03 ı 2010 3. Jahrgang
Thüringens Magazin für junge Köpfe
Wirtschaft und Du
Dein Interview Clemens Fritz von Werder Bremen
Dein Benehmen So verhältst du dich beim Geschäftsessen
Deine Bildung Politiker stehen dir Rede und Antwort
Berufe in Bewegung Deine Karriere rund um den Sport WiYou wird gefördert durch:
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Editorial
Sport frei! Wenn der Papa grad wie versessen die unzähligen Prospekte in den Tageszeitungen wegen riesiger Bildschirme durchforstet, dann kann das ein Indiz für das bevorstehende sportliche Spektakel des diesjährigen Sommers sein. Einmal mehr ist unsere Nation dann Fußball. Wir alle sind Fußball. Denn das ist nach wie vor Sport Nummer 1 in Deutschland. So auch in Thüringen. Vereine gibt es in jedem Ort. Einer hat sogar grad den Aufstieg in die zweite Bundesliga knapp verpasst. Was aber das Wichtigste ist, Sport bietet Möglichkeiten für Arbeitsplätze. Und das nicht nur auf dem Grün oder dem Weiß, denn auch im Wintersport haben einige Thüringer Spitzensportler hohe Dekorationen bei den vergangenen Olympischen Spielen bekommen. Auch neben aktivem Sport gibt es Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt des Sports. In Vereinen, in der Medizin, in Fitnessstudios, bei der Ernährungsberatung, in der Herstellung von Sportgeräten – hier wird dir einiges geboten.
René Weigel Ressort-/Projektleitung
Wir haben mit Clemens Fritz über seine Karriere gesprochen und auch die mehrfache Medaillengewinnerin bei den Olympischen Winterspielen, Stephanie Beckert, stand uns für ein Interview zur Verfügung. Beide erzählen dir, wie sie zum Profisport gekommen sind, wie das Leben als Sportler ist und wie sie ihre Karriere nach dem Sport planen. In dieser WiYou findest du neben den sportlichen Persönlichkeiten aber auch die aus der thüringischen Politik. Wirtschaftsminister Matthias Machnig sagt dir, wo deine Perspektiven in Thüringen liegen und Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht erzählt, wie wichtig die Familie beim Thema Bildung ist und fordert die Rückbesinnung auf kulturelle und gesellschaftliche Werte. Genau das fordert auch Rapper Doppel-U, gleichwohl er aus einem ganz anderen Umfeld kommt. Der 27-jährige Jenaer bereiste mit deutschem Rap und dem alten Dichter Friedrich Schiller im Gepäck schon die halbe Welt und ist nun – endlich, wie er sagt – in seinem Bundesland angekommen, um dir in deiner Schule Werte und Hoffnung zu vermitteln. Der Botschafter der Deutschen Kultur erzählt dir im Interview, wie wichtig deine Sprache und deine Vergangenheit ist.
Thüringer Unternehmen zeigen Flagge! Als WiYou-Paten unterstützen folgende Firmen WiYou in deiner Region:
Weniger mit der Vergangenheit, sondern vielmehr mit zeitgenössischer Kunst und eher aktuellen Problemen beschäftigen sich derzeit einige angehende Filmemacher an der TU Ilmenau. Sie drehen den alljährlichen Bergfestfilm, bei dem WiYou sie für einen Drehtag begleitet hat. Großes Kino, dass du so wahrscheinlich nicht in Thüringen erwartet hättest. Und zu guter Letzt wieder etwas in eigener Sache. WiYou sucht nach wie vor Verstärkung. Wenn du grad dein Abi gemacht hast und ein Studium suchst, dann hat WiYou einen Platz für dich. Marketingkommunikation/PR heißt der Studiengang, den wir zusammen mit der iba Erfurt vergeben. Einen Bachelor und Praxis bei der WiYou hast du damit in drei Jahren in der Tasche. Und wenn du noch nicht so weit bist, aber dich gerne im Schreiben ausprobieren möchtest, dann melde dich einfach in der Redaktion. Und damit genug geschwafelt. Ab ins Heft! Dein WiYou-Redakteur René
Foto: WiYou
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Inhalt
Titel: Sportberufe 16
WiYou-Knigge: Total daneben 32
Engagement: Großes Kino 62
Aus dem Inhalt Deine Politik Bildung als Kulturgut WiYou im Gespräch mit Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht
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Liebe zum Beruf Annette Morhard über Berufsfindung, Studium und Bildungsniveau
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Auf Kufen zum Gold Stephanie Beckert glänzte in Kanada
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Deine Karriere Möglichkeiten in Erfurt Die großen Unternehmen rund um das Erfurter Kreuz
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Studium Netzwerkmanagement Neues Masterstudium an der FH Erfurt
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Kommunikation und Nachhaltigkeit Ein Lebensstil mit Weltrettungsambitionen
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WiYou-Knigge
Titel: Sportberufe Größe der Nationalmannschaft Clemens Fritz berichtet von seiner Fußballkarriere
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Fitnesstrainer Sportler mit Köpfchen
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Umfrage Was wärst du gern für ein Profi?
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Was studieren Teil 1 Mit dem Turnbeutel zur Uni
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Was studieren Teil 2 Betriebswirtschaft und Sport an der iba
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Total daneben Die Kunst, „Fettnäpfe“ zu umgehen
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Kleider machen Leute Dein perfektes Bewerberoutfit
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Auftritt im Restaurant Wie benimmst du dich beim Essen mit deinem Chef
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Dein Engagement Du in Europa Weltoffene Besserkönner In Europa für das Leben lernen
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WiYouLogie Titanen aus Thüringen Implantate lassen Knochenbrüche schneller heilen
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Schülerfirma mit Erfolg Schüler organisieren Weinverkostungen
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Jugend forscht Den Landessieg in der Tasche
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Großes Kino in Ilmenau Der Film zum Bergfest auf dem Hochschulcampus
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Fotos: Timur Emek/ddp, Arne Fleckenstein/Pixelio, Olivia Köllmer
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Deutsche Bank Private & Business Clients
Ein wacher Verstand sieht
Aktivität Initiative Vielfalt Potenzial Zusammenarbeit Deutsche Bank mehr
Bankkaufleute (m/w) Ausbildung in Thüringen Sehen Sie mehr als andere und erkennen Sie, wie Leidenschaft und Präzision bei uns zusammenspielen. Sehen Sie mehr und entdecken Sie die Deutsche Bank. Die Schule liegt fast hinter Ihnen und Sie orientieren sich in Richtung Zukunft. Haben Sie schon einmal über Ihre Möglichkeiten in einer Bank nachgedacht? Mit einer Ausbildung im Privat- und Geschäftskundenbereich der Deutschen Bank sind Sie auf der sicheren Seite. Denn wir bieten Ihnen die Karriereaussichten eines erfolgreichen Finanzdienstleisters – und das familiäre Umfeld in einem unserer bundesweiten Filialteams. Bei uns lernen Sie alles über Zahlungsverkehr, Kredite, Geldanlage und Finanzierung und entwickeln sich zum gefragten Experten rund um die Kundenberatung. Ihr Plus: unsere bundesweit einzigartige DIN-geprüfte Vertriebsqualifizierung mit Zertifikat. Außerdem profitieren Sie bei uns von sehr guten Übernahmechancen, überdurchschnittlichen Verdienstmöglichkeiten und erstklassigen Weiterbildungsangeboten. Sie begeistern sich für den Vertrieb und freuen sich auf direkte Kundenkontakte? Außerdem streben Sie die mittlere Reife, das Fachabitur oder die allgemeine Hochschulreife an? Dann hoffen wir auf Ihren wachen Verstand, der seine Chance hier erkennt. Sie haben Fragen zur Ausbildung? Unter der Telefonnummer 0180 1000625 (zum Ortstarif) helfen wir Ihnen gerne weiter. Informieren und bewerben Sie sich unter: deutsche-bank.de/ausbildung
SHIBUYA-KREUZUNG, TOKIO
Deine Politik
Dein Ausbildungsjahr 2010 lässt sich im Bereich der gewerblichen Wirtschaft überraschend gut an. Knapp ein Drittel der Verträge sind bundesweit bereits unter Dach und Fach. Auch der Stellenmarkt in Thüringen entwickelt sich positiv. Im Freistaat ist das Verhältnis zwischen Bewerbern und Ausbildungsangebot im Großen und Ganzen ausgeglichen. Das bedeutet, jedem Bewerber steht – zumindest theoretisch – in diesem Jahr auch eine Lehrstelle zur Verfügung. Doch auf manche Berufe gibt es einen regelrechten Run mit mehr Bewerbern als Stellen. Andere Berufsbilder werden kaum nachgefragt und die Chefs klagen über ausbleibende Bewerber. Hinzu kommt, dass von Seiten der Firmen über nachlassende Bewerber-Qualität und das sinkende Bildungsniveau geklagt wird. Vor allem die ideellen, kulturell bedingten Grundlagen fehlen wohl immer öfter, so der Verband der Wirtschaft Thüringens. Pünktlichkeit, Einsatzbereitschaft, Ordnung oder Benimmregeln könne man eben auch in der Ausbildung nicht mehr nachlernen. Bist du also zu wenig gebildet, schlecht erzogen oder nur mangelhaft motiviert? Darüber sprach WiYou mit der Frau, die nach eigener Aussage die meisten Termine mit der Wirtschaft hat.
Deine Bildung als Kulturgut
Bist du für Thüringens Wirtschaft zu wenig gebildet, schlecht erzogen oder nur mangelhaft motiviert? Darüber sprach WiYou mit der Frau, die nach eigener Aussage die meisten Termine mit der Wirtschaft hat: Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht.
Im WiYou-Interview erklärt Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht ihre Sichtweisen auf Bildungsgrad und Werte von Jugendlichen: Lieberknecht: „Ich kenne keine Zeit, in der Unternehmen zufrieden waren mit dem Niveau der Schulabgänger. Im Übrigen haben wir die Klage unserer Unternehmer über mangelndes Niveau und Fertigkeiten, zur gleichen Zeit höre ich die ständige Klage über die Abwanderung junger Leute, die offensichtlich mit Freude von bayerischen und hessischen Unternehmern genommen werden. Diesen Gegensatz sollte man in einer Diskussion zusammenbringen.“
Also sind die Thüringer Jugendlichen so schlecht nicht aufgestellt. Das belegt auch das jeweils gute Abschneiden bei den großen Bildungsmonitoren. Wo sehen Sie dennoch Handlungsbedarf in Sachen Bildung? Lieberknecht: „Wenn ich sehe, dass wir auch im deutschlandweiten Vergleich bei IGLU und Pisa in der Spitzengruppe der deutschen Länder sind, kann die Bildung so schlecht nicht sein. Gleichwohl sehe ich auch, dass wir auf Grundkulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen ganz einfach wieder mehr Augenmerk legen müssen in einer hochkomplexen Welt mit völlig veränderten Wahrnehmungen, MedienverFotos: René Weigel
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Deine Politik
halten und Informationsverhalten. Da gilt es, Medienkompetenzen zu schulen und logisches Denken zu fördern.“ Wird also in Thüringen zu wenig für die gesellschaftliche Prägung von Jugendlichen getan? Lieberknecht: „Ja und Nein! Ich habe einen Grundsatz: Keine Bildung ohne Bindung. Kinder brauchen Bindung, um überhaupt bildungsfähig zu sein. Ich würde das gerne an einem Beispiel deutlich machen. Ich habe immer meinen mittlerweile kleinen Bleistift bei mir. Wer notiert sich denn im heutigen Technologiezeitalter mit Notebooks, Smartphones und iPhones überhaupt noch einen Termin oder eine kleine Nachricht in einen Papier-Terminkalender? Und natürlich liegt auch viel Kulturtechnik in solch einem Bleistift.“ Kultur und Bleistift – können Sie das näher erläutern? Lieberknecht: „Wie gesagt, er ist bildhaftes Beispiel für das Bewusstsein von Kultur in unserer Gesellschaft. Erst einmal braucht es eine ganze Weile, bis er überhaupt auf das kleine Maß kommt. Er muss ständig gepflegt und gespitzt werden, man braucht Ordnung und Kontinuität, Nachhaltigkeit allein der Materialien wegen. Wo sind also die Eltern und Großeltern, die das Kind oder den Enkel auf einen solchen Bleistift hinweisen, und damit Wertschätzung vermitteln? Und im Übrigen kann man mit einem Bleistift auch tolle Sachen malen. Natürlich kann heute jeder mit einem Blackberry seinen Kalender organisieren, aber wir sollten unsere alten Kulturtechniken nicht vergessen. Das ist etwas, wo wir wieder hinkommen müssen, und das ist vor allem Sache der Eltern, häuslicher Erziehung und dem Milieu, in dem Kinder aufwachsen.“
ben. Jetzt müssen wir aber aufpassen, dass wir am Ende nicht weiter davon weg kommen, als wir bisher waren, sondern gezielt eine Lösung finden. Das ist natürlich nicht nur ein Thüringer Thema, sondern eher ein europäisches, aber Thüringen wird sich entsprechend mit einbringen.“ Allein daran sieht man ja, Thüringens Jugendliche sind eben auch Europäer. Was werden Sie in Ihrer Amtszeit dafür tun, dass dies auch bei jungen Menschen ankommt? Lieberknecht: „Es gibt schon Interesse von jungen Leuten am Thema Europa. Es werden auch immer mehr, für die es selbstverständlich wird, ein Jahr oder mehr im Ausland zu verbringen, sei es vor oder im Studium. Die Dichtheit des Bologna-Prozesses macht es allerdings nicht unbedingt leichter, dabei den Überblick zu behalten.“ Also Bologna macht uns europäischer? Lieberknecht: „Wir stehen mit unseren Hochschulen in sehr guten internationalen Partnerschaften. Es gibt eine Fülle von Vereinbarungen
Das Thema Bildung ist eines der wichtigsten in Ihrer persönlichen Arbeit. Ein Viertel der gesamten Thüringer Geldmittel sind für diesen Bereich vorgesehen. Warum diese enorme Investition in die Zukunft? Lieberknecht: „Vor allem ist die Unverwechselbarkeit von Thüringen auf kulturellem Gebiet etwas, was ich immer gerne herausstelle, wenn von Thüringen die Rede ist. Wir haben eine einmalige Dichte in der Kulturlandschaft. Bildung ist dabei der Schlüssel unserer Zukunft. Die liegt im Denken und Können der Menschen. Deswegen hat das Thema Bildung diese vordergründige Stellung für mich in der Regierungsarbeit.“ Derzeit werden allein in Thüringen über 250 unterschiedliche Studiengänge mit verschiedenen Abschlüssen und Kombinationsmöglichkeiten angeboten. Der Dschungel wird immer dichter und gerade Schüler der Abiturstufen verlieren dabei ein wenig die Orientierung. Wie schätzen Sie denn diesen Prozess ein? Lieberknecht: „Auch da gilt es natürlich den Überblick zu behalten und ihn auch zu fördern. Man braucht Wegweiser, um in der Vielfalt nicht verloren zu gehen. Die Lösung liegt sicher nicht im Denken an die gute alte Zeit und wir können den Weg nicht zurückgehen. Aber er muss zu einer Übersichtlichkeit führen und auch zu einer studentischen Freiheit, die nicht im Korsett eines so eng gefassten Lehrplans liegen kann, sondern auch Wert auf die wissenschaftliche Arbeit legt.“ War es denn falsch, diesen - wie er genannt wird – BolognaProzess mit Umstrukturierung und Marktöffnung in Gang zu setzen? Lieberknecht: „Auf keinen Fall! Es ist wichtig, eine Vergleichbarkeit der Studiengänge im europäischen Rahmen grenzüberschreitend zu ha-
„Bildung ist dabei der Schlüssel unserer Zukunft. Deswegen hat das Thema Bildung diese vordergründige Stellung für mich in der Regierungsarbeit.“
mit europäischen Nachbarländern. Genauso haben wir viele Studenten aus dem Ausland an Thüringer Hochschulen. Insgesamt beläuft sich der Anteil auf 6,3 Prozent. An der Hochschule Franz Liszt in Weimar waren es im vergangenen Wintersemester 2009/10 gar 19,4 Prozent. Übrigens bereits als ich noch Kultusministerin im Freistaat war, haben wir die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft-Schule gegründet und das einmalige Fach Wirtschaft/Umwelt/Europa etabliert. Auch das trägt eben zu Europa bei!“ Das Gespräch führte Daniel Bormke
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Deine Politik
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für deinen Beruf „ Die Entscheidung ist eine Lebensentscheidung
Er hat von Berufs wegen jeden Tag mit der Wirtschaft zu tun. Er hat Ideen, Visionen und er weiß, welche Perspektiven dir im Freistaat künftig geboten werden können. Thüringens Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie, Matthias Machnig, erklärt dir im WiYou-Interview, in welchen zukunftsträchtigen Branchen du deine berufliche Perspektive finden kannst. Er weiß ganz genau, worauf es Unternehmern ankommt und was du, beispielsweise durch Praktika, dafür tun kannst, deinen Traumjob zu finden. Dabei fordert er aber auch faire Löhne für gute Arbeit und ein „nulltes“ Lehrjahr vor Ausbildungsbeginn: Sie sind in Ihrem Amt als Minister auch für das Ressort Arbeit und damit für die betriebliche Ausbildung zuständig. Wie nehmen Sie denn Kontakt zu zukünftigen Auszubildenden auf? Machnig: Kürzlich war ich beim Tag der Berufe in mehreren Unternehmen unterwegs. Schülerinnen und Schüler konnten einen Tag lang in verschiedene Berufe hineinschauen und sich von den Auszubildenden berichten lassen, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Das ist eine tolle Aktion: Sie hilft Jugendlichen bei ihrer Berufsorientierung. Es ist wichtig, dass Schülerinnen und Schüler rechtzeitig Einblicke ins Arbeitsleben bekommen. Das Land tut einiges dafür, zum Beispiel mit der Initiative
Berufsstart. Trotzdem könnte es an den Schulen ruhig noch mehr Angebote geben. Thüringer Unternehmer produzieren zum Teil auf Weltniveau. Dennoch sehen viele Jugendliche keine Perspektive im eigenen Bundesland. Was tun Sie ganz persönlich dafür, Perspektiven aufzuzeigen? Machnig: Im Wirtschafts- und Innovationsrat, in dem Vertreter aus Politik, Unternehmen, Gewerkschaften, Wissenschaft und Banken an einem Tisch sitzen, haben wir kürzlich erst ein Aktionsprogramm zur Fachkräftesicherung beschlossen. Dazu zählen Maßnahmen zur BerufsFoto: TMWAT
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Deine Politik
Matthias Machnig wurde am 15. April 1960 in Wimbern (Nordrhein-Westfalen) geboren. Seit November 2009 ist er als Minister für Wirtschaft, Arbeit und Technologie in Thüringen tätig. Vorher arbeitete er als Staatssekretär in verschiedenen Bundesministerien, als Bundesgeschäftsführer der SPD und als Unternehmensberater.
In welche Richtung sollten sich Thüringens Jugendliche heute orientieren? Was sind die zukunftsträchtigen Branchen für Thüringen? Machnig: Natürlich bieten alle technischen und Ingenieursberufe eine gute Perspektive. Auch rund um den Tourismus gibt es in Thüringen viele Möglichkeiten, da der Tourismus ein starker Wirtschaftszweig in Thüringen ist. Es sollen aber auch im Bereich Grüne Technologien oder in der Erneuerbare-Energien-Branche neue Jobs entstehen. Wir arbeiten daran, dass Unternehmen aus der Solar- und Windkraftbranche in den Freistaat kommen. Wir wollen aber auch kreative Menschen aus der IT-Branche, aus Film, Kunst und Kultur in Thüringen halten, damit sie hier etwas aufbauen. Es ist ein Ziel von uns, die Kreativwirtschaft zu stärken. Vor einigen Wochen sprachen Sie von schlechten Perspektiven gering qualifizierter Menschen im Freistaat. Heißt das jetzt: Studieren auf Teufel komm raus? Und wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten anderer Qualifizierungsarten, wie zum Beispiel die klassische duale Ausbildung ein? Machnig: Menschen mit geringer Qualifikation müssen die Möglichkeit bekommen, sich weiterzuqualifizieren, wenn sie den Wunsch haben. In Thüringen werden wir bald mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Wir können es uns gar nicht leisten, Leute abzuhängen. Die Durchlässigkeit zwischen gering qualifizierten und qualifizierten Jobs muss erhöht werden, damit auch deren Kinder bessere Startbedingungen bekommen. Denn geringe Qualifizierung und schlechte Bildung und Bezahlung werden oftmals vererbt. Mit unserem neuen Landesarbeitsmarktprogramm unterstützen wir daher gerade Eltern, die alleinerziehend sind oder seit längerem kein eigenes Einkommen haben. Wenn die Eltern in eine bessere Position kommen, profitieren auch die Kinder.
orientierung, zur Aus- und Weiterbildung sowie neue Haltestrategien für Arbeitnehmer, Pendler und Rückkehrer. Wir brauchen attraktive Arbeitsplätze, faire Löhne und müssen uns auch gerade auf die Bedürfnisse junger Frauen einstellen, von denen viele weggehen. Gute Chancen im Berufsleben für Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – dies sind wichtige Themen. Warum sollten sich Ihrer Meinung nach junge Menschen für regionale Wirtschaftspolitik interessieren? Machnig: Jugendliche sollten sich vor allem dafür interessieren, was sie nach der Schule einmal machen wollen. Die Entscheidung für einen Beruf ist ja eine Lebensentscheidung. Man sollte herausfinden, welche Talente man hat und wofür man sich interessiert. Und dann sollte man in den Ferien Praktika machen und in die Jobs hineinschnuppern, für die man sich interessiert. Praktika können hilfreich dabei sein, herauszufinden, ob das Bild, das man von einem Beruf hat, auch mit der Realität übereinstimmt.
Unternehmer klagen zunehmend über das Bildungsniveau der Bewerber. Wie schätzen Sie die Situation unter den Thüringer Jugendlichen ein? Ministerpräsidentin Lieberknecht meint dazu, dass Unternehmer nie zufrieden waren mit den Bewerbern, und Unternehmen außerhalb der thüringischen Grenzen unsere Bewerber gerne einstellen. Stehen Sie da eher auf der Seite der Politik oder der der Unternehmer? Machnig: Weder noch. Jugendliche sollten frühzeitig Kontakt zu Unternehmen bekommen, damit sie wissen, wofür sie lernen und worauf es später ankommt. Unternehmen wiederum könnten auf dem Weg ihre künftigen Auszubildenden kennenlernen. Außerdem fordern wir ein „nulltes Lehrjahr“, eine Art betriebliches Langzeitpraktikum, das Jugendlichen, die noch nicht reif sind für eine Lehre, den Einstieg erleichtern soll. Dieses könnte bei der Orientierung im Arbeitsleben helfen und würde die Abbruchquote senken. Außerdem gibt es ja auch viele engagierte Jugendliche, die ihre Ausbildung erfolgreich und diszipliniert durchziehen. Diese Jugendlichen werden selten in den Vordergrund gerückt. Würden Sie Ihren Kindern Thüringen als Arbeits- und Wohnort empfehlen? Wenn ja, warum? Machnig: Thüringen ist ein schönes und vielseitiges Bundesland. Wenn man hier einen guten und interessanten Job hat, dann lässt es sich hier wunderbar leben. Das Gespräch führte René Weigel !
www.thueringen.de/de/tmwat/
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Deine Politik
„Einen Beruf muss man mit Liebe ausüben.“ Die harten Fakten belegen: Im Vergleich zur Jahrtausendwende stehen im nächsten Jahr nur noch halb so viele Schulabgänger dem Berufsmarkt zur Verfügung. Doch die Möglichkeiten der Ausbildungsformen haben sich vervielfacht. Du musst heute schon sehr genau überlegen welchen Weg du einschlagen möchtest. WiYou sprach genau darüber mit Anette Morhard, der Abteilungsleiterin Bildungspolitik des Verbandes der Wirtschaft Thüringens e.V. (VWT) Sie erklärt welche Hilfen es für dich gibt, die richtige Entscheidung zu treffen, aber auch, dass dein Bildungsniveau in Thüringen kein schlechtes ist, denn sie erläutert: Morhard: „Es gab seitens der Universität Jena eine wissenschaftliche Untersuchung kurz vor der Jahrtausendwende. Diese attestierte den Thüringer Jugendlichen eine hohe Kompetenz bei sozialen und überfachlichen Bereichen. Verschiedene Untersuchungen und internationale Vergleiche, wie beispielsweise PISA, IGLU und auch der Bildungsmonitor bescheinigen dem Thüringer Schulsystem und den Schülerinnen und Schülern vordere Plätze neben Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen.“ Sollte man heutzutage auf Teufel komm raus studieren? Gibt es zu viele Akademiker?
Kann eigentlich jeder alles werden? Jemand, der eigentlich Koch werden möchte, kann doch nicht einfach Dachdecker werden? Morhard: „Grundsätzlich kann ganz klar nicht jeder alles machen. Man muss an seiner Eignung und vor allem seiner Neigung arbeiten. Dafür wurden in Thüringen der Thüringer Berufswahlpass und weitere berufswahlvorbereitende Konzepte in den Schulen entwickelt. Der Pass begleitet sozusagen den Prozess des Erkennens der Eignung des jungen Menschen, sowohl intellektuell als auch fachpraktisch. Er hilft auch beim Erkennen der Neigung, denn es gilt schon immer: Einen Beruf muss man mit Liebe machen. Ein Beruf ist eine Berufung. Wenn man einen Beruf 40 Jahre lang ausüben will, dann muss man auch eine innere Motivation mitbringen.“
Annette Morhard Also zu viele Fehlentscheidungen bei der Berufswahl? Morhard: „Genau das herauszubekommen, bedeutet doch, dass man sich im Praxisprojekt an der Schule austestet. Erreichen wollen wir unter anderem mit dem Berufswahlpass natürlich, dass verhindert wird, dass junge Menschen einen Ausbildungsvertrag unterschreiben, und nach zwei Monaten feststellen, dass es doch nicht so passt und kündigen. Wir haben nach wie vor viel zu hohe Abbrecherquoten, die wir senken wollen.“
Abteilungsleiterin Bildungspolitik des Verbandes der Wirtschaft Thüringens e.V. (VWT)
Morhard: „Eine Gymnasiastin oder ein Gymnasiast geht nicht unbedingt gleich zum Studium, wenn überhaupt. Ich kenne keine genauen Zahlen, aber ungefähr 15 Prozent der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nehmen eine duale Ausbildung auf. Ein Teil der Absolventinnen und Absolventen wählt beispielsweise das Thüringen Jahr mit immerhin 1.000 Plätzen oder geht erst mal ins Praktikum, um sich nochmals auszuprobieren und den Berufswunsch zu festigen. Von den jungen Leuten, die studieren wollen, beginnt ein Teil ein Studium an einer Berufsakademie, das ebenfalls dual angelegt ist. Der Arbeitsvertrag wird mit einem Unternehmen geschlossen, was nach dem Bachelor meist bereits den Arbeitsplatz vorhält. Auch die Bundeswehr war in den letzten Jahren ein begehrter Arbeitgeber. Und natürlich hält die Thüringer Hochschullandschaft mit ihren Fachhochschulen und Universitäten attraktive Studiengänge vor.“ www.berufswahlpass.de
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Von Jugendlichen wird oft die undurchsichtige Vielfalt der Studiengänge kritisiert. Wir haben derzeit in Thüringen mehr als 250 akkreditierte Bachelor- und Masterstudiengänge und es kommen jedes Jahr mehr dazu. Wer soll da noch durchblicken, geschweige denn seine Neigungen wieder finden? Morhard: „Ich denke, das wird der Markt richten. Die Universitäten überprüfen beispielsweise die Studiengänge, in denen zu wenig Studierende sich eingeschrieben haben. Es ist ja legitim, aus der Marktkenntnis heraus zu sehen, was könnten Studieninteressierte wollen und was könnte auch der Arbeitsmarkt vertragen. Wenn sich aber jetzt herausstellt, dass es ein Überangebot von gleichwertigen und vergleichbaren Studiengängen gibt oder Abgängerzahlen, die der Markt nicht mehr aufnehmen kann, dann wird sich das in den Hochschulen regulieren. Und da entscheiden letztlich die Hochschulzahlen.“ Bachelor, Master wie sind die Erfolge und was steckt dahinter? Morhard: „Innerhalb von zehn Jahren ein komplettes Hochschulsystem innerhalb der EU umzusetzen, ist einfach schwierig. Da muss man geduldig sein. Man kann nach zehn Jahren noch nicht das Optimum schaffen. Ein Kernpunkt sind dabei kurze Studienzeiten. Das ist eine unbedingte Forderung der Arbeitgeber. Und das ist sehr gut gelungen. Mit dem Bachelor als erstes berufsqualifizierendes Hochschulstudium würden, und das ist die Idee dahinter, die Absolventen in den Betrieb gehen, dort Arbeitsbereiche abdecken, die ihnen liegen und könnten später an die Hochschule zurück um den Master anzuschließen. Das wäre eine gute Möglichkeit der wissenschaftsbezogenen Weiterbildung.“ (rw) Foto: WiYou
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Draufgeschaut
„Es geht nicht um Verpflegung, es geht um das gemeinschaftliche Miteinander und die Wertschätzung des Essens“, wirbt Tim Mälzer für mehr Engagement von Kindern an Herd und Backofen: Der Koch hatte im April gemeinsam mit Bundesministerin Ilse Aigner, Nolte-Küchen und der Bertelsmann Stiftung den Wettbewerb „Küchen für Deutschlands Schulen“ gestartet: Grund- und weiterführende Schulen können sich bis Mitte Oktober um eine Übungsküche bewerben. (su/em)
Über 1.500 Besucher wurden während des diesjährigen cellu l’arts im Capitol Kino in Jena empfangen und der bisherige Filmfestrekord somit gebrochen. Die Veranstaltungen waren so gut besucht, dass viele Interessenten auf die nächste Veranstaltung vertröstet werden mussten. Selbst das Open-Air war trotz eisiger Kälte und hartnäckigem Regen sehr gut besucht. Die Gewinner des 11. Kurzfilmfestivals standen Mitte April fest: Bester Film wurde „Stiller See“ von Lena Liberta. (su/em)
Treffpunkt 14 Uhr im Krankenhaus zu einem Besuch der besonderen Art: Fünf Schülerinnen und ein Schüler wollten keine Krankenvisite abhalten, sondern sich mit ihrer möglichen Zukunft verabreden. Hintergrund ist die Aktion zum „Tag der Berufe“. Gerlinde Brand und Mandy Lange des SRH Klinikums Suhl begrüßten die Besucher. In einer Präsentation wurden die Stiftung und der Beruf „Gesundheits- und Krankenpfleger“ vorgestellt sowie Fragen beantwortet. (su/em) Fotos: BMELV/Heider, cellu l’arts, Arbeitsagentur Suhl
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Draufgeschaut
Zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien hat Staatsministerin Maria Böhmer einen Aktionstag „Bildungspatenschaften direkt“ ausgerufen. Dabei werden sich am 9. Juni erstmals zahlreiche Patenschaftsprojekte aus ganz Deutschland der Öffentlichkeit vorstellen. „Um die Start-Chancen der Migranten zu verbessern, ist das Engagement von Bildungspatinnen und Bildungspaten von entscheidender Bedeutung“, sagte die Staatsministerin. (su)
Am 15. Mai startet offiziell die diesjährige Badesaison im Freistaat. Den Thüringern stehen dafür 37 natürliche Badegewässer und rund 175 Freibäder zur Verfügung. Etliche natürliche Badegewässer öffnen schon am ersten Mai-Wochenende, etwa der Bergsee Ratscher im Landkreis Hildburghausen, das Strandbad Stotternheim, der Nordstrand in Erfurt und die Bebraer Teiche im Kyffhäuserkreis. Auch einige Freibäder erwarten bereits ab 1. Mai mutige Badegäste. (su)
Vielfalt-Entdecker waren gesucht – die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat rund 1.400 gefunden: Zum zweiten Mal waren Kinder und Jugendliche aufgerufen, sich am DBU-Wettbewerb „Entdecke die Vielfalt!“ zu beteiligen. Ein zweiter Platz samt 500 Euro Preisgeld geht nach Thüringen: Das „Wildkatzenfilmteam Nationalpark Hainich“ der Regelschule Mihla erhält ihn in der Kategorie „Kreativ kommunizieren“. Mehr zum Wettbewerb auf: www.entdecke-die-vielfalt.de. (su)
Fotos: Rainer Sturm/Pixelio, Deutschen Bundesstiftung Umwelt, José Giribás, „Aktion zusammen wachsen“
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In Kürze
Schüler begeistert vom Theater
Nachwuchs der Spitzengastronomen
Eine ganze Woche lang haben Schüler aus dem Christlichen Gymnasium in Jena in der Jugendherberge Rothleimmühle in Nordhausen verbracht. Ihren Schul-Aufenthalt im Thüringischen Südharz nutzten sie gemeinsam mit ihren Lehrerinnen auch zu einem Besuch im Theater Nordhausen.
Die Thüringer Jugendmeister 2010 aus den gastgewerblichen Ausbildungsberufen Koch, Restaurantfachmann und Hotelfachmann standen am 1. Mai fest. Nach zwei anstrengenden Wettkampftagen in der Erfurter Gastro Bildung gGmbH setzten sich die Besten in ihrem Fach gegen insgesamt 65 Auszubildende durch.
Am Vormittag stand eine Theaterführung auf dem Programm. Die 14-Jährigen ließen sich von Hannah Müller durch das mehr als 90 Jahre alte Gebäude und die Räume, die dem Zuschauer sonst verborgen bleiben, führen.
Die Nachwuchsköche hatten die Aufgabe aus einem vorgegebenen Warenkorb unter anderem gefüllt mit Hähnchenbrust, Bärlauch, Zanderfilet, Roastbeef und Papaya ein 4-Gang-Menü für acht Personen zusammenzustellen und zuzubereiten. Punkte von der Jury gab es nicht nur auf Geschmack, Kreativität und Präsentation des Menüs, bewertet wurden auch Sauberkeit, Zeiteinteilung und Arbeitstechniken.
Hannah Müller, die derzeit ein Freiwilliges Jahr im Bereich Kultur beim Jungen Theater absolviert und bei Stücken des Theaterjugendclubs auch als Regieassistentin tätig ist, hatte einen guten Draht zu den jungen Leuten und konnte ihnen auch ihre Fragen beantworten. Und das waren nicht wenige. Sie wollten wissen, ob es denn im Theater schon einmal gebrannt hätte, wie viel Kostüme für ein Stück gebraucht werden, ob es schon Unfälle auf der Bühne gegeben hat, wie viel Künstler verdienen und wie in der Maskenbildnerei gearbeitet wird. Doch mit der Führung war der Besuch des Theaters noch nicht zu Ende, es war sozusagen die Einleitung in den Theaterabend. „Gefährliche Liebschaften“ stand auf dem Spielplan. Ein Stück des Theaterjugendclubs, das wenige Tage zuvor Premiere gefeiert hatte. Hannah Müller sollte am Tag der Führung für eine erkrankte Jugendliche einspringen. Die Jenaer freuten sich, sie am Abend auf der Bühne wieder zu sehen. Von der Vorstellung waren sie begeistert und beeindruckt, wie das von Bianca Sue Henne, der Leiterin des Jungen Theaters, inszenierte Stück von Jugendlichen gespielt wird. (em) www.theater-nordhausen.de
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Als Sieger bei den angehenden Köchen überzeugte Marcel Klein aus dem Leonardo Hotel in Weimar mit seinen Leistungen. Gefolgt von Steffen Peinert vom TBZ Eisenach und Nils Göpfert aus dem Restaurant Schloss-Stuben in Meiningen auf den Plätzen zwei und drei. Die künftigen Restaurantfachleute mussten sich unter anderem beim fachgerechten Zubereiten einer traditionellen Kaffeespezialität, dem Pharisäer beweisen. Punkte von der Jury gab es außerdem auf das Eindecken einer Festtafel, auf Fertigkeiten im speziellen Service am Gast und dem Vorlegeservice. Als Bewertungskriterien galten Arbeitsweise und -organisation, fachliche Kompetenz sowie Präsentation. Hier konnte sich Gesine Schulze aus dem Berghotel in Oberhof den ersten Platz sichern. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Lydia Stanschus vom Theatercafé in Weimar und Katharina Bust aus dem Haus des Handwerks in Heiligenstadt. (em/su) www.dehoga-thueringen.de
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Fotos: Ilka Kühn/Theater Nordhausen, DEHOGA Thüringen
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In Kürze
WiYou statt Mathe …
Lahm unterstützt medienbewusst.de
… und dann auch noch mit offizieller Genehmigung der Klassenlehrerin? Das gibt’s nur an der Franzbergschule in Sondershausen.
„Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche kompetent an die neuen Medien herangeführt werden.“ Das sagt der Fußballspieler des FC Bayern München, Philipp Lahm.
Denn hier wurde Ende April die erste WiYou-Patenschaft in Nordthüringen feierlich überreicht. Die Glücklichen waren dabei 22 Schüler der Klasse 7b – ab Mai bekommen sie bis 2012 alle WiYou`s direkt ins Klassenzimmer geliefert. Möglich macht das alles Ralph Haase. Er ist Geschäftsführer der Glückauf Sondershausen Entwicklungs- und Sicherungsgesellschaft mbH (GSES) und finanziert die zweijährige Patenschaft. Damit sorgt er dafür, dass die Siebtklässler in Sachen Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in Thüringen topinformiert sind. Denn nur wenn man die verschiedenen Berufswege kennt, kann man sich auch den richtigen Ausbildungs- oder Studienplatz aussuchen. Mehr erfahren: www.wiyou.de/patenschaften (kö)
Lahm wird neuer Unterstützer der deutschlandweiten Informationskampagne „medienbewusst.de“. „medienbewusst.de“ ist ein Onlineportal der TU Ilmenau mit Partnern aus Wirtschaft, Bildung und Kultur unter der Leitung des Medienwissenschaftlers Prof. Andreas Will. Es hilft, Probleme rund um den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen zu erkennen und den Umgang mit Medien kindgerecht zu gestalten. Der richtige Umgang mit elektronischen Medien braucht Vorbilder. Deshalb wird „medienbewusst.de“ von ausgewählten Persönlichkeiten unterstützt. Gemeinsam mit Moderatorin Nina Ruge und Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer macht sich nun auch Philipp Lahm dafür stark, die Medienkompetenz zu fördern. (su/em)
Neue Ausbildung in der Milchwirtschaft
Hochwertig und praxisnah
Man hört es schon am Namen: Die neue Berufsbezeichnung „Milchtechnologe/Milchtechnologin“ trägt der zunehmenden Technisierung in der Milchwirtschaft Rechnung.
Berufsfachschulen bieten dir ebenso wie Betriebe eine hochwertige Berufsausbildung. Die Angebote sind umfangreich, vor allem in den kaufmännischen und Fremdsprachenberufen, im Gesundheitswesen, in der Informationstechnologie, sowie in technischen und sozialpflegerischen Berufen.
Zum 1. August 2010 tritt die neue Ausbildungsordnung in Kraft und ersetzt den „alten“ Beruf Molkereifachmann/-frau. Schwerpunkte der dreijährigen Ausbildung sind die Leittechnik zur Steuerung des gesamten Produktionsprozesses, die Überwachung der einzelnen Herstellungsschritte sowie Hygienestandards. Arbeitsfelder können außer milchverarbeitenden Betrieben auch Feinkost-, Getränke- oder Süßwarenhersteller sein. Ausgehend von der Annahme und Prüfung der angelieferten Milch bearbeiten Milchtechnologinnen und Milchtechnologen den sensiblen Rohstoff für die weitere Produktion und wenden bei der Herstellung von Milchprodukten spezifische Rezepturen und Standards an. (su/em)
Um sicherzugehen, dass du eine Schule besuchst, an der du eine Ausbildung mit einem vollwertigen Berufsabschluss absolvierst, solltest du darauf achten, dass sie mit einem staatlichen oder staatlich anerkannten Abschluss endet. Auf jeden Fall sollte dein Zeugnis in ganz Deutschland anerkannt sein. Eine schulische Ausbildung ist einer betrieblichen ebenbürtig, denn du sitzt nicht nur im Unterrichtsraum, sondern musst auch ganz viel praktisch üben. Als „Staatlich geprüfte/r Bürokauffrau/-mann“ trainierst du beispielsweise in Übungsfirmen den Büroalltag. (em)
Fotos: Olivia Köllmer, BIBB, ebw, Ronny Hartmann/ddp
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„Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.“ Bertolt Brecht
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist zu dick – das ist auch nicht gesund! Politikerin Renate Künast von den Grünen forderte in diesem Zusammenhang Anfang des Jahres sogar ein Werbeverbot für Süßigkeiten im Fernsehen. Schuld an den zu vielen Pfunden ist neben schlechter Ernährung und zu viel Süßem aber vor allem der Mangel an Bewegung. Zwar freuen sich die meisten mehr oder weniger auf die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft, schwitzen aber findet dann eher auf der heimischen Couch beim Zittern um den Sieg der Deutschen statt, oder weil das Public-Viewing in der prallen Sonne durchgeführt wird, als durch eigene Aktivität. Wenn du nun aber zu denen gehörst, die nicht nur sportlich aktiv sind, sondern sich sogar vorstellen können, aus ihrem Hobby einen Beruf zu machen, dann solltest du dir die nächsten Seiten vielleicht etwas genauer ansehen. Dabei geht es nicht nur um den Profisport. Im und rund um den Sport gibt es auch eine ganze Menge interessante Tätigkeiten, bei denen du neben aller Fitness auch was im Kopf haben musst, die dich fordern und mit denen du deinen zukünftigen Lebensunterhalt bestreiten kannst. Ob Sportlehrer, Sportmediziner, Verfahrenstechniker, Ernährungsberater, Sport- und Fitnesskaufmann, Sportphysiotherapeut, Journalist, Sporttechniker oder Manager – die Palette ist groß und für jeden ist etwas dabei. Thüringen bietet mit seinen drei Sportschulen ordentlich was für die Produktion von sportlichem Nachwuchs. Das sorgt gleichzeitig für Arbeitsplätze. Angefangen bei der Vereinsarbeit, über die Betreuung von Sportstätten bis hin zur Herstellung von Bandagen oder Prothesen für behinderte Sportler hat Thüringen auch für die Zukunft einiges gesundes Potenzial für deine Zukunft in der Branche. (rw) Foto: Timur Emek/ddp
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Clemens Fritz steht heute als rechter Verteidiger auf dem Platz von Werder Bremen und spielte schon in der Nationalmannschaft. Angefangen hat er aber wie viele andere auch – ganz klein – mit sieben Jahren beim FC Rot-Weiß Erfurt. Seine Biografie kannst du nachlesen. WiYou aber hat Clemens nach seinem Werdegang gefragt. Wie lief es damals mit der Schule? Wie ist es, immer von zu Hause entfernt zu sein? Wie sieht er seine Zukunft? Und welchen Rat kann er dir geben, wenn du vorhast, eine Karriere im Sport zu beginnen?
Mit 16 auf die großen Plätze Wann hast du den Fußball für dich entdeckt? „Das ging schon ziemlich früh los. Als ich sieben war, meldete sich ein damaliger Mitschüler bei Rot-Weiß Erfurt an und weil ich schon immer von Fußball begeistert war, bin ich mitgegangen und habe auch von meinen Eltern – Gott sei Dank – das Okay bekommen.“
Weiß Erfurt. Dann steckte der Verein aber in einer Krise. Keiner wusste wie es weitergeht. Rot-Weiß war insolvent. In der Zeit hatte ich auch schon von anderen Vereinen Angebote, wollte aber noch nicht so weit weg und habe mich letztlich für den VfB Leipzig entschieden. Da war ich gerade 16 Jahre.“
War Sport in deiner Familie bis dahin kein Thema? „Doch absolut! Meine Mutter fuhr Kunstrad. Mein Vater spielte aktiv Volleyball, hätte mich aber wohl gerne auch in dem Sport gesehen.“
Wie lief das dann mit der Schule? „Nun, ich hatte mich in der neunten Klasse dazu entschieden, auf den Realschulteil des Sportgymnasiums zu wechseln, bin dann also direkt nach dem Abschluss nach Leipzig und dort wieder aufs Sportgymnasium.“
Ab wann kam dir der Gedanke, aus deinem Hobby einen Beruf machen zu können und zu wollen? „Das ist sicherlich ein Traum von sehr vielen. Damals war es ja auch nur ein Hobby für mich. Nach der Wende bin ich direkt auf das Sportgymnasium in Erfurt gekommen und dann fing es an, wirklich spannend zu werden. Jeden Tag Training und Spiele, ab da gab es nur noch Fußball und Schule für mich. Genügend Ehrgeiz hatte ich auch, und dann kam der Wunsch, Fußballprofi zu werden, relativ zeitig.“
Könnte man als Leistungssportler auch auf ein „normales“ Gymnasium gehen? Das ginge sicherlich irgendwie. Das System an einer Sportschule ist aus meiner Sicht aber optimal. Die Kombination aus Fußball und Schule war da perfekt. Wir hatten morgens Training, dann Schule und nachmittags meist wieder Training. Das wäre an einer anderen Schule nie möglich gewesen.
Wie kamst du schließlich zu deinem ersten Vertrag? „Mit 15 Jahren bekam ich meinen ersten kleinen Jugendvertrag bei Rot-
Hast du dein Abi schließlich beendet? „Nein. Ich musste nach dem Wechsel noch mal in der Zehnten beginFotos dieser Doppelseite: privat, Werder Bremen
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nen. Nach eineinhalb Jahren habe ich aber festgestellt, dass ich das nicht mehr schaffe. Ich spielte zu der Zeit schon für die Jugendnationalmannschaft und hatte einfach zu viele Fehlzeiten. Deswegen habe ich mich für den Fußball entschieden.“ Du hast ja den Realschulabschluss. Wie groß war das Risiko, dich für den Sport statt für das Abitur zu entscheiden? „Planen kann man im Fußball nie. Es können Verletzungen oder andere Umstände auftreten, wo es dann nicht mehr in die richtige Richtung läuft. Damals habe ich mir aber gedacht: ‚Ich versuche das jetzt, und wenn es nicht klappt, dann kann ich in zwei drei Jahren immer noch das Abi nachholen.’ Mit der Lehre war es ganz ähnlich. Die hatte ich direkt beim Verein in Leipzig angefangen als Bürokaufmann. Dann kam ich gleichzeitig in die erste Mannschaft beim VfB und wenn dann freitags die Spiele waren, hatte ich Berufsschule.“ Wie war denn die Reaktion deiner Familie auf die Entscheidungen? „Es gab natürlich einige Diskussionen. Andererseits haben sie mich immer unterstützt. Mit 16 zu Hause auszuziehen, bedeutete auch, dass ich schnell selbstständig werden musste. Ich wohnte damals in einer WG, musste alles vom Einkauf bis zum Wohnung aufräumen selbst machen. Und das hat mich sehr geprägt und auch gestärkt. Meiner Persönlichkeit tat das schon gut. Auf der anderen Seite ist es jetzt aber so, dass ich schon sage, das Abitur hätte ich gerne gemacht, aber es war mir unter diesen Umständen einfach nicht möglich.“ Wie schwer ist es für dich, ständig weg von Familie und Freunden zu sein? „Am Anfang sicherlich sehr schwer. Andere in meinem Alter gingen damals schon zu Vereinen im Ausland. Das hätte ich mir da noch nicht vorstellen können. Aber ich hatte und habe das Ziel, etwas im Fußball zu erreichen. Deswegen musste ich weg von Erfurt. Die Zeit war sicherlich nicht einfach aber im Nachhinein betrachtet habe ich mich in der Zeit weiterentwickelt und unwahrscheinlich viel dazu gelernt. Heute genieße ich es natürlich, wenn ich mal nach Hause kann, um meine Familie und Freunde zu sehen. Meine Eltern kommen auch zu Spielen. Und es ist ja nicht so, dass ich der einzige bin, der aus Berufsgründen weg muss. Das ist ja heute schon fast Normalität.“ Nach all deinen Wechseln – du warst in Leipzig, Erfurt, Karlsruhe, Leverkusen und jetzt in Bremen – Wo liegt deine Heimat? „Meine Heimat ist Erfurt! Daran wird sich nichts ändern. Mein Lebensmittelpunkt liegt im Moment in Bremen, aber in Erfurt bin ich zu Hause.“ Wie oft siehst du die Heimat? „Das ist sicher in den letzten Jahren immer weniger geworden. Den
Urlaub verbringe ich meist dort und sonst schaffe ich es vielleicht zwei drei Mal im Jahr.“ Wo liegen deine größten sportlichen und privaten Ziele? „Kurzfristig will ich natürlich mit Werder Bremen den dritten Platz sichern für die Champions League-Qualifikation, dann steht noch das Pokalfinale in Berlin gegen Bayern München an. Und Deutscher Meister mit Werder Bremen steht auf meiner Liste ganz oben. Privat gesehen möchte ich ganz klar irgendwann Kinder haben, eine Familie gründen. Und ich möchte nach dem Fußball meine Erfahrungen an Jugendliche, an den Nachwuchs weitergeben. Das ist natürlich Stand Heute, aber ich möchte dem Sport auf jeden Fall verbunden bleiben.“ Das heißt, wie wünschst du dir deine berufliche Zukunft? „Ich habe jetzt noch zwei Jahre einen Vertrag bei Werder. Danach geht es auf alle Fälle weiter mit aktivem Fußball. Wenn ich irgendwann merke, dass ich nicht mehr mit den Jungen mithalten kann, dann denke ich ans aufhören. Und dann will ich erstmal eine Auszeit. Weg vom Sport, die Welt sehen. Viele sagen zwar, ‚du kommst so viel rum, du siehst so viele Länder und Städte’, aber ich sehe eigentlich immer nur die Stadien. Da werde ich dann Kraft tanken um wie schon gesagt wieder zum Fußball zurückzukehren.“ Was kannst du Jugendlichen in Thüringen für einen Tipp geben, die vielleicht selbst eine sportliche Karriere anstreben? „Ich denke, das ist ganz allgemein zu sehen und nicht nur auf Sport bezogen. Man sollte einfach seine Ziele verfolgen, selbst daran glauben und natürlich hart daran arbeiten. Respektvoller Umgang mit Menschen ist außerdem ganz wichtig. Ob nun auf dem Platz oder auf dem Schulhof.“ Das Interview führte René Weigel
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[ ’viːjuː]
Sport·jour·na·list, der; -s. -:
Wenn andere auf dem Spielfeld schwitzen und um sportliche Erfolge kämpfen, sitzt du in einer Kommentatorenkabine und berichtest für Radio, Fernsehen, Internet, Zeitung oder Zeitschrift. Du beobachtest genau das aktuelle Spiel- oder Wettkampfgeschehen und fasst es für Zuschauer oder Leser in Worte. Dabei entwickelst du ein Gespür für interessante, emotionale und spannende Wettkampfmomente. Außerdem recherchierst du akribisch, wenn es darum geht Hintergrundberichte, Sportreportagen oder Sportlerportraits anzufertigen. Voraussetzung: Eine schulische Ausbildung beziehungsweise ein entsprechendes Hochschul- oder Fernstudium qualifizieren dich zum Sportjournalist. Mit entsprechendem Talent kannst du auch als Quereinsteiger eine sportjournalistische Karriere starten. Chancen: Vom Lokaljournalist, der leidenschaftlich vom Abstiegskampf in der dritten Fußballregionalliga oder einem Schulvolleyballturnier berichtet, bis hin zum Reporter, der live über Olympia oder Fußballweltmeisterschaft informiert, ist alles möglich. Du bist freiberuflich oder in Festanstellung für ein Medienunternehmen tätig. Zudem findest du bei Sportvereinen oder -verbänden einen Job.
Sport- und Fit·ness·kauf·mann, der; -s. -:
Als Sport- und Fitnesskaufmann erstellst du nicht nur Konzepte für neue Sport- und Gesundheitsangebote. In diesem Job übernimmst du auch Verwaltungs- und Marketingaufgaben und sorgst mit deinem Organisationsgeschick dafür, dass angebotene Sportkurse zur richtigen Zeit und am richtigen Ort stattfinden. Außerdem berätst du deine Kunden in Sachen gesunder Ernährung und zeigst ihnen, welche Trainingsmethode für sie die richtige ist. Voraussetzung: Du arbeitest gern mit Menschen zusammen und kennst dich in Sachen Sport aus. Denn auch wenn du in erster Linie nicht für den eigentlichen Sportbetrieb zuständig bist, solltest du über grundlegende Sportarten und Trainingsmöglichkeiten Bescheid wissen. Darüber hinaus hast du ein Händchen für Zahlen und bewahrst auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf. Chancen: Nach deiner dreijährigen dualen oder schulischen Ausbildung arbeitest du überwiegend in Fitness- und Gesundheitszentren, bei Sportvereinen und -verbänden, mitunter auch an Sportschulen oder bei Sportveranstaltern.
Sport·me·di·zin·er, der; -s. -:
Ob Bänderriss, Tennisarm oder gebrochenes Schienbein – als Sportmediziner behandelst du sämtliche Verletzungen, die man sich beim Sport zuziehen kann. Du analysierst, welche Erkrankung vorliegt und sorgst dafür, dass deine Patienten die richtige Behandlung erhalten. Darüber hinaus untersuchst du, wie sich Bewegungsmangel oder ein bestimmtes Bewegungsmuster auf gesunde und kranke Menschen auswirkt. Außerdem greifen immer mehr Leistungssportler auf dein Wissen zurück. Denn um optimal trainieren zu können, benötigen sie eine genaue Analyse ihres Körpers und ihrer Leistung. Voraussetzung: Bevor du als Sportmediziner praktizieren kannst, studierst du Medizin und erwirbst den Grad des Doktors. Durch eine anschließende Weiterbildung qualifizierst du dich zum Sportmediziner. An Universitäten die bereits auf das Bachelor- und Mastersystem umgestellt haben, werden zudem spezielle Masterprogramme für Sportmedizin angeboten. Chancen: Als Sportmediziner kannst du dich selbstständig machen und deine eigene Praxis eröffnen. Alternativ findest du eine Anstellung in Krankenhäusern, Fachkliniken, bei Profisportvereinen oder an Universitäts- und Forschungseinrichtungen.
Sport·tech·ni·ker/ in·ge·nieur, der; -s. -:
Damit (Leistungs-)Sportler am Ende eines Wettkampfes auf dem Siegertreppchen stehen, muss ihre Sportausrüstung technisch einwandfrei funktionieren. Als Sporttechniker/-ingenieur bist du genau dafür verantwortlich: Du konstruierst, entwickelst und wartest Sportgeräte und -ausrüstungen. Dabei orientierst du dich an neuesten bewegungs- und trainingswissenschaftlichen Forschungsergebnissen und hast zudem die individuelle Konstitution des einzelnen Sportlers im-
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das WiYou.de-Lexikon mer im Blick. Außerdem kann auch die Entwicklung und Optimierung von Prothesen und Therapiegeräten zu deinen Aufgaben zählen. Voraussetzung: Technisches und handwerkliches Geschick zeichnen dich aus. Und natürlich interessierst du dich für Sport. Denn damit du Sportgeräte technisch verbessern oder entwickeln kannst, musst du wissen, wie man sie benutzt. Chancen: Nach deinem Hochschulstudium arbeitest du für Sportvereine, -verbände, Rehabilitationseinrichtungen, für spezielle Forschungseinrichtungen oder Unternehmen, die Sportgeräte und Prothesen herstellen.
Vitamin, Kohlenhydrat, Rohkost, Cholesterin oder Broteinheit sind für dich keine Fremdwörter, denn als Ernährungsberater erklärst und zeigst du gesunden ebenso wie kranken Menschen, wie sie sich richtig ernähren. Bevor du konkrete Ernährungspläne erarbeitest, findest du in Einzeloder Gruppengesprächen heraus, wo die Ursachen einer möglichen ungesunden oder falschen Ernährung liegen. Überdies zeigst du Sportlern, worauf sie bei ihrer Ernährung achten sollten. Denn nur wer sich als Sportler optimal ernährt, ist zu körperlicher Hochleistung fähig. Voraussetzung: Du hast Spaß am Umgang mit anderen Menschen, kennst dich zudem mit Lebensmitteln und ihren verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten aus. Vor deiner meist zweijährigen Weiterbildung zum Ernährungsberater hast du entweder eine Ausbildung als Diätassistent abgeschlossen oder an einer Universität Ernährungswissenschaften studiert. Chancen: Sobald du deine Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen hast, kannst du in Krankenhäusern, Kur- und Rehabilitationseinrichtungen, bei Sportverbänden oder Krankenkassen arbeiten. Zusätzlich hast du die Möglichkeit, an Volkshochschulen Ernährungskurse zu geben oder für entsprechende Zeitschriften als Fachjournalist zu schreiben.
Er·näh·rungs·be·ra·ter, der; -s. -:
Innerhalb von Sekunden schätzt du komplexe Spiel- und Wettkampfsituationen ein und triffst dann die richtige Entscheidung. Somit sorgst du dafür, dass es bei sportlichen Wettkämpfen fair und den Reglements entsprechend zugeht. Schieds- oder Wettkampfrichter ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Eine mehrstufige Aus- und stetige Weiterbildung, die die einzelnen Sportverbände anbieten, qualifizieren dich für den Schiedsrichterposten. Voraussetzung: Du bist selbstbewusst und hast ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein und kannst dich auch in schwierigen Wettkampfsituationen behaupten und durchsetzen. Und natürlich beherrscht du die Spielregeln, die für deine Sportart relevant sind. Chancen: Die wenigsten Schieds- oder Sportkampfrichter arbeiten hauptberuflich. Je nachdem in welcher Liga du tätig bist, erhältst du eine Aufwandsentschädigung – pfeifst du zum Beispiel in der ersten Fußballbundesliga, dann beträgt diese jedoch immerhin rund 3.800 Euro.
Schieds·rich·ter/ Sport·kampf·rich·ter, der; -s. -:
Dehnen, Massieren, Bandagieren, Stretchen und Tapen zählen zu deinen täglichen Aufgaben als Sportphysiotherapeut. Meist betreust du Leistungssportler und sorgst mit deiner Arbeit dafür, dass sie ihren Körper nicht überlasten, falsch trainieren oder verletzen. Ist doch einmal ein Muskel gezerrt oder ein Knöchel verstaucht, dann hilfst du dem Sportler durch entsprechende Übungen und Therapieverfahren, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Voraussetzung: Die dreijährige schulische Ausbildung kannst du beginnen, wenn du mindestens den Realschulabschluss geschafft hast. Mit dem Abitur kannst du daneben an einer Fachhochschule studieren. Wichtig ist, dass du durch den Besuch von Fortbildungen auch nach deiner eigentlichen Ausbildung immer auf dem neusten Stand bist. Chancen: Sportvereine und -verbände, Krankenhäuser, spezielle physiotherapeutische Praxen sind dein Arbeitgeber. Du betreust entweder eine komplette Mannschaft oder einzelne Profisportler. (kö)
Sport·phy·sio·the·ra·peut, der; -s. -:
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Den ganzen Tag schwitzen … …und so manchen Sportmuffel gehörig antreiben, damit die überflüssigen Pfunde endlich purzeln – Das ist vermutlich das Erste, was dir einfällt, wenn du an einen Fitnesstrainer denkst. Doch hinter diesem Beruf steckt viel mehr als Schwitzen und Antreiben. Willst du als Fitnesstrainer arbeiten, dann ist vor allem Köpfchen gefragt. Das weiß auch Stefanie Püttner. und benötigen ein spezielles Training. „Und dann bist du für deine Sie ist selbstständige Fitnesstrainerin und leitet seit einem Jahr das Kunden auch immer ein bisschen fachkompetenter Seelsorger“, sagt Fitnessstudio „Mrs. Sporty“ in Erfurt. Und dass, obwohl sie nach ihrem Stefanie schmunzelnd. Als Fitnesstrainer hast du immer ein offenes Ohr Studium für Sport- und Gesundheitsmanagement alles andere als „nur“ für deine Kunden. Wenn sie Fitnesstrainerin werden wollte. „Sport war schon immer demotiviert oder unzufrieden mein Ding. Bereits mit drei Jahren habe ich mit Sport beFitnesstrainer/-in mit ihren bisherigen Leistungonnen und seitdem nicht mehr aufgehört“, erklärt die 27gen sind, gibst du ihnen fachJährige. „Nach meinem Studium wollte ich alles Mögliche + Ein vielseitiger Beruf, bei dem lichen Rat, motivierst sie, weimachen, nur eben nicht Trainerin im Fitnessstudio werden.“ ter zu machen. Gerade wenn nicht nur sportliche Kondition du wie Stefanie selbständig gefragt ist. Dass sie heute trotzdem ein Studio leitet, verdankt sie + Du zeigst Menschen, welche bist, gehören zusätzlich die Leiallein ihrer Neugier: Kurz vor ihrem Studienabschluss tung deiner Angestellten soSportart die Richtige für sie ist schaute Stefanie einfach hinter die Kulissen eines Hamwie Behördengänge zu deinen und erarbeitest Trainingspläne. burger Fitnessstudios. Hier entdeckte sie, dass es viel mehr Aufgaben. Besonders Letztere als nur Muckies braucht, um in diesem Job erfolgreich zu - Die meiste Zeit arbeitest du im sind für die Erfurterin manchsein. „Organisationstalent und ein Händchen für Zahlen mal ganz schön stressig und sind zum Beispiel wichtige Grundvoraussetzungen, damit Studio und bist somit wenig an nervenaufreibend. „Aber imdu als Fitnesstrainer arbeiten kannst“, weiß Stefanie heuder frischen Luft. - Es gibt nicht DEN einen Weg um merhin bin ich mein eigener te. Denn zu deinen Aufgaben gehört es zum Beispiel, Chef und kann die Dinge, die Sportkurse zu organisieren und dich um die Promotion deiFitnesstrainer zu werden. Damit mir sportlich gesehen wichtig nes Fitnesscenters zu kümmern. Na ja, und die Zahlen der gibt es große qualitative Untersind, auch umsetzen.“ Buchhaltung müssen auch stimmen. Neben dem Papierschiede im Fitnessbereich. krieg übernimmst du aber natürlich auch Trainingsaufgaben. Du berätst Kunden, welche Sportart für sie die Du siehst: Das Klischee vom Richtige ist und erarbeitest individuelle Trainingspläne für sie. AußerFitnesstrainer, der den lieben langen Tag nur Gewichte stemmt und dem zeigst du ihnen, wie die verschiedenen Sportgeräte funktionieren. Sportmuffel rumscheucht ist längst überholt. Die Arbeit eines FitFür all das musst du in puncto Sport und Gesundheit immer auf dem nesstrainers ist anspruchsvoll und vielseitig gleichermaßen. Um in dem neuesten Stand sein und dich halbwegs bei medizinischen Fragen ausBeruf zu arbeiten, musst du nicht zwingend ein Studium wie Stefanie kennen. Denn die wenigsten Menschen gehen heute vollkommen geabsolvieren. Auch eine einmonatige bis dreijährige Ausbildung qualisund in ein Fitnessstudio. Meist haben sie gesundheitliche Probleme fiziert dich als Fitnesstrainer. (kö) Foto: René Weigel
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2010 MESSEN KONGRESSE EVENTS *
*Auszüge, Änderungen vorbehalten.
12.–13. Juni · Nationale & Internationale Rassehunde-Ausstellung www.cacib-erfurt.de | www.vdh-thueringen.de
www.messe-erfurt.de
9.–10. September · Internationales Symposium „Werkstoffe aus Nachwachsenden Rohstoffen“· www.narotech.de 10.–12. September · Grüne Tage Thüringen – Die Landwirtschaftsmesse · www.gruenetage.de naro.tech – Messe für Nachwachsende Rohstoffe · www.narotech.de 24.–26. September · Haus.Bau.Energie. · www.haus-bau-energie.de 17.–19. Oktober · inoga – Fachmesse für Branchen der Gastlichkeit · www.inoga.de 30.–31. Oktober · sport.aktiv – DIE OUTDOORMESSE · www.sportaktiv.de
www.messe-erfurt.de
Titel
Dem Sport verpflichtet Je populärer eine Sportart, desto mehr kann man verdienen. Das ist kein Geheimnis. So würde wohl kaum einem professionellen Fußballer einfallen, neben dem Sport einen Arbeitgeber zu suchen, der sein Training unterstützt und ihn dennoch vergütet.
Nun können allerdings nicht alle Sportler in eine der populären Sportarten wechseln, nur um Geld für ihre Leistung zu verdienen. Das ist auch der Bundesrepublik Deutschland klar und so richtete sie Stellen zur Förderung von Spitzensport ein. So haben beispielsweise die Polizei und auch die Bundeswehr Sportfördergruppen, in denen die Leistungsträger aus vielen Sportarten trainieren können. Teilweise mit Spitzenergebnissen, wie der Thüringer Bobfahrer André Lange oder die Eisschnellläuferin Stephanie Beckert. Beide sind Sportsoldaten bei der Anzeige
Sportfördergruppe in Oberhof. Wie kommst du aber in die Position, in eine solche Sportfördergruppe aufgenommen zu werden? Grundvoraussetzung für die gezielte Förderung in einer Sportfördergruppe der Bundeswehr ist zunächst einmal die Kader-Zugehörigkeit in einem der Bundessportfachverbände. Um das zu schaffen, ist es notwendig, tatsächlich ein Spitzensportler auf deinem Gebiet zu sein. Das Mindesteintrittsalter ist normalerweise 18 Jahre, mit Zustimmung deiner Eltern geht das auch schon mit 17. Deine Einstellung bekommst du als Soldat auf Zeit in einer Feldwebellaufbahn. Das entspricht der mittleren Laufbahn beim öffentlichen Dienst. Allerdings läuft das mit der Einstellung als Soldat auf Zeit etwas anders, als würdest du direkt zur Truppe gehen. Denn die Förderung ist leistungsabhängig. Das heißt, bist du nicht mehr gut genug um im Kader deines Verbandes geführt zu werden, dann fällt auch der Grund deiner Förderung bei der Bundeswehr weg, und deine Verpflichtungszeit wird nicht verlängert. Bist du kontinuierlich gut, dann kannst du es bis zum Berufssoldaten bringen. André Lange zum Beispiel hat das durch seine Leistungen geschafft und wird nach seiner aktiven Karriere nun den Nachwuchs bei der Sportfördergruppe trainieren. Und dass Lange so viele Erfolge verbuchen kann, ist letztlich auch der gezielten Förderung zu verdanken. Der Vorteil dieses Systems liegt auf der Hand. Als Sportler kannst du dich auf den Sport konzentrieren ohne zu überlegen, wie du finanziell über die Runden kommst. Dafür bist du aber auch deinem Arbeitgeber verpflichtet. Zirka 30 Prozent deiner Dienstzeit wirst du für laufbahnabhängige Lehrgänge, für den Dienst an der Waffe und die Sanitätsausbildung aufbringen. Die restliche Zeit ist für Training und Wettkämpfe da. Und nutzt du diese Zeit ausgiebig, dann hast du gute Chancen, einer der deutschen Leistungsträger zu werden. (rw) Foto: Sascha Schuermann/ddp
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Hock(e)sprung aufs Podest! 2002 die Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City und 2003 das Abitur in Oberhof. Skispringer Stephan Hocke hat dir gezeigt wie es geht: Mit Unterricht an einem Sportgymnasium!
Du bist ein ambitionierter Jungsportler? Dann bietet dir diese Spezialschulform die ideale Kombination aus Unterricht und Training. Aber Achtung: Es geht nicht um den Hobby-Boris-Becker oder Freizeitkicker von nebenan – das Ziel ist echter Hochleistungssport: Gefördert werden deshalb ausschließlich junge Talente mit reeller Aussicht auf sportliche Erfolge.
ausschließlich über die Sportfachverbände und die jeweiligen Landestrainer.
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In Zusammenarbeit mit Sportverbänden und Landestrainern werden dir als sportlichem Nachwuchs ein angepasster Stundenplan, strukturierte Trainingseinheiten sowie die Betreuung durch Ernährungswissenschaftler und Sportmediziner geboten. Für Schüler von außerhalb ist zudem in der Regel ein Internat angeschlossen.
WiYou stellt dir die drei Thüringer Sportgymnasien vor:
1
Staatliches Gymnasium „Pierre de Coubertin“ Erfurt Im Erfurter Süden versuchen die Schüler des Coubertin Gymnasiums das Erbe der Erfurter „Kinder“ Sabine Völker und Stefan Lindemann anzutreten, und kämpfen um schulische und sportliche Höchstleistungen. Und das in unmittelbarer Nähe zu den modernsten Sportstätten der Landeshauptstadt; ob Leichtathletik, Eisschnelllauf, Radsport, Schwimmen, Tischtennis, Eiskunstlauf, Fußball, Handball, Volleyball, Eishockey oder Golf, dir werden optimale Trainingsmöglichkeiten geboten. Im Fokus der schulischen Ausbildung steht ab der neunten Klasse die mathematisch-naturwissenschaftliche Orientierung. Zudem wird ein Regelschulzweig angeboten, der mit dem Realschulabschluss nach der zehnten Klasse abschließt. Die Aufnahme ans Sportgymnasium erfolgt
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Staatliches Gymnasium „Johann GutsMuths“ Jena Das staatliche Gymnasium „Johann GutsMuths“ in Jena ist eine vereinsunabhängige Fördereinrichtung der Landesfachverbände des LSB Thüringen. Du bist ein Ass in Leichtathletik, Fußball, Judo, Ringen, Fechten, Basketball, Badminton, Triathlon oder Bogenschießen? Stell das in einer sportlichen Eignungsprüfung unter Beweis, und nach einem persönlichen Eignungsgespräch steht deiner Aufnahme fast nichts mehr im Weg. Als GutMuths-Schüler musst du aktives Mitglied in einem Thüringer Sportverein sein, welcher zudem deinen Schulbesuch befürworten sollte. Außerdem musst du ein sportmedizinisches Attest vorlegen, und regelmäßig an Trainingseinheiten und Wettkämpfen in einer der geförderten Sportarten teilnehmen. Staatliches Sportgymnasium Oberhof (SGO) Ganz im Zeichen des Wintersports steht das Staatliche Sportgymnasium Oberhof. Sportschießen, Rennrodeln, Skeleton, Bob, Skispringen, Nordische Kombination, Skilanglauf und Biathlon, die Wintersportelite von Morgen hat mitten im Thüringer Wald ihre schulische Heimat. Die sportspezifische Aufnahme erfolgt ab der fünften Klasse. Für die Jahrgangsstufen sieben bis zehn auch in Regelschulklassen. Als Spezialschule wird die gymnasiale Oberstufe auf drei statt der üblichen zwei Jahre aufgeteilt. Um am SGO aufgenommen zu werden, solltest du neben dem Zuspruch eines Landestrainers zumindest auf nationaler Ebene schon Erfolge aufweisen können. Dann noch ein ärztliches Attest und eine Kommission entscheidet schließlich nach Probeunterricht und Sporttest über deine persönliche Eignung. (mü)
Foto: Albrecht E. Arnold/pixelio
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? Von Beruf
Sportler Sabrina, 13 Schülerin Ich beschäftige mich in meiner Freizeit am liebsten mit Pferden, deshalb könnte ich mir eine Sportlerkarriere als Reiterin gut vorstellen.
Clemens Fritz und Kati Willhelm haben es geschafft: Sie sind Berufssportler und feiern international große Erfolge. WiYou wollte von dir wissen, mit welcher Sportart du eine Profikarriere starten würdest.
Sarah, 13 Schülerin
Florian, 15 Schüler
Ich bin in einem Hockeyverein und möchte später auf jeden Fall ein richtiger Profi im Hockeyspielen werden.
Total cool finde ich Skateboarden. Das ist von der Bewegung her echt vielfältig. Außerdem lernt man eine Menge Leute kennen.
Fotos und Umfrage: Manuela Müller, Olivia Köllmer
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Jona, 13 Schüler
Sophie, 16 Schülerin
Ganz klar Fußball. Am liebsten als Torwart bei Carl Zeiss Jena, denn das ist mein Verein.
Cheerleading. Weil ich das jetzt schon mache und das meine absolute Leidenschaft ist.
Anzeige
Private Fachschule und Berufsbildende Schule für Technik & Wirtschaft Erfurt
Berufsausbildung
Staatlich geprüfte/r Bürokauffrau/-mann (opt. mit IHK-Abschluss) Zugangsvoraussetzungen & Hilfe erhältst Du bei Frau Susanne Krause - Lehrgangsmanagement ¡ Telefon 0361 7434-629 ¡ pfs@ebz-verbund.de ¡ www.pfs-erfurt.de ¡ www.ebz-verbund.de
Du bist unsicher bei Deiner Berufswahl? Sofia, 18 Auszubildende Der Volleyballsport macht mir richtig Spaß, und man kann super im Team spielen. Das könnte ich mir vorstellen.
Unsere Studien- & Berufswahlorientierung kann Dir helfen!
Kontakt Frau Beate Heilek Beratung & Betreuung ¡ Telefon 0361 7434-790 ¡ heilek@ebz-verbund.de ¡ www.ebz-verbund.de
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WAS STUDIEREN? TEIL 1
Mit dem Turnbeutel an die Uni! Sport ist eines deiner Lieblingsfächer? Du hast Spaß an Spiel und Bewegung, und du kannst dir vorstellen, später selbst andere Menschen dafür zu begeistern? Dann ist der Studiengang Sport- und Bewegungspädagogik vielleicht das Richtige für dich. Angeboten wird er in Thüringen an der Universität Erfurt als frei zu kombinierende Nebenstudienrichtung im Bachelor of ArtsProgramm. In sechs Semestern BA-Studium wird dir alles beigebracht, was du wissen musst, um später fachgerecht zum Sport anleiten zu können. Neben den Grundlagen der Bewegungslehre des Menschen lernst du auch die psychologischen und gesellschaftlichen Komponenten des Sports kennen. Was kann Sport? Welche Bildungs- und Erziehungspotenziale stekken in der Bewegung? Wie erstellst du fachgerecht Übungs- und Trainingspläne? Warum ist Sportmedizin mehr, als einen Arm eingipsen oder eine gebrochene Nase richten? Ziel ist, dir die Grundkenntnisse der Bewegungspädagogik, des Sports und der Sportwissenschaft zu vermitteln. Schwung in deinen hörsaalmüden Studentenalltag bringen dabei die praktischen Übungen. Beachvolleyball, Badminton, Schwimmen, Leichtathletik, Gymnastik, Rhythmik-Tanz, Inlineskaten oder Unihockey – du wirst nicht nur über den Büchern ins Schwitzen kommen. In jeder gewählten Sportart erlernst du die grundlegenden Übungen, so wie die jeweiligen methodischen und didaktischen Grundkenntnisse. Nach zwei Semestern Orientierungsphase musst du dich für einen Schwerpunkt der Qualifizierungsphase entscheiden: Entweder die theoretische Vertiefung der geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen
www.uni-erfurt.de
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www2.uni-erfurt.de/sport/
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Teilgebiete der Sportwissenschaft oder die des Sportförderunterrichtes und der motorisch-pädagogischen Grundlagen. Das klingt vielleicht etwas kompliziert, aber: Es ist noch kein Sportpädagoge vom Himmel gefallen! Und die Studienordnung erklärt das alles noch einmal ganz genau. Wenn du dann während des Studiums noch ein Orientierungspraktikum absolvierst, steht deinem berufsqualifizierenden BachelorAbschluss schon nichts mehr im Weg. Umfassend ausgebildet kannst du dich aufmachen in die Sporthallen und Fitnesscenter des Landes. Vereins- und Freizeitsport, Sportprävention und -rehabilitation, Sportförderunterricht, Wissenschaft und Forschung – die Einsatzmöglichkeiten für Sport- und Bewegungspädagogen sind vielfältig. Du hast vom Studieren aber noch gar nicht genug? Dann geh in die Verlängerung und schließ den Masterstudiengang Lehramt an. In weiteren vier Semestern wirst du so befähigt, als Lehrer an staatlichen und privaten Schulen zu arbeiten. Du hast die Wahl zwischen Grund-, Regel- und Berufsschule. Also Turnhemd gebügelt und los geht’s – in Erfurt immer zum Wintersemester. Vor der Einschreibung musst du nur noch ein ärztliches Gutachten über deine sportliche Tauglichkeit vorlegen, und an der Sporteignungsprüfung erfolgreich teilgenommen haben. Diese findet einmal jährlich im Erfurter Steigerwaldstadion statt. Über die genauen Bewerbungsmodalitäten und Einschreibefristen informiert dich der Fachbereich Sportwissenschaft an der Universität Erfurt sowie die dortige allgemeine Studienberatung. (mü) Foto: Klicker/pixelio
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
Titel
WAS STUDIEREN? TEIL 2
Betriebswirtschaft und Sport in einem Studium Planst du eine Karriere im Sportmanagement, sind vor allem fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse wichtig. Daneben brauchst du auch Know-how in der Sozial- und Methodenkompetenz und solltest dich auch in der Sportbranche auskennen. An der Internationalen Berufsakademie in Erfurt (iba) wird dir im Studiengang Betriebswirtschaftslehre das grundlegende Wissen dazu vermittelt und gleichzeitig kannst du in deiner Praxiszeit das Erlernte sofort umsetzen und anwenden. Denn die Grundlage des iba-Studiums ist die geteilte Woche. Das heißt, du bist in jeder Woche 20 Stunden an der Hochschule und 20 Stunden in deinem Praxisunternehmen. Dadurch wirst du kontinuierlich an das Unternehmen gebunden und an deine praktischen Aufgaben herangeführt. Das gilt sowohl in den von der iba angebotenen Fachbereichen Informatik und Technik, als eben auch in der Betriebswirtschaft. Und hier gibt es auf dem Arbeitsmarkt in den Bereichen Sport und Gesundheit viele interessante berufliche Möglichkeiten und Aufgaben für dich. Die Wirtschaftsbereiche Sport, Fitness und Freizeit gehören seit einiger Zeit zu sehr dynamischen Wachstumsfeldern. Immer mehr wird dieser Sektor auch um Themen wie Gesundheit und Wellness erweitert. Eine Ausbildung ist hier also sehr komplex. Als Sportmanager mit einem Abschluss der iba bist du hier aber ein echter Profi und optimal auf die Anforderungen der Sport- und Gesundheitsbranche vorbereitet. Der Studiengang vermittelt dir in drei Jahren branchenspezifische Managementmethoden und setzt dabei einen Schwerpunkt auf die Bereiche Vermarktung, Controlling und Gesundheit. Die fundierte betriebswirtschaftliche und sportbezogene Qualifikation bereitet dich als Absolventen auf eine verantwortungsvolle Position des Managements in der Sport- und Gesundheitsbranche vor. Als Student suchst du dir also am besten ein Partnerunternehmen aus der Sportartikelindustrie oder dem Sportfachhandel, der öffentlichen Sportverwaltung oder in Wellness- und Gesundheitszentren. Außerdem
kannst du dich an Sportvereine wenden, an Betreiber von Sportanlagen, an Krankenkassen oder auch Werbeagenturen mit dem Schwerpunkt Sport. Vor kurzem ist die iba Erfurt eine Kooperation mit dem Skitunnel in Oberhof eingegangen. Hier hast du als Student oder später als Absolvent nicht nur mit Hobbyrodlern zu tun, sondern lernst sehr schnell die Planung und Umsetzung von Events, die weltweit Beachtung finden. Für dich als Akteur im Hintergrund der Veranstaltung heißt das, du hast das komplette Programm zu organisieren. Die Sportler brauchen einen Zeitplan und auch Raum für ihre Ausrüstung. Das Publikum möchte gern ein wenig versorgt werden. Die Sponsoren wollen Platz für ihre Werbebanner und letztlich müssen auch die Medien zu solchen Großveranstaltungen eingeladen werden. Und natürlich muss der Betreiber des Skitunnels auch wissen, in welchem Verhältnis Einnahmen und Ausgaben stehen. Das kann an einigen Tagen recht stressig werden, aber eine gelungene Veranstaltung dieser Art ist auch eine echte Belohnung für dich. Die iba in Erfurt steht in ständigem Kontakt mit ihren Partnerunternehmen und Kooperationspartnern, um dir als Student immer den aktuellen Stand des Marktes zu vermitteln und dich in Theorie und Praxis auf dein Arbeitsleben vorzubereiten. (su) !
www.iba-erfurt.de
Foto: Rike/Pixelio
03 /2010 · WiYou: Wirtschaft und Du
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Titel
WAS STUDIEREN? TEIL 3
Dr. Faust! Mit Studium zum Sieg! Wladimir Klitschko steht ganz oben auf den Weltranglisten der Boxwelt und: Er hat studiert. Ebenso wie sein älterer Bruder Vitali hat der Schwergewichtsweltmeister einen Abschluss als Sportwissenschaftler. Und den kannst du auch bekommen. Durchboxen musst du dich dabei nur durch einen der Studiengänge der Sportwissenschaft.
Aber Sport und Wissenschaft, passt das überhaupt zusammen? Klar! Denn Sport ist viel mehr als Bewegung, Spiel oder Wettkampf. Ein Blick ins Studienhandbuch zeigt: Ob Pädagogik, Psychologie, Physiologie, Physik, Biologie oder Medizin – es ist von allem was dabei. Natürlich gehört aber Sportwissenschaft: Uni Jena auch jede Menge Praxis dazu. Für Couchpotatoes ist der gut gefüllte (Sport-)StuEinschreibung für das dienalltag also eher nichts. Wintersemester: 15.06.2010 bis 15.09.2010 Termin der Eignungsfeststellung: Deutschlands einzige Sport25.06.2010 hochschule steht zwar in Köln, aber auch hier in Thüringen gibt’s da was: Die Friedrich Schiller Universität Jena. Sie bietet dir den BachelorStudiengang „Sportwissenschaften“ an. In sechs Semestern wirst du fit gemacht in allen Bereichen des Sports. Du erfährst wie Bewegung, Sport und Spiel die Lebensqualität erhalten und verbessern können. Und das nicht nur durch Lehrbücher und Vorlesungen, sondern auch durch eigene sportliche Erfahrungen: Schwimmen, Tanzen, Kampfsport, Hockey oder Gymnastik – nur eine kleine Auswahl dessen, was dem Sportstudenten geboten wird. www.uni-jena.de
Deine Eintrittskarte ins Sportstudium ist ein ärztliches Attest, welches nicht älter als drei Monate sein darf und deine gesundheitliche Eignung dokumentiert. Einen Numerus Clausus gibt es nicht, aber Achtung: Vor dem Startschuss steht eine Eignungsprüfung an. Beweisen musst du dich im Geräteturnen und in der Leichtathletik, sowie im Mannschafts- und Rückschlagspiel. Und keine Angst, es werden keine Olympiasieger gesucht! Nach nur sechs Semestern, voll gepackt mit Vorlesungen, Seminaren, Übungen, Exkursionen und einem berufsorientierten Praktikum bist du auch schon auf der Zielgeraden. Einzige Hürde ist jetzt noch: Die Abschlussarbeit. Wenn dir die Puste dann noch nicht ausgegangen ist, hast du die Möglichkeit, den Masterstudiengang Sportwissenschaft anzuschließen. Das geht an jeder Universität im In- und Ausland mit entsprechendem Studienangebot, und ganz neu ab dem Wintersemester 2010/11, auch an der Universität Jena. Du hast es geschafft und bist Sportwissenschaftler. Und jetzt? Deine beruflichen Perspektiven liegen nicht nur in der Betreuung im Leistungs- und Gesundheitssport, sondern auch in Wirtschaft und Forschung. Du landest vielleicht in einem der Thüringer Rehabilitationszentren, bei einer Krankenkasse, einem Fitnessgerätehersteller, oder erstellst irgendwann einen Trainingsplan für den nächsten Boxweltmeister. Also: Auf die Plätze, fertig, … Sportwissenschaft! (mü)
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Foto: Michael Kienzler/ddp
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
Titel
Stephanie Beckert bei einem Empfang der Thüringer Olympia-Teilnehmer in Oberhof. Bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver gewann sie einmal Gold und zweimal Silber.
Auf Kufen zu Gold Stephanie Beckert hat geschafft, wovon andere nur träumen: ihr Hobby ist gleichzeitig auch ihr Beruf. Dass sie in diesem sehr erfolgreich ist, zeigt ein Blick auf die diesjährigen Olympischen Winterspiele in Kanada. Als Eisschnellläuferin holte sie mit 21 Jahren gleich drei Medaillen. WiYou hat für dich nachgefragt, was es braucht, um so weit zu kommen:
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Es gibt unzählige Sportarten, die man bei strahlendem Sonnenschein machen kann, um sich die Zeit zu vertreiben. Wie bist du ausgerechnet zum Eisschnelllauf gekommen? „Schon mit zwei Jahren stand ich das erste Mal auf dem Eis. Zuerst habe ich Eiskunstlaufen gelernt, aber sehr schnell gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Mit zehn Jahren habe ich dann dank meiner Mutter mit Eisschnelllauf begonnen. Sie war zu diesem Zeitpunkt auch Eisschnellläuferin. Da lag das für mich irgendwie nah.“ Das heißt, seitdem du laufen kannst bist du auch sportlich auf Eis unterwegs. Lässt sich so ein Hobby mit der Schule vereinbaren? „Zuerst habe ich das Erfurter Sportgymnasium besucht. Schon während meiner Schulzeit ging ich bei vielen Wettkämpfen an den Start und war dadurch auch oft unterwegs. Plötzlich hat das mit all den Klassenarbeiten nicht mehr so richtig geklappt, deshalb habe ich auf die Friedrich Ebert Regelschule in Erfurt gewechselt und dort meinen Abschluss gemacht. Diese Schule hatte Verständnis für meine Leidenschaft und kam mir, im Gegensatz zum Sportgymnasium, in vielerlei Hinsicht entgegen.“ Und wie bist du dazu gekommen, dein Hobby zum Beruf zu machen? „Da mir Eislaufen schon immer Spaß gemacht hat und ich zudem gute Ergebnisse erzielte, war es für mich eigentlich klar, dass ich nach der Schule professionell Eisschnelllaufen möchte. An Gunda NiemannStirnemann, meinem großen Vorbild, habe ich gesehen, dass so etwas möglich ist. Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur end-
gültigen Entscheidung. Mein Trainer hat mir in dieser Zeit von der Möglichkeit erzählt, eine Profisportlerkarriere bei der Bundeswehr oder der Polizei zu beginnen.“
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Und dann hast du dich für die Bundeswehr entschieden. War das die richtige Wahl? „Ja, auf jeden Fall. In der Oberhofer Sportfördergruppe der Bundeswehr habe ich genügend Zeit, um zu trainieren und mich auf die einzelnen Wettkämpfe gezielt vorzubereiten. Zudem ist man hier auch finanziell abgesichert. Wichtig ist jedoch, dass ich ein bestimmtes Leistungsniveau erreiche, denn nur so bin ich auch berechtigt, in dieser Sportfördergruppe zu trainieren.“ Wie sieht dein Arbeitsalltag als Sportsoldatin aus? „In den Monaten nach der Hauptsaison gibt es verschiedene Lehrgänge, die ich besuche. Und dann habe ich natürlich jede Menge Zeit, zu trainieren. Momentan halte ich mich mit Joggen, Radfahren, Krafttraining und Inlineskaten fit. Im Sommer geht es dann wieder mit dem Training auf Eis so langsam los. Profisportler ist man nicht sein ganzes Leben. Gibt’s schon Pläne für die Zeit danach? „Eisschnelllauf kann man als Frau bis ungefähr 35 machen. Bis dahin habe ich also noch eine ganze Menge Zeit und viel vor mir. Bei mir läuft es momentan recht gut, deshalb mache ich mir darüber jetzt noch keine Gedanken.“ (kö)
Foto: Jens-Ulrich Koch/ddp
03 /2010 · WiYou: Wirtschaft und Du
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WiYou-Knigge
Knigge ist dir bestimmt ein Begriff, wenn es um Benimmregeln und korrektes Verhalten geht. Dass sich bereits fast 70 Jahre vor ihm ein Schriftsteller über gutes Benehmen Gedanken gemacht hat, weiß heute fast keiner mehr. Und dass dieser Schriftsteller Christian Friedrich Hunold oder Menantes heißt, aus Thüringen, genauer aus Wandersleben, stammt, schon gar nicht. Das wollte der Menantes-Förderkreis Wandersleben ändern. Deshalb startete er Anfang des Jahres die Aktion „Fettnapf – wie man sich erfolgreich (daneben) benimmt“. Bis zum 15. April hattest du als Thüringer Schüler die Chance in Filmen, Theaterstücken, Aufsätzen, Fotos oder Collagen zu zeigen, was du unter einem Fettnapf beziehungsweise unter gutem oder schlechtem Benehmen verstehst. Jetzt stehen endlich die Gewinner fest. „Mit mehr als 450 Schülern, die sich an dem Wettbewerb Fettnapf beteiligt haben, ist das Projekt schon jetzt ein echter Erfolg“, sagt Bernd Kramer, der die Aktion mit organisiert hat. „Aus den vielen Einsendungen die Preisträger zu küren ist uns wirklich nicht leicht gefallen. Doch irgendwann mussten wir uns schließlich entscheiden“, sagt er weiter. Unter den Gewinnern finden sich Grundschüler ebenso wie angehende Abiturienten, denn ausgezeichnet wurde in jeweils drei Alterstufen.
Die Kunst,
hinein zu treten Fettnäpfe – überall stehen sie herum. Scheinbar warten sie nur darauf, dass genau du in sie hineintrittst: Ob auf dem Schulhof, wo du gerade über deine Klassenlehrerin lästerst und nicht bemerkst, dass sie direkt hinter dir steht. Oder bei der Geburtstagsparty deines besten Freundes, wo du über die Stränge schlägst und versehentlich das gute Porzellan zerbrichst. Bei dem Wettbewerb „Fettnapf“ waren genau solche Erlebnisse gefragt: Die Aktion rief alle Thüringer Schüler dazu auf, Filme, Theaterstücke, Aufsätze, Collagen oder Fotos anzufertigen, die zeigen, wie man sich erfolgreich (daneben) benimmt.
Damit gibt es nicht allein einen, sondern eine ganze Reihe von stolzen Preisträgern. Zu diesen zählen zum Beispiel die Klassen 4a und 4b aus der Grundschule Wandersleben. Zusammen mit ihrer Lehrerin haben die Schüler einen Film über gutes Benehmen in der Schule gedreht. Denn gerade hier wartet täglich ein ganzer Parcours von Fettnäpfen auf dich, die du mit ein paar Regeln jedoch erfolgreich umgehen kannst: Deine Lehrerin und deine Mitschüler ausreden lassen gehört hier ebenso dazu, wie anderen zu helfen, wenn es ihnen schlecht geht. Gewonnen hat auch Niclas Heise aus der zehnten Klasse des „Von Bühlow“-Gymnasiums in Neudietendorf mit seinem Bild über Trinkregeln. Eigentlich dachte Niclas immer, Literatur von vor über dreihundert Jahren sei langweilig, verstaubt und heute längst nicht mehr up to date. Im Rahmen der Fettnapf-Aktion hat er die literarischen Texte von Menantes näher unter die Lupe genommen, und zu seiner Überraschung festgestellt: Vieles von dem, was der Thüringer Dichter schreibt, ist auch heute noch gültig. Eben auch der maßvolle Umgang mit Alkohol, den Menantes den Jugendlichen seiner Zeit empfahl. Stöbere doch selbst mal in den Werken des Dichters. Du wirst auf jede Menge Kurioses stoßen, aber: Genauso wirst du erstaunt sein, wie viele von seinen praktischen Tipps auch heute noch gültig sind und dich davor bewahren, fortwährend in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten. (kö) Foto: Arne Fleckenstein/Pixelio
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
Vielseitige Ausbildung fĂźr sympathische Allrounder
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Dein erster Kontakt zum neuen Job Jedes Jahr im Oktober verwandelt sich der Campus der TU Ilmenau in ein riesiges Jobcenter. Seit 15 Jahren organisiert der Verein swing mit der inova eine der grĂśĂ&#x;ten und erfolgreichsten Firmenkontaktmessen in ganz Deutschland. Längst kommen nicht nur die Ilmenauer Studenten zur Messe, die auch in diesem Jahr wieder in der Campussporthalle veranstaltet wird. Mit Busshuttles werden Studenten von Hochschulen aus ganz Mitteldeutschland nach Ilmenau gefahren. ThĂźringer Studenten kĂśnnen mit ihrem Studentenausweis kostenlos mit Bus und Bahn anreisen. Und die Reise lohnt sich. Denn auch in diesem Jahr haben sich fĂźr den 19. und 20. Oktober mehr als 150 Aussteller aus ganz Deutschland angemeldet. Sie alle sind auf der Suche nach jungen Fachkräften, die motiviert und voller Elan ihr Studium beendet haben. Deshalb solltest du an den beiden Messetagen nicht fehlen, wenn du auf der Suche nach einem anspruchsvollen Job bist. Einige der ganz groĂ&#x;en Unternehmen kommen nach Ilmenau, viele davon schon seit Jahren. So suchen Carl Zeiss, der Axel Springer Verlag, die Deutsche Bahn, Volkswagen und die Deutsche Bank ihren Nachwuchs auf der inova. Bist du auf der Suche, nach einer Anstellung bei einem ThĂźringer Unternehmen, bist du in Ilmenau auch ein willkommener Gast. Arbeitgeber wie Jenoptik, GPM oder Bosch in Eisenach bieten dir einen Karriereeinstieg im Freistaat. Sie alle erwarten dich zu interessanten Gesprächen und auch wenn Student und Unternehmen nicht zueinander finden, bist du als potenzieller Bewerber ein wenig klĂźger und weiĂ&#x;t um die Anforderungen der Arbeitgeber. Du solltest also, so empfehlen es dir die Veranstalter der inova, eine Bewerbungsmappe dabei haben, um auf der Messe wichtige erste Kontakte zu knĂźpfen oder gar schon einen Arbeitsvertrag unterschreiben zu kĂśnnen. Bist du noch ein wenig unsicher im Umgang mit Personalverantwortlichen und hast du noch keine Erfahrungen mit einer Bewerbung, kannst du in der Woche vor der inova an verschiedenen Trainings teilnehmen. Erfahrene Experten beraten und unterstĂźtzen dich, damit du an den Messetagen fit bist. Solltest du noch etwas Zeit bis zum Abschluss deines Studiums haben, kannst du dich trotzdem den Unternehmen vorstellen. Viele sind auch auf der Suche nach Studenten, die in den Semesterferien arbeiten wollen, oder auch nach Studenten, die Partnerunternehmen fĂźr ihre Bachelor- oder Masterarbeit suchen. In jedem Fall lohnt sich der Besuch fĂźr dich, wenn du dir einen Ă&#x153;berblick verschaffen mĂśchtest, wie dein Start ins Berufsleben nach dem Studium aussehen soll. (su) ! Foto: inova
www.inova-online.de
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WiYou sucht dich
WiYou sucht Wir > suchen engagierte Junior-Redakteure. > veröffentlichen deine Artikel, mit deinem Foto und deinem Namen. > suchen Themen, die an deiner Schule oder Universität für Gesprächsstoff sorgen. > gehen mit dir zu Unternehmen und stellen mit dir gemeinsam deine Fragen an Geschäftsführer oder Personalentscheider. > kennen heute schon deinen Chef von morgen.
Du > suchst einen zu dir passenden Praktikumsplatz? > hast ein Praktikum absolviert und möchtest das Unternehmen empfehlen? > weißt genau, was du studieren willst und suchst Unternehmen, die genau dich brauchen? > weißt noch nicht was du studieren willst, dich interessieren aber verschiedene Themen? > hast Lust selbst einmal für WiYou zu schreiben? > möchtest mit uns gemeinsam ein Unternehmen besuchen? > hast ein Thema, das du unbedingt in WiYou veröffentlichen willst? > schreibst vielleicht schon für eure Schüler- oder Universitätszeitung? > hast Fragen an Unternehmer, Politiker oder Ausbildungsverantwortliche? > möchtest eine Umfrage für uns machen? > möchtest WiYou inhaltlich mitgestalten?
Fotos: Henning Kaiser/ddp, Victoria Bonn-Meuser/ddp, Jens-Ulrich Koch/ddp, Michael Gottschalk/ddp
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
WiYou sucht dich
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Marketingkommunikation und Public Relations Werde Teil unserer Redaktion und der WiYou und absolviere gleichzeitig ein Studium an der Internationalen Berufsakademie in Erfurt (iba Erfurt).
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03 /2010 · WiYou: Wirtschaft und Du
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WiYou-Knigge
Schulklassen, die mehr übers perfekte Bewerbungsoutfit wissen und weitere Tipps zur Bewerbung erhalten wollen, können ein individuelles Bewerbungstraining mit den AOK-Beratern vereinbaren: rico.schorm@plus.aok.de
Tipps zum Bewerbungsoutfit von der AOK PLUS
Kleider machen Leute Es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Lehrstelle: die Bewerbungsmappe hat gepunktet, auch die Auswahltests sind überstanden und nun ist man vom Wunschlehrbetrieb zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Herzlichen Glückwunsch! Doch jetzt kommt es darauf an – Sie wollen den besten Eindruck machen. Dazu gehört natürlich auch das perfekte Bewerbungsoutfit. Denn man bekommt keinen Job, nur weil man gut angezogen ist. Bei falscher Kleidung kann man aber durchaus eine Absage kassieren. Damit das nicht passiert, hier einige Tipps von den Beratern in Bildungseinrichtungen der AOK PLUS:
1. Die Kleidung sollte aufs Unternehmen und die Branche abgestimmt sein! Beim Bewerbungsgespräch in einem konservativen Berufszweig, wie der Banken- oder Versicherungsbranche, sollten Sie sich klassisch kleiden. Für den Mann heißt das Anzug in gedeckten Farben mit Hemd und Krawatte. Idealerweise wählen Sie ein langärmeliges Hemd in Weiß oder Hellblau mit passender Krawatte ohne auffälliges Muster. Gürtel nicht vergessen! Die Farbe sollte zu den Schuhen und der Hose passen. Frauen haben die Wahl zwischen Kostüm und Hosenanzug. Dazu eine helle Bluse, nicht zu weit aufgeknöpft, möglichst langärmelig und nicht transparent. Als Bewerberin sollten Sie darauf achten, dass die Schultern bedeckt sind. Tragen Sie keinesfalls etwas „bauchfreies“. Haben Sie sich in einem kreativen Beruf, im Handwerk oder der ITBranche beworben, sind für Männer auch Jeans in gedeckten Farben und ein helles Hemd okay. Frauen können sich für eine schlichte Stoffhose, kombiniert mit Bluse oder Blazer, entscheiden. 2. Tragen Sie saubere, ordentliche Kleidung! Mindern Sie Ihre Jobchancen nicht durch ein zerknittertes Hemd oder dreckige Schuhe. Deshalb: Ziehen Sie sich ordentlich und sauber an. Ihre Kleidung sollte frisch gewaschen und gebügelt, die Schuhe geputzt sein. Achten Sie auf die richtigen Strümpfe. Sie sollten farblich zu Hose und Schuhen passen, für Frauen kommen auch transparente Strümpfe in Frage (bei Röcken auch im Sommer ein Muss). Wählen Sie
nicht die ältesten Socken aus Ihrem Schrank, denn nichts ist unansehnlicher als rutschende, ausgeleierte Socken zu sehen, wenn Sie sich hinsetzen. Nutzen Sie die letzten Minuten vorm Gespräch noch einmal für einen kurzen Check: sitzt die Krawatte? Steckt das Hemd in der Hose? Sind die Haare in Ordnung? 3. Ziehen Sie sich so an, dass Sie sich wohlfühlen! Die Kleidung sollte zu Ihrem Typ passen. Wer eher sportlich ist, wird sich im feinen Anzug mit Krawatte unwohl fühlen. Wer immer flache Schuhe trägt, wird sich auf 5 cm-Absätzen beim Bewerbungsgespräch schwer tun. Verkleiden Sie sich also nicht, sondern wählen Sie ein Outfit, in dem Sie sich wohl fühlen und das der Situation dennoch angemessen ist.
4. Das sollten Sie auf jeden Fall beachten: Wählen Sie dezenten Schmuck. Kein greller Modeschmuck. Vorsicht bei Parfüm, Make-up und Haargel: Weniger ist mehr! Verzichten Sie auf vorabendlichen Alkohol- und Knoblauchgenuss. Kurz vor dem Gespräch sollten Sie auch nicht mehr Rauchen. Stattdessen für den besseren Atem lieber ein Pfefferminzbonbon lutschen. 5. Denken Sie immer daran: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance! 6. Übung macht den Meister Viel Erfolg bei der Bewerbung wünscht die AOK PLUS! Foto: wrw/pixelio
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
WiYou-Knigge
WiYou-Knigge Etwas nervös aber voller Vorfreude betrittst du mit deinem Chef das Restaurant. Du gewährst ihm höflich Vortritt und die erste Hürde ist gemeistert. Habt ihr Platz genommen, bewahrst du Haltung: Rücken gerade ist angesagt. WiYou-Tipp: Ellenbogen haben auf dem Tisch nichts verloren. Die Hände bis zum Handgelenk auf dem Tisch abzulegen ist hingegen okay. Beim Blick in die Karte läuft dir schon das Wasser im Mund zusammen. So viele Speisen, von denen die leckersten ganz schön teuer sind. Doch wie teuer darf dein Essen sein? Bleib cool und warte, bis sich dein Chef entschieden hat. Dann orientierst du dich preislich an seiner Wahl.
Geschafft: die Probezeit bei deinem neuen Arbeitgeber ist überstanden. Zur Feier des Tages wirst du vom Chef ins feinste Restaurant der Stadt eingeladen. Aber wie benimmst du dich jetzt nur richtig? Darfst du die Suppe schlürfen weil sie zu heiß ist? Oder die Serviette gekonnt als Latz hinter den Kragen klemmen? Und wie teuer darf überhaupt das Essen sein, das du bestellst? – Richtig Essen will gelernt sein, besonders wenn der Chef direkt gegenüber sitzt. WiYou Knigge verrät dir die wichtigsten Tricks, die es bei einem Geschäftsessen zu beachten gibt.
Ist das Essen im Anmarsch, gilt grundsätzlich: Schlürfen, Schmatzen, Rülpsen oder Pusten sind tabu. Besteck hältst du so, wie es dir Mutti beigebracht hat: Messer und Löffel rechts, Gabel links. Lädt dich der Chef auf ein mehrgängiges Menü ein, arbeite dich gekonnt von außen nach innen durch das Besteckarsenal. Die Serviette gehört dabei auf den Schoß und kommt zum Einsatz, wenn du vorhast, zu trinken. So vermeidest du Essensränder an Gläsern. Als Vorspeise werden Scampi serviert und du kannst es kaum erwarten, das erste Stück zu vernaschen. WiYou-Tipp: Mit Fingern isst du nur, wenn auf dem Tisch ein Teller mit Wasser und einer Zitronenscheibe, oder ein Reinigungstuch steht. Ansonsten sind Messer und Gabel deine erste Wahl, wenn es darum geht, dem Meeresbewohner Herr zu werden.
Eine Ausnahme bildet Brot. In vielen Restaurants wird es vor dem eigentlichen Essen serviert. WiYou-Tipp: Zerbrich das Brot mit den Fingern, bevor du es dir schmecken lässt. Hast du auch diese kulinarische Hürde gemeistert, verspürst du mit Sicherheit ein Durstgefühl in deinem, vom lauter Brotkauen ganz trockenen Mund. Spätestens jetzt fragst du dich, was all die Gläser um deinen Teller da eigentlich zu suchen haben. Auch hier gilt: arbeite dich von außen nach innen durch die Gläserschar. Haben Gläser einen Stiel, fasst du sie auch an diesem an. WiYouTipp: Möchte dein Chef mit dir anstoßen, dann lässt du dein Glas nicht mit seinem aneinanderklirren, sondern prostest ihm von deinem Platz aus zu.
Hast du dir als Hauptspeise ein Nudelgericht ausgesucht, dann zerschneidest du diese auf keinen Fall mit dem Messer. Vielmehr benutzt du die Gabel und wickelst eine passende Portion auf. Fällt dir das schwer, darfst du einen Löffel zu Hilfe nehmen. Eigentlich kann jetzt fast nichts mehr schief gehen. Das Besteck für die Nachspeise findest du am oberen Tellerrand. Ach ja: benutztes Besteck legst du nach jedem Gang – Messer und Gabel parallel, Gabelrücken nach unten – auf dem Teller ab. WiYou-Tipp: Passiert dir im Restaurant doch ein Missgeschick, dann steck nicht den Kopf in den Sand. Entschuldige dich und alles ist in Ordnung. (kö)
Foto: Volker Hartmann/ddp
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Ange-PINNt!!!
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N N I ! P e g n A
Fotos dieser Doppelseite: Marc Dietrich - fotolia.com, Burckhardt, HHL, TÜV Rheinland Akademie
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Ange-PINNt!!!
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Deine Karriere
Christian Weirich ist Rapper. Vielleicht war er auch schon mal bei dir in der Schule und du konntest an einem Workshop mit ihm teilnehmen. Der 27-Jährige macht nicht einfach nur Rap-Musik, sondern er hat eine Mission. [ræp] macht Schule, heißt sein langjähriges Projekt, für das er schon in Ländern wie Jordanien oder den USA war. Ein Botschafter der deutschen Sprache ist der Jenenser sozusagen. Und er hat den Schiller-Rap erfunden. Was das genau ist, wie er zu all dem kam und wo du ihn sehen und erleben kannst, das erklärt dir Doppel-U, wie er mit Künstlernamen heißt, im WiYou-Interview.
Ode an die deutsche Sprache Die erste Frage, die du wahrscheinlich nicht das erste Mal hörst, ist die nach deinem Namen. Warum nennst du dich Doppel-U? “Weil mein Nachname mit W beginnt, mein Sternzeichen, mein Ortsteil in Jena, meine Straße, in der ich wohnte auch. Außerdem war ich in einer Wirtschaftsschule und die erste Hip-Hop-Combo, die ich gehört habe, war der Wu-Tang Clan. Deswegen stand für mich fest, dass das W mein Symbol ist. Weil ich mich aber schlecht „W“ nennen konnte, war ich zuerst Doppel-U in englischer Aussprache. Nun mache ich aber deutschen Rap und bin Deutscher und ich mag die deutsche Sprache, weshalb ich mich heute Doppel-U mit deutscher Aussprache nenne.“ Wie hast du mit dem Rappen angefangen? „Vor dem HipHop hatte ich so eine Art Schülerband mit zwei Mädels. Wir haben Musik in der Art von Radiohead gemacht. Eher die Rockrichtung also. Irgendwann fing ich mit dem Basketballspielen an und bin darüber zum HipHop gekommen. Naughty by Nature war mit das erste, was ich gehört habe. Da singst du dann Texte mit, versuchst zu rappen. Das ging auch recht gut und drei Jahre später habe ich angefangen, selbst Rap´s zu schreiben.“ Wie kam der Schritt vom Mitrappen zum Selbstrappen? „Wenn du dich in etwas widerfindest, was für dich total cool ist, dann
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willst du es einfach irgendwann selbst machen. Ich hatte außerdem das Problem, dass englischer Rap schwer oder gar nicht zu verstehen war und deutschen mochte ich nicht unbedingt. Heute ist das übrigens anders, aber ich habe dann einfach angefangen, mein eigenes Ding zu machen.“ Und wie kam das an? „Mich fanden alle schlecht. Und das fühlte sich echt mies an. Stell dir vor du trägst gerne einen grünen Pullover. Du magst ihn aber alle finden ihn Mist, dann wirst du ihn im Normalfall irgendwann ausziehen, obwohl er dir gefällt. Ich habe mich aber nicht beirren lassen und bin dabei geblieben. Dann habe ich immer mehr Leute kennen gelernt, und die fanden meine Musik cool. So ist das alles mit der Zeit gewachsen. Ich hatte meine erste Band, die hat sich getrennt, dann hatte ich die zweite, dann die dritte Combo und nachdem sich die letzte getrennt hat, bin ich jetzt seit ungefähr sechs Jahren Solo unterwegs.“ Du hast das Projekt [ræp] macht Schule ins Leben gerufen. Was ist das genau und wofür ist es wichtig? „Damit wird Sprachkultur ausgedrückt. Und die Sprache findet gleichzeitig einen neuen Weg. Alte Kultur erfährt ein neues Design durch moderne Interpretation und damit halten wir sie am Leben. Wir müssen nicht in ein Museum gehen, um uns alte Sprachkultur anzusehen, son-
Deine Karriere
dern wir können sie selbst erfahren, uns wirklich damit beschäftigen und aus ihr lernen.“
Jahren. Sie teilen ihre Erfahrung mit uns und daraus können wir lernen.“
Wie bist du darauf gekommen, das Ganze in die Schule zu bringen? „Ursprünglich gab es die Idee des Lesezeichen e.V. aus Jena. Die wollten ein Projekt namens Schüler rappen Schiller durchführen und suchten dafür Rapper, die das umsetzen. Irgendwie habe ich davon gehört und wusste, dass alle anderen bereits abgesagt hatten. Ich fand das am Anfang auch wirklich dumm, habe mir aber einfach Gedanken gemacht, warum ich mich für deutsche Sprache und für Reime interessiere, mich aber Namen wie Schiller und Goethe ankotzen. Also habe ich mich mit den Gedichten von Schiller auseinandergesetzt, habe einzelne zum Rappen rausgesucht und dann wollten alle eine CD. Das war sehr witzig, weil ich die CD tatsächlich auf Nachfrage produzieren musste. Und dann ging es um die Welt und ich reise hinterher. Schweden, Amerika, Uganda, Irak, Frankreich.“
Was bedeutet für dich Rap? „Rap ist ein Sprachrohr für die Jugend, es ist Antrieb, es ist eine Mitteilung, ein Funken Hoffnung, ein Impuls, Rap ist cool!“
Wow, schöne Kurzfassung! Du bringst sozusagen deutsche Sprachkultur in die Welt. Derzeit läuft ja deine ThüringenTournee. Welche Motivation steckt bei dir dahinter, weiter vor allem auch in deutsche Schulen zu gehen?
Kann jeder rappen? „Kann jeder singen?“ Touché! Wechseln wir das Thema. HipHop Camp – dieses Jahr findet wieder eins statt. Alles soll größer, fetter und mehr werden. Was erwartet die Teilnehmer? „Wir sind umgezogen nach Bollmannsruh in der Nähe von Brandenburg. Dort haben wir Bungalows mit Terrasse, einen See, Jetski und Wände zum Sprayen. Alle von neun bis 17, die einen Text haben, können sich austauschen und verbessern. Ich bin als Coach dabei und wir haben einen Coach für Breakdance und einen für Graffiti. Vom 2. bis 8. August findet es statt und zur Anmeldung kommt man über meine Seite.“ Wo kann man dich als nächstes sehen? „Ich bin ja nun endlich auf Thüringentournee und kann durch mein
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„Heute glaube ich, dass meine Schulzeit einfach beschissen war und ich möchte den Kids etwas geben, was ich nicht hatte. Ich sage ihnen auch jeden Tag, dass sie nicht Schiller- oder Goethefans werden müssen, und sie müssen keine Brille aufsetzen um intelligenter zu wirken, keiner muss sich verbiegen. Aber sie müssen an Dinge unbefangen rangehen, schauen was dahinter steckt und wenn sie nicht verstehen, was gemeint ist, dann müssen sie nachfragen. Nur weil man die Sprache eines Gedichtes nicht gleich versteht, heißt das nicht, dass es ein dummer Text ist. Es kommt einfach auf den Transmitter an, wie ein Thema ankommt.“ Musik, so sagt man, ist ja eher ein schnelllebiges Geschäft. Ständig müssen neue Lieder und Texte her. Du holst 200 Jahre alte Texte hervor und das kommt gut an. Warum sind Goethe und Schiller denn überhaupt wichtig? „Weil sie Werte vermitteln, die einer ästhetischen Form entspringen. Um die ästhetische Erziehung des Menschen zu verstehen, muss man nicht die Werke Schillers durchlesen, sondern man muss sie verstehen. Indem man ihre Emotionalität und ihre Verletzbarkeit erkennt, indem man sieht, dass ein Mensch wirklich groß sein kann, wenn er Gefühle zeigt. Denn Schiller hat nichts anderes gemacht, als alles was ihn berührt hat, was er erlebt hat aufzuschreiben. Und das macht ihn verletzlich und groß zugleich. Ich selbst habe so viel erlebt, was ich in seinen Texten wiedergefunden habe und das wusste der schon vor 200
www.doppel-u.de
Bundesland touren. Das heißt ich bin in ganz vielen Schulen unterwegs. Und am Ende der Tournee steht der große BOOM! Ich bin bei Mega Rock in die Ferien auf der Messe in Erfurt und dort will ich mit allen einen Weltrekord aufstellen. Wir rappen mit hoffentlich 10.000 Leuten ‚Ode an die Freude‘ von Schiller und gehen in die Geschichte ein. Da bin ich auch den ganzen Tag am eigenen Stand, dort gebe ich Autogramme, man kann mit mir quatschen und rappen.“ Wie kommen die Schüler an dich ran, so dass du auch in ihre Schule kommst? „Das geht ganz einfach. Sie müssen nur mit ihren Lehrern sprechen, dann melden die sich bei mir, wir stellen ein Konzept zusammen und dann bin ich zum Workshop an der Schule. Und gerade Thüringer Schulen besuche ich besonders gerne. Also einfach anmelden und ich komme vorbei.“ Was kannst du den Thüringer Jugendlichen sagen, wenn es darum geht, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen? „Dass der Weg das Ziel ist. Du musst schwitzen und du musst bluten, wenn du etwas erreichen willst. Wenn du nur rumhockst, dann bleibst du dumm. Blute und schwitze und heule für dein Ziel, dann bist du auf dem richtigen Weg.“ Das Interview führte René Weigel
Fotos: © 2008 Marvin Pelny
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Du in Europa
www.wege-ins-ausland.org
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Weltoffene Besserkönner Das grenzenlose Europa bietet nicht nur große Chancen für Unternehmen, die ohne Zölle und Einschränkungen länderübergreifend arbeiten können. Auch du kannst Europa für dich und deine Karriere nutzen. Immerhin gehörst du der ersten Generation an, die in einem weitgehend grenzfreien und friedlichen Europa aufwächst. Im Gegensatz zu deinen Eltern und Großeltern kannst du ohne Beschränkungen reisen, arbeiten und lernen, wo auch immer du willst. Und das hat echte Vorteile. Ganz unproblematisch kannst du deinen Horizont erweitern und dein Blickfeld verändern. Alles, was du in Deutschland in der Schule lernst, gilt natürlich auch in den anderen europäischen Ländern. Aber oft ändert sich hinter der Grenze die Lebensart der Menschen. Wenn du dich damit beschäftigst und die anderen Kulturen kennen lernst, schärft das dein Verständnis für Europa. Es macht dich zu einem weltoffenen und toleranten Menschen, und eine neue Sprache lernst du auch. Mit genau diesen Vorteilen punktest du auch bei deinen künftigen Arbeitgebern. Egal ob in Deutschland oder dem europäischen Ausland. Dass du deine berufliche Zukunft nicht allein auf Deutschland ausrichten musst, ist klar. Wie aber kommst du nach Europa? Darüber haben sich die Regierungen einen Kopf gemacht und festgestellt: Auch und gerade die Jugend gestaltet Europa und sorgt für einen umfassenden Kulturaustausch. Ganz konkret wird das über spezifische Maßnahmen wie JUGEND IN AKTION oder LEONARDO gefördert. Angelegt ist das Programm JUGEND IN AKTION bis 2013 und umfasst ein Budget von über 880 Millionen Euro. Junge Menschen zwischen 15 und 28 Jahren – und in einigen Fällen 13-30 – können daran teilnehmen. Das Programm JUGEND IN AKTION versucht, unter jungen Europäern den Sinn für europäische Bürgerschaft und Toleranz zu schärfen und sie durch die verstärkte Beteiligung am demokratischen Leben in die Gestaltung der Zukunft der Union einzubeziehen. Das Programm fördert nichtformales
Lernen und den interkulturellen Dialog unter europäischen Jugendlichen. Für dich ganz persönlich bedeutet das, du kannst zum Beispiel an Austauschprojekten teilnehmen und für eine bestimmte Zeit im Ausland lernen. Du kannst auch bis zu einem Jahr einen Freiwilligendienst ableisten und dabei Sprachen und Kultur deiner europäischen Mitmenschen besser kennen lernen. Es hindert dich auch nichts daran, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren oder in der Ferne eine Berufsausbildung zu beginnen. Auslandssemester im Studium sind heute schon fester Bestandteil an vielen Unis und Fachhochschulen. Im Prinzip lernst du überall in Europa das Gleiche. Mit dem BolognaProzess hat die Europäische Union für diese Vereinheitlichung gesorgt. Aber rein menschlich nimmst du viel mehr mit. Denn neben dem fachlichen Lernen lernst du auch das Leben einer anderen Mentalität kennen. Du kannst also am Ende deiner Zeit im Ausland nicht mehr, aber du kannst vieles besser. Und das überzeugt dann eben auch deinen künftigen Chef. Wer immer nur brav zu Hause geblieben ist, der weiß sicher auch viel, aber er ist nicht so tolerant und offen wie der Weitgereiste. Eine Sprache zum Beispiel lernst du viel besser und auch schneller, wenn du sie jeden Tag als Teil deiner Zeit erlebst. Du kommst rum, siehst etwas von der Welt, erlebst Dinge, die dir in Deutschland so nicht widerfahren wären, sammelst neue Eindrücke und Erkenntnisse und erfährst ganz für dich selbst, was es heißt, Europäer zu sein. Mit vielen kleinen und großen Programmen unterstützt dich die EU – auch finanziell – dabei, in Europa deine Heimat zu finden. (su) Foto: KfW-Bildarchiv / Fotograf: Thomas Klewar
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Du in Europa
Vielleicht machst du ja auch ein Praktikum oder gar einen Teil deiner Ausbildung im europäischen Ausland. Dafür gibt es für dich und deine Schule unterschiedliche Austauschprogramme, wobei dich in deiner Schule Schüler aus anderen europäischen Ländern besuchen kommen und du die Möglichkeit hast, Schulen in anderen Teilen Europas kennenzulernen. Johann Amos Comenius, einer der großen Pädagogen der Geschichte, stellte schon im 17. Jahrhundert fest: „So ist es doch besser, der Jugend in größerem Kreise gemeinsam Unterricht zu erteilen." Heute, etwa 400 Jahre später, gelten diese Worte mehr denn je. Da liegt es also nahe, ein solches Austauschprogramm eben nach jenem Pädagogen zu benennen. Die Europäische Union hat bereits 1995 das „COMENIUS-Austauschprogramm ins Leben gerufen. Zahlreiche Projekte mit europäischen Partnern sind seitdem auch in Thüringen entstanden. Die vereinbarten und geförderten Partnerschaften sind jeweils auf zwei Jahre angelegt. Erst vor wenigen Wochen im März besuchten unter dem Deckmantel des COMENIUS -Programms Schüler der Staatlichen Regelschule Anna Sophia in Kranichfeld in Mittelthüringen eine Partner-Schule in Belgien. Die Reise wurde auch durch finanzielle Mittel Vielleicht wurde ja in den letzten Tagen auch an deiner Schule über das große Milder EU unterstützt. Seit Beginn des Jahres liarden-Euro-Hilfspaket für Griechenland diskutiert. Genau das macht eben Europa 2009 haben bis heute 16 Thüringer Schulen aus: eine Staatengemeinschaft, die auch in schweren Zeiten füreinander einsteht. Und unterschiedlichste Projekte im Rahmen des du hast dadurch die Möglichkeit, deine Nachbarstaaten besser kennenzulernen. COMENIUS-Programms auf die Beine geerleben. Untergebracht sind sie während der Austauschtage in Gaststellt. Dabei sind insgesamt mehr als eine halbe Million Euro für diese familien. Im Unterricht wird alles entsprechend vorbereitet und dann Projekte bereitgestellt worden. Beispielsweise beschäftigen sich die auch ausgewertet. Auch so kann man seine Fremdsprache festigen. Schüler der Veit-Ludwig-von-Seckendorff Europaschule im ostthüringischen Meuselwitz mit „Sizilianischen Spezialitäten“ und bringen den italienischen Schulpartnern die Thüringer Küche nahe. Auch das ist euSolche Projekte weiter zu vertiefen, sich über Erfahrungen auszutauropäisches Zusammenwachsen, eben auf kulinarische Art und Weise. schen oder neue Partnerschaften zu finden, das wird Anfang Juni zentraler Kern einer großen Comenius-Fachtagung in Erfurt sein. Etwa 120 Experten gehen dabei der Frage nach, wie europäische Projekte genutzt Auch die Goetheschule Eisenach pflegt eine solche Partnerschaft mit werden können, um Kontakte zur Arbeitswelt zu knüpfen und Schüler dem französischen Collège Le Lac Sedan. Bereits seit 1991 besteht eibei der Entwicklung der für den Arbeitsmarkt notwendigen Kompene Städtepartnerschaft zwischen Eisenach und Sedan, die nun im tenzen zu unterstützen. Hierzu zählen fremdsprachliche und interkulRahmen der Comenius-Schulpartnerschaft weiterentwickelt und stärturelle Kenntnisse ebenso wie Unternehmergeist und Kreativität. Auf ker mit Leben erfüllt wird. Das Projekt hat den Titel: „Gelebte Städteder Tagung werden Beispiele guter Praxis aus COMENIUS-Projekten partnerschaft – Entwicklung städtepartnerschaftlicher Beziehungen vorgestellt. Zugleich werden in Workshops Kooperationsmöglichkeiten durch gemeinsam gelebte Traditionen im Rahmen einer Schulpartzwischen Schulen und Unternehmen mit Blick auf Europa ausgelotet. nerschaft“, klingt erst mal recht trocken, ist es aber nicht. Beide Partner Und all das ganz im Geiste des Namensgebers. Europa macht‘s eben werden sich vor Ort in der jeweiligen Fremdsprache mit Geschichte, möglich! (bo) Volksfesten und anderen kulturellen Ereignissen auseinandersetzen. Dabei werden auch gemeinsam mit der Lokalpresse Interviews in der Fremdsprache erstellt. Also wird man im Wartburgradio demnächst die französischen Austauschschüler Infos zu den laufenden Projekten, Fördermöglichkeiten auch für deine Schule und mit Beiträgen zur Region in Deutsch hören. alle notwendigen Hintergründe zum EU-COMENIUS Projekt findest du unter: Auch das werden dann, allerdings in Franhttp://www.kmk-pad.org/comenius/ zösisch, die Thüringer Schüler in Frankreich
Gemeinsam lernen in Europa
Foto: Danny Gohlke/ddp
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Du in Europa
„Nadejda Welcome to Paradise“ Studieren in Thüringen ist In! Eine Vielzahl von Fachrichtungen, der enge Kontakt mit Professoren und: keine lästigen Studiengebühren. Das hat sich nicht nur in Deutschland, sondern an Universitäten in aller Welt herumgesprochen. Derzeit gibt es rund 54.000 Studenten in Thüringen, 6,3 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Weil Studieren allein heute längst nicht mehr ausreicht, um später Erfolg im Beruf zu haben, nutzen viele ausländische Studenten ihren Aufenthalt in Thüringen auch, um ein Praktikum zu absolvieren. WiYou stellt dir in dieser und den folgenden Ausgaben junge Leute aus aller Welt vor, die es für ihr Studium oder Praktikum nach Thüringen verschlagen hat.
„Nadejda Welcome to Paradise“ steht auf dem riesigen Banner, das Nadejda Boieru zuerst sieht, als sie im Januar am Bahnhof Paradies in Jena aus dem Zug steigt. Mitglieder von AIESEC, der weltweit größten Studentenorganisation, bereiten ihr mit dem Schriftzug einen gebührenden Empfang – und dass obwohl Nadejdas Zug mehr als zwei Stunden Verspätung hat. „Ich wurde so herzlich begrüßt!“, sagt die 22jährige Moldawierin, die für ein Praktikum nach Thüringen, genauer zur Bauerfeind AG in Zeulenroda-Triebes gekommen ist. Eigentlich studiert Nadejda Internationale Geschichte in Kischinau, einen Bachelorabschluss für Internationale Wirtschaftsbeziehungen hat sie bereits in der Tasche.
nehmens wichtig ist. Denn als Praktikantin bei Bauerfeind ist sie nicht etwa für Kaffeekochen oder Kopieren zuständig. Sie hält Kontakt zu den osteuropäischen Verkäufern des Unternehmens, übersetzt Werbebroschüren ins Russische und organisiert dazu noch internationale Verkaufstrainings.
Bei all dem kommt natürlich der Spaß nicht zu kurz. An den Wochenenden ist Nadejda viel mit AIESEC-Mitgliedern unterwegs. Denn die Organisation hilft Studenten nicht nur bei der Suche nach dem richtigen Praktikumsplatz im Ausland, sondern zeigt ihnen auch, dass man nicht nur zum Arbeiten ins Ausland fährt. Erfurt, Jena, Münster und Leipzig hat Nadejda schon besucht. „Ich hatte sogar die Chance, den Kölner Karneval mitzuerleben. Das war ein echtes Um herauszufinden, wie der Arbeitsalltag in einem anderen Land Erlebnis.“ Und seitdem der ganze Bürokratiekram erledigt ist, der bei aussieht, hat sich Nadejda für ein Auslandspraktikum in Deutschland einer solchen Reise anfällt, kann sie die Ausflüge so richtig genießen. entschieden. Und dass sich dieses tatsächlich auszahlt, weiß sie bereits „AIESEC hat mir geholfen, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantranach den ersten vier Monaten in Thüringen. Seitdem sie ihren Platz im gen, meinen Wohnsitz umzumelden und ein Konto zu eröffnen. Ohne Hörsaal gegen einen Bürostuhl bei Bauerfeind eingetauscht hat, lernt ihre Hilfe hätte ich mich nicht so schnell eingelebt“, weiß Nadejda, die Nadejda, was im Verkaufsbereich eines weltweit agierenden Unternoch bis Juli in Zeulenroda-Triebes bleibt. Denn dann heißt es: Koffer packen und Abschied nehmen. Dass sie wieder kommt, ist Du hast auch Lust deine Koffer zu packen und ein Auslandspraktikum zu gar keine Frage. Sobald sie ihre Abschlussmachen? Dann schau doch einfach bei AIESEC in deiner Nähe vorbei oder arbeit abgegeben hat, will sie ihr Masterklick im Netz auf: www.aiesec.de. studium in Jena aufnehmen. (kö) Foto: Olivia Köllmer
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Die will ich haben! Du willst die WiYou regelmäßig zu Hause lesen? Kein Problem, wir schicken sie dir! Und das natürlich kostenlos. Mit unserem Abo bekommst du jede Ausgabe zugeschickt und verpasst kein Stellenangebot oder Praktikumsplatz mehr. Alles was du dafür machen musst, ist, das Formular auszufüllen und an uns zurück zu schicken. Ab der nächsten Ausgabe liegt dann sechs Mal im Jahr die WiYou auch in deinem Briefkasten. Post: Fax: Mail:
WiYou ı Meier Verlags-GmbH ı Josef-Ries-Str. 78, D-99086 Erfurt 0361 5504466 Schreib einfach eine kurze Mail mit deinen Adressdaten an: info@wiyou.de
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ, Ort
Telefon
Geburtsdatum
Foto: Andrey Kiselev -Fotolia.com
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Titanhart und doch kein Knochenjob Ein unüberlegter Schritt, eine falsche Bewegung und das war es. Knack. Knochenbruch. Gerade jetzt im Frühling geht es schnell und beim Fahrrad fahren oder Wandern stürzt du unglücklich und kommst mit einem gebrochenem Arm oder Bein in die Notaufnahme. Was nun folgt, kann dir den ganzen Sommer vermiesen. Sechs bis acht Wochen trägst du dann einen Gipsverband, der dich bei allem was du tust behindert. Wenn es wärmer wird, juckt es unerträglich unter der starren Hülle und ins Freibad brauchst du gar nicht erst zu gehen. Wird der Gips nass, ist er kaputt und du bekommst einen neuen.
Eleganter und bequemer ist es, wenn der gebrochene Knochen mit einer speziellen Metallplatte und Schrauben wieder in Form gebracht wird. In der Klinik schraubt ein Chirurg den kaputten Knochen einfach wieder zusammen, näht die Wunde zu, und ohne großen Aufwand heilt der Knochen in aller Stille vor sich hin. Wenn der Körper den Fremdkörper gut verträgt, und normalerweise macht er das, kann das Implantat auch für alle Zeiten im Körper bleiben. Ansonsten wird nach
etwa einem Jahr die Narbe noch einmal aufgeschnitten und Platte und Schrauben werden entfernt. Die Implantate haben auch den Vorteil, dass der Arzt haargenau den Ursprungszustand des Knochens wieder herstellen kann. Bei einem gewöhnlichen Gips besteht das Risiko, dass sich die beiden Enden an der Bruchstelle ein wenig verschieben und dann versetzt zusammenwachsen.
Ein Unternehmen aus dem Thüringer Wald hat sich auf die Herstellung von eben jenen Implantaten spezialisiert und fertigt jedes Jahr mehrere hunderttausend Schrauben und Platten für den medizinischen Bedarf. Zur Zeit sind 142 Mitarbeiter und neun Azubis bei Königsee Implantate beschäftigt. Neben kaufmännischen Berufen werden bei Königsee vorrangig Zerspanungs- und Industriemechaniker ausgebildet. Einer, der die Ausbildung erfolgreich hinter sich gebracht hat und von Königsee Implantate übernommen wurde, ist Christoph Mai. Der junge Zerspanungsmechaniker stellt die Maschinen ein und überwacht Fotos dieser Doppelseite: S. Uthe/Königsee Implantate
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die Produktion der Schrauben und Platten. Bis er am Ende der Produktion die fertige Schraube in die Qualitätskontrolle übergeben kann, sind erstaunlich viele Arbeitsschritte nötig. Am Anfang stehen drei Meter lange Metallstäbe aus einer Titanlegierung. Aus jedem dieser Stäbe entstehen, je nach Länge der Schrauben, zwischen 50 und 150 fertige Schrauben. Als erstes erhält jede Schraube eine Spitze und wird dann vorgewirbelt, also sie bekommt eine erste Grundform ihres Gewindes. Dann wird am unteren Ende der Schraube eine Selbstschneide eingefräst, damit sich die Schraube später in den Knochen hineinschrauben lässt. Am oberen Ende ist bis jetzt noch nichts passiert. Hier sieht man noch nicht, dass aus dem Bolzen eine Schraube werden soll. Deshalb wird nun ein typischer Schraubenkopf gedreht, so wie bei allen Schrauben, die es auch im Baumarkt gibt. Nun sieht die Schraube auch wie eine Schraube aus. Aber das war es noch lange nicht. Um die Schraube schlussendlich eindrehen zu können, muss ein – in diesem Falle – Innensechskant in den Schraubenkopf gestoßen werden. Nun kann die Schraube mit einem Imbusschlüssel ein- oder ausgedreht werden und ist jetzt fertig von der Maschine produziert worden.
Schraube hergestellt hat, beziehungsweise für die Kontrolle zuständig war. Christoph kann sich also keine Fehler leisten. Spätestens wenn ein Patient mit Problemen kommt, fällt seine Nachlässigkeit auf ihn zurück. Dieser Verantwortung ist er sich bewusst, genau wie seine anderen Kollegen. Damit sich bei Königsee Implantate im Thüringer Wald auch in Zukunft engagierte und motivierte Azubis wie Christoph bewerben, hat das Unternehmen mit der Regelschule in Königsee eine Kooperation geschlossen. Schüler, die ein besonderes Interesse an der Metallverarbeitung haben, können hier auch schon während ihrer Schulzeit testen, ob sie Spaß bei der Arbeit mit Metallen haben und in diesem Bereich einen Beruf erlernen möchten. Der Geschäftsführer von Königsee Implantate, Frank Orschler, meint, dass seine Azubis, die über dieses Projekt an ihren Ausbildungsberuf gekommen sind, schon vor der Lehre etwas lernen können. All das können sie dann während der dreijährigen Ausbildung schon anwenden. Und weiter sichert er seinen Azubis zu, sie zu übernehmen, wenn sie ihre Prüfungen erfolgreich abschlie-
Bis jetzt hat die Schraube, oder besser haben die Schrauben, denn es sind ja hunderte, den Arbeitsbereich von Christoph nicht verlassen. Ständig hat er die Maschinen kontrolliert, damit sie auch absolut präzise arbeiten. Denn die Medizintechnik ist ein sehr sensibler Bereich, in dem schon kleinste Abweichungen der Masse oder der Qualität böse Folgen haben können. Die Schrauben, die bei Königsee Implantate produziert werden, haben einen exakten Durchmesser von 1,5 bis sieben Millimeter – Abweichungen unerwünscht. Je nach dem, ob nun eine gebrochene Hand oder ein kaputter Oberschenkel geheilt werden muss, verschraubt der Chirurg unterschiedliche Größen und verlässt sich darauf, dass der Hersteller sich an seine zugesicherte Qualität hält. Deshalb prüft er auch immer wieder stichprobenartig einige Schrauben, die noch mitten in der Fertigung sind. Wenn alles passt, gibt Christoph die Schrauben weiter an seine Kollegen. Dort werden die Schrauben von allen scharfen Kanten beim Entgraten und Polieren befreit und schließlich in der nächsten Abteilung sandgestrahlt, gereinigt und beschichtet. Als letztes werden die Schrauben noch einmal von seinen Kolleginnen aus der Qualitätskontrolle begutachtet. Passt das Gewinde? Stimmt die Länge? Sind keine Unregelmäßigkeiten zurückgeblieben? Erst wenn diese Damen nach ihren prüfenden Blicken das Okay geben, dürfen die Titanschrauben weiter. Nun bekommt jede einzelne sozusagen ihren Namen. Per Laser werden Artikelnummer und Charge eingebrannt und dazu ein Firmenlogo von Königsee Implantate, damit immer nachvollzogen werden kann, wer wann und an welcher Maschine genau diese
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ßen. Wenn du Lust hast, harte Metalle wie Titan zu filigranen medizinischen Implantaten zu verwandeln, dann informier dich doch auf der Internetseite von Königsee Implantate und wenn es passt, schick eine Bewerbung ab. (su) !
www.koenigsee-implantate.de
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Deine Karriere
Prof. Dr. Bärbel Kracke ist seit 2002 für dich an der Universität in Erfurt auf dem Gebiet der Berufswahlforschung tätig. Sie ist studierte Entwicklungspsychologin und beschäftigt sich mit den Entwicklungsaufgaben, die du während deines Lebens zu bewältigen hast. Gerade die Phase der beruflichen Orientierung ist ein Entwicklungsschritt, den jeder einmal durchmachen muss und zufällig ihr Forschungsschwerpunkt. Klar, dass WiYou einige Fragen hatte:
Nachgefragt ?
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Was sind die zentralen Probleme, die mit der Wahl eines Berufes auf Jugendliche zukommen? Das ist gar nicht mal die Wahl des Berufes an sich. Hier geht es um Probleme wie die Ablösung vom Elternhaus, Erweiterung des Freundeskreises, Entwicklung intimer Freundschaften. Das sind alles Dinge, mit denen sich Jugendliche aufgrund biologischer Entwicklungsprozesse, aber auch gesellschaftlicher Erwartungen beschäftigen müssen. Die Wahl des Berufes ist nur ein weiterer solcher Bereich, der durch unsere Gesellschaft an junge Menschen herangetragen wird. Weil letztlich nur über einen Beruf die autonome Erwachsenenrolle realisiert werden kann. Was sind die Prioritäten in der Vorstellung Jugendlicher für die Zukunft? Was sind ihre Ängste? An erster Stelle bei den Prioritäten stehen die Freunde. Direkt danach kommt schon der Beruf. Die größten Sorgen machen sie sich darum, welche berufliche Zukunft auf sie wartet. Da sprechen wir von einem Alter ab 15 Jahren etwa, je nach dem, wann sie aus der Schule kommen. Aber das Thema an sich ist für alle gleich wichtig. Nur die Intensität, selbst aktiv zu werden, die unterscheidet sich je nach Schulart und Persönlichkeit. Jugendliche müssen sich ausprobieren um herauszufinden, wo sie sich beruflich verwirklichen können. Und wie können sie sich ausprobieren? Es hat sich gezeigt, dass das ganz eng damit zusammenhängt wie offen und neugierig jeder einzelne ist. Da sind diejenigen begünstigt, die sich einfach in die Welt trauen. Das ist ein Parameter, an dem man nicht viel ändern kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Eltern. Sind sie eher regulierend oder geben sie Freiheiten. Je strenger Eltern in die Entwicklungsprozesse eingreifen, desto weniger muss sich ein Kind selbst zurechtfinden und hat es dann auch schwerer, eine neue Aufgabe zu bewältigen. Und ein weiterer Punkt ist die Schule, die die Aktivität fördern kann. Wir haben dazu das Projekt ThüBom entwickelt. Dabei geht es darum, ein Modell zur Stärkung der Aktivität zu schaffen. Zum Beispiel durch Errichten von Freiräumen zum Ausprobieren in der Schule. Dazu gehören BiZ-Besuche, Betriebspraktika oder Unternehmensbesichtigungen, die ordentlich vor- und nachbereitet werden müssen. Und da unterscheiden sich die Schulen stark voneinander. Sind Schulen für die berufliche Zukunft ihrer Schüler verantwortlich? Sie müssen nicht dafür sorgen, dass ihre Schüler nach dem Abschluss eine Lehrstelle haben, nein. Aber sie können ihnen das Handwerkszeug mitgeben, sich vernünftig zu orientieren, Bewerbungsschreiben zu verfassen oder so auf ein betriebliches Praktikum vorzubereiten, dass aus den ein bis zwei Wochen maximale Informationen gezogen werden können. Dabei gibt es deutliche Optimierungsmöglichkeiten. Woran erkenne ich denn eine Schule mit guter Berufsorientierung? Zum einen an dem dafür eingeführten Qualitätssiegel „Berufswahlfreundliche Schule“. Zum anderen daran, dass in allen Fächern Wert auf berufswahlfördernde Maßnahmen gelegt wird. Quasi eine Schule, in der jeder Lehrer eine Art Anschlussqualifizierung im Kopf hat. Nicht nur der Abschluss der Schule ist dann wichtig und die Vermittlung eines Lehrplans, sondern zum Beispiel auch, wie der vermittelte Stoff in einer späteren Praxis Anwendung finden kann. Praxisbezug gehört dazu in jeden Unterricht. Da liegt auch das große Problem, dass viele Jugendliche die Schule für sich abschreiben, weil sie das Gefühl haben, das echte Leben fände außerhalb des Schulgebäudes statt. Was können Schüler konkret tun, um ihre Schule daraufhin zu „überprüfen“ und solche Maßnahmen einzufordern? Zum Beispiel können sie herausfinden, wer an der Schule für Berufsorientierung verantwortlich ist und mit demjenigen darüber reden, was sie selbst sich wünschen, was sie erwarten und wie sie Projekte gestalten und umsetzen können. (rw) Illustration: Laurent Renault/123RF.com
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LSV
LANDESSCHÜLERVERTRETUNG Die Landesschülervertretung Ökologisch und Sozial Gender Für die Landesschülervertretung gilt der Gleichheitsgrundsatz. Geschlechterbenachteiligung ist zu vermeiden. Gezielte geschlechterspezifische Arbeit ist unter dem Genderansatz zu betrachten. Die Landesschülervertretung unterstützt daher Projekte, welche die geschlechterspezifischen Interessen von Schülerinnen und Schülern berücksichtigen. Chancengleichheit Soziale Benachteiligungen, wie sie zum Beispiel in Familien mit finanziellen Problemen die Folge sein können, sind durch die Landesschülervertretung besonders zu sensibilisieren. Eine Gleichbehandlung für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ist für die Landesschülervertretung selbstverständlich. Die Landesschülervertretung unterstützt des Weiteren Anliegen zur Förderung der Chancengleichheit an Schulen. Ein gemeinsamer Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern mit körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen ist anzustreben. Soziale Netzwerke Zur Verbesserung der Chancengleichheit unterstützt die Landesschülervertretung Maßnahmen der UN – Dekade für nachhaltige Bildung. Über Ideen und Angebote wird die Landesschülervertretung über ihre Homepage und in regelmäßigen Rundbriefen informieren. Ein Informationspool sowie ein Unterstützer-Netzwerk sind in der Geschäftsstelle der Landesschülervertretung zusammenzuführen. Lernen Lernchancen und Möglichkeiten der Mitwirkung sind unter dem Gleichheitsgrundsatz finanziell besonders zu berücksichtigen. Schulische und außerschulische Bildung soll unabhängig vom Einkommen der Eltern jedem Schüler zugänglich sein.
Leben Fahr- und Unkosten, sowie warme und gesunde Ernährung muss an allen Schulen besonders in den Sekundarstufen I und II, bei entsprechendem Nachweis kostenlos verfügbar sein! Die LSV wird entsprechende Anstrengungen und Prozesse im Freistaat beobachten und nach Möglichkeit kommentieren. Gelungene Angebote werden über die der Landesschülervertretung zur Verfügung stehenden Kommunikationswege bekannt gemacht. Gesundheit Eine gesunde Ernährung ist sicherzustellen. Schulen haben für die altersgemäßen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ausreichend Raum und Ausstattung zur Verfügung zu stellen. Die körperliche, geistige und soziale Entwicklung ist hierbei besonders zu beachten. Im Falle eines Mangels kann die Landesschülervertretung auf Anfrage im Rahmen ihrer Möglichkeiten, als Prozessmoderator angefragt werden. Die Unterstützung durch den Schulträger wird von der Landesschülervertretung ausdrücklich gewünscht. Im Falle eines Interessenkonfliktes ist das zuständige Referat im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur durch die Landesschülervertretung mit einzubeziehen. Integration Die Landesschülervertretung fördert die Integration von Schülern mit körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen sowie von Kindern mit Migrationshintergrund. Ökologisch Im verantwortlichen Umgang mit unserer Umwelt sind unnötiger Ressourcenverbrauch und Verschmutzungen besonders im Schulalltag zu vermeiden. In Schulen, Bildungseinrichtungen und dem Gemeinwesen rät die Landesschülervertretung zu einem bewussten Stromverbrauch, der Förderung sowie Einrichtung von Solarenergie-Anlagen und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Die Förderung des Umweltbewusstseins im Schulalltag wird von der Landesschülervertretung besonders unterstützt. Autor: Christoph Zimmermann
Foto: LSV
03 /2010 · WiYou: Wirtschaft und Du
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Deine Karriere
+++ PartySchreck ++++++
das Partyspiel ++++++++
+++ ellen Verkaufsstart +++ +++++++ vor dem offizi +++++++++++++++++++++ ++ 10 x 1 Spiel +++++++++
Was bitte ist aus den guten alten Partyspielen geworden? Lügenmax – klar kennt jeder, ist aber irgendwie aus der Mode gekommen. Trichtersauf... – naja, auch nicht so wirklich massentauglich.
WiYou hat jetzt für dich exklusiv noch vor dem offiziellen Verkaufsstart ein Partyspiel, was wirklich Kultcharakter bekommen kann. PartySchreck heißt das Kartenspiel der Partysaison 2010. Die Regeln sind denkbar einfach. Jeder Spieler zieht eine von 32 Karten, auf denen Aufgaben stehen. Keiner weiß, was der andere gezogen hat, und dann beginnt das Spiel. In einer festgelegten Zeit müssen die Aufgaben ausgeführt werden. Wenn sich also nach und nach alle auf der Party komisch benehmen, dann ist das Spiel in vollem Gange. Denn auf den Karten steht sowas wie: Regele für zehn Minuten den Verkehr im Partyraum, oder: Lass dir vom Gastgeber einen Staubsauger geben und sauge zehn Minuten während der Party, weil du angeblich gekrümelt hast. Den richtigen Spaß bringt das natürlich, wenn nicht alle Gäste in das Spiel eingeweiht sind. Anzeige
Wir bilden aus – ab August 2010:
Köchin / Koch Restaurantfachfrau / Restaurantfachmann
— I M P L A N E TA R I U M — Bewerbungen an : Sternevent GmbH Herrn Stephan Weber Am Planetarium 5 · 07743 Jena
Dein Job sucht Dich – lass dich finden! Oder eben andersrum – finde deinen Traumjob. In wenigen Stunden aus über einhundert möglichen Arbeitgebern ganz in Ruhe auswählen und dich gleich mit Mitarbeitern vor Ort über deinen Ausbildungsplatz unterhalten, das geht am 19. Juni von 10.00 bis 15.00 Uhr auf dem Messegelände der Messe Erfurt. Auf der „JOBfinder 2010“, einer der größten Ausbildungs- und Karrierebörsen in Thüringen stellen dir die Aussteller wieder zahlreiche Berufsbilder unterschiedlicher Branchen vor. Ob Berufe in der Logistikbranche bei Axthelm & Zufall oder im Einzelhandel bei der Kauflandgruppe, beim Zoll, bei der AOK oder auch der Bahn – die Bandbreite der vorgestellten Karrierechancen ist vielfältig. Aber auch über Studienmöglichkeiten oder andere duale Ausbildungsformen bei vielen Bildungsträgern wie den Euro-Schulen Erfurt oder der privaten Adam-Ries-Fachschule kannst du dich auf der JOBfinder informieren. WiYou-Tipp! Bereite doch im Vorfeld schon ein paar Bewerbungsmappen vor, die du dann gleich vor Ort bei deinen Wunschunternehmen abgeben kannst. Dann hast du gegenüber anderen Bewerbern schon einmal die Nase vorn. Ins Leben gerufen wurde die Messe von der Industrie- und Handelskammer Erfurt, der Handwerkskammer Erfurt, der Agentur für Arbeit Erfurt und der BWAW Thüringen gGmbH. Auch diese wirst du dort als Aussteller finden. Doch darüber hinaus hat die Messe noch einiges mehr zu bieten. Vielleicht suchst du ja einen Ferienjob oder einen tollen Praktikumsplatz – auch das kannst du an dem Tag in Erfurt finden. Rund um, ein ganzer Tag zum „JOB-finden“! Übrigens, WiYou ist auch vertreten und vielleicht kommst du ja mit unseren Redakteuren auch über WiYou ins Gespräch. Lob, Kritik, Anregungen und Tipps, deine Meinung ist uns wichtig. Also bis dahin, wir seh’n uns! (bo)
Infos: 03641 - 885450 · weber@sternevent.com www.jobfinder-messe.de
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WiYou: Wirtschaft und Du · 03 /2010
Deine Karriere
Karriere am Erfurter Kreuz Flugzeugtriebwerke warten, Solarmodule zusammenschrauben, Schaumgummimatratzen herstellen, Turbolader montieren oder Kekse backen – am Erfurter Kreuz kannst du dein tägliches Brot auf vielfältige Weise verdienen. Denn hier, zwischen Arnstadt und Erfurt, haben sich mittlerweile mehr als 60 Unternehmen niedergelassen. Damit bilden sie das größte Gewerbegebiet von Thüringen, in dem mehr als 5000 Menschen arbeiten. Soviel geballte Unternehmenspower hält für dich natürlich eine Menge Berufsund Karrierechancen bereit. Damit du von diesen Chancen noch schneller erfährst und bereits während deiner Schulzeit austesten kannst, was du nach deinem Abschluss beruflich machen willst, gibt es den Verein „Initiative Erfurter Kreuz“.
Bereits 30 Unternehmen engagieren sich hier für die Region und für deine Zukunft: Sie suchen und fördern Fachkräfte und helle Köpfe von morgen – also genau dich. „Wir arbeiten gemeinsam an Konzepten, die der langfristigen und nachhaltigen Entwicklung des Wirtschaftsstandorts am Erfurter Kreuz dienen. Dabei liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Werben und Ausbilden von Fachkräften“, sagt Michele Zimmermann. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Interessenverbundes und außerdem Chefin der Borg Warner Transmission Systems Arnstadt GmbH. Wohnst du in der Region, dann ist dir bestimmt nicht entgangen, dass seit mehreren Jahren neue Fabrikgebäude am Erfurter Kreuz wie Pilze aus dem Boden schießen. Man nimmt die Neubauten im vorbeifahren wahr. Was hinter den Mauern der oft riesigen Fertigungshallen steckt, wissen wahrscheinlich nur die Wenigsten. Auch das wollte die Initiative mit ihrer Gründung dringend ändern: Inzwischen wird ein enger Kontakt mit den Schulen rund um das Erfurter Kreuz gepflegt. Gemeinsam mit der Schulleitung organisiert man für dich Schnuppertage oder ermöglicht dir ein Schülerpraktikum. So kannst du herausfinden, was das Gewerbegebiet bei Arnstadt in Sachen Berufs- und Karrieremöglichkeiten alles zu bieten hat und welcher Beruf tatsächlich zu dir passt. Denn das findest du nicht heraus, wenn du jeden Tag nur in deine Schulbücher starrst und dir vor lauter Lernen der Kopf raucht, davon sind die Mitglieder der Initiative fest überzeugt.
Die Verein schmiedet aber noch ganz andere Pläne, wenn es darum geht, die Qualität deiner Ausbildung zu verbessern: Damit du als Lehrling am Erfurter Kreuz nicht tagein tagaus nur in einem Ausbildungsbetrieb lernst und arbeitest, soll es schon bald eine Art Lehrlingsaustausch geben. So lernst du, was in anderen Berufszweigen wichtig ist und wie im Unternehmen nebenan gearbeitet wird. „Es ist sehr wichtig, dass Jugendliche über ihren eigenen beruflichen Tellerrand hinaus blicken. Nur so lernen sie, worauf es im Berufsleben tatsächlich ankommt“, weiß Martin Winter, Geschäftsführer der Carpenter GmbH und ebenfalls Mitglied der Initiative. Kennen lernen kannst du die einzelnen Unternehmen auf verschiedenen Jobmessen in der Region, etwa auf der jährlich im Januar stattfindenden Berufsorientierungsmesse in Arnstadt. Da inzwischen fast Sommer ist und du sicherlich nicht bis nächstes Jahr warten möchtest, um dich über Ausbildungswege am Erfurter Kreuz zu informieren, gibt’s die nächste Gelegenheit schon am 28. Mai. An diesem Tag präsentieren sich Unternehmen der Initiative bei der langen Nacht der Technik an der Universität Ilmenau. Das ist also deine Chance, um dich umkompliziert über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten am Erfurter Kreuz zu informieren und nebenbei noch eine ganze Menge über Technik zu lernen. (kö) !
www.initiative-erfurter-kreuz.de
Fotos: Bosch Solar, Jens-Ulrich Koch/ddp, Henning Kaiser/ddp
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Deine Karriere
Masterstudiengang
„Netzwerkmanagement“ startet zum Wintersemester 2010 an der Fachhochschule Erfurt in der Fakultät Sozialwesen
Die Fachhochschule Erfurt geht mit dem Masterstudiengang „Netzwerkmanagement – Schwerpunkt Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung“ in der Fakultät Sozialwesen ab dem Wintersemester 2010 an den Start. Die UN Weltdekade Bildung für eine nachhaltige Entwicklung wird von 2005 – 2014 weltweit umgesetzt. Es sollen hier unter anderem Bildungsformen entwickelt werden, die eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Sozialem, Wirtschaft, Ökologie, Politik und Kultur vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Entwicklung ermöglichen. Die Träger der Sozialen Arbeit, konkret die in der LIGA organisierten Verbände der freien Wohlfahrtspflege, stellen sich dieser aktuellen Herausforderung indem sie konsequent den vertiefenden Master entlang ihrer Ansprüche mitentwickelt haben.
www.fh-erfurt.de
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www.dekade-thueringen.de
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So wurden diese Ansprüche zunächst an erforderliche Kompetenzen zur Umsetzung der BNE im mittleren und höheren Management der Sozialen Träger formuliert und daraus dann gemeinsam mit den Professoren und Professorinnen der Fakultät Module entwickelt. Im Vordergrund steht das Netzwerkmanagement in und zwischen den Institutionen zur Entwicklung und Umsetzung dauerhaft tragfähiger Konzepte Sozialer Arbeit unter Einbeziehung einer wirtschaftlichen, ökologischen, (global)politischen und kulturellen Perspektive. Heraus kam ein kooperativ entwickelter Masterstudiengang mit einem hochaktuellen Profil, dem zusätzlich ein MentorInnenprogramm seitens der LIGA Verbände zur Seite gestellt wird. Begleitend sollen hier die Studierenden über vier Semester Erfahrungen in den Einrichtungen sammeln, in denen sie später arbeiten werden. Darüber hinaus wird eine internationale Perspektive durch die Zulassung ausländischer Studierender anvisiert. Da eine sehr hohe Bewerberdichte zu erwarten ist, wird momentan über ein geeignetes Auswahlverfahren diskutiert. Autor: Michael Rabisch Foto: pepsprog/Pixelio
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Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit In der vergangenen Ausgabe starteten wir eine Serie mit insgesamt vier Beiträgen zum Thema Nachhaltigkeit. Die Texte entstanden im Rahmen des studentisch organisierten Seminars „Nachhaltigkeit als Herausforderung für die Zukunft“ an der Universität Erfurt. Das Seminar wurde von der Deutschen UNESCO Kommission als offizielles Dekade Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Praxispartner dieses Projektes war die Koordinationstelle UN Dekade Thüringen und wurde betreut von Michael Rabisch. Die entstandenen Texte gehen kritisch bis zynisch mit dem Thema Nachhaltigkeit um, bleiben dafür dann aber auch nachhaltig im Gedächtnis.
Wofür Die Erde geht kaputt. Das hat mittlerweile auch der informationsfaulste Nicht-Sich-Kümmrer mitgekriegt, wobei jeder die ein oder anderen alarmierenden Daten zitieren kann: Der Schwund von Regenwäldern in Fußballfeldern pro Minute, Klimawandel, Ressourcenverbrauch – mit der Aussicht, dass, so der WWF-Klimabericht, zirka 2035 diese Erde nicht mehr ausreichen wird, um all das, was auf ihr lebt, zu versorgen – was ohne den Menschen selbstverständlich kein Problem wäre. Ein bewussterer Lebensstil mit Weltrettungsambitionen, selbst durchgeführt von allen Menschen, die bisher dieses Drama verursacht haben (konkret: reichen Menschen) kann das alles jedoch auch nicht aufhalten – fangen doch nun jene, denen bisher die Möglichkeit nicht offenstand, die Erde zu verhunzen, mehr und mehr damit an. Das sollten sie nicht, lautet der Klimaexpertenrat – aber ernsthaft, welcher Nordamerikaner oder Europäer mag einem Afrikaner oder Südostasiaten verbieten, eine Glühbirne zu benutzen? Und allein dies wäre schon fatal, da jene Staaten, denen jetzt langsam dieser „Reichtum“ offenzustehen beginnt, aufgrund immenser Bevölkerungsdichte jegliche westlichen Sparmaßnahmen zunichte machen würden. Außerdem – irgendwie ist es doch schon immer so gelaufen. Evolution und so, das ganze Geborenwerden, Etwasverändern, Aussterben – wahrscheinlich wird es auch für die Menschen so laufen. Das Etwasverändern könnte hier im besten Falle so laufen, dass trotzdem noch etwas Leben übrig bleibt, woraus am Ende wieder eine irgendwie nette Gesamtsituation auf diesem Planeten entstehen könnte. Und selbst wenn nicht, selbst wenn er in die Luft fliegt – irgendwie ist Sternenstaub doch auch ganz hübsch. Der glitzert wenigstens.
Kurz: Eigentlich läuft es alles wie es eben läuft. Gut und böse sind ohnehin menschengemachte Kategorien, die die Evolution reichlich wenig interessieren, daher macht es keinen Sinn, sich für eine „gute Sache“, wie den Erhalt der Erde oder der Menschheit oder Ähnliches einzusetzen – da stehen wir drüber. Ja, wer den Anspruch hat, mit seinem eigenen Verhalten gleich die Welt zu retten, der wird aufgrund dieser oder ähnlicher Argumentation, jedenfalls letztendlich aufgrund der Wahnsinnigkeit seines Vorhabens ein Motivationsproblem kriegen. Allerdings ist dieser Anspruch auch ziemlich dumm. Aus eigener Erfahrung kennt wohl jeder, dass schon bei geringeren Dingen wie „Sport treiben“ ein abstraktes Ziel wie „Gesundheit“ nicht sonderlich auf die Beine bringt. „Spaß mit Freunden haben“ hilft da schon eher. Oder „sich nach der Arbeit mal richtig auspowern“. Wir funktionieren einfach nicht abstrakt, sondern im Gegenteil äußerst lustgesteuert. Egoistische Ideen setzen uns deutlich leichter in Bewegung als jegliche anderen. Dementsprechend schließe ich für mich selbst: Ich bin weder Gott noch das Universum, Blickwinkel dieser Art einzunehmen bleibt also meiner innersten spirituellen Überzeugung überlassen. In meinem Alltagsleben haben sie nichts zu suchen, denn jenes spielt sich in einer Familie, Gruppe, Region, Gesellschaft, Nation, Welt ab ... Selbiges gilt für das meiner potentiellen Kinder. Und so lange das so bleibt, habe ich ein Interesse am Fortbestand des Ganzen. Oder, in kitschig: Ich finde die Idee schön, dass auch meine Ururururur(...)enkel noch in grünen Wäldern herumtollen und von Bäumen wachsende Nahrung essen können. Also beiße ich in meinen Bio-Apfel von nebenan. Und fühle mich gut dabei. Kommentar: Henrike Frye (Studentin der Uni Erfurt)
Fotos: Jutta Rotter/pixelio, privat
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Dein Engagement
Das ist der insgesamt dritte Teil der Geschichte um Bianca Albrecht, die wohl jüngste Schriftstellerin Thüringens. Gleichzeitig ist es auch der erste Teil des Endes. Ihre bisher bewegendste Reise führte sie in die Anden, wo sie zusammen mit ihrem Vater Schuhe an Kinder verteilte.
Nach vielen Tagen Marsch erreichen wir Tuni. Neugierige Kinderaugen staunen, als sie alle passende Schuhe geschenkt bekommen.
Von kleinen Schuhen und großen Träumen [Teil 1] In den letzten beiden Ausgaben habe ich euch viel von einer „Karriere“ erzählt, die so eigentlich nie geplant gewesen war. Die Geschichte eines grauen, kleinen Spatzes, der gern einmal mit den anderen bunten Vögeln fliegen wollte – und es schaffte. Ich habe von ganz unten begonnen und somit gelernt, was es heißt, für seine Träume zu kämpfen. Habe viele Dinge falsch gemacht und wieder und wieder alles geändert und umgeschmissen. Auf einem toten Pferd kann man nicht reiten. Deshalb stieg ich oftmals einfach ab und suchte mir ein neues. Auf seltsame Weise hatte ich aber auch immer tausend Schutzengel, die mich immer genau dahin brachten, wo ich gerade die besten Aussichten hatte. Durch viele Zufälle kam ich immer in Firmen, die gerade einstellten oder zumindest in Zeiten der Krise nicht entließen. Meist wurden hier und da Stellen ausgeschrieben, für Jobs, von denen ich gar keine Ahnung hatte. Doch vieles kann man lernen und so bewarb ich mich oft einfach. Meine Chefs, ahnungslos über meine Unkenntnis, ich ahnungslos darüber, was mich hier erwarten sollte. Alles ging aber irgendwie. Ich baute mir immer ein gutes Verhältnis mit den anderen Mitarbeitern auf. Da konnte ich dann vieles heimlich erfragen und mir zeigen lassen, ohne bei meinen Vorgesetzten angeschmiert zu werden. Das kostete mich hier und da ein Päckchen Kaffee und viele Abende in der Firma, doch schon in wenigen Wochen hatte ich mein Wissen aufgeholt.
Ja, eigentlich ging es mir richtig gut. Mein Kühlschrank war voll und meine Wohnung warm. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen ich nicht einmal die Miete zahlen konnte. So ging es ständig auf und ab. Heute auf den großen Messen. Morgen die Toiletten eines Hotels putzen. Autoindustrie, Buchmarkt, Verlagsbranche. Aber auch Arbeit an heißen Öfen und feinem Staub, der nicht atmen lässt. Teure Hotels, dunkelblaue Anzüge, Büros mit großen Fenstern. Gemacht um daraus auszufliegen. Ich kann nicht sagen, dass ich es nun geschafft habe. Immer wird es noch mehr geben. In diesem Leben habe ich oftmals einfach nur richtig Glück gehabt. Das größte Geschenk jedoch, welches ich jemals bekommen habe, war meine Freiheit. Das mag jetzt einige irritieren, denn das passt so gar nicht in ein Karrieremagazin. Doch wer glaubt, dieses Wort sei hier fehl am Platz, der irrt. Ich bin immer meinen eigenen Weg gegangen. Hatte eine der besten Lehrstellen in Thüringen und arbeite nun in der Autoindustrie für Rolls Royce. Nebenbei schreibe ich für diese und jene Zeitung und habe mir mit meinem Vater sogar einen eigenen Reisebuchverlag aufgebaut. Das alles kann man haben. Auch schon mit zwanzig, wenn man dran bleibt. Als Thüringens jüngste Autorin schreibe ich nun bereits schon am dritten Roman. Stoff dafür zu finden fällt mir nicht schwer. Ich bin immer Fotos dieser Doppelseite: privat
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Dein Engagement
TEXT
unterwegs, oft sogar auf extremen Reisen in der Welt. Bolivien, Peru, im Frühjahr in Äthiopien und im Herbst Indien. Gerade komme ich aus Moskau zurück. So geht es immer weiter. Ich träume von Malaysia und Argentinien. Hab gehört, dass man in Buenos Aires gut Tango tanzen kann. Das schönste meiner Abenteuer jedoch erlebte ich auf meiner ersten großen Reise. Davon möchte ich noch erzählen, dann bin ich still. Es ist meine eigene kleine Weihnachtsgeschichte mitten im Sommer. Vielleicht der Grund dafür, warum es mich immer wieder hinauszieht. Durch die Zusammenarbeit mit meinem Vater habe ich ihn selbst erst wirklich kennen gelernt. Man lebt aneinander vorbei, wenn man wenig voneinander weiß. Er hatte Südamerika in vielen Jahren bereist und ich hatte schließlich seine Tagebücher gefunden. Ich glaube, so hat das alles angefangen. Als wir dann begannen, uns selbst zu verlegen, die Bücher ein Renner wurden und unsere Vorträge immer mehr Besucher anzogen, beschlossen wir unsere erste gemeinsame Reise. Erst mal nach La Paz und dann weiter in die Anden Südamerikas. Warum er unbedingt dorthin wollte, erklärte er mir nur zögerlich. „Du Anci“, höre ich ihn noch sagen, den Blick ins Feuer gerichtet und eine gewisse Heimlichkeit in seiner Stimme. „Ich hab da noch so ein Versprechen offen. Es gibt da zwei Kinder, ganz oben in den Bergdörfern der Anden, die warten schon seit Jahren auf mich. Die haben keine Schuhe und nichts Warmes anzuziehen. Der Winter dort oben ist bitterkalt, also habe ich versprochen, ihnen etwas mitzubringen. Den beiden Mädchen und auch allen anderen. Du, die müssen wir finden. Jetzt sind wir zu zweit.“ Naja, was soll ich sagen. Die Idee war ziemlich verrückt. So verrückt sogar, dass uns noch wenige Wochen vorher der MDR begleitete. Plötzlich sprach sich unsere Aktion nicht nur auf unseren Vorträgen, sondern auch in ganz Thüringen herum. Was eigentlich klein angefangen hatte, wurde nun zu einer richtig großen Sache. Die Reaktionen waren unglaublich. Plötzlich sammelte ein ganzes Dorf für uns. Arbeitskollegen, Freunde, aber auch viele Unbekannte. Die Zahl derer, die uns von da an unterstützten, war riesig. Schon wenige Wochen später fanden die ersten Schuhe den Weg nach Südamerika. Nun drang unsere Idee sogar bis nach Rudolstadt durch. Als von dort auch noch ein bekanntes Schuhhaus seine Unterstützung anbot, spürten wir zum ersten Mal, welche Begeisterung wir in unseren Vorträgen geweckt hatten. Plötzlich bekamen wir Zuschriften von Leuten, die mit uns fahren wollten, um zu helfen. Zwei von ihnen haben uns dann tatsächlich begleitet und kräftig mit angepackt. Damit flogen noch einmal 170 Paar Schuhe nach Bolivien. Eine Zahl, mit der wir beide niemals gerechnet hatten. Doch es sollte noch einmal alles anders kommen, als geplant. Wir waren fertig mit packen, die Seesäcke verschnürt, die Rucksäcke zum Platzen voll. Eine Woche vor unserer Abreise, als aus heiterem Himmel dieses Stechen in der Bauchgegend auftrat. Von da an ging es mir
Bianca Albrecht ist die wohl jüngste Schriftstellerin Thüringens. Im vergangenen Jahr veröffentlichte sie ihr zweites Buch „Wo der Wind weint“. WiYou veröf fentlicht eine Serie, die sich mit ihrem Leben, ihren Erfahrungen und natürlich auch mit dem Beruf des Schriftstellers auseinandersetzt. stündlich schlechter. Ich ging nicht gleich zum Arzt, sondern lieber weiter an die Arbeit. Konnte weder essen, noch trinken. Nichts behielt ich, Durchfall und Erbrechen wechselten sich ab, die Schmerzen wurden immer stärker. An einem Sonntag Abend brachte mich mein Vater ins Krankenhaus. Die Diagnose war eindeutig: Akuter Blinddarmdurchbruch. Sofortige Notoperation. Entsetzt blickte ich die Ärzte an und fragte, ob ich denn dann morgen auch wieder draußen sei. Schließlich müsste ich noch trainieren und meine Reisepapiere abholen. Einen Moment später konnte ich nur noch heulen, als man mir eröffnete, dass ich meine Reisepapiere nun nicht mehr brauchen würde. Es wäre ein kleines Wunder, hatten sie gesagt, wenn ich dennoch diese große Reise antreten könnte. So richtig daran glauben jedoch wollte niemand. FORTSETZUNG FOLGT …
Die alten, schwarzen Gummisohlen brauchen sie nun nicht mehr.
Für meinen Vater und mich geht ein langer Traum in Erfüllung, als wir die Pässe auf fast 6.000 Meter Höhe überwunden haben.
„Wo der Wind weint“ Was bedeutet es, wenn die Sterne ihren Glanz verlieren? Wenn alles Vertraute plötzlich trist wird und in dir eine heimliche Sehnsucht erwacht? Wie viel willst du aufgeben, wenn du alles hast? Diese Fragen stellt sich ein kleines Mädchen, das in einer Winternacht das erste Vorzeichen für einen seltsamen Lebensweg finden soll. Ihren eigenen. Ein leichtsinnig gegebenes Versprechen wird sie auf eine Reise schicken, von der sie bald nicht mehr weiß, ob sie jemals wieder zurückkehren wird. Erhältlich unter: www.latortuga.de
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Breite Aufstellung führt zum Erfolg
auch in einer Schülerfirma Die Klosterschule Roßleben ist die älteste Bildungseinrichtung Thüringens und eine der traditionsreichsten in ganz Deutschland. Hinter den alten Mauern finden sich hier nicht nur modernste Bildungsansätze, wie zwei Fremdsprachen ab der fünften Klasse oder soziale Projekte ab der zehnten, sondern auch die Schülerfirma GO! SAG Roßleben. Die Schülerfirma wurde im Jahr 2003 gegründet, wirtschaftet erfolgreich und besteht bis heute. Seit den Anfängen hat sich einiges getan. Alexander Schmidt ist der derzeit noch amtierende Vorstandsvorsitzende, wird sich aber aus den aktiven Geschäften zurückziehen. Denn er hat gerade sein Abitur gemacht. WiYou konnte er aber noch einige Fragen beantworten. GO! SAG Roßleben – das heißt Gut Organisiert! Schüleraktiengesellschaft. Das heißt die Firma hat echte Aktien, na ja fast echte, die natürlich nicht an der Börse gehandelt werden, aber dennoch limitiert sind und einen echten Wert haben. So kostete einst zur Gründung eine Aktie 3,50 Euro, heute hat sie einen Wert von 3,90 Euro. Aber eins nach dem anderen. Zur 450 Jahrfeier der Internatsschule entstand die Idee, mit einer Schülerfirma die Schule zu vermarkten. Schnell fand sich eine Gruppe, die unterstützt von Lehrern ein Konzept für die Firma entwickelte und Hilfe von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) erhielt. Mit einer Startfinanzierung der DKJS wurden Kaffeetassen, T-Shirts, Weingläser und jede Menge anderer Merchandising-Artikel angefer-
tigt, die auf Veranstaltungen und an Ständen verkauft wurden. Derzeit bauen sie einen Shop, so dass auch der Vertrieb über das Internet losgehen kann. Highlight und Renner ist seit Bestehen ein Wein mit eigenem Etikett, der jedes Jahr neu ausgewählt wird. Immer darauf abgebildet – das Logo mit dem stilisierten Gebäude der Schule. Damit wurde Geld verdient, was zum Wachstum der Firma investiert wurde.
Alex ist seit der neunten Klasse in der Firma. Nachdem später die damalige Belegschaft in den abiturbedingten Ruhestand ging, übernahm er mit seinen Mitschülern das Ruder. Seitdem hat sich viel bewegt. „Wir sind jetzt die dritte Generation in der Schülerfirma“, sagt er, „und in jeder Generation wurde etwas Neues angeschafft. Die Ersten bauten den Grundstock, die Zweiten bekamen neue Räume und erweiterten das Angebot und wir haben schließlich Kanus angeschafft.“ Die Schülerfirma ist ziemlich breit aufgestellt. Nach dem Merchandising kam ein weiteres Geschäftsfeld hinzu. Veranstaltungen wurden organisiert. Jedes Jahr findet an der traditionsgeprägten Schule ein gut besuchtes Ehemaligentreffen statt. Außerdem muss die jährliche Weinverkostung organisiert werden, nach der ein Wein prämiert und mit dem Etikett Fotos dieser Doppelseite: Archiv der Schülerfirma
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der Klosterschule versehen wird. Alle diese Dinge machen die Schüler der Firma komplett in Eigenregie. Insgesamt 13 Leute sind sie; in verschiedenen Abteilungen. Da gibt es die Finanzwelt, die sich um die Bücher kümmert, mit einem eigenen Buchhaltungsprogramm, es gibt die Abteilung Kanutouren, dazu gleich mehr, die Vertriebsabteilung, die Veranstaltungsabteilung und das Marketing. Alle arbeiten dabei Themenübergreifend. Jeder schaut mal in jede Abteilung und lernt dadurch alle Bereiche des Unternehmens kennen. Kontrolliert werden am Ende nur die Bücher der Firma. Und zwar von den betreuenden Lehrern. Die Schule selbst liegt direkt an der Unstrut, hat sogar einen eigenen kleinen Steg, der allerdings erst noch restauriert werden muss, damit Boote wieder zu Wasser gelassen werden können. Alex´ Sportlehrer hatten die Idee, eigene Kanus anzuschaffen, um Kanutouren anbieten zu können. Gesagt, getan – zehn Kanus und Kajaks wurden gekauft, die insgesamt 25 Personen Platz bieten. Kunden sind allerdings keine Privatleute, die einfach mal einen Wochenendtrip buchen, sondern Schulangehörige oder diejenigen, die etwas mit der Schule zu tun haben. Denn anderenfalls wäre die Schüler firma eine zu starke Konkurrenz für „richtige“ Unternehmen. Da sie keine Personalkosten hat, kann sie ganz andere Preisstrukturen schaffen, als in der Realität möglich wäre. Dennoch gehört einiges zum Repertoire der Tourenplaner. Übernachtungen, Grillfeuer, Abholung – die Trips werden von vorn bis hinten für die Kunden durchgeplant.
www.klosterschule-wirtschaft.de
Auch sozial ist die Schülerfirma engagiert. So führten sie zum Beispiel gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarksspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion durch. Das organisierten sie zusammen mit der DKMS in ihrer Schule. Für die Zukunft ist der Ausbau des Kanuprojektes geplant. Der Kanusteg soll auf Vordermann gebracht werden und in der Nähe liegt ein so genannter „Toter Arm“ der Unstrut, den die Schüler gerne wieder an den Fluss anschließen würden. Allein, es fehlt dafür gerade an finanzieller Unterstützung durch die Stadt. Zeit geht dafür natürlich jede Menge drauf. Vier bis fünf Stunden, sagt Alex, bräuchte man schon jede Woche. Wenn Veranstaltungen oder die Planung neuer Projekte anstehen, dann gerne auch mal viel mehr. Engagement muss dafür jeder mitbringen. Dafür erhalten aber alle etwas. Alex ist froh, in der Schülerfirma mitgewirkt zu haben. „Ich habe unglaublich viel gelernt. In der Neunten habe ich mir das noch gar nicht richtig vorstellen können, dass es so einen Spaß macht und dass mir das etwas bringt. Aber ich habe gelernt, dass man sich immer durchsetzen muss, wenn man von etwas überzeugt ist, sonst bekommt man nie das was man will. Und ich habe gelernt, was in einem Unternehmen wichtig ist, wo vielleicht versteckte Kosten liegen, die man vorher gar nicht sieht. Und schließlich weiß ich jetzt, was Aufgabenverteilung bedeutet“, resümiert Alex seine Jahre in der Schülerfirma. Jetzt steht für ihn erst einmal der Sommer an. Praktika und Vorbereitung auf sein Studium, bis er vielleicht seine eigene „echte“ Firma leitet. (rw)
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The Young Americans are back! Das Experiment: 100 Deutsche und 40 Amerikaner machen einen dreitägigen Workshop. Das Ergebnis: Ein Feuerwerk aus Musik, Tanz und Gesang, das Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Wie schaffen „The Young Americans“ das? Wer sind sie eigentlich? Und wo kann man sie erleben? „Awesome, you were awesome guys. Let's do it again!“ Gleich noch einmal, das ist das Wichtigste. Bis es sitzt, dann kommt der nächste Tanz, das nächste Lied. Am Ende eines Tages wissen die Schüler kaum noch, wo ihnen der Kopf steht, sie sind völlig erschöpft, durchgeschwitzt – und überglücklich. Drei Tage Glückshormone und Adrenalin – für die Young Americans ist das Alltag. Zehn Wochen reist eine TEXT: Gruppe von zirka 40 Amerikanern quer durch ein Land, macht halt an Haupt- und Regelschulen, Gymnasien, auch mit Gehörlosen und im Gefängnis haben sie schon gearbeitet, in der Berliner Rütli Schule, am Gutenberggymnasium in Erfurt. Sie gehen an Brennpunkte, zu Jugendlichen, die Perspektiven und SelbstAnnemarie Walter ist 18 Jahre vertrauen oftmals verloren haben. und macht gerade ihr Abi in Was langwierige Projekte nicht Erfurt. Sie tanzt seit über elf schaffen, gelingt den Amerikanern Jahren Ballett, sie schreibt und in wenigen Stunden. Nie sagen sie, liest alles was ihr in die Finger dass etwas falsch ist, jeder noch so kommt. Nach dem Abi will sie kleine Fortschritt wird gelobt, nie das ehrgeizige Ziel verfolgen, verlieren sie die Geduld. Journalistin zu werden. Dabei sind sie selbst kaum älter als ihre Projektteilnehmer, zwischen 18 und 25 Jahren. Ihre Ausbildung in Musik, Tanz, Gesang und Pädagogik erhalten sie an einer eigenen Hochschule bei Los Angeles. Gegründet wurden „The Young Americans“
1962 als „show choir“, sie mischten Choreografie und chorisches Singen. Damit wurden sie in den USA berühmt, traten in bekannten Fernsehshows und bei mehreren amerikanischen Präsidenten auf. Dreißig Jahre später entstanden die „Music Outreach Tours“. Zuerst in den USA, dann in der ganzen Welt arbeiteten die Young Americans bis heute mit rund 150.000 Schülern, um ihnen Impulse zu geben für ihre eigene Kreativität, Selbstwertschätzung und Teamfähigkeit. Während der Workshops erarbeiten sie ein Programm, das am letzten Abend des Projektes aufgeführt wird. Die Show ist kunterbunt, von Ballett bis Hip Hop, Gospel bis Musical ist alles dabei. Die Schüler gehen aus sich heraus, wie sie es noch nie getan haben und entdecken völlig neue Seiten an sich selbst und ihren Klassenkameraden. Auch Außenseiter werden plötzlich integriert, denn die Young Americans machen keine Unterschiede. Das erwarten sie auch von den Jugendlichen. Sagen müssen sie es nicht, alles funktioniert einfach. Wie weit man dabei gehen kann, wollen das Königin-Luise-Gymnasium und die Christophorus-Schule, eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, in einem bisher einmaligen Projekt herausfinden. Wo sonst eine – selbstgemachte – strenge Teilung stattfindet zwischen den verschiedenen Schulformen, sollen diesmal zwei „Extreme“ zusammengelegt werden. Die Organisatoren beider Erfurter Schulen freuen sich riesig. Bedenken haben sie keine. Christa Riethmüller und Ralf Nitschke leiten die Christophorus-Schule und wissen um die Aufgeschlossenheit ihrer Schüler: „Sie sind total neugierig und offen, der Workshop wird eine faszinierende Erfahrung.“ Für die Erfurter Gymnasiasten wird es ebenso spannend, einige haben bereits zweimal teilgenommen, jedes Mal haben sie etwas Neues gelernt. Diesmal wird es etwas ganz Besonderes sein. Wer wissen will, wie das Projekt ausgeht, sollte am 20.06.2010 ab 19.30 Uhr in der Erfurt Arena dabei sein! Fotos: Annemarie Walter
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Dein Engagement
Letzte Hürde vorm Finale von Jugend forscht gemeistert
Landessieg in der Tasche In den vergangenen Ausgaben haben wir euch über den Weg dreier Thüringer Teams bei dem Bundeswettbewerb Jugend forscht berichtet. Zwei Teams hatten es nicht über die Regionalrunden hinaus geschafft. Frank Nußbaum und sein Teamkollege Benjamin Zerche allerdings wurden Sieger in ihrer Kategorie Mathematik/Informatik. Sie erhielten damit die Fahrkarte für die Landesausscheidungen. Die fanden nun Ende März bei Jenoptik in Jena statt. Die beiden 18-Jährigen haben ein Kartenspiel namens Wizard in die digitale Welt übertragen. Ziel des Spiels ist es, mit seinen Karten Stiche beim Gegner zu landen und die Anzahl der Stiche vor jeder Runde genau vorherzusagen. Interessant dabei ist, das nicht nur im Netzwerk gegen richtige Gegner gespielt werden kann, sondern auch der Computer selbst zum Gegner wird. Seine Aktionen erfolgen dafür auf Grundlage einer wahrscheinlichkeitstheoretischen Analyse des Kartenspiels. Außerdem ist er darüber hinaus lernfähig. Der Computer verfügt somit über eine künstliche Intelligenz.
Das überzeugte auch die Jury des Landeswettbewerbs und die beiden Jungforscher können nun unser Bundesland im Finale vom 13. bis 16. Mai in Essen vertreten. Da der Termin leider kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe liegt, informieren wir dich im nächsten Magazin, wie es für die beiden Erfurter aus dem Albert-Schweitzer-Gymnasium weiterging. (rw) !
www.jugend-forscht.de
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Foto: Stiftung Jugend forscht e.V.
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Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben. (A. Einstein)
Ausbildung Bürokauffrau/-mann
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.
Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V. · Magdeburger Allee 4 · 99086 Erfurt Telefon: 0361 60155290 · Mail: stellenanzeigen@bwtw.de · Internet: www.bwtw.de
Dein Engagement
Ferienziel: Workcamp Wem der gewöhnliche Touristenurlaub zu spießig ist, für den könnte ein Workcamp die richtige Alternative sein. Bei einem Workcamp hast du die Gelegenheit mit jungen Leuten aus der ganzen Welt zwei bis vier Wochen an einem gemeinnützigen Projekt zu arbeiten. Als Teilnehmer setzt du deine Arbeitskraft für ein sinnvolles Programm ein, wofür du zwar keinen Arbeitslohn, jedoch freie Unterkunft und Verpflegung erhältst. Von der Erfahrung, der Generierung sozialer Fertigkeiten und dem Spaß mal abgesehen. Die ersten Workcamps gab es schon nach dem 1. Weltkrieg, aber heute wie damals besteht das Ziel in der internationalen Verständigung. Du musst als Workcamper keine anstrengenden Tätigkeiten ausüben und bist auch kein billiger Arbeitsersatz, viel mehr wird dir die Möglichkeit geboten, mit Leuten aus fremden Ländern in Kontakt zu kommen. Die Unterkunft ist in der Regel einfach gehalten, dafür gibt es täglich wechselnde internationale Küche. Eine geschulte Campleitung steht überall zur Verfügung, allerdings nicht zur Animation und Unterhaltung, denn Selbstorganisation wird großgeschrieben und aktive Mitgestaltung ist erwünscht. Die Option, selbst ein Team mit Menschen aus der ganzen Welt zu leiten, besteht für dich übrigens auch. Bevor du dich für ein Workcamp anmeldest, hast du zunächst die Wahl zwischen einer Vielzahl von Projekten mit verschiedenen Schwerpunkten; es gibt den Bereich Umweltschutz, Arbeit mit Kindern, Renovierung einer öffentlichen Einrichtung, sowie Denkmal- und Kriegsgräberpflege. Im Zuge der Globalisierung ist heute ein Austausch in fast jede Region der Welt möglich. Am beliebtesten sind europäische Länder wie Frankreich und Spanien, es werden aber auch hier in Deutschland Workcamps angeboten. Mehr als 250 in diesem Jahr. Du musst meist eine geringe Anmeldegebühr an die Organisation bezahlen, für die Anreise kommst du selbst auf. Und dann kann es losgehen.
Die Arbeitszeit bewegt sich meist zwischen vier und sechs Stunden, es bleibt also genug Freizeit. Die Gruppen mit 15 bis 25 Leuten sind global zusammengewürfelt, sodass du TEXT: gleich mehrere Kulturen kennen lernst und sich durch gemeinsame Aktivitäten Einblicke in andere Mentalitäten und Lebensumstände ergeben. Im Camp selbst herrscht natürlich eine bunte Sprachenvielfalt vor, wobei die offizielle Campsprache häufig Englisch ist und Grundkenntnisse vorteilhaft sind. Das Juniorredakteurin Melanie Mindest alter für die Teilnahme ist Straub (17) geht in die zehnte auf 16 Jahre begrenzt. In manchen Klasse des Gymnasiums Fällen musst du sogar schon 18 sein. Gleichense. Sie liebt Sportarten Ansonsten gibt es keine Voraussetwie Kickboxen und Volleyball, zungen, mit Lust und Laune kann eispielt aber auch gern Theater. ne Menge geschafft werden. Melanie interessiert sich für Politik und engagiert sich bei Eine Übersicht aller Organisatioden Thüringer JuLis. nen die Workcamps veranstalten findest du auf: !
www.workcamps.de
Fotos: Martin Oeser/ddp, privat
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Dein Engagement
In Ilmenau steht im Sommer wieder das alljährlich stattfindende Bergfest auf dem Programm. Vom 7. Juni bis 11. Juni feiern jede Menge Studenten ihre Halbzeit der Regelstudienzeit. Und weil generell alle Studenten gerne feiern, ist die Partywoche natürlich nicht nur auf die begrenzt, für die das Fest ursprünglich vor mehr als 50 Jahren ins Leben gerufen wurde.
16.30 – Großes Kino von der TU Ilmenau Auf dem gesamten Campus finden zahlreiche Partys und Veranstaltungen statt. Es gibt Kickerturniere, einen Bierathlon, bei dem verschiedene Teams mit einer Kiste Bier den Kickelhahn (einen Berg in Ilmenau) besteigen und unterwegs die Kiste leeren müssen, ohne etwas zu vergießen, und es gibt die Premiere des Bergfestfilms. Jedes Jahr finden sich dafür Studenten, vorzugsweise die der Angewandten Medienwissenschaften, zusammen und drehen einen richtigen Spielfilm, mit jeder Menge Leute, die für diese Produktion gebraucht werden, dazu aber später. Die Vorbereitungen für den diesjährigen Film mit dem Titel „16.30“ laufen bereits seit Oktober letzten Jahres. Wir waren für dich am Set, haben uns den Dreh angeschaut und uns ausgiebig mit allen Beteiligten unterhalten.
schminkt kurz noch nach. Alles geht in Position und dann folgen die Kommandos. Klappe! Kamera an! Ton klar! Und bitte! – Plötzlich herrscht angespannte Stille am Set. Tarek Ouertani, der die Hauptfigur Florian spielt, läuft an einem Vorgarten entlang, schaut sich dabei ständig um und geht auf den Kellereingang einer Villa zu. Die beiden Jungs am Ton laufen vor ihm her und nehmen jedes Geräusch auf. Die Kamera folgt Tarek, und Dominik beobachtet jeden Schritt mit Argusaugen. Am Eingang angekommen knackt Tarek das Schloss und verschwindet im Inneren. „Danke, alles auf Anfang!“ – Und dann geht alles von vorne los. Im Film dauert die Szene dann am Ende ungefähr 15 Sekunden. Beim Dreh dauert es mehrere Stunden, bis alles im Kasten ist. Wieder und wieder wird aus verschiedenen Perspektiven gedreht, bis der Regisseur die Szene für gut befindet.
Hier geht es zu wie bei einem großen Kinofilm. Neben allem Spaß, den so ein Projekt mit sich bringt, sind alle hochkonzentriert. Jeder hat Hauptdarsteller Tarek ist übrigens 21 und studiert Angewandte seinen Platz, seinen Plan, seine Aufgaben. Nichts geschieht zufällig. Medienwissenschaften an der TU. Eigentlich hatte er sich für das LichtHeute ist einer der letzten Drehtage; eine Szene muss nachgedreht werden. In einer Nebenstraße stehen zwei Transporter, die das gesamte Equipment für den Dreh beinhalten. Dominik Calzone, einer der drei Regisseure läuft angespannt aber zielsicher über das Set und gibt Anweisungen an den Hauptdarsteller, den Ton und die Kamera. Arvind checkt permanent das Licht (in dem Fall die Sonne), damit der nächste Take nahtlos an den vorherigen passt. Gerade wurde der Dolly aufgebaut, ein Schienensystem Hauptdarstellerin Juliane Gräfe Lichttechniker Arvind checkt die zum Drehen von Kamerafahrten. Die Maske spielt die Johanna. Sonne für den nächsten Take. Fotos dieser Doppelseite: Olivia Köllmer
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Team beworben, ging dann aber auf Anraten seiner Kommilitonen zum Casting und wurde für die Hauptrolle des Florian entdeckt. Viel über den Inhalt verrät uns an diesem Tag keiner der Akteure, aber soviel darf gesagt werden: Florian ist ein junger Maschinenbaustudent, der in einem gutbürgerlichen, konservativen Elternhaus aufwächst. „Er ist ein ganz lieber Mensch, den ein Schicksalsschlag trifft“, sagt Tarek über seine Rolle. „Er wird quasi über Nacht aus seiner Bahn geworfen und findet sich in einem für ihn völlig fremdem Umfeld wieder, in dem er klarkommen muss.“ Florian wird mit der Diagnose „HIV Positiv“ konfrontiert. Daraufhin bricht für ihn alles zusammen, er flieht aus seinem Elternhaus, schmeißt die Uni und gerät fortan in ein Milieu, dass ihn immer tiefer reißt, bis sich die Situation zuspitzt und es zum Eklat kommt. Dabei trifft er Johanna, gespielt von der 21-jährigen Juliane Gräfe, die ihn ein Stück seines Lebens begleitet. Johanna ist eine aufgeschlossene, hilfsbereite junge Frau, die bei der Tafel arbeitet. Da lernt sie auch Florian kennen, merkt, dass es ihm schlecht geht und versucht ihm zu helfen. Auf die Frage nach einem Happy End sagt Tarek: „Das ist keine klassische Hauptdarsteller-Liebesgeschichte, sondern eher ein Drama. Das Ende muss sich jeder selbst ansehen, um zu seinem eigenen Schluss zu kommen.“ Das Schwerste beim Dreh waren für Tarek die Szenen, in denen seine Rolle Florian über seine Probleme reden musste. „Da war viel Gefühl dabei, das musste ich auch zeigen. Und das ist sicherlich immer schwer, egal ob man Erfahrung im Schauspiel hat oder nicht“, sagt er. Und die Erfahrungen, die er hier macht, lassen Letzte Handgriffe der Maske ihn nicht gleich vor der nächsten Szene von Tarek.
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www.ilmpressions.de
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www.1630-derfilm.de
zum großen Star avancieren. Nach der Premiere wird sein Studium wieder oberste Priorität haben. Das will er unbedingt abschließen und erst danach sehen, wie es beruflich für ihn weitergeht. Ein Mann der ersten Stunde ist Philipp Klöckner. Der 22-jährige ist im Marketing- und Sponsoringteam für das Filmprojekt und zusammen mit einigen anderen zuständig für die Gewinnung der Sponsoren und Partner und die Öffentlichkeitsarbeit. Er sucht Sponsoren für den Film, kreiert Flyer und Plakate, organisiert Partys, um Geld für den Film zu verdienen. Und das ist eine wichtige Funktion, denn so ein Film ist nicht billig. Da werden neben den Kameras und den Bändern, die zum Teil aus der Uni selbst kommen, zum Beispiel Transporter für das Equipment benötigt. Die werden beispielsweise von Autohäusern und Vermietungen aus der Umgebung gesponsert, müssen aber manchmal auch richtig gemietet werden. Drehorte müssen gebucht werden und das riesige Team muss an die Drehorte kommen. Das Team – das sind alle diejenigen, die im Abspann eines jeden Films zu sehen sind. Und die Liste der Ilmenauer wird wohl nicht weniger lang, als die eines Hollywood-Streifens. Da gibt es Produktion, Regie, Marketingteam, Schauspieler, Kamera, Ton, Script, Aufnahmeleitung, Continuity, Maske, Requisite, Location, Making-Of, Set-Fotografie, Schnitt, Postproduktion, Storyboard, Casting, Licht und natürlich die Finanzen. Da kommt ordentlich was zusammen. Allein die Anzahl an Studenten, die am Tag unseres Besuches mit der einen Szene beschäftigt waren, war schon beeindruckend. Wenn du dich für das Medium Film interessierst, kannst du also neben anderen renommierten Unis und Filmhochschulen genauso nach Ilmenau gehen. Vielleicht kannst du dann schon im kommenden Jahr den nächsten Film mitgestalten. Zu besetzende Positionen gibt es, wie du siehst, beim Film genügend. Und wenn du den fertigen Streifen der Ilmenauer sehen willst, dann geh einfach zur Premiere am 08. Juni um 19:00 Uhr im Audimax der TU Ilmenau. (rw)
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Impressum
Nichts für die Tonne! Arbeitskleidung in schick-orange und immer einen Hauch von Eau de Abfall in der Nase: Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft – ein Traumberuf? Auf den ersten Blick sicher nicht. Aber zwischen Müllauto und Abfallbeseitigung gibt es noch eine ganze Menge mehr. WiYou hat für dich mal den Deckel von der Tonne genommen und genauer nachgesehen. Der Müll – ab in die Abfalltonne und weg ist er. Wer fragt sich schon, was eigentlich damit passiert, die Hauptsache ist doch, dass die Tonne nächste Woche wieder leer ist und wir nicht im Müll versinken. Aber wer sorgt nun dafür? Du! Und zwar als ausgebildete Fachkraft für Kreislaufund Abfallwirtschaft. Man findet dich in öffentlichen und privaten Abfallbeseitigungsunternehmen, in der Industrie, in Betrieben, die mit Sonderabfällen zu tun haben, sowie in Ingenieurbüros, wo du an der fachtechnischen Planung beteiligt bist. Zu deinen Aufgaben gehört es, den Müll anzunehmen, ihn zu sortieren, zu verwerten oder zu entsorgen. Natürlich bringst du nicht jede Bananenschale persönlich auf den Kompost. Aber auf Mülldeponien und Abfallsammelstellen musst du den Müll fachgerecht sortieren und den jeweiligen Abfallsystemen zuführen. Auch das Bedienen der technischen Geräte und Anlagen zur Abfallaufwertung und -beseitigung beherrschst du so gut, dass du sie überwachen, führen, warten und notfalls auch reparieren kannst. Du stehst aber nicht den ganzen Tag nur draußen auf dem Platz. Auch im Büro gibt es eine Menge zu tun: Die Müllentsorgung will organisiert werden. Dass heißt, du planst den Personaleinsatz, die Fahrten der Sammel- und Reinigungsfahrzeuge, das Aufstellen von Containern und Sammelanlagen, und du koordinierst die Vorgänge der Abfallaufnahme und -weiterbehandlung. Auch findest du Käufer und Verkäufer für Wertstoffe, Sekundärrohstoffe und Recyclingprodukte Das erwartet dich und verhandelst mit ihnen. Und zu guter Letzt in der nächsten WiYou schlüpfst du in einen Kittel und verschwindest im Labor. Dort untersuchst du unter anderem Sicker- und Regenwasserproben auf Schadstoffe, und führst + Berufe in der Produktion Messungen durch, um die Umweltbelastungen zu überprüfen – schließlich arbeitest du in einem UmAlles rund um Solar, Maschinenweltschutzberuf! Du stehst mit den Naturwissenbau, Alternative Energien und schaften nicht auf Kriegsfuß, und hast keine Angst, Automobilzulieferunternehmen dir auch mal die Hände schmutzig zu machen? Dann + WiYou-Business-Knigge wird dir in drei Jahren Fachausbildung alles beigebracht, was mit dem Thema Abfallwirtschaft zu tun Wie verhältst du dich richtig hat. Und das ist, wie der Stundenplan zeigt, eine ganbeim Praktikum ze Menge. Umweltschutz, Mikrobiologie, Maschinenund Verfahrenstechnik, Betriebswirtschaft, Rechtslehre, Informationstechnik und Lagerhaltung sind nur einige der Unterrichtsinhalte. Nach zwei Jahren und einer Zwischenprüfung wählst du dann einen Schwerpunkt aus, unter dem du deine Ausbildung beendest: Logistik, Sammlung und Vertrieb, Abfallverwertung und Behandlung oder Abfallbeseitigung und -behandlung. Nach deiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung stehen dir verschiedene Wege der Weiterbildung offen: In Lehrgängen, Kursen und Seminaren und kannst du dich unter anderem zum Abwassermeister, Städtereinigungsmeister, oder zum Techniker in den Fachrichtungen Wasserversorgungstechnik oder Umweltschutztechnik spezialisieren. (mü)
Thüringens Karrieremagazin für junge Köpfe Herausgeber/Verleger: Meier Verlags-GmbH Geschäftsführer: Jürgen Meier Josef-Ries-Str. 78, D-99086 Erfurt Tel.: 0361 6019132 Fax: 0361 5504466 E-Mail: info@wiyou.de Internet: www.wiyou.de Sitz der Gesellschaft: Niedererbach weitere Verlagsprodukte:
Redaktion: Chefredakteur: Daniel Bormke (bo) Tel.: 0361 55048467 E-Mail: d.bormke@ws-thueringen.com Ressort-/Projektleitung: René Weigel (rw) Tel.: 0361 55048662 E-Mail: rene@wiyou.de Redaktion: Sascha Uthe (su) Tel.: 0361 55048466 E-Mail: sascha@wiyou.de Redaktion: Olivia Köllmer (kö) Tel.: 0361 55048466 Mail: volo@wiyou.de Redaktion: Manuela Müller (mü) Tel.: 0361 55048466 Mail: praktikant@wiyou.de Externe Mitteilung (em) Weitere Autoren dieser Ausgabe: Annemarie Walter, Melanie Straub, Bianca Albrecht, Michael Rabisch, Christoph Zimmermann Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 12.05.2010 Assistenz der Geschäftsführung: Juliane Kummer Vertriebsleitung/Abonnenten-Service Tel.: 0361 6019132 Fax: 0361 5504466 E-Mail: info@wiyou.de Werbefachberater: Projekt WiYou: Götz Lieberknecht Tel.: 0170 3084577 E-Mail: goetz@wiyou.de Südwestthüringen: Andreas Lübke Tel.: 0173 6825207 E-Mail: a.luebke@ws-thueringen.com Ostthüringen: Steffen Wolfram Tel.: 0177 2356218 E-Mail: s.wolfram@ws-thueringen.com Nordthüringen: Jürgen Barkewitz Tel.: 0170 7973516 E-Mail: j.barkewitz@ws-thueringen.com Mittelthüringen: Anett Greyer Tel.: 0170 2907407 E-Mail: a.greyer@ws-thueringen.com Titelbild: privat Layout: s.a.m. DieAgentur GmbH, Halle (Saale) Druck: Druckhaus Gera GmbH, Gera Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Die nächste Ausgabe erscheint in der 28. KW 2010 Anzeigenschluss: 02.07.2010 WiYou wird gefördert durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie (TMWAT) aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und unterstützt vom Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V. (BWTW).
Foto: Rolf van Melis/Pixelio
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