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Harrys Gedankensprudel

Harry begleitet die beiden Freundinnen auf dem letzten Wegstück bis zu seinem Zuhause und erzählt dabei von seinen Beobachtungen im Dorf. Er merke, dass zwischen den Generationen manchmal grosse Uneinigkeit herrsche, zum Beispiel darüber, wie der Alpabzug am besten zu gestalten sei. Viele junge Leute wollen den Traditionsanlass anpassen und ein umfangreicheres Rahmenprogramm zusammenstellen. Die ältere Generation wolle hingegen am schlichten Drumherum festhalten. Sie sei der Meinung, dass der Anlass für die Einheimischen, für die Älpler und für die Bauern, deren Rinder und Kühe mit auf der Alp waren, bestimmt sei. Die Jungen hingegen hätten längstens realisiert, dass sich gerade solche Traditionsanlässe in authentischen Bergorten bei auswärtigen Gästen und Touristen immer grösserer Beliebtheit erfreuen. Sie sähen darin auch Chancen, einerseits das Dorf und die Region noch bekannter zu machen, andererseits die Traditionen so zu gestalten, dass sie für eine heranwachsende Generation lebendig blieben. Wie überall bestehe die Schwierigkeit auch hier darin, einen gesunden Kompromiss zu finden.

Harry betont, dass er es als seine Aufgabe betrachte, zu diesem Gleichgewicht beizutragen. Er habe sich vor ein paar Wochen diesbezüglich auch bereits mit den Hab’chern Habichten getroffen und sie davon überzeugen wollen, dass es in solchen Übergangsphasen besonders viel Feingefühl und Aufmerksamkeit brauche. «Die Habichte gehören quasi zu den ersten, die die Region hier vor ein paar hundert Jahren besiedelten. Sie waren es denn auch, die dem Dorf Habkern seinen Namen gegeben haben und noch heute das Ortswappen zieren. Seither geniessen sie weit übers Dorf hinaus einen besonderen Status, was sie leider dazu verleitet, je länger je fauler zu sein und sich vom alltäglichen Dorfleben abzuwenden», verrät Harry etwas besorgt. «Wenn es mir gelingen würde, eine ebenso starke Vogelgemeinschaft aufzubauen, wie ihr zwei es im Eriztal geschafft habt, so hätte der Habicht-Clan wieder eine feste Aufgabe und wegen ihres Ansehens wäre das ganze Projekt auch für alle anderen Vogelfamilien glaubwürdig und von hoher Wichtigkeit. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam auch einige Tierfamilien von der ‹Elin-Berta-Strategie› überzeugen und auf unsere Seite ziehen könnten. Mit dieser geballten Kraft könnten wir die Aufmerksamkeit der herzblinden Wesen zurückgewinnen.»

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