Weltfriedensdienst Querbrief 3/2016

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Magazin des Weltfriedensdienstes

3/2016

JAHRESBERICHT

2015 / 2016

+++ Theaterspiel überwindet Hass +++ +++ Wir wollen Veränderung +++ +++ Gewaltige Erfolge gegen Gewalt +++ ENTHÄLT DEN FINANZBERICHT 2015 Seiten F1 – F4


PARTNER WELTWEIT

INHALT WIR SCHAFFEN DAS Seite 4

ENGAGEMENT FÜR EINE GERECHTERE WELT Seite 7

COMMUNITY-THEATER IN HEBRON Seite 7

Guatemala

Nicaragua

Ecuador Peru Bolivien Argentinien

WIR WOLLEN VERÄNDERUNG Seite 10

GEWALT REDUZIEREN Seite 12

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FINANZBERICHT 2015 F1 – F4

LERNEN DURCH HANDELN Seite 17

PROJEKTE 2015 Seite 14

WO BLEIBT DIE FRIEDENSUMSCHAU? Seite 18

KAMPAGNEN- UND BILDUNGSARBEIT Seite 16

WAS BEWIRKT MEINE SPENDE? Seite 19

Querbrief 3/2016

Brasilien


Die folgenden Symbole zeigen, welchem unserer Arbeitsfelder die Aktivität zugeordnet ist Überleben sichern Frieden ermöglichen

Deutschland

Fähigkeiten entfalten

Palästina Senegal Guinea Bissau

Myanmar

Ghana Benin

Indien

Laos

Kenia

Guinea Burundi

Tansania

Sambia Namibia

Simbabwe Südafrika

FRIEDEN STIFTEN Seite 21

SO SIND WIR ORGANISIERT Seite 22

EIN SCHÖNER ERFOLG 2015 Seite 24

49 23 PROJEKTE

LÄNDER

31 KOOPERANTINNEN

IHRE SPENDE KOMMT AN

85,6 % 4,0 % 2,8 % 7,6 %

Projektförderung Projektbegleitung Kampagnen-, Bildungsund Aufklärungsarbeit Werbe- und Verwaltungskosten

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Bericht des Vorstands

WIR SCHAFFEN DAS Zeit für eine neue Realpolitik, die sich an den Bedürfnissen aller Menschen auf dieser Erde orientiert

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rschüttert von den blutigen Anschlägen in Paris und anderen Orten, verabschiedete die Mitgliederversammlung 2015 eine viel beachtete Erklärung, in der die Frage gestellt wird, wie sich die Gewalt stoppen lässt. Terroristen sind Kriminelle um die sich die Polizei kümmern muss – sie sind keine Kriegspartei. Weiter heißt es in der Erklärung: Gleichzeitig muss den zerstörerischen Kräften die materielle Basis entzogen werden. Wir sollten verstehen, was unser Anteil an dem Konflikt ist. Wir haben es zugelassen, dass vor allem Jugendliche mit einem anderen kulturellen Hintergrund, obwohl sie hier geboren worden sind, sich nicht wertgeschätzt fühlen und nicht zugehörig. Die Spaltung zwischen arm und reich nimmt zu. Ein Weltwirtschaftssystem, das die Armen immer ärmer macht und die Reichen reicher, muss überwunden werden. Dazu gehört auch, dass wir unseren Konsum einschränken, um die übermäßige Aneignung von Ressourcen durch die Industrienationen zu beenden. Der Klimawandel muss gestoppt werden.

Es ist Zeit für eine neue Realpolitik, die sich an den Bedürfnissen aller Menschen auf dieser Erde orientiert. Darin steckt durchaus die Aufforderung, sich bewusst auch mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Es kommt immer wieder vor, dass existentielle Krisen die Projektarbeit in der ursprünglich vorgesehenen Weise behindern oder gar unmöglich machen. Da ist es ein Erfolg, wenn die lokalen Partner ihre Kompetenz in ziviler Konfliktbearbeitung nutzen und versuchen, selbständig auf die neuen Entwicklungen zu reagieren. Wir unterstützen sie dabei nach Kräften und sind immer wieder beeindruckt und gestärkt durch ihre Kraft und ihren Mut. GEWALTFREI INTERVENIEREN So z. B. in Burundi, wo nach einer nicht verfassungsgemäßen Präsidentenwahl die Proteste der Opposition gewaltsam unterdrückt wurden. Unsere MitarbeiterInnen mussten zeitweise das Land verlassen und die normalen Projekt­

aktivitäten kamen zum Erliegen. In dieser bedrohlichen Situation überlegte sich unser Partner MIPAREC eine gewaltfreie Intervention. Er lud die Jugendorganisationen von der Regierungspartei und Opposition ein und stellte so einen neutralen Kontakt her. Diese Jugendlichen werden gern als Schlägertruppen der Parteien eingesetzt. Durch den vermittelten Prozess des Kennenlernens und Austauschens waren die jungen Leute in der Lage, am Ende eine Vereinbarung zu unterschreiben, sich nicht anzugreifen. Das ist ein großer Erfolg! EIN LIED GEGEN EBOLA Als unsere Arbeit in Guinea-Conakry durch den Ausbruch von Ebola unterbrochen werden musste, produzierten die ProjektmitarbeiterInnen ein Video, in dem prominente MusikerInnen über die Gefahren von Ebola und Maßnahmen zur Vermeidung informierten. In 10 lokalen Sprachen. Die Musik und der Text trugen wesentlich dazu bei, die Epidemie in den Griff zu bekommen.

Bildung schafft die Voraussetzung für eigenständige Reaktionen der lokalen Partner in Krisensituationen.

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Bericht des Vorstands

Johannes Mukafose beim WFD-Jahrestreffen in Berlin

Um unsere Partner wirksam unterstützen zu können, stehen wir mit ihnen in einem direkten Austausch. Wir laden regelmäßig Partner ein und gestalten mit ihnen ein intensives Programm, in dem Advocacy, gegenseitiges Lernen, Präsentationen von Projektergebnissen sowie Maßnahmen zur Sensibilisierung im Mittelpunkt stehen. Besuche in Schulen und in Ministerien gehören dazu genauso wie der Austausch mit Netzwerkpartnern in Deutschland. Ein Beispiel: Johannes Mukafose von der simbabwischen Organisation CELUCT gab auf der Mitgliederversammlung 2015 einen praktischen Einblick in seine Arbeit zur Konfliktbearbeitung auf Gemeindeebene. In seinem Bericht über seinen Aufenthalt in Deutschland schreibt er: „Bei der Vorstellung unserer Projektarbeit konnte ich fühlen, wie die ZuhörerInnen sich in unsere Realität hineinversetzt haben. Dieser Perspektivwechsel war wichtig für die Menschen im Globalen Norden, ich konnte mit ihnen unser Wissen im Umgang mit Konflikten teilen. Die Gespräche mit

den KollegInnen haben mich dem Weltfriedensdienst näher gebracht, ich fühle mich mit den Ideen und Vorstellungen des Vereins verbunden und ich arbeite gern mit ihnen zusammen.“ STOPPT DEN WASSERRAUB Der Weltfriedensdienst beschäftigt sich seit 2013 mit dem Thema Wasserraub. Inzwischen ist unser Profil in diesem Bereich deutlich wahrnehmbar, weil wir eine große Expertise aufgebaut haben und diese ständig weiter ausbauen. Der Newsletter „Wasserzeichen“ informiert regelmäßig mehr als 3.000 InteressentInnen über Entwicklungen in diesem Bereich. Von Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden wir als relevanter Akteur in diesem Bereich angesprochen und zur Zusammenarbeit eingeladen. Neben neuen Wirkungsfeldern ergibt sich dadurch Potenzial für die Beteiligung an europaweiten Kampagnen. Gegenstand einer konzeptionellen Diskussion im Weltfriedensdienst ist die sogenannte „Legitimationskrise der Entwicklungszusammenarbeit“, die wir u. a. mit dem DED-Freundeskreis thematisie-

ren. Es sei ein Paradigmenwechsel vergleichbar mit der Zeit der Aufklärung. Gleiche Augenhöhe zwischen Kooperationspartnern fordert neue Formen auch des personellen Austauschs, die nicht nur eindirektional vom globalen Norden in den globalen Süden führen. Alle auf dem Gebiet der Personalentsendung und Entwicklungskooperation arbeitenden NROs sind aufgefordert, ihre Partnerorganisationen zu befragen, wo sie Bedarf für eine Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit sehen. Die Ergebnisse sollen die Diskussion über die anstehende Novellierung des Entwicklungshelfergesetzes befruchten. Daraus werden sich auch für den Weltfriedensdienst neue Schwerpunkte in der Süd-Süd und SüdNord-Kooperation ergeben. Mit unserer über 50-jährigen Erfahrungen werden wir eine Vorreiterrolle bei der Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit einnehmen. Fragestellungen, die der Paradigmenwechsel mit sich bringt, lauten: Welche Denkmuster liegen unserem Handeln zugrunde? Wie sehr sind wir noch dem Muster verhaftet, dass der Norden hat und der Süden braucht? Wie sehr realisieren wir die Gemeinsamkeit politischer Verantwortung? Diese Fragen beeinflussten sicherlich auch die Entstehung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Diese wurden am 25. September 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet und sind seit

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Bericht des Vorstands

1. Januar 2016 in Kraft. Sie lösen die Millenium Development Goals ab. Mit den 17 SDGs erhält nachhaltige Entwicklung eine soziale, eine ökonomische und eine ökologische Dimension. Wirtschaft kann nicht länger auf Kosten des ökologischen Gleichgewichts wachsen und dabei soziale Ungerechtigkeit in Kauf nehmen. NORD UND SÜD ENTWICKELN SICH Ein weiterer Paradigmenwechsel, der nach unserem Verständnis nachholt, was der Weltfriedensdienst stets gelebt hat, betrifft das Verständnis von Entwicklung als solche. Darunter wird nun ein gutes Leben für die Mehrheit der Menschen als Voraussetzung für mehr Frieden verstanden. Bisher wurde Entwicklung vom globalen Süden erwartet, positives und erstrebenswertes Entwicklungsziel waren die Länder des globalen Nordens. Die Entwicklungszusammenarbeit, auch wenn auf „gleicher Augenhöhe“ postuliert, verlief doch musterhaft von Norden nach Süden: Wissen, Finanzen, Anreize, Fachkräfte gingen südwärts. Insbesondere das erste Ziel der SDGs

zur weltweiten Armutsbekämpfung gilt nicht nur für den globalen Süden. Auch die Länder des globalen Nordens sind im Sinne der SDGs Entwicklungsländer. Dadurch entsteht ein ganz neuer und durchaus kritischer Blick auf die alten Industrienationen. Es wird auch klar, dass der Norden und der Süden die gemeinsame Verantwortung für nachhaltige Entwicklung haben, für eine breitere und gerechtere Teilhabe an den Ressourcen und die gemeinschaftliche Sorge um unseren Planeten. Wir haben dabei unterschiedliche Rollen und Verantwortlichkeiten und es braucht die Einbindung auf internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Ebene, um die Ziele umzusetzen. Der Weltfriedensdienst überlegt, im Umgang mit der Flüchtlingssituation in Deutschland neue Wege zu beschreiten. Als erfahrene Organisation der Entwicklungszusammenarbeit können wir auf das Wissen und die Kenntnisse unserer Partner zurückgreifen. Besonders die Partnerorganisationen im südlichen Afrika und in Palästina verfügen über viel Erfahrung in der

Arbeit mit Flüchtlingen und der Stärkung von kultureller Identität. Vieles davon basiert auf Community-basierten Interventionsangeboten, die in Deutschland zur Gemeinschaftsbildung in unserer kulturell und sozial gespaltenen Gesellschaft adaptiert und eingesetzt werden können. Der Weltfriedensdienst möchte in diesem Bereich ein Pilotprojekt umsetzen, um Kompetenzen aufzubauen und mit der Fachwelt und Netzwerk-Partnern zu teilen. Die gemeinsamen Erfahrungen mit unseren Partnern im globalen Süden möchten wir hier in unserer Gesellschaft in-Wert-setzen und einen wichtigen Beitrag zur Integration Zugewanderter leisten. Durch Empowerment sollen sie dazu befähigt werden, ihre Situation zu reflektieren, ihre Bedürfnisse zu artikulieren sowie sich zu organisieren und zu vernetzen. „Wir schaffen das“ und wir halten daran fest. Es sind die vielen Ehrenamtlichen und letztlich die Zivilgesellschaft, die es schaffen. Frieden braucht die Würdigung der Menschenrechte und Entwicklungschancen für alle.

Mitglieder des Weltfriedensdienstes stimmen bei der jährlichen Mitgliederversammlung über die Grundlinien der Arbeit und über den Haushalt ab.

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Aus den Projekten

ENGAGEMENT FÜR EINE GERECHTERE WELT Die Arbeit des Weltfriedensdienst e. V. orientiert sich an drei zentralen Anliegen: Frieden, Entwicklung, Menschenrechte. In jedem dieser Anliegen sind die beiden anderen enthalten.

FRIEDEN ERMÖGLICHEN Frieden und Entwicklung sind untrennbar miteinander verbunden. Wo Menschen sich ohne Hass und Misstrauen begegnen und ihre Grundbedürfnisse befriedigt sind, kann Frieden wachsen. Deshalb schaffen wir mit unseren Partnern Strukturen, in denen Begegnung, Dialog und Versöhnung möglich werden und fördern nachhaltiges Wirtschaften.

FÄHIGKEITEN ENTFALTEN Entwicklung heißt, die eigenen und gemeinschaftlichen Potentiale entfalten zu können. Voraussetzung dafür ist die Befriedigung der Grundbedürfnisse und Bildung zum selbstbestimmten Handeln. Dabei geht es um mehr, als sich technisches Wissen anzueignen. Soziales Lernen ist für das friedliche Zusammenleben von großer Bedeutung. Nur kompetente Einzelpersonen und Organisationen können selbstbestimmt ihre Lebensverhältnisse verbessern.

Im Folgenden stellen wir drei Beispiele aus der Arbeit des Weltfriedensdienstes vor.

ÜBERLEBEN SICHERN Unser Verständnis der Menschenrechte umfasst die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte. Ein zentrales Thema ist der gerechte Zugang zu natürlichen Ressourcen und ihr Schutz. Land- und Wasserraub bedrohen z. B. die Menschenrechte auf Nahrung und Zugang zu sauberem Wasser. Auf nationaler Ebene fehlt oft ein starker Akteur, der diese Rechte durchsetzen könnte. Deshalb ist das Engagement der Zivilgesellschaft enorm wichtig. Wir nehmen unsere Verantwortung wahr, fördern nachhaltiges Wirtschaften und soziale Teilhabe, üben öffentlich Kritik an Missständen und erzeugen politischen Druck, sie zu beseitigen.

 THEATERARBEIT IN PALÄSTINA  MENSCHENRECHTSARBEIT IM SÜDLICHEN AFRIKA  BILDUNGSARBEIT IN BRASILIEN

COMMUNITY-THEATER IN HEBRON Zwischen israelischer Annexion und palästinensischer Kultur. Interview mit Mohammad Issa, Leiter des YES Theatre, Hebron

W

elche Ziele verfolgt die Theaterarbeit? Unsere Arbeit fördert mentale Gesundheit. Laut eines UNICEF Reports über psychosoziale Programme für Kinder und Jugendliche in Palästina (2012) haben die laufenden Kämpfe, die Ausweitung des illegalen Siedlungsbaus, die Gewalt der Siedler gegen Kinder und ihre Familien, die militärischen Übergriffe, die zunehmende Verwüstung von Gebäuden, die fortdauernde Blockade und die zunehmenden Beschränkungen der Bewegungsfreiheit gravierende Rückwirkungen auf das psychosoziale Wohl, auf

Theater bietet einen geschützten Raum für neue Erfahrungen und zur Aufarbeitung von traumatisierenden Erfahrungen

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Aus den Projekten

Die Absolventen 2015 des YES-Theatres – 17 junge Erwachsene, 14 Frauen und 3 Männer haben ein Jahr lang am Multiplikatoren Training im YES Theatre teilgenommen – durchgeführt von Raed Shoukri und Mohammad Titi (Schauspieler am YES Theatre)

YES-THEATRE Das YES Theatre ist eine palästinensische Nichtregierungsorganisation (NRO). Mit den Möglichkeiten, die Drama und Theaterspiel bieten, leistet es einen Beitrag zum mentalen und sozialen Wohl palästinensischer Kinder und Jugendlicher. Sie lernen die eigenen Rechte kennen und erfahren, wie sie geltend gemacht werden können. Das YES Theatre ist eine Gemeinde-Organisation, die auf der Grundlage des „Bottom Up“-Ansatz arbeitet. Alle Projekte werden mit den Kindern und Jugendlichen und ebenso für die Kinder und Jugendlichen der Community entworfen.

Entwicklung, Bildung und Gesundheit der Kinder. Die Theater-Arbeit stärkt das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Individuelle Geschichten und Erlebnisse erfahren Anerkennung und bekommen ihren Stellenwert. Bei der Arbeit mit persönlichen und sensiblen Themen zeigt unsere Theater-Methodologie eine hohe Wirksamkeit. 38,7% aller jungen PalästinenserInnen leben in Armut. Wir schaffen Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten für Jugendliche im Bereich künstlerischer Tätigkeiten in der Gemeinde. Welche kulturellen Möglichkeiten gibt es für Kinder und Jugendliche in Hebron? So gut wie keine. Das YES Theatre ist die einzige kulturelle Organisation in der Stadt. Außerdem fehlen in Hebron Fachkräfte, die die Bedürfnisse der Gemeinde auf die kulturelle Ebene übertragen könnten.

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In den Projekten des YES Theatre sind drei Themenbereiche miteinander verknüpft: Menschenrechte, Friedens- und Konfliktarbeit.

Welches Methoden und Techniken nutzt ihr? Methodisch arbeiten wir nach dem aus Brasilien stammenden „Theater der Unterdrückten“, ein partizipatives Theater, und nutzen auch eine seiner Weiterentwicklungen, das legislative Theater. Storytelling hat einen hohen Stellenwert. Wichtig sind auch Animation und Puppentheater. Wieso ist Storytelling so wichtig? Es schafft einen guten Kommunikationsprozess. Geschichten erzählen regt Fantasie und kreatives Denken an. Es ist eine gute Methode, um Talente und

Potentiale zu kombinieren und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder zu stärken. Können die TheaterpädagogInnen, Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, mit ihren traumatischen Erfahrungen mit fanatischen israelischen Siedlern und Soldaten besser fertig zu werden? Wie ihr wisst, werden im „Theater der Unterdrückten“ keine Lösungen für die dargestellte Problematik angeboten. Es motiviert die Menschen, sich an der Suche nach Lösungen aktiv zu beteiligen. Hier haben die Unterdrückten das Sagen. Wir gehen sorgfältig vor. In einer Vor-Phase vor dem Entwickeln


Aus den Projekten

eines Stücks werden Fokusgruppen und Interviews durchgeführt. Diese Aktivitäten helfen uns, reale Geschichten zu sammeln, die aus der Gemeinde stammen. Vor dem Start der Produktionsphase bespricht das YES Theatre diese dann mit Fachkräften und Psychologen. So können wir das psychosoziale Wohl der von den Praktiken der israelischen Soldaten und Siedlern Betroffenen am wirksamsten fördern. Die seit fast fünfzig Jahren dauernde israelische Besatzung und Annexion des palästinensischen Gebiets hat sicherlich die Menschen verändert, die unter diesen Bedingungen leben und überleben. Wie sieht dieser Wandel aus? Sind die Menschen und Gemeinden stärker oder schwächer geworden? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich würde sagen, dass PalästinenserInnen seit 1948 unterschiedliche Erfahrungen durchlebt haben. Jede Erfahrung hat ihre eigenen Konsequenzen und Auswirkungen auf die palästinensischen

Menschen hinterlassen. Es gibt Höhen und Tiefen. Ich glaube, dass es einen kontinuierlichen israelischen Prozess gibt, der die palästinensischen Menschen immer wieder mental und physisch durcheinander bringt. Der bereits zitierte UN-Report sagt aber auch, dass palästinensische Kinder in hohem Maß an ihre Fähigkeiten zu eigeninitiativem und aktiven Handeln glauben. Das wird in der Teilnahme an Schule, Freizeitund Gemeindeaktivitäten deutlich und stärkt ihre Widerstandsfähigkeit. Im Vergleich zu anderen Städten in der West Bank wie Ramallah und Jerusalem ist Hebron eher eine konservative Stadt. Ist diese besondere kulturelle Situation ein zweiter Fokus Eurer Arbeit? Kannst Du Details nennen über diesen Aspekt Eurer Arbeit? Es ist der erste Fokus unserer Arbeit! Das ist unsere wirkliche Herausforderung. Wir investieren in die junge Generation, aus der die Führungskräfte von morgen hervorgehen werden.

Wir sind uns ziemlich sicher, dass diese Führungskräfte Wandel mit sich bringen werden. Die Gesellschaft in Hebron ist sehr komplex und ist dazu noch eine Stammesgesellschaft. Es gibt nur ein Muster: „copy and paste“. Erwachsene versuchen ihre Kinder so zu erziehen, dass sie als Erwachsene die gleiche Persönlichkeit haben wie sie selbst. Wir arbeiten daran, dieses Muster zu verändern, um Kinder unabhängiger zu machen und zu befähigen, eigene Entscheidungen ohne Einfluss ihrer Eltern zu treffen. Was sind Eure Hoffnungen, was sind Eure Ziele für die nächsten Jahre? Nachhaltigkeit, eine starke Gemeinschaft, eine neue Generation, die Ver­änderung mit sich bringt. Das Interview führte Lutz Taufer, Vorstandsmitglied des Weltfriedensdienstes, im Oktober 2014 in Berlin. Übersetzung aus dem Englischen: Nele Peters-Ewers

Theater ermöglicht Perspektivwechsel und öffnet den Blick für neue Wege

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Aus den Projekten

WIR WOLLEN VERÄNDERUNG Wie Medien dabei helfen können

Filmemachen wirkt sehr motivierend. Einmal beim Aufnehmen und Bearbeiten. Und dann beim gemeinsamen Schauen. Die Spannung ist offenkundig groß.

„W

as mich wirklich dazu bewog, wieder zur Schule zu gehen, war die große Verantwortung, die auf meinen Schultern lastet“, sagt Harriet Kawelenga aus Malawi. Im Mädchenalter hatte sie die Schule geschmissen, jetzt holt sie einen Abschluss nach. „Ich habe gemerkt, dass niemand kommen wird und meine Probleme löst. Durch Bildung hoffe ich, meine Kinder in Würde großzuziehen und meine Familie unterstützen zu können.“ Jungen Menschen im südlichen Afrika ist in der Regel die aktive Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen verwehrt. Ihr Potential für die Entwicklung der Region wird nicht in

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Anspruch genommen. Es gilt das Wort der Alten und bestehende Geschlechternormen wirken ganz besonders hemmend auf die persönliche Entfaltung von Mädchen und jungen Frauen. Oft sind sie von geschlechtsspezifischer Gewalt und Teenagerschwangerschaften betroffen, die HIV-Infektionsrate ist hoch. Was soll ich da in der Schule? So dachte nicht nur Harriett. Die südafrikanische Organisation STEPS (Social Transformation and Empowerment Project for South Africa) nimmt sich der Probleme der jungen Leute an. In der Region mit der jüngsten Bevölkerung auf der Welt hilft sie jungen Menschen, ihren Weg ins Leben zu finden.

Die vom Weltfriedensdienst unterstützte Arbeit findet in sieben Ländern des südlichen Afrika, u. a. in Malawi, statt. Partner sind lokale Nichtregierungsorganisationen und ein regionales Netzwerk von Selbsthilfeinitiativen junger Menschen. Ihr Motto: Wir wollen wirken und nicht nur Aktivitäten durchführen. STEPS ist eine Medieninitiative. Gegründet wurde sie zur Jahrtausendwende angesichts der Wirkungslosigkeit von offiziellen Anti-HIV/Aids-Kam­ pagnen. Die setzten auf die Darstellung von Schreckensszenarien, von Leid und Sterben als Folge von Fehlverhalten. STEPS setzte dem persönliche Geschichten vom Leben mit HIV entgegen.


Aus den Projekten

Den Jugendlichen wurde die Gelegenheit gegeben, mit professioneller Hilfe dokumentarische Kurzfilme zu produzieren. Darin werden Fragen aufgeworfen, die oft unbequem sind und das eigene Verhalten in Frage stellen. Die Filme geben keine Handlungsanweisungen, erheben nicht mahnend den Zeigefinger. Sie dienen als Gesprächsanstoß bei öffentlichen Vorführungen. Gut ausgebildete und ausgestattete ModeratorInnen strukturieren die Diskussionen. Dafür bildet STEPS u. a. AktivistInnen des lokalen Partners SASO im Salima-District in Malawi aus, die diese oft schwierigen Gespräche konstruktiv gestalten. Dass es dem Projekt so gelang, das vorherrschende Schweigen um HIV/ AIDS zu beenden und darüber hinaus die Zielgruppe nachweislich zu verantwortungsvollem Verhalten zu motivieren, zeigen Interviews mit zentralen Akteuren, wie einem traditionellen Gemeindeführer:

nächsten Jahr haben wird. Die Ungleichheit der Geschlechter, die sich u. a. auch in häuslichem Missbrauch äußert, ist gesellschaftlich tief verankert. Das verhindert zum Beispiel, dass Frauen von ihren Partnern die Benutzung von Kondomen fordern können, um sich vor Ansteckung zu schützen. Ausgehend von der Diskussion über Prävention, rücken so individuelle und gesellschaftliche Verantwortung in das Zentrum der Debatte in den Gemeinden. Mit der Zeit zeigte sich, dass sich Einstellungen veränderten. Und daraus ergaben sich veränderte Verhaltensweisen, etwa im District Salima, Harriet Kawelengas Heimat. Nach Filmvorführungen gründeten sich fünf Selbsthilfegruppen junger Mütter. Einen besonderen Erfolg erzielte man im politischen Bereich. Im District Salima wurde ein Gesetz verabschiedet, dass es jungen Frauen erleichtert, nach einer Geburt wieder die Schule zu besuchen. 30 jungen Müttern, die nach Geburt

ihres Kindes die Schule abgebrochen hatten, wurde so wieder der Schulbesuch ermöglicht. In Malawi trug der lokale Partner SASO zur Schaffung eines neuen Gesetzes bei, das Heirat erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt und so Mädchen vor den Folgen von früher Eheschließung schützt. Eine moderierte Filmvorführung vor RegierungsvertreterInnen führte zur Modernisierung von Kreissälen in den Hospitälern der Projektregion, um die Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind zu verhindern. Für diese bahnbrechende Arbeit hat STEPS regional und global viel Anerkennung und Nachahmung erfahren. Filme und Methodik werden u.a. auch von der Bundeszentrale für Politische Bildung und mehreren NROs in Deutschland eingesetzt. Filme von STEPS sind beim Weltfriedensdienst auszuleihen (info@weltfriedensdienst.de).

„Dieser Film ist in der Tat ein Augenöffner. In unserer Gemeinde sind wir es gewohnt, unsere Kinder bei traditionellen GeburtshelferInnen zu bekommen. Frauen mit HIV müssen sich umgewöhnen und in einer Gesundheitsstation gebären, um zu verhindern, dass das Virus von der Mutter auf das Kind übertragen wird.“ Bei den Diskussionen in den Dörfern merkten die STEPS-Mitarbeitenden, dass HIV/AIDS kein isoliertes Thema ist. Aufklärung ist wichtig, aber immer deutlicher wurde, dass die Gründe für die Pandemie tiefer liegen. Faktoren wie Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Herkunft, nicht gewahrte Menschenrechte und große Armut tragen zur Ausbreitung von HIV/ AIDS bei. Wer nicht einmal weiß, ob es am nächsten Tag für Essen reicht, wird sich kaum Gedanken machen, welche Auswirkungen sein Handeln im

Das Interesse an den eigenen Filmen ist groß - ihre Vorführung ein Erlebnis für die ganze Gemeinschaft

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Aus den Projekten

GEWALT REDUZIEREN, GESCHICHTE(N) NEU SCHREIBEN

Die „Grupo Adolescer“ schafft Perspektiven für junge Menschen in sozialen Brennpunkten der nordbrasilianischen Stadt Recife. Durch (Weiter-)Bildung werden Gleichaltrige zu Vorbildern.

„D

u bist wirklich wichtig für mich und jemand ganz Besonderes“ und „Ich bin glücklich, deine Freundin zu sein“. Diese Sätze entstanden bei der Aktion des „Liebestunnels“. JedeR SchülerIn erhielt einen kleinen Zettel, auf den er oder sie einen lieben Gruß über Freundschaft oder Respekt an eine andere Person schreiben konnte. Der Briefkasten stand am anderen Ende eines menschlichen Tunnels, welcher der passierenden Person Umarmungen und andere Zärtlichkeiten bot – eine Aktion, die den Schulraum mit mehr Umsicht und Freundlichkeit füllen sollte. Kilren da Silva (13 Jahre) war einer der Jugendlichen von AdoleScER, die diese Aktion geplant und umgesetzt haben, und zwar in der öffentlichen Schule Maria Goretti in der Gemeinde Caranguejo/Tabaiares: „Es war beeindruckend,

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wie die Schüler statt Gewalt plötzlich Zärtlichkeiten verteilten.“ Die Schule, wie auch die Favela, sind Orte ständiger Gewalt, Unterdrückung und Gefahr für die Jugendlichen. Einst Tiefgarage einer Kirche, heute mit Gittern, kaum Fenstern, wenig Platz, wirkt sie auch eher wie ein Gefängnis als eine Schule. „Jeden Tag sind wir mit Drogenhandel und Gewalt konfrontiert, sowohl auf der Straße, in der Schule als auch zu Hause“, erzählt Kilren. Genauso wie Kilren, ist Carol Soares (16 Jahre) aus Roda de Fogo eine der jugendlichen TeilnehmerInnen des Projekts „PazAMIN – für ein Viertel ohne Gewalt“, unterstützt durch den Weltfriedensdienst. Der Gewalt­index in diesen sozialen Brennpunkten städtischer Räume Brasiliens und ihren Schulen ist vergleichbar oder sogar

höher als in Ländern, welche sich im Krieg befinden. Es geht um die Verletzung von Menschenrechten durch Polizeigewalt, Verwicklung von Kindern und Jugendlichen in Drogenhandel und -krieg, Ermordung von Jugendlichen, Bandenrivalitäten, die in offener Gewalt resultieren und zivile Opfer fordern. All dies in einem öffentlichen Raum, der kaum Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bietet, ein prekäres Gesundheitssystem und defizitäre Bildungspolitik aufweist. Politisches Bewusstsein bei Jugendlichen wird dadurch direkt unterbunden, sodass sie jetzt und im späteren Erwachsenenalter weder ihre Rechte kennen noch wissen, wie sie diese einfordern können – so wird eine Gesellschaft geformt, die durch die korrupte Oberschicht leicht zu regieren ist. Fortsetzung auf Seite 13 nach dem Finanzbericht 2015


FINANZBERICHT 2015 Im Folgenden beschreiben wir die Finanzen des Vereins (Seiten F2-F4). Im Berichtsjahr hat der Weltfriedensdienst e. V. die Darstellung seiner Geschäftstätigkeit verändert. Bisher wurde nur der Haushalt der Geschäftsstelle abgebildet. Mit dem vorliegenden Finanzbericht wird auf die Darstellung der gesamten Geschäftstätigkeit des Vereins im In- und Ausland umgestellt. Wir versprechen uns dadurch höhere Transparenz und bessere Zuordnung der Kosten zu den Arbeitsbereichen. Aufgrund dieser neuen Darstellungsform steigt die Bilanzsumme von knapp 500 Tsd im Vorjahr auf 2,0 Mio €. Die Bemühungen um Fördergelder für Projektvorhaben dauerten auch dieses Jahr an. Sie mündeten in erhöhte Fördersummen für Projekte durch öffentliche Geber von insgesamt 4.978.774 € und wurden verwendet für die regionale und thematische Diversifizierung. Dank der dadurch gestiegenen Projektförderung in Höhe von 5.025.259,52 € konnte der Weltfriedensdienst seiner Mission für gerechtere und lebenswerte Verhältnisse in der Welt weiter folgen. Ein Ergebnis der größeren Projektvolumina ist der steigende Anspruch an die Südpartner und den Weltfriedensdienst, vermehrt Mittel für die Finanzierung und Verwaltung von Projekten bereitzustellen. Im Jahr 2015 konnte dieser noch nicht

realisiert werden. Zur Deckung der fehlenden Mittel wurden Projektrückstellungen in Höhe von 86.330,93 € in Anspruch genommen und ihrem Verwendungszweck zugeführt. Insgesamt konnte das Jahr 2015 mit einem Ergebnis von 36.982,57 € abgeschlossen werden. Diese Summe wurde den Betriebsmittelrücklagen zugeführt. Die Höhe des Werbe- und Verwaltungskostenanteils liegt bei 7,6%, einem äußerst niedrigen Satz. Die intensivere Geschäftstätigkeit mit höheren Projektvolumina erfordert mehr qualitative und administrative Projektbegleitung. Perspektivisch wird die Finanzplanung eine ausgewogenere Balance berücksichtigen müssen. Nachstehende Tortendiagramme geben einen Einblick in die Projektförderung im Ausland, geordnet nach Kontinenten und Themen. Die Ausgaben in Europa enthalten die Beratung von Südpartnern zur Wirkungsorientierung. Damit tragen sie direkt zur Qualitätssicherung der Projekte im Ausland bei und fördern ihre Nachhaltigkeit. Die in der Grafik genannten Themen bedingen sich unserem ganzheitlichen Ansatz gemäß gegenseitig. Denn Fähigkeiten zu entwickeln, Überleben zu sichern und Frieden zu ermöglichen sind nur gemeinsam zu erreichen.

PROJEKTFÖRDERUNG 2015 Summe 5.025.259,52 €

Europa 75.280 € Lateinamerika 687.124 €

Asien 745.482 €

1,5 %

Fähigkeiten entfalten 516.291 €

10,3 %

13,7 %

14,8 %

Überleben sichern 1.303.208 €

25,9 %

70,0 % Afrika 3.517.373 €

63,8 % Frieden ermöglichen 3.205.760 €

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EINNAHMEN 2015 Zur Finanzierung der Auslandsprojekte und für die Bildungsarbeit im Inland erhielten wir öffentliche Zuwendungen vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Engagement Global und vom Berliner Senat.

Im Spendenaufkommen enthalten sind freie und zweckgebundene Spenden. Aufgrund rückläufiger Projektspenden reduzierte sich diese Summe. Unsere Mitglieder zahlten reguläre oder ermäßigte Mitgliedsbeiträge. Laut Vereinsrecht tragen sie zur Finanzierung der Vereinsarbeit bei. In 2015 nahm der Verein Bußgelder, aber keine Nachlässe ein.

Zuwendungen anderer Organisationen setzen sich aus Mitteln von Stiftungen, von der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden und Brot für die Welt zusammen.

Sonstige Einnahmen beinhalten vornehmlich Teilnahmebeiträge für Veranstaltungen, periodenfremde Erträge sowie Zinserträge. Der Posten Inanspruchnahme Projektrückstellungen (86,3 Tsd €) setzt sich aus der zweckgerichteten Zufuhr von Spenden in kofinanzierte Projekte (64,1 Tsd €) und in ausschließlich spendenfinanzierte Projekte (22,2 Tsd €) zusammen.

Die Partnerleistungen sind Beiträge der lokalen Partner des Weltfriedensdienstes, mit denen sich diese an den Kosten der Projekte beteiligen.

EINNAHMEN 2015

2015 (€)

2015 (%)

2014 (€)

2014 (%)

4.978.774,43

84,3

4.389.165,27

81,2

Zuwendungen anderer Organisationen

42.768,60

0,7

60.305,66

1,1

Partnerleistungen

133.619,67

2,3

199.196,13

3,7

Spenden

597.596,81

10,1

634.660,03

11,7

Mitgliedsbeiträge

50.350,02

0,9

49.869,96

0,9

150,00

0,0

10.833,33

0,2

Sonstige Einnahmen

16.639,92

0,3

18.013,23

0,3

Inanspruchnahme Projektrückstellungen

86.330,93

1,5

17.137,68

0,3

0,00

0,0

24.911,98

0,5

5.906.230,38

100 %

5.404.093,27

100 %

Öffentliche Zuwendungen

Bußgeld,Nachlässe

Inanspruchnahme Betriebsmittelrücklage Summe

EINNAHMEN 2015 5.906.230 € Inanspruchnahme Projektrückstellungen 86.331 € Sonstige Einnahmen 16.640 €

Spenden, Mitgliedsbeiträge, Bußgeld 648.097 €

11,0 %

Partnerleistungen 133.620 € Zuwendungen anderer Organisationen 42.769 €

F2

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84,3 % Öffentliche Zuwendungen 4.978.774 €


AUSGABEN 2015 In den Posten Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sind Sachund Personalausgaben enthalten, die der Selbstdarstellung und der Mittelbeschaffung dienen. Im Berichtsjahr gab es im Rahmen der Mittelbeschaffung keine Zusammenarbeit mit Dienstleistern.

Die Ermittlung und nachstehende Darstellung der Ausgaben erfolgt gemäß den Standards des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Projektförderung, Projektbegleitung sowie die satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit werden demzufolge den projektbezogenen Ausgaben zugeordnet.

Die Verwaltung beinhaltet vornehmlich die Personalkosten für die Geschäftsführung, die Finanz-, Personal- und Spendenverwaltung und die Projektabrechnung (171 Tsd €). Ausgaben für die Büroinfrastruktur (128 Tsd €), Wirtschaftsprüfung (5,2 Tsd €)­und das DZI-Spendensiegel (2,7 Tsd €) sind darin enthalten.

Die Projektförderung beinhaltet diejenigen Mittel, die vollständig in die Projekte fließen. Kontinuierliche Qualitäts- und Fortschrittskontrolle sowie Projektentwicklung erfolgt im Rahmen der Projektbegleitung. Kosten für unsere Bildungsprojekte „work4peace“ und „Brücken bauen“ sowie für die Erstellung von Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsmaterialien werden der satzungsgemäßen Kampagnen-, Bildungsund Aufklärungsarbeit zugeordnet.

AUSGABEN 2015

Personalkosten

Die Werbe- und Verwaltungskosten an den Gesamtausgaben belaufen sich im Berichtsjahr auf 7,6% und werden vom DZI als „niedrig“ eingestuft.

Sachkosten

Projektbezogene Ausgaben Projektförderung

5.025.259,52

Projektbegleitung

233.900,25

Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit

129.977,87

35.662,47

Werbe- und Verwaltungskosten

2015 (€) 2015 (%)

2014 (€) 2014 (%)

5.424.800,11

92,4

4.943.839,64

91,5

5.025.259,52

85,6

4.528.204,82

83,8

233.900,25

4,0

237.942,23

4,4

165.640,34

2,8

177.692,59

3,3

444.447,70

7,6

460.253,63

8,5

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung

103.809,48

22.611,91

126.421,39

2,2

144.477,66

2,7

Verwaltung

170.781,74

147.244,57

318.026,31

5,4

315.775,97

5,8

Summe

638.469,34

5.230.778,47

5.869.247,81

100 %

5.404.093,27

100 %

Zuführung Betriebsmittelrücklage

36.982,57

Summe

5.906.230,38

5.404.093,27

AUSGABEN 2015 5.869.248 €

92,4 % Werbe- und Verwaltungskosten 444.448 €

7,6 %

Projektbezogene Ausgaben 5.424.800 €

Querbrief 3/2016

F3


BILANZ PER 31. DEZEMBER 2015 Das Anlagevermögen erfasst die Ausstattung des Büros. Es verringert sich um die jährliche Abschreibungssumme. Das Umlaufvermögen wird im Berichtsjahr einmalig verändert dargestellt, weil die Geschäftstätigkeit in ihrer Gesamtheit erfasst wird. AKTIVA

Diesem Posten werden die Forderungen der Projektabrechnungen sowie die Projektbankkonten und -kassen neu zugerechnet. Rechnerisch erhöht sich das Umlaufvermögen dadurch auf knapp 2,0 Mio. €. Der Posten Rechnungsabgrenzung beinhaltet die Miete für den Monat Januar des Folgejahres. 31.12.2015 (€)

31.12.2014 (€)

10.333,55

21.490,44

I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

420.783,03

244.108,99

II. Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten

1.561.726,69

229.308,83

5.246,17

4.520,00

1.998.089,44

499.428,26

A. Anlagevermögen I. Betriebs- und Geschäftsausstattung B. Umlaufvermögen

C. Rechnungsabgrenzung Summe

Der Jahresüberschuss in Höhe von 36.982,57 € wurde der Betriebsmittelrücklage zugeführt. Rückstellungen für Projekte sind einzelnen Projekten zugeordnete, noch nicht in Anspruch genommene Mittel. Die Verringerung der Bestände in den genannten Posten korreliert mit der unter den Einnahmen beschriebenen Inanspruchnahme. Sonstige Rückstellungen beinhalten in das Jahr 2015 übertragene Resturlaube und Überstundenansprüche von Mitarbeiter­Innen (26,2 Tsd €), PASSIVA

aus Gebühren für die Jahresabschlussprüfung (5,2 Tsd €) und das DZI-Spendensiegel (2,7 Tsd €). Bei den Verbindlichkeiten handelt es sich überwiegend um zugesagte Mittel für die Finanzierung von Projekten. Im Berichtsjahr werden sie einmalig verändert dargestellt. Die Zunahme korreliert mit der Zunahme der Bankbestände bei den Aktiva. Der Posten Rechnungsabgrenzung beinhaltet Gelder für kofinanzierte Projekte, die im Folgejahr verwendet werden. 31.12.2015 (€)

31.12.2014 (€)

184.370,68

147.388,11

I. Rückstellungen für Projekte

201.285,17

287.616,10

II. Sonstige Rückstellungen

34.226,23

35.496,38

1.572.167,46

21.419,17

6.039,90

7.508,50

1.998.089,44

499.428,26

A. Rücklagen I. Betriebsmittelrücklage B. Rückstellungen

C. Verbindlichkeiten D. Rechnungsabgrenzung Summe

Vergütungsstruktur Die Mitglieder des Vorstands des Weltfriedensdienst e.V. sind ehrenamtlich tätig, sie erhalten keine Aufwandsentschädigung. Die Vergütung hauptamtlicher MitarbeiterInnen inklusive der Geschäftsführung des Weltfriedensdienst e.V. richtet sich nach einem internen Vergütungssystem, das sich an den Entgeltgruppen 9 bis 11 des öffentlichen Dienstes (TvöD) orientiert. Gleichwohl verzichten die Mitarbeitenden auf Zusatzleistungen wie z. B. das 13. Monatsgehalt. Die Bandbreite der Bruttojahresgehälter hochgerechnet auf Vollzeitstellen bewegt sich im Berichtsjahr zwischen 33.605 € und 54.921 €.

F4

Querbrief 3/2016

Auszug aus dem Bestätigungsvermerk der ACCO GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vom 26. August 2016 Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung des Weltfriedensdienst e.V. für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 geprüft. Unsere Prüfung hat zu keinen Einwänden geführt. gez. Perez Zayas, Wirtschaftsprüfer

gez. Huse, Wirtschaftsprüfer


Aus den Projekten

Fortsetzung von S. 12 „Gewalt reduzieren ...“

Der „Liebestunnel“ tut gut und macht definitiv mehr Spaß als der brutale „Höllentunnel“

Grupo AdoleScER arbeitet in vier sozial schwachen Vierteln von Recife, Caranguejo/Tabaiares, Santo Amaro, Santa Luzia und Roda de Fogo, mit zwei Programmen. CriaPaz bildet Kinder zu kleinen WissensmultiplikatorInnen aus und PazAMIN arbeitet mit Jugendlichen, ermöglicht ihnen eine Bildung, um selbst ProtagonistInnen ihres Schicksals zu werden und Vorbilder in ihrer Gemeinde zu sein, wie Kilren und Carol. Dazu treffen sich die Jugendgruppen regelmäßig, um sich weiterzubilden, an Workshops teilzunehmen, Aktionen in Schule und Gemeinde durchzuführen. Es gibt Elterntreffen, Netzwerke im Viertel werden gesponnen und auch Schule und Lehrende eingebunden – alles mit dem Ziel, eine Kultur des Friedens zu fördern. Für ihre Aktivitäten nutzt AdoleScER eine neuartige Methode. Sie nennt sich Community Based Treatment. Zusammen mit der Peer-Education ist sie heute das Herz der Arbeit der Organisation. „Die beiden Methoden ergänzen sich: Wir arbeiten mit Jugendlichen und dem Kontext, in dem sie leben. Die Wirkung unserer Arbeit erstreckt sich auch auf den gesamten Kontext. Wir hören uns die Probleme an und auf dieser Basis entwickeln wir Aktionen

und Lösungsstrategien“, erklärt die Erzieherin aus Santa Luzia, Valquíria Silva. „Alle lernen voneinander und miteinander: die Jugendlichen, die Schulen und die ganze Gemeinde verfolgen das Ziel, selbständig das soziale Leiden zu überwinden.“

In den Schulen ist häufig der „Höllentunnel“ üblich, eine Form physischer und sexueller Gewalt der SchülerInnen untereinander. „Mit unserem Tunnel der Liebe haben wir die Jugendlichen angeregt, über diese Praxis nachzudenken“, erklärt der Erzieher Igor Luan aus Caranguejo. Noch sind diese Aktionen Raritäten in der Schule, aber bis Ende des Projekts im Dezember 2016 will AdoleScER strukturiert Projekte in den Schulen umsetzen, um das zentrale Problem Gewalt zu behandeln und zu transformieren. Schritt für Schritt soll sich die Schule in einen angenehmeren Lernraum verwandeln – vorne mit dabei: die Jugendlichen selbst. Die jungen Persönlichkeiten verwandeln sich in wirkliche MeinungsführerInnen und ProtagonistInnen: „Selbst wenn es AdoleScER hier irgendwann nicht mehr gibt, treffen wir uns und geben unser Wissen an Andere weiter!“, ist Joabe Junior (14 Jahre) aus Santo Amaro überzeugt. OLYMPISCHE SPIELE: SPASS FÜR WEN? Wir schreiben das Jahr 2016, aber Brasilien ignoriert weiter seine Geschichte sozialer Ungerechtigkeit. Die diversen Sozialprogramme der ArbeiterparteiRegierungen hatten Hoffnung verbreitet auf Alphabetisierung, Hungerbekämpfung, bessere Wohnungen, Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich. Doch es blieb meist bei Ankündigungen. Die Bevölkerung hat gegenwärtig wenig Hoffnung, dass sich an den sozialen Missständen bald etwas ändert.

Trotzdem fanden vor Kurzem die Olympischen Spiele in Brasilien statt. Eine Entscheidung, die diejenigen teuer zu stehen kommt, die seit jeher unter sozialer Ungleichheit leiden: Ein Event diesen Ausmaßes zu tragen, hat Konsequenzen, die besonders die sozial schwachen Jugendlichen der brasilianischen Gesellschaft treffen, denn auch die Verletzungen der Rechte von Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Während der Fußballmeisterschaft 2014 gab es einen Anstieg von 17% der registrierten Menschenrechtsverletzungen an dieser Zielgruppe: Unterdrückung durch Polizei, Enteignungen, sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen und Kinderarbeit. Die Olympischen Spiele wurden in Rio de Janeiro ausgetragen, die Probleme betreffen das ganze Land. Es ist immer noch ein weiter Weg, die sozialen Zusammenhänge zu verändern. Wer aber schon heute ProtagonistIn zur Veränderung seines Schicksals sein kann, ist die Jugend, unterstützt durch zivilgesellschaftliche Organisationen: Sie kämpfen für ihre Rechte. Dafür gibt es zwar keine Medaillen, aber viel wertvoller sind die Erfolge im Kampf für eine gerechtere Gesellschaft.

Gemeinsam in Bewegung – Tanz verbindet

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Projektübersicht

PROJEKTE 2015

D

er Weltfriedensdienst ist einer von sieben staatlich anerkannten Trägern des „Entwicklungsdienstes“. In diesem Rahmen unterstützen wir Initiativen, die in Afrika, Lateinamerika und Asien zu den Themen Menschenrechte, Bildung, Ressourcenschutz und nachhaltige Landwirtschaft arbeiten. Eng verbunden mit Initiativen, die zivile Kräfte der Gesellschaft dabei stärken, Konflikte friedlich zu regeln. Für diese Arbeit akquirieren wir private und öffentliche Mittel. Bei Bedarf vermitteln wir Fachkräfte, wir nennen sie KooperantInnen.

Argentinien

Deutschland

Gemeindeentwicklung, indigene Teilhabe LOKALER PARTNER: Consejo de Organizaciones Aborígenes de Jujuy (COAJ) KOOPERANTIN: A. Castro de Klede, Geographin, Imkerin

Weiterentwicklung des ZFD-Programms (WFD) LOKALER PARTNER: Partnerübergreifend BERATERIN: D. Beer, Ethnologin, Beraterin für Wirkungsorientierung und Wissensmanagement

Förderung indigener Klein(st)-UnternehmerInnen zur Armutsbekämpfung und Stärkung der Resilienz indigener Gemeinden LOKALER PARTNER: Programas Sociales Comunitarios (ProSoCo) KOOPERANTIN: A. Rivero, Architektin

Bolivien

Konfliktprävention und –transformation im Departement Potosí - K`acha Kausacunapaq („Damit wir in Harmonie zusammen leben“) LOKALER PARTNER: Investigación y Asesoramiento Legal Potosí (ISALP) KOOPERANT: H. Flink, Politologe

Brasilien

Gemeindeentwicklung und Gewaltreduktion durch Jugendprotagonismus und Social Peer Education LOKALER PARTNER: Grupo AdoleScER – Saúde, Educação e Cidadania KOOPERANTIN: C. Schug, Ethnologin

Burundi Versöhnungsarbeit LOKALER PARTNER: Ministry of Peace And Reconciliation under the Cross (Mi-PAREC) KOOPERANTINNEN: K. Caesar, Philologin T. Habyarimana, Sozialarbeiter M. Hoffmeister, Jurist

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Guinea Vernetzung der Zivilgesellschaft LOKALER PARTNER: Organisation Guinéenne de Défense de Droits de l’Homme et du Citoyen (OGDH) KOOPERANTINNEN: A. Souaré, Soziologe S. Souaré, Ethnologin

Guinea-Bissau Zivil-Militärischer Dialog, friedenspädagogische Arbeit unter dem Namen Mom ku Mom (Hand in Hand) LOKALER PARTNER: Djemberem Di Cumpu Combersa (DDCC), Grupo do Teatro Oprimido (GTO) KOOPERANTINNEN: T.S. Salichs, Politikwissenschaftler J. Barckhausen, Ethnologin

Laos

Dorfentwicklung durch non-formale Bildung LOKALER PARTNER: German Lao Association for Development (GLAD) KOOPERANTIN: I. Korn, Sachbearbeiterin für Dorf- und Regionalentwicklung

Myanmar Resiliente Gemeinschaften LOKALER PARTNER: Pyi Nyein Thu Kha (PNTK) Naushawng Education Network (NSEN) Kachin Development Group (KDG) KOOPERANT: E. Langner, Psychologe, Coach


Projektübersicht

Palästina

Simbabwe

Training for Peace and Human Rights, Verbesserung des psychosozialen Bildungsangebots zur nachhaltigen Gewalt- und Konfliktprävention, LOKALER PARTNER: Guidance and Training Center for the Child and Family (GTC) KOOPERANT: S. Wagler, Psychologe

Konstruktive Konflikttransformation auf Gemeindeebene im ländlichen Simbabwe und ZFD-Koordination LOKALE PARTNER: Organisationen im Programm (CELUCT, CCMT, MUSASA, ZPP), WFD ZFD-Koordination Harare KOOPERANT: R. Groemping, Politikwissenschaftler

Theaterpädagogik als Mittel zur Friedensförderung bei Jugendlichen in den palästinensischen Gebieten LOKALER PARTNER: YES Theatre KOOPERANTEN: T. Hechelmann, Schauspieler E. Grotenhuis, Medienberaterin, WFD ZFD-Koordinatorin

Gewaltfreie Konflikttransformation in Chimanimani LOKALER PARTNER: Chikukwa Ecological Land Use Community Trust (CELUCT) KOOPERANTIN: E. Westermann, Pädagogin

Training for Human Rights – Verteidigung der Menschenrechte in den von Israel besetzten Gebieten LOKALER PARTNER: Al Haq (Das Recht) KOOPERANT: A. Mitri, Jurist

Senegal Einkommenssteigerung durch die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft LOKALER PARTNER: Environnement et Développement du Tiers Monde, PROtection NATurelle (ENDA PRONAT) KOOPERANTINNEN: J. John, Agraringenieur L. Brun, Umweltwissenschaftlerin

Konfliktbearbeitung in ländlichen Gemeinden der Midlands-Provinz LOKALER PARTNER: Center for Conflict Management and Transformation (CCMT) KOOPERANTIN: A. Case, Geographin Prävention politisch motivierter Gewalt gegen Frauen, PaMusasa LOKALER PARTNER: MUSASA KOOPERANTIN: V. Scherler, Soziologin Nachhaltige Friedensarbeit mit Menschenrechtsbasiertem Ansatz in Masvingo und Matabeleland LOKALER PARTNER: Zimbabwe Peace Project (ZPP) KOOPERANT: C. Schmidt, Politologe, Philosoph

Stärkung kommunaler Friedenspotenziale LOKALER PARTNER: USOFORAL (Tun wir uns zusammen!) KOOPERANTIN: C. Kopp, Sozialpädagogin

Ernährungssouveränität und Ressourcenschutz durch nachhaltige Landwirtschaft LOKALER PARTNER: Towards Sustainable Use of Resources Organisation (TSURO) KOOPERANT: U. Westermann, Volkswirt

Südafrika

Süd-Nord-Partnerschaften und Projekte

Konfliktbearbeitung, Stärkung und Förderung der Selbstorganisation von Gemeinden LOKALER PARTNER: Programme for Survivors of Violence (SINANI/PSV) KOOPERANTIN: I. Compaoré, Ethnologin Mediengestützte Menschen- und Bürgerrechtsarbeit mit jungen peer educators im Südlichen Afrika LOKALER PARTNER: Social Transformation and Empowerment Projects (STEPS) KOOPERANTIN: M. Gysae-Edkins, Erziehungs& Medienwissenschaftlerin

Wir fördern das gemeinsame Engagement von Gruppen hier bei uns mit Initiativen im Süden. Derzeit kooperieren wir verbindlich mit etwa 40 Gruppen, Schulen, Kirchengemeinden, Eine-WeltGruppen und privaten Spenderkreisen. Im Rahmen von Süd-NordPartnerschaften unterstützen sie 23 Partnerschaftsprojekte in 16 Ländern durch personelle und finanzielle Zuwendungen. Ihre Partner im Süden sind lokale Selbsthilfeinitiativen, die zu Bildung, Ressourcenschutz, Menschenrechten oder Gesundheitsfürsorge arbeiten. Die langfristige Zusammenarbeit der Gruppen im Süden mit den Gruppen im Norden schafft persönliche, belastbare Beziehungen. Das Wissen um die Situation des anderen ist die Basis für eine realitätsnahe, entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und resultiert in solidarischem Denken und Handeln. So entsteht ein weltweites Netz für Frieden und Entwicklung. Eine Übersicht dieses Netzes finden Sie auf unserer Website.

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Kampagnen

KAMPAGNEN- UND BILDUNGSARBEIT „Wasser- und Ressourcenkonflikte“ standen im Mittelpunkt der Kampagnen- und Bildungsarbeit im Jahr 2015. Das Thema wurde in Unterrichtseinheiten, Workshops, Publikationen und öffentlichen Aktionen bearbeitet.

len Norden, ich konnte mit ihnen unser Wissen im Umgang mit Konflikten teilen. Unsere Konfliktstrategie vereint analytisches und indigenes Wissen, um Konflikte im Mediationsprozess mit traditionellen Dialogpraktiken zu lösen. Ich habe mit PolitikerInnen, JournalistInnen, SchülerInnen, LehrerInnen und PartnerInnen der Entwicklungszusammenarbeit wichtige Themen des Südens diskutiert. In Bezug auf unsere Arbeit haben mich diese Gespräche selbstbewusster gemacht. Johannes Mukafose, Mitarbeiter des WFD-Partners CELUCT in Simbabwe, mit WFD-Geschäftsführerin Judith Ohene beim Jahrestreffen.

S

o sorgte z. B. unsere „Clean up the World“ Aktion am Berliner Landwehrkanal für Aufsehen. Innerhalb von drei Stunden holten Engagierte acht Säcke voller Müll aus dem Wasser, einige PassantInnen am Ufer applaudierten spontan, als sie den Sinn der Aktion erkannten. Mit der Kampagnenseite www.wasserraub.de und dem Newsletter Wasserzeichen sensibilisiert der Weltfriedensdienst eine wachsende Leserschaft. Mit mehr als 32 Schulklassen diskutierten wir über Wasserraub und die Auswirkungen unseres Wasserkonsums in den Ländern des Globalen Südens. Einer der Höhepunkte des Jahres war der Besuch unseres Partners Johannes Mufakose aus dem Projekt CELUCT in Simbabwe. Er gestaltete Simbabwe-Abende und Workshops, sprach mit PolitikerInnen und bereicherte die Bildungsarbeit. Sein Bericht über die Reise wirft einen inter-

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Querbrief 3/2016

essanten Blick auf unsere partnerschaftliche Arbeitsweise. Hier ein Auszug: „Während meines Besuches in Deutschland habe ich festgestellt, dass es keine allgemein gültige Realität gibt. Deine Wahrnehmung hängt davon ab, wo du dich befindest. Stimmen hörbar zu machen hilft, die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Realitäten zu lenken, dadurch können wir Konflikte aus der nördlichen und südlichen Perspektive verstehen und lösen. In Simbabwe ist die ungerechte Verteilung von Ressourcen Realität. Wir bestärken arme und benachteiligte Mitglieder der Gemeinschaft in ihrer Arbeit für ein besseres Leben. Bei der Vorstellung unserer Projektarbeit konnte ich fühlen, wie die ZuhörerInnen sich in unsere Realität hineinversetzt haben. Dieser Perspektivwechsel war wichtig für die Menschen im Globa-

Während der Reise habe ich gelernt, dass nichts auf der Welt Bestand hat und sich alles in permanentem Wandel befindet. Die Berliner Mauer ist ein gutes Beispiel dafür: Die Menschen waren in Ost und West getrennt, aber durch einen Wandel, den Fall der Mauer, wurden Familien wiedervereint und mit ihnen ein ganzes Land. Die Gespräche mit den KollegInnen haben mich dem Weltfriedensdienst näher gebracht, ich fühle mich mit den Ideen und Vorstellungen des Vereins verbunden und ich arbeite gern mit ihnen zusammen. Besonders glücklich bin ich darüber, dass wir die gleichen Visionen für unsere Welt teilen. Wenn man die Realität aus dem Blickwinkel der Anderen betrachtet, kann mich sich die Zukunft besser vorstellen und sich umso stärker für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Ich habe neue Freunde in Berlin gefunden und ich bin dem WFDTeam sehr dankbar, dass ich meinen Horizont erweitern konnte. Ich liebe meine Arbeit jetzt noch mehr, da ich sie durch die Augen meiner Freunde sehe.“


Süd-Nord-Partnerschaften

LERNEN DURCH HANDELN Leitmotiv der Partnerschaftsgruppen des Weltfriedensdienstes

K

arin Breuninger, Lehrerin am Gymnasium Alfeld, gibt nach 21 Jahren die Eine-Welt-AG der Schule an ihre Nachfolgerin ab. Das Eine-Welt-Lädchen der Schule bringt den SchülerInnen die Zusammenhänge zwischen Süd und Nord ganz praktisch nahe. Gleichzeitig wird ein Bildungsprojekt in Brasilien unterstützt. Frau Breuninger verrät uns ihr Rezept, wie man eine Aktionsgruppe an einer Schule über 20 Jahre am Laufen hält:

MAN NEHME: • Ein Förderprojekt: Hier die Partnerschule CEPOMA in Recife. Für die SchülerInnen in Alfeld ist Schule selbstverständlich, dort in der Favela ein fast unerreichbarer Luxus. • Eine spontane Entscheidung: Direkt aus dem Herzen. • Unverzichtbar: Eine Handvoll wagemutiger, nicht angepasster SchülerInnen für den Start – und ganz Viele, die stetig neu einsteigen. • Eine Schulleitung, die hinter dem Projekt steht. • Viel Durchhaltevermögen: Hinschmeißen gefährdet die Partnerschule! • Reichlich Briefe, Fotos und E-Mails aus der Partnerschule. • Tägliche Präsenz im Laden: Pausensnacks für „Unterzuckerte“ und Schulutensilien als letzte Rettung für chronische VergesserInnen – alles fair!

Karin Breuninger (1. v. links) dankte den aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Eine-Welt-AG mit dem Gedicht „Wenn jeder eine Blume pflanzte...“ (Peter Härtling) und einem kleinen Buchsbaum, dem Baum fürs Leben.

• Eine Dosis Beziehungspflege: Im Laden finden die „Kleinen“ Rat und Hilfe, die „Großen“ Anerkennung und alle zusammen eine großartige Aufgabe

SERVIERVORSCHLÄGE: • Sympathie-Aktionen: Das EineWelt-Café hält mit selbstgebackenem Kuchen Lehrerkollegium, Eltern und Kinder zu Notenkon­ ferenzen und Elternsprechtagen bei Laune und Kräften. • Akzeptanz-Aktionen: Beim „Tag der offenen Tür“ lockt das ganze faire Handelssortiment, besonders frischer Kaffee mit dem Geschmack von Freiheit und Gerechtigkeit. • Lern-Aktionen: VertreterInnen des Weltfriedensdienstes gestalten Workshops passend zu den Curricula verschiedener Fächer. • Mitmach-Aktionen: Sponsorenläufe halten auf Trab! Unbedingt die SportlehrerInnen einbeziehen.

STÄNDIG DRAN RÜHREN: • Bei jeder feierlichen Einschulung der 5. Klassen stellt die AG sich, den Laden, die Folgen und Vorzüge des Fairen Handels und das Partnerprojekt vor. • Bei Schulveranstaltungen, z. B. Weihnachtskonzert oder Schulfest, kommen die Erlöse der Partnerschule zugute.

Die Eine Welt AG diskutiert, was so los ist in der Welt, Umweltverschmutzung, Klima, Lebensmittelskandale, ausbeuterische Klamottenherstellung, Müll im Meer, Vorurteile, Rollenklischees, Korruption... Die Tageszeitungen sind voll davon.

Wir danken der begnadeten Köchin Karin Breuninger ganz herzlich für ihr unermüdliches Engagement, das bis nach Berlin und Recife gestrahlt hat! Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihrer Nachfolgerin Valentina Yatsukevich.

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Öffentlichkeitsarbeit

WO BLEIBT DIE FRIEDENSUMSCHAU? Medien für den Frieden

„Für einen dauerhaften Frieden – mehr kommunizieren zu geringeren Kosten“. Werbung eines Mobilfunkanbieters im Tschad

I

m WFD-Mitgliedermagazin versuchen wir, dem Anspruch konfliktsensibler Berichterstattung gerecht zu werden. Am deutlichsten wird das im FriedensABC. Dort bekommen Sie regelmäßig Tipps, wie das friedliche Zusammenleben gefördert werden kann. Aber was heißt konfliktsensible Berichterstattung? Der norwegische Friedensforscher Johan Galtung hat mal darüber nachgedacht, wie Medien aussehen würden, wenn Gesundheitsthemen nach den gleichen Kriterien bearbeitet würden wie Konflikte. Dann würde nur noch über finale Krankheitsverläufe berichtet, am besten Direktübertragungen von blutigen Operationen am offenen Herz. Der ewige Kampf des Lebens mit dem Tod würde als gegeben hingenommen. Mal siegt der Tod, mal das Leben. Ursachen würden kaum thematisiert, Therapien wären auf dem Niveau des Aderlasses.

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Querbrief 3/2016

Tatsächlich aber widmen sich Medien intensiv der Gesundheitsvorsorge und neuen Therapien. Mit großem Erfolg beim Publikum. Warum ist das bei dem ähnlich existenziellen Thema Konflikt nicht entsprechend? Vielleicht, weil man es nur noch nicht versucht hat? Im gängigen Journalismus herrscht ein starker Drang zur simplifizierenden Polarisierung in Sieger und Verlierer. In der „Friedensumschau“, der zukünftigen Schwester der Apothekenumschau, könnten wir lesen, dass Kooperation und Kommunikation zur Lösung von Konflikten eher beitragen, als Konfrontation; dass Deeskalation besser ist als Eskalation, auch wenn es schwerfällt. Journalisten sind extrem ereignisorientiert. Ein Bombenanschlag auf einem fernen Kontinent kommt mit höherer Wahrscheinlichkeit auf die Seite eins, als die Reportage über ehemals verfein-

dete Nachbarn, die sich nach langem Ringen auf die Verteilung von knappem Wasser geeinigt haben. Obwohl solche Erfolgsgeschichten beim Publikum gut ankommen. Journalisten konzentrieren sich im Allgemeinen darauf, wie Konflikte ausgetragen werden. Wenn zwei Hunde sich um einen Knochen streiten, dann beschreiben Journalisten den Verlauf des Kampfes und mit welchen Mitteln er geführt wird. Allenfalls in zweiter Reihe berichten sie darüber, warum sich die Hunde streiten, also über Hintergründe (die würden sich auch ohne Knochen streiten, weil es in Wirklichkeit um ihr Revier geht…), Ursachen (es herrscht Knochenknappheit …) und unsichtbare Akteure (die Hundebesitzer können sich nicht leiden …). Dabei sind all diese Informationen konflikt-, also friedensrelevant. Sie zu recherchieren ist eine Herausforderung, zu der wir Journalisten nur ermutigen können.


Spenden

WAS BEWIRKT MEINE SPENDE? Wenn Menschen in friedlichen und gerechten Verhältnissen leben können und ihre Rechte geachtet werden, ist das auch die Frucht unserer Arbeit.

I

dealismus und Engagement allein genügen dabei nicht; es braucht auch Fachwissen und, um im Bild zu bleiben, kräftige Wurzeln, nämlich Geld. Dies kommt aus verschiedenen Quellen: Zuschüsse staatlicher Stellen sowie Zuwendungen von anderen Organisationen oder Stiftungen. Unsere Südpartner tragen mit Eigenleistungen zur Projektfinanzierung bei. Und es benötigt viele Menschen, die an unsere Vision glauben und diese unterstützen: Als Wegbereiter, Mitglieder, Solidaritätspartnerschaften, Spender und Ehrenamtliche.

Mit ihren Spenden sorgen auch sie dafür, dass aus einem kleinen Strauch ein Früchte tragender Baum wird. FRÜCHTE REIFEN Dank Ihrer Spenden ist es uns möglich, Initiativen im Süden zu fördern und zu begleiten. Im Norden können wir damit Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit leisten. Über 92% der Mittel fließen in Projekte im In- und Ausland.

Gemeinsam mit unseren Partnern stehen wir so in 23 Ländern und 49 Projekten er­folgreich für Arbeit, die Frieden ermöglicht, Fähigkeiten ent­faltet und Überleben sichert. Ihre Spenden sorgen auch für einen stabilen Stamm und stärken so das Fundament für unsere Friedensarbeit. Denn für die Planung, Begleitung und Kontrolle der Arbeit ist eine gute Organisation unabdingbar. Dafür sind Werbe- und Verwaltungskosten unerlässlich. Beim Weltfriedensdienst betragen sie in 2015 niedrige 7,6 %.

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Bildung für alle

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Friedliche und gerechte Verhältnisse & universelle Menschenrechte für jeden

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VERLÄSSLICHE, PROFESSIONELLE STRUKTUREN

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Ihre Spenden geben uns die Möglichkeit, öffentliche Mittel zu beantragen. In der Regel generieren wir so mit 100 Spendeneuro weitere 400 Euro staatliche Zuschüsse und damit insgesamt 500 Euro für unsere Friedensarbeit.

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Spenden

WARUM BEKOMME ICH BRIEFE? Ihre Spenden tragen dazu bei, dass unsere Arbeit für Frieden und Entwicklung viele Früchte trägt. Um Spenden einzuwerben, ist der erfolgreichste Weg immer noch der klassische Brief. Daneben rufen wir über E-Mails, soziale Netzwerke, online-Plattformen und unsere Websites www.wasserraub.de und www.weltfriedensdienst.de zu Spenden auf. Auf öffentlichen Veranstaltungen und Schulfesten stellen wir unsere Arbeit vor und zeigen Wege des Engagements für Frieden und Entwicklung auf. Grundsätzlich werben wir beispielhaft für unsere gesamte Friedensarbeit. KOMMT MEINE SPENDE AN? Zweckgebundene Spenden setzen wir dem Spenderwunsch folgend ein. Ist ein Projekt ausreichend finanziert, kontaktieren wir die Spender, um die Verwendung der Spende für ein

KONTROLLE

ähnliches Projekt, einen Fonds oder als freie Spende zu besprechen. Freie, also nicht zweckgebundene Spenden, wirken unmittelbarer, denn wir können sie ohne weiteren Verwaltungsaufwand nach Dringlichkeit verwenden. Zudem ermöglichen sie die Förderung von Maßnahmen der Bildungs- und Inlandsarbeit sowie von Projekten, für die Spenden nur schwer einzuwerben sind. So können wir große Wirkung erzielen und die verfügbaren Mittel sparsam verwenden. Weitere Informationen zum Einsatz der Spenden finden Sie in unserem Finanzbericht auf den Seiten F1-F4. WOHER WISST IHR, DASS ES WIRKT? Die systematische Erfassung, Messung, Beobachtung und Kontrolle der Projektaktivitäten sind fester Bestandteil aller Projekte des Weltfriedensdienstes.

Zudem werden sie regelmäßig evaluiert. Durch externe, unabhängige Evaluatoren, durch WFD-MitarbeiterInnen und die Mitarbeitenden der Projekte. Geprüft werden der Soll-Ist-Vergleich, ob ein Nutzen entsteht und ob der Aufwand dafür gerechtfertigt ist. Ist der Nutzen von Bedeutung, muss weiter gefragt werden, welche Wirkung er hat und ob diese nachhaltig ist. Wichtig ist auch, dass Erfolge an einer Stelle nicht zu ungewünschten Nebeneffekten an anderer Stelle führen. Darauf achtet der Weltfriedensdienst bei der Projektentwicklung und bei deren Durchführung grundsätzlich (Do no harm-Ansatz). Aus den Erfahrungen der bisherigen Arbeit entstand ein Leitfaden für wirkungsorientierte Projektarbeit, zu beziehen beim Weltfriedensdienst.

Kontrollmechanismen sind Standard für professionell arbeitende Nichtregierungsorganisationen.

Wirtschaftsprüfung: Ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer prüft und attestiert jährlich die ordnungsgemäße Rechnungslegung. BMZ-Prüfung: Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) kontrolliert alljährlich die Verwendung der Projektmittel. Finanzamt: Das Finanzamt überprüft regelmäßig, ob die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit weiter vorliegen.

TRANSPARENZ

Den Jahresabschluss 2015 (s. Seiten F1-F4) haben wir nach den Vorschriften des § 14 des HGB und unter Berücksichtigung der Leitlinien des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI) aufgestellt.

Seit 1991 verleiht das Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) dem Weltfriedensdienst e. V. jährlich das Spendensiegel. Es bestätigt uns damit den transparenten und sparsamen Umgang mit Spenden sowie ihre ordnungsgemäße Verwendung.

Als Mitglied des Verbands entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (VENRO) in Deutschland halten wir uns an den Kodex für entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit und den Verhaltenskodex Transparenz, Organisationsführung und Kontrolle.

Der Initiative Transparente Zivilgesellschaft haben wir uns im Gründungsjahr 2010 angeschlossen und setzen seither deren Empfehlungen um.

20

Querbrief 3/2016


Stiftungen

FRIEDEN STIFTEN Die Stiftungen des Weltfriedensdienst e. V.

D

ie vier Stiftungen des Weltfriedensdienst sichern langfristig die friedens- und entwicklungspolitische Arbeit des Vereins.

Frieden ist ...

Die gemeinnützigen Stiftungen werden durch die Geschäftsstelle des Weltfriedensdienst verwaltet. Sie unterliegen der Berliner Stiftungsaufsicht und werden durch das Finanzamt kontrolliert. Jährlich prüft ein Wirtschaftsprüfer die Buchhaltung der Stiftungen und bescheinigt die satzungsgemäße Verwendung der Mittel. Als rechtsfähige Stiftung verwaltet die Stiftung für Internationale Solidarität und Partnerschaft (S.I.S.) die TreuhandStiftungen SWEG, SUM und ESFA (s. nachstehend). GUTES TUN ÜBER DEN TAG HINAUS Möchten Sie einen Teil Ihres Geldes zu Lebzeiten oder per Testament langfristig und zweckbestimmt für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte einsetzen? Dann bietet die Errichtung eines Stiftungs­fonds unter dem Dach von S.I.S. einen guten Rahmen. Ein Stiftungsfonds ist eine steuerlich begünstigte besondere Form der Zustiftung in den Kapitalstock der Stiftung. Dabei bleibt der Fonds selbst auf Dauer erhalten und nur die Kapitalerträge, die der Fonds abwirft, werden jedes Jahr für entwicklungspolitische Vorhaben verwendet. Im zurückliegenden Jahr trugen die Stiftungsfonds „Atahualpa“ und „Schulgeld für Waisen und Halbwaisen“ zur Erhöhung des Stiftungskapitals bei. Gern senden wir Ihnen unsere Stiftungsbroschüre zu.

... in Ruhe ein Buch zu lesen.

STIFTUNG FÜR INTERNATIONALE SOLIDARITÄT UND PARTNERSCHAFT (S.I.S.) Der ehemalige Reiseunternehmer Fritz Pfeiffer gründete die Stiftung, um die Arbeit für Frieden, Entwicklung und Menschenrechte langfristig auf sichere Füße zu stellen. STIFTUNG WELTFRIEDENSDIENST ERICH GRUNWALDT (SWEG) In eine friedlichere Zukunft zu investieren, war für den Windkraftunternehmer und ehemaligen Kooperanten des Weltfriedensdienst das Motiv, eine unselbständige Stiftung ins Leben zu rufen.

STIFTUNG SOLIDARITÄT UND MENSCHENRECHT (SUM) Die Stiftung wurde von Rolf-Albert und Susanne Schmitz aus Familienvermögen ge­gründet. Sie hat sich der Förderung und Wahrung der Menschenrechte verschrieben. STIFTUNG EDUCATION SUPPORT FUND AFRICA (ESFA) Der Forstbeamte Gerd Wüsteney errichtete die Stiftung nach Ende seiner Dienstzeit als Entwicklungshelfer in Sudan. Sie unterstützt junge SudanesInnen bei der schulischen und beruflichen Ausbildung.

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Verein

SO SIND WIR ORGANISIERT Der Weltfriedensdienst ist ein eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Organe des Vereins sind die einmal jährlich tagende Mitgliederversammlung und der ehrenamtlich arbeitende Vorstand. Zur Durchführung der täglichen Aufgaben des Vereins bestellt der Vorstand eine hauptamtliche Geschäftsführung. ▪ bestimmt die Richtlinien für die Arbeit des Weltfriedensdienst ▪ beschließt jährlich den Haushalt und nimmt den Bericht des Wirtschaftsprüfers ab ▪ wählt alle zwei Jahre den Vorstand

MITGLIEDERVERSAMMLUNG 308 Mitglieder (157 ordentliche, 149 fördernde)

VORSTAND Seit Oktober 2014 im Amt: Ursula Reich (1. Vorsitzende), Petra Symosek (Stellv. Vorsitzende), Uta Gerweck, Marcel Gounot, Gerd Hönscheid-Gross, Dr. Silvia Lange, Lutz Taufer

GESCHÄFTSSTELLE

▪ verantwortet und kontrolliert die finanzielle und inhaltliche Arbeit des Vereins ▪ entscheidet über Personalangelegenheiten in der Geschäftsstelle ▪ repräsentiert den Weltfriedensdienst nach außen

▪ setzt die Projektarbeit im In- und Ausland um ▪ verantwortet die Kommunikation und Mittelakquise ▪ legt Rechenschaft ab über die Umsetzung der Arbeit

Durchschnittlich 120 Ehrenamtliche unterstützen

EHRENAMTLICHE UNTERSTÜTZUNG

▪ den Verein als aktives Mitglied oder im Vorstand ▪ die Projekte und Öffentlichkeitsarbeit in einer Projektpartnerschaft ▪ die Geschäftsstelle in Beiräten oder im Bildungsteam

KURATORIUM Das Kuratorium wurde ins Leben gerufen mit dem Ziel, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich mit ihren Arbeitsfeldern und Überzeugungen im Rahmen des Leitbildes des Weltfriedensdienst bewegen, als UnterstützerInnen unserer Friedens- und Entwicklungsarbeit zu gewinnen.

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PROF. EUGEN EICHHORN Mitbegründer Deutsch-Japanisches Friedensforum

KARIN KORTMANN Präsidiumsmitglied Zentralkomitee Deutscher Katholiken

GÜNTER PIENING Soziologe und Journalist

IRIS RADISCH LiteraturJournalistin

PROF. DR. RITA SÜSSMUTH Seit 2000 Präsidentin des Deutschen Polen-Instituts e. V.

JÜRGEN TRITTIN Mitglied des Deutschen Bundestages

RUTH WEISS Schriftstellerin und Journalistin

ANDREAS ZUMACH Journalist und Publizist

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Verein

INTERNATIONALE PROGRAMME

▪ Programmkoordination: Bela Allenberg, Hans-Jörg Friedrich, Helge Swars, Maren Voges ▪ Projektadministration: Sandra List, Simone Loose, Sabine Rösler, Merle Hagemann ▪R egionalbüro südliches Afrika: Reinhard Grömping ▪ 31 KooperantInnen weltweit, 2 Beraterinnen Inland

KOMMUNIKATION & FUNDRAISING

GESCHÄFTSFÜHRUNG

▪ Entwicklungspolitische Bildung & Kampagnen: Nele Ewers-Peters, Stefanie Hess, Katrin Miketta ▪ Öffentlichkeitsarbeit: Martin Zint ▪ Spender-, Mitgliederkommunikation & Projektpartnerschaften: Carola Gast, Katrin Steinitz, Helge Swars, Carola Ziegert

Judith Ohene

▪ v erantwortet den jährlichen Geschäftsbericht ▪ unterrichtet den Vorstand regelmäßig ▪ führt die Geschäfte des Weltfriedensdienst Das Leitungsteam steuert die Arbeit der Geschäftsstelle. Es besteht aus der Geschäftsführung und den LeiterInnen der Bereiche ‚‚Internationale Programme‘‘ und ‚‚Kommuni­ kation & Fundraising‘‘.

FINANZEN & PERSONAL ▪ Finanzen: Annette Wieden ▪ Personal: Jürgen Steuber

MITGLIEDSCHAFTEN

PRAKTIKANTINNEN IM JAHR 2015

Der Weltfriedensdienst ist u. a. Mitglied in folgenden Organisationen

Melanie Axiotis, Katja Bode, Lena Maria Clemens, Lukas Eichelter, Robin Faist, Astrid Hermann, Luise Hilmers, Michael Hummes, Thorsten Moll, Sebastian Neuhaus, Milena Paulini, Leonie Pilgram, Julia Renner, Magdalena Rodekirchen, Dominique

Trägerkreis Friedensfilmpreis bei der Berlinale

Rosebohm, Julia Steiner, Veronika von Wachter.

Plattform Zivile Konfliktbearbeitung Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER)

FREIWILLIGE IM JAHR 2015/16 Tabea Speder und Karlotta Stremmel für

Der Weltfriedensdienst gehört ferner zu den Gründungsmitgliedern von ATTAC-Deutschland, ist assoziiertes Mitglied des Bündnis Entwicklung Hilft und Mitträger des Aktionsbündnis gegen AIDS.

Entwicklungspolitische Bildung & Kampagnen und Lukas Hartl für Öffentlichkeitsarbeit.

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Postvertriebsstück Gebühr bezahlt A9649 F

Am Borsigturm 9 13507 Berlin

UNSER SCHÖNSTER ERFOLG IM JAHR 2015 Die Einwohner einer Region im Tiefland von Simbabwe haben ihr Menschenrecht auf sauberes Nass aus eigener Kraft gesichert. Die Verteilung der immer kostbareren Ressource Wasser ist eine Überlebensfrage. Eine gerechte Verteilung ergibt sich nicht von selbst. Man kann sie erlernen – das zeigt ein Beispiel aus Simbabwe.

die Haushalte verlegt. Versiegte Quellen wurden neu erschlossen und ihre Einzugsgebiete durch Bepflanzung von Terrassen und Aufforstung vergrößert. Ein Boden und Pflanzen schonendes System gemeinschaftlicher Weidewirtschaft für Rinder wurde eingeführt. Regenwasser versickert jetzt wieder in der Erde und füllt die Grundwasserspeicher auf, anstatt ungenutzt ins Tal abzufließen.

Während das Flachland von Chimanimani von extremer Trockenheit geprägt ist, stehen mittlerweile auch die traditionell regenreichen Berggebiete der Region unter „Wasserstress“. Überweidung und Entwaldung haben den Boden seiner schützenden Pflanzendecke beraubt und ihm Halt und die Fähigkeit genommen, Wasser zu speichern. Die landwirtschaftlichen Erträge sanken bis zur Jahrtausendwende dramatisch. Die BewohnerInnen merkten: So geht es nicht weiter! Dies war die Geburtsstunde von TSURO, der Partnerorganisation des Weltfriedensdienstes. TSURO bedeutet Organisation für nachhaltige Ressourcennutzung. Seitdem haben die Dorfgemeinschaften der Region professionelle Unterstützung, wenn sie gemeinsam überlegen, was bei Wassermangel zu tun ist. Die Dorfbewohner ordneten die Probleme drei Bereichen zu. Wie lässt sich das vorhandene Wasser besser nutzen? Wie kann es gerechter verteilt werden? Und wie lassen sich die Umweltschäden verringern oder sogar rückgängig machen? In Gruppen- und Haushaltsprojekten werden Bezirk für Bezirk und Dorf für Dorf die Probleme des Zugangs zu Wasser und geringer landwirtschaftlicher Erträge angegangen. Dabei können die Gruppen auf die fachkundige Unterstützung durch TSURO zählen. Um Wasser in der Regenzeit zu speichern, wurden in vielen Dörfern große Tanks gebaut und von dort Leitungen in

Im Dorf Chikukwa, wo vor über 20 Jahren alles begann, können die Kleinbäuerinnen und -bauern aus Chimanimani die Zukunft ihrer Gemeinden sehen. Chikukwa glich damals einer Mondlandschaft und hat sich seitdem zu einer grünen Oase entwickelt. Von weither kommen die Menschen, um im landwirtschaftlichen Gemeindezentrum des Dorfes nachhaltige Bodenbewirtschaftung und Wassernutzung zu lernen. Durch gemeinschaftliche Arbeit und gemeinsames Lernen setzen die Bäuerinnen und Bauern von Chimanimani das Menschenrecht auf Wasser aus eigener Kraft um: Immer mehr haben Zugang zu sauberem Trinkwasser, können ihr Land bewässern und davon leben.

Spendenkonto IBAN: DE06 1002 0500 0003 1475 05 I BIC: BFSWDE33BER IMPRESSUM Herausgeber: WELTFRIEDENSDIENST e. V., Am Borsigturm 9, 13507 Berlin Telefon: (030) 25 39 90-0, Fax (030) 251 18 87, www.weltfriedensdienst.de, info@weltfriedensdienst.de | Mitglieder erhalten den Querbrief kostenlos. Redaktion: Carola Gast, Martin Zint (V.i.S.d.P) Texte: Helge Swars, Judith Ohene, Martin Zint, Franziska Sobbota, Christina Schug, Mele Dornelas, Lutz Taufer Gestaltungskonzept, Satz- und Bildbearbeitung: Anja Tessmann / Art Direction & Design Studio Druck: www.riegertdruck.de / gedruckt auf Recycling Papier Bildnachweise: Titel, S. 10, 11: STEPS / Marianne Gysae; S. 4: WFD-Archiv / MiParec; S. 5, 6: Martin Zint; S. 7, 8, 9, 16: WFD-Archiv / YES-Theatre; S. 10, 12, 13: Adolescer / C. Schug; S. 17: privat; S. 21: WFD-Archiv; S. 24: WFD-Archiv / CELUCT


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