JU Pottkieker Ruhrgebiet Ausgabe April

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Ehrlich. Lebendig. Bodenständig.

POTT KIEKER

Das Original aus`m Pott!

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Am Anfang war die Frage „Was ziehen wir an“? Schnell war klar: Perlohrringe raus, Federschmuck rein. Außerdem: Gendertauglicher Kapuzenpulli, figurunbetontes Schlabber-Shirt und – ganz wichtig – Kopfbedeckung. So ging es für Katharina Strohmeyer (JU-Bezirksvorsitzende Ruhrgebiet), Magda Aksamit (JU-NRWLaVO-Mitglied), Verena Gärtner (JU-Kreisvorsitzende Recklinghausen) und Sascha Kurth (JU-Kreisvorsitzender Gelsenkirchen), gut getarnt zum Bundeskongress der Grünen Jugend. Getrieben durch die aktuelle Debatte wollten wir Franza Drexel unbedingt mal persönlich kennen lernen und reisten als Katastrophentouristen nach Gelsenkirchen-Bismarck. Der Tagungsort, eine ÖkoGesamtschule, stand jedermann offen und unser Outfit reichte zur Akkreditierung aus. Die Atmosphäre glich einem Ferienlager bei den Pfadfindern: Der spärlich besuchte „Atomalarm“ in der Gelsenkirchener Innenstadt vom Vorabend sowie die erste Nacht auf den harten Fußböden in den Klassenzimmern sind an einigen Teilnehmer_innen ganz offensichtlich nicht spurlos vorübergegangen. Noch um 14.00 Uhr lagen manche quer in den Tagungsreihen, andere erholten sich bei einem Tässchen Tee aus der Thermoskanne während sie im Schneidersitz in den Gängen rumlungerten.

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Unter Grün_innen Inkognito beim Bundeskongress der Grünen Jugend Zeit für einen Energizer! Mit Tanz, Gesang und Gruppendynamik heizten einige grüne Animateure die Stimmung an. Ob das wohl die

nehmer_innen. Die geplante Generaldebatte über ein Kapitel des Grundsatzprogramms musste ausfallen, da sich keine weibliche Teilneh-

schaft erfundenen Kategorie Geschlecht („als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht“) sowie der Notwendigkeit einer

sinn, dass jetzt massenhaft Babys zu den Wahlkabinen getragen würden“. Nach der schriftlichen Abstimmung entfiel eine Mehrheit unter großem Beifall auf die Forderung nach der Absenkung der Wahlaltersgrenze auf null (natürlich ohne Vertretungswahl durch die Eltern, Teufelszeug!). Allerdings: Zwischen Kapitalismuskritik und Feminismus drinnen sowie dem Stand mit Antifa-Broschüren draußen, kam auch ein Hauch marktwirtschaftlicher Realität im Atrium auf: Schlüsselbänder, Tassen, Aufkleber und vegane Mahlzeiten wechselten – nicht gegen Arbeitsstunden, sondern harte Euros – die Besitzer_innen. Die Gleichberechtigung endete übrigens an der Klotür: Die grün-linke Idylle wurde nur durch das Fehlen der von uns mit Spannung erwarteten Unisextoiletten jäh zerstört.

im Programm angekündigte „Hanfparade“ war? Während wir noch überlegten, ob wir als weiteren Energizer den „Hub-Hub-Hubschraubereinsatz“ performen sollten, stürmte bereits ein weiterer Nachwuchs-Grüner die Bühne für den Gassenhauer „Mein Dackel Waldemar und ich, wir zwei, wir wohnen in der Regenbogenstraße 3“. Um nicht aufzufallen, machten auch wir bei der lustigen Mittagsgymnastik mit. Das Aktivprogramm fruchtete leider nicht bei allen Teil-

merin fand, die sich an der Diskussion beteiligen wollte. Die Einhaltung der „harten Quote“ bei der Rednerliste war den Anwesenden wichtiger als die inhaltliche Diskussion. Die Frauenquote in ihrem Lauf hält eben weder Ochs noch Esel auf... Rasch einig waren sich die jungen Grünen allerdings in Detailfragen wie der radikalen Demokratisierung aller Lebensbereiche, der Abschaffung der Ehe als „verkrusteter Struktur“ (Applaus), der von der Gesell-

Änderung der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Ans Eingemachte ging es dann aber bei der Frage, ob das Wahlalter in Zukunft auf 14 Jahre, drastisch oder auf null Jahre gesenkt werden solle. Es gab einen heftigen Schlagabtausch. Wortmeldungen, wie „Kleinkinder sind doch total beeinflussbar – wenn ihr mich wählt, kriegt ihr ein Eis“ wurden sofort mit harten Argumenten entkräftet: „Es ist doch Schwach-

Endlich wieder an der frischen Luft bürsteten wir uns erstmal die Haare, schwangen uns jeder – gar nicht klimaneutral - in sein eignes Auto und steuerten den nächstgelegenen Fastfood-Fililisten an, um die Eindrücke des Nachmittags zu verarbeiten...!


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