Mehr Analogisierung

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EINLEITUNG

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VORWORT Lieber Leser, liebe Leserin, Sie haben sich also entschlossen, das Heft von dieser Seite aus zu lesen. Willkommen bei der Analogisierung! OK, der Begriff hat sich noch nicht so weit herumgesprochen. Er ist das Gegenstück zu Digitalisierung und beschreibt all das, was nicht technisch abbildbar, aber zum Funktionieren derselben unerlässlich ist: Wie Menschen, die digitale Produkte erzeugen, nutzen und steuern, das Phänomen Digitalisierung erst durch ihr Menschsein zum Leben erwecken. Dazu liefern wir Beispiele: Teams nutzen digitale Tools in ihrer Arbeit, verändern aber vor allem ihre Art zu interagieren. Computer erkennen Fingerabdrücke und Roboter zeigen Mimik, aber wenn es darauf ankommt, ein Gesicht zu interpretieren, dann muss der Mensch ran. Die digitale Welt vernetzt OldtimerFans in ihrem sehr analogen Hobby. Und die Jahrtausende alte Technik der Malte Foegen Geschäftsführer von wibas

Achtsamkeitspraxis tritt ausgerechnet in der Zeit der Digitalisierung auf den Plan.

Wir leben in Zeiten der Analogisierung. Wir benennen sie nur nach dem Gegenteil. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Ihr Malte Foegen

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WEGWEISER

INHALT

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The Big Picture

»4

Verteilte Teamarbeit geht nicht ist kacke

»6

Ich schau dir in die Augen …

»8

Meine digitale Familie

» 10

Achtsamkeit für Agilisten

» 12

Menschlich bleiben

» 15

Wer coacht hier eigentlich wen?

» 16

Oldtimer sind analog und digital

» 18

Ganz schön sprunghaft, diese Signale

» 21

Hubert Hänger, dagegen!

» 22

Analog zur Solutions 2018

» 23

Zehn Thesen zu Analogisierung und Digitalisierung

» 24

IMPRESSUM Herausgeber: wibas GmbH Otto-Hesse-Str. 19 B 64293 Darmstadt Telefon: 06151 503349-0 E-Mail: info@wibas.de » www.wibas.com V. i. S. d. P.: Malte Foegen

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Art Direction & Gestaltung: Manuel Dorn » www.manueldorn.de Abo: Sie möchten regelmäßig das wibas magazin als Printausgabe? Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an info@wibas.de

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ÜBERBLICK

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Seiten 16/77

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4

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t inylmark V im m Wachstu016 auf 2017 – von 2 z steigend! Tenden

Seite 22–> Glosse

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Seiten 6/7

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11

–> Seite 23 (Solutions 2018)

Jahre m it iP oder oh hone – ne?

0

–> Seiten 10

E-Mails – Das neue Faste n

/11


ÜBERBLICK

Seiten 8/9 Run d

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7,5 Mrd .

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im agilen Flow mit fü nf Gegensatzpaaren

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BIG URE

sam Seiten 12 – 14

In aller Kürze skizziert: eine Doppelseite Fakten – Klarheit durch Ziffern. Die Seitenzahlen verknüpft mit Geschichten, denen die Fakten entrissen wurden: Ein gemalter Pfad durch die analoge Welt. Das kann man von vorne nach hinten lesen. Oder durcheinander. Oder weiterblättern. Viel Spaß!

2LIT8ER Hubraum für –> Seiten 1 8  –  2 0 einen PKW?!

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5


6

VERTEILTE TEAMARBEIT GEHT NICHT Hallo, ich bin Paula. Seit zwei Jahren arbeite ich in einem Scrum-Team. Wir bauen gerade einen Webshop für einen großen Buchhändler. Unser Team besteht aus neun Personen. Sechs Personen arbeiten mit mir in Frankfurt. Hier in unserem Büro haben wir extra einen Team-Raum bekommen, mit viel Platz an den Wänden, an denen unser Product Backlog und unser Sprint Backlog hängen. Eigentlich finde ich die Zusammenarbeit im Scrum-Team total super, insbesondere weil der Scrum Master und der Product Owner im selben Raum sitzen. So kann ich schnell mit jedem reden und meine Fragen einfach klären. Allerdings gibt es da noch zwei Kollegen in Indien, die die Backend-Programmierung für uns übernehmen, und Uwe, unseren externen Kollegen, der seit Kurzem leider nicht mehr bei uns sitzen darf, aus Angst vor Schwierigkeiten wegen Arbeitnehmerüberlassung.

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TEAMWORK Mit diesen Kollegen ist die Zusammenarbeit extrem anstrengend: ■■ Uwe kenne ich gut, und mit ihm klappt die Zusammenarbeit einigermaßen, da wir dieselbe Sprache sprechen und den gleichen Arbeitsrhythmus haben. Es ist allerdings blöd, dass ich ihn häufig nicht telefonisch erreiche, obwohl er im Chat online ist. Immerhin darf Uwe zum Workshop Sprint Review/Retro/ Planning anreisen. ■■ Mit den Kollegen in Indien tue ich mich da schon schwerer: Beide haben keine Erfahrung mit Scrum, sie durften aus Kostengründen nicht für das Kickoff anreisen, und ich habe sie noch nie persönlich getroffen. Wegen der unterschiedlichen Zeitzonen haben wir immer nur einen halben Tag gemeinsame Arbeitszeit. ■■ Um unsere Arbeit mit Uwe und den beiden indischen Kollegen zu koordinieren, haben wir extra noch ein digitales Sprint Backlog erstellt. In unseren Dailys schauen wir in Frankfurt auf einen gemeinsamen Monitor. Allerdings ist dieser ziemlich klein, und die Tasks sind schwer lesbar. Durch unterschiedliche Filter entstehen häufig Missverständnisse mit den anderen, die dann bestimmte Tasks nicht sehen. ■■ Karin arbeitet nur 30 Stunden die Woche, und wegen ihrer Kinder einen Tag pro Woche im Home Office. Was eigentlich gar nicht so schlimm ist, außer dass ich sie ganz schlecht verstehe, weil sie über das eingebaute Mikrofon des Laptops arbeitet. ■■ Unser Product Owner arbeitet mit einem Product Backlog in einer Story-Map-Struktur, die er analog an der Wand in unserem Büro pflegt. Daher ist unser Product Backlog den anderen Kollegen nicht zugänglich. Dies ist insbesondere im Refinement und in der Sprint-Planung problematisch. Außerdem muss unser Scrum Master immer für die indischen Kollegen in der Retro die Post-its schreiben. Außerdem nervt, dass es immer ca. 15 Minuten dauert, bis alle sich eingewählt haben und die Videokonferenz wirklich läuft. Das ist wie in dem Klassiker von Dave Grady. Früher witzig, heute traurige Realität: » youtu.be/zbJAJEtNUX0 Also, wenn mich jemand fragt, ob ich es mag, in einem Scrum-Team zu arbeiten, sage ich: «Ja, solange folgende Regeln beachtet werden:»

Die zehn goldenen Regeln für verteilte Teams

01. Nicht alles gleichzeitig lernen wollen! Besser zuerst das verteilte Arbeiten erlernen, und später dann eine neue (agile) Arbeitsmethode 02. Sich vorher persönlich kennenlernen,

06. Auf gute Audioqualität achten (Spezial-Mikrofone, Headsets) 07. Den Bildschirm teilen, damit alle den gleichen Fokus haben 08. «Working Agreements» vereinbaren

durch Kickoff-Meeting und

(zum Beispiel Chat-Etiquette,

Teambuilding-Maßnahmen

Kernarbeitszeiten)

03. Sich regelmäßig wieder treffen, um

09. Separaten Monitor mit ständiger

gemeinsame Erfahrungen zu machen

Videokonferenz nutzen, auf dem die

(z. B. zu jedem dritten Sprint)

entfernten Team-Mitglieder zu sehen

04. Verteilte Teams nur aus Mitgliedern derselben Zeitzone zusammensetzen 05. Die ersten Sprint-Wechsel physisch gemeinsam machen

sind 10. Alle Artefakte müssen gemeinsam bearbeitet werden können (zum Beispiel Online-Whiteboards)

7


IN GESICHTERN LESEN

8

ICH SCHAU DIR IN DIE AUGEN … Sie sind gefragte Berater bei Vertragsverhandlungen, Personalentscheidungen und sogar bei Kriminalfällen: Gesichtleser. Weil sie dazu vor allem auf ihre Erfahrung, Neugierde und Empathie setzen, lassen sie sich durch keine Software zur Gesichts- und Mimikerkennung ersetzen.

Die Mundwinkel werden nach un-

von den Lippen ab oder orientie-

«Ein Teil unseres Gehirns ist nur

ten gezogen, über der Nase bildet

ren uns an wesentlichen Ge-

damit beschäftigt, das Gesicht un-

sich eine kleine Stirnfalte, und der

sichtspunkten.

seres Gegenübers zu analysieren.

Kinnbuckel unterhalb des Mundes

Es ist allerdings so, dass wir uns im

spannt sich an. Wer einen Men-

Die Art, wie Menschen Gefühle

Alltag kaum noch bewusst damit

schen sieht, dessen Gesichtsmus-

ausdrücken, ist kulturübergreifend

befassen und darum viele der

keln sich derart ins Zeug legen,

gleich. Und weil bereits Kinder

Vokabeln, die uns buchstäblich

erkennt sofort: Hier zeichnet sich

unbewusst lernen, die Gesichter

in die Wiege gelegt worden sind,

Traurigkeit ab.

ihrer Eltern genau zu beobachten,

vergessen haben.» Der besondere

ist Eric Standop überzeugt: Jeder

Vorteil liegt seiner Meinung nach

Unser Gesicht verrät vieles über

Mensch ist ein Gesichtleser. Der

vor allem darin, dass das Gesicht-

unseren emotionalen Zustand.

professionelle «Face Reader»

lesen eine universelle Sprache ist.

Und zwar ohne dass wir uns dazu

wird unter anderem von US-Fi-

anstrengen oder lange darüber

nanzdienstleistern bei wichtigen

«Anders als gesprochene Sprache

nachdenken müssten. Nicht ohne

Vertragsverhandlungen oder

oder Körpersprache, die sich kul-

Grund verwenden wir heute noch

Personalentscheidungen zurate

turell unterscheidet, erkennt jeder

zahlreiche geflügelte Worte, die

gezogen. Aber auch Technologie-

Mensch auf der Welt sofort ein

das widerspiegeln: Etwas steht

unternehmen beauftragen ihn,

fröhliches oder trauriges Gesicht.

uns auf der Stirn geschrieben, wir

wenn es zum Beispiel um Mitar-

Wir sehen jemandem auch an, ob

lesen jemandem jeden Wunsch

beiterentwicklung geht. Er erklärt:

er müde oder erschöpft ist.»

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IN GESICHTERN LESEN

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Wenn es also eine universelle

die lässt sich mit keinem Algorith-

rade befindet. Hat jemand Sorgen

Sprache ist, könnte nicht auch

mus abbilden.

wegen seines kranken Kindes,

eine Maschine ihre Vokabeln

kann er angespannt wirken,

lernen und analysieren? Nur teil-

Zudem sind Gesichter und die

obwohl die Rahmenbedingungen

weise, wie Eric Standop erläutert:

dahinter steckenden Emotionen

für das Bewerbungsgespräch

«Eine Software kann zum Beispiel

nicht immer einfach zu lesen.

in einem Unternehmen gerade

schemenhaft erkennen, wie die

Beispielsweise dann, wenn wir ein

sehr angenehm sind. Darum ist

Mundwinkel eines Menschen ste-

sogenanntes Pokerface auflegen

Eric Standop überzeugt: «Eine

hen. Das gleicht sie dann mit Ver-

oder sprichwörtlich gute Miene

Software kann Gesichter zwar

gleichswerten einer Datenbank

zum bösen Spiel machen. «Mit

einigermaßen zuverlässig erken-

ab und kommt zu dem Ergebnis,

einem falschen Lächeln oder

nen, aber einen Gesichtsausdruck

dass dieser Mensch beispielsweise

gespielter Souveränität können

nicht verlässlich bewerten.» Viele

aktuell fröhlich ist. Das lässt sich

sie eine Software leicht täuschen,

börsennotierte Unternehmen

verfeinern, indem sie zusätzlich

aber einen Menschen schon

aus Asien und den USA vertrauen

auch die Augen betrachtet und

weitaus schwerer», berichtet

deshalb nach wie vor auf «Face

in die Analyse einbezieht. Aber es

Eric Standop. Auch die aktuelle

Reader» wie ihn.

bleiben eben doch nur einzelne

Gesprächsatmosphäre spielt eine

Vokabeln.» Um die Mimik eines

Rolle, ebenso die Betonung einer

» Weitere Informationen zum

Menschen richtig zu deuten,

Fragestellung sowie die private

Thema gibt es online unter

benötigt man viel Empathie – und

Lage, in der sich ein Mensch ge-

www.fortuna-academy.de


AMÜSANT

10

E I L I M A F E L A T I G I D E N I E M Oma wird 80. Das hat mit Digitalisierung nun gar

ss wir nach langer da , zu da er ab t hr fü n, tu zu ts ch ni Auto fahren. am ns ei m ge t er vi zu r de ie w al Zeit m e Johannes und hn Sö en id be ne ei m n, an M n ei M h… Leon (17 und 19 Jahre) – und ic

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AMÜSANT

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Das neue Auto beschäftigt mich beim Fahren immer

E-Mails liest er nicht mehr. Hat eine neue Mail-

noch. Insgesamt sind wir natürlich begeistert von

adresse, nur für erlesene Freunde. Ist überhaupt

den ganzen neuen Notbremsassistenten, Abstand-

nicht mehr erreichbar. Das Handy nur noch zum

assistenten, Parkhilfen. Manches ist gewöhnungs-

Telefonieren? Naja, der Jo will ja auch Philosophie

bedürftig. Gerade fluche ich wieder über das Spur-

studieren. Hoffentlich steckt das nicht an.

haltesystem, das im Baustellenbereich irritierend ist. Dummerweise hatte mein Mann während der ersten

Was machen die beiden Söhne in der dem Smart-

150 km noch eine Telefonkonferenz.

phone des Vaters geschuldeten Stille? Sie haben

Viel reden müsse er nicht, hat er gesagt, aber wir

ja auch ihre Endgeräte dabei. Nein. Sie tuscheln

anderen sind zum Schweigen verurteilt. Jetzt macht

und spielen das alte «Kennzeichen Raten». Mit den

er Notizen via Siri und das Maschinchen versteht

vielen neuen regionalen Autokennzeichen hat das

ihn nicht. Ich muss das nicht ausführen, Sie kennen

sozusagen erhöhten Schwierigkeitsgrad.

es aus dem Kabarett. Dabei hätte ich viel lieber mit den Jungs geplaudert, sehen wir uns doch selten

Ich freue mich, wenn wir gleich tauschen und

alle zusammen.

mein Mann den Rest der Strecke fährt. Muss mich um mein WhatsApp kümmern. Meine Bürogruppe

Wir haben gerade erst verdaut, dass Leon unseren

dreht da gerade voll auf wegen der neuen digita-

alten Wagen nicht haben wollte. Stellen Sie sich vor,

len Terminvergabe und damit geänderten

wir wollen ihm ein Auto schenken, damit er schön

Arbeitszeiten. Die Gruppe «Oma wird

zur Uni fahren kann, und er lehnt das ab? Er mache

80» kann ich nun endlich auflösen.

lieber Car-Sharing. Das sei bei seinem Fahrverhalten

Da merkt man erst mal, wie groß die

weniger teuer im Unterhalt und mit dem Parken

Familie ist, wenn da jeden Tag 50

auch einfacher, weil es dafür reservierte Plätze gäbe.

Mitteilungen für die Vorbereitung des Events kommen. Mit den E-Mails

Johannes macht im Moment Kopfhörer-Fasten.

komme ich kaum noch nach, schon

Bestimmt hat er das von seinem Freund Jo. Jo hat

230 im Posteingang. Sind auch viele

vor ein paar Wochen alle Kontakte in den Medien

Newsletter dabei, aber man will ja

abgebrochen. WhatsApp und das alles gelöscht.

auch kein Angebot verpassen. Viel-

Hat sich aus allen Gruppen abgemeldet und seine

leicht sollte ich mal E-Mails fasten?


BESSER MITEINANDER

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ACHTSAMKEIT FÜR AGILISTEN

Modernes Arbeiten ist anstrengend In den Büros herrscht eine rege Teamarbeit, bei der die Mitarbeiter stärker selbst darüber bestimmen, wer wann was tut. Auch ein guter Teil der Planung wird im Team erledigt und Entscheidungen werden nicht mehr vom Chef getroffen, sondern eher mit «was ist dein Vorschlag?» quittiert. Weniger Hierarchie, mehr eigener Spielraum, selbständige Entscheidungen sind Schlagworte dafür. Die Herausforderungen in einer Organisation verschwinden damit aber nicht, sondern werden nun auf einer anderen Ebene – nämlich im Team statt für das Team – gelöst. Mit dieser Situation geht jeder anders um. Der eine ergreift die Chance und sieht vor allem seinen Gestaltungsspielraum, der andere ist überwältigt von den Herausforderungen, die das agile Arbeiten mit sich bringt. Digitalisierung erhöht die Anforderungen Digitalisierte Abläufe verstärken die Veränderung, weil immer mehr Routinetätigkeiten – zum Beispiel in der Sachbearbeitun – ganz automatisiert erledigt werden. Oder sie werden so sehr digital unterstützt, dass nur die «schwierigen» Fälle durch die Arbeitnehmer zu erledigen sind: die Fälle, die nur ein Mensch lösen kann, weil der Algorithmus im Rechner die Vielzahl der Einflussfaktoren nicht integriert betrachten kann und daher keine «abgewogene» Entscheidung treffen kann. Für den Arbeitnehmer wird der Ausnahmefall im Geschäftsprozess zum Regelfall seiner Tätigkeit. Das ist natürlich viel abwechslungsreicher, anspruchsvoller und hochwertiger. Aber eben auch komplexer und anstrengender.

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BESSER MITEINANDER

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Regeln helfen nicht Für Einzelne fühlt es sich häufig so an, dass «es so viel ist» oder «dauernd alles neu ist». Einfaches Prozessdenken und Kenntnis der Regeln helfen da nicht mehr weiter. Aber es gibt Unternehmen, deren Mitarbeiter mit diesen Anforderungen gut umgehen können. Organisationen, die im unsicheren Umfeld erfolgreich navigieren und ein gutes Klima für die Menschen haben, zeigen nicht nur Muster von Agilität, sondern auch Muster von Achtsamkeit. Jon Kabat-Zinn, der Achtsamkeit für die westliche Welt modern interpretiert, definiert Achtsamkeit so: bewusst und nicht wertend gegenwärtig zu sein. Diese drei Elemente beschreiben Voraussetzungen, um wirksam mit komplexen Situationen umgehen zu können. ■■ Die Absicht zur Achtsamkeit setzt die Person in den Mittelpunkt ihres Handelns und unterscheidet ihr Wahrnehmen und Tun vom bloßen Affekt, vom Getrieben-Sein aus Emotion oder Gewohnheit. ■■ Nicht wertend zu sein ist die Haltung, in der Ereignisse und Wahrnehmungen neutral wahrgenommen werden. Indem ich meine Zuschreibungen und Bewertungen vom Ereignis unterscheide, kann ich Abstand gewinnen und damit meine Handlungsmöglichkeiten vergrößern. ■■ In der Gegenwart zu sein, beschreibt den Zustand, vor allem das wahrzunehmen, was gerade ist, und sich nicht von seinen Gedanken dazu verführen zu lassen, in die Zukunft zu spekulieren oder der Vergangenheit nachzuhängen. Weiterlesen »


BESSER MITEINANDER

Fortsetzung

Wer dieses übt, trainiert seinen Geist in Achtsamkeit. Sie hilft, den steten Strom an Gedanken zu bemerken, der unsere Aufmerksamkeit durchzieht und uns immer

14

wieder in einen Autopilot-Modus verleitet. Eine ganze Organisation, in der die Mitarbeitenden das Achtsamsein üben, übt ihre Fähigkeit, mit komplexen Situationen umzugehen, für die der Autopilot nicht taugt. Der Einzelne ist achtsam, die Gruppe agil, das Ganze erfolgreich Wie fühlt es sich an, in einer Organisation zu arbeiten, in der Achtsamkeit eine Rolle spielt? Vermutlich springen vor allem die Widersprüche ins Auge. Dabei lassen sie wie Protagonist und Antagonist durch ihr Gegenspiel Neues entstehen. An fünf Gegensätzen soll das veranschaulicht werden: ■■ Viele Fehler <> keine Fehler Fehler im Neuen sind eine Chance zum Lernen für den Einzelnen und für alle. Und das gilt auch, während in den Prozessen für wiederholbare Tätigkeiten nach «Null Fehler» gestrebt wird. ■■ Einfachheit <> Komplexität Die naheliegenden einfachen Erklärungen werden hinterfragt, ohne rundweg abgelehnt zu werden. Ist es so einfach, oder ist das nur die vereinfachte Sicht auf das komplexe Dahinterliegende? ■■ Details <> das Ganze Aufmerksam im Kleinen zu sein und sich einen Blick fürs Ganze zu schaffen und zu bewahren. ■■ Anpassung <> Standard Resilienz anstreben. Überlebensfähigkeit meint fortwährende Anpassung an die Umgebung bei gleichzeitigem Streben nach Wiederholung, Standardisierung und Balance. ■■ Geschwindigkeit <> Richtigkeit Am besten wird flott entschieden, und zwar durch diejenigen, bei denen die Expertise ist. Das kann situativ ganz unterschiedlich sein. Und es kann dauern, bis man die Richtigen ausfindig gemacht hat. Die achtsame Organisation unterscheidet sich weniger im Tun als vielmehr in ihrer Haltung von anderen Organisationen. Die Haltung bestimmt die Art und Weise, wie die Mitglieder der Organisation mit sich, den Kolleg*innen und allen anderen umgehen. Essenz Agilität erweist sich dort als nützlicher Ansatz, wo die Aufgaben unklar und die Lösungen unbekannt sind. Diese Umgebungen bezeichnen wir als komplex. Die Systemtheorie sagt, dass wir Komplexität nur mit eigener Komplexität begegnen können. Dafür sind Menschen und Teams besonders geeignet. Damit der Einzelne angesichts der Komplexität jedoch auf alle seine Ressourcen zugreifen kann, braucht er Geistesgegenwart, um die vielfältigen Situationen mit offenen Sinnen zu erfassen. Achtsamkeit trainiert diese Gegenwart des Geistes.

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EINBLICK

MENSCHLICH BLEIBEN Menschliche Stärken wie Empathie, Dialog und Emotionen lassen sich nicht digitalisieren. Wenn Unternehmen langfristig erfolgreich sein wollen, dürfen diese nicht zu kurz kommen – davon ist der Personaldienstleister Tempo-Team überzeugt.

Ein automatisierter Chatbot fängt Stellensuchende

technische Tools ersetzt werden sollte. Dennoch

auf der Firmen-Website ab, die Kommunikation läuft

nutzt Tempo-Team den digitalen Wandel da, wo es

vorwiegend per E-Mail, und das Vorstellungsgespräch

sinnvoll ist: «Wir entwickeln beispielsweise mit unseren

wird via Skype absolviert. Von einem komplett tech-

Kunden passgenaue IT-Lösungen für administrative

nischen Bewerbungsablauf hält Elina Kogan nichts.

Aufgaben im Personalbereich», berichtet Elina Kogan.

Die Referentin Marketing und Kommunikation bei

Das schafft Raum für das Wesentliche: Denn im Zen-

Tempo-Team erklärt: «Sicherlich kann man vieles mit

trum steht nach wie vor der Mensch. Darum hat das

digitalen Tools erleichtern, aber die zentrale Frage

Unternehmen beispielsweise intern eine Dialogkultur

ist doch, ob die Technik oder der Mensch im Fokus

mit regelmäßigem Austausch zwischen Mitarbeitern

steht.» Gerade bei der Personalvermittlung kommt es

und Vorgesetzten etabliert, um den Informationsfluss

auf menschliche Werte an: Kann sich jemand für eine

im Unternehmen zu verbessern: «Wir sprechen häufig

Arbeit begeistern? Wie agiert er bei einem Vorstel-

direkt miteinander, um uns besser zu verstehen und

lungsgespräch vis-à-vis? Wie möchte er sich weiter-

gemeinsam voranzukommen.» Das funktioniert am

entwickeln? Um einen guten Eindruck von einem

besten persönlich, nicht per Mail oder Videochat.

Bewerber zu erhalten, geht nach ihrer Erfahrung nichts über den persönlichen Austausch, der nicht durch

» www.tempo-team.com

15

Über Tempo-Team Tempo-Team ist seit über 35 Jahren eine feste Größe im Bereich Personaldienstleistungen, Personalvermittlung und Zeitarbeit. Das Unternehmen wurde 2017 erneut in der Liste der TopPersonaldienstleister von FOCUS Business geführt.


DURCHBLICK

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WER COACHT HIER EIGENTLICH WEN? Im agilen Team wird viel gecoacht. Scrum bzw. Agility Master coachen Team-Mitglieder. Personal Coaches arbeiten mit einzelnen Mitarbeitern. Externe Berater coachen alle Beteiligten.

ROLLE

PER SON

T e am

ROLLE

PER SON

ROLLE

PER SON

Pro d u c t Owner

Agility M as t e r

A gi l e Co ac h

Pe rs o n al C o ac h

Nun wird man immer etwas an

behalten: Welche Rolle «coacht»

Wirkrichtung der Coaching-Arbeit:

der Zusammenarbeit verbessern

an denjenigen «herum», die die

Der Scrum Master wirkt auf das

können und Coaching erscheint

eigentliche Arbeit machen? In

Team und auf den Product Owner,

deshalb nützlich. Die Erweiterung

wessen Auftrag? Und mit welchem

der Agile Coach wirkt vorwiegend

des persönlichen Handlungsrah-

Ziel? Abgrenzung schafft Klarheit

auf den Agility Master und der

mens ist ebenfalls wünschenswert.

und eine Tabelle schafft Übersicht.

Personal Coach wirkt vor allem auf

Wie kann man aber den Überblick

Die Grafik zeigt die hauptsächliche

die Menschen hinter den Rollen.

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DURCHBLICK

Der Agile Coach ist eine häufig mit

Für die agile Methode Scrum ist die

Der (Personal) Coach arbeitet unabhän-

externen Beratern temporär besetzte

Rolle des Scrum Masters (hier auch:

gig davon, ob agiles Arbeiten in der

Rolle mit dem Auftrag, die Rolleninhaber

Agility Master) klar im Scrum Guide

Organisation angestrebt wird oder bereits

im agilen Team in ihre Rollen hinein

beschrieben.

eingeführt ist.

Er sorgt für Performanz im Team, hütet

Er wird aktiv, wenn es einen Kontrakt zwi-

Meist liegt sein Augenmerk darauf, den

die Methode und sorgt dafür, dass das

schen ihm und dem Coachee oder dem

Scrum Master zu unterstützen. Das ist

Team arbeiten kann. Bei Konflikten ist

Team gibt. Sein Fokus ist dabei möglicher-

deshalb sinnvoll, weil der Scrum Master

er Team-Coach, bietet aber auch Ein-

weise breiter als der des Scrum Master

zu Beginn des agilen Arbeitens die erfolgs-

zel-Coachings. Seine Einzel-Coachings

oder des Agile Coach, denn er bearbeitet

kritische Rolle innehat.

mit Team-Mitgliedern enden dort, wo

mit dem Coachee auch Themen jenseits

er mangels Neutralität ein ungeeigneter

der Agilität, wenn diese für den Coachee

Außerdem ist der Scrum Master derjenige,

Gesprächspartner ist oder wenn sein

oder das Team bedeutsam sind.

der die anderen beiden Rollen im Team

Auftrag «Performanz» nicht mehr zum

(Product/Service Owner und Entwick-

Entwicklungswunsch des Coachee passt.

Aufgabe

lungsteam) unterstützt. Er wirkt also in

Er ist nicht neutraler Dritter, sondern

coacht die Person

seinem Team als Multiplikator der Inhalte,

immer dem Projektauftrag und seiner

zu denen der Agile Coach ihn coacht.

Führungsverantwortung verpflichtet.

Auftraggeber

Anders als beim echten Coaching beruht

HR/Vorgesetzte und der Coachee

zu entwickeln.

Aufgabe

das Coaching durch den Scrum Master

coacht die drei agilen Rollen

nicht auf Freiwilligkeit. Die Coaching-

Fokus der Coachingtätigkeit

Inhalte sind durch das Projekt vorgegeben

das Individuum zu mehr

und werden nicht frei verhandelt.

Handlungsspielraum führen

Aufgabe

Typische Dauer

formt ein High Performing Team

drei bis zehn Sitzungen

Auftraggeber

Besetzung/Grund

das agile Team, z. B. Scrum Team

extern wegen der Neutralität

Fokus der Coachingtätigkeit

Einsatz endet, wenn …

das Team entwickeln

der Coachee das entscheidet

Auftraggeber Projekt-/Produktsponsor; Change Team Fokus der Coachingtätigkeit den Agility Master in seiner Rolle stärken Typische Dauer drei bis zehn Sprints/Iterationen Besetzung/Grund extern wegen des Blicks von außen

Typische Dauer Einsatz endet, wenn …

mehr als sechs Monate

die Rolleninhaber ihre Aufgabe erfüllen können

Besetzung/Grund intern wegen Kontinuität und Wissensaufbau Einsatz endet, wenn … das Team sich auflöst


KLASSISCH GUT

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Oldtimer sind analog und Digital Aus Sicht eines Oldtimer-Fans braucht ein klassisches Auto weder ABS noch Airbag oder irgendein anderes Fahrassistenzsystem. Die Freude am Fahren wird durch die Bauart der Maschine geweckt. Und die ist sauber, robust und lässt sich immer weiter reparieren – zur Not eben mit Hammer und Schraubendreher. | 04 / 2018


KLASSISCH GUT

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Und das selbst im hohen Alter von 30 Jahren und

gebaut. Um diese Faszination rankt ein ganzer Markt

mehr. Dann fängt in Deutschland offiziell die Lebens-

von Gewerken, die in Handarbeit Ersatzteile fertigen,

phase «Oldtimer (kraftfahrzeugtechnisches Kulturgut)»

Tachometer aufarbeiten und in Sitzkliniken die Bezüge

eines Automobils an und berechtigt zum beliebten

in originalen Mustern zu jedem Modell neu beziehen.

H-Kennzeichen, soweit sich das Fahrzeug in zeitge-

In herrschaftlichen Anlagen wie in Goodwood House

nössisch korrektem Zustand befindet. Welche unserer

(GB) oder, um in Deutschland zu bleiben, bei den

heutigen Gebrauchsgüter werden wohl in 30 oder

«Classic Days» auf Schloss Dyck werden die Schätze

50 Jahren noch poliert, gewachst, genutzt, in feinem

in Schloss und Park präsentiert und ausgefahren. Beim

Ambiente ausgestellt und versteigert werden? Zwar

AvD-Oldtimer-Grandprix auf dem Nürburgring auch

kann man den heute üblichen frühen Produkttod

wirklich rasant und «artgerecht». Bei solchen Events

manchmal mit Reparaturanleitungen aus dem Inter-

können Fahrer vom handgefertigten Lederhandschuh

net hinauszögern – für die Ewigkeit wird selten noch

bis zum Ersatz-Hup-Knopf alles erdenkliche Zubehör

» Weiterlesen


RUBRIK? GUT KLASSISCH

20

» Fortsetzung

erwerben. Oder wie wär’s mit einem feinen Panamahut, einem Petticoat, einer Wurlitzer Jukebox? Auch ohne eigenen Klassiker sind solche Events kurzweilig. Doch was fasziniert moderne Menschen, die ansonsten in ihrem Berufs- und Privatleben oft durchdrungen sind von Digitalisierung, an solchen alten Kisten? ■■ Schönheit! Schöne alte Karosserien in den Farben unserer Kindheit, umschmeichelt von Chrom. ■■ Freiheit! Schlanke A-, B- und C-Säulen, große Fenster, eine optimale Rundumsicht und ein Gefühl von Mehr-draußen-und-im-echten-Leben-sein. Hinter der Windschutzscheibe sitzen – und nicht darunter. ■■ Selbstbestätigung! Wenn man selbst noch etwas reparieren kann, statt nur in die Werkstatt zu fahren, wo man Fehlerspeicher auslesen und Teile austauschen lässt. ■■ Technik! Schon vor über hundert Jahren wurden Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt, die sich heute kaum jemand vorstellen kann. Zugegeben – ein «Biest von Turin» mit 28 Litern Hubraum, verteilt auf vier Zylinder, ist schon eine Rarität. Von den Porsche aus den 60er und 70er Jahren sind hingegen Tausende unterwegs – und die waren damals schon zu schnell für die Straße. ■■ Fahrspaß! 100 km/h fühlen sich auf einmal wieder abenteuerlich an und verlangen Besonnenheit und Fahrkönnen. Da muss keiner in Geschwindigkeitsbereiche von 250 km/h oder mehr vorstoßen, wofür einem normalen Autofahrer die Routine fehlt und auf öffentlichen Straßen auch kein Raum ist. Was hat das mit dem Titel unseres Kundenmagazins zu tun? Oldtimer sind digital. Läuft oder läuft nicht. Null oder Eins. Gleichzeitig sind Oldtimer analog. Noch bis in die 70er Jahre war es möglich, einen kompletten Motor durch ein «Ein-Mann-Team» zu entwickeln. Formel-1-Veteranen erinnern sich an den raffinierten Achtzylinder von Keith Duckworth, dem Mann, der mit dem Bleistift denken konnte. Von einem Einzelnen erdacht, von einer Handvoll Leute in ein paar Wochen in Einzelarbeit gefertigt. Gefahren von fast allen Rennteams, egal welcher Marke. Der Cosworth DVF – ein jahrelanger Erfolgsschlager in der Formel 1. Heute tüfteln ganze Teams an einem Chip, der nur einer von vielen ist, in einem System von mehreren Systemen – zur automatisierten Steuerung der Steuerung der Steuerung eines Motors. Am Ende gibt es aber ein Thema, bei dem auch viele der Oldtimer-Fans gerne auf das Neueste vom Neuen setzen: Diebstahlsicherung. Die alten Türschlösser und Zündungen sind längst schon keine Hürde mehr für Langfinger. Da beschäftigt sich der Oldtimer-Besitzer gerne mit GPS, Ortungssoftware, Bewegungsalarm per SMS und GPS-Zäunen. So kann man mit seinem Schätzchen sogar kommunizieren. Eine Stimmung wie beim Kindergeburtstag, wenn der luftgekühlte 911er während der Einrichtung des GPS-Tracking-Systems eine SMS aus der Garage (hoffentlich) gesendet hat. Es lebe die Digitalisierung!

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RUBRIK? KURVEN

GANZ SCHÖN SPRUNGHAFT, DIESE SIGNALE In der Zukunft, so scheint es, ist alles digital. Wer auf das Analoge setzt, gilt als Fortschrittsverweigerer. Analog und digital sind zwei Welten, die sich scheinbar unversönlich gegenüberstehen. Ist das wirklich so? Was verbirgt sich eigentlich hinter den beiden Begriffen? Woher stammen sie – und was verbindet sie? Wer die Finger als Rechenhilfe benutzt, arbeitet digital.

diese Kurve, erkennt man dagegen kleine, sprunghafte

Und zwar im wörtlichen Sinne: Das lateinische

Übergänge von einer Stelle zur nächsten, regelrechte

«digitus» bedeutet zu deutsch «Finger» und steht

Treppenstufen. Wir kennen das von digitalen Fotos: Je

damit für etwas sehr Analoges. Doch gerade dadurch

stärker wir sie vergrößern, desto pixeliger wird das Bild.

veranschaulicht der Begriff recht gut, was digitale

Ein analog aufgenommenes Foto lässt sich dagegen

Signale eigentlich bedeuten: Sie sind abgezählt, über-

beinahe beliebig vergrößern. Denn die Welt ist, so sehr

mitteln also eine genaue Information, übersetzt

wir es im Alltag auch gerne ausblenden, nach wie vor

in Einsen und Nullen. Das Digitalisieren analoger

vollständig analog. Darum ist es nur passend, dass das

Informationen ist stets mit einem Informationsverlust

griechische Wort «analogos» übersetzt «der Vernunft

verbunden, während ein analoges Signal (zumindest

entsprechend» bedeutet. Ist die digitale Verarbeitung

theoretisch) unendlich genaue Informationen enthält.

also im Umkehrschluss unvernünftig? Keineswegs.

Betrachten wir zum Beispiel eine Sinuskurve: Analog

Den Verlust von Informationen beim Transfer von der

werden wir zwischen zwei noch so eng beieinander

einen in die andere Welt nehmen wir gern in Kauf, weil

liegenden Punkten immer noch einen Zwischenwert

digitale Inhalte verlustfrei wiedergegeben, gespeichert

auf der Kurve ermitteln können. Digitalisieren wir

und verbreitet werden können.

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GLOSSE

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HUBERT HÄNGER, DAGEGEN! Als ob ich mit der Hand einen Brief schreiben wollte. Mit der Hand. Mit einem Stift! Kein «delete», kein «drag&drop», kein «copy&paste». Nee, sauber schreiben. Und wenn du einen Fehler machst, musst du es durchstreichen. Ja aber, wie sieht das denn aus? Wie die Arbeit von einem Erstklässler. Machichnich. Das habe ich schon seit der Schule nicht mehr gemacht. Jetzt sitze ich schon den zweiten Tag hier in diesem Stressbewältigungsseminar. Nur weil ich ein bisschen ausgetickt bin, als mein Chef mich in dem Moment ange‘skype‘t hat, als ich auf dem Weg zum Flughafen zum dritten Mal mitten im mobilen Check-in für meinen nächsten Flug hing. Diese Check-in-App treibt mich echt in den Wahnsinn. Jedes Mal, wenn mich jemand anpingt, bleibt die stehen. Naja, das hat dann mein Chef abbekommen. Jetzt sitze ich hier. Und muss mir was über die Kunst der Langsamkeit anhören. Und «ihre Wirkung auf unser Wohlbefinden». Mein Wohlbefinden geht in den Keller, wenn ich was mit der Hand schreiben muss und kein OCR das automatisch übersetzt. Ist auch völlig realitätsfremd. Was soll ich denn im Alltag mit so einem handgeschriebenen Brief überhaupt anfangen? Faxen? Einscannen und mailen? Die halten mich doch für bescheuert. Da kann ich gleich das nächste Seminar buchen. Nee, Briefe mit der Hand zu schreiben, ist ungefähr so angesagt wie Musik auf LPs zu kaufen. Macht mein Kumpel neuerdings. Ist er total verrückt nach. Ich wusste erst gar nicht, wovon er spricht. Was sind denn LPs? Ich dachte erst, LPs wäre eine App, so was wie das neue Spotify. Nee echt, unpraktischer geht‘s wohl nicht mehr. Diese «LPs» sind so schwarze Scheiben, für die man einen eigenen Player braucht, um sie hören zu können. Die sind so groß, dass man den Player nicht einfach mal mitnehmen kann. Nee, der muss zu Hause stehen bleiben. Und sie haben ganz schnell Kratzer, und dann hört’s sich echt kacke an. Warum sich jemand das antut, ist mir ein Fragezeichen. Schließlich kann man Evolution auch nicht zurückdrehen. Wär’ auch ne blöde Idee, plötzlich wieder auf allen Vieren zu gehen. Ich bin froh, dass wir aufrecht gehen können. Und unsere Briefe tippen oder ocr-en können. Und Bilder mit dem Handy machen können. Und unsere Musik dabei haben. Einen LP-Player kann man sich ja vielleicht in die Vitrine stellen, ebenso wie eine Polaroid-Kamera. Das kann ich ja verstehen, wenn jemand sentimental ist. Und den Füller lege ich dann gleich dazu. In meine Tasche kommen mein Handy, mein Tablet und mein Stylus. Damit bin ich für alles gerüstet. Vielleicht noch ein Laptop, wenn ich mit großem Gepäck reise. Briefpapier kommt da auf jeden Fall nicht rein!

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EVENT

ANALOG ZUR SOLUTIONS 2018

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6:30 Uhr: Der Wecker scheppert. 7:00 Uhr: Kaffee – und die Milch ist alle. Muss unbedingt auf meinen Einkaufszettel! 7:25 Uhr: Aus dem Haus. Wo bleibt denn die Bahn? 7:30 Uhr: Ich könnte ja mehr Fahrrad fahren. Sollte später einen Aushang machen im Supermarkt, wenn ich die Milch kaufe. Das geht auch alles ohne Smartphone. Denn mein Fahrrad trete ich selbst und die Milch kommt immer noch aus der Kuh in den Milchwagen und von dort in die Flasche, in den Laden und in meinen Kühlschrank. Wir nutzen zunehmend Technik, die digitale Anteile hat. Essen im Netz bestellen, Kontakte in sozialen Netz pflegen, per Wetter-App fragen, ob ich beim Hundespaziergang nass werde. Wir automatisieren standardisierte Arbeiten, wir planen, kommunizieren, prognostizieren, um damit Dinge zu erledigen, die so alt und analog sind wie die Menschheit selbst: Wir versorgen uns, wir pflegen und gestalten Beziehungen. Da ist das «letzte Stück Weg» immer analog. Jack Ma, der Gründer der Aliba Group, plädierte auf dem World Economic Forum in Davos dafür, unsere Kinder Sport, Musik und Kunst zu lehren. Denn dies seien Dinge, die uns wesentlich von Maschinen unterscheiden. Wenn es also darum geht, komplexe und kreative Dinge gemeinsam hinzubekommen, geht nichts über den analogen Menschen. Und so lernen wir auch gemeinsam über die Digitalisierung: Wir treffen uns auf einem Kongress. Nicht in der Höhle und ohne Lagerfeuer, aber mit Menschen, die anderen von ihren Erfolgen und Lernerfahrungen berichten und damit teilhaben lassen. So wie Menschen schon immer von- und miteinander gelernt haben.

Was ist die solutions.hamburg? Der größte Kongress für Digitalisierung bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich in vielfältigen spezifischen Themen weiterzubilden oder in diversen Workshops und Networking-Formaten auszutauschen. Vom 12. bis 14. September 2018 öffnet der Kongress unter dem Motto «Digitalisierung ist Teamsport» auf Kampnagel wieder seine Tore.


THESEN

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ZEHN THESEN ZU ANALOGISIERUNG UND DIGITALISIERUNG … … so gegensätzlich ist das vielleicht nicht. Versuch einer Annährung über zweimal fünf Thesen. Analogisierung folgt dem technischen Fortschritt. Digitalisierte Abläufe entlasten die Menschheit von Automatisierbarem und schaffen neue Möglichkeiten, sich gestaltend auszudrücken. Da entsteht Zeit fürs Menschsein jenseits von Arbeit und ein Fokus auf das zutiefst Menschliche in der Arbeit. Agilität ist postindustrielle Teamarbeit. Der Mensch und seine Kreativität stehen im Mittelpunkt der Arbeitswelt. Agilität ist dafür das Schlagwort und das Rahmenwerk: Entscheidungen dort, wo die Expertise ist; Gewaltenteilung als Führungsprinzip; weitgehende Autonomie aller. Analoge Organisation für digitale Ergebnisse. Der Geist will trainiert werden. Die Anforderungen der Arbeitswelt verschieben sich hin zu den komplexeren und kreativeren Fertigkeiten. Nicht Kraft oder Kondition, nicht Wissen oder Funktionieren, sondern: Geistesgegenwart für mutiges Handeln unter Unsicherheit in komplexer Umgebung. Dafür braucht es einen wachen Geist im Hier und Jetzt. Die Chancen verkleiden sich als Risiken. Unsere Wahrnehmung warnt uns – manchmal auch zu sehr. Soziale Kontrolle, Gruppendruck und eigene Erwartungen lassen das Neue Arbeiten schnell riskant erscheinen. Dann gehen die Chancen verloren, und ein ängstlicher Kopf ist auch nicht wirklich kreativ … Selber Denken zur Orientierung. So vieles ist möglich, so viele Beschränkungen sind weg. Wo kann, wo soll ich hin? Richtung geben nicht die alten Ratgeber, keine Bücher oder Autoritäten. Selber denken, und wenn es nicht reicht, mit anderen denken, und wenn das nicht reicht, mit Herz und Bauch zusammen denken.

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THESEN

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ZEHN THESEN ZU DIGITALISIERUNG UND ANALOGISIERUNG … … so gegensätzlich ist das vielleicht nicht. Versuch einer Annährung über zweimal fünf Thesen. Digitalisierung ist technischer Fortschritt. Der Begriff ist das aktuelle Trendwort dafür. Die Menschheit digitalisiert seit vielen Jahren Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle. Die Automatisierung von Wiederholbarem und gesunkene Transaktionskosten dank mobiler Endgeräte ermöglichen neue Formen der Vernetzung. Wirtschaft wird de-materialisiert. Dienstleistungen machen den Unterschied in einem von physischen Gütern gesättigten Markt. Wir nehmen als Kunden immer stärker Einfluss auf Produkte, werden selbst (Mit-) Produzenten. Und sind darüber in kommunikativem Kontakt mit anderen Kunden und dem Hersteller. Der Optimierungsdruck steigt. Die Informations- und Vernetzungsoptionen führen zu mehr Vergleichsmöglichkeiten bei Produkten und Diensten und zu einem neuen Anspruch auch an die eigene Optimierung. Das bestimmt zunehmend die Art, wie wir unsere Beziehungen gestalten. Immer mit der Frage: Hab ich jetzt das Beste herausgeholt? Das Neue löst die alten Ängste aus. Das ständige Optimieren führt Marktverhalten und Wettbewerb aus der Wirtschaftssphäre in unsere Beziehungen ein. Menschliche Sensoren reagieren auf das Infragestellen von Status, Sicherheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness. Wir sehen die Balance gefährdet. Dynamisches Gleichgewicht. Der technische Fortschritt braucht Regulative. Der in der Komplexität geforderte Homo faber braucht Orientierung. Das verunsicherte soziale Wesen «Mensch» sucht Verbindung. Mit welchen Prinzipien gestalten wir unsere gemeinsame Zukunft – Fortschritt, Menschlichkeit, Wissenschaft, Vernunft?

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DIGITAL ZUR SOLUTIONS 2018 6:30 Uhr: 7:00 Uhr: 7:25 Uhr: 7:30 Uhr:

EVENT

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Der Handywecker klingelt – «Ok Google, wie soll heute das Wetter werden?» Kaffee, und die Milch ist leer – «Alexa, schreib Milch auf meine Einkaufsliste!» Aus dem Haus gehen, was ist mit der Bahn? Twitter weiß Bescheid. Ich könnte ja mehr Fahrrad fahren. Das sagt mein Fitness-Armband auch.

Die digital vernetzte Kollegin streamt Musik auf der Fahrt ins Büro, chattet mit Freunden zur Abendplanung und postet den leckeren Kaffee von gerade eben. Verbunden ist sie immer und überall. Nicht als Einzige: 55 Milliarden WhatsApp-Nachrichten werden weltweit pro Tag verschickt, 59.000 Suchanfragen empfängt Google pro Sekunde, und jeder aktive Nutzer auf Facebook hat genug Daten für 126 Bücher hochgeladen. Jeder Deutsche ist im Schnitt täglich etwa eineinhalb Stunden mobil online - privat. Im beruflichen Alltag haben digitale Strategie und die durch neue technische Hilfsmittel ermöglichte «Neue Arbeit» Einzug gehalten. Die Digitalisierung fordert von Unternehmen ein grundsätzliches Umdenken ihrer Geschäftsprozesse und sogar ihres gesamten Geschäftsmodells. John Chambers, Chairman von Cisco Systems, beschreibt diese Herausforderung sehr drastisch: «At least 40% of all businesses will die in the next 10 years … if they don’t figure out how to change the entire company to accommodate new technologies.» Der Weg in die digitale Zukunft führt dabei über ganz analoge Formate: Wir treffen uns und berichten von Erfolgen und Lernerfahrungen. Wir sinnieren über Möglichkeiten, ihren Nutzen und die Risiken. Dann probieren wir sie aus und gestalten die digitale Welt für uns. Man könnte auch von Lernen sprechen. Also analog aktiv zu werden, um digital zu bestehen.

Was ist die solutions.hamburg? Der größte Kongress für Digitalisierung bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich in vielfältigen spezifischen Themen weiterzubilden oder in diversen Workshops und Networking-Formaten auszutauschen. Vom 12. bis 14. September 2018 öffnet der Kongress unter dem Motto «Digitalisierung ist Teamsport» auf Kampnagel wieder seine Tore.


GLOSSE

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DETLEF DRÄNGER, DAGEGEN!

Dummies? Was heißt hier Dummies? Nur weil ich nicht für alles eine App nutzen will? Hab ich doch gestern das Buch «Smartphones for Dummies» auf meinem Schreibtisch gefunden. Frechheit. Haben meine Kolleginnen aus der Abrechnung dahin gelegt. Dachten, sie machen mal ein Späßchen mit mir. Sehr witzig. Das geht aber völlig am Thema vorbei. Ich reiche meine Reisekostenabrechnung nun mal gerne auf Papier ein. Alle Quittungen schön säuberlich sortiert und nummeriert und aufgeklebt. Das mache ich schon immer so. Jetzt kamen sie auf die Idee, dass wir eine App nutzen sollen, um die Belege einzeln einzuscannen und eine digitale Reisekostenabrechnung einzureichen. Ich bin ja echt offen, was Digitalisierung angeht. Ich war sogar der erste in unserer Abteilung, der überhaupt ein Smartphone hatte. Damals hat man allerdings vor allem damit telefoniert und vielleicht ein bisschen gesurft. Seitdem hat aber der App-Hype überhand genommen. Jetzt muss irgendwie alles mit Apps gemacht werden. Sie sagen uns, ob wir uns genug bewegen, ob wir tief genug schlafen, stellen die Musik zusammen, die wir hören, erinnern uns an unseren nächsten Termin, bieten uns jeweils das richtige Ticket an und teilen unsere Bilder, Chats, Mails und Sprachnachrichten mit der Welt. Nee, das geht mir echt zu weit. Als nächstes scannen wir unsere Unterwäsche und unser liebes Smartphone macht uns morgens dann Vorschläge für die richtige Kleiderwahl, oder was? Nicht mit mir. NICHT MIT MIR! So, das Dummies-Buch wandert jetzt in den Papierkorb. 17,99 Euro für die Tonne. Schicksal. Aber nicht so schlimm, das Geld können sie sich ja schließlich über ihre tolle Reisekosten-App wieder zurückholen.

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WENN MASCHINEN LERNEN MÜSSEN

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Höchste Zeit für den Mensch-Maschine-Unterricht Unser Beispiel eines kleinen Spielzeugelefanten zeigt: Das maschinelle Lernen kann dabei helfen, auch komplexen Anforderungen in der Wirtschaft gerecht zu werden. Die Algorithmen, die dazu nötig sind, werden ständig verbessert. So lernen Maschinen, eine große Menge von Daten nicht nur aufzunehmen, sondern zielgerichtet zu verarbeiten. Auf diese Weise können sie immer komplexere Aufgaben übernehmen und sich auch gegenseitig überwachen. Über das Schallprofil einer Produktionsmaschine ließen sich zum Beispiel Informationen über ihren Status, die Leistung oder den Wartungsbedarf ermitteln. Davon profitiert das Unternehmen, weil die Risiken eines Maschinenausfalls minimiert und überflüssige Wartungen eingespart werden. Damit die Maschine eine Entscheidung wie diese treffen kann, muss sie aber zunächst lernen, den blauen Elefanten zu finden – und das ist ein ständiger Lernprozess. Höchste Zeit für die erste Unterrichtsstunde!


WENN MASCHINEN LERNEN MÜSSEN

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Es kommt vor allem auf drei Dinge an: Input, Input, Input Weil bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, braucht auch eine selbstständig lernende Maschine zunächst Input. In der Trainingsphase lernt sie alle wichtigen Features eines Produkts. Dazu können Fortsetzung

neben Gewicht und Farbe zum Beispiel auch Abmessungen oder Oberflächenstruktur der blauen Elefanten gehören. All diese Informationen fließen in eine Feature-Matrix ein, über die sich Produkte bestimmen lassen. Dadurch entstehen verschiedene Gruppen mit ähnlichen Merkmalen, sogenannte Cluster. Sie legen fest, was einen blauen Elefanten und was eine gelbe Maus ausmacht. Nach diesem Training geht es in die Praxis, die sogenannte Vorhersagephase. Dabei wird errechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es sich beim aktuell erfassten Produkt um einen blauen Elefanten oder um eine gelbe Maus handelt. Im Unterschied zum überwachten Lernen erhält die Maschine keine Rückmeldung, sondern verfeinert das Modell fortlaufend eigenständig anhand des stetig wachsenden Datenpools. Erweitert unser fiktives Start-up sein Portfolio nun um eine rote Kuh, wird die Sache komplizierter. Stellen wir uns dazu die zuvor genannten Cluster als Gruppen von eng zusammenliegenden Punkten auf einem Koordinatensystem vor. Mittels des sogenannten K-Means-Algorithmus werden ähnliche Produkte sogenannten k-Clustern zugeordnet. Sie bilden den Mittelpunkt eines Clusters und helfen der Maschine dabei, neue Informationen einzuordnen. Neue Punkte werden demjenigen Cluster zugeordnet, dessen Mittelpunkt sie am nächsten liegen. Für unsere Elefanten heißt das: Wenn ein Spielzeugdickhäuter in seinem Blauton zwar merklich vom Durchschnitt abweicht, alle übrigen Werte wie Gewicht und Maße aber passen, erkennt die Maschine hinreichend sicher, dass es sich um einen Elefanten handelt.

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WENN MASCHINEN LERNEN MÜSSEN

Eine Maschine lernt selbständig, verschiedene Objekte zu unterscheiden, und tauscht dabei online Daten mit anderen Maschinen aus – ist das der erste Schritt auf dem Weg zu dystopischen Zukunftsphantasien à la Terminator? Wer weiß. Zunächst sind selbstlernende Maschinen uns vor allem eine große Hilfe, wenn wir ihnen den richtigen «Unterricht» geben. Wie das funktionieren kann, skizzieren wir hier. Achtung, jetzt wird’s technisch!

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Kein Auto entsteht ohne Roboter, kaum eine Luftaufnahme ohne Flugdrohnen und keine großen Finanzgeschäfte ohne die Einschätzung einer künstlichen Intelligenz: Die Maschinen mögen zwar weit davon entfernt sein, die Macht zu übernehmen – aber sie sind in jedem Fall fest in unser Wirtschaftsleben integriert. Dabei werden sie immer kommunikativer und lernen zunehmend wie Menschen. Möglich machen das Algorithmen. Unseren Alltag prägen sie bereits: Dank ihnen erhalten wir zum Beispiel beim Online-Shopping Empfehlungen für unseren Einkauf. Oder beim Streaming einen passenden Vorschlag für die nächste Serie. Dazu leiten sie aus zuvor gesammelten Daten verschiedene Muster ab, fassen die Informationen in bestimmten Kategorien zusammen oder setzen sie gar in Beziehung zueinander. Heraus kommt zum Beispiel eine Prognose, die wir alle schon gelesen haben: «Das könnte Ihnen auch gefallen.» Auf der Suche nach dem blauen Elefanten Aber Algorithmen können noch mehr. Stellen wir uns dafür ein Start-up vor. Es hat sich dem Vertrieb von handgefertigten, blauen Spielzeugelefanten verschrieben. Und weil es ein modernes Start-up ist, funktioniert die Verpackungsanlage vollautomatisch. Dazu muss eine Maschine lernen, den blauen Elefanten von anderen Spielzeugen zu unterscheiden. Das funktioniert entweder unter Anleitung oder selbständig. Learning by doing für Roboter Das überwachte Lernen orientiert sich an bestimmten Merkmalen, aus denen ein Modell zur Klassifizierung entsteht. Unser Elefant fällt zum Beispiel durch sein Gewicht und seine Farbe auf. Darum wird jedes Spielzeug vor dem Verpacken gewogen und fotografiert. Passen Gewicht und Farbe, landet das vom Band kommende Produkt in der Kiste für blaue Elefanten – und nicht etwa bei den gelben Mäusen mit ähnlichem Gewicht. Dahinter steht eine mathematische Funktion, die den Ausgang (blaue Elefanten) mit Hilfe des Eingangswertes (Gewicht) bestimmt. Weil die Datenlage zu Anfang noch rudimentär ist, meldet ein Mensch der Maschine nach jeder Entscheidung, ob sie richtig lag. Dieses Feedback hilft ihr dabei, die Funktion stetig zu verbessern. Sie sammelt Erfahrungen – und lernt beispielsweise, leichte Abweichungen bei den handgearbeiteten Unikaten zu tolerieren. Weiterlesen »


WENN MASCHINEN LERNEN MÜSSEN

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VON BLAUEN ELEFANTEN UND DER SCHÖNEN NEUEN WELT

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INTERVIEW

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«Das Thema «Digitalisierung» motiviert unsere Entscheider, in diesem Bereich nachhaltig zu investieren. Unsere Mitarbeiter motiviert etwas anderes. Zum Beispiel die Möglichkeit, Dinge hier schnell verändern zu können.» Dr. Robert Zores, CTO REWE digital


INTERVIEW

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Fortsetzung

An dieser Stelle ist die Transformation also so weit,

schleunigung der Digitalisierung führen.

Unternehmen in allen Kanälen, also Omnichannel.

deutlich verschärfen und wird nicht zu einer Be-

von REWE digital. Heute arbeiten wir mit beiden

Das wird sich über die nächsten Jahre vermutlich

dass wir diese Unterscheidung zwischen Fachanderen Bereichen auch noch kommen.

gerne im selben Satz genannt. Aus Südkorea

bereich und IT nicht mehr machen. Das wird in

Digitalisierung und Globalisierung werden kennt man schon lange Bilder von fiktiven

erläutern wollen.

Wir probieren solche oder andere Formate immer

wenn wir unsere Vision und die Veränderung

Ist der Spieltrieb in Deutschland ebenso groß?

Angesicht zu Angesicht. Das gilt beispielsweise,

Die Frage ist nur, ob Kunden den nutzen wollen.

hier geht es auch weiterhin nur analog, also von

einer U-Bahn-Station keine «Rocket Science».

darum geht, Leute abzuholen und mitzunehmen –

differenzieren. Technisch ist ein QR-Code an

Alles, was das Thema «Mindset» betrifft und wo es

Wir müssen hier stark nach regionaler Kultur

ein vollkommen digitales Unternehmen?

es das hier noch nicht?

der Organisation gesprochen. Ist die REWE digital

denen Leute QR-Codes scannen. Wieso gibt

Wir haben viel über Architektur in der IT und in

Supermarktregalen in U-Bahn-Stationen, an

wieder aus. Grundsätzlich gilt hierfür «Fail Fast». Wir verändern uns ja nicht um der Veränderung

transportieren.

die Deutschen es schon gewohnt sind, im Flieger

wollen. Diese Botschaft können wir nur persönlich

bestellen. Wir wollten die Frage beantworten, ob

weil wir unserem Kunden das Leben erleichtern

war das Angebot, während Lufthansa-Flügen zu

willen, sondern weil wir relevanter sein wollen,

Ein Service, den wir vor einiger Zeit erprobt haben,

zu surfen. Und nutzen sie den Service dann auch? Für uns bedeutet das, dass wir Ideen, die wir vor zwei Jahren verworfen haben, spätestens in zwei Jahren wieder überprüfen müssen. Wie sehen Sie heute, vier Jahre nach der Gründung von REWE digital, diese Abgrenzung von der Muttergesellschaft? Tatsächlich gibt es keine Abgrenzung mehr. Wir sind über die letzten Jahre zusammengewachsen. Digitalisierung ist ja kein Selbstzweck, sondern sie ist eine Veränderung, eine Transformation eines Unternehmens. Wir haben einige Bereiche, die schon transformiert sind. Oder sagen wir: deutlich in einer Transformation voranschreiten. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Marketing: Digitales Marketing war früher Teil

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bildet eine Alternative zu klassischen IT-Systemen

Haus.

unternehmen, commercetools. commercetools

lich auch hier Hand in Hand mit Digitals im selben

sieren. Ein Beispiel hierfür ist eines unserer Tochter-

will: Kollegen aus der Zentrale arbeiten also tatsäch-

INTERVIEW

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mit dem Vorteil einer servicebasierten Architektur. haben hier schon mehr externe als interne Kunden.

dend. Da wir mit anderen Standorten in Wien, Berlin,

Wir bieten dieses System auch Drittanbietern an und

Die Standortfrage ist heute nicht mehr so entscheiMünchen und Sofia zusammenarbeiten,

kräftemangel. Bei Gesprächen in Asien habe ich

Eigenverantwortung, als wären alle explizit vor Ort.

Das größte Risiko ist für uns tatsächlich der Fach-

zu arbeiten. Das erlaubt so viel Autonomie und

sierung für ein etabliertes Handelsunternehmen?

die es uns ermöglichen, über die Standorte hinweg

Welche Risiken sehen Sie im Bereich der Digitali-

haben wir Architektur und Infrastruktur geschaffen,

Unternehmen erlebt, die fünfstellige Mitarbeiter-

die gerade im Handel nicht darstellbar sind.

und wir wollen diese Dinge auch sinnvoll monetari-

auch zu teilweise absurden Gehaltsvorstellungen,

auch mit Themen wie eCommerce oder Big Data,

Fachkräftemangel führt dann auf der anderen Seite

wir uns neben FMCG (fast moving consumer goods)

und für ihre Motivation sorgen müssen. Ebendieser

uns ansehen, was wir heute machen, beschäftigen

Qualifikation der Mitarbeitenden achten müssen

Das ist natürlich eine stategische Frage. Wenn wir

entfernt. Das führt dazu, dass wir sehr stark auf die

die Digitalisierung für sich entstehen?

zahlen in der IT haben – davon sind wir weit

Welche neuen Geschäftsfelder sehen Sie durch

Weiterlesen »


INTERVIEW

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DIGITALISIERUNG IM HANDEL REWE digital – Ein Interview mit Herrn Dr. Robert Zores, CTO Wie sieht das Thema «Digitalisierung» aus der Perspektive des Handels aus? Die Frage der Digitalisierung im Handel ist heute

machen müssen und gelernt, dass Organisationen

auch wir in diesem Prozess Learnings gemacht.

spiel ProMarkt ein paar schmerzhafte Erfahrungen

geholfen, erfolgreich zu sein. Natürlich haben

geht. Zudem hatte die REWE zuvor bereits am Bei-

Freiheiten haben uns in den ersten Jahren enorm

das in einer neuen Struktur einfacher und leichter

das Thema auf einem «Greenfield» denken. Diese

keit zu ermöglichen. Uns wurde dabei klar, dass

REWE digital, zu begegnen. Dadurch konnten wir

Uns ging es im Wesentlichen darum, Geschwindig-

dem Thema über eine eigene Gesellschaft, der

Wie kam es hierzu?

Die REWE hat sich frühzeitig dazu entschlossen,

digital eine eigene Organisation zu gründen.

beziehungsweise «mit wem» oder «wie schnell».

Sie haben sich entschieden, mit der REWE

nicht mehr «ob» sie passieren wird, sondern «wie»

schwerer aus sich selbst heraus neu auszurichten unbespielten Feld gestartet sind.

Digitalisierung heißt ja nicht nur, Prozesse zu digitali-

sind. Das hat dazu geführt, dass wir auf einem

Welche Learnings mussten Sie neu machen? sieren und Menschen mitzunehmen. Es geht dabei

zwei Stockwerke hier im Gebäude. Wenn man so

ner neuen, auf Microservices basierten IT-Architektur.

Land. Tatsächlich hat die REWE Markt heute auch

einer neuen Website bis zu komplexen Dingen wie ei-

Ursprünglich war das Carlswerk rein REWE digital-

fähig zu machen. Das reicht von banalen Dingen wie

und doch draußen?

Absatzkanäle neu gestalten, um diese auch zukunfts-

der REWE Zentrale entfernt - also nah dran

Neuland zu betreten. So mussten wir zum Beispiel

Sitzen wir deshalb etwa 20 Minuten von

um Technologie, um Entwicklung und auch darum,

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UMDENKEN

Betriebswirtschaftliche Vertiefung, Lean Management: Es geht nicht nur darum, Produkte zu verkaufen. Um in kompetitiven Umfeldern erfolgreich zu sein, muss man auch effizienter arbeiten können als Mitbewerber. Der Hintergrund: Angearbeitete und nicht verkaufte Produkte binden Kapital, was zu einer Reduktion der Kapitalrentabilität führt. Obendrein müssen all diese halbfertigen oder fertigen, aber unverkauften Produkte ja irgendwo lagern und verschlingen dadurch noch einmal Geld. Beides gilt nach Lean als vermeidbare Verschwendung. Ein Problem, dass die Digitalisierung nicht kennt.

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Willkommen im 21. Jahrhundert. Das digitale Zeitalter verspricht, uns vor einem ähnlichen Schlamassel zu verschonen. Die Zukunft steckt bekanntlich in digitalen Produkten, und die lassen sich problemlos lagern. In einer Zeit, in der der Lagerungsort nicht mehr an den Entstehungsort eines Produktes gebunden ist und in der der Speicherplatz (also Lagerraum) ständig günstiger wird, verliert der Produzent den logistischen Druck der fertigenden Industrie. Das Problem des hohen Working Capitals löst sich dadurch jedoch nicht auf. Stehen wir in einem übervollen Rohstofflager in einem klassischen Produktionsbetrieb, würden wir Lagerstände anhand von geregelten Handelspreisen nach etablierten Bewertungsmethoden wie FiFo- oder Identitätspreisverfahren bewerten. Dazu liefert uns das Controlling regelmäßig Reporting-Kennzahlen wie den Warenumschlag. Ist der zu niedrig, also unser Lager zu groß, wird irgendwann ein Lean-affiner Controller fragen, ob man das Lager nicht verkleinern kann. Spannend wird es, wenn wir versuchen, diesen Gedanken auf digitale Produkte anzuwenden. Wie lassen sich halbfertige digitale Produkte bewerten? Als wäre die Bewertung immaterieller Wirtschaftsgüter nicht schon kompliziert genug, müssen wir uns jetzt Gedanken über die Bewertung halbfertiger immaterieller Wirtschaftsgüter machen. Denken Sie an ein Software-Projekt, bei dem zwischen Projektbeginn und Go-Live mehrere Jahre liegen. Davon gibt es unzählige! Jedem Controller der klassischen Welt würde bei diesem Gedanken schlecht werden – wenn er eine Basis für seine Bewertung hätte. Hat er aber nicht! Digitale Produkte sind individuelle Produkte mit überproportional hohen first-copy-costs. Sie lassen sich also – im Vergleich zu Rohstoffen – nicht zu marktindizierten Preisen handeln und die Kosten der Reproduktion sind – anders als zum Beispiel bei Hilfsstoffen – kein Wertindikator. Der Wert eines digitalen Produktes kann nur in der Erprobung am Markt, also am nachfragenden Kunden, entstehen und bemessen werden. Liefert das Produkt eine Lösung für ein Kundenbedürfnis, dann entsteht Nachfrage und dadurch Wert. Anders als gefertigte Produkte sind digitale Produkte aber nie wirklich «fertig» und lassen sich immer wieder aufgrund des Feedbacks des Kunden anpassen. Was heißt das also zusammengefasst für unsere digitalen Produkte? Features am Markt erzeugen Nachfrage nach Erweiterung. Geschieht die Erprobung am Markt zeitnah, können sich Unternehmen besser an ihren Kunden ausrichten. Das führt in der Praxis dazu, dass Produkte schnell und regelmäßig auf Kundennutzen getestet werden, um Erkenntnisse für die weitere Entwicklung zu erhalten. Unternehmen, die Produkte schnell am Kunden testen, verbessern die Effektivität ihrer Produkte und erhalten dadurch Wettbewerbsvorteile. Schließen wir den Bogen zum Eingangsstatement «Markt ist, wo sich Angebot und Nachfrage treffen», heißt das für digitale Produkte demnach: «Ein vollwertiges Produkt entsteht nur dadurch, dass wir eine Lösung an den Nutzer bringen – und zwar am besten möglichst früh.»


UMDENKEN

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DIGITALISIERUNG FÜR KAUFLEUTE Betriebswirtschaftslehre, erste Vorlesung. Definition des Begriffes «Markt»: Markt entsteht, wo sich Angebot und Nachfrage treffen – so weit so bekannt, auch ohne BWL-Studium. Bedeutet praktisch: Keinem Kaufmann würde es einfallen, ein Produkt zu bauen, es aber nicht zu verkaufen.

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HELFEN UND GEWINNEN

Wir erweitern unser soziales ANDEREN Engagement ganz praktisch: GUTES Sie schlagen uns eine gemeinnützige Organisation TUN vor – wir gehen hin und helfen.

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Viele Organisationen können ein paar helfende Hände und Köpfe gebrauchen. Nominieren Sie den Verein oder die Initiative, der Sie Hilfe zukommen lassen wollen. Schreiben Sie uns, was dort gebraucht wird, und warum sie genau diese Organisation oder diesen Verein empfehlen. Im Herbst bringen wir Ihre Empfehlung auf unseren wibas-Blog und lassen unsere Leser abstimmen. Die Organisation mit den meisten Stimmen unterstützen wir im kommenden Jahr mit zwei Tagen Mitarbeit, Beratung oder Training – so, wie es für die Organisation passt. Nach der Aktion stellen wir Sie als Empfehlenden, die unterstützte Organisation und natürlich die Aktion selbst auf Wunsch im Blog vor. Wie geht das? 31.10.2018 » Schreiben Sie uns bis Ende Oktober formlos an anderengutestun@wibas.de wer Sie sind und welche Organisation Sie warum für die Aktion «Anderen Gutes tun» empfehlen. Holen Sie dafür das OK der Organisation ein. Den Rest erledigen wir. Sie müssen nur bis zum Jahresende die Daumen drücken. 31.12.2018 » Auswahl der Organisation mit den meisten Stimmen auf blog.wibas.de 2019 »

gemeinsame Aktion …

» Einsendungen an anderengutestun@wibas.de


ANGEBOT UND NACHFRAGE

Fortsetzung

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Neben der steigenden Marktdynamik (Volatilität) und der daraus resultierenden Unsicherheit (Uncertainty) beschleunigt die technische Entwicklung exponentiell die Komplexität (Complexity) und Vielfalt (Ambiguity) der angebotenen Produkte – Letzteres gilt übrigens auch für die Nachfrage der Konsumenten. Das Akronym VUCA für die genannten vier Begriffe ist zum geflügelten Wort für diese Situation auf den globalen Märkten geworden. Wie kommt das, und wie geht man damit um? Ist die beschriebene Komplexität eigentlich Ursache oder Wirkung einer neuen Art, am Markt präsent zu sein? Treibt die Nachfrage das Angebot oder umgekehrt? Viele erfolgreiche «junge Wilde» versuchen nicht zu planen, wie sie mit diesen Phänomenen der Märkte umgehen, sondern versuchen, sie zu nutzen, indem sie schnell Produkte auf den Markt bringen und dort sehen, wie die Kunden sich verhalten. Dabei nutzen sie zwei wesentliche Hebel: ■ Schnelle Analyse großer Datenmengen ■ Empirische Prozesskontrolle Damit ist gemeint, dass echte Informationen über das wahre Nutzerverhalten im Bezug auf reale Produkte gesammelt und ausgewertet werden. Wollten Unternehmen früher das Nutzerverhalten verstehen, bedurfte es langwieriger Marktforschung. Heute geht das mit (teil-)digitalen Produkten – Schlagwort «Internet of Things», kurz IoT – in Echtzeit. Die jungen wilden Markteroberer setzen dabei auf «Fail fast»: In kleinen Schritten versuchen sie herauszufinden, was Kunden wichtig ist und was funktioniert. Dabei gilt bei der Digitalisierung wie an der Bar: Die Taktik ist nicht alles, Übung macht aber bekanntlich den Meister.

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ANGEBOT UND NACHFRAGE

NUR DIREKT IM MARKT

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Vielleicht ging es Ihnen in der Bar damals genauso wie manchem Management-Strategen heute. Branchen, die im Vertrauen auf einen Oligopolmarkt sozialisiert sind – etwa die Automobilindustrie, das Bankwesen oder der Handel, wo es in den vergangenen Jahrzehnten keine neuen Marktteilnehmer gab – sehen sich heute von Unternehmen wie Tesla, Google oder Amazon herausgefordert. Das Verhalten dieser neuen Marktteilnehmer beschleunigt die Dynamik des Marktes und der Gesellschaft. In Zahlen drückt sich das so aus: Amazon stieg 2017 in vier Städten

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Tesla ließ das erste Fahrzeug gerade mal fünf Jahre nach Firmengründung in Serie

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produzieren.

außerhalb der USA in den Einzelhandel ein und liefert Produkte bis vor die Haus- oder Bürotür. Tendenz stark steigend.

Das Vertrauen in die Innovationskraft dieser Unternehmen geht so weit, dass ihr Börsenwert ungeachtet der Frage, ob sie heute schon schwarze Zahlen schreiben, kontinuierlich steigt. Weiterlesen »


ANGEBOT UND NACHFRAGE

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DIGITALISIERUNG GEHT

Gehören Sie zu den Menschen, die gerne Pläne schmieden und dann umsetzen? Oder sind sie schon einmal in einer Bar gewesen und haben sich ausgemalt, was wäre, wenn Sie diesen unheimlich attraktiven Menschen da drüben ansprechen würden – nur um sich dann eingestehen zu müssen, dass der Abend verstrichen ist, ohne dass Sie besagter Person auch nur ein Stückchen nähergekommen sind? | 04 / 2018


das besonders, da ich hinten im

Arbeiten ist.

Tasks aktiv verschieben. Ich mag

Qualität wichtig für effizientes

bedienen. Jetzt können alle ihre

dass insbesondere die Audio-

ihnen zuschauen, wie sie das Tool

cams, da wir festgestellt haben,

wollten vermeiden, dass wir

Platz Headsets und HD-Web-

Idee unserer Scrum Master. Sie

haben. Dafür haben wir an jedem

Die Touch-Bedienung war eine

lel eine Videokonferenz laufen

jedem Team-Raum aufgehängt.

(Screen Sharing) und wir paral-

Monitor mit Touch-Bedienung in

schirm mit dem anderen «teilt»

Dazu haben wir einen 65Zoll-4k-

hin, indem der eine seinen Bild-

Räumen ständig vor Augen haben.

wir auch zwischen den Standorten

großen Monitor in beiden Team-

Programmieren. Dies bekommen

Sprint Backlog auf einem zweiten

Work», sitzen also zu zweit beim

viel Fokus bringt, wenn wir unser

Qualität machen wir häufig «Peer

Wir haben festgestellt, dass es

Für die Verbesserung der Code-

TEAMWORK

7

Raum sitze und so wirklich sehe,

ten funktioniert, dann sage ich:

die anderen Entwickler zu errei-

jemand fragt, ob verteiltes Arbei-

bzw. zu erweitern.

Damit ist es möglich, kurzfristig

synchron führen. Also, wenn mich

Agreements nachzuschärfen

jeweils ein physisches Board

ren wir in der Retrospektive, die

dass die beiden Scrum Master

werden. Gelegentlich vereinba-

Sie behelfen sich zurzeit damit,

darauf, dass diese eingehalten

Einkaufsprozess braucht da länger.

hängt und achten gegenseitig

so gute Ausstattung wie wir – der

«Working Agreements» aufge-

tet. Sie haben leider noch keine

in jedem Team-Raum unsere

Team, das ebenfalls verteilt arbei-

zu ermöglichen. So haben wir

Neben uns sitzt ein anderes Scrum

um wirkliche Zusammenarbeit

Mauszeiger wäre viel zu klein.

und die richtigen Werkzeuge,

des Tages wohin verschiebt. Der

chen wir gemeinsame Regeln

welche Karte ein Kollege während

Für die Scrum-Ereignisse brau-

außerdem nach Formaten und

mal nicht am Platz ist.

Für die Retrospektive haben wir

chen bzw. ich sehe, wenn jemand

Ja, aber nur mit guter technischer Unterstützung und wenn alle voll

euch zusammengestellt.

darauf zugreifen kann.

haben wir auf unserer Website für

digitalisiert, damit jeder jederzeit

zuführen. Ein paar Links dazu

Backlog und unser Sprint Backlog

auch über die Entfernung durch-

Arbeitsdokumente wie Product

sonders wichtig. Die Liste unserer

ermöglichen, Retrospektiven

Außerdem haben wir unsere

dabei sind. Disziplin ist dafür be-

Werkzeugen gesucht, die es uns

Lieblingstools findet ihr online, und dazu ein paar Ideen, falls Euer Budget das nicht hergibt: » www.wibas.com/de/formate


TEAMWORK

6

VERTEILTES ARBEITEN? NUR MIT DIGITALER UNTERSTÜTZUNG!

konferenztool läuft.

kommen wir für einen Sprint-

acht Mitarbeitern, vier davon in

aufgestellt, auf dem ein Video-

in Düsseldorf. Zweimal im Jahr

Cloud. Unser Team besteht aus

Raum einen separaten Rechner

abwechselnd in Rumänien und

ist eine Telefonanlage aus der

kann, haben wir in jedem Team-

Owner ist bei den Sprintwechseln

nem Scrum Team. Unser Produkt

jedem anderen zusammenarbeiten

Scrum Master, und unser Product

Seit zweit Jahren arbeite ich in ei-

Damit jeder von uns jederzeit mit

Standorten haben wir einen

können.

persönlichen Kontakte pflegen.

sitzt in Berlin. An beiden Team-

Standorte zusammenarbeiten

und können trotzdem noch die

Scrum. Unser Product Owner

wir sonst nicht verteilt auf zwei

dern wir unser Reisebudget nicht

Wir haben alle Erfahrung mit

so für Digitalisierung bin? Weil

wechsel zusammen. So überfor-

Düsseldorf und vier in Rumänien.

Hallo, ich bin Erik. Warum ich

| 04 / 2018


Seiten 6 – 7

165,10 cm

ÜBERBLICK

5

Bildschirmdiagonale des Riesen-Touchscreens helfen beim verteilten Arbeiten im Team-Raum

BIG URE Hier wird gezeigefingert: eine Doppelseite Fakten – Klarheit durch Ziffern. Die Seitenzahlen verknüpfen mit den Geschichten, denen die Fakten entrissen wurden: Miteinander verbundene Punkte zeigen einen Weg durch die digitale Welt. Das kann man von vorne nach hinten lesen. Oder durcheinander. Oder weiterblättern. Viel Spaß! Seiten 14 – 17

19,99 €

51 % der Bevölkerung in 75 Städten und Regionen erreicht der Liefer- oder Abholservice REWE digital

für die Tonne? So viel kostet das Buch «Smartphone für Dummies»

4,83

Seite 22

von fünf Sternen hat die App «KochLab» von REWE digital im Google Playstore


ÜBERBLICK

Seiten 8 – 10

4

Nur

5

Jahre nach Firmengründung produzierte Tesla die ersten Fahrzeuge in Serie

4

Buchstaben die das heutige Marktumfeld erklären (fast): VUCA

Seite 11

5, 6, 7, 8, 13 Glückszahlen brauchen Sie nicht für unser Gewinnspiel

Am

12.9.

öffnet die Solutions 2018 für drei Tage ihre Pforten in Hamburg

THE PICT

0 Kaufleute würden ein Produkt bauen, das sie nicht verkaufen

1

Seiten 12 – 13

Seiten 18 – 21

blauer Elefant wird richtig erkannt – oder auch nicht. Wie Maschinen lernen.

Seite 23

| 04 / 2018


INHALT »8

Digitalisierung geht nur direkt im Markt

»6

Verteiltes Arbeiten? Nur mit digitaler Unterstützung!

»4

The Big Picture

» 24

Zehn Thesen zu Digitalisierung und Analogisierung

» 23

Digital zur Solutions 2018

» 22

Detlef Dränger, dagegen!

» 18

Von blauen Elefanten und der schönen neuen Welt

» 14

Digitalisierung im Handel

» 12

Digitalisierung für Kaufleute

» 11

Anderen Gutes tun

WEGWEISER

3

IMPRESSUM Herausgeber: wibas GmbH Otto-Hesse-Str. 19 B 64293 Darmstadt Telefon: 06151 503349-0 E-Mail: info@wibas.de » www.wibas.com V. i. S. d. P.: Malte Foegen

Redaktion wibas GmbH: Frank Eberhard (Chefredakteur), Jörg Battenfeld, Normen Deutschmann, Lothar Fischmann, Astrid Meyser, Claudia Raak, Anna Rudat Redaktion Mainblick GmbH: Boris Kretzinger, Laura Krizki, Florian Pahlke

Art Direction & Gestaltung: Manuel Dorn » www.manueldorn.de Abo: Sie möchten regelmäßig das wibas magazin als Printausgabe? Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an info@wibas.de

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EINLEITUNG

2

VORWORT Lieber Leser, liebe Leserin, Sie haben sich also entschlossen, das Heft von dieser Seite aus zu lesen. Willkommen bei der Digitalisierung! Die Digitalisierung ist so allgegenwärtig, dass kein Begriff das Phänomen ganz greifen kann. Wir beleuchten daher konkrete digitale Erfahrungen an Beispielen: Wie die Digitalisierung einen Handelskonzern verändert, wie geografisch verteilte Teams mit digitaler Hilfe gut zusammenarbeiten, wie digitale Abläufe einen schnellen Marktzugang erlauben. Die digitalen Möglichkeiten beschleunigen das Rad der Innovation – täglich erscheinen neue Produkte und Dienstleistungen. Darin stecken Chancen für neue wie alte Marktteilnehmer. Nur geschickt nutzen muss man sie. Dafür braucht es heute so viel unternehmerisches Händchen wie vor hundert Malte Foegen Geschäftsführer von wibas

Jahren.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht

Ihr Malte Foegen

| 04 / 2018


04/18


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