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Vorwort

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Der Gstaadbrand

Der Gstaadbrand

Dieses Buch soll Einblick in längst vergangene Zeiten geben und eine Begegnung mit dem Dorf Gstaad und seiner Bevölkerung aus der Gründerzeit des heutigen Weltkurortes erlauben.

Als gebürtiger Gstaader, aus einer der ältesten einheimischen Familien, ist mein Interesse an diesem einmaligen Dorf und seiner faszinierenden Geschichte seit meiner Jugendzeit sehr gross. Seit bald 60 Jahren sammle ich alte Bilder, Fotos und Postkarten, Dokumente und geschichtlich interessantes Material über die Anfangsjahre des Kurortes Gstaad.

In all den Jahren habe ich sehr viele Gespräche mit alten Gstaadern und Gstaaderinnen geführt, wovon viele nicht mehr unter uns weilen. Ich habe deren Erzählungen und persönliche Geschichten aufgeschrieben. Vor allem der Gstaadbrand hat mich von Klein an sehr interessiert und wohl wegen all seiner Geheimnisse auch stark fasziniert.

Aus all diesen jahrelang zusammengetragenen Dokumentationen sowie der grössten Postkarten- und Fotosammlung von Gstaad, welche sich in meinem Besitz befindet, hat sich ein Bild ergeben, gleichsam einem Mosaik. Dieses möchte ich mit meinem Buch weitergeben.

Es ist unglaublich, wie viel Ansichtskarten über eine bestimmte Zeitepoche aussagen können. Da damals kaum ein Gast einen eigenen Fotoapparat besass, war das Angebot an Ansichtskarten viel grösser und vielfältiger als heute. Die Karten dienten nicht nur als Übermittler von Feriengrüssen, sondern wurden auch oft als persönliche Andenken gekauft und gesammelt.

Das Sammeln alter Ansichtskarten hat in den letzten Jahren eine neue Bedeutung erhalten und sehr viele Liebhaber gefunden. Die Souvenirs von früher sind heute oft wichtige Zeugen längst verschwundener Gebäude und somit die beste Bilddokumentation über die Entwicklung und Ver änderung des Dorfes. Nach all den Jahren eröffnen diese Bilder dem Betrachter einen einzigartigen Einblick in die Zeit unserer Gross- und Urgrosseltern und geben ihnen und der Vergangenheit Gstaads ein Gesicht.

Die vermeintlich romantischen Zeiten leben in diesem Buch wieder auf. Die Fotografen von damals haben, ohne es zu beabsichtigen, mit ihrem Werk Zeitzeugen geschaffen. Ohne diese aus heutiger Sicht äusserst wertvollen Dokumente wäre es einfach nicht möglich, sich vorzustellen, wie Gstaad vor Jahrzehnten zu der Gründerzeit – geschweige denn vor dem Dorfbrand von 1898 – ausgesehen hat.

Nur einen kleinen Teil meiner umfangreichen Postkartensammlung konnte ich in diesem Buch weitergeben. Es sind dies fast 500 besonders interessante Bilder sowie auch jene, die den Text bildlich ergänzen.

An dieser Stelle sei diesen grossen Fotografen gedankt, Könnern ihres Metiers, welche die Vergangenheit Gstaads in Bildern festgehalten haben. Allen voran Robert Steffen, dem Palace-Hotel-Erbauer, Jacques Naegeli, Franz Villiger und Franz Fäh sowie meiner Grossmutter Hélène von Siebenthal.

Dieses Buch schildert auch die Beweggründe, welche unsere Vorfahren dazu veranlasst haben, diesen einzigartigen Kurort aufzubauen und ständig zu verbessern, so dass Gstaad vom unbekannten Weiler mit 150 Einwohnern zum Weltkurort werden konnte. Genauso wie es Robert Steffen, Visionär und Gstaadpionier der ersten Stunde, vorausgesagt hatte. Zitat: «Gstaad wird der grösste Kurort der Schweiz!»

Auch einige bis anhin unbekannte Geschichten werden im Buch geschildert. So z.B.: Was hat die Dorf-Bäckersfrau und Mutter des PalaceErbauers mit dem Dorfbrand zu tun gehabt? Warum machte man sie zur Schuldigen?

Bis Gstaad berühmt wurde, brauchte es viel Mut und Arbeit. In diesem Buch werden einige bekannte und andere weniger bekannte GstaaderInnen erwähnt, die massgebend am Aufbau und an der Entwicklung von Gstaad beteiligt waren.

Die Erzählung dieses Buches beginnt um die 1890er Jahre und schildert unter anderem den Gstaadbrand, der so viel verändert und das Leben der beschriebenen Personen so stark beeinflusst hat.

Es erzählt aus der Gründerzeit des Kurorts, angefangen mit dem Bau der MOB, der ersten elektrischen Eisenbahn im Alpenraum, die mit ein Grund für den rasanten Aufstieg von Gstaad war. Weiter die Geschichten der Hotels, Geschäfte und der Kurortseinrichtungen und immer wieder von den Menschen, die hinter all diesen Ideen standen. Auch die Geschichten der Bergbahnen und Sportanlässe werden beschrieben.

Mein Wunsch war es, die faszinierende Entstehungsgeschichte «meines Dorfes» niederzuschreiben, um so zu verhindern, dass sie sowie die Geschichten seiner Gründer in Vergessenheit geraten.

Die Erzählung endet um die Jahrtausendwende. Die Gstaad-Story ist mit diesem Buch jedoch nicht zu Ende erzählt, weil das Leben immer noch an ihr schreibt und weil sie hoffentlich nie endet.

Gottfried von Siebenthal-lmhof

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