Wendezeit 2/17 - Astrologen

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März/April 2017 – Nr. 2/17

endezeit

Zeitschrift für ganzheitliches Leben und für ein neues Zeitalter mit mehr Geist und Seele

• Mysteriöse Beobachtungen auf dem Mond • Rufmord an der Wildkatze • Parapsychologie – was ist das?


Inhalt

Gedankensplitter Gesehen • Gelesen • Gehört

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Die wahre Grösse der Götter und Giganten vermessen Warum wir Links- oder Rechtshänder sind Geschlechterunterschied bei Diebstahl und Betrug? Immer mehr Menschen verlassen in der Schweiz die Kirchen Entwicklungspolitisch engagiert: Studierende entwerfen eine Kirche

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Parasychologie Parapsychologie – was ist das? Ein Berner Parapsychologe: Friedrich A. Volmar Der Wasserspuk von Villaz-St-Pierre Unheimliche Wirklichkeiten: Die Astrologen

7-9 10-13 14-16 17-22

Religion Geschichte der Bibel – Der Inhalt des Alten Testaments

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Spiritualität/Philosophie Sinnfrage des Lebens Die Wekt von der Kehrseite

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Esoterik An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen

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Reportage Die wild gewordenen Mütter

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Uri's Kolumne Treten Sie ein in die Welt Ihrer Träume

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Fauna Rufmord an der Wildkatze 41-46 Schweiz: Tierdes Jahres 2017 ist sder Rothirsch 47 Rothirsche surfen auf der grünen Welle 48 Mauersegler bleiben ihren Reisezielen in Afrika treu 49 WWF baut Schneehöhlen für bedrohte Robben 50 Kleinster Schweinswal kurz vor der Ausrottung: Nur noch 30 Vaquitas 50 Kaukasus-Leopard auf dem Vormarsch 50/51 Klimawandel gefährdet Heuschrecken 51

Ökologie/Umwelt Bioinvasion nimmt zu Gebietsfremde Arten weltweit auf dem Vormarsch Laissez-faire reicht beim Aufforsten nicht Weniger Saauerstoff in allen Meeren Wenn dem Meeresboden der Atem stockt

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Bücher / CDs Die Welt von der Kehrseite Die Seelenwelt der Pflanzen Hayas Küche Wir 111 Geniesserrezepte für Magen und Darm Das Dritte Auge und der Ursprung der Menschheit Hier. Heute. Jetzt. 99 Wege zur Achtsamkeit Die Kraft der geistigen Heilung Wildkräuter Rosenmedizin Gesundheitsratgeber Fettleber Denkanstösse 2017 John Wycliff, Jan Hus, Martin Luther

Agenda – Agora Therapeutenliste

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Zu lesen in Nr. 3/17 Altes Testament: Die Propheten bis König Joab • Unheimliche Wirklichkeiten: Die fliegenden Männer des Alten Testaments • Der Schwarzmagier Georg Iwanowitsch Gurdjew • Zum anderen Ufer • Themen aus Ökologie/ Umwelt • Stümperwerke der Natur • Fauna / Flora •

Buch- und CD/DVD- Vorstellungen Gesehen – gelesen – gehört … und viele weitere Themen

Anfang Mai online


Gedankensplitter

Impressum

Wendezeit Nr. 2/17 (März/April 2017) – 29. Jg. (Gesamt–Nr. 166) Erscheint 6 x jährlich: Januar, März, Mai, Juli, September, November Herausgeber: Fatema Verlag GmbH Redaktion Wendezeit, Parkstr.14, CH 3800 Matten/Interlaken Tel. +41(0)33 826 56 51, Fax 826 56 53 E–Mail: verlag@fatema.com Internet: http://fatema.com http://wendezeit.info

Leitung: Orith Yvette Tempelman Regelmässige Beiträge von: Uri Gel­ler (Ko­­lumne), Heini Hofmann (Reporta­ tagen), Ernst Meckelburg (Grenz­wis­ sen­­schaften), Rudolf Passian (Pa­ra­­­ psycho­lo­gie). In dieser Ausgabe sind ausserdem Tex­ te fol­­­gen­der Autoren erschienen: Dr. Fanni Aspetsberger, Gunnar Bartsch, Melanie Dargel-Feils, Meike Driessen, W. J. J. Glashower, Tanja Hoffmann, Dr. Beat Imhof, Peter Kuntz, Monika Landgraf, George Langelaan, Dr. Theo Locher, Alexander Moszkowski, Joseph Seiler, Nicola Veith, Andreas Villwock, Julia Wandt, Sabine Wendler Copyright: Fatema–Verlag GmbH. Alle Rech­te vor­be­halten. Nachdruck, auch aus­zugs­weise, nur mit Genehmi­ gung der Re­dak­­­tion. Na­ment­lich ge­­ kenn­­zeich­­­­nete Bei­trä­ge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Re­dak­ tion wieder. Für unverlangt ein­ge­sand­ tes Material wird kei­ne Gewähr über­ nom­men. Gerichtsstand: Inter­laken.

Anzeigenverwaltung: Fatema Verlag Tel. +41(0)33 – 826 56 59, Fax +41(0)33 – 826 56 53 Therapeuten–/Beraterliste: Grundeintrag CHF 12,–/€ 10,–/Jahr Erweit. Eintrag: CHF 24,–/€ 20,–/Jahr Der Eintrag in die Therapeutenliste wird jeweils automatisch um ein Jahr verlängert, falls er nicht mindestens sechs Wochen vor Ablauf schriftlich beim Verlag ge­kündigt wird. Bestätigung der Kün­digung nur per Mail.

Die individuellen Lebewesen (Phänotypen) einer Population (Art) sind unterschiedlich gut an die Umwelt angepasst. Durch die ständig auf sie wirkenden Umwelteinflüsse erfolgt eine Auswahl bestimmter Individuen und damit auch genetischer Baupläne (Genotypen), die sich in einer Population von Organismen einer Art durchsetzen; es verändern sich also Genotyp und Phänotyp. Soweit in groben Zügen die darwinsche Evolutionstheorie. Während Charles Darwin für eine mehr oder weniger zufällige Evolution durch natürliche Selektion plädierte, belegten die Experimente, die Gregor Mendel durchführte, dass die Evolution ganz bestimmten, genau definierten und vorhersagbaren Änderungen folgt. Als aber vor etwas mehr als 60 Jahren die molekulare Struktur der Desoxyribonukleinsäure (kurz DNS; englisch DNA für deoxyribonucleic acid) entschlüsselt wurde konnte man erstmals einen für die Evolution wesentlichen Vorgang verstehen: die Mutation. Echte Mutationen können spontan auftreten oder durch äussere Einflüsse verursacht werden. Aus der Mischung von Evolutionsgeschichte, Evolutionsmechanismen und Evolutionsfaktoren entstand eine neue Wissenschaftsdisziplin – die Evolutionsbiologie. Wie dem auch sei und in Anbetracht meiner täglichen Beobachtungen auf der Strasse, im öffentlichen Verkehr oder im Restaurant wage ich eine wissenschaftlich unverbindliche Theorie aufzustellen: In einigen Jahren werden die ersten Kinder mit angewinkelten Armen zur Welt kommen und – wer weiss – vielleicht schon mit einem Handy (pardon Smartphone) in der Hand. AKLA? SFH.

Freiwillige Spen­den zur Unkostendeckung willkommen Zahlstelle:

CH: Postkonto 20–584170–8, Fatema–Verlag GmbH, 3800 Matten Übrige Länder: IBAN: CH11 0900 0000 2058 4170 8 BIC: POFICHBEXXX

P.S. Für diejenigen, die noch nicht so «Handy-fest» sind: AKLA? SFH bedeutet Alles klar? Schluss für heute.

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ganten-Säule ist rund vier Meter hoch und vereint römische und germanische Symbole und Vorstellungen. Die Figuren auf der Säule stellen den Kampf zwischen dem römischen Gott Jupiter und einem Giganten dar. Die Textur der Säule und die Reiterfigur scheinen aber einer keltischen Tradition zu folgen. «Durch das digitale Abbild lässt sich das Artefakt für Archäologen und Laien ganz neu erfahrbar machen.»

Um die dreidimensionale Struktur der Säule detailliert im Computer abzubilden, bedient sich das Team des KIT einer professionellen aber handelsüblichen, digitalen Spiegelreflexkamera mit 36 Megapixeln Auflösung und konventioneller Beleuchtungstechnik. «Unsere Hardware ist robust und mobil, dadurch können wir einfach, schnell und günstig an jedem Ort unsere Daten erfassen», erklärt Vögtle. An einem Arbeitstag Gehört wurden rund 800 Bilder der Säule aus allen Perspektiven aufgenommen. Am Computer werden charakteristische Die wahre Grösse der Merkmale der Säule erkannt, in den verschiedenen Bildern verknüpft und Götter und Giganten die Informationen der zweidimensionavermessen len Bilder so verarbeitet, dass ein fotorealistisches, dreidimensionales Modell Monika Landgraf, Presse, Kommunika- entsteht, an dem mit blossen Augen tion und Marketing, Karlsruher Instischwer sichtbare Strukturen erkennbar tut für Technologie werden. «Das Computermodell dient dann als Basis für die weitere Arbeit der Archäologische Artefakte wie die Jupi- Archäologen.» Mehr dazu sehen Sie ter-Giganten-Säule der Römerstadt La- auch im Video des Projektes: https:// denburg bergen noch Geheimnisse. Sie youtu.be/s3-4Rzye22U wurde erst im Jahre 1973 entdeckt und die Geschichte des über 1800 Jahre al- «Zugleich können digitale Objekte auch ten Denkmals ist bislang nicht näher be- dem Laien einen neuen Blick auf sein kannt. Im Projekt HEiKA MUSIEKE Kulturerbe bieten», unterstreicht Dr. möchte man einige Geheimnisse lüften Ralf Schneider vom ZAK | Zentrum für und das Kulturerbe Ladenburgs nach- Angewandte Kulturwissenschaft und haltig sicht- und erfahrbar machen. Un- Studium Generale des KIT. Er ist der Koter anderem mittels moderner Digitali- ordinator des Projekts HEiKA MUSIEKE sierungstechniken aus dem Karlsruher – Multidimensionale Sicht- und ErfahrInstitut für Technologie (KIT), wie die barmachung von Kulturerbe. Grosse BeWissenschaftler nun auch in einem Vi- reiche des Kulturerbes sind nur noch in deo erklären. eingeschränktem Mass Bestandteil unserer Lebenswelt. Durch digitale Ver«Die berührungslose Digitalisierung von Die Digitalisierung der Jupiter-GigantenObjekten eröffnet neue ForschungszuSäule Die Jupiter-Giganten-Säule aus Lagänge», erklärt Dr. Thomas Vögtle vom denburg erlaubt Archäologen und Laien Institut für Photogrammetrie und Ferneue Zugänge zu diesem Kulturerbe. nerkundung des KIT. Die Jupiter-Gi-

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fahren kann Kulturerbe neu erfasst, untersucht und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden. Sie lassen sich nun leichter auch für Laien in aussagekräftige Kontexte stellen. Archäologie, Fernerkundung, Forensische Informatik, Geoinformatik und Angewandte Kulturwissenschaft arbeiten im MUSIEKEPro­jekt zusammen, um Kulturerbe sichtbar zu machen. Neben der Digitalisierung von Artefakten gehört dazu beispielsweise auch die Erstellung von Datenbanken mit Geoinformationen oder digitalen Karten verschiedener historischer Stadien von Siedlungen und Städten. Die Methoden der Photogrammetrie und Digitalisierung nutzt Vögtle normalerweise eher im technischen Umfeld. Etwa um aus Flugzeugaufnahmen die Dachausrichtung in Städten und damit die Eignung als Solaranlagenstandort zu bestimmen. Oder in der Industrieproduktion, um anhand von Kamerabildern zu prüfen, ob das Produkt innerhalb der Fehlertoleranzen gefertigt wurde, problemlos im nächsten Produktionsschritt verwendet werden kann oder justiert werden muss. Oder um den Baufortschritt einer U-Bahn-Haltestelle mit dem Plansoll zu vergleichen. «Gerade in der Produktion oder im Baugewerbe stehen wir immer wieder vor der Aufgabe Objekte berührungslos, automatisiert und schnell zu vermessen. Kameras und Digitalisierung sind dafür nicht zu unterschätzende Werkzeuge», so Vögtle. u

Warum wir Linksoder Rechtshänder sind Meike Driessen, Dezernat Hochschulkommunikation, Ruhr-Universität Bochum Ob Menschen Rechts- oder Linkshänder werden, bestimmt nicht das Gehirn, sondern das Rückenmark. Diese Schlussfolgerung legen Ergebnisse eines Teams um Privatdozent Dr. Sebastian Ocklenburg, Judith Schmitz und Prof. Dr. Dr. h. c. Onur Güntürkün nahe. Die Biopsychologen der Ruhr-Universität Bochum wiesen mit Kollegen aus den

Niederlanden und Südafrika nach, dass die Genaktivität im Rückenmark bereits im Mutterleib asymmetrisch ist. Eine Präferenz für linke oder rechte Hand könnte auf diese Asymmetrie zurückzuführen sein. «Die Ergebnisse verändern unser Verständnis über den Ursprung hemisphärischer Asymmetrien fundamental», folgern die Autoren. Das Team berichtet in der Zeitschrift «E-Life» über die Studie.

Präferenz schon im Mutterleib Bislang ging man davon aus, dass Unterschiede in der Genaktivität der rech-

Judith Schmitz und Sebastian Ocklenburg interessieren sich für Rechts-links-Unterschiede. Foto: RUB, Marquard

3. BIS 10 . JUNI 2017

Kreatives Malseminar auf IBIZA

DER KANAL

Eine inspirierende Malwoche mit Barbara Klaus-Lis

Spirituelles Zentrum

Eine Woche lang malen, zeichnen, entwerfen, ausprobieren, geniessen austauschen. Was will man noch mehr. In diesem Seminar werden wir ganz viel malen – der Phantasie freien Lauf lassen, uns mit der Natur und der Schönheit auseinandersetzen. Mandalas selber kreieren und gestalten, verschiedene Maltechniken wie Psychic Art, Aquarellen ausprobieren und anderes mehr. Alles unter der Leitung von Barbara, ausgebildete Malerin und Medium. Weitere Informationen unter 031 352 10 40. Weitere Angebote: Mediales Porträtieren, Aura-Soma-Beratung, geistig-spirituelle Heilbehandlungen, geistig-spirituelle Wirbelsäulenbegradigung, Trance-Healing, Übungszirkel, Malkurse

Infos & Anmeldung: www.derkanal.ch, Tel. 031 352 10 40, info@derkanal.ch Raymond E. & Barbara Klaus-Lis - Dorfstrasse 52 - 3073 Gümligen

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ten und linken Gehirnhälfte für die Händigkeit eines Menschen verantwortlich sein könnten. Eine Präferenz für Bewegungen der linken oder rechten Hand bildet sich schon im Mutterleib ab der achten Schwangerschaftswoche aus, wie Ultraschalluntersuchungen der 1980er-Jahre ergaben. Ab der 13. Schwangerschaftswoche nuckeln ungeborene Kinder entweder bevorzugt am rechten oder am linken Daumen. Arm- oder Handbewegungen werden über den motorischen Cortex im Gehirn initiiert. Er schickt ein entsprechendes Signal an das Rückenmark, das den Befehl in eine Bewegung umsetzt. Die motorische Grosshirnrinde ist allerdings nicht von Anfang an mit dem Rückenmark verbunden. Schon bevor sich die Verbindung ausbildet, sind Vorstufen der Händigkeit sichtbar. Daher gingen

Geschlechterunterschied bei Diebstahl und Betrug? Geschlechtervergleich anhand von Verfahrensakten Nicola Veith Pressestelle. Frankfurt University of Applied Sciences, Das Forschungsprojekt «Eigentumsund Vermögensdelikte. Ein Geschlechtervergleich anhand von Verfahrensakten der Justiz.» an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) hat die genannten Deliktarten auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern untersucht. Ergebnisse sind folgende: Es besteht ein durchgängiger Unterschied zwischen den beiden untersuchten Deliktarten, Diebstahl und Betrug, u.a. hinsichtlich der Beschuldigten, ihres Verhaltens und der strafrechtlichen Folgen. Die Diebstahlbeschuldigten stammen aus gesellschaftlich benachteiligten Gruppen; es überwiegen alleinstehende Personen. Der grösste Geschlechtsunterschied wurde beim relativen Anteil an den Delikten festgestellt: Männer werden doppelt so häufig wegen einfacher Eigentums- und Vermö-

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die Forscher davon aus, dass die Ursache für die Rechts-links-Präferenz eher im Rückenmark als im Gehirn liegen müsste.

Sie scheint in epigenetischen Faktoren zu liegen, die Einflüsse durch die Umwelt widerspiegeln. Diese Einflüsse können etwa dazu führen, dass Enzyme Methylgruppen an die DNA anheften, Einflüsse durch Umweltfaktoren und so dafür sorgen, dass Gene vermindert abgelesen werden. Da dies in unDie Wissenschaftler analysierten die terschiedlichem Ausmass im linken und Genexpression im Rückenmark wäh- rechten Rückenmark passiert, sind die rend der achten bis zwölften Schwan- Gene auf beiden Seiten unterschiedlich gerschaftswoche und fanden in der ach- stark aktiv. ten Woche deutliche Rechts-links-Unterschiede – und zwar in genau den Rü- Kooperationspartner ckenmarkssegementen, die Bewegungen der Arme und Beine steuern. Aus Das Team der Ruhr-Universität Boanderen Studien ist bekannt, dass unge- chum kooperierte für die Studie mit borene Kinder bereits zu diesem Zeit- dem Max-Planck-Institut für Psycholinpunkt asymmetrische Handbewegun- guistik in den Niederlanden sowie der niederländischen Radboud-Universität gen machen. und dem südafrikanischen Wellenberg Die Forscher spürten auch die Ursache Research Centre an der Stellenbosch u für die asymmetrische Genaktivität auf. University.

gensdelikte registriert wie Frauen. In zeigten) gewaltlosen Diebstahls- und den Verfahren zeigen dagegen weibli- Betrugsdelikten, die im Jahr 2013 zum che Beschuldigte eine Tendenz, sich Abschluss gebracht wurden. Die Studie und ihr Handeln zu erklären. ist insofern repräsentativ. Die Delikte überschritten grösstenteils keinen SchaDie Studie wurde unter Leitung von den von 2500 Euro. Die Studie vollzieht Prof. Dr. Dagmar Oberlies und Frederi- die Verfahren von der Anzeige bis zur cke Leuschner durchgeführt, Fachbe- verfahrensabschliessenden Entscheireich Soziale Arbeit und Gesundheit der dung nach und diskutiert u.a. die Frage, Frankfurt UAS, sowie unter Mitarbeit ob sich Unterschiede bei den Lebensvon Julia Janke und Naomi Januschke. und Tatumständen von weiblichen und Hintergrund der Studie ist, dass im Kon- männlichen Beschuldigten erkennen text kriminologischer Forschung seit lassen, welche Rolle diese bei der Begevielen Jahren das Phänomen beschrie- hung und Bearbeitung von Tathandlunben wird, der Anteil weiblicher Täterin- gen spielen und wie Unterschiede in nen falle geringer aus. Das wissen- den Verfahrensstrategien die Chancen schaftliche Interesse an straffälligen im Strafprozess beeinflussen. Frauen konzentriert sich insbesondere auf Täterinnen von Gewaltdelikten; die Unterschiede zwischen den Delikt­ Eigentums- und Vermögenskriminalität arten Diebstahl und Betrug könnte demgegenüber als Stiefkind der Kriminologie gelten, und das, obwohl Die Wissenschaftlerinnen stellten zusie sowohl bei männlichen wie bei weib- nächst einen eindeutigen und durchlichen Tatverdächtigen das am häufigs- gängigen Unterschied zwischen den ten registrierte Delikt ist. Im Rahmen beiden untersuchten Deliktarten, Diebdes vom Hessischen Ministerium für stahl und Betrug, fest. Dabei unterschieWissenschaft und Kunst geförderten den sich die Beschuldigten der jeweiliForschungsprojektes untersuchten die gen Delikte, ihre Tathandlungen und Wissenschaftlerinnen in der Amts- und die Schadensfolgen wie auch das VerStaatsanwaltschaft Frankfurt am Main halten im Verfahren sowie die straffast 3000 Verfahrensakten von (ange- rechtlichen Folgen.

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Diebstahlsbeschuldigte stammen aus gesellschaftlich erheblich benachteiligten Gruppen mit multiplen Problemlagen. Während bei den Männern eine Gruppe von Personen zu identifizieren ist, die sich durch Erwerbs-, oft auch Wohnsitzlosigkeit, Alkohol- und Drogenprobleme auszeichnet, finden sich bei den weiblichen Diebstahlsbeschuldigten oft ältere, alleinstehende Frauen mit geringen Renten. Auffällig ist, dass unter den Beschuldigten alleinstehende Personen überwiegen.

Deliktsübergreifend zeigen sich Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der begehrten Güter und der dabei mutmasslich verursachten Schäden. Im Durchschnitt verursachen männliche Beschuldigte einen Schaden, der um etwa 40 % höher liegt als der von weiblichen Beschuldigten. Die begehrtesten Güter sind für Männer Geld, Werkzeuge, Lebensmittel und Kleidung, für Frauen Kleidung, Geld, Lebensmittel und Kosmetika.

Im Verfahren zeigen weibliche Beschuldigte eine Tendenz, sich und ihr Handeln zu erklären, teilweise auch zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen. Männliche Beschuldigte sind deutlich weniger kooperations- und geständnisbereit. Beim Geschlechtsunterschiede bei den Verfahrensausgang zeigt sich, dass BeDelikten und Verfahren trugsdelikte deutlich häufiger wegen mangelnder Beweislast eingestellt werBei Betrachtung sämtlicher Verfahren den, vor allem, wenn kein Geständnis bleibt der grösste Geschlechtsunter- vorliegt. Generell überwiegt jedoch der schied jedoch der relative Anteil an den Diebstahl bei den angezeigten DeliktarDelikten: Männer werden doppelt so ten. Die Schwere der strafrechtlichen Rehäufig wegen einfacher Eigentums- und aktion steigt dabei nicht linear mit dem Vermögensdelikte registriert wie Frauen. Wert des erlangten Gutes an.

Ein Zehntel der Ermittlungen ergeben keinen hinreichenden Tatverdacht. Hier unterscheiden sich eher Diebstahl und Betrug als das Geschlecht der Beschuldigten. Bei 30 % der Verfahren entschliesst sich die Amts- oder Staatsanwaltschaft zur folgenlosen Einstellung wegen geringer Schuld. Dies passiert etwas häufiger bei weiblichen Beschuldigten. Personen mit Vorstrafen haben in diesen Verfahren verhältnismässig häufiger eine Einstellung, die aber mit einer Verurteilung in einem anderen, parallel laufenden Verfahren einher geht, oder eine unbedingte Freiheitsstrafe erhalten, wobei bei letztem die Zahlen sehr niedrig sind. Beides kommt mehrheitlich bei männlichen Beschuldigten vor. Insgesamt selten kommt es zur Einstellung gegen Auflagen und Weisungen, etwas häufiger, wenn Frauen eines Diebstahls beschuldigt sind. Verurteilungen, überwiegend zu Geldstrafen, kommen in jedem vierten Verfahren vor – relativ häufiger bei den Diebstahlsdelikten. Dies geschieht u.a. deshalb, weil die Betrugsdelikte in jedem fünften Fall mangels Tatnachweises eingestellt werden. u

Immer mehr Menschen verlassen in der Schweiz die Kirchen

Religionsgemeinschaften sei abzulehnen. Das erhöhe nur den Einfluss des Staates auf den Glauben – und den Einfluss des Glaubens auf den Staat. u

Ähnliche Erkenntnisse lassen sich bei den Betrugsverfahren nicht identifizieren. Bei der Deliktart Betrug ist der Altersdurchschnitt niedriger.

Rund ein Viertel der Bevölkerung ist heute konfessionslos. Die Zahl der Kirchenaustritte nimmt Jahr für Jahr zu. Vor diesem Hintergrung meldet sich die Unabhängigkeitspartei up! in einer Medienmitteilung zu Wort: Sie sieht die Zeit der endgültigen Trennung von Kirche und Staat gekommen. Die Anzahl Personen ohne Konfession ist so hoch wie nie zuvor. Insbesondere der Anteil der evangelisch-reformierten Landeskirche hat sich seit 1970 halbiert. Immer stärker kommt auch in der öffentlichen Debatte die Frage auf, was diese Entwicklung für den Sonderstatus der Landeskirchen bedeutet. Nach Ansicht von up!-Vorstandsmitglied Fabio Hasler ist die Berechtigung dieses Sonderstatus nun weniger denn je gegeben: «Religion wird heute vielfältiger und individueller

praktiziert als früher. Dadurch sinkt die Berechtigung der speziellen Rechtsstellung der Kirchen. Wo früher fast jeder den grossen Landeskirchen angehörte, ist heute längst nicht jeder religiös. Der Staat sollte sich daher aus dem religiösen Leben zurückziehen und Glauben wieder zur Privatsache erklären.» Die Schweiz solle die spezielle rechtliche Stellung der Landeskirchen und alle damit verbundenen Privilegien abschaffen, fordert die Unabhängigkeitspartei. Staatliche Unterstützung und Privilegien für die Landeskirchen seien nicht mehr zeitgemäss. «Glaubens- und Gewissensfreiheit gehören zu den Kernelementen der liberalen Gesellschaft. Der Staat solle sich auf die Gewährleistung dieser Freiheit konzentrieren. Die Ausübung des Glaubens sowie die Organisation der Kirchen muss den Gläubigen überlassen werden. Glauben ist Privatsache und sollte unabhängig von staatlichem Einfluss stehen», meint Hasler. Eine Ausweitung der Landeskirchen auf andere

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Künstlerische Darstellung aus dem 12. Jahrhundert der Apostelkirche in Konstantinopel

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Gesehen • Gelesen • Gehört Entwicklungspolitisch engagiert: Studierende der Architektur entwerfen eine «Kirche für Boboyo» Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils,, RheinAhrCampus Remagen Pressestelle Hochschule Koblenz – University of Applied Sciences Bei den Themen Dämmung und klimagerechtes Bauen steht in Mitteleuropa der energie- und kostensparende Schutz gegen eisige Wintertemperaturen klar im Vordergrund. Doch welche Architektur schützt gegen Hitze, vor allem wenn die finanziellen und materiellen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind? Dieser Frage widmeten sich Studierende der Hochschule Koblenz und der RheinischWestfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen – für einen guten Zweck: Dem in der Sahelzone gelegenen Dorf Boboyo fehlt ein gesellschaftliches und spirituelles Zentrum.

Hintere Reihe: Coline Eysseric, Wendy Bochard, (beide RWTH Aachen), Johannes Blum, Jan Kubasta, Felix Jung (Hochschule Koblenz) Vordere Reihe: Marcel Kaul, Stephan Radtke, Sören Höller (Hochsch. Ko). Bild Hochschule Koblenz

Eine unabhängige Fachjury kürte nun den Wettbewerb vorbereitet hat. Ziel bei einer feierlichen Veranstaltung in seines Seminars war auch, durch die unAachen die besten Entwürfe. Drei erste gewohnt gegensätzlichen VoraussetDeshalb hatte die NGO ident.africa e.V. Plätze wurden an das Team Jan Kubas- zungen dieses Projekts gewohnte Denkgemeinsam mit der Vereinten Evangeli- ta, Felix Jung, Johannes Blum und die muster zu hinterfragen und von den schen Mission einen Architekturwettbe- Gruppe Sören Höller, Marcel Kaul und Techniken der Kameruner auch etwas werb ausgelobt, an dem sich insgesamt Stephan Radke von der Hochschule für den Bau in hiesigen Breitengraden 48 Studentinnen und Studenten beteilig- Koblenz sowie Coline Eysseric und zu lernen. Zunächst mussten sich die aber grundlegende ten. Die Koordination des Wettbewerbes Wendy Bochard von der RWTH Aachen Studierenden übernahmen Prof. Dipl.-Ing. Jo Ruoff, vergeben. Den Prämierten winkt ein Kenntnisse über die klimatischen, geProfessor für Bauphysik, Klimagerechte besonderer Preis: Sie dürfen nach Ka- sellschaftlichen und baukonstruktiven Architektur und Entwerfen an der Hoch- merun reisen, um dort ihre Entwürfe Erfordernisse für das Bauen in dieser schule Koblenz, und Prof. Dr. Ing. Chris- vorzustellen. Es besteht die Chance, Region erwerben. tian Raabe vom Lehr- und Forschungs- dass einer der Entwürfe sogar umgeLehm, Stroh, Gräser, Holz – die Begebiet Denkmalpflege und Historische setzt wird. schränkung auf diese vor Ort oder regioBauforschung an der RWTH Aachen. «Der Norden Kameruns ist nal verfügbaren Materialien war für die eine arme Gegend mit einer angehenden Architektinnen und Archiinteressanten «autochtho- tekten eine grosse Herausforderung. nen» Baukultur in der das «Der besondere Reiz liegt darin, diese Wissen um eine klimage- traditionellen Materialien und Bauweirechte Bauweise von Gene- sen in eine zeitgemässe Gestalt zu transration zu Generation weiter- portieren», so Ruoff, «denn eine anspregegeben wird. Interessant ist chende, innovative Architektur ist für die dabei, welch raffinierte Kon- Einwohner Boboyos ebenso ein wichtistruktionen zum Schutz vor ges Kriterium wie die multifunktionale der Hitze dabei entstanden Nutzung der Räumlichkeiten.» Ob die sind – ganz ohne teure Kli- kreativen Ideen der Studierenden bei maanlagen», erklärt Ruoff, den Bewohnerinnen und Bewohnern des der die Studierenden der kamerunischen Dorfes Anklang finden Hochschule Koblenz auf werden? Man darf gespannt sein. u Traditionelle Häuser in Boboyo (Kamerun)

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arapsychologie – was ist das?

Dr. Theo Locher

Dr. Theo Locher (1921-2010)

Parapsychologie (PP) ist die Wissenschaft von den Erscheinungen, die es nicht gibt, weil es sie nicht geben darf. Sie widersprechen nämlich den Denkmodellen, den Erklärungsmodellen unserer Naturwissenschaften und unserer Psycholo­gie. Die von den Parapsychologen behaupteten Erscheinungen können nur existieren, falls unser materialistischnaturwissenschaftliches Weltbild, das die materielle Welt als primäre und die geistige als eine aus Letzterer her­vor­ gegan­gene sekundäre annimmt, sich als falsch erweisen sollte. Aber – das darf doch nicht sein, denn auf diesem Weltbild fussen doch unsere Wissenschaften. Das Kausalitätsgesetz, das Gesetz von Ursache und Wirkung, ist für dieses Weltbild grundlegend; es darf nicht verletzt werden. Ist es nicht möglich, das materiali­stisch-naturwis­sen­schaftliche Weltbild etwas zu erweitern und – vor allem mit den Erkenntnissen aus der Tiefenpsychologie – alle von den Parapsychologen behaupteten Phänomene zu erklären?

Ein Beispiel: Ein durch den Mittagsverkehr heimkehrender junger Mann erlebt plötzlich die Vision eines Leichenzuges, der ihm entgegenkommt und in welchem er sich selber hinter dem Sarge gehen sieht. Er erkennt auch, wer vor, neben und hinter ihm geht und wie all diese Leute gekleidet sind. – Drei Tage später geht er hinter dem Sarge seines verstorbenen Freundes und stellt die Richtigkeit der in der Vorschau-Vision erlebten Einzelheiten fest. So weit, so gut. Aber – diese Fallschilderung darf nicht der Wahrheit entsprechen, weil das künftige Ereignis des Leichenzuges nicht die Ursache seiner drei Tage früheren Vision sein kann. Die Ursache wäre ja später als die Wirkung! Eine solcheZeitumkehr würde das Kausalitätsgesetz verletzen.

daher eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, meines Erachtens die wichtigere als jene eines Kantons­rats oder eines Nationalrats. Pardon! – Wissenschafter, die nicht bereit sind, die grosse Fülle an Tatsachen paranormalen Geschehens zur Kentnis zu nehmen, mögen ihren Kopf getrost wieder in den Sand zurückstecken. Ihre Hal­tung ist deshalb als unwissenschaftlich zu bezeichnen, weil sie die Para­ phäno­mene aufgrund von Vorurteilen ab­ lehnen. PP, respektive Paranormologie, dürfte so lange nicht klar definiert werden können, bis sich die Fachwelt in der Abgrenzung der Phänomene geeinigt hat, also in der Frage: was alles gehört zur PP, was nicht?

Zu den Erscheinungen der PP sind all Aus den wissenschaftlichen Fallsammlun­ diejenigen zu zählen, die mit den heute gen ist uns bekannt, dass solche Vor­ bekannten und verwendeten Erklärungs­ schau-Visionen, zudem Vorschau-Wahr­ modellen der Wissenschaften nicht geträume und plötzliches Wissen künf­tiger deutet werden können. Auch eine solche Ereignisse gut belegt und häufig sind. Aussage ist aus verschiedenen Gründen Bereits mit diesen Phänomentypen der fragwürdig. Verlassen wir daher lieber Vorschau ist bewiesen, dass das für die das Problem der Abgrenzung, und gemeisten Wissenschafter noch heute gül- ben wir dem Leser jetzt einen tige Weltbild widerlegt ist. Das Forschungsgebiet der PP ist angefüllt mit Einblick in die Erscheinungstypen: Erscheinungstypen, die das materialistisch-naturwissenschaftliche Weltbild wi­­ Zur PP gehören weit mehr als nur Gederlegen. Krass ausgedrückt: wir leben dankenübertragung, Gedankenlesen und auch heute noch in einem Zeitalter des Wahrträume, drei Erscheinungen, die Aberglaubens, des Glaubens an ein längst ei­gentlich längst als existent anerkannt überholtes Weltbild. sind. Eine vierte, die ebenfalls weitgehend öffentliche Anerkennung geniesst, Wenn dieser destruktive Exkurs an den ist das Ruteln und Pendeln, also die RaAnfang gestellt wurde, dann deshalb, um diästhesie. Aber schon hier gibt es Dindie Wichtigkeit der PP für das menschli- ge, die für die meisten Menschen nicht che Weltbild bewusst zu machen: existieren dürfen, nämlich das mentale Pendeln und Ruteln, also das WahrnehPP ist diejenige Wissenschaft, die wie men von Wasseradern, Bodenschätzen, kaum eine andere unser Bild von der Resten früherer Kulturen oder vermissWelt und der menschlichen Psyche re- ter Menschen anhand von geographi­ volutioniert. Wir Parapsychologen haben schen Karten, Landschafts­skiz­zen und

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Parapsychologie Einteilung der Paraphänomene

Fotos. Eine Erklärung mit Strah­lungen fällt hier ausser Betracht. Es handelt sich um ein hellsehendes Erfahren anhand eines sogenannten Rapportobjekts, wobei Pendel und Rute als «Steigrohre des Unbewussten» dienen. Nachdem die parapsychologische Forschung dank der gründlichen Experi­ mente mit wirklich grossen Medien – besonders Medien im Trancezustand – in früheren Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht hatte, glaubten die Kenner zu wissen, was es alles für Erscheinungs­ typen gebe. Aber dann traten neue Ty­ pen von Paraphänomenen auf: Telefone, Glühlampen und andere technische Errungenschaften spielten ver­ rückt. In Gegenwart von Zehntausenden von Familien und Einzelpersonen begannen nachweislich defekte Uhren wie­ der zu laufen – ein noch völlig unge­

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klärtes Phänomen! Gabeln, Löffel, Schlüs­ dies geht nun doch zu weit; das darf ein­sel und andere Objekte liessen sich durch fach nicht wahr sein. blosses sanftes Reiben verbiegen; die Art der Verbiegung erfolgte öfters gemäss Weit besser belegt als diese neuen Falldem Wunsche einzelner Jugendlicher und typen paranormalen Geschehens ist das Kinder; unter strenger Kon­trolle konn- Phänomen des Ektoplasmas, das aus Kör­ ten solche Verbiegungen beobachtet und peröffnungen von Medien dringt und gefilmt werden. Ein Fall von Bespukung sich zu Körperteilen (und mehr!) gestaleines Computer-Programms in Süddeutsch­ tet. Aber gerade diese seinerzeit gründ­ land ist nachge­wiesen. Menschliche Stim­ lich untersuchten Materialisationen sind men auf Tonbändern ohne physikalische heute äusserst selten geworden, ebenso Erklärungs­möglichkeit gibt es bereits zu das Hinaufschweben von Menschen (Le-­ Tausenden, sogar das gezielte Eingehen vitation). Das letzte grosse Medium dürf­ solcher Stimmen auf eine gestellte Frage oder auf das Gespräch der AnwesenDer Begriff Ektoplasma wurde von den, ja sogar das Ertönen von unerklärCharles Richet in die Parapsychololichen Stimmen aus dem Lautsprecher. gie übernommen und soll einen Stoff Dass aber die Stimme eines verstorbenen bezeichnen, der angeblich bei einem Angehörigen am Telefon gehört werden Medium aus den Körperöffnungen könne, nachdem man nach dem Läuten tritt. Ektoplasma soll grau-weiss oder den Hörer abhebt und dass in vielen rosa, schaumig oder leichte Fäden Fällen ein Zwiegespräch mit dem beziehend sein. treffenden Verstorbenen zustandekommt,

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Parapsychologie

Künden Sterbender und Ver­ storbener, auf die vielen Arten des paranormalen Hei­ lens und «Operierens», auf den in vielen Fällen Intelligenz zeigen­den akus­tischen und psychekinetischen Spuk, auf das Reden und Schreiben in nie ge­lern­ten Sprachen oder gar auf das selbständige Schreiben von Stiften oder das Ertönen von Stimmen unab­hän­gig vom Sprechorgan eines Mediums eingehen. Wie lassen sich die Er­ scheinungen einteilen? 1. Parapsychische Phänomene sind solche, bei deren Zustandekommen unseres Wissens der Kör­ per keine Rolle spielt, nur die Seele. Das Levitations-Medium Daniel Dunglas-Home schwebt am 8. August 1852 vor Zeugen, Zeichnung veröffentlicht 1887 in Les Mystères de la science von Louis Figuier

te Roberto Setti in Florenz gewesen sein. Nichts scheint der Wechselwir­kung zwischen Psyche und physischer Welt unmöglich: Edelsteine und Kristalle in organische Masse eingehüllt werden aus dem Nichts apportiert. Neonlampen explodieren. Telefonspuk ereignet sich. Ein Stromspannungs-Aufschreibegerät erweist sich als bespukt. Kompassnadeln werden mit blossen Händen aufge­schaukelt. Gegenstände werden schwebend gehal­ ten. Anerkannte physikalische Gesetze werden in der CSSR ausser Kraft gesetzt. Nägel, Messer u. a. fliegen durch die Luft. Menschliche Hände malen Gemälde im typischen Stil bekannter verstorbener Künstler. Neue Musikwerke berühmter, längst verstorbener Komponisten werden Note für Note niedergeschrieben. Die Möglichkeiten für neuartige Phänomene in der PP erscheinen un­ begrenzt. Die Annahme drängt sich auf: Es gibt nichts, was es nicht gibt! Zu weit würde es führen, wollten wir hier auf die Totenbett-Erscheinungen, das

2. Zu den paraphysiologi­ schen Phänome­nen gehören all diejenigen,bei denen der Körper eine wesentliche Rolle spielt.

3. Paraphysikalische Phänomene sind die­ je­nigen, die eine Wechselwirkung zwischen Psyche, menschlichem Körper und physikalischer Umwelt anzeigen. Die­se Dreiteilung muss als provisorisch gelten, da die Ursachen und Gesetzmäs­ sigkeiten der Entstehung der zahlreichen Typen von Erscheinungen noch zu wenig geklärt sind. Anderseits ist auch die gegenseitige Abgrenzung die­ser drei Hauptgruppen noch unsicher.

kraft des Entsprechenden» lässt sich sein Erklärungsprinzip vereinfacht nennen. Für eine ansehnliche Zahl von Er­schei­ nungstypen ist die spiritualistische Hy­ po­these den Gegebenheiten ange­pass­ ter, befriedigender, glaubhafter als jede be­kannte tiefenpsychologische Er­klä­ rungs­these. Sie deutet die betref­fen­den Para­phänomene mit Fähigkeiten und Kräf­ ten jenseitiger Wesenheiten, seien dies nun Verstorbene oder noch andere hö­ her oder weniger entwickelte Wesen oh­ ne grobstofflichen Körper. Ein dritter Er­ klärungstyp ist das «Anzapfen» eines so­ genannten Weltgedächtnisses (Aka­sha). Heute streiten sich die Kenner nicht mehr um Existenz oder Nichtexistenz dieser und jener Phänomene, wohl aber um die Erklärung der einzelnen, welche der Gesamtheit ihrer Merkmale am bes­ ten gerecht wird.

Zum raschen Nachschlagen der Begriffe auf dem Gebiete des Paranormalen sei Welche Möglichkeiten der Erklärung ken­ das bloss 92 Seiten umfassende «Kleine Lexikon der Paranormologie» von Prof. nen wir? P. Ferdinand Zahlner bestens empfohlen. Die PP versucht, ihre Erscheinungen Es erschien als Doppelnummer 11/111 nach Möglichkeit mit Hilfe der Tie­fen­ 1972 der Zeitschrift «Grenzgebiete der psy­chologie, der Psychologie des Un­be­ Wissenschaft», herausgegeben von Prof. wussten anzugehen, wobei Carl Gus­tav Dr. Andreas Resch, Innsbruck (Verlag Jung mit seinem «Prinzip nicht ur­säch­li­ Josef Kral, D - 8423 Abensberg) cher Zusammenhänge» (Syn­chro­nizi­täts­ Dieser Text ist erschienen in «Para­psycho­logie prinzip) uns ein zusätzliches Mit­tel lie­ in der Schweiz», 1986 her­ausgegeben von der ferte, näher an ein Verstehen der Vor­ Schweizerischen Ver­einigung für Parapsy­cho­ u gänge heranzukommen. «Anzie­hungs­ logie zu ihrem 20-Jahr-Jubiläum.

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Ein Berner Parapsychologe

Friedrich A. Volmar Orith Tempelman Verlag Paul Haupt, Bern 1946, eine Buch «Berner Spuk und Mysteriöses aus Schrift, die einen gründlichen Einblick in dem Wallis Anfangszeichen zu verlieh die reisetechnisch-touristische und kul- ihm die Schweizerische Vereinigung für turhistorische Seite bernischer Verkehrs- Parapsychologie (SVPP) den 2. Preis 1970. entwicklung zwischen 1850 und 1950 ver­ Nahezu 50 Jahre zuvor, 1920, hatte Vol­ mittelt; «Wissenswertes von der Lötsch­ mar bereits einen Aufsatz zum Thema bergbahn», Bern 1949, Publizitätsdienst «Spukhaftes aus Bern-Altstadt» in «Die BLS, «Aus der Frühzeit der Dampfrosse», Berner Wochen in Wort und Bild» veröfBern 1947, und «Schiffskanalprojekte Thu­ fentlicht. Über den von ihm erforschten nersee-Brienzersee», ein Sonderdruck aus historischen Spukfall im Schloss Hollidem Jahrbuch vom Thuner- und Brien- gen schrieb Volmar bereits 1951 in «Der Bund». Das Buch «Berner Spuk» entführt zersee 1955. uns aus dem nüchternen Alltag in den Als freier Publizist war Friedrich A. Bereich des rätselhaft Geheimnisvollen: Friedrich A. Volmar Volmar sehr vielseitig. Bereits im Jahre in das Grenzgebiet von Volkskunde, Pa1936 erschien im Selbstverlag eine Bro- ra- und Tiefenpsychologie. Volmar legt Friedrich August Volmar (1901-1973) schüre über «General Lentulus, Feld- eine kritische Auswahl vor von Material war der Sohn Professor Doktor jur. Fried- herr Friedrichs des Grossen – ein Pionier zum Thema Spuk, mit zum Teil damals rich Volmars. Dieser bedeutende Berner bernischer und schweizerischer Wehr- noch unbekannten Beispielen aus der Verkehrspolitiker und Eisenbahnfach- haftigkeit». 1940 folgte «Das Bären- Stadt und dem Kanton Bern sowie aus mann war Regierungsrat (1920-1926) buch» im Verlag Paul Haupt, eine um- dem Wallis. Um behutsame Deutung beund danach bis zu seinem Tod Direktor fangreiche, vielseitige und höchst reiz- müht, vermittelt Friedrich A. Volmar ander Lötschbergbahn. Dessen Gattin war voll zu lesende Bärenkunde, ein «Bä- hand zahlreicher, auch ausländischer Ver­ Rosalie Streit, der als Lehrerin auch in renlexikon» mit wahrhaft enzyklopädi- gleichsfälle neue Aspekte und damit oft Italien tätig gewesenen jüngsten Tochter schem Charakter. Vier Jahre später er- willkommene Aufklärung. Das gut dokudes angesehenen Waldau-Anstaltsver- schien «Auf den Spuren simmentali- mentierte Buch trage dazu bei, zwischen walters Benedikt Streit. scher Höhlenbärenjäger», ebenfalls im der traditionellen Volkskunde und den Berner Verlag Paul Haupt, und 1952 bisher meist ausser acht gelassenen paFriedrich A. Volmar selbst begeisterte «Der Aufstieg Anfangszeichen zu in der rapsychologischen und eidetischen Parsich schon in sehr jungen Jahren für das Berner Zeitschrift für Geschichte und allelen eine Lücke zu schliessen, heisst Eisenbahnwesen, dem er später mehrere Heimatkunde. es auf dem Umschlag des Buches. Broschüren und zahlreiche Publikationen in Zeitschriften und Zeitungen wid- Der Parapsychologie galt das ganz be- «Das geheimnisvolle Läuten im Schloss mete. Mit der BLS, der BVZ und den sondere Interesse Friedrich Volmars. Er Holligen» und mancherlei anderer BerBahnen der Jungfrau-Region schloss er sammelte jahrelang umfangreiches Ma- ner Spuk, die erstmalige und vollständieinen Vertrag ab, der Ring dazu ver- terial vor allem über Spukfälle. Für sein ge Geschichte des einst über die Lanpflichtete, Informationen aus deren Ein- 1969 im Francke Verlag erschienenes desgrenzen hinaus bekannten «Gezugsgebiet zu liefern und publizistisch zu verarbeiten. Er blieb deren freischaffender Mitarbeiter bis zu seinem Tod. Auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens er­ schienen unter anderem folgende Schrif­ ten F. A. Volmars: «Friedrich Volmar, 1875-1945», Verlag A. Francke AG, Bern 1945, «Sturmfahrten auf dem Thunersee von anno dazumal Anfangszeichen zu, ein Sonderdruck aus dem Jahrbuch vom Thuner- und Brienzersee, 1946, «Die ersSchloss Holligen te Eisenbahn des Berner Oberlandes»,

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Porträt

spensterhauses» an der Junkerngasse in Bern, der Thuner Spuk, der 1967 die Boulevardzeitung «Blick» mit Schlagzei­ len und sogar mehrseitigen Artikeln belieferte, um das besonders auch volkskundlich interessante spukhafte Gesche­ hen in einem alten Bauernhaus, psychologisch pointierte Beispiele projizierten Spuks und ein sehr eingehend geschilderter und kommentierter spukhafter «Steinregen» in einem Walliser Hochgebirgstal, das sind Hauptstücke wohl fundierter und doch allgemeinverständlicher Darstellung.

Das «Gespensterhaus» an der Jungkerngasse in Bern «Das Gespensterhaus im oberen Teil der Junkerngasse in Bern exemplifiziert die Entstehung einer neuzeitlichen Mär.» Zu dieser Überzeugung gelangt der Volmar nach einer gründlichen Untersuchung aller Schauermärchen, die über das leer stehende Berner Haus verbreitet wurden. Volmar wohnte in früheren Jahren selbst einige Zeit an der Junkerngasse und hatte natürlich Kenntnis von mannigfachen vagen Gerüchten. Er sei auf dem Heimweg dann und wann und so ziemlich zu allen Nachtstunden vor dem «Gespensterhaus» (Nr. 54) mit seinen stets geschlossenen dunkelgrünen Fensterläden

Jungerkgasse in der Berner Altstadt

stehen geblieben, um allenfalls irgendetwas Ungewöhnliches wahrzunehmen, schrieb Volmar in seinem Buch «Berner Spuk». Absonderlich und geheimnisvoll mit seiner düster grauen schmalen Hausfront, mit der beharrlich geschlossenen Tür und den ebensolchen stumpfgrünen Fensterläden, sei das Haus an der Junkergasse natürlich ein sehr geeignetes Objekt für allerlei fantastische Gerüchte gewesen, schrieb Vol­mar. Für ihn wurde jedoch bald klar, dass bereits die liebe Jugend des 19. Jahr­hunderts ab und zu selbst «gschpänschterlet» haben könnte. Während des Ersten Weltkrieges wa­ ren im Stall von der Junkerngasse Nr. 54 vorüberge­ hend Pferde eines Obers­ten untergebracht. Dann blieb das Haus leer und verschlossen, was schon bei der damaligen Wohnungsnot allerlei zu munkeln gab. Denn dass es nebst dem Stall nur zwei ebenfalls un­ benützte Heubühnen und eine verlotterte kleine Bedientenkammer enthielt, ha­ be das gespensterbegierige Publikum eben nicht gewusst, schrieb Volmar, der Das «Gespensterhaus» an der Jungerngasse 54 sich auf einen Gewährsmann von besonderer Bedeutung stützte: Roman Weiss (1874-1955), der über ein halbes Jahrhundert im Nachbarhaus Nr. 56, also Wand an Wand neben dem sogenannten «Gespensterhaus» wohnte. Als «Poltergeist» hätten sich vor allem Mäuse, Ratten und gelegentlich auch Hausmarder betätigt haben dürfen. Die hartnäckigen Gerüchte über den ver­ meintlichen Spuk seien auch durch eine jugendliche Diebesbande genährt worden, die kurz nach dem Ersten Weltkrieg Um die Fassade des Gespensterhauses das leer stehende Haus als Depot für ihr rankt sich eine weitere Spuk-Geschichte: Zwischen zwölf und ein Uhr nachts sollen Diebesgut verwendet hätten. Ungewöhn­ hier manchmal die Fensterläden aufgehen. liches Licht- und Schattenspiel hinter den Dann erscheine eine Frau ohne Kopf und nach wie vor stets geschlossenen Jalousilache schauerlich.

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Porträt

zählendes Kapitel in Volmars Buch «Berner Spuk» befasst sich mit diesem rätselhaften und sehr komplexen Spontanphänomen, und zwar anhand eines ausführen hätten das biedere Spuk-Getuschel lich geschilderten Falles aus dem Jahr vollauf bestätigt. Die «Gespenster» seien 1955 in Täsch (Zermattertal). Er wird jedoch eines Morgens gar unsanft im durch zahlreiche, in verschiedenen EinSchlaf überrascht worden. Bei den an- zelheiten erstaunlich übereinstimmende schliessenden Gerichtsverhandlungen ha­ europäische Vergleichsfälle dokumenbe man lächelnd darauf hingewiesen, dass tiert. «Es sind fast ausnahmslos jugendliman nun endlich über die wahre Natur che Elemente, deren unbewusste, puberder «Gespenster» Gewissheit habe. tär aktivierte psychophysische Kräfte in krisenhaften Spannungszuständen sich Volmar hatte einmal Gelegenheit, das spukhaft entladen und tele- oder psychoHaus, das seit geraumer Zeit dem Bund kinetisch bezeichnete Phänomene ver­ur­ gehört, ihnen zu besichtigen, doch für sachen können, so auch den zuweilen nächtliche Beobachtungen erhielt er wäh­rend Tagen und Wochen beobachtekeine Erlaubnis. Solche Beobachtungen ten ‚Steinregen’», erklärt Volmar. Auch schienen sich Volmar, nach allem Ermit- im Fall Täsch seien die spukauslösenden telten, eigentlich ohnehin zu erübrigen. Energien von jugendlichen Medien ausgegangen, insbesondere von zwei 13- bis Nach 1960 fand eine Betreuerin des 14-jährigen Mädchen. «Wattenwyl-Hauses» und des gegenüberstehenden «Gespensterhauses» es In wertvoller Ergänzung und Bestätigung nachgerade an der Zeit, dem Haus an des in der erwähnten Publikation beigeder Nr. 54 ein freundlicheres Aussehen brachten reichen Vergleichsmaterials zu verleihen. Auf ihre Anregung wurden konnte Volmar 1971 noch auf einen Fall die Jalousien geöffnet und die Fenster hinweisen, der sich im Sommer 1970 mit hellen Vorhängli, später sogar mit ebenfalls im Wallis, und zwar im SimplonTopfblumen geschmückt. Gwundrige gebiet (Wasenalp) ereignete. Ei­ne im DeOrtsfremde hatten fortan Mühe, das ehe- zember gleichen Jahres durch Prof. Dr mals so berühmte und berüchtigte Haus Hans Bender (Freiburg/Br.) erfolgte Nachzu identifizieren. Doch die Eidgenössi- untersuchung in Form eines Interviews sche Baudirektion soll noch jährlich ein- mit Prof. Dr. Leopold Borter, Rektor des zelne Anfragen erhalten – meist von Stu- Kollegiums in Brig, ergab übereinstimdenten, die sich umsonst um eine Nacht mende Angaben mehrerer Augenzeugen. in Nr. 54 bemühen –, ob es sich nicht Es wurden auch Eigenbewegungen verdoch etwa… Was Volmar zu folgendem schiedener Gebrauchsgegenstände wahrKommentar verleitete, er bedaure, den genommen. Der media­le Spukerheber neu romantischen Neigungen mit seiner war ein als Einzelkind aufgewachsener offenbar längst fälligen «Gschpänschter­ 14-jähriger Knabe. Nur in seiner (passihuus»-Chronik nicht ganz entsprechen ven) Anwesenheit fielen Steine, und zwar zu können.

Spukhafter «Steinregen» Eines der merkwürdigsten, weil vermutlich mit De- und Rematerialisation und anderen atomaren Vorgängen verbundenen und so dereinst vielleicht fundamentale neue Erkenntnisse vermittelnden Spuk­phänomene ist der sogenannte «Steinregen», der sich nach vielen Augenzeugenberichten auch in geschlossenen Räumen ereignen kann. Ein über 50 Seiten

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Ein Steinregen als Darstellung eines Wunderzeichens. Eine Federzeichnung aus dem 1503 von Jakob Mennel verfassten Werk «Über Wunderzeichen».

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auch in geschlossenen Räumen, und wie im Fall Täsch und in vielen anderen Vergleichsfällen wurden sie erst etwa 1 m über dem Boden sichtbar.

Spukhaftes in Erlebnissagen Ein Jahr vor dem Tod Friedrich A. Volmars erschien in der «Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie» ein Beitrag von ihm über «Spukhaftes in Erlebnissagen», der einige psychologische und volkskundlichen Streiflichter zu diesem Thema enthält. In der Zusammenfassung dieses Beitrags heisst es: «Wichtiger als das echte oder eingebildete spukhafte Geschehen ist hier das besondere Klima mit seinen die Erlebnisintensität steigernden unbewussten Impulsen. Sie erwachsen teils aus archetypischem, teils aus kulturellem und lokalhistorischem Nährboden. Die Frage, ob volkstümlich sagenhaften Überlieferungen ein und präzisiert gebliebenes Bacher psychisches Erlebnis zugrunde liegen könnte, bleibt zunächst offen; im Schlussteil dieses Beitrages und in seinem Buch ‚Berner Spuk und Mysteriöses aus dem Wallis’ hat sie der Verfasser bejaht. Zugleich veranschaulicht der alpine, voralpine und mittelständische Regionen der Schweiz und auch ihren bundesstädtischen Bereich streifende Beitrag die Mühen nachträglicher (und oft negativer) Ve­ rifizierungsversuche auf dem auch volkskundlich ergiebigen Gebiet der die Sagen­ bildung begünstigenden Spuk­gerüch­­te und spukhafter Erlebnisse».

Spiritismus Im April 1951 veröffentlichte «Der Bund» einen Beitrag von Prof. Dr. Richard Herbertz, Thun, zum Thema «Gedankenübertragung». Dieser distanzierte sich eingangs in deutlicher Weise vom Spiritismus, der kurzerhand als «Aberglaube» bezeichnet wurde. Volmar schrieb daraufhin eine Erwiderung, die jedoch nicht veröffentlicht wurde, da man eine Diskussion über dieses heikle Thema befürchtete. Volmar hatte darin folgendes geschrieben: «Da es unter den vielfältigen und komplizierten übersinnlichen Phänomenen gewisse Fälle gibt, die sich vorläufig noch nicht restlos mit psychometrisch-telepathischen Kräften und an­deren Fernwirkungen Lebender erklären lassen, dürfte die Möglichkeit spiritistischer Erklärungsversuche denn doch nicht derart


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Der Franzose Allan Kardec (1804–1869),

entwertend abgelehntTheoretiker werden. des Wenn der erste bedeutende Spiritismus auch der Animismus die magischen Erscheinungen von den Lebenden herleitet, der Spiritismus aber von den Geistern Verstorbener, so haben doch gerade dem Spiritismus nahestehende ernsthafte Forscher wie Aksakow und du Prel schon vor über 50 Jahren die animistische Theorie nicht rundweg abgelehnt, sondern vielmehr Zusammenarbeit befürwortet. Es scheint uns auch heute noch fruchtbarer, einen vorsichtig begrenzten Spiritismus wenigstens als Hilfshypothese in Erwägung zu ziehen, statt ihn als ‚Aberglauben’ abzutun. … Wenn man sich erinnert, wie vieles die offizielle Wissenschaft schon als ‚Aberglauben’ und ‚Schwindel’

orträt abgelehnt und verspottet hat – Meteore, Spektralanalyse, Wellenbewegung des Lichtes, Kugel­blitz, Blitzableiter, Blutkreislauf, Magne­tismus, Galvanismus, Hypnotismus, Telepathie, Dampfkraft, als dass ich mich mit ihm je sehr eingeGasbeleuchtung, Phonograph, Luftschiff, hend befasst hätte. Denn was meine ‚inneMotorflugzeug (um nur einige Beispiele re Haltung’ anbelangt, muss ich mich leianzuführen) –, so scheint es jenen, die aus der als ein oft kleingläubiger, nirvanaGeschichte und Entwicklungsgeschichte süchtiger Wicht dieser Zeit bekennen, die einiges zu lernen gewillt sind, doch wohl ja ganz dazu angetan ist, uns hunderterlei geboten, nach solchen akademischen Nichtigkeiten ersichtlich zu machen. Ich faux pas etwas weniger voreilig und we- habe also durchaus kein Bedürfnis nach niger unduld­sam zu sein. Dies dürfte sich einem spiritistisch garantierten persönligerade auf jenen Grenzgebieten als chen oder kollektiven Fortleben – ‚ewiger zweckmässig erweisen, welche die offizi- Schlaf’ (oder wie immer man das Nichtelle Wissenschaft noch vor einem halben sein poetisch umschreiben mag) genügt Jahrhundert leider hauptsächlich igno- mir als Lohn für dieses Lebenspensum. riert und negiert und es verfemten Au- Leider aber scheint auch das ungewiss. ssenseitern überlassen hat, mühsame Pio- Was wissen wir denn überhaupt? Wissen, Glauben, Aberglauben – seien wir Mitte nierarbeit zu leisten…» des 20. Jahrhunderts doch endlich vorIn einem Brief an Prof. Herbertz schrieb sichtiger mit unseren Grenzziehungen Volmar ausserdem: «… Da nun aber selbst und Etikettierungen… Da ich mich also einamhafte Gegner des Spiritismus vorsich­ nerseits keineswegs als ein überzeugter tig und tolerant zugeben, dass er auf ge- und versierter Verfechter des Spiritismus wissen Teilgebieten nicht von vornehinein an einer Diskussion beteiligen könnte, ansich widerlegen lasse – ja dass er da und dererseits jedoch der vielfach erwiesenen dort eventuell sogar Erklärungsmög­ Relativität des Werturteils ‚Aberglauben’ lichkeiten bieten könnte –, scheint es mir mich nicht zu verschliessen vermag – so nach wie vor nicht angängig, weil eben bleibt mir nur übrig, nochmals darauf hinschon eher intolerant, eine Hilfshypothese zuweisen, dass ich im Sinne der doch gekurzweg als ‚Aberglauben’ anzuprangern. rade auch von Ihnen (Prof. Herbertz) verDas ist eine grundsätzliche Einstellung, fochtenen Toleranz dafür plädiert habe, wie sie schon aus meiner Entgegnung her- ‚einen vorsichtig begrenzten Spiritismus vorgeht. Persönlich jedoch berührt mich wenigstens als Hilfshypothese in Erwä u der Spiritismus sozusagen allzu grotesk, gung zu ziehen’!»

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D

er Wasserspuk von Villaz-St-Pierre (April-Mai 1971)

Joseph Seiler Vom Wasserspuk betroffen und belastet wurde die neunköpfige Familie R., die in einem Chalet wohnte und im Dorf Villaz-St.Pierre als eine ehrbare unauffälligeFamilie galt.

Toilettenraum und schloss den Zufuhrhahn im Keller. Trotzdem erschienen wieder Wasserlachen. Gegen Mitternacht war eine kleine Lache auch im Elternzimmer aufgetaucht.

Etwa 2 Tage vor Beginn des egentlichen Spuks sah die 11-jährige MarieJosée, das Medium dieses Spuks, beim Wasserlösen im Klosett rote Flecken und rief die Mutter. Diese erkannte die Flecken als Merkurochrom und fragte das Kind, ob es selber solches aus der Hausapotheke genommen habe. Marie-Josée , die mit der Mutter übrigens sehr verbunden war, verneinte dies und stellte verängstigt die Frage, was für eine Krankheit es wohl erwischen werde.

Am Montag Morgen, 26. April, nachdem Herr R. sich an seine Arbeit begeben hatte – er arbeitete in einer Sägerei im Dorf –, gab es einen neuen Stoss («une nouvelle poussée»). An verschiedensten Stellen waren Wasserlachen am Boden. In einem Wäschekorb war die kurz zuvor noch trockene Wäsche plötzlich nass. Am Abend kam Herr R. in Begleitung eines Spenglermeisters, G. Dafflon aus M., nach Hause, aber er konnte keinen Leitungsschaden feststellen. Am Dienstag zeigten sich wieder da und dort Wasserlachen. Als den schrecklichsten Tag bezeichnen die Leute den Mittwoch: Einmal reichte das Wasser bis zur Höhe der Haustürschwelle. Die Kinderbetten im Parterre, links vom Hauseingang aus gesehen, waren so nass, dass man die Tücher auswinden konnte. Es handelte sich um die Betten Am Donnerstag wurden vormittags auf der Marie-Josée dem Balkon an der Südseite des Chalets und der 10-jährigen Claudine sowie durchnässte Federdecken und Tücher des 8-jährigen Pierre. Im 1. Stock, über getrocknet. Der Bruder von Frau R., dem Zimmer dieser drei Jüngsten, Pfarrer in einer Freiburger Gemeinde, schlief die älteste Tochter, die 16-jähri- bemerkte, nach dem Essen werde er ge J. Auf dem Boden ihres Zimmers helfen, die Betten wieder zu beziehen. tauchte an diesem Tage mehrmals Was- Als Marie-Josée auf den Balkon trat, ser auf. In der Stube, in die man gera- war alles wieder ganz nass! Seltsam ist dewegs vom Hausflur Eintritt hatte, ebenfalls, wie das Mädchen an diesem fand man Wasser auf einem Buffet, und Nachmittag plötzlich schrie, es habe ja auch ein Divan war nass. Es tropfte ganz nasse Unterhosen. Überhosen und vom Divan auf den Boden, und auch Schenkel waren teilweise mit dem roten vom Stubentisch tropfte Wasser. Über Desinfektionsmittel befleckt. Ähnliches diener Stube befand sich der Schlaf- passierte dem Kind mehrmals, sodass es raum der drei ältesten Söhne (20, 18 voller Angst fragte: «Pourquoi c’est touund 15 Jahre). In ihren Betten war war- jours moi?» mes Wasser! Auf dem weissen Tischtuch der Wohnstube tauchte plötzlich Es hatte an jenem Donnerstag Nachmitein grosser roter Flecken Merkuro- tag im Dorf eine Automobilistin angechrom auf. Flecken, die von diesem troffen, die es gewarnt hatte, aufzupasDesinfektionsmittel herrührten, sah sen, so dass es nicht mit Merkurochrom man ebenfalls auf dem Fussboden des befleckt werde! Im Katechismus-UnterElternzimmers. An jenem Mittwoch richt, den eine Lehrerin erteilte, hatte

Am Sonntag, den 25. April waren Herr und Frau R. nachmittags in O., die 7 Kinder hingegen alle zuhause. Der älteste Sohn JM. war aus der Rekrutenschule auf Urlaub heimgekommen. Etwa um 17 Uhr fiel Wasser auf: im Hausflur, in der Küche, im WC. Die Mädchen nahmen das Wasser auf. Es erschien wieder Wasser! Die Eltern kamen um 19 Uhr heim. Herr R. vermutete, der Heizkörper im WC oder sonst eine Leitung sei gesprungen, leerte den Radiator im

Der Berner Graphologe, Pendler und Pädagoge Joseph Seiler untersuchte den Spukfall von Villaz-Saint-Pierre anlässlich eines sechsmaligen Besuchs zwischen Mai und Oktober 1971. Nebst dem Studium aller Presseberichte, zahlreichen Befragungen der vielen Zeugen und diversen Psychotests rekonstruierte er das Geschehen im Auftrage der Schweizerischen Vereinigung für Parapsychologie (SVPP) und klärte die Ursachen weitgehend ab. Die vorliegende Zusammenfassung seines 40-seitigen Berichts wurde im Juni 1972 als 13. Orientierungsblatt der SVPP veröffentlicht.

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tropfte auch Wasser von der Zimmerdecke des Raumes, wo die drei Kleinen schliefen. Eine Schublade, in der sich meist Taschentücher befanden, hatte man auf einem Taburett liegen lassen. Auf einmal konstatierte man, dass sie 4-5 cm mit Wasser gefüllt war. Trotz des gehöhlten Bodens schien es den Leuten, das Wasser fliesse nicht aus. In der Schublade sah man später auch Merkurochromflecken. Seltsamerweise hat­ ten die Leute in jenen Tagen vergebens ihr Fläschchen Merkurochrom gesucht, als Claudine sich einen Finger verletzt hatte. Am Donnerstag war das Fläschchen wieder in der Hausapotheke; eine zweite Flasche aber fand man in einem Korb. Die Etikette war abgerissen. Die Flasche schien nie geöffnet worden zu sein, und doch befand sich nicht mehr viel Flüssigkeit darin. An jenem Mittwoch waren auch Kinderstiefel zum Teil mit Wasser gefüllt aufgefunden worden: einer im Zimmer der 16-jährigen J., zwei andere im Hausgang, jeweils der linke von zwei Paaren.


Parapsychologie

das Kind einmal den Kopf nach hinten geworfen, als ob von dort her eine Stimme zu ihm spreche. Ob Männer- oder Frauenstimme vermochte es nicht zu beurteilen. Diese hatte zu ihm gesagt: «Ich bringe das Wasser. Wenn du etwas sagst, so kommst du ins Gefängnis!» («C’est moi qui amène l’eau. Si tu dis quelque chose, tu iras en prison!»). Der ausgesprochenen Drohung folgte ein hämisches Lachen. Am Freitag klang der Spuk ab, nachdem am Vortag Pfarrer R. von Villaz-St-Pierre die Polizei hatte kommen lassen und anderseits Pfarrer S., Bruder von Frau R., Gebete verrichtet und die Kommunion gebracht hatte. In jenen Tagen hatten die Leute aus Angst die Nacht jeweils bei Verwandten und Bekannten verbracht. Marie-Josée hatte mehrmals über Schmerzen in der Brust geklagt, wie ein Stechen oder Brennen. Über solche Schmerzen klagte übrigens auch einmal die Mutter; Marie-Josée hingegen spürte seit jenem Donnerstag Abend keine mehr. Ausser bei den Mitgliedern der Familie erkundigte ich mich bei verschiedenen anderen Zeugen: Der Dorfpfarrer hatte wohl das Wasser gesehen, jedoch als es bereits da war. Er goss das Wasser, das sich in der Schublade befand, in ein

Glas. Gegen Abend bemerkte ein Verwandter der Familie (Frau R. bestätigte mir dies schriftlich), dass fast kein Wasser mehr im Glase war. Sehr gewichtig und ernst war die Aussage des Pfarrers S., also des Bruders von Frau R.. Er sah das Wasser am Mittwoch; er sah die plötzlich wieder ganz nasse Bettwäsche am Donnerstag usw. Sein Zeugnis gab er mir schriftlich. Die Sicherheitspolizei protokollierte übrigens die Aussagen der Familienmitglieder genau, wobei sich kein Widerspruch feststellen liess. Der Spenglermeister, der am Montag, 26. April die Leitungen untersucht hatte, bezeugte mir, er habe richtige Wasserlachen gesehen und Wasser von der Zimmerdecke tropfen sehen («cela perlait»). Als jene Decke von Arbeitern durchbohrt wurde, war zwischen oberem Boden und unterer Decke alles trocken. Er habe zuerst an Verhexung gedacht, bekannte er mir, und mir schien, er glaube immer noch an böse Einflüsse. Ein Elektriker aus Romont erklärte mir, einmal sei Wasser da, einmal dort aufgetaucht und alles sei so eigenartig vor sich gegangen, nämlich so, als ob das Wasser allen physikalischen Gesetzen zuwider unter einem Druck nach oben getrieben worden und nicht von oben herab geflossen wäre. Mit einem Beamten, der später freiburgischer Re-

gierungsrat wurde, war der Gemeindeammann ins Chalet gegangen und hatte feststellen können, wie immer wieder Wasser erschien. Wenn das Haus schliesslich von einer Polizeiwache umstellt wurde, so geschah dies auf seine Veranlassung hin, um die Neugierigen und die Journalisten zurückzuhalten. Sehr wertvoll war endlich das Zeugnis eines Sekundarlehrers, der in Villaz-StPierre wohnte und der eine Weile Marie-Josée in seine Familie aufgenommen hatte. Seine Aussage wurde von der Polizei protokolliert. Telefonisch bestätigte er mir, wie er das Wasser in einem Stiefel ausgeschüttet habe, wie aber wieder etwas Wasser darin erschien und er schliesslich den Stiefel in den Händen behielt. Trotzdem habe es erneut angefangen, darin zu triefen!! Er habe sogar die Filzeinlage richtig ausgewrungen. Der spätere Regierungsrat sah selber nasse Wäsche in Schränken. Es handelte sich um Wäsche der Frau R. und deren Töchter; Männerwäsche war nicht nass. Von anderen Zeugnissen erwähne ich nur noch den Spengler: M.L.: Er hatte alle Leitungen kontrolliert und bestätigt, es sei kein Tropfen Wasser durch diese geflossen. Trotzdem gab es Wasserlachen… Gérald L. hatte ebenfalls die Heizungsröhren geprüft, den Zähler kontrolliert usw. Was ihm noch mehr Eindruck machte: plötzlich befand sich Wasser in seiner Werkzeugkiste! Es sei ihm alles so geheimnisvoll und unheimlich vorgekommen, dass er es nicht gauben würde, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Als Marie-Josée eine Nacht bei Verwandten verbrachte, tauchte ebenfalls an mehreren Stellen Wasser auf, wenn auch in geringer Menge. Nachträglich erschienen am 10.-12. Mai zuhause wieder Wasserlachen und das Kind vernahm die Stimme wieder. Nach diesem Datum passierte nichts mehr.

Erklärungsansätze 1) Betrug? Villaz-St-Pierre FR (2012)

Dieser ist wegen der Wasserphänomene

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Parapsychologie

auch bei abgeschnittener Wasserzufuhr und wegen der namhaften Zeugen unmöglich. Sogar, wenn man geneigt wäre, alles im Zusammenhang mit dem roten Desinfektionsmittel Geschehene als vom Medium unbewusst Getanes hinzustellen, wäre an der Wahrheit nicht zu zweifeln.

Wasser drücke von unten nach oben. Wo Linoleum war, tauchten effektiv keine Lachen auf. Dort waren nur den Wänden entlang gelegene Objekte nass, oder aber es tropfte von oben auf den Lino. Das Bett der l6-jährigen Tochter lag ausserhalb der Reizzone: es blieb trocken.

2) Ortsgebundenheit:

Im Übrigen fehlte bei diesem Spukfall jeder Hinweis auf ein früher dort stattgefundenes tragisches oder sonstwie stark emotional gefärbtes Ereignis, wie Gewaltverbrechen oder ein anderes schweres Vergehen, wie dies bekanntlich häufig der Fall ist. Soweit zum ortsgebundenen Faktor.

peraturen auf als das langjährige Mittel. Die Wasseruntersuchungen durch den freiburgischen Kantonschemiker ergaben nichts Besonderes: die chemische Zusammensetzung des Spukwassers lässt sich erklären (Reduktion der Nitrate). 5) Spuk durch Ideen gesteuert:

Wie meine radiästhetische Abklärung ergab, durchzog eine breite Reizzone das Haus, die ich auf unterirdisches Wasser zurückführe, vom Hauseingang bis zum Balkon, zweitens aber auch in der Vertikalen, vom Keller zum First. Auch die Villa der Verwandten, wo Marie-Josée eines Morgens Spukwasser provozierte, war m. E. unterstrahlt. Jene Familienmitglieder, die mit diesem Erdeinfluss in Berührung standen (Lage des Bettes), trugen für den Radiästheten wahrnehmbare Spuren am Leibe. Marie-Josée «strahlte» stark, ebenso die Mutter, der älteste Sohn, das jüngste Mädchen. Ein Zeuge bestätigte meine Feststellung: es schien ihm, das

Personen- und ortsgebundener Spuk Die Parapsychologie unterscheidet zwi­schen personengebundenem und ortsgebundenem Spuk. Beim personengebundenen Spuk lässt sich eine – oft entweder pubertierende oder ster­ bende – Person als Agent der Spuk­­ phä­nomene vermuten. Der ortsgebun­ dene Spuk ereignet sich, anscheinend ohne lebenden Agen­ten, über Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte immer an demselben Ort. Ein Beispiel ist die in einigen Schlössern wiederholt beobachtete Weisse Frau (s. Bild re). Personengebundener Spuk mit seiner eher kurzen Dauer wird, vor allem wenn er physisch-akustischer Natur ist, auch als PoltergeistPhänomen be­zeichnet, während orts­ gebun­dener Spuk, oft ohne persönlichen Bezug zu bzw. ohne direkte Kommunikation mit den Beobachtern, manchmal auch als Spuk im engeren Sinne verstanden wird.

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3) Persongebundenheit: Das am meisten betroffene Familienmitglied Marie-Josée war in der Vorpubertät. Zudem wart es sehr sensibel, auch erotisch (ohne abschätzige Bedeutung) und sympathisch, wie Beobachtungen und von mir aufgenommene Tests mit Gewissheit beweisen. Graphologisch konstatierte ich anhand eines Schulheftes sozusagen wie im Spiegelbild die innere Spannung des Mädchens zu jener Zeit. Wenn ich besonders auf die psychische Verfassung des Mädchens hinweise, so seien damit nicht unbedingt Wirkungen und Wechselwirkungen anderer Personen ausgeschlossen. 4) Wetter?

Nie Wäsche der Knaben oder des Mannes, immer nur diejenige der Mädchen und der Mutter wurde nass! Im Wasser und im roten Merkurochrom vermute ich eine sexuelle Symbolik, die ebenfalls ins spukhafte Geschehen passt und andeutet, was für psychische Energien am Werke sind, die sich materialisieren können. Entsprechend wie bei den zahlreichen gut belegten Fällen von Steinregen trat hier kühles bis heisses Wasser auf und zwar – entsprechend wie dort – plötzlich, unbemerkt. Ideengebunden erscheint hier auch das Verschwinden und wieder Apportieren eines Fläschchens des missbrauchten Merkurochroms. 6) Belästigung auf magischem Wege? Nicht völlig ausgeschlossen ist eine Belästigung durch eine dieser Familie feindlich gesinnte Person mit Hilfe paranormaler telepathischer und psychokinetischer Kräfte. Darauf verweisen besonders die gehörten Stimmen und die Begegnung mit der Automobilistin.

Neben der ortsgebundenen und der Zusammenfassend: Es muss sich bei persongebundenen Komponente sei diesen geheimnisvollen Ereignissen in auch auf die Wetterkomponente ver- Villaz-St-Pierre im April-Mai 1971 um wiesen: in jenen Tagen wies die Ge- eines jener höchst seltenen Phänomene gend von Romont deutlich höhere Tem- gehandelt haben, wo ortsgebundene und persongebundene Faktoren unter zufällig eintretenden äusseren Wirkungen Spuk auslösten. Für spiritistische Erwägungen sehe ich hier keinen Anlass. (Gekürzt und leicht ergänzt: Theo Locher; korr. v. d. Red.) u

Erscheinung der Weissen Frau am Totenbett. Labeauce et Minne – La Lecture Journal de Roman N°121

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U

nheimliche Wirklichkeiten

George Langelaan

Die Astrologen Wir hatten eine hochinteressante Nacht derkehrt, die Dunkelheit vertreibt und und den folgenden Morgen auf einer die Atmosphäre erwärmt, und sie damit Sternwarte in der Haute-Provence ver- sowohl die ersten Astronomen wie auch bracht. Beim Mittagessen wagte ich an Astrologen waren, hat der Mensch imeinen Astronomen die Frage zu richten, mer versucht, den Schleier der Zeit zu George Langelaan was er von der Astrologie halte. Ausser heben. Zweifellos ist der heutige Abersich vor Zorn, als hätte ich ihm von der glaube ein Überbleibsel verkümmerter Liebschaft seiner Frau mit einem Höh- grosser oder kleiner, bekannter oder mit möglichst vielen Angaben zu beweisen. War die Astrologie reine Fantasie, lenforscher erzählt, erklärte er herablas- vergessener Wahrheiten. so wären auch die Einflüsse, die Aussend, es gäbe keine und würde auch niemals eine Beziehung zwischen Ast- Ob Wissenschaft oder Aberglaube, die wirkungen der Konstellation uneinheitronomie und Astrologie geben. Diese Astrologie besteht seit je. Heute noch ist lich. Gauquelin machte sich eifrig ans «negativen» Forscher gehören meist die Welt in dieser Frage gespalten, und Werk. In mehreren Jahren harter Arbeit auch zur «Vogel-Strauss»-Gattung, trotzdem haben zwei Männer auf ihre denn sie wollen nicht sehen, was sie eigene Weise Dinge enthüllt, die neues Licht auf diese Frage werfen. nicht begreifen können. Seit unsere Vorfahren die Beobachtung machten, dass die Sonne jeden Tag wie-

Mosaik mit Tierkreiszeichen in der Synagoge in Beth Alpha, Israel aus dem 6. Jahrhundert

Der erste ist Professor Giorgio Piccardi. Er befasste sich mit der Bedeutung von «aktiviertem» Wasser für die Entfernung von Kesselstein aus Kesselanlagen und entdeckte dabei den Einfluss des umgebenden Raumes. Diese Beziehung wollen die «Vogel-Strauss»-Wissenschaftler absolut nicht anerkennen und behaupten gegen alle Überzeugung, «aktiviertes» Wasser könne keinen Kesselstein entfernen. Der andere ist ein geduldiger Forscher, Michelle Gauquelin. Ihn faszinierten die angeblichen Voraussagen der Horoskope. Und eines Tages sagte er sich: Wenn die Sterne einen tatsächlichen Einfluss auf das Leben eines Menschen haben könnten, dann müssten so verschieden talentierte Männer wie Ärzte, Künstler, Politiker, Militärs ein Minimum an Gemeinsamkeiten in ihren Horoskope aufweisen. Dies galt es durch eine Statistik

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Eine Tontafel aus der Bibliothek Assurbanipals mit astrologischen Vorhersagen

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Parapsychologe

trug er die vollständigen Geburtsdaten von 25’000 europäischen Berühmtheiten zusammen. Daneben und als Gegenbeweis besorgte er sich eine Anzahl Geburtsunterlagen braver Durchschnittsbürger. Das Ergebnis war Aufsehen erregend.

dass die meisten berühmten Ärzte auf seiner langen Liste dann geboren wurden, wenn Mars oder Saturn am Horizont aufstiegen oder Ring zerlegt stand. Für den Durchschnittsmänner seiner Liste traf dies nicht zu noch in weniger als einem von 1 Million Fällen ging Gauquelins Wahrscheinlichkeitsnachweis nicht auf. So konnte er aufgrund fast 100-prozentiger Resultate und gestützt auf Aufgaben und Kulmination von Mars, Jupiter, Saturn und Mond die folgende Tabelle (re) aufstellen:

Gauquelin entdeckte sehr bald, dass seine prozentualen Ergebnisse keine zufälligen Waren, sondern genau den Voraussagen der Astrologie entsprachen. Beispielsweise fand er heraus,

Unser Erdsatellit

© Orith Tempelman

Seit einer unserer Vorfahren den Mann im Mond zu entdecken glaubte, hat der Mensch nie aufgehört, unseren Erdsatelliten zu betrachten, zu bewundern und zu beobachten. Und seit der Erfin-

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dung von Vergrösserungsinstrumenten sind immer mehr Anzeichen von Feuer und Rauch und Lichtern auf seiner Oberfläche bemerkt worden. «Es gibt kein Leben, keine Lufthülle auf dem

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Mond, da er entweder eiskalt oder kochend heiss ist», betonen Astronomen und Wissenschaftler ständig, obwohl auch sie seltsame unerklärliche Phänomene dort entdecken. Meines Wissens


Parapsychologe

hat bisher niemand eine chronologische Liste der wichtigsten bisher beobachteten Phänomene aufgestellt. Aus Platzgründen folgt hier nur eine kurze Aufzählung der auffälligsten Beobachtungen in den letzten zwei Jahrhunderten. Ich muss dabei betonen, sie stützt sich nicht auf Gerüchte, auf Angaben von Laien, sondern auf ernsthafte Beobachtungen gerade jener, die hervorheben, dass auf dem Mond nicht existiert und nichts existieren kann. 1783 und 1787 – Sir William Herschel, dem man die Entdeckung des Uranus, seiner Satelliten und der Trabanten des Saturn verdankt, erkennt Lichtpunkte auf dem Mond. Er schreibt sie vulkanischen Ausbrüchen zu. 1788 – Der Astronom Schröter sieht ein strahlendes Licht in den Mondalpen. Kurze Zeit später, als diese Partie von der Sonne beschienen wird, entdeckt er dort, wo Licht war, nun einen kreisförmigen Schatten. 1821 – Sir John Herschel, der Sohn Sir Williams, beobachtete Leuchtpunkte auf dem Mond und, ein wenig später, einen leuchtenden Punkt in der Nähe des Mondes, mit Sicherheit kein Stern, da er sich mit dem Mond bewegt. 1824 – Am 20. Oktober um 5:00 Uhr morgens stellt der Astronom Gruythuisen auf der dunklen Hälfte des Mondes über dem «Meer der Wolken» (Mare Nubium) eine Helligkeit fest, die sich bis zum Kopernikus-Massiv erstreckt, auf einer Fläche von 100 km Länge und 20 km Breite. Ein paar Minuten später verschwindet das Phänomen, 6 Minuten danach leuchtet einige Augenblicke lang ein fahles Licht ab 5:30 Uhr bis zum Morgengrauen sieht Gruythuisen ununterbrochen Lichter auf flackern. 1826 – Am 13. Februar, als Gruythuisen den Doppelkrater Messier im Mare Fecunditatis und den dahin führenden weissen Streifen beobachtet, erkennt er im dunklen Teil dieses Streifens zahlreiche blitzende Punkte. «Ich glaubte zu bemerken, dass sie nicht immer an derselben Stelle blieben», schreibt er.

1832 – Am 4. Juli erlebt der Astronom Webb, wie zahllose Lichtpunkte das Mare Crisium Herrn an Strahlen.

len, Lichtpunkten,. Reihen häufen sich in der Zone des Mare Crisium. Die Königlich-Britische Astronomische Gesellschaft bittet alle Astronomen um Berichte. Im 1835 – Am 22. Dezember sieht Francis Laufe von zwei Jahren erhält sie über 100, Bailey ein starkes Licht, «so hell wie ein versehen mit Skizzen und AufzeichnunStern», im Krater Aristarchus. gen von Lichtpunkten in Kreuzform, in Dreiecksform, in Viereck. Plötzlich, 1871, 1847 – Bei einer Mondfinsternis beob- verschwinden die Lichter wieder. achtet Ranking wieder Leuchtpunkte auf der dunklen Seite des Mondes. Da er 1874 – Am 24. April beobachtet Professor keine Erklärung dafür hat, meint Rankin, Schafarik von der Prager Sternwarte ein «Spiegelungen von Sternen» sein. «so seltsames Objekt», dass er nicht weiss, was er davon halten soll. Ein funkelnder Am 11. Dezember desselben Jahres be- weisser Gegenstand gleitet langsam über merkt Hodgson ein einzelnes Licht, das die Mondoberfläche. Schafarik erklärt, er erlischt und wieder aufleuchtet «wie ein habe nicht gesehen, dass sich das Objekt Küstenscheinwerfer». dem Mond genähert habe, wohl aber, wie es sich entfernte. 1864 – Am 15. Mai erkennt Herbert Ingall im Observatorium von Camberwell 1875 – A 13. Juli sehen Offiziere des brieinen besonders strahlenden Punkt im tischen Kreuzers Coronation, der sich Mare Crisium, leicht westlich vom Kra- gerade im Golf von Siam befindet, einen ter Picard sie Schale. Am 16. Oktober hellen Lichtstrahl von der oberen Spitze sieht er den Lichtpunkt wieder. des Halbmondes ausgehen. Am 14. Juli ist er nicht mehr da, dafür bemerken sie 1865 – Am 1. Januar sieht Charles einen eine andere Lichtausstrahlung, allerleuchtenden Punkt im Osten der Mon- dings schwächer, an der unteren Halbdalpen. Er leuchtet ungefähr eine halbe mondspitze. Stunde lang. Am 10. April findet Ingall westlich des Kraters Picard wieder ei- 1877 – Am 20 Februar beobachtet Trounen sehr strahlenden Lichtpunkt. Die- velot vom Observatorium in Meudon selbe Beobachtung wiederholt sich (Paris) eine klare leuchtende Linie auf noch am 5. und 7. September. Am 8. dem Grund des Kraters Eudoxus, «wie September dann ein Wolkeneffekt an ein dickes leuchtendes Kabel, quer Stelle des Lichtes. durch den Krater gespannt». 1866 bis 1867 – Zahlreiche und merkwürdige Beobachtungen. Wieder Lichtpunkte und Leuchten im Ringgebirge Aristarchus. Diesmal beobachtet von Temple und Denning. Der Krater Linné verändert sein Aussehen, notiert der Astronom Schmidt am 16. Oktober 1866. Linné, bisher immer im Schatten, wird weiss. Am 14., 16., 26. und 27. Dezember ist der Krater Linné hellweiss. Am 14. Januar 1867 erscheint ein schwarzer Punkt in der Mitte. Knott beobachtet ihn am 16. Januar und Dawes am 15. März. Aus Marseille, Athen und Lissabon meldet man Leuchtpunkte im Ringgebirge Aristarchus. 1869 – Beobachtungen von Licht, Strah-

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Am 21. März beobachtet C. Barrett ein starkes Licht in der Tiefe des Kraters Proclus, das nicht von der Sonne stammen kann. Am 15. und 29. Mai wiederum ein starker Lichtpunkt westlich des Kraters Picard. Am 14. und 15. Juni sieht auch Professor Henry Harrison diese Punkte. 1888 bis 1893 – Zahlreiche merkwürdige Beobachtungen. Ein leuchtendes Dreieck wird wiederholt auf dem Grund des Kraters Plato gesehen. Nach Kleins Ansicht handelt es sich dabei um ein Licht und Schattenspiel der Sonne Bald jedoch beobachtet man ähnliche ErFortsetzung auf übernächster Seite

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Parapsychologie

Der Leviathan um 1860. Der Beobachter steht auf einer bis zu 18 m hohen Brücke. Rechts: wiederaufgebautes Teleskop 2005

Leviathan (Teleskop) Leviathan (of Parsonstown) ist der inoffizielle Name für das Spiegelteleskop, mit dem William Parsons, 3. Earl of Rosse, die Spiralnatur von Galaxien erkannte. Der Name geht auf ein riesiges Seeungeheuer der biblischen Mythologie zurück. Nachdem William Parsons mit seinem 36-Zoll-Spiegelteleskop neblige Objekte erfolgreich beobachtet hatte, errichtete er von 1842 an ein Spiegelteleskop mit dem doppelten Durchmesser (183 cm, Brennweite ca. 16 m). Nach drei Jahren Bauzeit wurde es im Februar 1845 auf dem Schloss des Earls im irischen Birr in Betrieb genommen. Bereits im April desselben Jahren erkannte Rosse an M51, dass dieses Objekt eine Spiralstruktur hat. Die Hungersnot in Irland verhinderte dann eine regelmässige Nutzung des Riesenteleskops bis 1848. Im Prinzip ist es – zwischen zwei parallelen Mauern von 15 m Höhe – montiert wie ein Meridianteleskop, jedoch kann man es um je zehn Grad nach Ost bzw. West schwenken. So können die wandernden Himmelsobjekte eine Zeitlang verfolgt werden. Der riesige Tubus wird mittels Flaschenzügen und Winschen in Position gebracht. Für fotografische Aufnahmen war das Teleskop nicht geeignet, da es keine Nachführmechanik hatte. So konnte es nur visuell genutzt werden.

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Der Beobachter stand in einer Höhe von Von 1874 bis 1878 benutzte Dreyer das bis zu 18 m über Grund auf einer brücken­ Teleskop. Auch er konnte eine Reihe artigen Galerie. nichtstellarer Objekte entdecken und fremde Beobachtungen verifizieren. Der Spiegel aus «speculum metal» (Spie- Damit legte er die Basis für den New gelmetall), einer bronzeähnlichen Legie- General Catalogue (NGC), der 1888 rung, wog allein 3,8 Tonnen. Seine Her- veröffentlicht wurde. stellung verlangte eine besondere Giesstechnik: kühlte der Klotz zu rasch ab, Leviathan war von 1845 an das bei weidann konnte er zerspringen. Lord Rosse tem grösste Teleskop der Welt und wurmusste also – nach dem fehlgeschlage- de erst 1917 mit der Inbetriebnahme des nen ersten Versuch – für weiteres Heizen 100-Zöllers des Mount-Wilson-Observasorgen, um die Abkühlung kontrolliert toriums übertroffen. langsam ablaufen lassen zu können. Nach dem Tod des Sohnes des Erbauers Für das Schleifen und Polieren wurde eine im Jahr 1908 wurde das Teleskop abgeeigene dampfgetriebene Maschinerie baut und der Spiegel in das Science Mukonstruiert. Der fertige Spiegel wurde in seum in London gebracht. Um 1914 seiner Zelle auf 27 stützenden Punkten wurden die massiven Metallteile für (später 81) gelagert. Die Spiegeloberfläche Kriegszwecke eingeschmolzen, Tubus lief relativ bald an und minderte so die und Mechanik verrotteten in den folLichtmenge, die den Beobachter erreichte. genden Jahrzehnten. Daher musste der Spiegel alle halbe Jahre nachpoliert werden – eine sehr aufwendi- Der 6. Earl of Rosse jedoch interessierge Arbeit, da dabei auch die Paraboloid- te sich für das Gerät und sammelte form wiederhergestellt werden musste. schriftliche Unterlagen über die KonsAus diesem Grunde hatte das Teleskop truktion und den Betrieb. Auf Initiatizwei Spiegel für raschen Austausch. ve des Amateurastronomen Patrick Moore begannen im März 1994 die ReDer (notgedrungen) schlichten Mecha- staurierungsarbeiten, die 1999 abgenik und den ungünstigen Witterungsbe- schlossen werden konnten. Das Telesdingungen zum Trotz konnte der Erbau- kop ist nun mit einem modernen Spieer sensationelle Beobachtungen machen. gel (aus Aluminium, nicht aus Glas) Er konnte bald bei 14 Galaxien eindeutig und elektronisch gesteuerten Motoren feststellen, dass sie eine spiralige Struk- ausgestattet und – sofern es das Wetter tur hatten; 224 weitere noch nicht be- erlaubt – voll funktionsfähig wie vor kannte Nebel beschrieb er erstmals. 150 Jahren

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Parapsychologie

Fortsetzung von Seite 23

ein Gebilde wie eine schwarze Mauer mitten in der Kraterwand des Aristyllus.

scheinungen fast auf der ganzen Mond1922 – Der Astronom F. Burnerd entoberfläche. deckt im Krater Archimedes drei merkAm 13. September 1889 entdeckt Pro- würdige Hügel, die vorher nicht da wafessor Thury aus Genf im Krater Plinius ren. Von 1922 bis 1950 hat man weitereinen schwarzen, weissumrandeten hin Lichtpunkte beobachtet, jedoch Punkt. Weiter treten andere schwarze weitaus seltener, und erst 1950 machte Punkte in Erscheinung. Am 30. März man wieder sehr eigenartige Feststelsichtet Gaudibert einen dunklen Punkt lungen. Lange Zeit und auch heute fast in der Mitte des Copernicus-Kra- noch behaupten Wissenschaftler und ters; am 11. Mai noch einen weiteren in Astronomen, solche Lichtpunkte entder Nähe des Gassendi; am 30. März ei- stammten lediglich der Phantasie der nen neuen Punkt im Plinius. Beobachter, die glaubten Lichtquellen zu sehen, wo in Wirklichkeit nur Spie1903 – Am 3. März notieren Rey im Ob- gelungen waren. Die schwarzen Punkte, servatorium von Marseille und Maurice so erklärten andere Zweifler, rühren Gheury in London ein starkes Licht im von Leberkrankheiten her, bei denen Aristarchus. schwarze Punkte vor den Augen tanzen.

Lage des Mare Crisium Das Mare Crisium (lat. «Meer der Krisen») ist ein Mare des Erdmondes im CrisiumBecken, nordöstlich des Mare Tranquillitatis. Es befindet sich weit im Osten der Vollmondscheibe bei den selenographischen Koordinaten 17° 00' N, 59° 06' E. Sein mittlerer Durchmesser beträgt 418 km.

1912 – Der amerikanische Astronom F. B. Neuerdings spricht man indessen wieHarris berichtet, er habe ein sehr gro- der von möglichen, noch nicht erlosche- Im Mare Crisium befinden sich drei künstsses Objekt von schätzungsweise acht- nen Vulkanen, und einige Fotos von der liche Objekte. Die sowjetische Sonde Luna 15, die noch vor den Astronauten von zig Kilometer Durchmesser über den Mondoberfläche, die eine sowjetische Apollo 11 Mondgestein zur Erde bringen Mond fliegen sehen. Der Gegenstand Raumsonde über­mittelte, scheinen dies sollte, prallte beim Landeanflug am 21. war klar zu erkennen und so nahe der zu bestätigen. Juli 1969 – während des ersten MondspaMondoberfläche, dass der Astronom ziergangs der Amerikaner – wahrscheinseinen Schatten darauf sah. Am 29. Juli 1953 richtete der Redakteur lich gegen einen Berg und ging verloren. des Wissen­schaftsressorts der New York Luna 23 konnte am 6. November 1974 erfolgreich landen, wobei jedoch der Ge1915 – Dr. Bernard Thomas in Tasmani- Herald Tribune, John O’Neill, sein Amasteinsbohrer beschädigt wurde. Auf eine en beobachtet einen leuchtenden Punkt teurteleskop auf den Mond und traute Rückkehr zur Erde wurde daher verzichtet. nördlich des Mare Crisium. Er hält ihn seinen Augen nicht: Am Rande des Ma- Luna 24, die letzte Sonde des Luna-Profür das Sonnenlicht, das sich in einem re Crisium sah er zwischen zwei steilen gramms, landete am 18. August 1976 nur kleinen Krater widerspiegle. Bergen, etwa achtzehn Kilometer vonei- rund 2,3 km von Luna 23 entfernt und nander entfernt, ein Gebilde, ähnlich ei- brachte 170 g Mondgestein zur Erde. Teile der Sonde blieben bei der Rückkehr Aber im Dezember sieht man im Obser- ner Brücke. Darunter konnte er deutlich zur Erde auf der Mondoberfläche zurück. vatorium von Paris kein Licht, sondern den Schatten des Objektes erkennen. O’Neill benutzte ein schärferes Objektiv und konnte seine Entdeckung noch kla- Monat vergangen, da beobachtete auch Wilkins – im August 1953 – diese Brürer ausmachen. cke. Und we­nige Zeit danach konnte John O'Neill besass Mut, denn obwohl ein anderer bekannter britischer Spezier wusste, was ihm bevorstand, gab er alist, Patrick Moore, die Brücke ebenseine Entdeckung bekannt. Wenn ein falls sehen. Wissenschaftler eine Beobachtung macht, so finden sich immer andere Dr. Wilkins beharrte auf seiner FeststelFachkollegen, die ihn angreifen. Han- lung. Dieser Teil der Mondoberfläche delt es sich jedoch um einen Laien, dann war ihm gut bekannt, er hatte ihn oft begibt es nur absolute Verachtung oder obachtet und noch niemals ein solches ein wahres Massaker mit fletschenden Gebilde gese­hen. Wilkins stellte sich Zähnen. O'Neill erging es ebenso. Spä- zwei Fragen: «Wenn diese Brücke schon ter jedoch fand er Unterstützung bei ei- vorher dort gewesen war, warum hatte nem der grossen Spezialisten der Mond- sie dann nie­mand bemerkt? Wenn sie forschung, Dr. H. P. Wilkins. Seit der jedoch eine Neubildung ist, wie war sie Aristarchus und Herodotus, aufgenommen von Apollo 15. Entdeckung O'Neills war knapp ein dann entstanden?» .

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Parapsychologie

Vor einigen Jahren suchte ich einen bekannten Astro­nomen auf, der sich ebenfalls auf den Mond spezialisiert hatte: «Wilkins hat geträumt!» erklärte er mir. «Aber O'Neill?» «Ein Laie mit einem Amateurteleskop. Was kann der schon sehen!» «Und Patrick Moore?» «Wie soll man den Mond wirklich beobach­ ten in einem Land, wo immer Nebel ist? Nein, das ist alles nicht ernst zu nehmen.» «Und Sie selbst ... haben Sie selbst einmal nachgese­hen?» «Warum sollte ich? Es gibt dort nichts, es ist einfach unmöglich, dass es dort et­ was gibt.» Im werde mich hüten, den Namen dieses bekannten Wissenschaftlers zu nennen. Es ist noch nicht allzu lange her, da schrieb derselbe Mann, der Mensch wer­de niemals zum Mond gelangen. Jetzt behauptet er nur noch, der Mensch werde niemals zu einem anderen Planeten kommen. Was ist aber nun mit der von O'Neill entdeckten Brüc­ke? Handelte es sich um eine wirkliche Anlage, oder war es eine merkwürdige Pflanzenbildung, eine Gesteinsfor­mation oder ein sonstiges Zufallsobjekt? Heute ist es verschwunden. Könnte es ein Signal gewesen sein, von Menschen, die darin ihre letzte Möglichkeit sahen, sich in ihrer Not bemerkbar zu machen? Angenommen, es habe sich um menschliche Wesen gehandelt, wie hätten sie ihr Signal «gemacht»? Vielleicht mit kindlich anmutenden Mitteln. Vielleicht benutzten sie Nylonfäden, die unter besonderen Umständen stark leuchteten; diese Fäden könnten sie bei sich getragen oder der Ausrüstung ihres Flugkörpers oder Raumschiffes entnommen haben. Drei Jahre später filmte der Astronom Robert E. Cur­tiss die Mondoberfläche

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Archimedes ist ein grosser Einschlagkrater auf dem Erdmond am östlichen Ufer des Mare Imbrium.

mit Hilfe eines newtonschen Te­leskops ten es für zwei Bergketten, die sich dort von sechzehn Zoll. Beim Entwickeln des kreuzten; sie wussten wohl nicht, dass Films waren Curtiss und seine Assisten- Bergmassive sich niemals rechtwinklig ten sprachlos, als ein uner­klärliches hell kreuzen können. Bis heute gibt es keine leuchtendes Kreuz im Nordwesten, na- Erklärung für dieses Bild. he beim Krater Fra Mauro, zum Vorschein kam. Jeder Arm des Kreuzes war Mit ihrem 24 Zoll starken Teleskop mehrere Kilometer lang, alle vier jedoch konnten sie rubinrote Punkte in der Nävon gleicher Länge. Sie stiessen genau he des Aristarchus entdecken. Die im rechten Winkel aufeinander. Curtiss Punkte bewegten sich während der Beliess Abzüge seines Filmes anfertigen obachtung mehrere Kilometer weiter. und legte sie zahlreichen Fachleuten vor. Niemand konnte sich das Geheim- Nächste Folge: Die fliegenden Männer u nis erklären. Zwei Wissenschaftler hiel- des Alten Testaments

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Die Geschichte der Bibel

Der Inhalt des Alten Testaments W. J. J. Glashower

Der Einzug Israels ins gelobte Land bis zur Gefangenschaft Das Buch JOSUA beschreibt uns den des Volkes wird beschnitten (das Einzug Israels ins gelobte Land Kanaan wurde in der Wüste versäumt), und unter Moses Nachfolger Josua. Nach das erste Passahfest im Land wird Moses Tod ermutigt Gott diesen neuen ge­feiert (Kap. 4 und 5). Nun wird auf Leiter, und Josua beschliesst, den Jor- eine wunderbare Weise, ohne Kampf, dan zu über­queren (Kap. 1). Er lässt das die Stadt Jericho erobert, aber dieser restlichen neuneinhalb Stämme, wobei Land am gegenüberliegenden Ufer (bei Sieg wird beeinträch­tigt durch den der Stadt Jericho) auskundschaften Diebstahl Achans, unter dem das ganze der treue Kaleb ein besonderes Erbteil (Kap. 2), und dann geht das Volk auf Volk zu lei­den hat. Achan wird gestei- empfängt (Kap. 13-19). Ferner werden wunderbare Weise durch den wilden nigt, und nun kann auch die Stadt Ai im Land und jenseits des Jor­dans sechs Jordan, die Bundes­lade (das Teil aus eingenommen werden (Kap. 6-8). Dann «Freistädte» bestimmt (Zufluchtsorte für dem Allerheiligsten der Stiftshütte, in wird auf der von Mose vor­geschriebenen Totschläger, die unabsichtlich getötet dem Gott unter seinem Volk wohnte) Weise das Gesetz bekräftigt. Die Volks- hatten) und 48 Städte für die Leviten, ganz vornean (Kap. 3). Es ist ein feier­ stämme im Süden und Norden des Lan- die, weil sie den Dienst im Heiligtum licher Augenblick, als das Volk auf dem des werden geschlagen: Nur die Ein­ tun, weiter kein Land bekommen (Kap. anderen Ufer steht! Zwei Denkmäler woh­ner von Gibeon entkommen durch 20 und 21). Nach dem unerquicklichen werden aufgerichtet (eines im und eines eine List (Kap. 8-12). Nun be­ginnt die Zwischenfall, dass zweieinhalb Stämme neben dem Jor­dan), der männliche Teil wichtige Verteilung des Landes auf die jen­seits des Jordans einen Altar errichtet hat­ten, hält Josua eine grosse Ansprache, um das Volk beim Gesetz GotAi (Historischer Stadtstaat) tes zu halten, und erneuert den Bund. Ein Anhang beschreibt Josuas Tod. Ai ist der Name eines bis in die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. in der Nähe von Bethel gelegenen Stadtstaates. Die Ausgrabungen des Ruinenhügels (Tell) haDas Buch der RICHTER umschreibt die ben eine Besiedlung bis etwa 2400 v. Chr. nachgewiesen. Der erst um etwa 1200 Zeit nach Josuas Tod und vor der Einsetv. Chr. wiederaufgebaute Ort hatte Dorfcharakter und wurde nach etwa 150 zung eines Königs in Israel. In dieser Jahren von den Bewohnern verlassen. Ein Zerstörungshorizont ist für diese EpoZeit wird Israel von «Richtern» regiert, che nicht erkennbar. Joseph Callaway vermutet, dass die um 1200 v. Chr. wie Ai die nicht nur Recht sprechen, sondern im Bergland erbauten Dörfer im Zusammenhang der Seevölker standen. Die vor allem Retter sind. Dies wird uns neuen Bewohner gehörten ursprünglich zum Küstenland Palästinas. Sie gründenach der Einleitung (Kap. 1), die weitere ten kurze Zeit nach Ankunft der Seevölker im Rahmen ihres Umzugs in den Eroberungen beschreibt, deutlich geBergregionen kleinere Ortschaften. macht. Dann kommt der Engel des Herrn von Gilgal (dem Ort, von dem aus die Gemäss alttestamentlicher Überlieferung Josua 7–8 soll Ai im Rahmen der LandErobe­rungen begonnen hatten) nach nahme Kanaans durch Josua zerstört worden sein. Der Name Ai ist das hebräiBochim (= «Geweine») und bestraft das Volk, weil es so oberflächlich mit den sche Wort für Trümmerhaufen, entsprechend dem arabischen Tell – so auch der Befehlen Gottes umgeht und Feinde heutige Name –, so dass die namensgebende Bevölkerung an dieser Stätte und Götzendienst nur unvollständig aus schon Ruinen vorgefunden haben muss. Daher geht die historisch-kritische Exdem Land ver­trieben hat. Dies ist beegese davon aus, dass es sich bei der biblischen Erzählung um eine ätiologische zeichnend für das ganze Buch. Immer Legende handelt, die erklären soll, wie der Trümmerhaufen entstanden sei.

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Geschichte der Bibel

Philister. Die Geschichte der folgenden Richter finden wir ausführlich beschrieben: Barak und Debora (eine Richterin, die ein bemerkenswertes Lied komponierte (Kap. 4 und 5), Gideon (lei­der war sein Nachfolger sein verdorbener Sohn Abimelech – Kap. 6-9), Jephthah (mit seinem waghalsigen Versprechen – Kap. 10-12) und schliesslich vor allem Samson (Kap. 13-16), der ganz allein mit den Philistern kämpft, zum Schluss selber stirbt, aber Tausende von Philistern mit in den Tod reisst. In einem traurigen Anhang (Kap. 17-21) wird über die offizielle Einführung des Götzendienstes im Stamm Dan gesprochen und über die Verwirrung, die einer Greu­eltat im Lande Benjamin folgte – alles eine Folge des Nichtanerken­nens der Autorität Gottes und mangelnder straffer, regelmässiger Leitung: Es fehlte ein Königtum. Das Buch RUTH beschreibt eine liebliche Episode aus der Zeit der Richter und ist ein Übergang zum Buch Samuel, in dem wir die Ein­führung des Königtums finden. Das Buch Ruth erzählt uns die Ge­schichte von Ruth, der Moabiterin, einer jungen heidnischen Frau, die Gott kennen und dienen lernt und durch Gottes Gnade in sein Volk aufgenommen werden darf. Durch ihre Ehe mit Boas, dem «Löser» des Erbteils ihres verstorbenen Mannes, wird sie in Beth­ lehem zur Ahnmutter des Messias: Jesus von Nazareth! Das Buch SAMUEL (in unserer Bibel teilt man es in zwei Bücher auf: 1. und 2. Samuel), schliesst an das Buch Ruth an, indem es uns die letzten Richter, den Priester Eli und den Propheten Samuel beschreibt. Der grosse Abfall Israels hat diese Berufung des ersten gro­ssen Propheten notwendig gemacht. Wir lesen über die Geburt und Weihe des jungen Samsonfigur in der Martinikirche in Halberstadt. Bild HelgeRieder Samuel, über die Gottlosigkeit der Söhne des Prie­sters Eli und über die Erobewie­der wird das Volk seinem Gott unge- die das Volk Israel unterwerfen, kom- rung (durch ihre Schuld) der heiligen horsam, immer wieder bringt Gott es men noch hauptsäch­lich von ausserhalb Bundeslade durch die Philister (Kap. dann unter die Knechtschaft seiner Fein­ (Mesopotamien, Ammon, Amalek, Mi- 1-6). Nun tritt Samuel auf, und nachdem de, immer wieder ruft das Volk danach dian), aber immer mehr wird ein Volk, JHWH die Lade zurückgebracht hat, zu Gott um Erlösung, und immer wieder das Israel gegen Gottes Gebot inner­ schlägt Israel die Philister (Kap. 7). Sasen­det ihm Gott einen «Richter» (Erret- halb der Grenzen des Landes am Leben muel richtet (regiert) das Land viele ter) (Kap. 2 und 3). Die ersten Feinde, gelassen hat, zum grossen Feind: die Jah­re. Dann kommt das Volk aus fal-

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Geschichte der Bibel

Rembrandt: David spielt Harfe vor Saul.

schen Motiven mit der Bitte um einen König; darum gibt Gott ihnen erst einen König nach ihren eigenen Wünschen, Saul, ehe er ein Königtum nach seinem Herzen einsetzt (Kap. 8-12). Wohl besiegt Saul seine Feinde, aber er rebel­ liert oft gegen Gott (Kap. 13-15). Darum lässt Gott nun durch Sa­muel den «Mann nach seinem Herzen» zum König salben: David, einen tapferen, jungen Mann, der schnell die Herzen der Kö­nigsfa­milie ge­ winnt (Kap. 16-18). Saul begreift schon bald, dass Gott Da­vid als seinen Nachfolger bestimmt hat und versucht wiederholt, David zu töten; David wird ein Flüchtling, solange Saul lebt (Kap. 1927). Schliesslich geht Saul geistlich und körperlich ganz zugrun­de; im Kampf ge­ gen die Philister verübt er Selbstmord.

dessen General auf den Thron Israels gesetzt worden, und David versucht eine friedliche Regelung zu tref­fen, was aber durch Intrigen und Mordtaten anderer misslingt (Kap. 2-4). Er selbst kann jedoch mit reinen Händen den Thron Israels besteigen, macht Jerusalem zur Residenzstadt und bringt auch die Bundeslade dorthin; den Tempelbau muss er jedoch seinem Nach­ folger überlassen (Kap. 5-7). David besiegt nun die umliegenden Feinde und festigt so ein mächtiges Königreich (Kap. 8-10). Aber dann fällt er in Sünde, indem er Ehebruch begeht und einen Mord veranlasst (Kap. 11 und 12). Unbewusst ruft er seine eigene Das Buch 2. SAMUEL enthält die Ge- Strafe über sich aus und muss schichte von Davids Regent­schaft als «vierfältig vergüten»: Ab jetzt König. Nach dem Tode Sauls wird er wird seine Familie durch Zwiszunächst in Hebron als König über sei- tigkeiten und Aufstände zerrisnen eigenen Stamm, Juda, ausgerufen sen. Erst stirbt das Kind von seiner (Kap. 1 und 2). Ein Sohn Sauls ist durch Frau Bathseba, danach wird sein

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ältester Sohn Am­mon von dessen Halbbruder Absalom aus Rache ermordet (Kap. 12 und 13). Nach Absaloms Exil und Rückkehr beginnt dieser einen Aufstand und ruft sich selbst zum König aus; David muss flüchten, aber später besiegen seine Männer das Heer Absaloms und dieser kommt um – zum grossen Jammer Davids (Kap. 13 und 19). Auch der zweite Aufstand, unter Seba, wird niedergeschlagen und David begleicht eine alte Blutrache am Hause Sauls (Kap. 20 und 21). Nun folgen Davids Lobgesang, seine letzten Worte und die Nennung sei­ner Helden und ihrer Taten (Kap. 21-23). Das Buch endet mit einem weiteren Versagen Davids: eine hochmütige Zählung des Kriegsvolks bringt eine grosse Plage über Israel (Kap. 24). Das Buch der KÖNIGE (wiederum in 2

Miniatur König Davids aus dem Egbert-Psalter (10. Jahrhundert)

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Geschichte der Bibel

Bücher aufgeteilt: 1. und 2. Könige) schliesst direkt an 2. Samuel an und beschreibt die näch­sten Jahrhunderte der Monarchie bis zu ihrem Untergang. Das er­ste Buch beginnt mit den letzten Tagen Davids und der Salbung seines Sohnes Salomo zum König. Erst als ein Zwischenfall mit Da­vids ehrgeizigem Sohn Adonia beendet ist, kann Salomo auch zum König ausgerufen werden, der dann nach Davids Tod auf dessen Geheiss mit verschiedenen Feinden abrechnet (Kap. 1 und 2). Auf Salomos Gebet hin schenkt Gott ihm sehr viel Weisheit und Reich­tum (Kap. 3 und 4), so dass neben einem Königspalast auch ein her­rlicher Tempel gebaut werden kann, der von Salomo selber eingeweiht wird (Kap. 5-8). Sein Reichtum und seine Macht neh­men immer mehr zu, so dass sogar die Königin von Saba ihn besu­chen kommt, um seinen Prunk und seine Weisheit zu bewundern (Kap. 9 und 10). Leider kommt Salomo wegen seiner vielen heidni­schen Frauen zu Fall: Er beugt sich vor ihren Götzen, und Gott nimmt ihm das Königreich weg (Kap. 11). Unter Salomos Sohn Re­habeam spaltet sich das Reich in zwei Teile: Rehabeam behält nur zwei Stämme (das Süd­ reich «Juda»), aber zehn Stämme un­ter­ stel­len sich dem Ephraimiten Jerobeam Das vereinigte Königreich Israel löste sich nach dem Tod Salomos 926 v. Chr. in das (das Nordreich «Israel»). Die Bücher der von Jerobeam I. regierte Nordreich Israel (mit der Hauptstadt Samaria) (das blau geKönige beschäftigen sich nun hauptsächfärbte Areal) und Juda (das ocker gefärbte Areal), regiert von Rehabeam, (mit der Hauptstadt Jerusalem) im Süden auf. lich mit der Ge­schichte des Zehnstämmereiches, während die Bücher der Chronik uns mehr über das Zweistämmereich in- pheten, wie wir sie in Juda finden werden, führen, ruhmlos unter. Um das Land zu reformieren. In I. Könige fin­den wir weiter aber wir erkennen, dass Elia und Elisa in gieren, kamen auch As­syrer nach Israel, vor allem die Geschichte der Dynastie dieser äusserst dunklen Epoche Macht die sich dort mit dem Überrest zu den SaJerobeams (Kap. 11-14) und die der gott- von Gott empfangen, mitten unter den maritern vermischten (Kap. 17). Der Rest losen Könige Omri und Ahab (Kap. 16-22). zehn Stämmen Wun­der zu tun, um das des Buches beschäftigt sich mit dem Das Volk sinkt immer weiter in Götzen- Volk zu Gott zurückzubringen. Die ganze Kampf des Königreiches Juda, erst gegen dienst und Sitten­verfall, so dass Gott ihm Ge­schichte des Zehnstämmereiches (Isra­ die Assyrer (Kap. 18 und 19) und dann – den Propheten Elia sendet, der den wun­ el) enthält neun Dynastien (oft mit nur ei- nach der grossen Erweckung unter König derbaren Beweis dafür liefert, dass JHWH nem König), die jede an die Macht kom- Josia – dem Kampf gegen den babylonigrösser ist als alle Götzen (Kap. 18). Ne- men, weil ein auf­ständischer Knecht den schen König Nebukadnezar (Kap. 22-24). ben Elias persönlichen, wunderbaren Er- vorigen König ermordet. So wird Ahabs Dieser erobert schliesslich Jerusalem und fahrungen (Kap. 19) hören wir von seinen Haus durch Jehu ausgerottet, der auch mit macht es mitsamt seinem prächtigen wiederholten Treffen mit König Ahab, der dem Götzendienst Schluss macht, aber Tempel zur Wüste. Der grösste Teil der Juschliesslich im Kampf gegen die Aramäer selber den Zorn JHWHs erweckt (Kap. däer (= Juden) wird nach Babel in die Geumkommt (Kap. 22). 9-15). Zwischen­durch lesen wir ab und zu fangenschaft geführt. Das Buch endet mit immer wieder etwas über die Könige des dem Mord an dem zurückgebliebenen Das Buch 2. KÖNIGE erzählt die weitere Südreiches (Kap. 1,3,8,11,12,14-16,18-25). Statthalter Gedalja und der Begnadigung Geschichte von Ahabs berüchtigter Dy- Das Nordreich geht nach einer Reihe sich des jüdischen Königs Jojachin in Babel. nastie, sowie von Elias Himmelfahrt. Elias schnell abwechselnder Könige im Kampf Nach­folger wird der Prophet Elisa (Kap. gegen die Assyrer, die viele Israeliten in Nächste Folge: Die Propheten bis König u 1-8). Beide sind keine schrei­benden Pro- die Gefangenschaft nach Assur weg­ Joab

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Sinnfrage des Lebens Dr. Beat Imhof

Dr. Beat Imhof

«Was hätte ich alles machen, was hätte ich alles hervorbringen können, wenn nicht diese unvorstellbare, enorme Mü­ digkeit gewesen, die seit ungefähr fünf­ zehn Jahren oder vielleicht noch viel länger auf mir lastet. Eine Müdigkeit, die mir das Arbeiten, aber auch das Aus­ ruhen verwehrt, die mich das Leben nicht geniessen lässt, die mich hindert, mich zu freuen, mich zu entspannen und die es mir unmöglich macht, mich mehr den Anderen zuzuwenden, so wie ich es gerne gewollt hätte, statt mein eigener Gefangener zu sein, Gefangener meiner Müdigkeit, dieser Last, dieser Bürde, die die Bürde meiner selbst ist …» So beklagt sich Eugene Ionesco in seinem Tagenbuch1. Kein Arzt unter den dreissig oder vierzig, die er aufgesucht hatte, konnte ihm helfen, keiner verstand es, ihn von seiner unendlichen Mattigkeit zu heilen. Schliesslich findet er die Ursache seines Leidens: …es ist die nagende, verzweifelnde Frage «wozu», es ist die Klage über die Sinnlosigkeit seines Lebens. Vielen unter uns geht es ähnlich. Wenn die Schatten unserer Lebensjahre länger werden, spätestens um die Mitte des Lebens zwischen dem 36. und 46. Lebensjahr, kommt es häufig zu einer eigentlichen Sinnkrise, ja zu einer Sinnkrankheit, und es stellt sich ernsthaft die Sinnfrage des Lebens: Was hat das Ganze für einen Zweck, wozu der ganze Spuk?

Diese «midlife-crisis» ist zumeist be- In der Jugend stellt sich die Sinnfrage dingt durch tiefgreifende Veränderun- wohl unter einem anderen Gesichtsgen in der persönlichen, familiären und punkt als im Alter. Wer das ganze Leben sozialen Lebenssituation. Die Kinder noch vor sich sieht, der schautvoraus. sind flügge geworden und ausgezogen. Gemäss einer Meinungsumfrage unter Manche Mutter leidet darunter, dass Schweizer Jugendlichen, die zwischen niemand mehr durchs Haus rennt und 1982 und 1984 durchgeführt wurde, soll durch tausend kleine Dinge ihr beweist, für unsere Jugend Erfolg, Geld und Ludass sie lebensnotwendig ist. Auch die xus das Mass alle Dinge sein2. Diese Väter erfahren, dass sie von ihren Söh- Aussage scheint mir zwar wenig seriös. nen und Töchtern nicht mehr so gefragt Zutreffender sind wohl die Befunde des sind, vielleicht nur noch als Geldgeber, Institut Allensbach in Deutschland, wound auch beruflich und gesellschaftlich nach im Jahre 1981 auf die Frage nach werden sie von Jüngern überrundet. So dem Sinn des Lebens 43 Prozent angakommt es zum «Empty-nest-Syndrom», ben, sie möchten etwas leisten und es welches jene leidend macht, die im lee- zu etwas bringen, während 57 Prozent ren Nest zurückbleiben. Da stellen sich den Lebenssinn darin sehen, glücklich leicht Verstimmungen ein und ein Ge- zu sein und möglichst viel Freude zu hafühl der Leere und Vereinsamung, ja ben3. An 48 Hochschulen der USA wolder Verlassenheit sogar und der Sinnlo- len 78 Prozent der befragten Studenten sigkeit, welche zusammen mit altersbe- ihrem Leben einen Sinn geben und 16 dingten körperlichen und seelischen Prozent wünschen sich hierzu LebensVeränderungen zu einem eigentlichen erfolg und Geldverdienen. Lebensüberdruss werden können. Die Zahl der Depressionen ist beträchtlich Wer mit fünfzig und sechzig immer noch in diesem Alter, bei Frauen dreimal den gleichen Wertvorstellungen nachhäufiger als bei Männern. Nun ist es lebt wie in seiner Jugendzeit, der ist irnotwendig, mit sich ins Reine zu kom- gendwie ein Kindskopf geblieben und men. Grenzpfähle müssen vielleicht zu- eben noch «kein bisschen weise». Dabei rückgesteckt werden und für einen wäre die Weisheit die grosse Attraktion sinnvollen Neubeginn ist es noch nicht des Alters gegenüber der jugendlichen Unerfahrenheit. Doch weise ist, wer zu spät. weiss, woher er kommt, wohin er geht Wer aber jetzt den Rank nicht findet, der und wozu er hier ist. Nun könnte man wird vermutlich plan- und ziellos immer meinen, die Frage sei schon längst gemehr in die auswegslose Oede eines klärt. Mit Albert Camus möchte ich sasinnentleerten Alters hineinschlittern. gen: «Darüber urteilen, ob das Leben der Sinnfindung und Selbstfindung sind die Mühe wert ist gelebt zu werden oder wesentlichen Leistungen, die der Mensch nicht, heisst auf die fundamentalste Fra­ nach der Lebenswende zu erbringen ge der Philosophie antworten.» Also frahat. «Ein sinnvolles Leben wird keinem gen wir die Philosophen; doch welch geschenkt, wir müssen es suchen und traurige Auskunft hab ich da gefunden: erarbeiten», schrieb Jean Musard, und Sophokles war der Ansicht: «Das Beste Hermann Hesse meinte: «Das Leben hat für den Menschen wäre, nicht geboren nur einen Sinn, insofern wir ihm einen zu werden. Das Zweitbeste nach der Ge­ Sinn geben.» Demgegenüber behaupte- burt möglichst bald zu sterben.» Dem te Sigmund Freud: «Im Moment, da gleichen Pessimismus verfiel Arthur Scho­ man nach Sinn und Wert des Lebens penhauer: «Als Sinn unseres Lebens ist fragt, ist man krank, denn beide gibt es in der Tat nichts anderes anzugeben, als ja in objektiver Weise nicht; man hat nur die Erkenntnis, dass wir besser nicht da eingestanden, dass man einen Vorrat von wären.» Oswald Spengler, der Verfasser des berühmten Buches «Der Untergang unbefriedigter Libido hat.»

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Spiritualität

des Abendlandes» schrieb: «Der Mensch hat keinen Sinn, er wächst in einer erha­ benen Zwecklosigkeit auf wie die Blu­ men auf den Feldern.» Jean Paul Sartre schliesslich meint, das Leben habe von vornherein keinen Sinn, da «der Mensch einer zufälligen Laune der Natur ent­ sprungen, sinnlos zu Bewusstheit und Freiheit verdammt ins Dasein geworfen, sich selbst zum Ekel geworden und letzt­ lich als völlig überflüssig in dieser Welt nicht mehr ist als ein sinnloses ‚Zuviel’.»

meine Tage gezählt. Niemand mehr wird Zustand der Vollkommenheit, den sie meine Schönheit bewundern.» – Das verloren hat. Zündholz fragte: «Aber willst du denn ein Leben lang kalt und hart bleiben, So sehe ich in allem Werden und Walten ohne zuvor gelebt zu haben?» – «Aber in Natur und Übernatur einen eindeutibrennen tut doch weh und zehrt an mei- gen Trend hin zur Vergeistigung und Benen Kräften», flüsterte die Kerze unsi- wusstseinserweiterung. Nichts wäre falcher und voller Angst. – «Es ist wahr», scher und verhängnisvoller als zu glauben, entgegnete das Zündholz. «Aber das ist die Menschen würden immer schlechter doch das Geheimnis unserer Berufung: und unsere Erde werde bald einmal ein wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich unbewohnbarer Planet sein. Was so vertun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber heissungsvoll begann vor ein paar weninicht an, so verpasse ich den Sinn mei- gen Millionen Jahren, kann unmöglich Auch die Naturwissenschaftler vermö- nes Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu so verhängnisvoll in einem allzu frühen gen uns wenig Erfreuliches zu sagen auf entfachen. Du bist eine Kerze. Du sollst Fiasco enden. Ich halte es da mit Rudolf die Sinnfrage des Lebens. Ergreifend ist, für Andere leuchten und Wärme schen- Steiner, der überzeugt war: «Nicht nur was Pascal fast verzweifeln lässt: «Ich ken. Alles, was du an Schmerz und Leid der Mensch strebt, die ganze Natur sehe das stumme All und den Menschen und Kraft hingibst, wird verwandelt in strebt, das ganze Universum strebt von ohne Licht, sich selbst hingegeben und Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du Vollkommenheitstufe zu Vollkommenheits­ wie verirrt in diesen Winkel des Alls, oh­ dich verzehrst. Andere werden dein Feu­ stufe.» Aber eben, es braucht seine Zeit. ne Wissen, wer ihn hineingestellt, wozu er weiter tragen. Nur wenn du dich ver- Lernen wir in grossen Zeiträumen dener da ist, was er im Tode wird, aller Er­ sagst, wirst du sterben…» – Da spitzte die ken, wenn möglich in Jahrhunderten und kenntnis bar. Ich erschrecke wie ein Kerze ihren Docht und sprach voller Er- in Jahrtausenden. Alles andere ist kleinMensch, den man im Schlaf auf eine öde, wartung: «Ich bitte dich, zünde mich an!» maschige und kleinkarrierte Schau. Der einzelne Mensch ist Lebensträger und einsame Insel versetzt, und er erwacht, ohne zu wissen, wo er ist, ohne Macht zu So ist es auch mit uns Menschen. Da wir Lichtträger auf dem Weg zu dieser letzentweichen.» Der grosse Naturforscher eigentlich geistige Wesen sind und nur ten Sinngebung. So gesehen dürfen wir Alexander von Humbold sah sich in ei- vorübergehend hier in dieser stofflichen auch alle Zuversicht haben, dass mit jener ähnlichen Auswegslosigkeit: «Das Welt, gehört es zu unserer Bestimmung, dem guten Gedanken und mit jeder lieganze Leben ist der grösste Unsinn. geistiges Licht zu sein, als dessen zwei benden Gesinnung es wärmer und heller Wüssten wir wenigstens, warum wir auf wesentliche Eigenschaften ich die Wärme wird in unserem Universum, womit sich der Welt sind. Aber das bleibt dem Den­ mitmenschlicher Liebe und die Helligkeit in allen Wesen der ewige Ur-Sinn des ker ein Rätsel, und das grösste Glück höherer Erkenntnis nennen möchte. Den Göttlichen entfaltet und alles zurück zur wäre noch, als Flachkopf geboren zu Nächsten lieben wie sich selbst und die grossen, ursprünglichen Einheit führt denn: werden.» Selbst Albert Einstein, dem re- ewig gültigen, göttlichen Gesetze erkenligiöse Vorstellungen nicht fremd waren, nen, die das ganze Weltall durchwalten, Eines Tages wird sich erheben der Stein, um Pflanze zu werden, kam am Ende seines Lebens zum Schluss: ist die einzige Voraussetzung, damit wir «Seltsam ist unsere Lage hier auf dieser wieder das werden, was wir einstmals wa­ wird sich erheben die Pflanze um Tier zu werden, Erde. Ein jeder kommt hierher, ungebe­ ren: liebeserfüllte Lichtwesen in einer ten und ungerufen zu kurzem Aufent­ himmlischen Lichtwelt. Um dieses Ziel zu wird sich erheben das Tier um Mensch zu werden, halt, ohne zu wissen warum und wozu.» erreichen stehen uns zwei Wege offen: der Weg des Lernens und der Weg des wird sich erheben der Mensch, um wieder Engel zu werden, eines Tages… Gültige Antworten auf die Sinnfrage des Leidens. Beide können uns zur VergeistiLebens habe ich bei den uralten Weis- gung führen, die als der tiefere Sinn unseheitslehren gefunden, denen wir heute rer Erdenleben genannt werden kann, unter dem Kennwort «Esoterik» begeg- oder um ein Wort von Karl Graf Dürkhe nen. Danach ist das Leben sinnvoll, zu gebrauchen: «Zeuge zu sein des Über­ Literaturhinweise: wenn es sich auf seine wahre und letzte menschlichen in der Welt kann man als 1 Ionescu, E., Tagebuch. Darmstadt-Neuwied Bestimmung hin entfaltet. Mit der nach- den Sinn des Lebens bezeichnen.» 1970, S.145. folgenden symbolischen Geschichte 2 Umfrage des Instituts für Markt- und Komvon Gabriele Unkelbach möchte ich er- Als den letzten Sinn unseres Daseins munikationsforschung Zürich, in «Wir Brücken­ klären, was hier gemeint ist: Es kam der wird man aus esoterischer Sicht genau bauer», Nr. 17, 1985, S. 1 und 4. Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: das angeben, was Plato in «Phaidon» als 3 «Vaterland», Nr. 12, 1985, S.3 «Ich habe den Auftrag dich anzuzün- das Ziel der Mysterien von Eleysis nannte, den.» «0 nein», erschrak die Kerze. nämlich die Geistseele in ihre ursprüng­ 4 Frankl, V., Die Sinnfrage in der Psychothe u «Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind liche Reinheit zurückzubringen in den rapie. Graz 1978, S.313.

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«

A

n ihren Früchten sollt ihr sie erkennen»

Rudolf Passian «Das Enthüllen von Betrügereien trägt dazu bei, die Wahrheit reifen zu lassen, und erscheint daher geradezu als eine Verpflichtung jedes ernsthaft nach Wahrheit strebenden Menschen.» Diese Worte des Russen W. Klein von Pribytkow ermutigen, meinen Mitwanderern eine Orientierungshilfe an die Hand zu geben im Labyrinth der Esoterik, und nur so möchte ich meine Darlegungen und Hinweise verstanden wissen. Wer Echtes von Unechten unterscheiden lernen will, muss aber auch mit Unerfreulichkeiten rechnen. Im folgenden geht es darum, einige Persönlichkeiten und Organisationen zu beleuchten, die sich bei vielen Esoterikern eines hohen Ansehens erfreuen. Ralph Waldo Emerson sagte, wäre ein Mann sein will, der dürfe vor heiligen Namen nicht zurückschrecken, sondern müsse untersuchen ob sie heilig sind!

liam Butler Yeats (1865-1939), der 1923 den Literaturnobelpreis erhielt und schliesslich Grossmeister des Ordens wurde. Yeats erkannte in Crowley mehr und mehr einen gefährlichen Schwarzmagier und distanzierte sich von ihm, aber nur wenige Mitglieder teilten seine Überzeugung. Die anderen schienen zu jenem Zeitpunkt noch nicht begriffen zu haben dass – um eine Aussage von Dr. Herbert Fritsche zu zitieren, mit der sozusagen die Katze aus dem Sack gelassen wird – «moralische Qualitäten, so wünschenswert sie im Vordergründigen sein mögen, für die Wirksamkeit von Initiationsriten nichts zu besagen haben. Mag ein Eingeweihter menschlich beschaffen sein, wie er will: Soweit und solange er sich mit irgendeiner Wahrheit identifiziert, ist er ‚unfehlbar’. Das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes ex cathedra spiegelt in diesem Sinne durchaus einen okkulten Sachverhalt wider.» Wären demnach selbst die schlimmsten Lügen oder Verbrechen erlaubt, sofern sie nur von einem «Initiierten» stammen?1

Eine schillernde Figur der magischmystischen Okkultszene, die schon im Urteil ihrer Zeitgenossen zwischen unkritischer Verherrlichung und empörter Ablehnung schwankte, war der britische Magier Edward Alexander Crowley (1875-1947), Aleister Crowley genannt. Auch er trat als neuer Weltheiland und Religionsbringer auf. Er gab In einem Kairoer Muan, 1896 aufgrund visionären Erlebens seum entdeckte Crowin Stockholm zu der Überzeugung ge- ley 1904 in der Vitrine kommen zu sein, dass er der in der Bibel Nr. 666 eine ägyptiverkündete Antichrist sei. Daraufhin sche Stele, eine Steinnannte er sich «To Mega Therion», das platte mit Hieroglygrosse Tier nach der Johannes-Offenba- phen, die Totentafel eirung, mit der Zahl 666. Im Rahmen in- nes ägyptischen Priestensiver okkulter Studien fand er 1898 ters. Crowley brachte Zugang zum Geheimorden «Golden die Platte in seinen BeDawn» (eigentlich «Goldenes Morgen- sitz und entwarf ein grauen», allgemein jedoch mit «Golde- Anrufungsritual des Ho­ ne Dämmerung» übersetzt). Er selber rus-Gottes. Als er es gründete später eine grosse Zahl neuer praktizierte, will er über seiner linken Schul­ter Geheimgesellschaften. eine männliche StimZum Golden-Dawn-Orden gehörte da- me vernommen haben, mals auch der feinsinnige Dichter Wil- deren Inhaber sich Ai-

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waz nannte und als Bote eines altägyptischen Gottes ausgab. Aus dieser Quelle soll das «Gesetz von Thelema» stammen, welches besagt: «Tue, was du willst, soll sein das ganze Gesetz»! Im einzelnen, gekürzt: Jedermann und jede Frau ist ein Stern. Es gibt keinen Gott ausser dem Menschen. Der Mensch hat das Recht, nach seinem eigenen Gesetz zu leben: zu arbeiten, wie er will; zu holen, wie er will; zu sterben, wann und wie er will. Der Mensch hat das Recht, zu lieben, wer will, zu ruhen, wie er will; zu sterben, wann und wie er will. Der Mensch hat das Recht, zu lieben, wie er will, «auch erfüllet euch nach Willen in Liebe, wie ihr wollt, wann, wo und mit wem ihr wollt! Der Mensch hat das Recht, all diejenigen zu töten, die ihm diese Rechte zu nehmen suchen.» Dieses «Gesetz wurde zur Anleitung für

Aleister Crowley im Alter von 37 Jahren.

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Esoterik

Crowleys Denken und Handeln und zur zes Boleskine. Es habe sich um eine Grundlage seiner 1920 bei Cefalù auf «Hochwichtige Beschwörung und SichtSizilien gegründeten «Abtei Thelema», barmachung des eigenen Schutzendie bis 1924 bestand. gels»(?!) gehandelt, «doch mussten zuvor die Abramelin-Dämonen unterworfen Crowley übte sich auf dem Gebiet magi- und gebändigt werden». Schon während scher Prozeduren. Seine angeblich gröss­ der Vorbereitungen sei es zu «unerte magische Operation war eine Be- wünschten» Phänomenen gekommen: schwörung der Abramelin-Dämonen in Schreien, Heulen, Poltern und Lärmen der Einsamkeit des schottischen Landsit- unergründliche Herkunft. Der Teilneh-

Die Familie Crowley mit Tochter Lola Zaza. Die Aufnahme wurde möglicherweise nach ihrer Scheidung angefertigt

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mer und Gäste bemächtigte sich panische Furcht, der Pförtner wurde plötzlich trunksüchtig und gemeingef­ähr­lich. «Im­ merhin entwickelten sich die Experimen­ te zur Zufriedenheit Crowleys», schreibt sein angeblicher Nachlassverwalter Fried­ rich Lekve in einer Kurzbiografie. Teilwei­ se hätten sich die gerufenen «Kräfte» derart zu wolkigen, verfinsternden Gebilden verdichtet, «dass bei helllichtem Tage zur Herstellung der vorgeschriebenen Talismane Lampenlicht verwendet werden musste». Bei Kristallvisionen sollen sich Wesen gezeigt haben von teils «erhabener Schönheit, teils von unvorstell­ barer Furchtbarkeit…» Nun, um schau­er­ liche Wesen kennen zu lernen, bedarf es keiner mühseligen magischen Operationen; der Magier wird nach seinem Tode sowieso das Vergnügen haben, deren Gesellschaft in ausgiebigster Weise zu teilen… Crowley brach das Experiment ab, weil er «in dringlicher Mission» nach Paris musste. Zu den «höchst unerwünschten» Begleiterscheinungen der magischen Ma­ nipulationen gehörten Mordversuche, ei­ genartige Unglücksfälle und das Absinken der Moral. Da Crowley sich selbst als leibhaftigen Satan betrachtete, so lässt sich denken, von welcher Beschaffenheit jener «Schutzengel» war, denn zu sehen er begehrte. In seiner «Abtei Thelema» ging es wüst zu. Schwarze Messen mit Tieropferung und anderen Bestialität blie­ ben nicht ganz verborgen, und nachdem Kinder spurlos verschwunden waren, kam es zur Schliessung des «Klosters» und zur Ausweisung Crowleys.2 Er trieb sich dann in der Schweiz und in Frankreich umher, bis er 1926 von einer deutschen Okkultistengruppe in Thüringen ein­geladen wurde. Er wollte von Deutsch­ land aus als neuer Weltheiland auftreten, und jene Gruppe unter Heinrich Tränker, die sich in der Loge «Pansophia» zusammengeschlossen hatte, schien ihm als Ausgangspunkt geeignet. In ihrer Zeitschrift war Crowleys «Manifest» veröffentlicht worden: «An die Menschen! Tue, was du willst, soll das ganze Gesetz sein. – Da mein Amtsantritt auf Erden im Jahre der Gründung der Theosophischen Gesellschaft gekommen war, nahm ich – weil an der Reihe – die Sünde der ganzen Welt auf mich, damit die Prophezeiungen erfüllt werden, auf dass die ganze Menschheit den nächsten Schritt tun kann von der Magischen


Die Abtei von Thelema 2005

ner General-Grossmeister ad vitam des Ordens der Vereinigten Riten der Schottischen, Memphis- und Misraim-Freimaurer und für das Deutsche Reich, Souveräner Pontifex, Souveräner Ordensmeister der Orientalischen Templer-Freimaurer, Magnus Sepremus Soc. Frat. R. C., S I 33°, Termaximus Regens I.O.» und benutzte noch eine Reihe anderer hochtrabender Titel.

Formel des Osiris zu der des Horus. – dem zu ihm und gründeten die Loge Und da meine Stunde nun auf mir liegt, «Fraternitas Saturni». Andere schlossen verkünde ich das Gesetz. Das Gesetz ist sich dem O.T.O. («Ordo Templis Orien- Reuss kam schliesslich auf die Idee, Thelema. – Gegeben in der Mitte des tis», «Orientalischer Templerorden») an, Frauen in den Orden aufzunehmen und Mittelländischen Meeres. An. XX Sol in dessen magische Geheimriten Crow­ley Sexualpraktiken einzuführen. So etwas 3° Libra, die Jovis. Durch mich To Mega schon in Cefalù praktiziert hatte. warum jene Zeit, als von einer sexuellen Therion 666, Logos Ainos Thelema.» Freizügigkeit heutiger Art keine Rede Der O.T.O. Klein war um die Jahrhun- sein konnte, ungeheuer zugkräftig. In Die mit Crowley geführten Verhandlun- dertwende von dem Wiener Fabrikan- seiner Ordenszeitschrift «Oriflamme» gen brachten als Ergebnis folgende Ver- ten Dr. Karl Kellner und dem schon ge- verkündete Reuss: «Unser Orden besitzt lautbarung, die von sieben Personen un­ nannten Dr. Franz Hartmann gegründet den Schlüssel, der alle Maurerischen terzeichnet wurde:«Der Lehrer der Welt, worden, die sich gegenseitig zu Gross- und Hermetischen Geheimnisse erDessen Erscheinen für dieses Jahr ver- meistern ernannten. Als dritter kam Theo­ schliesst, besonders die Lehren der Sekündet war, den alle wahren Sucher – dor Reuss hinzu, der schon mehrere Ge- xualmagie.» Damit war nun wirklich etund besonders diejenigen der Theoso- heimorden gegründet hatte. Kellner soll was anzufangen, bemerkt Horst Knaut in phischen Gesellschaft – Erwartet haben, den O.T.O. ursprünglich als eine Art seinem Buch «Das Testament des Bösen» ist zur bestimmten Zeit in der Person des Freimaurerakademie gedacht haben und und fährt fort: «Bald schon fand man Meisters To Mega Therion erschienen. als rosenkreuzerische Oberstufe des bri- neue Interessenten. Geheime Gruppen … Wir, die Unterzeichneten, Haben mit ei- tischen Ordens vom sogenannten Mem- Männer und Frauen, wollten unter andegenen Augen gesehen und mit eigenen phis- und Misraim-Ritus, der 97 Grade rem mittels sexualmagischer Übungen Ohren gehört, und wir wissen ohne Lü- aufweist.3 den Urgrund allen Seins ergründen, wogen gewiss, dass er in Wahrheit der bei sich wohl schon für die damalige Zeit Überbringer des Wortes ist, nach dem Die Werbung für den O.T.O. klang viel- die Frage stellt: Traf man sich der sexuelversprechend: «Unser Orden bietet nicht len Übungen oder der Vertiefung des okdie Seele der Menschheit dürstete.» nur … die Gelegenheit, sämtliche exis- kulten Wissens wegen?» Als sich herausstellte, dass Crowley sehr tierende Systeme der Freimaurerei kenscharf auf Frauen war und andere Mo- nen zu lernen, sondern er vermittelt Aleister Crowley, das Great Beast (gros­ ralvorstellungen besass als das gastge- auch die Kenntnis der Lehren der Ge- se Bestie, wie ihn schon seine Mutter bende Ehepaar Tränker, wollte man ihn heimgesellschaften und Geheimkulte genannt haben soll!), der sich fast alle nicht mehr im Hause haben. Man kam aller Zeiten.» damaligen Geheimlogen unterworfen viel mehr zu der Überzeugung, dass der hatte, avancierte zum Oberhaupt des Engländer wohl doch nicht der propa- Nach dem Tode Kellner übernahm O.T.O. in England, der dort die Bezeichgierte Weltheiland sein könne. Sogar Reuss die Leitung, aber die Sache flo- nung Mysteria Mystica Maxima bekam. Lea Hirsig, seine langjährige Begleite- rierte nicht so recht. Zudem geriet er mit Infolge der Aktivitäten Crowleys gab es rin, zog später ihre Unterschrift zurück, vielen seiner Gefolgsleute in Streit, so- für den O.T.O. einen beträchtlichen Auf­ ebenso sein «Kanzler» Norman Mudd. dass nur noch wenige übrig blieben. schwung, der sich auch auf die USA erEinige der Pansophia-Leute hielten trotz­ Dennoch nannte er sich stolz «Souverä- streckte.4

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Esoterik

Zu einem Ableger des O.T.O. wurde die erwähnte «Fraternitas Saturni» des Berliner Buchhändlers Eugen Grosche, der sich Gregor A. Gregorius nannte. Knaut bemerkt: «Grosche … war ein eifriger Ok­ kultpublizist, und in allen seinen Privatdrucken liessen sich seine abartigen Ver­ anlagungen erkennen. Bisexualität und Sadomasochismus wurden zu wichtigen Säulen seiner Lehren. Ab dem 18. Grad wurde Sexualmagie praktiziert. Nach Hit­ lers Machtergreifung hat er kein leichtes Spiel mehr in Berlin, konnte sich aber immerhin noch bis 1936 behaupten. Dann wurde seine Geheimloge verboten, und der Grossmeister setzte sich nach Locarno ins Exil ab.» Als «Verfolgter des Naziregimes» kehrte er nach dem Kriege nach Berlin zurück, wurde auf Kosten des deutschen Steuerzahlers dick entschädigt und baute seinen Satansorden wieder auf.

Aleister Crowleys unikursales Hexagramm, ein im Zusammenhang mit Thelema verwandtes Symbol.

Über die Gestaltung einer solchen «Gnos­ Auch der O.T.O. überdauerte den Krieg. tischen Messe» ­berichtet Horst Knaut: Nachdem 1957 der nachmalige Gross- «Gleich auf der ersten Seite des Canon meister Dr. Petersen und seine Ehefrau Missae der Gnostisch-Kath. Kirche ist nach einem magischen Experiment Crowleys Ba­phomet-Unterschrift zu leSelbst­mord begangen hatten, befindet sen. Und nur wer weiss, was das in sich die Zentrale nunmehr in der Wirklichkeit bedeutet, erfährt schon auf Schweiz.5 Hier ist auch der Sitz der von der ersten Seite, dass es sich hier um eiCrowley gegründeten «Gno­stisch-Ka­ ne satanistische Messe handelt. Über tho­li­schen Kir­che». Reuss hatte 1918 dieser Unterschrift ist Crowleys sexual(als Carolus Albertus Theodorus Pere- magisches Wappen abgebil­det: ein Hahn grinus, Souveräner Patriarch und Primat mit erigiertem Penis. Weitere Einzelheider Gnostisch-Kathol. Kirche, Vicarius ten erspare ich meinen Lesern. Allein Solomonis und Caput Ordinis O.T.O.) sein Ausspruch ‚Ich speie auf eure ReliCrowleys «Gnostische Messe»­ in deut- gion’ – sollte genügen. Sein Dämon Aischer Übersetzung herausgebracht und waz, der sich als falkenköpfiger Gott Ra zwei Jahre später das «Aufbaupro- ausgab, diktierte Crowley im ‚Neuen gramm und die Leitsätze der Gnosti­ Gesetzbuch’ (Liber legis) : ‚Mit meinem schen Neo-Christen O.T.O.». Neben Falkenkopf picke ich nach den Augen dem Gesetz von Thele­ma wird als Ziel- Jesu, da er am Kreuz hängt ... Errichte setzung die Abschaffung des Privatei- mein Bildnis im Osten ... Ich bin das Ziel gentums und des Bargeldes proklamiert, der Ver­ehrung ... Macht Hostien ... und die Einführung einer zwangs­weisen Ar- esst sie für mich.’» beitspflicht, die Sicherung eines kostenlosen Unter­richts, Gesundheitsdienstes Wie man unter Esoterikern solch einen und Kulturangebotes, Namens­führung Mann als «Meister», als «Faust des xx. der Mutter und Sexualaufklärung der Jahrhunderts», als «Quell tiefster esote­ Kinder, Schaffung einer sexuell lustbe- rischer Wahrheiten» empfinden und tonten Gesellschaft ohne Sün­den­be­ ausgeben kann, wäre tiefenpsycholowusstsein und anderes mehr. Die zum gisch untersuchenswert. Selbst LeuenTeil weitgehende Erfüllung solcher Plä- berger, der aus seiner Crowley- Bewunne in unserer Gegenwart hat Reuss (im derung keinen Hehl macht und ihn in Fleisch) nicht mehr erlebt; er starb 1923 seinem Buch «Das ist Esoterik» einen in München. wirklichen Eingeweihten und echten

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Esoteriker (!) nennt, scheint sein Gewissen doch nicht allzusehr belasten zu wollen, indem er schreibt: «Durch seine Neugierde und magischen Fähigkei­ten erschloss er wirklich den Zugang zu Energien und dämo­nischen Ebenen, die zwar vorhanden sind, aber von den Eingeweihten und Meistern aus guten Gründen verschlossen gehalten und gemieden werden. Dank seiner grossen ma­gi­schen Begabung und seiner starken Kraft mochte es Crowley in den meisten Fällen – wenn auch nicht immer – gelun­gen sein, mit diesen durch das geschlagene Leck in unsere Sphäre hereinströmenden Energien fertig zu werden. Das gleiche gelang und gelingt aber den wenigsten seiner Schüler und Nachfolger, die dann unweigerlich zu den Opfern jener Kräfte werden, die sie evoziere» Und weiter: «Wer daher nach Crowleys magischen Schriften lebt und seine Rituale praktiziert, kann sehr unliebsame Überraschungen erleben, die nicht immer sehr spektakulärer äusserli­ cher Natur zu sein brauchen wie Wahnsinn, Selbstmord oder Brandfall, aber tiefgreifende Folgen im Unbewussten ha­ben kön­nen. Der esoterische Schüler, der sich an Crowley orientiert, gleicht einem Kind, das mit einem Blindgänger spielt.» Dass der unter Satanisten hoch im Kurs stehende «Meister Therion» magisch einiges konnte, steht fest; aber ist das ein erstrebenswertes Lebensziel? Der deutsche Esoteriker Peryt Shou (eigentlich Albert Schulz, 1873-1953) besuchte Crow­ley einmal in einem Berliner Hotel. Auf die Frage, ob ihm sein «Initiationsname» (das grosse Tier) nicht hinderlich sei in seinem Wirken, lachte Crowley und sagte, er könne gar keinen anderen Namen tragen, da er ja mit dem Malzeichen des apokalyptischen Tieres aus dem Abgrund versehen sei. Schulz erzählt: «Während er mir das mitteilte, liess er auf seiner Stirn ein feuerrotes Zeichen aufglühen, so dass ich erschrak, was ihn zu lautem Gelächter erheiterte.»6 Verwunderlich ist allerdings, dass selbst Esoteriker wie Kahir und Dr. Herbert Fritsche, denen weder die Zustimmung zur satani­stischen Zielsetzung Crowleys noch eine Teilnahme an wi­der­


Esoterik

lichen Kulthandlungen zuzutrauen ist, Lichtes oder dunkler Mächte; an ihren beifällige Worte für ihn finden. Fritsche, Werken sind sie zu erkennen.» der meines Wissens eine christlich durch­ aus annehmbare Esoterik vertrat, widmete ihm sogar ein ihn glorifizierendes 1 MuSch 6. Jg., Nr. 24,6. – Jene Golden-DawnMitglieder, die keinen Grund zu einem Gedicht, das mit den Worten schliesst: Ausschluss von Crowley sahen, hatten auf «Der Eigenweg erschliesst das magische ihre Art gewiss nicht unrecht, denn der OrErwachen. Im neuen Äon führt der Hödensgründer selbst, Samuel Liddell McGrehenweg zum Grale, durch blitzlos grol­ gor Mathers (1854-1918), war Schwarz­ len­des Gewitter der Skandale»! Seine satanische Mission sah «Meister Therion» auch darin, okkulte Kräfte mit Hilfe der Musik zu wecken und zur Wirksamkeit zu bringen. Seine diesbezüglichen drei Grund­forderungen können in ihrer entsetzlichen Tragweite erst jetzt richtig verstanden werden; sie lauten: 1. Wir müssen die Leute einer sich ständig wiederholenden lauten Musik aussetzen. 2. Wir müssen den Drogenkonsum fördern. 3. Wir müssen die Entwicklung im Bereich der Moral bewusst steuern. 4. In welchem Ausmass Crowleys Ideen verwirklicht worden sind, zeigt die Gegenwart täglich!

ner arbeitete neun Jahre lang im O.T.O. mit, muss also – auch in Anbetracht seiner Stellung – sämtliche «Geheimnisse» des Or­ dens kennengelernt haben. Leuenberger meint jedoch, er sei kein Crowley-Anhänger gewesen; es ist auch kaum vorstellbar, dass Steiner sich ihm unterworfen hätte. 4 Crowley war in der «Oriflamme» vorgestellt worden als «The Most Holy, Most Il-

magier und einer der Mentoren Crowleys.

lustrous, Most Illuminated and Most Puis-

Auch Mathers wähnte sich von «unbekann-

sant Baphomet, X°, Rec Summus Sanctissi-

ten Übermenschen» beeinflusst. In einem

mus 33°, 90°, 96°, Past Grand Master of the

Manifest an die «Mitglieder des zweiten

USA, Grand Master of Ireland» usw. –

Grades» schrieb er 1896 u.a., er kenne nicht

Crow­ley schrieb unter verschiedenen Deck­

die irdischen Namen jener geheimen Füh-

namen, zum Beispiel als «Mahatma Guru

rer, die ihm «die Weisheit zweiten Grades»

Sri Paramahansa Shivaji» das Büchlein

übermittelten. Die physischen Begegnun-

«Acht Vorlesungen über Yoga».

gen fänden zu festgesetzten Zeiten und an vorher bestimmten Orten statt. Er habe sie

5 Bald war auch in Deutschland wieder vom

nur selten in ihrer physischen Gestalt er-

Thelema-Orden zu hören, in Berlin und da-

blickt, noch wäre die stets von heftigen

nach im Hmnoverschen. 1987 gab es Pres-

Atembeschwerden begleitet gewesen, wo-

semeId ungen über einen Prozess gegen

bei ihm Blut aus Nase und Mund strömte

den Ordensleiter Michael D. Eschner. Er-

«und bei einigen Gelegenheiten auch aus

zwungener

den Ohren» («Die andere Welt», Nr. 9/1963,

samseide, Ekeltraining, bizarre Körper-

Geschlechtsverkehr,

Gehor-

673). Wenn das stimmt, so lässt sich un-

übungen, Verzicht auf Aussenkontakte und

schwer vorstellen, um welche Sorte von

auf Privatbesitz, Schlafentzug, Arbeit ohne

«geheimen Oberen» es sich bei den Inspira-

Entgelt und sadisti­sche Quälereien gehören

toren des Golden-Dawn-Ordens han­delte.

zur »Grunda usbildung« mit dem Ziel einer «Umprogrammierung zu Men­schen einer

Wie Crowley starb, erfährt man nicht 2 In der Abtei Thelema starb überraschend der britische Mathematikprofessor Raoul von seinen Verehrern: Er, der drogenLoveday. Seine Frau, die zugegen gewesüchtig war, verliess unsere Ebene 1947 sen war, behauptete, er sei durch das Trinin geistiger Verwirrung. An seinem Sarg ken von Blut während eines magischen Ze­ wurde das «Gnostische Requiem» geleremoniells vergiftet worden («Neues Zeitsen und der «Hymnus an Pan» rezitiert, alter», 20.12.1987). an den teufelsgestaltigen «Naturgott», wo es heisst: «Und ich rase und vergewaltige, reisse und tobe, wüte ewig 3 Der neunzigste Grad ist der Baphomet-Grad (Baphomet, der Sabbatbock, eine ziegendurch die Welt in der Gewalt von Pan.» köpfige dämonische Gottheit mit Flügeln Wie Nietzsche, der alle mora­lischen und Brüsten und einer brennenden Fackel Werte umkehren wollte und ebenfalls zwischen den Hörnern). Diesen Grad hatte geistig um­nachtet starb, hatte Crowley auch Dr. Franz Hartmann inne, neben dem «das Negative so lange me­thodisch ge33. Grad des schottischen Ritus, dem X. züchtet, den Nihilismus mit einer geraGrad Rex Summum Sanctissimus («Höchsdezu luziferischen Freude verherrlicht, ter und Heiliger König») und anderen bis auch ihn der körperli­che und geistiGradtiteln, denen der Makel eines gelinge Zusammenbruch ereilte. Es half den Grössenwahns schwerlich abzusprenichts, dass er an Gottes Stelle den in chen sein dürfte. Reuss war es auch, der Dr. sich selbst verliebten Übermenschen Rudolf Steiner dem O.T.O. zuführte und setzte», schrieb ein Esoteriker unter ihm einen selbst fabriziertes Patent für gudem Pseudonym Philo und ergänzt: tes Geld verkaufte, mit dem Recht zur «Immer sind es nur wenige, die die GeGründung einer Geheimgesellschaft «Mys­ schicke der Menschheit beeinflussen, tica Aeterna» (Miers, a.a.O., S. 343). Steiund diese wenigen sind Send­boten des

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höheren Bewusst­seinsstu­fe» («Quick», Nr. 42/1987). Eschner betrachtet sich angeblich als wiedergeborenen Crowley. – Es kam jedoch zu einer recht milden Verurteilung, wobei der Richter nicht die Lebensweise der Thele­ma-Mitglieder als strafbar ansah («Es geht nicht an, dass die Ge­sellschaft Gruppen, die ausserhalb der Norm stehen, kritisiert oder unmoralische Lebenseinstellungen verurteilt», It. DNZ v. 30.12. 1987), sondern nur nachweisbare Straftaten. An Crowley orientiert war auch der Satanist CharIes Manson mit seiner Gruppe, die 1969 fünf Menschen, darunter die berühmte Schauspielerin Sharon Tate, ermordeten. 6 MuSch 7. Jg., Nr. 24,3. – Crowley stellte sich in einer Zeichnung als Teufel mit einem erigierten Penis auf der Stirn dar (Knaur, a.a. 0., S. 138). Seine Notdurft pflegte er auf Teppichen zu verrichten und nannte seine Exkremente heilig.

Nächste Folge: Der Schwarzmagier Ge­ u org Iwanowitsch Gurdjew

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Die Welt von der Kehrseite Eine Philosophie der reinen Galle Alexander Moszkowski Dieses Buch (veröffentlicht 1920, Anm. sich der Anfang einer Gemeinde gebil- Dieses Buch konnte nur in dieser Zeit d. Red.) wendet ihre Stirnseite gegen det, der es aufzugehen beginnt, dass der geschrieben werden. Weltkrieg und Welt­ das Vorurteil, gegen die Götzen, die ei- Philosoph den Humoristen und der Sati- elend mussten vorhergehen, um es zu ne lange Zeit der Aufklärung überdau- riker den Erkenner nicht ausschliesst. ermöglichen. Viel Neues ist darin ausert haben. Sie erkennen heisst: sie be- Sophisterei!, wird man eher sagen. Das zusprechen, viel Symbolisches, das mit kämpfen. Aber man kann sie nicht er- höre ich nicht ungern. Denn den Sophis- dem Rätsel spielt, um Rätsel zu lösen. kennen, wenn man nicht das Denken ten verdankt es die Welt, dass die Philo- Nicht nur das Bewusstsein des Lesers ganz gründlich umkrempelt. Bisher ha- sophie noch nicht zugrunde gegangen wird angerufen, sondern auch sein Unben sie es vortrefflich verstanden, aus ist. Sie dringen mit Mitteln der Überra- terbewusstsein, aus dem sich Gärendes einer Betrachtung in die andere zu schung, ja der amüsanten Spannung in zutage ringen soll. schlüpfen. Überall nisten sie, in allen Tiefen, die dem pedantischen WahrheitsDämmernde Innenblicke sollen sich Gehirnen haben sie Altäre; angefangen grübler verschlossen bleiben. nach aussen kehren, um ein groteskes, von dem Obergötzen «Natur», bis zu den kleinen Fetischen, die wir Kunst, Aristoteles sagt: «Der Mensch beginnt abenteuerliches, aber höchst eindrucksTechnik, Wissenschaft, Schönheitslehre, zu philosophieren, wenn er das erste volles Bild wahrzunehmen: Die Welt Moral, Logik nennen. Diese Altäre sind Mal erstaunt.» Wichtiger als das Erstau- von der Kehrseite! sturmreif geworden. Besonders aber nen sind der Ärger und der Zorn. Nietzwird dem Götzen «Mensch» zu Leibe sche stellte sich zornig, als er «mit dem Der Autor gegangen, dem Menschen selbst, der Hammer philosophierte». Aber der sich so kräftig als die Krone der Schöp- Ham­mer bleibt äusserlich und mechafung auszurufen wusste, dass selbst die nisch und kann die Umwertung aller Zweifler der Erkenntnis sich vor ihm Werte nicht zustande bringen. Diese verlangt die Mitwirkung eines inneren verbeugten. Organs. Nur mit der Galle kann man die Hier zum ersten Mal wird wirklich ge- Dinge bis zu Ende durchdenken. Mit ihr, prüft, ob es in irgendwelchen Sphären die sich aufrührt über die anspruchsvolein Oben oder Unten gibt. Und da ge- len Torheiten so vieler angeblicher langen wir an staunenswerte Ergebnis- Wahrheitssucher. Das Auge unterliegt se. Sie lassen sich nicht vorwegnehmen, optischen Täuschungen, das Hirn den da sie sich nur im Nacheinander enthül- eingewachsenen Denkfehlern. Die Gallen können. Aber es wird sich für den le irrt sich selten; sie ist schon durch ihLeser lohnen, dieses Nacheinander zu re Bitternis der Wahrheit verwandt. Und erleben. selbst wenn sie sich irrt, so gerät ihr Irrtum nicht langweilig, denn sie ist das Ob die Ergebnisse an sich erfreulich Organ des Witzes, und jeder trotzige Alexander Moszkowski (* 15. Januar 1851 in Pilica; † 26. September 1934 in Berlin) oder unerfreulich sein werden, das soll Humor entquillt aus ihr. war ein deutscher Schriftsteller und Sanicht unsere Sorge sein. Noch weniger, ob wir sie in gerader Linie oder im Zick- Hier also sagt die Galle philosophischen tiriker polnischer Herkunft. Er war der zack gewinnen. Was liegt am System? Krieg an gegen alles Überlieferte. Und Bruder des Komponisten und Pianisten Was liegt an der Innehaltung einer Me- es wird sich zeigen, dass diese Überlie- Moritz Moszkowski. thode? Nur darauf kommt es an, dass ferungen durchweg auf einer Seite der vom Gedanken die letzten Fesseln ab- uns bekannten Welt verzeichnet stehen, Leben fallen; dass der Staub aus den Gehirnen auf der Schauseite, die sie uns zuwengeblasen wird; und das wird ein Ver- det. Viel scheinbare Herrlichkeiten dar- Moszkowski wurde am 15. Januar 1851 gnügen sein. unter, Blender, die erborgte Lichter aus- in Pilica (eine Ortschaft nördlich von stecken; sie alle sollen als trügende Ge- Krakau, die damals zu Kongresspolen Ich verspreche also etwas höchst Interes- bilde durch leicht verständlichen, auf gehörte) in einer reichen, jüdischen, santes und nehme das Zutrauen in An- anschauliche Beispiele gegründeten polnischen Familie geboren, wuchs jespruch, dass ich imstande bin, Interes- Vortrag nachgewiesen werden. Maske doch in Breslau auf. Später zog er nach Berlin, wo ihn Julius Stettenheim von santes zu bieten. Um meine Schriften hat und Blendwerk herunter!

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Philosophie

1877 bis 1886 für seine Satirezeitung Ber­ liner Wespen engagierte.

• Der jüdische Witz und seine Philosophie. 399 Juwelen echt gefast. Berlin, Eysler, 1922

Nach Differenzen mit Stettenheim gründete er seine eigene Zeitschrift Lustige Blätter, die während der Weimarer Republik hohe Auflagen erreichte. Moszkowski gehörte seit 1892 zu den Mitgliedern der Gesellschaft der Freunde. Er war eine Persönlichkeit der Berliner Gesellschaft und mit Berühmtheiten wie Albert Einstein bekannt. Moszkowski war einer der ersten, die die Relativitätstheorie einem breiten Publikum populärwissenschaftlich zugänglich machten.

Werk Neben seinen satirischen Arbeiten umfasst das Werk Moszkowskis zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher vor allem über Sprache und Philosophie: Der Sprung über den Schatten (1917), Sokrates d. Idiot (1917), Das Geheimnis der Sprache (1920), Die Welt von der Kehrseite (1920), Der Venuspark, Phantasien über Liebe und Philosophie (1920) u.a. Er war Witze- und Aphorismensammler und veröffentlichte Die Unsterbliche Kiste mit den «333 besten Witzen der Weltliteratur», «befür- und bevorwortet von Alexander Moszkowski». Des Weiteren erschien Der Jüdische Witz und seine Philosophie mit 399 Beispielen.

Sein bis heute interessantestes Werk ist der utopische Roman Die Inseln der Weisheit von 1922. Dieses in der Tradition von Daniel Defoe und Jonathan Swift stehende Werk nutzt die Rahmenhand- Nächste Folge: Stümperwerke der Natur u lung einer Expedition zu unbekannten, aber teils hochtechnisierten Inseln, um verschiedene Geistesströmungen seiner Zeit mittels Gesellschaften auf den ver- Alexander Moszkowski schiedenen Inseln zu schildern. Diese Gesellschaften führen jeweils eine Idee Die Welt von der Kehrseite ins Extrem und damit ad absurdum. Eine Philosophie der reinen Galle Dabei erfindet Moszkowski unter anderem das Mobiltelefon und schildert prophetisch die Beschleunigung der modernen hochtechnisierten Informationsgesellschaft. Es wird u. a. eine Art Holodeck, also ein Virtueller Raum beschrieben, in dem ein dreidimensionaler Film über den Aufstieg der Maschinen und die Versklavung der Menschheit gezeigt wird.

Werke (Auswahl) 1924 erschien Das Panorama meines Le• Anton Notenquetscher. Ein satirisches bens. Gedicht in vier Gesängen von Alexander Moszkowski. Mit 23 Illustrationen von Philipp Scharwenka. Cassel, Troll, Ein populärwissenschaftliches Buch der 1875. Extraklasse. Nicht nur dass Moszkowski • Schultze und Müller im Ring des Nibe- hier bereits vor 100 Jahren Internet und lungen. Humoristische Skizzen. Berlin Handys voraussah und vor deren Miss[1881] u. Berlin, Hofmann & Comp., brauch warnte - nein, er öffnet uns durch seine unnachahmliche Art der 1911 sowie Hildesheim, Olms, 2013. Sicht auf die Dinge die Augen über • Einstein. Einblicke in seine Gedanken- Staunenswertes und Nachdenkliches welt. Gemeinverständliche Betrach- aus Natur, Technik, Geschichte Kunst, tungen über die Relativitäts-Theorie Medizin, Wissenschaft usw. und ein neues Weltsystem entwickelt aus Gesprächen mit Einstein. Ham- Kindle Edition. CHF 0.90 / € 0.99, EAN 9783736830561, BookRix GmbH & Co. KG burg, Hoffmann & Campe, 1921.

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Treten Sie ein in die Welt Ihrer Träume

sich eine Bewusstseinsschicht, die wir beim Einschlafen als hypnagogische Schicht und beim Aufwachen als hypnopompe Schicht bezeichnen. In diesen Schichten wiederum liegen Haben Sie sich jemals beim Tagträumen verschiedene weitere Bewusstseinsschichten unterschiedliertappt? Vielleicht ist es Ihnen schon pas- cher Tiefe verborgen. siert, dass Sie sich im Kreise Ihrer Freunde oder sogar während einer beruflichen Der Trance-Zustand Besprechung plötzlich aus dem Gespräch Hypnotiseure versetzen ihre Patienten innerhalb dieser Schichausgeklinkt haben und in Ihre persönlichen Träumereien ab- ten in einen Trancezustand, dessen Tiefe offenbar von der gedriftet sind. Vielleicht haben Sie schon einmal in ein fla- Schicht abhängt, in die man absinkt. Möglicherweise sind Sie ckerndes Feuer geblickt, und Ihre Gedanken sind dabei da- sich sogar dieser Schichten bewusst. Haben Sie jemals beim von gewandert, oder ein paar Wolken am Himmel riefen in Ih- Einschlafen Ihren Namen rufen oder das Telefon läuten hören? nen unvermutet den Vergleich mit Formen und Bildern hervor. Haben Sie diese Geräusche nicht aus Ihrem Geisteszustand gerissen und Sie erkennen lassen, dass Sie nicht mehr völlig In diesen Augenblicken übernimmt Ihr Unterbewusstsein die wach, aber auch noch nicht wirklich eingeschlafen waren? Führung und geleitet Sie auf eine Reise in Ihren Geist, wäh- Ähnliches können Sie zum Beispiel beim Aufwachen am Morrend Sie sich für eine Weile willentlich von Ihrem Bewusstsein gen erleben, ehe Sie noch Ihr Bewusstsein vollständig wieder trennen. Sie können zwischen dem bewussten Geist und dem erlangen. Reich des Unterbewusstseins hin und her wechseln, ohne es wirklich zu bemerken, und gewiss ohne diesen Vorgang aktiv Man geht davon aus, dass diese Schichten unsere Kreativität einzuleiten. steigern. Von Wolfgang Amadeus Mozart wird berichtet, dass er in diesem Zustand den Grossteil seiner Kompositionen Es geschieht am Morgen beim Aufwachen und abends vor geistig erlebte. Vermutlich bietet er für die meisten von uns dem Einschlafen. Zwischen Wachen und Schlafen befindet die letzte Möglichkeit zum Träumen. Sobald wir erwachen, entschwinden unsere Träume. Nach vierzig Sekunden lösen sich die Erinnerungen daran auf, weitere zehn Sekunden später wissen wir möglicherweise nur noch, dass wir etwas geträumt haben. Eine Minute später ist der Traum scheinbar verschwunden. In Wirklichkeit kehrte der Traum, der bedeutende persönliche Details enthält, jedoch in unser Unterbewusstsein zurück. Gelegentlich löst irgendetwas tagsüber einen Gedanken aus, der uns in die Welt der Träume versetzt. Hierbei hat ein Schlüsselwort oder ein Schlüsselsatz einen Gedanken in unserem Unterbewusstsein erreicht, das gleichzeitig Sitz unserer Träume ist. Ich fordere Sie nun lediglich auf, innerhalb Ihres üblichen Tagesablaufs eine kleine Zeitspanne zu reservieren, sodass Sie zu jenem Ort gelangen können, an dem die Heilung beginnt. Betreten Sie die Welt ihrer Träume. Das tägliche Traumtagebuch Legen Sie neben Ihrem Bett Papier und Stift zurecht, da Sie Ihren Traum direkt nach dem Aufwachen aufzeichnen müssen, ehe er Ihrer Erinnerung entgleitet. Wenn Sie Ihre Notizen am Ende der Woche durchlesen, werden Sie vermutlich erkennen, dass Ihren Träumen ein erkennbares Muster zu Grunde liegt. Da Ihre Träume einem Bereich Ihrer unbewussten Gedanken entspringen, bieten Ihnen diese Aufzeichnungen eine hervorragende Möglichkeit zum Einblick in Ihr eigenes Wesen.

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Die wild gewordenen Mütter Eine Folge der reziproken Domestikation Heini Hofmann

Mit dem Wandel der Haltungsformen im Nutztierbereich hat sich auch das Handling der Tiere verändert. Der Wechsel vom Anbinde- zum Laufstall liess das Bild der braven Liese in Vergessenheit geraten. Der Umgang mit den Freiläufern ist schwieriger geworden, und dies ganz besonders in den halbwilden Mutterkuhherden.

Dieser Domestikationsverlust bedingt gen, die Zahl der Melkkühe massiv zu ein neues Verständnis, nicht zuletzt reduzieren. auch von den Wanderern. Denn mit Erstaunen stellt man fest: Die Summe gra- Doch um das viele Grasland trotzdem vierender Unfälle mit Rindern übertraf zu nutzen, brauchte es nach wie vor Vieh. Und um die steigende Nachfrage in den letzten Jahren jene mit Hunden. nach Rindfleisch zu decken, benötigte man mehr Kälber, die jedoch bei abnehSchwindender Kontakt mender Kuhzahl ausblieben. Um dieDas nostalgische, aber sympathische sem Teufelskreis zu entrinnen, führte Bild, als der Bauer beim Handmelken man eine neue Art der Kuhhaltung (mit mit jeder Kuh in innigem Kontakt stand, meist ausländischen Rassen) ein, mit sie beim Namen rief, ihr gelegentlich der das bestehende Grünland genutzt am Kopf kraulte, sie am Sonntagmorgen wurde, ohne dabei Verkehrsmilch zu erauf der Weide durchstriegelte und ihr zeugen, wohl aber Kalb- und Rindschliesslich am Lebensende mit beruhi- fleisch, was beides einen guten Markt genden Worten den Gang zum Metzger hatte. erleichterte, gehört der Vergangenheit an. Heute beschränkt sich der tägliche Wildheit dominiert Kontakt zum Milchvieh auf wenige Handgriffe im Melkstand, das Füttern Was also ist eine Mutterkuh im Gegenund den Austrieb auf die Weide oder in satz zur althergebrachten Milchkuh? Eigentlich das Natürlichste auf der Welt, den Laufhof. nämlich eine Kuh, die nicht gemolken Noch extremer ist die Situation bei der wird, dafür aber ihr Kalb säugt. Nach Mutterkuhhaltung, wo sich die Tiere rund zehn Monaten erreicht dieses ein ständig auf der Weide befinden – ohne stattliches Absetzgewicht von 300 bis grosses menschliches Zutun. Dass solch 400 Kilo und wird nun geschlachtet oder freilaufende Mütter, die ihre Kälber ver- ausgemästet. Dieses Faseltier (Mastreteidigen, keine braven Lieschen mehr monte) ist das Verkaufsprodukt aus dem arbeitsextensiven Betriebszweig Mutsind, versteht sich von selbst. terkuhhaltung.

Milchvieh und Mutterkühe Mutterkuhherden verbringen oft den Der Ruf nach naturnaher Tierhaltung ganzen Sommer auf der Weide oder der brachte dem Milchvieh im Freilauf- statt Alp – fast ohne menschliches Handling. Anbindestall wohl mehr Freiheit und Dass solch freilaufende Muttertiere, die Bewegung; doch die individuelle Pflege ihre Kälber verteidigen, keine braven und Betreuung blieben auf der Strecke. Lieschen mehr sind, versteht sich von Der Handstriegel wurde durch die Ro- selbst. Und weil Zahmheit von Wildheit torbürste ersetzt. Noch extremer ist die rasch dominiert wird, sobald man letzteSituation bei der Mutterkuhhaltung. rer Freiraum gewährt, steht man jetzt Diese kam damals auf, als Milch- beim Nutzvieh vor der etwas schizoschwemme und Butterberg dazu zwan- phrenen Situation, dass sich die über

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Jahrtausende mühsam erarbeitete Domestikation, die zu einem Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier führte, beim Freilaufvieh wieder minimiert, was gefährlich werden kann.

Unfallgefährdung Resultat: Unerlässliche Eingriffe wie veterinärmedizinische Behandlungen, die künstliche Besamung, Verlad und Transport oder auch der Schlachtvorgang werden zunehmend zu heiklen Rodeoeinlagen im Berufsalltag und führen immer wieder zu Unfällen, weil halbwilde Tiere in kritischen Situationen ihre Instinkte spielen lassen. Kein Wunder, dass tierungewohnte Wanderer und Freizeitsportler sich auf Bergweiden zunehmend verunsichert fühlen. Die zuständigen Instanzen mussten aktiv werden. So spricht die Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) von einem Dilemma zwischen artgerechter Tierhaltung und der Sicherheit der Wanderwege, und deren Dachorganisation verteilt Flugblätter. Auch die Schweizerische Vereinigung der Ammen- und Mutterkuhhalter, Mutterkuh Schweiz, der 4500 Betriebe angeschlossen sind, hat sich der Problematik angenommen und erörtert Versicherungsfragen. Am effizientesten haben Landwirtschaftliche Bildungszentren (früher: Landwirtschaftsschulen) reagiert.

Mit Körpersprache Was also tun, wenn man plötzlich vor der Tatsache steht, dass aus einst bravem, halfterführigem Rindvieh plötzlich

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Reportage

eigensinnige oder gar angriffige Horn- gewähren, wenn dann umgekehrt aus waffenträger geworden sind? Ganz ein- Gründen des Menschenschutzes mit fach, man muss den Umgang mit den den Tieren unsanfter umgesprungen Tieren der neuen Situation anpassen. werden müsste. Denn es wäre ja widersinnig, auf der einen Seite durch ein zeitgemässes Tier- Also fand man zurück zu einem altbeschutzdenken dem lieben Vieh mehr währten Mittel in Konfliktsituationen: Freiheit (und dadurch mehr Wildheit) zu miteinander reden, wobei dies nicht nur

über die Lautsprache, sondern – weil Tiere dafür ein besonders gutes Sensorium haben – auch und sogar viel effizienter über die Körpersprache erfolgen kann. Und weil die Rösseler diese Methode als Pferdeflüsterer längst perfektioniert hatten, lag es für die Küher auf der Hand, jenen über die Schulter zu schauen. So kam es zur neuen Spezies der Bullenflüsterer.

Bullenflüsterer-Boom Wie überall im Leben, braucht’s für jede Neuerung einen Pionier. In diesem Fall war dies der aus dem Bündnerland stammende Meisterlandwirt (und gelernte Forstwart) Armon Fliri, früher Versuchsgut-Leiter der ETH, heute auf Gut Sonnenberg in Unterengstringen selber eine Mutterkuhherde betreuend, der die geniale Idee von Monty Roberts Pferdesprache erfolgreich auf Rinder übertrug.

Nach Jagen und Bremsen folgen Stoppen und Fixieren des Tiers. (Bild: LZPH)

Zur gleichen Zeit hatte der Landwirtschaftslehrer Carl Brandenburger am Plantahof in Landquart das unangenehme Problem, mit seinen Leuten jährlich rund ein Dutzend Bullen im schulischen Fleischrinder-Zuchtbetrieb handzahm zu machen, was gelegentlich recht gefährlich werden konnte. Was lag da näher, als den Bullenflüsterer-Pionier einzuladen und mit ihm zusammen ein praktisches Seminar für Viehhalter zu konzipieren. Erfolg und Nachfrage (im In- und Ausland) waren derart gross, dass ein solches Kursangebot institutionalisiert wurde.

Unterschied Pferd/Rind Natürlich musste die beim Pferd erarbeitete Join-Up-Methode ans Rind angepasst werden, das wesensmässig ein ganz anderes Tier ist. Zwar sind beide Grasfresser und Herdentiere. Doch das Pferd ist ein ausgesprochenes Fluchttier, dessen wichtigstes Instrumentarium die Beine sind. Auch sein Verdauungssystem ist – mit kleinem Magen und grossem Gedärm – auf Fluchtbereitschaft ausgerichtet.

Dann beginnt sachte das Berühren mit der Halfter am Longierseil. (Bild: LZPH)

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Umgekehrt ist das Rind mit seinen Stirnwaffen (so es sie als Nutztier über-


Reportage

Der Stock in der Hand dient lediglich zur Verlängerung des Arms. (Bild: LZPH)

Bullenflüsterer Carl Brandenburger bei der Arbeit im Korral: Der aufbauenden folgt die abklingende Dominanz – bis zur Duldung. (Bild: LZPH)

haupt noch hat) primär auf Verteidigung und Angriff eingerichtet. Auch sein Verdauungsapparat mit den voluminösen Vormägen ist nicht auf Fluchtstrategie ausgelegt. Dementsprechend reagieren Pferd und Rind auf Gefahr anders: das Rind stellt sich, wie

einst dem Wolf, dieweil das Pferd der Gefahr ausweicht.

Ein bisschen «Kuhsinn» Weil nun die neuen Haltungsformen – ohne Anbinden und ohne intensiven

menschlichen Kontakt – aus den einst domestizierten Nutztieren (lat. domesticus = ans Haus gewöhnt) wieder halbe Wildrinder werden liessen, ist der Wunsch nach umgänglicheren Tieren zunehmend gross. Denn dies würde nicht nur die Arbeit vereinfachen, sondern sie auch weniger gefährlich machen. Und zudem würde bei nicht gestressten Schlachttieren die Fleischqualität besser ausfallen – zusammen mit dem verminderten Unfallrisiko durchaus auch ein wirtschaftlicher Faktor!

Die Arbeit des Bullenflüsterers bedeutet Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch und Tier. (Bild: LZPH)

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Das Ziel der Bullenflüsterer ist also die Halfterführigkeit der Tiere. Doch dies erfordert grossen Zeitaufwand und unendlich viel Geduld. Der Erfolg ist abhängig von Tier und Mensch; denn auch beim Rindvieh gibt es mehr oder weniger umgängliche und gelehrige Tiere, und nicht jeder Tierbesitzer, der sich als Bullenflüsterer übt, verfügt über gleich viel Cowsence, das heisst die Fähigkeit, sich ins Tier hinein zu denken. Das zeigt sich auch daran, dass Tiere von verschiedenen Betrieben oft sehr unterschiedlich ungebärdig sind. Oder anders gesagt: Wie der Meister, so das Rindvieh… Doch wenn die Zähmung gelingt, profitieren beide, Mensch und Tier!

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Reportage Häufung in jüngster Zeit

ne sogar einen Herzinfarkt erlitt. Gleich in mehreren Fällen waren Hunde die Auslöser boviner Attacken. So wurde im Tirol auf einer Alp im Stubaital eine 45-jährige Wanderin von 20 Mutterkühen attakiert und tödlich verletzt, als sie mit ihrem Hund eine eingezäunte Weide queren wollte.

In den letzten Jahren haben sich die Begegnungen der unfreundlichen Art zwischen Wanderern und Weidetieren in der Schweiz, aber auch im angrenzenden Ausland, deutlich gehäuft. Beispiele: In Uznach SG attakierte eine hornlose Mutterkuh, als man ihr das neugeborene Kalb wegnahm und sie Auch die Schweizer Beratungsstelle für von der Herde zu trennen versuchte, Unfallverhütung in der Landwirtschaft eine Bauersfrau und verletzte sie töd- BUL stellt eine Zunahme der Vorfälle lich. fest: So wurde ein Ehepaar schwer verletzt, als es eine Weide mit MutterküIm schwyzerischen Muotathal wurde hen durchquerte, und ein älterer Mann eine Frau von einer Mutterkuh mit wurde auf einer solchen Weide von eiKalb angegriffen, und im österreichi- nem Stier sogar getötet. Die BUL spricht schen Bundesland Salzburg verfolgte von einem Dilemma zwischen artgeeine Kuhherde eine ganze Familie und rechter Tierhaltung und der Sicherheit verletzte fünf Personen, von denen ei- der Wanderwege, was auch deren

Dachorganisation aktiv werden liess. Ebenfalls die Schweizerische Vereinigung der Ammen- und Mutterkuhhalter, Mutterkuh Schweiz, welcher 4’500 solcher Betriebe angeschlossen sind, hat sich der Problematik in ihrer Verbandszeitschrift «Die Mutterkuh» schon wiederholt angenommen und dabei auch Versicherungsfragen diskutiert. Ursache dieses neu entstandenen Problems sind aber nicht nur die durch die modernen Haltungsmethoden wilder gewordenen Rinder, sondern auch die sich meist aus Agglomerationen rekrutierenden Wanderer und Biker ohne Mist am Ärmel, denen seit ihrer Entfremdung von der Scholle der Umgang mit Nutztieren abhanden gekommen ist. HH

Wie also soll man sich Mutterkühen gegenüber verhalten? Einige Tipps: Bei eingezäunter Herde die Weide auf den bestehenden Wegen umgehen. Bei freilaufenden Tieren auf der Alp sich stimmlich und körperlich bemerkbar machen, jedoch allzu grosse Annäherung vermeiden, ganz speziell in Bezug auf Kälber, da dies den Abwehrinstinkt der Muttertiere weckt.

Der Mensch muss sich stets bewusst sein, dass die Viehweide das Territorium der Rinder ist, das heisst er muss sich den Tieren anpassen. (Bild: MKS)

Tipps an Wanderer

käppchen muss sich also nicht fürchten!

Kommt es dennoch zu einer kritischen Begegnung, kann man sich mit dem Wanderstock (den man mit Vorteil in solcher Situation mitführt) zur Wehr setzen, wobei Fuchteln meist schon genügt. Hunde (besonders falls sie keinen guten Appell haben) bleiben am besten an der Leine, damit sie nicht unnötig Unruhe stiften. Sollte es aber dennoch zu einer kritischen Annäherung kommen, dann den Hund sofort ableinen, da man sich sonst doppelt in Gefahr begibt.

Früher hatten Wanderer und Freizeitsportler mit dem vertrauten Weidevieh Jedoch: Aufgrund der veränderten kaum Probleme. Und dass rote Farbe Viehhaltung kommen Wanderer und kein Aggressionsauslöser sein kann, Sporttreibende öfters in ungemütliche hat sich inzwischen auch herumge- Situationen. Oder anders ausgedrückt: sprochen. Denn das Rind besitzt, an- Tierschutz-Forderungen, die zu rezipders als der Mensch, aber gleich wie roker Domestikation führten, provo- Kurz: Respekt und Vernunft statt faldie meisten Säugetierarten, in der zieren jetzt Menschenschutz-Mass- scher Mut und Panik – und dies eingeNetzhaut nur zwei statt drei Zapfenty- nahmen… denk der Tatsache, dass der Mensch der pen; der Rezeptor für Rot fehlt. Rot«Eindringling» auf der Weide ist. HH u

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Wenn Menschen Tiere verleumden

Rufmord an der Wildkatze Heini Hofmann

Alle reden von Bär, Wolf und Luchs; dass auch eine Wildkatze existiert, ist kaum bekannt. Als gefährdeter und scheuer Kulturflüchter wäre sie infolge perfider Verleumdung mittels gezielter Desinformation beinahe ausgerottet worden. Objektive Forschung führte fünf vor zwölf zum Umdenken und verhalf der kleinen Beutegreiferin zu reeller Überlebenschance.

Wohl selten ist ein Wildtier vom Men- Rettung kurz vor Ausrottung schen derart systematisch verleumdet und verdammt worden wie die Wildkat- «Die echte wilde Katze ist ein unheimlize. Man stellte sie als gierigen Räuber ches Thier und gewährt einen fast abdar, Gewicht und Grösse wurden mass- schreckenden Anblick», schrieb Friedlos übertrieben, ihr Verbreitungsgebiet rich von Tschudi 1853 in seinem grundüberdimensioniert angegeben, Beute- legenden Werk «Thierleben der Alpentiere aus dem Bereich des Niederwildes welt» und riet dabei dem Jäger: «Nun frei erfunden und somit der Speisezettel nimm dich wohl in acht, Schütze, fasse die Bestie genau aufs Korn!». Betrüblich gezielt verfälscht.

ist, dass Zitate wie « ... sie gehört somit zu den schädlichsten Raubtieren unserer Heimat ...» oder « ... die Jäger haben allen Grund, diesem unheimlichen Gast auf jede mögliche Art nachzustellen ...» nicht von damals, sondern viel jüngeren Datums sind. Erst in den letzten Jahrzehnten zeichnete sich eine Trendwende in der Denkart ab, dies aufgrund verschiedener Forschungsarbeiten über die Biologie der

Gleich wie die Hauskatzen lieben auch die Wildkatzen (im Bild Jungtiere in einer Gehegeaufnahme) das Sonnenbad. Lichte Waldkomplexe mit hohem Laubbaumanteil und mit viel Sonneneinstrahlung sind daher ihr bevorzugter Lebensraum. (Bilder: Klaus Robin und Peter Lüps)

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Wildkatze. Ihre Unschädlichkeit für Mensch und Wild darf heute als erwiesen gelten. Ein über lange Zeit verfehmtes Wildtier ist somit rehabilitiert worden. Zeugnis dafür: 1962 wurde die Wildkatze unter Bundesschutz gestellt.

Wildkatzen sind Waldkatzen Erstmals beschrieben hat die Wildkatze 1777 Johann Christian Daniel von Schreber. Er gab ihr die wissenschaftliche Bezeichnung Felis silvestris, was soviel heisst wie Waldkatze, was zugleich ihr Wohngebiet charakterisiert. Heute jedoch ist der Name Europäische Wildkatze allgemein gebräuchlich. Über ihre Biologie ist aber noch wenig bekannt. Sie lebt weitgehend solitär, als Einzelgänger. Nur zur Ranzzeit – gegen Ende des Winters – finden die Geschlechter zueinander. Während in der kalten Jahreszeit Erdhöhlen als Unterschlupf dienen, wird die Wochenstube oberirdisch im Unterholz angelegt, geschützt unter Ästen oder zwischen Wurzeln. Hier setzt die Kätzin nach rund 68 Tagen Tragzeit im April oder Mai zwei bis fünf Junge von 80 bis 120 Gramm Geburtsgewicht – süsse, kleine Wildkätzchen. Über die Gewichte ausgewachsener Tiere halten sich in der Literatur immer noch fabulöse Werte von 12 bis 18 Kilo, was wohl eher einem Dachs entspricht. In Wirklichkeit übertrifft die Wild- die Hauskatze um

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Im Gegensatz zu den poppigen Fellzeichnungen exotischer Feliden und der bunten Farbpalette unserer Hausmiezen geben sich die Wildkatzen bescheiden. Einzig die dunklen Abzeichen in der Wangenregion und am Schwanz kontrastieren mit dem unscheinbar gelblich-grauen, verwaschen wirkenden Fell. Im Bild oben und nächste Seite ein erwachsenes Tier (Gehegeaufnahme).

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nur rund ein Kilo. Kuder, das heisst Kater, wiegen 5 bis 7, Kätzinnen 3 bis 5 Kilo.

Verwandt, aber nicht Ahne Wenn auch die Herkunft der weltweit verbreiteten Hauskatze noch immer nicht hundertprozentig geklärt ist (neben der nordafrikanischen Falbkatze vermutet man Wurzeln im südostasiatischen Raum), so gilt es doch als fast sicher, dass die Europäische Wildkatze als Ahne nicht in Frage kommt. Aber verwandt sind sie sich nahe, und gelegentlich kommt es zur freiwilligen Kreuzung zwischen Wild- und Hauskatze. Die Kinder aus solchen Mischehen heissen Blendlinge. Die Unterscheidung getigerter und somit «wildfarbener» Hauskatzen von echten Wildkatzen ist selbst für Fachleute nicht einfach. Neben äusseren Merkmalen werden solche an Schädel und Weichteilen einbezogen. Dazu kommen elektronenmikroskopische Haaranalysen, bio-

chemische Bluteiweiss-Bestimmungen und molekularbiologische Untersuchungen.

den Wäldern der Waadt und des Juras nie gänzlich verschwunden.

Denn plötzlich tauchte die Totgeglaubte All diese Kriterien erlauben es, selbst al- wieder auf: 1958 erster Nachweis in der te Museumsstücke zu definieren; dabei Waadt, dann zwei irrtümliche Abschüsstiess man auf etliche «Blindgänger», se bei der Fuchsjagd im Jura (1969 in die schliesslich als simple Hauskatzen Cornol und 1970 bei Movelier). entlarvt wurden. Dank moderner Genanalysen – für die eine Haarprobe ge- Inzwischen wurden allein im Berner nügt – ist die Differenzierung zwischen Museum rund ein Dutzend tot eingelieverwilderter Haus- und echter Wildkat- ferte Tiere als Wildkatzen identifiziert. ze heute viel einfacher und präziser, da Die meisten davon kamen aus den Kansich verschiedene Genfrequenzen deut- tonen Bern und Jura, eine aus dem Neuenburger und drei aus dem Solothurner lich unterscheiden. Jura. Von diesen letzteren stammen zwei aus dem Raum Oberbuchsiten zwiIm Jura nie ausgestorben schen Balsthal und Olten, am Fusse des Im 16. Jahrhundert, zur Zeit des Natur- Roggen. gelehrten Konrad Gessner, war die Wildkatze noch weit verbreitet. Dann lichtete Im Winter 2005/06 fand man ein von eisich ihr Bestand zunehmend. Im 19. Jahr- nem Auto tödlich verletztes Tier bei hundert war sie bereits selten, und um Nenzlingen im Laufental, keine zwandie Mitte des 20. Jahrhunderts hielten sie zig Kilometer vor den Toren von Basel. verschiedene Autoren im Gebiet der Zudem wurde im Kanton Jura ein Alttier Schweiz für ausgestorben. Wahrschein- mit Jungen beobachtet, und auch aus lich – so nimmt man heute an – war sie in den Kantonen Waadt und Basel-Land-

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Fauna Zudem wurden alle später dorther stammenden Präparate als Hauskatzen identifiziert. Somit gilt die Wildkatze als fast ausschliessliche Bewohnerin des Jurabogens. Daher versteht sich, dass Aussetzungen im Kanton Bern in den 60erund 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts scheiterten.

Katzen-Kriminalistik Informations-Recycling aus Ab­fall der Natur könnte man das nennen, was naturhistorische Museen mit anfallenden Kadavern von eindeutigen Wildkatzen machen. An überfahren aufgefundenen oder sonst verendet eingelieferten Tierkörpern werden Masse genommen und Gewichte erhoben. Vor allem aber wird der Mageninhalt analysiert. Eine fast kriminalistische Arbeit, die wesentliche Rückschlüsse auf Lebens- und Fressgewohnheiten erlaubt und sogar ökobiologische Interpretationen punkto Stellenwert der Wildkatze innerhalb des faunistischen Gefüges der Natur zulässt. So präsentiert sich der Mageninhalt einer Wildkatze vom Sonnenhang nördlich des Bielersees: Überreste von 18 Kleinnagern belegen deren Bedeutung als Grundnahrung.

schaft liegen Meldungen vor. Kurz: Die Wildkatze darf (wieder) zur einheimischen Fauna gerechnet werden.

Erfreulicher Ausbreitungstrend Während erste Jagdopfer aus Grenznähe zum französischen Jura stammten, forderten spätere (irrtümliche) Abschüsse und Verkehrsunfälle Tribute weiter südöstlich, was auf Einwanderung aus den Waldungen des französischen Jura schliessen lässt. Solche Neubesiedlung vorübergehend verlassener Lebensräume wird auch aus Belgien und Deutschland vermeldet. Ein erfreulicher Trend gegenüber meist rückläufigen Entwicklungen! Der bisher südlichste Wildkatzen-Nachweis stammt von den Hängen zwischen Bielersee und Chasseral, wo einst die jungsteinzeitlichen Jäger der wilden Katze nachgestellt haben. Dass Wildkatzen je im (vor)alpinen Bereich gelebt hätten, ist unwahrscheinlich. Denn während Funde von Wildkat-

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Gerade bei einer spärlich vorkommenden Tierart sind solch zufällig (und kostengünstig) greifbare Daten höchst wertzenschädeln aus vorrömischer Zeit, als voll, da sie sonst nur mit viel Aufwand in bei uns noch keine Hauskatzen existier- Freiland-Forschungsprojekten zu erarten, im Jura und im Mittelland häufig beiten wären. Erstaunlich ist, was solche sind, fehlen sie im Alpenraum gänzlich. Totenzoologie über das Leben aussagen kann! Bei acht von neun am Berner Museum untersuchten Kadavern aus dem Jura handelte es sich um männliche Tiere. Alle Unfalltoten datierten von September bis März. Dies sagt den zoologischen Sherlock Holmes einiges: Kuder sind im Winterhalbjahr häufiger auf Wanderschaft als im Sommer, und sie weisen mehr Mobilität auf als Kätzinnen, da sie auch grössere Reviere abdecken (zum Teil über hundert Hektaren).

Waldrandkatzen

Dieses alte Museumspräparat zeigt, dass man die Wildkatze früher selbst in Fachkreisen als zähnebleckendes Ungeheuer verstand.

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Sowohl Unfall- wie Abschussstellen liegen zwischen gut 500 und knapp 1000 Meter Höhe und stets nur einen Katzensprung inner- oder ausserhalb des Waldrandes. So wie manche Feldhasen in Wirklichkeit Waldrandhasen sind, müsste man eigentlich auch die Wildkatzen in Waldrandkatzen umtaufen; denn sie


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destens deren vier dieses Schicksal. Diskutiert wird vor allem der angebliche Schaden der Wildkatze am Jagdwild. Deshalb interessiert ihr Speisezettel ganz besonders. Dass (gemäss Diezel, 1913) die Wildkatze für den Rehbestand «weit gefährlicher als der Fuchs» sei und «für Fasane, Hasel-, Birk- und Auerhühner eine wahre Geissel» darstellen soll, ist masslos übertrieben, abgesehen davon, dass die Jura-Bewohnerin als Feind von Fasanen und Birkwild weitgehend ausser Betracht fällt.

Liebster Schmaus: die Maus Leider reduziert sich der Massstab menschlicher Be­urteilung von Prädatoren, das heisst von Beutegreifern, meist auf wirtschaftliche (Konkurrenz-)As­ pek­te. Auch ein höchst seltener Schaden an Haustieren (Geflügel) wird dramatisiert. Dass aber die Wildkatzen neben Gelegenheitsbeute, bestehend aus Vögeln, Reptilien, Amphibien, Fischen, Schnecken und Insekten, vor allem und in überwiegendem Masse Kleinnager als Basisbeute fangen, wird unterschlagen. Dabei sprechen die Tatsachen für sich: In acht untersuchten Wildkatzenmägen fand man neben einem Hühnerkopf und Resten eines Eichhörnchens vor allem Kleinnager. Rekord halten ein Kuder aus Delsberg mit 24 (Magengewicht fast ein halbes Kilo) und einer aus Prägelz/Prêles mit 18Mäusen im Bauch. Somit steht fest, dass kleine Nagetiere die Hauptnahrung

So stellte man die Wildkatze im 19. Jahrhundert dar: als drakulahafte, blutrünstige Bestie. Dieser Rufmord geht ihr noch heute nach.

meiden die Tiefe des Forstes ebenso wie In schneereichen Wintern die offene Flur. Bevorzugter Lebens- sucht die Wildkatze geleraum der Wildkatzen sind also weder gentlich Unterschlupf in unterholzarme grosse Wälder noch ganz einem Fuchs- oder Dachskleinen Waldparzellen, sondern locker bau. Das kann ihr zum zusammenhängende, von Lichtungen Verhängnis werden, wenn durchsetzte Misch- oder Laubwälder sie beim Heraussprengen mit viel Sonneneinstrahlung und war- mittels Hundenungewollt men Felsplatten; denn Wildkatzen lie- vor die Jagdflinte gerät. ben, gleich den zivilisierten Samtpföti- Von den neun untersuchgen, das wohlige Sonnenbad. ten Individuen ereilte min­

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Am Eingang dieses Unterschlupfs (in einem alten Fuchsbau) bei Cornod im Jura geriet eine Wildkatze irrtümlich vor einen Flintenlauf.

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der Wildkatzen darstellen und die Beute einerseits aus dem Bereich von Waldmantel und Waldlichtungen (Wald-, Erd- und Rötelmaus) und andererseits vom offenen Feld (Feld- und Schermaus) stammt.

Mäusejäger par excellence Aber noch etwas verblüfft, und dies dürften sich nicht bloss menschliche Wildkatzen-Hasser zu Herzen, sondern

auch Büchsenfutter schlabbernde Haus- fünf vor zwölf werden musste, bis die miezen zum Vorbild nehmen: Wildkat- unrechtmässig Angeklagte freigesprozen sind die besseren Mäusejäger! Ma- chen und damit ihr Überleben ermöggenuntersuchungen an streunenden licht wurde. Weil eine Tierart jedoch nur und verwilderten Hauskatzen erbrach- dann erfolgreich geschützt werden ten ein im Vergleich direkt beschämen- kann, wenn man ihr Vorkommen, ihr des Resultat, nämlich weniger als einen Verhalten und ihre Biotopansprüche Kleinnager pro Magen! kennt, ist diesbezügliche Forschung angesagt. Leider zeigt sich dabei immer Kurz: Die Wildkatze ist besser als ihr wieder, dass es schwierig ist, für solch Ruf. Ihre Repatriierung ist erfreulich. «unspektakuläre» Tierarten Interesse und Bitter bleibt die Feststellung, dass es Geld zu mobilisieren.

Forschung nach Trappermanier Noch heute weiss niemand Genaueres über den Gesamtbestand der Wildkatze. Wahrscheinlich dürften es in der Westschweiz und im Jura nur wenige Dutzend Individuen sein. Doch weil man die scheuen Tiere kaum je zu Gesicht bekommt, ist auch ihre Erforschung schwierig. Deshalb liess sich der Rodersdorfer Wildbiologe Darius Weber etwas Intelligentes einfallen: Statt die ohnehin nur spärlichen Tiere mit gewaltsamen Einfangund Besenderungsaktionen noch zusätzlich und nachhaltig zu stören, setzt er auf Trappermanier. In Zusammenarbeit mit Wildhütern und Jägern führte er als Pilotversuch im Baselbiet im Bereich des Blauen in einer siebzig Quadratkilometer grossen Geländekammer eine tierschonende Bestandesaufnahme durch. Zu diesem Zweck positioniert und kontrolliert er entlang vermuteter Wildkatzen-Wechsel Dachlattenpfähle, die er vorher mit Baldriantinktur markiert hat, weil Katzen davon magisch angezogen werden. Ein Infrarotsensor lässt solche Besucher dann in die Fotofalle tappen. Und tatsächlich: Neben Mardern und streunenden Hauskatzen gelang bereits auch der fotografische Nachweis der Wildkatze. Mehr noch: Weil sich diese am Duftstecklein rieb, kam man auf elegante Art auch gleich zu einer Haarprobe für die genetische Analyse. Falls sich diese simple und zudem – im Vergleich zur Radiotelemetrie (die sich in der Wildbiologie – leider nicht immer zum Vorteil der Tiere – grosser Beliebtheit erfreut) äusserst kostengünstige Methode als zielführend erweisen sollte, gedenkt man sie dann im ganzen Verbreitungsgebiet der Wildkatze anzuwenden, um endlich den Gesamtbestand dieser wenig bekannten Tierart zu erfassen. HH

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Unterschiede zur Hauskatze Ausser der uniformen, gelbgrauen und getigerten Fellfarbe der Wildkatze gibt es noch andere Unterscheidungsmerkmale: Ihr Nasenspiegel ist immer fleischfarben, die langen und kräftigen Schnurrhaare sind stets weiss sowie die Krallen immer hell. Bei der Hauskatze variieren auch diese Merkmale. Am markantesten unterscheidet sich der walzenförmige Schwanz mit dem schwarzen, stumpfen Ende und den drei bis vier schwarzen Ringen davor. Bei den Hauskatzen dagegen ist das Schwanzende u spitz. HH


Schweiz: Tier des Jahres 2017 ist der Rothirsch Die Deutsche Wildtier-Stiftung hat die Haselmaus gewählt; mit dem Rothirsch (Cervus elaphus) wählt Pro Natura einen «wilden Pendler» zum Tier des Jahres 2017. Der «König der Wälder» wandert viel – zwischen Tag- und Nachtquartier sowie zwischen Sommer- und Winterlebensraum. Die stark zerschnittene Landschaft der Schweiz stellt für ihn dabei ein immer grösseres Problem dar. Pro Natura macht sich mit der Wahl des Rothirschs für die nötige Überbrückung von menschgemachten Hindernissen stark – zugunsten aller Wildtiere. Es braucht in unserer immer stärker zerEine «grosse Röhre» schnittenen Landschaft dringend wieder mehr durchgängige Wildtierkorri- Zur Paarungszeit im Herbst dient das dore, entlang derer sich Tiere ungehin- Geweih Platzhirschen dazu, männliche dert bewegen können», fordert Andreas Konkurrenz von den begehrten weibliBoldt, Wildtierspezialist bei Pro Natura. chen Artgenossinnen fernzuhalten. In Dazu startet Pro Natura eine Kampagne dieser Zeit des Jahres ist der «König der unter dem Motto «Freie Bahn für Wild- Wälder» am auffälligsten – vor allem fürs Ohr. Mit ihrem erregten Brunfttiere!» Röhren umwerben die Männchen paarungsbereite Weibchen. Bis zu 500 Mal Majestätische Last in der Stunde brüllt sich ein brünstiger Der Rothirsch ist eines der grössten ein- Hirsch die Seele aus dem Leib. heimischen Säugetiere. Beim Männchen werden Schulterhöhen von bis zu Jagdgesetz hat geholfen 130 cm gemessen. Weibchen sind etwas Freie Bahn! kleiner. Ihnen fehlt ausserdem das wohl Mitte des 19. Jahrhunderts war der RotMit der Wahl des «wilden Pendlers» bekannteste Erkennungsmerkmal von hirsch in der Schweiz ausgerottet. Die zum Tier des Jahres will Pro Natura auf Hirschen: Das Geweih. Dieser Kopf- Rückkehr fand ab 1870 von Österreich die Wanderbedürfnisse und -nöte vieler schmuck wird jedes Jahr zwischen her statt. Mit dem eidgenössischen einheimischer Wildtiere aufmerksam Frühling und Sommer neu und grösser Jagdgesetz von 1875 wurden für die machen. «Strassen, Schienen und Sied- gebildet. Ein Kraftakt: Bis zu 150 Gramm Rothirsche entscheidende Verbesserunlungen sind die wichtigsten Wanderhin- Knochenmasse produziert ein Tier täg- gen eingeführt: Jagdbanngebiete, in dernisse für Wildtiere auf ihren tägli- lich. Ein ausgewachsenes Geweih wiegt denen die Tiere nach wie vor Schutz finchen oder jahreszeitlichen Streifzügen. bis zu acht Kilogramm. den, beschränkte Jagdzeiten sowie der Schutz der weiblichen Tiere. Heute leben wieder etwa 35‘000 Rothirsche in der Schweiz.

Die zwei bekanntesten Merkmale des Tiers des Jahres 2017 sind sein majestätisches Geweih sowie sein ohrenbetäubendes Röhren zur Brunftzeit. Weniger bekannt ist, dass Rothirsche ein ausgeprägtes Mobilitätsbedürfnis haben. Sie wandern oft weite Strecken zwischen Tages- und Nachtquartier sowie zwischen Sommer- und Winterlebensraum. Diese Wanderrouten werden in unserer durch Strassen, Schienen und Siedlungen stark zerschnittenen Landschaft immer mehr unterbrochen.

Von Ost nach West

Der Rothirsch (Cervus elaphus), das Pro Natura Tier des Jahres 2017, wird auch «König der Wälder» genannt. (Foto: Daniel Walther)

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Die Rückkehr des Rothirschs in seine ursprünglichen Lebensräume ist noch nicht abgeschlossen. Da die Wiederbesiedlung der Schweiz von Osten her geschieht, zeigt sich auch ein auffälliges Verbreitungsmuster: Am meisten Tiere leben im Südosten der Schweizer Alpen. Vorkommen gibt es aber auch im Mittelland. Etwas weniger im Jura. An seiner natürlichen Ausbreitung wird der Rothirsch durch die vielerorts unüberbrückbaren Hindernisse wie Autobahnen, Bahnlinien oder Siedlungen gehindert. u

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Rothirsche surfen auf der grünen Welle Gunnar Bartsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Mit dem Klimawandel verändert sich auch in hiesigen Breiten die Vegetation. Inwieweit Wildtiere in der Lage sind auf diesen Wandel zu reagieren, haben Wissenschaftler jetzt erstmals experimentell untersucht. Die meiste Energie steckt im frischen Frühjahrsgrün. Im Laufe des Jahres sinkt die Futterqualität der Pflanzen dann beständig. In den Bergen läuft das «Greening» – also der Austrieb – im Frühjahr von unten nach oben ab. Viele Tiere folgen im besten Falle genau dieser grünen Welle. Der Klimawandel verschiebt diesen Rhythmus jedoch. Bei kurzen Wintern spriesst das Grün schon früher als es viele Tiere gewöhnt sind. Können Wildtiere darauf reagieren? Dieser Frage haben sich Forscher der Universitäten Oslo, Würzburg und Freiburg im Nationalpark Bayerischer Wald erstmals in einem experimentellen An-

satz gewidmet. Verantwortlich für die Die Hirsche, die die Wintergatter beStudie war Jörg Müller, Professor für reits früh verlassen hatten, «surften» diTierökologie und Tropenbiologie an der rekt auf der Welle des frischen Grüns Uni Würzburg und Forschungsleiter im vom Tal zu den Höhenlagen. Aber auch Nationalpark Bayerischer Wald. Im Bay- die später aus den Gattern entlassenen erwald gibt es die dafür notwenige Inf- Tiere zeigten sich hochflexibel. Sie rastruktur, da ein Grossteil der Hirsche rannten einfach schneller bergauf, dortdie kalte Jahreszeit in vier Wintergat- hin, wo besseres Grün zu finden war. tern verbringt.

Unerwartet hohe Flexibilität 20 Hirsche mit GPS ausgestattet «Beobachtet hatte man dieses Verhalten In dem Experiment haben die Wissen- schon seit Jahren, doch erst jetzt im Exschaftler 20 Hirsche mit GPS-Sendern periment wurde bewiesen, welch hohe bestückt. Die Hälfte der Tiere hatte im individuelle Flexibilität Rothirsche zeiFrühjahr sofort Zugang zu frischem Grün, gen, um auf veränderte Umweltbedinfür die andere Hälfte wurden die Gatter gungen reagieren zu können», fasst erst sechs Wochen später geöffnet. Jörg Müller das Ergebnis der Studie zusammen. Oder, kurz gesagt: «Die Tiere Die jetzt in der Fachzeitschrift «Ecolo- sind in der Lage, sich schnell und flexigy» publizierten Ergebnisse zeigen, bel anzupassen.» Eine Eigenschaft, die dass die Tiere gezielt die frische und sie angesichts des Klimawandels gut nährstoffreiche Vegetation aufsuchen. gebrauchen könnten.

Rothirsche folgen im Frühjahr dem frischen und nährstoffreichen Grün von den Tal- zu den Höhenlagen. Foto: Rainer Simonis/Nationalpark Bayerischer Wald

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auersegler bleiben ihren Reisezielen in Afrika treu

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Tanja Hoffmann M.A., Universität Siegen Der Biologe Arndt Wellbrock von der Universität Siegen beobachtet seit fast fünf Jahren das Zugverhalten von Mauerseglern. Er hat unter anderem herausgefunden, dass die Vögel immer wieder dieselben Überwinterungsgebiete anfliegen. Seine Erkenntnisse hat er jetzt im «Journal of Avian Biology» einem internationalen Fachpublikum vorgestellt.

öffentlicht. Es handelt sich um die ersten Zugdaten von Mauerseglern, die in Deutschland brüten.

Um den Reiseweg der Segler zu rekonstruieren, stattet Wellbrock jedes Jahr zehn Tiere aus der Olper Kolonie mit kleinen Daten-Rucksäcken aus, so genannten «Geolokatoren». Sie zeichnen auf, wie lange es in der Umgebung des Mauersegler sind Vielflieger unter den Vogels hell ist. Kehren die Vögel aus ihZugvögeln: Bis zu zehn Monate im Jahr ren Überwinterungsgebieten südlich verbringen sie ununterbrochen in der der Sahara zurück, fängt Wellbrock die Luft, den grössten Teil davon am Him- «Rucksack-Touristen» ein und entfernt mel von Afrika. Der Biologe Arndt die Geolokatoren wieder. Anhand der Wellbrock von der Universität Siegen darin gespeicherten Informationen über beobachtet seit 2012 das Zugverhalten die Tageslänge und den Sonnenaufeiner Mauersegler-Kolonie aus dem und -untergang kann der Biologe beKreis Olpe. Er hat herausgefunden, dass rechnen, wo sich die Mauersegler zu jeder einzelne Vogel zum Überwintern welchem Zeitpunkt aufgehalten haben. immer wieder dieselben Gebiete anfliegt. Beim Vergleich der Reiseziele «Drei Vögel konnten wir über einen Zeiteinzelner Individuen hat Wellbrock da- raum von zwei Jahren verfolgen – daher gegen deutliche Unterschiede festge- wissen wir, dass jeder einzelne von ihnen stellt: Selbst Angehörige ein- und der- wiederholt dieselbe Flugroute genutzt selben Brutkolonie überwintern an ver- hat», sagt Wellbrock. Die Aufzeichnunschiedenen Orten, die häufig tausende gen eines Brutpärchens belegen dagevon Kilometern auseinanderliegen. «In- gen das unterschiedliche Zugverhalten nerhalb der Kolonie gibt es sehr indivi- einzelner Individuen: «Das Männchen duelle Zugmuster. Die einzelnen Tiere hat sich in vier verschiedenen Überwinverfolgen offensichtlich ihre eigenen terungsgebieten aufgehalten und ist bis Überwinterungsstrategien», erklärt Arndt Tansania geflogen. Das Weibchen hat es Wellbrock. Seine Erkenntnisse hat er dagegen mit fünf Ortswechseln bis Südjetzt im «Journal of Avian Biology» ver- afrika geschafft.»

Der Biologe Arndt Wellbrock bei der Arbeit mit «seinen» Mauerseglern unter der Talbrücke Ronnewinkel im Kreis Olpe. Universität Siegen

Das Zugverhalten der Mauersegler beschreibt Wellbrock als «individuelles Reisen in Gesellschaft». Jedes Tier verfolgt seine eigene Route, trotzdem fliegen die Segler selten allein. Auf ihrer Reise suchen sie immer wieder den Kontakt zu Artgenossen. Angezogen werden die Vögel dabei von Gebieten mit einem hohen Insektenaufkommen in der Luft. Sie dienen den Mauerseglern als Nahrungs-

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quelle. «Möglicherweise folgen die Mauersegler den Regenzeiten in Afrika», sagt Arndt Wellbrock. «Auf den Regen folgt das Grün – und damit jede Menge Insekten für die Mauersegler.» In wenigen Wochen erwartet der Biologe Daten, die Aufschlüsse über diesen möglichen Zusammenhang zwischen den Flugrouten der Mauersegler und Wetterereignissen wie anhaltenden Regenfällen geben könnten. Im Herbst hat Wellbrock zehn Vögel aus der Olper Ko-

Bevor sie nach Afrika aufbrechen, bekommen die Mauersegler kleine «Rucksäcke» mit Datenspeichern auf­ gesetzt, um später die Flugroute rekonstruieren zu können. Universität Siegen

lonie mit einer neuen Technik ausgestattet. Im Unterschied zu den bisher verwendeten Geolokatoren messen ihre Datenspeicher neben den Lichtwerten auch den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit und die Beschleunigung. Wenn die Vögel Ende März/ Anfang April zum Brüten nach Olpe zurückkehren, will Wellbrock die Daten auswerten und sie mit den Wetterdaten aus den Überwinterungsgebieten vergleichen. «Dann können wir vielleicht sagen, ob die Mauersegler in Afrika wirklich einer grünen Welle folgen», sagt Wellbrock. Und noch eine Erkenntnis erhofft er sich: «Die Daten des Beschleunigungssensors könnten uns verraten, wann genau die Mauersegler auf ihrer Reise aktiv fliegen oder passiv gleiten und wie sich ihre Flugaktivität auf den verschiedenen Stationen ihrer Reise über Europa und Afrika verändert.» u

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Fauna WWF baut Schneehöhlen für bedrohte Robben Der WWF hat mit Freiwilligen in Finnland Schneewälle geschaufelt. Darin zie­ hen sich bedrohte Robben zur Geburt zu­ rück. Denn wegen der Klimaerwärmung blieben die natürlichen Schneever­weh­ ungen aus. Kurzfristig hilft diese Massnahme der Robbenpopulation, lang­fristig tut es nur der Erhalt ihrer Lebensräume.

zu we­nig Schnee, um ebensolche Höhlen zu bauen. Deshalb haben die Freiwilligen Schneewälle geschaufelt, welche die Robben nutzen können. «Von den Robben leben nur noch 360 Exemplare», sagt Liisa Rohweder, CEO des WWF Finnland. «Ohne die Hilfe der Freiwilligen könnte die Hälfte der Robbenbabys sterben. Wir haben solche Schneewälle schon früher gebaut mit dem Ergebnis, dass fast ausnahmslos alle Robbenbabys in diesen aufgeschaufelten Dämmen geboren wurden.»

Zukunft ungewiss

© Juha Taskinen WWF-Finland

nungen. Das arktisches Seeeis nimmt lau­ fend in Umfang und Volumen ab. Und da­ mit schrumpfen auch die Lebensräume der vom arktischen Eis abhängenden Arten.

Im Januar haben sich Freiwillige zusam­ men mit dem WWF und dem finnischen Umweltministerium für das Überleben von bedrohten Süsswasserrobben ein­ ge­setzt. Sie haben auf dem Saimaa, einem See im Südosten Finnlands, für die Ringelrobben Schneehaufen gebaut. Die Rob­ben brauchen den Schnee, um sich Höhlen für die Geburt ihrer Jungtiere zu bau­en. In den letz­ten Jahren fiel aber

Die ersten Robben-Schneedämme wurden vom WWF Finnland im Rahmen ei- «Wir schätzen die Unterstützung der Frei­ nes Forschungsprojektes unterstützt. Er- willigen sehr», sagt Rohweder. «Aber wir richtet und getestet wurden sie von Wis- können diese Ersatzmassnahme nur temsenschaftlern der Universität Ostfinnland. porär ergreifen. Wir brauchen einen gang­ Die Situation der Robben am Saimaa gibt baren Langfristplan. Dieser schliesst uneinen Vorgeschmack auf das, was in Zu- mittelbare Massnahmen im Klimaschutz kunft in anderen Teilen der Arktis ge- und eine Planung mit ein, wie wir die Leschehen kann. Die letzten drei Jahre wa- bensräume von eisabhängigen Arten erren die heissesten, zeigen die Aufzeich- halten können.» u

Kleinster Schweinswal kurz vor Ausrottung: Nur noch 30 Vaquitas

den viele Vaquitas in den Netzen als Beifang. Mit Schwimmblasen von Totoabas lässt sich verbotenerweise viel Geld verdienen, weshalb sie über die USA nach China geschmuggelt werden. Sie gelten dort als Delikatesse, für die Liebhaber bis zu 1000 Dollar pro Stück bezahlen.

Laut aktuellen Schätzungen ist die Zahl der kleinsten Schweinswale der Welt, der Vaquitas, innerhalb von nur einem Jahr um 50 Prozent auf nun mehr drei- Vaquitas Marinas, zu Deutsch «Kälbchen ssig erwachsene Tiere eingebrochen. der Meere», verdanken ihren Namen ihDer WWF warnt daher, dass eine weite- rer schwarz-weissen Färbung. Der Rüre, charismatische Tierart kurz vor der cken der Kalifornischen Golftümmler ist Ausrottung steht. dunkelgrau, während die Seiten heller und die Bauchseite weiss ist. Rund um Vaquitas leben ausschliesslich im Golf die Augen haben sie einen schwarzen von Kalifornien in Mexiko. Ihre einzige Ring. Das Maul ist ebenfalls dunkel geBedrohung sind Fischernetze, in denen färbt. Sie werden maximal 150 cm gross sie unabsichtlich gefangen werden und und 55 Kilo schwer und sind damit noch ertrinken. «Für den Vaquita ist es wenige etwas kleiner als der in Nord- und OstSekunden vor Zwölf. Um ein Aussterben see heimische Schweinswal. u zu verhindern, brauchen wir ein sofortiges, komplettes und zeitlich unbefristetes Fischereiverbot in seinem Lebensraum», fordert Alice Eymard-Duvernay, Meeresexpertin beim WWF Schweiz. Entscheidend für den Erfolg eines derartigen Fischerei-Verbots ist allerdings ein konsequentes Vorgehen der mexikanischen und amerikanischen Behörden gegen den illegalen Fang des Totoaba-Fischs. © WWF Thomas A. Jefferson Wenn Totoabas gefangen werden, veren-

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Kaukasus-Leopard auf dem Vormarsch Der Kaukasus-Leopard ist eine der seltensten Grosskatzen der Welt. Umso mehr ist der WWF erfreut, dass ihm mit Kamerafallen der Nachweis einer ganzen Kinderschar gelang. Der Nachwuchs stimmt hoffnungsvoll, dass die Grosskatzen zukünftig im Kaukasus eine Chance haben. Mit geschätzten 40 bis 60 Individuen steht das Überleben der Leoparden im Kaukasus seit Jahren auf der Kippe. Ein unerwarteter Kindersegen lässt den WWF nun jubeln: In Aserbaidschan tappten gleich fünf Jungtiere in WWFKamerafallen. Die Sichtungen erfolgten im Sangesur-Gebirge in der Autonomen Republik Nachitschewan sowie im Talysch-Gebirge am Kaspischen Meer. Die grosse Kinderschar lässt hoffen, dass die Leoparden auch zukünftig eine Chance im Kaukasus haben.» Noch vor wenigen Jahren war die Situation der Kaukasus-Leoparden in diesen beiden Schlüsselgebieten unklar. Zwar


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auna rung und Schutz bietet. Zeit für Entwarnung ist aber noch nicht – der KaukasusLeopard bleibt weiterhin eine der seltensten Tierarten. mes brachten ihn an den Rand der AusEntscheidend für seine Be- rottung. Verschiedene Schutzbemühunstände ist die Entwicklung gen leiteten jedoch einen Wandel ein. seiner Beutetiere (z.B. Stein- Der WWF arbeitet seit über 20 Jahren bock, Rehwild und Wild- im Kaukasus und seit 2001 in beiden schein) und die Vernetzung Leo­parden-Schlüsselgebieten. Rund 150’000 Hektar Lebensraum der Grossgeeigneter Lebensräume. katzen konnten seitdem unter Schutz Einst weit verbreitet gestellt und die Wilderei eingedämmt © WWF Caucasus Programme Office werden. Daneben engagieren sich der hielten Kameras des WWF immer mal Der Kaukasus-Leopard, auch Persischer WWF für eine bessere Ausrüstung und wieder ausgewachsene Tiere fest, es Leopard genannt, bevölkerte einst wei- Ausbildung von Wildhütern, die Einbinfehlte jedoch der Nachweis von Jungtie- te Teile der Kaukasus-Region bis in den dung der Bevölkerung in die Schutzren. Erst mit den aktuellen Bildern ist europäischen Teil hinein. Doch Wilderei massnahmen sowie in der Umweltbilklar, dass die Region ausreichend Nah- und die Zerstörung seines Lebensrau- dung. u

Klimawandel gefährdet Heuschrecken

tionen mit Klima-Daten stellten die Bio- rungspartners meist sehr wählerisch sind, geographen fest, dass dafür vor allem akzeptieren sie bei geringer Populationslängere Dürre-Perioden im Winterhalb- dichte auch Männchen der falschen Art. Peter Kuntz, Presse- und Öffentlichjahr verantwortlich waren. Dies ist dar- Dadurch stieg die Hy­bridisierungsrate in keitsarbeit Universität Trier auf zurückzuführen, dass die dann im der kleineren Population bis auf 20 ProBoden liegenden Eier eine ständige zent an, was zu einer genetischen VerVermehrte Dürren dezimieren Popula­ Wasserzufuhr benötigen. Aber auch ein drängung der seltenen Art führt. tionen des Sumpfgrashüpfers und füh- verregneter Frühling macht der Art zu ren zu genetischer Verdrängung. schaffen, da die Jungtiere viel Sonne für «Der Prozess ähnelt der Verdrängung des Neandertalers durch den modernen Men­ die Entwicklung benötigen. In einer mehrjährigen Untersuchung ha­ schen. Auch hier kam es zu Hybridisieben Wissenschaftler der Universität Tri- Mit Hilfe genetischer Analysen erkannten rung und jeder von uns trägt noch zwei er ermittelt, dass Populationen des ge- die Biogeographen, dass es mit dem Rück- bis drei Prozent Neandertaler-DNS in fährdeten Sumpfgrashüpfers (Chorthip­ gang des Sumpfgrashüpfers immer häufi- sich», so Dr. Axel Hochkirch. «Unsere pus montanus) besonders stark einbre- ger zur Kreuzung mit einer verwandten Studie zeigt, wie komplex die Beziehunchen. Als Folge davon nimmt die Wahr- Art kommt, dem Gemeinen Grashüpfer gen zwischen Arten sein können und wie scheinlichkeit einer Kreuzung mit der (Hybridisierung). Obgleich die Weibchen schnell sie durch Umweltveränderungen deutlich häufiger vorkommenden Schwes­ des Sumpfgrashüpfers be­züglich des Paa- auseinanderbrechen können.» u terart zu, dem Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus). Diese Ergebnisse einer Untersuchung wurden kürzlich unter der Leitung des Biogeographen Dr. Axel Hochkirch von der Universität Trier in der Zeitschrift «Functional Ecology» publiziert. Über mehrere Jahre hat die Biogeographin Dr. Katja Rohde zwei Populationen des Sumpfgrashüpfers bei Reinsfeld im Hunsrück (Kreis Trier-Saarburg) untersucht. Der Sumpfgrashüpfer gehört zur Familie der Feldheuschrecken. Hierbei zeigte sich bei beiden Populationen ein deutlicher Rückgang und zwar von 99 Prozent und 75 Prozent. Am auffälligsten war der Rückgang im Zeittraum 2011 bis 2012. Durch Korrela-

Populationen des ohnehin schon gefährdeten Sumpfgrashüpfers gehen stark zurück. Foto: Dr. Axel Hochkirch

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Ökologie/Umwelt

Bioinvasion nimmt zu Julia Wandt, Kommunikation und Marketing, Universität Konstanz

Studie mit Konstanzer Beteiligung zeigt: Anzahl der weltweit neu registrierten gebietsfremden Arten ist höher als jemals zuvor 

Die Anzahl gebietsfremder Arten nimmt kontinuierlich zu, und es gibt weltweit keine Anzeichen, dass dieser Trend abebbt. Dies berichtet ein internationales Team aus 45 Forschern, zu dem auch der Konstanzer Ökologe Prof. Dr. Mark van Kleunen gehört, im renommierten Fachjournal «Nature Com­munications». Dem zufolge hat im Lauf der letzten zweihundert Jahre die Rate der Erstmeldungen gebietsfremder Arten stetig zugenommen. Allein zwischen 1970 und 2014 wurde ein Drittel aller jemals als gebietsfremd deklarierten Arten registriert.

zu etablieren», sagt der Professor für Ökologie an der Universität Konstanz voraus. In dem gemeinsamen Forschungsprojekt erstellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Datenbank, die Angaben zum Erstfund einer gebietsfremden Art ausserhalb ihres Heimatgebiets beinhaltet. Über 45.000 dieser Erstfunde von über 16'000 Arten sind dort verzeichnet – genug Material, um die Geschichte der Neuankömmlinge in den letzten Jahrhunderten nachzuvollziehen.

matregion registriert. Das hängt sehr wahrscheinlich mit der Globalisierung zusammen», so Seebens, der 2008 am Limnologischen Institut der Universität Konstanz promoviert wurde. Der beispiellose Anstieg der Anzahl gebietsfremder Arten kann zu einer hohen Belastung der Umwelt führen, da einheimische Arten verdrängt und ganze Ökosysteme verändert werden können. Ausserdem gleichen sich pflanzliche und tierische Artengemeinschaften welt­weit immer mehr an, so dass regionale Unterschiede verloren gehen. Gesetze und Abkommen rund um den Globus zielen daher darauf ab, die Ausbreitung gebietsfremder Arten einzudämmen. «Unsere Studie zeigt aber, dass diese Anstrengun­ gen nicht weitreichend genug waren, um mit dem Anstieg neuer Arten aufgrund der fortschreitenden Globalisierung Schritt zu halten. Es ist daher dringend notwendig, effektivere Massnahmen zur Eindämmung auf allen Ebenen zu imple­ mentieren», appelliert Essl.

37 Prozent aller Erstfunde wurden demnach in den letzten Jahrzehnten von 1970 bis 2014 registriert. Global wurden bis zu 585 neueingewanderte Arten «Es war bisher unklar, ob damit die Spitze jährlich entdeckt. Das entspricht weltdes Eisbergs schon erreicht ist», so Dr. weit mehr als 1,5 neuen Arten pro Tag. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodi- «In vielen Fällen ist aber nicht bekannt, versität und Klima Forschungszentrum wann genau eine gebietsfremde Art Faktenübersicht: (BiK-F) in Frankfurt. Der Erstautor der zum ersten Mal aufgetaucht ist. Diese Studie hat nun eine Antwort: «Die Anzahl Zahl unterschätzt daher die tatsächliche • 37 Prozent aller Erstfunde wurden in gebietsfremder Arten hat in den letzten Tragweite der Bioinvasion deutlich», erden letzten Jahrzehnten von 1970 bis 200 Jahren bei allen Organismengruppen klärt Dr. Franz Essl von Universität Wi2014 registriert ununterbrochen zugenom­men. Die Rate en, zweiter Leiter der Studie. • Erstellung einer Datenbank mit Angader Einführung ist gegenwärtig in vielen ben zum Erstfund einer gebietsfremden Fällen sogar am höchsten. Mit Ausnahme Die beobachteten Trends variieren deutArt ausserhalb ihres Heimatgebiets von Säugetieren und Fischen gibt es kei­ lich zwischen den Organismengruppen. ne Hinweise auf eine Abschwächung des Ihre Ursache ist häufig menschliches Trends.» Mark van Kleunen, einer der Co- Handeln. «Wir beobachten, dass die • Verzeichnis von über 45.000 Erstfunde von über 16.000 Arten Autoren des Artikels, erwartet, dass sich Erstfunde bei Gefässpflanzen bereits im die Zahl der gebietsfremden Arten in der 19. Jahrhundert zunahmen, was vermut­ näheren Zukunft weiter erhöhen wird – lich auf den damaligen Boom im Garten­ • Die 1817 gegründete Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ist «als eine Konsequenz des Klimawandels, bau zurückgeht. Organismen wie Insek­ eine gemeinnützige Organisation mit der es vielen der gebietsfremden Pflanzen ten, Muscheln oder Algen hingegen Sitz in Frankfurt am Main und Mitin unseren Gärten erlaubt, über den Zaun wurden vor allem seit 1950 in zuneh­ glied der Leibniz-Gemeinschaft. u zu springen und sich in der freien Natur mendem Masse ausserhalb ihrer Hei­

Gebietsfremde Arten weltweit auf dem Vormarsch Sabine Wendler, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen Die Anzahl gebietsfremder Arten nimmt kontinuierlich zu und es gibt

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weltweit keine Anzeichen, dass dieser onales Team von 45 Forschern unter Trend abebbt, berichtet ein internati- der Leitung von Senckenberg-Wis-

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Ökologie/Umwelt

weise auf eine Abschwächung der Trends. In Zukunft ist daher mit mehr Invasionen zu rechnen.» Diese Einschätzung ist das Resultat eines internationalen Forschungsprojektes, an dem sich 45 Wissenschaftler beteiligten. Gemeinsam erstellten sie eine Datenbank, die Angaben zum Erstfund einer gebietsfremden Art ausserhalb ihres Heimatgebiets beinhaltet. Über 45.000 dieser Erstfunde von über 16.000 Arten sind dort verzeichnet – genug Material, um die Geschichte der Neuankömmlinge in den letzten Jahrhunderten nachzuvollziehen. 37% aller Erstfunde wurden demnach in den letzten Jahrzehnten (1970-2014) registriert. Global wurden bis zu 585 neueingewanderte Arten jährlich gefunden. Das entspricht mehr als 1,5 neuen Arten pro Tag weltweit. «In vielen Fällen ist aber nicht bekannt, wann genau eine gebietsfremde Art zum ersten Mal aufgetaucht ist. Diese Zahl unterschätzt daher die tatsächliche Tragweite der Bioinvasion deutlich», erklärt Dr. Franz Essl von Universität Wien, zweiter Leiter der Studie.

Der Halsbandsittitch kommt eigentlich aus Teilen Afrikas und Asiens. Der Ziervogel hat an verschiedenen Standorten innerhalb Europas, Nordamerikas und Australien freilebende Kolonien gebildet. Foto: Tim M. Blackburn, University College London

senschaftlern und der Universität Wien im renommierten Fachjournal «Nature Communications». Den Forschern zufolge hat im Lauf der letzten zweihundert Jahre die Rate der Erstmeldungen gebietsfremder Arten stetig zugenommen. Allein zwischen 1970 und 2014 wurde ein Drittel aller jemals als gebietsfremd deklarierten Arten registriert.

Die beobachteten Trends variieren deutlich zwischen den Organismengruppen, deren Ursache ist häufig menschliches Handeln. «Wir beobachten, dass die Erstfunde bei Gefässpflanzen bereits im 19. Jahrhundert zunahmen, was vermutlich auf den damaligen Boom im Gartenbau zurückgeht. Organismen wie Insekten, Muscheln oder Algen hingegen wurden vor allem seit 1950 in zunehmendem Masse ausserhalb ihrer Heimatregion registriert. Das hängt sehr wahrscheinlich mit der Globalisierung des Handelns zusammen», so Seebens.

Jahrzehnten stetig angestiegen. «Es war jedoch bisher unklar, ob damit die Spitze des Bergs schon erreicht ist», so Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg, Biodiversität und Klima Forschungs- Der beispiellose Anstieg der Anzahl gezentrum in Frankfurt, Erstautor der bietsfremder Arten kann zu einer hohen Studie hat nun eine Antwort: «Die An- Belastung der Umwelt führen, da einzahl gebietsfremder Arten hat in den heimische Arten verdrängt und ganze letzten 200 Jahren bei allen Organis- Ökosysteme verändert werden können. mengruppen ununterbrochen zuge- Ausserdem gleichen sich pflanzliche nommen. Die Rate der Einführung ist und tierischen Artengemeinschaften Die Zahl der Arten, die durch den in vielen Fällen sogar gegenwärtig am weltweit immer mehr an, so dass regioMenschen in neue Gebiete einge- höchsten. Mit Ausnahme von Säuge- nale Unterschiede verloren gehen. Geschleppt wurden, ist in den letzten tieren und Fischen gibt es keine Hin- setze und Abkommen rund um den Glo-

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bus zielen daher darauf ab, die Ausbreitung gebietsfremder Arten einzudämmen. «Unsere Studie zeigt aber, dass diese Anstrengungen, nicht weitreichend genug waren, um mit dem Anstieg neuer Arten aufgrund der fortschreitenden Globalisierung Schritt zu halten. Es daher dringend notwendig, effektivere Massnahmen zur Eindämmung auf allen Ebenen zu implementieren», appelliert Essl.

Die Vielblättrige Lupine wurde in Europa ursprünglich als Futter und zur Zier angepflanzt und ist nun weit verbreitet. Foto: Barbara Tokarska-Guzik, Schlesische Universität Katowice

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aissez-faire reicht beim Aufforsten nicht

Hochschulkommunikation, Hochschulkommunikation Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

Überlässt man Wiederaufforstungs-Flächen von tropischen Wäldern der Natur, kann sich der Bestand gewisser gefährdeter Baumarten nicht erholen. Insbesondere gilt dies für Bäume mit grossen Früchten und deren Samen von Vögeln ausgebreitet werden, wie ETH-Wissenschaftler in einem Regenwald in Indien zeigten. Um tropische Regenwälder wiederaufzuforsten, reicht es oft nicht, Schutzzonen einzurichten und diese sich selbst zu überlassen. Vor allem Baumarten mit grossen Früchten und von Vögeln verbreiteten Samen müssen aktiv gepflanzt werden. Dies ist eine der Schlussfolgerungen einer grossangelegten Studie von Wissenschaftlern der ETH Zürich in den Westghats, dem Küstengebirge im Westen Indiens. Der dortige Regenwald ist heute stark fragmentiert. Insbesondere Ende des 20. Jahrhunderts fielen grosse Flächen einer intensiven Holznutzung und neuangelegten Kaffeeund Teeplantagen zum Opfer.

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Die Forschenden der ETH gingen zusam- Vögel weite Strecken zurücklegen, wäre men mit indischen Kollegen der Frage es möglich, dass sie zu einer raschen weitnach, wie gut sich Bäume von verbliebe- reichenden Ausbreitung des Baums beinen Regenwald-Flecken auf früher gero- tragen. dete und nun wieder bewaldete Flächen ausbreiten kann. Im Zentrum ihrer Unter- Dies ist jedoch nicht der Fall, wie die ETHsuchung stand die tropische Baumart Dy­ Forschenden nun herausfanden. Mit Mutsoxylum malabaricum, die zur Mahagoni- terschaftsuntersuchungen bei Keim­lingen Familie gehört. «Diese Regenwaldriesen und ausgewachsenen Bäumen konnten überragen die anderen Bäume und beset- sie zeigen: Die Keimlinge spriessen in alzen damit eine ökologisch wichtige Ni- ler Regel höchstens 200 Meter vom Mutsche», sagt Chris Kettle, Wissenschaftler terbaum entfernt, in vielen Fällen in nur am Institut für terrestrische Ökosysteme 40 bis 100 Meter Entfernung. «Wir gehen davon aus, dass die Nashornvögel die Sader ETH Zürich, der die Studie leitete. men relativ nah am Futterbaum wieder Die Samen fallen nicht weit hochwürgen, um nicht mit dem Magen voller schwerer Samen fliegen zu müsvom Stamm sen», sagt ETH-Doktorand Sascha Ismail, Die Samen des Baums werden vor allem Erstautor der im Fachmagazin «New Phyvon einer bestimmten Nashornvogel-Art, tologist» veröffentlichten Studie. dem Malabartoko, verbreitet. Dieser frisst die feigengrossen und fleischigen Früchte Bäume müssen aktiv und scheidet die darin enthaltenen Samen gepflanzt werden später wieder aus. Wie weit die Nashornvögel die Samen in ihrem Körper mittra- Dieses Forschungsergebnis hat Konsegen, war bisher nicht bekannt. Weil die quenzen für die Wiederaufforstung von

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Ökologie/Umwelt

lokal ausgebreitet werden, hat Kettle auch von anderen fragmentierten Tropenwäldern weltweit. «Damit Regenwald-Aufforstungsprojekte erfolgreich sind, muss man ein besonderes Augenmerk auf diese Bäume richten», so Kettle. «Will man ihre Verbreitung fördern, gibt es keinen anderen Weg, als ihre Samen zu sammeln, Baumschulen einzurichten und später die Jungbäume aktiv zu pflanzen.» Für die Mutterschaftstests waren die Forschenden in einem 216 km2 grossen Ge­ biet unterwegs (deutlich grösser als die Fläche des Schweizer Nationalparks). Sie untersuchten die DNA Eine fragmentierte Regenwaldlandschaft in den Westghats, Indien. ETH Zürich / Sascha Ismail von allen 235 dort vorkommenden ausgewachsenen Regenwäldern: «Dass die untersuchte lich», sagt Kettle. Ähnliches gelte auch Bäumen sowie von 448 Keimlingen. «Es Baumart in einem fragmentierten Le- für andere bedrohte tropische Baumar- ist dies die grösste Studie dieser Art, die bensraum alleine über die natürliche ten mit grossen Früchten und mit Sa- je in einem fragmentierten tropischen Samenausbreitung gerodete Flächen men, die von Vögeln verbreitet werden. Ökosystem durchgeführt wurde», sagt wiederbesiedelt, ist sehr unwahrschein- Denn Hinweise, dass solche Samen nur Kettle. u

Weniger Sauerstoff in allen Meeren Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Der aktuell zu beobachtende globale Wandel lässt Wassertemperaturen steigen und verändert die Ozeanzirkulation. Das sorgt unter anderem dafür, dass weniger Sauerstoff im Oberflächenwasser der Meere gelöst ist und weniger Sauerstoff in die Tiefsee gelangt – mit weitreichenden Folgen für die Organismen im Meer. In der internationalen Fachzeitschrift Nature veröffentlichen Ozeanographen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt die bisher umfassendste Analyse zum Sauerstoffverlust in den Weltmeeren und deren Ursache.

Nicht nur für an Land lebende Tiere und Pflanzen ist Sauerstoff eine existenzielle Lebensgrundlage. Auch nahezu alle Organismen im Ozean können ohne ihn nicht existieren. Doch der zu beobachtende Anstieg der Wassertemperaturen sorgt gleich in doppelter Weise für eine schlechtere Sauerstoffversorgung der Meere. Wärmeres Oberflächenwasser nimmt weniger Sauerstoff auf als kälteres Wasser. Hinzu kommt, dass es die Schichtung des Wassers stabilisiert. Das schwächt die Umwälzbewegung, so dass weniger Sauerstoff in grosse Tiefen transportiert wird. Daher sagen viele Modellrechnungen bei

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einer weltweiten Erwärmung eine Abnahme des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen voraus. Die erste globale Auswertung von historischen Messungen in vielen Meeresregionen scheint diesen Trend zu bestätigen und deutet auf erste Folgen der globalen Erwärmung hin. In dem renommierten Wissenschaftsjournal Nature veröffentlichen die Ozeanographen Dr. Sunke Schmidtko, Dr. Lothar Stramma und Prof. Dr. Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel jetzt die bisher umfassendste Studie zum globalen Sauer-

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Ökologie/Umwelt

stoffgehalt in den Weltmeeren. Sie zeigt, dass er in den vergangenen 50 Jahren um mehr als zwei Prozent abgenommen hat. «Da insbesondere grosse Fische Gebiete mit geringem Sauerstoffgehalt meiden beziehungsweise dort nicht überleben, können diese Veränderungen weitrei­ chende biologische Folgen haben», sagt Dr. Schmidtko, der Erstautor der Studie. Die Forschergruppe nutzte für ihre Arbeit alle weltweit vorhandenen Sauerstoffdaten, ergänzte sie mit aktuellen Messungen und verfeinerten die Interpolationsverfahren, um die Entwicklung des Sauerstoffgehalts in den Ozeanen über ein halbes Jahrhundert hinweg genauer zu rekonstruieren. In einzelnen Gebieten konnte schon vorher mit Beobachtungsdaten nachgewiesen werden, dass in den oberen Wasserschichten weniger Sauerstoff zur Verfügung steht als noch vor einigen Jahrzehnten. «Für den gesamten Ozean war dieser Nachweis aber schwie­ riger, da viel weniger Sauerstoff-Messda­ ten aus entlegenen Regionen und aus dem tiefen Ozean existieren», erklärt Dr. Schmidtko, «wir konnten jetzt zum ersten Mal die Sauerstoffverteilung und deren Änderung im gesamten Weltozean dokumentieren – das ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Prognosen für den Ozean der Zukunft zu verbessern». Die Studie zeigt auch, dass mit Ausnahme von einigen wenigen Regionen der

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Sauerstoffgehalt im Untersuchungszeitraum überall im Ozean abnahm. Den grössten Verlust konnten die Ozeanographen im Nordpazifik ausmachen. «Während die gerin­ ge Sauerstoffabnah­ me in der Atmosphä­ re zurzeit als unkri­ tisch angesehen wird, kann die Sauerstoff­ abnahme im Ozean wegen der ungleich­ Ein Kranzwasserschöpfer wird vom Forschungsschiff METEOR mässigen Verteilung aus ins Wasser gelassen. Die Autoren der aktuellen Studie haben durchaus weitrei­ hundertausende Sauerstoffmessungen weltweit ausgewertet. chende Konsequenz­ Foto: Martin Visbeck, GEOMAR en haben. In fischrechen küstennahen Gebieten wären diese Die vorgestellten Messergebnisse sind ein Konsequenzen ökologisch, aber auch wichtiges Ergebnis für die laufenden Arwirtschaftlich zu spüren», betont der Ko- beiten im Sonderforschungsbereich «Kli­ ma – biogeochemische Wechselwirkungen autor Dr. Lothar Stramma. im tropischen Ozean», den die Deutsche «Mit Messungen alleine können wir aller­ Forschungsgemeinschaft an der Kieler dings nicht sämtliche Ursachen erklä­ Christian-Albrechts-Universität und am ren», räumt Koautor Professor Martin GEOMAR fördert. Dies soll helfen, das Visbeck ein, «auch natürliche Prozesse, Wechselspiel von Klima und Biogeochedie auf Zeitskalen von einigen Jahrzehn­ mie des tropischen Ozeans besser zu verten auftreten, könnten an der beobachte­ stehen. «Vier Expeditionen mit dem deut­ ten Abnahme mit Schuld sein.» Aller- schen Forschungsschiff METEOR wid­ dings, so der Ozeanograph weiter, sei men sich ab Anfang März der tropischen das Ergebnis konsistent mit den meisten Sauerstoffminimumzone im Ostpazifik Modellrechnungen, die aufgrund höhe- vor Peru. Dabei werden wir weitere Da­ rer Kohlendioxid-Konzentrationen und ten zur regionalen Entwicklung gewin­ den damit verbundenen höheren Tempe- nen, die uns auch helfen, die globalen raturen im Ozean und der Atmosphäre Trends besser zu verstehen», betont Dr. eine weitere Abnahme des Sauerstoffs in Stramma, der Expeditionskoordinator für den SFB ist. u den Meeren prognostizieren.

enn dem Meeresboden der Atem stockt: Zeitweiliger Sauerstoffmangel hat jahrzehntelang Auswirkungen

Dr. Fanni Aspetsberger, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie Periodische Schwankungen im Sauerstoffgehalt des Bodenwassers können den Kohlenstoffspeicher im Meeresboden und seine Bewohner auf Jahrzehnte verändern. Das zeigt eine neue Untersuchung im Schwarzen Meer, die nun in der Fachzeitschrift Science Advances erscheint. Die Ergebnisse sind besonders bedeutsam, da Sauerstoff in immer grösseren Bereichen der Meere Mangelware ist.

Der Meeresboden spielt eine Schlüsselrolle in den weltweiten Stoffkreisläufen. Die Organismen, die dort leben, verzehren und verarbeiten herabsinkendes organisches Material. Ein kleiner Teil des

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eintreffenden Materials wird üblicherweise im Boden vergraben. Der Grossteil wird von den Bodenbewohnern remineralisiert, also abgebaut und in seine Bestandteile zerlegt, und steht da-

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nach dem Ökosystem für neue Biomasseproduktion zur Verfügung. So beeinflusst das Schicksal dieses Materials am Meeresboden massgeblich die weltweiten Kohlenstoff- und Nährstoffzyklen


zuvollziehen. Deswegen untersuchte das internationale Forscherteam im Rahmen des EU FP7 Projektes HYPOX mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian das SchwarTauchboot JAGO nimmt Sedimentkerne am Meeresboden. Sauerstoff ze Meer, dringt nur bis knapp unter die Oberfläche ein, die schwarzen und grauen das grösste Schichten sind sauerstofffrei. JAGO-Team, Bild GEOMAR Kiel natürliche sauerstoffund in der Folge die Produktivität der freie Gewässer der Welt. Dort gibt es Meere und unser Klima. durch eine besonders stabile Schichtung des Meeres eine natürliche AbnahKurzer Mangel, lange Wirkung me des Sauerstoffs im Bodenwasser, vom gut durchlüfteten Flachwasser über Welche Organismen am Meeresboden le- Gebiete mit variablen Sauerstoffbedinben und wie aktiv sie sind, hängt mass- gungen bis ins sauerstofffreie Tiefengeblich davon ab, wie viel Sauerstoff im wasser unterhalb von etwa 160 m WasMeeresboden verfügbar ist. Inwieweit auch sertiefe. «Wir nutzten den Meeresboden kurzfristige Schwankungen des Sauerstoff­ im Schwarzen Meer wie ein natürliches gehalts die Remineralisierung – und da- Labor. Dort lässt sich untersuchen, was mit die Menge an Kohlenstoff, die vergra- vielen Bereichen der Weltmeere bevor­ ben wird – verändern, war lange unklar. stehen könnte», erklärt Jessen. Die nun vorliegende Studie einer internationalen Forschergruppe um Gerd­hard «Sauerstoffarme Zonen in den Ozeanen Jessen vom Max-Planck-Institut für Mari- nehmen durch menschliche Nährstoff­ ne Mikrobiologie zeigt: Sinkende Sauer- einträge und Ozeanerwärmung immer stoffwerte im Bodenwasser beeinflussen weiter zu», erläutert Antje Boetius, Leiden Kohlenstoffspeicher im Meeresboden terin der HGF MPG Brückengruppe für früher und über grössere Flächen als bis- Tiefsee-Ökologie und -Technologie und her angenommen, und das über Jahr- Leiterin der Stuzehnte hinweg. Wird der Sauerstoff am die. «Deswegen Meeresboden knapp, so wird deutlich we­ ist es besonders niger organisches Material abgebaut und wichtig, zu verste­ deutlich mehr vergraben. Und was ein- hen und zu mes­ mal vergraben ist, bleibt auch lange im sen, was Sauer­ Untergrund. «Um die Hälfte mehr Materi­ stoffarmut für das al verbleibt im Boden, wenn der Sauer­ Leben im Meer stoff im Bodenwasser immer mal wieder und die grossen knapp wird», so Jessen. «Sogar für die biogeochemischen Tiere leckere Häppchen wie frisch abge­ Kreisläufe bedeu­ sunkenes Algenmaterial, das eigentlich tet.» leicht umzusetzen ist, bleibt dann jahr­ Veränderte zehntelang ungenutzt.»

Ökologie/Umwelt

ke Auswirkungen? «Der Sauerstoffman­ gel verändert die Bewohner des Meeres­ bodens», so Boetius. Vor allem grosse Tiere wie Würmer und Muscheln brauchen Sauerstoff zum Leben. Diese Tiere durchwühlen das Sediment auf der Suche nach Nahrung und beim Anlegen von Wohnbauten und mischen dabei auch Nahrung und Sauerstoff für kleinere Meeresbodenbewohner unter. «Wird der Sauerstoff knapp, verschwinden die Tiere. Die im Meeresboden lebenden Bakterien sind dann quasi allein für die Umsetzung des organischen Materials, die Remineralisierung, verantwortlich.» Doch sie sind dabei dann sehr langsam. So kommt es, dass bei weniger Sauerstoff im Bodenwasser mehr organisches Material vergraben wird. Anaerobe Mikroorganismen, die ohne Sauerstoff beispielsweise durch Fermentation oder Sulfatreduktion ihre Energie gewinnen, übernehmen das Ruder. Sie produzieren dann den giftigen Schwefelwasserstoff, der den Abbau weiter verlangsamt. «Vom Schwarzen Meer können wir viel lernen», sagt Boetius, «denn dort kann man die Auswirkungen von Sauerstoff­ man­gel auf das Ökosystem Meer und seine Bedeutung auch für uns Menschen besonders gut erforschen. Solche Unter­ suchungen sind angesichts des globalen Wandels unverzichtbar, um mögliche Alarm­signale aus den Ozeanen rechtzei­ tig zu erkennen.» u

Besiedelung Das Schwarze Meer als natürliches Labor

Wieso haben die zeitweiligen AtemIm Labor sind solche langfristigen und probleme des Mee­ komplexen Prozesse nur schwer nach- resbodens so star-

Mit Hilfe eines Multicorers sammelten Jessen und seine Kollegen Sedimentkerne, anhand derer sie detaillierte Untersuchungen der Zusammensetzung und Besiedlung des Meeresbodens durchführen konnten. Bild Ryan North, Eawag

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Eva Rosenfelder

Die Seelenwelt der Pflanzen Eine Entdeckungsreise Pflanzen sind viel mehr als nur der Strauss in der Vase oder das Gemüse auf dem Teller. Immer mehr Menschen erleben sie heute als eigenständige Wesen, und beginnen ihre reiche Seelenwelt zu verstehen. «Schenken wir den Pflanzen unsere Zeit und ehrliche Aufmerksamkeit, so leiten sie selbst uns bereitwillig an und führen uns sanft in ihre Welt», sagt Eva Rosenfelder «Sie holen uns ab, wo immer wir sind, in unserer ganz individuellen Lebenswelt.» In der

Begegnung mit «Pflanzen- und Ursula Bühler teilt ihr Weisen» kommt die Autorin Wissen, wie Pflanzen in Fülle dem Wesen unserer grünen im Topf erblühen. Wolf-DieMitgeschöpfe auf die Spur. ter Storl, die «Ikone» der Sie zeigt, wie diese «Seelen- Pflanzen-Weisen, spricht gärtner» mit den Pflanzen in über seine tiefe Verbundeneine lebendige Beziehung heit zu Natur und Pflanzen, treten, alltäglich umgehen, während dem WildkräuterEva Roisenfelder ©Rolf Bachmann und wie sie mit den Pflanzen Sammelweib Gisula Tschartiefe Freundschaften schlie- ner besonders die «Un»ssen. Kräuter am Herzen liegen, kräutern, ihre Mutter hegte aus denen sie wilde Köstlich- einen Familiengarten. Nach einem Grundstudium in PsyEva Rosenfelder trifft neun keiten zaubert. chologie lebte sie mehrere Menschen, die uns Pflanzen aus unterschiedlichen Pers- Alle Seelengärtner stellen ih- Jahre mit Kind und Kegel ein pektiven sehen lassen und re «Seelenpflanzen» vor, de- fahrendes Leben, führte ein uns einen neuen Zugang zu nen sie sich besonders ver- Geschäft mit Zubehör für diesen sensiblen grünen We- bunden fühlen oder deren Ei- Schamanismus und Volkssen eröffnen: Den Gärtner genschaften sie schätzen. heilkunst und bildete sich u.a. Tilman Schlosser, der sie Diese Seelengärtner begleiten in Pflanzenheilkunde, Aro­ma­ durch seine Kräutergärtnerei uns auf einer Wanderung durch therapie und Schamanismus führt, den Fotografen Frank den natürlichen Jahreslauf. Ge- weiter. Seit knapp 20 Jahren Brunke, in dessen Bildern lingt es uns, den Stimmen der schreibt sie zu den Themen sich das Wesen der Pflanzen Pflanzen zu lauschen, erhalten Natur, Psychologie und Spiriwiderspiegelt, die Heilerin wir mit etwas Glück sogar den tualität. Ihr Anliegen ist es, Regula Mathies, die durch Schlüssel zum Tor eines Para- mit dem Herzen der Naturihre Gabe mit den Pflanzen diesgartens: dem Garten unse- Sprache zu lauschen und diein Kontakt treten kann oder rer eigenen Seele. Rezepte (z.B. se in ihre Texte einfliessen zu den Naturarzt und Bergfüh- Sonnen- und Mond-Kräuter- lassen. Eva Rosenfelder lebt rer Jürg Reinhard, der über wasser, Persönliche Seelen- mit ihrer Familie und vielen die Verbindung der Pflanzen blütenessenzen) und Inspira- Tieren und Pflanzen in Winmit dem Kosmos spricht. Die tionen (Heilpflanzen visuali- terthur. Künstlerin Agnes Barmettler sieren) runden das Buch ab. Geb., 256 Seiten, vierfarbige erzählt, wie ihre Pflanzenlabyrinthe die Menschen ver- Eva Rosenfelder wurde die Fotos, CHF 22,90/€ 17,00 (D), binden, die Klangheilerin Or- Liebe zu Pflanzen in die Wie- 17,50 (A), ISBN 978-3-424na Ralston kann die Melodie ge gelegt: Ihr Vater beschäf- 63132-6, Kailash – Erscheint u der Pflanzen wahrnehmen tigte sich als Drogist mit Heil- am 3. April 2017

Regionale Produkte, orientalische Rezepte

Haya Molcho

Hayas Küche

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Haya Molcho gibt in ihrem neuen Buch neben tollen Rezepten Einblicke in ihre täg­ liche (kulinarische) Inspiration: Sie besucht Lieferanten und Hersteller und verarbeitet deren gute Produkte in Gerichten, die orientalisch inspiriert, aber mit regionalen und saisonalen Produk­ ten«gefeiert» werden. Über 65 neue Rezepte spiegeln die

Kreativität und Leidenschaft von Haya Molcho wider – freu­en Sie sich­ auf eine kulinarische Reise zwischen Orient und Okzident! Haya Molcho, Jahrgang 1955, wurde in Tel Aviv geboren. Ihre erste Lebenshälfte war geprägt von Wohnortswechseln und vom Reisen. Im Alter von neun Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Bremen, wo sie nach dem Abitur Psychologie studierte. 1978

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heiratete sie den Pantomimen Samy Molcho und liess sich mit ihm in Wien nieder. Während der ersten sieben Ehejahre begleitete sie ihn auf all seinen Tourneen und lernte so die Küchen der Welt kennen. Unterbrochen wurden ih­ re kulinarischen Expeditionen, denen sie oft mit Kochkursen vor Ort den Edelschliff verpasste, durch die Geburten ih­ rer vier Söhne. Im März 2009 eröffnete sie am Wiener Nasch­ markt ihr erstes Lokal NENI


Und warum müssen mehr als 700 Millionen Frauen hungern, und die, die im Überfluss leben, kämpfen mit Fett­ sucht und Depressionen? …

Gillian Anderson, Jennifer Nadel

Wir Ein Manifest für Frauen, die mehr vom Leben wollen

Doch statt sich zusammenzutun, stehen Frauen oft isoliert und wenden sich im ständigen Wettkampf und Egoismus gegeneinander. Oft versuchen Frauen, ihr Leben mit einem positiven Glanz zu ver­sehen und die gewaltige Kluft zu verbergen, die sich zwischen dem äusseren Schein und den inneren Gefühlen auftut. WIR ist eine Bewegung, die Veränderung herbeiführen will, ein Manifest für eine stille, weibliche Revolution, für eine bewusste Kehrtwende.

zeichnungen. Darüber hin- Die Ökotrophologin Beate aus ist sie Produzentin, Auto- Löffler hat 111 Geniesserrezep­ rin und äussert sich als Akti- te zusammengetragen, die da­ visten regelmässig zu The- bei helfen, Beschwerden wie men wie Feminismus, Klima- Blähungen und Völlegefühl wandel und Menschenhan- in den Griff zu bekommen. del. Gillian Anderson lebt mit Wer so kocht, kann aktiv verihren drei Kindern in London. hindern, dass Reizdarm oder Durchfall chronisch werden. Jennifer Nadel war Anwältin, Die einfachen Ernährungsrebevor sie Schriftstellerin, Jour­ geln tragen optimal zu einer nalistin und Aktivistin wurde. guten Verdauung bei. Die ReSie ist eine der angesehensten zepte kombinieren Elemente englischen Fernsehkorrespon- der leichten Vollkost mit baldentinnen und hat für BBC, laststoffreicher Vollwerternäh­ ITV und Channel 4 News ge- rung. Der schöne Nebenefarbeitet. Ihr Buch über häusli- fekt: Betroffene erreichen zuche Gewalt wurde für die BBC sätzlich eine Stärkung der verfilmt. 2015 kandidierte sie Darmflora und sind widerfür die englischen Grünen bei standfähiger gegen Infektioden Parlamentswahlen. Sie ist nen und Erkältungen. Mutter von drei Söhnen und Auf den Punkt lebt in London.

Wieso sind so viele Frauen WIR fordert jede Frau auf, die • Bewährtes Ernährungskonimmer noch in Selbstkritik, Veränderung zu sein und die zept: Die Kombination ausAbhängigkeit und selbstver- Reise vom Ich zum Wir anzuleichter Vollkost und balletzendem Verhalten gefan- treten. Dabei verbindet WIR laststoffreicher Ernährung gen? Spiritualität, Politik und Psyfür eine reibungslose Verchologie. dauung Warum schiesst die Kurve Die beiden Autorinnen Jennider Ängste, Depressionen Der Ausgangspunkt sind neun • Einfache Ernährungsregeln, fer Nadel (li) und Gillian Anderson (re). © Jai Stokes und Selbstverletzungen bei Prinzipien für ein neues Hanwie man die häufigsten VerFrauen in die Höhe? deln und Denken, mit denen dauungsstörungen in den ein Gegenstück zu unserer ich- Paperback, Klappenbroschur, Griff bekommt Wieso ist wirkliche Gleichbe- bezogenen Kultur erschaf­fen 400 Seiten, CHF 24,50 / € rechtigung noch immer ein und negative Verhaltensmus- 17,99 (D), 18,50 (A) ISBN 978- • Individuell: Zu jedem ReWunschtraum? zept gibt es eine Info, für ter durch eine positive, friedli- 3-7787-9265-0 Verlag: Inte­ u welche Darmbeschwerden che und bewusste Lebenswei- gral es besonders geeignet ist se ersetzt werden sol­len. (von den Vornamen ihrer Söh­ ne Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan), später kamen das Tel Aviv Beach und die NENIKochschu­le dazu. Erfolgreiche NENI-Restaurants als Franchise gibt es in Zürich, Berlin und Hamburg, weitere sind in Planung. Geb., Pappband, 192 Seiten, ca. 120 Farbfotos, CHF 42,90 / € 29,99 (D), 29,99 (A), ISBN 978-3-517-09424-3, Südwest Verlag u

Diese neun Prinzipien sind: Aufrichtigkeit – Akzeptanz – Mut – Vertrauen – Demut – Frieden – Liebe– Freude – Güte und werden im Buch konkret erläutert. Gillian Anderson, geboren in Chicago, ist eine preisgekrönte Film-, TV- und Theaterschauspielerin. Für ihre Rolle als FBI Special Agent Dana Scully in der Serie Akte X erhielt sie weltweite Anerkennung und zahlreiche Aus­

Beate Löffler

111 Geniesser­ rezepte für Magen und Darm Sanfte Schonkost bei Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung und Sodbrennen Einfach, schnell, effektiv – und dabei vollwertig, schonend und lecker.

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• Harte Fakten: Kalorien, Eiweiss, Fett, Kohlenhydrate und Ballaststoffe pro Portion angegeben Beate Löffler ist Diplom-Ökotrophologin und seit über 30 Jahren in ihrem Beruf tätig. 2013 eröffnete sie das Gesundheitsinstitut Wellaris, in dem sie zusammen mit einer Naturheilpraktikerin, einem Ernährungsmediziner, einem Sportwissenschaftler und einer Heilpraktikerin für Psychotherapie Gesundheitsbe­ra­ tungen im ganzheitlichen Sinne anbietet. In ihrem 100 Quadratmeter grossen Kochstudio führt sie ausserdem regelmässig Ernährungskurse durch. Broschur, ca. 144 S., ca. 90 Abbildungen, CHF 28,90 / € 19,99 (D), 20.60 (A), ISBN 9783-89993-944-6, Humboldt u

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Die Untersuchungsergebnisse nen Genpool der Menschheit verwiesen auf den Ursprung geben soll, der aus meditie­ Das Dritte Auge der Menschheit in Tibet. Seine renden Vertretern früherer Analyse der auf den tibeti- Zivilisationen und auch unse­ und der Ursprung schen Tempeln dargestellten rer gebildet wird, die teilwei­ der Menschheit Augen, die Rekonstruktion des se seit Millionen von Jahren Spektakuläre Erkenntnisse dazugehörigen Antlitzes – auf im sogenannten Samâdhi-Zu­ zur Herkunft unserer Zivilidem Cover zu sehen – und die stand verharren. Versteckt in sation Suche nach dem «Besitzer» unterirdischen Höhlen und dieser Augen brachten ihn im geschützt durch eine auf die Viele für die Menschheit be- Rahmen einer internationalen Psyche wirkende Energie, ha­ deutende Ereignisse und Er- Himâlaya-Expedition mit Wis- ben nur wenige Auserwählte findungen begannen mit ei- senschaftlern und religiösen Zugang. Muldashev konnte ner Zufallsentdeckung. Ein Wür­denträgern in Indien, Ne- sich selbst überzeugen und solcher Zufall inspirierte auch pal und Tibet zusammen. berichtet darüber. Ausser­ den renommierten russischen dem erfuhr er bei Gesprä­ Augenchirurgen Ernst Mulda- Die Ergebnisse der systema- chen mit Geistlichen, dass shev zu Untersuchungen und tischen Spurensuche vermit- unsere heutige Zivilisation Forschungen, die ihn über die telt dieses authentische Werk, mit einer Art Fluch belegt Schematisierung des mensch- das das herkömmliche Bild sein soll, der uns vom höchs­ lichen Auges und eine neuar- der Menschheitsentwicklung ten (göttlichen) Bewusstsein tige Betrachtung der Augen- ins Wanken geraten lässt. Es trennt. Der Grund ist, dass geometrie zur Klassifizierung erklärt die Migrationswege wir uns diesmal selbst ver­ und Herkunft der heutigen der Menschheit, ihre Ab- wirklichen sollen. Frühere Zi­ menschlichen Rassen führte – stammung von den Lemu- vilisationen hingegen hatten mit enormen Folgen. rern und Atlantern und wie noch einen direkten Zugang, meditierende Vertreter frü- was sie in jeder Hinsicht weit herer Zivilisationen und un- fortgeschrittener machte, als serer einen Genpool bilden, wir es heute sind.» der das gesammelte Menschheitswissen bewahrt und zu- Der Autor gänglich erhält. Prof. Dr. med. Ernst MuldaDavid Icke schreibt über die- shev, ein Wissenschaftler von Weltrang, wurde 1948 in Serses Buch: menevo geboren, einem klei«Der Autor ist ein Augenchir­ nen Ort in Baschkortostan, urg aus Russland und schil­ einer russischen Republik am dert seine Erkenntnisse zum Ostrand Europas, westlich Ursprung der Menschheit. des Uralgebirges. Er ist DiAnfangs ging es ihm nur dar­ rektor des Gesamtrussischen um, anhand der Augengeo­ Zentrums für Augenheilkunmetrie ein neues Diagnose­ de und Plastische Chirurgie verfahren zu entwickeln. Da­ in Ufa, Mitglied der Internatibei stiess er auf übereinstim­ onalen Akademie der Wismende Merkmale innerhalb senschaften, der Amerikaniverschiedener Rassen, was schen Akademie für Augenihn im weiteren Verlauf sei­ heilkunde sowie weiterer ner Forschungen zum Ur­ wissenschaftlicher Gremien. sprung der Menschheit führ­ Bekanntheit erlangte er vor te. Diesen sieht Muldashev in allem als Erfinder des chirurTibet, was er bei verschiede­ gischen Biomaterials Allonen Reisen in die Region be­ plant, mit dessen Hilfe es stätigt findet. Viel aufregen­ möglich wurde, bis dahin der finde ich allerdings die hoffnungslos erscheinende Information, dass es hier ei­ Augenerkrankungen zu heiErnst Muldashew

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Prof. Dr. med. Ernst Muldashev

len. Die Erfindung von Alloplant eröffnete der regenerativen Chirurgie durch Züchtung körpereigenen Gewebes neue Möglichkeiten. Mit seinem Team entwickelte er 58 Arten davon zur Anwendungsreife und erarbeitete über 70 prinzipiell neue Augen- und plastische Opera­ tionsverfahren. Prof. Muldashev veröffentlichte über 500 wissenschaftliche Arbeiten und ist Inhaber von 64 Patenten. Vorlesungen und Demonstrationsoperationen führten ihn in über 50 Länder. Jährlich führt er bis zu 400 komplizierte Operationen durch. Sein Interesse an der Herkunft der Menschheit leitet sich von seinen Forschungen in der Augenchirurgie ab. Als Universalgelehrter befasste er sich dabei mit dem medizinischen Problem der menschlichen Energien auch in philosophischer und fachübergreifender Hinsicht, was ihn – durch Laborbefunde und ausgedehnte Asienreisen – zu Erkenntnissen führte, die in Russland bereits in neue Heilmethoden und Therpieformen eingeflossen sind. Muldashev verfügt über eine originelle Denkweise und

komplizierte Operationen duen aller Rassen der Welt durch, und ich bin darin aus­ fotografiert hatten, das «mit­ gebildet, die Resultate wis­ telstatistische Auge» berech­ senschaftlicher Forschungen nen konnten, und es stellte nach eindeutigen und kon­ sich heraus, dass es die Au­ kreten Parametern einzu­ gen der tibetischen Rasse wa­ schätzen: Sehschärfe, Ab­ ren. messungen des Gesichts und dergleichen mehr. Darüber Danach war es uns durch den Vergleich hinaus bin ich das Produkt ei­ mathematischen nes kommunistischen Landes der Augen anderer Rassen und wurde, ob es mir gefällt mit denen des statistischen oder nicht, mit atheistischer Durchschnitts möglich, die Propaganda und dem Lenin- Migrationswege der Mensch­ Kult grossgezogen – obwohl heit aus Tibet heraus zu be­ ich nie wirklich an die Ideale stimmen. Zu unserer Überra­ des Kommunismus geglaubt schung entsprachen die Be­ habe –, und ich habe nie Reli­ funde den historischen Fak­ gion studiert. Deshalb hätte ten. Dann erfuhren wir, dass ich mir auch niemals vorstel­ jeder Tempel in Tibet und Ne­ len können, dass ich eines Ta­ pal die Besucher mit der Dar­ ges, aus wissenschaftlicher stellung eines riesigen und Perspektive, eine Studie ungewöhnlichen Augenpaars durchführen würde, bei der begrüsst. Als wir diese Dar­ Die AMRA-Ausgabe enthält es um Fragen geht wie die Er­ stellung einer mathemati­ zusätzlich zur klassischen schaffung der Welt, den Ur­ schen Analyse nach den Prin­ deutschen Ausgabe ein Vor- sprung der Menschheit und zipien der Augengeometrie wort von Muldashev, eine das philosophische Konzept unterzogen, gelang es uns, Vorrede seines Kollegen Prof. der Religion. das äussere Erscheinungsbild R. T. Nigmatullin sowie 28 des Wesens zu bestimmen, weitere Fotos. Freuen Sie Es begann alles mit einer ver­ dem diese Augen gehörten – sich auf die durchgesehene meintlich ganz einfachen und das stellte sich als wahr­ und ergänzte Ausgabe dieses Frage: Warum schauen wir haft seltsam heraus. wichtigen Grundlagenwerks! einander in die Augen? Die Frage interessierte mich als «Wer war das?», fragte ich Leseprobe – Vorwort Augenarzt, und schon bald, mich. Ich begann die östliche nachdem ich mit meinen For­ Literatur zu studieren und Ich bin ein typischer Wissen­ schungen begonnen hatte, konnte nichts Derartiges fin­ schaftler, und mein ganzes entwickelte mein Team ein den. Und so hätte ich mir nie Berufsleben war dem Studi­ Computerprogramm, mit dem träumen lassen, welchen um des Aufbaus und der Bio­ es möglich wurde, die geo­ überwältigenden Eindruck un­ chemie des menschlichen metrischen Parameter des Au­ ser «Porträt» dieses eigenar­ Gewebes gewidmet und sei­ ges zu analysieren. Wir nann­ tigen Wesens, das ich in Indi­ ner anschliessenden Verwen­ ten diesen Forschungsbe­ en, Nepal und Tibet ständig dung als Transplantationsma­ reich «Augengeometrie», und bei mir trug, auf Lamas und terial für Augen und in der es war uns möglich, viele Svâmin haben würde. plastischen Chirurgie. Ich wertvolle Einsatzmöglichkei­ neige nicht zum Philosophie­ ten für diese neue For­ Kaum sahen sie das Bild, rie­ ren und habe wenig Geduld schungsrichtung zu identifi­ fen sie aus: «Das ist Er!» Ich mit Menschen, die sich zu an­ zieren – etwa in Bezug auf hatte damals noch keine Ah­ dersweltlichen Phänomenen Personenerkennung, die eth­ nung, dass dieses Porträt uns wie aussersinnlicher Wahr­ nische Identifikation und Di­ als Leitfaden zur hypotheti­ nehmung, Hexerei und sons­ agnose psychischer Krank­ schen Entdeckung des gröss­ tigen Merkwürdigkeiten hin­ heiten. Aber der bei Weitem ten Geheimnisses der Mensch­ gezogen fühlen. Jedes Jahr interessanteste Befund war, heit dienen würde: des führe ich 300 bis 400 sehr dass wir, nachdem wir Indivi­ menschlichen Genpools.

versteht es, komplizierte wissenschaftliche Sachverhalte leicht verständlich darzulegen. Sein Buch «Das Dritte Auge und der Ursprung der Menschheit», in dem er seine bahnbrechenden Erkenntnisse zur Menschheitsentwicklung mitteilt, erlebte in Russland binnen zwei Jahren nach seiner Erstveröffentlichung 1999 neun Auflagen und wurde nach der deutschen Erstausgabe im Jahr 2001 hierzulande schnell zu einem Geheimtipp. Nachdem es fast fünfzehn Jahre vergriffen war und zu horrenden Preisen gehandelt wurde, liegt es jetzt endlich in einer sorgfältig überarbeiteten Ausgabe im AMRA Verlag wieder auf Deutsch vor.

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Für mich ist Logik die Höchs­ kann es nicht genau sagen, denen es möglich gewesen etwas beende, bei dem es sich te aller Wissenschaften. Im aber ich glaube, das «Er» ein war, das Prinzip des «So’ auf den ersten Blick um so Laufe meiner gesamten wis­ Mensch aus Shambhala ist. Ham» zu transzendieren und einfache und natürliche Kon­ senschaftlichen Karriere ha­ in das Allgemeine Informati­ zepte wie Güte, Liebe und be ich mich bei der Entwick­ Obwohl ich ein rationaler Wis­ onsfeld einzutreten, in das das Böse handelt. Doch erst lung neuer Operationstech­ senschaftler und Chirurg bin, Wissen der Anderen Welt nach Abschluss dieser Analy­ niken und neuer Transplanta­ glaube ich inzwischen vorbe­ oder des Jenseits, wie wir es se begriff ich endlich, warum te stets der Logik bedient. haltlos an die Existenz eines auch nennen. alle Religionen der Welt aus­ Auch in diesem Fall beschloss menschlichen Genpools. Lo­ nahmslos von der Bedeutung ich, als wir – die Zeichnung gik und wissenschaftliche Dieses Buch besteht aus vier der Güte und Liebe sprechen. dieses seltsamen Wesens in Fakten haben mich zu dieser Teilen. In Teil I lege ich kurz Erst nach dieser Analyse be­ geführt. die Logik unserer Forschun­ gann ich die Religion zu ach­ Händen – zu unserer wissen­ Schlussfolgerung schaftlichen Trans-Himâlaja- Gleichzeitig begriff ich, dass gen dar, wobei ich mit der ten und aufrichtig an Gott zu Expedition aufbrachen, mei­ unsere Neugier nicht viel wert Frage «Warum schauen wir glauben. nem üblichen logischen An­ war und wir lediglich dazu ge­ einander in die Augen?» be­ satz zu folgen. Mittels der Lo­ bracht worden waren, die Tür ginne und mit einer Analyse Möglicherweise habe ich gik konnten wir aus der Viel­ zu einem grossen Mysterium des auf den tibetischen Tem­ mich in Manchem, was ich zahl von Aussagen, die La­ einen Spalt weit zu öffnen; es peln abgebildeten menschli­ geschrieben habe, getäuscht – aber bei Anderem hatte ich mas, Gurus und Svâmin uns war unwahrscheinlich, dass chen Gesichts ende. sicherlich Recht. Meine gegenüber trafen, sowie aus es uns möglich sein würde, literarischen und religiösen diese «konservierten» Indivi­ Teil II und Teil III des Buchs Freunde und Kollegen, die Quellen eine schlüssige Ar­ duen in naher Zukunft zu be­ ist dem Faktenmaterial ge­ mich auf der Expedition be­ gumentation erstellen. Diese rühren oder zu fotografieren. widmet, das wir während un­ gleiteten (Valerii Lobankov, Argumentation brachte uns Wer sind wir denn? Im Ver­ serer Expedition durch Ge­ Valentina Iakovleva, Sergei nach und nach zu der Er­ gleich mit den Lemurern, die spräche mit Lamas, Gurus Seliverstov, Olga Ishmitova, kenntnis, dass ein System die grösste Zivilisation auf Er­ und Svâmin gesammelt ha­ Vener Gafarov), waren oft existierte, das in Form von In­ den errichtet haben und den ben. In diesen Kapiteln erlau­ nicht meiner Meinung, argu­ dividuen unterschiedlicher Genpool gründeten, sind wir be ich mir Abschweifungen, mentierten mit mir und korri­ Rassen, die unter Zuhilfenah­ immer noch irrationale Kinder. um literarische Quellen wie gierten mich. Auch die aus­ me von Samâdhi «konser­ Für den Fall einer globalen Madame Blavatskys «Die Ge­ ländischen Teilnehmer an un­ viert» wurden und tief unter Katastrophe oder der gegen­ heimlehre» zu analysieren serer Expedition – Sheskand der Erdoberfläche leben, den seitigen Auslöschung aller Zi­ und Fragen zu beantworten Ariel, Kiram Buddhaacharai Fortbestand des Lebens auf vilisationen auf der Erde den wie «Wer war Buddha?» und (Nepal), Dr. Pasricha (Indien) unserer Welt gewährleistete – Genpool zu bewachen, die «Welche Zivilisationen gab es – waren uns eine grosse Hilfe. Sie trugen alle zu unserem einen menschlichen Genpool. Stammväter der Menschheit, früher schon auf der Erde?». gemeinsamen Projekt bei, Es gelang uns sogar, eine ih­ ist eine zu grosse Mission. Am Komplexesten ist der letz­ und ich möchte ihnen dan­ rer Höhlen zu finden und von sogenannten besonderen Zusätzlich dazu gelang es te Teil des Buchs, der aus ei­ ken. Mein herzliches Danke­ Menschen, welche die Höhle uns, die Bedeutung des Wor­ ner philosophischen Betrach­ schön erstreckt sich auch auf einmal im Monat besuchten, tes «Amen» zu verstehen, mit tung der gesammelten Fak­ Marat Fatkhlislamov und dem wir unsere Gebete ab­ ten beruht. In diesem Teil IV Anas Zaripov, die mich bei Beweise zu erhalten. schliessen. Dieses Wort ergab wird die Leserin oder der Le­ der Niederschrift des vorlie­ Auf welche Weise hat unsere sich aus der sogenannten ser viele eigenartige Ideen genden Buches mit der ein­ Zeichnung dabei geholfen? letzten Botschaft «So’Ham». über den Genpool der schlägigen Literatur versorg­ Wie sich herausstellte, hatten Es stellte sich heraus, dass Menschheit finden, aber ten und mir halfen, sie zu besondere Menschen unter unsere Zivilisation – die fünf­ auch über die Mysterien des analysieren. der Erdoberfläche bereits In­ te – als Konsequenz daraus, Shambhala und von Agartha, dividuen mit einem unge­ dass wir uns selbst entwi­ die zunehmende Verwilde­ Ich spüre, dass dies erst der wöhnlichen Aussehen ent­ ckeln müssen, nicht auf das rung des Menschen sowie Anfang war. deckt – und sie suchten sie Wissen der Anderen Welt zu­ über die Rolle, die Güte, Lie­ immer wieder auf. Und dar­ greifen kann. Es ist für uns be und das Böse im Leben Die Forschungen gehen wei­ ter. unter befand sich auch ein «blockiert». Danach begriff des Menschen spielen. Wesen, das dem Individuum ich allmählich den Ursprung auf unserer Zeichnung glich. des Wissens der Eingeweih­ Ehrlich gesagt hat es mich Geb., 432 Seiten, CHF 35,90 / Sie nennen dieses Wesen ten, wie Nostradamus, Ma­ selbst überrascht, dass ich das € 24,95, ISBN: 978-3-95447 u «Er». Wer ist dieser «Er»? Ich dame Blavatsky und anderer, Buch mit einer Analyse von 308-3, Amra Verlag

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den Pflanzen und ihren Enkel Rudi. Für Leistungen wünschte sich das Enkelkind schriftliche Aufzeichnungen der gemeinsam entdeckten Pflanzen von der Oma, und so hat sich im Lauf der Jahre ein umfangreiches Werk entwickelt. Mit viel Liebe und Aufmerksamkeit wurde mit Pflanzen gekocht, Salben gerührt, Tinkturen angesetzt. Gerda Zipfelmayer

Omas Kräuterwelt Entstanden ist dieses Buch durch die Liebe zur Natur,

Jutta Vogt-Tegen

Hier. Heute. Jetzt. 99 Wege zur Achtsamkeit. Ein zufriedenes und freudvolles Leben, Gelassenheit, weniger Stress, bessere Konzentration und Zufriedenheit – das sind nur einige der Gründe, Achtsamkeit zu praktizieren. Doch wie und wo fangen wir damit an? Wie kommen wir ins Tun und können wir uns auf das Jetzt, die reine Präsenz, einlassen? Nur wenn wir den richtigen Zugang und den für uns jeweils richtigen Weg finden, kann Achtsamkeit dauerhaft in unser Leben Einzug halten.

Als Kräuterpädagogin und Kräuterexpertin hat sich die Autorin ausgiebig mit der Verwendbarkeit der Pflanzen sowohl in der Küche als auch im Heilbereich befasst. Die-

ses Wissen gibt sie an alle Kräuterinteressierten weiter. Das Buch ist reich bebildert, damit die Pflanzenbestimmung leichter fällt. Gerda Zipfelmayer, geb. 1943, lebt in Stockerau. In eine schwere, entbehrungsreiche Zeit hineingewachsen, lernte sie schon früh, sich von den Schätzen der Natur zu ernähren. Seit der Pension Abschluss der Weinviertler Kräuterakademie, Weiterbildungskurse in Kräuterpädagogik, als Kräuterexpertin, Heilkräutercoach und Gartenbäuerin. Zusammen mit ihrem Enkel

Die hier beschriebenen 99 immer öfter mit den KonditiWege zur Achtsamkeit sind onierungen und Gedankeneinfach umzusetzen und las- mustern aus ihrer eigenen sen sich wunderbar in den Kindheit und kam so zum PersönlichkeitsentAlltag integrieren. Praktische Thema Übungen erleichtern den Zu- wicklung. Nach mehreren gang und die Umsetzung der Jahren Therapiearbeit sowie verschiedenen Achtsamkeit- Selbsterfahrungsreisen liess spraktiken, die entsprechend sie sich in Zürich zum «Purder persönlichen Lebenssitu- pose Consultant» zertifizieation und gewünschten Wir- ren. Dort entdeckte sie das kung gewählt werden kön- Thema Achtsamkeit, denn nen. Raus aus der permanen- um Purpose, sprich die Esten Aktivität, hinein in das senz eines Menschen, herauszufinden, bedarf es vor aleinfache «Sein»! lem Achtsamkeit. Seitdem Jutta Vogt-Tegen lebt mit ih- hält sie Vorträge und coacht rem Mann und ihren zwei im Bereich Purpose Finding. Kindern in Hamburg. Nach Neugierig und immer auf der Auslandsaufenthalt und Stu- Suche von Möglichkeiten zur dium arbeitete sie viele Jahre Weiterentwicklung folgt nun für die Designerin Jul Sander, eine Ausbildung zur Kreativbis sie über die regelmässige trainerin. Nebenbei entwiMeditation zu dem fand, was ckelt sie zusammen mit dem sie wirklich wollte: Schrei- Fotografen Werner Gritzbach ben. Sie bildete sich an der «achtsame» Kunstprojekte, Akademie für Publizistik, im eine Verbindung von moMedienbüro Hamburg e.V. mentanen iPhone-Shots und sowie an der Filmschule Ber- literarischen Bestandsaufnah­ lin/Hamburg weiter und ar- men. beitete bis zur Geburt ihrer Kinder als Redakteurin, da- TB, 160 S., CHF 14,90 / € 9,95, 978-3-943390-35-3, nach als Freie Autorin. Ange- ISBN: sichts der Herausforderun- Lingen Verlag. Erscheint am u gen als Mutter strauchelte sie 15. März 2017.

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sucht, bestimmt und verarbeitet sie Pflanzen und Wildkräuter. Das ist ihre Kräuterwelt. Geb., 208 S., CHF 28,90 / € 19,90, ISBN: 978-3-99025301-4, Freya Verlag u

Kurt Tepperwein / Felix Aeschbacher

Die Kraft der geistigen Heilung Positives Denken und Zuversicht statt Ängste und Zweifel - Heilung durch die Kraft des Geistes! Geistig-seelische Gesundheit ist mehr als nur die Freiheit von Symptomen und Beschwerden. Wer sie aktiv pflegt, betreibt die beste Vorsorgemedizin. Spirituelle Heilung setzt auf die eigenen inneren Kräfte. Das Buch erklärt,

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wie man die spirituelle Heilungsenergie, die uns ständig durchströmt, nutzt und damit umgeht. Es gibt Anleitungen zur Stärkung unseres Energiesystems durch bewusstes Atmen, Denken und Fühlen. Ziele spiritueller Entwicklung sind die vollkommene Gesundheit, geistige Harmonie und Ausgeglichenheit.

Chicorée. Seine sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, wie zum Beispiel die Flavonoide, haben eine starke antioxidative Wirkung. Dem Gänseblümchen werden schleimlösende und stoffwechselanregende Wirkungen zugeschrieben. Ein ausführliches Porträt des Gänseblümchens finden Sie in Rudi Beisers neuem Buch.

Dieses Buch ist ein Ratgeber Manchmal blühen die ersten im besten Sinn des Wortes, ein Gänseblümchen bereits im FeMutmacher auf dem Weg zu bruar. Schon dann lassen sich mehr Lebensfreude und Ener- die Blätter und Blüten ernten. gie. Es bildet eine Basis für je- Roh eignen sich die jungen den, der Interesse hat, sich in- Blätter für Salat, denn sie besittensiv mit spiritueller Heilung zen einen feldsalatähnlichen, auseinanderzusetzen. nussigen Geschmack. Das milde Blattgrün bereichert SupKurt Tepperwein: Geboren pen und kann auch gut als spi1932, langjährig als Unterneh- natähnliches Gemüse zubereimensberater und Heilpraktiker tet werden. Die Blattrosetten tätig. Bewusstseinsforscher, Se- können das ganze Jahr über minarleiter und Autor zahlrei- geerntet werden, wobei sie im cher Bücher. Sein Lebensthe- Sommer einen herberen Gema: Zufriedenheit und Erfül- schmack haben als im Frühjahr. lung im Alltag erfahren. Die schönen Blüten sind eine wohlschmeckende SpeisedeFelix Aeschbacher: Seit mehr koration. Geschmacklich interals 20 Jahren als Bewusst- essanter sind die Blütenknosseinsforscher und Weisheits- pen. Sie eignen sich als knackilehrer tätig. In vielen Bü- ge angenehm säuerliche Salatchern und Seminaren hat er zutat oder auch eingelegt in es sich zur Aufgabe gemacht, Essig als Kapernersatz. die Herzen der Menschen zu sensibilisieren. Viele Wildkräuter sind besonders nährstoffreich, gesund Broschur, 120 Seiten CHF 21,90 und schmackhaft. Gänseblüm­ / € 14,90 / 
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Rudi Beiser

Wildkräuter Von der Wiese auf den Teller. Mit 42 vitalen Rezepten Das Gänseblümchen blüht fast das ganze Jahr. Es enthält dreimal mehr Kalium, siebenmal mehr Kalzium und viermal mehr Eisen als zum Beispiel

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Rezeptidee: Gänseblümchen-Suppe Für 4 Personen, 15 Minuten 125 g Gänseblümchenblätter, 4 EL Butter oder Öl, 3 EL Dinkelvollmehl, 1000 ml Gemüsebrühe, 4 EL Crème fraîche oder Sojasahne, Pfeffer, Schwarzkümmel, 1 Scheibe Brot, 1 Handvoll Gänseblümchenblüten Gänseblümchenblätter grob schneiden und in 3 EL Fett andünsten. Mit Mehl bestäuben (Mehlschwitze), mit Brühe aufgiessen und einige Minuten köcheln lassen. Zum Schluss Crème fraîche einrühren und mit gemahlenen Gewürzen abschmecken. Inzwischen gewürfeltes Brot in restlichem Fett anrösten. Suppe in Teller füllen und mit Brotwürfeln und Blüten garnieren.

zu Smoothies, Suppen, Salaten, Pestos und Salzen verarbeiten. Diese sind nicht nur lecker, sondern bieten auch Extra-Portionen an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelemen­ten und sekundären Pflanzen­stoffen mit zum Teil sogar heilsamer Wirkung. In seinem neuen Buch stellt Heilpflanzenkenner und Phy­to­the­rapeut Rudi Beiser die 21 besten heimischen Wildkräuter mit leckeren Rezeptideen vor.

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Rudi Beiser ist seit über 35 Jahren mit Kräutern verbunden. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Dozent und betrieb über 20 Jahre den Anbau und die Vermarktung von Kräutern. TB, 160 S., CHF 26,90 / € 17,99 (D), 18,50 (A), ISBN 978-3-4321026-58, eBook CHF 15,90 / € 13,99 (D), 13,99 (A), ISBN 978-34321026-72, Trias Verlag u


Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg, Susanne Schütte und Kurt Ludwig Nübling

Rosenmedizin So sanft heilt die Königin der Blumen.

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Gesundheits­ ratgeber Fettleber Anders als viele denken, ist die Fettleber nicht nur eine Folge von Alkoholkonsum: Noch häufiger tritt die Erkrankung bei übergewichtigen Menschen auf. Bei ihnen kommen häufig noch Risikofaktoren wie erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck und Insulinresistenz zusammen. Wenn sich die Leber entzündet, kann das ernste Folgen haben, es entsteht Leberzir-

Die besten Anwendungen Rosenmedizin gegen 100 100 Krankheiten und Alltagsbeschwerden helfen können – bei 100 häufigen Beschwer- häufige Beschwerden von Akne über Migräne bis den. Plus 30 feine Rezepte Von Norwegen bis in den Iran, hin zu Völlegefühl und Wetaus der Rosenküche. von den Vereinigten Staaten terfühligkeit. Angereichert Die Rose ist nicht nur die bis nach Indien, von Grossbri- werden die Heilrezepte durch «Königin der Blumen», son- tannien bis Bulgarien – über- eine Fülle von nützlichen Extdern wird als medizinisches all verzaubern Rosen mit ih- ratipps und wissenswerten InMultitalent wiederentdeckt. rem Duft, ihrem inneren Feu- formationen zu Anbau, Pflege Bereits indische Weise und er, ihrer Farbenpracht und und Anwendung: «Sie brauchinesische Heiler waren Schönheit. Weltweit setzen chen kein Laborwissen, kein sich sicher, dass schon der Phytomediziner, Volksheilkun­ Reagenzglas und keine PipetAnblick einer Rose die inne- de und wissenschaftliche For- ten … Rosen- oder Hagebutre Balance wiederherstellt, schung aber auch auf die heil- tenzubereitungen für das wenn diese aus dem Gleich- samen Wirkstoffe der Rose Wohl von Körper und Seele gewicht geraten ist. Der oder der Hagebutte. sind ganz leicht in der eigeRatgeber «Rosenmedizin» nen Küche herzustellen.» legt anhand verschiedener Im Ratgeber «Rosenmedizin» Heiltraditionen und moder- erklären die Experten Angeli- Wohlfühlerlebnis für Körper ner Studien dar, welche In- ka Gräfin Wolffskeel von Rei- und Seele haltsstoffe und Eigenschaf- chenberg, Susanne Schütte ten dem Wohlbefinden die- und Kurt Nübling, wie Rosen Die Bezeichnung des edlen, und ihre Inhaltsstoffe bei über dornigen Gewächses geht nen. rhose oder Leberkrebs. Mit Der Verein Deutsche Leberdiesem Buch gibt die Patien- hilfe e. V. ist eine bundestenorganisation Deutsche Le- weit tätige Patientenorganiberhilfe e.V. einen Überblick sation. Die Leberhilfe wurde darüber, was derzeit über die 1987 von engagierten PatiFettleber bekannt ist. Das enten gegründet und hat Expertenteam aus Fachärz- sich als Informationsschnittten und Ernährungsexperten stelle zwischen Ärzten, Legibt Antworten auf drängen- berpatienten und ihren Ande Fragen: Wie entsteht eine gehörigen etabliert. Sie inFettleber? Was sollte getestet formiert Menschen über Urwerden? Wie wird sie behan- sachen, Verlauf, Therapie delt? Ausserdem bietet der und Verhütung von LeberGesundheitsratgeber viele krankheiten, berät Patienten schmackhafte Rezeptvorschlä­ und gibt Informationsschrifge für eine schlanke Leber. ten heraus. Auf den Punkt gebracht: Der Ratgeber der Deutschen Le- Über den Autor und weitere berhilfe e.V. Rund 30 Pro- Mitwirkende zent der Menschen in Deutschland leiden an einer Der Verein Deutsche Lebernicht-alkoholbedingten Fett- hilfe e. V. ist eine bundeslebererkrankung. Experten- weit tätige Patientenorganiteam: Fachärzte, Ökotropho- sation. Die Leberhilfe wurde logen und Berater der Pati- 1987 von engagierten Patientenorganisation Deutsche enten gegründet und hat Leberhilfe e. V. liefern zuver­ sich als Informationsschnittlässige Antworten. Alle Mass­ stelle zwischen Ärzten, Lenahmen, die zu einer Norma­ berpatienten und ihren Anlisierung der Leberwerte füh­ gehörigen etabliert. Sie inren, werden übersichtlich dar­ formiert Menschen über Ursachen, Verlauf, Therapie gestellt.

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und Verhütung von Leberkrankheiten, berät Patienten und gibt Informationsschriften heraus. Aus dem Inhalt • Fettleber – eine Volkskrankheit: Entstehung und Diagnose • So wird die Fettleber wieder schlank: Wie sieht eine gesunde Ernährung konkret aus? Mit leckeren Rezepten! • Den Lebensstil ändern lohnt sich: Mit Bewegung gegen die Fettleber – Welche Sportart ist für mich geeignet? Erholung und Regeneration gehören dazu TB, 136 Seiten, ca. 40 Abbildungen, CHF 28,90 / € 19,99 (D) / 20,60(A), ISBN 978-389993-938-5, Humboldt Verlag eBook CHF 20,90 / € 18,99, ASIN: B06X14K7JH u

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Aus der wundervollen Urform der Rosa gallica sind bis heute Tausende Rosensorten entstanden, die an Vielfalt und Schönheit kaum zu überbieten sind. Die Rosen enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, die dem Menschen an Körper und Seele wohltun.

zurück auf das lateinische Wort rosa, das wiederum auf der griechischen Bezeichnung roson beruht. Roson aber leitet sich ab vom altiranischen Wurdi. Es bezeichnet nicht nur die Rose speziell, sondern bedeutet auch Blume im Allgemeinen – die Rose als Mutter aller Blumen also. Wer mehr über Rosen und ihre wertvollen Inhaltsstoffe lernen möchte, für den lohnt sich immer ein Blick in den nächsten Botanischen Garten oder beim Nachbarn über den Gartenzaun. In Stadtparks oder rund um historische Schlösser und Burganlagen finden sich Rosen ebenso wie in vielen Apotheker- oder Heilpflan­zengärten.

Bereits für die alten Römer gab es nichts Schöneres, als in einem dieser Gärten zu wandeln, die herrlichen Blumen zu betrachten und ihren Duft als Aphrodisiakum ein­ zu­atmen. Sogar das Wasser der öffentlichen Badeanstalten par­fümierten sie mit Rosenwasser – der Beginn von Wellness und die Weiterführung der Aromatherapie. In modernen Wohlfühltempeln wird die wohl­tuende Wirkung der Rose auf das Nervensystem noch heute bei Massagen und Bädern eingesetzt, Rosenblätter als Zu­sät­ ze in Entspannungsbäder gegeben und Rosenöl für die seelische Balance verräuchert.

Von Glücksburg an der deutschdänischen Grenze bis Zweibrücken in der Pfalz, von Dresden bis Dortmund gibt es mehr als 136 öffentliche oder private Rosengärten. In der Schweiz sind u.a. der Rosengarten in Bern, der Rosengarten am Heiligberg oberhalb von Winterthur oder der Rosengarten Schloss Heid­ egg im luzernischen Gelfingen bekannt.

Wiederentdeckung durch die Wissenschaft

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Etwa bis zum Jahr 1700 ent­ hielt nahezu jedes dritte Heilrezept Hagebutten und Ro­ sen­blütenblätter als wichtigen Be­standteil. Doch etwa um 1850 geriet die phänomenale Heilwirkung der Ingredienzen im­mer mehr in Vergessenheit. Da­bei muss die

Heilwirkung der Rose heute weitreichender betrachtet wer­den als früher. Wissenschaftlich nachgewiesen ist etwa, dass Rosen die Vitamine A, B, D und E enthalten. Hagebutten weisen 20- bis 60mal mehr immun­ schüt­zen­­des Vitamin C auf als Oran­­gen oder Zitro- Beraterin und Vizepräsidentin des Biochemischen Bunnen. des Deutsch­­land (BBD) e.V. Detaillierte Studien zeigen: Sie wurde deutschlandweit Ro­senwasser zum Einsprü- als charisma­tische und umhen oder Rosensalben zum fassend heilkund­lich gebilEinreiben helfen durch ihre dete Referentin und BuchauFlavonoide und Terpene bei torin bekannt. Mit bis zu 400 Erschöpfung und Schlaflosig­ Besuchern sind ihre Vorträge, keit und fördern die Konzen- die sie u. a. als Referentin des tration. Ein Taschentuch mit BBD und in Zusammenarbeit Rosenwasser auf der Herzre- mit Apotheken hält, hervorgion be­ruhigt das Herz­ ragend besucht. klopfen und mindert die Angst. Es liegen ausserdem Schwerpunkte der letzten Jah­­­ gute Erfah­­rungen bei der äu- re sind die Themen «gesunsserlichen Anwendung bei de Ernährung» und «BiocheOhrenschmer­­zen, Span­nungs­ mie nach Dr. Schüssler». Zu ­kopfschmerz und Neuralgien ihren weiteren Arbeitsgebievor. Rosentinktur hilft bei Ab- ten gehören u.a. die klassischürfungen und kleineren sche und kreative Homöo­pa­ Wunden, ein Rosen­essig bei thie nach Antonie Peppler, Verbrennungen, Cel­lu­lite und die energetische Therapie, Fussreflexzonentherapie, die bakteriellen Infektionen. Wirbelsäulen­therapie nach Irisdiagnose, Gleichzeitig hat der Duft Dorn/Breuss, über den Geruchssinn auf TCM, Ayurveda und Ernähdie Gefühle Einfluss: Bei de- rungsberatung. pressiven Verstimmungen, Stress und Ängs­ten wirkt Darüber hinaus ist Gräfin ätherisches Ro­senöl harmoni- Wolffskeel Lehrbeauftragte sierend und stär­kend. Sogar des Freien Verbands Deutdas Altern kann er verlang- scher Heilpraktiker e. V. samen. Wie die medizinische (FVDH) für Biochemie nach Zukunft der Ro­se aussieht? Dr. Schüssler und Leiterin der Erste Studien zei­gen, dass in SURYA-Heil­praktiker-Schule ihr durchaus noch viel Poten- in Reichenberg bei Würzburg zial steckt, so z. B. in der und dort unter anderem als Krebs­forschung, bei Störun- Dozentin für die SchwerVerdau­ungs­organe, gen des Immunsys­tems oder punkte Stoffwechsel und Biochemie auch bei Aids. nach Dr. Schüssler tätig. Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg ist Heil­ Susanne Schütte (geb. 1957) prak­tikerin, psychologische lebt in Hamburg und schreibt

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seit 2012 als freie Autorin und Medizinredakteurin für führende Health-, Wellnessund Frauenzeitschriften. Ihre Arti­kel, Interviews und Repor­ta­gen spiegeln die jüngsten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung in der klassischen Schulmedizin, aber ebenso der Kom­ plementärme­dizin, Ökotrophologie und Psy­chologie wider. Und das immer nach dem Grundsatz, auch sehr komplexe und komplizier­te Zusammenhänge klar verständlich, umfassend und span­nend darzustellen und zu erklären. Zuvor hat die Wissenschaftsautorin fast 25 Jahre das Ressort Medizin bei namhaften Frauenmagazinen geleitet und war redaktionell verantwortlich für die Sonder­publikationen einer grossen Sonntagszeitung. Kurt Ludwig Nübling (geb. 1952) reiste bereits im Alter von 17 Jahren in den Orient und atmete dort die vielfältigen bunten Düfte und Wohlgerüche ein. Inspiriert von die­ser und weiteren Reisen, mach­te er seine Leidenschaft zum Beruf. Der gelernte Bankkauf­mann ist Mitgründer und aktiver Gesellschafter der Prima­vera Life GmbH. Ausserdem widmet er sich intensiv der Naturheilkunde, ist Kneipp-Ba­demeister und -Masseur, Health & Life Coach und Feng-Shui-Meister. Dabei hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Bio-Naturprodukte erle­sener Qualität in verantwortungsvollem Umgang mit der Natur zu entwickeln und nach­ haltig herzustellen.

puls ist stark, das Buch weg­ zulegen, sich der Idee hinter den Worten zu verschliessen. Und doch ist das stille Zwie­ gespräch zwischen Leser und Autor ungemein wichtig, denn das Dekonstruieren und Verwirren verfolgt einen tief­ eren Sinn: Wir, die Leser, werden da­durch aufgefordert, uns selbst eine Meinung zu bilden, zum Komplizen oder Kri­tiker des Autors und sei­ ner Thesen zu werden – und damit jedem Buch, das wir le­ sen, Leben einzuhauchen. Isabella Nelte (Hrsg.)

Denkanstösse 2017 Ein Lesebuch aus Philosophie, Kultur und Wissenschaft Die Beliebigkeit, mit der wir jeden Tag Nachrichten konsumieren und Fakten abfragen, lässt uns oft den Blick fürs Wesentliche verlieren. Doch was bleibt, was zählt wirklich? In «Denkanstösse 2017» geben Autoren wie Ronald Reng, Horst Möller, Tho­mas Darnstädt oder Bruno Jonas Antworten auf die entscheidenden Fragen im Leben, geben fesselnde Einblicke in extreme Erfahrungen und inspirieren für ein neues Denken. Vorwort der Herausgeberin

«Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache», sagte Wil­ helm von Humboldt im Jahr 1820 in einer Rede vor der Berliner Akademie. Doch wie menschlich setzen wir Spra­ che ein? Sie kann zärtlich sein, Trost spenden und um­ armen – Sprache kann aber auch provozieren oder ver­ stören. Besonders in der Lite­ raturgeschichte finden sich Klappenbroschur, 287 Seiten, unzählige Beispiele für die CHF 28,90 / € 20,00 (D), 20,60 radikale Kraft der Sprache. (A), ISBN 978-3-86374-349-9, Als Leser fühlen wir uns dann Mankau Verlag u oft überfordert, und der Im­

In diesem Sinne fordern die Walter Rügert Denkanstösse 2017 ihre Leser ebenfalls dazu auf, mit bedeu­ John Wyclif, tenden Autoren wie Hans Küng, Jan Hus, Helge Timmerberg, San­dra Martin Luther Konrad oder Thomas Darn­ städt in den Dialog zu treten. Wegbereiter der Reformation Ihre profunden Texte zu wich­ tigen Themen unserer Zeit In diesem Jahr jährt sich zum entführen uns in die Welt der 500. Mal ein Ereignis, das die Zeitgeschichte, Religion und Ge­schichte des westlichen Wissenschaft; erklären, was den Christen­tums und der poliaktuellen Papst Franziskus so tisch-kulturellen Entwicklung besonders macht, wie Allergi­ Europas tief geprägt hat: die en endlich heilbar sein kön­ Reformation, die symbolisch nen und welch grosse Errun­ mit dem Anschlag von Martin genschaft die Nürnberger Pro­ Luthers 95 Thesen gegen den zesse für die Neuordnung der Ablass an der Wittenberger Bundesrepublik Deutschland Schlosskirche ihren legendärdarstellten. Denkanstösse 2017 en Anfang nahm. Aber Luther bietet Orientierung im Mei­ war nicht der Erste, der den nungsdschungel und lädt zu­ Vatikan, den Papst und die rögleich ein, den wichtigen The­ misch-katholische Kirche für men unserer Zeit unsere per­ ihre Verfehlungen kritisierte sönliche Meinung hinzuzufü­ und vehement eine Reform der Kirche «an Haupt und gen. Helge Nelte Gliedern» einforderte. Walter Isabella Nelte studierte Litera­ Rügert legt mit seinem neuen turwissenschaften und Kunst­ Buch eine informative und geschichte, bevor sie sich mit ei- besonders lebendig erzählte ner antiquarischen Buchhand­ Kirchengeschichte vor, in der lung einen Lebenstraum erfüllte. er dem interessierten Leser Sie lebt mit ihrer Familie in die Ideen und Biografien der einer alten Mühle im Taunus. einflussreichen (vor)reformatorischen Denker konzentTB, 224 S., CHF 12,90, ISBN: riert und prägnant näher978-3-492-30882-3, E-Book bringt. Der Band, dessen AufCHF 7,50 / € 6,99, ISBN: 978- machung auch durch seine 3-492-97351-9, Piper Verlag u vielen Abbildungen besticht,

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damit rechnen, dass sie und ihre Lehren auch selbst zum Gegenstand der theologischen Erörterung wurden.»

waltigen Augustinermönch Martin Luther auf den Plan, der die Reformation schliesslich durchsetzte.

Folgen der Reformation in den Blick, die unsere Gesellschaft bis heute prägen, und er diskutiert auch die verpassten Chancen dieses weitreichenden Umbruchs, der mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 vorläufig beendet wurde.

Rügert unternimmt in seinem Bereits 150 Jahre vor Lu- Buch eine Art geistesgether ist es der in Oxford schichtliche Forschungsexpelehrende Theologe John dition, während der er nicht Wyclif, der eine erste Kri- nur die Hauptthesen, die konMartin Luther (Lucas Cranach tik «aus dem Bauch der kreten Gemeinsamkeiten und Rügerts anschauliche und der Ältere, 1529) Kirche» heraus formuliert. Unterschiede im Denken von kon­zentrierte Darstellung lässt ist damit der passende Beglei- Er verglich den aktuellen Zu- Wyclif, Hus und Luther und den Leser in die damalige ter für das Jubiläumsjahr. stand der Kirche mit den Bot- ihrem Ringen um den «wah- Welt des Umbruchs eintauschaften der Bibel und forder- ren Glauben» herausarbeitet. chen, die er durch die Augen In der Einleitung des Buches te eine Rückkehr der Instituti- Der Autor bettet die Vorden- von Wyclif, Hus und Luther erklärt Rügert sehr anschau- on und des Glaubens zu einer ker auch in die politisch-kul- zu sehen und zu verstehen lich die Bedingungen, unter früheren, ursprünglichen turellen Rahmenbedingun- lernt. Damit ist das Buch eine denen sich das neue kirchen- Form des organisierten Chris- gen ihrer Zeit ein und erzählt unerlässliche Ergänzung unkritische Denken entwickeln tentums. Wyclifs Schriften ihre spannenden Biografien ter den zahlreichen Veröfkonnte. Der Autor schreibt: hatten einen immensen Ein- von innen heraus. So erfährt fentlichungen zum Reforma«Eine neue Situation ergab fluss auf Jan Hus, der in Prag der Leser u.a., was Religion tionsjahr. sich durch die Gründung von wirkte. Hus´ Wirkung als äu- und Kirche im Mittelalter mit Universitäten im 13. Jahrhun- sserst radikaler kirchenkriti- ihrem umfassenden Einfluss Walter Rügert, Dr. phil., ist dert, wodurch die Kirche dazu scher Denker war schliesslich auf Weltdeutung und Lebens- Pressereferent der Stadt Konbeitrug, dass sich die Universi- so enorm, dass eine ganze Be- führung für den einzelnen stanz und beschäftigt sich intäten zu Zentren der Gelehr- wegung entstand, die Kir- Menschen tatsächlich bedeu- tensiv mit regional- und kirsamkeit entwickelten. Die chenfürsten und weltliche teten. «Die Kirche ging alle chengeschichtlichen Themen. Theologie gehörte neben Me- Herrscher um ihre Macht an», schreibt Rügert, «sie war Im Südverlag sind von ihm dizin und Recht zu den höhe- fürchten liess. Hus´ Verbren- eine allgegenwärtige, lebens- bereits Bände zum Konstanren Fakultäten, die nach dem nung während des Konstan- bestimmende Wirklichkeit, zer Konzil und zu Jan Hus erGrundstudium besucht wer- zer Konzils (1414–1418) war die die Menschen von der schienen. den konnten. Doch mit der der vergebliche Versuch, die- Taufe bis zum Tod begleitete wissenschaftlichen Bearbei- se Bewegung zu stoppen und und die das Zusammenleben Klappenbroschur, 112 Seiten tung theologischer Fragen gleichzeitig einen eigenen in- stärker als jede andere Macht mit ca. 60 Abbildungen.CHF konnte die Kirche nicht nur ih- nerkirchlichen Reformprozess bestimmte.» Am Ende des 23,90 / € 16,00, ISBN: 978-3re weltanschaulichen Grund- in die Wege zu leiten. Dies Buches nimmt der Autor 87800-104-1, Südverlag. Erlagen stärken, sondern musste rief letzten Endes den wortge- schliesslich die epochalen scheint am 13. März 2017.

Wer hat Interesse an regelmässigem

Die in der Wendezeit vorgestellten Bücher sind alle bei der Redaktion erhältlich.

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Redaktion Wendezeit Parkstr. 14 CH–3800 Matten Tel. +41(0)33 826 56 51 E–Mail: verlag@fatema.com http://fatema.com/buecher

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Wendezeit–Agenda, Parkstr. 14, CH-3800 Matten , E–Mail: verlag@fatema.com

Veranstaltungen

des

BPV,

des

PZ,

des

Orgam

und der

Quelle Bern

Die Agenda dieser Veranstaltungen sehen Sie unter http://fatema.com/veranstaltungen

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Rad = Radiästhe­sie, Pendeln Reb = Rebirthing RefZ = Reflex­zo­ nentherapie (n. Dorn) Rel = Religion REM = Ruhe, Entspan­nung, Mitte finden ResT = Resonanz­ therapie Ret = Retreats RT = Rückführungen/Reinkarnations­therapie RüM = Rückenmassage n. Breuss Rut = Rutengängerei SchH = Schamanische Heilrituale SchM = Schreibmedium Sh = Shiatsu SO = Seminarorganisation Sp  = Spiritualität, spirit.Heilung SpL = Spirituelle Lebensberatung SpT = Spirituelle Therapie StB = Sterbebegleitung (MT Mensch und Tier) SUT = Seelische Urblockadentherapie Sy = Synergetik–Therapie SyS = System.Stellen n. Bert Hellinger Tar = Tarot Tan  = Tantra TC  = Tai Chi, Taijiquan TE  = Tachyon–Energie TfH = Touch for Health Th = Therapeut/in (allg.) Th.K. = Therapeut. Kartenlegen Tib = Fünf–Tibeter–Training TK = Tierkommunikation TLT = Time–Line–Therapie TPI  = Trager Psychophysische Integration Tr = Traumanalyse Tran = Trance TrT = Trauma–Therapie ÜG = Übungsgruppen VeM = Vedische Meditation VF  = Vitalfeld–Therapie Vi = Visagist/in W  = Wassertherapie (div. Methoden) WBe = Wohnberatung WBA  = Wirbelsäulen–Basis–Ausgleich WT = Wirbelsäuletherap. n. Dorn/Breuss Y  = Yoga/Kriya Yoga/Hatha Yoga Z  = Zilgrei

Thera

Ha = Handauflegen He = Heilkräuter, spagyrische HK Ho = Homöopathie HP = Heilpraktiker/in HR = Heilrituale Hy  = Hypnosetherapie IK = Indigo Kinder JK = Jenseitskontakte Ka = Kartomantie/Kartenlegen KB = Katathymes Bilderleben KGT  = Kunst– und Gestaltungstherapie Ki = Kinesiologie, Psycho–Kinesiologie Kla = Klangtherapie KP = Kirlianfotografie KPsy  = Körperorient. Psychotherapie KT  = Kurzzeit–Therapieprogramme KUF = Krankheitsursachenfindung/ – auflösung L  = Lebensberatung/–hilfe Li = Lithotherapie/Edelsteintherapie LiG = Lichtgeometrie LK = Lichtkunst LL  = Lieben lernen M = Meditation Ma = Klass./intuitive/med. Massage MaT = Matrix Transformation Me = Metamorphose–Practitioner Med = Medialität Mer = Merkaba MH = Mediale Heilung/Beratung MM = Meditatives Malen, Mediales Malen, Mandala–Malen MT  = Mentaltraining, –coaching Na = Naturarzt, Naturheilpraktiker NK  = Natürliche Kosmetik NLP  = Neurolinguist.Programmieren No = Nosodentherapie Nu = Numerologie/Kabbalistik O  = Ohrkerzentherapie OA = Organspez. Aminosäuren PE = Persönlichkeitsentwicklung PH  = Prana (pranic) healing Pol = Polarity–Therapie PP  = Parapsychologie PsE = Psychosomatische Energetik Psy = Psycholog. Beratung/Psycho­therapie PsyS = Psychosomatik, Psycho­synthese PW  = Persönliches Wachstum/ –Training QH = Quantenheilung R  = Reiki Ra = Radionik

t e n , B e r at

w , us . er

A  = Astrologie/Astropsychologie ADS = Aufmerksamkeitsdefizit–Syndrom AF = Akufeldur AL  = Astrolog. Lebensberatung AlexT = Alexander Technik All = Allergie+Asthmatherapie APu = Akupunktur/Ohrakupunktur APr = Akupressur Ar = Aromatherapie/–essenzen AS = Aura Soma AY = Ashtânga Yoga AT  = Autogenes Training Atl = Atlaslogie Au = Aurasehen, Aura–Arbeit etc. Av = Avatar B = Beratung BB  = Bach–Blüten Bf = Bewusstseinsförderung Bio = Bioenergie, Bioresonanz Bio–HA = Bioenergetische Haaranalyse BV  = Buchverlag/–versand CA  = Chakra–Aktivierung/–Arbeit Ch = Channeling ChG = Chi Gong ChrE = Therapie chron. Erkrankungen CM  = Chinesische Medizin Coa = Coaching CpT = Coaching per Telefon CrS = Craniosacral–Therapie E  = Esoterik EFT = Emotional Freedom Techniques EnFS = Energetisches Feng Shui EnG = Energet. Gebäudereinigung EnR = Energet. Rückenmassagen EP  = Energiepyramiden Er = Ernährungsberatung/–begleitung ET  = Energetische Therapien Fa = Fastenseminare FaT = Familientherapie FH = Fernheilung FR  = Fussreflexzonenmassage/ Fussmassage FS = Feng Shui FT  = Farbtherapie/–punktur GA = Ganzheitl. Atemgymnastik/ – therapie GB  = Gesundheitsberatung/praxis Geo = Geomantie GH  = Geistheilung GKo = Ganzheitliche Kosmetik GKM = Ganzkörpermassage

u pe

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Schweiz Therapeuten/Berater 1792 Guschelmuth, Angela Huber, Riedfeld 27, 026 684 06 17 - CA / EnFS / Ka / M / MH / R / – www.lichtvoll-leben.ch, info@ 2556 Schwadernau, Willi Stauffer, Standweg 20, 032 373 42 37 – AL / Er / RT 3027 Bern, Arpad Wächter, Holenackerstr. 65/D17, 076 380 36 69 – L / MT / Med, www.geistige-welt.com 3053 Münchenbuchsee, Franziska Roschi, Bernstr. 46, 031 869 23 20 - Rad / GH / FR 3250 Lyss, Ruth Hirschi, Wallisloch 4, 079 292 90 64 – RT / KUF / Ch / AS / Au / SUT – www.reinkarnationen.ch, info@reinkarnationen.ch 3367 Thörigen, Dominic Frosio, Mattenbergstr. 15, 062 961 54 83 – A / GH / Me 3400 Burgdorf, Marianne Grund, Lyssachstr. 17, Tel. 034 422 68 68 – GB / GA / AT / Hy / TLT / Ha – www.grund–hps.ch 3400 Burgdorf, Wenzel Grund, Lyssachstr. 17, Tel. 034 422 68 68 – GB / FH / GH / Ha / Ki / Ra – www.grund–hps.ch, grund.hps@bluemail.ch 3400 Burgdorf, Praxis Hamali, Marlen Hämmerli, Steinhof 7, 034 423 63 68 – Kla / ChrE / SchH / REM / EnG / Coa – www.hamali.ch, marlen.haemmerli@besonet.ch 3422 Kirchberg, Marie Thérèse Rubin, Rötimatte 1, Pf. 370, 079 469 82 22 – Hy / A / AT – www.rubinenergie.ch, praxis@rubinenergie.ch 3613 Steffisburg, Barbara Witschi, SingulArt GmbH, Untere Zulgstr. 1, 079 652 90 47 – AS / Sp / B / M / Med / SO www.singulart.ch, singulart@bluewin.ch 3706 Leissigen, Annette Ast, Blumenstrasse, 033 847 17 25 – Bio / SUT 4051 Basel, Anita Suter, Feierabendstr. 55, 079 245 56 64 – Sys / L / M / R / EFT – www.lebenskrisen–management.ch, mail@lebenskrisen–management.ch 4123 Allschwil, Heidi Röthlisberger, Feldstrasse 56, +41 (0)61 534 17 08 – Coa / CpT / L / NLP / B, http://heidisworldwidecoaching.com, E-Mail: info@heidisworldwidecoaching.com 4125 Riehen, Franziska Reusser, Lachenweg 34, 061 601 28 02 – JK / FH / SpL – www.franziska–medium.ch, franziska–medium@bluewin.ch 4125 Riehen, Dora Schaufelberger, Im Niederholzboden 52, 061 601 52 79 – GH / SpL / SO 4451 Wintersingen (b. Rheinfelden), Maria Waldvogel, 076 498 38 12 – Ch / SpL / SyS ­– www.kristallschaedel.ch 4562 Biberist, Heinz Fahrni, Bromeggstr. 22, 032 685 30 37 – Ma / APr / WBA 5505 Brunegg, Ruth Lengacher, Sandhübelstr. 6, 062 896 26 62 – E / ET / FT / L / Ka / Th.K – www.rhl.ch 6430 Schwyz, Hildegard di Francesco, Hinterdorfstr. 9, 041 832 12 11 − L / M / GH 8008 Zürich, Dr. Peter Müri, Hammerstr. 23, 044 980 22 80 – Coa / PE / Tar 8280 Kreuzlingen, Dolores Rüegg, Egelseestr. 4, 071 680 07 15 – FT / FR / R 8330 Pfäffikon ZH, Peter Janki, Hörnlistr. 80, 079 778 28 00 – FH / GH / WBA – www.peterjanki.ch, peter@janki.ch 8498 Gibswil, Sirkku Lankinen Valsangiacomo, Im Zentrum Süd, 055 245 10 25 – R / FT / LT 8500 Frauenfeld, Susanne Schiesser, Altweg 16, 079 481 92 20 – Ch / Coa / FH / GH / MH – www.suschi.ch, info@suschi.ch 8700 Küsnacht, Silvia Kockel, Bergstr. 38, 043 844 08 18 – AtT / A / AS / Er / GB / L – www.lebensquell.ch ­­­­ 8762 Schwanden, Evelyne Huber, Zügerstenstr. 4, 055 644 14 25 – RT / BB / FH / GH / Ha / StB 8815 Horgenberg, Rösli Nägeli, Unterhaus,Steinkrattenweg 11, 044 726 21 62 – Ki / TfH / ET (n. Banis) 8882 Unterterzen, Patricia Pfiffner, Walenseestrasse 14, 079 216 42 01 – Na / Er / GKM / He / Ma / PsE – www.naturheilpraxis–patriciapfiffner.ch, patriciapfiffner@bluewin.ch 9010 St. Gallen, Jeanette Hauser, Schlatterstr. 3, 071 245 73 18 - A / BB / MH

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Deutschland Therapeuten/Berater 09456 Annaberg–Buchholz, Pfr. Helmuth Goy, Parkstr. 37, 03733–142180 – GH / Ha / FH 12045 Berlin, Josef Jeckl, Elbestr. 25, 030-74773239 - Rad / Rut 31832 Springe, Ingeborg Oelmann, Allerfeldstr. 17, 05045–9126 726 – Psy / PsyS 57627 Hachenburg, Dr. med. Ulrich Klettner, Wiedstr. 2, 02662–9696967 – CM / MH / PsyS 87459 Pfronten, Magdalene Helk, Allgäuer Str. 42, 08363 925216 – RA / CH / TK / JK www.andalassa.com, info@andalassa.com

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Österreich Therapeuten/Berater 5020 Salzburg, DDr. Gerhard Brandl, Guetratweg 20a, 0662-830610 - Psy / AT / R

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1/08

Hellsehen 1/12

2/08

Karma

Edelsteine

2/12

3/12

Natur– Bach–Blüten wissenschaft 4/12 5/12

Was ist Leben? 6/12

Parallele Universen 1/13

Achtsamkeit Wunderkinder Savants 2/13 3/13

Burnout

Falun Gong

Charisma

4/13

5/13

6/13


Wendezeit

Die Zeitschrift, die das ganze Spektrum der unbegrenzten Möglichkeiten für ein ganzheitliches Leben im Wassermann­zeitalter zeigen will: Esoterik, Para­psycho­logie, Spiritualität, Lebenshilfe, My­stik, Ökologie, Alternativmedizin. Mit Reisereportagen und Beiträgen auch über Feng Shui, Heilöle/Steine, Medi­tation, sowie Vorstellungen von Buch– und CD–Neu­erscheinungen, u.a.m. Eine Medizin mit mehr Geist und Seele: das wünschen sich Abermillionen von Patienten. Entsprechend boomen «geistiges Heilen» und verwandte Heil­wei­sen. Auch um sie geht es in

Wendezeit Mit einer regelmässigen Kolumne von

U ri Geller und einer Therapeuten-/Be­rater-/Dienstleistungsliste.


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