WOHNDESIGN The original
Pure materials Pure design Hand-brushed stainless steel, crafted for generations.
Architecture: Russell Jones
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WOHNDESIGN
Smart Home. Smart Building. Smart Life.
An. Gibt es eine Welt, in der Neugierde der Antrieb für jede Veränderung ist? Und Herzklopfen den Takt der Ver netzung angibt? In der reine Intuition die Vernunft ersetzt und „nichts“ oder „zentral aus“manch mal aufregender ist als „alles zugleich“?
Ein Smart Home Bedienelement oder pure Intuition: der Gira G1.
Eine Welt, die mehr ist, als An oder Aus. Sondern auch kalt und warm, laut und leise. Und in der das Leben zum smarten Erlebnis wird zwi schen An und
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Aus. Gira /
Smart Home
Individualität beginnt im Detail. 82
duscholux.at
Die Zukunft kommt ... ... so oder so „Es muss sich gut anfühlen.“ Dieses Zitat aus dem Interview mit Innenarchitekt Marcel Eberharter im Blattinneren möchte ich mir kurz ausleihen. Denn es trifft exakt, wie es unserem Team mit der Arbeit an der aktuellen Ausgabe und vor allem mit dem Ergebnis geht: Es fühlt sich gut an. Trotz herausfordernder Monate, trotz außergewöhnlicher Zeiten und einiger Veränderungen in unserer redaktionellen Arbeit, die aufgrund der „äußeren Umstände“ nötig wurden. Wir haben uns wieder mit Experten und Brancheninsidern in den Austausch begeben, um uns den Schwerpunktthemen Architektur, Design, Handwerk und Industrie anzunähern. Wir stellen diese Ausgabe von 4W – Werke / Wohndesign / Wirkung / Wandel in das Zeichen der Zukunft. Denn – das Leben läuft weiter und die Zukunft will gestaltet werden. Was Sie unter anderem erwartet: Die erste hochmoderne Stadt vom Reißbrett soll 2021 am Fuße des Fujiyama entstehen, ein Proptech Start-up hat die Vision des „virtuellen Architekten“ und biophiles Design findet immer mehr Beachtung in der Planung zukunftsfähiger Arbeitsumfelder. Außerdem haben wir uns außergewöhnliche Wohnkonzepte angeschaut, uns mit einem Raumdesigner über seinen Beruf und die Synergien von Innenarchitektur mit anderen Planungsdisziplinen unterhalten und wir feiern Art decó, einen 100 Jahre alten Wohnstil. 4W möchte auch diesmal wieder informieren und inspirieren, in die Zukunft blicken und hinter die Kulissen schauen. Haben Sie gute Stunden!
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b Veronika Ko
INhalt 04 20 32 40
Stadtzukunft
Am Fuße des Mount Fuji planen BIG und die Toyota Motor Corporation den weltweit ersten städtischen Inkubator: Die Toyota Woven City.
Neues Wohnen
„Bert“ und „ÖÖD“ sind die neuen Lieblinge der Redaktion, wenn es ums minimalistische Wohnen geht. Machen Sie sich selbst ein Bild.
Raumkonzept
Welche Rolle Instinkt und Gefühl in der Innenarchitektur spielen und warum es kein drinnen ohne draußen gibt. Marcel Eberharter im großen Interview.
ethouse
Die besten und vorbildlichsten Sanierprojekte des Jahres. Eine hochkarätige Jury hat gewählt und mit dem Ethouse-Award prämiert.
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Modellbau Wettbewerbe, Bauträger präsentationen, 3D-Ansichten für Bauherren: Das Modell ist in der Architektur unverzichtbar. Ein Profi im Interview.
Lichtdesign Welche Bedeutung hat Licht in der Architektur? Warum ist es für den Menschen so wichtig und wie verändert sich Lichtdesign in Zukunft?
Lieblingstisch Hinstellen, draufstellen, abstellen. Beistelltische als Designhighlight. Unsere Lieblinge aus den aktuellen Kollektionen.
Art neo Eingerichtet wie vor 100 Jahren! Warum Art decò im Jahr 2020 noch immer fabelhaft funktioniert und was so an dieser Stilepoche fasziniert.
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im fluss Eine Armatur ist eine Armatur? Von wegen! Edles Metall, Kristall, geschliffenes Glas - die schönsten Hähne am Markt.
biophil Die Natur wird jetzt ins Büro geholt. Warum Biophilic Design Stress reduziert und die Konzentrationsfähigkeit steigert.
archibrix Ein digitaler Marktplatz für die Arbeit von Planenden. Der Start-up Gründer Davor Bagaric über seine Vision des virtuellen Architekten.
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Impressum Heise RegioConcept GmbH & Co. KG Franz-Fritsch-Straße 11 A-4600 Wels Tel. 01/89 50 100 office@wohnnet.at Geschäftsführung: Ansgar Heise, Martin Kargl CvD: Harald Gregor Schaumburger Chefredaktion: Veronika Kober Redaktion: Isabella Pils, Tanja Künstler (Gastbeitrag) Produktionsleitung & Grafik: Mario Ewald Disposition: Lisa Stieglbauer Lektorat: Dorrit Korger
Cover: Guilherme Stecanella/Unsplash Druck: Druckerei Berger | A-3580 Horn Erscheinungs-/Verlagsort: A-1060 Wien Mit PROMOTION gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Einschaltungen, für deren Inhalte und Aussagen der Verlag nicht haftbar zu machen ist. Abdrucke, auch auszugsweise, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages und des Autors gestattet. Gastautoren geben nicht notwendiger weise die Meinung der Redaktion wieder.
Baustoffe Interessantes und Außergewöhnliches vom Baustoffmarkt. Neue Materialien, neue Technologien, neue Verordnungen.
gartenlust „Atmosphäre ist alles“. Warum ein kleiner Stadtgarten in Düsseldorf zum Garten des Jahres gekürt wurde, und das durchaus verdient.
ausgezeichnet Baukunst, die mehr ist, als nur schön. Die beiden Gründerinnen von Grafton Architects sind die aktuellen Pritzker-Preis trägerinnen.
Das lebendige Labor im Praxistest. Toyota arbeitet an der Realisierung einer Vision: Auf knapp 200 Hektar am Fuße des Mount Fuji wollen die Japaner eine Modell-Metropole bauen. „Woven City“ bietet ein komplett vernetztes Ökosystem und nutzt wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen.
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WANDEL
Vielleicht halten mich viele jetzt für übergeschnappt oder eine japanische Ausgabe von Willy Wonka. Akio Toyoda Toyota Präsident
© Toyota
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mart Citys existieren zuerst am Reißbrett und im virtuellen Raum. Viele der hochtechnologisierten Möglichkeiten in einer digitalisierten, vernetzten Stadt können aber erst im Real-Life-Test bestehen – oder eben nicht. Toyota will es jetzt wissen. In seiner „Woven City“ sollen die smarten Technologien in einer realen Umgebung getestet und weiterentwickelt werden. In einer Art lebendem Forschungslabor sollen zunächst etwa 2.000 Konzernmitarbeiter, Pensionisten und Wissenschaftler als Stadtbewohner ihren Alltag leben und vor Ort Technologien wie Autonomie, Robo-
tik, persönliche Mobilität, Smart Home und künstliche Intelligenz in einer realen Umgebung anwenden, testen und weiterentwickeln. Später soll die Einwohnerzahl von Woven City noch wachsen. Das Stadtgebiet wird rund 70 Hektar umfassen, Baubeginn ist mit Anfang 2021 geplant.
Protoyp „Zukunft“ in Echtzeit „Eine komplette Stadt zu bauen, selbst in einem kleinen Maßstab wie diesem, ist eine einzigartige Gelegenheit, Zukunftstechnologien zu entwickeln, einschließlich eines digitalen Betriebssystems für die Infrastruktur der Stadt.
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Mit Menschen, Gebäuden und Fahrzeugen, die alle miteinander verbunden sind und über Daten und Sensoren kommunizieren, werden wir in der Lage sein, die vernetzte K I-Technologie zu testen – sowohl im virtuellen als auch im physischen Bereich“, erklärt Akio Toyoda, Präsident der Toyota Motor Corporation im Rahmen einer Präsentation der neuesten Toyota-Coups. Besonders wichtig ist den Projektverantwortlichen dabei die Zusammenarbeit mit anderen Partnern, aus dem kommerziellen wie auch aus dem akademischen Bereich. Interessierte Wissenschaftler und Forscher aus der
WANDEL Zukunftsstadt im Probelauf. Toyotas Woven City wird durchdrungen von drei parallelen Verkehrswegen, die – jeweils über Kreuz gelegt – ein Netz von drei mal drei Blocks ergeben. Die einzelnen Blocks des Straßennetzes haben zentrale Plätze – oft auch mit einem großzügigen Gartenanteil.
ganzen Welt sind dazu aufgerufen, sich mit ihren Visionen, Ideen und eigenen Projekten in diesem einzigartigen Inkubator einzubringen.
Planstadt anno 2020 Eine Stadt, die aus dem Boden gestampft wird. Das kennt man bisher eher von kommunistischen Regimes aus der Vergangenheit. Doch auch die Toyota-Stadt wird erst auf dem Reißbrett gezeichnet. Mit der Planung und Entwicklung hat der internationale Konzern den dänischen Architekten Bjarke Ingels, CEO der Bjarke Ingels Group (BIG), beauftragt. Der Name kommt Ihnen
vielleicht vom Two World Trade Center in New York oder dem neuen Hauptsitz von Google bekannt vor. Weltbekannte Projekte, die vom dänischen Architekturbüro ebenso realisiert wurden, wie zahlreiche hochkarätige Wolkenkratzerprojekte in Vancouver oder San Francisco. Städtebau ist für den Dänen also nichts Neues. Welche Visionen jetzt Realität werden sollen und wie, zeigen die ersten Entwürfe recht eindrücklich.
Verkehr: Der perfekte Dreier In der Stadt der Zukunft sind Radfahrer, Fußgänger und Autos gleichberechtigt.
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Das Verkehrskonzept soll ein Neben- und Miteinander aller drei Gruppen ermöglichen, die Stadt von jedem gleichermaßen auf intelligente Weise mobil nutzbar sein. Dafür sind drei Straßentypen geplant, die – miteinander und untereinander in drei mal drei Blocks verwoben – ein gitterartiges Netz ergeben, das sich über die gesamte Stadt spannt. Im Detail: Den Straßentyp Nr. 1 befahren die völlig autonom fahrenden, schnelleren Elektroautos. Straßentypus Nr. 2 ist Begegnungszone für Radfahrer, Scooterfahrer, Segwaybenutzer und Fußgänger. Und der dritte Straßentyp, die Promenade, ist,
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wie der Name schon sagt, als Flanier- und Ruhezone konzipiert – und dabei ausschließlich den Fußgängern vorbehalten. Ein Wort zu den Fahrzeugen. Es versteht sich von selbst, dass in der Stadt der Zukunft natürlich nur autonom fahrende, emissionsfreie Fahrzeuge verkehren. Toyota bietet mit seiner e-palette, die bereits auf der CES im Jahr 2018 präsentiert wurde, den perfekten Fuhrpark dafür. Diese intelligenten Mehrzweckfahrzeuge sind mobile Einheiten, die Personen (Fahrgemeinschaften bis zu 20 Personen) oder Waren transportieren oder als Unterkünfte, mobiler Einzelhandel oder Büro fungieren können.
Infrastruktur: Tradition goes future Oben wird gewohnt, unten wird produziert. Die Häuser in Woven City werden im traditionellen japanischen Holzbau realisiert, deren Produktion läuft aber natürlich – ganz 21. Jahrhundert – robotergestützt. Autarkie findet in der Stadt
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der Zukunft seine Entsprechung nicht nur im Verkehr, sondern auch beim Energiekonsum. So werden sämtliche Gebäude mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern ausgestattet. Der mit den Systemen erzeugte Solarstrom dient, abgesehen von der täglichen Strombedarfsdeckung, auch der Speisung der WasserstoffBrennzellen für die Fahrzeuge. Während also die Alltagsinfrastruktur an der Oberfläche Platz findet, werden sämtliche Produktionsprozesse und -abläufe in ein unterirdisches Tunnelsystem verlegt. Das gilt neben vielen Bereichen der Infrastruktur vor allem für die Fabrikation der allgegenwärtigen Brennstoffzellen, die nicht nur für die Wasserstoffautos benötigt werden.
Natur: Friedvolle Interaktion Selbstverständlich kommen die Pflanzen nicht zu kurz in der Stadt der Zukunft. Alles andere würde wohl auch nicht
WANDEL
Weniger Platz für Autos, Parkflächen & Motorleerlauf bringt mehr Platz für Menschen und Natur! Leon Rost Partner von Big
Großzügige Fußgängerbereiche mit viel Grün bringen den Bewohnern die Natur in die Stadt am Fuße des Heiligen Berges. Wohn- und Geschäftsgebäude werden in japanischer Holzbaukunst und mithilfe assistierender Roboter erbaut und mobile Container übernehmen unterschiedliche Funktionen.
akzeptiert vom gegenwärtigen Zeitgeist. Den Klimawandel stets im Blick, wurden Hydrokulturen ausschließlich einheimischer, also asiatischer Vegetation entworfen, um für das nötige Grün zu sorgen. Der Plan sieht Siedlungen rund um offene Grünanlagen vor, die den Bewohnern eine friedliche, sichere und ungestörte Interaktion miteinander und mit der Natur ermöglichen. In der Stadt befinden sich zwei riesige Parkanlagen, einmal sehr zentral und sehr grün, einmal sehr zentral und nicht ganz so grün. Erstere soll das pure Natur erlebnis ermöglichen, letztere vermehrt der Gemeinschaftsbildung dienen und angenehme soziale Zusammenkünfte in einer naturbetonten Umgebung ermög-
lichen. Kultur, Spiel & Spaß eben. Oder, wie es der Chefarchitekt Bjarke Ingels von BIG ausdrückt: „In einer Zeit, in der traditionelle physische Treffpunkte zunehmend verdrängt werden, ermöglicht die Konzeption einer ‚gewebten Stadt‘ die Stärkung menschlicher Bindungen in öffentlichen Räumen.“
Bewohner: Teil des Systems Wohnen, arbeiten, essen, zusammensein – in diesen Punkten unterscheidet sich die Woven City nicht von anderen, natürlich gewachsenen Städten. Doch ein zweiter Blick offenbart die Besonderheiten der am Papier bzw. Desktop entstandenen Zukunftsstadt. Sämtliche Wohneinheiten sind als Smart Homes konzipiert, die Anlie-
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ferung von Essen, Kleidung aus der Reinigung oder andere Lieferungen erledigen autonome Fahrzeuge oder Roboter. Auch um den Abtransport des Mülls kümmern sich die Maschinen und nicht die Menschen. Die omnipräsente Künstliche Intelligenz kümmert sich zudem um die Gesundheit der Stadtbewohner. Sie überwacht die Bürger nämlich permanent medizinisch. „Woven City ist ein Konzept, das die Zukunft der Mobilität unter Einbeziehung von Emissionen, menschlicher Gesundheit, Sicherheit und Glück in lebendigen und grünen städtischen Umgebungen berücksichtigt.“ So fasst Projektpartner Leon Rost von BIG das futuristische Projekt sinngemäß zusammen. Wir bleiben gespannt.
Unsere Abdichtungssysteme basieren auf Flüssigkunststoff.
FUNKTIONSFÄHIGE ABDICHTUNGEN: SCHNELL, SICHER, FACHGERECHT.
Sie lassen sich ganzjährig bei bis zu -5 °C verarbeiten und schützen die Bausubstanz dauerhaft vor Nässe und Feuchtigkeit. Unsere Systeme haften auf fast allen Untergründen und eignen sich für einfache, detailreiche und komplizierte Baukonstruktionen. Projekte realisieren wir dabei immer im erfolgreichen Zusammenspiel aus Planern, geschulten Verarbeitungs-betrieben und unseren hochwertigen Produkten. Gemeinsam gelöst.
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Modellarchitektur Abstrakt, dreidimensional, analog. Unverzichtbar? Einfache Modelle werden in den Architekturbüros meist selbst gebaut, komplette Projektansichten hingegen ausgelagert. Wie Modellbauer arbeiten und ob ihre Werke für die Planungs- und Baubranche obligat sind, haben wir mit einem erfolgreichen Wiener Modellbauer besprochen.
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atürlich, alles beginnt mit dem Plan. Ob Einfamilienhaus, Bürotower oder städtischer Wohnkomplex. Jeder Architekt startet seine Arbeit mehr oder weniger gleich: Ideen, Konzepte und daraus resultierende Entwürfe werden zu Papier gebracht. Dann folgt die virtuelle dreidimensionale Darstellung am Computer, die einen räumlichen Eindruck vermittelt und es vor allem dem
Laien einfacher macht, sich das Geplante vorzustellen. Noch anschaulicher und für viele Bauherren und die interessierte Öffentlichkeit unverzichtbar ist aber das Modell. Ein Architekturmodell stellt den Entwurf in den Vordergrund. Die maßstabgetreue räumliche Darstellung eines künftigen Bauprojektes soll den Betrachtern, die ja nicht immer Profis sind und zweidimensionale Entwürfe gut entschlüsseln können, ein realisti-
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sches Bild des Gebäudes bieten. Einige Architekten fertigen die Modelle selbst an, viele lagern diese Arbeit an spezielle Büros aus. Wir haben uns mit Yuriy Pryveda unterhalten, der in Wien das Modellbauatelier Scala Matta führt, und ihn über den Beruf des Modellbauers und seine tägliche Arbeit befragt.
4W: Beginnen wir am Anfang. Wie wird man eigentlich Modellbauer?
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© Fotos: Scala Matta Modellbau Studio e.U.
Wie ein Architekturmodell präsentiert wird, hängt von seiner Zielsetzung ab. Bei Scala Matta werden die Modelle immer an einer Grundplatte befestigt, die durch das Anbringen von Firmenlogos, Projektnamen etc. noch einmal eine Verbindung zwischen Projekt und CI des Kunden schafft. Oft werden auch Podeste gewünscht, die das Modell im Raum hervorheben, wenn es länger dort gelagert wird. Die Innenbeleuchtung sorgt für bestimmte Stimmungen.
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Ein Modell ist ein Planungstool. Die Analoge, Dreidimensionale darstellung ist vielfach unverzichtbar Yuriy Pryveda: Wie in jedem Beruf muss am Anfang natürlich viel ausprobiert und investiert werden. Zeit, Wissen und Geld. Auch sollte man sich mit den aktuellen technologischen Möglichkeiten auseinandersetzen, um stets die besten Lösungsvorschläge bieten zu können. Der technische Fortschritt wirft jährlich neue Maschinen und Technologien auf den Markt. Mit einer Fräse oder einem 3D-Drucker haut man da niemanden mehr vom Hocker.
4W: Viele in Ihrer Berufsgruppe sind selbst Architekten. Warum entschei-
det man sich als Architekt dafür, in den Modellbau zu gehen?
YP: Ja, da haben Sie recht, auch ich selbst – wie übrigens die meisten meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bin gelernter Architekt. Aufstiegschancen und die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sind als ein Mitarbeiter in großen Architekturbüros begrenzt. Und da ich immer ein eigenes Unternehmen gründen wollte, habe ich mich nach jahrelanger Arbeit als Architekt schließlich für den Modellbau entschieden. Meine Ausbildung und
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Berufserfahrung sowie das Verständnis für die künftigen Kundenwünsche und Erwartungen gaben mir die notwendigen Voraussetzungen, erfolgreich in dieser Sparte Fuß zu fassen.
4W: Der Architekt als Modellbauer. Wie viele Ihrer früheren Kollegen geben diesen
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Bereich eigentlich an externe Büros ab und wie groß ist der Anteil jener, die sich ihre Modelle selbst bauen?
4W: Wie gestaltet sich ganz generell der
YP: Herkömmliche Architekturbüros
YP: Wir haben hier zwei große Richtun-
haben natürlich die Möglichkeit, simple Modelle, also etwa Arbeitsmodelle aus Schaumstoff, intern selbst zu bauen. Das tun die meisten auch. Für den Planungsprozess reichen oft sogar schon 3D-Programme, die den Großteil der Informationen am Bildschirm zeigen. Sobald aber komplexere Modelle benötigt werden, wird dieser Bereich in vielen Fällen ausgelagert. Viele Büros arbeiten auch mit langjährige Partnerschaften mit einem bestimmten Modellbaustudio.
gen: Immobilien- und Architekturmodelle. Im Immobilienbereich geht es um die ästhetisch ansprechende Optik, einfach darum, wie die Gebäude später aussehen werden. Bei Architekturmodellen geht es vorwiegend um die konzeptuelle Darstellung des Projektes. Der Markt in Österreich ist grundsätzlich ganz gut aufgestellt.
Markt der “Modellbauer“ in Österreich? Gibt es ihn? Und wenn ja, wie schaut er aus?
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Der Markt für modellbau ist in österreich grundsätzlich gut aufgestellt
WERKE Ein Maßstabmodell ist das perfekte Kommunkationswerkzeug zwischen Bauträgern, Maklern und Kunden. Exzellente Detaillierung und hochwertige Materialauswahl vermitteln einen klaren Eindruck des Projektes. Je höher die Qualität und je detaillierter die Ausführung – Pflanzen, Möbel, Menschen –, desto besser das Verständnis für die Planung.
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4W: Schaumstoff, Holz, Kunststoff, Glas. Wie in der großen Version auch gibt es ja eine Fülle an Materialien, aus denen Sie die Modelle bauen. Mit welchen Materialien arbeiten Sie am häufigsten?
CNC-Fräsen. Bei der detailreichen, „sauberen“ Arbeit und für den Aufbau der Modelle muss dann aber sehr präzise und mit kleinen Handwerkzeugen wie Stecheisen, Hobel, Säge oder Handoberfräse gearbeitet werden.
4W: Modell ist ja nicht gleich Modell.
4W: Die Zeit bleibt nicht stehen. Ein
YP: Wir in unserem Studio unterschei-
Architekturmodellbauer hat vor zehn Jahren mit Sicherheit anders gearbeitet als heute. Wie hat sich Ihr Berufsalltag verändert?
den Modelle in die drei Kategorien Architekturmodelle, Immobilienmodelle und „Custom Projects“, sprich Prototyping bzw. Kunstobjekte. Im Bereich Architektur produzieren wir vorwiegend Wettbewerbsmodelle, entweder Einsatzmodelle für Wettbewerbsteilnehmer oder Umgebungsmodelle für die Wettbewerbsauslober. Diese Modelle kommen bei Wettbewerbsausschreibungen zum Einsatz und müssen nach genauen Vorgaben produziert werden. In der Regel bauen wir in einem Maßstab von 1:500, weiß und in ein und demselben Detaillierungsgrad aller Modelle. Es gibt aber auch Arbeitsmodelle für die interne Nutzung von Architekten. Hier geht es darum, das Konzept und die Idee des Entwurfes mit einem Modell darzustellen. Für den Immobilienbereich hingegen sprechen wir von Verkaufs- bzw. Präsen-
Man denke hier an Begriffe wie Weißmodell, Holzmodell, aber auch Wettbewerbsmodell oder Prototyping. Können Sie den Lesern kurz die wichtigsten Begriffe erklären?
YP: Generell richtet sich die Materialauswahl natürlich immer nach dem Projekt selbst. Welche Materialien passen zu dem Konzept? Was ist das Ziel des Modells? Welche Stimmung soll vermittelt werden? Für Immobilienmodelle verwenden wir meistens Kunststoff, da es uns eine besonders saubere Bearbeitung ermöglicht. Hier greifen wir, soweit das möglich ist, auch gerne zu authentischen Materialien wie zum Beispiel Holz, um ein möglichst realistisches Abbild zu schaffen. Wir versuchen jedoch eine breite Materialauswahl anzubieten, wie z. B. 3D-Druck, Plastik, Metall, Holz, Acrylglas, Gips, Schaumstoff, Pappe. Architekten haben oft selbst schon eine klare Vorstellung von den einzusetzenden Materialien – da sind wir dann flexibel.
4W: Mit welchen Werkzeugen wird im Modellbau gearbeitet?
YP: Für die Zuschnitte der größeren Teile nutzen wir den 3D-Druck, Laser oder
YP: Es gibt jedes Jahr einen neuen Launch, neue Maschinen, neue Techniken, alles wird präziser. Da wir aber ein relativ kleines Studio sind, sehr präzise und im Detail arbeiten und auch in kleinen Mengen produzieren, können wir regelmäßig in die neuesten Geräte investieren. Wir brauchen ja keine großen Maschinen, wie sie etwa in der industriellen Produktion eingesetzt werden. So ist es für uns natürlich einfacher, technisch immer up to date zu sein. Zurück zu Ihrer Frage: Prinzipiell beobachten wir, dass immer mehr in 3D gedruckt wird und diese Methode für den Modellbau auch ausreichend ist und sich entsprechend etabliert.
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„Wir sehen ein sehr großes Potenzial für unsere Branche im Einsatz von immersiven Technologien. Visualisierungen, VR-Touren und Modelle sind Channels, die einander nicht ausschließen, sondern sich vielmehr ergänzen und unterstützen.“ Yuriy Pryveda Geschäftsführer SCALA MATTA Architketurmodellbau www.scalamatta.com
tationsmodellen. Diese kommen hauptsächlich im Verkauf, auf Messen oder in der internen Nutzung der Immobilienfirmen zum Einsatz. Präsentationsmodelle haben eine längere Produktionszeit von mindestens drei Wochen für mehrere Mitarbeiter. Zusätzlich machen wir mindestens ein bis zwei Besprechungstermine vor der Produktionsphase, um mit den Kunden das Endziel, sowie Ausfüh-
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rung, Detaillierung und Materialien des Modells zu besprechen. Bei besonders großen und aufwändigen Projekten fertigen wir gerne Musterhäuser an, um den Kunden einen realistischen Eindruck vom Endprodukt zu ermöglichen.
4W: Für wie essenziell halten Sie Architekturmodelle zur Vermittlung der Arbeit des Architekten?
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YP: Für Architekten ist ein Modell nach
4W: Ist Selbstverwirklichung in Ihrem
Bei uns arbeiten bis zu drei Mitarbeiter gleichzeitig an so großen Projekten. Eine Woche lang wird nur am Computer modelliert, danach folgt eine Woche für die Zuschnitte und dann geht es in den Aufbau und die Verklebung des Modells. Auch der Feinschliff mit Begrünung und der Einsatz von Menschfiguren und Autos benötigt seine Zeit. Und nicht zu vergessen: die regelmäßige Kommunikation und Abstimmung mit dem Auftraggeber.
Beruf möglich? Bis zu welchem Grad fließt Ihre eigene Kreativität in die Modelle ein?
4W: Braucht es heute überhaupt noch
wie vor ein Planungstool. Vor allem die ältere Generation nutzt Modelle für die Planung ihrer Projekte. Heutzutage ist es jedoch für viele schon ausreichend, ihre Konzepte ausschließlich dreidimensional darzustellen. Zusätzlich ein physisches Modell zu haben ist meiner Meinung nach immer noch sehr vorteilhaft.
YP: Wir sind in erster Linie Dienstleister und richten uns natürlich nach den Wünschen unserer Auftraggeber. Jedoch haben wir immer eine Vision zur bestmöglichen Darstellung. Wir schlagen den Kunden auch vor, welche Materialien und Methoden für das Endziel am besten geeignet sind. Alle Details des Konzepts und dessen Ausführung werden gemeinsam besprochen. Meine Architekturausbildung und berufliche Erfahrung als solcher sind in diesem Prozess sehr hilfreich.
4W: Wie viel Arbeitszeit investieren Sie im Schnitt für ein Modell? Und wird allein oder im Team gebaut?
YP: Da Wettbewerbsmodelle oft sehr kurzfristige Projekte sind und die Architekten selbst so lange wie möglich an den Polierplänen arbeiten, haben wir eine knappe Produktionsphase von nur drei Tagen bis zu einer Woche. Diese Projekte werden meist von einem Mitarbeiter allein realisiert – von der Planung über die Erstellung des 3D-Modells bis hin zur physischen Produktion. Bei Immobilienmodellen hingegen muss mit einer Produktionszeit von drei bis fünf Wochen gerechnet werden, je nach Umfang.
Architekturmodelle? In Zeiten der Digitalisierung und Virtual Reality würde – etwas provokant formuliert – eine schöne Visualisierung doch reichen, oder?
YP: Ein physisches Modell ist nach wie vor ein starkes, und vor allem traditionelles Verkaufstool. Es ermöglicht uns leichtes Verständnis für die Volumen und Größe der zukünftigen Bauten. Die Wahrnehmung der Optik sowie der Qualität des Bauprojekts sind entscheidend. Gerade im Immobilienbereich interessieren wir uns für unsere zukünftige Wohnung: Wo befindet sie sich, in welche Richtung gehen meine Fenster, wie ist die Nähe zu meinen Nachbarn? Die Qualität, die die Kunden am Modell sehen, erwarten sie auch vom zukünftigen Bau. Deswegen sind für uns die saubere Ausführung und die Genauigkeit der Details sehr wichtig. Für die richtige Wirkung beim Endkunden müssen wir die höchste Qualität liefern. Natürlich ist der digitale Fortschritt auch an uns nicht spurlos vorübergegangen. Vielmehr sehen wir für unsere Branche ein sehr großes Potenzial im Einsatz von immersiven Technologien. Die Darstellungsmöglichkeiten von Bild und Informationsmaterial sind fast endlos. 2017 wurde unser Projekt „Augmented Modell-
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bau“ von der Wirtschaftsagentur Wien gefördert. Die Ursprungsidee war, ein einfaches physisches Modell durch digitale Information mittels einer AugmentedReality-App zu überlagern. Nach der Realisation eines Pilotprojekts haben wir erkannt, dass Augmented- und Virtual-Reality-Präsentation im Architektur- und Immobilienbereich auch als eigenständige Produkte gut funktionieren und sich viele Möglichkeiten auf diesem Feld bieten. In Zusammenarbeit mit ATP Architekten haben wir eine AR-App mit einem 3D-Modell des neuen Datacenters für A1 erstellt, die zusammen mit einem physischen Modell als Eyecatcher eine umfassende Präsentation des Projekts ermöglicht. Seitdem erstellen wir regelmäßig Präsentationen (AR-Apps, VR-Tours, etc.) mit immersiven Technologien und konnten so unser Studio mit neuen Leistungen ergänzen.
4W: Welche Rolle spielt die finale fotografische Darstellung von Architekturmodellen?
YP: Zunächst war für uns das Fotografieren der Modelle eine zusätzliche Leistung, die wir unseren Kunden kosten frei zu jedem Modell zur Verfügung gestellt haben. Tatsächlich sind die vor allem bearbeiteten Fotos immer sehr gut angekommen und werden auch für Plakate und Präsentationen genutzt. Uns als Unternehmen dienen sie als Referenzen und für die Neukundenakquise. Zweifelsfrei sind die Fotos unserer Modelle mittlerweile auch ein wichtiges Werbemittel für unseren Online-auftritt, vor allem im Bereich Social Media. Dabei können wir mit der Beleuchtung der Modelle, mit dem Licht- und Schattenspiel sowie mit der Bearbeitung der Fotos spielen und kreativ werden.
4W: Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!
PROMOTION Rund 450 Wohnungen, ein Büroturm und ein Hotel sowie Einzelhandelsflächen werden bis Februar 2021 fertiggestellt. © Schöck/Franz Pflügl
Kilometerweise gut
gedämmt
BEL & MAIN Vienna ist ein ganz und gar außergewöhnliches Mixed-Use-Projekt im rasant wachsenden Viertel rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof. Die anspruchsvolle architektonische Gestaltung von Delugan Meissl Associated Architects und Coop Himmelb(l)au stellt höchste Ansprüche an die Bausausführung. Für eine energieeffiziente Gebäudehülle sorgt unter anderem der Einsatz von Schöck Bauelementen.
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ier knapp 60 Meter hohe Gebäude mit bis zu 18 Stockwerken wachsen auf der Großbaustelle in den Himmel. Auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal entstehen bis Ende Februar 2021 rund 450 Wohnungen, ein Büroturm und ein Hotel sowie Einzelhandelsflächen in der Erdgeschoßzone. Die Häuser werden überwiegend in Stahlbetonbauweise mit Ortbeton errichtet. „Über 47.000 Kubikmeter Beton, ca. sieben Tonnen Bewehrung, über 100.000 Quadratmeter Wand- und rund 95.000 Quadratmeter Deckenschalung werden dabei verbaut“, erklärt Franz Schierer, Polier beim ausführenden Bauunternehmen Leyrer + Graf. Für die thermische Trennung zwischen Geschoßdecke
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und auskragenden Balkon- und Loggiaflächen sorgen fast drei Kilometer Isokorb vom Wärmedämmspezialisten Schöck.
„WHO IS WHO“ der nationalen Bauszene Das Gebäudeensemble ist das Ergebnis eines geladenen Architekturwettbewerbs und Gutachterverfahrens mit fünf Teilnehmern – die Bautafel liest sich wie das „Who is Who“ der heimischen Bauszene: Delugan Meissl Associated Architects (DMAA) und Coop Himmelb(l)au für die Architektur, Architektur Consult, die für die Detail- und Ausführungsplanung verantwortlich zeichnen, Leyrer + Graf für die Bauausführung und die SIGNA als Projektentwickler. Der auf einem nieren förmigen Grundriss errichtete solitäreWohnturm mit konkav-konvexer Fassade wird zur Straßenkreuzung Arsenalstraße/Canettistraßevon einem Gebäudeensemble abgeschirmt. Die dichte Kubatur der drei zusammenhängenden Baukörper mit ihren zwei flankierenden Türmen und dem niedrigeren Zwischengebäude wird durch eine vorgelagerte, unregelmäßige Rasterstruktur vor der Fassade gelockert.
Die Rohbauarbeiten sind abgeschlossen und die vorgesetzte Fassade montiert. © Schöck/Franz Pflügl
Bis Anfang 2020 wurde die beeindruckende Menge von 4.899 Einzelpositionen an diversen Schöck Elementen auf die Baustelle bzw. zum Fertigteilwerk geliefert. © Schöck/Franz Pflügl
Wärmebrücken minimiert konstruiert Nahezu jede der rund 450 Wohnungen verfügt über einen privaten Freibereich in Form einer Loggia oder eines Balkons. Für den wärmebrückenminimierten Verbund mit den Geschoßdecken sorgt der umfangreiche Einbau von verschiedenen Typen des Schöck Isokorb Modell T, mit dem Balkontiefen bis knapp unter drei Metern realisierbar sind. Mit einem Dämmstoffkern von 80 Millimetern Stärke sichert der Isokorb die thermische Trennung von Balkon bzw. Loggia und Gebäude und schafft damit höchster Wohnkomfort. Aufgrund der gebogenen Hoffassade des Bautraktes von Delugan Meissl Associated Architects und der ebenso geschwungenen Fassade beim Coop-Himmelb(l)au-Turm wurden Isokorb Typen mit einer Länge von einem Meter oder kürzer eingebaut. „So lassen sich große Rundungen einfach in mehrere gerade Segmente aufteilen – ohne sichtbare Kanten im Bereich der Fassade“, erklärt Jernej Standeker, Produktmanager bei Schöck. 4.899 Einzelpositionen wurden bis 2020 auf die Baustelle beziehungsweise zum Fertigteilwerk Oberndorfer
geliefert. Im Straßentrakt wurden alle Isokorb Typen mit eingeschalt, mit der Deckenbewehrung verknüpft und in einem Zug mit den Zwischendecken vergossen. Die zurückspringenden und auskragenden Balkone des Hofsolitärs wurden dahingegen im Fertigteilwerk der Franz Oberndorfer GmbH & Co KG inklusive den eingelegten Isokorb Typen vergossen und als fixfertige Bauelemente auf die Baustelle gebracht.
Logistische Herausforderung Die größte Herausforderung im Bauablauf ist die Baustellenlogistik. So muss für den gesamten Bauablauf eine Fahrbahnspur der Canettistraße gesperrt werden, unter anderem, um die viergeschossige Containerlandschaft für die Bautrupps unterzubringen. Vor diesem Hintergrund erweist sich der Einsatz der kurzen und mit maximal 25 Kilogramm Gewicht vergleichsweise relativ leichten Isokorb Typen als enormer Vorteil – sowohl in puncto Lagerung als auch in Hinblick auf das zügige Beladen und Entladen des Krans. Handliche und leicht bewegliche Bauteile helfen dabei, begehrte Kranzeiten kurz zu halten.
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Verspiegelt & abgehoben Visionäres Wohnen – auf Zeit oder für länger. Lernen Sie hier zwei unserer Lieblingskonzepte kennen, die dem Begriff „Minimal Living“ ein ganz neues Gesicht geben. Bert by Precht und ÖÖD aus Estland.
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s ist Hotelzimmer, Studio, Apartment, Büro, ausgelagertes Spielzimmer, Fitnessraum – je nachdem, welche Funktion seine Besitzer ihm geben. „ÖÖD“ heißt übersetzt Nächte, und von denen würde die Autorin dieser Zeilen gerne die eine oder andere in einer dieser Edelhütten verbringen.
Ein Spiegel seiner Umgebung Alles begann mit einer Wochenendwanderung und der Tatsache, dass eine ansprechende Übernachtungsmöglichkeit an Ort und Stelle fehlte. Was die Brüder Andreas und Jaak Tiik nämlich nicht wollten, waren Blockhäuser oder Gruppenschlafräume in mittelmäßigen Unterkünften von noch mittelmäßigerer Qualität. Wieder heim-
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© Oliver Soostar
Mehr Crystal Palace als Hütte. Das Spiegelhaus ÖÖD verschmilzt mit der umgebenden Natur und verändert sein Aussehen im Rhythmus der Jahreszeiten.
gekehrt, machte sich das estnische Planerduo an die Arbeit und entwickelte ein Hotelkonzept, das es so bislang noch nicht gegeben hat. Die Idee war es, Module zu schaffen, die solitär wie auch im Ensemble funktionieren und sich so harmonisch und unaufdringlich wie möglich in ihre Umgebung einfügen, ohne selbst gesehen zu werden. Das Ergebnis ist ein durch Kühnheit und Eleganz bestechendes, verspiegeltes Minihaus.
Je schöner die Umgebung, desto schöner dieses Haus An einer Stahlkonstruktion befestigte, raumhohe Glaspaneele, die Helligkeit geben und Reduziertheit vermitteln, bilden die stilgebende Hülle des Gebäudes. Die vierte Seite, die Rückwand, besteht aus thermobehandeltem Holz, das dem eher kühl anmutenden, spiegelnden Design optische und haptische Wärme ver-
leiht. An der Rückseite befinden sich auch der Eingang sowie eine kleine Holzterrasse. Dass die Tiik-Brüder ihre Vision realisieren konnten, beweist ein Blick auf das ÖÖD-Haus, wenn es von Natur umgeben ist. Es ragt nicht aus der umgebenden Flora heraus, es verschmilzt optisch mit seiner Umgebung. Das funktioniert nicht nur im Garten, auf der Wiese oder im Wald – auch ins moderne Stadtquartier fügt sich die Edelhütte harmonisch ein: 18 Quadratmeter Eleganz, Schlichtheit, Naturverbundenheit und Harmonie. Und Fakt: Von öde kann bei dem kleinen Kunstwerk ÖÖD keine Rede sein.
Drinnen wie draußen fühlen Die drei verglasten Seiten bringen nicht nur eine große Dosis Tageslicht in das Tiny House, man hat auch immer irgendwie das Gefühl,
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im Freien zu sein. Aufgrund der Dreifachverglasung der Wände hat ÖÖD einen höheren Dämmwert, als viele Steinhäuser. Die Spiegelung verhindert eine zu starke Erwärmung und zwischen der Verglasung sind Rollläden eingebaut, die nicht nur effizient beschatten, sondern auch unerwünschte Blicke von draußen abhalten – speziell, wenn die Innenräume beleuchtet sind. Die Standardmodule sind unterteilt in einen größeren Aufenthalts-Schlaf-Kochraum und in ein etwa vier Quadratmeter großes Badezimmer. Aufgrund der großen Fensterflächen hält sich der Stauraum direkt an der Wand natürlich in Grenzen, aber für zwei Personen ist der vorhandene Platz ideal. Geliefert wird ÖÖD schlüsselfertig oder zur Montage vor Ort. Die Ausstattungsvarianten sind so vielfältig, wie die Nutzungsmöglichkeiten des Mini-Spiegelhauses: Vom Homeoffice bis
zum Pop-up-Shop, Luxus-Saunahäuschen, Hotelrezeption, Mini Cafè oder edlen Gästehaus. Aufgestellt werden können die Module überall dort, wo es baubehördlich erlaubt ist. ÖÖD stellt sämtliche für eine Genehmigung nötigen Baupläne zur Verfügung, beantragen muss sie der Bauherr aber selbst. Das Tiny House wird entweder als fertige Einheit an seinen neuen Standort transportiert und das Glas vor Ort montiert oder es wird vor Ort aufgebaut. Für Infrastruktur, Zufahrt und Baugrundvorbereitung hat der Bauherr selbst zu sorgen. Das Spiegelhaus benötigt ein Fundament, für welches die Baupläne vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden. Dessen Errichtung muss hingegen vom Bauherrn wiederum direkt organisiert werden.
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ÖÖD in Zahlen
© Oliver Soostar
Grundfläche: 3 x 6 Meter Höhe: 3 Meter Gewicht: 5 Tonnen Lieferzeit: 30 bis 60 Tage ab Bestellung Preis: ab 69.500 Euro (plus Lieferkosten)
Minihäuser testen Sie müssen es nur mit einem kleinen Urlaub – am besten direkt in Estland – verbinden. In der Nähe der Hauptstadt Tallin können Touristen in den ÖÖD-Riverside Residences eine Auszeit nehmen, und auch in Ghana bietet sich die Möglichkeit, in der verspiegelten Hütte zu wohnen. Die Destinationen sind auf Airbnb zu buchen. Gefertigt und vertrieben wird das Spiegelhaus in verschiedenen europäischen Ländern, ÖÖD fungiert dabei als Franchisegeber.
Minions meet Sesamstraße Das Salzburger Architekturbüro Precht hat gemeinsam mit dem Start-up Baumbau „Bert“ kreiert, ein Baumhaus, das durch seine Optik, seine Formgebung und das verarbeitete Material förmlich
mit dem Wald verschmilzt. Oder wie es die Architekten formulieren: „Bert lädt die Menschen dazu ein, Architektur und Natur durch die Augen von Kindern zu erleben.“ Der zentrale Gebäudekörper ragt wie ein Stamm über die Kronendecke hinaus, er bildet auch die Verbindung zum Boden. Darüber verzweigen sich die einzelnen Räume in alle Richtungen – ganz wie Äste. Die großzügigen Fensterflächen muten dabei wie Astlöcher in einem Baumstamm an. Die Fassade besteht aus Schindeln, die an Blätter oder eine Rinde erinnern. Im Inneren ist das Modulhaus komplett mit dunklem Stoff ausgekleidet, damit soll das Gefühl einer kuscheligen Höhle verstärkt werden. Die Einrichtung besteht vor allem aus Holz und natürlichen Textilien.
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Rückzug in die Natur – so nachhaltig wie möglich
gangen werden. Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Bibliothek und Bad können variiert und angepasst werden, was die zu erwartenden Kosten transparenter als bei herkömmlichen Bauprojekten mache, so die Entwickler. Mit seinem Konzept will das Studio dem Trend der letzten Jahrzehnte entgegensteuern, der sich laut Chris Precht immer mehr in Richtung Uniformität und Profitabilität entwickelt, wodurch regionale oder kulturelle Besonderheiten verloren gehen. Illusionen gibt sich der Architekt und Schaffer von „Bert“ trotzdem nicht hin: „Wir wissen, dass Häuser wie ‚Bert‘ nicht die zukünftige Entwicklung im großen Stil sein werden, aber wir müssen mehr wagen, ausprobieren und experimentieren, um die Zukunft diverser zu gestalten!“ Die ersten vier „Berts“ sind bereits in Bau. Über Ort und Nutzung möchten die Beteiligten noch nicht sprechen, die Fertigstellung soll eine Überraschung werden.
Der modulare „Bert“ verfügt über Solarpaneele, eine kompostierende Toilette und eine Wasseraufbereitungsanlage. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser außergewöhnlichen Waldhäuschen sind vielfältig. Das Baumhaus kann als Einfamilienhaus, als Hotel oder als Seminarräumlichkeit konzipiert werden, genauso wie als Gartenhäuschen, Mehrfamilienhaus oder Stadthaus. Autarkes Leben mitten im Wald oder auch im Großstadtdschungel also. Besonders die Tourismusschiene birgt laut Projektbetreibern und Architekten großes Potenzial. Rudolf Obauer von Baumbau, dessen Unternehmen sich auf Tiny Houses, Baumhäuser und alternativen Tourismus spezialisiert hat: „Wir glauben, dass die Zukunft des Tourismus nicht in großen Hotels und Massentourismus liegt, sondern in Gebäuden, die einzigartige Erlebnisse bieten.“ Dank Modulsystem kann auf individuelle Kundenwünsche flexibel einge-
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Bert in Zahlen
© Studio Precht
Das kleinste Modul bietet: Grundfläche: ca. 40 m² Durchmesser: ca. 3,5 m Breite: rund 3,5 m Länge: ca. 5 bis 7 m Preis: 120.000 Euro
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Welche Bedeutung hat Licht für Architektur und Mensch? Welchen Herausforderungen begegnet man in der Lichtgestaltung? Wie wird sich das Lichtdesign in Zukunft verändern? Das alles war unter anderem Thema beim Deutschen Lichtdesignpreis 2020.
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mmer schon war der Mensch vom Licht fasziniert – vielleicht auch deshalb, weil er es nie fassen und bis heute nur unzureichend definieren konnte. Begreifbarer und wahrnehmbar wird Licht nur, wenn es etwas anderes sichtbar macht – etwa Architektur. Lichtdesign für Bauherren und Architekten sichtbar machen, das wiederum ist das Ziel des Deutschen Lichtdesignpreises. Dieser feierte heuer ein Jubiläum und eine Premiere zugleich: Bereits zum zehnten Mal wurden die besten Lichtdesigns ausgezeichnet, zum ersten Mal wurden die Preisträger der
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dreizehn Kategorien – Corona-gerecht – virtuell per Videoanruf geehrt. Die Technik dort zum Einsatz zu bringen, wo sie zuvor ungewohnt oder kaum vorstellbar war, diese Entwicklung lässt sich seit der Erschaffung des künstlichen Lichts auch am Medium Licht verfolgen. Der wohl einflussreichste Architekt des vergangenen Jahrhunderts, Le Corbusier, stellt in seinem Manifest Vers une Architecture (1923) das Licht programmatisch in den Mittelpunkt: „Architektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht
versammelten Baukörper.“ Erst, wenn das Licht die reinen Formen, also Würfel, Kegel, Kugeln, Zylinder oder Pyramiden, umschmeichle, fingen diese zu leben an. Le Corbusier bezieht sich mit seiner Definition vor allem auf die außenräumliche Wirkung von Licht. In den Mittelpunkt rückt die Qualität von Licht aber insbesondere auch dann, wenn es dabei hilft, Innenräume zu bilden, zu gliedern, zu differenzieren und zu modellieren. Einer der Ersten, der dies erkannte, war der Amerikaner Richard Kelly (1910 – 1977), der Pionier der qualitätvollen Lichtpla-
nung. Er löste sich von der Vorstellung, dass eine einheitliche Beleuchtungsstärke oder die Leuchtdichteverteilung für die Lichtplanung zentral sein müsste. Die Fragenach den Funktionen der Beleuchtung orientierte sich vielmehr an der Wahrnehmung des Menschen.
Ein gesellschaftspolitisches Thema Kellys und Le Corbusiers Überlegungen gelten nach wie vor. Vieles hat sich jedoch verändert. Künstliches Licht hat sich den Weg in alle Ecken des privaten und öffentlichen Raums gebahnt. Vor
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allem für die Stadtplanung ist Beleuchtung ein kritischer Aspekt. Zwar liegt das Augenmerk hier in erster Linie auf Funktionalität, Orientierung und Sicherheit, allerdings misst sich Stadtraumbeleuchtung heute an zwei weiteren Kriterien: Klimaneutralität und Reduzierung von Lichtsmog. Modernes Lichtdesign muss auf die visuellen und physiologischen Bedürfnisse der Nutzer von Gebäuden bzw. städtischer Infrastruktur eingehen. Hinzu kommt die Notwendigkeit zur Einsparung von Energie. Eine Herausforderung für
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Lichtdesigner, die über die Lichttechnik hinausgeht: Gefragt sind gestalterische, bauphysikalische und physiologische Kenntnisse, die auch die Einflussnahme von künstlicher Beleuchtung auf Ökosysteme miteinbeziehen. Andreas Winkelheide (Zumtobel Group) spricht in seiner Laudatio beim Deutschen Lichtdesignpreis trotz dieser hohen Anforderungen von einer positiven Entwicklung: „Die Covid-Krise mit den wirtschaftlichen Herausforderungen führt sicherlich dazu, dass öffentliche Institutionen vermehrt Mittel frei-
geben werden, um in diesen wichtigen Bereichen zu investieren.“ Ein Trend, den Peter Wypchol (Glamox) bei Projekten im Büro- und Verwaltungsbereich bereits jetzt feststellen kann: Nicht Preissensibilität respektive Preisdruck stehe im Mittelpunkt der Projekte, sondern Nachhaltigkeit, Funktionalität, Design und Qualität. „Der Mensch rückt immer mehr in den Fokus der Lichtlösung. Die biologische, visuelle und emotionale Lichtwirkung und die lichttechnischen Gütekriterien rücken mehr in den Vordergrund.“
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Licht wirkt auch nicht-visuell Über die Chronobiologie erhielt die biologische Wirkung von Licht (= „melanopische Lichtwirkung”) zuletzt große Aufmerksamkeit. Licht wirkt sich nachweisbar und unmittelbar auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsbereitschaft des Menschen aus. Zeitgemäße Beleuchtungskonzepte, etwa Human Centric Lighting (HCL), stellen deshalb den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Oftmals unterschätzt: das Bedürfnis nach Tageslicht. Der Mensch mag zwar dank künstlichem
© 1: SebastianSchels/ 2: Marcus-Bredt/ 3: Lichtvision Design
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St. Martha in Nürnberg: Das Lichtkonzept basiert auf einer gleichmäßig verteilten Beleuchtung im Kirchenraum, ohne Akzentuierung besonderer Flächen. Leitmotiv: Innenraum als gesamtleuchtende Kubatur zu – einem Gefäß gleich.
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Brücke Baakenhafen Mitte – Hamburg: Eine blendfreie Beleuchtung, die nachts einen freien 360°-Blick von der Elbphilharmonie bis zur Bahnhaltestelle Elbbrücken gewährt, war das Ziel. Ein ruhiges und harmonisches Beleuchtungskonzept das Ergebnis.
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Hallen am Borsigturm: Durch gezielte innenarchitektonische Eingriffe und eine abgestimmte Erneuerung der Beleuchtung sollte das Erscheinungsbild der Mall aufgewertet werden. Eine perfekte Symbiose aus Tages- und Kunstlichtplanung.
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L’Osteria Restaurants: Zentrales Element der Raumgestaltung in den Filialen ist eine von Kardorff Ingenieure entworfene Pendelleuchte. Die bandförmigen, als Tonne angeordneten Ringe, setzen den Luftraum aus jedem Blickwinkel anders in Szene.
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Nationalmuseum of Qatar: Grundidee waren zwei Lichtlayer: Ausleuchtung mittels gut entblendeter, justierbarer Leuchten in den Deckenpaketen und Betonung einzelner Exponate durch integrierte, mehr oder weniger unsichtbare Miniaturleuchten.
© 4: Linus Lintner/ 5: Danica O. Kus
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Licht vom Tageslicht weitgehend unabhängig sein, dennoch braucht er es – für seine innere Uhr. Evolutionär für das Freie geschaffen, widerspricht die Lebensweise als Innenraummensch dem zirkadianen Rhythmus („Schlaf-Wach-Rhythmus“). Bei geringem Tageslichtanteil und künstlichem Bürolicht mit 500 Lux arbeiten Menschen, überspitzt formuliert, im „Schlafmodus“. Der Vergleich mit der Luxanzahl eines bedeckten Himmels im Freien verdeutlicht dies: Sie beläuft sich auf 8.000 Lux. Hier ist die Architektur gefragt. Sie muss Gebäude mit einem
möglichst hohen Tageslichtanteil, gleichzeitig aber auch qualitative nutzbare Außenflächen schaffen.
„Kostenlos, aber kostbar“ Dem Tageslicht widmet der Deutsche Lichtdesignpreis einen Sonderpreis. In ihrer Laudatio für den Sonderpreis „Tageslicht“sprachen Corinna Arens und Dorette Faulhaber (arens faulhaber lichtplaner) von der aktuellen Sehnsucht nach dem „Normalen“, die den „Wert des ganz Gewöhnlichen“ offenlege. Besonders interessant die hergestellten Parallelen zur Rolle
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von Tageslicht in der Architektur: Auch Tageslicht sei etwas Normales, das erst Aufmerksamkeit erlange, wenn es zeitlich beschränkt oder nur begrenzt vorhanden sei. Das Fazit der Lichtdesignerinnen: „Tageslicht ist kostenlos, aber kostbar.”
Produktive Partnerschaft Ebenfalls nicht unerwähnt bleibt, dass qualitätvolles Licht von einer wesentlichen Variable abhängig ist: der engen Zusammenarbeit von Architekten und Lichtplanern. Laut den Gewinnerinnen des Lichtdesignpreises in der Kategorie „Kul-
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turbauten“ Michele A. Rami und Janka Morela (candela) sei es für die Umsetzung ihres Projekts wichtig gewesen, dass sowohl Architekten als auch Bauherren den neuartigen Weg für eine Kirchenbeleuchtung unterstützt hätten. Ähnlich Helmut Angerer von Conceptlicht: „In den Köpfen vieler Auftraggeber – bedingt durch verschiedenste Markteinflüsse – sind bestimmte Bilder, die man versuchen muss zu löschen, um neue Bilder zu generieren. Das ist nicht immer ganz einfach und da braucht man den Architekten.“ Dass diese Zusammenarbeit sogar ohne physische Präsenz der Beteiligten gelingen kann, bewiesen die Lichtdesigner vom Büro Licht Kunst Licht in Bonn, die für ihr ausgezeichnetes Projekt „National Museum of Qatar“ digital mithilfe von BIM („Building Information Modeling“) mit ihren Architekten in Katar zusammenarbeiteten.
Die Zukunft ist digital Die Digitalisierung in der Beleuchtungsindustrie ist in vollem Gange. „Der Job des Lichtplaners, des Gestalters, wird sich verändern oder hat sich schon verändert“, so Karsten Müller, Geschäftsführer von Trilux. Man werde vermehrt mit über PoE („Power over Ethernet“), Bluetooth oder ZigBee vernetzten Beleuchtungskörpern arbeiten. „Was ich hoffe, ist, dass in dieser digitalen Welt immer noch Platz ist für Licht in der Architektur, für Wohlfühlen, für die Akzentuierung von Linienführung und Flächen und dass wir die Lichtqualität beibehalten.“ Neue Technologien werden also nicht nur die Arbeitsweisen von Lichtdesignern verändern, sondern auch die Lichtgestaltung weiter verfeinern. Ihr kreatives Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft, ihre Bedeutung für Räume, Objekte und Menschen steigt weiter.
Gewinner des deutschen Lichtdesignpreises Kulturbauten
Sonderpreis Tageslicht
St. Martha Nürnberg candela GmbH (Stuttgart)
Integrale Tages- & Kunstlichtplanung für Shoppingcenter im Baudenkmal „Hallen Am Borsigturm“ Lichtvision Design GmbH (Berlin) & ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG (Hamburg)
Museum Goldkammer Frankfurt Licht Kunst Licht AG (Bonn)
Projekte mit künstlerischem Hintergrund
Öffentlicher Bereiche Innenraum
Your Point of View Studio De Schutter (Berlin)
Cinedom Köln Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH (Berlin)
Projekte mit künstlerischem Hintergrund international
Lichtstrategie L’Osteria Restaurants Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH (Berlin)
UNFLUENCER by FREITAG x Georg Lendorff Georg Lendorff (Schweiz)
Außenbeleuchtung / Öffentliche Bereiche Brücke Baakenhafen Mitte – Hamburg Conceptlicht GmbH (Traunreut)
Hotel & Gastronomie
Internationales Projekt Nationalmuseum of Qatar Licht Kunst Licht AG (Bonn)
Büro/Verwaltung Zurich Innovation Center Givaudan lightsphere GmbH (Schweiz)
Außenbeleuchtung / Inszenierung – Architektur
Nachwuchspreis
Kirche St. Jakob Nachtaktiv.Architectural Lighting (Schweiz)
MELO, Marie-Elisabeth Lüders Oberschule, Berlin Studio De Schutter (Berlin)
Außenbeleuchtung / Inszenierung – Wahrzeichen Stadtwerketurm Duisburg Architekturbüro Planwerk Essen
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Lichtdesigner des Jahres Gabriele und Volker von Kardorff mit ihrem Büro Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH
PROMOTION
Gut saniert? Der ETHOUSE Award 2022 sucht Österreichs beste Gebäudesanierungen. Nach Projekten, die bereits heute eine energieeffiziente Zukunft abbilden. Ausschreibungsstart ist März 2021.
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as macht eine gute Sanierung aus? Das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur. Der ETHOUSE Award 2022 würdigt zum 11. Mal Gebäudesanierungen, die dem ganzheitlichen Blick der ExpertInnen-Jury standhalten. Was zählt, sind Energieeffizienz & Innovation, architektonische Umsetzung & Ästhetik. Sowie der richtige Umgang mit dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) bei der Sanierung.
Auslober ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme Der Preis ist mit 12.000 Euro dotiert, die Sieger erhalten eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit. Einreichen können alle privaten und öffentlichen Bauträger, ArchitektInnen und PlanerInnen, städtische oder einfache Verwaltungsinstitutionen (also auch Gemeinden) sowie Wohnbaugesellschaften mit Sitz in Österreich. Die Kategorien sind privater und öffentlicher Wohnbau, öffentliche und gewerbliche Bauten.
Wärmeschutz ist Klimaschutz. „Die beste Energie ist jene, die gar nicht erst erzeugt werden muss.“ Dämmung als Teil der Gesamtlösung innerhalb der thermischen Sanierung ist wesentlich im Kampf gegen die Klimaerhitzung. Trommeln wir gemeinsam pro Sanieren die Werbetrommel. Weisen Sie Bauherren & Baufrauen, Kundinnen & Kunden auf den Sanierungsscheck hin – er steht zum Abholen bereit.
Ausschreibungsstart ETHOUSE Award 2022 Alle Unterlagen stehen ab März 2021 zum Download bereit unter: www.ethouse.waermedaemmsysteme.at
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Kein innen ohne auĂ&#x;en, kein auĂ&#x;en ohne innen. In der Planung und Realisierung von Bauwerken nimmt die Innenarchitektur einen unbestreitbar wichtigen Part ein. Erfahren Sie, worauf es bei einem guten Interieurkonzept ankommt und welches Ziel die InnenÂarchitektur anvisieren sollte. 32
WOHNDESIGN In seinen Raumkonzepten setzt der Innenarchitekt vor allem auf Haptik. Wie im Projekt „Haus am See“, wo mit Naturstein, Holz, Metall und natürlichen Textilien wie Leinen und Leder gearbeitet wurde.
© Fotos: Eberharter GmbH
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eine Leidenschaft für das Überraschende und seine Liebe zum Detail sind nur zwei Faktoren, die Marcel Eberharter zu einem erfolgreichen Innenarchitekten auf internationalem Topniveau gemacht haben. Wir haben uns mit dem jungen, innovativen Globetrotter über den Beruf und die Berufung Innenarchitektur unterhalten. Nach Abschluss der renommierten Interior Design School London und internationaler Praxiserfahrung kehrte er in seine Heimatstadt zurück und leitet seit 2015 den namhaften Familienbetrieb im Bereich Innenarchitektur & Gesamteinrichtung in der Stadt Salzburg. Wie der Profi, der nach eigenen Angaben ins Ausland ging, um „über den Tellerrand zu blicken“, heute arbeitet und was Innenarchitektur für ihn bedeutet, erfahren Sie im folgenden Gespräch.
4W: Welche Berechtigung hat die Innenarchitektur? Marcel Eberharter: Die Innenarchitektur, oder anders formuliert das konzeptionelle Raumdesign, ist ganz maßgeblich dafür verantwortlich, dass eine Harmonie und Gemütlichkeit im Raum entstehen können. Für mich ist diese Disziplin ein Teil des großen Ganzen, bestehend aus drei gleichwertigen Elementen
- nämlich Architektur, Innenarchitektur und letztlich auch die rahmengebende Landschaftsarchitektur.
4W: Sie sehen also einen Zusammenhang, vielleicht sogar eine Abhängigkeit zwischen der Gebäudeplanung und der Innenarchitektur?
ME: Ja, selbstverständlich. Essenziell sind dabei die Abstimmung und die Verschmelzung der beiden Bereiche. Das Außen und das Innen müssen „an einem Strang ziehen“, sich ergänzen und vor allem miteinander harmonieren.
4W: Schauen wir uns den Workflow genauer an. Grundsätzlich ist es ja so, dass die Planung von Innenräumen auf Basis der Architektenarbeit gemacht wird. Wäre es nicht gescheiter, das Ganze umzudrehen? Also die Grundrisse und Innenraumkonzepte vorzuziehen und auf Basis der innenarchitektonischen Entscheidungen erst den Hochbau zu planen?
ME: Sie sprechen hier ein wichtiges Thema an. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass die beste räumliche Wirkung dann erzielt wird,
Architektur, innenarchitektur und Landschaftsarchitektur sind drei gleichberechtigte Elemente 33
WOHNDESIGN Eleganz und moderne Gemütlichkeit. In „SENNS.Restaurant“ in einer ehemaligen Glockengießerei in Salzburg verschmelzen originale Backsteinwände und die letzte gegossene Glocke mit innovativem Interieur zum vollständigen Genusskonzept.
wenn der Innenarchitekt von Anfang an mit an Bord ist. So können Räume bestmöglich konzipiert und gestaltet werden. Ich lege großen Wert auf die Symbiose aus Architektur und Innenarchitektur. Deshalb ist es für uns auch essenziell, von Anfang an dabei zu sein.
4W: Ja, aber das ist ja nicht unbedingt die Alltagsrealität, oder? Bemerken Sie hier eine Veränderung in den Abläufen? Wird der Innenarchitekt heute früher als bisher in die Planung mit einbezogen?
ME: Ich würde sagen, es geht in die richtige Richtung. Eine zunehmende Verbesserung ist spürbar. Dennoch werden wir oft zu kurzfristig mit „ins Boot geholt“.
4W: „Der geborene Innenarchitekt“ – was fühlen Sie bei dieser Aussage? Inwieweit lässt sich der Beruf des Innenarchitekten erlernen und welche Rolle spielt ein gewisses Talent dabei?
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ME: Es ist wohl eine Kombination aus beidem. Natürlich sollte man ein Gefühl für Raum, Material, Form, Farbe und Proportionen mitbringen, meiner Meinung nach ist dies sogar die Grundvoraussetzung für gute Innenarchitektur. Alles Theoretische wie die technischen Mittel zur Planungsumsetzung, aber auch das Fachwissen rund um Ergonomie und Raumgestaltung, Farbenund Materiallehre werden an der Universität oder der Fachhochschule vermittelt. In Wirklichkeit lernt man als Innenarchitekt sowieso nie aus. Das Erarbeiten von individuellen Raumkonzepten und vor allem der direkte Austausch mit den Kunden, die Arbeit mit neuen Materialien, aber auch mit neuer Technik – das alles sind Komponenten, die den Lernprozess antreiben und das eigene Wissen und Können weiterentwickeln.
4W: Was macht einen guten Innenarchitekten aus?
Raum, form, Material, Farbe und Proportion. ohne ein gefühl für diese Komponenten funktioniert raumdesign nicht
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ME: Fingerspitzengefühl. Ich glaube ein guter Innenarchitekt hat „Wir begleiten unsere Kunden mit einem Gesamtkonzept – von der grünen Wiese bis zur Fertigstellung. Die Arbeit im Team ist ein unverzichtbarer Teil dieses ganzheitlichen Prozesses.“ Marcel Eberharter Innenarchitektur & Interior Design www.marcel-eberharter.com
in erster Linie ein klares Gespür für die Vorstellungen und Bedürfnisse des Kunden. Im ersten Briefing – und für mich ist dieses erste Gespräch essenziell für alles, was folgt – sollte ein guter Raumdesigner erfassen, was der Kunde braucht. Auf dieser Basis schafft er es dann, mit neuen Ansätzen sämtliche Komponenten in ein stimmiges Gesamtpaket zu packen und umzusetzen.
4W: Stil und vor allem Authentizität sind ja etwas sehr Persönliches. Wie viel von Marcel Eberharter fließt in die von Ihnen umgesetzten Projekte ein?
ME: Ich liebe die zeitlose, klare Designsprache und bestehe auf Nachhaltigkeit, auch im Innendesign. Diese persönlichen Vorlieben fließen natürlich in meine Arbeit mit ein.
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4W: Wie wichtig ist Teamwork in Ihrem Beruf?
4W: Gibt es Ihr „perfektes Gebäude“, ein Lieblingsprojekt, das Ihrer Meinung nach nicht besser geht?
ME: Ohne Team gibt es keine großartigen Projekte. Jedes Projekt ist immer das Ergebnis aus dem Zusammenspiel mehrerer Beteiligter. Es ist unverzichtbarer Teil des Entstehungsprozesses, von Entwurf und Planung über die Bauleitung und das Management der Professionisten bis hin zur lückenlosen Kundenbegleitung.
4W: Wer hat am Ende das Sagen? Der Innenarchitekt oder der Kunde?
ME: Um nur ein Beispiel zu nennen: das Restaurant Goldader im Salzburger Lungau. Hier entstand eine Symbiose aus Produktionslocation, Büro, Kindergarten und hochwertigem Restaurant. Das Außen nach innen „hereinzuziehen“ – die natürliche Stimmung der Berge, Wälder und des Lichts einzufangen und weiterzuführen – war hier unser Ziel. Zudem war es eine sehr spannende Aufgabe, die Gäste individuell anzusprechen und zugleich auch einen Wohlfühlort für die Kindergartenkinder zu schaffen, die dort zum Mittagessen kommen.
ME: Das Wichtigste ist, dass es sich für den Kunden gut anfühlt. Innenarchitektur ist ein Miteinander, und genauso kommen wir auch immer zur besten Lösung – gemeinsam eben.
4W: Sie arbeiten seit vielen Jahren als Innenarchitekt. Hat sich
4W: Haben Sie einen Lieblingsraum? Was planen Sie am liebsten?
ME: Ja, das Berufsbild hat sich ganz klar verändert. Als ich
ME: Ein ganzheitliches Gesamtkonzept, das sich über mehrere Räume oder eine ganze Einheit erstreckt, ist mir persönlich am liebsten. Einen durchgängigen, roten Designfaden zu spannen und ein rundes Gesamtes zu realisieren, macht mir auch am meisten Spaß!
Ihr Berufsbild verändert?
2014 aus London nach Österreich zurückgekehrt bin, war der Berufsstand des Innenarchitekten international etabliert, hierzulande steckte er aber noch in den Kinderschuhen. Heute ist der Innenarchitekt wesentlich präsenter und wird aktiv von den Kunden nachgefragt.
4W: Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die 4W: Bleiben wir noch kurz bei Ihren persönlichen Vorlieben. Gibt es ein Gestaltungselement, das in keinem Ihrer Raumkonzepte fehlen darf?
Innenarchitektur in zehn bis 20 Jahren? Ich denke hier an Phänomene wie das Cocooning, die Digitalisierung unseres Wohnumfeldes, die Entwicklung neuer Materialien, 3D-Druck oder Möbel aus dem Plotter. Wo geht sie hin, die Innenraumgestaltung?
ME: Es würde zu weit gehen, wenn ich sagen würde, das oder das darf in keinem Raum fehlen. Aber ich habe eine große Leidenschaft für Wandverkleidungen, zum Beispiel aus offenporigem Nubukleder. Diese sorgen nicht nur gestalterisch, sondern auch akustisch für einen starken Wohlfühleffekt und eine angenehme Wohnatmosphäre.
4W: Die aktuellen Interieurtrends spielen in Ihrem Berufsalltag eine große Rolle. Mit welchen Farben und Materialien arbeiten Sie zurzeit am häufigsten und am liebsten?
ME: Was zurzeit besonders oft gewünscht wird, und womit wir vorrangig arbeiten, ist ein Spiel aus Naturstein, diversen Metallen, Hölzern und Leder sowie Loden und Leinen. Wir setzen in unseren Konzepten auf echte und haptische Materialien, ein Trend, der aber mit Sicherheit noch lange anhalten wird.
ME: Ein ordentliches Zuhause, in dem man einfach ankommen und zur Ruhe finden kann, wird gedanklich immer mehr in den Mittelpunkt der Menschen rücken. Ein Ort zum Entschleunigen, an dem ich mich wohlfühle, relaxen, Freunde und Familie empfangen kann. Dieses Bedürfnis der Menschen spiegelt sich schon seit einiger Zeit in unseren Projekten wider. Ich bin sicher, dass auch viele neue Materialien auf den Markt kommen werden, und freue mich schon darauf, diese Innovationen einzusetzen. Bei der Raumplanung selbst werden Flexibilität und Individualität der Räumlichkeiten durch die stärker werdende Kombination aus Leben und Arbeit immer wichtiger werden. Die Steckenpferde guter Innenarchitektur jetzt und in Zukunft: Nachhaltigkeit, Zeitlosigkeit, Qualität und Environment.
4W: Ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!
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Formenkombination Kreis, Dreieck, Zylinder: Delta aus der südafrikanischen Designschmiede OKHA ist eine Symbiose aus geometrischen Formen und robusten Naturmaterialien. Die Holzbeine sind aus drahtgebürstetem Lärchenholz, die Tischplatten in verschiedenen Natursteinen zu haben. Sidetable Delta Preis auf Anfrage
Luxus-Mandala Die Maddi-Serie des britischen Designers Christopher Wall ist so schön, dass es fast wehtut. Holz, Metall und Glas werden in filigraner Handarbeit zu bezaubernden Unikaten kombiniert. Die beinahe hypnotisierenden, dreidimensionalen Muster spielen mit verschiedenen Tiefen, Silhouetten und unterschiedlichen Farbnuancierungen. Maddi Side Table #02 Preis auf Anfrage
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Metallschönheit Mass wurde vom israelischen Produkt designer Roee Magdassi entworfen. Aus Edelstahl, Messing oder mit schwarzem Lackfinish ist er perfekt für Wohnungen im Industrial Style. Und praktisch ist er nebenbei. Dank 15 Zentimeter tiefem Spalt kann nicht nur die Tischplatte, sondern auch das Innere als Stauraum inszeniert werden. Northern Mass ab 390 Euro
Zement-Podium Es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen – wir lieben skandinavisches Design. Und dieser spezielle Däne darf bei unseren Designlieblingen auf keinen Fall fehlen: Rillo aus dem Hause Broste Copenhagen. Der zylinderförmige Tisch aus Faserzement und mit gerillter Oberfläche ist in verschiedenen Größen und den Farben „Charcoal“ oder „Camel“ zu haben. Podium Rillo Preis auf Anfrage
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Ethouse Award Die Besten der Besten 2020 Energieeffizienz, Klimaschutz, Sanierkunst und verdichtete Architekturqualität: Die Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG WDS) hat einmal mehr nach Ausnahmeprojekten gesucht und wurde einmal mehr auch fündig.
© U1architektur
© GSD
2-Familienhaus, Rum
Goethehof, Wien
Architektur: U1architektur Projektverantwortlicher: Architekt DI Norbert Buchauer Verarbeitung: Mate & Darko OG, Hall in Tirol Energiekennzahl: Erdgeschoß: 47,7 kWh/m2a, Dachgeschoß: 34,5 kWh/m2a (122,9 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: Erdgeschoß: 61,2 %, Dachgeschoß: 71,9 %
Einreicher: GSD Gesellschaft für Stadt- & Dorferneuerung Ges.m.b.H. Projektverantwortlicher: Werner Rebernig; Arch. Martin Kiener Verarbeitung: ARGE Leyrer+Graf Baugesellschaft m.b.H., Sareno Objektisolierung GmbH & Co KG Energiekennzahl: 44,77 kWh/m2a (167,77 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 73,3 %
Das Mehrgenerationenhaus in Rum überzeugte in der Kategorie Privater Wohnraum. „Dieses Projekt ist ein muster gültiges Beispiel der Nachverdichtung unter Beibehaltung des ursprünglichen Grundrisses. Die flexible Nutzung zweier Ebenen verdeutlicht die Auseinandersetzung der Planer mit dem Thema Raum.“
„Hier wird klar aufgezeigt, dass Denkmalschutz und umfang reiche Sanierungsmaßnahmen Hand in Hand gehen können. Der Rückbau von befestigten Flächen, die Nachverdichtung und die Barrierefreiheit machen die Wohnanlage fit für die Zukunft“, so die hochkarätige Jury zur Wahl des Projektes Goethehof, Sieger in der Kategorie Wohnbau.
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er von der Arbeitsgemeinschaft der heimischen Dämmindustrie im Zweijahresrhythmus ausgelobte Ethouse Award ging mit seiner bemerkenswerten 2020er-Ausgabe in eine Jubiläumsrunde. Bereits zum zehnten Mal wurden heuer jene Sanierungen ausgezeichnet, die das Thema Energieeffizienz ganzheitlich umsetzen und dabei auch wichtige architektonische Impulse setzen können. Eine hochkarätige, achtköpfige Jury unter dem Vorsitz von AH3-Architekt Johannes Kislinger bewertete den Innovationsgrad, den Einsatz und die Qualität der Ausführung vom
© Kurt Hoerbst
Wärmedämmverbundsystem, die Verbindung mit der vorhandenen Bausubstanz und das architektonische Gesamtbild der eingereichten Objekte. Wichtigste Bewertungskriterien dabei: Kreativität, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, der neben der Gestaltung besonderes Gewicht bei der Beurteilung zukommt. Dr. Clemens Hecht, Sprecher der QG WDS, freut besonders: „Wir als QG streben nach einer energieeffizienten Zukunft, und alle ausgezeichneten Projekte zeigen, wie Energieeffizienz geht.“ Ausgezeichnet wurden schließlich vier Siegerprojekte in den drei Kategorien „Privater Wohnbau“, „Wohnbau“ und „Öffentlicher Bau“.
© trimmel wall architekten zt gmbh
Seniorenwohnhaus Penzing
Mariahilfer Straße 182, Wien
Architektur: Karl und Bremhorst Architekten ZT GmbH Projektverantwortliche: Ingrid Pulkert (Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser, KWP), Arch. DI Christoph Karl, Arch. DI David Schinerl Verarbeitung: DI Wilhelm Sedlak GmbH Energiekennzahl: 22,93 kWh/m2a (160 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 85,67 %
Architektur: trimmel wall architekten zt gmbh Projektverantwortliche: Günter Trimmel, Isabella Wall Verarbeitung: Leyrer + Graf Baugesellschaft mbH Energiekennzahl: 25,79 kWh/m2a (119,53 kWh/m2a vor Sanierung) Verbesserung in %: 78,4 %
Sieger der Kategorie „Öffentliche Bauten“ ist das Seniorenwohnhaus Penzing, denn „das Seniorenwohnhaus hat in seiner gesamten Architektur überzeugt. Der reduzierte Heizwärme bedarf nach der Sanierung ist vorbildlich für die Nutzungsart des Gebäudes.“
In der Kategorie Wohnbau konnte eine weitere Einreichung überzeugen: das Projekt Mariahilfer Straße 182. Die Jury begründete die Prämierung wie folgt: „Es ist einfach etwas Besonderes, wenn ein stark beschädigtes Gebäude nicht abgerissen, sondern wieder aufgebaut wird. Bemerkenswert ist zudem der städtebauliche Identitätserhalt im Zuge dieser Sanierung.“
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Art déco 2.0
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ls 1925 in Paris die Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes feierlich eröffnet wird, hat es schon längst begonnen: das Zeitalter der Dekoration. In Frankreich gelten die Art décoratifs, die dekorativen Künste, als bedeutendste Kunstform des 20. Jahrhunderts. Insbesondere der Art Nouveau beflügelt die Lust am Dekor. In Paris hat man aber genug von dessen Überschwänglichkeit und sehnt sich nach einer Rückkehr zur Ordnung. So wird die Expo Impulsgeber für etwas Neues, Modernes: für das Art déco. 1925 noch als Style Moderne in aller Munde, sollte es dann seinen weltweiten Siegeszug antreten.
Diese Formensprache überdauert die Zeit: Knapp 100 Jahre alt ist die als Art déco in die Kunstgeschichte eingegangene Bewegung, die jetzt die Designwelt aufs Neue erobert. Mit seiner Vorliebe für exquisite Handwerkskunst passt es zum gegenwärtigen Revival von Wertigkeit und Beständigkeit. 42
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© www.gubi.com
Kostbare Artefakte Einer der größten Namen auf der Pariser Ausstellung: ÉmileJacque Ruhlmann. Seine Designs, zugleich klassisch und extravagant, übersetzen die Möbelkunst des 18. Jahrhunderts in die Moderne. Der Möbeldesigner Ruhlmann verwendet und kombiniert für seine schlichten, grazil geschwungenen Designs seltene Hölzer, wie Makassarholz, Rio-Palisander oder Amboina und verziert sie mit Elfenbein. Seine „kostbaren Stücke“, wie er sie selbst tauft, sind an Eleganz nicht zu übertreffende, zeitlose Unikate. Mondän und raffiniert ist auch die Handwerkskunst seiner Kollegen: André Groult entwirft mit der Haut von Stachelrochen überzogene Kommoden, René Lalique exquisite Glasarbeiten,
Pierre Legrain vom Kubismus inspiriertes Interieur, Jean Dunand perfektioniert traditionelle japanische Lacktechniken.
Zwischen den Zeiten Die Vertreter des Art déco in Frankreich negieren jedoch keineswegs die technischen Neuerungen ihrer Zeit. Telefon, Beleuchtung, Heizkörper und anderen Annehmlichkeiten sollen unter der Beibehaltung zeitloser Eleganz Einzug in die Inneneinrichtung feiern. Tradition und Fortschritt: Beides hat im eklektischen Stil des Art déco Platz. Rückblickend wird es als ein Potpourri aus verschiedenen Stilrichtungen und Einflüssen beschrieben werden, mit manchmal widersprüchlichem Charakter. Rokoko
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Schwarz, Weiß und Gold. Der verchromte Armlehnsessel von KARE ist ein wunderschönes Beispiel für zeitgemäße Sitzmöbel im Art-déco-Stil und vereint typische Elemente dieser Epoche. Könnte so in einem hippen Boutiquehotel stehen. Oder bei Ihnen zu Hause. Sessel Bold, KARE Design
Farben: Juwelentöne lila, mauve, petrol, SchwarzWeiss und viel gold
und Flugzeugen, erlebt die Stromlinie einen rasanten Einzug in Design und Architektur.
Die Schönheit des Fortschritts Die Künstler des Art déco goutieren die technisierte Großstadtkultur, Maschinen werden immer wieder zum Objekt ihrer Arbeit. Vor allem aber soll der Art déco ein neuer, moderner Lebensstil sein, der nach den Grauen des Ersten Weltkriegs das Schöne in den Alltag der Menschen zurückbringen, ja gar seine Verbesserung bedeuten soll. Die Designer des Art déco folgen damit dem ästhetischen Grundprinzip des Jugendstils, gehen bei der Veredelung der von der Industrialisierung geprägten Umgebung aber gewagter und mutiger vor. Sie bekennen sich zur modernen Welt, zeigen buchstäblich klare Kante, und wenden sich ab von den geschwungenen, fließenden Linien des Jugendstils. Bevorzugt wird eine nüchterne Ästhetik aus geometrischen Formen und scharfen Brüchen. Die organischen Ornamente und floralen Sujets des Vorläufers werden übernom-
oder Biedermeier treffen auf zeitgenössische Avantgarde. Designer finden unter anderem Inspiration im Kubismus, Fauvismus und Futurismus und greifen die Symbolik und Materialien afrikanischer, altägyptischer oder mesoamerikanischer Kulturen auf. Formale Ähnlichkeiten gibt es zu den Wiener Werkstätten, zum Deutschen Werkbund, zum Bauhaus und zum niederländischen De Stijl. Doch weder die funktionale Gebrauchsform noch die dekorative Ornamentik setzen sich in den sozial und politisch turbulenten Jahren der 1920er-Jahre als dominierende Form durch.
Typische Elemente des Art déco, modern interpretiert. Das edle, Samtsofa in Preußischblau scheint dank seiner filigranen Haarnadelbeine aus poliertem Edelstahl fast im Raum zu schweben. Mit bequemer hoher Lehne und dank geringer Größe auch für kleine Räume und schmale Wände ideal. Sofa Monaco, KARE Design
Verkaufsschlager Stromlinie Nach seinem Pariser Debüt wird das exklusive und mondäne Artdéco-Interieur überall auf der Welt fabriziert und in großen Kaufhäusern verkauft – als qualitatives Duplikat oder billige Imitation. Vor allem in den fortschrittlichen USA wird der Art déco vom Sog der Kommerzialisierung und Massenproduktion erfasst: Designer gestalten Werbeplakate und Reklamebilder, entwerfen Radios, Staubsauger, Föhns, Uhren und beeinflussen so das ästhetische Empfinden der Massen. Das populärste formale Gestaltungselement: Streamline. Gründend auf der Faszination der „goldenen Zwanziger“ mit der Geschwindigkeit von Autos, Schiffen, Zügen
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Darf in keinem Art-décoInterieur fehlen – Licht aus außergewöhnlichen Lampen. So wie dieses Exemplar einer britischen Designerin mit schwarzem Leinenschirm auf Edelstahlfuß – es sorgt für angenehmes Licht an langen Winterabenden. Tischlampe Astor, Annabel James
men, jedoch plakativer in ihrer Darstellung. Das Ergebnis ist eine moderne Bildsprache, die Stilmerkmale des Jugendstils adaptiert und sich von der Ästhetik der Maschinen inspirieren lässt.
Überragendes Art déco Diese klare, stilisierte Bildsprache des Art déco findet in der Architektur, insbesondere in jener der wohl berühmtesten Skyline, Niederschlag: Das Chrysler Building (1930), das Empire State Building (1931) und die Radio City Music Hall (1932) in New York sind mächtige Erben des amerikanischen Art déco. Ihre Fassaden und Motive fließen wiederum in spätere Versionen von Art-déco-Möbeln und -Dekorationen ein, etwa in die „Skyscraper Furniture“ des in seinem Geburtsland Österreich weitgehend unbekannten Paul T. Frankl.
Materialien: Edelholz, Leder, Keramik, Glas, Samt, Seide ...
Weißer Marmor und von Hand verarbeitetes, massives Walnussholz mit gold lackierten Elementen. Diese Kredenz ist zeitlose Eleganz im Mid Century Style – so geht Art déco im Jahr 2020. Sideboard Vincent, Covet House
... Edelstahl, Aluminium, Chrom, Lacke, Marmor, Silber, Gold, Bronze 45
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Formen: Symmetrisch, geradlinig, geometrisch, stromlinienförmig Als überragender Designhit in den USA wirkt der Art déco hier besonders im Industriedesign und in der Architektur noch bis in die späten Fünfzigerjahre nach. Das 1935 erbaute Vergnügungsviertel South Miami Beach, geplant von den US-Architekten Henry Hohauser and Lawrence Murray Dixon, ist mit über 800 Gebäuden aus der Epoche eine wahre Art-décoFundgrube. Erkundet man das sich auf einen Quadratkilometer erstreckende Art déco District, trifft man auf das so typische Zusammenspiel vertikaler Linien und turmartiger Ornamente. Symmetrie, optische Wiederholungen und Pastellfarben kennzeichnen die Fassadengestaltung.
Globaler Shootingstar fabriqué en France Als ein wahres Designfeuerwerk erleuchtet der Art déco in dieser Zeit den internationalen Designhimmel. Von Frankreich aus prägt es weltweit Kunst, Mode, Film, Fotografie und (Innen)Architektur. So global sein Erfolg und so eindrucksvoll seine Ästhetik auch sind, bringen nachdrängende Designkonzepte
Absoluter Art-déco-Klassiker anno 1926. Nirgendwo in der Designgeschichte wird man eine Sitzgelegenheit finden, die dieser gleicht. Trotz seiner Größe ist der Bibendum von Eileen Gray von bestechender Harmonie. Sessel Bibendum, ClassiCon
den Shootingstar rasch zum Verglühen. Bereits ab Mitte der 1920er-Jahre beginnt der Art déco in seinem Ursprungsland an Wirkungskraft zu verlieren. Mit dem Börsencrash 1929 bricht der Markt für luxuriöses Interieur ein. Die Nachfrage nach leistbaren Konsumgütern steigt, schmuckvolle Handwerkskunst weicht maschineller Serienfertigung mit billigeren Werkstoffen. Kritikern des Art déco missfällt der Hang zum Luxus und dessen schamlose Zurschaustellung. Mitte der 1930er-Jahre wird es schließlich von der funktionellen, schlichten Ästhetik der Moderne verdrängt. So kraftvoll ist allerdings seine Formensprache, dass sich das totalitäre Regime in Europa mitunter für seine Kolossalstatuen oder Propagandaplakate am Art déco bedient. Eine Renaissance erfährt der Art déco in Architektur und Design der Postmoderne in den 1980er-Jahren. Unter der Verwendung von typischen Gestaltungselementen, etwa spiegelnden Oberflächen und wertvollen Materialien, lässt man den Art déco wieder aufleben – erlebbar etwa im Österreichischen Verkehrsbüro in Wien von Hans Hollein (heute Novomatic-Forum).
Dieser Konsolentisch aus Glas ist ein wunderschönes Beispiel für Design im Stil des Art déco. Die geometrischen und zugleich verspielten Formen an den Seiten konterkarieren die lange, schmale Tischplatte, die abgerundeten Kanten sind aus Bronzharz gefertigt und ein toller Kontrast zu den Spiegelflächen. Mirrored Console Table, Artisanti
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SILGRANIT Spülen Unsterbliche Liebe auf den ersten Blick. Silgranit-Spülen werden auf der ganzen Welt wegen ihres exklusiven Stils und der Designer-Farbpalette bewundert. Sie bilden die perfekte Kombination aus Schönheit, Design und einer beeindruckend widerstandsfähigen, pflegeleichten Oberfläche. Mit einer Silgranit-Spüle als Eckpfeiler der BLANCO UNIT verfügen Sie im Herzen Ihrer Küche über einen stilvollen Platz zum Trinken, Vorbereiten und Reinigen. Wahrlich die Grundlage für eine erfreuliche langfristige Beziehung. Treffen Sie eine Herzensentscheidung für Ihre SILGRANIT Spüle auf blanco.at
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Ausdrucksvolle Ecken
Fallendes Nass
Die Topaz-Kollektion von Graff ist ein Statement. Das Art-déco-Design mit Doppelhebeln auf sechseckiger Basis und elegant geschwungenem Wasserspender verzichtet auf verspielte Details und überzeugt in seiner Präzision.
Ellipse von THG Paris bringt puren Luxus ins Bad. Das Wasser ergießt sich wie aus einem kleinen Wasserfall mondän über die goldene Oberfläche. Als Stand armatur oder als Einbaumodell und in 17 verschiedenen Farben zu haben.
TOPAZ von Graff Preis auf Anfrage
Ellipse collection THG Paris Preise auf Anfrage
Handgeschliffen Ein Evergreen ist inzwischen die durchsichtige und offene Armatur von Designer Philippe Starck. Außergewöhnlich, ästhetisch und funktional schmiegt sich diese Kombination aus Metall und Kristallglas in jeden Badezimmerstil. Schauen Sie dem Wasser beim Fließen zu. Axor Starck V ab 750 Euro
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Faszination Glas Mit hochwertigen Griffen aus SwarovskiKristall interpretiert Dornbracht seine Armaturenserie CL.1 in einer speziellen Materialität. Je nach Blickwinkel und Lichteinfall entstehen Reflexe und Farbspiele, die für sich schon Wellness sind. Die Armaturen sind in Chrom, Platin matt und Dark Platinum matt erhältlich. Dornbracht CL.1 series Preis auf Anfrage
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ohngesund, ein Erlebnis für alle Sinne und gut für die Seele. Das versprechen die Produkte des österreichischen Unternehmens Organoid. Die natürlichen Rohmaterialien wie Wildblumen, Heu oder Moos werden mit einem ökologischen Bindemittel vermischt und in einem schonenden Pressvorgang zu einer dünnen Schicht von 0,1 bis 3 mm Dicke gespresst. Diese Schicht wird auf Trägermaterialien – HPL, Flachs-
vliese, Selbstklebefolien transluzent oder schwarz, Akustik- oder Bodenpaneele uvm. aufgebracht. Es entstehen ökologische, natürliche Halbfertigprodukte, die von Tischlern, Raumausstattern und Designern zu Wandbelägen, Beschattungen und Möbeln weiterverarbeitet werden. Die einzigartige Oberfläche beeindruckt haptisch, optisch und olfaktorisch. Die Produke von Organoid veströmen nämlich tatsächlich einen eindeutigen Geruch nach Wildblumen
Titandioxid ist jetzt Sondermüll! 50
und Heu. „Wie lange der Duft auf den Oberflächen bleibt, ist stark vom eingesetzten Rohmaterial abhängig, aber auch vom Einsatzort, also Schlafzimmer versus Shoppingcenter, sowie vom persönlichen, subjektiven Empfinden. Jede Nase ist eben anders“, erläutert Geschäftsführer Martin Jehart. „Der Duft unserer stark duftenden Oberflächen hält auf jeden Fall einige Monate bis Jahre. Genauer lässt sich das leider nicht bestimmen.“
© Organoid Technologies GmbH
Effizient mit Wärmepumpenheizkörper
© VOGEL&NOOT
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eringere Kosten durch kürzere Einbauzeit, hohe Flexibilität in der Montage und Erhalt bestehender Böden – der E2 von Vogel&Noot ist der erste Heizkörper, der voll kompatibel mit den niedrigen Vorlauftemperaturen von Wärmepumpen ist. Der Boost-Modus generiert dabei Leistungssteigerungen von bis zu 80 Prozent, wenn etwa rasches Aufheizen gefordert ist. Dennoch läuft das flüsterleise, zuschaltbare Gebläse nur in weniger als 10 Prozent der Zeit.
Die wirtschaftliche Effizienz des Tieftemperaturheizkörpers E2 konnte auch wissenschaftlich nachgewiesen werden. DI (FH) Werner Stutterecker von der FH Burgenland kam in seiner wissenschaftlichen Studie zu folgendem Ergebnis: „Basierend auf Messungen und Simulationen hat sich gezeigt, dass der E2-Wärmepumpenheizkörper z. B. im Wohnbau im Sanierungsfall eine energieeffiziente Kombination mit der Wärmepumpe und mit Vorlauftemperaturen von 40 °C und darunter darstellt.“
Zahlreiche Anschlussvarianten erleichtern außerdem den Ausbau der alten Heizkörper und den Einbau der E2-Wärmepumpenheizkörper. Durch die vorgesehenen, exakt passenden Sanierungsanschlüsse ist dies in vielen Fällen an nur einem Tag erledigt. Nur ein Elektroanschluss sollte in der Nähe verlegt sein. Der E2 kann übrigens auch Kühlen. Seine trockene Komfortlüftung arbeitet ohne Kondensatbildung und macht es möglich, sehr hohe Raumtemperaturen um einige Grad Celsius zu reduzieren.
© RHJ/Adobe Stock
Natürliche Oberflächen
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it seiner ultraweißen Farbe, der Eigenschaft, Licht zu streuen, und seiner UV-Beständigkeit ist TiO2 ein gebräuchlicher Inhaltsstoff, der in unzähligen Produkten eingesetzt wird, die wir jeden Tag sehen und verwenden. TiO2 fungiert als ein Nanomaterial, das man zum Beispiel auf Pflastersteinen, Dachbedeckungen oder in Fassadenputz findet. Auch viele Fliesen sind inzwischen mit einer Titandioxid-
Oberfläche versehen, die in der Lage ist, Bakterien abzutöten. Bei Lichteinstrahlung reagieren die TiO2-Teilchen mit gesundheitsschädlichen Stickoxiden aus der Luft und wandeln diese in Nitrate um. Diese sogenannte Photokatalyse wird durch eine chemische Reaktion mit Licht ausgelöst. Im Oktober 2019 hat die EU-Kommission Titandioxidpulver als „potenziell krebserregend durch Einatmen“ klassifiziert. Wenn die Verordnung Mitte
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2021 in Kraft tritt, gelten Produkte mit diesem Farbpigment als Sondermüll. Für die Industrie hat das weitreichende Folgen. Titanweiß ist hierzulande das am häufigsten verwendete Weißpigment. Es kommt in fast allen weißen Materialien vor – ob in Kunststoffen, Papier bis hin zur Zahnpasta – und ist in den wenigsten Fällen einfach zu ersetzen. Ab Mitte nächsten Jahres müssen viele Erzeugnisse deswegen als Sondermüll entsorgt werden.
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Smart Cities Die Smart Cities Initiative des Klima- und Energiefonds unterstützt praxisrelevante Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse sollen im realen städtischen Umfeld erstmalig getestet und in Folge breit ausgerollt werden, um am Ende kommunalen Mehrwert und konkrete Klimawirkung für österreichische Städte und Gemeinden zu schaffen.
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ie im Jahr 2014 ins Leben gerufene Smart Cities Initiative startet einen neuen mehrstufigen Entwicklungsprozess, der auf den drei Säulen „Urban Innovation Front runner“, „Urban Innovation Follower“ und „Urban Innovation Roll-Out“ beruht. „Smart Cities“ ist dabei kein statisches Konzept. Die Themen und Instrumente werden sich über die Jahre hinweg weiterentwickeln bzw. wird die Forschung neue Lösungsansätze hervorbringen. Das große Ziel bleibt dabei stets: Österreichs Städte als nachhaltige und lebenswerte Lebensund Wirtschaftsräume langfristig erhalten.
„Nicht die Technik, sondern in erster Linie die Menschen, die neue Wege gehen, machen Städte smart“, unterstreicht Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds die Rolle der Bewohner der Projektstädte. „Smart Cities“ geht jetzt verstärkt in die Umsetzung, wie die folgende Auswahl an aktuellen Projektbeispielen aus der Initiative „Green Energy Lab“ in Österreich zeigt. Wir sagen: Bitte mehr davon!
Hybrid DH DEMO In der Windregion Burgenland wird im Jahresschnitt bilanziell um ca. 50 Prozent mehr elektrische Energie erzeugt als verbraucht.
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Im Projekt Hybrid DH DEMO werden Konzepte und innovative Geschäftsmodelle für den Einsatz von Windstrom in einem hybriden Fernwärmesystem entwickelt und am Standort Neusiedl am See in der Praxis erprobt. Im Zentrum des Projekts steht der energetische Knotenpunkt Neusiedl, bei dem die Fernwärmezentrale, das Erdgasnetz und das öffentliche Stromnetz zusammenlaufen. Durch die Koppelung von Strom und Wärme mit Hilfe von Wärmepumpen soll dieser Knotenpunkt zum „Energy-Hub“ ausgebaut werden. Dazu wird ein bestehendes Biomasse-Heizwerk mit Anbindung an das Fernwärmenetz
© Projektfabrik Waldhör KG
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um eine Power-to-Heat-Anlage erweitert. Über eine Direktleitung wird Windenergie direkt vom Umspannwerk zum Heizwerk transportiert, in Wärme umgewandelt und in weiterer Folge über das Fernwärmenetz verteilt. Die Umwandlung erfolgt mit Hilfeeiner Rauchgaskondensationswärme pumpe(1 MWth) und einer Luftwärmepumpe (1 MWth). Zusätzlich wird ein Pufferspeicher auf 300 m³ erweitert und eine Stromspeicherlösung zum geregelten Betrieb der Wärmepumpen implementiert. Die Stadt Neusiedl und die BürgerInnen werden in die Projektentwicklung nach dem Prinzip des „Urban Living Lab“ eingebunden, um eine hohe Akzeptanz für die Innovationen zu erzielen. Gemeinsam werden die neuen Konzepte und Geschäftsmodelle für eine bessere Nutzung von Windkraft erarbeitet und getestet. Innovativ ist dabei vor allem die Entwicklung einer multimodalen Bewirtschaftungsstrategie. Das Projekt umfasst auch ein Betriebsmonitoring des Energy-Hubs sowie die laufende wirtschaftliche und technische Optimierung des Betriebs. Die Projektziele kompakt zusammengefasst: • 20 % weniger Abschaltungen der Windkraftanlagen der Energie Burgenland • Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie im Energiemix (ohne Treib stoffe) der Stadt Neusiedl um 5 % • Optimierung des Fernwärmenetzes, Reduktion der Verluste um 2 % • wirtschaftliche, technische und ökologische Optimierung der „EnergyHub“-Energieflüsse • hohe Akzeptanz in der Bevölkerung
Heat Water Storage Pooling
Einfamilienhaus bis zum großen Fernwärmespeicher) zu bündeln und damit einen Pool mit hoher Gesamtkapazität und flexiblen Eigenschaften zu schaffen. Im Rahmen des Projekts, das von der Forschung Burgenland GmbH in Kooperationmit der Energie Burgenland AG und weiteren Partnern durchgeführt wird, werden vorhandene Speichereinheiten aufgerüstet und zu einer großen virtuellen Speichereinheit zusammengefasst. In diesem virtuellen Kraftwerk werden Windkraftanlagen, regionale Heizungsanlagen und Speicher in ein gemeinsames System integriert. Die automatisierte Steuerung der thermischen Speicher ermöglicht es, den Power-to-Heat-Betrieb auf Zeiten mit hoher Windkraftproduktion zu verlagern. Im Rahmen eines Demonstrationsbetriebs werden Wärmespeichereinheiten von mindestens 30 Einzelkunden, einem Fernwärmenetz und fünf mehrgeschossigen Wohnanlagen mit der Energiewarte des Energieversorgers verbunden und der Betrieb der gepoolten Warmwasserspeicher optimiert. Mit dem Projekt wird ein zukunftsweisendes Konzept mit technischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten für die breite Einführung eines integrierten WarmwasserspeicherPoolings entwickelt und erprobt. Die Projektziele kompakt zusammengefasst: • Minimierung der Kosten für Kunden und Lieferanten durch optimierten Speicherbetrieb • Netzbetriebsoptimierung durch vertikales Pooling von Wärmespeichern • höheres Integrationspotenzial für erneuerbare Energien • kein Abschalten von Windkraftanlagen • Vermeidung von Regel- und Ausgleichsenergie
Dieses Projekt zielt darauf ab, bestehende Wärmespeicher in verschiedenen Größen und Anwendungsbereichen (vom Boiler im
Weitere Informationen und Projektdetails finden Sie auf www.klimafonds.gv.at
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Green Energy Lab Das Green Energy Lab ist eine Forschungsinitiative für nachhaltige Energielösungen und Teil der österreichischen Innovationsoffensive „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds. Mehr als 200 Partner aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Hand nehmen an der Initiative teil und entwickeln gemeinsam mit den vier Landesenergieversorgern Wien Energie, EVN, Energie Burgenland und Energie Steiermark kunden- und bedarfsorientierte, skalierbare Lösungen. Ziel ist es, gemeinsam ein integriertes Energiesystem mit 100 % erneuerbarer Energie zu demonstrieren. Bis 2025 sollen 150 Millionen Euro in innovative Projekte im Rahmen des Green Energy Lab investiert werden. Die Region (Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark) bietet ideale Bedingungen dafür: 5 Millionen Menschen, ein starker Stadt-Land-Kontrast und der bereits heute bei weitem höchste Anteil erneuerbarer Energieerzeugung in Österreich (98 % der Windenergieerzeugung und 64 % der PV-Erzeugung). Durch den direkten Zugang zum Kernmarkt der Energieversorger können Neuentwicklungen hier unmittelbar in großen Dimensionen getestet werden. Wichtige Schwerpunkte bei der Entwicklung und Realisierung der Innovationen ist die frühe Partizipation der relevanten Stakeholder und NutzerInnen, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sowie Wissenstransfer, Vernetzung und eine breite Kommunikation der Projektergebnisse.
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Gastbeitrag: Tanja Künstler Concept Design, Interface Durchatmen und konzentrieren: officepointONE hat sich den Urwald in die Hamburger Hafencity geholt. Sanfte Grüntöne, ein kreatives Wanddesign und Holzelemente in einer von Erde, Pflanzen und Holz inspirierten Komposition holen die Mitarbeiter „mitten in die Natur“.
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© Ralph Baiker
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eder Raum übt eine Wirkung auf die Menschen darin aus. Die Farben, Materialien, Einrichtung und der Blick nach draußen – all das beeinflusst das persönliche Empfinden. Die Gestaltungsprinzipien des Biophilic Design nutzen dieses Wissen, um das Wohlbefinden der Menschen in einem Raum zu steigern. Denn Biophilie, das ist die „Liebe zum Lebendigen“, zur Natur, die tief im Menschen verwurzelt ist. Woher kommt die enge Verbindung des modernen Menschen zur Natur? Sie ist das Ergebnis der Evolution. Im Lauf der Geschichte hat der Mensch über einen deutlich längeren Zeitraum in und von der Natur gelebt als in einem urbanen Umfeld. Diese Tatsache prägt den Menschen noch heute und er profitiert von den positiven Effekten durch den Kontakt mit der Natur. So genügen zum Beispiel bereits zehn bis 20 Minuten im Wald, um Stress abzubauen und den Blutdruck zu senken.
Urbanisierung führt zur Entfremdung von der Natur Zwei der derzeitigen Megatrends sind die Urbanisierung und die Digitalisierung. Diese werden dazu führen, dass bis 2050 etwa 66 Prozent der Bevölkerung in Städten leben. Im Durchschnitt verbringt der Mensch schon heute etwa 93 Prozent seiner Zeit in geschlossenen Räumen und elf Stunden am Tag mit der Nutzung technischer Geräte. Vom Einklang mit der Natur ist diese Lebensweise meilenweit entfernt. Hier kommt das Biophilic Design ins Spiel. Da die Natur für Gesundheit und Wohlbefinden heute wichtiger denn je ist, sollte sie sich auch im Wohn- und Arbeitsumfeld wiederfinden. Dafür bietet Biophilic Design einen generischen Gestaltungsansatz. Biophilic Design will Räume dahingehend optimieren, dass sie eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden der Nutzer haben. Dafür stellt es Richtlinien zur Ausstattung und Architektur von Gebäuden und Räumen zur Verfügung, welche die angeborene Verbundenheit zur Natur fördern. Als Bodenbelagsunternehmen, das viele Unternehmen und Hotels bei der Gestaltung seiner Innenräume berät, setzt sich Interface stark für diesen Designansatz ein, der das Wohlbefinden des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Dabei kommt vor allem die Abhandlung „14 Patterns of Biophilic Design“ von Terrapin Bright Green zum Tragen, ein umfassender Report auf Grundlage jahrzehntelanger Forschung von Theoretikern, Wissenschaftlern und erfahrenen
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Biophiles Design in der Praxis zeigt das Interface Headquarter in Krefeld: Steinwände, Pflanzen und eine Klimawasserwand sorgen für frische, sauerstoffreiche Luft, riesige Fensterfronten erlauben den Blick in die Natur, abgetrennte Ruhezonen mit organischen Möbeln lassen dem Stress keinen Platz.
Designern. Nicht jeder Ort kann dabei nach allen Prinzipien gestaltet werden, doch in einem gewissen Rahmen lässt sich immer etwas verändern.
Gestaltung mit der Natur vor Augen Die 14 Gestaltungsprinzipien des Biophilic Design fallen in die drei Kategorien „Natur im Raum“, „Analogien zur Natur“ und „Natur des Raums“. Die erste Kategorie beschreibt die direkte oder vorübergehende Anwesenheit von Natur an einem Ort. Beispiele sind der Blick auf die Natur vor dem Fenster oder Naturelemente im Raum. Das können Pflanzen, Wasserelemente, aber auch natürliche Materialien wie z. B. Naturstein
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© Lichthalle Krefeld
Biophilie ist Die Liebe des Menschen zum Lebendigen und zur natur.
oder Echtholz sein. Naturgeräusche und Blumenduft regen alle Sinne an. Die unregelmäßige Bewegung kinetischer Elemente oder Wasserwände und Springbrunnen sorgen für Bewegung und Abwechslung. Eine wichtige Rolle spielen auch manuell zu öffnende Fenster, Tageslicht aus verschiedenen Winkeln sowie bepflanzte Innenhöfe und Dachterrassen. Unter „Analogien zur Natur“ versteht Terrapin Bright Green organische, aber unbelebte Anklänge an die Natur. Dazu gehören biomorphe Farben und Muster, wie sie in der Natur vorkommen. Materialien mit Naturbezug wie z. B. Waldtapeten oder Vinylböden in Holzoptik sowie Komplexität und Ordnung
durch sich wiederholende symmetrische Muster, zum Beispiel im Tapeten- oder Textildesign, spiegeln die Natur. Die dritte Kategorie „Natur des Raums“ schafft unter anderem durch verborgene Bereiche sowie weitläufige offene Bereiche nachhaltige Erlebnisse. Dabei geben auf der einen Seite ein weiter Blick, offene Grundrisse und erhöhte Ebenen dem Menschen Raum. Auf der anderen Seite benötigt er Rückzugsorte in Form von Nischen und überdachten Gängen, Labyrinthe und versteckte Wegführungen, die neugierig machen und sich durch Zonierung attraktiv gestalten lassen. Spannung erzeugen transparente Geländer und schmale Stege.
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Stress abbauen und Kreativität fördern
vielen Möglichkeiten zu erkennen, wie sich durch Gestaltung und Kultur die urbanen Räume mit der Natur verbinden lassen. Dabei sind Kreativität und klare Strategien gefragt. Ziel ist es, das Konzept unabhängig von den Kosten in jedem Bereich anwenden zu können. Der Unterschied besteht in Intensität, Zeitaufwand und Wirkung der jeweiligen Lösungen. Ganz ohne Kosten lässt sich bereits ein Bewusstseinswandel für den positiven Effekt von Natur herbeiführen. Dazu können beispielsweise die Möbel Richtung Fenster ausgerichtet werden, Naturklänge eingespielt werden und Fundstücke wie Steine, Muscheln und Äste aus der Umgebung zur Dekoration genutzt werden. Ein geringes, einmaliges Budget lässt sich in Pflanzen, Farbwechsel-LEDs und Kunst investieren. Mittlere Kosten für Modernisierung und Instandhaltung erzeugen Pflanzenwände, die Zonierung von Räumen durch naturnahe Bodenbeläge und die Einrichtung von Ruheecken. Eine umfangreiche Innenraumsanierung oder Neubauprojekte erfordern ein hohes Budget, bieten gleichzeitig aber auch den größten Nutzen. Ob Dachbegrünung, verschiedene Texturen wie Teppich und Bodenbelag in Holz- oder Steinoptik, begrünte Wände, fließendes Wasser oder ein Wintergarten – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Interface selbst hat in seinem Deutschlandsitz zahlreiche biophile Gestaltungsprinzipien umgesetzt. Steinwände und Pflanzen gehören zu den auffälligsten Elementen. Für eine gute Qualität der Innenraumluft sorgt eine Klimawasserwand, die Erd- und Untergeschoß verbindet. Gleichzeitig bereichert sie den Ort akustisch und visuell. Große Fensterfronten lassen nicht nur sehr viel Tageslicht herein, sondern geben auch den Blick auf heimische Bäume frei. Das instinktive menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Rückzug wird durch eine Vielzahl an Arbeitsmöglichkeiten und Ruhezonen abgedeckt. An Gras, Sand und Kieselsteine erinnern die Teppichfliesenkollektionen Urban Retreat, Equal Measure und Human Nature. Ergänzt werden sie durch organisch geformteMöbel und gemütliche Lounges.
Je weiter sich der Mensch von der Natur entfernt hat, desto größere Wirkung erzielen die biophilen Gestaltungsgrundsätze. Sie lassen sich auf Bestandsgebäude und Neubauten übertragen ebenso wie auf Innen- und Außenräume. Biophilic Design holt aber nicht nur natürliche Elemente in den Lebensraum, sondern es bietet auch ökonomische Vorteile. Durchschnittlich 90 Prozent der Unternehmensausgaben entfallen auf die Personalkosten. Die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat daher potenziell auch positive finanzielle Auswirkungen. Denn stressbedingte Erkrankungen gehören heute zum Alltag im Arbeitsleben. Und selbst wenn es nicht zu Personalausfällen kommt, verringert Stress die Konzentration und die Produktivität. Durch eine naturnahe Gestaltung fühlen sich die Mitarbeitenden wohler, entspannter und kreativer, wie in der Studie „Human Spaces Report“ nachweislich belegt werden konnte. Fehlzeiten nehmen ab und die Mitarbeiterbindung wird gestärkt. Doch nicht nur am Arbeitsplatz bringt Biophilic Design zahlreiche Vorteile. Auch in Schulen oder Universitäten fördert es die Konzentration von Schülern, Studenten und Mitarbeitern. Es reduziert Stress, kognitive Ermüdung und wirkt sich positiv auf Kinder mit ADHS aus. Leistungsniveau und Wohlbefinden werden so spürbar gesteigert. Hotels und Restaurants tragen mit Biophilic Design ebenfalls dazu bei, den Alltagsstress der Gäste und Mitarbeiter zu senken und die Aufenthaltsdauer zu verlängern, was finanzielle Vorteile mit sich bringt. Gleichzeitig können Zimmer, die nach den biophilen Prinzipien gestaltet sind und beispielsweise über Meer- oder Bergblick verfügen, mit gutem Grund zu einem höheren Preis angeboten werden.
biophilic design vermindert stress und steigert die kreativität.
Kleine bis große Lösungen für jedes Budget Dabei müssen nicht gleich die größten Investitionen getätigt werden, um etwas zu erreichen. Meist genügt es, erst einmal die
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Andreas Jäger Klimaexperte
Klimaschutz made in Austria. Schützt viele Generationen.
Dass sich ein traditionelles Familienunternehmen für die Zukunft interessiert, liegt in der Natur der Sache: Wie es den Kindern unserer Kinder einmal gehen wird, liegt uns eben am Herzen. Deshalb sorgen wir mit unseren innovativen Dämmstoffen schon heute für ein gutes Klima – und auch morgen.
austrotherm.com
Gutes Klima. Gutes Leben.
© Fotos: Ferdinand Graf Luckner
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ine kleine, schmale Außenfläche hinter einem denkmalgeschützten Backsteinhaus in Düsseldorf ist der aktuelle „Garten des Jahres“. Wie aus 170 Quadratmetern Brachfläche eine Oase von Stadtgarten wurde und wo die größten Herausforderungen für die Planer lagen, schauen wir uns hier genauer an. Zum fünften Mal hat heuer der Callwey Verlag den Preis „Gärten des Jahres“ verliehen – gemeinsam mit seinen Partnern bdla Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, BGL Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V., DGGL Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur, BSLA Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen, ÖGLA Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur, GaLaBau Verband Österreich, JardinSuisse, EBBEN, Katharina von Ehren, C Side Pools, Godelmann, Garpa, Giardina, Mein schöner Garten, Gartenpraxis, Garten+Landschaft und Stiftung Schloss Dyck.
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WERKE Die schützende Backstein mauer im Rücken, die Sonne im Gesicht, den mehrstämmigen Apfeldorn und das Wasserbassin an der Seite. Dieser Garten lädt zum kurzen Ausspannen und langen Verweilen ein!
Besonders wichtig war der Jury auch dieses Mal wieder die ganzheitliche Herangehensweise, die die Gärten auf individuelle Weise zum erweiterten Wohn- und Genussraum des Nutzers werden lassen. Es sollte eine starke Idee dahinterstecken, der sich Pflanzen, Materialien und eingesetzte Produkte unterordnen. Den mit 5.000 Euro dotierten ersten Preis erhielten die Planer von „Atmosphäre ist alles“ in Düsseldorf.
Privates Kleinod Erweiterter Wohnraum und naturnaher Freisitz in einem. Was das Planungsbüro „gartenplus – die gartenarchitekten“ auf der stark begrenzten Fläche hinter einem mehrgeschoßigen denkmalgeschützten Altbau kreiert hat, konnte die Jury des Wettbewerbs „Garten des Jahres“ vollends überzeugen. Die Preisträger betonen, dass das ausgezeichnete Projekt von den Landschaftsarchitekten gemeinsam mit der Besitzerfamilie geplant wurde. Die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und die Sensibilität der Bauherren für Raum, Materialien und Atmosphäre prägen das Ergebnis. Der für die Enge der Stadt typische,
„Jeder von uns verantwortet eine der drei Projektphasen: Ideenfindung, Entwurf und Realisierung.“ Bernd Franzen, Simon Leuffen und Sebastian Spittka sind die drei Köpfe hinter „garten plus – die garten architekten“
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Wer braucht da noch einen Rasen? Die einfühlsame Auswahl der Pflanzen im langen, schmalen Stadtgarten lässt jeden Naturliebhaber jubilieren!
ja charakteristische schmale Grundstücksstreifen wurdedank einer besonderen Material- und Pflanzenverwendung zu einer hochwertigen Gartenoase und zugleich gut nutzbaren Wohnraumerweiterung.
Kein Rasen, aber viel Grün Es ist eine besonders große Kunst in der Landschaftsarchitektur, auf begrenzter Fläche unterschiedliche Räume zu schaffen. Laut Jury konnte das in dem schmalen, nicht einmal 200 Quadratmeter umfassenden Stadtgarten herausragend gelöst werden. Zum einen verliert man die Grenze zwischen Haus und Garten, die charakteristischen Backsteinmauern der Gebäudefassade ziehen sich wie selbstverständlich durch und um den gesamten Gartenraum. Die Tiefe des langen Raumes wird durch niedrige Sitzmauern, leichte Niveau-Unterschiede und ein Wasserbecken, das die Helligkeit des Himmels spiegelt, geschickt gegliedert. Sitzplätze
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Geradlinige Geometrie trifft organische Landschaftlichkeit. Verarbeitet wurden Sichtbetonplatten, Bergische Grauwacke und Sibirische Lärche im Rhombusprofil. Bepflanzt wurde mit Apfeldorn, Weidenblättriger Birne, Elfenblume und Thymian.
Gärten des Jahres Die 50 besten Privatgärten 2020 von Meike Winnemuth / Konstanze Neubauer 2020. 296 Seiten, über 400 farbige Abbildungen und Pläne
und Grundstrukturen sind geradlinig und ordnen sich den Achsen von Gebäude und Grundstück unter. Der verbindende Weg hingegen schwingt sich landschaftlich durch die Beete. Die Wahl und Verwendung von Materialien und Pflanzen ist beeindruckend. Der Raum wird optisch geweitet. Der heimische Naturstein der Bergischen Grauwacke kontrastiert angenehm mit dem Klinker und gibt dem Garten Authentizität. Großzügige Thymianteppiche weiten die schmalen Natursteinpfade auf, hochgeastete Kleinbäume wie die silbrige Weidenblättrige Birne in Dachform oder ein Hain aus mehrstämmigen Apfeldornen schaffen gute Maßstäbe für Sitzbereiche und Wege. Die Höhe der Mauern wird durch Eichenblättrige Hortensien und Elfenblumenteppiche abgestuft – eine Rasenfläche wird überhaupt nicht vermisst.
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296 Seiten ISBN: 978-3-7667-2454-0
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Ihr Ausblick 65
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Virtueller Marktplatz für Architekten Start-up als Bindeglied zwischen Planenden und Bauherren. Das Proptech Start-up archibrix ist eine neue Onlineplattform, die architektonischen Entwürfen, Ideen und Immobilienkonzepten eine virtuelle Heimat bietet.
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rchitekten können ihre Planungsarbeiten mit wenigen Klicks hochladen und Bauträger, Baumeister oder auch private Bauherren diese anschließend erwerben. Wir haben uns mit Davor Bagaric, Gründer und CEO von archibrix über Idee, Vision und Ziele dieser neuen Plattform unterhalten.
4W: Herr Bagaric, was verbirgt sich hinter archibrix? DB: Wir haben viele Architekten und technische Zeichner in Davor Bagarić: Archibrix wurde 2019 von mir gemeinsam
unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Wie Sie wissen werden, nehmen Architekten oft an Wettbewerben teil bzw. haben sie eine Vorstellung vom perfekt für die jeweilige Zielgruppe definierten Gebäude. Wettbewerbe sind äußerst zeitintensive Prozesse, die Konzepte und Entwürfe müssen dabei sehr detailreich sein. In der Regel hagelt es dann eine Masse an Einreichungen für ein und dasselbe Projekt, doch gibt es am Ende des Tages nur einen Gewinner, der den Auftrag auch erteilt bekommt. Und all die anderen, vergebens eingereichten Vorschläge landen letztlich in der sogenannten „virtuellen, finsteren Schublade“. Das Frustrationslevel unter den Architekten ist entsprechend hoch, das konnten wir in zahlreichen Gesprächen erkennen. Und da kommt archibrix ins Spiel: Unser Ansatz ist, diese „aussortierten“ Konzepte zu reaktivieren, weltweit passende Bauplätze und Nutzer dafür zu finden, damit sie schließlich doch noch realisiert werden können.
mit Architekten und Softwareentwicklern in Zagreb gegründet. Es ist ein „virtueller Marktplatz“, der Architekten, Designer und Bauherren auf einer Onlineplattform zusammenführt – von der Privatperson, die ein Einfamilienhaus bauen möchte, bis zum Bauträger oder Immobilienentwickler, die mehrere Wohneinheiten oder große Officetower realisieren. Wie im echten Leben auch sucht sich der Käufer, basierend auf seinen persönlichen Vorstellungen und Kriterien, den passenden Entwurf aus und kann diesen dann zu einem attraktiven Lizenzpreis erwerben. Der Kauf beinhaltet die kreative Leistung des Architekten, sämtliche Nutzungsrechte und den physischen Entwurf in Form eines CAD-Files, an welchem noch weitergearbeitet werden kann.
4W: Erzählen Sie uns kurz die Geschichte zu archibrix. Was war die zündende Idee dahinter?
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„Unsere Plattform soll Bindeglied sein zwischen allen Projektbeteiligten“ Gründer & CEO Davor Bagaric (Mitte) uns sein Team von archibrix haben die Vision vom „virtuellen Architekten“.
© Beap labs Ltd.
www.archibrix.com
Unsere Onlineplattform soll aber nicht nur verworfene Ideen wieder zum Leben erwecken, sondern Architekten und Designern eine Art globales Sprungbrett bieten. Unterschiedliche Konzepte für das „perfekte Haus“ können mithilfe von archibrix für bestimmte Zielgruppen international präsentiert werden. Werden diese Entwürfe auch noch an unterschiedliche Anforderungen und Geländebeschaffenheiten angepasst, ergeben sich innovative Vermarktungsmöglichkeiten für die Planenden und deren Visionen.
dem Architekten?
präsentieren. Archibrix macht es eben möglich, Entwürfe und Konzepte auf der ganzen Welt zu präsentieren und zu realisieren, der Architekt aus Österreich kann so zum Beispiel Kunden in den USA erreichen. Noch wichtig zu erwähnen: Unsere Partnerbüros, Ziviltechniker und Ingenieure, passen die Entwürfe natürlich an die gesetzlichen und klimatischen Gegebenheiten in den jeweiligen Ländern an. Neben der potenziellen zusätzlichen Einnahmequelle sind wir auch ein digitaler Marketingkanal, auf dem Architekten ihr Portfolio präsentieren können, und zwar vor einem großen, internationalen Publikum. Im besten Fall wird der Architekt dann auch noch für Änderungsarbeiten an seinem Entwurf beauftragt.
DB: Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand. Der Architekt
4W: Und was haben die Abnehmer wie Bauherren, Immobilien
kann seine geleistete Arbeit, welche bereits verloren geglaubt war, nun doch noch zum Kauf anbieten und somit verwerten. Darüber hinaus kann er seine Vorstellungen von qualitativem Wohnraum bzw. kommerziellem Raum einem globalen Publikum
entwickler und Bauträger von archibrix?
4W: Fassen wir kurz zusammen: Welche Vorteile bietet archibrix
DB: Der Erwerber hat die Möglichkeit, sich von einer sehr großen Anzahl an Entwürfen leiten zu lassen. Auf der Platt-
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form werden Konzepte und Ideen von den kreativsten Architekten und Designern aus aller Welt zusammengetragen und präsentiert. Der wohl wichtigste Vorteil für Projektentwickler und Bauträger ist jedoch die gewonnene Zeit durch bereits verkaufsfertigeEntwürfe. Man startet die Vermarktung direkt vom Entwurf weg, mit hochwertigen Visualisierungen, verständlich aufbereiteten Verkaufsplänen und einem überzeugenden Portfolio. In der Regel lassen sich dadurch mehrere Monate an Arbeitszeit einsparen! Für den einzelnen Bauherren schließlich liegt der große Vorteil darin, aus einer Vielzahl an Optionen das perfekt passende Objekt vorgeschlagen zu bekommen. Unser Suchalgorithmus bezieht anhand von abgefragten Parametern das Grundstück wie auch die zukünftige Nutzung des Gebäudes mit ein. Und selbstverständlich sind die Kosten ein ausschlaggebendes Argument für alle Erwerber: Anstatt sechs Prozent der Bausumme an den Architekten zu bezahlen, hat man lediglich eine überschaubare Lizenzgebühr für den Entwurf zu tragen.
4W: Gibt es national oder international auch vergleichbare Onlineplattformen? Oder haben Sie mit archibrix komplettes Neuland betreten?
DB: Verschiedene Plattformen bieten den Kauf von 3D-Modellen an. Wir legen den Fokus aber auf realisierbare Entwürfe. Grundsätzlich gibt es hier bereits vergleichbare Ansätze, vor allem im angelsächsischen Raum. Diese zielen jedoch hauptsächlich auf private Bauherren ab, sprich dort dreht sich alles um Einfamilienhäuser. Was uns ganz klar von der Konkurrenz unterscheidet, ist, dass wir auf BIM setzen, um Qualitätskontrollen durchzuführen. Ansonsten wäre ein lückenloses Weiterarbeiten an den Modellen nicht gewährleistet und die Idee hinter archibrix ad absurdum geführt.
4W: Werfen wir einen kurzen Blick in die Zukunft. Wird archibrix ein klassischer Marktplatz für architektonische Entwürfe bleiben oder planen Sie Erweiterungen?
DB: Wir sind mit unserem Produkt vor Kurzem, im Oktober 4W: Nach welchen Kriterien läuft die Qualitätsprüfung der
2020, online gegangen. Im Zuge eines mehrwöchigen SoftLaunches konnten wir bereits wichtiges Feedback von über 300 interessierten Architekten aus ganz Europa sammeln und auswerten. Das große Interesse an archibrix zeigt, dass gerade in der jetzigen, auch für viele Architekten unsicheren Covid-Zeit, ein riesiger Bedarf an der Verwertung von architektonischen Entwürfen sowie an einer globalen Vermarktung von neuen Konzepten und Ideen besteht. Natürlich freuen wir uns sehr über die bisherige, positive Resonanz. Wir bleiben aber trotzdem nicht stehen! In einem anhaltenden, intensiven Austausch mit unseren Architekten und Planern arbeiten wir permanent daran, archibrix noch attraktiver für alle Beteiligten zu machen. Unsere Vision ist ein vollständig „virtueller Architekt“. Ganz wichtig ist es uns, hier zu betonen, dass wir keineswegs den realen Architekten verdrängen. möchten. Im Gegenteil, wir wollen durch unseren digitalen Service Architekten dabei unterstützen, ihre Absatzmöglichkeiten durch einen viel größeren, internationalen Markt auszuschöpfen. Einfamilienhäuser sind da nur der Anfang. Unsere Reise geht weiter in Richtung Wohngebäude mit mehreren Einheiten bis hin zu Bürogebäuden, Hotels und Ressortplanungen.
Entwürfe ab? Immerhin müssen die virtuellen Projekte ja auch umsetzbar sein.
DB: Wir setzen bei dem Prozess der Qualitätskontrolle komplett auf Technologie, die mittels BIM (Building Information Modeling, Anm.) durchgeführt werden kann. Dies bedeutet für den Architekten, dass das hochzuladende 3D-Modell immer BIMkonform ausgeführt sein muss. Dadurch haben wir die Möglichkeit, das Modell technisch und qualitativ zu analysieren. Ähnlich wie bei einer Datenbank wird direkt auf das BIM-Modell zugegriffen, um Abfragen zu erstellen. Das System trägt dazu bei, einen gleichbleibend hohen Standard für den Erwerber zu gewährleisten. Zum einen wird geprüft, ob das Modell als solches auch sauber gezeichnet wurde. Zum anderen, und das ist natürlich genauso wichtig, wird geprüft, ob alles Gezeichnete umsetzbar, also baubar ist. Wurde zum Beispiel eine Außenwand mit nur drei Zentimetern Breite gezeichnet, zeigt unser virtueller Architekt das sofort auf. Auch auf fehlende Räume im Gebäude kann hingewiesen werden. Bei einer fehlenden Toilette etwa, oder einem Wohnraum ohne Fenster, mit zu kleinen Fensterflächen und dadurch mangelnder Belichtung würde das System die Planung als überaus fragwürdig erachten und eine Warnung abgeben.
4W: Vielen Dank für das Gespräch! 68
© Iwan Baan
Sie machen Architektur, die „ein Gefühl für Gemeinschaft bei den Menschen stiften will“. Die weltweit wichtigste Architekturauszeichnung, dotiert mit 100.000 Dollar, ging in diesem Jahr an zwei Frauen: Die beiden Irinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara von Grafton Architects.
Neben Wohnhäusern und Kulturbauten zählen Bildungseinrichtungen zum Spezialgebiet von Grafton Architects. So auch der UTEC Universitätscampus von Lima, der schon 2016 mit einem RIBA International Prize ausgezeichnet wurde.
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© Federico Brunetti
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© Federico Brunetti
er weltweit renommierte Pritzker Preis, oft auch als der „Nobelpreis der Architektur“ bezeichnet, wurde im Jahr 1979 in Chicago von der Hyatt Foundation ins Leben gerufen. Auch in seiner 42. Auflage hat er noch kein bisschen von seinem internationalen Renommee eingebüßt. Vergeben wird er jedes Jahr an zeitgenössische Architektinnen und Architekten, die mit ihrer Baukunst einen bedeutenden Beitrag für Mensch und Umwelt leisten. Mit der heurigen Auszeichnung der beiden Gründerinnen von Grafton Architects konnte der Anteil an Preisträgerinnen endlich weiter vergrößert werden. Unter den bisher Ausgezeichneten
waren – abgesehen von Zaha Hadid, Kazuyo Sejimaund Carme Pigem Barceló – nur männliche Architekten, unter anderen Rem Koolhaas, Norman Foster, Peter Zumthor, das Schweizer Duo Herzog & de Meuron oder – Preisträger aus dem Vorjahr – das japanische Urgestein der Branche, Arata Isozaki. Hans Hollein hat übrigens als erster und einziger Österreicher im Jahr 1985 die begehrte Auszeichnung erhalten.
Endlich wieder „weibliche Architektur“ Die Pritzker-Jury würdigte Farrell und McNamara in der offiziellen Begründung für „ihr unablässiges Engagement für hervorragende Architektur, ihre
Eine Stadt in der Stadt: Im Jahr 2010 wurde von den beiden PritzkerPreisträgerinnen ein Gebäude der Bocconi-Universität in Mailand geplant und realisiert. Ein Paradebeispiel für die den beiden typische Verbundenheit des Gebäudes zur Umgebung.
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© Picture Plane
dafür, dass ihre Architektur zu einem Sinn für die Umgebung beiträgt – des Gebäudes, des Stadtviertels, der Stadt und des Landes. Bereits in den 1970er-Jahren haben die beiden Architektinnen ihr Büro gegründet und für ihr Schaffen – vor allem in Irland, Italien, Frankreich und Peru, im Laufe der Jahre zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Bildungsbauten. Im Jahr 2018 kuratierte Grafton Architects die Biennale in Venedig. „Wir haben uns immer bemüht, Räume für Humanismus, Handwerk und Kultur zu gestalten und dabei eine Verbindung mit jedem Ort zu schaffen, an dem wir arbeiten. Es ist daher äußerst erfreulich, dass diese Anerkennung uns, unserer Vorgangsweise und unserem bisherigen Werk verliehen wird, das wir über viele Jahre hinweg aufgebaut haben“, betont die Preisträgerin McNamara. „Dies ist auch eine wunderbare Anerkennung unseres Engagements und der Vision unserer Kunden, die uns beauftragt haben und die es uns letztlich ermöglicht haben, unsere Gebäude auch zu verwirklichen.“ verantwortungsbewusste Haltung gegenüber der Umwelt, ihre Fähigkeit, kosmopolitisch zu sein und gleichzeitig die Einzigartigkeit jedes Ortes zu würdigen“. Der Vorsitzende Stephen Breyer im Wortlaut: „Farrell und McNamara haben erfolgreich versucht, ein ernsthaftes Problem der Menschheit zu lösen: Wie bauen wir Häuser und Arbeitsorte in einer Welt, in der die Hälfteder Bevölkerung in urbanen Gegenden lebt und viele sich keinen Luxus leisten können?“ Die Antwort der Architektinnen darauf: stets einzigartige Gebäudekompositionen, die den Dialog zwischen innen und außen in der für ihr Schaffen typischen Verschmelzung öffentlicher und privater Räume und der bewussten Auswahl der Materialien aufzeigt.
Vier Jahrzehnte ganzheitliches Planen Die Schaffung neuer Räume, in einem respektvollen Umgang mit der Umwelt und der Historie des Platzes und seinem urbanen Umfald, kraftvolle Präsenz und zugleich Rücksichtnahme auf den Bestand, zeitgenössische Architektur unter Wahrung ortsspezifischer Kontexte und deren kultureller Institutionen. Dafür steht die Architektur der aktuellen Pritzker-Preisträgerinnen. Berühmt wurden die beiden Preisträgerinnen für ihre Planung der Bocconi-Universität in Mailand, wo die Gemeinschaft zwischen den Bewohnern und der pulsierenden Stadt, die sich weit über den vertikalen Campus hinaus erstreckt, gefördert wird. Geschätzt werden die irischen Planerinnen von Grafton Architects
Freundinnen und Geschäfts partnerinnen: Yvonne Farrell und Shelley McNamara zeigen in ihrer Arbeit großes Gespür für Geografie, wechselndes Klima und Natur. Ihre Gebäude „verbessern Städte, sorgen für Nachhaltigkeit und gehen lokale Bedürfnisse ein“ – so die Jury in ihrer Begründung.
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Eines der aktuellen Projekte der Architektinnen ist die London School of Economics and Political Science. Ein weiteres fulminantes Beispiel für zeitgemäßen Bildungsbau.
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