2 minute read

Kolumne

Megatrends 2030 und unsere Berufsbildung in der Schweiz

«Leaving no one behind»

Die Berufsbildung ist von Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft geprägt. Die Folgen von Megatrends wie Digitalisierung, steigender beruflicher Mobilität sowie demografischem Wandel stellen neue Anforderung an Fachkräfte und Unternehmen.

Bildung ist eine Grundvoraussetzung und die Triebfeder für nachhaltige Entwicklung. Sie ist Hebel für die Minderung von Armut, da sie Kapazitäten steigert und uns die Chance auf ein besseres Leben bietet. Darüber hinaus versetzt sie uns besser in die Lage, globalen Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Klimawandel oder gewaltsamen Konflikten zu begegnen, um nur einige Beispiele zu nennen. Zudem trägt Bildung massgeblich dazu bei, dass Migranten, Flüchtlinge und Bin-

Ernst Meier Hondrich

nenvertriebene in ihren Zielländern oder nach ihrer Rückkehr bessere sozioökonomische Perspektiven haben. Wir wissen, dass es ohne Bildung keine Entwicklung geben kann. Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht und der Katalysator für nachhaltige Entwicklung, Wirtschaftswachstum und die Schaffung einer gerechten und friedlichen Gesellschaft.

Was hat das nun alles mit der Schweiz zu tun?

Digitalisierung und Globalisierung bewirken, dass sich unsere Umwelt immer schneller verändert. Schon in weniger als zehn Jahren wird die Schweiz anders aussehen als heute. Autonom fahrende Autos, denkende Maschinen und digitale Assistenten, Drohnen, welche unsere Post austragen, Demente, die von Robotern betreut werden sowie ein künstlich hergestelltes Stück Lamm auf dem Mittagsteller können schon bald zu unserer neuen Realität werden.

Strategische Leitlinien der Berufsbildung

Das breite Konzept unserer Berufsbildung umfasst alle organisierten Lernprozesse zur Entwicklung fachlicher, sozialer und persönlicher Kompetenzen und Qualifikationen und ermög-

«Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.»

Georg Christoph Lichtenberg, Mathematiker und Naturforscher, †1799

licht individuelle Bildungswege und Laufbahnentwicklungen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, benötigen wir aber ein schnelleres, flexibleres und bedarfsgerechteres Berufsbildungssystem, das Entwicklungen antizipiert und uns Menschen befähigt, mit den Entwicklungen Schritt zu halten. Schon heute befürchten viele, dass sie mit all den Neuerungen, welche sich vermehrt auch bis in die privatesten Bereiche ausdehnen, nicht mehr mithalten können.

Zurück zum Menschen

Trotz der digitalen Welt sehnen wir Menschen uns nach realen Kontakten und dem Rückbezug auf die direkte Umwelt. Ferien am Thunersee, das Gemüse aus dem Garten, das Bier vom örtlichen Brauer. Dank der Globalisierung haben wir die freie Wahl, was und wie wir konsumieren. Was im Laden nicht gefunden wird, kann online bestellt werden. Das Angebot der grenzenlosen Welt mag zwar verlockend sein, doch der Trend geht zurück in Richtung von dem, was lokal und greifbar ist. Wirtschaftlich gewinnen regional hergestellte Produkte bei Verbrauchern an Reiz. Politisch wird lokalen Vorgaben mehr und mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Nun gilt es auch, bildungspolitisch zu verhindern, dass aus den Angeboten zur Weiterbildung ein Zwang zum lebenslangen Lernen wird. Bildung ist ein Menschenrecht und soll nicht zum Zwang, zur Pflicht werden.

This article is from: