicht allein. Wir sind nicht allein auf dieser Welt.
Müsstest du jetzt nicht wahnsinnig glücklich sein? Denkste! Du wirst an Stellen berührt, an denen du nie mehr berührt werden wolltest. Tief in deinem Herzen. Damit werden auch die Angst und der Schmerz in dir berührt, aufgrund derer du dich einst, vielleicht vor langer Zeit, verkapselt hast. Die automatische Reaktion darauf ist Ärger, Wut, schlechte Laune, Verschwinden. Es braucht jetzt eine Entscheidung: Wirfst du die Tür wieder ins Schloss, drehst den Schlüssel herum und schmeisst ihn weit weg? Oder erkennst du, dass genau das dein sehnlichster Wunsch ist: berührbar zu werden und zu berühren. Denn du weisst doch: Die Liebe will nicht, dass du dich wohlfühlst. Die Liebe will, dass du alles fühlst, was da ist. Auch den Schmerz, die Angst, Einsamkeit und Schuldgefühle. Wenn du das bewusst fühlst, musst du nicht mehr verschwinden, wenn jemand dir seine Liebe offenbart; du musst deine Gefühle nicht mehr verstecken oder vor dir selbst verleugnen.
S o tief heilt Berührung. So tief ist das Abenteuer, vom isolierten Ich zu einem Wir zu werden. Diese Kapselschmelze zwischen zwei Liebenden soll letztlich unter allen Menschen geschehen. Dann entsteht eine Welt des Miteinanders. Eine Welt, in der uns das Schicksal anderer nicht gleichgültig lässt. Weil wir einander berühren. Das ist für mich Liebe. Angesichts der Trennung, Angst und Isolation unserer Zeit ist das unsere einzige Chance: Eine schönere Welt wird nur aus dem geöffneten, berührten Herzen geboren. //
● Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin (u. a. «Frau-Sein allein genügt nicht», Edition Zeitpunkt). Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen und lebt seit 16 Jahren in Tamera, Portugal, wo sie beim Verlag Meiga und der Globalen Liebesschule mitarbeitet.
« Das emotionale Erbe ist in unseren Zellen gespeichert »
Manche Menschen sind traurig, ängstlich oder haben Schmerzen, für die es keine Erklärung gibt. Die Ursachen können in der Familiengeschichte und der frühen Kindheit liegen: Unverarbeitetes
Leid kann weitervererbt werden und das «Innere Kind» prägen. Ein Interview mit den Therapeuten Andrea Frölich Oertle und Peter Oertle.
Text: Erna Jonsdottir Bildcollagen: Lina Hodel
Emotionales Erbe – das klingt nach einer Hinterlassenschaft, die man nicht haben will !
Andrea Oertle: Man hat keine Wahl (schmunzelt). Beim emotionalen Erbe handelt es sich um Themen, die unsere Ahnen nicht aufarbeiten konnten. Ähnlich wie bei körperlichen Merkmalen werden diese an die nächsten Generationen weitergegeben. Tiefgreifende Traumata gehen oft von den Grosseltern an die Enkel. Sie kommen jedoch nicht eins zu eins zurück, sondern wie ein Gleichnis. Dabei müssen wir uns auf etwas verlassen, das wir mit dem Verstand nicht einordnen können.
Dann liegen unverarbeitete Kriegserlebnisse, Unfälle oder eine frühe Trennung der Eltern in den Genen ?
A. O.: Die Geschichte, die wir mit unserer Familie teilen, fängt vor unserer Empfängnis an. Die Eizelle, aus der wir uns entwickelten, entstand, als unsere Mutter als Embryo im Bauch unserer Grossmutter heranwuchs. So ist es auch auf der väterlichen Seite. Die Eizelle aus der unser Vater hervorging, entstand schon im Bauch seiner Grossmutter, also unserer Urgrossmutter. Genetik, Epigenetik und das Verhalten der Eltern zum werdenden Kind verbinden die Generationen. Das Ganze funktioniert auch auf einer direkten Ebene.
Wie meinen Sie das ?
A. O.: Unser Erbe enthält auch Themen, die unsere Mutter während der Zeugung und/oder während der Schwangerschaft und Geburt erlebt hat. So habe ich die Trauer meiner Mutter über die vor mir verlorenen Kinder, sowie ihre Angst, mich zu verlieren, mit auf den Weg bekommen. Ihr Schmerz äussert sich bei mir als Angst, nicht wachsen zu können oder in Form von Verlust- und Trennungsangst. Peter Oertle: Mein emotionales Erbe wurde durch die CoronaPandemie aktiviert. Sie hat eine existenzielle Ohnmacht mit sich gebracht und bei mir die Angst ausgelöst, etwas falsch gemacht zu haben, und zwar so, dass ich nächtelang wach gelegen bin und Panikattacken hatte. Eine Erinnerung
meiner Mutter hat mir geholfen, meine Angst besser zu verstehen.
Mögen Sie die Geschichte mit unseren Lesern teilen ?
P. O.: Als meine Mutter 1950 im dritten Monat mit mir schwanger war, fuhr sie mit der Seilbahn auf einen Berg und geriet in einen Sturm. Während die Seilbahn hin und her schwankte schrie sie: «Ich habe einen Abort!» Damals habe ich mein Urvertrauen verloren. Meine nächtlichen Attacken sind auf die Angst meiner Mutter, etwas falsch gemacht zu haben und mich zu verlieren, und auf meine Angst als Fötus in ihrem Bauch, zurückzuführen.
Wie kann das emotionale Erbe noch getriggert werden ?
P. O.: Das emotionale Erbe, sowie andere im Unterbewusstsein gespeicherten Erlebnisse sind in unseren Zellen und über die Sinneseindrücke gespeichert. Diese können immer wieder und überall auftauchen. Der Auslöser kann eine Begegnung mit einem Menschen oder eine Sinneswahrnehmung sein. Zum Beispiel löst ein bestimmter Geruch beim einen Freude aus, beim anderen Angst.
Kann dieses vererbte Leid wegtherapiert werden ?
A. O.: Wir tragen das emotionale Erbe als unterste Schicht –auf der unsere gesamte Geschichte aufbaut – unser ganzes Leben lang mit. Wir sind damit in Zyklen und Rhythmen bis hin zum Tod immer wieder damit konfrontiert. Aus meiner Sicht ist es eine Illusion, dass diese Schicht wegtherapiert werden kann. Wir können das Fundament, auf dem unsere Geschichte aufbaut, weder ungeschehen machen noch entfernen, weil sonst alles andere ins Wanken gerät.
Wie geht man dann am besten damit um ?
A. O.: Man kann diese Grundthematik bewusst annehmen und mit auf den Lebensweg nehmen. In unserem Buch vergleichen wir sie mit einem Rohdiamanten, den man mit sich
trägt. Der Rohdiamant ist ein unschöner Stein, der sich kaum schleifen lässt. Seine schönen und wertvollen Facetten zeigen sich erst, wenn er mit einem anderen Diamanten geschliffen wird.
Verkörpert der Rohdiamant auch Themen, die wir als Fötus erleben – also Erfahrungen, die unser « Inneres Kind » prägen ?
A. O.: Das Innere Kind ist ein Teil des emotionalen Erbes. Seine Prägung beginnt schon beim sexuellen Akt der Eltern. Deshalb spricht man von einer Biografie: Das Erlebte kann sich ab der Zeugung in die Seele schreiben, je früher die Prägung, desto tiefer ist sie eingraviert.
Dann hat das Innere Kind nichts mit der freudschen Ödipus-Phase zu tun ?
A. O.: Nein. Das Innere Kind ist ein Kondensat aller Erfahrungen, die sich seit Beginn des Lebens zugetragen haben. Die Prägungen geschehen unbewusst und können schon bei der Zeugung, im Mutterbauch, bei der Geburt und, wie die Entwicklungspsychologie weiss, in den ersten drei Lebensjahren stattfinden.
Zu den Personen
Andrea Frölich Oertle (59) ist Archäologin, Lebens- und Trauerbegleiterin, Expressive Arts Coach, Supervisorin, Astrologin und Gärtnerin aus Leidenschaft.
Peter Oertle (71) ist Chemielaborant, Weinküfer, Älpler, Astrologe, therapeutischer Berater/ Begleiter in Psychosynthese und Seminarleiter mit Schwerpunkt Männer- und Suchtarbeit.
Die beiden sind verheiratet und bieten seit vielen Jahren Paarberatungen an in Basel, Zürich und auf dem Weissenburg-Berg. www.pandrea.ch
Buchtipps
Andrea Frölich Oertle, Peter Oertle «Drei Schritte zum Paaradies, Frieden finden zu zweit», Edition Spuren 2019, ca. Fr. 35.–Mark Wolynn «Dieser Schmerz ist nicht meiner. Wie wir uns mit dem seelischen Erbe unserer Familie aussöhnen», Kösel-Verlag 2017, ca. Fr. 29.–
Wie finde ich heraus, was mein Inneres Kind geprägt hat? Eltern wollen wohl eher nicht über die Zeugung sprechen . . .
P. O.: Es ist eine Spurensuche, die man ohne Eltern machen kann. Natürlich ist es einfacher, wenn man Antworten auf Fragen bekommt wie «war ich gewollt», «wurde ich künstlich erzeugt», «hatte meine Mutter psychischen Stress», «gab es Trauer während der Schwangerschaft» oder «gab es bei der Geburt Komplikationen».
A. O.: Wer auf Spurensuche ist, wird immer wieder ein Puzzleteil seines Lebens finden, etwas, das aus dem Unbewussten auftaucht, durch einen Traum, eine Erinnerung oder einen Trigger in der Beziehung. Vielleicht erhält man Antworten auf Fragen auch in einem Familiengespräch. Das Erlebte zeigt sich in der Gegenwart immer wieder in anderem Gewand. Die Thematik ist immer da, nur nehmen wir sie nicht wahr, weil wir den Fokus auf etwas anderes gerichtet haben.
Woran erkenne ich mein Inneres Kind ?
A. O.: An den Themen, die Sie gefühlsmässig immer wieder beschäftigen. Diese machen sich in Beziehungen bemerkbar; die beste Form von Therapie ist deshalb die Paarbeziehung. Denn durch mein Gegenüber komme ich gefühlsmässig meinem Inneren Kind am nächsten – schliesslich lasse ich niemanden so nahe an mich heran, wie meinen Lebenspartner oder meine Lebenspartnerin. Unromantisch könnte ich jetzt sagen, dass wir uns verlieben, damit wir unsere Wunden und Verletzungen heilen können.
Beziehungsweise den Rohdiamanten schleifen – vorausgesetzt man hat das «richtige» Gegenüber . . .
P. O.: Es braucht ein Gegenüber, selbst wenn dieses nicht gewillt ist, bei sich selbst hinzuschauen. Wichtig ist, welche unangenehmen Gefühle das Gegenüber auslöst: Wut, Trauer, Angst, Schuld oder Scham – diese negativ kontierten Gefühle sind wichtig für die eigene Spurensuche.
Also muss das Gegenüber erst die «roten Knöpfe» drücken, bevor es besser wird ?
P. O.: Beziehungen zeigen Wiederholungen auf, welche die Herkunftsgeschichte mit der aktuellen Beziehung verknüpfen. Der andere drückt unsere roten Knöpfe nicht, weil er uns verletzen will, sondern ein inneres Kind das Ruder übernommen hat. Beide sitzen dann in ihrem alten Film und greifen auf die altbewährten Abwehrstrategien zurück, um mit ihrer existenziellen Ohnmacht von damals klarzukommen.
Und trotzdem reagiere ich darauf. Wieso ?
A. O.: Es gibt eine Studie, die aufzeigt, dass das Unbewusste in Millisekunden checkt, ob man mit seinem Gegenüber seine Themen auf der gefühlsmässigen Ebene reinszenieren kann; sprich, ob das Gegenüber den Schlüssel zu den eigenen abgekapselten Gefühlen hat. Wir haben alle im Kindesalter Abwehrstrategien entwickelt, um unangenehmen Themen aus dem Weg zu gehen.
«Beim emotionalen Erbe handelt es sich um Themen, die unsere Ahnen nicht aufarbeiten konnten.
Tiefgreifende Traumata gehen oft über von den Grosseltern an die Enkel.»
Andrea Frölich Oertle
« Streit ist eine andere Form von Sexualität – und deshalb genauso wichtig für die Beziehung. »
Peter Oertle
Der rote Knopf wird also zum Freund ?
A. O.: Mit dem roten Knopf öffnet sich zumindest die Büchse der Pandora. Mit dem gegenwärtigen Schmerz kommen die alten Gefühle ebenfalls hoch, die man mit der Überlebensstrategie sonst einfach weggespült hätte.
Mit dem Drücken der roten Knöpfe ist jedoch der Konflikt programmiert !
A. O.: Eine Beziehung braucht Konflikte, um lebendig und gesund zu bleiben. Und: Nur wenn das Gegenüber den roten Knopf drückt, komme ich an meine eigene Geschichte heran und an die Gefühle, die damit verbunden sind. Der Konflikt sollte niemals physische oder psychische Gewalt beinhalten!
Was macht man mit seinem Inneren Kind nach einem Konflikt ?
A. O.: Wichtig ist, dass man sich gut um das Innere Kind kümmert. Wenn ein Kind ins Wasser fällt, fragt man nicht als erstes, wo es ausgerutscht ist. Das ist nicht relevant. Man nimmt das Kind zuerst in den Arm, tröstet es und gibt ihm Geborgenheit.
Das klingt einfach. Was, sollte man den Zugang dazu nicht finden ?
A. O.: (holt einen Stoffhasen): Man sucht sich ein Symbol, welches das ohnmächtige und verletze Innere Kind darstellt. Damit kann ich es in schwierigen Momenten sichtbar machen und bin so mit meinem Inneren Kind in Kontakt. Gleichzeitig kann es helfen, Distanz zu gewinnen, indem
man sich bewusst wird, dass man kein hilfloses Kind mehr ist. In der Regel gibt man sein Inneres Kind lieber dem Partner ab und denkt: «Kümmere du dich darum.» In der Verliebtheitsphase kann er das auch noch, danach ist das eher problematisch. Jeder muss sich selbst um sein Inneres Kind kümmern.
Wenn beide Partner ihr Inneres Kind bei sich haben – ist das der Schlüssel zum Glück ?
A. O.: Der Schlüssel zum Glück ist, dass beide so sein können, wie sie sind. Wer sein Inneres Kind bei sich hat, versteht, weshalb er in gewissen Situationen so oder so reagiert. Nur so kann man seinem Inneren Kind Verständnis gegenüber bringen, womit auch ein Konflikt fruchtbar werden kann. Hat man sein Inneres Kind nicht bei sich im Herzen, empfindet man es eher als lästig und wertet es ab.
Ihr seid seit über 22 Jahren ein Paar.
Hört die Streiterei jemals auf ?
(beide lachen) A. O: Wir streiten im Kern immer noch um dieselben Themen. Die Konflikte werden dabei nicht weniger heftig – im Gegenteil, wir trauen uns eher zu streiten als früher, weil wir wissen, dass der andere nicht davonrennt. Es ist wichtig, dass wir streiten, weil wir sonst keine gefühlsmässige Berührung mehr haben. Wenn ich Peter schone, gibt es einen Graben zwischen uns. Dann benehme ich mich wie eine Mutter, die ihrem Kind nichts zutraut.
P. O.: Streit ist eine andere Form von Sexualität – und deshalb genauso wichtig für die Beziehung. //
Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac – von Schmerzen geplagt, greift man gerne in die chemische Hausapotheke. Doch es geht auch anders: Heilpflanzen wie die Weidenrinde, der Beinwell oder Arnika lindern Schmerzen ebenso, und zwar ohne Nebenwirkungen.
Text: Erna Jonsdottir
Aua!», schreit das Kind und rennt weinend zur Mutter. Schmerzen sind unangenehm – trotzdem sollten wir sie nicht als unseren Feind betrachten. Wie wir es im Kindesalter lernen, haben sie eine wichtige Alarm- und Schutzfunktion: Das Kind wird durch seine ersten Schmerzerfahrungen den Finger nie wieder in die Flamme einer Kerze halten oder unbedacht eine Brennnessel rausreissen.
Im Verlauf unseres Lebens werden die meisten aber von weitaus schwereren Leiden geplagt, die sehr starke Schmerzen auslösen können. «Nimm doch e Tablette», ist oft der gut gemeinte Rat. Und ehrlich gesagt sind «Painkillers» (das englische Wort bringt es auf den Punkt) aufgrund der effektiven und schnellen Wirkung bequem: Der Schmerz ist innert Kürze weg und das Leben geht weiter.
Der bekannte Molekularmediziner Ulrich Strunz sieht das anders: «Das Leben geht nicht einfach weiter; es gerät aus dem Takt», schreibt er in «Neue Wege der Heilung – Gesundheit geschieht von innen» und erklärt, dass jede Pille den Molekülhaushalt (den Haushalt unserer «Lebensbausteine») verändert.
Auch der kürzlich verstorbene Arzt und Homöopath Norbert Ender gab zu bedenken, dass Schmerzen nichts anderes als die Vorbedingung zur Heilung sind. Er riet, den Schmerz zu erlauben, damit er für unser geistiges Auge einsehbar wird: Drückender, stechender, brennender, hämmernder, krampfender, bohrender Schmerz – seinen Code zu knacken ist nicht einfach, um sich von ihm zu befreien jedoch essenziell. «Das sollten wir uns vor Augen führen, wenn wir sie mit chemischen Mitteln bekämpfen wollen», so Strunz in seinem Homöopathie-Handbuch.
Die Schattenseiten der Chemie
Die beiden Ärzte wissen, wovon sie sprechen. Erstens wird der Schmerz mit chemischen Mitteln lediglich weggedrückt, aber die Ursache nicht eruiert. Zweitens können sie der Gesundheit schaden: Viele Menschen schlucken jahrelang unbedacht Ibuprofen. Damit riskieren sie nicht nur Magenund Darmblutungen sowie Nierenschäden; sie haben auch ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Männer können auch unfruchtbar werden. Und während in den USA jährlich rund 400 000 Menschen am Schmerzmittel und Opioid Oxycontin (Oxycodon) sterben und Voltaren (Diclofenac) Leberversagen verursachen kann, gehören Überdosierungen mit Paracetamol in Deutschland zu den häufigsten Medikamenten-Vergiftungen. Schlimmer noch: Das frei verkäufliche Schmerzmittel Acetylsalicylsäure, bekannt unter dem Namen Aspirin (ASS), führt laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford jährlich zu 3000 Todesfällen in Grossbritannien. Schuld sind Man-
gelblutungen, die für ältere Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen tödlich enden.
Hinzu kommt, dass diese Schmerzmittel die Magenschleimhaut reizen, weshalb der Arzt meist den Magenschoner Pantoprazol dazu verschreibt. Dieser stört den sogenannten intrinsic factor, was zur Folge hat, dass das Vitamin B12 im Dünndarm nicht mehr resorbiert werden kann – ein Vitamin-B12-Mangel ist die Folge. Auch nicht gut!
Vitamin E statt Blutverdünner
Doch was geschieht im Körper bei der Einnahme von ASS? Strunz erklärt: Das Aspirin-Molekül hemmt ein Enzym, das wiederum unseren Schmerz auslösenden Gewebehormonen (Prostaglandine) «den Wind aus den Segeln nimmt». Von diesen Gewebehormonen gibt es drei Gruppen: Zwei drücken die Schmerzwahrnehmung, die Dritte – Strunz nennt sie Alarmgruppe – verstärkt den Schmerz. Aspirin wirkt auf alle drei Gruppen; vorwiegend jedoch auf die Alarmgruppe. Wird diese gedämpft, verringert sich das Schmerzempfinden und das Blut wird dünner, was bei vielen Patienten durchaus erwünscht ist. Nebenwirkungen wie Geschwüre und Blutungen im Magen sowie Asthma-Anfälle und Atemprobleme sind es jedoch nicht.
Strunz hat andere Lösungen: Bei Migräne etwa ist Magnesium sein Mittel erster Wahl und zum Spannungsabbau notfalls die Aminosäure Tryptophan. Zudem kann ASS, das häufig als Blutverdünner eingesetzt wird, mit Vitamin E ersetzt werden. Es reduziert die Verklumpung der Blutplättchen ebenso, ganz ohne Nebenwirkungen.
Aspirin aus der Natur
ASS kommt auch in der Natur vor. So gehört die Weidenrinde – die «Mutter des Aspirins» – zu den ältesten Heilmitteln der Welt. Schon Hippokrates riet gebärenden Frauen, Weidenrinde gegen Wehenschmerzen zu kauen. 1828 wurde der Wirkstoff im Weidenrindenextrakt erstmals unter dem Namen Salicin chemisch isoliert. Die Leber setzt diesen zu Salicylsäure um, die ihre fiebersenkende, entzündungshemmende und blutverdünnende Wirkung im Körper entfaltet. Die salicinhaltige Weidenrinde, das Aspirin aus der Natur, findet auch heute noch Anwendung: Sie wird innerlich entweder als Trockenextrakt (Assalix) oder als Teezubereitung bei rheumatischen Beschwerden, Kopfschmerzen und Arthrose angewendet.
Ebenso eine Verbindung zu Aspirin hat die salicinreiche Pflanze Mädesüss, auch Wiesenkönigin genannt, die häufig an Bachläufen zu finden ist und früher als Spirea oder Spierstaude bekannt war. Einst diente sie auch als Süssungsmittel für Met. Heute werden die Blüten und das Kraut als Tee bei Kopfschmerzen eingesetzt.
Kräuter/Pflanze
Gut für
A loe vera
Verbrennungen, Sonnenbrände
A rnika
Schwere und müde Beine, Rheuma
Basilikum
Blähungen, Mundgeschwüre (Aphten)
Chilli
Gelenk- und Muskelschmerzen
E stragon
Menstruationsschmerzen, Blähungen
Eukalyptus
Ohrenschmerzen, Nebenhöhlenschmerzen
Fenchel
Flatulenz, Osteoarthritis
G ewürznelke
Zahnschmerzen
Ginkgo
Hämorrhoiden
Heldenkraut (Erika)
Rückenschmerzen
I ngwer
Flatulenz, Übelkeit
Johanniskraut
Ohrenschmerzen
K astanienrinde
schwere Beine
K ohl schmerzende Brüste
K reuzkümmel
Flatulenz
Kümmel
Flatulenz
Kurkuma
Gastritis
Süssholzwurzel
Gastritis
Lavendel
steifer Nacken, Verbrennungen, Sonnenbrand (Lavendel-Aspik-Öl)
Lorbeer
Mundgeschwüre (Aphten)
M ädesüss
Kopfschmerzen, rheumatische Schmerzen
M ajoran
Koliken, Bauchkrämpfe
M astix
Hämorrhoiden
Mönchspfeffer
schmerzende Brüste
Mutterkraut
Migräne, Kopf- und Menstruationsschmerzen
P fefferminze
Kopf- und Nebenhöhlenschmerzen, Gingivitis, rheumatische Schmerzen
P flaume
Mundgeschwüre (Aphten)
Phytolacca (Kermesbeere)
Halsschmerzen
Rosmarin
Muskelkater und -schmerzen, steifer Nacken, Rückenschmerzen
Wichtig: Wer empfindlich auf Salicylate reagiert, sollte auch bei pflanzlichen Mitteln vorsichtig sein, die diese Stoffgruppe enthalten, also Salze und Ester der Salicylsäure. Alternativ helfen bei Kopfschmerzen auch Pfefferminzöl (äusserlich anwenden, es hat eine lokal anästhesierende Wirkung) und Extrakte der Afrikanischen Teufelskralle (innerlich). Mittel der ersten Wahl bei Migräne sind Pestwurzelstock-Extrakte sowie das Mutterkraut: Laut klinischen Studien verringert sich die Anzahl und Intensität von Migräneanfällen nach einer viermonatigen Behandlung mit Mutterkraut signifikant. Nebst der (vor allem hormonell bedingten) Migräne wird es auch bei Arthritis angewendet –entweder als Tee, Tinktur oder als Fertigpräparat (Partenelle).
Heublumen lindern Arthroseschmerzen Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankungen) sind nicht nur Probleme des Alters; sie können auch nach Unfällen oder jahrelangen Fehlbelastungen auftreten. Oft sind sie sehr schmerzhaft. Wegen der Nebenwirkungen von Anti-
Schwarztee
Koliken, Bauchkrämpfe
Steinklee
schwere Beine
Strohblume
Prellungen und Blutergüsse; Verstauchungen
Teufelskralle
rheumatische Schmerzen
Thymian
Zahnschmerzen, Nebenhöhlen- und Halsschmerzen
Weidenrinde
Tendinitis (Sehnenscheidenentzündung), Kopfschmerzen
Wintergrün
Tendinitis, rheumatische Schmerzen
Zitrone
Mundgeschwüre, grosse Gelenke, Prellungen und Blutergüsse, Sodbrennen
Zitronenverbene
Sodbrennen
Zwiebel
Ohren- und Gelenkschmerzen.
Quelle: «Natürliche Schmerzmittel» (siehe Buchtipp)
rheumatikum (NSAR) bieten Phytopharmaka eine gut verträgliche Therapiealternative. Empfehlenswert ist die äusserliche Anwendung mit Salben oder Cremes zum Beispiel mit Beinwellwurzelextrakt (Kytta-Salbe). Aber auch wärmende Pflaster mit Capsiacin (Cayennepfeffer), Breiumschläge aus Samen vom Weissen Senf oder ein Heublumensack lindern die Schmerzen bei nichtentzündlichen rheumatischen Beschwerden. Und so gehts: Der Heublumensack wird in einem Siebaufsatz über dem Dampf in der Pfanne erwärmt und mit einem Flanelltuch auf der ausgewählten Stelle fixiert. Durch die Erwärmung entfalten sich die Wirkstoffe der Heublumen (z. B. Cumarin), die schmerzstillend und krampflösend wirken.
Innerlich können nebst der erwähnten Weidenrinde und Teufelskralle auch das schmerzstillende Kombi-Präparat Phytodolor aus Extrakten von Pappelrinde und -blättern, Echtem Goldrutenkraut und Eschenrinde angewendet werden. Hochwirksam ist auch der Frischpflanzensaft der Brennnessel: Er ist harntreibend, regt den Stoffwechsel an und wirkt entzündungshemmend.
Die Königin der Berge
Nebst den erwähnten schmerzstillenden Pflanzen gehört der Indische Weihrauch in Form eines standardisierten Fertigarzneimittels zur ersten Wahl bei Arthritis (entzündlichrheumatische Gelenkerkrankung). Äusserlich eignen sich Cremes mit Beinwell oder Campher sowie kalte Kompressen oder Wickel mit Quark, Lehm, Beinwell- oder Arnikatinktur.
Die Arnika ist, sagte Sebastian Kneipp (siehe S. 14), nicht mit Gold zu bezahlen. Sie ist «die» Pflanze bei rheumatischen Beschwerden und kann wahre Wunder bewirken; innerlich und äusserlich angewendet. Damit es nicht zu starken Hautirritationen kommt, muss die Tinktur bei Auflagen um das Zehnfache verdünnt werden! Interessant: In einer Doppelblindstudie bei 204 Patienten mit Osteoarthritis gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen dem arnikahaltigen A. Vogel Rheuma-Gel und Ibuprofen. Arnika hilft auch bei Insektenstichen (Tinktur direkt auf den Stich geben) sowie bei Sportverletzungen, Prellungen und Blutergüssen (Salben oder Globuli).
Arnika gehört also in jede Hausapotheke, genauso wie Fenchelsamen, Kamille oder Ingwer – die treuen Begleiter bei kleineren Blessuren und Wehwehchen (s. Box).
Entscheidend: Lebensstil und Ernährung
Ein wichtiger Bestandteil für einen schmerzfreien Alltag ist auch die Ernährung. Die drei Gruppen unserer Gewebehormone sind eng mit dem Fettstoffwechsel verbunden. Eine
Störung oder ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren (siehe S. 16) hat zur Folge, dass die «Anti-Alarmgruppe» fehlt – und dann geht es los mit dem Schmerz. Konkret: Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Sie reduzieren die Arachidonsäure (eine reichlich in Sonnenblumenöl und Schweinefleisch enthaltene Fettsäure), die entzündliche Prozesse im Körper begünstigt.
Weiter kann eine Übersäuerung des Körpers Schmerzen auslösen oder verstärken. Insbesondere rotes Fleisch, verarbeitetes Getreide und Zucker führen nach der Verdauung zur Bildung von sauren Substanzen. Ein wunderbarer Säurebinder ist die Zitrone. Ihre organischen Säuren verwandeln sich beim Kontakt mit Verdauungssäften in alkalisierende Substanzen. Jede Menge entzündungshemmender Stoffe enthält die Ananas oder der Kohl und viele Heilpflanzen wie Ingwer, Salbei, Schafgarbe und Thymian.
Und last but not least: Negative Gefühle und Stress wirken sich erheblich auf das Schmerzempfinden aus. Schliesslich ist es ja das Nervensystem, das die Schmerzsignale weiterleitet. Atemübungen und Entspannungsmethoden helfen deshalb dabei, Schmerzen zu reduzieren – ebenso ohne unerwünschte Nebenwirkungen. //
Yann Rougier, Marie Borrel « Natürliche Schmerzmittel », Bassermann 2019, ca. Fr. 15.–
Nahrungsergänzungsmittel haben laut Studien wenig Nutzen für die Primärprävention. Dennoch kann das Supplementieren sinnvoll sein.
Text: Esther Nievergelt
Multivitamintabletten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Probiotika für eine gesunde Darmflora. Die Anwendungsbereiche für Nahrungsergänzungsmittel sind hierzulande mittlerweile so vielfältig wie die Präparate selbst. Doch das Supplementieren hat sich nicht nur in der Schweiz zu einem wachsenden Trend entwickelt. Recherchen der Neuen Zürcher Zeitung zufolge (veröffentlicht am 8. 11. 2018) steigen die Ausgaben für Nahrungsergänzungsmittel wie Zink, Magnesium, Kalzium, Eisen, B-Vitamine oder Omega-3-Kapseln um bis zu fünf Prozent pro Jahr. Dabei steht dieser Kurs in Gegensatz zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Studien legen nahe: Nahrungsergänzungsmittel sind ohne grossen Nutzen für die Primärprävention, also die Gesunderhaltung und Vorbeugung von Krankheiten. Dennoch kann das Supplementieren für einige Menschen einen gesundheitlichen Mehrwert bieten.
Viele Menschen sind sich unsicher, ob ihre Ernährung den täglichen Bedarf an wichtigen Vitaminen und Mineralien deckt und wollen auf Nummer sicher gehen. Häufig nehmen gerade ältere Menschen Nahrungsergänzungsmittel ein, um sich vor Arthrose und anderen altersbedingten Krankheiten zu schützen. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sind immer gefragter. Dabei sollten Nahrungsergänzungsmittel nur eingenommen werden, wenn entweder ein deutlicher Mangel oder ein vorübergehend erhöhter Bedarf besteht. Wie der Name schon sagt, sollen Nahrungsergänzungsmittel die Nahrung nur ergänzen. Eine therapeutische Wirkung haben diese Mittel nicht. Wer sich ausgewogen ernährt, kann auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten.
Die empfohlene tägliche Zufuhr an Vitamin C zum Beispiel, liegt gemäss den geltenden Referenzwerten beim erwachsenen Menschen bei etwa 100 mg pro Tag.
Sanasearch ist die grösste Schweizer Therapeuten Buchungsplattform. Mit über 20 000 qualifizierten Therapeuten aus den Bereichen Psychotherapie, Massage, Komplementärtherapie, Alternativmedizin, Ernährungsberatung und vielen mehr finden Therapiesuchende mit nur wenigen Klicks die passende Fachperson. www.sanasearch.ch
Vor allem rohes Gemüse wie Peperoni, Brokkoli oder Rosenkohl, aber auch viele Wildkräuter wie Giersch, Brennnessel oder der Grosse Wiesenknopf sind sehr reichhaltige Vitamin-C-Quellen. Etwa 100 g im rohen und 300 g im gekochten Zustand, decken den täglichen Vitamin C-Gehalt bereits ab. Grundsätzlich gilt: Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht auf Verdacht eingenommen werden. Ein Überschreiten der Tageshöchstdosis von Vitaminen und Mineralien kann sich sogar negativ auf die Gesundheit auswirken.
Folsäure für Schwangere
Es gibt aber Lebensumstände, die einen Mehrbedarf an den Mikronährstoffen verlangen. Schwangere Frauen im ersten Drittel der Schwangerschaft sollten ganz besonders auf die ausreichende Zufuhr von Folsäure achten. Folsäure ist an einer ganzen Reihe von wichtigen Stoffwechsel- und Wachstumsprozessen beteiligt. Daher ist der Stoff vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen wichtig für den Säugling. Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten die ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin schon früh im Blick haben. In der Schwangerschaft verdoppelt sich der Bedarf an Folsäure auf 800 mg pro Tag. Nicht immer ist es leicht, den hohen Bedarf durch die Ernährung mit Folsäure haltigen Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchten oder Vollkornprodukten zu decken. Nahrungsergänzungsmittel in geregelter Einnahme können hier Sicherheit schaffen.
Häufig wird der Vitamin-D-Mangel für Unausgeglichenheit, Antriebslosigkeit und erhöhten Appetit in der kalten und dunklen Jahreszeit verantwortlich gemacht. Vitamin D ist auch wichtig für das Immunsystem. Das haben Studien und die praktische Erfahrung im Rahmen der Coronapandemie einmal mehr belegt. Trotzdem ist die Zufuhr von Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel nicht unumstritten. Klar ist, im Winter sind die Vitamin-D-Spiegel niedriger. Aber der Körper kann Vitamin D im Fettgewebe speichern. Daher kann es sinnvoll sein, den Spiegel zuerst zu bestimmen, bevor man zu Präparaten greift. Häufig betroffen von einem Vitamin-D-Mangel sind alte Menschen. Auch Berufstätige, die in der Nacht arbeiten, sollten ihre Vitamin-D-Werte regelmässig prüfen lassen. //
patientenfrage an: esther nievergelt *
« Bin ich als Veganerin auf Ergänzungsmittel angewiesen ? »
Ich ernähre mich vegan und meine Freunde raten mir aus diesem Grund zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Wie ist ihre Meinung dazu?
Greta Bürki (29 Jahre)
Liebe Frau Bürki
Grundsätzlich gilt: Je weniger Produkte für die täglichen Mahlzeiten zur Verfügung stehen, desto schwieriger ist es, den Körper mit allen Nährstoffen zu versorgen. Es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass ein ausgewogener Speiseplan nicht nur für Veganer wichtig ist, um alle Nährstoffe zu sich zu nehmen.
Was speziell Veganern schwerfällt, ist die Deckung des täglichen Bedarfs an Vitamin B12. Denn es kommt überwiegend in tierischen Lebensmitteln vor. Zum Beispiel in Leber, Ei, Milch und Käse. Veganer sollten daher regelmässig prüfen lassen, wie gut die Vitamin-B12-Speicher gefüllt sind. Meist muss das Defizit mit Nahrungsergänzungsmitteln gedeckt werden. Es ist in jedem Fall ratsam, die Art und Menge der Supplementierung mit einer Fachperson zu besprechen.
* Esther Nievergelt ist ganzheitliche Ernährungspsychologische Beraterin mit Praxis in Hedingen. Vor ihrer Selbstständigkeit hat Frau Nievergelt sieben Jahre im betrieblichen Gesundheitsmanagement als Fachspezialistin für Ernährung gearbeitet. Ihr Angebot reicht von Ernährungsberatung über Einzel und Gruppentraining bis zu Ernährungskurse in Firmen und Schulen.
gewusst ?
Ist das rohe Ei noch geniessbar ?
Das können Sie ganz einfach herausfinden: Indem Sie das Ei in ein mit kaltem Wasser gefülltes Glas legen. Sinkt das Ei zu Boden, ist es noch frisch und geniessbar. Schwimmt es obenauf, ist es verdorben. Der Grund: Mit der Zeit verdunstet aus dem Innern des Eis Flüssigkeit, wodurch ein Hohlraum entsteht; in der Folge schwimmt es wie eine Boje auf der Wasseroberfläche. krea
Husten
Meerrettich hilft
Wenn es im Hals kratzt, kann frischer Meerrettich helfen. Der Grund: Die Wurzel enthält scharfes Senföl, das Keime hemmt. Deshalb hilft Meerrettich, Entzündungen der Atemwege zu bekämpfen. Und so gehts: 20 Gramm geriebenen Meerrettich über den Tag verteilt in mehreren Portionen essen. Man kann ihn mit Quark, Frischkäse, geraffelten Rüebli oder Äpfeln mischen. Gesundheitstipp
Lippenpomaden
Weleda schneidet schlecht ab
Das Konsumentenmagazin saldo hat Lippenpomaden untersuchen lassen. Bekannte Marken wie Labello oder Weleda landeten auf den letzten Plätzen: Sie enthielten Stoffe, die zu allergischen Reaktionen führen können. Sehr gut abgeschnitten haben die Produkte von M-Classic (Migros), Qualité & Prix (Coop), Le Petit Marseillais (Coop) und Neutrogena (Spar, Coop und Migros). saldo/krea
« Es ist leichter, die Menschen zu täuschen, als sie davon zu überzeugen, dass sie getäuscht worden sind. »
Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens, US-amerikanischer Schriftsteller.
Trinkflaschen sind
Keimbrutstätten
Trinkflaschen mit schmalem Flaschenhals kann man nur schlecht reinigen. Oft werden sie nur mit heissem Wasser und Spülmittel ausgespült und danach getrocknet. Doch das reicht nicht: Mit der Zeit bildet sich eine hartnäckige Schleimschicht aus Bakterien. Chinesische Forscher haben gezeigt, dass sich so innert weniger Tage bis zu einer Million Bakterien pro Quadratzentimeter bilden können. Das liesse sich zumindest teilweise verhindern, wenn man Flasche und Verschluss eine Stunde in warmem Wasser mit einem Geschirrspültab einweicht. Danach die Flasche gut ausspülen und an der Luft trocknen lassen.
Gesundheitstipp
Ausflug
Erfolgreich scheitern
Noch bis zum 13. Juni ist in der Klosterkirche Schönthal (BL) die Ausstellung «Scheitern» des in Solothurn aufgewachsenen bildenden Künstlers Jan Hostetter zu besichtigen: Er hat historische Steine aus dem Bachbett geborgen und auf Fassadenreliefs Moos angesetzt, Feuer entfacht und Ziegel gebrannt. Die aussergewöhnliche Ausstellung gibt Einblick in Hostettlers experimentierfreudige Praxis, wobei der vermeintliche Misserfolg ihm steter Begleiter und Motor ist.
Wenn man schon in Schönthal ist, sollte man sich die Zeit nehmen und auch den Skulpturenpark in und rund um die Klosteranlage besichtigen.
Ausstellung «Scheitern» Öffnungszeiten:
Fr. 14–17 Uhr Sa., So. und Feiertage 11–18 Uhr Wegplan und weitere Infos unter www.schoenthal.ch
Trinkwasserinitiative
Bio Suisse will Preise hochhalten
Am 13. Juni stimmen die Schweizer Stimmbürger ab über die Trinkwasserinitiative. Erstaunlich: Bio Suisse empfiehlt ein Nein. Ein internes Schreiben, das dem KTipp vorliegt, zeigt warum: «Bei einem Ja ist davon auszugehen, dass die grosse Mehrheit der Grünlandbetriebe auf Bio umstellen wird. Eine massive Überversorgung der Märkte mit Bio Milch und Fleisch würde in diesem Fall das heute faire Preisgefüge gefährden.» Der Vorstand will also die Preise hochhalten. Dabei würden laut einer Studie der eidg. Forschungsanstalt Agroscope bis zu einem Drittel mehr Menschen «Bio» kaufen, wenn die Preise nur 10 Prozent tiefer wären. Und das wäre ganz im Sinne der Grundidee von Bio Suisse. Denn mehr Bio ist besser für Umwelt und Gesundheit. krea
Am 10. Juni 2021 können wir in der Schweiz eine partielle Sonnenfinsternis sehen, die man um die Mittagszeit beobachten kann. Sie beginnt um 11.29 Uhr. Langsam wird die Sonne im oberen Teil vom Mond verdunkelt. Das Maximum ereignet sich um 12.21 Uhr. In diesem Stadium ist die Sonnenscheibe knapp sieben Prozent vom Mond bedeckt. Um 13.15 Uhr ist die Sonnenfinsternis bereits wieder zu Ende.
Während wir in der Schweiz nur eine sehr kleine Abdeckung der Sonne durch den Mond sehen können, erscheint diese Sonnenfinsternis in Nordkanada, der Nordpolregion und in Ostsibirien ringförmig. Der Grund: In diesen Gebieten läuft der Mond zentral durch die Sonne. Da der Mond jedoch zwei Tage vorher den erdfernsten Punkt auf seiner elliptischen Bahn durchläuft, ist sein scheinbarer Durchmesser von der Erde aus gesehen kleiner, als derjenige der Sonne. Deshalb vermag er die Sonne nicht ganz abzudecken. So bleibt auch während der maximalen Phase der Verfinsterung ein heller Ring um den Mond bestehen. Am besten verfolgt man das Geschehen mit einer speziellen Sonnenfinsternisbrille (in Optiker- oder Fotogeschäften erhältlich), die das Sonnenlicht so stark filtert, dass die Augen keinen Schaden erleiden. Sonnenbrillen reichen nicht aus dafür! Es gibt auch spezielle Folien, woraus man einen Filter herstellen kann, um ihn vor ein Kameraobjektiv zu schalten, damit man die partielle Sonnenfinsternis gefahrlos fotografieren kann. Auf gar keinen Fall darf man mit einem Fernrohr, Feldstecher oder Teleobjektiv ohne Filter in die Sonne schauen! Die gebündelten Sonnenstrahlen würden die Netzhaut schädigen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.
Andreas Walker
Die Apps «Google Chrome» und «Google» sammeln persönliche Daten der Benutzer. So haben die Apps unter anderem Zugriff auf den Standort des Handys, alle besuchten Websites, das Adressbuch, Fotos und Videos. Deshalb rät der K-Tipp: Finger weg von diesen Google-Apps. Gute Alternativen sind der Browser «Firefox» und die Suchmaschine «Startpage». Diese sammeln keine Benutzerdaten. krea
orona verschärft die Spaltung der Gesellschaft. Kaum für möglich gehaltene Einschränkungen der Bürgerrechte werden diskussionslos beschlossen, wer dagegen aufmuckt wird als «Verschwörungstheoretiker» abgekanzelt. Paul Schreyer schreibt über Panik, Pandemien, Planspiele und die pluralistische Gesellschaft, in der auch Widerspruch sein muss. Das Buch ist erhellend, dürfte aber kaum zur Überwindung der Spaltung beitragen. Und die ist nötig, damit endlich ein wertfreier Diskurs möglich ist.
Paul Schreyer
« Chronik einer angekündigten Krise. Wie ein Virus die Welt verändern konnte», Westend 2020, ca. Fr. 21.–
Naturtrüber Apfelessig ist gesund. Das erprobte Hausmittel kann kleinere Leiden wie Zahnfleischentzündung, Erkältung oder Sonnenbrand kurieren, Erkrankungen vorbeugen oder beim Abnehmen helfen. Zudem schmeichelt er Haut und Haar und ist in der Küche ein echter Allrounder. Mit diesem Buch hat man einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden zur Hand, der einem befähigt, die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten von Apfelessig zu nutzen – zum Wohle der Gesundheit und der Umwelt.
Annette Sabersky «Apfelessig neu entdeckt. Der Alleskönner und seine unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten», Südwest 2021, ca. Fr. 28.–
Egal ob Ausdauersport oder Krafttraining: Wer sich viel bewegt, leidet seltener unter Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken. Das zeigt eine Studie der Central South University Changsha in China. Laut den Forschern stärkt Sport das Selbstvertrauen und fördert soziale Beziehungen. Beides hilft der Psyche. krea
Pestizidinitiative Gifte schaden Spermien
Pestizide sind mitverantwortlich für die schlechte Spermienqualität junger Männer. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Universität Genf. Wissenschaftler haben mögliche Gründe in Weichmachern und kosmetischen Produkten gefunden. Besonders negativ hat sich laut ihnen aber die Landwirtschaft auf die Fruchtbarkeit der Schweizer Männer in den letzten Jahrzehnten ausgewirkt. Dies aufgrund des Pestizideinsatzes. Das ist Wasser auf die Mühlen der Befürworter der Pestizidinitiative, über die der Souverän am 13. Juni abstimmt, zusammen mit der Trinkwasserinitiative (siehe S. 47). krea
Verspannter Nacken
Wer am Bildschirm arbeitet, hat oft einen verspannten Nacken. Spezialisten raten, bei der Büroarbeit alle 20 bis 30 Minuten aufzustehen und einige Schritte zu gehen. Denn mit Bewegung lassen sich Verspannungen lindern. Auch hilfreich: den Kopf drehen und den Hals dehnen. Dabei steht oder sitzt man aufrecht und dreht den Kopf langsam nach rechts und schaut über die Schulter auf den Boden; dann dasselbe links. Den Hals dehnt man, indem man ihn mit der rechten Hand sanft zur rechten Schulter zieht – und andersrum. krea
Im Juni sind die Tage am längsten und die Temperaturen erreichen an schönen Tagen hochsommerliche Werte. An solch heissen Tagen steigen über dem erhitzten Boden Warmluftblasen auf, die mit zunehmender Höhe abkühlen und zu Quellwolken kondensieren. Oft wachsen dann am Nachmittag riesige Wolkentürme in den Himmel, die wie gigantische Pilze aussehen. Es sind typische Schauer- und Gewitterwolken, die nicht nur Blitz und Donner, sondern meistens auch Hagel mit sich bringen. Der Meteorologe bezeichnet diesen Wolkentyp als Cumulonimbus (Cumulus = Haufe, Nimbus = Regen, Sturm).
Kräftige Aufwinde lassen die Wolke so stark anwachsen, dass sie bis in eine Höhe von etwa 12 000 Metern vorstossen kann. Dort gelangt sie zur sogenannten Tropopause, die die Grenze bildet zwischen der unteren Schicht in der Atmosphäre – in der die Wettervorgänge stattfinden – und der oberen Stratosphäre, in der sich auch die Ozonschicht befindet, die den grössten Teil der ultravioletten Strahlung der Sonne abschirmt. Da in der Stratosphäre die Temperatur mit der Höhe wieder zunimmt, kann die Gewitterwolke trotz grosser Aufwinde nicht weiter in die Höhe wachsen, als bis an die Grenze der Stratosphäre. Deshalb bildet sich im oberen Teil der Wolke ein Hut, der sich nach allen Seiten ausbreitet – und an den Hut (Pileus) eines Pilzes erinnert.
Andreas Walker
Die Natur geniessen, wärmende Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, mit den Händen in der frischen Erde buddeln, die Pflanzen um einen herum bestaunen und sich von ihrem Duft betören lassen – Gärtnern spricht alle Sinne an.
Text: Remo Vetter
Weg vom Sofa und den Bildschirmen, raus an die frische Luft, Bewegung, Bewegung: Gärtnern ist regelrecht ein Aufruf, das Leben zu leben und zu geniessen!
Beim Gärtnern kann ich so richtig auftanken, ich fühle mich lebendig dabei und glücklich. Ich bin da keine Ausnahme, und das kommt nicht von ungefähr. Gärtnern hält auch fit. Für mich als Gärtner bedeutet der Einsatz im Grünen indes vor allem eine enorme gestalterische Freiheit und eine innige Verbundenheit mit der Natur. Das Werkeln auf Balkon, Terrasse und im Garten schenkt mir nicht nur Glück, sondern auch Gelassenheit. Allein schon durch Ihre Düfte, Formen und Farben sind die Pflanzen eine Wohltat für unsere Seele. Ich habe mir in dieser virenverrückten Zeit öfters die Frage gestellt, was mich wirklich glücklich macht. Meine Antwort dazu lautet: körperliche und geistige Gesundheit! Denn dieses Glück ist sehr viel erfüllender, als das von aussen suggerierte Glück durch allerlei Konsum, der immer nur, wenn überhaupt, kurzfristig befriedigt.
Natur und Garten sind für mich Rückzugsorte, «save spaces», an denen ich Durchatmen und meine Batterien aufladen kann. Hier finde ich Inspiration, Kraft und Lösungsideen für die Herausforderungen des täglichen Lebens, denen ich in der Arbeitswelt und in den Beziehungen zu Mitmenschen ausgesetzt bin. Die Natur ist dabei sozusagen meine engste Verbündete; sie schenkt mir Ruhe und Gelassenheit, um mich dem Alltag und den Anforderungen zu stellen. In einer Naturerfahrung trete ich mit einem Baum, einer ganzen Wiese oder einer bestimmten Heilpflanze in Beziehung. Es ist eine Beziehung, in der mich der Baum, die Wiese oder die Heilpflanze so annimmt und sein lässt, wie ich bin. Und das ist ein extrem gutes Gefühl. Ich glaube, es ist genau das, was mich in der Natur so beglückt: Dass Pflanzen und Tiere nicht über mich urteilen und keine wertende Meinung über mich haben. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum sich Menschen in dieser schwierigen Zeit so viele Haustiere zugelegt haben. Ein Hund oder eine Katze ist für jegliche Streicheleinheit dankbar – und er oder sie liebt uns ohne Wenn und Aber, so wie wir sind.
Auch deshalb ist Gärtnern mehr als ein schönes Hobby, sondern Balsam für Körper, Seele und Geist. Eingebunden zu sein in Naturprozesse und für Pflanzen Verantwortung zu übernehmen, gibt mir Kraft und Selbstvertrauen.
Schutz vor Schädlingen
Unkraut, Schädlinge und auch Wildtiere muss man im Sommer besonders im Auge behalten. Neben Vögeln sind die Jungpflanzen auch für Schnecken, Blattläuse, Erdflöhe, Nachtfalter, Füchse und andere Eindringlinge ein Schmaus. Deshalb machen wir morgens und abends Gartenrundgänge, um die Beete nach unliebsamen Genossen abzusuchen.
Einige Gemüsesorten überdecken wir während der ganzen Kultur- beziehungsweise der möglichen Befallzeit zum Schutz vor Schädlingen mit feinmaschigen Netzen. So schützen wir sämtliche Kohlgewächse gegen den Kohlweissling, Karotten, Sellerie und Petersilie gegen die Karotten- oder Möhrenfliege, Lauch gegen die Lauchmotte. Dadurch lässt sich verhindern, dass die Schädlinge ihre Eier auf der Pflanze ablegen. Netze mit mittelgrossen Maschen halten Vögel von Gemüse, Beeren und Obstbäumen ab. Auch Mischkulturen von Lauch, Karotten und Zwiebeln haben sich bewährt, da diese Pflanzen sich durch ihre Ausdünstung gegenseitig darin unterstützen, unliebsame Schädlinge fernzuhalten. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass unsere selbst gezogenen Jungpflanzen gegenüber den zugekauften viel schädlingsresistenter und robuster sind.
Frisch gepflückte Erbsen, Spargeln, Salate und Erdbeeren bereichern jetzt unseren Speiseplan. Die meisten Gartenpflanzen sind noch klein. Macht nichts, junges, zartes Gemüse schmeckt eh am besten. Und denkt daran: Mit der Sonnenwende beginnt auch schon die Anzucht von Herbstgemüse.
● Sonnenwarmer Boden ist die beste Voraussetzung zur Saat von Busch und Stangenbohnen. Bei ungünstiger Witterung Stangenund Spargelbohnen geschützt vorkeimen, danach als kleine Pflänzchen mit Startvorteil auspflanzen.
● Gestaffelt werden weiter Radieschen, Sommerrettich, Karotten und Salate gesät.
● Frasslöcher der Erdflöhe an den Blättern von Radieschen, Rettich, Rucola und Kohlarten sind lästig. Erdflöhe meiden feuchte Böden oder werden vertrieben von Salat, Spinat und Holunder. Darum anfällige Pflanzen in Mischkultur mit Salat pflanzen, den Boden gleichmässig locker und feucht halten und mit Salat, Spinat oder Holunderblättern mulchen. Auch Pflanzenbrühen aus Rainfarn oder Wermut vertreiben die Plagegeister.
● Alle vorgezogenen Kräuter und Sommergemüse wie Tomaten, Melonen, Kürbis, Kohlarten, Kohlrabi, Zucchini, Patisson und Lauch auspflanzen.
● Nach der Sonnenwende werden Herbstgemüse wie Zuckerhut, Endivie, Herbstfenchel, Winterlauch, Radicchio und Chinakohl in Schalen gesät.
● Die Spargel- und Rhabarberernte wird nach Johanni (24. Juni) beendet. Die Pflanzen erhalten Dünger und Zeit für Wachstum und reichen Ertrag im Folgejahr.
* Frances und Remo Vetter sind als freischaffende Gartengestalter, Referenten und Buchautoren unterwegs.
Ich bleibe. Dank meiner Ausbildung. Tochter Sahilemariam, 18, Äthiopien
Ich flüchtete vor Dürren. Mutter Tsehay
Ich flüchtete vor Krieg.
Grossmutter Enat
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● Frei gewordene Beete nie brach belassen. Gründüngung (z. B. Buchweizen, Tagetes, Phacelia, Senf) ist rasch ausgebracht und auch rasch wieder entfernt.
● Bohnen, Kohl und Lauch werden angehäufelt.
● Tomaten regelmässig wässern, Seitentriebe ausbrechen und den Boden mit Mulch abdecken.
● Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf wie Kohl, Wirz und Lauch mit Kompost und stickstoffbetonter Düngung versorgen.
● Kräuter regelmässig ernten. Basilikum, Dill, Gewürz-Fenchel und Minze regelmässig auf Seitentriebe zurückschneiden, damit daraus zarte Zweige nachwachsen.
Unter den Obstbäumen pflanzen wir Lavendel, Kapuzinerkresse und Knoblauch – das hält Läuse fern. Sollte an feuchtheissen Frühsommertagen doch einmal eine Läuseplage auftreten, stellen wir umgestülpte, mit Holzwolle gefüllte Tontöpfe als Unterschlupf für Ohrwürmer auf. Diese unermüdlichen Helfer sind neben den Marienkäfern wahre Weltmeister im Läusevertilgen. Fenchel, Dill und Koriander wiederum locken Schwebfliegen und Schlupfwespen an, die Kohlweisslingen und Blattläusen den Garaus machen.
Aber selbst wenn es mal, was im Sommer kaum je der Fall ist, nichts zu ernten gäbe: Ich liebe es, frühmorgens durch den Garten zu schlendern, wenn die Tautropfen auf den Blättern des Frauenmantels hängen, und, den Lavendelduft in der Nase und Vogelgezwitscher in den Ohren, das Obst und Gemüse beim Wachsen zu beobachten. Das tut mir einfach gut. Ich bin überzeugt: So ein Gartenaufenthalt beruhigt das Gemüt und ist die beste Einstimmung und Vorbereitung auf die Herausforderungen des täglichen Lebens. //
Flieder.
● Stauden wie Rittersporn, Karthäusernelke, Lupine und Katzenminze nach der Blüte auf ca. zehn Zentimeter über den Boden zurückschneiden. So blühen viele im Spätsommer ein zweites Mal.
● Wer Iris erhalten will, teilt nach der Blüte alte Horste.
Im Juni ist Rosenzeit: Buschrosen und Rambler blühen um die Wette, dass es eine Freude ist. Aber Schönheit hat auch ihren Preis. Heisst: Damit Rosen üppig blühen, wollen sie richtig gepflegt sein. Mit Mehltau, Sägewespen und Blattläusen bekommt es wohl jeder Rosenliebhaber früher oder später zu tun. Die alten Rosensorten sind weniger anfällig und manche Sorten wie zum Beispiel die Rugosa- oder Kartoffelrose bekommen praktisch keine Krankheiten. Oft sind es immer die gleichen Stöcke, die anfälliger sind als andere. Darum behandeln wir vorbeugend mit biologischen Spritzmitteln.
● Auch einjährige Sommerblumen blühen erneut, wenn Verblühtes regelmässig entfernt, die Samenbildung vermieden und ausreichend gedüngt wird.
● Abgeblühte Polsterstauden wie Blaukissen zurückschneiden, damit die Pflanzen kompakt bleiben.
● Blütensträucher und Gehölze wie Flieder, Forsythie sowie Weigelie, Schneeball und Kornelkirschen, die im Frühjahr am einjährigen Holz blühen, nach der Blüte zurückschneiden.
● Hecken bleiben dicht, wenn diesjährige Triebe Ende Juni eingekürzt werden.
● Rasen regelmässig mähen. Bei andauernder Trockenheit abends einmal wöchentlich ausgiebig wässern. Während einer Feuchtwetterperiode düngen.
Ich muss es eingestehen, dieses Jahr konnte ich es kaum erwarten, endlich wieder in der Erde zu wühlen, Äste zu stutzen, Kräuter- und Gemüsesamen auszusäen und in Beete und Balkonkästen zu setzen. Die Arbeit in der Natur ist nicht nur eine schöne Beschäftigung, sondern sie ist auch nachweislich gesund. Denn der Aufenthalt an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und hält fit, kommt doch der Kreislauf bei der Gartenarbeit so richtig in Schwung. Was die Gartenarbeit für mich aber einzigartig macht, ist, dass mich die Beschäftigung mit den Pflanzen erdet und zufrieden macht. Wer gärtnert, grübelt nicht. Säen, Pflanzen und mit den Händen in der Erde wühlen hat eindeutig meditativen Charakter. Wenn ich Setzlinge in neu angelegte Beete pflanze, den frischen Duft von geschnittenem Gras und Kräutern schnuppere oder sonnengereifte Erdbeeren direkt von der Pflanze nasche, lösen sich Hektik und Sorgen schnell auf. Ich erinnere mich gerne an meinen Grossvater, der zu sagen pflegte: «Schlaf ist der grösste Heiler und wenn es Dir mal nicht gut geht, geh raus an die frische Luft und buddle ein wenig im Garten.»
Wer neben Blumen auch Obst, Gemüse und Kräuter pflanzt, der kann gleich mehrfach profitieren. Nicht nur von der körperlichen Ertüchtigung, der frischen Luft und Sonne, der Entspannung und dem Genuss, sondern auch von frischen, gesunden Lebensmitteln. Bei dem, was wir selbst anbauen, wissen wir genau, woher es kommt; keine Pestizide wurden verwendet und keine fossilen Energien verschwendet durch lange Transporte. Und vor allem: Selbstgezogenes und liebevoll Gehegtes schmeckt einfach am besten!
Folgende Massnahmen haben sich bewährt:
● Nach dem Schneiden immer alles Laub entsorgen. Befallenes Laub nicht kompostieren, sondern separat lagern! Wir haben dafür einen separaten Kompostplatz am Rande des Gartens angelegt.
● Mit dem Blattaustrieb beginnend, spritzen wir regelmässig vorbeugend alle 10 bis 14 Tage mit einem biologischen Stärkungsmittel (z. B. Foenicur, www.biogarten.ch) und einer Milch-Wasser-Mischung (Verhältnis 1 : 6). Wenn man die ersten Anzeichen sieht, ist der Befall schon fortgeschritten.
● Gleichzeitig hängen wir Schlupfsäcke für Ohrwürmer auf, die mit den Blattläusen aufräumen.
Saatkrähen sind kommunikativ, intelligent und verbringen ihr ganzes Leben in Gemeinschaft. Ein Plädoyer für die menschenscheue Schwester der Rabenkrähe.
Text: Eva Rosenfelder
Wer zetert denn am lautesten? Die erboste Passantin jedenfalls übertönt die Krähenschwärme in den alten Bäumen des Stadtparks: «Schauen Sie sich das an! Diese Krähen verdrecken alles, und einen Saulärm machen sie noch dazu! Sicher über zwanzig Nester sind da oben, immer mehr von diesen Vögeln, warum wird da nichts unternommen ?!» Was die Passantin wohl nicht weiss: Bei diesen ruffreudigen Vögeln handelt es sich mitnichten um «gewöhnliche» Krähen, sondern um Saatkrähen (Corvus frugilegus, was so viel heisst wie «Früchte sammelnder Rabe»). Aus der Ferne sind sie tatsächlich kaum von der viel häufigeren Rabenkrähe (Corvus corone = «krähenartiger Rabe»), zu unterscheiden, die im Volksmund «Krähe», «Gwaagge», Aaskrähe oder einfach nur Rabe genannt wird.
Saatkrähen sind etwa gleich gross wie Rabenkrähen und haben bis zum Alter von acht Monaten auch das typische Kennzeichen der erwachsenen Saatkrähe noch nicht ausgebildet: einen unbefiederten, hellgrauen Schnabelansatz. Im Gegensatz zur Rabenkrähe brütet die Saatkrähe gemeinschaftlich in Kolonien: Kommen also viele Nester zusammen, handelt es sich um Saatkrähen. Diese gehen auch schwarmweise auf Nahrungssuche und übernachten stets gemeinsam an einem Schlafplatz.
Auch die Lebensweise und Ernährung der Saatkrähen unterscheiden sich von jener der Rabenkrähen, weiss Livio Rey, Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach: «Saatkrähen fressen zwar wie die Rabenkrähe zur Brutzeit hauptsächlich Regenwürmer, Insekten, Mäuse, Vogeleier und Jungvögel, und im Winterhalbjahr vor allem Samen und Keimlinge. Im Gegensatz zur Rabenkrähe fressen Saatkrähen jedoch kaum menschlichen Abfall. Aufgerissene Abfallsäcke gehen also normalerweise auf das Konto der viel keckeren Rabenkrähen.» Die beiden Arten haben aber auch einiges gemein. So sind z. B. alle Rabenvögel äusserst lernfähig und verstehen es, Nahrung sehr effizient zu nutzen. Kein Wunder also, fühlen sich Saatkrähen - wie auch Elstern und Rabenkrähen - in Siedlungen wohl. Denn im Windschatten der Zivilisation finden sie Strukturen, die genügend Brutmöglichkeiten und Nahrung für sie bieten.
«Die Schweiz ist auch Winterquartier für ziehende Saatkrähen aus Nordosteuropa», berichtet Rey weiter. «Diese Schwärme treffen im Spätherbst ein und bleiben bis im März. Sie halten sich vor allem in den Tieflagen des Mittellandes und der Nordwestschweiz auf.» Die grössten Ansammlungen von gegen Zehntausend überwinternden Saatkrähen bildeten sich in der klimatisch milden Gegend von Basel. «Je nach Lebensraum können Saatkrähen Zugoder Standvögel sein», erklärt der Experte. «Ist es ihnen im Osten und Norden zu kalt, fliegen sie für den Winter Richtung Süden und Westen.»
Saatkrähen sind recht standorttreu. Noch im Winter kehren sie zu ihren angestammten Brutbäumen zurück, wo sie sich in den frühen Morgenstunden versammeln, um potenzielle Nistplätze im Geäst zu begutachten. Im März beginnen die Paare dann mit dem Nestbau. Kunstvoll verbauen sie dürre Zweige in ihre Nester, die sie mit
Moos, Flaum, etc. weich auspolstern – wobei schon mal was herunterfallen kann, wie auf jeder Baustelle. Zwischen den Artgenossen verteidigen sie nur die nächste Nestumgebung. Ist ein Nachbarnest unbewacht, werden Zweige fürs eigene Nest stibitzt. Sind mehrere Nester unbesetzt, können regelrechte Plündereien stattfinden. Im April brüten die Paare bis zu vier Eier aus (rund 18 Tage lang); im Mai ziehen sie ihre krakeelenden Küken auf; binnen rund 30 Tagen entwickeln sich die Nestlinge zu flugfähigen Vögeln. In Sachen Nachwuchs herrscht bei den Saatkrähen Gleichberechtigung: Männchen und Weibchen teilen sich Brut- und Versorgungspflichten. Wohnt man so eng beisammen, ist Organisation und Kommunikation nötig. Immer wieder geht es laut zu und her auf Saatkrähenbäumen, etwa, wenn der brütende Vogel vom Partner gefüttert wird. Später, wenn beide Eltern ihren Nachwuchs versorgen, ertönen auffordernde, heisere Bettelrufe hungriger Jungschnäbel. Ab und zu kraxeln die Jungvögel zum Nestrand, drehen sich um, recken die Kloake übers Nest und – plitsch! Oh weh, wenn unter dem Baum gerade Spaziergänger flanieren oder Autos parkieren, dann sind Konflikte nicht fern. Oft werden diese noch durch generelle Vorurteile gegenüber Rabenvögeln bekräftigt, die sich seit Generationen in den Köpfen festgekrallt haben: vom «Galgen- und Totenvogel» bis hin zu den Bildern aus Alfred Hitchcocks Horrorfilm «Die Vögel» (1963). Mit dem wahren Leben der Rabenvögel hat solcherlei jedoch nicht im Geringsten was zu tun.
Lautstarke Kommunikation
Faktisch erweist sich auch das menschliche Lärmempfinden als subjektiv. So haben Lärmmessungen bei grösseren Saatkrähenkolonien Werte von 60 bis 75 dB ergeben. Zum Vergleich: Autoverkehr beträgt 80 bis 90 dB. Schallpegelmessungen in der Stadt Bern haben gezeigt, dass die Werte von Saatkrähenrufen deutlich unter denen des Verkehrslärms liegen. Geräusche von Personen- und Lastwagen, Bussen, Trams, Eisenbahnen und Kirchenglocken gibt es in unterschiedlichster Intensität sogar rund um die Uhr. «Das Krächzen der Saatkrähen hingegen ist auf den Tag beschränkt, mit den stärksten Lautäusserungen in den frühen Morgenstunden und am Abend», erklärt Livio Rey. Das könne durchaus störend wirken, räumt er ein. Auf einem anderen Blatt steht, in welchem Ausmass der Mensch für die Tiere störend einwirkt – man denke nur etwa an die Lichtverschmutzung.
Zudem: Was können diese Singvögel (ja, Rabenvögel sind Singvögel!) dafür, dass sie nicht zu den wohlklingenden Sängern gehören? Ihre Begabung ist eben kommunikativer Art: Saatkrähen verfügen über eine bewundernswerte Palette an Lautäusserungen. So wird heiser gekrächzt, gegluckst, begrüsst oder lautstark gewarnt in den Kolonien. «Krah» ist eben nicht gleich «Krah»! Je nachdem, ob es beim rituellen Verbeugen sich begrüssender Partner eingesetzt wird oder in aggressiven Situationen, wo es zum deutlich länger und höheren «Krääääh» mutiert. Charmant ist das besonders im Frühjahr in die längeren Krächzlaute eingebettete leise, gurrende «Schwätzen». Auch Jungvögel und Nestlinge rufen sehr laut und quietschend. Schliesslich haben sie grossen Hunger, was sie mit durchdringenden «Rrrahs» kundtun.
01 | Rabenkrähe
(Corvus corone)
Reinschwarzes Gefieder; unterscheidet sich von der ausgewachsenen Saatkrähe durch die befiederte Schnabelwurzel und den weniger spitzen Schnabel.
Lebensraum
Wald, Kulturland und Siedlungen. Population in der Schweiz 80 000–120 000 Brutpaare.
02 | Nebelkrähe
(Corvus cornix)
Hellgraue Krähe mit schwarzen Flügeln und schwarzem Kopf.
Zwillingsart der Rabenkrähe:
Früher wurden beide Arten als «Aaskrähe» zusammengefasst, die Nebelkrähe ist jedoch laut DNA-Analysen eine eigene Art; es kommen aber auch Mischungen (Hybriden) zwischen Rabenund Nebelkrähen vor.
Lebensraum
Wald, Kulturland und Siedlungen. Population in der Schweiz 2000–3000 Brutpaare.
03 | Saatkrähe
(Corvus frugilegus)
Grösse wie Raben- und Nebelkrähe; wichtigstes Kennzeichen ist die nackte, helle Schnabelwurzel. Brütet in Kolonien und lebt immer im Schwarm. Lebensraum
Kulturland und Siedlungen. Population in der Schweiz 5800–7300 Brutpaare.
04 | Kolkrabe
(Corvus corax)
Kolkraben sind die grössten Singvögel überhaupt (etwa bussardgross). Gefieder reinschwarz mit grünlich bis bläulich-metallischem Glanz, Schwanzende keilförmig; kräftiger und leicht gebogener Schnabel. Stimme: vom sonoren «Korrk» und «Grogg»über raues «Rrab» bis zum schönen «Klong» (über 80 Laute).
Lebensraum
Gebirge, Felsen, Wald (ab und zu auch in bewaldeten Pärken). Population in der Schweiz 2000–3000 Brutpaare.
(Corvus monedula)
Dunkelgrauer Vogel mit hellgrauem Nacken, kurzem Schnabel und heller Iris; kleiner als Saat-, Raben- und Nebelkrähe, schnellerer Flügelschlag. Meist angenehm klingende, kurze Rufe: «kja», oft mehrfach wiederholt, und härteres «kjack!» oder gezogenes «kjaar».
Lebensraum
Höchste Siedlungsdichten in Städten. Höhlenbrüter in Felswänden, alten Bäumen und Gebäuden (Kamine, Kirchtürme), bildet oft kleine Kolonien.
Population in der Schweiz 1250–1500 Brutpaare.
06 | Alpendohle
(Pyrrhocorax graculus)
Grösse ähnlich der «normalen» Dohle, Gefieder aber komplett schwarz. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal sind der gelbe Schnabel und die roten Beine. Alpendohlen sind Allesfresser. Im Winter besuchen sie auch die Siedlungen. Ausserhalb des Alpenraums kaum zu beobachten. Lebensraum
Gesamter Alpenraum. Population in der Schweiz 11 000–21 000 Brutpaare.
07 | Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax)
Die Alpenkrähe brütet bei uns nur noch im Wallis und zählt zu den stark bedrohten Brutvögeln. Die Nistplätze liegen im Gebirge in Höhen zwischen 1600 und 3000 m ü. M. Bestimmte Neststandorte können über eine lange Zeit immer wieder benutzt werden. Die Paare bleiben sich lebenslang treu. Nur beim Tod
eines Partners kommt es zu einer Neuverpaarung. Obwohl Alpenkrähe und Alpendohle im Wallis zusammen vorkommen, werden sie selten in gemischten Gruppen angetroffen.
Lebensraum
Gebirge im Kanton Wallis. Population in der Schweiz 70–80 Brutpaare.
08 | Elster (Pica pica)
Schlanker Rabenvogel mit auffällig langem Schwanz; mit der typischen Schwarz-Weiss-Färbung unverwechselbar. Der Bestand der Elster ist in den letzten Jahrzehnten insgesamt nur leicht angestiegen. Sie ist aber vermehrt ins Siedlungsgebiet eingewandert und zu einem eigentlichen Kulturfolger geworden. Lebensraum
Kulturland, Siedlungen. Population in der Schweiz 35 000–40 000 Brutpaare.
09 | Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Rot-beige Grundfärbung, gestrichelter Scheitel, schwarzer Bartstreif und blaue Flügelbugfedern. Laute, rätschende Rufe, auch bussardähnliche Pfiffe.
Lebensraum
Wald, Obstgärten, Siedlungen. Population in der Schweiz 60 000–75 000 Brutpaare.
10 | Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes)
Grösse wie Eichelhäher, Gefieder braun mit dichter weisser Fleckung. Vogel der Nadelwälder, bevorzugte Nahrung Kiefernund Fichtensamen sowie Haselnüsse, auch Beeren und Obst. Ruft schnarrend und meist wiederholt «krääähh.»
Lebensraum
Nadelwälder.
Population in der Schweiz 20 000–25 000 Brutpaare.
saatkrähen |
Gemeinsam sind sie stark: Saatkrähen leben in Dauerehe und bleiben gleichzeitig stets in Schwärmen verbunden.
Im Windschatten der Zivilisation finden Saatkrähen ge nügend Brutmöglichkeiten und Nahrung.
Nimmt man sich die Zeit, die Saatkrähen zu beobachten, findet man sich wieder in einem belebten «Dorf» mit regem Austausch. Wer dem Treiben einer Kolonie länger zuschaut, wird bald staunen über die akrobatischen Flugspiele, die Vielzahl der Laute, vor allem aber über die berührende Fürsorge und ein faszinierendes Miteinander.
Einer für alle
Ende Juni sind die letzten Jungvögel flügge. Sie verlassen ihre Brutbäume und streifen mit den Altvögeln zur Nahrungssuche umher. Manchmal schliessen sich ihnen auch andere Arten an, etwa Rabenkrähen oder Dohlen, ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark! Saatkrähen leben in Dauerehe, bleiben aber gleichzeitig stets in Schwärmen. In diesen brüten sie, suchen zusammen Nahrung und abends beziehen sie den gemeinschaftlichen Schlafplatz. «So sind Saatkrähen nie wirklich alleine, haben kein echtes Revier und sind höchst sozial. Eine Strategie mit Vor- und Nachteilen», erläutert Rey: «Zwar sind sie so gegen Angreifer besser geschützt, doch können sich Krankheiten durch das nahe Beisammensein leichter ausbreiten. Zudem ist der Platz begrenzt.»
Tagsüber verlassen Saatkrähen die Stadt und suchen die Landwirtschaftsgebiete bis zirka zehn Kilometer ausserhalb der Agglomerationen auf. «So geniessen sie am Tag die Vorteile des Landlebens, sammeln Früchte, Samen, Engerlinge, Würmer, Wühlmäuse und ähnliches, während sie nachts wieder den Schutz und die Wärme der Stadt suchen, wo auch ihre Feinde deutlich weniger häufig sind, etwa Greifvögel.» Vom Menschen halten sich die vorsichtigen Saatkrähen eher fern. Ganz im Gegensatz zur Rabenkrähe.
Geschützt und gejagt
Als 1963 erstmals ein Saatkrähenpaar in der Schweiz brütete, freute man sich. Die Anzahl Paare nahm zwar kontinuierlich zu, jedoch langsam. Trotzdem wurden sie bejagt. Erst 1986 setzte man die Art auf die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten und ihr Abschuss wurde verboten. Der Bestand nahm in der Folge deutlich zu, sodass Saatkrähen 2010 neu als «nicht gefährdet» eingestuft und mit der Änderung der Jagdverordnung 2012 wieder zur jagdbaren Art erklärt wurden. Während der Schonzeit
vom 16. Februar bis zum 31. Juli ist das Jagen sowie Zerstören der Nester, Eier und Jungvögel nach wie vor verboten. Heute brüten schätzungsweise 5800 bis 7300 Paare in der Schweiz. Zum Vergleich: Von der Rabenkrähe gibt es rund 80 000 bis 120 000 Paare.
Die Kolonien der Saatkrähen bevorzugen Alleen und Parkanlagen. Nester werden gern auf Platanen, aber auch auf Eschen, Robinien, Buchen, Ahornen etc. errichtet. Allfällige Vertreibungsversuche, wie sie immer wieder durchgeführt werden, durchschauen die schlauen Vögel meist schnell. Das macht es schwierig, sie zu vertreiben. Patentrezepte gibt es sowieso nicht, denn jede Kolonie spricht auf andere Methoden besser an. Meist bewirkt menschliches Eingreifen deshalb wenig, und eine Kolonie wächst rasch wieder zu alter Grösse heran. «Die Ausbreitung der Saatkrähe in der Schweiz verlief sehr dynamisch», sagt Rey: «Einzelne Kolonien blieben über Jahre klein oder wurden schon im ersten oder nach wenigen Jahren aufgegeben, andere wiederum wuchsen stark an.» Neben Vertreibungsversuchen wird immer wieder eine Regulation der Population gefordert. Der Abschuss setzt aber natürliche Regulationsmechanismen ausser Kraft, die eine unbegrenzte Zunahme der Bestände einschränken: Wenn die Bestandsdichte zu hoch ist, treten natürlicherweise vermehrt Nichtbrüter auf. Das stört die Brutpaare bei der Jungenaufzucht erheblich und schmälert auch den Bruterfolg. Zudem nehmen Aggressionen zwischen benachbarten Brutpaaren zu und in der Folge nimmt die Siedlungsdichte ab. Es ist die Regel, dass sich die Natur selbst reguliert, wenn der Mensch nicht reinpfuscht. Bei den Saatkrähen ist es nicht anders.
Warum also nicht akzeptieren, dass diese Vögel als Kulturfolger Spiegel der menschlichen Expansion sind? Wäre es nicht sinnvoller, generell die Biodiversität zu fördern, statt Arten zu dezimieren? Als anpassungsfähige Vögel kommen Rabenvögel auch gut in monotonen Landschaften zurecht. Wollen wir in unserer Umgebung auch anspruchsvollere Vögel, können wir sie mit einheimischen Sträuchern, Bäumen, unversiegelten Flächen und Blumenwiesen fördern. Dann können wir uns an einem vielstimmigen Vogelkonzert erfreuen und gleichzeitig den Krähen bei ihrem täglichen Treiben zuhören – mehr Lebensqualität für alle Beteiligten. //
Im Sommer sprüht das Leben. Wärme und Licht im Überfluss lassen die Pflanzen üppig gedeihen. Und der Mensch geniesst die längsten Tage des Jahres, am liebsten mit Freunden an einem See oder Fluss. Lasst uns das Leben feiern!
Text: Andreas Walker
❜( . . . ) Sommer muss es sein.
Wo alles drängt und sich bereitet
Auf einen goldnen Erntetag,
Wo jede Frucht sich schwellt und weitet
Und schenkt, was Süsses in ihr lag.
Gustav Falke (1853–1916)
Seit jeher spielt der Tag der Sommersonnenwende (21. Juni) eine wichtige Rolle für weltliche und religiöse Feierlichkeiten, die Mittsommerfeste. Vor allem in den nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen hatten die Sonnenwendfeste einen festen Platz. Auch heute findet noch jedes Jahr in Stonehenge (Südengland) bei der Kultstätte, dem berühmten Steinkreis, die grösste Sommersonnenwendfeier Europas statt. Im heidnischen Mitteleuropa war die Sonnenwende den Kelten und Germanen ein Höhepunkt im Jahreslauf. Zu Ehren der Fruchtbarkeit zelebrierten sie grosse Feste. Die Sonnenwende, glaubten sie, markierte den Übergang zwischen den Welten, in der sowohl die Götter, als auch die Naturgeister mit den Menschen in Kontakt treten konnten. Mit der Christianisierung Europas versuchten die Missionare, das keltische Fest der Sommersonnenwende in den christlichen Jahreskreis zu integrieren. So wurde der 24. Juni Johannes dem Täufer geweiht. Auf diese Art fanden zahlreiche keltische und auch germanische Bräuche Eingang in die christliche Tradition, wie etwa der Tanz um den Maibaum (Walpurgisfest in der Nacht auf den 1. Mai) oder um das Johannisfeuer (Johannisfeuerfest in der Nacht auf den 24. Juni). Das Johannisfeuer wird auch als Sonnenfeuer oder Sonnwendfeuer bezeichnet. Das Feuer wird meist in der Nacht vor dem Johannistag angezündet. Man kennt den Brauch auch noch bei uns im alemannischen Raum. In den skandinavischen Ländern, wo es im Sommer in der Nacht gar nicht mehr dunkel wird, werden diese Bräuche noch intensiver gelebt. So zählt «Midsommar» in Schweden neben Weihnachten zu den wichtigsten Familienfesten des Jahres.
Bei uns werden eher am 1. August, dem Nationalfeiertag, auf den Berggipfel und Anhöhen über den Dörfern grosse Feuer entzündet. Diese «Höhenfeuer» dienten ursprünglich der militärischen Nachrichtenübermittlung. Danach wurden die Feuer als Symbol der Zusammengehörigkeit und des gegenseitigen Beistandes auch weiterhin auf den Bergen und Hügeln am Nationalfeiertag angezündet – bis heute. Eine andere Theorie besagt, dass die Höhenfeuer an die brennenden Burgen nach der Befreiung aus der Knechtschaft erinnern. In der Tradition der Mittsommerfeste sollten die Feuer zur Abwehr der bösen Geister dienen.
Der Sommer strotzt in jeder Hinsicht vor Energie. Während dieser Zeit strahlt die Sonne am wärmsten, was sich in der Natur in mannigfacher Vielfalt zeigt. Ein üppiges Pflanzenwachstum, auch im eigenen Garten: was für eine reiche Vielfalt! Auch die Wetteraktivitäten sind in dieser Jahreszeit extrem variabel. Nach einem Hitzetag kann ein Gewitter mit Blitz, Donner und Hagel aufziehen und grossen Schaden anrichten, etwa in der Landwirtschaft.
Der Sommer ist also auch mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Landwirte dürfen sich bei gutem Wetter über eine reiche Ernte freuen – und die Konsumenten über frisches Obst und Gemüse von hier. Allerdings droht, latent im Hintergrund, immer auch die Gefahr, dass durch ein Hagelunwetter die Ernte binnen Minuten zerstört wird. Ausserdem ist die Sommersonne für die Landwirtschaft nur vorteilhaft, wenn auch genug Regen fällt, der die Felder bewässert. Eine gnadenlos sengende Sommersonne lässt
Dieses Jahr beginnt der Sommer am 21. Juni um 5.32 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt erreicht die Sonne den nördlichsten Punkt ihrer scheinbaren Bahn – den Punkt der Sommersonnenwende. Am nördlichen Wendekreis steht die Sonne an diesem Tag am Mittag senkrecht am Himmel; am Äquator erreicht sie den niedrigsten Stand von 66,5 Grad.
Der 21. Juni ist bei uns der längste Tag des Jahres, und die Sonne erreicht am Mittag die maximale Höhe des Jahres von 66 Grad. Während der Tag bei uns etwa 16 Stunden dauert, wird der Tag in Richtung Norden immer länger; im Gebiet des nördlichen Polarkreises bis zum Nordpol geht die Sonne gar nicht mehr unter (Mitternachtssonne), während sie im Gebiet des südlichen Polarkreises bis zum Südpol gar nicht mehr aufgeht: Am Südpol herrscht Polarnacht. Derweil steht die Sonne am Nordpol 23,5 Grad über dem Horizont, wo sie parallel zu diesem ihre Bahn zieht, also nicht auf- oder untergeht.
Die Umlaufbahn der Erde um die Sonne ist leicht elliptisch. Deshalb sind die vier Jahreszeiten nicht gleich lang. Da sich die Erde jeweils Anfang Juli am entferntesten Punkt von der Sonne befindet, umkreist sie diese an dieser Stelle am langsamsten. Anfang Januar ist die Erde am sonnennächsten Punkt und wandert am schnellsten um die Sonne. Infolge der unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten der Erde ist das Winterhalbjahr der Nordhalbkugel etwas kürzer – 179 Tage – als das Sommerhalbjahr mit 186 Tagen
die Felder verdorren und den Grundwasserspiegel senken. Umgekehrt kann ein Gewitter mit Platzregen zu viel Wasser bringen und die Felder überschwemmen.
« Juhannus », das heidnische Finnen-Fest Frühere Völker waren noch weitaus mehr vom Wetter abhängig. Eine Missernte hatte in der damaligen Zeit häufig eine Hungersnot zur Folge. Deshalb wurde an den Sonnenwendfesten auch für eine gute Ernte gebeten, die vor Gefahren geschützt werden soll. Etwa bei den Samen. Die Finnen feiern heute noch das Mittsommerfest «Juhannus» am Samstag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. Ursprünglich handelt es sich um ein heidnisches Fest mit Zeremonien für Licht und Fruchtbarkeit in den nordischen und baltischen Ländern. Trotz des christlich anmutenden
Namens sind sowohl die Ursprünge als auch die bis heute gültigen Traditionen nicht auf das Christentum zurückzuführen. Es sind viel ältere Überlieferungen. Juhannus wurde früher zu Ehren des finnischen Hauptgottes «Ukko» gefeiert, der für das Wetter, die Ernte und den Donner zuständig war. Nach der damaligen Vorstellung entstanden die Blitze, wenn er mit seinem Wagen über den steinernen Himmelsweg fuhr, sodass die Funken sprühten. Noch heute werden die Feuer zum Mittsommerfest in Finnland «ukko-kokko» genannt, was so viel wie «Ukko-Johannisfeuer» bedeutet. Während des Juhannus sind am Seeufer viele Feuer auf allen Seiten der Gewässer zu sehen. Und der Name für Gewitter oder Donner lautet «ukkonen». Lärmen und Trinken waren nicht nur bei den Samen ein wichtiger Bestandteil dieser Feierlichkeiten, denn die Menschen waren überzeugt davon, dass dies Glück bringt und die bösen Geister vertreibt. Nach altem Volksglauben fiel die Ernte umso besser aus, je mehr man an Juhannus trank. Doch das exzessive Trinken von Alkohol fordert ihren Tribut – jedes Jahr sterben in Finnland in der Mittsommernacht bis zu 20 Menschen bei meist alkoholbedingten Unfällen im Strassen- und Wasserverkehr.
In der hellen und warmen Sommerzeit sind wir gerne draussen – wenn es nicht zu heiss und «tüppig» ist. Joggen, Radfahren, Wandern, Klettern, Schwimmen, Federball, Boccia – die Palette an Aktivitätsmöglichkeiten ist wohl nie grösser als im Sommer. Wo man draussen lebt, manche fast rund um die Uhr. Allerdings sind für anstrengende Aktivitäten um die Mittagszeit die Temperaturen zu hoch. Man darf das nicht unterschätzen: Tage mit grosser Hitze und grosser Luftfeuchtigkeit können den Kreislauf stark belasten. Denn die hohe Feuchtigkeit in der Luft reduziert unser Schwitzvermögen und damit auch die Abkühlung des Körpers. Das kann zu einem Hitzestau und im schlimmsten Falle sogar zu einem Hitzschlag führen. Deshalb sollten Höchstleistungen an schwülen Tagen wenn immer möglich vermieden werden!
Das wichtigste bei den heissen Temperaturen ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. So können problemlos bis zu drei Liter am Tag, bei sportlichen Aktivitäten auch mehr, getrunken werden. Am besten eignen sich Wasser, ungesüsster Tee oder verdünnter Saft. Ein Mangel an Flüssigkeit kann körperliche Beschwerden wie z. B. Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerz hervorrufen. In schlimmeren Fällen können sogar HerzKreislauf-Probleme auftreten.
Am Mittag sollte man den Schatten oder die Kühle des Hauses suchen. Sich besonnen sonnen ist gesund, nicht brutzeln! Längere Aufenthalte im Freien sollten vor allem am Morgen oder Abend stattfinden. Anstrengende Gartenarbeit oder Sport sowieso. Wichtig ist, immer wieder Schattenplätze oder gekühlte Räume aufzusuchen oder eine kurze (Garten-)Dusche zu nehmen, um sich abzukühlen. Eine leichte, helle Bekleidung lässt zudem die Hitze leichter ertragen. Auf schwer verdauliche Kost sollte man eher verzichten, sie belastet den Körper in der Hitze des Sommers besonders stark. Salate, Gemüse und Obst sind angesagt – all das, was die sommerliche Ernte so hergibt. //
Nach dem kältesten April seit 20 Jahren und dem auch nicht so prächtigen Mai, lechzen viele nach Sonne. Was es beim Sonnenbad und danach zu beachten gilt.
Sonne tut so gut! Sie wirkt positiv auf Hautbild und Psyche, regt die Durchblutung an und stärkt das Immunsystem. Wichtig ist jedoch, dass man die UVStrahlen in vernünftiger Dosis geniesst. Denn Sonnenbrände erhöhen das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Gegen kurze Sonnenbäder hingegen ist nichts einzuwenden, im Gegenteil: sie fördern die Abwehrkräfte. Eine Studie der Universität Edinburgh zeigt überdies, dass ein einziges Sonnenbad von 20 Minuten den Blutdruck merklich senkt.
Schutz vor Krebs und starke Knochen
Sonnenbäder fördern die Produktion von Vitamin D. Und wer viel Vitamin D im Blut hat, erkrankt seltener an Darmkrebs. Auch vor Brustkrebs schützt ein hoher Vitamin D-Spiegel, wie dänische Krebsforscher in einer Anfang Jahr im «BMJ Journals» publizierten Studie schreiben.
Wissenschaftler vom schwedischen Karolinska Institutet kamen in einer 2016 im «Journal of Internal Medicine» erschienenen Studie gar zum Schluss, dass der Verzicht auf Sonne «so gefährlich wie Rauchen» sei. «Sonnenvermeiderinnen» starben demnach bis zu zwei Jahre eher als Frauen, die sich sonnten, so oft es ging. Letztere erkrankten zwar ein wenig häufiger an bösartigem Hautkrebs; aber auch bei ihnen war diese Diagnose sehr selten. Vitamin D schützt
aber nicht nur vor Krebs, sondern auch vor Infektionskrankheiten. Dies indem es die sogenannten T-Zellen (Immunzellen) aktiviert, die dann Bakterien und Viren bekämpfen. Vitamin D sorgt auch dafür, dass Kalzium ins Knochengewebe gelangt, also für starke Knochen.
Regelmässige massvolle Sonnenbäder (Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden!) sind also weit mehr als Seelenbalsam. Je nach Hauttyp variiert die Eigenschutzzeit zwischen zirka 15 Minuten (sehr helle Haut, häufig Sommersprossen und rötliches Haar) bis zu 80 Minuten (Menschen mit dunkelbrauner bis schwarzer Haut). Dem Hauttyp entsprechend lange (siehe Internet) sollte man sich mindestens drei- bis viermal pro Woche am Vormittag oder späten Nachmittag/Abend ohne Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen. Denn diese verhindern, dass die für die Vitamin-D-Bildung wichtige UV-B-Strahlung in die tieferen Hautschichten vordringen kann.
Durch die UV-Strahlung verliert die Haut Feuchtigkeit, wird trocken und spröde, die Haare werden strohig. Grund genug, Haut und Haare nach dem Sonnenbad mit Pflegeprodukten zu verwöhnen. Diese helfen nicht nur, den Feuchtigkeitsverlust auszugleichen, sondern auch die Bräune der Haut länger zu erhalten. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an After-Sun-Produkten. Manche Hautexperten halten Spezialprodukte indes für überflüssig oder gar problematisch, da sie mitunter Alkohol, Duftstoffe und Emulgatoren enthalten, die die Haut zusätzlich reizen können. MM/ krea
Sind Haut und Haare strapaziert, helfen folgende Pflege-Tipps:
● Ob After-Sun-Lotion oder normale Hautlotion: weichen Sie auf milde Produkte aus. Wenn Sie empfindliche Haut haben, sollten Sie die Crème oder Lotion vorher testen, z. B. in der Armbeuge.
● Verzichten Sie auf fettreiche Produkte und wählen Sie feuchtigkeitsspendende Lotionen. Eine Wohltat für sonnenstrapazierte Haut ist Aloe-Vera-Gel. Bei Sonnenbrand – den es zu vermeiden gilt – helfen auch spezielle entzündungshemmende Gels und Salben.
● Trockene, schuppige Stellen entstehen, weil beim Sonnenbaden der Haut Harnstoff entzogen wird. Hier helfen feuchtigkeitsspendende Lotionen, die Urea (Harnstoff) enthalten.
● Auch die Haare nur mit milden Shampoos waschen, die die Kopfhaut nicht reizen. Möglichst aufs Föhnen verzichten, denn das trocknet die Haare zusätzlich aus.
● Spezielle After-Sun-Haarkuren glätten die Oberfläche des Haares und machen es wieder leichter kämmbar. Den gleichen Zweck erfüllen Haarpackungen, die man im Nu selbst herstellen kann: 2 Eigelb mit 1 EL Olivenöl verrühren, gut ins Haar einmassieren, mind. 30 Min. einziehen lassen; dann mit mildem Shampoo auswaschen. Bei trockenen Haarspitzen etwas leicht angewärmtes Weizenkeim-, Mandel- oder Olivenöl vor dem Waschen in die Haarspitzen geben oder – noch besser – über Nacht einwirken lassen.
Gutes Wasser
Gesund und genussvoll trinken
Evodrop Wasser schmeckt köstlich weich und besitzt höchste Zellverfügbarkeit – somit sorgt es für bestes Wohlbefinden. Kaffee und Tee erfinden sich mit diesem Wasser neu und die Geräte müssen nie mehr entkalkt werden. Reines und vitales Wasser ist einer der Grundbausteine für höchstes Wohlbefinden und sollte jederzeit unbegrenzt zugänglich sein.
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Für sensible Haut
Ayurvedische Gesichtspflege
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Lippenpflege
Natürlich küssen
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Nachhaltig wohnen
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Hochwirksam und praktisch per Spray
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Bei Müdigkeit
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Weiterbildung
Seminare mit Tiefgang
Bei uns am LIKA ist klar: sich weiterbilden und wohlfühlen, gehören zusammen. Hier ein kleiner Ausschnitt aus unserem Juni-Programm
12./13. Juni Mutig, wild und wunderbar, Atem- und Biografiearbeit mit Yvonne Zehnder und Monika Bloch.
20. Juni Grüne Tara, eine friedvolle weibliche Buddhaform, die nicht nur in Tibet, sondern auch bei uns im Westen sehr populär ist mit Lama Kunsang Rinpoche. 26./27. Juni Spirituelle Sterbebegleitung aus der Sicht des tibetischen Buddhismus mit Dorothea Mihm.
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Heuschnupfen
Heilung durch Allergie-Coaching
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Im Herzen des Malcantone
Die Casa Santo Stefano liegt in einem typischen Tessinerdorf inmitten einer wildromantischen Hügellandschaft mit Kastanienwäldern und Wasserfällen. Viele Yoga- und Wander-Angebote, zum Teil kombiniert mit wundervollen Massagen. Neu: Auch als Individual-Themen-Package buchbar.
Eine Auswahl aus unserem Kursprogramm 2021
6.6.– 10.6. Yoga, Wandern und Auszeit à la carte
10.6.– 13.6. Yogaweekend im Tessin 20.6.– 25.6. Yoga, Wandern und Auszeit à la carte
25.6.– 27.6. Kinästhetik meets Yoga
10.7.– 16.7. Yogaferien
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Wo Fernsehen ein Blick aus dem Fenster ist Fernsehen – in die Weite blicken. Die Zeit geniessen und die Seele baumeln lassen. Ankommen zum Sein, Bewegen und Entspannen. Sie leben in Ihrem Tempo, nach Ihren Wünschen, zu Ihrer Zeit. Das ist Fasten in St. Otmar. Balsam für Körper und Seele. Bei uns im Kurhaus St. Otmar in Weggis sind Sie genau richtig. Hier geniessen Sie Fasten-Kuren, persönlich betreut und individuell begleitet.
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Lösung des Rätsels aus dem Heft 05-2021
Gesucht war: Immunsystem
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Bewusst gesund leben
41. Jahrgang 2021, ISSN 2234-9103
Erscheint 10-mal jährlich
Druckauflage: 22 000 Exemplare
Verbreitete Auflage: 14 820 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2020)
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Juli | August
Resilienz. Wie uns das « Immunsystem der Psyche » durch schwere Zeiten trägt. TCM & TEN. Traditionelle Heilkunst aus China und Europa im Vergleich. TellingtonTouch. Die positiven Wirkungen von Berührungen bei Mensch und Tier. Traumaarbeit. Chancen und Grenzen der Kinesiologie. Bäume. Über die Energie, Heilkraft und das soziale Leben der Bäume. Achtsamkeit. Wie wir in der Natur wieder zu uns selbst finden – und was das für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit bedeutet.
Kartoffeln. Lanweilig? Von wegen ! Wissenswertes, Tipps und Tricks rund um die tolle Knolle. Bioweine. Die feinen Tropfen der Biowinzer werden immer besser. Das ist auch wichtig für die Umwelt. Doch noch gilt es, einige Hürden zu nehmen.
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«natürlich» 07 | 08-21 erscheint am 30. Juni 2021
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Der erste Lichtstreifen färbt den Horizont; ganz langsam wird es Tag. Noch weile ich im Land der Träume, einzig der Duft aus dem Espresso-Kännchen erinnert mich, dass da irgendwo noch Lebensgeister schlummern. Kater-Zeit! Nein, nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken. Mein Kater ist pelzig und schwarz von Kopf bis Fuss, ausser, wenn er seine Härchen wie feinste Antennen aufstellt und man seine Haut zartrosa durchschimmern sieht – so, wie gerade jetzt, wo er mir wie jeden Tag auf den Schoss springt und beim Kaffeetrinken Gesellschaft leistet. Er schnurrt, surrt und kuschelt sich an mich und beglückt so meine ersten Morgenstunden mit seinem Wohlbehagen, das sich unmerklich überträgt, selbst auf einen Morgenmuffel, wie ich es bin. Nahezu seit zwanzig Jahren ist dieses flauschige Wesen mit mir unterwegs auf meiner Reise durch den Alltag.
Che, benannt nach gutem Vorbild, bleibt immer so lange, bis der Kaffee seine Wirkung tut. Beginnen meine Gedanken zu kreisen, der Tagesablauf taucht vor mir auf, das Hamsterrad des Alltags kommt in die Gänge, so ist er weg, der Freiheitskämpfer. Doch nur, um unverhofft wieder aufzutauchen. Etwa auf meiner Yogamatte: Kaum setze ich mich, schalte herunter, atme tief ein und aus – schon ist er da. Mit seinem Köpfchen stupft er mich an, umschmeichelt mich, um sich dann direkt vor mir zu platzieren und mich mit seinen gelben Augen zu fixieren. Brauche ich zwecks Übungen Platz, so springt der Yogi-Meister –er muss einer sein – auf den nächsten Sessel, um mich zufrieden schnurrend zu begutachten.
Gönne ich mir mal ein Mittagsschläfchen, bekomme ich wie aus dem Nichts heraus Gesellschaft – direkt
●
neben meinem Ohr schnurrt es gemütlich, ein Katzentier stolziert über meine Beine, thront gar frech auf meinem Bauch, um sich dann aber sanft neben mich hinzukuscheln. Wo und wann immer ich herunterfahre, pirscht Che heran auf Katzenpfötchen und teilt mit mir diese offensichtlich «kätzischen» Momente.
Taucht Che mal nicht auf, so hat das seinen Grund: Ich fahre mal wieder auf Hochtouren, da war kein Moment Pause. Und bestimmt bin ich schlecht gelaunt, hektisch oder getrieben vom Gefühl: Wie soll ich das nur schaffen?! Solche Momente sind unter der Würde eines Katers. Da vertrollt er sich lieber an die Sonne oder schlummert selig auf der weichsten Decke, die sich finden lässt. Dort frönt er dem zeitlosen Sein. Halte ich nach ihm Ausschau, so ist es gleichzeitig auch eine Rückbesinnung auf mich selbst – Medizin für die Seele.
Sind wir besonders verbunden, weil ich ihn und seinen kleinen Bruder einst selbst aufgezogen habe? Im zarten Alter einer Woche haben die beiden Kätzchen ihre Mutter verloren. Nie werde ich diese Bündel in meiner Hand vergessen, die aus einem Puppenfläschchen ihre Milch nuckelten. Und später: Die weit aufgerissenen Augen von Che, als sein noch junger Bruder innert kürzester Zeit an Lungenkrebs starb.
Man mag argwöhnen, dass die verwöhnten Stubentiger mit Vögeln und Kleinsäugetieren ihr schlimmes Unwesen treiben, Spiel- und Jagdtrieb sagt man dem. Auch Che war so einer. Da habe ich mir jeweils geschworen, dass ich nie mehr eine Katze haben würde –nach ihm. Heute sitzt der alte Kater auf der Terrasse, vor seiner Nase tummeln die Spatzen. Scheinbar nachdenklich beschaut er ihr Spiel. Dann trollt er sich zufrieden aufs Sofa und rollt sich ein.
Seine Sinne aber sind überall, die gelben Augen sehen alles – selbst, wenn Che zu schlummern scheint. Mit Leichtigkeit vermag er dabei den Raum mit Wohlbehagen zu erfüllen. Auf Samtpfoten steht er ein für die Schönheit des Augenblicks und immer wieder, tagaus und tagein, lehrt er mich geduldig. So, wie es grosse Meister eben tun. //
Eva Rosenfelder ist Autorin/Journalistin BR. In ihrer Serie schreibt sie für «natürlich» über kleine und grosse Glücksmomente des Alltags. Mehr über die Autorin und ihre Angebote wie Naturspaziergänge und Naturorakel erfahren Sie unter www.natur-und-geist.ch