Wirtschaftsspiegel Thüringen 01/2009

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Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen www.wirtschaftsspiegel.com Nr. 01/2009 · 5. Jahrgang · 78363 2,90 EURO

Visionär

Valid

Vereint

Virtuelle Stadtrundgänge durch Thüringen

Besserer Zugang zur Bürgschaftsbank

Starker Auftritt Thüringer Netzwerke

Kunststoffe aus Thüringen

Eine bunte Branche bleibt in Fahrt


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Âť Viele Experten behaupten, dass es Wege aus der Krise gibt. Sie sagen auch, dass man hinterher stärker sein muss als vorher. Aber wie das geht – sagen sie nicht! ÂŤ

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Editorial

Jürgen Meier, Geschäftsführer Wirtschaftsspiegel

Zupacken und neue Wege beschreiten Die ersten nun hinter uns liegenden Wochen des neuen Jahres waren eine alles andere als entspannte Zeit. Landauf, landab merken die Unternehmen im Freistaat über alle Branchen hinweg den stürmischen Gegenwind, der ihnen von den globalen Finanzmärkten entgegenweht. Doch bei all den schlechten Nachrichten sollten wir, und gerade wir in Thüringen, nicht den Mut verlieren, sondern kraftvoll die anstehenden Aufgaben bewältigen. Denn neben all den schwarzen Bildern, die vielfach gemalt werden, gibt es auch genügend Lichtblicke, die optimistisch stimmen. So zeigt der private Konsum keinerlei Anzeichen einer Eintrübung. Vor allem die in Thüringen starke Ernährungsindustrie kann nun ihre wahre Kraft zeigen. Aber auch andere Branchen, die prinzipiell unter der momentanen Zurückhaltung der Industrie zu leiden hätten, kommen mit vergleichsweise sanften Auftragsrückgängen davon. In dieser Ausgabe des Wirtschaftsspiegel Thüringen haben wir unser Augenmerk auf Unternehmen der Kunststoffindustrie gelenkt. In vielen Gesprächen zeigte sich, dass der breit aufgestellte und vielschichtig orientierte Mittelstand dieser Branche allen Widrigkeiten zum Trotz erfolgreich arbeiten kann. Die Firmen haben sich unterschiedlichste Auf traggeber gesucht und schon frühzeitig nicht nur auf die einst boomende Automobilindustrie gesetzt. Da moderne Kunststoffe überall zum Einsatz kommen, hat es die Branche bisher geschafft, von größeren Umwälzungen verschont zu bleiben. Diese Unternehmen sollten uns Vorbild sein und zeigen, wie hier in Thüringen ein solides Unternehmertum entstanden ist, dem so leicht nichts anzuhaben ist. Für ganz Thüringen muss es nun heißen: Gerade in diesen Zeiten neue Wege beschreiten und entschlossen zupacken. Die Politik tut mit den Konjunkturpaketen ihr Möglichstes. Die Wirtschaft Thüringens muss nun zeigen, dass sie mit der an sie gestellten Verantwortung umgehen kann.

Jürgen Meier Geschäftsführer

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Momentaufnahme

AUS DEM INHALT Titelthema

IT + Kommunikation News aus der IT-Branche Aus Vision wird Realität

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Netzwerke Starke Partnerschaften

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Regionen Mittelthüringen Ostthüringen Nordwestthüringen Südthüringen Jena

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Autotest Der neue Opel Insignia

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Expertenrat Neuerungen in der persönlichen GmbH-Geschäftsführerhaftung Neue Wege für Bürgschaften

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Aktion Aus Problemen Chancen machen

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Rubriken Editorial Momentaufnahme Nachrichten Personalien Parteien-Check Impressum

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Wirtschaftsspiegel Thüringen · 01/2009

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Es geht um´s Eingemachte Gute Zeiten, Schlechte Zeiten! Die Meldungen aus der Thüringer Wirtschaft wechseln nahezu stündlich. Während die einen Auftragseingangsrückgänge verkraften müssen, kommen andere mit der Produktion kaum nach. Gute Zeiten! Das Ernährungsgewerbe war im vergangenen Jahr der Thüringer Industriezweig mit dem größten Wachstum. Nach Zahlen des Thüringer Landesamts für Statistik steigerte die Branche ihren Umsatz um rund 590 Millionen Euro auf 3,4 Milliarden Euro. Insgesamt wuchs die Industrie im Freistaat im vergangenen Jahr um etwa 1,2 Milliarden Euro auf 27,1 Milliarden Euro. Mehr noch: Das Landesamt bescheinigt der Thüringer Industrie eine positive Entwicklung gegen den deutschlandweiten Trend: Während sich der Auftragseingangsindex in Thüringen nämlich um 2,0 Prozent erhöhte, sank er im deutschlandweit um 5,5 Prozent. Selbst aus der gebeutelten Branche der Maschinenbauer und Zulieferer gibt es Positives zu vermelden: Matt hias Wetzel, Geschäftsführer der Wetzel Industriebeschriftungen GmbH in Jena konstatierte gegenüber einer Thüringer Tageszeitung „keine große Besorgnis“ und ist sicher, dass „Klein- und Familienunter nehmen nicht so sehr ins Trudeln kommen“. Peter Echtermeyer, Geschäftsführer der Blechbearbeitungsmaschinen GmbH im Leinatal, stößt ins gleiche Horn: „Viele unserer Kunden wissen, dass sie gerade jetzt etwas tun müssen, um rationeller zu arbeiten. Sie investieren oder rüsten nach, davon können wir profitieren.“ Jüngste Erfolgsmeldung: Jena erlebte 2008 eine regelrechte Gründerwelle. Zehn neue Fir men haben sich im so genannten Technologie- und Innovationspark Jena (TIP) niedergelassen und damit die Zahl der Jobs auf über 600 ansteigen lassen. Schlechte Zeiten! Wegbrechende Aufträge, sinkende Produktion, Jobabbau – immer mehr Unternehmen rutschen nach Angaben des Erfurter IHK-Hauptgeschäftsfüh-

rers Gerald Grusser ins Minus. „Dem Patienten Automobilindustrie geht es momentan sehr schlecht und wenn eine Schlüsselbranche ins Wanken gerät, hinterlässt dies Spuren im gesamten Freistaat. Wo weniger Autos vom Band laufen, werden auch weniger Teile benötigt“, analysierte er in einer Thüringer Tageszeitung. Die Sprecherin des Verbandes der Wirtschaft Thüringen, Dr. Inge Schubert, bestätigt: „Die Situation macht den Unter nehmen in Thüringen zu schaffen.“ Eines von vielen Indizien: Die Zahl der Arbeitnehmer in Kurzarbeit hat sich allein im Agenturbezirk Suhl der Bundesagentur für Arbeit fast vervierfacht – im Januar 2009 wurden mehr als 3.740 Betroffene registriert. Doch es tut sich tatsächlich was:

Erst wenn Aufträge ausgelöst werden und Arbeiter Schaufeln in die Hand nehmen, ist sichergestellt, dass Arbeitsplätze erhalten werden. Wolfgang Zahn, Präsident des Verbands der Wirtschaft Thüringen VWT

Das Konjunkturpaket II der Bundesregierung in Höhe von 50 Milliarden hat den Bundesrat passiert, Bund und Länder wollen bis ins kommende Jahr hinein in Schienen, Gebäudesanierung, Kinderbonus, sinkende Steuern und Kaufanreize investieren. Ein bunter Blumenstrauß, der allerdings schnell zu welken droht. Denn erst wird genau geprüft, was zu tun ist. Wolfgang Zahn, Präsident des Verbands der Wirtschaft Thüringen VWT, mahnt zu Recht: „Erst wenn Aufträge ausgelöst werden und Arbeiter Schaufeln in die Hand nehmen, ist sichergestellt, dass mit dem Konjunkturpaket Arbeitsplätze erhalten werden.“ Auch Rolf Ostermann, Präsident der Handwerkskammer Erfurt und Präsident des Thüringer Handwerkstages appelliert an alle Entscheidungsträger: „Jetzt ist Zeit zum Handeln!“ (sk) www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Foto Portrait: VWT / Foto oben: Gerd Gropp

Vielfalt der Kunststoffe in Thüringen 12–13 Stiftungsprofessur in Ilmenau 14 Flexibilität für den Mittelstand 15 Produkte der Kunststofftechnik 16 Interview mit dem Cluster PolymerMat 17 Kompetenzen der Kunststoffbranche 18–19 Im Portrait: Familienunternehmer mit Verantwortung 20–21


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Unterstützung für Thüringer Unternehmer Konjunkturpaket I und II 424,1 Millionen Euro sollen zu 80 Prozent für kommunale Investitionen und zu 20 Prozent für landesbezogene Investitionen ausgegeben werden. Die Schwerpunkte liegen bei Bildung und Infrastruktur. Die Gelder werden pauschal ausgezahlt, wenn die Kommunen entsprechende Projekte vorlegen. Landesbürgschaften Mit Landesbürgschaften (Thüringer Aufbaubank TAB) wird das Ausfallrisiko für Banken und Sparkassen begrenzt und damit die Kreditvergabe erleichtert. Es steht bis Ende des Jahres ein Bürgschaftsrahmen von 200 Millionen Euro zur Verfügung. Gründungs- und Wachstumsfinanzierung „GuW Plus“, die Gründungs- und Wachstumsfinanzierung für kleinere und mittlere Unternehmen, wurde im Oktober 2008 erweitert. Der maximale Darlehensbetrag wird von 750.000 Euro auf zwei Millionen Euro erhöht, der Adressatenkreis auch auf Unternehmen mit mehr als 250 Arbeitsplätzen ausgedehnt. Kleinere Investitionen Mit „Thüringen-Invest“ ermöglicht das Land eine zinsgünstige Gesamtfinanzierung kleinerer Investitionsvorhaben. „Thüringen-Kapital“ Erhöhung der Fördermöglichkeit im Programm „Thüringen-Kapital“: Aus diesem Programm können Nachrangdarlehen an Thüringer Unternehmen bis zur Höhe von 200.000 Euro vergeben werden. Das Land plant, den maximalen Darlehensbetrag im Programm ThüringenKapital zu verdoppeln. Nachrangdarlehen haben den Vorteil, dass sie nicht die Mitwirkung einer Hausbank erfordern und bilanziell das wirtschaftliche Eigenkapital des Unternehmens stärken können. Risikoentlastung Mit dem Förderprogramm „Thüringen-Dynamik“ soll die Möglichkeit geschaffen werden, großvolumige, zinsgünstige Darlehen (Darlehenshöchstbetrag zwei Millionen Euro) aus einem revolvierenden, EFRE-kofinanzierten Darlehensfonds auszureichen. Aus dem Fonds werden Refinanzierungsdarlehen für Hausbanken bereitgestellt. Zudem wird die Möglichkeit einer 50-prozentigen Haftungsfreistellung für die Hausbanken eingeräumt, um die Finanzierung von Investitionen mit geringen Sicherheiten zu ermöglichen. Das Programm kann helfen, die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise abzumildern, weil es Banken eine weitere zinsgünstige Refinanwww.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Jammern hilft in konjunkturschwachen Zeiten nichts. Anpacken und mit Ideenreichtum der Krise die Stirn bieten – nur so kommt man durch. Auch da die Verantwortung gegenüber Firma und Mitarbeitern groß ist. Der Wirtschaftsspiegel Thüringen bietet hier einen Überblick über Hilfsangebote, die besonders für den Thüringer Mittelstand Relevanz haben.

zierungsmöglichkeit und zudem eine Risikoentlastung bieten wird. Kürzung der Ausschreibungsfrist Ausschreibungen gehen in Europa zügiger über die Bühne. Das gilt insbesondere für Aufträge über fünf Millionen Euro, die ausgeschrieben werden müssen. Bislang gab es eine Ausschreibungsfrist von 87 Tagen. Diese Frist ist auf fast ein Drittel verkürzt: Künftig beträgt sie 30 Tage. Diese Regelung gilt allerdings zeitlich befristet. Zusätzliche Mittel Das Land stellt die volle Kofinanzierung für die zusätzlichen Bundesmittel des GA-Sonderprogramms sicher. Damit stehen 2009 zusätzlich 31 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel für Bewilligungen in den Bereichen der Unternehmens- und Infrastrukturförderung zur Verfügung (insgesamt rund 258 Millionen Euro einschließlich 70 Millionen Euro EU-Mittel). GA-Infrastrukturförderung Ansiedlungen: Die nach EU-Beihilferecht geltenden maximalen Subventionswerte von bis zu 50 Prozent für kleine, 40 Prozent für mittlere, 30 Prozent für große Unternehmen werden grundsätzlich voll ausgeschöpft. Das gilt nun auch für Fälle, in denen ein Unternehmen keinen Anspruch auf Investitionszulage hat. Er weiterungsinvestitionen: Der Basisfördersatz wird für kleine Unternehmen von derzeit 12,5 Prozent auf 20 Prozent, für mittlere von 10 auf 20 Prozent und für große Unternehmen von 10 auf 15 Prozent angehoben. Darüber hinaus

Die Förderprogramme können Sie bei ihrer Hausbank, der Thüringer Aufbaubank (TAB), der Arbeitsagentur, dem Thüringer Wirtschaftsministerium oder der GFAW Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung des Freistaats Thüringen mbH nachfragen.

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www.gfaw-thueringen.de www.aufbaubank.de

sind weiterhin Zuschläge bis 15 Prozent möglich (Kriterien: Unternehmensentwicklung, Beschäftigung, Wachstum, Standortwettbewerb). Die neuen Förderkonditionen gelten auch für das Tourismusgewerbe und die produktionsnahen Dienstleistungen (zum Beispiel Logistik). Die bisherigen Förderbeschränkungen in diesen Bereichen entfallen. Neu hinzu kommt die Förderung von baulichen Investitionen gemeinnütziger, außeruniversitärer, wirtschaftsnaher Forschungseinrichtungen. GA-Unternehmensförderung Thüringen investiert künftig verstärkt in die Flächenerschließung zur Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen. Im Jahr 2009 stehen für die GA-Infrastrukturförderung insgesamt mehr als 90 Millionen Euro zur Verfügung. Mit diesen Mitteln soll vorrangig die Erschließung großer, zusammenhängender Industrieflächen in Thüringen beschleunigt werden, um einem Flächenmangel zu begegnen. Im Bereich der nicht-investiven Maßnahmen wird der Förderzeitraum für das Regionalmanagement von bisher sechs auf maximal neun Jahre erhöht. Neu eingeführt wurde das Förderinstrument des Regionalbudgets. Regionen können mit einem Regionalbudget in Höhe von bis zu 300.000 Euro pro Jahr unterstützt werden. Die Laufzeit für die damit geförderten Projekte beträgt maximal drei Jahre. Die Projekte sollen zur Verbesserung der regionalen Kooperation und zur Mobilisierung regionaler Wachstumspotenziale (zum Beispiel Regionalmarketing) dienen. Kleinbeihilfen Anwendung der Kleinbeihilfen-Regelung des Bundes auf Thüringer Förderprogramme: Der Bund hat von der Europäischen Kommission eine Rahmenregelung zur Gewährung von Kleinbeihilfen bis zur Gesamthöhe von 500.000 Euro je Unternehmen genehmigen lassen. Thüringen wird die Kleinbeihilfenregelung nutzen. Thüringer Unternehmen können in 2009 und 2010 insgesamt mehr Kleinbeihilfen erhalten als bisher (200.000 Euro). Förderprogramm berufliche Weiterbildung Neben der Förderung der Bundesagentur für Arbeit (speziell für die Qualifizierung in Kurzarbeit) können über das „Thüringer Förderprogramm für berufliche Weiterbildung“ generell Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter – auch für solche in Kurzarbeit, falls eine Förderung durch die Arbeitsagentur nicht erfolgt – mit bis zu 80 Prozent der Kosten gefördert werden. Anträge können bei der GfAW gestellt werden. VON

REDAKTEURIN SYLVIA KREYSSEL

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Nachrichten

+++ Thüringen in Kürze +++

Erfurt. Der Thüringen-Tourismus hat vergangenes Jahr seine stabile Aufwärtsentwicklung fortgesetzt. Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik sind die Gästezahlen im Jahr 2008 um 0,5, die Übernachtungen um 1,2 Prozent gestiegen. Angesichts der sehr guten Ergebnisse des Jahres 2007, das in Thüringen von touristischen Großereignissen wie der Bundesgartenschau und dem Elisabethjahr geprägt war, werten auch Experten diese Zahlen als Erfolg. Vor allem der Thüringer Wald habe sich wieder stabilisiert und mit knapp drei Prozent mehr Gästen und Übernachtungen entscheidend zum guten Abschneiden Thüringens insgesamt beigetragen. Insbesondere der Campingtourismus hat sich überdurchschnittlich entwickelt. Bei den Übernachtungen erzielte Thüringen in diesem Bereich unter den Flächenländern deutschlandweit den höchsten Zuwachs. (bo) Erfurt. Die Niederlassung der BUNG GmbH in Berlin ließ ihre Mitarbeiterin Saskia Schwanke bei der TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe TÜV Thüringen zur Qualitätsmanagement-Beauftragten qualifizieren. Seit der Gründung im Jahr 1991 war sie die einhundertausendste Teilnehmerin, welche TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe TÜV Thüringen an verschiedenen Standorten insgesamt, unter anderen auch in Berlin, qualifizierte. (bo) Erfurt. Die Europäische Kommission hat den Vertrag mit dem Europäischen InformationsZentrum in der Thüringer Staatskanzlei als Teil des Europe-Direct-Informationsnetzwerkes um drei Jahre bis zum Jahr 2012 verlängert. (bo) Gotha. Jungunternehmer Heiko Schleip, Geschäftsführer der Schleipdruck GmbH, erhielt im Rahmen des ersten Mittelstandsballs des BVMW Kreisverbandes Gotha den Ehrenpreis „Unternehmensnachfolge“ von Schirmherr Landrat Konrad Gießmann (CDU). Heiko Schleip erhält den Preis in Form eines Staf felstabes für den von Laudatorin Sabine Wetterhahn, IHK Gotha, gewürdigten langfristig geplanten und gelungenen Generationswechsel der Firma Schleipdruck GmbH Gotha. Initiator des Mittelstandballes, Otto Eismann, Leiter des Kreisverbandes Gotha des BVMW, zeigte sich zufrieden mit der Resonanz des erstmals durchgeführten Balles, der unter dem Motto „Vor Ihnen ziehe ich meinen Hut“ mit 250 Gästen aus Wirtschaft und Politik einen rauschenden Auftakt einer kommenden Tradition werden kann. (jk)

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Deutschlandweit einmalig ist nun Thüringens Ausbildungskompetenz in der Solarbranche. Anfang Februar startete der Bau des künftigen „Thüringer Kompetenzzentrums für Hochtechnologie und Solarwirtschaft“ Erfurt. „Mit dieser Einrichtung wollen wir die Position Thüringens als führender Solarstandort in Europa stärken und weiter ausbauen“, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz. Vor allem im internationalen Wettbewerb der Standorte werde man mit dem Zentrum punkten: „Die Verfügbarkeit von Fachkräften ist die Kernfrage bei Ansiedlungen und Investitionen aus der Solarbranche.“ Mit einem Investitionsvolumen von 8,7 Millionen Euro – davon 7,8 Millionen vom Freistaat – ist das Kompetenzzentrum das wichtigste Vorhaben der „Solarinitiative Thüringen“, die das Wirtschaftsministerium Ende 2007 gestartet hat. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2010 geplant. Das künftige Ausbildungszentrum am Standort Erfurt-Südost wird über eine Gesamtfläche von 4.400 Quadratmetern auf drei Etagen und insgesamt 351 Ausbildungsplätze für Solartechniker, Mechatroniker, Mikro- und Nanotechnologen sowie weitere technische Berufe verfügen. Zur Ausstattung gehören ein Reinraum sowie die für die Ausbildung notwendige Experimentiertechnik. Neben der beruflichen Erstausbildung sollen hier auch überbetriebliche Ergänzungslehrgänge, die berufsbegleitende Weiterbildung von Mitarbeitern in Unternehmen sowie die Fortbildung und Umschulung von Arbeitssuchenden angeboten werden. Träger der Ausbildungsstätte ist das Bildungszentrum für berufsbezogene Aus- und Weiter-

bildung Thüringen gGmbH (BWAW) in Erfurt. Nach Fertigstellung verfügt Thüringen im Solarbereich über ein breites Spektrum an Ausbildungsmöglichkeiten vom Facharbeiter bis zum Akademiker. Eckpunkte sind dabei Stif tungsprofessuren und Studiengänge für Solar technologie an der Fachhochschule Jena und der Technischen Universität Ilmenau. „Ein solches Ausbildungsangebot für die Solarwirtschaft wie im Freisstaat Thüringen

Wir können ein entscheidendes Wort mitreden, wenn bundesweit die Maßstäbe für die künftige Solar-Ausbildung festgelegt werden. Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz.

ist deutschlandweit einmalig“, betonte Reinholz. Thüringen habe deshalb im Spitzencluster „Solarvalley Mitteldeutschland“ die Koordination des Themas Ausbildung übernommen. „Wir können ein entscheidendes Wort mitreden, wenn bundesweit die Maßstäbe für die künftige Solar-Ausbildung festgelegt werden“, so Reinholz. Die Thüringer Solarwirtschaft umfasst derzeit 48 Unternehmen mit rund 2.500 Beschäftigten und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab. Branchenkenner halten in Thüringen eine Verdopplung der Beschäftigtenzahl bis 2010 für möglich. „Wir schaffen heute die Voraussetzungen, um die Fachkräftenachfrage künftig befriedigen zu können“, so der Minister abschließend. (bo)

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www.solarinput.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Nachrichten

Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (Mitte) inspizierte Mitte Februar in der Jenoptik-Sparte Optische Systeme in Jena Prototypen von „Mini-Laboren“, die nach einem neuen Heißpräge-Verfahren von Kunststoffmaterialien hergestellt werden. Links der Geschäftsführer der Jenoptik Laser, Optik, Systeme GmbH, Henry Birner, rechts JenoptikFinanzvorstand Frank Einhellinger. Mit der Technologie können kostengünstig feinste Strukturen im Nanometerbereich erzeugt werden (ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters). Anwendungen finden solche mikrostrukturierten optischen Komponenten beispielweise in der medizinischen Diagnostik oder der Wirkstoffforschung. Für die Weiterentwicklung dieser Technologie hat das Land Thüringen Fördermittel von mehr als einer halben Million Euro zur Verfügung gestellt. (bo)

In der Jenaer Schott-Villa gab der Vorsitzende des Vorstandes der SCHOTT AG, Prof. Dr.Ing. Udo Ungeheuer, Mitte Januar einen Überblick über 125 Jahre Firmengeschichte des heutigen internationalen Technologiekonzerns und informierte über geplante Aktivitäten zum Firmenjubiläum. 1884 hatte Otto Schott in Jena das „Glastechnische Laboratorium SCHOTT & Genossen“ gegründet. SCHOTT wird das 125-jährige Bestehen mit zwei großen Jubiläumsveranstaltungen am 27./28. Juni 2009 in Mainz und am 22. August 2009 in Jena feiern. „Dabei sollen die Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen, denn sie sind es, die mit ihrer persönlichen Arbeit und Leistung den größten Beitrag zum Erfolg von SCHOTT leisten“, so Ungeheuer. Im Frühsommer wird SCHOTT dann eine Unternehmenschronik vorlegen, in der die Entwicklung vom kleinen Glaslabor zum internationalen Technologiekonzern erstmals vollständig und umfassend dargestellt wird. (bo)

Die erste Fast-Food-Kette für Thüringer Bratwürste startete im Februar 2009 in Erfurt. In 2009 sind weitere Rostel´s-Filialen geplant. Ansiedlungen in Großstädten wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt sind geplant. Bereits für 2010 sei der Gang ins europäische Ausland vorgesehen. Für die Filialen außerhalb Thüringens sollen die Würste dennoch aus dem Freistaat kommen. (bo)

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Fotos: dpa

In der ersten Filiale der Fast-Food-Kette „Rostel's“ präsentierte die Fachfrau für Systemgastronomie Dana Wohlrath Anfang Februar im Hauptbahnhof in Erfurt frische Bratwurst vom Grill. Die Betreiber haben ein Franchise-Konzept entwickelt, mit dem die Original Thüringer Bratwurst im In- und Ausland in einer Fast-Food-Kette vermarktet werden soll. Herzstück der Filialen ist ein Hochleistungsgrill, in dem bis zu 1.000 Bratwürste pro Stunde gegrillt werden können.

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Die erste Frau im Amt des Kanzlers einer Thüringer Hochschule ist DR. MARGOT BOCK an der Technischen Universität Ilmenau. Dr. Bock, geboren 1952, studierte nach dem Abitur in Ilmenau von 1971 bis 1975 Ingenieurökonomie für Grundstoffindustrie an der Bergakademie Freiberg. Anschließend promovierte sie 1981 an der TU Ilmenau, wo sie seit 1984 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Referentin für Bildung an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Referentin des Rektors tätig war. Sie wirkte in Prüfungsausschüssen, im Studienausschuss und in einer Berufskommission mit, war Fakultätsrat und ist seit 2003 Mitglied des Konzils. (bo)

Dr. Michael Koch

Seit Anfang Februar ist DR. MICHAEL KOCH Stiftungsprofessor für Kunststofftechnik an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Ilmenau. In die Finanzierung der zunächst auf fünf Jahre angelegten neuen Professur teilen sich die Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT), die TU Ilmenau, sowie das Kunstsstoffcluster PolymerMat e.V. und dessen Mitgliedsunternehmen. Koch war zuletzt als Geschäftsführer beim Spritzgießmaschinenhersteller Ferromatik Milacron, bei Tetra Pak in der Kunststoffdivision und als Vice President Technology beim kanadischen Spritzgießsystemlieferanten Husky tätig. (bo)

Im Unstrut-Hainich-Kreis ist HERMANN KLÖPPNER (55) seit Jahresbeginn Kreisgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). Der gebürtige Heiligenstädter schloss nach seiner Ausbildung zum Elektromechaniker mit Abitur im Jahre 1982 ein Studium als Ingenieur im Bereich Elektrotechnik ab. Bis 1990 war er in dieser Branche tätig und wechselte dann in die Baustoffindustrie. Dort hatte er verschiedene Führungspositionen inne, darunter als Mitglied der Geschäftsleitung der Dachziegelwerke Pfleiderer GmbH & Co. KG oder als Verkaufsleiter der CREATON AG. Klöppner ist verheiratet und wandert gern. (bo)

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Wirtschaftsspiegel Thüringen · 01/2009

Dr. Margot Bock

Hermann Klöppner

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Foto: Handwerkskammer für Ostthüringen Foto: Intershop AG

Der langjährige Top-Manager der Intershop Communications AG DR. LUDGER VOGT wurde bereits Anfang Dezember 2008 zum zweiten Vorstand des Jenaer ECommerce Unternehmens bestellt. Dr. Vogt, Jahrgang 1960, arbeitet bereits seit 1999 bei Intershop. In dieser Zeit bekleidete er internationale Führungspositionen im Vertrieb und Projektgeschäft. Im Frühjahr 2007 war Dr. Vogt maßgeblich an der Restrukturierung von Intershop beteiligt. Unter seiner Leitung wurden Projektumsätze deutlich gesteigert und internationale Vertriebsaktivitäten ausgebaut, so dass das Unternehmen seither stabile Umsätze und Gewinne ausweist. (bo)

Foto: TU Ilmenau

Dr. Ludger Vogt

Marion Bauer

Foto: TU Ilmenau

MARION BAUER ist neue Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Gera. Sie trat das Amt am 1. Januar dieses Jahres an, nachdem sie vom Vorstand der Kreishandwerkerschaft am 19. November 2008 berufen wurde. Bauer ist 48 Jahre alt, gebürtige Geraerin, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie absolvierte ein Studium an der Finanzfachschule Gotha, das sie als Finanzökonom abschloss. Seit dem 16. November 1993 ist sie als Finanzbuchhalterin für die Kreishandwerkerschaft tätig. In ihrer neuen Funktion hat sie die Geschäftsführung für insgesamt neun Innungen mit zirka 500 Mitgliedsbetrieben inne. (bo)

Foto: privat

Johann Fuchsgruber

Der Fachverband Messen und Ausstellungen e.V. (FAMA) verlegte im Dezember 2008 seine Geschäftsstelle von Nürnberg nach Erfurt und wählte JOHANN FUCHSGRUBER (55) zum neuen geschäftsführenden Vorsitzenden. Seit 2002 ist der DiplomVolkswirt als Vorstand der Messe Erfurt AG, dem zweitgrößten Messestandort der neuen Bundesländer, tätig. Im FAMA, der Bundesorganisation privater und kommunaler Veranstalter von Messen und Ausstellungen, sind bundesweit etwa 40 Mitglieder aktiv. Diese organisieren pro Jahr etwa 200 Messen, Ausstellungen und Kongresse mit rund sechs Millionen Besuchern und über 40.000 Ausstellern. (bo)

Foto: Messe Erfurt

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Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Medien, GEROLD WUCHERPFENNIG (52) ist seit Anfang des Jahres für die nächsten zwei Jahre Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz der Länder. Schwerpunkte unter dem Vorsitz Thüringens werden unter anderem die Umsetzung des Masterplans Güterverkehr und Logistik und eines Konjunkturprogramms zur Finanzierung besonders dringlicher Schienen- und Straßenprojekte sowie die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes sein. Die Konferenzen finden in der Regel zweimal jährlich statt. Die nächste Konferenz wird am 22./23. April 2009 in Erfurt veranstaltet. (bo)

Heinz-Jürgen Kronberg

Bei der Neuwahl des Landesvorstandes des Wirtschaftsrates der CDU in Thüringen wurde Anfang November letzten Jahres HEINZ-JÜRGEN KRONBERG als Landesvorsitzender für zwei weitere Jahre bestätigt. Kronberg, der den ehrenamtlichen Vorsitz des in Landesverbänden organisierten Unternehmerverbandes bereits seit vier Jahren inne hat, ist hauptamtlich geschäftsführender Gesellschafter der business impuls GmbH - Büro für strategische Beratung in Weimar. Er engagiert sich seit 2000 beim Wirtschaftsrat der CDU. Als „Highlight“ seiner bevorstehenden Amtszeit sieht Kronberg den „Mitteldeutschen Wirtschaftstag“ im Mai in Erfurt. (bo)

Seit Anfang Februar hat das BMW-Werk im Süden von Leipzig mit MANFRED ERLACHER (53) einen neuen Werksleiter. Bereits seit Jahresbeginn hatte der gebürtige Landshuter die operative Leitung des Werkes inne. Zuletzt leitete der Vater zweier erwachsener Töchter das BMW Werk München. In Leipzig ist Erlacher nun verantwortlich für die Produktion der BMW 1er Dreitürer, Coupés und Cabrios sowie der BMW 3er Limousine. Dieses Jahr wird dann noch der BMW X1 als neues Modell hinzukommen. Unter Erlachers Leitung soll zudem bis Ende 2009 das derzeit noch in Bau befindliche neue Presswerk in Betrieb gehen. (bo)

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Gerold Wucherpfennig

Manfred Erlacher

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Foto: HWK Erfurt Foto: privat

Seit Jahresbeginn ist MONIKA DOMBROWSKY (46) neue Geschäftsführerin der Eisenach Wartburg Region Touristik GmbH und wird nun mit über 20 Jahren Berufserfahrung die Lutherstadt vermarkten. Die Sozialpädagogin stammt aus dem Ruhrgebiet und hatte bisher die private Agentur Tour de Ruhr GmbH, mit Sitz in Duisburg aufgebaut und geleitet. Daneben war sie viele Jahre Vorstandsvorsitzende des Fachverbandes für Jugendreisen Reisenetz e.V. und gehörte dem Tourismusausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) sowie dem Prüfungsausschuss für Veranstaltungskaufleute der IHK Duisburg an. (bo)

Foto: TSK

Monika Dombrowsky

Rolf Ostermann

Foto: privat

Der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, ROLF OSTERMANN (63) wurde Mitte Januar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Leistung als gesellschaftlich engagierter Unternehmer gewürdigt. Mittlerweile kann der Karosseriebauer meister, der 1966 seine Meisterprüfung ablegte, auf mehr als 35 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit zurückblicken. Als Präsident des Thüringer Handwerkstages und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Thüringer Handwerkskammern steht der zweifache Vater seit 2001 an der Spitze des Wirtschaftsbereiches und ist damit oberster Interessenvertreter für mehr als 31.400 Handwerksbetriebe im Freistaat. (bo)

Foto: BMW AG

Dr. rer. nat. Andreas Neudeck

Mit dem Thüringer Forschungspreis 2008 wurde Mitte Januar DR. RER. NAT. ANDREAS NEUDECK, stellvertretender Bereichsleiter Forschung und Entwicklung des Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland e.V. (TITV Greiz), für seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der elektrochemischen und galvanischen Oberflächenmodifizierung von Textilien ausgezeichnet. Mit seinem Team entwickelte er eine Technologie zur Herstellung elektrisch hochleitfähiger Garne. Wegen ihrer textilen Eigenschaften sind solche partiell leitfähigen Strukturen neben funktionieller Bekleidung auch für Elektrotechnik, Mikroelektronik und Sensorik interessant. (bo)

Foto: TITV

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Wahljahr 2009

Thüringer Landtagswahl 2009: Parteien und ihre Lösungen

WIRTSCHAFTSSPIEGEL Parteien-Check

n wenigen Monaten wählen die Thüringer einen neuen Landtag. Zu wichtigen Themen für die Zeit nach der Wahl, befragt der Wirtschaftsspiegel Thüringen die Parteien, die sich dem Votum der Bürger stellen. Es geht um die Zukunft Thüringens, die vor allem in diesen schwierigen Zeiten in guten Händen liegen muss. Zu künftigen Verwaltungsstrukturen und der Finanzpolitik beziehen die Spitzenkandidaten Stellung.

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Birgit Diezel stellvertretende Ministerpräsidentin Thüringens, Finanzministerin, stellvertretende Vorsitzende der CDU Thüringen

In den Jahren 2007 und 2008 gelang es Thüringen erstmals einen ausgeglichenen Haushalt ohne Nettoneuverschuldung abzuschließen. Was muss angesichts der krisengeschüttelten Zeiten getan werden, dieses Ergebnis zu wahren und schafft es der Freistaat wie geplant, ab 2010 mit der Schuldentilgung zu beginnen?

Thüringen macht seit 2007 keine neuen Schulden. Diese Sparsamkeit zahlt sich jetzt aus. 2008 konnten wir sogar Rücklagen bilden und können daraus das 2. Konjunkturpaket umsetzen. Deshalb wollen wir auch 2009 ohne neue Schulden auskommen. Außerdem wollen wir ein Verschuldungsverbot ab 2010 in die Ver fassung aufnehmen lassen, das nur durch ein gestörtes wirtschaftliches Gleichgewicht oder Katastrophen ausgesetzt werden kann.

2007 und 2008 waren nur in der oberflächlichen Betrachtung, im inneren Kern ausgeglichen. Sämtliche Nebenhaushalte des Landes sind bis heute nicht offen gelegt. Aus diesem Grunde fordert unsere Partei einen Kassensturz für Thüringen. Ein ausgeglichener Haushalt kann nur aufgebaut werden, wenn genügend Menschen gut bezahlte Arbeit finden und Forschung, Wissenschaft, Bildung, Dienstleistung und Produktion aufblühen.

Thüringens ostdeutsche Nachbarländer haben in den letzten Jahren eine umfangreiche Kreisgebiets- und Verwaltungsreform umgesetzt. Sollte der Freistaat Thüringen nachziehen, und sollte dies in der kommenden Legislatur Thema der politischen Agenda werden?

Wir als Landesregierung haben uns festgelegt: Mit uns gibt es keine Kreisgebietsreform – auch nicht nach dem 30. August 2009. Wir setzen auf freiwillige Zusammenschlüsse, da wo es vor Ort als sinnvoll angesehen wird. Mit der Landgemeinde haben wir ein zukunftsfähiges Ver waltungsmodell für den ländlichen Raum entwickelt. Unsere Leitmotive sind ‚Thüringen schlank, stark und bürgernah’ sowie ‚Der Freistaat als Dienstleister’.

Der Verwaltungsaufbau sollte nur noch zweistufig und die Verwaltungsräume so abgestimmt sein, dass in jedem entstehenden Verwaltungsgebiet alle Strukturen einmal vorhanden sind. Sämtliche Strukturen der Daseinsvorsorge und -fürsorge müssen ausreichend präsent sein. Wir schlagen flächendeckend Bürger-Service-Büros vor. Für die gewerbliche Wirtschaft jeder Region das Prinzip einer Wirtschaftsförderungsabteilung, die als One-Stopp-Center funktioniert.

Welche Veränderungen streben Sie im Falle einer Regierungsbeteiligung an der kommenden Thüringer Landesregierung sowohl in der Ressortaufteilung im Kabinett als auch der öffentlichen Verwaltung insgesamt an?

Diese Fragen stellen sich derzeit nicht. Die Landesregierung wird ihr Arbeitsprogramm bis zum 30. August 2009 planmäßig abarbeiten (u. a. Bildungsinvestitionen, Fachkräftesicherung, Klimaschutzstrategie). Daneben gilt es, einen erfolgreichen Wahlkampf unter der Führung von Dieter Althaus zu bestreiten. Unsere Schwerpunkte bleiben: Familie, Bildung, Arbeit. Die Verwaltungsstrukturen folgen dabei den Inhalten.

Die Ressortaufteilung der Landesregierung muss einer Optimierung der Landesverwaltung in Gänze entsprechen. Ressorts sind anhand von Wertschöpfungsketten oder Verwaltungsketten neu zu ordnen. Ein Teil von Aufgaben kann aus der Landesverwaltung auf öffentlichrechtliche Träger ausgelagert werden (z.B. Handelsregister und Insolvenzverwaltung). Der Umbau muss mit Stärkung der Personalvertretung einhergehen.

In Sachsen ist die „Leuchtturmförderung“ vor allem der Chip- und Automobilindustrie in der anhaltenden Konjunkturschwäche zum ernsthaften wirtschaftlichen und politischen Problem geworden. Welche Ausrichtung der Förderpolitik ist Ihrer Meinung nach für Thüringen wichtig? Sollte man ausgewählte Branchen, beispielsweise die Solarindustrie, im Besonderen unterstützen?

Neben der Automobil- und Zulieferindustrie verfügt Thüringen über einen breiten Mix leistungsfähiger Branchen: u. a. Solarindustrie, Optik, Medizintechnik, Ernährungswirtschaft, Logistik und Maschinenbau und ist somit weniger anfällig für Krisen einzelner Wirtschaftszweige. Für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstandes bleibt die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation von zentraler Bedeutung.

Wir wollen einen Masterplan für eine Energiewende als Grundlage für Clusterbildung über Stromproduzenten hinaus entwickeln. Deshalb muss Solarenergie genauso im Fokus stehen, wie Biogasanlagen, Energiepflanzen und Agrarforstplantagenwirtschaft. Nicht nur Förderung für eine Branche, sondern Ökonomie und Ökologie im Verbund sorgen dafür, mehr Energie dezentral und regional zu produzieren und Arbeitsplätze zu schaffen.

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Bodo Ramelow Kandidat für das Ministerpräsidentenamt der Partei DIE LINKE. Thüringen

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Wahljahr 2009

Teil 2: „Werden sich Strukturen ändern?“

Christoph Matschie Spitzenkandidat Thüringer SPD

Uwe Barth MdB und Landesvorsitzender der FDP Thüringen

Dr. Frank Augsten Landessprecher von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Thüringen

Thüringens ausgeglichene Landeshaushalte der Jahre 2007 und 2008 waren das Resultat wirtschaftlichen Wachstums und der Mehr wertsteuererhöhung. Angesichts der gegenwärtigen Konjunkturkrise aber ist nicht zu erwarten, dass das Land ab dem Jahr 2010 seine Schulden tilgen kann. Um die Schulden zu begrenzen, brauchen wir wirtschaftlichen Erfolg, eine strenge Ausgabendisziplin und die Straffung der öffentlichen Verwaltung.

Für den ausgeglichenen Haushalt kann die Landesregierung wenig dank der Weltwirtschaftslage der vergangenen zwei Jahre. Die hat sich dramatisch gewandelt. Die Haushaltspolitik muss konjunkturunabhängiger werden. Wir haben kein Einnahme- sondern ein Ausgabeproblem. Der Staat muss sich auf Kernaufgaben konzentrieren und nicht neu verschulden. Das Ziel, ab 2010 mit der Tilgung zu beginnen, halten wir aufrecht.

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht die Vorsorge für die künftigen Generationen oben auf der Agenda. Das schließt vor allem die fiskalische und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft ein. Das bedeutet die baldmöglichste Schuldentilgung. Die kritikwürdige wirtschaftspolitische Ausrichtung der Landesregierung lässt befürchten, dass Thüringen 2010 nicht mit der Schuldentilgung beginnen können wird.

Thüringen braucht eine umfassende Verwaltungs- und Gebietsreform. Der Freistaat verliert jährlich zirka 20.000 Einwohner; alle fünf Jahre einen Landkreis. Wenn wir jetzt nicht handeln, müssen immer weniger Menschen gleich bleibend teure Strukturen bezahlen. In den nächsten Jahren gehen überdurchschnittlich viele öffentliche Bedienstete in den Ruhestand. Diese Phase müssen wir nutzen und den Umbau sozialverträglich organisieren.

Effiziente Strukturen sind notwendige Voraussetzungen für eine bürgerfreundliche Ver waltung. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass nicht jedes Ziel erreicht wurde. Wir müssen Zusammenarbeit der Kreise und Kommunen freiwillig vertiefen. Vor Ort weiß man viel besser, wo eine Zusammenarbeit Erfolg verspricht. Mini-Kreise machen ebenso wenig Sinn wie Großkreise, mit denen sich niemand identifizieren kann.

Eine Kreisgebiets- und Verwaltungsreform in Thüringen ist dringend erforderlich, um die öffentlichen Kosten in den Griff zu bekommen. Die Kahlschlagpolitik der Landesregierung wie bei den Umwelt- und Forstämtern oder bei der Kultur lehnen wir ab. Neben Kosteneinsparungen müssen die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Unternehmen – im Sinne von Nachhaltigkeit – im Vordergrund der Reformen stehen.

Die Thüringer SPD wird in Regierungsverantwor tung die Landesverwaltung straffen und mehr Aufgaben auf die kommunale Ebene übertragen. Dazu ist es notwendig, eine umfassende Verwaltungs- und Gebietsreform aus einem Guss durchzuführen und die Kommunen zu stärken. Denn: Leistungsfähige Städte, Gemeinden und Landkreise garantieren kurze Wege und bessere Dienstleistungen für Bürger sowie einen starken Service für Unternehmen.

Das Ressort‚ Bau, Landesentwicklung und Medien‚ welches (als ‚Ministerium für Bau und Verkehr‘) ausschließlich zur Versorgung eines Mitglieds der Landesregierung geschaffen wurde, wird abgeschafft. Die Thüringer FDP spricht sich ebenso für die Abschaffung des Landesverwaltungsamtes aus.

Das Schaffen und die Umgestaltung von Ministerien, um regierungsnahe Personen mit Posten zu versorgen, muss ein Ende haben. Das gilt auch für das fachlich fatale Personenkarussell bei Staatssekretären. Zum Zuschnitt der Ministerien und der öffentlichen Verwaltung, wie dem Landesverwaltungsamt, bedarf es einer Stärken-Schwächen-ChancenRisiko-Analyse (SWOT), die durch unabhängige Gutachter zu besetzen ist.

Wir wollen eine Grundförderung erhalten – wie die Investitionszulage. Sie ist unbürokratisch und auch kleineren Firmen zugänglich. Für darüber hinausgehende Förderung wollen wir mit Wirtschaftsverbänden und Wissenschaftlern einen Zukunftsatlas für Thüringen erstellen, in dem die dynamischsten Branchen besonders berücksichtigt werden. Damit wollen wir den künftigen Fachkräftebedarf aufzeigen und Ausbildung gezielt steuern.

Auch in einer Krise ist das Motto ‚Stärken stärken‘ richtig. In Thüringen gibt es starke Akteure, neben der Solarbranche und dem Automobilbau gehören dazu auch die Optik und die Biotechnologie. Staatliche Förderungen, z.B. Starthilfen, die wegen mangelnden Eigenkapitals oft nötig und richtig sind. Keinesfalls darf der Staat durch Beteiligungen oder ähnliches dauerhaft unwirtschaftliche Produktionen subventionieren.

Wir haben die starke wirtschaftspolitische Ausrichtung der Landesregierung auf den Export immer kritisiert. Die Krise zeigt, dass binnenmarktorientierte KMU und regionale Wirtschaftskreisläufe Basis wenig anfällige Strukturen sind. Sie wollen wir besonders fördern. Als Protagonisten drängender Fragen der Zeit, wie Klimaschutz und zukunftsfähige Energieversorgung, setzen wir auf erneuerbare Energien, Effizienz und Einsparung.

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Kunststoffe

In keinem Haushalt, in keinem Auto und in keinem Unternehmen kann auf den Einsatz von Kunststoffen in allen Formen und Farben verzichtet werden. In den vergangenen Jahren hat sich der Trend immer mehr dahin entwickelt, dass Kunststoffe andere Materialien wie Holz, Metall oder Keramik ersetzt haben. Im Automobil- und Fahrzeugbau beispielsweise werden vermehrt hochfeste, aber gleichzeitig auch leichte Bauteile verwendet. Anforderungen, die moderne Kunststoffe erfüllen können. Im Bereich der Lebensmittel haben sich Kunststoffe aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften durchgesetzt. Neben der Leichtigkeit haben auch hygienische Aspekte hier eine entscheidende Rolle gespielt. So erlauben es moderne HightechFolien, dass zwar Luft aus einer geschlossenen Verpackung entweichen, von außen aber nicht eindringen kann. Konservierte Lebensmittel bleiben so länger haltbar. Auch der Maschinen- und Anlagenbau, einst klassischer Bereich für den Einsatz von Metallen, hat sich neu ausgerichtet und nutzt nun neue Materialien. Hier sind besonders Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben, weit vorn. Windkraftanlagen, wie sie un12

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ter anderem von der SINOI GmbH in Nordhausen gefertigt werden, kommen ohne geeignete Werkstoffe nicht aus. Die Rotorblätter mit einem Durchmesser von mehr als einhundert Metern müssen dauerhaft fest und dennoch leicht, in der Formgebung einfach zu bearbeiten und sowohl in der Produktion, als auch in der Anwendung wirtschaftlich sein. Ohne den Einsatz faserverstärkter Kunststoffe wären diese Anforderungen nicht zu erfüllen. Entwickelt werden solche innovativen

Mit der neuen Professur erweitert die Universität erneut ihr Forschungsprofil. Prof. Peter Scharff, Rektor TU Ilmenau

Materialien unter anderem im Thüringischen Institut für Textil- und KunststoffForschung TITK in Rudolstadt. Wissenschaftler, Laboranten und technische Mitarbeiter arbeiten auf den Gebieten Strukturpolymere, Verbundwerkstoffe, Funktionspolymere und Polymere Nanotechnologie und verschaffen Kunststoffen ein breiteres Anwendungsspektrum.

Auch die Technische Universität Ilmenau ist ein anerkannter Forschungsstandort im Bereich moderner Kunststoffe. Zur Untermauerung dieser Stellung wurde kürzlich eine Stiftungsprofessur „Kunststoff technik“ eingerichtet. „Mit der neuen Professur erweitert die Universität erneut ihr Forschungsprofil um ein zukunftsträchtiges Gebiet“, freute sich der Rektor der TU Ilmenau, Professor Peter Scharff, anlässlich der Unterzeichnung des Dienstvertrages. Mit Dr. Michael Koch, dem neuen Stiftungsprofessor für Kunststofftechnik, sei ein erfahrener Praktiker aus der Kunststoffbranche gewonnen worden. Die Einrichtung des neuen Lehr- und Forschungsgebiets wurde gemeinsam von der Thüringer Kunststoff industrie und der TU Ilmenau initiiert sowie von der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) unterstützt. Die Wichtigkeit von weiteren Forschungsleistungen auf diesem Gebiet gründet sich auch in den Zahlen, welche der Industriezweig vorlegen kann. „Die Branche ist www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Foto Portrait: TU Ilmenau Foto oben: BASF AG

Thüringer Kunststoffe – Eine Welt der Vielfalt


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in den letzten Jahren gewachsen und gediehen mit Umsatzsteigerungen um die zehn Prozent, je nach Konjunkturlage“, beschreibt Victoria Ringleb, Geschäftsführerin des PolymerMat e.V., die Geschäftslage der vergangenen Jahre. Die Kunststoffindustrie gehört zu den wachstumsstärksten Branchen Deutschlands. Mit einem 2008 erzielten Jahresumsatz von 2,2 Milliarden Euro und mehr als 11.500 Beschäftigten trägt sie auch in Thüringen erheblich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Thüringer Unternehmen sind zum überwiegenden Teil Zulieferer für den

Die Branche ist in den letzten Jahren gewachsen und gediehen. Victoria Ringleb, Geschäftsführerin PolymerMat e.V.

Qualifikation: Junge Fachkräfte erhalten eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung. Zudem fördert Thüringen gezielt Ausbildungsverbünde: Unternehmen und Berufsbildungseinrichtungen schließen sich regional zusammen, um die Zahl der Ausbildungsplätze zu erhöhen und Zusatzqualifikationen anzubieten. Die Hochschulen im Freistaat setzen die Thüringer Technologietradition fort, indem sie Ingenieure in verschiedenen Fachrichtungen rund um das Thema Kunststoffe ausbilden. An sechs Universitäten und Hochschulen wählen Studenten unter vielen technischen Studiengängen, zum Beispiel Maschinenbau, Elektrotechnik, Informationstechnik, Informatik, Mechatronik oder Werkstoffwissenschaften. Rund 40 Prozent der Studenten studieren Fachrichtungen, die für die Kunststoffbranche relevant sind. So bieten die Friedrich-Schiller-Universität in Jena, die TU Ilmenau und die Bauhaus-Universität Weimar gemeinsam den Studiengang „Werkstoffwissenschaft / Materialwissenschaft“ an. An der FH Schmalkalden und der FH Jena können angehende Ingenieure die Vertiefungsrichtung „Kunststoff technik“ wählen. Die Thüringer Berufsakademie (BA) in Eisenach offeriert eine Ingenieurausbildung mit dem Schwerpunkt „Kunststoff technik“. Die Ausbildungsinhalte orientieren sich dabei an den aktuellen Bedürfnissen der Branche.

Auch hat Grafe ein Problem damit, dass Kunststoffe vielfach recycelt werden. Hierbei werden, so sieht er es, zuviel Aufwand und Energie eingesetzt, was die Belastungen für die Umwelt deutlich erhöht. Logisch und vernünftig sei es, verbrauchten Kunststoff als Energieträger zu verwenden. Davor aber sollen die Kunststoffe möglichst lang ihre primäre Aufgabe erfüllen. Und das nicht nur in Thüringen. Viele Unter nehmen haben sich in den vergangenen Jahren Absatzmärkte im Ausland gesichert. Zu wichtigen Ausfuhrgütern gehören Kunststoff tafeln, -platten, -folien, -bänder und -streifen. Die Standortvorzüge des Freistaates haben dagegen aber auch viele ausländische Investoren überzeugt. Sie kommen aus der Schweiz, den USA, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Italien, Großbritannien oder Finnland. Damit Unternehmen der Kunststoffbranche passendes Personal finden, setzten Thüringen und die hier ansässigen Hersteller auf

Da die Branche überwiegend mittelständisch geprägt und vor allem noch jung ist, schaffen es viele der Unternehmen, auch in den momentan schwierigen Zeiten flexibel auf den Märkten zu bestehen. Mit ihren Innovationen können sie schnell und zielsicher die Anforderungen ihrer Kunden umsetzen und haben so die Chance, gestärkt in die Phase des nächsten Aufschwungs starten zu können. (su)

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Quelle: BASF AG

Quelle: BAYER AG

Fahrzeug- und Maschinenbau, die Elektrotechnik, die Medizintechnik, die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und die Bauindustrie. Um all diesen Kunden und deren Anforderungen gerecht zu werden, richten die Hersteller und Verarbeiter von Kunststoffen in Thüringen ihren Blick verstärkt auf so genannte Biopolymere. Statt des synthetisch aus dem Rohstoff Erdöl gewonnenen Kunststoffes, werden die Polymerketten hier aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Eine nicht neue, aber dennoch innovative Möglichkeit, neue Wege zu gehen. Momentan allerdings sind Biopolymere noch zu teuer, als dass sie synthetische Kunststoffe ersetzen könnten. „Das Interessante ist, dass sie nicht nur für Nischenprodukte bestimmt sind, sondern auch für Massenprodukte“, meint Victoria Ringleb. Dies hätte natür-

lich zur Folge, dass nicht nur mit steigenden Produktionsmengen die Preise sinken, sondern dass auch immer wieder neue Verwendungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete gefunden werden. Ganz andere Aufgaben für Kunststoffe kann sich Matthias Grafe, Geschäftsführer der Grafe-Gruppe aus Blankenhain, vorstellen. „Wir sollten weg davon, mit Öl die Autos zu betreiben, sondern daraus erst Kunststoffe herstellen und diesen dann als Energieträger nutzen. Mit Blick auf die Energiebilanz wäre das sinnvoll, ist aber leider politisch nicht gewollt“, meint Grafe, dessen Unternehmen sich auf die Herstellung von Farbpigmenten zur Einfärbung von Kunststoffen spezialisiert hat.

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Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Kurtz, Prof. Koch und Rektor Prof. Scharff

Stiftungsprofessur „Kunststofftechnik“ der TU Ilmenau besetzt Dr. Michael Koch ist neuer Stiftungsprofessor für Kunststofftechnik an der Technischen Universität Ilmenau. Er nahm Ende Januar seine Tätigkeit an der Universität auf. „Mit der neuen Professur erweitert die Universität erneut ihr Forschungsprofil um ein zukunftsträchtiges Gebiet“, so der Rektor der TU Ilmenau, Professor Peter Scharff, anlässlich der Unterzeichnung des Dienstvertrages. „Wir freuen

uns, dass wir mit Dr. Michael Koch einen erfahrenen Praktiker aus der Kunststoffbranche gewinnen konnten.“ Die neue Stiftungsprofessur soll einen wichtigen Beitrag dafür leisten, den Bedarf an Forschung und Entwicklung künftig besser decken zu können. Das neue Lehr- und Forschungsgebiet wurde gemeinsam von der Thüringer Kunststoff -

Foto: TU Ilmenau/Bettina Wegner

Titelthema

industrie und der TU Ilmenau initiiert sowie von der Stif tung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) unterstützt. In die Finanzierung der zunächst auf fünf Jahre angelegten und an der Fakultät für Maschinenbau angesiedelten Professur teilen sich die STIFT, die TU Ilmenau sowie das Kunststoffcluster PolymerMat e.V. und dessen Mitgliedsunternehmen GRAFE Advanced Polymers GmbH, PVT Plastverarbeitung Thüringen GmbH, Schmuhl Faserverbundtechnik GmbH & Co. KG und OMPG Ostthüringische Materialprüfgesellschaft für Textil- und Kunststoffe mbh. Dr. Michael Koch war zuletzt als Geschäftsführer beim Spritzgießmaschinenhersteller Ferromatik Milacron, bei Tetra Pak in der Kunststoffdivision und als Vice President Technology beim kanadischen Spritzgießsystemlieferanten Husky tätig. Er hat viele Jahre beim PET Flaschenblasanlagenhersteller Krupp Corpoplast gearbeitet. Er ist Experte in der Spritzgieß-, Extrusions- und Blasformtechnologie, Inhaber von Patenten und Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen. Seine Erfahrung in Unternehmensführung, Ver trieb und im FuE-Bereich will er nun in Ilmenau einbringen. (su)

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phit oder Hartmetall lassen sich verarbeiten. Die Fräszentren werden sowohl für die Bearbeitung von Formplatten und Einsätzen der Werkzeuge, als auch für die Herstellung von Frästeilen in Kleinserien oder Elektroden für die Erosion eingesetzt. Drehteile können bis zu einer Spitzenweite von 3000 Millimetern bearbeitet werden. An Senkerodiermaschinen können unterschiedlichste Oberflächenstrukturen, je nach Wunsch der Kunden, erzielt werden. Mit Drahterodier maschinen lassen sich Kupferelektroden sowie filigrane Einsätze oder Schnittstempel anfertigen.

Präzision und Qualität aus einer Hand Durch Vielseitigkeit, Präzision und Zuverlässigkeit hat sich der Werkzeugbau Winterstein zu einem wichtigen Baustein der Metallverarbeitung in Thüringen entwickelt. Seit vielen Jahren beweist das Unternehmen seine Stärken im Fräsen, Drehen, Erodieren und im Formenbau. Der Werkzeugbau Winterstein hat sich dabei auf den Bau von Werkzeugen und Formen für die kunststoffverarbeitende Industrie spezialisiert und fertigt sowohl einfache als auch hochkomplexe Druck14

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und Spritzgussformen in Spitzenqualität. Der hochmodern eingerichtete und kontinuierlich ausgebaute Maschinenpark erlaubt es, Werkzeuge und Formen in Gewichtsklassen von 50 Kilogramm bis zu vier Tonnen zu fertigen. Auch Blasformen für Hohlkörper sowie Stanz-, Schnitt- und Umformwerkzeuge gehören zum Tätigkeitsbereich. Die modernen Maschinen bestimmen das Bild der Produktion und ermöglichen größtmögliche Flexibilität bei allen Bearbeitungsformen. Auch Materialien wie Aluminium, Magnesium, Gra-

Kontakt Werkzeugbau Winterstein GmbH & Co. KG Bahnhofstraße 9 D-96529 Mengersgereuth-Hämmern Tel.: +49 (0) 3675 - 746363 Fax: +49 (0) 3675 - 806235 E-Mail: info@wzb-winterstein.de Internet: www.wzb-winterstein.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Personaldienstleistungen Control- und Reworkservice Vermittlung, Beratung Lohnauftragsfertigung

Regionale Nähe schafft Flexibilität für den Mittelstand Die Wirtschaft lebt vom Mittelstand und der Mittelstand lebt von seinem Personal. Die Angestellten sind der Anker eines Unternehmens. Doch gerade in wirtschaftlich stürmischen Zeiten erwartet und benötigt vor allem der Mittelstand Flexibilität. Hier besteht für viele kleine Firmen jedoch die Schwierigkeit, in kurzer Zeit auf die Veränderungen der Auf tragslage zu reagieren. Personaldienstleister wie ISK IndustrieService Krebs aus Sonneberg leisten den Unternehmen dabei Hilfe und unterstützen sie bei der gezielten Auswahl, zeitnaher Beschaffung und kundenorientierter Schulung von Mitarbeitern aller Qualifikationen, vom Helfer bis zur hoch qualifizierten Fachkraft. Bereits seit 1999 versteht sich ISK als regionaler Personaldienstleister für Handwerk und Industrie. Nicht nur die Zertifizierung nach DIN ISO 9001 und das Handeln nach einem Qualitätsmanagementsystem zeugen von der Qualität der Dienstleistung. Auch zahlreiche Stammkunden vertrauen seit langem dem Engagement der Personaldisponenten. Der Kunde hat mit ISK einen verlässlichen

Ansprechpartner für sein Anliegen und kann so planen, dass die Produktion ohne Unterbrechung läuft. Immer mehr Firmen schätzen die kurzen Reaktionszeiten und die Flexibilität des Personaldienstleisters ISK. So garantiert das Unternehmen, dass nur 90 Minuten nach der Anfrage die Mitarbeiter entsendet sind. Die zur Verfügung gestellten gewerblichen Mitarbeiter werden mit Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhwerk ausgerüstet, erhalten kundenspezifische Einweisungen und einen Qualiätscheck. Kunden schätzen diesen Nutzen ebenso wie die Sicherheit, auch bei Auftragsschwankungen namensgleiches Personal anzufordern. Außerdem wird durch Zeitarbeit auch Ideenreichtum in die Firmen eingebracht. So entsteht durch Zeitarbeit Mehr wert für die Unternehmen. ISK Industrie-Service Krebs verfolgt einen gezielten Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten, beteiligt sich an Qualifikation und Schulung des Personals. Voraussetzung dafür ist der gute Kundenbezug, Zuverlässigkeit und der korrek-

te Umgang mit den Mitarbeitern – tägliche Praxis für ISK. Ein weiterer interessanter Geschäftsbereich ist der zertifizierte Rework-Service. Im Falle von auftretenden Reklamationen bei Kunden oder deren Lieferanten führt ISK das gesamte Störfallmanagement professionell durch. Dazu zählt auch Containment-Prüfung mit der Bereitstellung des gesamten Equipments und standardisierter Dokumentation. Diese Dienste haben bereits Firmen aus Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachen, Tschechien und Ungarn in Anspruch genommen. Die momentane wirtschaftliche Lage nutzt der Personaldienstleister ISK dazu, interne Prozesse zu überprüfen, zu stabiliseren und zu verbessern. Es werden verstärkt im Zusammenspiel mit der Agentur für Arbeit Qualifizierungen für alle Beschäf tigten umgesetzt. ISK wird so gestärkt den künftigen Anforderungen an Zeitarbeit und Personaldienstleistungen begegnen.

Kontakt ISK Industrie-Service Krebs OHG F.-Engels-Str. 116, D-96515 Sonneberg Tel.: +49 (0) 36 75 - 42 29 45 Fax: +49 (0) 36 75 - 42 29 43 Hammermühlenweg 1, D-96317 Kronach Tel.: +49 (0) 9261 - 50 68 75 Fax: +49 (0) 9261 - 50 68 78 E-Mail: krebs@iskonline.de Internet: www.iskonline.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

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Krise sehr deutlich, dass überall nach neuen Wegen und Produkten gesucht wird. Wegen der gesunkenen Nachfrage ist die Produktion eher rückläufig, aber in der Entwicklung liegen uns momentan unglaublich viele Anfragen vor.“

„Ein Mittelständler ist gut in ländlichen Regionen aufgehoben, denn in kleinen Strukturen geht vieles einfacher“, sagt Matthias Grafe, Geschäftsführer der GRAFE Advanced Polymers GmbH. Seit er mit seinem Unternehmen von Jena nach Blankenhain zog, weiß er, wovon er spricht. Matthias Grafe weiß, wo in den nächsten Jahren die Trends liegen. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Kunststoffverarbeiters aus Blankenhain kann beobachten, worauf seine Kunden besonderen Wert legen. Sein Unternehmen, das er zusammen mit seinen drei Brüdern führt, wurde 1991 in Jena gegründet. Einige Jahre später verlagerte er den Sitz des Produzenten nach Blankenhain und fertigt dort im Auftrag verschiedener Unternehmen Farbpigmente, die Kunststoffgranulaten beigemischt werden, um diese einzufärben. Er erklärt die Aufgaben seines Unternehmens am einfachen Beispiel eines Spielzeugautos von Playmobil. „Das Feuer wehrauto soll ein spezielles Rot haben und wir entwickeln hier die Farben zum Einfärben des Kunststoffes. Das Auto besteht zu 99,5 Prozent aus Rohgranulat und zu 0,5 Prozent aus beigemischten Farbpigmenten. Wir mischen das Konzentrat, indem wir Kunststoff aufschmelzen, das Pigment untermischen und dann wieder zu Granulat machen. Dieses enthält 50 Prozent Kunststoff und 50 Prozent Pigment, ist also hochkonzentriert. Der Endabnehmer nimmt dann ein Prozent vom Konzentrat und 99 Prozent vom reinen unbehandelten Kunststoff, mischt es zusammen, schmilzt es auf und spritzt es in seine Formen.“ Nicht nur in Spielzeugen, sondern auch im Automobilbau finden die gefärbten Kunststoffe von Grafe ihre 16

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Abnehmer. Und hier weiß Matthias Grafe zu berichten, dass der Trend bei der Farbe der Innenausstattung der Fahrzeuge eher hin zu einem dunklen Schokobraun geht, nachdem bisher eher helle Beige-Töne im

Matthias Grafe Geschäftsführer GRAFE Advanced Polymers GmbH

Trend lagen. Rund 8000 Mal im Jahr kommen die Kunden auf ihn zu und bitten um die Zusendung eines Musters. Aus etwa 3000 Mustern wird auch ein Auftrag generiert: „Man merkt es in der momentanen

Einen anderen Vorteil sieht er auch in der Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten. „Kunststoff ist ja sehr teuer. Eine Tonne Kunststoff kostet etwa 1.500 Euro. Die Tonne Stahl liegt bei etwa der Hälfte. Aber aus einer Tonne Kunststoff kann man viel mehr machen als aus Stahl. Man kann ihn leicht in jede Form bringen und er ist leichter zu bearbeiten“ erläutert Grafe. Für die derzeitig schwierigen Zeiten hat Matthias Grafe für die anderen Unternehmen der Branche in Thüringen einige kleine helfende Hinweise. „Es werden die Unternehmen überleben und gestärkt aus der Krise hervorgehen, die eigene Produkte haben und eigenständig weiterentwickeln. Verlängerte Werkbänke dagegen werden es schwer haben, weil sie austauschbar sind. Lohnfertiger sind bei sinkenden Absätzen gefährdet und ich denke, ein Unternehmen braucht eine eigene Identität und eigene Produkte“. Produkte, wie sie für Grafe und den gesamten Kunststoffbereich typisch sind. Und typisch heißt, sie sind überall zu finden. Egal ob Spielwaren, Verschlussdeckel oder Kunststoffflaschen; in jedem Haushalt finden sich unzählige Beispiele. Und viele, so verrät Matthias Grafe, wurden mit Pigmenten aus Blankeinhain eingefärbt. (su)

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Foto: GRAFE Advanced Polymers GmbH

Farbtupfer aus Thüringen

Zum Thema Krise weiß Grafe einiges zu berichten. So habe man im vergangenen Jahr in der Kunststoffbranche neben der Finanzkrise auch mit einer Explosion der Rohölpreise zu kämpfen gehabt. Die führte letztlich auch zu einer nachlassenden Nachfrage in der Automobilindustrie, was sich schnell in der Kunststoffindustrie bemerkbar machte. Obwohl der Trend auch in der Automobilindustrie dahin geht, vermehrt Kunststoffe einzusetzen, sieht Matthias Grafe noch weitere Einsatzmöglichkeiten. „Der Werkstoff Kunststoff hat noch so viel Entwicklungspotenzial wo er andere Dinge substituiert und ablöst und deswegen wird diese Industrie auch weiter wachsen. Der Kunststoffanteil im Automobil wird steigen. Aber auch in der Landwirtschaft. Denn überall dort, wo wenig Wasser vorhanden ist, wie in Südeuropa, stehen riesige Anbauflächen unter Folien.“


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Titelthema

Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft Seit fast drei Jahren leitet Victoria Ringleb das Kunststoffcluster PolymerMat e.V. Es ist das Netzwerk der kunststoffherstellenden und -verarbeitenden Unternehmen Thüringens. Es bildet eine Partnerschaft zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung. Das Ziel des Clusters ist die kontinuierliche Entwicklung der Kunststoffindustrie entlang der Wertschöpfungskette.

Wirtschaftsspiegel: Wie hat sich die Branche in den letzten Jahren entwickelt? Ringleb: „Die Kunststoffindustrie ist in den letzten Jahren gewachsen und gediehen mit Umsatzsteigerungen um die zehn Prozent, je nach Konjunkturlage. Auffällig an der Branche ist die sehr gute Infrastruktur rundherum. Wissenschaftliche Einrichtungen, wirtschaftsnahe Forschung und Grundlagenforschung finden sich überall im Land. In ihren Schwerpunkten sind diese komplementär und ergänzen sich gut.“ Wirtschaftsspiegel: Wohin soll sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln? Ringleb: „Man kann sagen, wir möchten so etwas wie die Marke ‚Hightech Kunststoffland Thüringen‘ etablieren, weil in der Entwicklung und Herstellung komplexer und anspruchsvoller Anwendungen in den Hightech-Märkten große Marktpotenziale für unsere Betriebe liegen. In den kommenden Jahren wird die Reise zur Energiewirtschaft und Medizintechnik gehen, ohne unsere traditionellen Abnehmerbranchen wie Lebensmittelverpackungen, Bauwirtschaft und Automobilindustrie aus den Augen zu verlieren. Da ist gerade in Thüringen noch viel Potenzial, www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

denn die noch recht jungen Betriebe sind sehr modern ausgestattet und flexibel. Interessant sind auch Kunststoffe mit neuen Eigenschaften wie elektrischer Leitfähigkeit.“ Wirtschaftsspiegel: Gibt es denn Produkte aus Thüringen, die man im Alltag findet? Ringleb: „Da sind natürlich die Windräder, die in Thüringen produziert werden. Aber dadurch, dass wir uns eher im HightechBereich bewegen, ist es mit den plastischen und gut ansehbaren Beispielen ein Problem. Aber zum Beispiel die wichtigen Zusätze für Patentflaschenverschlüsse von Bierflaschen und Korken von Spirituosenflaschen werden von der Firma kcd Kunststoffe, Additive und Beratung GmbH in Weimar hergestellt, Steckdosen und Kabel zur Datenübertragung und Telefonie, wie wir sie heutzutage in jedem Haushalt finden, kommen von der KOMOS GmbH in Bürgel. Viele von uns kennen außerdem die Staubsauger der Marke Omega. Eine Niederlassung der Omega electric GmbH finden wir in Schmölln. Die Handschuhkästen für alle wichtigen deutschen Automarken wie Mercedes, BMW und Audi kommen aus Ohrdruf von der Plastverarbeitung Thüringen GmbH. In Waltershausen bei der Firma Schuster Kunststofftechnik GmbH werden mit Hilfe von innovativen Verfahren (in den Bereichen Mould Labeling, 2 Komponenten Spritzguss sowie Lackieren und Lasern) hochwertige und dekorative Oberflächen von Kunststoffteilen und Baugruppen entwickelt und produziert. Hier können wir uns auch in den kommenden Jahren auf viele Designs in den Bereichen Automobil, Telekommunikation, Haushalt und Elektrotechnik freuen. Besonders anspruchsvoll und mit einem großen Entwicklungspotenzial ausgestattet sind die großen Fahrzeugteile, die bei der Firma Schmuhl Faserverbundtechnik GmbH aus Verbundwerkstoffen hergestellt werden. Denn inzwischen ist es möglich, ganze (!) Fahrerkabinen zum Beispiel für Mobilkrane von Liebherr aus Faserverbunden unter Verzicht auf Stahl zu fertigen. Wirtschaftsspiegel: Öl ist die Grundlage für Kunststoffe. Aber Öl wird immer teurer und knapper. Wie geht die Industrie mit diesem Thema um?

Victoria Ringleb Geschäftsführerin PolymerMat e.V.

Foto: PolymerMat e.V.

Wirtschaftsspiegel: Wodurch zeichnet sich die Kunststoffindustrie in Thüringen aus? Ringleb: „Sie zeichnet sich durch ein kontinuierliches Wachstum in den vergangenen 20 Jahren aus, obwohl Thüringen bis dahin kein klassischer Kunststoff-Standort wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen oder der Schwarzwald war. Oder anders herum ausgedrückt: Optik und Automobilbau können eher als traditionelle Industrien Thüringens gelten. Anders die Kunststoff industrie: Außer dem traditionellen Kunststoffstandort Rudolstadt mit dem Chemiefaserkombinat gab es vor 20 Jahren fast nur viele kleine Werkzeugund Formenbauer und Spritzgießer ohne eine wesentliche Strukturbedeutung. Das ist darin begründet, dass viele kleine Unter nehmen dort angesiedelt waren, wo früher die Holzverarbeitung war. Dort wurde Holz verwertet, bis der Werkstoff nicht mehr nachgefragt wurde und die Unter nehmen in den Bereich Kunststoff gegangen sind. Das ist aber auch ein Grund für die dynamische Entwicklung der Branche.“

Ringleb: „Nachwachsende Rohstoffe und Biopolymere sind ein ganz großes Thema. Während in der Verarbeitung das Zukunftsthema die Energie ist, sind es in der Kunststofferzeugung die Biopolymere und Polymere aus nachwachsenden Rohstoffen. Durch die weitere Verminderung der weltweiten Ressourcen ist die Suche, Entwicklung und Sicherstellung von alternativen Materialien unabdingbar. Thüringen verfügt über exzellente Kompetenzen in der Biopolymer-Forschung, der Materialaufbereitung und Bereitstellung und über zahlreiche Unternehmen aus allen Kunststoffverarbeitungstechnologien. Jedoch besteht aufgrund der historisch gewachsenen marktbeherrschenden Stellung der petrolbasierenden Kunststoffe und deren ausgereiften Eigenschaftsprofilen derzeit eine Akzeptanzschwelle bei Produktentwicklern und Kunststoffverarbeitern zum Einsatz von Biopolymeren. Diese gilt es zu über winden, um die werkstoffliche Zukunft zu sichern und erfolgreich im globalen Wettbewerb zu bestehen.“ Wirtschaftsspiegel: Warum haben sich die Biopolymere bisher noch nicht durchgesetzt? Ringleb: „Momentan sind Biopolymere noch zu teuer. Außerdem sollen sie künftig nicht nur für Nischen- sondern auch für Massenprodukte bestimmt sein. Wir müssen einfach nur weiter daran forschen. Man kann Biopolymere genau so verwenden wie synthetisch hergestellte Kunststoffe, das wissen manchmal die Verarbeiter gar nicht. Erst durch den Anstieg des Ölpreises sind die Biopolymere etwas mehr ins Bewusstsein gerückt.“ DAS INTERVIEW FÜHRTE SASCHA UTHE

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+++ Kunststoff in Kürze +++ Kunststoffspezialist erweitert Produktion Der Kunststoffspezialist Ifert Plastics Technologies aus Schweina bei Bad Liebenstein erweitert seine Produktion. Dazu investiert das Unternehmen rund 850.000 Euro und schafft fünf neue Arbeitsplätze. Das Thüringer Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben mit 136.000 Euro. Ifert Plastics Technologies, im Jahr 2005 aus dem seit 1928 bestehenden Familienbetrieb Valtin Iffert und Sohn hervorgegangen, produziert mit derzeit 33 Beschäftigten Kunststofferzeugnisse vorwiegend für den Automobilbau. Die Produktpalette umfasst Reflektoren, Designteile, Linsen und Befestigungsteile aus technischen Kunststoffen sowie Kunststoffummantelungen von Metallteilen. Als besonderes Fertigungsverfahren bietet das Unternehmen seinen Kunden die Vakuummetallisierung von Kunststoff teilen. Ifert hat insgesamt bisher knapp 3,5 Millionen Euro in Schweina investiert. (su) Bauhaus-Universität gewinnt Preis Vom 14.–17. Januar 2009 wurden auf der jährlich in den USA stattfindenden internationalen Konferenz mit angeschlossener Industriemesse „Composites + Polycon“ die neuesten Innovationen und Produkte im Verbundbau und im kunststoffverarbeitenden Sektor vorgestellt. Im Rahmen der Preisverleihung in Tampa, Florida, erhielt die Professur für Holz- und Mauerwerksbau der BauhausUniversität Weimar für ihren Beitrag „Structural Behavior of Hybrid TimberComposite Beams“ den von der R.J. Marshall Company gestifteten „Best Technical Paper Award for Design and Testing 2009“ der American Composites Manufacturers Association (ACMA). Inhalt des prämierten Beitrages war die Vorstellung eines an der Professur Holzund Mauerwerksbau der Bauhaus-Universität entwickelten innovativen Verbundsystems aus Polymerbeton, faserverstärkten Kunststoffen und Holz, welches sich durch eine hohe Tragfähigkeitssteigerung und einfache Handhabung auszeichnet. Dieses neuartige Verbundsystem kann vorteilhaft zur kostengünstigen Verstärkung von bestehenden stabförmigen Holzkonstruktionen eingesetzt werden. (su)

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Kunststoff Know-How aus einer Hand Medi-Globe Cardioplast GmbH, ein auf die Herstellung von Medizintechnik-Komponenten aus Kunststoffen spezialisiertes Unternehmen innerhalb der deutsch-amerikanischen Medi-Globe Gruppe, wird künftig nicht nur für die eigene Unternehmensgruppe Produkte am Standort Sonneberg herstellen, sondern für Industrieunternehmen auf dem gesamten Gebiet der Medizintechnik hochwertige, speziell für den Kunden zugeschnittene Kunststoffteile fertigen. Mit cirka 25 Mitarbeitern werden derzeit Spritzgusskunststoff-Komponenten (Thermoplaste und Elastomere) für medizinische Instrumente und Katheter im Bereich der Kardiologie, Gastroenterologie und Urologie produziert. Weiterhin werden im Firmenverbund für die Kunden komplexe medizinische Schläuche gefertigt und stehen darüber hinaus, beginnend im Prototypenbau (Stereo-Lithographieverfahren und Prototypenspritzguss), der Montage, bis zur Reinraumverpackung und Etylenoxid-Gassterilisation, alle wesentlichen Dienstleistungen der Medtec Branche zur Verfügung. Mit diesem umfassenden Produktangebot bietet Medi-Globe CardioPlast als Zulieferer der Medizintechnikbranche Fertigung mit System unter einem Dach. Moderne Verarbeitung von Kunststoffen und Silikonen ist Grundvoraussetzung für ein optimales Spritzgussergebnis. Neben den Standard-Spritzgussverfahren steht das Gasinnendruck-Spritzgießverfahren zur Verfügung. Für optimale Spritzgusskomponenten legt Medi-Globe CardioPlast strenge Maßstäbe an den Werkzeugbau und die Instandhaltung der Spritzgusswerkzeuge. Regelmäßige Kontrollen sowie optimales Reinraummanagement garantieren hohe Qualität, niedrige Keimzahlen sowie geringe Par tikelbelastung der Pro-

dukte. Das Unternehmen fertigt entsprechend der ISO 13485:2003 und erfüllt seit vielen Jahren die Anforderungen der US FDA für „Good Manufacturing Practice“ (GMP). Auf einem rund 5.000 Quadratmeter großen Areal stehen den Kunden etwa 800 Quadratmeter Fertigungsflächen (Spritzgießerei mit Reinraum und For menbau) zur Verfügung. Medi-Globe CardioPlast blickt auf eine bis in die 50er Jahre zurückreichende Unternehmensgeschichte in der Medizintechnik zurück, die seit Mitte der 70er Jahre mit der Herstellung von komplexen Spritzguss-Komponenten für die Kardiologie und Herzchirurgie verknüpft ist. Bis heute werden Komponenten für Herz-LungenMaschinen sowie Kanülen für gefäßchirurgische Eingriffe produziert, die sowohl nationalen, europäischen sowie Anforderungen der US FDA unterliegen. Im laufenden Jahr 2009 wird die Medi-Globe Gruppe weiter in modernste Produktionstechnik investieren, nachdem bereits im Jahr 2007 und 2008 in den Werkzeugbau am Standort in Sonneberg, mehr als zehn Prozent des Umsatzes in neue Fertigungstechnik investiert wurde.

Kontakt Medi-Globe CardioPlast GmbH Johann-Nicol-Dorst-Straße 10 D-96515 Sonneberg Tel: +49 (0) 3675 - 469 521 0 Fax: +49 (0) 3675 - 469 521 9 E-Mail: info@cardioplast.de Internet: www.cardioplast.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Fachkompetenz für Hartkunststoffe Als mittelständisches Unternehmen mit Sitz auf dem ehemaligen Maxhüttengelände in Unterwellenborn besitzt die S. R. Kunststofftechnik GmbH langjährige und umfangreiche Erfahrungen in der Herstellung von Kunststoffanlagenteilen und Apparaten. Die Produktionspalette der über 1.800 Quadratmeter großen Produktionsfläche umfasst unter anderem die Herstellung und Lieferung von Lufttechnischen Anlagen oder auch deren Komponenten wie zum Beispiel Ventilatoren, Schalldämpfer, Kanäle und Rohre. Weiterhin stehen auch Luftreinigungsanlagen, Wärmetauscher oder Tropfenabscheider im Portfolio des Unternehmens. Vollkunststoffwärmetauscher beispielsweise kommen vor allem in der chemischen Industrie, der Galvanik, oder der Elektroindustrie zum Einsatz. Sie werden zur Wärmerückgewinnung aus aggressiver Abluft benötigt. Auch zur Abkühlung von Abgasen oder als Kondensator für Dämpfe in der Chemie und Pharmaindustrie werden diese Anlagen eingesetzt. Alle Wärmetauscher werden aus einem modularen System zusammengebaut. Ihre Größe wird hauptsächlich von den Masseströmen und Leistungen bestimmt und nur geringfügig von den Bauteilen. Aus den Werkstoffen PP oder PVDF gefertigt, kön-

nen sie bei Temperaturen von -30 bis +140 Grad Celsius arbeiten. Hierbei können bis zu 150.000 Normkubikmeter Gasvolumen je Stunde bearbeitet werden. Jeder einzelne Wärmetauscher wird exakt nach den Anforderungen der Kunden und spezifisch für seine Aufgaben produziert. Weiterhin bietet S.R. Kunststofftechnik auch Anlagen zur Abluftreinigung an. Durch den Einsatz von Abluftwäscheranlagen können Abluftströme von den verschiedensten Schadstoffen gereinigt werden. Hierbei handelt es sich in der Regel um gas-, aerosol- oder staubförmige Schadstoffe sowie auch geruchsintensive Verunreinigungen. Das Reinigungsprinzip stellt sich wie folgt dar: Die Abscheidung und Reinigung der Abluft beruht je nach Ver unreinigung auf der chemischen Absorption des Schadstoffes zu einem unproblematisch zu entsorgenden Stoff. Tropfenabscheider, ebenfalls Bestandteil der Abluftreinigung, sind als Prallflächenabscheider zur Abtrennung von Flüssig-

keitsteilchen aus Luft und Gasströmen konzipiert. Einsatzgebiete hierfür sind beispielsweise die Verfahrenstechnik, Lüftungs- und Klimatechnik oder Luftkühler. Durch mehrfache Richtungsänderung des flüssigkeitsbeladenen Luft- oder Gasstromes treten die Tropfen auf die speziell geformten Abscheideprofile. Dort werden sie gesammelt und aus dem Luft- oder Gasstrom ausgeschleust. Auch im Rohrleitungsbau hat sich S.R. Kunststofftechnik in den zurückliegenden Jahren einen Namen gemacht. Rohrleitungen für Flüssigkeiten und Druckluft, doppelwandige Rohrleitungen für wassergefährdende Flüssigkeiten, Absperr- und Regelarmaturen-Schmutzfänger sowie Pumpen verschiedener Bauarten und Pumpenvorbehälter werden angeboten. Letztlich fertigt das Unternehmen auch Schwimmbadtechnik und fertigt nach den Wünschen der Kunden Behälter in allen Formen und Größen und liefert dazu auch Abdeckung, Heizung, Strömungsanlage und vieles mehr.

Kontakt S.R. Kunststofftechnik Am Silberberg 7, D-07333 Unterwellenborn Tel: +49 (0) 3671 - 63 00 20 Fax: +49 (0) 3671 - 63 00 21 E-Mail: sr-kunststofftechnik@t-online.de Internet: www.sr-kunststofftechnik.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

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Portrait

Planen Gestalten Genießen Maxime eines Unternehmers mit dem Herz am rechten Fleck. Eigentlich wollte Lutz Frischmann den Familienbetrieb nicht übernehmen. Heute schmunzelt er darüber. Mit Leib und Seele, so sagt er, ist er Unternehmer. Etwas anderes kann er sich nicht mehr vorstellen. Verantwortung übernehmen, etwas bewegen und auch Mut beweisen – das ist sein Metier. Und wer ihn kennt, weiß, dass das keine leeren Phrasen sind. Doch wer ist dieser Lutz Frischmann? Seit 1995 leitet er die Frischmann Kunststoffe. Momentan befindet sich der Firmensitz an zwei Standorten, dem alten in Saargrund und dem neuen in Eisfeld. Der Umzug, der sich bereits über Monate hinweg zieht, ist in vollem Gange. Das fordert dem Chef einiges an Nerven ab. Vor allem jetzt, in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise. Aber er hat gelernt, damit umzugehen. Immerhin hat der gelernte Facharbeiter für elektronische Bauelemente eine Schule durchlaufen, die nicht immer ganz einfach war. Am 30. Juni 1990 hatte er in seinem Lehrbetrieb, der VEB Mikroelektronik in Neuhaus, ausgelernt. Am nächsten Tag war er arbeitslos. „Irgendetwas musste ich tun. Also bin ich 20

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in die boomende Versicherungsbranche eingestiegen“, verrät er. Doch schon damals argumentierte Vater Bernd Frischmann, dass er im Familienbetrieb, zu dieser Zeit noch VEB Holz- und Plastverarbeitung Saargrund, gebraucht würde. Nach zwei Jahren ließ sich Sohn Lutz überzeugen. Aber eben noch nicht 100prozentig. Nebenbei lief das Versicherungsgeschäft vorerst mal weiter. „Lange Diskussionen und harte Überzeugungsarbeit hat mein alter Herr geleistet. Also hatte ich mir gedacht, wenn ich schon einsteige, dann gehe ich in den Verkauf. Denn das habe ich gelernt. Doch mein Vater hat mich in die Produktion, ins Drei-SchichtSystem, geschickt. Damit ich weiß, was ich mal verkaufen soll“, erinnert sich Lutz Frischmann. Schon wenige Monate später wurde er in den Einkauf versetzt. Dort machte er sich erst einmal daran verkrustete Strukturen aufzuweichen. Das Gleiche probte er wenig später im Verkauf. War es nun Pech oder Glück, jedenfalls musste er schon kurze Zeit später den Betriebsleiter vertreten, der für ein Jahr ausfiel. „Das war eine extrem harte Zeit. Und neben der Arbeit das Studium der Betriebswirtschaft bei der VWA Südthüringen. Alles auf der Abendschule. Da hat der Tag morgens um vier begonnen und nachts um elf war Feierabend!“ sagt der Unternehmer, streicht sich über die Haare und ergänzt: „Nein, das war nicht umsonst“. Und dann kommt dem gestandenen Firmenchef ein Lob über die Lippen, das so mancher Seniorchef auch gerne von seinem Nachwuchs hören würde:

„Einer seiner größten Verdienste war, dass er mich einfach hat machen lassen“. Dieses Vertrauen sollte sich auszahlen. Als Vater Bernd 1995 schwer erkrankte, wurde Sohn Lutz über Nacht zum Geschäftsführer. Mit Erfolg! Es ging im Unternehmen stetig bergauf. 1998 rutschte seine Firma erstmals in die schwarzen Zahlen. Seitdem ist die Farbe rot nie wieder in den Geschäftsbüchern aufgetaucht. Doch so einfach war das nicht. Von einstmals 85 war der Mitarbeiterstamm nach der Wende auf knapp 30 gesunken. Heute hat sich die Mitarbeiterzahl auf 52 eingepegelt. Und das soll in diesem Jahr auch so bleiben. Dennoch gibt es personelle Änderungen, die Lutz Frischmann schmerzen. Vater Bernd, der im Hintergrund immer noch mithalf, wird im April aussteigen. Mutter Hannelore im Mai. Dann feiern die beiden ihren 65. Geburtstag. „Sie sind einfach immer da gewesen. Aber ich hoffe einfach mal, dass meine Mutter auch später immer noch mitmischt“, verrät der agile Juniorchef. Er schaut gerne nach vorne. Einfach alles beim Alten belassen, das mag er gar nicht. Die Ansprüche, die er an andere stellt, die will er auch bei sich erfüllt sehen. Was lag also näher, als dass er 2005 noch einmal ein neues Studium begann! Bis dahin hatte er recht viele Bauchentscheidungen für sein Unternehmen getroffen. Doch bei der Größenordnung des Betriebes ging das einfach nicht mehr. Der Saagründer wälzte also erneut seine Schulbücher. Doch weil er, ganz nebenbei, auch noch ein www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Portrait

Unternehmen zu führen hatte, da brauchte es ein flexibles und praxisorientiertes Studienangebot. In der Steinbeis Hochschule Berlin fand er genau das, was ihm vorschwebte. Eine Woche Studium mit Prüfungen – acht Wochen, um die Firma am Laufen zu halten. Ein Mammutritt war das. Doch mit einem Bachelorabschluss war sein Ziel noch längst nicht erreicht. 2007/08 absolvierte er noch erfolgreich seinen MBA, den Master of Business Administration mit Studienaufhalten an amerikanischen Universitäten. Die vielen Stunden für das Studium haben sich für Lutz Frischmann recht schnell bezahlt gemacht. Sein Studium kam genau zum richtigen Zeitpunkt. „Es hat mich in die Lage versetzt, die Investition in den neuen Firmenstandort durchzuziehen. Vom Wissen her, von den Businessplänen und den Diskussionen mit den Banken. Ohne dieses Studium hätte die Investition nie stattgefunden“, ist er fest überzeugt. Glück und geschickt eingesetztes Wissen, das hat dem Unternehmen in den letzten Jahren den erwünschten Erfolg gebracht. Doch dann kam die Wirtschaftskrise. Das Thema treibt den Chef der Frischmann Kunststoffe viel um. Aber alles Grübeln hilft nichts. Die Investition war quasi ein Muss. Sie kam aus einer Situation heraus, wo die Frage nach einer Weiterentwicklung stand. Neue Technologien mussten her. Ohne die hätte es irgendwann das Unternehmen nicht mehr gegeben. Klar, solche Entscheidungen lassen sich nicht über Nacht fällen. „Ich bin mir ganz sicher, wir wären am alten Standort in Saarwww.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

grund auf Dauer 100-prozentig in die Insolvenz gefahren. Hier, in Eisfeld, besteht für uns ebenfalls ein Riesen-Risiko. Aber auch eine Riesenchance.“, sagt der 38jährige und erläutert: „Zwischen beiden Entscheidungen musste ich wählen. Es war auch eine Entscheidung für die Mitarbeiter“. Ganze Familien hätten ohne Job dagestanden, wenn Frischmann Kunststoffe irgendwann vom Markt gegangen wären. Und, wie eingangs erwähnt, Lutz Frischmann, ist inzwischen viel zu gerne Unter-

Solange du Spaß an deiner Arbeit hast, so lange siehst du sie nicht als Belastung.

Lutz Frischmann

nehmer, als das er nicht das neue FirmenZeitalter hätte einläuten wollen. Doch wenn man ein Unternehmen leitet, bleibt wenig Freizeit. „Man muss sich einfach zwingen, bewusst einplanen, gestalten, genießen. Sonst ist man nicht in der Lage, das gesundheitlich durchzustehen. Ich habe ja auch Verantwortung gegenüber der Firma. Deshalb habe ich wiederum viel Verantwortung an die Mitarbeiter abgegeben. Am Schönsten ist es, wenn man Beruf und Hobby verbinden kann. Ich denke beispielsweise an einen Geschäftsabschluss beim Golfen“, schmunzelt der Firmenchef. „Solange du Spaß an deiner Arbeit hast, so lange siehst du das nicht als Belastung“. Beides, also Freizeit und Arbeit zu verknüpfen, darin ist Lutz

Frischmann ein Meister. Als Sponsor des Wintersportfördervereins lädt er auch jeden Kunden nach Oberhof zum BiathlonWeltcup ein. Auch beim FC Rot Weiß Erfurt, beim Thüringer Golfclub und bei regionalen Vereinen leistet er finanzielle Hilfe. Doch all das reicht Lutz Frischmann noch lange nicht. Er ist Gemeinderatsmitglied: „Damit man was gestalten kann. Nicht nur immer meckern“. Als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht packt er mit an: „Weil man dort zusätzlich was für die eigene Fir ma lernen kann“. Weiterhin kümmert er sich als Gründungsmitglied der Mittelstandsakademie „Made in Germany“ um die wirtschaftspolitische Ausbildung von Schülern und das Kinderhospiz Mitteldeutschland in Tambach-Dietharz liegt ihm ebenfalls am Herzen. Da kämpft er schon mal drum, dass auch andere Unternehmen etwas geben. Als Wehrleiter der Saargründer Feuerwehr steht er an der Spitze seiner Männer: „Das geht aber nur, weil mir der zweite Mann den Rücken freihält“. Das trifft auch auf seine Frau Anke zu. Als Oberärztin im Krankenhaus und als Notärztin ist sie selbst stets auf Achse. Mehrere Preise als erfolgreicher Unter nehmer und Mittelständler zieren bereits das neue Büro. Dieses Büro, in dem er noch nicht ganz angekommen ist, weil es das Alte ja auch noch gibt. (df)

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Informationstechnologie (IT)

Erfurt. Das Internet greift mehr und mehr in alle Bereiche des Lebens ein. Mittlerweile sind über 60 Prozent der Deutschen online. Durch das wachsende Datenvolumen und die geforderte schnelle Verfügbarkeit von abgefragten Informationen steigt auch der Bedarf an schnellen Breitbandleitungen. Darüber hinaus wachsen auch die Angebote und die Nutzungsstrukturen des Internets. Die Telekom beispielsweise baut ihr Netz derzeit umfangreich aus, um flächendeckend ihr neues Entertain-Angebot von T-Home zu vermarkten. Damit surfen die Nutzer mit bis zu 50 Mbit/s im Netz. Gleichzeitig bietet dieser Anschluss interaktives Fernsehen in HD-Qualität und eine Telefonflatrate. Seit Januar gehört auch Erfurt zu den Begünstigten des Highspeednetzes. Damit haben nach nur sieben Monaten Bauzeit mehr als 50 Prozent der Haushalte Zugang zu dem schnellen DSL-Anschluss. Die Verfügbarkeit ist in allen Shops der deutschen Telekom zu erfragen.

Thüringens IT-Branche – Ein Update Jeder mp3-Player weltweit spielt auf der Software-Basis eines Thüringer Erfinders. An dieser Technologie wird heute in Ilmenau immer noch weiter entwickelt. Die Wirtschaftslandschaft der Wissenschafts-Stadt Jena profitiert von zahlreichen kleinen und mittleren IT-Unternehmen und Software-Entwicklern. Auch die ersten Versionen so genannter E-Commerce-Lösungen, welche heute jedem Shopping- oder Auktions-Portal zugrunde liegen, sind Ideen von Tüftlern aus Jena. Thüringen ist also nicht nur eine Software-Schmiede, sondern auch etablierte Heimat kreativer Köpfe rund um Bits und Bytes. Etwa 2.600 IT-Unternehmen mit zirka 14.000 Beschäftigten arbeiten im Freistaat. Sie stellen Notebooks her, bieten Software-Engineering oder IT-Service an. Insgesamt erwirtschaften die Unternehmen etwa 5,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Umsatzplus von 12,6 Prozent hat die Branche allein im Jahr 2007 erzielt und lag damit deutlich über dem bundesdeutschen Zuwachs von 1,5 Prozent und über dem ost-

Selbst in den USA hat Jena als Innovationsstandort in Deutschland einen Namen. Gerald Höfer, Marketing- und Vertriebsexperte der Jenaer Firma DATSEC Data Security e. K.

Autor Julius Wolf Jena. Die synchronity GmbH erstellte im Auftrag der Gesellschaft für Arbeits- und Wirtschaftsförderung des Freistaates Thüringen mbH (GFAW) das Bildungsportal „QualiService Thüringen“ (QST). Das Portal fungiert als Schnittstelle zwischen Unternehmen, Weiterbildungssuchenden, Bildungsanbietern und politischen Entscheidern. Es soll auch die effiziente Steuerung der Fördermittelvergabe unterstützen. (bo)

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deutschen Wert von 4,3 Prozent. Auch wenn es der Ideen viele gibt, so ist es: „heutzutage sehr schwer in den Markt überhaut einzusteigen“, weiß Gerald Höfer, Marketing- und Vertriebsexperte der Jenaer Firma DATSEC Data Security e. K.. Das Problem vieler nicht nur Thüringer Spezialisten und Neugründer seien oftmals die Markteinstiegskosten. Erst einmal muss die Softwareentwicklung finanziert werden. Ist diese dann fertig, und meist gut und innovativ, fehle dann im zweiten Schritt oftmals das Geld für einen

Sales Manager, erläutert Höfer. Doch ohne Vertriebsmannschaft bleibt die eigentliche Produktpräsentation beim Kunden am Entwickler hängen, welcher dann wiederum keine Zeit mehr hat, an der Software weiterzuentwickeln. „Ein Problem, das viele innovative Firmengründer der Branche oft unterschätzen“, so Höfer. Innovationsförderungen gäbe es zwar, ergänzt er, aber diese seien meist nur auf Global Player ausgerichtet. „Deshalb nennt sich jeder kleine Softwarespezialist ‚Global Player‘ damit er, beispielsweise von Ministerien, wahrgenommen wird.“ Eine Interessenver tretung der Branche für ganz Thüringen gibt es nicht, so Höfer. Doch es gibt zahlreiche Kooperationen. So entstehen auch Kontakte aus Übersee nach Thüringen, was einerseits ungewöhnlich sei, so Höfer, da große Unternehmen der Branche in München, Stuttgart, Berlin oder Hamburg sitzen. Aber die Vertriebsleitung seines Mutter-Unternehmens hat sich beispielweise ganz bewusst für Jena entschieden. „Wir sind eine der wenigen Ausnahmen weltweit, die noch nicht in den großen Zentren sitzen.“ Seine Vertriebsleitung in San Diego/ USA habe Thüringen sofort als www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

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Standort akzeptiert: „Selbst in den USA hat Jena als Innovationsstandort in Deutschland einen Namen“. Es gab beispielsweise Schweizer Studien, welche ergaben, dass Jena „jung und dynamisch ist und ausreichend innovatives Potenzial hat.“ Das sei hauptsächlich durch die Universität begründet. Dadurch, dass der Studentanteil in Jena sehr hoch ist, werde die Stadt in der IT-Branche als eben jung und besonders dynamisch gesehen. „In Jena leben etwa 100.000 Einwohner, davon 25.000 Studenten; dazu die Angestellten der Uni und der innovativen Unter nehmen. Somit ist doch in Jena im Prinzip jeder Zweite mehr oder minder an der Entwicklung innovativer Technologien beteiligt.“ Allein Höfers Unternehmen ist bereits seit 1993 in der Saalestadt angesiedelt. Das kreative und kulturelle Umfeld Jenas untermauert oftmals Entscheidungen von Ansiedlungen und Gründern der IT-Branche in Jena. So sitzen im Jenaer Intershop-Tower junge Unternehmen, die neue Lösungen im Bereich eCommerce, Webservice, Softwareentwicklung oder spezifische IT-Dienstleistungen anbieten. Daneben existieren börsennotierte Unter nehmen wie Intershop oder Q-Soft. Rings um den Tower etablieren sich auch erste lokale Netzwerke. Die Software-Genossenschaft TowerByte e.G. ist solch ein Verbund selbständiger Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen rund um Software. Die Mehrzahl der aktuell 28 Mitglieder, als auch die Genossenschaft selbst, ist im IntershopTower in Jena ansässig. Die Mitgliedsunternehmen sind spezialisiert auf bestimmte Aspekte beim Vertrieb sowie der Nutzung und Entwicklung von Softwarelösungen. Die TowerByte e.G. bietet damit ein Netzwerk kostenbewusster Profis, die alle Aspekte des Softwarelebenszyklus; von der Entwicklung über Programmierung und Qualitätssicherung, über Ver marktung, den Vertrieb und nicht zuletzt den Kundendienst und Wartung unter ei-

nem Dach anbieten. Doch der IT-Standort Thüringen hat noch mehr zu bieten. Der Freistaat ist einer der größten PC-Hersteller Europas. Viele der 35 Forschungsund Entwicklungsinstitute, sowie vier Applikationszentren beschäftigen sich mit IT-relevanten Fragestellungen. Im Technologiedreieck Erfurt - Jena - Ilmenau konzentrieren sich über wiegend kleine und mittelständische Unternehmen der Branche. In der Landeshauptstadt selbst hat sich die IBM-Tochter csg Computer Service GmbH zu einer der größten Helplines Europas entwickelt. Mittelthüringen ist eine Hochburg für die Produktion von Hardware. Jeder zweite in Europa montierte Computer kam in den letzten Jahren aus der Region. Gefertigt wurden die Marken Fujitsu-Siemens und Logatec. Doch bei den Hardware-Produzenten hat die Wirtschaftskrise tiefe Narben hinterlassen. Absatzsschwierigkeiten führten zu massiven Produktionsrück gängen und erfordern umfangreiche Umstrukturierungen. So hat der Siemens-Konzern vor wenigen Wochen den Rückzug aus der Computersparte angekündigt. „Die IT-Anbieter reagieren auf die Anforderungen ihrer Kunden in der wirtschaftlichen Krise“, sagt Prof. August-Wilhelm Scheer, Präsident des BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.). Auch wenn es in Thüringen kein eigenes Landesnetzwerk gibt, so hat sich die Branche deutschlandweit im BITKOM organsiert. Der Verband vertritt mehr als 1.200 Unternehmen, davon über 900 Direktmitglieder und sieht die Perspektiven so: „Im Jahr 2009 stehen Technologien im Mittelpunkt, die schnell zu Kostensenkungen und Leistungssteigerungen bei den Anwendern führen“ so Prof. Scheer. Der BITKOM rechnet im Jahr 2009 mit einem deutschlandweiten Wachstum des IT-Marktes von 1,5 Prozent. Bleibt zu hoffen, dass der Freistaat Thüringen seinen bisherigen Vorsprung halten kann. (bo)

Deutscher Hightech-Markt stemmt sich gegen den Abschwung

2009 bleibt der IT-Markt mit 145 Milliarden Euro voraussichtlich auf Vorjahresniveau. 2008 wuchs der ITK-Gesamtmarkt noch um 1,2 Prozent.

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Foto: Novasib

IT + Kommunikation

Straßenmanagement Erfurt. Es ist kaum bekannt, dass Thüringen seit knapp zehn Jahren mit dem MBDE®System der Firma NOVASIB eine der modernsten Erfassungstechniken für den Straßenwinterdienst vorweisen kann. Jeder Meter Straße, egal ob kleine Ortsdurchfahrt oder sechsspurige Autobahn, ist vermessen, digital erfasst und in der Straßeninformationsbank TT-SIB® abgespeichert. Der Vor teil des MBDE®-Systems ist, dass so metergenau Serviceleistungen auf den Straßen automatisch erfasst und baulastbezogen abgerechnet werden können. Denn jede Gemeinde bestimmt selbst, ob und wie oft die Straßen im Winter beispielsweise geräumt oder von Streufahrzeugen befahren werden. Entwickelt wurde die TT-SIB® 1994 vom Erfurter IT-Spezialisten. Das auf der TT-SIB® aufsetzende MBDE®-System stellte NOVASIB im Jahre 2000 bereit. „Als der Freistaat Thüringen das Projekt ausgeschrieben hat, war u.a. eine Bedingung, dass sämtliche Daten geschützt, aber für den Nutzer zugänglich, auf einem neutralen Server liegen“ beschreibt NOVASIB-Geschäftsführer Dr. Rainer Zühlke die Anforderungen an sein System. Da das Unternehmen diese Auflagen erfüllte, erhielt es den Zuschlag und vermarktet sein Produkt seither erfolgreich. Mittlerweile greifen 13 deutsche Bundesländer auf die TT-SIB® und 3 Länder auf das MBDE®-System zurück und auch international hat sich das Unternehmen durchgesetzt. Der gesamte Winterdienst von Lettland wird in Erfurt berechnet. Ebenso wird der gesamte Betriebsdienst auf dem PPP-Projekt der Autobahn nördlich von Wien über NOVASIB gesteuert. Dahinter steht ein Team aus 25 Mitarbeitern, die das System tagtäglich auf den neuesten Stand bringen. Zusätzlich wurde die TT-SIB® mit weiteren Applikationen ausgestattet und erlaubt es nun, dass beispielsweise die ca. 30.000 Genehmigungen für Schwerlasttransporte in Thüringen mit den Informationen der Straßeninformationsbank und einer Bauwerksdatenbank automatisch bearbeitet werden können. (su)

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Wenn Visionen endlich Laufen lernen Die Erfurter Firma kingnetz.de bietet mit digitalen Stadtrundgängen nicht nur Unternehmen, sondern auch Touristen und Stadtverwaltungen ein in Thüringen entwickeltes innovatives Instrument, den Freistaat einmal ganz anders zu erleben. Mit „klick-deine-stadt.de“ ist eine Plattform entstanden, wo Virtualität zur Realität wird. Aus der visionären Idee ist mittlerweile mehr geworden, als nur eine Internetpräsentation des Freistaates. „Damit hat das mittelständische Unternehmen in kompletter Eigenfinanzierung ein Produkt entwickelt, welches dem Medienland Thüringen gut zu Gesicht steht“, bestätigt Thüringens Justizministerin Marion Walsmann. Im Wirtschaftsspiegel-Interview berichtet nun Florian Stein, Promoter von kingnetz.de, von den Projekten rund um klick-deine-stadt.de. Aber auch von Chancen und dem Mehrwert für den Nutzer weiß er zu erzählen und erläutert voller Stolz das Projekt, welches mittlerweile auch dem Internet entwachsen ist.

Klick-deine-stadt.de – sinnstiftende Idee mit spürbaren Effekten für den Tourismus. Marion Walsmann Thüringens Justizministerin „Ein erfolgreicher Wirtschaftstandort besticht durch Vielfalt und die Offenheit für neue Ideen, die meist auch von kleineren und mittelständischen Unternehmen umgesetzt werden. Wir im Freistaat Thüringen verstehen uns als Denkfabrik, die vor allem innovativen Unternehmen eine Heimat geben will, der Weg zwischen Idee und Produkt soll möglichst kurz sein. Dies gilt auch für das Kindermedienland Thüringen, in dem wir vor allem für junge Firmen, die interessante Medienprojekte verfolgen, ein gutes Klima schaffen. Denn wer sich von Visionen überzeugen lässt, glaubt an die Zukunft. Die Vermarktung der zahlreichen geschichtsträchtigen Städte des Freistaates via Internet ist eine Idee, die auch spürbare Effekte für den Tourismus haben kann. Solche Projekte sind sinnstiftend und sollten auch durch den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft vorangebracht werden.“

Wirtschaftsspiegel-Tipp: Den Lesern des Wirtschaftsspiegel Thüringen bietet klick-deine-stadt.de für die Dauer eines Jahres einen kostenfreien Eintrag! Bei Interesse Kontaktaufnahme unter: Tel.: + 49 (0) 361 - 227 90 11 E-Mail: anfrage@kingnetz.de Internet: www.klick-deine-Stadt.de 24

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Wirtschaftsspiegel: Nun gibt es das Produkt bereits seit einigen Monaten am Markt. Welche Reaktionen haben Sie bisher erlebt? Stein : „Erfreulicherweise durchweg positive! Die Erfahrungen waren eigentlich immer dieselben. Wer sich dieses innovative und zukunftsweisende Projekt genauer ansieht, erkennt sehr schnell den immensen Nutzen und die Chancen des Portals. Erstaunen und positive Resonanz zu unserem Produkt waren also bisher überall zu erfahren.“

Wir wollen nicht nur den Tourismus, sondern auch die Unternehmen in den Thüringer Innenstädten stärken. Florian Stein Marketing kingnetz.de, Erfurt

Wirtschaftsspiegel: Wir haben ja bereits in einer unserer letzten Ausgaben ausführlich über klick-deine-Stadt.de berichtet. Was hat sich seitdem getan und wie hat sich das Projekt entwickelt? Stein : „Einige neue Features sind hinzugekommen. Beispielsweise gibt es jetzt den digitalen Stadtrundgang auch als CD ROM. Klick-deine-Stadt.de ist nun vom Internet unabhängig geworden. Diese Version kann ich übrigens als Geschenk empfehlen, da es auch für Nutzer interessant ist, welche nicht über schnelles Internet verfügen. Neben dem virtuellen Rundgang durch Erfurt ist nun seit wenigen Tagen auch Weimar auf unserem Portal online gegangen. Des Weiteren ist auch

Sömmerda hinzugekommen. Das zeigt: auch für kleinere Städte lohnt sich diese außergewöhnliche Möglichkeit der Eigenwerbung.“ Wirtschaftsspiegel: Und was sieht Ihre Planung für die nächsten Monate vor? Stein : „Derzeit werden von uns zahlreiche neue Features vorbereitet, welche insbesondere dem interessierten Städte-Touristen einen Mehrwert bietet. Somit wird sich auch für die Tourismusindustrie einiges auf unserer Plattform tun. Detailliert möchte ich dazu aber im Moment noch nichts sagen, da wir uns noch in der Entwicklungsphase befinden. Nur vorab so viel: Weitere Städte sind im Aufbau und werden folgen.“ Wirtschaftsspiegel: Es macht Mut, wenn in Zeiten eher depressiver wirtschaftlicher Stimmungslage Thüringer Unternehmen wie kingnetz.de neue innovative Produkte erfolgreich am Markt platzieren. Doch mit welchen Problemen haben Sie dabei zu kämpfen? Stein : „Wir haben das gesamte Projekt bisher aus Eigenmitteln finanziert und sind als Unternehmen bereit, einen Teil der Kosten für die Erstellung zu tragen. Doch dauerhaft bauen wir auch auf Unterstützung durch Gemeinden und Städte, durch Unternehmen und natürlich auch die Bürger unserer Städte.“ Wirtschaftsspiegel: Den Entwicklungsanschub hat Ihr Unternehmen geleistet. Doch wie ist die Anschluss-Finanzierung zur Fortführung und zum Ausbau aufgestellt? Stein : „Wie bereits erwähnt finanziert sich das Projekt aus Eigenmitteln. Einige Stadtverwaltungen haben jedoch bereits signalisiert, dass sie sich auch daran beteiligen wollen. Des Weiteren generieren wir Einnahmen aus dem CD-Verkauf. Zusätzliche Einnahmequellen werden in den nächsten Monaten erschlossen.“ DAS INTERVIEW FÜHRTE DANIEL BORMKE

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Fotos: TJM, kingnetz.de

Wirtschaftsspiegel: Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Projekt? Stein: „Wir wollen vor allem den Tourismus aber auch die Unternehmen in den teilnehmenden Innenstädten stärken und Thüringen über seine Landesgrenzen hinaus bekannter machen. Nutzen werden beispielsweise Restaurants und Hotels, aber auch ansässige Unternehmen im Innenstadtbereich erzielen können. Wir bieten eine Erlebnisplattform, die schon heute, auch ohne jede offensive Werbung, zahlreiche Internet-Nutzer anspricht.“


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Foto: INNOMAN GmbH

Foto: Micro-Hybrid Electronic GmbH

Foto:Axthelm + Zufall GmbH & Co. KG

Aus den Netzwerken

Mikro- und Nanotechnik Thüringen (MNT)

Logistik Netzwerk Thüringen e.V.

Industriecluster ELMUG e.G.

Weltweite Partnerschaften

Arbeit aufgenommen

Gemeinsam Stärke zeigen

Erfurt. Sie arbeiten mit kleinsten Einheiten, haben aber große Ziele für 2009: Die Thüringer Unternehmer der Mikro- und Nanotechnik stellen sich neu auf und werden ihre Kompetenzen auf Veranstaltungen weltweit präsentieren. „Mikro- und Nanotechnik Thüringen“ (MNT) – so heißt das Branchencluster künf tig. Unternehmer und Forscher der Branche diskutierten Ende Februar gemeinsam mit Politikern auf einer Konferenz in den Räumen der IHK Erfurt die Zukunftsaussichten des Wirtschaftszweiges. Hervorgegangen ist MNT aus dem Netzwerk Mikrotechnik Thüringen (MTT). Die Mikrotechnik befasst sich mit Verfahren und Materialien, die sich größenmäßig im Segment von bis zu einem Tausendstel Millimeter bewegen. Doch inzwischen wird schon im Nanobereich gearbeitet – dabei geht es um Millionstel von Millimetern. „Thüringer Fir men gehören nicht zuletzt in der Nanotechnologie zu den Spitzenreitern, so dass wir mit der Umbenennung unseres Clusters die Bedeutung dieser Zukunftstechnologie herausstreichen wollen“, erklärt Dr. Knuth Baumgär tel (Bild), Vorstand des umfirmierten MNT. Der Fokus der derzeit 30 Mitgliedsunternehmen liegt 2009 einerseits auf der Fachkräf tegewinnung, aber auch auf der Teilnahme an nationalen und internationalen Messen. So ist MNT im März auf der „Medtec“ in Stuttgart und im April auf der „Hannover Messe“ vertreten. Auch die „Sensor und Test“ im Mai in Nürnberg sowie die „Micro Machine / MEMS“ im Juli in Tokio sind geplant. Für Herbst 2010 ist eine Präsentation auf der „Micronora“ im französischen Besancon vorgesehen. „Unsere Mitgliedsunter nehmen sind global aufgestellt; wir wollen weltweit Partnerschaf ten eingehen“, so Dr. Baumgärtel. (bo)

Erfurt. Nach erfolgreicher Gründung arbeiten die etwa 60 Mitg lieder und Interessenten des Logistik Netzwerkes Thüringen e.V. derzeit in vier Netzwerkgruppen jeweils an den Themen Innovation, Komplexe Logistikdienstleistungen, Fachkräftesicherung und Standortmarketing. Die Gespräche in den Gruppen haben Akzeptanz und Vertrauen geschaffen. Erste Ergebnisse werden zum 4. Eisenacher Logistikforum vorgestellt. Anmeldungen sind noch bis zum 11.03.2009 möglich. Des Weiteren wird vom 24. bis 27.03.2009 eine chinesische Delegation aus Wirtschafts- und Politikvertretern die Thüringer Logistiker besuchen. Die Fachhochschule Erfurt und das Logistiknetzwerk haben ein interessantes Programm vorbereitet und erwarten zukunftsträchtige Kontakte. Stationen werden unter anderem die TNT Express GmbH, MOTEX Mode-Textil-Service Logistik und Management GmbH, Axthelm + Zufall GmbH & Co. KG und die FH Erfurt sein. Das Netzwerk wird sich auch auf dem Erfurter Wirtschaftskongress „erwicon“ am 11. und 12. Juni 2009 präsentieren. Bettina Kärst, Personalreferentin Dachser GmbH & Co. KG, und Robert Münnich (Bild), Bereichsleiter Internationale Spedition / Marketing / Ver trieb Axt helm+Zufall, stellen unter dem Motto „Erfolgsfaktor Mensch – Kar riere in der Logistik“ Perspektiven für junge Leute in der Thüringer Logistikbranche vor. Dr. Sigrid Heinecke, Beauftragte des Netzwerks und Mitarbeiterin im Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V., und Henning Ratajczak, Niederlassungsleiter der Fiege uni/serv GmbH & Co. KG präsentieren Weiterbildungsvorhaben unter dem Motto „Wir können Logistik ... – Weiterbildung stärkt Unternehmen“. (bo)

Ilmenau. Was TowerByte und Direktver markter schon erfolgreich praktizieren, hat nun in Thüringen die Branche „elektronische Mess- und Gerätetechnik“ für sich entdeckt. Unter dem Namen ELMUG e.G. firmiert diese nun in einer Genossenschaft unter einer Dachmarke. Damit beschreitet die künftige ELMUG e.G. einen für Thüringen einmaligen Weg im produzierenden Gewerbe, welcher auch in Deutschland bisher kaum Beispiele hat. „Die Wahl dieser Rechtsform“, so HansJoachim Kelm, Geschäftsführer der IMMS gGmbH und Aufsichtsrat der Genossenschaft, „war logische Konsequenz aus unserem Ziel, als Netzwerk für unsere Mitglieder nachhaltig tätig zu werden und wirtschaftliche Interessen unserer Genossenschaftsmitglieder zu fördern“. Diese werden weiter in ihren eigenen Fir men agieren, aber ihre Produkte im Netzwerk gemeinsam entwickeln, produzieren und vermarkten. „Wir wollen als Thüringer Mess- und Gerätetechniker von unseren Kunden wie ein großer Anbieter hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit wahrgenommen werden und dabei die Innovationsfreudigkeit mittelständischer Unter nehmen behalten“, erklärt Frank Schnellhardt (Bild), Geschäftsführer der INNOMAN GmbH und Vorstand der ELMUG e.G. Auch als ganzheitlicher Arbeitgeber kann die Branche nun auftreten und nun mit großen Konzernen bei der Fachkräf tewerbung mithalten: „Wir wollen wie ein großer Arbeitgeber der Region wahrgenommen werden und unseren Mitarbeitern ein Umfeld und Qualifikationsmöglichkeiten wie große Arbeitgeber bieten“, so Katrin Kühn, künftige Geschäftsführerin der ELMUG e.G. Die Geschäftsstelle der Genossenschaft wird demnächst in Ilmenau angesiedelt. (bo)

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www.eisenacher-logistikforum.de www.logistik-netzwerk-thueringen.de

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Mittelthüringen

Das neue Gebäude des Verwaltungsgerichts Weimar in der Jenaer Straße 2a wurde Mitte Februar im Rahmen einer Feierstunde offiziell eingeweiht. „Es ist ein gutes Zeichen, dass wir nun auch für das Verwaltungsgericht in Weimar einen Ort gefunden und umgestaltet haben, der der Würde des Gerichts gerecht wird und den Anforderungen des Gerichtsbetriebs entspricht“, sagt Justizministerin Marion Walsmann im Vorfeld der offiziellen Einweihung. Zudem befinde sich das Gericht nun an einem Ort, der auch für die Bürgerinnen und Bürger gut zu erreichen ist.

Foto: ersol

Die innovative 3D-Audiotechnologie der Erfurter IOSONO GmbH wird weiterentwickelt. Dazu investiert das Unter nehmen bis zum kommenden Jahr gut 1,6 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Der Freistaat Thüringen fördert das Vorhaben mit rund 860.000 Euro. „IOSONO setzt neue Maßstäbe für die Klangwiedergabe“, sagte der Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz. Das eröffne dem Unternehmen Marktchancen weltweit. Erfreulicherweise werde aber auch künftig der Hauptteil der Wertschöpfung in Thüringen stattfinden. „Der Erfolg von IOSONO ist ein Beleg für die guten Standortbedingungen in Thüringen.“

Sprung beim Umsatz

Erfreuliche Messe-Bilanz

Erfurt. Die ersol Solar Energy AG (ersol), ein Unternehmen der Bosch-Gruppe, blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2008 zurück: Der Konzernumsatz konnte im Vergleich zu 2007 nahezu verdoppelt werden, er stieg von 160,2 Millionen Euro auf 309,6 Millionen Euro um 93,3 Prozent. Das Umsatzwachstum geht insbesondere auf den Hochlauf von langfristigen Lieferverträgen zurück.

Erfurt. Mit einem erwirtschafteten Umsatz von 7,4 Millionen Euro geht das Jahr 2008 als das bisher erfolgreichste in die mit zwölf Jahren noch junge Geschichte der Messe Erfurt AG ein. „Alle Erwartungen wurden übertroffen“, freut sich Vorstand Johann Fuchsgruber.

Zufrieden zeigten sich die Personalleiter der Unternehmen am und um das Er furter Kreuz mit dem Verlauf der zweiten Berufsinformationsmesse am 24. Januar 2009 in Arnstadt. Mit etwa 700 Besuchern blieb die Veranstaltung auf gleichem hohem Niveau wie der Auftakt 2008. In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, der ARGE SGB II Ilm-Kreis und den Kammern sowie dem Stadtmarketing Arnstadt präsentierten zehn Unternehmen in der Sporthalle der Staatlichen Berufsbildenden Schule Arnstadt 16 Berufsbilder.

Die durch die Finanzmarktkrise hervorgerufenen Verzögerungen bei Kundenprojekten im dritten und vierten Quartal 2008 führten zu einer leicht schwächeren Entwicklung des Umsatzes im Bereich Dünnschichtmodule im zweiten Halbjahr. Zugleich konnte in 2008 auch das operative Ergebnis mehr als verdreifacht werden: Hatte das Betriebsergebnis (EBIT) im Jahr 2007 noch bei 22,3 Millionen Euro gelegen, so erreichte es im Berichtsjahr 70,7 Millionen Euro – eine Steigerung um 216,4 Prozent. „2008 war für ersol ein sehr gutes Jahr, in dem wir den erwarteten großen Sprung bei Umsatz und Ergebnis erreicht haben. Auch in Zukunft verfolgen wir gemeinsam mit unserem neuen Hauptaktionär Bosch ambitionierte Pläne“, erklärt Holger von Hebel, Vorstandsvorsitzender der ersol Solar Energy AG, die vorläufigen Geschäftszahlen des Thüringer Photovoltaik-Unternehmens.

Weimar und das Weimarer Land stellen sich in einer gemeinsamen Broschüre „Wirtschaftsregion Weimar und Weimarer Land“ vor. In dem hochwertigen Prospekt im A4-Format und einem neu entwickelten Erscheinungsbild werden die Vorzüge und Stärken der Wirtschaftsregion dargstellt. Diese Broschüre ist Teil des gemeinsamen Standortmarketings beider Gebietskörperschaften.

ersol geht aufgrund der Finanzmarktkrise für das laufende Jahr von einer vorübergehenden Abschwächung der Wachstumsdynamik auf Angebots- und Nachfrageseite aus. Spätestens 2010 rechnet ersol wieder mit der Rückkehr zur „alten Dynamik“. Langfristig werden regenerative Energien definitiv eine starke Rolle spielen und Photovoltaik darin ihren Platz haben. (su)

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Foto. S.Uthe

+++ Mittelthüringen in Kürze +++

www.ersol.de

216 Veranstaltungen mit 5.679 Ausstellern und 623.678 Besuchern fanden im Vorjahr im Messezentrum Erfurt statt. Sieben Mal war das gesamte Gelände komplett ausgebucht und stieß somit an seine Kapazitätsgrenze. Das in 2008 erzielte Umsatzergebnis von 7,4 Millionen Euro entspricht einem Gesamtumsatzplus von 51 Prozent zum Vorjahr und zum Vergleichsjahr 2004. Turnusgemäß standen im geraden Messejahr 2008 die besucherstarken Eigenveranstaltungen „Grüne Tage Thüringen“ und „inoga“ mit der nur alle vier Jahre stattfindenden IKA - Olympiade der Köche auf dem Programm. „Als zweitgrößter Messestandort in den neuen Bundesländern hat sich Erfurt als Forum für regionale Unternehmen und Verbraucher etabliert und ist zu einem Wirtschaftsfaktor für Thüringen, natürlich auch für die Landeshauptstadt Erfurt, geworden“, bilanziert Prof. Dr. Christian C. Juckenack, Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Erfurt AG. Um die Aussteller- und Besucherzahlen noch weiter zu erhöhen, muss auch der Verkehrsfluss rund um das Messezentrum verbessert werden. Bereits realisiert sind die Baumaßnahmen innerhalb des Messegeländes, wie der Parkplatz West oder die Taxiwendeschleife. Insgesamt flossen seit 2005 rund 2,1 Millionen Euro an Zuwendungen für Neu- und Ersatzinvestitionen in das Messegelände. (su)

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Mittelthüringen Anzeige

ie ein Leuchtturm Zeichen zur Orientierung aussendet, so hat auch die GeAT AG in den vergangenen Wochen der Thüringer Wirtschaft positive Signale und Impulse gegeben. Zum einen erhielt der größte Thüringer Personaldienstleister am 30. Januar die Auszeichnung als Top Job Arbeitgeber 2009, zum anderen initiierte der Personaldienstleister am 11. Februar 2009 das erste Mutmacher-Unternehmertreffen unter dem Motto „Blütezeiten für den Thüringer Mittelstand“ in der Alten Oper Erfurt, was bei den zahlreichen Gästen aus Wirtschaft Politik und Verbänden auf große Resonanz stieß.

W.

Auszeichnung als Top Job Arbeitgeber 2009 (v.l.): Helmut Meyer, Vorstandssprecher GeAT AG; Wolfgang Clement, Bundesminister a.D.; Hartfried Wachtel, Vorstand GeAT AG

Die GeAT AG als Leuchtturm der Thüringer Wirtschaft Erfurt. Die Ehrung als Top Job Arbeitgeber 2009 und das damit verbundene Gütesiegel zeichnet die GeAT AG als einen der 100 besten Arbeitgeber des deutschen Mittelstandes aus und prämiert den Personaldienstleister für sein besonders gelungenes Personalmanagement. In diesem Wettbewerb unterzog sich die GeAT AG einer umfangreichen Befragung, in der sämtliche Facetten der geleisteten Personalarbeit untersucht wurden. Als Ergebnis der Auswertung hat sich die GeAT AG neben 212 Mitbewerbern aus ganz Deutschland behauptet und wurde zum Top Job Arbeitgeber gekürt. „Wir konnten beweisen, dass der Satz: ‚Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.‘ für uns keine leere Worthülse ist, sondern von uns intensiv gelebt wird. Darauf ist das gesamte Team der GeAT AG zu Recht stolz“, freute sich Helmut Meyer, Vorstandssprecher der GeAT AG.

Auch in schweren Zeiten bewährt sich nicht nur in Thüringen das Konzept der Zeitarbeit.

Wolfgang Clement, Bundesminister a.D.

Diese Auszeichnung war Anlass für den Vorstand der GeAT AG, Helmut Meyer und Hartfried Wachtel, das erste Mutmacher Unternehmertreffen unter dem Motto „Blütezeiten für den Thüringer Mittelstand“ zu initiieren. Dieser Event fand in der Alten Oper Erfurt statt. Prominente Stargastredner, wie Marion Walsmann, www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Justizministerin des Freistaates (CDU), Wolfgang Clement, Bundesminister a.D., und Günther Richter, Landesgeschäftsführer von Thüringen und Hessen des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW e.V.), wurden für diesen außergewöhnlichen Event gewonnen. Auch bei den Fachvorträgen stand „Mut machen“ im Vordergrund. So referierte Wolfgang Clement zum Thema „Schlechte Zeiten sind gut für gute Unter nehmen“, welches auf viele interessierte Zuhörer traf. Der Mittelstand als starker Arm der Wirtschaft – Clement fand lobende Worte für die Vertreter der Zeitarbeitsbranche, die, so der ehemalige Landesvater von Nordrhein-Westfalen, nicht nur Anstoß des Wirtschaftsaufschwungs waren, sondern die deutsche Wirtschaft mit ihrem Instrument der Flexibilisierung auch im internationalen Wettbewerb nach vorn gebracht hätten. Auch in schweren Zeiten bewähre sich das Konzept Zeitarbeit, mit dem nun das Stammpersonal geschützt werde. Durch das Programm führte Wolfram Kons, bekannt aus dem RTL-Fernsehen. Musikalisch wurde die Veranstaltung von den Comedian Harmonists in einer Inszenierung der Alten Oper phantastisch umrahmt. „Die GeAT AG, als größter Thürin-

ger Personaldienstleister und langjähriger und vertrauensvoller Partner von mittelständischen Unternehmen, wollte mit diesem Event Mut machen und das Vertrauen in die eigenen Stärken fördern. Mit Innovation, Ideenreichtum und verlässlichen Partnern werden wir gemeinsam die Herausforderungen 2009 meistern“, davon ist Helmut Meyer, Vorstandssprecher

Wir konnten beweisen, dass der Satz: ‚Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.‘ für uns keine leere WortHelmut Meyer, hülse ist.

Vorstandssprecher der GeAT AG

der GeAT AG, überzeugt. Diese Überzeugung und die positive Stimmung kamen bei den über 700 Vertretern der Thüringer Wirtschaft, die sich in der Alten Oper zusammen fanden, an. So wurde die Veranstaltung nicht nur zur Kontaktpflege untereinander, sondern vor allem zum regen Austausch miteinander genutzt.

Kontakt GeAT AG Juri-Gagarin-Ring 152 D-99084 Erfurt Tel.: +49 (0) 361 - 558 46 0 Fax: +49 (0) 361 - 558 46 10 E-Mail: vorstand@geat.de Internet: www.geat.de 01/2009 · Wirtschaftsspiegel Thüringen

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Ostthüringen

+++ Ostthüringen in Kürze +++

Bei der 2. ARENA für NACHHALTIGKEIT vom 19.-21. März 2009 im Bio-Seehotel Zeulenroda finden Mittelstand und Familienunternehmen Unterstützung zur Realisierung nachhaltiger Innovationen. Experten und Pioniere nachhaltigen Wirtschaftens aus Wissenschaft und Wirtschaft bieten Ihr Know-how und ihre Erfahrung und zeigen auf, wo die Potenziale für nachhaltige Innovationen liegen. (bo)

Europas größte Niedrigpreisairline, startet am 31. März 2009 dreimal wöchentlich eine neue Flugverbindung vom Leipzig-Altenburg Airport ins schottische Edinburgh. Mit der neuen Verbindung geht der Thüringer Flughafen mit nunmehr drei Flugzielen – Edinburgh, London und Barcelona – in die Sommer saison. (bo)

Die Rettungsleitstelle in Gera wurde mit knapp 400.000 Euro modernisiert. Für die rund 315.000 Menschen, die in deren 1.564 Quadratkilometer großem Zuständigkeitsbereich leben, ist die Geraer als größte unter Thüringens 14 Rettungsleitstellen zuständig. Die 23 Mitarbeiter bearbeiten jährlich über 90.000 Einsätze. (bo)

Die Autohaus Fischer GmbH in Jena wurde Ende Januar mit der Ehrenurkunde „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb im Handwerk“ geehrt. Diese nahm Autohaus-Geschäftsführer Rolf Fischer aus den Händen des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer für Ostthüringen, Frank Hohle, entgegen. Damit wurde die überdurchschnittliche Ausbildungsleistung des Handwerksbetriebes in den vergangenen Jahren gewürdigt. Seit 1991 ist das Unternehmen in die Handwerksrolle eingetragen und hat seitdem 58 Lehrlinge in den Handwerksberufen KfzMechatroniker, sowie Karosserie- und Fahr zeugbaumechaniker erfolgreich ausgebildet . (bo)

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Fotos: TGZ Gera

Das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt hat stellt eine englischsprachige Imagebroschüre in A4-Größe zur Unterstützung bei der Ansiedlung ausländischer Investoren und Auslandsaktivitäten ansässiger Unternehmer zur Verfügung. Sowohl das deutsche Pendant als auch die englische Ausgabe kann beim Landratsamt, Fachdienst Medien und Kultur angefordert werden. (bo)

Drei Minuten für ein ganzes Konzept „Ich hätte nicht gedacht, dass der Elevator Pitch in Gera besser als der in München ist“, stellte Jürgen Köhler, Gründer von Let´s Brain aus München, fest, nachdem er mit seinem Konzept zur Unterstützung von Innovationsprozessen in Unternehmen auf reges Interesse von Geldgebern und Kunden gestoßen ist. Gera. Ein weiteres Dutzend Gründer und Wachstumsunternehmer aus den Bereichen Medizin- und Oberflächentechnik, Energiewirtschaft, Mechatronik/Robotik, Informationstechnologie sowie innovative Dienstleistungen hatten wie Jürgen Köhler Ende Januar in Gera jeweils nur drei Minuten Zeit, um ihre Geschäftsideen 130 Fachbesuchern, darunter zahlreichen Investoren aus dem In- und Ausland, vorzustellen. „Dies ist die hohe Kunst einer Unter nehmenspräsentation. Man muss in kurzer Zeit alles Wesentliche leicht verständlich darstellen und soll dabei auch noch unterhalten“, erläutert Roland Popp vom Gründer- und Innovationscampus Jena-Weimar. „Das Konzept wurde ursprünglich von Vertriebsleuten in den USA entwickelt, die eine kurze Fahrstuhlfahrt nutzten, um ihre Chefs von neuen Ideen zu überzeugen.“ Elevator Pitch bedeutet frei übersetzt „Fahrstuhlfalle“, da der Zuhörer im Fahrstuhl nicht ausweichen kann. Dies wollten die Gäste beim 4. Thüringer Elevator jedoch gar nicht. Vielmehr nutzten sie die Zeit zwischen und nach den Präsentationen, um mehr über die innovativen Geschäftsideen zu erfahren und viele Visitenkarten auszutauschen. „Damit ist ein wichtiges Ziel des Abends erreicht“ freut sich Katrin Kühn, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft zur Förderung neuer Technologien Thüringen e.V.. „Wir wollen Kontakte zu Entscheidern vermitteln, Finanzierungsgespräche initiieren und für neue Technologien und Geschäftsideen begeistern.“ Der Thüringer Elevator Pitch kann bereits ausgezeichnete Erfolge vorweisen. Regelmäßig sind Finanzierungen bis zu siebenstelligen Beträgen, Kooperationen und

Kundenbeziehungen durch diese Veranstaltung initiiert worden. „Unser Erfolgsrezept besteht in der sorgfältigen Auswahl der Pitcher, der Investoren sowie der Gäste, einer intensiven Vorbereitung der Kurzpräsentationen sowie im passenden Rahmen“ verrät Dr. Merle Fuchs, Geschäftsführerin des Technologie- und Innovationszentrums Gera. Kurt Mayer von der dentognostics GmbH aus Jena stellte in einem fiktiven und unterhaltsamen Telefonat sein neuartiges Diagnostikkonzept zum Nachweis von Parodontitis vor. Seinen Pitch belohnte die Jury mit dem ersten Platz in der Kategorie Wachstumsunternehmen. Den ersten Platz bei den Gründungsprojekten belegte Dr. Thoralf Gebel von Dresden Thin Film Technology. Das Start Up beschichtet Oberflächen wie Glas und Metall mit Nanofilmen, beispielsweise für Anwendungen in der Solartechnologie. Weitere Preisträger waren die ZACK Gesellschaft für innovative Heizungssysteme GmbH aus Lemgo und Hallenser yellowmed.com bei den Wachstumsunter nehmen sowie die Innovative Mobility GbR aus Erfurt und der Inventors Club aus Jena bei den Gründungsprojekten. Zum „Fahrstuhl“ wurde das denkmalgeschützte Haus Schulenburg, welches 1914 für den Textilfabrikanten Paul Schulenburg gebaut wurde, auserkoren. „Ich hätte nicht erwartet, so viele spannende Geschäftsideen und Kontakte in der Provinz anzutreffen“, verabschiedete sich ein Investor aus Österreich und ergänzte: „Ich komme gern wieder.“ (bo)

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Kontakt für den nächsten Pitch unter: Dr. Merle Fuchs Telefon: 0365 / 7349200 E-Mail: fuchs@tgz-gera.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Foto: Spielkartenfabrik Altenburg

Foto: dpa

Foto: Mike Nottebrock / Pixelio

Ostthüringen

Skat ist eben Trumpf

Schneller gewickelt

In die Karten geschaut

Altenburg. Gerade einmal 15 Monate sind vergangen, seit die Deutsche Skatbank, welche rechtlich als Zweigniederlassung der VR-Bank Altenburger Land eG geführt wird, ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hat. Innerhalb dieser kurzen Zeit kann die Skatbank zum Ende 2008 auf einen Zuwachs von 4.300 Kunden und mehr als 20 Millionen Euro Einlagenvolumen verweisen. Eigenen Angaben zufolge sind sämtliche Kundeneinlagen der Skatbank aufgrund der Mitgliedschaft in der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken 100-prozentig sicher. Kein Anleger müsse um den Verlust seiner Ersparnisse fürchten betonen Holger Schmidt und Raik Romisch, Vorstandsmitglieder der VR-Bank und erklären, dass das Kreditinstitut „ im Gegensatz zu vielen überregional agierenden Mitbewerbern „ nicht auf alternative Bewer tungsmethoden, auf Staatshilfen oder gar staatliche Beteiligung zurückgreifen muss. Weniger als zehn Prozent der Kunden kommen aus der Region rund um das Altenburger Land, womit das Ziel, deutschlandweit Beachtung zu finden, aufgegangen ist. Die Namensgebung der Direktbank-Tochter der VR-Bank symbolisiert sowohl regionale Identität als auch überregional ausgerichtete Geschäftstätigkeit. „Auch wir wollen das Alleinstellungsmerkmal des Skats für Altenburg weiter fördern und sind uns unserer Verantwortung in der Region und für die Region bewusst“, so SkatbankVorstandsvorsitzender Holger Schmidt. „Dies hat uns dazu bewogen, Altenburg ein weiteres touristisches und sportliches Highlight zu bieten“; denn mit ihren Unterschriften besiegelten Altenburgs Oberbürgermeister Michael Wolf und Raik Romisch, Vorstandsmitglied der Skatbank, die Umbenennung des Altenburger Waldstadions in „Skatbank-Arena“. (bo)

Rositz. Der Rositzer Verpackungsspezialist Thüringer Fiber-Trommel GmbH erhöht seine Produktion. Dazu investiert das Unternehmen in eine neue Anlage zur Verarbeitung von Papier und Folien, die speziell für seine Anforderungen entwickelt wird. Das Thüringer Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus seiner Technologieförderung mit rund 280.000 Euro. Die heutige Thüringer Fiber-Trommel GmbH (TFT) zählt zu den drei wichtigsten Anbietern und beschäftigt derzeit 185 Mitarbeiter. Mit 18 Mitarbeitern wurde das Unternehmen 1965 gegründet und 1992 privatisiert. Am Standort Rositz werden Verpackungen und Packhilfsmittel für alle Bereiche der Industrie, des Handels und des Dienstleistungsgewerbes produziert. Das Spektrum umfasst Behälter in verschiedenen Formen und Abmessungen für Flüssigkeiten und Schüttgüter, insbesondere Fibertrommeln beziehungsweise Leichtbaufässer für die chemische Industrie. Fibertrommeln bestehen aus zylinderförmigen Hülsen aus Kraftpapier oder Wickelkarton mit eingepressten, teilweise mit Metallringen verstärken Böden aus Kunststoff, Hartfasermaterial, Sperrholz oder Blech. Die Behälter dienen beispielsweise zur Verpackung von Lacken, Farben oder Düngemitteln. Mit der neuen Anlage soll das Wickeln der Fibertrommel-Hülsen und das Bekleben mit Papier, Folien oder Etiketten in einem durchgehenden Arbeitsprozess zusammengefasst werden. Dies ermöglicht höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten bei Wickelbreiten von bis zu zwei Metern. Derzeit werden die Behälter über eigene Anlagen oder manuell beklebt. Die Gesamtkosten für Entwicklung und Einführung der neuen Wickelanlage betragen etwa 1,9 Millionen Euro. Bereits Mitte des Jahres soll die Anlage ihre Produktion aufnehmen. (bo)

Altenburg. Das Jahr 2009 ist für die Spielkar tenfabrik Altenburg und deren 150 Mitarbeiter ein erlebnis- und ereignisreiches Jahr. Bereits 1509 fiel der Startschuss für eine der wichtigsten Entwicklungen der Stadt Altenburg. Erstmals wurde ein Kartenmacher in Altenburg erwähnt. Damals noch reine Manufakturarbeit, entwickelte sich die Kartenherstellung über die Jahrhunderte hinweg, bis 1832 die Spielkartenfabrik gegründet wurde. Im nun anstehenden 500. Jubiläumsjahr 2009 sind deshalb umfangreiche Investitionen in die Zukunft geplant. Neben exklusiven Jubiläums-Produkten ist die Herausgabe eines Jubiläumsbuches zum Thema „Was Sie schon immer über Spielkarten wissen wollten“ geplant. Der Startschuss wird Anfang Mai zum Skatbrunnenfest fallen. Dann soll die ganze Stadt mit Spielkarten geschmückt sein und als Aushängeschild dienen. Darüber hinaus wird Ende Juni eine ICE-Taufe auf den Namen „Altenburg“ stattfinden „ im Zug wird es auf dem Weg von Berlin nach Altenburg ein Skatturnier mit Prominenten und Vertretern von Stadt und Unternehmen geben.

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www.skatbank.de

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www.tft-verpackungen.de

ASS Altenburger ist in der belgischen Cartamundi-Gruppe verantwortlich für den deutschen und österreichischen Markt und gehört mit einem Gesamtumsatz von 23 Millionen Euro in 2008 und einem Absatz von 45 Millionen Spielen zu einem der wichtigsten Märkte. Das Unternehmen verfügt mittlerweile über ein Sortiment von über 300 verschiedenen Kar tenspielen. Derzeit wird mit dem Bau einer neuen Druckhalle begonnen. Hierfür sollen drei Millionen Euro investiert werden. „Dar unter in neue Druck- und Verarbeitungsmaschinen sowie neue Arbeitsplätze am Standort“, erläutert Peter Warns, (Bild oben), Geschäftsführer von ASS Altenburger. (bo)

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www.spielkarten.com 01/2009 · Wirtschaftsspiegel Thüringen

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Nordwestthüringen

Die Ergebnisse einer Langzeituntersuchung, mit der die Auswirkungen veränderter Salzwassereinleitungen in die Werra abgeschätzt werden sollen, wurden jetzt den hessischen und thüringischen Behörden vorgestellt. Das Gutachten weist nach, dass sich der biologischökologische Zustand der Werra deutlich erholt hat und weitere maßgebliche Verbesserungen durch das Maßnahmenpaket von K+S zum Gewässerschutz zu erwarten sind.

Zwei Zuwendungsbescheide über zusammen 877.000 Euro aus Mitteln der einzelbetrieblichen Technologieförderung hat die Mühlhäuser Cordus GmbH im Dezember 2008 vom Thüringer Wirtschaftsministerium erhalten. Die Cordus GmbH entwickelt und produziert Glasfasern und Glascorde mit definierten physikalischen und chemischen Eigenschaften für Antriebselemente (Zahnriemen) und Sicherheitstechnik. Eingesetzt werden die Er zeugnisse unter anderem in der Automobil- und Papierindustrie und im Maschinenbau.

Mitte Februar beschloss der Bundesrat das Konjunkturpaket II. Darin enthalten sind auch weitere Mittel zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Das Bundesverkehrsministerium hat hierzu eine Projektliste vorgelegt, in der insgesamt 19 Einzelprojekte aufgeführt sind. Für den Freistaat ist danach der Neubau der Ortsumfahrung Worbis-Wintzigerode vorgesehen. Minister Wucherpfennig erklärt dazu: „Ich freue mich sehr über diese Entscheidung. Die Ortsumfahrung Worbis-Wintzigerode stand mit anderen Projekten auf meiner Liste. Die 12,4 Mio. Euro für diese Baumaßnahme sind gut angelegtes Geld. Außerdem wird die heimische Bauwirtschaft so mit weiteren Auf trägen rechnen können.“

Einsatz in Abu Dhabi

Gipskarton für Europa

Nordhausen. Die SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH wird in diesem Jahr ihre internationalen Aktivitäten weiter vorantreiben. Ein Schwerpunkt im Geschäftsbereich Ingenieurbau ist die Niederlassung in Abu Dhabi / Vereinigte Arabische Emirate, für die zur Zeit gut 100 Mitarbeiter tätig sind, unter anderem an den Betonarbeiten des „Abu Dhabi Financial Centers“, der neuen Börse des Landes.

Rottleberode. Eine positive Bilanz des Jahres 2008 zog André Materlik, Werkleiter von Knauf Deutsche Gipswerke KG Rottleberode, beim Neujahrsempfang des Unter nehmens im Waldhotel Kalkhütte bei Urbach. Neben dem technischen Direktor von Knauf Deutschland, Carlo Knauf, konnte Materlik zahlreiche Ver treter der Landespolitik von Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Politiker aus den Landkreisen Nordhausen und MansfeldSüdharz willkommen heißen.

Am 20. Januar haben die Schachtbauer Dirk Grabert (Foto rechts) und Heiko Hildebrandt die Reise nach Abu Dhabi angetreten. Sie werden für etwa drei Monate die Niederlassung der SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH personell verstärken und dort ihre bislang auf deutschen Baustellen gesammelten Kenntnisse einbringen sowie das lokale Personal mit anleiten. Für den Baufacharbeiter und für den Zimmerer ist es der erste Auslandseinsatz. Sie werden neue Erfahrungen in einem für sie fremden Umfeld sammeln und sich selbst weiterentwickeln. Sie wachsen mit den ihnen übertragenen Aufgaben. An ihrer Seite wird auch Frank Greyer sein. Der Polier hat bereits über einen längeren Zeitraum Erfahrungen in dem Emirat gesammelt. In der Geschäftsleitung der SCHACHTBAU NORDHAUSEN GmbH betrachtet man die internationalen Aufgaben zunehmend auch als eine sinnvolle Ergänzung der Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. So wird zum Beispiel der 37jährige Dirk Grabert in Abu Dhabi als Vorarbeiter eingesetzt. Die Mitarbeiter werden entwickelt und entwickeln sich. Für das Unternehmen ist diese Dialektik eine Form von Investition in die Zukunft und im Zeichen der weiteren internationalen Ausrichtung nicht mehr wegzudenken. (su)

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Wirtschaftsspiegel Thüringen · 01/2009

Foto. Knauf

Im Februar 2009 ist der Maschinenbauer SIM Assembly Machines 50 Jahre alt geworden. Den runden Geburtstag feierte das Heiligenstädter Unternehmen mit 600 Gästen, darunter Thüringens früherer Ministerpräsident Bernhard Vogel und DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun. Gegründet im Jahr 1959 als VEB Kleinmetallwarenwerk, gehört der Spezialist für Montagemaschinen seit 1992 zur Julius Thyssen Beteiligungsgesellschaft mbH Mülheim an der Ruhr. Derzeit beschäftigt SIM Assembly Machines rund 200 Mitarbeiter. (jk)

Foto: Schachtbau Nordhausen

+++ Nordwestthüringen in Kürze +++

www.schachtbau.de

Knauf in Rottleberode hatte im vergangenen Jahr 850.000 Tonnen Rohstein gewonnen, 15 Millionen Quadratmeter Gipsplatten sowie 300.000 Tonnen Putze produziert. Ein Großteil dieser Produktion war für Kunden im europäischen Ausland und darüber hinaus bestimmt. Das Unternehmen in Rottleberode konnte im vergangenen Jahr auch von der weiteren Fer tigstellung wichtiger Abschnitte der A 38 profitieren, Materlik wünschte sich ein ebensolches Tempo beim Bau der A 71, die für eine Verbesserung der regionalen Infrastruktur sorgen werde. In seinem Grußwort konstatierte Carlo Knauf (Bild links), dass die Wirtschaftskrise den Bausektor hart getroffen hat. Vor allem der Export sei eingebrochen. „Jetzt kommt es darauf an, den deutschen Fleiß und Erfindergeist mehr denn je zu nutzen. Wenn uns das allen gemeinsam gelingt, dann können wir zusammen positiv in die Zukunft sehen“, so Knauf. Das Unternehmen wird an seinen 40 Standorten in Deutschland festhalten und wird in diesem Jahr drei weitere Fabriken im Ausland eröffnen. Knauf kritisierte die Bundespolitik im Bezug auf die einseitige Unterstützung des Banken- und des Automobilsektors. (su)

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Nordwestthüringen

Breitband-Erschließung

Offene Stellen für Rückkehrwillige

Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz hat die Thüringer Kommunen aufgefordert, die Voraussetzungen für einen Breitbandausbau im Freistaat zu schaffen. „Für eine flächendeckende Einrichtung schneller Internetzugänge ist die Mitwirkung der Kommunen dringend erforderlich“, sagte Reinholz. So sei vor allem der konkrete Bedarf vor Ort zu ermitteln. „Diese Mitwirkung lässt derzeit noch zu wünschen übrig.“ Das Ministerium hatte gemeinsam mit dem Gemeinde- und Städtebund im Frühjahr und erneut im Herbst 2008 sämtliche Kommunen angeschrieben und um Unterstützung bei der Erstellung eines Breitband-Bedarfsatlasses für Thüringen gebeten. Auf beide Umfragen hat bis heute nur ein Fünftel der Gemeinden reagiert – nur zwei Prozent der Antworten enthielten dabei verwertbare Aussagen. Als positives Beispiel hob Reinholz den Wartburgkreis hervor. Das dortige Landratsamt hat die Bestrebungen mehrerer Gemeinden zusammengefasst und ein „Interessenbekundungsverfahren“ gestartet. Damit werden Anbieter von Breitband-Technologien aufgefordert, ihre Angebote zur Versorgung der Gemeindegebiete mit mindestens 1 Megabit pro Sekunde vorzulegen. Für dieses und das kommende Jahr stehen in Thüringen insgesamt 2,7 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln für die Förderung zur Verfügung. Damit werden bis zu 60 Prozent der nicht-rentierlichen Kosten abgedeckt. (su)

Der Thüringer Arbeitsmarkt bleibt für Pendler und Rückkehr willige attraktiv: Auf dem Pendler- und Rückkehrertag des UFaS in Nordthüringen informierten sich 105 Thüringer, die momentan nicht im Freistaat arbeiten, über Beschäftigungsmög lichkeiten in ihrer Heimat. Der Unternehmer- und Fachkräfteservice (UFaS) Thüringen hatte am Samstag, 28. Februar 2009, in den fünf Nordthüringer Städten Nordhausen, Artern, Sondershausen, Mühlhausen und Heilbad Heiligenstadt den Aktionstag durchgeführt. Hier konnten sich Thüringer, die entweder zum Arbeiten auspendeln, oder bereits ihren Arbeits- und Wohnsitz in einem anderen Bundesland haben, beim UFaS registrieren lassen.

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Der UFaS verfügt über Kontakte zu 1886 Unternehmen in Thüringen, die Fachkräfte suchen. Er hat im abgelaufenen Jahr 2008 bereits 102 Arbeitnehmer für Unternehmen in Thüringen zurück gewonnen. „Dieses ungebrochene Interesse zeigt, dass die Pendler und Rückkehrwilligen weiterhin der Thüringer Wirtschaft vertrauen“, sagt Anke Kalb, Leiterin des UFaS. Dass dieses Vertrauen gerechtfertigt sei, zeige die hohe Zahl an offenen Stellen, für die der UFaS die passenden Bewerber suche. Derzeit weist seine Datenbank über 1440 offene Stellen aus. Dies nährt die Hoffnung, dass die Unternehmen im Freistaat die wirtschaftliche Eintrübung vergleichsweise gut überstehen könnten. (su)

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Südthüringen

Im Februar hat in Gotha die Sanierung des ehemaligen Gaswerkstandortes begonnen. Damit wird einer der größten innerstädtischen Altlastenstandorte Thüringens zur Nutzfläche entwickelt. Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf 2,3 Millionen Euro. Mit dem Abschluss der Arbeiten wird Mitte Juni 2009 gerechnet. (bo) Am 22. April ist das Congress Centrum Suhl wieder Treffpunkt für die Kulturbranche Mitteldeutschlands. Einen Tag lang bieten über 60 Aussteller und über 30 Live-Auftritte, vom Bauchtanz und Feuershow über Mittelalter- und Western-Agenturen bis zum französisch angehauchten Kabarett und Live-Musik, ein vielfältiges Programm. Die Kultur messe wird vom CCS im nunmehr dritten Jahr veranstaltet. Von 10 bis 18 Uhr begegnen sich Künstler und Veranstaltungsagenturen aus Thüringen und angrenzenden Bundesländern. Wer einen Live-Act für eine Feier sucht oder Veranstaltungen im großen oder kleinen Stil plant, findet an diesem Tag, Ideen, Inspirationen und Ansprechpartner. Ergänzend gibt es drei Workshops rund um die Event- und Veranstaltungsbranche. (bo)

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Filme für´s Internet

Die Bedeutung der Bildung

Eisenach. Im Gründer- und Innovationszentrum Stedtfeld (GIS) wurde Anfang März das erste virtuelle TV-Studio in Eisenach eröffnet. Dort können nun Fir men, Vereine und andere Gesellschaften oder Privatpersonen eigene Videos produzieren und streamen lassen. Mit der gesteigerten Nachfrage nach Filmen im Internet wird das Studio mit Greenroom für kleine und mittlere Unternehmen zum erschwinglichen Ort für eigene Produktpräsentationen oder Ankündigungen und Gesprächrunden in Fernsehqualität. Unter Leitung des im Gründerzentrum ansässigen Videoproduzenten Thomas Prausse (Bild oben) hat der Kunde die Möglichkeit, vor eigenem Hintergrund aufzutreten, sein Logo zu plazieren oder Grafiken und Beiträge, Untertitel und Kommentare „on fly“ einzublenden. Dazu können erfahrene ModeratorInnen gebucht werden, die dem ptenziellen Kunden an die Seite gestellt werden, um Fragen zu stellen, Brücken zu bauen und durch das Programm zu führen. (bo)

Suhl. Diskussion war ausdrücklich erwünscht. Auch Joachim Möller, (Bild oben) Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur Ilmenau kam Mitte Januar auf der Bildungskonferenz der Südthüringer Arbeitsagentur ins Gespräch mit Arbeitgebern und Bildungsträgern. Insgesamt nahmen 126 Vertreter aus Südthüringer Unternehmen und Bildungsträgern teil.

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www.esafilm.info www.gis-eisenach.de

Angesprochen wurden die Teilnehmer durch zwei interessante Vorträge. Prof. Dr. Lothar Abicht vom isw Halle referierte zum Thema Weiterbildung und Demografie und Uwe Minta, Vorsitzender der Geschäftsführung, zu den Erwar tungen und Handlungsfeldern der Arbeitsagentur im neuen Jahr. Prof. Dr. Lothar Abicht appellierte an betroffene Arbeitgeber, die Auswirkungen der Krise als Chance zu sehen, in Zeiten der Kurzarbeit die Initiative zur Qualifizierung zu ergreifen. Uwe Minta erläuterte den Zuhörern, wie wichtig es ist, individuelle und maßgeschneiderte Bildungslösungen für betroffenen Arbeitnehmer zu schaffen. (bo)

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www.arbeitsagentur.de

Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz besuchte Mitte Januar im Rahmen einer Südthüringen-Tour mehrere Unternehmen. Darunter auch die S&R Stahlbau-Blechbearbeitung in Effelder, wo Geschäftsführer Rainer Stötzer eine im letzten Jahr neu errichtete Werkshalle präsentierte.

www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Foto: A. Lübke

Der Eisenacher Automobilzulieferer Mitec hat beim Landgericht Meiningen eine Klage auf Schadenersatz wegen Ver tragsbruchs gegen den amerikanischen Autobauer Ford eingereicht. Ford habe, so Mitec-Vorstandschef Michael Militzer, 2007 einen langfristigen Lieferver trag mit der Mitec-Tochter enginetec gebrochen. Außerdem sei das Mitec-Bauteil „abgekupfert“ worden und in Japan und Mexiko nachgebaut worden, so der Vor wurf. Militzer schätzt den Schaden für sein Unternehmen auf 20 Millionen Euro. In die Entwicklung des Bauteils habe Mitec bisher etwa 29 Millionen Euro investiert. (bo)

Foto: ESA Film

Die Viba sweets GmbH in Floh-Seligenthal blickt 2008 auf eine erfreuliche Geschäftsentwicklung zurück. Das Umsatzvolumen konnte im Inland deutlich auf 15 Millionen Euro gesteigert werden. Der Zuwachs von zirka zwei Millionen Euro verteilt sich zu gleichen Teilen auf den Lebensmitteleinzelhandel und die eigenen Viba Filialen, die inzwischen 29 Prozent des Inlandumsatzes erwirtschaften. (bo)

Foto: Agentur für Arbeit Suhl

+++ Der Süden in Kürze +++


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Südthüringen

Foto: IHK Suhl

Foto: Rainer Sturm

SOMEWA

Ambitionierte Baupläne

Rückkehr nach Thüringen

Suhl-Friedberg. Die Döhler Industrietechnick GmbH mit Sitz in Schleusingerneundorf errichtet im Gewerbegebiet SuhlFriedberg einen neuen Fertigungsstandort. Dafür investiert das Unternehmen 4,5 Millionen Euro, schafft 14 neue Arbeitsplätze und zwei Ausbildungsplätze. Der Freistaat Thüringen unterstützt diese Ansiedlung mit rund einer Million Euro. Mit dem Investitionsprojekt erfolgt der Bau eines neuen Firmengebäudes im Gewerbegebiet Suhl-Friedberg und die Anschaffung neuer technischer Anlagen für die Erweiterung der Produktionskapazität. Am neuen Standort sollen Graphiterzeugnisse hergestellt werden, die vor allem im Spezialanlagenbau zum Einsatz kommen. Döhler Industrietechnik soll in den kommenden Jahren zum zentralen Deutschland-Standort des CARBONE LORRAINE Konzerns auf dem Gebiet der sogenannten Hochtemperaturgraphite ausgebaut werden. Ein wesentlicher Schritt dazu ist die Er richtung des neuen Fertigungsstandortes im Gewerbegebiet Suhl-Friedberg. (bo)

Suhl. Die Industrie- und Handelskammer Südthüringen (IHK) startete Ende Februar mit 15 Teilnehmern die zweijährige Aufstiegsfortbildung zum Industriemeister der Fachrichtung Glas. Als Partner hat die IHK die im Glasbereich spezialisierte Berufsschule Ilmenau gewinnen können. Damit gibt es nach fast 20 Jahren Pause diese Ausbildung wieder in der Region. „Mit diesem Weiterbildungsangebot reagiert die IHK Südthüringen auf die hervorragende Entwicklung der Glasindustrie im Thüringer Wald“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Pieterwas (Bild oben). Mit Stolz verweist der Kammerchef darauf, dass in Deutschland lediglich an drei Standorten eine Weiterbildung zum Industriemeister Glas absolviert werden kann. Suhl ist nun wieder einer davon. Mit der gesunkenen Nachfrage an Glasprodukten war vor allem in den Jahren der Wende der Abbau vieler Arbeitsplätze in der für die Region traditionellen Branche einhergegangen. Umso erfreulicher, so Pieter was, sei die große Nachfrage der neuen Aufstiegsfortbildung. (bo)

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www.dit-graphit.de

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SOMEWA aus Sonneberg entwickelt und produziert Webeartikel und Spielwaren. Das 2004 gegründete Unternehmen steht für Qualität, Innovation und Flexibilität. Das Leistungsspektrum umfasst: die Entwicklung und Produktion von Werbeartikeln und Spielwaren nach Kundenwünschen die Herstellung von Kostümen für Promotionszwecke die Beschaffung von Werbeartikeln aus anderen Branchen die Beschaffung von Artikeln aus Lagerbeständen der verschiedensten Importeure und die Komplettierung dieser Artikel mit Ihrem speziellen Werbewunsch Produktionsmöglichkeiten in Deutschland und Fernost SOWEMA heißt garantiertes Design, garantierte Produktion, garantierte Endkontrolle in Deutschland.

www.suhl.ihk.de

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Jena

+++ Jena in Kürze +++

In Jena sind im Jahr 2008 deutlich mehr Investitionen gefördert worden als im Jahr zuvor. Auf rund 35,7 Millionen Euro belief sich nach Angaben der Thüringer Aufbaubank allein die Fördersumme aus dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GA). 2007 waren es nur rund 6,2 Millionen. Mit den Fördergeldern wurden 22 Vorhaben von Jenaer Unter nehmen unterstützt. Dadurch entstanden 567 zusätzliche Arbeitsplätze und 42 neue Ausbildungsstellen. (bo) Der SEM-Spezialist Finnwaa aus Jena erhält den Etat für Suchmaschinenmarketing für die Portale www. winterreifen.de und www.sommerreifen.de. In einer sechsmonatigen Testphase während der Saison für Winter reifen optimierte die Jenaer Agentur die Zugriffs- und Verkaufszahlen. Um dies auch in der bevorstehenden Saison für Sommer reifen weiter zu steigern, setzt „Reifen Schreiber“ als Betreiber der Reifenpor tale die Zusammenarbeit mit Finnwaa fort.(bo)

Erfolge mit guter Optik

Nanometerfeine Strukturen

Jena. Das Optonet Mitglied GÖPEL electronic entwickelte ein einzigartiges innovatives Modul zur Schrägblickinspektion und gehört damit zu den Technologieführern auf dem Gebiet der Automatischen Optischen Inspektion (AOI). Das neue Modul generiert eine bisher unerreichte Sichtfeldgröße bei exzellenter Bildqualität unter einem Blickwinkel von 45 Grad. Speziell für die Inspektion von Lötstellen und Bauteilen, welche durch andere Komponenten verdeckt werden, besteht die Möglichkeit von Schrägblick-Aufnahmen aus beliebigen Winkellagen in Schritten von einem Grad. Die Fehlererkennung wird auch in kritischen Situationen auf Baugruppen, deren Prüfung bisher nur unzureichend möglich war, erhöht. Im Jahre 1991 gegründet, ist GÖPEL Anbieter von elektrischen und optischen Test- und Inspektionssystemen, beschäftigt in Jena derzeit etwa 160 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2008 einen Umsatz von 19,7 Millionen Euro. (bo)

Jena. Die Entwicklung eines neuen Heißpräge-Verfahrens zur Strukturierung von Kunststoff-Materialien im Nanometerbereich ist Ziel eines aktuellen Forschungsprojektes der Jenoptik AG. Dabei soll ein Verfahren entwickelt werden, das eine effizientere Erzeugung nanometerfeiner Strukturen auf großen Oberflächen und Schichten ermöglicht. Derzeit werden diese Strukturen mit hochauflösenden, aber vergleichsweise kostenintensiven Techniken wie der Elektronenstrahl-Lithographie mit anschließendem Entwicklungsvorgang realisiert. Anwendungsgebiete für die mikrostrukturierten optischen Komponenten sind medizinische Felder wie die Augenheilkunde. Auch bei modernen Projektionsverfahren finden solche Elemente zukünftig ihren Einsatz. Die Strukturen im Nanometerbereich lassen sich zudem in der Halbleiterindustrie und bei der Handhabung kleinster Mengen von Flüssigkeiten (Nanoliter) einsetzen.

! Der Bereich Industrielle Messtechnik des Optoelektronik-Konzerns Jenoptik übernimmt Teile des chinesischen Unter nehmens Shanghai AES Auto Equipment Co. Ltd. (AES) und wird sie mit den bereits bestehenden Aktivitäten zusammenführen. (bo) Die dritte Auflage des Branchenführers „Technologie Atlas Jena“ herausgegeben von der Fachhochschule Jena, präsentiert mehr als 70 technologieorientierte Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen der Stadt Jena und der Region Jena-Saale-Holzland in insgesamt 16 Technologiefeldern. Das Nachschlagewerk kann über die Fachhochschule Jena oder über den Buchhandel unter ISBN 978-3-932886-20-1 bezogen werden. (bo)

Wirtschaftsspiegel Thüringen · 01/2009

www.goepel.com

Jena. Die asphericon GmbH hat die für das Geschäftsjahr 2008 geplanten Investitionen in Höhe von 750.000 Euro erfolgreich abgeschlossen. Das Optonet-Mitglied hat seine Asphärenfertigung um zwei weitere komplette Produktionslinien erweitert. Asphärische Optiken sind Systeme aus Linsen oder Spiegeln deren Flächen nicht kugelförmig sind. Nunmehr stehen fünf komplette Linien zur Fertigung von Asphären, Axicons, asphärischen Spiegeln und Zylinderoptiken unterschiedlichster Formen und Durchmesser zur Verfügung. Grundlage der Investitionen war die hohe Nachfrage nach Laseroptiken. So stiegen die Umsätze im Jahr 2008 um etwa 35 Prozent, wovon über 80 Prozent im Ausland erwirtschaftet wurde. (bo)

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Foto: Bosch

Foto: SCHOTT / Feldmann, Werner

Nach dem erfolgreichen Geschäft mit Halle wollen die kommunalen Aktionäre des Leipziger Gashändlers VNG jetzt auch die Anteile der Stadt Jena übernehmen. Der Geschäftsführer der Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft VuB, Andreas Reinhardt, sagte bei MDR INFO, man werde die Gespräche mit Jena wieder aufnehmen und „die juristische Auseinandersetzung einfach ad acta legen“. (bo)

www.asphericon.de

Zur Anwendung des neuen Verfahrens soll ein serienreifes Gerätesystem entwickelt werden, das eine höhere Produktivität bei gleicher Qualität der Mikrostrukturierung ermöglicht. Kunden sparen dadurch bei der Herstellung von Mikrostrukturen Zeit und Kosten. Bei einer erfolgreichen Markteinführung der so hergestellten Produkte, geht die Jenoptik von neuen Arbeitsplätzen und Wachstumschancen in den Märkten Life Sciences und Digitalprojektion aus. Die Kosten belaufen sich auf knapp 1,3 Millionen Euro, welche der Freistaat mit 544.800 Euro unterstüzt. Mit der Sparte Optische Systeme gehört Jenoptik zu den wenigen Herstellern weltweit, die Präzisionsoptiken für höchste Qualitätsansprüche fertigen. Darin sind weltweit rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. (bo)

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www.jenoptik.de www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Foto: Opel

Autotest

Neuer Name, neues Auto, neue Ära Das Design des neuen Opel Insignias markiert die neue Linie der Marke Opel. Sportlich markant sehen alle drei verfügbaren Karosserievarianten aus. Durch diese Linienführung erreicht das neue Flaggschiff von Opel einen vorbildlichen Luftwiderstandsbeiwert von 0,27. Im Inneren setzt sich dieser Eindruck fort. Nicht nur komplett neu entwickelte Sitze prägen hier eine sportlich elegante Umgebung. Auch bei allen anderen Elementen zeigt der Insignia einen hochwertigen Auftritt. Die Armaturentafel beginnt mit sanft ansteigender Rundung in den Türen und schwingt sich in sanftem Bogen über die breite Mittelkonsole bis in die zweite Tür. Holzeinlagen, klassische Rundinstrumente für den Fahrer, Chrom und ein großzügiges Bedienfeld in der Mittelkonsole verbreiten innen mehr als nur den Hauch von Premium. Mit dem neu entwickelten aufpreispflichtigen Allradsystem „Adaptive 4x4“ kommt noch mehr Traktion und Stabilität an Bord. Das mechatronische „Flexride-Premium-Fahrwerk“ des Allrad-Insignias passt sich mit Hilfe der „Adaptive Stability Technology“ an die jeweilige Fahrsituation an. Dieses System passt sich an den Fahrer an, dadurch können mehrere Fahrer ihr persönliches Set-Up für den Insignia wählen. Das optionale Kamerasystem „Opel-Eye“ kann Verkehrszeichen erkennen und den Fahrer an sie erinnern, wenn es nötig ist. www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

Das Wasser für die Scheibenwaschanlage wird beheizt und garantiert somit eine immer ausreichende Sicht. Das neue Lichtsystem AFL+ ist sehr innovativ. Mit seinen automatischen Lichtfunktionen wie automatisches Abblendlicht, Abbiegelicht 90 Grad, Spielstraßenlicht, Stadtlicht, Landstraßenlicht, Schlechtwetterlicht bis hin zum automatischen Fernlicht erleichtert der Insignia Ihnen das Fahren. Natürlich verfügt der Insignia auch über ein permanentes Tagfahrlicht. Der Insignia tritt mit fünf Benzinmotoren von 115 PS bis 260 PS und vier Dieselmotoren von 110 PS bis 190 PS an. Alle Motoren erfüllen die Schadstoffstufe EURO 5. Wenn man den Insignia fährt, empfindet man dabei Vergnügen. Die Lenkung arbeitet absolut zielgenau. In den Kurven folgt der Insignia exakt der vorgegeben Linie. Das für Fronttriebler typische Untersteuern ist auf ein Minimum reduziert, was

das Handling flink und mühelos macht. Im Ernstfall greift das ESP ein, das seine gekonnte Abstimmung durch höchst unauffälliges Arbeiten unterstreicht. Das ESP ist konsequenterweise nicht abschaltbar. Nur die Traktionskontrolle kann für einen besseren Vortrieb auf Schnee abgeschaltet werden. Sehr gute Dynamikeigenschaften bieten viele Hersteller an, aber nicht alle kombinieren sie mit überzeugender Federung, der Insignia schon. In einigen Ausstattungslinien finden Sie eine justierbare Programmierung für Sport, für Normal und Tour. Das vereinigt drei Autos in einem. Diese Programmierungen beeinflussen das Ansprechverhalten des Motors, die Lenkung und Stoßdämpfung. Die Unterschiede sind deutlich spürbar. Der Fahrer wird in der Praxis bald seine bevorzugte Einstellung finden. Sind Sie neugierig geworden? Dann sollten Sie den neuen Opel Insignia Probe fahren. (su)

Motoren (Auswahl)

1,6 ECOTEC (85kw/115 PS)

1,8 ECOTEC (103kw/140 PS)

2,0 CDTI ECOTEC (81kw/110 PS)

Abgasnorm Verbrauch in L/100 km innerstädtisch außerstädtisch gesamt CO2-Emission in g/km Preis ab

EURO 5

EURO 5

EURO 5

10,6 5,9 7,6 179 22.700 Euro

10,9 6,0 7,8 184 25.000 Euro

7,6 4,8 5,8 154 24.300 Euro

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www.opel.de 01/2009 · Wirtschaftsspiegel Thüringen

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Expertenrat Anzeige

Kontakt

WEISSKOPF RECHTSANWÄLTE PARTNERSCHAFT Juri-Gagarin-Ring 53 D-99084 Erfurt Telefon: +49 (0) 361 - 56 562 0 Telefax: +49 (0) 361 - 56 562 36 E-Mail: office@weisskopf-law.com Internet: www.weisskopf-law.com

Frank Löffler, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Fachanwalt für Steuerrecht

Neues Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen

Erweiterung der persönlichen Haftung für GmbH-Geschäftsführer Am 1. November 2008 trat das Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen (MoMiG) in Kraft. Das MoMiG führt zu einer Verlagerung des Haftungsschwerpunktes. Bei Krise und Insolvenz der GmbH sind die Risiken für den Geschäftsführer deutlich erweitert worden. Einige wichtige Änderungen zur persönlichen Haftung von Geschäftsführern einer GmbH erläutert RA Frank Löffler: Der Geschäftsführer ist nun verpflichtet, zeitnah die Gesellschafterliste zu aktualisieren. Dies gilt nur dann nicht, wenn ein Notar anstelle des Geschäftsführers tätig wird. Hintergrund dieser Pflichtener weiterung ist, dass in Zukunft ein gutgläubiger Erwerb der GmbH-Geschäftsanteile von Nichtberechtigten möglich ist. Geschäftsführer, die diese Pflicht verletzen, haften nach § 40 Abs. 3 GmbHG gegenüber den Betroffenen. Das MoMiG gestattet nun die Auszahlung eines Darlehens an einen Gesellschafter der GmbH. Hintergrund dieser Regelung in § 30 Abs. 1 GmbHG ist die Legalisierung des so genannten Cash-Poolings als zentrales Finanzsteuerungsinstrument von Konzer nen. Allerdings hat sich dadurch der Haf tungskreis des Geschäftsführers erheblich erweitert. Er darf das Darlehen an einen Gesellschafter (zum Beispiel an die Muttergesellschaft im Konzern) nämlich nur dann ausreichen, wenn ein vollwertiger Darlehensrückgewähranspruch im Zeitpunkt der Darlehensausrei36

Wirtschaftsspiegel Thüringen · 01/2009

chung besteht. Der Geschäftsführer hat also die Bonität seines Gesellschafters auf Werthaltigkeit des Rückgewähranspruchs zu prüfen und mit ihm in der Regel eine angemessene Verzinsung zu vereinbaren. Werden später Anzeichen für eine gesunkene Bonität des Gesellschafters sichtbar, so ist der Geschäftsführer verpflichtet, sich um die vorzeitige Rückzahlung des Darlehens – notfalls auch gerichtlich – zu bemühen. Ver nachlässigt er seine Sorgfaltspflichten, haftet er nach § 43 GmbHG. WEISSKOPF Rechtsanwälte Partnerschaft ist eine große, regionale, spezialisierte Wirtschaftsrechtskanzlei mit 16 Rechtsanwälten. WEISSKOPF Rechtsanwälte sind im privaten und öffentlichen Wirtschaftsrecht, vornehmlich in speziellen Bereichen des Handels-, Gesellschafts- und Steuerrechts, des Bauund Immobilienrechts, des Arbeitsrechts, des Vergaberechts, des Nachfolgerechts, des Krankenhausrechts, des Kommunalrechts, des öffentlichen Versorgungsrechts (Wasser, Abwasser, Energie) und des öffentlichen Unternehmens- und Privatisierungsrechts tätig. Ziel von WEISSKOPF Rechtsanwälte ist es, als Wirtschaftsrechtskanzlei in Thüringen noch fokussierter als bisher die vorwiegend mittelständischen Unternehmen aus dem privaten und öffentlichen Bereich der Region und des gesamten Bundesgebietes beraten zu können. Für WEISSKOPF Rechtsanwälte stellt die nachhaltige fachliche und branchenspezifische Spezialisierung das wesentliche Element für eine erfolgreiche und zukunftsfähige Arbeit dar.

Der Geschäftsführer ist nach dem MoMiG grundsätzlich zum Ersatz verpflichtet, soweit Zahlungen an die Gesellschafter zur Zahlungsunfähigkeit der GmbH führen mussten. Diese Vorschrift knüpft an den „Solvency Test“ an, der aus dem angloamerikanischen Rechtskreis bekannt ist. Betroffen von dieser Regelung sind auch die Rückzahlungen von Gesellschafterdarlehen. Das früher geltende Recht des Eigenkapitalersatzes wurde mit dem MoMiG zwar abgeschafft; das heißt der Geschäftsführer kann unabhängig von einer Krisensituation in der GmbH zum Beispiel sein Darlehen an den Gesellschaf ter zurückzahlen. Es besteht grundsätzlich auch eine Rückzahlungspflicht des fälligen Darlehens. Allerdings hat der Geschäftsführer darauf zu achten, dass die Rückzahlung des Darlehens an den Gesellschafter nicht zur Zahlungsunfähigkeit der GmbH oder zu einer sittenwidrigen Gläubigerschädigung führt. In diesem Bereich wurde nahezu die gesamte Verantwortung und Haftung dem Geschäftsführer auferlegt. Das MoMiG führt für Geschäftsführer einer GmbH zu einer Erweiterung der Strafbarkeit in Bezug auf die Insolvenzantragspflicht. Strafbar macht sich nun auch der Geschäftsführer, der einen Insolvenzantrag nur ‚nicht richtig‘ stellt. Aus dem schriftlich zu stellenden Insolvenzantrag müssen inhaltlich bestimmbar die wesentlichen Tatsachen eines Eröffnungsgrundes nachvollziehbar hervorgehen. AUTOR: RA FRANK LÖFFLER

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Expertenrat

Foto: TU Wein

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Annette Theil-Deininger (Sprecherin), Michael Burchardt, Geschäftsführung der BBT und der MBG

80-prozentige Bürgschaft vereinfacht Gespräche mit Hausbank

Unternehmen können jetzt direkt zur Bürgschaftsbank kommen Die Bürgschaftsbank Thüringen reagiert auf die Finanzkrise und geht neue Wege: Unternehmen können ab sofort mit ihrem Finanzierungsvorhaben direkt zur BBT kommen. Somit können die Unternehmen mit einer definitiven Finanzierungszusage seitens der Thüringer Förderbank anschließend bei ihrer Hausbank vorstellig werden. Der Weg zum Kredit wird einfacher. Erfurt. Das Programm BBT basis ist seit Jahresbeginn für alle kleinen und mittelständischen Betriebe, die sogenannten

Die BBT sichert eine maximale Bearbeitungszeit von zehn Tagen zu.

Annette Theil-Deininger, Sprecherin der BBT-Geschäftsleitung

KMU`s, geöffnet und verfügbar. Bisher war dieses spezielle Programm ausschließlich Existenzgründern und Unternehmen vorbehalten, die noch keine Kreditausstattung hatten (Erstkreditnehmer). Die maximale Kredithöhe liegt bei 200.000 Euro verbunden mit einer bis zu 80-prozentigen Bürgschaftsübernahme. „Wir stellen nicht nur mit diesem Programm sicher, dass dem Thüringer Mittelstand mit der Bereitstellung von werthaltigen Sicherheiten in Form unserer Bürgschaft der Zugang zu Kreditmitteln erleichtert wird,“ betont Annette Theil-Deininger, Sprecherin der Geschäftsleitung. Zudem nimmt www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com

die Bürgschaftsbank den jeweiligen Hausbanken eine Menge Aufwand ab, berät die Unternehmen und sorgt dafür, dass Finanzierungen schnell und unkompliziert auf den Weg gebracht werden können. Das Programm steht Firmen aus dem Bereich Handwerk, der Industrie, des Handels oder aus dem Bereich der freien Berufe zur Verfügung. Ebenso werden Hotels und Gaststätten unterstützt. „Ganz wichtig ist, dass wir neben Investitionen in Anlagen, Betriebserweiterungen oder Geschäftsausstattungen auch Betriebsmittel finanzieren und so die Liquidität eines Unternehmens sichern können“ erklärt Annette TheilDeininger. Im Rahmen dieser Neuerungen bleiben die Konditionen der Bürgschaftsbank bestehen: „Es wird im Jahr 2009 keine Verteuerung geben“, verspricht die Geschäftsführerin und betont, dass die Programme der BBT insgesamt gerade auch durch die Bürgschaften ein ganz wichtiges Instrument darstellen, um weiterhin Kredite für den Mittelstand in Thüringen sicherzustellen. Dadurch, dass die Unternehmen und Unternehmer jetzt den direkten Weg zur Bürgschaftsbank nehmen können, wird erreicht, dass die jeweiligen Hausbanken schon zu Beginn eines Gespräches eine Finanzierbarkeit aus Sicht der BBT auf

dem Tisch haben und dadurch natürlich eine Menge Aufwand einsparen. Durch die Bürgschaftsübernahme verringert sich das Ausfallrisiko eines Kreditengagements erheblich. „Gerade jetzt dürfte für viele Bankmitarbeiter und Firmenkundenbetreuer in den einzelnen Hausbanken das Minimieren von Risiko im Vordergrund stehen“, gibt Annette Theil-Deininger zu bedenken. Von Seiten der Bürgschaftsbank rechnet man mit einer stark ansteigenden Nachfrage der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Thüringen und einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Firmenkundenbetreuern der Hausbanken. Noch eine gute Nachricht: Die BBT sichert eine maximale Bearbeitungszeit von zehn Tagen zu.

Kontakt

Bürgschaftsbank Thüringen GmbH, Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH Bonifaciusstraße 19 D-99084 Erfurt Telefon: +49 (0) 361 - 2135 0 Telefax: +49 (0) 361 - 2135 100 E-Mail: info@bb-thueringen.de info@mbg-thueringen.de Internet: www.bb-thueringen.de www.mbg-thueringen.de 01/2009 · Wirtschaftsspiegel Thüringen

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Aktion

Impressum

Das Wirtschaftsmagazin für Thüringen Der Wirtschaftsspiegel Thüringen erscheint im Medienverbund mit dem Wirtschaftsspiegel Verlag Sachsen-Anhalt KG, Rosengrund 7, 39130 Magdeburg. Herausgeber Meier Verlagsgesellschaft mbH Josef-Ries-Str. 78, D-99086 Erfurt Tel.: 0361 6019132 Fax: 0361 5504466 E-Mail: wirtschaftsspiegel@ws-thueringen.com Internet: www.wirtschaftsspiegel.com Geschäftsführer Jürgen Meier

Aus Problemen Chancen machen Das ist das chinesische Schriftzeichen für Wandel. Es besteht aus zwei Zeichen. Das erste Zeichen bedeutet Problem. Das zweite bedeutet Chance. Welch eine Schrift! Sie bildet nicht nur Sprache ab – sie lehrt auch! Charles Darwin wies nach, dass nur Systeme überleben, die in der Lage sind, Chancen wahrzunehmen und Probleme zu überwinden. Was für die Natur als Gesetz erkannt wurde, gilt für unsere Industriegesellschaft in gleichem Maße – sie wandelt sich ständig und vor allem immer schneller. Sie wird hochkomplex und vernetzt. Eine Herausforderung, der unsere heutigen Organisationsstrukturen zunehmend nicht mehr gewachsen sind. Komplexität von heute + Organisation von gestern = Probleme von morgen! Traditionelle Konzepte stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Das Alltagsgeschäft, Stress und Betriebsblindheit behindern oft den Blick. Welchen Weg gehen wir? Am Anfang steht ein Potenzialcheck. „Lernen wir doch aus der Natur. Sie erkennt stets Lösungen und Wege“, schlägt Joachim Lange, Geschäftsführer der AT & M GmbH vor. Evolutionäre Konzepte und Erkenntnisse, zum Beispiel aus der Bionik, Systemtheorie, den Neurowissenschaften bieten überraschende Einsichten, die den

gegenwärtigen Herausforderungen viel angemessener sind. Norbert Wiener (Erfinder der Kybernetik) erkannte zwei Schwerpunkte für den Erfolg von Systemen: Control and Communication. „Wir müssen genau erkennen, was, wie und warum geschieht und diese Infor mationen in Organisationswissen umwandeln“, weiß Lange. „Wir müssen mehr messen und weniger schätzen, mehr wissen und weniger mutmaßen.“ Es geht nicht darum härter zu arbeiten, sondern intelligenter! Was heißt das? Zum Beispiel: trennende Schnittstellen zu verbindenden Nahtstellen machen, mehr Transparenz schaffen, flexible, dynamische Strukturen beziehungsweise Rahmenbedingungen für kreative Freiräume gestalten. „Sie müssen Systeme so organisieren, dass sie sich selbst organisieren!“ rät Lange. „Wir wollen Ihnen helfen, Ihre Segelregatta zu gewinnen. Sie sind fit, reagieren jederzeit elastisch, verfolgen beständig Ihr Ziel und agieren robust gegenüber plötzlichen Ereignissen. Wenn Sie das tun, was Sie bisher immer getan haben, bekommen Sie auch nur das, was Sie bisher immer bekommen haben – oder weniger.“ Zur Umsetzung dieser Ziele hat die AT&M ein interdisziplinäres Beraterteam.

Bewerben Sie sich! Der Wirtschaftsspiegel als Medienpartner der AT&M vergibt ein Beratungspaket. Bewerben Sie sich dazu formlos bei der Redaktion. Unter allen Einsendern wird nach Rücksprache mit den Unternehmen eines ausgewählt. Weitere Informationen finden Sie unter www.atm-marketing.de.

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Assistenz der Geschäftsleitung Juliane Kummer Tel.: 0361 6019132 Fax: 0361 5504466 E-Mail: wirtschaftsspiegel@ws-thueringen.com Redaktion Chefredakteur: Daniel Bormke (bo) Tel.: 0361 55048467 E-Mail: d.bormke@ws-thueringen.com Sascha Uthe (su) Tel.: 0361 55048466 E-Mail: s.uthe@ws-thueringen.com Sylvia Kreyßel (sk) Tel.: 0172 3666791 E-Mail: s.kreyssel@ws-thueringen.com Doreen Fischer (df) Tel.: 0170 9023849 E-Mail: d.fischer@ws-thueringen.com Weitere Autoren dieser Ausgabe: Julius Wolf Werbefachberater Südwestthüringen Andreas Lübke Tel.: 0173 6825207 E-Mail: a.luebke@ws-thueringen.com Ostthüringen/Jena René Weigel Tel.: 0177 3004802 E-Mail: r.weigel@ws-thueringen.com Mittelthüringen Anett Greyer Tel.: 0170 2907407 E-Mail: a.greyer@ws-thueringen.com Titelbild mediglobe Layout

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Druckhaus Gera GmbH, Gera

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manus kripte, Fotos und Illustrationen. Einzelpreis: 2,90 Euro Jahresabonnement: 11,50 Euro ISSN: 1860-8558 Der nächste Wirtschaftsspiegel Thüringen erscheint in der 18. KW 2009 Druckunterlagenschluss: 03.04.2009

www.wirtschaftsspiegel-thueringen.com


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Sympathisch, zentral, grün! Freiräume und Möglichkeiten für jeden Anlass und Anspruch: Moderne Tageslichtarchitektur und eine ökologisch ökonomische Gebäudeinfrastruktur sind hier ebenso selbstverständlich wie kurze Wege inklusive der umweltfreundlichen An- und Abreise. Ob aus Norden, Süden, Osten oder Westen kommend – Erfurt liegt immer auf halber Strecke mittendrin.

Kontakt Messe Erfurt AG | Gothaer Straße 34 | 99094 Erfurt | Telefon 0361 400 - 0 | Fax 0361 400 -1111 tagen@messe-erfurt.de | www.messe-erfurt.de


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