Introdu cing ourselv es :
Wir dürfen uns vorstellen:
Buchgestalter aus Leidenschaft d e si g n e rs
P a ss io n a te b o o k
We of fer:
o p p o r t u n it ie s co mm itm en t
Klassische
Satzprojekte (mit und ohne D e s i g n ) typeset ting and workf low opti mis atio n
Wir bieten: unbegrenzte Möglichkeiten und größtmögliche Hingabe
weiss-freiburg.de | +49-761-707 58 25
Full service
Kreativprojekte (Konzept, D e s i g n , R e p r o , Te x t , S a t z , D r u c k ) full service creativ e produc tions gns , repr o, type sett ing and prin t desi s, cept con . incl
Internationale
Co-Editionen (incl. Redaktion und Korrektur in einer Menge Sprachen – nutzen Sie über uns auch die Möglichkeiten unserer Partneragenturen editoria l of f ice, multi-l anguag e bine d edit ing, pro ofre adin g – use the comwi th: ing, type sett ion rat pe coo r ou m ser vic es an d pro f it fro
Design u. Werbung
Umschläge, Reihen, Anzeigen, Kampagnen, Werbemit tel und online!
cover design, poster design, ads, display s publish er’s showca se: publish er’s preview , online- presenc e tools, sales al essenti
8AufkDielärung und
die Ideen der Freiheit
1 70 0
274
1725
1750
17 75
180 0
1 82 5
1700–1721 Nordischer Krieg 1701–1713/14 Spanischer Erbfolgekrieg 1703 Gründung von Sankt Petersburg durch Zar Peter den Großen 1740 Regierungsantritt Maria Theresias von Österreich und Friedrichs II. von Preußen 1756–1763 Siebenjähriger Krieg 1772 Vollendung der Enzyklopädie Diderots und d’Alemberts Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 4. Juli 1776 Sturm auf die Bastille 14. Juli 1789 Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 26. August 1789 Kanonade von Valmy 20. September 1792 Revolutionskriege 1792–1802 Hinrichtung Ludwigs XVI. 21. Januar 1793 Dritte polnische Teilung 1795 Friede von Campo Formio 1797 Staatsstreich vom 18. Brumaire; Napoleon Bonaparte, erster der drei Konsuln 9. November 1799 Napoleonischen Kriege 1800–1814/15 Schlacht von Austerlitz 1805 Russlandfeldzug Napoleons 1812 Befreiungskriege gegen Napoleon 1813–1814 Wiener Kongress; Gründung des Deutschen Bundes 1815
AUFKLÄRUNG – IDEEN DER FREIHEIT
Der Spiegelsaal im Schloss von Versailles
D
ie Periode relativer Ruhe nach dem Frieden von Utrecht (1713) kam den Europäern sehr gelegen. Eine neue Form des Reisens wurde jetzt üblich. Auf ihrer sogenannten Kavalierstour entdeckten jugendliche Angehörige der privilegierten Stände auch die Sehenswürdigkeiten in Amsterdam, Paris, Florenz und vor allem in Rom. Herrscher und Fürsten in Europa schätzten zwar dieselben geistigen, künstlerischen und materiellen Werte, und dennoch verrieten ihre Konflikte die Rivalitäten und Spannungen, die sie weiterhin trennten. Es handelte sich dabei nicht um »Volkskriege«, die eine ganze Nation zu den Waffen greifen ließ, um sich zu verteidigen oder einen Feind anzugreifen. Man hat darunter vielmehr begrenzte Zusammenstöße zu verstehen, die aus dem Zwist oft verwandtschaftlich verbundener Dynastien entstanden. Solche Kämpfe wurden mit bunt zusammengewürfelten Truppen ausgetragen, die oft nicht einmal einheitliche Uniformen trugen. Mit der Einführung stehender Heere änderte sich dieser Zustand allmählich.
Immerhin kündigten sich Veränderungen an. Seit dem 17. Jahrhundert waren der Wissenschaft beachtliche Fortschritte gelungen, und der Mensch begann in die Gesetze der Natur einzudringen. Dies nahm in den Schriften der Aufk lärung breiten Raum ein. Philosophen priesen die natürliche Lebensweise in den kurz zuvor entdeckten überseeischen Gebieten. Sie behaupteten, der Mensch könne nur dem folgen, wozu ihn die Natur bestimmt habe, und kritisierten zugleich die politischen und religiösen Fundamente Europas, weil sie die Völker in Fesseln hielten und deren Freiheit nicht respektierten. Gegen diese alte Ordnung rebellierten zuerst Siedler in den englischen Kolonien Nordamerikas. Kurze Zeit später brach die Französische Revolution aus, und jetzt stellte Frankreich eine echte »Volksarmee« auf. Napoleon Bonaparte führte sie später durch ganz Europa, um die Ideen der Revolution weiterzutragen und seine Macht zu steigern. Bald gab es kein Zurück mehr. Die Vorstellungen von »Freiheit« und »Demokratie« setzten sich in den Köpfen der Europäer für immer fest.
275
Wilhelm Röntgen (1845–1923) Der deutsche Physiker entdeckte 1895 unsichtbare und bis dahin unbekannte Strahlen, die er selbst X-Strahlen nannte. Die »Röntgen«-Diagnostik war erfunden.
Louis Pasteur (1822–1895) in seinem Labor Bei seinen Forschungen zur alkoholischen Gärung erkannte Louis Pasteur, dass sie von Mikroorganismen hervorgerufen wird und dass Erhitzen diese Organismen abtötet (»pasteurisieren«). Er entdeckte auch den Impfstoff gegen Tollwut.
Marie Curie (1867–1934) und Pierre Curie (1859–1906) Pierre und Marie Curie waren um die Jahrhundertwende die führenden Experten für die Erforschung radioaktiver Stoffe und Elemente. Das Ehepaar erhielt 1903 den Nobelpreis für Physik. Am 13. Juni und am 20. Dezember 1898 gelang es ihnen, die Elemente Polonium und Radium zu entdecken. Marie Curie wurde 1911 mit einem zweiten Nobelpreis, diesmal für Chemie, ausgezeichnet.
Medizin und öffentliches Gesundheitswesen Die Industrialisierung und damit zusammenhängende technische Fortschritte begünstigten die medizinische Forschung. 1796 hatte der englische Arzt Edward Jenner einen Impfstoff gegen die Pocken entwickelt. Weitere Entwicklungen der Medizin erlaubten die Bekämpfung und Eindämmung von Diphtherie, Scharlach, Keuchhusten und Typhus, also von Infektionskrankheiten, die bisher den Tod vieler Kinder verursacht hatten. Der französische Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur (1822– 1895) erprobte als Erster wirksame Maßnahmen gegen die Tollwut. Der englische Chirurg und Professor an der Universität Glasgow, Joseph Lister, begründete die Behandlung von Wundinfektionen mit antiseptischen Mitteln, während James Young Simpson (1811–1870) 1847 als erster Arzt Betäubungsmittel als Anästhetika einsetzte. Der deutsche Bakteriologe Robert Koch führte die Forschungen Pasteurs fort und wies nach, dass verschiedene Infektionskrankheiten durch Bakterien verursacht werden; 1882 entdeckte er den Erreger der Tuberkulose. Paul
320
Ehrlich, Mitarbeiter Kochs, begründete die moderne Chemotherapie, und 1895 entdeckte der deutsche Physiker Wilhelm Röntgen die von ihm selbst als »X-Strahlen« bezeichneten Röntgenstrahlen. Ihm verdanken die medizinische Diagnostik und die Chirurgie enorme Fortschritte. Das französische Forscherehepaar Pierre und Marie Curie entdeckte das Radium. Das öffentliche Gesundheitswesen profitierte ebenfalls von den wissenschaftlichen Fortschritten des Jahrhunderts. Sozialreformer und Ingenieure kämpften für eine bessere hygienische Ausstattung der Städte, zum Beispiel durch den Bau von Krankenhäusern, Abwasserkanälen und Wasserleitungen. Diese Neuerungen veränderten das Leben vieler Europäer von Grund auf. Seit 1900 war die Cholera, die zwischen 1830 und 1850 vor allem in London und Paris gewütet und noch 1892 in Hamburg ihre Opfer gefordert hatte, aus den Industriestädten verschwunden.
3. Veränderungen in der Landwirtschaft
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die europäische Landwirtschaft eine rasante Entwicklung allein schon infolge verbesserter Methoden des Fruchtwechsels und sich daraus ergebender höherer Ernteerträge. Neue Maschinen kamen in Gebrauch, durch Tierzucht entstanden widerstandsfähigere Rassen, und die Düngungsmethode veränderte sich. Das Bevölkerungswachstum ließ in den Städten den Lebensmittelbedarf erheblich ansteigen. Das veranlasste die Bauern zur intensiveren Nutzung ihrer Äcker und zur Erweiterung landwirtschaftlich genutzter Flächen. Solche Neuerungen wurden häufig in den Niederlanden und in England erstmals erprobt und erlaubten so erstaunliche Produktionssteigerungen, dass man sie manchmal schon als »landwirtschaftliche Revolution« bezeichnet hat, obwohl der Begriff landwirtschaftliche »Evolution« angemessener wäre, denn auf dem Land änderten sich die Verhältnisse doch nicht so rasch wie in den Industriebetrieben der Städte. Immerhin war der Wandel in der Landwirtschaft auf Dauer nicht mehr zu übersehen. In Großbritannien und in einigen anderen europäischen Regionen verschwanden beispielsweise die ausgedehnten Anbauflächen, die ein Dorf seit dem Mittelalter gemeinsam bewirtschaftet hatte, und wichen kleineren, heckengesäumten Feldern, die jeder Bauer für sich allein bestellte (enclosures). Die Äcker wurden mit neuen Maschinen gepflügt, das Korn mit dampfgetriebenen Maschinen gedroschen. In England starb der traditionelle Bauernstand allmählich aus, und den Boden bestellten nun zunehmend Landarbeiter oder Pächter. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigte die englische Landwirtschaft aber noch wesentlich weniger Lohnempfänger als die Landwirtschaften in allen anderen vergleichbaren Ländern Europas. Dort besaßen die meisten Bauern nur sehr begrenzte Rechte, weil sie unter Beschränkungen durch die Ge-
Die groSSe UmwanDlUng – Technik, maSSe, revolUTion
Die landwirtschaftliche Revolution
Neue landwirtschaftliche Geräte Werkzeug und Geräte in der Landwirtschaft hatten sich grundlegend verändert. Die ersten Dampfdreschmaschinen und Mähdrescher kamen aus den Vereinigten Staaten. Die Mechanisierung der Landwirtschaft erleichterte zwar die Arbeit der Bauern, machte aber zugleich auch viele Menschen arbeitslos.
321
6. Kunst und Kultur im 19. Jahrhundert
Romantische Landschaftsmalerei Die Landschaftsbilder Caspar David Friedrichs zeigen das gefühlsstark erlebte Werden und Vergehen der Natur im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.
Vincent van Gogh (1853–1890) (unten links) 1888/89 stellte der in einer psychiatrischen Klinik eingesperrte Maler auf zwei Zeichnungen und drei Ölgemälden sein »Schlafzimmer in Arles« dar. Wenige Monate später starb er verarmt und einsam. »Die Braut« von Dante Gabriel Rossetti (1828–1882) (unten rechts) Als Reaktion auf die sehr nüchterne Malweise des viktorianischen Zeitalters stellten die sogenannten Präraffaeliten eine arglose, melancholische und romantische Welt dar.
336
Die groSSe UmwanDlUng – Technik, maSSe, revolUTion
Die Glaskuppel des »Grand Palais« in Paris Das »Grand Palais« in Paris entstand anlässlich der Weltausstellung von 1900. Es ist ein typischer Jugendstilbau.
S
eit Ende des 18. Jahrhunderts gab es, neben den politischen und sozialen Umwälzungen, in Europa viele neue Vorstellungen und Veränderungen in den bildenden Künsten, der Literatur, den Geisteswissenschaften und dem Theater. Dieser Strom neuer Ideen wurde zu großen Teilen aus der Philosophie unterschiedlichster Richtungen gespeist: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Arthur Schopenhauer, John Stuart Mill, Alexis de Tocqueville, Karl Marx und Søren Kierkegaard waren ihre prominentesten Vertreter. Auch die Fortschritte der Soziologie durch die Studien Auguste Comtes und Emile Durkheims trugen dazu bei. Um die gleiche Zeit wurde die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments
durch Charles Darwins Theorie der natürlichen Auslese der Arten in Frage gestellt. Seine Evolutionstheorie eröffnete dem gesamten Wissen der Menschheit neue Perspektiven. Der Philosoph und Soziologe Herbert Spencer gehörte zu denen, die eine Theorie der soziokulturellen Evolution entwarfen. Neue Ansätze und Fragestellungen der Anthropologie und Archäologie bewirkten einen radikalen Wandel in der Geschichtswissenschaft. Der englische Historiker Henry Thomas Buckle und der Deutsche Leopold von Ranke bemühten sich um größtmögliche Objektivität in der Darstellung der Geschichte.
337
1. Das zerstörte, geteilte und von anderen Mächten beherrschte Europa, 1945–1962 50 Millionen Opfer Im September 1945 endete der Zweite Weltkrieg, der einen tiefen Einschnitt in der Weltgeschichte bedeutete. Europa war von der zerstörerischen Gewalt, die es zuerst entfesselt und danach erlitten hatte, wie gelähmt. Das Auftreten der neuen Weltmächte USA und Sowjetunion spiegelt den Niedergang eines Europa wider, das einst die Welt beherrscht hatte. Noch nie hatte ein Krieg so viele Opfer gekostet, nahezu 50 Millionen. Die Sowjetunion hatte mit etwa 20 Millionen Toten, darunter fast die Hälfte Zivilpersonen, die meisten Opfer zu beklagen. Polen trauerte um etwa 6 Millionen Tote, das heißt etwa 20 Prozent seiner Bevölkerung; beinahe die Hälfte unter ihnen waren Juden, die in Polen 1939 ihre weltweit größte Gemeinde hatten. Deutschland verlor durch den mörderischen Wahnsinn
Die zerstörte Stadt Diese Statue widmete der Bildhauer Ossip Zadkine der Stadt Rotterdam, die am 10. Mai 1940 von der deutschen Luftwaffe zerstört worden war.
ESTLAND
SCHWEDEN DÄNEMARK
GROSSBRITANNIEN London
(sowjet.) Berlin
NIEDERLANDE (engl.)
Warschau
TS
(am.)
(frz.)
(am.)
SCHWEIZ
CH Prag ECH OS
LOW AK
Belgrad
T
RUMÄNIEN Bukarest
L
IE
BULGARIEN
N
Sofia
ALBANIEN GR IECH ENL A ND
Grenzen von 1937 Grenzen 1990 neutrale Staaten (1939–1945) Kap. 11Europa Das geteilte 94650 Karte 1
382
Jalta
JUGOSLAWIEN
A Rom
SOWJETUNION
EI
Wien Budapest ÖSTERREICH (sowjet.) (frz.) (engl.) UNGARN
I
SPANIEN
Moskau
Gdansk LITAUEN (Danzig)
POLEN
DEUTSCHLAND
(frz.)
FRANKREICH
Szczecin (Stettin)
POTSDAM
BELGIEN Paris
LETTLAND
besetzte Gebiete von der Sowjetunion
TÜ RKEI
300 km
von Bulgarien
militärisch besetzte Länder Grenzen der Besatzungszonen
von Jugoslawien
Vier-Sektoren-Städte
von Polen
Potsdamer Konferenz vom 17. Juli–2. August 1945 Im Schloss Cecilienhof in Potsdam treffen sich Josef Stalin (UdSSR), Harry S. Truman, der Nachfolger Roosevelts (USA), und Clement R. Attlee, der Winston S. Churchill (Großbritannien) Ende Juli 1945 ablöste, um auf höchster Ebene die Neuordnung Europas und das künftige Schicksal Deutschlands zu beraten. Umstritten ist die Behandlung der deutschen Ostgebiete. De facto erkennen die Westmächte in Potsdam die OderNeiße-Linie an; die endgültige Festlegung der deutschen Grenzen soll aber erst in einem Friedensvertrag erfolgen. Ferner vereinbart die Konferenz die ordnungsgemäße und humane »Überführung« der deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn, was der Wirklichkeit der Vertreibung jedoch überhaupt nicht entspricht. Über die Auslegung des Potsdamer Abkommens kommt es in der Folgezeit immer wieder zu Auseinandersetzungen, weil es Begriffe enthält, die in Ost und West unterschiedlich ausgelegt wurden.
Der Kalte Krieg
seiner Politiker 6 Millionen Menschen. Auch in Westeuropa starben zahllose Menschen; allerdings hatte hier keine Nation einen derartigen Aderlass erlitten wie im Ersten Weltkrieg. Frankreich zählte 600 000 Tote, unter ihnen 350 000 Zivilisten. Der Krieg hat die Zivilbevölkerung also nicht verschont – ganz im Gegenteil! Sie litt unter Bombardierungen, Deportationen, Hunger, Flucht und Vertreibung. Bombenteppiche hatten viele Städte mehr oder weniger vollständig in Schutt und Asche gelegt: Rotterdam, Warschau, Coventry, London, Reims, Hamburg, Berlin und Dresden. Deutschland war nur noch ein Ruinenfeld. In Frankreich war jedes 20. Haus zerstört, und das Gebiet der Sowjetunion war verwüstet. Die Kriegszerstörungen hatten das europäische Wirtschaftspotential um mindestens 50 Prozent reduziert und gleichzeitig die Währungen völlig zerrüttet. Eine Inflation drohte, und es gab keine Goldreserven mehr. Alle traditionellen Handelsbeziehungen Europas waren unterbrochen. Zu all dem kam noch die Aufdeckung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Diese Schandtaten machten das Ausmaß des Rückfalls in die Barbarei während des Krieges deutlich. Die ersten Kriegsverbrechen geschahen in Osteuropa, zum Beispiel im Wald von Katyn, wo im Frühjahr 1940 mehrere tausend gefangene polnische Offiziere unter den Kugeln sowjetischer Exekutionskommandos starben. Der deutsch-sowjetische Krieg kannte ebenfalls kein Erbarmen, weder mit der jeweiligen Zivilbevölkerung noch gegenüber den Kriegsgefangenen. In Jugoslawien wurde die Begleichung alter Rechnungen zwischen Serben und Kroaten von der deutschen Besatzungsmacht toleriert. Überall gab es von den Besatzungstruppen verübte Geiselerschießungen, die blindlings die Zivilbevölkerung trafen und bis zur Auslöschung ganzer Dörfer wie Lidice (Tschechoslowakei) oder Oradour-sur-Glane (Frankreich) gingen. Die Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer kämpften erbarmungslos gegen Widerständler; dabei wendeten sie systematisch Folter an und führten Massenerschießungen und Massendeportationen durch. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa waren ungeheuerlich und bleiben unvergessen. Im Namen der nationalsozialistischen Ideologie kamen in Todeslagern insgesamt 10 Millionen Menschen um, darunter jene, die das Dritte Reich als »Untermenschen« betrachtete: slawische Kriegsgefangene, Sinti und Roma,
Die Deportationen in die Sowjetunion […] Die Geheimklausel von Jalta befasste sich mit der mehr oder weniger freiwilligen, also erzwungenen »Repatriierung« von sehr unterschiedlichen Menschengruppen, die außerhalb ihres Geburtslandes wohnten, aber willkürlich zu Sowjetbürgern erklärt wurden. Im Westen wusste niemand von dem ungeheuerlichen Zugeständnis Roosevelts und Churchills, die, in dieser Frage vollkommen ahnungslos und weil sie glaubten, Stalin nichts abschlagen zu dürfen, den Häschern und Henkern der GPU [Geheimpolizei] unwissentlich zwei Millionen Menschen – Männer, Frauen und Kinder – auslieferten. Ein großer Teil dieser Unglücklichen zog den Selbstmord ihrer Rückführung in die Sowjetunion vor, viele andere wichen erst der nackten Gewalt; die meisten aber verkamen im Grauen der sowjetischen Straflager, der »Gulags«, von deren Existenz man in der Welt noch kaum wusste, während die Staatschefs oder ihre Berater diese Dinge eigentlich hätten wissen müssen.
383
Das Europäische Geschichtsbuch, 2012
sh
boo
by
Fr e
© klett-cotta.de
k 2012