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Singer-Songwriter: Cat Power

Songs with a story

Cat Power singt Bob Dylan. Das Royal Albert Hall Concert von 1966

VON ISABEL NEUDECKER
Ich hatte und habe immer noch großen Respekt vor dem Mann, der so viele Lieder geschrieben hat, die dazu beigetragen haben, das bewusste Denken von Millionen von Menschen zu entwickeln und die Art und Weise, wie sie die Welt sehen, zu formen. Obwohl meine Hände so sehr zitterten, dass ich sie in den Taschen halten musste, fühlte ich mich sehr würdevoll. Es war eine echte Ehre für mich, dort zu stehen.

CAT POWER über ihren eigenen Auftritt in der Royal Albert Hall mit »Cat Power sings Dylan. The 1966 Royal Albert Hall Concert«

Cat Power, die mit bürgerlichem Namen Charlyn (Chan) Marshall heißt, ist auf der ganzen Welt zuhause: Die Singer-Songwriterin tourt quer über den Globus. Ihr Album »Covers« zeigt ein Jeanshemd. In der Brusttasche stecken ein Reisepass und das zweite Insignium einer Songwriterin: ein Bleistift. Mit Cover-Songs hat die 1972 in Atlanta geborene Künstlerin ebenso Erfahrung wie mit dem Schreiben eigener Lieder. Drei Alben widmete sie ersterer Spielart: »The Covers Record« (2000), »Jukebox« (2008) und »Covers« (2022). Dabei interpretierte sie Klassiker wie »Blue« von Joni Mitchell oder »Ramblin’ Man« von Hank Williams. Dass sie den Vergleich mit Großen nicht scheut und auch nicht zu scheuen braucht, bewies sie eindrucksvoll.

Ihr jüngstes Album »Cat Power sings Dylan« beschäftigt sich mit einem Monolithen der Pophistorie: Bob Dylans Konzert im Jahr 1966, »The Royal Albert Hall Concert«, – das allerdings gar nicht in der Royal Albert Hall stattgefunden hat. Der Fehler in der Titelgebung resultiert aus einem falsch beschrifteten Bootleg, tatsächlich spielte Dylan in der Manchester Free Trade Hall. Die erste Hälfte gestaltete er akustisch, bevor er überraschenderweise zu einem elektronischen Setting wechselte – was ihm damals übrigens einige Folk-Purist:innen nicht verziehen und lautstark intervenierten. Dave Marsh schrieb dazu 1971 im Magazin Creem: »Es ist das eleganteste Stück Rock-’n’-Roll-Musik, das ich je gehört habe.«

Bob Dylans Songs, eine musikalische Heimat

»Mehr als das Schaffen jedes anderen Songwriters haben Bob Dylans Lieder zu mir gesprochen und mich inspiriert, seit ich sie zum ersten Mal im Alter von fünf Jahren gehört habe«, erzählt die Musikerin von ihrer Bewunderung für Bob Dylan. »Ich erinnere mich, dass ich neun Jahre alt war und alle Texte von ›Desolation Row‹ kannte, weil es auf einem der vielen Alben war, die meine jungen Eltern ständig hörten. Ich habe seine Lieder immer mitgesungen.«

Cat Power nähert sich Dylans Songs mit viel Feingefühl und spielt sie trotz der sagenhaften historischen Dimension, die das 1966er-Konzert in Dylans Biographie und in der Popgeschichte einnimmt, mit »faszinierender Lässigkeit und Dringlichkeit« (SWR). »Ich wusste, dass ich es sehr ernst nehmen musste, wenn ich einen Auftritt im wahrsten Sinn re-präsentiere, der die Rock-’n’-RollLandschaft für immer verändert hat. Obwohl ›ernst‹ ein zu kleines Wort ist, um zu beschreiben, wie tief ich in die Sache eingetaucht bin«, so Cat Power. Und so kehrt die Musikerin mit Songs wie »Mr. Tambourine Man« und »Just like a woman« heim, denn Bob Dylan, den sie persönlich kennenlernen und mit dem sie sich austauschen durfte, ist musikalisch ein Stück Heimat. Und dieses Stück Heimat teilt sie mit uns.

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Do, 04/07/24, 19.30 Uhr · Großer Saal

Cat Power Sings Dylan '66

Karten: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61573

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