WELTGESUNDHEITSORGANISATION EUROPÄISCHE REGION
„Mehr Gesundheit und mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich für Europa“ Das WHO-Regionalbüro für Europa ist für die Europäische Region tätig, ein Gebiet von ungeheurer Größe, das aus 53 Ländern besteht und sich von Grönland bis zur Russischen Föderation und vom Mittelmeer bis zur Ostsee erstreckt. Aufgrund dieser geografischen Vielfältigkeit gibt es auch eine unglaubliche Vielfalt an Völkern, Kulturen und gesundheitlichen Rahmenbedingungen. Deshalb ist das übergeordnete Ziel, „mehr Gesundheit für Europa“ zu schaffen, eine inspirierende Herausforderung und auch eine Chance zu einer bereichs- und länderübergreifenden innovativen Zusammenarbeit. In den vergangenen Jahren hat die Europäische Region eine beeindruckende Verbesserung der Situation in verschiedenen Bereichen der Gesundheit erlebt, und die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich um fünf Jahre erhöht. Doch von diesen Zugewinnen profitieren nicht alle gleichermaßen; vielmehr bleiben erhebliche gesundheitliche Ungleichgewichte bestehen. In den kommenden Jahren wird das Regionalbüro unter dem übergeordneten Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ und im Zuge kollektiver Anstrengungen zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) die Mitgliedstaaten bei der Entwicklung, Umsetzung und Ausrichtung von Konzepten zu bestimmten Gesundheitsfragen unterstützen. Wir werden auch weiterhin eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen und fördern und den Ländern dabei helfen, ihre Fähigkeit zur Bereitstellung einer hochwertigen und wirksamen Gesundheitsversorgung zu stärken. Unsere Zielsetzung geht über „mehr Gesundheit für Europa“ hinaus; vielmehr streben wir für die Europäische Region mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich an.
©WHO/Sissle Honoré
Angesichts drängender Probleme im Gesundheitsbereich, die von der rapide wachsenden Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten bis zu den Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit reichen, müssen wir neue, innovative Lösungsansätze finden. Das von allen 53 Mitgliedstaaten angenommene Rahmenkonzept der Europäischen Region, „Gesundheit 2020“, weist uns den Weg zur Bewältigung dieser Herausforderungen und bietet ein einzigartiges Fundament für eine Koordinierung der verschiedenen Aktivitäten. Darüber hinaus hat uns die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung globale Ziele an die Hand gegeben, die über das umwälzende Potenzial verfügen, eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen und ein gesünderes Zeitalter einzuläuten. Wie meine kompetenten und engagierten Mitarbeiter bin auch ich zuversichtlich, dass in den kommenden Jahren bei der Zusammenarbeit mit den Ländern noch größere gesundheitliche Zugewinne möglich sind, die durch gemeinsame und bereichsübergreifende Maßnahmen in Bezug auf Krankheitsprävention, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung sowie angemessene Konzepte für Krankheitsmanagement, Behandlung und Rehabilitation verwirklicht werden.
In den kommenden Jahren sind in der Zusammenarbeit mit den Ländern noch größere gesundheitliche Zugewinne möglich, die durch gemeinsame Maßnahmen in Bezug auf Krankheitsprävention, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung sowie angemessene Konzepte für Krankheitsmanagement und Rehabilitation verwirklicht werden.
Auf den folgenden Seiten haben wir eine Reihe von Aktivitäten geschildert, die in verschiedenen Handlungsfeldern bereits im Gange sind. Auch wenn wir leicht ein ganzes Buch mit Informationen über die Tätigkeit des Regionalbüros in Partnerschaft mit den Mitgliedstaaten füllen könnten, so hoffe ich doch, dass diese Geschichten und Fallstudien aus der Europäischen Region einen nützlichen Überblick über die Wirkung unserer Arbeit – von der regionsweiten Ebene bis zum einzelnen Bürger – ermöglichen. Ich sehe es als Privileg an, an der Spitze des WHO-Regionalbüros für Europa zu stehen, das als Partner für die 53 Mitgliedstaaten und die verschiedenen anderen Organisationen agiert, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen, mehr über unsere Tätigkeit, unsere Wertvorstellungen und unsere Führungsrolle auf dem Weg in eine gesündere Zukunft für alle zu erfahren. Dr. Zsuzsanna Jakab WHO-Regionaldirektorin für Europa
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Gesundheit 2020: Der weitere Weg 2012 nahmen die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region nach einem beispiellosen zweijährigen Beratungsprozess, an dem ein breites Spektrum maßgeblicher Akteure beteiligt waren, „Gesundheit 2020“ an. Das aus diesem Prozess resultierende gesundheitspolitische Rahmenkonzept beinhaltet eine Zukunftsvision, ein strategisches Vorgehen und Prioritäten, die den politischen Entscheidungsträgern bei der Verfolgung folgender Ziele behilflich sein sollen:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten und
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Das Rahmenkonzept ist evidenzbasiert, aber auch in den Werten der Satzung der WHO begründet, in der ein erreichbares Höchstmaß an Gesundheit als ein grundlegendes Menschenrecht für alle Bürger verankert ist. Die Handlungsstrategien von „Gesundheit 2020“ lassen sich an die vielfältigen Rahmenbedingungen und Gegebenheiten in den Ländern der Europäischen Region anpassen. Seine Zielsetzung besteht und bestand nie darin, die nationalen und kommunalen Gesundheitssysteme zu vereinheitlichen, sondern vielmehr darin, sie durchgehend zu verbessern.
Was Gesundheit 2020 bezweckt? Die Europäische Region steht vor einer Vielzahl von Veränderungen und Herausforderungen, die sich auf die Gesundheit auswirken und neue Denk- und Handlungsansätze erfordern; dazu gehören umwälzende soziale, ökonomische, ökologische und demografische Veränderungen, die Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheiten und wirtschaftlich schwierige Zeiten, die eine Verknappung von Ressourcen zur Folge haben. Solche Herausforderungen machen eine kohärente und integrierte Reaktion der Länder erforderlich, und in „Gesundheit 2020“ wird ein Weg aufgezeigt, der auf einer Zukunftsvision von öffentlicher Gesundheit als einer dynamischen Verflechtung maßgeblicher Akteure auf allen Ebenen der Gesellschaft beruht. Er beinhaltet ein Handeln im Gesundheitsbereich, bei dem in der gesamten Europäischen Region eine einheitliche Zielvorstellung herrscht.
Was bewirkt Gesundheit 2020? Auch wenn „Gesundheit 2020“ speziell an die Gesundheitsministerien als Adressaten gerichtet ist, so besteht seine Zielsetzung doch darin, Minister und Entscheidungsträger aus anderen Politikbereichen sowie Akteure auf allen Ebenen der Gesellschaft einzubinden. „Gesundheit 2020“ enthält Informationen, die jedem Einzelnen – von Regierungschefs bis zu Mitarbeitern der Gesundheitsdienste und Aktivisten in Bürgerinitiativen – dabei helfen können, gesündere, sicherere und ökonomisch sinnvollere Entscheidungen zu treffen. Zu den zentralen Komponenten des Rahmenkonzeptes gehören: • neue Modalitäten der Politiksteuerung für mehr Gesundheit durch einen gesamtstaatlichen und gesamtgesellschaftlichen Ansatz; • starke, evidenzgeleitete Argumente für Investitionen und Handeln durch integrierte Lösungsansätze im Gesundheitsbereich; • empfohlene Systeme kooperativer Führungsstrukturen, um innovative Konzepte für die Schaffung chancengleicher, nachhaltiger und rechenschaftspflichtiger Gesundheitssysteme zu fördern; • eine Vielzahl von Strategien und Interventionen zur Bewältigung der großen gesundheitlichen Herausforderungen; • gemeinsame Wertvorstellungen, einschließlich eines gesamtgesellschaftlichen Engagements im Gesundheitsbereich; • Ziele und ein Kontrollrahmen als Gradmesser für erreichte Fortschritte und zur Gewährleistung der Rechenschaftslegung.
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Wie sieht die Hilfe des Regionalbüros aus?
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©Carl Cordonnier
Die Umsetzung von „Gesundheit 2020“ ist bereits im Gange. Das Regionalbüro für Europa unterstützt die Länder bei der Entwicklung nationaler Gesundheitskonzepte und bei der Anpassung des Rahmenkonzeptes, indem es: die Gesundheit der Bevölkerung analysiert; vorhandene Aktivposten aufzeigt; Grundsatzempfehlungen ausspricht und über die erzielten Fortschritte wacht; Mechanismen für gesamtgesellschaftliche und gesamtstaatliche Lösungsansätze vorschlägt; und die Schaffung von Kapazitäten unterstützt.
Die Verwirklichung der Ziele von „Gesundheit 2020“ setzt ein starkes politisches Engagement der Regierungen und eine entschlossene Führungsarbeit der gesundheitspolitischen Entscheidungsträger und der Gesundheitsorganisationen voraus. Das Regionalbüro ist entschlossen, die Länder bei einer vollständigen Umsetzung von „Gesundheit 2020“ in den kommenden Jahren zu unterstützen.
In „Gesundheit 2020“ werden vier vorrangige Handlungsfelder genannt, die die Grundlage für alle Maßnahmen in dem Rahmenkonzept bilden: 1. Investitionen in Gesundheit durch einen Lebensverlaufansatz und Stärkung der Handlungsfähigkeit der Menschen;
3. Stärkung von bürgernahen Gesundheitssystemen und von Kapazitäten in den öffentlichen Gesundheitsdiensten, einschließlich Vorsorge- und Gegenmaßnahmen in Bezug auf Notlagen;
2. Bekämpfung der großen Krankheitslast aufgrund nichtübertragbarer und übertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region;
4. Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder.
Achten Sie auf den nächsten Seiten auf diese Farben, die konkrete Beispiele für Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele von „Gesundheit 2020“ und der Ziele für nachhaltige Entwicklung anzeigen.
In „Gesundheit 2020“ wird ein Weg aufgezeigt, der auf einer Zukunftsvision von öffentlicher Gesundheit als einer dynamischen Verflechtung maßgeblicher Akteure auf allen Ebenen der Gesellschaft beruht. Er beinhaltet ein Handeln im Gesundheitsbereich, bei dem in der gesamten Europäischen Region eine einheitliche Zielvorstellung herrscht. 3
Ziele für nachhaltige Entwicklung Herausforderungen zu reagieren. Die neue Agenda beinhaltet eine Reihe von global geltenden Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) sowie begleitende Zielvorgaben, bei denen ökonomische, soziale und ökologische Aspekte einbezogen werden und die Interdependenz dieser Bereiche im Hinblick auf die Verwirklichung einer gerechteren und nachhaltigen Welt anerkannt wird. Zwar ist nur das SDG 3 („Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“) gesundheitsspezifisch, doch spielt Gesundheit auch eine feste und entscheidende Rolle bei der Verwirklichung aller anderen 16 Ziele. Denn über die Hälfte der SDG befassen sich mit wesentlichen Determinanten von Gesundheit, und Fortschritte in diesen Bereichen haben zwangsläufig auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Die weltweiten Anforderungen zur Verwirklichung der SDG erfordern eine Veränderung unserer Arbeitsweise und ein Engagement für ressortübergreifende, gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Lösungsansätze. Glücklicherweise für die Europäische Region deckt sich diese Sichtweise bereits weitgehend mit der Zukunftsvision von „Gesundheit 2020“, und es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen den SDG und „Gesundheit 2020“. So hatte die Europäische Region schon vor der Annahme der SDG den Grundstein für deren Verwirklichung gelegt, und das Regionalbüro wird diese wichtige Arbeit in den kommenden Jahren weiter vorantreiben. Das Regionalbüro wird die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der SDG durch wesentliche Ressourcen und Angebote unterstützen und dabei auf dem Umsetzungspaket für „Gesundheit 2020“ aufbauen. Eine bedarfsgerechte Unterstützung für die Länder wird auf allen Ebenen der Organisation – vom Regionalbüro bis zu den Länderbüros – bereitgestellt, und für bestimmte Arbeitsbereiche und -schwerpunkte wird konkrete Orientierungshilfe angeboten. Die Fortschritte bei der Verwirklichung der SDG werden jährlich vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und alle vier Jahre von der Generalversammlung der Vereinten Nationen überprüft. Deshalb ist es entscheidend, dass die Mitgliedstaaten ihre Fortschritte bei der Verwirklichung dieser Ziele feststellen und messen; dies bietet den Gesundheitsministerien und dem Gesundheitswesen allgemein die Chance, die vorliegende Evidenz nutzbringend zur Gestaltung nationaler und kommunaler Konzepte für die weitere Förderung von Gesundheit einzusetzen. Das Regionalbüro ist entschlossen, zur Verbesserung der Fähigkeit der Länder zur Erhebung, Meldung und Überprüfung von Daten und zum Ergreifen von Maßnahmen aufgrund dieser Daten beizutragen, insbesondere um die Mitgliedstaaten in die Lage zu versetzen, die Macht der Big Data und der offenen Datenströme gezielt zu nutzen. Die globalen Ziele sind „integriert und unteilbar und von beispielloser Reichweite und Bedeutung“, wie in der Resolution 70/1 der Generalversammlung der Vereinten Nationen festgestellt wird. In den nächsten Jahren wird das Regionalbüro vorrangig den Bau an dem Fundament von „Gesundheit 2020“ vorantreiben, um den Ländern dabei behilflich zu sein, echte und dauerhafte Fortschritte bei der Verwirklichung dieser ehrgeizigen Ziele zu erreichen, die das Potenzial haben, unsere Welt grundlegend zu verbessern.
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©WHO
Die Weltgesundheitsorganisation Die WHO wurde 1948 als Sonderorganisation der Vereinten Nationen gegründet, um den Menschen in aller Welt zu helfen, ein erreichbares Höchstmaß an Gesundheit zu erlangen. Um den Ländern bedarfsgerechte Unterstützung zu spezifischen Themen gewähren zu können, ist die WHO in sechs Regionen gegliedert, darunter die Europäische Region. Jede Region verfügt über ein Regionalbüro, dessen Aufgabe darin besteht, den zur ihr gehörigen Mitgliedstaaten zu dienen. Die WHO unterhält Länderbüros in insgesamt 154 Mitgliedstaaten.
Die Arbeit der WHO Innerhalb des Systems der Vereinten Nationen besteht die primäre Aufgabe der WHO darin, die internationale Gesundheitspolitik zu lenken und zu koordinieren; dies geschieht durch: • Übernahme einer Führungsrolle in Bezug auf globale Gesundheitsfragen und Bildung von Partnerschaften für gemeinsames Handeln; • Ausgestaltung der Forschungsagenda; • Festlegung von gesundheitlichen Normen und Standards und Wachen über ihre Umsetzung; • Entwicklung ethisch begründeter, evidenzbasierter Grundsatzoptionen; • fachliche Unterstützung für die Länder; und • Überwachung und Bewertung gesundheitlicher Trends.
„Gesundheit ist ein Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.“ – Präambel der Satzung der WHO (1946)
Die WHO unterstützt ihre 194 Mitgliedstaaten bei der Koordinierung der Zusammenarbeit der verschiedenen Bereiche staatlicher Politik mit nationalen wie internationalen Partnerorganisationen (bilaterale und multilaterale Organisationen, Fonds und Stiftungen, Organisationen der Zivilgesellschaft und der Privatwirtschaft), um gesundheitliche Ziele zu verwirklichen und nationale Gesundheitsstrategien zu unterstützen.
Die Bedeutung der WHO Die Tätigkeit der WHO hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Dank der Unterstützung durch die WHO und ihre Partner: • wurden zahlreiche staatliche Maßnahmen eingeführt, die allen Menschen gleichberechtigten Zugang zu einer wirksamen Gesundheitsversorgung garantieren sollen; • wurden eine Reihe von Vereinbarungen abgeschlossen, die Schutz vor gemeinsamen Gesundheitsbedrohungen wie Tabakkonsum, Krankheitsausbrüchen oder Belastung durch Chemikalien bieten sollen; • stehen Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose, HIV/Aids und vielen anderen lebensgefährlichen Erkrankungen zur Verfügung; • können Menschen durch lebensrettende Impfstoffe vor Poliomyelitis, Masern, Röteln, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Meningitis und anderen Krankheiten geschützt werden; • konnten vorbildliche Praktiken für Geburtshelferinnen, Chirurgen und andere Gesundheitsberufe entwickelt und verbreitet werden; • wurden Gesundheitsaspekte in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens – wie Verkehr, Landwirtschaft, Bildung und Städteplanung – berücksichtigt; und • konnten mehr zielgenaue Interventionen durchgeführt werden, die die Umwelt gesundheitsverträglicher machen und durch unsicheres Trinkwasser, Luftverschmutzung und mangelhafte Hygiene bedingte Krankheiten verhindern.
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Reform der WHO Das Ziel der Reform der WHO besteht darin, die Organisation besser auf die zunehmend komplexen gesundheitlichen Herausforderungen im 21. Jahrhundert vorzubereiten. Die WHO benötigt die Fähigkeit und die Flexibilität, um auf die sich verändernden Rahmenbedingungen zu reagieren; dies gilt sowohl für anhaltende Probleme als auch für neue und neu entstehende Gefahren für die öffentliche Gesundheit. Letztendlich wird die Reform die WHO in die Lage versetzen, ihren in der Satzung verankerten Auftrag wirksamer zu erfüllen. Mit der Reform der WHO werden drei zentrale Ziele verfolgt: • Reform der Programme (zur Verbesserung der gesundheitlichen Resultate); • Reform der Politiksteuerung (zur Erhöhung der Kohärenz in der globalen Gesundheitspolitik); • Verwaltungsreform (zur Herstellung organisatorischer Exzellenz). Der Europäischen Region kommt bei der WHO-Reform insofern eine bedeutende Rolle zu, als sie die von den leitenden Organen gefassten Reformbeschlüsse unmittelbar umsetzen und selbst neue Reforminitiativen beisteuern kann.
Die wichtigsten Fakten zur WHO
Wichtigste jährliche Anlässe
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Welt-Tuberkulose-Tag: 24. März Weltgesundheitstag: 7. April Europäische Impfwoche: letzte Aprilwoche Weltnichtrauchertag: 31. Mai
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Gründungsjahr: 1948 Leitungsstruktur: Satzung der WHO, gewählter Exekutivrat, Weltgesundheitsversammlung (alle Mitgliedstaaten), ein Regionalkomitee für jede Region Mitgliedstaaten: 194 Hauptbüro: Genf Regionalbüros: 6 Länderbüros: 154 Mitarbeiter weltweit: 7000 WHO-Kooperationszentren: über 700 Institutionen in über 80 Ländern
Weltblutspendetag: 14. Juni Welt-Hepatitis-Tag: 28. Juli Welt-Aids-Tag: 1. Dezember
Das WHO-Regionalbüro für Europa Wir stellen uns vor Das engagierte Personal des Regionalbüros umfasst Wissenschaftler und Gesundheitsexperten, die sowohl bei der Zentrale in Kopenhagen als auch in mehreren ausgelagerten Fachzentren sowie den Länderbüros in 29 Mitgliedstaaten tätig sind.
Unsere Tätigkeit Das Regionalbüro unterstützt die Mitgliedstaaten durch fachliche Bewertungen und Orientierungshilfe, die Durchführung von Gesundheitsforschung und die Verbreitung von Daten, die Ausarbeitung von Empfehlungen und Strategien zur Inangriffnahme der wichtigsten Gesundheitsthemen und durch Hilfe für die Länder bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020“.
Die Wirkung unserer Arbeit Diese Publikation enthält nur eine Reihe von Beispielen für die Wirkung der Arbeit des Regionalbüros in den letzten Jahren. Die nachstehenden Fallstudien und Geschichten sollen im Detail veranschaulichen, wie die Organisation in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Ländern ein breites Spektrum von Gesundheitsthemen in Angriff genommen hat. Die gesundheitliche Lage in der Europäischen Region hat sich deutlich verbessert, doch es herrscht immer noch erheblicher Handlungsbedarf. Das Regionalbüro wird auch weiterhin eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Länder bei der Verwirklichung ehrgeiziger Gesundheitsziele wie der in „Gesundheit 2020“ genannten zu unterstützen.
©WHO/Sissle Honoré
Die gesundheitliche Lage in der Europäischen Region hat sich deutlich verbessert, doch es herrscht immer noch erheblicher Handlungsbedarf. Das Regionalbüro wird auch weiterhin eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Länder der Europäischen Region bei der Verwirklichung ehrgeiziger Gesundheitsziele wie der in „Gesundheit 2020“ genannten zu unterstützen. 7
Themenübergreifende Schwerpunktbereiche Allgemeine Gesundheitsversorgung Ein strategischer Schwerpunkt der Arbeit der WHO ist die allgemeine Gesundheitsversorgung, ein Ziel, das die Bemühungen des Regionalbüros um Stärkung der Gesundheitssysteme im Einklang mit „Gesundheit 2020“ prägt und auch mit dem SDG 3.8 übereinstimmt: Die allgemeine Gesundheitsversorgung, einschließlich der Absicherung gegen finanzielle Risiken, den Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten und den Zugang zu sicheren, wirksamen, hochwertigen und bezahlbaren unentbehrlichen Arzneimitteln und Impfstoffen für alle erreichen. Es deckt sich auch mit SDG 3.c über Gesundheitsfinanzierung und Gesundheitsfachkräfte. Allgemeine Gesundheitsversorgung bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu den benötigten hochwertigen, integrierten Gesundheitsleistungen (Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung, Behandlung und Rehabilitation) erhalten und dabei auch mit ihren Familien gegen finanzielle Härten abgesichert werden.
Das Regionalbüro beteiligt sich auch am weltweiten Tag der allgemeinen Gesundheitsversorgung (12. September), nachdem die Resolution zu diesem Thema 2012 von den Vereinten Nationen einstimmig verabschiedet worden war.
„Eine allgemeine Versorgung ist das Gütesiegel für die Entschlossenheit und die Verpflichtung einer Regierung, ihre Bürger, und zwar alle ihre Bürger, zu versorgen. Sie ist das letztendliche Maß für Gerechtigkeit.“ Dr. Margaret Chan, WHO-Generaldirektorin
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In den vergangenen zehn Jahren hat die Europäische Region erhebliche Anstrengungen darauf verwendet, die Schaffung bürgernaher Gesundheitssysteme und die Stärkung der Kapazitäten in den öffentlichen Gesundheitsdiensten voranzutreiben. Die Entschlossenheit der Politik, eine allgemeine Gesundheitsversorgung anzustreben, wächst in allen Ländern der Europäischen Region, und das Regionalbüro wird seine Hilfe zur Aufrechterhaltung dieser Entschlossenheit und zur Erfüllung der damit verbundenen Verpflichtungen intensivieren. Das Regionalbüro bemüht sich in enger Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Partnerorganisationen, die wachsende Zahl der Länder, die eine allgemeine Gesundheitsversorgung zum Ziel ihrer Gesundheitsreformen erklärt haben, in fachlicher und finanzieller Hinsicht zu beraten, indem sie den nationalen Behörden bei der Ausarbeitung von Konzepten und Plänen für die Stärkung der Gesundheitssysteme behilflich sind. Experten der WHO führen Konsultationen mit den maßgeblichen Interessengruppen, Workshops zum Kapazitätsaufbau und Schulungen zu verschiedenen zentralen Bereichen der allgemeinen Gesundheitsversorgung (u. a. Gesundheitsfinanzierung, Gesundheitspersonal, unentbehrliche Arzneimittel, Leistungserbringung, Erhebung von Daten über Sicherheit und Gesundheit) durch.
Gesundheit in entscheidenden Lebensphasen: Der Lebensverlaufansatz im Bereich der öffentlichen Gesundheit Durch seine Arbeit in den Ländern, die Einbindung von Partnerorganisationen und die Durchführung von Forschungsarbeiten fördert das Regionalbüro gesunde Lebensgewohnheiten und Krankheitsprävention und arbeitet darauf hin, dass die Menschen in allen Lebensphasen die jeweils angemessene Gesundheitsversorgung erhalten. Das Regionalbüro hat vier Gesundheitsthemen herausgestellt, die für den gesamten Lebensverlauf relevant sind: Gesundheit von Müttern und Neugeborenen; Gesundheit von Kindern und Jugendlichen; sexuelle und reproduktive Gesundheit; und Altern in Gesundheit. Gleichstellungsfragen bilden ein Querschnittsthema, das sich durch diese vier Themenbereiche zieht. 2015 wurde die Europäische Ministerkonferenz der WHO zum Lebensverlaufansatz im Kontext von Gesundheit 2020 veranstaltet, um neue Evidenz aus Bereichen von der Genetik bis zur Gesundheitsökonomie zu der Frage zusammenzutragen, was die Regierungen tun können, um die Gesundheit ihrer Bürger im gesamten Lebensverlauf zu verbessern und politischen Entscheidungsträgern die Instrumente an die Hand zu geben, die sie benötigen, um den Menschen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen und ihre Bedürfnisse in entscheidenden Lebensphasen gebührend zu berücksichtigen.
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Zur Umsetzung von „Gesundheit 2020“ arbeitet das WHO-Regionalbüro für Europa mit den Ländern bei einem breiten Spektrum von Themen zusammen. Die nachstehend geschilderten Geschichten und Fallstudien beinhalten Beispiele von Maßnahmen und Erfolgen in der gesamten Europäischen Region.
Unterstützung der Länder bei der Bekämpfung von Adipositas im Kindesalter
Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten und
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Vorrangige Handlungsfelder von Gesundheit 2020:
1. Investitionen in Gesundheit durch einen Lebensverlaufansatz und Stärkung der Handlungsfähigkeit der Menschen 2. Bewältigung der großen gesundheitlichen Herausforderungen in der Region: übertragbare und nichtübertragbare Krankheiten Stimmt mit SDG 2.2 („Bis 2030 alle Formen der Mangelernährung beenden“) überein Die Europäische Region trägt weltweit die höchste Last durch nichtübertragbare Krankheiten. Eine der am meisten besorgniserregenden Erkrankungen, die auch das Risiko in Bezug auf andere lebensgefährliche nichtübertragbare Krankheiten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes) drastisch erhöht, ist die Adipositas. Der Trend hin zu einer in wachsendem Maße übergewichtigen Bevölkerung in der Europäischen Region gibt vor allem mit Blick auf die Kinder Anlass zur Sorge. Übergewicht entwickelt sich in der Europäischen Region offenbar zur neuen Norm. In manchen Ländern sind schon bis zu 33% der 11-Jährigen übergewichtig. Deshalb ist es in hohem Maße wichtig, das SDG 3.4 zu erreichen: Bis 2030 die Frühsterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel senken. Die Zielsetzung des Europäischen Aktionsplans Nahrung und Ernährung (2015–2020) besteht darin, durch einen gesamtstaatlichen Ansatz die Belastung durch vermeidbare ernährungsbedingte nichtübertragbare Krankheiten und durch Adipositas signifikant zu senken. Das Regionalbüro unterstützt die Länder bei der Umsetzung dieses Ansatzes, und seine Partnerschaften mit Mitgliedstaaten und seine Hilfe an diese haben bereits eine erhebliche Verringerung der Adipositas im Kindesalter bewirkt. Diese Arbeit wird zur Erfüllung des SDG 2.2 („Bis 2030 die nachhaltige Bewirtschaftung und effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen erreichen“) beitragen. Die Initiative der Europäischen Region der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter ist ein Beispiel für die enge Partnerschaft zwischen dem Regionalbüro und den Ländern auf diesem Gebiet. Angesichts der Notwendigkeit der Vereinheitlichung von Surveillance-Systemen zur Feststellung der Raten von Übergewicht und Adipositas messen die an der Initiative beteiligten Länder routinemäßig die Trends in Bezug auf Adipositas unter Grundschülern. Ausgewählte Institutionen in den Ländern arbeiten zusammen mit dem Regionalbüro darauf hin, für die Initiative einheitliche Daten zu gewinnen, die wiederum von verschiedenen Akteuren in den Ländern für politische Entscheidungsprozesse mit dem Ziel einer Trendumkehr in Bezug auf Adipositas herangezogen werden können.
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Ein anderer Bereich, der der Aufmerksamkeit der Politik bedarf, ist die Vermarktung von Lebensmitteln an Kinder; dies betrifft insbesondere Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt. Um den Ländern bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu helfen, entwickelte das Regionalbüro 2015 ein Modell mit einem Nährstoffprofil, das die Länder modifizieren und für die Einstufung von Lebensmitteln nach ihrer Nährstoffzusammensetzung heranziehen können, um dann über die Zulässigkeit ihrer direkten Vermarktbarkeit an Kinder zu entscheiden.
Gemeinsame, bereichsübergreifende Maßnahmen können in den kommenden Jahren dazu beitragen, dass der heute besorgniserregende Trend der Adipositas im Kindesalter in der Europäischen Region umgekehrt wird. 10
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Die WHO handelt
Ebola-Viruskrankheit: Erprobung der Notfallvorsorge und -reaktion in der Europäischen Region gemäß den Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Vorrangiges Handlungsfeld 3 von Gesundheit 2020:
Stärkung von bürgernahen Gesundheitssystemen und von Kapazitäten in den öffentlichen Gesundheitsdiensten, einschließlich Vorsorge- und Gegenmaßnahmen in Bezug auf Notlagen Stimmt mit dem SDG 3.d überein: Die Kapazitäten aller Länder, insbesondere der Entwicklungsländer, in den Bereichen Frühwarnung, Risikominderung und Management nationaler und globaler Gesundheitsrisiken stärken Auch wenn sich der Ausbruch der Ebola-Viruskrankheit, der 2014 seinen Höhepunkt erreichte, in Westafrika und nicht in der Europäischen Region ereignete, so bot er dennoch den Ländern der Region eine Gelegenheit, ihre Notfallvorsorge zu erproben und festzustellen, wie die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV 2005) im Falle einer globalen Gesundheitsbedrohung dieses Ausmaßes funktionieren. Das Regionalbüro und seine Partner bei der Europäischen Union spielten eine bedeutende Rolle bei der Unterstützung der Bereitschaftsplanung der Länder sowie teilweise ihrer Reaktion auf die Ebola-Epidemie. Als die WHO den Ausbruch zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite gemäß den IGV erklärte, empfahl sie allen Mitgliedstaaten, sich auf die Entdeckung, Untersuchung und Bewältigung von EbolaFällen einzustellen. Das Regionalbüro begann unverzüglich mit einer Bewertung der Bereitschaftsplanung der Länder und ging dabei zusammen mit der Generaldirektion für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten vor, das in Ländern der Europäischen Union bereits mit solchen Bewertungen begonnen hatte. Durch Nutzung der Einsichten und des Sachverstands seiner Mitarbeiter und der Länderbüros gelangte das Regionalbüro zu realistischen und akkuraten Bewertungen aller Länder in der Europäischen Region.
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Der Ausbruch der EbolaViruskrankheit bot den Ländern der Region eine Gelegenheit, ihre Notfallvorsorge zu erproben und sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV 2005) im Falle einer globalen Gesundheitsbedrohung dieses Ausmaßes funktionieren.
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Insgesamt waren die Länder der Europäischen Region aufgrund der Stärke ihrer Gesundheitssysteme kaum der Gefahr einer Ausbreitung von Ebola ausgesetzt – eine Botschaft, die vom Regionalbüro frühzeitig und wiederholt übermittelt wurde, um die Ängste der Bürger zu beschwichtigen. Das Regionalbüro hat die Grundsätze der IGV kontinuierlich propagiert, denn diese bilden den international verbindlichen rechtlichen Rahmen, der die Länder dazu verpflichtet, Gefahren für die öffentliche Gesundheit zu verhindern, vor ihnen zu schützen oder gemeinsam auf sie zu reagieren, und zwar auf eine Art und Weise, die eine unnötige Beeinträchtigung des internationalen Reise- und Handelsverkehrs vermeidet. Experten aus dem Regionalbüro boten ihre Hilfe dabei an, die Länder in Bezug auf die optimale Nutzung der IGV bei Beschlüssen über Reisebeschränkungen zu beraten. In einer Reihe medizinischer Seminare, die in englischer und russischer Sprache abgehalten wurden, vermittelte das Regionalbüro den beteiligten Gesundheitsbehörden wesentliche Informationen über verschiedene Aspekte der Bewältigung des Ebola-Ausbruchs. Die Erfahrungen der Europäischen Region mit dem Ausbruch erbrachten eine Vielzahl wertvoller Lehren zu Fragen wie Koordinierung, schnelle Entsendung und Reisebeschränkungen, die das Regionalbüro in der nächsten Phase berücksichtigen möchte, in der es den Ländern bei der Operationalisierung der IGV behilflich sein will.
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Auch wenn die Europäische Region selbst relativ sicher und abgeschirmt von der Krise in Westafrika war, die über 11 000 Menschenleben forderte, so waren Mitarbeiter des Regionalbüros doch an Missionen in die am meisten betroffenen Länder beteiligt und wurden direkt in die Gegenmaßnahmen der WHO einbezogen. Sie wurden in knapp 40 Missionen in Westafrika oder beim WHO-Hauptbüro eingesetzt, was numerisch über 1300 Personentagen entspricht.
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Der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa: ein Modell für ein hochrangiges Engagement und ressortübergreifende Zusammenarbeit Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten und
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Vorrangiges Handlungsfeld 4 von Gesundheit 2020:
Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder Stimmt mit dem SDG 3.9 überein: Bis 2030 die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden erheblich verringern; auch mit den SDG 6.2, 8.8, 11.6, 12.4 und 13.3 verknüpft Eines der anschaulichsten Beispiele für die Förderung ressortübergreifender Maßnahmen in Bezug auf die wichtigsten gesundheitspolitischen Prioritäten durch das Regionalbüro geht auf das Jahr 1989 zurück, als der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa ins Leben gerufen wurde. Dieser Ansatz – der erste seiner Art, der die wichtigsten Umweltgefahren für die menschliche Gesundheit einschloss – ging aus einer Reihe von Ministerkonferenzen hervor, die vom Regionalbüro vorbereitet wurden. Diese Konferenzen, die in Frankfurt (1989), Helsinki (1994), London (1999), Budapest (2004) und Parma (2010) stattfanden, boten jeweils ein Forum für eine hochrangige Kooperation zwischen Gesundheits- und Umweltpolitik in den Ländern. Die Regierungen wurden dazu ermutigt, die eingegangenen Verpflichtungen durch gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Ansätze zur Bewältigung der umweltbedingten Herausforderungen für die Gesundheit zu erfüllen. Die sechste Ministerkonferenz findet 2017 statt. Der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa wird durch ein breites Spektrum von Akteuren geprägt, darunter die Länder, die WHO und andere Organisationen der Vereinten Nationen, die Europäische Union und ihre Dienststellen sowie nichtstaatliche Organisationen (einschließlich Vertreter von Jugendorganisationen), die Medien und die Privatwirtschaft. Insgesamt gesehen bietet er allen Beteiligten eine beispiellose Gelegenheit zur Teilnahme an einer dynamischen und anhaltenden Entwicklung der Länder, bei der heutige und künftige Herausforderungen für den Aufbau einer gesünderen, sichereren, gerechteren und umweltverträglicheren Zukunft für alle thematisiert werden.
Auch wenn es bei der Bekämpfung der Risiken im Bereich des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes weiterhin Herausforderungen gibt, die abgestimmte gemeinsame Anstrengungen in den kommenden Jahren erfordern, so hat die Europäische Region doch einen der innovativsten Ansätze für die Bekämpfung dieser umfangreichen Bedrohungen entwickelt. Der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa ist für andere Regionen der Welt zu einem Modell für ressortübergreifende Lösungskonzepte in Fragen der öffentlichen Gesundheit geworden. © WHO/N
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Der Prozess Umwelt und Gesundheit in Europa hat innerhalb der Europäischen Region beträchtliche Fortschritte im Bereich des umweltbezogenen Gesundheitsschutzes bewirkt. Ein zum Zeitpunkt der Halbzeitbilanztagung in Haifa (Israel) im April 2015 veröffentlichter Bericht erbrachte den Nachweis, dass die Länder auf bestem Wege zur Verwirklichung der von ihnen vereinbarten fünf zeitgebundenen Zielvorgaben sind. Er ergab aber auch, dass sie noch vor zahlreichen Herausforderungen stehen. Der aktuelle Stand in der Europäischen Region in Kürze: • Heute verfügen über 90% der Bürger in der Europäischen Region über eine verbesserte Wasserver- und Abwasserentsorgung, doch 67 Mio. Menschen haben immer noch keine grundlegenden sanitären Einrichtungen, und 100 Mio. Menschen verfügen noch über keinen Trinkwasseranschluss. • Zwischen 2000 und 2011 ist die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter 14 Jahren aufgrund von unbeabsichtigten Verletzungen und Straßenverkehrsunfällen um 40% gesunken, doch fielen die Fortschritte in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen geringer aus als in Ländern mit hohem Einkommen. • 2012 hatten insgesamt 38 Länder Rauchverbote an Schulen und 32 Länder Rauchverbote an Universitäten erlassen, doch die Einführung und Durchsetzung dieser Maßnahmen ist für die Länder generell eine Herausforderung. • Die Verabschiedung des Übereinkommens über Quecksilber im Jahr 2013 war ein bedeutender Schritt hin zum Schutz von Kindern vor seinen Auswirkungen, doch eine Untersuchung der WHO ergab, dass nur die Hälfte der Länder der Region bisher entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. • Zwar haben die meisten Länder der Europäischen Region die Verwendung von Asbest verboten, doch wird dieser in fast einem Drittel der Länder noch verwendet, in einigen Ländern sogar noch produziert.
Durch sein Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn stellt das Regionalbüro wissenschaftliche Evidenz zur Untermauerung der Arbeit des Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa bereit und entwickelt Instrumente und normative Leitlinien in Bereichen wie Luftreinhaltung, Lärmbekämpfung und Wasserqualität, um die Mitgliedstaaten bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen zu unterstützen.
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© WHO/Tahmina Alimamedova
• 22 Länder der Europäischen Region verfügen über eine nationale Strategie für die Anpassung an den Klimawandel, die auch Maßnahmen zur Verringerung seiner gesundheitlichen Folgen beinhaltet.
Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen durch ressort- und fachübergreifende Maßnahmen Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Vorrangiges Handlungsfeld 2 von Gesundheit 2020:
Bewältigung der großen gesundheitlichen Herausforderungen in der Region: übertragbare und nichtübertragbare Krankheiten Stimmt mit dem SDG 3.3 überein: Bis 2030 die Aids-, Tuberkulose- und Malariaepidemien und die vernachlässigten Tropenkrankheiten beseitigen und Hepatitis, durch Wasser übertragene Krankheiten und andere übertragbare Krankheiten bekämpfen Die WHO hat antimikrobielle Resistenzen (AMR) als eine der großen gesundheitlichen Gefahren unserer Zeit erkannt. Auch wenn Resistenzen von Mikroben gegen Behandlung ein natürliches Phänomen darstellen, so hat doch der übermäßige Gebrauch bzw. Missbrauch antimikrobieller Mittel die Häufigkeit ihres Auftretens und das Tempo ihrer Ausbreitung beträchtlich erhöht. AMR sind kein Problem, das sich auf ein Land beschränkt; vielmehr ist es für ihre erfolgreiche Bekämpfung erforderlich, dass alle Länder sich an ressort- und fachübergreifenden internationalen Maßnahmen beteiligen. Die Länder der Europäischen Region haben 2011 den Strategischen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen angenommen. Seitdem unterstützt das Regionalbüro ihre Anstrengungen zur Bekämpfung dieser Bedrohung. 2015 wurde ein globaler Aktionsplan angenommen.
©WHO/A. Kristensen
Die Arbeit des Regionalbüros auf dem Gebiet der AMR umspannt eine Vielzahl von Bereichen, darunter Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft, Gesundheitstechnologie und Arzneimittel. Sie steht beispielhaft für die in „Gesundheit 2020“ propagierte ressort- und länderübergreifende Zusammenarbeit. Die Aktivitäten auf diesem Gebiet, einschließlich des Surveillance-Netzwerks für den Verbrauch antimikrobieller Mittel und der Schaffung des Netzwerks CAESAR für die Surveillance antimikrobieller Resistenzen in Zentralasien und Osteuropa, haben eine Zunahme der zuverlässigen und vergleichbaren Daten über Antibiotikaverbrauch und -resistenzen bewirkt. Die Daten haben ferner dazu beigetragen, die Länder zu einem Vorgehen gegen AMR zu veranlassen, indem die politischen Entscheidungsträger verstärkt für diese dringende Problematik sensibilisiert wurden.
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Der Europäische Antibiotikatag wird von den Ländern der Europäischen Region seit 2008 jährlich am 18. November begangen, um ihre gemeinsame Verantwortung für die Prävention antimikrobieller Resistenzen zu unterstreichen. Das Regionalbüro schloss sich dieser Initiative im Jahr 2012 an, um sie auf mehr Länder auszudehnen, und heute finden jedes Jahr in allen Teilen der Region eine Vielzahl von Veranstaltungen zum Thema Antibiotikaresistenz statt. Angesichts dieses Erfolgs veranstaltete die WHO 2015 die erste Weltantibiotikawoche.
Der Strategische Aktionsplan zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz umfasst sieben Handlungsfelder: 1. Stärkung der sektorübergreifenden Koordination auf nationaler Ebene; 2. Stärkung der Surveillance von Antibiotikaresistenzen; 3. Stärkung der Surveillance und Förderung der Aufsichtsfunktion in Bezug auf den Einsatz antimikrobieller Mittel; 4. Stärkung der Surveillance von Resistenzen gegen antimikrobielle Wirkstoffe und ihres Einsatzes in der Tiermast; 5. Verbesserung der Infektionsbekämpfung und der Aufsichtsfunktion über antimikrobielle Resistenzen in Gesundheitseinrichtungen; 6. Förderung von Forschung und Innovation in Bezug auf neue Arzneimittel und Technologien; 7. Gewährleistung der Patientensicherheit und Schärfung des Bewusstseins für den Gebrauch antimikrobieller Mittel und für antimikrobielle Resistenzen. 16
©WHO/A. Kristensen
Die Stärkung der AMR-Surveillance wurde in zahlreichen Situationsanalysen als wichtig eingestuft. In diesen wird der aktuelle Stand der AMR in den Ländern zusammengefasst, und es werden Empfehlungen für Folgemaßnahmen gegeben. Das letztendliche Ziel besteht darin, den Ländern bei der Entwicklung wirksamer nationaler Aktionspläne behilflich zu sein, die sich an den einschlägigen Aktionsplänen auf der regionsweiten und der globalen Ebene orientieren.
Ein systematischer und nachhaltiger Lösungsansatz zur Verbesserung der Gesundheit von Migranten
©WHO/Sara Barragán Montes
Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten und
Verbesserung von Führung und partizipatorischer Steuerung für die Gesundheit Vorrangiges Handlungsfeld 4 von Gesundheit 2020:
Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder
Die Europäische Region begibt sich auf einen innovativen Weg im Bereich Migration und Gesundheit, der sich durchaus als Modell für andere WHORegionen erweisen könnte.
Stimmt mit SDG 10 – Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern (Zielvorgabe 10.7: Eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration und Mobilität von Menschen erleichtern, unter anderem durch die Anwendung einer planvollen und gut gesteuerten Migrationspolitik) – überein Migration ist ein zunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region, in der nach Schätzungen 74,5 Mio. Migranten leben, die nahezu 8,4% der Gesamtbevölkerung ausmachen. Auch wenn die gesundheitlichen Auswirkungen der Migration bisher oft unter dem Gesichtspunkt von Notlagen und humanitären Krisen betrachtet wurden, hat das Regionalbüro die Länder in jüngster Zeit verstärkt dazu ermutigt und dabei unterstützt, einen systematischen und nachhaltigen Lösungsansatz zur Verbesserung der Gesundheit von Migranten zu verfolgen. Die Europäische Region begann 2011 mit der Untersuchung der Durchführbarkeit dieses Ansatzes. Damals endete eine hochrangige Ministertagung in Rom mit einer Verpflichtung des Regionalbüros zu konkreten Maßnahmen im Bereich Migration und Gesundheit in Form des Aktionsplans von Rom, und die italienische Regierung leistete finanzielle Unterstützung bei der Schaffung des Projektes über gesundheitsschutzbezogene Aspekte der Migration in der Europäischen Region (PHAME). Durch diesen strategischen Beitrag Italiens wurde die Europäische Region in die Lage versetzt, die Herausforderung zu einer Chance zu machen und als erste (und immer noch einzige) WHO-Region auf systematische und umfassende Weise die Auswirkungen von Migration auf die Gesundheit zu untersuchen.
Seit seiner Schaffung unterstützt das Projekt PHAME die Gesundheitsministerien der Europäischen Region kontinuierlich durch Bewertungen der Gesundheitssysteme der Länder, durch fachliche Hilfe vor Ort und durch konzeptionelle Beratung. Aufgrund der sich verändernden Migrationsrouten verlagerten sich diese Aktivitäten nach und nach von den Ländern des Mittelmeerraums auf den südöstlichen Teil der Europäischen Region.
©WHO/Sara Barragán Montes
Durch das Projekt PHAME ist das Regionalbüro den Mitgliedstaaten dabei behilflich, den in „Gesundheit 2020“ propagierten länder- und ressortübergreifenden Ansatz auf den Themenbereich der Gesundheit von Migranten anzuwenden. Durch Partnerschaften zwischen dem Regionalbüro und den Ländern, die der Bewertung der gegenwärtigen Kapazitäten und der Umsetzung neuer, langfristiger Pläne zur Verbesserung der Gesundheit von Migranten dienen, begibt sich die Europäische Region auf einen innovativen Weg, der sich durchaus als Modell für andere WHO-Regionen erweisen könnte. Gleichzeitig steuert sie die Migration auf eine systematische und nachhaltige Weise.
WHO Migration Health Toolkit Die WHO hat mit Gesundheitsministerien aus allen Teilen der Europäischen Region gemeinsame Bewertungsmissionen durchgeführt und ein neues Instrumentarium für die Bewertung der Fähigkeit von Gesundheitssystemen zur Bewältigung größerer Migrantenströme während der Akutphase genutzt. Dieses neue Instrumentarium zur Selbstbewertung wurde von der WHO in Konsultationen mit den Mitgliedstaaten entwickelt und dient als Leitfaden für die ordnungsgemäße Bewältigung dieser komplexen, ressourcenintensiven, sozial brisanten und politisch sensiblen Problematik.
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Die Reaktion der WHO auf die Flüchtlings- und Migrationskrise 2015 erlebte die Europäische Region der WHO einen beispiellosen Zustrom von Flüchtlingen und Migranten. Nach Angaben des Amts des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) kamen über eine Million Menschen über das Mittelmeer nach Europa, meist aus Konfliktgebieten wie Afghanistan, dem Irak und der Arabischen Republik Syrien. Zu dieser Zahl kommen noch die über 3 Mio. syrischen Flüchtlinge hinzu, die in der Türkei Zuflucht gefunden haben. Infolge der Zuspitzung der Flüchtlings- und Migrationskrise in der Europäischen Region arbeitet die WHO an ihrer Fähigkeit, schnell und effizient auf die zunehmende Zahl der Neuankömmlinge und der Hilfsersuchen speziell aus den Durchgangs- und Aufnahmeländern zu reagieren. Zu den Maßnahmen der WHO gehören die Vorbereitung zusätzlicher Bewertungsmissionen für Gesundheitssysteme, die Lieferung medizinischer Hilfsgüter, die Schulung von Gesundheitspersonal und anderen Fachkräften in Bezug auf Fragen der Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten und die Ausarbeitung von Informationsmaterial, um falsche Vorstellungen über Migration auszuräumen und evidenzbasierte Informationen zu verbreiten. In der Erkenntnis, dass der Zustrom von Migranten in die Europäische Region keine isolierte Krise ist, sondern eine dauerhafte Realität, die über längere Zeit Auswirkungen auf die Länder der Region haben wird, bemüht sich das Regionalbüro, die Länder zusammenzuführen, um den Herausforderungen aufgrund der Migration mit einem gemeinsamen Ansatz zu begegnen. Zusammenkünfte hochrangiger Entscheidungsträger, namentlich im Rahmen der Tagung des Regionalkomitees im September 2015 sowie auf einer vom italienischen Gesundheitsministerium veranstalteten Tagung im November 2015, trugen dazu bei, das Fundament für ein gemeinsames Verständnis der Länder der Europäischen Region in Bezug auf die gesundheitlichen Aspekte der Massenmigration zu legen und Prioritäten für die Forschung, die Politikgestaltung und die fachliche Hilfe zu bestimmen. Die WHO wird auch weiterhin auf einen Rahmen für die Europäische Region in Bezug auf diese wichtige Thematik hinarbeiten. Die Arbeit der WHO im Bereich Migration und Gesundheit hat vielfältige Auswirkungen, namentlich auf die Bekämpfung übertragbarer und nichtübertragbarer Krankheiten, die Bedeutung der Migration für die Gesundheitssysteme, die Wirkung der Migration als eine Determinante von Gesundheit sowie in Bezug auf die gesundheitliche Chancengleichheit. In all diesen Bereichen arbeitet die WHO darauf hin, dass jede Person auf der Reise oder auf der Flucht ohne Ansehen von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit oder Rasse sowie nach Maßgabe der Grundsätze und Wertvorstellungen von „Gesundheit 2020“ einen uneingeschränkten Zugang zur Krankenhausversorgung, zu Präventionsmaßnahmen und bei Bedarf zu hochwertigen Gesundheitsleistungen erhält.
Health Evidence Network reports In Ermangelung zuverlässiger und vergleichbarer Daten über Migrationsmuster und -trends in ganz Europa hat das Regionalbüro beim Health Evidence Network eine Serie zusammenfassender Berichte in Auftrag gegeben. Die ersten drei Berichte befassen sich mit je einer speziellen Gruppe von Migranten, für die jeweils unterschiedliche Lösungsansätze erforderlich sind: irreguläre Migranten, Arbeitsmigranten sowie Flüchtlinge und Asylbewerber. Jeder Bericht enthält eine Untersuchung von Konzepten und Interventionen, die bei der Verringerung von Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Qualität dieser Versorgung von Nutzen sind. Weitere Berichte werden sich mit anderen relevanten Bereichen wie der psychischen Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten und der Gesundheit von Müttern befassen.
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Führung des Gesundheitswesens in humanitären Krisensituationen: die Lage in der südlichen Türkei und in der Ostukraine
©WHO/Murat Simsek
Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten Vorrangiges Handlungsfeld 3 von Gesundheit 2020:
Stärkung von bürgernahen Gesundheitssystemen und von Kapazitäten in den öffentlichen Gesundheitsdiensten, einschließlich Vorsorge- und Gegenmaßnahmen in Bezug auf Notlagen Befasst sich mit mehreren SDG, u. a. den Zielvorgaben 1.5, 11.5 und 16.1 Gesundheitliche und humanitäre Krisen sind meist unvorhersehbar und ergeben sich aus plötzlichen Katastrophenereignissen wie Erdbeben oder Hochwassern oder aus komplexen Notlagen wie bewaffneten Konflikten. Manchmal resultieren sie auch aus dem allmählichen Zusammenbruch der sozialen Institutionen eines Landes. Bei Katastrophensituationen in der Europäischen Region bemüht sich das Regionalbüro gemeinsam mit den Ländern und mit seinen nationalen und internationalen Partnern darum, die gesundheitlichen Folgen zu bewältigen und zur Milderung ihrer langfristigen Auswirkungen beizutragen. Die Europäische Region hatte in den vergangenen Jahren zwei schwere humanitäre Krisen zu bewältigen: den Konflikt in der Ostukraine und den Bürgerkrieg in der Arabischen Republik Syrien, der vor allem Auswirkungen auf die Türkei hat. In beiden Fällen spielt das Regionalbüro eine aktive und entscheidende Rolle bei den Gegenmaßnahmen.
Wichtigste Maßnahmen in der Türkei Als federführende Organisation für die Bewältigung humanitärer Krisen innerhalb der Schwerpunktgruppe Gesundheit (Global Health Cluster) bemüht sich die WHO zusammen mit dem türkischen Gesundheitsministerium und andren Partnern um eine wirksame Abstimmung und um die Förderung eines chancengleichen Zugangs zu lebensrettenden Gesundheitsmaßnahmen für die syrischen Flüchtlinge. Die WHO richtete im Oktober 2013 eine Feldpräsenz in Gaziantep ein, die sie nachfolgend im Zuge der Verstärkung ihrer Kapazitäten und Aktivitäten ausweitete. Mitte 2015 hatte die WHO 116 Gesundheits-Kits zur Verteilung in den betroffenen Provinzen bereitgestellt, mit denen die primäre Gesundheitsversorgung von insgesamt 170 000 Menschen drei Monate lang bestritten werden kann; zusätzlich konnten 1300 Notfälle behandelt und 4000 Operationen durchgeführt werden. Die WHO unterstützt das türkische Gesundheitsministerium bei der Bewältigung unmittelbar anstehender Aufgaben im Gesundheitsbereich, wie etwa der Durchführung einer Impfkampagne im Bezirk Suruç nach dem Zustrom von ca. 190 000 Flüchtlingen und der Unterstützung kontinuierlicher Surveillance- und Impfmaßnahmen zur Verhinderung der Einschleppung und © Al Hurriya Hospital Ausbreitung des Poliovirus. Diese Aktionen haben dazu beigetragen, dass sich die Durchimpfung in den Regionen der südöstlichen Türkei entlang der syrischen Grenze und in den Städten, in denen syrische Flüchtlinge untergebracht sind, auf über 90% erhöht hat. Zusammen mit dem türkischen Gesundheitsministerium und der Universität Gaziantep hat die WHO auch einen Lehrplan und ein Schulungsprogramm für syrische Ärzte entwickelt, das ihnen die Anpassung an Arbeitsweise und Verfahren im türkischen Gesundheitswesen ermöglichen soll.
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Wichtigste Maßnahmen in der Ukraine Seit Beginn des Konflikts in der östlichen Ukraine im Jahr 2014 waren mehr als 5 Mio. Menschen betroffen. Den meisten von ihnen fehlt die nötige medizinische Grundversorgung. Die WHO bemüht sich zusammen mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und mit ihren Partnern darum, Lücken bei der Bereitstellung hochwertiger Leistungen in der primären und sekundären Gesundheitsversorgung für die durch den Konflikt Vertriebenen zu schließen. So wurden bisher von mobilen Noteinsatzteams der primären Gesundheitsversorgung in den Konfliktgebieten fast 200 000 Arzttermine absolviert, und die dort lebenden 370 000 Bürger wurden mit unentbehrlichen Arzneimitteln und medizinischen Hilfsgütern versorgt. Es werden enorme Anstrengungen unternommen, um nicht nur übertragbare Krankheiten wie HIV und Tuberkulose zu bekämpfen, sondern auch nichtübertragbare Krankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes. Aufgrund der extrem niedrigen Durchimpfung gegen Polio und andere impfpräventable Krankheiten arbeitet die WHO gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen an der Fertigstellung eines neuen nationalen Plans zur Verbesserung der Impfraten. Die WHO und ihre Partnerorganisationen, das ukrainische Gesundheitsministerium und die Geber aus aller Welt weiten ihre Maßnahmen zur Bewältigung der Krise aus und wollen das Gesundheitssystem und die Funktionen des Staates in der Ukraine weiter modernisieren. So sind Bemühungen im Gange, Gesundheitseinrichtungen in Gebieten zu unterstützen, die nicht unter der Kontrolle der Regierung sind, und Medikamente für das gesamte Land zu beschaffen.
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Die Eliminierung der Masern und Röteln in der Europäischen Region ist ein erreichbares Ziel – Erfolgsgeschichten Polio und Malaria Vorrangiges Handlungsfeld 2 von Gesundheit 2020:
Bewältigung der großen gesundheitlichen Herausforderungen in der Region: übertragbare und nichtübertragbare Krankheiten Stimmt mit dem SDG 3.3 überein: Bis 2030 die Aids-, Tuberkulose- und Malariaepidemien und die vernachlässigten Tropenkrankheiten beseitigen und Hepatitis, durch Wasser übertragene Krankheiten und andere übertragbare Krankheiten bekämpfen; betrifft auch SDG 3.8 („Die allgemeine Gesundheitsversorgung, einschließlich der Absicherung gegen finanzielle Risiken, den Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten und den Zugang zu sicheren, wirksamen, hochwertigen und bezahlbaren unentbehrlichen Arzneimitteln und Impfstoffen für alle erreichen“) 2010 bekräftigten alle Mitgliedstaaten in der Europäischen Region ihr gemeinsames Ziel, die Masern und Röteln in der gesamten Region zu eliminieren. Doch obwohl hier schon große Fortschritte erzielt wurden, bestehen weiterhin Impflücken, auch in Ländern mit hohem Volkseinkommen, wo die Kosten pro Schutzimpfung im Vergleich zu den Kosten der Versorgung eines Masernfalls um den Faktor 15 niedriger sind. In Ländern wie Polen und Rumänien kommt es weiter zu größeren Ausbrüchen der Masern und Röteln – und der verheerenden kongenitalen Rötelnembryopathie, die Letztere bei Neugeborenen verursachen können. Solche Ausbrüche gefährden die Eliminierung der beiden Krankheiten in der gesamten Europäischen Region. Die WHO empfiehlt eine Durchimpfungsrate von 95% mit zwei Dosen Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln. Bei einer hohen Routinedurchimpfung können zwar eingeschleppte Fälle zu einer Reihe von sekundären Fällen führen, doch würde es aufgrund des „Immunitätswalls“ nicht zu einem großen und anhaltenden Ausbruch kommen. Die Errichtung dieses Walls ist der wichtigste Schritt bei der Verwirklichung der Eliminierung. Die Erfahrung in der Region Gesamtamerika zeigt, dass die Eliminierung der Masern in der Europäischen Region möglich ist. Ein ähnlicher Prozess des Aufbaus von Immunität endete im Jahr 2002 mit der Zertifizierung der Polio-Eradikation in der Europäischen Region. Seitdem haben mehr als 90 Mio. Säuglinge in der Europäischen Region die empfohlenen drei Dosen Polioimpfstoff erhalten; gleichzeitig haben die Surveillance-Systeme und Labore in den Ländern und in der Europäischen Region dafür gesorgt, dass kein Poliofall unentdeckt bleibt. Zusammen mit umfassenden Vorsorge- und Gegenmaßnahmen in Bezug auf Ausbrüche haben diese Bemühungen die Europäische Region in die Lage versetzt, ihre Zertifizierung als poliofrei aufrechtzuerhalten, und dies trotz mehrerer Fälle von Einschleppung des Polio-Wildvirus in den letzten Jahren, von denen einer 2010 zu einem großen Ausbruch in Tadschikistan führte. Eine weitere Erfolgsgeschichte in Bezug auf Eliminierung ist die Unterbrechung der autochthonen Übertragung der Malaria in der Europäischen Region Ende 2015. Dank einer Kombination aus starkem politischem Willen, einer verbesserten Fallentdeckung und Surveillance, einer aktiven Beteiligung der Bevölkerung, einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und einer gezielten Kommunikation mit den Risikogruppen konnte die Zahl der gemeldeten örtlich entstandenen Fälle innerhalb von zwei Jahrzehnten drastisch verringert werden: von über 90 000 Fällen im Jahr 1995 auf nur noch 2 Fälle in Tadschikistan im Jahr 2014. Dennoch wurden 2014 etwa 5000 Fälle in die Europäische Region eingeschleppt, und die Gefahr einer Wiedereinführung der Krankheit besteht weiter. In dem Handlungsrahmen für die Europäische Region im Zeitraum 2014– 2020 werden eine anhaltende Wachsamkeit, die Surveillance und Bekämpfung von Vektoren und die frühzeitige Entdeckung von humanen Erkrankungsfällen als entscheidende Elemente für die Prävention der Wiederansiedlung und weiteren Ausbreitung der Malaria genannt.
Aufgrund der Fortschritte in vielen Ländern ist die Europäische Region auf bestem Wege, die Masern und Röteln zu eliminieren. Diese Fortschritte gilt es aufrechtzuerhalten und auszubauen. Deutlich mehr Länder könnten die Übertragung schnell unterbrechen, doch nur mit einer konzertierten Anstrengung wird es gelingen, dass alle Länder das Eliminierungsziel erreichen und so unnötiges Leiden vermeiden, Menschenleben retten und Geld sparen.
© M.Bring
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HO ©W
Starke Partnerschaften führen zu einer besseren Krankenhausversorgung für Kinder Strategische Ziele von Gesundheit 2020:
Verbesserung der Gesundheit für alle und Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheiten Vorrangige Handlungsfelder von Gesundheit 2020 Die Wirkung des Projektes geht weit über die Zahlen hinaus. Vielmehr war 2. Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder eine spürbare Wirkung auf Einzelpersonen Stimmt mit dem SDG 3.2 überein: Bis 2030 den vermeidbaren Todesfällen bei Neugeborenen zu verzeichnen, und Kindern unter 5 Jahren ein Ende setzen und zwar sowohl Gesundheitsfachkräfte In Kirgisistan und Tadschikistan wurde mit den Ergebnissen eines Projektes zur Verbesserung der als auch Patienten. Krankenhausversorgung von Kindern demonstriert, wie das Regionalbüro auf der Ebene der Länder Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung verbessern und gleichzeitig Fortschritte bei der Erfüllung regionsweiter Zielvorgaben erreichen kann, wie sie etwa in der Strategie der Europäischen Region zur Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (2015–2020) genannt werden.
1. Investitionen in Gesundheit durch einen Lebensverlaufansatz und Stärkung der Handlungsfähigkeit der Menschen
Die Zielsetzung des auf drei Jahre angelegten Projektes, das mit finanzieller Unterstützung durch die Russische Föderation durchgeführt wird, lag darin, in den Ländern und in den Krankenhäusern treibende Kräfte zu verankern, um die Qualität der pädiatrischen Versorgung zu verbessern. Um dies zu erreichen, wählten das Regionalbüro und seine Partner in jedem Land zehn Bezirkskrankenhäuser für einen Pilotversuch aus. Nach einer Bewertung der pädiatrischen Versorgung in den betroffenen Einrichtungen arbeiteten Experten der WHO und ihrer Partnerorganisationen einen Verbesserungsplan aus und begannen mit der Anpassung des Leitfadens der WHO für die Krankenhausversorgung von Kindern, eines Bands mit klinischen Leitlinien für Gesundheitspersonal, an die Gegebenheiten in den Ländern. Anschließend führte das Regionalbüro Schulungen für nationale Gesundheitsexperten durch, um diesen das Wissen und die Fähigkeiten für die Anwendung der angepassten Leitlinien zu vermitteln. Neben diesen Schulungen und dieser Unterstützung beinhaltete das Projekt auch die Beschaffung lebensrettender Geräte sowie Renovierungsarbeiten in den Krankenhäusern. Eine systematische Evaluation der Wirkung des Projektes in Kirgisistan ergab Verbesserungen in sämtlichen Bereichen, die in der anfänglichen Lagebewertung als bedenklich eingestuft worden waren. So sank etwa der Anteil der unnötigen Krankenhausaufenthalte von Kindern von 62% auf 13%, und beim nicht-rationellen Gebrauch von Arzneimitteln war ein noch dramatischerer Rückgang zu verzeichnen: von 84% auf 12%.
©WHO/Kuba Monolbaev
Doch die Wirkung des Projektes geht weit über die Zahlen hinaus. Vielmehr war eine spürbare Wirkung auf Einzelpersonen zu verzeichnen, und zwar sowohl Gesundheitsfachkräfte als auch Patienten. So sagte eine Krankenschwester: „Ich arbeite schon seit 40 Jahren in diesem Krankenhaus, und jetzt sind wir wirklich kinderfreundlich“. Nun, da das Gesundheitspersonal über das Fachwissen und die Mittel verfügt, die es für eine höherwertige Versorgung benötigt, gibt es für die Kinder in Kirgisistan und Tadschikistan mehr Sicherheit und positivere Erlebnisse in den Bezirkskrankenhäusern. Zu dieser erfreulichen Entwicklung kommt noch ein anderer wesentlicher Vorteil hinzu: Kosteneinsparungen für die Krankenhäuser. So meldete ein Krankenhaus für zwei seiner Abteilungen Einsparungen in Höhe von 68% innerhalb von nur einem Jahr.
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Daten und Evidenz Bessere Informationen für bessere Entscheidungen im Gesundheitsbereich Gesundheitsinformationen und gesundheitliche Evidenz bilden das Rückgrat der Gesundheitspolitik. In der Europäischen Region liegen eine Vielfalt von Gesundheitsdaten und Forschungserkenntnissen vor, doch solange diese Informationen nicht aufbereitet, interpretiert und zugänglich gemacht werden, können sie nicht wesentlich zur Förderung der öffentlichen Gesundheit beitragen. Die Europäische Gesundheitsinformations-Initiative ist ein zahlreiche Partner umfassendes Netzwerk, das sich durch Bereitstellung der Informationen, auf die sich die Politik stützt, für die Verbesserung der Gesundheit der Menschen einsetzt. Dies setzt eine Förderung der internationalen Zusammenarbeit zum Austausch von Fachwissen, zum Aufbau von Kapazitäten und zur Vereinheitlichung der Datenerhebung voraus. Dem Netzwerk gehören Mitgliedstaaten, WHO-Kooperationszentren, Gesundheitsinformations-Netzwerke und unabhängige Institutionen an. Es wurde 2012 mit Anschubfinanzierung aus den Niederlanden eingerichtet, und die Federführung liegt beim Regionalbüro. Das ebenfalls 2012 eingerichtete Evidence-informed Policy Network (EVIPNet) geht in Bezug auf Gesundheitsinformationen noch einen Schritt weiter, indem es die Fähigkeit der Länder zu einer systematischen Heranziehung der Ergebnisse der Gesundheitsforschung für politische Entscheidungsprozesse stärkt. Die durch das EVIPNet Europe auf der Ebene der Länder eingerichteten Foren für die Wissensumsetzung bringen Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft an einen Tisch, um Wissen in politische Handlungskonzepte umzusetzen.
Portal der WHO für Gesundheitsinformationen und Evidenz Gesundheitsinformationen müssen leicht zugänglich sein. Deshalb richtete das Regionalbüro für Europa 2014 als zentrale Anlaufstelle für integrierte Gesundheitsinformationen ein Portal für Gesundheitsinformationen und Evidenz ein. Das Portal bietet quantitative sowie thematisch verwandte qualitative Daten der WHO und anderer maßgeblicher Organisationen und Partner in englischer und russischer Sprache. Es umspannt konzeptionell relevante Themen wie „Gesundheit 2020“, nichtübertragbare Krankheiten, gesundes Altern, antimikrobielle Resistenz, Umwelt und Gesundheit sowie gesundheitliche Ungleichheiten. Das Portal enthält auch neue Gesundheitsprofile der 53 Länder in der Europäischen Region.
Europäischer Gesundheitsbericht Im Rahmen seines Auftrages zur Überwachung und Berichterstattung in Bezug auf die Gesundheit der Bevölkerung der Europäischen Region veröffentlicht das WHO-Regionalbüro für Europa alle drei Jahre den Europäischen Gesundheitsbericht, seine Flaggschiff-Publikation. Der Bericht zielt darauf ab: politischen Entscheidungsträgern wie auch Gesundheitsexperten die epidemiologische Evidenzgrundlage an die Hand zu geben, die sie zur Verwirklichung der strategischen Ziele, Vorgaben und Prioritäten von „Gesundheit 2020“ benötigen; die sozialen, ökonomischen und ökologischen Determinanten von Gesundheit zu analysieren; und die wichtigsten Herausforderungen für die Messung von Gesundheit im kommenden Jahrzehnt zu nennen und eine gemeinsame Tagesordnung für die Sammlung, Analyse und gezielte Nutzung von Gesundheitsdaten aus der gesamten Region vorzugeben.
Zweisprachiges, fachlich begutachtetes Gesundheitsjournal Im Juni 2015 veröffentlichte das Regionalbüro mit dem Public Health Panorama sein erstes fachlich begutachtetes und frei zugängliches zweisprachiges Fachjournal. Dessen Auftrag lautet, durch Veröffentlichung zeitgerechter und zuverlässiger Forschungsergebnisse und Bereitstellung von Erkenntnissen, Informationen und Daten für gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse zu mehr Gesundheit in der Europäischen Region beizutragen. Das Journal wird in englischer und russischer Sprache veröffentlicht.
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Partnerschaften Durch seine Partnerschaften mit einer Vielzahl von gesundheitspolitischen und thematisch verwandten Organisationen in der Europäischen Region sorgt das Regionalbüro dafür, dass die Arbeit nationaler und internationaler Organisationen so koordiniert wird, dass sie den Menschen in der Region zugute kommt. Zu seinen wichtigsten Partnern zählen andere Organisationen der Vereinten Nationen, die Europäische Union und ihre Institutionen, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, die GAVI-Allianz sowie eine Reihe von nichtstaatlichen Organisationen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die auf der nationalen, regionsweiten und internationalen Ebene tätig sind. Darüber hinaus arbeitet das Regionalbüro auch mit einer Vielzahl subregionaler Netzwerke zusammen, etwa mit dem Südosteuropäischen Gesundheitsnetzwerk, dem Nordischen Ministerrat, der Partnerschaft der Nördlichen Dimension für Gesundheit und Soziales, der Initiative kleiner Länder, der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, dem Netzwerk Regionen für Gesundheit, dem Gesunde-Städte-Netzwerk sowie zahlreichen anderen zwischenstaatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Es ist außerdem der Gastgeber für das Europäische Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik und aktiv an dessen Arbeit beteiligt. Ohne diese Partner könnte das Regionalbüro seine Arbeit unmöglich bewältigen. Darüber hinaus tragen sie zu dem SDG 17.17 bei: Die Bildung wirksamer öffentlicher, öffentlich-privater und zivilgesellschaftlicher Partnerschaften aufbauend auf den Erfahrungen und Mittelbeschaffungsstrategien bestehender Partnerschaften unterstützen und fördern.
Haushalt, Finanzierung und Mittelzuweisung Der Haushalt der WHO beläuft sich auf ca. 4 Mrd. US-$ für einen Zweijahreszeitraum. Ungefähr ein Viertel dieser Summe kommt aus ordentlichen Beiträgen der Mitgliedstaaten der WHO; die übrigen drei Viertel stammen aus freiwilligen Beiträgen von Ländern, Organisationen und anderen Gebern. Aus diesem Haushalt bestreitet die WHO ihre Tätigkeit auf den drei Ebenen der Organisation: Hauptbüro, Regionalbüros und Länderbüros. Der Haushalt für die Europäische Region der WHO beläuft sich auf ca. 240 Mio. US-$ für einen Zweijahreszeitraum und setzt sich aus ordentlichen und freiwilligen Beiträgen zusammen. Der Haushalt ist in sechs Kategorien gegliedert und wird gemäß den mit den Mitgliedstaaten vereinbarten Prioritäten umgesetzt.
Der Haushalt der Europäischen Region der WHO in g sechs Kategorien Übertragbare Krankheiten Nichtübertragbare Krankheiten Gesundheitsförderung im gesamten Lebensverlauf Gesundheitssysteme Vorsorge-, Surveillance- und Gegenmaßnahmen Organisatorische und befähigende Funktionen
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Das WHO-Regionalbüro für Europa Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine 1948 gegründete Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich in erster Linie mit internationalen Gesundheitsfragen und der öffentlichen Gesundheit befasst. Das WHO-Regionalbüro für Europa ist eines von sechs Regionalbüros, die überall in der Welt eigene, auf die Gesundheitsbedürfnisse ihrer Mitgliedsländer abgestimmte Programme durchführen. Mitgliedstaaten Albanien Andorra Armenien Aserbaidschan Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Dänemark Deutschland Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien Estland Finnland Frankreich Georgien Griechenland Irland Island Israel Italien Kasachstan Kirgisistan Kroatien Lettland Litauen Luxemburg Malta Monaco Montenegro Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal Republik Moldau Rumänien Russische Föderation San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tadschikistan Tschechische Republik Türkei Turkmenistan Ukraine Ungarn Usbekistan Vereinigtes Königreich Zypern
Weltgesundheitsorganisation Regionalbüro für Europa UN City, Marmorvej 51, DK-2100 Kopenhagen Ø, Dänemark Tel.: +45 45 33 70 00 Fax: +45 45 33 70 01 E-Mail: euwhocontact@who.int Website: www.euro.who.int