PRAXISLÖSUNGEN
Stand: Juni 2014
Frank Hartmann, Martin Kusic
Lüftungskonzepte für Wohn- und Nichtwohngebäude erstellen und dokumentieren ■ Vorgeschriebene Maßnahmen einfach und
schnell ermitteln ■ Vor Haftungsansprüchen aus Feuchte- und
Schimmelschäden absichern ■ Beratungsgespräche hieb- und stichfest
dokumentieren
Vorwort
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Vorwort des Herausgebers Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Anforderungen an die energetischen Standards von Wohn- und Nichtwohngebäuden steigen ständig, sodass immer dichtere Gebäudehüllen entstehen. Der natürliche Luftwechsel über die altgewohnte Fensterlüftung ist somit nicht mehr möglich. Als Planer müssen Sie sich nun mit dem Lüftungskonzept befassen, damit Ihre Planung frei von Mängeln ist. Mit einer regelmäßigen, nutzerunabhängigen Lufterneuerung erfüllen Sie jedoch nicht nur die Erfordernisse des baulichen Feuchteschutzes. Es ist ebenso wichtig, dass Ihre Planung die physiologischen Anforderungen des Menschen an die Raumlufthygiene im Kontext der Wohngesundheit im umbauten Raum erfüllt. Im Mittelpunkt dieses Werkes steht die DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen - Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“. Um den praxisgerechten Umgang mit dem Thema Lüftung im umbauten Raum umfassend darzustellen, wird auch die Lüftung von Nichtwohngebäuden nach DIN EN 13779 und VDI-Richtlinie 6022 normgerecht erläutert. Neben den normativen Anforderungen zur Erstellung eines Lüftungskonzepts werden darüber hinaus auch verschiedene Praxisbeispiele präsentiert. Weiterhin erfahren Sie, wie Sie erneuerbare Energien in die Lüftungsplanung integrieren und die Potenziale zur Wärmerückgewinnung nutzen. Mit dem vorliegenden Praxishandbuch verfügen Sie über die nötigen Werkzeuge, um Lüftungskonzepte auf einfache Weise selbst zu erstellen. Nutzen Sie verschiedene Gesprächsprotokolle, Musterschreiben und Berechnungsvorlagen für Excel, um alle Entscheidungen und Planungsschritte zum Lüftungskonzept nachvollziehbar zu dokumentieren. Leicht verständliche Präsentationsunterlagen unterstützen Sie bei der Aufklärung Ihrer Bauherren zur Notwendigkeit der Wohnungslüftung. Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit Ihrem neuen Praxishandbuch. Frank Hartmann (Herausgeber)
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Teil
Wegweiser
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Aktuelle Hinweise, Novellierung der EnEV
0 Novellierung derNovellierung der Energieeinsparverordnung Energieeinsparverordnung
Zum 1. Mai 2014 ist die neue Energieeinsparverordnung 2014/ 2016 in Kraft getreten. Auf den ersten Blick scheint sich hinsichtlich des Lüftungskonzepts nichts Besonderes ergeben zu haben. Bei Lichte betrachtet, wird diese Novellierung dennoch auf das Lüftungskonzept einwirken, was sich aus verschiedenen Randbedingungen ableiten lässt. Sicherlich wird die aktuelle EnEV auf die derzeit laufenden Überlegungen bezüglich einer Überarbeitung der DIN 1946-6 einwirken. Turnusgemäß ist dies bei jeder Norm nach etwa fünf Jahren der Fall: man prüft diese, bringt sie auf den aktuellen Stand und passt sie an.
Luftdichtigkeit von Gebäuden Die Luftdichtigkeit von Gebäuden ist heute keinesfalls geringer und wird es auch kaum werden. Auch Experten sind sich einig, dass heute durchschnittlich dichter gebaut wird als in der Planung angenommen. Daraus lässt sich freilich die Frage nach der Wirkung der Infiltration ableiten. Ist die Infiltration als statischer Rechenwert denn wirklich noch als real vertretbarer Kennwert für die freie Lüftung nutzbar, um maximale Planungssicherheit zu erlangen? Auf eine freie Lüftung wie die Querlüftung wirken zu viele Einflussfaktoren, die statisch sehr schwer abzubilden sind. Andererseits verlangen die physiologischen Anforderungen des Menschen einen Luftwechsel, der über das Windwirkpotenzial einer freien Lüftung weit hinausgeht. Hinsichtlich der Luftdichtigkeit verweist die EnEv auf den üblichen n50-Wert, der nach DIN EN 13829:2001-02 mit dem dort beschriebenen Verfahren B bei einer Druckdifferenz zwischen innen und außen von 50 Pa gemessene Volumenstrom – bezogen auf das beheizte oder gekühlte Luftvolumen – nachzuweisen ist, wobei folgende Werte ●
bei Gebäuden ohne raumluftechnische Anlagen
3,0 h-1 und
●
bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen
1,5 h-1
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Teil
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Wegweiser
Aktuelle Hinweise, Novellierung der EnEV
nicht überschritten werden dürfen. Analog hierzu gelten für Wohn- und Nichtwohngebäude, deren Luftvolumen größer als 3.000 m ist, folgende Werte: ●
bei Gebäuden ohne raumluftechnische Anlagen
4,5 h-1 und
●
bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen
2,5 h-1
Mindestluftwechsel von Gebäuden Hinsichtlich des Mindestluftwechsels begnügt sich die neue EnEV im Verordnungstext lediglich auf folgende Forderung (vgl. Satz 2 von § 6 „Dichtheit, Mindestluftwechsel“): „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist.“ Auch der Satz 1 bezieht sich auf zu errichtende Gebäude: „[…] dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist.“ Die Nachweisführung bezieht sich dabei auf das zugrunde liegende Referenzgebäude gemäß Anlage 1. Die Angaben nach Anlage 4 zum Überprüfungsverfahren für die Dichtheit bleiben dabei unberührt. Î Hinweis
Das Referenzgebäude beinhaltet jedoch nach Tabelle 1 im Anhang 1 „Ausführung des Referenzgebäudes“ eine zentrale Abluftanlage. Also kommt man bei der Errichtung von Wohngebäuden an einem Lüftungskonzept nicht vorbei, da das zentrale Abluftsystem Bestandteil der DIN 1946-6 ist. Natürlich spielt dabei das Potenzial einer Wärmerückgewinnung eine Rolle, fordert allerdings im gleichen Schritt eine erweiterte Systemintegration, beispielsweise mit der Warmwasserbereitung, die ja im Nutzungsprofil durchaus Parallelen zum Abluftbedarf in einem Nass- oder Feuchtraum hat. Denn schließlich sollen die Feuchtespitzen nach der Nutzung einer Dusche oder Badewanne zeitnah abgeführt werden. Die Wärme aus der Abluft könnte sodann unmittelbar für die Warmwasserbereitstellung (die Bedarf anmeldet) wieder genutzt werden.
Schadensfall Feuchteschaden/Schimmel
2/4 Seite 1 Sanierungsfahrplan zur Schimmelsanierung
2/4 Sanierungsfahrplan zur Schimmelsanierung Auch wenn an den Hochschulen das Fach Bauphysik gelehrt wird, ist die Schimmelsanierung ein sehr spezieller Fall, da wir es mit den unterschiedlichsten Verordnungen zu tun haben. Manchen Akteuren ist die Tragweite gar nicht bewusst, und es ist immer wieder zu erleben, wie bei „normaler“ Bauaufsicht keine ausreichenden Abschottungsmaßnahmen etc. umgesetzt werden. Der folgende Sanierungsfahrplan soll dementsprechend Sicherheit geben, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge einzuhalten. Schließlich geht es um die Gesundheit aller Beteiligten. Abbildung 1: Badezimmerdecke: Mit dem Handfeger wurden die Sporen erst recht verteilt
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2/4 Seite 2 Sanierungsfahrplan zur Schimmelsanierung
Schadensfall Feuchteschaden/Schimmel
Schritt 1: Analyse der Schimmelpilzart(en) Wir gehen hierbei davon aus, dass die Ursachen des Schimmelbefalls bekannt sind, die Schimmelpilzart(en) sind durch ein umweltmedizinisches Labor analysiert worden.
Mit welchem Schimmelpilz habe ich es zu tun? Bestenfalls wurde dem Sachverständigen durch das Labor bereits mitgeteilt, wie der Schimmelbefall „eingestuft“ wird, andernfalls müssen Sie selbst die TRBA 460 (Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe, sie beinhalten Anhang III der Richtlinie 2000/54/EG) bemühen, um herauszufinden, mit welcher Toxizität Sie es bei Ihrem Schimmelbefall zu tun haben. Sie suchen also in der alphabetischen Liste den Namen des oder der beteiligten Schimmelpilze heraus und finden in der zweiten Spalte die Einstufung in die Risikogruppe. Meistens wird das die Risikogruppe 1 oder 2 sein, selten 3, Risikogruppe 4 taucht in unseren Breitengraden nicht auf. Kommen für die Einstufung mehrere Risikogruppen in Betracht, ist der Biostoff in die höchste infrage kommende Risikogruppe einzustufen. Die TRBA 460 sagt in den Vorbemerkungen dazu Folgendes: „(5) Nur von wenigen Pilzen sind bisher allergene Wirkungen bekannt geworden und daher kann das allergene Potential allgemein als gering eingeschätzt werden. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass längerfristiger, intensiver Kontakt mit luftgetragenen Pilzsporen in großer Dichte insbesondere bei bestehender Veranlagung (Atopie) zu einer Sensibilisierung bis hin zu schwerwiegenden allergischen Reaktionen führen kann. Pilze, deren sensibilisierende Wirkungen in der Liste nicht ausgewiesen werden, sind daher nicht automatisch ohne sensibilisierendes Potential. Eine mögliche sensibilisierende Wirkung ist bei der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen.“ Definition der Risikogruppen
Die Risikogruppen nach § 3 BioStoffV werden folgendermaßen definiert: x Risikogruppe 1 – Biostoffe, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie beim Menscheneine Krankheit hervorrufen
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Das Lüftungskonzept
Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-6
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4/6 Zusammenspiel von Zusammenspiel von DIN 18017-3 und DIN 1946-6 DIN 18017-3 und DIN 1946-6
Einführung Für Wohnungen bzw. Nutzungseinheiten mit wohnähnlicher Nutzung, in denen Bäder bzw. Toiletten innen liegend sind, greifen sowohl die DIN 1946-6 als auch die DIN 18017-3. Während die DIN 1946-6 als Regel der Technik für das Lüftungskonzept der gesamten Nutzungseinheit maßgeblich ist, ist die DIN 18017-3 bauaufsichtlich eingeführt und für die Lüftung der innen liegenden Bäder bzw. Toiletten heranzuziehen. Das Zusammenwirken beider Normen erweist sich als komplex und macht die Unterscheidung verschiedener Anwendungsfälle erforderlich.
Fallunterscheidung Insgesamt können vier mögliche Kombinationen dieser Normen unterschieden werden, in allen Varianten existieren innen liegende Bäder bzw. Toiletten.
Fall 1 Es sind keine lüftungstechnischen Maßnahmen nach DIN 1946-6 erforderlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz kleiner ist als der Luftvolumenstrom durch Infiltration (qV,ges,NE,FL d qV,Inf,wirk). Die Auslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nur nach DIN 18017-3: ● Innen liegende Räume werden nach DIN 18017-3 berücksichtigt. ● Es sind geeignete Zulufträume zur Luftnachströmung festzulegen und (soweit zusätzlich zur Infiltration erforderlich) mit Außenluft- und Überströmluftdurchlässen auszustatten. ● Die übrigen Räume werden nicht betrachtet.
Fall 2 Es sind lüftungstechnische Maßnahmen nach DIN 1946-6 erforderlich, da der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz größer ist als der Luftvolumenstrom durch Infiltration (qV,ges,NE,FL > qV,Inf,wirk). Die Auslegung der Entlüftungsanlage erfolgt nach DIN18017-3, die Entlüftung nach DIN 18017-3 reicht im Dauerbetrieb für die gesamte Nutzungseinheit für die Lüftung zum Feuchteschutz aus: ● Innen liegende Räume werden mit einer Entlüftungsanlage nach DIN 18017-3 ausgestattet.
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Das Lüftungskonzept
Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-6
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4/7 Beispielrechnungen im Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-6 Beiblatt 1 zur DIN 1946-6
Einführung Die DIN 1946-6 beschreibt die Auslegung von unterschiedlichsten Systemen zur freien und ventilatorgestützten Lüftung von Wohnungen bzw. Nutzungseinheiten mit wohnähnlicher Nutzung. Aus Platzgründen hat man in der eigentlichen Norm auf die Darstellungen von beispielhaften Auslegungen verzichtet. Da der Informationsgehalt von Beispielrechnungen für die praktische Anwendbarkeit von Normen in vielen Fällen dennoch als sehr hilfreich empfunden wird, hat man sich im Fall der DIN 1946-6 entschlossen, ein Beiblatt 1 mit Beispielrechnungen herauszugeben. Dieses Beiblatt ist im September 2012 im Beuth-Verlag erschienen.
Übersicht Berechnungsbeispiele Allgemeines Im Beiblatt 1 zur DIN 1946-6 werden insgesamt zwölf Lüftungssysteme abgebildet. Davon werden acht Systeme für ein Einfamilienhaus und weitere vier für eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus dargestellt.
Beispielwohnungen Das verwendete Einfamilienhaus ist bereits aus der Heizlastberechnung nach DIN EN 12831, Beiblatt 1 und aus der energetischen Bilanzierung nach DIN V 4108-6:2003-06 bekannt. Für die Berechnungen im Rahmen der DIN 1946-6 gelten darüber hinaus folgende Randbedingungen: Gebäudetyp:
Einfamilienhaus mit 2 Geschossen
Gebäudehöhe:
7,52 m
Gebäudelage:
Würzburg (windschwach)
Wärmeschutz:
Neubau (hoher Wärmeschutz)
Dichtheit:
Vorgabewert in Abhängigkeit vom Lüftungskonzept (kein Messwert vorhanden)
Wohnfläche:
205,7 m2
Wohnungstyp:
mehrgeschossig
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Das Lüftungskonzept
Beispielrechnungen im Beiblatt 1 zur DIN 1946-6
Tabelle 1: Mischlösung im Einfamilienhaus – raumweise Zu-/Abluftgeräte in Aufenthaltsräumen und Küche – Blatt 1
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Das Lüftungskonzept
Beispielrechnungen im Beiblatt 2 zur DIN 1946-6
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4/8 Beispielrechnungen im Beispielrechnungen im Beiblatt 2 zur DIN 1946-6 Beiblatt 2 zur DIN 1946-6 Das Lüftungskonzept
Einführung Die Erstellung eines Lüftungskonzepts ist ein wesentliches Element der DIN 1946-6. In den Abschnitten 4 und 5 der DIN 1946-6 werden dabei die Feststellung der Notwendigkeit von lüftungstechnischen Maßnahmen und die Auswahl von Lüftungssystemen beschrieben. Neben dem Lüftungstechniker wird damit eine Vielzahl anderer Baubeteiligter wie beispielsweise Architekten, Bauphysiker, Sachverständige oder auch Fensterbauer angesprochen. Weitere Abschnitte beschäftigen sich u.a. mit der detaillierten Auslegung sowie mit Anforderungen an Ausführung, Betrieb und Wartung von Lüftungssystemen und wenden sich damit vorwiegend an den Lüftungsfachmann. Diese Ansprache verschiedener Zielgruppen hat sich in der praktischen Anwendung der Norm als schwierig erwiesen. Mit dem im März 2013 erschienenen Beiblatt 2 „Lüftungskonzept“ zur DIN 1946-6 wird dieses Dilemma behoben, und die allgemein interessierenden Abschnitte zur Notwendigkeit von lüftungstechnischen Maßnahmen sowie zur Auswahl von Lüftungssystemen werden in einem separaten Papier praxisgerecht dargestellt. Perspektivisch ist auch eine Nutzung dieses Beiblatts in entsprechenden gesetzlichen bzw. verordnungsgeberischen Anforderungen (z.B. im Rahmen der Energieeinsparverordnung) denkbar.
Notwendigkeit von lüftungstechnischen Maßnahmen Wie in der DIN 1946-6 wird auch im Beiblatt 2 zunächst dargestellt, wann ein Lüftungskonzept erforderlich ist, nämlich: ● für neu zu errichtende Gebäude, ● für zu modernisierende Einfamilienhäuser, wenn mehr als ein Drittel der vorhandenen Fenster ausgetauscht oder mehr als ein Drittel der Dachfläche abgedichtet werden soll, ● für Wohnungen bzw. Nutzungseinheiten zu modernisierender Mehrfamilienhäuser, wenn in der Nutzungseinheit mehr als ein Drittel der vorhandenen Fenster ausgetauscht werden soll.
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4/8 Seite 10 Beispielrechnungen im Beiblatt 2 zur DIN 1946-6
Tabelle 1: Lüftungskonzept nach DIN 1946-6, Beiblatt 2 – Beispiel Variante 1
Das Lüftungskonzept
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Das Lüftungskonzept
Lufterneuerung in Pflege-Wohnheimen
Quelle: Forum Wohnenergie
Abbildung 5: Grundriss 2a – zentrales Abluft-/Zuluft-Lüftungssystem für mehrere Schlaf- und Aufenthaltsräume sowie eines untergeordneten Raums mit angrenzender Nasszelle (Duschbad/Badezimmer) im indirekten Raumverbund Weitere Vorteile liegen auf der Hand wie beispielsweise die Optionen einer Wärmerückgewinnung, was in diesem Anwendungsfall umso mehr Sinn macht, da insgesamt von ungleich größeren Wärmerückgewinnungsanteilen aufgrund der deutlich höheren Raumlufttemperatur (24–26 °C) auszugehen ist, wie es bei normalen Wohnungen der Fall ist. Ein weiterer nicht unerheblicher Vorteil ist die Möglichkeit einer umfassenden Filterung der Frischluft über die Grobfilterung hinaus. Je nach Anforderung besteht die Möglichkeit von weiteren Filterstufen zum Einsatz von Hygienefiltern, Pollenfiltern, Aktivkohlefiltern, HEPA-Filtern etc. Hinsichtlich der Filterung ist an dieser Stelle auf Abschnitt 6.5.7 der DIN 1946-4 hinzuweisen. Darüber hinaus sollten auch die zu installierenden Lüftungsgeräte den
Das Lüftungskonzept
4/10 Seite 1 Lüftung von Kellern und untergeordneten Räumen
4/10 Lüftung von Kellern und untergeordneten Räumen Raumklima von Kellern und untergeordneten Räumen Das Raumklima von Kellern tritt erst allmählich ins Bewusstsein und verlangt in jedem Fall einer differenzierten Betrachtung als bei frei stehenden Wohn- und Nutzungseinheiten. In Kellerräumen stellt sich schon allein aufgrund der Einflussfaktoren der Bauweise und Baukonstruktion ein Innenraumklima ein, welches von den übrigen Geschossen deutlich abweicht. Im Wesentlichen gehören hierzu Kellerräume, aber auch Abseiten, Anbauten, Lager-, Werk- und Hobbyräume. Nicht selten aber besteht in der Praxis eine Durchmischung der Nutzung, ganz gleich, ob Neubau oder Altbau. Keller zeichnen sich dadurch aus, dass sie untergeordnete Räume beinhalten die sich in ihrer Nutzung im Vergleich zu Wohnräumen und Wohngeschossen nicht nur dadurch deutlich unterscheiden, dass sie wenig bis kaum zum Aufenthalt von Menschen, sondern vielmehr als untergeordnete Nebenräume genutzt werden. Des Weiteren sind sie als Geschossebene auch von den eigentlichen Wohneinheiten baulich oft getrennt.
Definition von Kellern und ihre bauphysikalischen Auswirkungen Kellerräume werden gemeinhin dadurch als solche definiert, dass deren Außenwände mehr als zwei Drittel oder schier gänzlich von Erdreich umgeben sind, und sie gelten in der Regel als unbewohnt, was sie grundlegend von einem Wohnraum unterscheidet und bislang auch in der DIN 1946-6 nicht wirklich handhabbar macht. Aber: Ein entsprechendes Beiblatt ist in Arbeit, da diese Norm zuerst den Wohnraum als Nutzungseinheit definierte.
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4/10 Seite 2 Lüftung von Kellern und untergeordneten Räumen
Das Lüftungskonzept
Nutzungskategorien von Räumen Raumnutzung und Kategorisierung
angenommene Aufenthaltsdauer
resultierende Aufenthaltsdauer
vom Menschen als Aufenthaltsraum genutzt
beheizter Raum (20 °C)
0
Kellerraum zur Lagerung und zum 1–10 min/d Abstellen
6–55 h/a
nein
nein
1
Waschküche und Hauswirtschaftsraum
12–60 min/d
73–365 h/a
schwach
ja/teilweise
2
Hobbyraum und Werkraum
1–2 h/d
730–1.460 h/a
mittel
ja/teilweise
3
Arbeitsraum als Büro oder Verkaufsraum
10 h/d
2.500 h/a
konstant
ja/teilweise
4
Wohnraum zum Wohnen und Schlafen
24 h/d
8.760 h/a
durchgehend
ja/durchgehend
Quelle: Forum Wohnenergie Dresden
Durch das angrenzende Erdreich der meisten Außenwandflächen ergeben sich sehr unterschiedliche Oberflächentemperaturen, nahezu unabhängig vom Wärmedämmstandard allein dadurch, dass die angrenzenden Erdmassen im Winter die Wärmedämmung erhöhen und im Sommer jedoch keine Erwärmung von außen zulassen. Dies ist sicherlich auch ein Grund dafür, warum an sehr heißen Tagen das Innenklima eines Kellers als sehr angenehm empfunden wird und sich diese Räume hervorragend zur Lagerung von Lebensmitteln eignen. Damit ist meist aber auch das Dilemma einer sehr niedrigen Oberflächentemperatur von Bauteilen verbunden, was eine Schimmelpilzbildung begünstigt und eine differenzierte Betrachtung zum Luftwechsel in Kellerräumen überhaupt fordert. Entscheidend für die Praxis ist die Lage des Kellers, ob sich dieser innerhalb oder außerhalb der thermischen Hülle befindet. In der Regel werden Kellerräume auch im Winter nicht beheizt und weisen somit in der Regel keinerlei Wärmequellen auf, welche selbst im Sommer zur Vermeidung niedriger Oberflächentemperaturen aktiviert werden könnten. Die Temperatur unbeheizter Kellerräume hängt von den thermischen Verhältnissen der Nachbarräume, sowie vom Wärmeschutz und von der Dichtheit des betreffenden Raums ab.
Das Lüftungskonzept
4/12 Seite 1 Lüftung von Nichtwohngebäuden
4/12 Lüftung von Nichtwohngebäuden Vorbemerkung Die Lüftung von Wohnungen wird umfassend in der DIN 1946-6 behandelt und steht bislang im Zentrum dieses vorliegenden Werks. Jedoch ist die Konzentration allein auf die Wohnungslüftung heute weder ausreichend noch zeitgemäß. Immer mehr Gebäude umfassen verschiedene Anwendungen wie beispielsweise Gebäude mit Wohnund Büroeinheiten. Insbesondere im städtischen Mehrgeschosswohnungsbau befinden sich auch Einheiten, die wohl von Menschen genutzt werden, aber keine Wohnungen sind. In der Praxis ist durch die Luftdichtigkeit von Gebäuden sowie den hohen energetischen Standard nicht nur von Wohngebäuden, sondern ebenso für Nichtwohngebäude, in denen sich Menschen aufhalten, eine lüftungstechnische Maßnahme notwendig. Und dies betrifft mitnichten nur den baulichen Feuchteschutz, sondern umso mehr die Gesunderhaltung der Menschen, die sich dort aufhalten. Dies betrifft in erster Linie Büro- und Verwaltungsgebäude sowie Veranstaltungsgebäude, Bildungsstätten wie Berufsschulen, Hochschulen und allgemeinbildende Schulen wie auch Kindertagesstätten, wo eine hohe Raumluftqualität hinsichtlich der Entwicklung und Gesundheit der Kinder maximale Priorität besitzt. Der augenscheinlichste Unterschied zu Wohnungen ist, dass der Aufenthalt von Menschen sich in diesen Gebäuden vorwiegend auf eine Tagesnutzung konzentriert, dafür aber sehr oft über einen langen und konstanten Zeitraum. Eine tägliche Aufenthaltsdauer von zehn Stunden und mehr ist in vielen Unternehmen keine Seltenheit. Man denke in diesem Kontext auch an die stetig steigende Anzahl an sog. „Call-Center“ mit einer Vielzahl von Menschen, oft sogar im Schichtbetrieb. Um diese Gebäude in ihrer unterschiedlichen Nutzungsvielfalt lüftungstechnisch zu betrachten bzw. ein Lüftungskonzept zu erstellen, bietet sich die DIN EN 13779 als Grundlage an, die von nun an in diesem Werk an die Seite der DIN 1946-6 gestellt und im Folgenden einführend vorgestellt wird. Der Anwendungsbereich dieser europäischen Norm umfasst die Planung und Ausführung von Lüftungs- und Klimaanlagen in NichtAL389807
Das Lüftungskonzept
4/12 Seite 3 Lüftung von Nichtwohngebäuden
Festlegung und Definition von Luftarten Luftart
Abkürzung
Farbe
Definition
Mischluft
MIA
Ströme mit terschiedlicher Farbe
Luft, die zwei oder mehr Luftströme enthält
Außenluft
SRO
Grün
unbehandelte Luft, die von außen in die Einzelraum-Luftbehandlungseinheit oder Öffnung eines Einzelraums einströmt
SRS
Blau
Luftstrom, der in den behandelten Raum eintritt
SET
Gelb
Luftstrom, der den behandelten Raum verlässt und in eine EinzelraumLuftbehandlungseinheit einströmt
SEH
Braun
Luftstrom, der aus einer EinzelraumLuftbehandlungseinheit ins Freie strömt
Einzelraum Zuluft Einzelraum Abluft Einzelraum Fortluft Einzelraum Quelle: DIN EN 13 779
Unterschiede zur Wohnungslüftung Die wichtigsten Unterschiede zur Wohnungslüftung erschließen sich aus der unterschiedlichen Nutzung. Während Wohnungen Tag und Nacht, an Werk- und Feiertagen im Grunde genommen stetig genutzt werden, sind es in Nichtwohngebäuden in der Regel nur die Tag- und Abendstunden. Abgesehen von Hotels und dergleichen, die sicher eine Mischform darstellen, werden Nichtwohngebäude nachts deutlich seltener genutzt. Ein weiterer Unterschied ist die Personenbelegung, die ungleich konzentrierter stattfindet, als es in Wohnungen der Fall ist, und Nichtwohngebäude dementsprechend eine ungleich höhere Personendichte, aber auch durchwegs komplexere Nutzungsvariablen aufweisen. Die große Gemeinsamkeit aber ist der Aufenthalt von Menschen im umbauten Raum, was auch bei Nichtwohngebäuden im Mittelpunkt steht und die Anforderungen wesentlich bestimmt. Daraus ergibt sich ein ganz anderes Nutzungs- und Belastungsszenario hinsichtlich der Raumluftqualität, welchen in besonderem Maße in Planung, Ausführung und Betrieb Rechnung zu tragen ist. AL389807
Das Lüftungskonzept
4/12 Seite 5 Lüftung von Nichtwohngebäuden
Anforderungen in den Räumen Neben den menschlichen Ausdünstungen sind es die thermischen Bedingungen und die Raumluftfeuchte, die Luftqualität für die einzelnen Personen entsprechend ihrer Betätigung (Aktivitätsgrad), Luftgeschwindigkeiten, Schalldruckpegel, Beleuchtung und internen Emissionen, die sich aus der Nutzung ergeben. Insbesondere interne Wärmegewinne, die so willkommen innerhalb der Heizperiode sind, aber so belastend dann oft in den Sommermonaten schnell einen Kühlbedarf darstellen.
Anforderungen an die Regelung und Überwachung Regelungsstrategien und deren Überwachung sämtlicher Komponenten und von funktionsrelevanten Bauteilen sind festzulegen und dienen als Grundlage für die MSR-Technik, der Instandhaltung und eines optionalen Monitorings oder einer Fernüberwachung bzw. Schnittstelle zu Gebäudeleittechnik usw. Selbstredend ist auch der Energieverbrauch regelmäßig zu überprüfen (Monitoring).
Anforderungen an die Instandhaltung und Betriebssicherheit Die Lüftungsanlage ist mit all ihren Bestandteilen und Komponenten, Bedienungseinheiten und Zusatzausstattungen so herzustellen, dass die Sicherstellung eines bestimmungsgemäßen Betriebs gewährleistet ist, was im Grunde ja für sämtliche anlagentechnischen Komponenten und Anlagen gilt. Regelmäßige Inspektionen müssen entsprechend den Festlegungen durchgeführt werden, die separat als Leistungsverzeichnisse auszuweisen sind. Aufgrund der Komplexität von lüftungstechnischen Maßnahmen in Nichtwohngebäuden und vor allem, um den spezifischen Anforderungen, die als Planungs- und Ausführungsgrundlage festzulegen sind, entsprechen zu können, ist es wichtig, eine strukturierte Vorgehensweise zur Realisierung zu erarbeiten. Der im Folgenden vorgeschlagene Fahrplan gilt natürlich nicht nur für lüftungstechnische Maßnahmen in Nichtwohngebäuden, sondern kann auch generell für Wohnungslüftungsanlagen herangezogen werden.
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Lüftungssysteme
Lüftungssysteme mit Wärmetauscher zur Wärmerückgewinnung
Üblicher Wärmetauscher, hier stehender Kreuzgegenstromwärmetauscher, eingebaut in einem Wohnungslüftungsgerät, hier am Beispiel Halmburger K90; Bild Halmburger GmbH. Die kalte Seite liegt hier unten.
Abbildung 1: Schnittbild Strömungsverlauf in einem Wärmetauscher Ein Wärmetauscher kann aus dünnen Aluminiumplatten oder Edelstahl gefertigt sein. In der Wohnungslüftung haben sich aber Wärmetauscher durchgesetzt, die aus Kunststoffen bestehen. Kunststoff hat den Nachteil einer geringen Wärmeleitung, aber den Vorteil der völligen Unempfindlichkeit gegen Korrosion, der technisch einfacheren Fertigung von Tauschern und ist somit preiswerter. Die Wärmeleitung spielt beim Wärmeübergang von der einen auf die andere Seite nicht die wesentliche Rolle, weil die Materialstärke gering ist. Anteilig maßgeblich bestimmend ist der Wärmeübergang von der (Fort-)Luft auf die Platte und von der Platte auf die (Außen-)Luft. Hierfür ist ein hoher Turbulenzgrad (also eine hohe Strömungsgeschwindigkeit) positiv, niedrige Luftdurchtrittsgeschwindigkeiten (laminare Strömung) sind daher eher ungünstig für die Effektivität des Wärmeübergangs. Folglich ist oft zu beobachten, dass Wärmetauscher in niedrigen Laufstufen nur einen schlechteren Zahlenwert beim Wärmebereitstellungsgrad bieten.
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Beispielhafte Realisierung
Lüftungsplanung in der Qualitätssicherung
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6/6 Lüftungsplanung Lüftungsplanung in der Qualitätssicherung in der Qualitätssicherung
In diesem Beitrag beschreibt der Autor, auf welche Fehler er bei seiner Arbeit als Qualitätssicherer in Hamburg bei der Prüfung effizienter Wohnhäuser stößt. Immer wieder muss man feststellen, dass wenige wissen, aus welchen Parametern ein Lüftungskonzept besteht und in welcher Reihenfolge es erarbeitet wird. In der Ausführung und Prüfung stellt sich das Lüftungskonzept für den Qualitätssicherer wie folgt in sieben Schritten dar.
Prüfung eines Lüftungskonzepts in sieben Schritten 1. Schritt: Ab-, Zu- oder Überstromraum Von einem Lüftungsplaner erwartet ein Qualitätssicherer, dass er festlegt, welche Räume an die Lüftungsanlage angeschlossen werden sollen. Grundsätzlich sind alle Zimmer, die sich innerhalb der thermischen Hülle befinden, an die Lüftungsanlage anzuschließen, egal, wie groß sie sind. Die thermische Hülle wird üblicherweise mit einer roten Linie in allen Grundrissen und Schnitten festgelegt. Diese Pläne sind für den Lüftungsplaner eine wichtige Arbeitsgrundlage, ohne die er die Größe eines Lüftungsgeräts nicht festlegen kann.
Kriterium thermische Hülle
Die sehr einfache und äußerst hilfreiche farbige Festlegung in den Grundrissen, welche Zimmer Zu-, Ab- oder Überströmräume sein sollen, wird so gut wie nie vorgenommen.
Farbige Darstellung von Zu- und Ablufträumen
Dabei sollte man dies schon deshalb tun, um sich gegenüber dem Bauherrn abzusichern. Dieser muss darüber informiert werden, welcher Raum wie belüftet wird. Am besten stimmt er dem Vorschlag des Planers schriftlich zu. Aber ebenso wichtig ist diese Information für den Handwerker, der die Anlage installieren soll, um Missverständnisse zu vermeiden. Sehr viel Unsicherheit besteht im Umgang mit Abstellräumen. Oft werden sie wegen ihrer geringen Größe nicht an die Lüftungsanlage angeschlossen. Dabei werden gerade in diesen Räumen
Abstellräume einbinden
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