wibas Magazin 01/2015

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SCHWERPUNKT:

Agile Skalierung


2

VORWORT Agile Skalierung ist in aller Munde – und wird kontrovers diskutiert. Die einen meinen, dass man das Freestyle machen sollte, und andere schwören auf Frameworks. Es ist daher an der Zeit, dass wir uns mit dem Thema «Agile Skalierung» im wibas magazin beschäftigen. Warum Skalierung? Weil die meisten Unternehmen größer als sieben Personen sind. Sie sind größer als ein Team, für das Scrum und die meisten agilen Methoden konzipiert sind. Wir müssen also irgendwie mehreren Teams unter einem Hut die Möglichkeit geben, sich zu koordinieren. Was auch immer dieser Hut ist: eine gemeinsame Strategie oder ein gemeinsames Produkt.

Malte Foegen Geschäftsführer von wibas

Warum Agil und Lean? Weil Organisationen schelle Reaktionsfähigkeit in einer komplexen Welt brauchen. Weil wir eine postheroische Führung brauchen. Weil wir wissen, dass Lean und Agil signifikante Verbesserungen bringen. Dass

es auf beides keine Patentrezepte gibt ist klar. Aber es gibt viele gute Erfahrungen, Ideen und Techniken zu Agiler Skalierung und Lean Product Development, die wir in diesem Heft vorstellen. So gut das Lernen aus Fehlern ist, man muss ja nicht alle Fehler selber machen. Mir zumindest ist das zu teuer. Ich finde abgucken gut und o.k. und habe schon ganz viel in meinem Leben so gelernt. Wir haben uns in diesem Heft erlaubt, neben der Darstellung fachlicher Inhalte auch ironisch, kritisch und ketzerisch zu sein. Wir hoffen, Ihnen gefällt das. Und ganz zum Schluss möchte ich noch meinen wichtigsten Gedanken mit auf den Weg geben: bevor Sie ihre Methode groß skalieren, skalieren Sie unnötige Komplexität herunter. Braucht es zum Beispiel wirklich zehn Teams für ein Programm, obwohl es doch nicht in sechs Monaten fertig wird? Komplexität, die Sie beseitigen, müssen Sie nicht managen. Viel Spaß beim Lesen.

Ihr Malte Foegen Darmstadt, Dezember 2014

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INHALT

3

KURZ UND KNAPP

INTERVIEW

Ausgewählte Konferenzen 2015

»4

Neu: SAFe 3.0 ist online

»5

Bereit für Veränderung?

»5

STOLPERSTEINE

Das Basislager

»5

Respekt für die Führung

» 18

Gesunder Change trotz Höhen und Tiefen – geht das?

» 19

SCHWERPUNKT

Stefan Waschk spricht über agile Transformation bei Volkswagen

» 16

The Big Picture

»6

Der Hänger zum Thema

» 20

Agile Führung in großem Stil

»8

Konflikt: Ja, bitte!

» 21

Weniger Kontrolle – mehr Führung » 9 So oder so Teamtypen und die Skalierung Agile Skalierung – Puls der Zukunft

AUS DER PRAXIS

» 10 » 22

» 11

DevOps: Die Brücke zwischen Entwicklung und Betrieb

» 12

Go Agile, Wincor Nixdorf

» 24

Auf Spur: Ausbildungspfade

» 28

Skalierung konkret: Direkt anfangen

» 28

Wie werden agile Teams auf ein Ziel hin koordiniert? Was ist die Rolle der Führung? Wie hilft Scaled Agile dabei, die Organisation schneller und reaktionsfähiger zu machen?

DAS LETZTE Theater: Agil!

» 30

Wissen angelesen

» 31


KURZ UND KNAPP

4

EINIGE AUSGEWÄHLTE KONFERENZEN 2015 OOP

oder Expertenbefragungen schaf-

Scrum Day 2015, mitveranstaltet

26. – 30. Januar 2015, München

fen die Möglichkeit, persönlich

von Bosch, finden Sie online.

Auf der OOP Konferenz 2015

mit Experten und Teilnehmern ins

» www.scrum-day.de

sprechen über 150 Sprecher aus

Fachgespräch zu kommen.

insgesamt 14 Ländern. Zukunfts-

» www.sea-con.de

Lean Production Systems 19. – 20. Juni 2015, Stuttgart

weisende Keynotes erwarten Sie auch in 2015 wieder auf der OOP.

Lean Best Practice Day

Die Production Systems führt Sie

» www.oop-konferenz.de

8. – 10. Juni 2015, Darmstadt

durch alle Facetten der Lean-

Es erwartet Sie ein hochkarätiger

Welt. Dabei werden aktuelle

Global Scrum Gathering

Mix aus internationalen Keynotes,

Lean-Entwicklungen in verschie-

4. – 6. Mai 2015, Phoenix, USA

Lean Vorreitern und medial be-

denen Industrien, der Serien- und

Die Scrum Gatherings bieten

kannten Lean-Gurus im Kongress-

Kleinserienfertigung und auch

Scrummern weltweit die Mög-

plenum sowie Intensivworkshops

der Produktion angrenzenden

lichkeit, sich zu treffen und ihre

zu aktuellen Brennpunktthemen

Bereichen diskutiert, wie das

Begeisterung, Erfahrungen und

rund um Shopfloor Management,

umfassende Thema Führung im

Kenntnisse von Scrum und Agile

Führungsexzellenz, neue Produk-

Lean-Prozess zum Beispiel mit

miteinander zu teilen. Das Pro-

tionsmethoden und Innovations-

Hilfe der Toyota Kata.

gramm und alle Sessions finden

management

» www.productionsystems.de

Sie bereits jetzt auf der Website

» www.best-practice-day.com

®

Global Scrum Gathering®

der Scrum Alliance. » www.scrumalliance.org

Scrum Day

16. – 18. November 2015, Prag

16. – 17. Juni 2015, Stuttgart

Die Scrum Gatherings bieten

SEACON

Die Highlights auf dem Scrum-

Scrummern weltweit die Mög-

7. – 8. Mai 2015, Hamburg

Day 2014 waren die vier Keynotes:

lichkeit, sich zu treffen und ihre

«Effizienzsteigerung und Kosten-

Neben dem Scrum-Erfinder Jeff

Begeisterung, Erfahrungen und

senkung – Die IT als Motor», ist

Sutherland waren außerdem der

Kenntnisse von Scrum und

dieses Mal das Motto. Die jährlich

COO der Scrum.org David Starr

Agile miteinander zu teilen. Das

stattfindende SEACON beinhaltet

sowie die bekannte Buchautorin

Programm wird zur Zeit noch

klassische Fachvorträge namhafter

Lyssa Adkins und Craig Larman,

ausgearbeitet und demnächst

und gestandener Experten. For-

der Experte für Large-Scale Scrum

veröffentlicht.

mate wie Open Space, Fishbowl

vertreten. Das Programm des

» www.scrumalliance.org

IMPRESSUM Herausgeber: wibas GmbH, Otto-Hesse-Str. 19 B 64293 Darmstadt Telefon: 06151 503349-0 E-Mail: info@wibas.de » www.wibas.com V. i. S. d. P.: Malte Foegen

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Redaktion: Frank Eberhard (Chefredakteur), Patrick Atamaniuk, Jörg Battenfeld, Sybille Besecke, David Croome, Yvonne Fischer, Malte Foegen, Caroline Haußmann, Christa Hesse, Christian Kaczmarek, Lutz Koch, Claudio Porcelli, Simon Porro, Claudia Raak, Karsten Rohrbach

Art Direction & Gestaltung: Dienstagmorgen Manuel Dorn » www.dienstagmorgen.de Abo: Sie möchten regelmäßig das wibas magazin als Printausgabe? Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an info@wibas.de

Copyright: © 2014 wibas GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text & Bild, Übersetzung in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle Beiträge einschließlich der Abbildungen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.


KURZ UND KNAPP

NEU: SAFe 3.0 IST ONLINE

BEREIT FÜR VERÄNDERUNG?

Dean Leffingwell hat die Version

Einführung von Scrum und Scaled

3.0 vom Scaled Agile Framework

Agile bedeuten eine Veränderung.

(SAFe) veröffentlicht. Auf der Seite

Um einschätzen zu können, wie

www.scaledagileframework.com

groß die kulturelle Änderung ist

finden sich jetzt das neue Über-

und wie bereit eine Organisation

sichtsbild und die neuen Texte.

5

dafür ist, hilft eine Analyse der Veränderungsbereitschaft der Organisation. Das Project Management

In der Version 3.0 wurden die Beschreibungen vie-

Institute (PMI) hat ein Weißbuch zur Veränderungsbe-

ler Elemente überarbeitet und einige Begriffe mehr

reitschaft (engl. Readiness) veröffentlicht. Der Artikel

an die verbreiteten Scrum und Agile Bezeichnun-

heißt «Change Readiness: Focusing Change Manage-

gen angepasst. Außerdem geht SAFe 3.0 jetzt mehr

ment Where It Counts». Das Weißbuch beschreibt,

auf die Rolle der Führung ein. Auf der Unterneh-

warum Veränderungsbereitschaft wichtig ist und wie

mens-Ebene wurde die Portfolio-Kanban-Planung

man sie beurteilen kann. Außerdem wird dargestellt,

verbessert, diese mit der Strategie verbunden sowie

welche Auswirkungen mögliche Lücken haben und

die Budgetierung überarbeitet.

wie man damit umgehen kann.

DAS BASISLAGER

«DIE MEHRHEIT DER ANWENDER AGILER METHODEN NUTZT SIE SELEKTIV ODER IN MISCHFORM.» » Status-Quo Agile Studie

Beim «DarmstadtSPIN Basislager» treffen sich auch im Jahr 2015 wieder regelmäßig Führungskräfte und Unternehmer in exklusiver Runde, um sich über aktuelle Themen und gute Praktiken auszutauschen.

TERMINE 2015: 26. Januar 9 März 4. Mai 29. Juni 7. September 9. November immer von 19 bis 21 Uhr

In dieser Runde besprechen sie ihre Strategien, um Projekte erfolgreich umzusetzen. Sie tauschen Erfahrungen in der Führung engagierter Teams aus, plaudern locker und ernsthaft über Erfolge und Lernerfolge. 2014 ging es zum Beispiel um Themen wie «Fokus, Mut und Vereinfachung», «Personalentwicklung im agilen Umfeld» oder «Ende des Mittelmaßes». Mehr Infos finden Interessierte auf der wibas Website unter «Veranstaltungen». Teilnahme auf Einladung. Bei Interesse schreiben Sie bitte eine Mail an frank.eberhard@wibas.de


SCHWERPUNKT

THE

BIG PICTURE –

Die Artikel im Magazin folgen Seite auf Seite. Die Inhalte stellen dagegen ein Netz aus zusammenhängenden Informationen dar. Leider lässt sich ein Heft nicht als Netz drucken, wohl aber so interpretieren. Eine – zugegebenermaßen subjektive – Sicht bieten wir Ihnen hier. Die Zellen zeigen Aussagen aus den folgenden Artikeln. Die Linien zeigen Verbindungen. Und vielleicht ist es ganz passend, dass das Bild Synapsen von Nervenzellen ähnelt. Dort werden bekanntlich Impulse weitergegeben und die nächste Zelle wird angeregt. Sie dürfen also auch Hin- und Herblättern. Frohes Entdecken!

2 Se

6

ite

3 | 01 / 2015

–  1

5

i te

heißt der neue Managementwerkzeugkoffer.

Seite 28

Tage dauert die Grundlagenschulung SAFe.

50 : 50 geht die Kontroverse zur Nutzung von Frameworks aus.

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S

Gewalten machen den Erfolg der Skalierung.

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12

3.0

Se

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31


SCHWERPUNKT

– DIE ZUSAMMENHÄNGE

67% agiler Projekte sind erfolgreich.

S e i te 9

7

2009

S e i te n 1 6   /   1 7

startete Stefan Waschks agile Lernkurve.

9 te 1 Sei

2 Sichtweisen. Basis für Konflikt. Basis für Verständnis.

sagen: «Alte Denkweisen hindern Wandel.»

20

300

S eite

18

58%

Sei te

4 en 2 Seit

–   26

Mitarbeiter in der Entwicklung von Wincor arbeiten jetzt agil.

< 50% der «Scrummer» nutzen Impediment-Backlogs. Hubert Hänger steht darauf.


SCHWERPUNKT

AGILE FÜHRUNG IN GROSSEM STIL

8

Agile Transformation heißt auch, die Führung neu zu denken. Auf den ersten Blick scheint es

sie sich geschmeidig auf agile

job done.» Auch das Top Manage-

bei Skalierung um neue Rollen

Führung umstellen könnten. In

ment ist in der Pflicht.

und größere Rituale zu gehen.

konkreten Konfliktsituationen

Die wesentliche Veränderung

zeigen sich die alten Paradigmen

gegenüber einer herkömmlichen

im Verhalten.

Organisation findet dagegen in der Führung statt. In erfolg-

Wirksame Agilität basiert aber auf

reichen agilen Organisationen

einem menschenzentrierten Bild

wird aus einer postheroischen,

der Organisation. Es erkennt an,

Falls jemand die Frage auf den

«leanen» Haltung heraus geführt.

dass Menschen unterschiedlich

Lippen hatte, ob die Führung in

Und während die Aufgaben der

sind und dass Individualität und

der agilen Organisation weniger

Führungskräfte immer noch

Vielfalt hohen Nutzen stiften.

wichtig sei: Keinesfalls! Sie wird

» Dwight D. Eisenhower

unter Organisieren, Entscheiden,

«PLÄNE SIND NICHTS. PLANUNG IST ALLES.»

«Führung wird anspruchsvoller.»

sogar anspruchsvoller. Es gilt,

Menschen entwickeln, … sub-

«Build projects around motiva-

Menschen zu ihrer individuellen

summiert werden können, so

ted individuals. Give them the

Höchstleistung zu entwickeln. Es

sind die Techniken dazu im agi-

environment and support they

gilt, die Transparenz zu nutzen

len Umfeld andere: Management

need, and trust them to get the

und auszuhalten. Es gilt, Hinder-

3.0 liefert dazu einen nützlichen

job done.» steht dazu in den

nisse aus dem Weg zu räumen.

Werkzeugkoffer.

Prinzipien des agilen Manifests

Es gilt, die neuen Rituale wie ein

(» www.agilemanifesto.org). Das

Release Planning mit 100 oder

Wir mögen uns das nicht so

gilt für die einzelnen Entwick-

200 Mitarbeitern durchzusetzen

gerne eingestehen, aber die

lungsteams. Und für die Orga-

und durchzuführen.

Führungskonzepte des Scientific

nisation? Ein guter Vorschlag ist:

Management aus dem letzten

«Build the organisation around

All das verlangt Abstimmung,

Jahrhundert stecken in uns. Sie

motivated leaders. Give them the

Kreativität, Bereitschaft zum

durchdringen das Handeln vieler

environment and support they

Lernen und Feedbackfähigkeit.

Führungskräfte tiefer, als dass

need, and trust them to get the

Reife Führungskräfte also.

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SCHWERPUNKT

WENIGER KONTROLLE – 9 MEHR FÜHRUNG «ALLES AUF EINMAL TUN WOLLEN, ZERSTÖRT ALLES AUF EINMAL.» » Georg Christoph Lichtenberg

Auch wenn agile Führung auf den ersten Blick nach

Die gesteigerte Transparenz führt bei allen Beteiligten

weniger Kontrolle ausieht: in Wirklichkeit bietet sie

und auf allen Hierarchieebenen zu einer besseren

viel mehr Steuerung, viel mehr Richtung, und eine

Steuerungsmöglichkeit. Dies vermeidet eine Schein-

viel effektivere Führung für eine Organisation.

steuerung – häufig auf Basis von Berichtskennzahlen.

Durch die Rollenaufteilung (z. B. Verantwortung als

«Bei agiler Führung steigt die Motivation auf jeder Ebene.»

Chief Product Owner für eine Produktlinie oder als Area Product Owner für nur ein Produkt) bekommen die einzelnen Führungskräfte einen viel klareren Fokus. Das reduziert die Verzettelung und auch das Aufreiben.

Die definierten Ereignisse und der konkrete Plan-DoCheck-Act-Zyklus auf allen Ebenen schafft einen kla-

Durch die Gewaltenteilung bei der agilen Führung

ren und bewährten Rahmen, in dem die Führung und

(Produktverantwortung, Prozessverantwortung

Arbeit stattfindet. Bei einer agilen Führung steigt die

und Ergebnisverantwortung) entstehen balancierte

Motivation auf Mitarbeiter- wie auf Führungsebene.

Entscheidungen, die dem Unternehmen nützen. Der

Mehr Sinnstiftung durch klarere Ziele, mehr Autono-

Druck, persönlich optimierte Entscheidungen zu tref-

mie durch Verlagerung von Kontrolle nach unten,

fen, die der Karriere in Krabbenkörben dienen, wird

und mehr Können durch regelmäßiges Lernen und

merklich reduziert.

Verbessern steigern die Motivation.

Die Verlagerung der Kontrolle so weit nach unten wie

In der Summe bedeutet die effektivere Steuerung

möglich führt zu frühereren und schnelleren Reaktio-

einen größeren und nachhaltigeren Erfolg der Orga-

nen direkt an der «Quelle» – dort wo die Reaktionen

nisation, die agile Führung lebt.

nötig sind. Dies steigert die Reaktionsfähigkeit von Organisationen. So werden 67% der Projekte erfolgreich statt nur 42% bei klassischem Vorgehen (Status Quo Agile, Hochschule Koblenz).

Lesen Sie mehr dazu online:


SCHWERPUNKT

SO  SO ODER

10

Kontroverse Gedanken von Malte Foegen und Simon Porro zum Thema Skalierung. Offene Gestaltung oder Nutzung eines Frameworks? Es geht so oder so.

Malte Foegen wibas Deutschland

So: Agile Skalierung entlang

So: Agile Skalierung

der Agile & Lean Prinzipien

mit Hilfe von Frameworks

Ich finde, dass jede Organisation

Ich finde, agile Frameworks liefern

einmalig ist. Deshalb braucht

gute Ideen für eigene Skalierungs-

auch jede Organisation eine ein-

lösungen. Viele Menschen brau-

malige Skalierung. Vorgefertigte Rezepte reichen nicht aus, und

Simon Porro wibas NL

chen konkrete Bilder, um sich eine Agile & Lean Organisation vorzu-

deshalb brauchen wir für die Skalierung keine neu-

stellen. Hier helfen Beispiele. Das können Erfahrungs-

en Methoden und Frameworks. Die Prinzipien von

berichte, das kann das Scaled Agile Framework (SAFe)

Agile und Lean sind eine gute Grundlage, um eine

oder es kann Large Scaled Scrum (LeSS) sein. Reines

eigene Lösung für die Skalierung zu entwickeln:

Aufzählen von Prinzipien hilft vielen Menschen nicht

Schritt für Schritt mit einem regelmäßigen Inspizie-

weiter, um Zugang zur agilen Skalierung zu finden.

ren und Anpassen.

Alle Modelle sind falsch, einige Modelle sind nützlich: Keiner der Skalierungsansätze kann einfach für die

Die Prinzipien sind eine Richtschnur, um bei der

eigene Organisation übernommen werden. Aber die

Gestaltung einer skalierten agilen Lösung Tech-

Ansätze enthalten gute Praktiken und bieten einen

niken auszuwählen und Scrum weiter zu denken.

guten Startpunkt für die Entwicklung der eigenen

Prinzipien lassen eine Offenheit bei der Gestaltung

Skalierungslösung. Natürlich ist jede Lösung individu-

der eigenen Lösung. So kommen wir zu kreativen

ell. Aber warum sollten wir auf die Erfahrungen von

und innovativen Ansätzen, die einen echten Fort-

anderen verzichten? Deshalb finde ich Frameworks

schritt darstellen.

und Erfahrungen nützlich.

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SCHWERPUNKT

KLEINE TYPENLEHRE:

TEAMTYPEN & VERÄNDERUNG DIE «1-KOPF»-TRUPPE Diese Teams haben ein «führendes» Mitglied, welches die anderen Teammitglieder als eine Art Projektleiter lenkt. Stärken: Alle laufen in die gleiche Richtung (in die des «Projektleiters»), im schlimmsten Fall vielleicht aber auch gegen die nächste Wand. Risiken:

Fällt diese Führerrolle des Teams weg, reagiert das Team meist unkoordiniert. Selbstorganisation ist ja etwas Neues!

Hilfreich: Für Vertrauen sorgen, damit die Stillen sich äußern. Damit den Wandel von der «1-Kopf»-Truppe hin zum selbst organisierten Team einleiten. DAS «SIEBEN TEAMS IN EINEM TEAM»-TEAM Jedes Teammitglied arbeitet als Fachexperte isoliert in seinem Thema und hat kein Wissen über die Themen der Kollegen. Stärken: Jedes Teammitglied verfügt über großes Wissen in seinem Fachbereich. Risiken:

Schlägt der «Truck Factor» zu, kann das Team nicht liefern.

Hilfreich: Agile Arbeitsweisen unterstützen die Verteilung des Wissens auf die anderen Teammitglieder. DAS «NICHT-AGILE-PERFORMER»-TEAM Die Teams arbeiten zwar nicht agil, aber dafür hochperformant. Stärken: Die Teams sind bereits in einem sehr effektiven Arbeitsmodus. Risiken:

Sehen keine Notwendigkeit sich auf neue Arbeitsweisen einzulassen.

Hilfreich: Teams in die Gestaltung skalierter agiler Arbeitsweisen einbeziehen und von ihren Erfahrungen profitieren! DAS «WIR-SIND-SCHON-AGIL»-TEAM Diese Teams haben bereits erste Erfahrungen mit agilen Arbeitsweisen. Stärken: Erfahrungen können mit den Kollegen geteilt werden. Risiken:

«Scrum-But»-Arbeitsweisen führen ggf. zu schlechten Erfahrungen und zu «verbrannter Erde» … Ein Teufelskreis!.

Hilfreich: Mit konsequenter Agilität den Teufelskreis durchbrechen und wieder gute Erfahrungen ermöglichen! DAS DYSFUNKTIONALE «HIER GEHT NIX MEHR»-TEAM Fehlendes Vertrauen, fehlende Motivation, Angst vor Konflikten, keine Übernahme von Verantwortung, kein Fokus auf Ergebnisse. Stärken: Die Ursachen sind oft bekannt – gute Ausgangslage für Veränderung! Risiken:

Werden die Ursachen nicht angegangen, wird das Team an einen Punkt kommen, an dem es nicht mehr liefern kann.

Hilfreich: Regelmäßige Retrospektiven und konsequent verfolgte Maßnahmen.

11


AGILE SKALIERUNG – PULS DER ZUKUNFT

12

AGILE SKALIERUNG – PULS DER ZUKUNFT

«WHEN WE GO INTO THAT NEW PROJECT, WE BELIEVE IN IT ALL THE WAY. WE HAVE CONFIDENCE IN OUR ABILITY TO DO IT RIGHT.» » Walt Disney

Viele Organisationen kennen den Nutzen von agiler Vorgehensweise einzelner Teams. Aber wie werden mehrere agile Teams auf ein Ziel hin koordiniert? Was ist die Rolle der Führung? Und wie helfen Scaled Agile Ansätze dabei, die Organisation schneller und reaktionsfähiger zu machen? Organisationen müssen in immer

Große Vorhaben werden dabei durch

kürzerer Zeit immer komplexere

Parallelisierung von Arbeiten schnel-

Produkte liefern. Agile Skalierung

ler erfolgreich am Markt platziert.

akzeptiert die mit steigender Kom-

Entscheidungen werden durch

plexität verbundene Unsicherheit und

cross-funktionale Teams und Auflö-

konzentriert sich immer nur auf den

sung von Silostrukturen beschleunigt.

zur Zeit wichtigsten nächsten Schritt. So kann eine Organisation zusätzlich

Bei der Umsetzung von Scaled Agile

flexibel auf geänderte Marktgegeben-

hat es sich bewährt, Schritt für Schritt

heiten reagieren. Agile Skalierung hilft

eine eigene Lösung zu entwickeln, die

dabei, Strategien in selbstorganisier-

auf einem bestehenden Framework

ten Teams zu operationalisieren.

aufsetzt.

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AGILE SKALIERUNG – PULS DER ZUKUNFT

Wie Scrum selbst werden die An-

Unsere Erfahrung aus Projekten

sätze als «Frameworks» bezeich-

zur agilen Skalierung zeigt, dass

net und nicht als «Blueprints».

dieses Lernen und Verbessern

Diese Etikettierung soll verdeutli-

sich auf vier Handlungsfelder

chen, dass es sich um «Rahmen» handelt, die ähnlich wie das Fachwerk eines Holzhauses Strukturvorgaben enthalten, und

13

konzentriert.

Agiles Umsetzen strategischer Ziele

dann noch individuell auszugestalten sind. Die

Das erste Feld ist die Koordinati-

scheinbare Unvollstän-

on der verschiedenen Teams in

digkeit der Modelle ist

Richtung auf ein gemeinsames

gleichzeitig ihre große

Ziel. Die Modelle bieten Ideen für

Stärke.

die vertikale Koordination, also die Umsetzung strategischer

Die Frameworks sind

Ziele in operatives Handeln, und

nützlich, um unter-

die horizontale Koordination,

nehmensspezifische Lösungen zu entwickeln. Die Grundregeln bleiben

also der Abgleich von Teams, die Bestandteile eines gemeinsamen Produktes oder Services liefern.

gültig für alle Implementierungen. Gleichzeitig findet jede

Das zweite Feld ist die konkrete

Organisation ihre eigene Art, mit

Ausgestaltung der aus Scrum

mehreren agilen Teams zusam-

bekannten Rollen, Artefakte und

men an einem gemeinsamen Ziel

Rituale für die große Organisa-

zu arbeiten und einen durchgän-

tion. Im Grunde gilt alles fraktal

gigen Fluss von strategischen

im Kleinen wie im Großen: Takt

Zielen bis hin zu der operativen

bzw. Zeitscheiben, PDCA-Zyk-

Arbeit in den Teams sicher-

lus, Trennung von Prozess- und

zustellen. Inspect & Adapt ist

Ergebnisverantwortung.

damit der zentrale Wert, der am Anfang einer agilen Skalierung

Das dritte Feld ist die Umsetzung

steht. Denn es geht darum, mit

der Gewaltenteilung. Die Ver-

einem ersten Schritt anzu-

antwortung für das WAS und das

fangen und die Lösung aus

WIE liegt in der Regel bei ver-

den gemachten Erfahrungen

schiedenen Personen. Es gibt die

stetig weiterzuentwickeln.

Personen, die Ziele formulieren

»


AGILE SKALIERUNG – PULS DER ZUKUNFT

14


AGILE SKALIERUNG – PULS DER ZUKUNFT

» und priorisieren. Sie sind für einen wirtschaftlichen Service oder Produkt verantwortlich. Dann gibt es Teams, die für ihre Ergebnisse verantwortlich sind. Sie sind selbstorganisiert und entscheiden wie und wieviele Ziele umgesetzt werden. Und schließlich gibt es Personen, die Teams und Produkt- oder Serviceverantwortliche coachen. Sie beseitige Störungen und sorgen für eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsabläufe. Das vierte Feld umfasst die Grenzen der Freiheit für die einzelnen Teams. Die Selbstorganisation der Teams ist sicher einer der Erfolgsfaktoren von Scrum, denn sie sorgt für Effektivität und Transparenz im Team. Gemeinsame Architekturen, Designstandards und Bibliotheken enthalten aber Potenzial für Effizienz in der Organisation. Lernschleifen helfen, den Ausgleich dieser beiden Kräfte konform zur Unternehmenskultur hinzubekommen.

Webtipp: Zur Gestaltung von agilen Organisationen gibt es zwei bekannte Frameworks:

SAFe: Scaled Agile Framework von Dean Leffingwell

LeSS: Large Scaled Scrum von Craig Larman

15


«ÜBER 60% DER PROJEKTE, DIE WÖCHENTLICHEN KUNDENKONTAKT HABEN, SIND ERFOLGREICH.»

» PM-Studie von oose.

16

INTERVIEW

«Agile Skalierung ist der nächste logische Schritt.» Im Interview spricht Stefan Waschk, Leiter des Agile Center of Excellence in der Konzern IT der Volkswagen AG, über agile Transformation in der Praxis.

Wann hast du mit Agile im

Was waren damals die ersten

zu verabschieden. Das erzeugte

Unternehmen angefangen?

Rückmeldungen?

Unsicherheit beim Kunden und

2009 war ich verantwortlicher

Das erste Release sorgte für eine

erforderte ein hohes Maß an

Manager für ein Großprojekt mit

hohe Zufriedenheit. Die Kunden

Umdenken. Letztlich überzeugten

vielen Stakeholdern und komple-

haben bemerkt, dass sie stärker in

wir aber alle durch die hohe Ver-

xen Anforderungen. Wir führten

die Verantwortung gehen müssen,

lässlichkeit und das Erreichen der

agile Mechanismen ein, weil uns

was letztlich zu einer immensen

vereinbarten Ziele.

klar wurde, dass die Konzepter-

Steigerung der Qualität führt. Un-

stellung ein Flaschenhals im Projekt

ser gesamtes Umfeld lobt die hohe

Wie hast du Mitstreiter

war und dass trotz erfolgter Ab-

Verlässlichkeit nach neun Releases,

gewinnen können?

nahmen die aus diesen Konzepten

was eine hohe Akzeptanz und

Da unser Projekt lief, meldeten

umgesetzten Lösungen unsere

Ausbreitung von Agilität im Unter-

sich schnell weitere Agilisten. Mit

Kunden nicht zufrieden stellten.

nehmen zur Folge hat.

Interessierten entstand schnell ein

Mein Fokus lag damals zunächst

großes Netz. Viele probierten das

auf der besseren Steuerbarkeit,

Welche Stolpersteine siehst du für

nach und nach aus. Um das zu

die agile Projekmanagementme-

Agile Skalierung und wie hast du

«legalisieren» schlossen wir uns

thoden versprachen. Selbstorga-

sie überwunden?

zusammen – quasi als «Selbst-

nisation der Teams stand für mich

Die Bereitschaft von Fachberei-

hilfegruppe». (lacht) Überzeugt

gar nicht so sehr im Vordergrund.

chen und IT in eine kontinuierliche

hat letztlich immer der sichtbare

Wie wichtig ein Team mit starkem

Zusammenarbeit zu investieren,

Nutzen.

Commitment ist, erkannte ich

damit Lernen auf dem Weg zu ei-

erst beim Rollout. Heute ist dieser

ner innovativen Lösung möglich ist

Ist Agilität ein Hype?

Aspekt für mich der wichtigste für

und sich von der Pseudosicherheit

Nein, das ist kein Hype, sondern

erfolgreiches agiles Vorgehen.

einer «perfekten 100% Planung»

der nächste logische Schritt in

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INTERVIEW

einer verlässlichen Lieferkette zwischen

wortung, statt nur ein «Rädchen im

Kunde und IT in der das Thema «Part-

System» zu sein.

nerschaft» groß geschrieben wird.

17

Ist die agile «Fachsprache» nötig oder Was hat dich überzeugt, Agilität ins

eher hinderlich?

gesamte Unternehmen hineintragen

Jede Fachsprache ist erstmal hinder-

zu wollen?

lich, wenn man neue Teams oder

Zum Einen das Thema «Effizienz der

Kunden gewinnen möchte. Aber sie ist

Tätigkeiten». Ich möchte die Pseu-

auch eine Normierung, mit der man

doverlässlichkeit klassischer Planung

sich schnell mit anderen «Geschulten»

überwinden und dazu passt ein agiles

austauschen kann. Altes Denken be-

Projektmanagement sehr gut. Würde

hindert oftmals leane Effekte – eine

man die hohe Komplexität der Projekte

neue Fachsprache sorgt für bewusstes

bei Volkswagen und das starke An-

neues Denken.

wachsen der Anforderungen während der Projektlaufzeit planen wollen, wäre

Wie sieht dein Idealbild einer agilen

man sehr lange mit dem perfekten Plan

Zukunft aus?

beschäftigt. Und der wäre dann ver-

Wir sind viel stärker in der Gestalter-

mutlich recht schnell durch die Realität

rolle, jeder Einzelne ist involviert, alle

überholt. Zum Anderen bin ich über-

Teams sind «empowered», der Kunde

zeugt von den agilen Prinzipien, da der

ist fest im Projektteam und das ge-

Fokus auf dem Gestalten individueller

samte Management ist Teil des agilen

Lösungen für den Kunden liegt.

Wertstroms und sorgt für optimale Rahmenbedingungen. Das Motto «Fail

Was mich begeistert ist das Konzent-

Fast» sorgt überall für eine unterstüt-

rieren aufs Wesentliche – bei agilem

zende Fehlerkultur, die für Innovatio-

Vorgehen findet Entwicklung immer

nen unabdinglich ist.

Stefan Waschk, Volkswagen AG

anforderungen statt. Volkswagen hat

Was würdest du heute deinem jünge-

eine enorme Größe und wächst stän-

ren Ich, das damals mit Agile angefan-

Stefan Waschk ist langjähriger Projektleiter in diversen Konzernprojekten, Sprecher der agilen Community der Volkswagen AG und als Leiter einer Software Factory verantwortlich für das Agile Center of Excellence im Volkswagen Konzern.

dig. Dadurch nimmt natürlich auch die

gen hat, raten?

Komplexität zu. Um schnell auf Verän-

Trau dich, zu fragen und um Hilfe zu

derungen reagieren zu können, be-

bitten. Hol gleich zu Anfang Experten

weglich und innovativ zu bleiben und

dazu. Man kann sich das alles erarbei-

mit der steigenden Komplexität um-

ten, aber es geht wesentlich schneller

zugehen, braucht es im ganzen Unter-

und besser, wenn man Unterstützung

nehmen flexible und kreative Mög-

hat. Das Regelwerk ist zwar erstmal ein-

lichkeiten, die wir selbst gestalten. Hier

fach, aber die Umsetzung und das Zwi-

hilft die agile Transformation – jeder

schenmenschliche, das muss erstmal

Einzelne im Team übernimmt Verant-

erarbeitet und moderiert werden.

entlang aktueller Markt- und Kunden-


STOLPERSTEINE

RESPEKT FÜR DIE FÜHRUNG

18

«Ein agiles Unternehmen bedeutet eine andere Führung. Das Management muss das endlich verstehen und umsetzen.» Falsch! Zeit zum Umdenken. «WER NICHTS VERÄNDERN WILL, WIRD AUCH DAS VERLIEREN, WAS ER BEWAHREN MÖCHTE.» » Gustav Heinemann

58% der Befragten in der IBM Studie «Making Change Work» sagten, dass das Verändern von Denkweisen und Einstellungen die größte Herausforderung im Wandel sei. Auch deshalb ist agiles Skalieren kein Spaziergang. Wenn wir aber «oben» und «unten» umdenken, dann ist Agile für alle im Unternehmen nützlich – auch für die Führungskräfte. Und das ist ein notwendiger Baustein dafür, dass Agile gelingt.

Wirksame agile Organisationen basieren auf Werten, die ein neues Miteinander in Unternehmen ermöglichen. Hierin sind insbesondere Werte enthalten, die in Unternehmen mit «Wissensarbeitern» wichtig sind. Einer der agilen Werte ist «Respekt». Im Agile Atlas heißt es: «Wenn wir zusammenarbeiten und Erfolge und Misserfolge teilen, kommen wir dazu, uns gegenseitig zu respektieren und helfen einander, sich dieses Respekts würdig zu erweisen.» Für funktionierende Teams ist ein zentraler Faktor die Motivation. Dan Pink hat in seinem Buch «Drive … Was Sie wirklich motiviert» drei Faktoren herausgearbeitet. Da ist zum Einem die Autonomie, etwas selbst entscheiden zu können. Da ist der Sinn, den die Arbeit haben sollte. Und zum Anderen die Möglichkeit, in etwas wirklich gut sein zu können («Meister» sein). Von diesen Erfolgsfaktoren höre ich immer wieder auf agilen Konferenzen – und von vielen Change Agents, die in ihren Unternehmen Agilität voranbringen. Gut. Gleichzeitig höre ich den Satz «Das Management muss das endlich mal verstehen.» Genau hier braucht es ein Umdenken. Aus drei Gründen: Erstens: Ein Respekt vor den Führungskräften und ihrer Arbeit bedeutet, das Fingerzeigen durch eine konstruktive Haltung zu ersetzen und auch mal die Perspektive zu wechseln. Zweitens: Die Motivationsfaktoren Autonomie, Sinn und «Meister sein» gelten genauso für Führungskräfte. Wenn Transformationen auf diese Faktoren eine Antwort für die Führungskräfte haben, dann zieht die Führung ebenso mit wie die Teams. Drittens: Ein Wandel der Führungskultur ist eine zweiseitige Sache. Die eine Seite ist der Wandel in der Art, wie Führungskräfte mit Mitarbeitern umgehen. Die andere Seite ist, wie Mitarbeiter Verantwortung übernehmen. Eine neue Führungskultur erfordert diesbezüglich einen Wandel und ein Lernen auf beiden Seiten.

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STOLPERSTEINE

GESUNDER CHANGE TROTZ HÖHEN UND TIEFEN – GEHT DAS? In unseren Unternehmen ist Veränderung an der

Mitarbeiter, die den Sinn einer Veränderung sehen

Tagesordnung. Verkleidet in unterschiedlichste Titel

und Vertrauen in die direkten Vorgesetzten und ins

werden Umstrukturierungen, andere Arbeitsweisen

Top Management haben, bleiben eher gesund. Vitale

sowie neue Werkzeuge an die Mitarbeiter herange-

Erschöpfung folgt vor allem auf Vertrauensverlust.

tragen und in vorgesehener Frist «umgesetzt». Der Strom angeordneter Veränderungen reißt gar nicht

Die Studienergebnisse des Dortmunder Forschungs-

mehr ab, und immer mehr Menschen fühlen sich

büros für Arbeit, Prävention und Politik deuten darauf

davon überfordert.

hin, dass die Gesundheitskompetenz der Führungskräfte wesentlich ist. Worin besteht diese Kompetenz?

Die Zunahme psychischer und psychosomatischer

Sie beginnt mit der Fähigkeit, gut zu führen. Durch die

Krankheiten kann dafür als Indiz gelten. Verschiedene

Beteiligung der Betroffenen im Wandel und mit früher

Studien gehen der Frage nach, wie ein an der Ge-

Erkennung von Belastungen kann Gesundheit im

sundheit der Mitarbeiter orientierter Veränderungs-

Change verankert werden. Scrum wird als eine Vor-

prozess aussehen kann. So kommt die Studie «InVest»

gehensweise aufgeführt, die durch ihre Menschenfo-

des Instituts für angewandte Innovationsforschung

kussierung und die Förderung der Selbstorganisation

e.V. in Bochum zu dem Schluss, dass das Vertrauen

einen guten Rahmen für gesundes Arbeiten bietet.

die wesentliche Ressource nachhaltigen Wandels ist. Das Netzwerk achtsames Wirtschaften geht der Frage nach, wie die aus der buddhistischen Tradition stammende Achtsamkeit in wirtschaftlichen Organisationen gelebt werden kann. Die gesundheitsfördernde Wirkung von Entspannungs- und Meditationsübungen für den Einzelnen sind kaum umstritten. Wie aber fügt man Kostendruck und Effizienzstreben einerseits und die Forderung des im-Augenblick-Innehaltens andererseits zu einer «Organisationalen Achtsamkeit» zusammen? Ein Gestaltungskonzept gibt es – auf die Erkenntnisse darf man gespannt sein. Der Mensch rückt mehr in den Fokus – das ist die gute Nachricht in der derzeitigen Entwicklung in der Wirtschaft. Denn nur der Mensch beherrscht die Komplexität. Nur über die menschliche Dienstleistung gelingt Differenzierung. Und nur der gesunde Mensch kann nachhaltig arbeiten.

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STOLPERSTEINE

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DER HÄNGER ZUM THEMA Hubert Hänger (52) ist seit 12 Jahren Abteilungsleiter im Bereich Softwareentwicklung eines Produkthauses.

Agil skalieren? Na prost Mahlzeit. Ist denn nicht genug damit, dass da schon ein paar Teams «agil» arbeiten – wie man so schön sagt? Was «agil» auch immer heißt. Vor ein paar Monaten ist der Chef-Entwickler aus meiner Abteilung zu mir gekommen. Er meinte, ein paar von den anderen Abteilungen probieren diese «agile» Arbeitsweise aus und ob sie das nicht auch mal machen sollten. Da hat er mich in einer schwachen Stunde erwischt. Ich habe OK gesagt. Und jetzt hab ich den Salat. «Agil» bedeutet wohl nur, dass sie tun können was sie wollen. Da haste als Chef keine Chance mehr denen zu sagen, was sie tun sollen. Das habe ich mal versucht. Da bin ich wie immer zum Paolo gegangen, das ist mein Chef-Entwickler, und habe ihm gesagt, dass ich eine Aufstellung der Kapazitätsausnutzung der Produktdatenbank brauche und ob er mir nicht einen Knopf in den Admin-Bildschirm dafür machen könnte. Da guckt er mich groß an und fragt, ob das schon im Backlog steht. Wenn das nicht im Backlog stünde, könnte er es nicht machen. «Wie?» sage ich, «in welchem Backlog?» Da sagt er doch zu mir, ich solle mit dem Charlie aus dem Produktmanagement sprechen, der wäre «Product Owner» und würde entscheiden, was ins Backlog kommt. Da frage ich Sie, wie soll ich denn so meinen Job machen? Seit dem, jedes Mal, wenn ich was von dem Team will, kommt der Dieter zu mir und sagt mir, dass ich ein «Impediment» bin. Wusste erst gar nicht was das ist, habe ich aber nicht gesagt. Habe ich dann nachgeschlagen. Heißt Hindernis. Na toll, denke ich, ich will doch nur mit dem Produkt vorwärts kommen und jetzt werde ich zum Hindernis gemacht. Nur weil die «agil» arbeiten und jetzt «selbstorganisiert» sind. Wenn ich das vorher gewusst hätte … Und jetzt sagt mein Chef zu mir, dass wir jetzt «agil skalieren». Wissen Sie was das heißt? Jetzt sollen ich und die anderen Abteilungsleiter auch in so einem Team arbeiten. Wie soll das denn funktionieren? Da kommen wir ja gar nicht mehr vorwärts, wenn wir uns in der Führungsebene auch noch im Kreis drehen. Und mit so esotherischem Kram wie Kanban-Boards befassen. Nee, da mache ich nicht mit. Nicht mit Hubi. Wird Zeit, dass wieder klare Verhältnisse und Kontrolle herrschen bei uns. Genau. Morgen rufe ich den Vorstand an und sag ihm das. | 01 / 2015


STOLPERSTEINE

KONFLIKT: JA, BITTE! (ABER LASSEN SIE DEN BÄREN WEG.) Neulich im Projekt …

Max versucht es erneut. Diesmal so: «Petra, ich habe

Wie ein zorniger Bär poltert Max ins Besprechungs-

festgestellt, dass die von mir benötigte Liste nicht

zimmer und legt los: «Petra, du hast schon wieder

fertig ist. Mir ist es wichtig, meine Zusagen verlässlich

deinen Job nicht gemacht! Jetzt fällt mir mein Teil auf

einzuhalten. Wärst du bereit mich dabei zu unterstüt-

die Füße und ich werde mit meiner Arbeit nicht fertig.

zen indem du dich an unsere Absprache hältst?»

Und wer hat jetzt mal wieder den schwarzen Peter?!

Zudem biete ich beiden ein moderiertes Gespräch

Ich natürlich! Wie immer! Weil du dich einfach nie an

an, damit sie die Gelegenheit haben, offen und auf

Absprachen hältst!»

Augenhöhe zu einer Vereinbarung zu kommen.

Max hat Dampf abgelassen und jedem demonstriert, welche Meinung er von Petra hat. Petra reagiert prompt mit trotziger Rechtfertigung. Folge: Die Arbeit ist nicht fertig, Petra redet nicht mehr mit Max, eine unproduktive Stimmung wird ins Team getragen. Wie kann mein Beitrag als Scrum Master aussehen? Zurück zum Anfang: «Du hast schon wieder deinen Job nicht gemacht …», heißt: Wir haben unfertige Arbeit. Was aber will Max damit sagen, was fehlt ihm wirklich? Ich bitte Max, mir nur die Fakten zu nennen und Vorwürfe oder Schuldzuweisungen zu vermeiden, um die Ursachen des Problems zu sehen. Max: «Die Liste ist nicht fertig und ich komme nicht weiter.» Ich verstehe: «Max, dir ist also wichtig, eine

Fazit:

fertige Liste zu haben, damit du deine Arbeit beenden

In einer von Verständnis geprägten Haltung fällt es

kannst.»

den Beteiligten leichter, ein Miteinander im Konflikt zu entwickeln. Jenseits von «Richtig» und «Falsch» steigt

Ich sehe, dass Max immer noch tierisch sauer ist und

die Wahrscheinlichkeit, zu gemeinsamen Ergebnissen

frage nach, was er tatsächlich braucht: «Ihr habt das

zu kommen. Beide Konfliktpartner können ihr Gesicht

Problem ja öfter miteinander. Suchst du vielleicht

wahren und lernen dabei, dass im Konflikt eine große

generell Zuverlässigkeit?» Ich fordere ihn auf: «Kannst

Qualität liegen kann, wenn man den Bären im Wald

du dir vorstellen, Petra offen auf das Thema ‚Zuverläs-

lässt und von Mensch zu Mensch über die eigenen

sigkeit‘ anzusprechen?

Bedürfnisse spricht.

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AUS DER PRAXIS

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DEVOPS: DIE BRÜCKE ZWISCHEN ENTWICKLUNG UND BETRIEB Konsequente Agilisierung: Mit DevOps zur integrierten Dienstleistung

Wir stellen Tools für die Praxis vor:

AGILE TOOL «REDMINE BACKLOGS»


AUS DER PRAXIS

DevOps. Was es ist und wie es nützt.

hemmen. Da ist die Integration des Betriebs in die

«DevOps» boomt: Die Zahl der Konferenzen zu

agilen Entwicklungsteams eigentlich naheliegend.

DevOps steigt. DevOps bevölkert Fachzeitschriften. Die Buchveröffentlichungen zu DevOps nehmen

Nun heißt naheliegend noch nicht, dass es auch

zu. Wir glauben, dass mehr dahintersteckt als ein

einfach ist, Entwicklung und Betrieb zusammen-

Hype und dass DevOps zur Agilisierung dazuge-

zupacken. Neben den grundsätzlich unterschiedli-

hört. Hier steht warum.

chen Arbeitsweisen der beiden Funktionen, die nun zu integrieren sind, ist auch der mentale Graben zu

DevOps ist als Begriff aus den Anfangsbuchstaben

überwinden, der in jahrelanger Trennung entstan-

von Development (Entwicklung) und Operations

den ist. So wird aus einem sehr plausiblen organi-

(Betrieb) zusammengesetzt. Es beschreibt die Idee,

satorischen Schritt – wir legen Entwicklung und Be-

diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für

trieb zusammen – unter Umständen eine richtige

ein Verkaufsprodukt oder eine vermarktbare Dienst-

kulturelle Herausforderung, die wohl geplant und

leistung arbeiten, in einem Team zusammenzu-

geführt sein will.

fassen. Dieses Team ist im Ideal von A bis Z für das Produkt oder die Dienstleistung verantwortlich. Im

Organisationen wachsen je nach Produkt und

DevOps Team sind alle Fähigkeiten und Kenntnisse

Markt unterschiedlich in die Agilität hinein. Ar-

zusammengeführt, die es vom Produktmanage-

beiten mehrere agile Entwicklungsteams auf ein

ment bis zur Aufrechterhaltung der Produkt- oder

gemeinsames Produkt hin, dann sind die vertikalen

Dienstleistungserstellung braucht.

Skalierungsansätze zur Koordination der Teams der nächste Schritt.

DevOps verwandelt die traditionell funktionelle Arbeitsteilung (Produktmanagement, Entwicklung,

Arbeiten die agilen Entwicklungsteams hingegen an

Betrieb, …) in eine an den verkaufbaren Produk-

nicht zusammenhängenden Produkten, dann ist die

ten orientierte Arbeitszusammenfassung. DevOps

Integration entlang der Wertschöpfungskette ein

schneidet die Organisation horizontal statt vertikal.

nächster logischer Schritt. Für diese Organisationen

Damit ist DevOps die Fortsetzung der häufig mit

geht an DevOps aus unserer Sicht kein Weg vorbei.

Scrum begonnenen konsequenten Kunden- und

Die innovative Kraft und die Kundenorientierung,

Lösungsorientierung. Agile Teams stoßen häufig in

die aus einem selbstorganisierten Team mit Pro-

angrenzenden Teilen der Organisation auf Arbeits-

duktverantwortung entstehen, sind nur mühsam

weisen, die ihre eigene agile Weiterentwicklung

mit anderen Organisationsformen zu erreichen.

«Redmine Backlogs» bietet einen einfachen Einstieg in das toolgestützte Arbeiten. Es bietet alle Mittel, um einen agilen Lebenszyklus zu unterstützen: Planung im Product-Backlog, Arbeiten auf dem Taskboard, Fortschrittskontrolle mit Burndown Charts, Reviews im Sprint Backlog, Dokumentation von Retrospektiven im integrierten Wiki. Unabhängige Projekte können in übergeordneten Sichten priorisiert werden. Unterstützung agiler Skalierung für parallele oder synchrone Teams ist in Entwicklung. Insgesamt ein einfaches und nützliches Tool für unternehmensweite agile Planung. » www.redminebacklogs.net

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AUS DER PRAXIS

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GO AGILE, WINCOR NIXDORF Am Anfang stand ein ehrgeiziges Ziel: Wincor Nixdorf will innerhalb von wenigen Monaten agile Arbeitsweisen in allen Teams der über 300 Mitarbeiter umfassenden Softwareentwicklungsabteilung einführen. Erste Erfahrungen mit Scrum lagen sowohl bei den Teams als auch in der Führung vor. Nun sollten die dort erkennbaren Vorteile agilen Vorgehens für die gesamte Organisation wie ein Schatz gehoben werden. | 01 / 2015


AUS DER PRAXIS

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«DER WEG ZUM ZIEL BEGINNT AN DEM TAG, AN DEM SIE DIE HUNDERTPROZENTIGE VERANTWORTUNG FÜR IHR TUN ÜBERNEHMEN.» » Dante Alighieri

Dr. Christian Schlögel, Leiter der Softwareentwicklung: «Mir war bewusst, dass es ein gut abgestimmtes Vorgehensmodell und ein sehr schlagkräftiges Umsetzungsteam brauchen würde, um innerhalb der kurzen Zeit sichtbare Erfolge zu erzielen.» Wincor entschied sich für eine Transition, die auf drei Ebenen in der Organisation parallel ansetzt: Wandel auf drei Ebenen angeschoben Auf der Ebene der Projekte und Teams werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den agilen Techniken und Methoden weiter professionalisiert, so dass die positiven Wirkungen aus Transparenz, kurzen Lieferzyklen und iterativem Vorgehen tatsächlich in allen Teams eintreten können. Auf der Programmebene geht es um die Koordination von mehreren Teilprojekten und die Releaseplanung. Für Wincor wurden die erforderlichen Meetings ausgestaltet und definiert, um die Abstimmung über die Teams hinweg zu gewährleisten. Die dritte Ebene ist die Ebene der Transitionsplanung. Sie beschäftigt sich mit der Auswahl, Anpassung und Pflege eines Gesamtmodells für die neue agile Wincor-Organisation. Ein Team aus internen und externen Mitarbeitern verantwortet die Orchestrierung des Projektes, steuert also die Maßnahmen auf den beschriebenen drei Ebenen.

»


AUS DER PRAXIS

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Projektmarketing zieht und schiebt Der Sponsor entschied sich früh für intensives Projektmarketing, um für das Projekt zu sensibilisieren und die Emotionen anzusprechen. Im Kernteam wurde «GO Agile» als Projektname gewählt. Dazu unterstreicht der mutige und anspruchsvolle Claim die mit den Stakeholdern vereinbarte Projektvision: «We evolve our software in a rapid beat. You will love it.» Entsprechend aufgeladen fällt auf Rückfrage auch die Antwort auf das wichtigste Projektziel aus: «Wir wollen zurück zu «fun & passion» in der Softwareentwicklung.» Transition – ganz praktisch Alle Teams werden bei der Umstellung auf agiles Arbeiten durch Agile Coaches unterstützt. Das bedeutet, das nach initialer Schulung in Scrum Grundlagen mit dem Team das eigene Arbeiten in agiler Manier vorbereitet und geübt wird. Der Coach unterstützt dabei den Scrum Master, sich in seine Rolle hineinzufinden. Im Laufe von ein paar Sprints geht die Verantwortung ganz auf den Scrum Master über und der Coach zieht sich zurück. Parallel werden auf der Programmebene die Rituale und Meetings zur Koordination definiert und eingeübt. Das Gesamtmodell wird aus SAFe abgeleitet, beschrieben und geschult. Ein Kochbuch für Agilität Als zentrales Dokument für die Art und Weise, wie Agilität bei Wincor umgesetzt werden soll, schreiben alle gemeinsam an einem «Agile Collaboration Framework» – das intern liebevoll-ironisch «Cookbook» genannt wird. Das Cookbook hält fest, was vereinbart ist und was sich bewährt hat. Es ist so knapp gehalten, wie es geht, denn es soll unterstützen und synchronisieren und nicht das eigenständige Denken ersetzen. Es enthält beispielsweise das «Big Picture», also die Darstellung des Gesamtzusammenhangs von Rollen, Meetings und Ritualen in der Softwareentwicklung von Wincor. Es zeigt auf, auf welchem Weg Anforderungen aus strategischen Initiativen abgeleitet werden und in welche Backlogs sie eingefügt werden. Aber das Cookbook enthält auch Definitionen und Beschreibungen von Meetings. So hat die Vereinbarung einer Definition of Ready und der Definition of Done in den Teams wesentlich dazu beigetragen, den

«In der Fokusgruppe ist ein kollaborativer Ansatz entstanden, den wir vorher so nicht gesehen haben.»

klassischen Konflikt zwischen Produktmanagement und Entwicklungsabteilung in konstruktive Bahnen zu lenken. Fokusgruppen bearbeiten übergreifende Schwerpunktthemen «Ein wesentlicher Meilenstein für die gewünschte neue Arbeitsweise war erreicht, als wir die Schnittstelle zwischen Entwicklung und QA geregelt hatten. In

der Fokusgruppe ist ein kollaborativer Ansatz entstanden, den wir vorher so nicht gesehen haben.» sagt Andreas Wübbeke. Neben dieser Fokusgruppe haben sich zwei weitere um teamübergreifende Themen gekümmert. Die Schnittstellenthemen zwischen Product Line und Entwicklung wurden in einer Gruppe

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AUS DER PRAXIS

bearbeitet und Themen, die mehrere Entwicklungsteams betreffen. Die Fokusgruppen sind für die Dauer der Transition gedacht, bzw. solange, bis sie das zugrundeliegende Problem gelöst haben. Sie werden also

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keine dauerhafte Einrichtung sein. Spezifisches agiles Modell für Wincor In einem Projekt dieser Größenordnung findet Lernen auf vielen Ebenen statt – wenn man denn will. Wincor wollte: «Ein Augenöffner für mich war, das Transitionsprojekt selbst als agiles Projekt zu führen», sagt Schlögel. Erstens zeige es, dass Agilität zu unrecht von Vielen auf Softwareentwicklung beschränkt werde. Außerdem erhöhe es die Glaubwürdigkeit in der Organisation, wenn diejenigen, die die bestehenden Abläufe ändern, sich den Neuerungen auch selbst unterwerfen. «Wir haben uns mit der Agilität vor allem die Lernschleifen

«Ein Augenöffner für mich war, das Transitionsprojekt selbst als agiles Projekt zu führen.»

(inspect & adapt) ins Projekt eingebaut», sagt der Entwicklungsleiter weiter, «die es uns ermöglicht haben, das als Referenz verwendete Modell SAFe so anzupassen, wie das für Wincor nötig ist.» So habe Wincor jetzt ein eigenes und von den eigenen Leuten mitgetragenes agiles Modell. Nächste Schritte Bei allem Fortschritt ist noch keine Ende der Agilisierung bei Wincor abzusehen. Auf der Agenda stehen die Suche und Implementierung eines geeigneten Tools, um von der strategischen Ebene über die Programmebene bis zu den Projekten die Anforderungen zu entwickeln, bearbeiten und dokumentieren zu können. Dann sind Verbesserungen im Reporting und in der Verfolgung bestimmter unternehmerischer Kennzahlen angedacht. Und schließlich gibt es bei Wincor eine Hardwareentwicklung, für die der Nutzen von Agilität ebenfalls interessant ist. «Uns wird in den nächsten Jahren bestimmt nicht langweilig», so Schlögel. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg auf dem agilen Pfad!

WINCOR NIXDORF AG » WELTWEIT FÜHRENDER ANBIETER VON IT-LÖSUNGEN UND SERVICES FÜR RETAILBANKEN UND HANDELSUNTERNEHMEN » PRODUKTPORTFOLIO: GELDAUTOMATEN, KIOSKSYSTEME, KASSENSYSTEME … » LEISTUNGSSPEKTRUM: SOFTWARE, SERVICES, IT-CONSULTING … » MITARBEITER: 9.003 » UMSATZ ERSTES HALBJAHR DES GESCHÄFTSJAHRES 2013/14: 1.230 MIO. EURO


AUS DER PRAXIS

AUF SPUR: AUSBILDUNGSPFADE

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Ausbildungspfad zum Certified Scrum Professional Gezielte Trainings zu agilen Methoden, zur Führung im agilen Umfeld und zur Transition selbst unterstützen

den Aufbau der agilen Organisation. Zwar macht die Übung erst den Meister, aber eine solide Basiskenntnis ist Voraussetzung für einen gelungenen Einstieg.

Scrum Basic und Extended Education. Hier können Sie Module wählen, den nächsten Schritt als Scrum Praktiker machen und sich am Ende von der Scrum Alliance als Certified Scrum Professional zertifizieren lassen.

Scrum Basic Education 3 Tage

CSM

CS D

Agile Engineering Skills

2 – 3 Tage

Certified ScrumMaster 2 – 3 Tage

Scrum Extended Education Schwerpunkt: Produkt

2 Tage

2 Tage

Agiles Produktmanagement

Agile Teams bilden und coachen

Agile und Lean führen

Certified Scrum Product Owner

CSA

Bewerbung

Schwerpunkt: Führung

2 Tage

Schwerpunkt: Skalierung

CSPO

Schwerpunkt: Teams

Schwerpunkt: Change

2 Tage

4 + 2 Tage

Leading SAFe (Scaled Agile)

Certified Change Project Manager

CSP

CCPM

Parallel: 36 Monate praktische Scrum-Erfahrung in maximal 5 Jahren und 70 gesammelte Scrum Education Units (SEU / Stunden Aus- und Weiterbildung in Scrum) in maximal 3 Jahren.

Den Mitarbeitern, die in agilen

Priorisierung, wenn immer mehr

Fähigkeiten des Veränderungs-

ScrumMastergelingt mit Projekten arbeiten, CSM Certified

Scaled Agilist Teams agil arbeiten. CSA Certified

managements. wibas bietet mit

Product Ownerwie der CSPO Certified Scrum praxisnahen Schulungen

CCPM

Certified Change Project Manager

dem Certified Change Project

Scrum Developer CS D Certified Certified Scrum Master Aus-

Certified Scrum Professional FürCSPFührungskräfte ändert sich

Manager eine sehr gründliche und

bildung ein leichter Start in die

in agilen Organisationen auch

mit vielen Übungen angereicherte

Agilität. Durch die interaktive Ge-

einiges. Denn es geht um die

Ausbildung an, die Menschen auf

staltung werden die theoretisch

Ausrichtung der Organisation auf

die Situationen vorbereitet, die in

erworbenen Kenntnisse bereits

die unternehmerischen Ziele bei

der Veränderung zu bewältigen

in der Schulung in Bezug zu den

gleichzeitiger Delegation möglichst

sind. Zielgruppe sind Fach- und

konkreten Anforderungen im

vieler Themen ans Team. «Agil

Führungskräfte sowie Projektleiter,

Projekt gesetzt. So vernetzt sich

führen» ist der bewährte Einstieg in

die aktiv in die Transition einge-

Wissen mit dem Handeln.

diesen Strang der Weiterentwick-

bunden sind. Wirksame Trainings

lung. Und für die konkrete Transiti-

enthalten hohe interaktive Anteile.

Wer Ablauf und Aufbau der Or-

on konzipieren wir jeweils passend

Bekanntlich ist der Lernerfolg am

ganisation neu gestaltet, profitiert

die Führungskräfteentwicklung.

höchsten, wenn das Neue aktiv

von den Schulungen zu den

Schließlich bringt die Einführung

angewandt wird. Deshalb sind alle

Modellen der agilen Skalierung,

agilen Arbeitens für viele Mitar-

wibas Trainings so konzipiert, dass

z. B. SAFe. Darin geht es um die

beiter einer Organisation massive

die Umsetzung des Gehörten in die

Rollen und Rituale zur teamüber-

Veränderungen in die bisherigen

eigene Projektsituation integraler

greifenden Koordination und

Arbeitsweisen. Dafür wappnen die

Bestandteil ist.

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AUS DER PRAXIS

Am Anfang steht die Idee, agil zu skalieren.

konkrete Schritte, während weitere Schritte eher

Der erste Schritt ist eine Potentialanalyse. Hier wird

grob definiert sind. So kann die Organisationsent-

analysiert, wo die Organisation steht (Status Quo)

wicklung peu à peu beginnen.

und wie weit sie vom Zielbild der agilen skalierten Organisation entfernt ist. Dies schließt eine Analyse

Zu jedem Schritt gehört:

der Veränderungskultur und der Glaubensgrundsätze der Organisation ein. Dieser Schritt beantwortet die Frage, welche Potentiale in agiler Skalierung

1. Fragen, wo sich in der Organisation Komplexität reduzieren lässt

für eine Organisation liegen und was der erwartete Nutzen ist.

2. Ein konkretes Ergebnis in Richtung skalierter agiler Organisation schaffen

Der zweite Schritt ist die Systemgestaltung. Die Leitfrage lautet: «Wie stellen wir uns die agile

3. Aus den Erfahrungen der konkreten

Organisation vor?» Das Ergebnis ist ein Zielbildent-

Veränderung den Skalierungsentwurf und wei-

wurf. Um dies zu entwerfen hilft ein Verständnis

tere Schritte überprüfen und anpassen

der agilen Skalierungsprinzipien. Auch Modelle wie SAFe oder LeSS können helfen. Die Systemgestaltung trägt dazu bei, dass sich die Organisation das

4. Aus der Erfahrung mit dem Veränderungsprozess diesen selbst überprüfen und anpassen

Ziel vorstellen kann. Dieser Entwurf wird sich während der konkreten Ausgestaltung der Skalierung

Es ist gut, wenn diese Schritte eher klein sind und

fortlaufend weiterentwickeln. Aus dem Status Quo

häufiger gemacht werden, da so die Organisation

und dem Zielbild wird ein erster Entwurf grober

schneller lernt und damit schneller «vorwärts»

Schritte in Richtung Ziel gestaltet.

kommt. Darüber hinaus ist es nützlich, in größeren Abständen die Erreichung größerer Ziele zu über-

In eine Reihenfolge gebracht ist diese Anforde-

prüfen. So kann man feststellen, ob die Transforma-

rungsliste ein «Scaled Agile Change Backlog».

tion bezüglich der «großen» Ziele wirksam ist und

Für den nächsten Veränderungssprint liefert es

welche weiteren Potentiale existieren.

» Michael Ende in «Momo»

Man kann Skalierung so lange diskutieren, bis das Thema so komplex ist, dass niemand anfangen will. Man kann auch einfach loslegen. So geht‘s.

29 «MAN MUSS NUR AN DEN NÄCHSTEN SCHRITT DENKEN, AN DEN NÄCHSTEN ATEMZUG, AN DEN NÄCHSTEN BESENSTRICH.»

SKALIERUNG KONKRET: DIREKT ANFANGEN


DAS LETZTE

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THEATER: AGIL! wibasianerin Yvonne Fischer erlebte bei einer ungewöhnlichen Inszenierung, wie agile Prinzipien auch außerhalb des Businesskontextes funktionieren.

Im Gegensatz zum direktiven Regiestil ermutigte der

Dauernde Überprüfung und Anpassung:

Regisseur uns Schauspieler zur Beteiligung und forder-

Dies ist die Basis jeder Theaterarbeit und führt effi-

te unsere Kreativität. Von Anfang an zog er in seinem

zient zum Ergebnis. Jedoch haben wir bewusst für

«postheroischen» Ansatz Experten für Tanz, Akrobatik

einen der Sprints dem kreativen Improvisieren freien

und Stimmimprovisationen hinzu. Das brachte uns

Raum gelassen. In späteren Sprints haben wir dann

dazu, agile Werte wie Fokus, Mut, Offenheit, Selbstver-

dem Effizienz-Gedanken wieder Rechnung getra-

pflichtung und Respekt voreinander zu leben.

gen, die Ideen konsolidiert und effektiv auf das Ziel hin geprobt.

«Ich erlebte, wie der Regisseur (als Product Owner) mit seiner Haltung Kultur und Werte eines Theaterprojektes prägt.»

Ermächtigung und Selbstorganisation: Lebten wir insbesondere in den Ressorts Bühnenbau, Kostüm und Werbung. Das Team arbeitete völlig eigenverantwortlich und hat mit den unterschiedlichen Talenten

Dadurch entstanden Vertrauen, Intimität und Krea-

beeindruckende Ergebnisse erzielt.

tivität. Einige agile Prinzipien wandten wir in unserer Probenarbeit intuitiv an.

Retrospektive: Ich erkenne, dass die agilen Werte

Zeitfenster:

und Prinzipien auch in der Theater-

Das Stück gliederte sich in mehrere Handlungssträn-

welt zu einem begeisterten Team

ge, die wie in einem Film in kurzen Szenen verwoben

und optimalen Ergebnissen führen.

waren. Wir entschieden uns daher, den Probenverlauf

Ich werde in der nächsten Produk-

nicht chronologisch, sondern nach Handlungssträn-

tion darauf hinwirken, die Scrum

gen zu organisieren. Diese ergaben unsere ersten

Techniken und Rollen stringenter

Sprints, was zu früh sichtbaren Ergebnissen führte.

auszuprobieren.

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DAS LETZTE

WISSEN: ANGELESEN Wir stellen vor: Das neue Buch von Jurgen Appelo. «# Workout – Management 3.0» von

kann. Das Buch bietet sich auch dafür

Jurgen Appelo beschreibt siebzehn

an, selbst eingesetzte Techniken zu hin-

nützliche und «moderne» Manage-

terfragen und Neues auszuprobieren.

ment-Techniken. Darunter finden sich

Dabei hat «Management 3.0 Workout»

einfache Dinge wie die «Kudo-Box»,

eine Konkretheit, die im zuvor veröf-

aber auch aufwändigere Techniken wie

fentlichten Buch «Management 3.0»

die «FedEx Days». Keine der Techniken

von Jurgen Appelo nicht zu finden war.

ist überraschend oder neu – das Buch

Vier Sterne für die gute Übersicht aus-

ist aber eine gute Übersicht und Samm-

gewählter Management-Techniken und

lung moderner Management-Techni-

deren Beschreibung. Wer nicht bis zur

ken und lädt ein, sich daraus zu bedie-

Publikation des fertigen Buchs warten

nen. Jede der Techniken wird auf 10

möchte kann sich die Vorabversion

bis 20 Seiten beschrieben, so dass man

herunterladen:

die Technik schnell selbst anwenden

» http://m30.me/FIKW83

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RUBRIKTITEL

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Wir alle tragen VERANTWORTUNG für unsere Welt. Jeder von uns. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wir alle tragen VERANTWORTUNG für unsere Welt. Überall aufuns. derJeder Welt im müssen Kinder NotMöglichleiden. Jeder von Rahmen seiner Seit über 60 Jahren haben die SOS-Kinderdörfer keiten. darauf eine ANTWORT und helfen, wo es geht. Überall aufmit derund Welt müssen Kinder leiden. Helfen Sie übernehmen Sie soNot langfristig Seit über 60 Jahren haben die SOS-Kinderdörfer gesellschaftliche VERANTWORTUNG: Werden Sie darauf eine ANTWORT und helfen, wo es SOSgeht. Schirmherr eines von sieben ausgewählten Helfen Sie mit und übernehmen Sie so langfristig Kinderdörfern! gesellschaftliche VERANTWORTUNG: Werden Sie Hinterlassen Sie nachhaltig mit diesem Schirmherr eines von sieben Spuren ausgewählten SOSherausragenden Projekt. Werden Sie unser Partner Kinderdörfern! und holen Sie sich den SOS Children’s Village Cup! Hinterlassen Sie nachhaltig Spuren mit diesem herausragenden Projekt. Werden Sie unser Partner Mein Team und ich beraten Sie gerne persönlich! und holen sich den SOS Children’s Village Cup! Sabine Fuchs,Sie Geschäftsführerin SOS-Kinderdörfer Global Partner Telefon 089 /15 98 67-600, sabine.fuchs@soskd.org Mein Team und ich beraten Sie gerne persönlich! Sabine Fuchs, Geschäftsführerin SOS-Kinderdörfer Global Partner Telefon 089 /15 98 67-600, sabine.fuchs@soskd.org

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