4W - Architektur, Gestaltung, Design

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WERKE

WOHNDESIGN

WIRKUNG

WANDEL


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Elefantenstarke Marken für's Wohngefühl – SYNTHESA und CAPATECT Elefantenstarke Marken für’s Wohngefühl SYNTHESA und CAPATECT

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0,003 Meter. Drei Millimeter. Das ist, bildlich gesprochen, fast so dünn wie eine Euromünze. Es ist das Aufmaß des neuen Berker R.8, und damit eines der flachsten Schalterprogramme, die heute auf dem Markt sind. Und es ist damit gleichzeitig so viel mehr.

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was zählt wirklich?

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nsere Werteskala wird durcheinandergewirbelt. Und zwar ordentlich. Dafür zeichnen mehrere Dinge verantwortlich: Klimawandel, Ressourcenverknappung, die Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter aufgeht, die Pandemie und nicht zuletzt der Krieg in Europa. Was ist uns noch wichtig, was ist uns wichtiger als je zuvor? Welche Missstände wurden infolge der noch immer aktuellen Krisen der letzten Jahre aufgedeckt und uns bewusst? Welche Werte bestimmen heute die richtungsweisende Industrie, die verschiedenen Branchen und Berufsfelder? Nach den Schwerpunkten FUTURE und CHANGE widmen wir uns in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins dem Thema VALUE. Wir werfen einen Blick auf den Wertekanon in der Architektur, Baubranche und schließlich der Gesellschaft, die in Wechselwirkung zu den Genannten steht. Was wird gefordert, was davon wird geliefert? In vielen Unternehmen sind Klima- und Umweltschutz vorgeblich zur Herzensangelegenheit geworden. Doch wie real sind die Werteveränderungen wirklich? Wir haben uns angeschaut, inwieweit das Phänomen Greenwashing in die Bauund Immobilienbranche eingedrungen ist.

„Im Mittelpunkt der Mensch“ lautet das erklärte Ziel der Wohnpsychologin Vogler-Kautz, die im großen Interview unter anderem auf die Auswirkungen der vier Wände auf die menschliche Psyche eingeht. Auch das Phänomen „New Work“ hat mit neuen Werten zu tun, die der Arbeitnehmer 4.0 einfordert und von Büroplanern und -ausstattern bekommt. Neue oder vielmehr alte Werte spielen auch bei den Textiltrends der Zukunft eine tragende Rolle: Da wird auf natürliche Fasern gesetzt, auf traditionelles Handwerk und die perfekte Symbiose aus Natur und High-End-Digitalisierung. Eine auf den ersten Blick verstaubte Bauform findet zurück auf die Reißbretter zeitgemäßer Architekten. Jürgen Radatz zeigt im Gespräch mti der 4W-Redaktion die Vorteile vom Reihenhaus im 21. Jahrhundert auf und erklärt, warum es gerade für junge, moderne Familien das ideale Domizil darstellt. Geschlossen wird unser Themenreigen sehr passend vom diesjährigen Pritzker-Preisträger, dem afrikanischen Architekten Francis Kéré, der mit seiner Nachhaltigkeits-Arbeit den Einsatz traditioneller Baustoffe und Architekturformen forciert und die Baulandschaft vor allem in seiner Heimat maßgeblich beeinflusst. Das Redaktionsteam wünscht Ihnen informative, inspirierende Stunden bei der Lektüre des aktuellen 4W. Bleiben Sie uns wohlgesonnen!

ber Veronika Ko


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Grünes Mascherl Wie nachhaltig sind Architektur und Baubranche heute? Wie ehrlich ihre Nachhaltigkeitsbemühungen? Eine ungeschönte Diagnose.

Ziegelbau Der Brick Award 2022 würdigt ein gigantisch konstruiertes Porzellanmuseum in Ostchina, das sich an der Bauweise traditioneller Brennöfen orientiert.

Auf Omas Spuren Ohrensessel – wer liebt sie nicht? Mit Leder oder Samt bespannt, die typische Chesterfield-Steppung, den passenden Fußschemel gleich dazu. Diese Designlieblinge laden nicht nur zum Lesen ein!

Farbwirkung Harmonie & Kontrast, akzentuieren oder retuschieren. Wie Farbe die Raumwirkung und die Stimmung beeinflusst, wissen Innenarchitekten zu nutzen.

Next Horizons Die Heimtextiltrends der Zukunft sollen Produktionsweisen forcieren, die im Einklang mit einer langfristig ausgerichteten Denkweise zirkulär angelegt und gestaltet werden.

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baustoffe Außergewöhnliche Materialien und Technologien. Diesmal: Ziegel aus Algen, PU-Schaum aus Baumrindenextrakt und Baumaterial aus Wolle.

Kühler Kopf Bauteilaktivierung und Aktiv­ decken sind hochtechnisierte Möglichkeiten, ressourcen­ schonend und auf den Klimawandel reagierend zu heizen und zu kühlen.

Hausreihen Der Wiener Architekt Jürgen Radatz, Profi für Städtebau, Nachverdichtung und Nachnutzung, bricht eine Lanze für das Reihenhaus des 21. Jahrhunderts.

Psychologie Die Wohn- und Architektur­ psychologie arbeitet mit dem komplexen Wechselspiel zwischen Psyche und Raum. Beatrix VoglerKauz im Interview.

pop art liebe Sofa, Garderobe, Leuchte, Stuhl, Hauptsache es knallt! Buntes und Ausgefallenes für Fans der 50er Kunstrichtung.


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Arbeitswelt 4.0 Utopie oder Realität? Denkanstöße und konkrete Ideen für Neues Arbeiten gibt es viele. Was wird von den Arbeitnehmern gefordert, was wird von den Verantwortlichen bereits umgesetzt?

Prämierte Büros Der Award Best Workspaces ist der erste internationale Architektur-Award für intelligente Arbeitswelten. Wir haben die Gewinner.

Garten im Wandel Die Klimaerwärmung verändert auch unsere Gärten. Welchen Herausforderungen, veränderten Ansprüchen, aber auch Chancen begegnen Gartenprofis dadurch heute?

Gartenluxus Modulregale mit Marmorböden, handgemachte Steintöpfe oder eine Solarlampe mit Mesh-Schirm. Diese Outdoor-Schönheiten haben es uns angetan.

ausgezeichnet Spot on – für den aktuellen PritzkerPreisträger Diébédo Francis Kéré und seinen Leitspruch: „Jeder verdient Qualität, jeder verdient Luxus!“

Impressum Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Heise RegioConcept GmbH & Co. KG Franz-Fritsch-Straße 11 A-4600 Wels Tel. 01/89 50 100 office@wohnnet.at Geschäftsführung: Ansgar Heise, Martin Kargl CvD: Harald Gregor Schaumburger Chefredaktion: Veronika Kober Redaktion: Isabella Pils, Sophia Gruber, Veronika Kober Produktionsleitung & Grafik: Mario Ewald Disposition: Hannah Zügner Lektorat: Dorrit Korger Cover: Stillfx /stock.adobe.com Druck: Druckerei Berger | A-3580 Horn Erscheinungs-/Verlagsort: A-1060 Wien Mit PROMOTION gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Einschaltungen, für deren Inhalte und Aussagen der Verlag nicht haftbar zu machen ist. Abdrucke, auch auszugsweise, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages und des Autors gestattet. Gastautoren geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.


WIRKUNG WANDEL

Ahorn, Kiefern, Birken, Buchen, Eichen, Eschen, Weidenbäume sowie diverse Gräser, Stauden und Beeren: Der City-IKEA beim Wiener Westbahnhof verfolgt mit 160 Bäumen auf Dach und Fassade einen umfassenden Begrünungsansatz und wurde damit für den Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2021 nominiert.

issionen rdhoher globaler Em ko re s ht sic ge an – al ihre „Jetzt oder nie” ein um das andere M ft ha sc irt W d un ik lit Hinbeteuern Po lösen. Bei genauerem zu e ris ak im Kl e di it, andere. Entschlossenhe das eine und tun das n ge sa e el Vi : us ra he nahme. sehen stellt sich haft ist da keine Aus sc irt nw ilie ob m Im d Die Bau- un Text: Isabella Pils

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© ZOOMVP_Querkraft

WIRKUNG

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WIRKUNG WANDEL

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(Intergovernmental Panel on Climate Change) wird einmal mehr darauf hingewiesen, dass es für die Zukunft entscheidend sein wird, wie Gebäude gebaut und betrieben werden. In Sachen Klimaschutz steht die Baubranche wie keine andere unter Zugzwang – und sie hat im Vergleich zu anderen viel aufzuholen, so Co-Autorin des IPOCC-Berichts Yamina Saheb. Sie ruft Architekten und Stadtentwickler eindringlich dazu auf, „zu überdenken, wie sie arbeiten“. Viele tun das bereits und sind sich der Schlüsselrolle, die das Bauwesen beim Klimaschutz innehat, bewusst. Die „Architects for Future“, ein Zusammenschluss von Architekten, der sich für einen nachhaltigen Wandel stark macht, fordert alle in der Bauchbranche Aktiven unter anderem dazu auf, Abriss kritisch zu hinterfragen, gesunde und klimapositive Materialien auszuwählen und kreislaufgerecht zu konstruieren. Forschungsansätze, alternative Konzepte, innovative Leuchtturmprojekte und traditionelles Wissen zu nachhaltigen Konstruktionswei-

om Kakao aus verantwortungsvollem Anbau über den recycelten Rucksack bis zur schadstofffreien Kreuzfahrt – Unternehmen schmücken ihre Produkte und Dienstleistungen dieser Tage nur allzu gern mit Attributen, die Umweltfreundlichkeit suggerieren. „Grün“, „nachhaltig“ oder „klimaneutral“ – rechtlich nicht geschützte Begriffe – gehören in PR-Abteilungen von Unternehmen mittlerweile zum guten Ton. Mit Worten und Taten („Wir pflanzen Bäume!“), bemüht man sich um ein grünes Image, obwohl oder gerade weil das eigentliche Kerngeschäft immens schädlich für Klima und Umwelt ist. Der Etikettenschwindel hat längst einen Namen: Greenwashing. Eine der klimaschädlichsten Aktivitäten des Menschen ist das Bauen. Schätzungen der UNO zufolge ist der Bausektor weltweit für rund 40 Prozent der energiebezogenen CO2-Emissionen sowie für mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs verantwortlich. Im jüngst im April 2022 veröffentlichten IPOCC-Bericht

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© BeatBrechbuehl

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Bauen, aber nicht auf Kosten der Natur: Für das „Bombasei Areal“ in Nänikon, ein Entwurf des Architekturbüros Atelier Schmidt, wurde der gesamte Lebenszyklus der Siedlung in den Blick genommen, von der Herstellung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Die drei Mehrfamilienhäuser bestehen aus Raummodulen – vorgefertigte Holzrahmen, mit Stroh gedämmt und außen mit Kalk verputzt.

gen sind für hitzegeplagte Städter ohne Zweifel schön anzusehen, sie lösen allerdings nicht das Problem, das sich hinter der Fassade verbirgt: die dringende Notwendigkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren. Laut Schubert können Gebäudebegrünungen dies nur ansatzweise leisten, weil Rankpflanzen, im Vergleich zu einem Baum vor dem Gebäude etwa, relativ wenig Kohlendioxid aufnehmen können. Weiters gibt Schubert zu bedenken: „Begrünte Flachdächer als auch Fassadenbegrünung können nur durch Bewässerung und den Einsatz synthetischer, erdölbasierter Dichtstoffe und Materialien erfolgen, die man beim ökologischen Bauen grundsätzlich zu vermeiden sucht.“ Grüne Lösungen, die weitaus mehr als den Wohlfühlfaktor zu erhöhen vermögen, gibt es bereits im Bereich der Energieeffizienz. Bauschaffende konzentrieren sich, unter anderem aufgrund von Vorgaben der Politik, seit einigen Jahren stark auf die Betriebsenergie von Gebäuden – eine begrüßenswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass der Betrieb, also Beleuchtung, Heizung und Kühlung, für etwa 28 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist. Nimmt man energieeffiziente Konzepte genauer unter die Lupe, tun sich allerdings auch hier Stolpersteine auf. Denn sie liefern häufig nicht das, was sie versprechen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der gemessene Energieverbrauch oftmals viel größer ist als der

sen gebe es zur Genüge. Einzig an durchschlagender Breitenwirkung mangle es. Peter Schubert, Gründungsmitglied von „Architects for Future Österreich“ und Architekt bei capital [ A ] architects: „Auch wenn einige Architekten ökologische Ansätze propagieren, steht die Wirtschaftlichkeit der Gebäude für die Auftraggeber im Vordergrund.“ Kosten und Flächen optimieren zu müssen und gleichzeitig ökologisch sinnvoll zu planen und zu bauen führt viele Bauschaffende offenbar in ein Riesendilemma – und mitunter zu „jeder Menge Greenwashing”, wie die deutsche Dachorganisation von „Architects for Future“ in einem Beitrag für den Zukunft Bau Kongress 2019 beanstandet.

Alles nur Fassade? So lobenswert und gut gemeint sie auch sein mögen – viele Maßnahmen, die Gebäude „klimafit“ machen sollen, verwässern das Konzept des nachhaltigen Bauens. Fassadenbegrünun-

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WANDEL

Effizient, aber auch suffizient bauen

in der Planung berechnete Energiebedarf. Eine umfangreiche britische Studie untersuchte knapp 60.000 Bildungseinrichtungen mit dem Ergebnis, dass 95 Prozent die vorhergesagte Gebäudeperformance nicht erreichen. Meist ist überhaupt nicht bekannt, wie es um den tatsächlichen Energieverbrauch eines Gebäudes bestellt ist. Christine Lemaitre, Vorstand des DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), spricht sich für ein verpflichtendes Monitoring aus, um Architekten dazu zu bringen, sich auch nach seiner Fertigstellung mit dem Gebäude bzw. den erreichten Kennwerten zu beschäftigen: Was ist aus dem Bauprojekt geworden? Wie sieht die Ökobilanz aus? Aber auch: Wie geht es den Menschen, die darin leben? Die Lebenszyklusbetrachtung eines Gebäudes würde die „Kultur der Intransparenz“ beenden und eine Fehlerkultur etablieren – Schwachstellen könnten erkannt und systematisch verbessert werden, so Lemaitre. Ohne Monitoring werden Gebäude mit mitunter komplexer Haustechnik sich selbst bzw. den Nutzern überlassen. In vielen Fällen muss man davon ausgehen, dass sie mehr Energie verbrauchen als erforderlich – und ihnen lediglich ein gefälschtes grünes Ticket ausgestellt wurde.

Der Architekt Werner Sobek bezeichnet den Eifer bei der Effizienzoptimierung von Gebäuden in einer Expertendiskussion zum Thema „Nachhaltigkeit am Bau – Greenwashing oder Fortschritt?“ gar als eine „Verirrung“. Es sei kein Energie-, sondern vielmehr ein Emissionsproblem, das es zu bewältigen gelte. Denn ein Gebäude verursacht bereits gewaltige Emissionen, bevor es überhaupt jemand nutzt. Bewertungen darüber, wie sich das Vorund Nachleben des Gebäudes auf Umwelt und Klima auswirken, fließen in die Planungen von Architekten aber kaum bis gar nicht ein. Um möglichst klimafreundliche Entscheidungen zu treffen, bedürfe es einer Lebenszyklusanalyse, die nicht nur die Nutzungseigenschaften eines Gebäudes in den Blick nimmt, sondern auch die sogenannte „graue Energie“, die es freisetzt: beim Abbauen, Abholzen, Schleifen, Fräsen, Schmelzen, Verbrennen, Transportieren, Graben, Abreißen, Rückbauen und allen weiteren Vorgängen im Zuge eines Bauprozesses. Bestimmte Baustoffe schneiden in diesem Zusammenhang denkbar schlecht ab. Besonders in Verruf geraten ist Beton: Die dazugehörige Zementherstellung verursacht viermal so viel CO2 wie der gesamte internationale Flugverkehr. Als

Inspiriert von der arabischen Lehmarchitektur lieferte der österreichische Pavillon auf der EXPO 2020 in Dubai einen interessanten Ansatz. Ausstellungsprojekte wie diese können nachhaltiges Bauen beflügeln – häufig haben sie allerdings nur symbolischen Charakter.

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© Expo Austriaquerkraft-bagienski, Kieran Fraser Landscape Design

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gen treiben da und dort einstweilen noch gar wundersame Blüten: So präsentierte der Baumaschinenhersteller Liebherr 2020 einen vollelektrischen Betonmischer – um große Betonmengen „leise und ohne Abgasemissionen“ auf die Baustelle transportieren zu können. Auf den ersten Blick innovativ, auf den zweiten ein Ausdruck für die allgemeine Orientierungslosigkeit im Bauwesen. Man produziert Einzellösungen, anstatt ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategien zu verfolgen, und tritt damit auf der Stelle.

massenhaft produziertes Industrieprodukt ist er aber immer noch billiger als regionale, nachwachsende Baustoffe kleiner Lieferanten. Eine CO2-Bepreisung, die den tatsächlichen Folgekosten durch die Emissionen bei der Materialproduktion entspräche, könnte das ändern. Beton würde merklich teurer, Materialien, die weniger Treibhausgase emittieren, würden entsprechend wettbewerbsfähiger. Wirtschaftlichkeit ist das eine. Es gibt aber auch andere Gründe, warum Naturmaterialien und Co. ausgebremst werden, darunter das sogenannte „Deep Greenwash“. Damit ist eine Greenwashing-Methode gemeint, mit der Unternehmen versuchen, durch Lobbyismus auf politische Entscheidungsträger einzuwirken. Peter Schubert: „Als Architekt hat man heute mit Tausenden Bauprodukten zu tun. Es gibt einflussreiche Lobbys, insbesondere weltweit agierende Hersteller energieintensiver mineralischer Baustoffe, welche nicht nur baupolitische, sondern auch bildungspolitische Einflussnahme betreiben – ökologisches Bauen, insbesondere mit Naturmaterialen, wird kaum unterrichtet.“ Es ist also nichts Geringeres als ein Paradigmenwechsel, den die Bauwirtschaft vollziehen muss, will sie ernsthaft dazu beitragen, der Menschheit ihre Zukunft zu sichern. Um nachhaltiges Bauen zu etablieren, um wirklich neue Wege zu beschreiten und nicht nur den Anschein dessen zu erwecken, muss gemeinsam und interdisziplinär gearbeitet werden. Vom Baustoffhersteller über den Architekten bis zum Investor. Bestehende Zielkonflikte, die sich naturgemäß aufgrund der großen Anzahl an verschiedenen Sektoren in der Bauwelt ergeben, müssen aufgelöst werden. Nachhaltigkeitsbemühun-

Ist Nicht-Bauen das eigentlich Nachhaltige? Einen großen Satz nach vorne würde man zweifelsohne mit dem konsequenten Einsatz ökologischer Baustoffe machen. Mit einer Materialwende allein ist der Königsweg zur Klimaneutralität aber noch nicht gefunden. Entscheidend wird auch sein, ob und wie der Bestand genutzt wird. Beispiele wie die medial teils viel kritisierten Abrisse von Gründerzeithäusern in Wien, an deren Stelle Neubauten in konventioneller Bauweise entstehen, drängen den Eindruck auf: Wo ein Wille, da ein Abriss. Das muss sich ändern, fordert unter anderem die Organisation „Architects for Future“. Auf die gesamte Ökobilanz verweisend mahnen Kritiker, dass eine energetische Sanierung selbst dem energieeffizientesten Neubau vorzuziehen sei, denn die graue Energie, die in jedem Abrissobjekt stecke, sei unwiederbringlich verloren. Der tonnenweise, oft schadstoffhaltige Schutt, der beim großflächigen Kahlschlag anfällt, hingegen, der bleibt – im Zusammenhang mit dem Bauen ein weiteres Umweltproblem,

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das bislang nur zu gern unter den Teppich gekehrt wird. Sorten­ reines Trennen, Wiederverwenden von modularen Bauteilen und hochwertiges Recycling anstatt Downcycling wären wichtige Maßnahmen im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Von einer solchen ist man jedoch noch weit entfernt – in der klima:aktivGebäudebewertung des österreichischen Klimaschutzministeriums etwa ist sie noch kein wesentliches Kriterium. Dass das Abreißen und neu Bauen im großen Stil keine zukunftsfähige Lösung ist, zeigen auch aktuelle Zahlen: Rund 80 Prozent der Gebäude, die im Jahr 2050 genutzt werden, existieren heute bereits. Der Weg hin zu einem möglichst klimaschonenden Gebäudebestand kann wohl kaum darüber führen, sie alle dem Boden gleichzumachen, um sie anschließend mit Photovoltaikanlage am Dach und Wärmepumpe wieder zu errichten.

weit verbreitet war, und erst in jüngster Vergangenheit mithilfe erheblicher Förderungen für Konsumenten wieder attraktiv wurde. Ähnliches sollte laut Schubert auch in der Bauwirtschaft umgesetzt werden: Bauweisen, die CO2 reduzieren, eliminieren oder gar absorbieren, sollten entsprechend gefördert werden, der Betrieb von nachhaltigen Gebäuden sollte steuerbegünstigt sein – denkbar wäre etwa eine MwSt.-Befreiung der Miete. Die Einnahmen der CO2-Bepreisung von Baustoffen und Gebäuden mit hohen Emissionen sollten zweckgewidmet werden und vermeintlich teureren ökologischen Bauweisen mit entsprechend hochwertigen, natürlichen oder naturnahen Baumaterialien („nature based solutions“) und Energiekonzepten zugeführt werden. „CO2-Reduktion sollte als technischer Wert oberste Priorität haben, denn sie ist einfach messbar und nachvollziehbar“, so Schubert. Das würde zudem Greenwashing verhindern, weil es schwieriger würde, die Klimaschädlichkeit von Rohstoffen und Bauweisen zu verschleiern.

„… niemals bloß als Mittel“ Greenwashing ist ein Bremsklotz, der echte Innovation ver­hindert und das Bild verzerrt. Denn wie soll zwischen einem Unternehmen,­ das auf reine Imagepolitur abzielt, und einem, welches ehrlichen Umwelt- und Klimaschutz betreibt, unterschieden werden? Mit einer „Charta gegen Greenwashing“, im Herbst letzten Jahres veröffentlicht, will die IG Lebenszyklus Bau dem grünen Etikettenschwindel entgegentreten. Die Charta enthält zehn Prinzipien, die dabei helfen sollen, die „reale Nachhaltigkeit“ eines Geschäftsmodells einzuschätzen. Oberstes Prinzip: Umweltschutz und Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind Selbstzweck und nicht Hebel für andere, etwa betriebswirtschaftliche Zielsetzungen. Ein Architekturbüro, das sich zwar als CO2-neutral zertifizierten lässt, aber stets die günstigsten am Markt verfügbaren Baumaterialien auswählt und infolge auch schlechtere Umweltwerte, längere Transportwege oder Abholzung in Kauf nimmt, würde seine Leistungen demnach bloß schönfärben. Die Zertifizierung dient hier vorrangig dazu, die eigene Marktposition zu verbessern, ganz nach dem Motto: „Nichts für die Umwelt, alles fürs Geschäft.“ Damit Nachhaltigkeit nicht zum reinen Marketingelement verkommt und eine echte Bauwende gelingen kann, braucht es zukünftig mehr Transparenz. Für Peter Schubert von „Architects for Future Österreich“ sind regulatorische Vorgaben in dieser Hinsicht essenziell. Er fordert, dass der Gesetzgeber und die öffentliche Hand übergeordnete gesellschaftliche Ziele wie den Klimaschutz wirtschaftlichen Interessen vorziehen. Insbesondere dann, wenn die öffentliche Hand selbst als Bauherr auftrete oder, etwa bei Bauförderungen, auch als Geldgeber fungiere. Schubert zieht Parallelen zur Elektromobilität, die bis zum Ersten Weltkrieg recht

Großbaustelle Nachhaltigkeit Einen gehörigen Anstoß in Richtung Nachhaltigkeit bekam die Immobilienwirtschaft dieses Jahr von der EU: Mit der EU-Taxonomie­verordnung, die unter anderem definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten, wird es mit Lippenbekenntnissen nicht mehr getan sein. Wer sich künftig als „grün“ oder „nachhaltig“ bezeichnen will, muss sich an verbindliche Kriterien und Klassifikationen halten. Experten gehen davon aus, dass kapitalmarktorientierte Unternehmen, deren Projekte nicht ESG-konform sind, also nicht die von der EU vorgegebenen ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien erfüllen, nicht länger am Markt bestehen können, weil sie für Investoren uninteressant werden. Läutet die EU damit das Ende von überzogenen bis falschen Nachhaltigkeitsversprechungen ein? Man darf hoffen. Es ist jedenfalls ein richtiges Signal der Politik: Greenwashing zahlt sich nicht aus, Nachhaltigkeit umso mehr. Regulatoren, die Finanzströme gegen Nachhaltigkeit lenken, können eine gewaltige Hebelwirkung ausüben – auf die gesamte Bau- und Immobilienwirtschaft. Sollen die Klimaziele bis 2030 erreicht werden und – vielmehr noch – soll der Menschheit ein Überleben auf dieser Erde gesichert werden, muss die Branche ihr großes Transformationspotenzial ausschöpfen. Dazu gehört, sich das bereits umfassende Wissen über nachhaltiges Bauen endlich zunutze zu machen und gleichzeitig echte grüne Innovationen mit der nötigen Ernsthaftigkeit voranzutreiben. Bauen für eine bessere Welt. Ohne Öko-Schmäh.

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365 Tage gut betreut Ob Grünanlagen anlegen und betreuen, Reinigen, Schneeräumen oder Flachdach-Kontrolle: Die Hausbetreuer, Reinigungs-Kräfte, Gärtner, Winterdienstleister, Dachflächen- und Spielplatz-Kontrollore des Maschinenring sind ganzjährig für Unternehmen, Immobilienverwaltungen oder Bauträger im Einsatz. Ansprechende Grünflächen

Sicher fahren, stehen, gehen

Nicht nur Gebäude, auch die umliegenden Flächen müssen ihre Funktion erfüllen. Das nachhaltige Firmengebäude mit Schotterwüste davor? Kaum mehr vorstellbar. Daher plant und errichtet der Maschinenring die Grünflächen passend zum Bau: Etwa Humusierung, 10.000m2 Begrünung, Bepflanzung sowie Zaunbau für die Lebenswelt Aigen in der Salzburger Olivierstraße oder 28.000 frisch gesetzte Sommer-Blüher für die Therme Bad Schallerbach. Für das Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna wurden Bäume, Stauden und 9.000 Blumenzwiebel als grüne Klimaanlage gepflanzt. Auch die Betreuung der Außenflächen übernimmt der Maschinenring komplett: Rasen mähen, Hecken schneiden, Unkraut manuell oder mittels Heißschaum entfernen, Laub abtransportieren, Bäume kontrollieren, pflegen, fällen, pflanzen. Grüne Dachflächen legen die Profis vom Land ebenso an, zusätzlich führen sie die FlachdachInspektion gemäß ÖNORM B 3691 durch. Die Spielplatz-Inspektion nach ÖNÖRM EN 1176 übernimmt der Maschinenring gleichfalls.

Auch Parkflächen und Müllplätze kontrollieren die Arbeiter des Maschinenring, im Winter räumen sie Schnee und bringen Streumittel aus, im Frühjahr übernehmen sie die Kehrung. Beispielsweise beauftragte der Klagenfurter Technologiestandort Lakeside Science & Technology Park – neben der Grünraumpflege – auch Wartungsarbeiten, die Betreuung der Retensionsbecken und der Parkflächen. Für das FMZ Radenthein in Kärnten übernimmt der Maschinenring gleich das gesamte Facility Management, kontrolliert den Außenbereich hinsichtlich Müll, Laub oder kaputter Beleuchtung und führt die Fassadenreinigung durch. Kleine Schäden werden gleich behoben, bei Bedarf werden Heizungstechniker, Dachdecker, Spengler oder Elektriker organisiert. Sämtliche Gas-, Wasser- und Stromzähler lesen Maschinenring Mitarbeiter ebenfalls ab. Die Daten werden an die Hausverwaltung nach Tirol weitergeleitet. www.maschinenring.at

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ie sind die verbesserte Version des traditionellen Lehmziegels und überzeugen durch mehr Nachhaltigkeit und weniger Energieverbrauch – sowohl in ihrem Produktionsprozess als auch bei ihrer Verwendung als Baumaterial. Die Rede ist von Ziegeln aus Wolle. Diese Ziegel bestehen aus Lehm, einem natürlichen Polymer, erzeugt aus Meeresalgen, und eben Schafwolle. Carmen Galán und Carlos Rivera, eine Forscherin aus Schottland und ihr spanischer

Kollege, forschen an den architektonischen Fakultäten der Universitäten im spanischen Sevilla und britischen Strathclyd, und entwickelten hier einen Ziegel, der um ganze 37 Prozent kältebeständiger ist als seine konventionellen Pendants aus ungebrannter, stabilisierter Erde: „Wir wollten einen Ziegel herstellen, der – verstärkt mit Wolle – einen Verbundwerkstoff ergibt. Dieser sollte am Ende nachhaltiger und ungiftiger sein, für seine Produktion sollten ausschließlich regional vorkommende

CO2-frei bauen mit Algen

Materialien eingesetzt werden und dieser Verbundwerkstoff sollte die Festigkeit der Ziegel mechanisch verbessern.“ Das Ergebnis überzeugt international. Die Wollziegel erfüllen nicht nur die von den Wissenschaftlern festgelegten Kriterien, sie können darüber hinaus ganz ohne Brennen hergestellt werden. Das bedeutet nicht nur eine raschere Produktion, sondern im Vergleich zu herkömmlich gebrannten Blöcken auch eine enorme Energieeinsparung bei der Herstellung.

© MuhammadFadhli /Adobe Stock

Die PUAlternative


© Thomas Sepperer / FH Salzburg

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n Kooperation mit der FH Salzburg (Campus Kuchl) arbeitet Alba tooling & engineering an einem natürlichen Industrieschaum auf Basis von Tanninen, einem sekundären Pflanzenstoff, der aus der Rinde heimischer Bäume gewonnen wird. In einem speziellen Verfahren wird das Tannin aufgeschäumt und zu einem hochporösen Schaum, der nicht brennbar, äußerst belastbar, zu 100 % recyclebar ist und über sehr gute thermische Eigenschaften verfügt. Um Tannin in großen Mengen industriell zu nutzen und Schäume mit immer

gleichen Eigenschaften herzustellen, muss es nach der Extraktion aus dem Holz gereinigt und seine phenolischen Bestandteile von dem enthaltenen Zucker und anderen Verunreinigungen getrennt werden. Aktuell wird der Tanninschaum durch neue Produktionstechniken feinporiger und druckfest, was den Einsatz nicht mehr nur als Dämmung, sondern auch als Schaum für den Form- oder Modellbau möglich macht und seine weitere Verarbeitung an allen gängigen Tischlereima-

schinen ermöglicht. Andererseits sehen die Forscher auch eine Möglichkeit, in der Landwirtschaft zu einer CO2-Reduktion beizutragen. Tannin verfügt über die Fähigkeit Ammoniak und anderer Schadstoffe zu binden. Wird er vor der Feldausbringung der Gülle zugegeben, wird die Abgabe von Treibhausgasen signifikant reduziert.

Weitere Infos unter: www.fh-salzburg.ac.at/fhs/aktuelles/news/ mit-rinde-zur-klimaverbesserung

© undplac.exposure.co/sea-change

Ziegel aus Wolle

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is zu einer Million Tonnen Braunalgen werden jedes Jahr an den Küsten Mexikos angeschwemmt. Sie bedrohen Küsten und Strände, vertreiben Touristen und gefährden durch ihr Verfaulen die Biodiversität im Wasser und an Land. Seit jeher müssen die angeschwemmten Algen händisch vom Strand geräumt werden, noch bevor sie verrotten und Schadstoffe freisetzen. Omar Vazquez, Gärtner in Puerto Morelos, Mexiko, hat eine Methode

entwickelt, die an den Strand gespülten Braunalgen in einen neuen Baustoff zu verwandeln. Der Algenziegel Sargablock besteht aus 40 % Braunalgen und 60 % anderem organischen Material. Die Algen werden in mehreren Durchgängen von Feuchtigkeit und Müll befreit und so lange getrocknet, bis sie eine Art „organischen“ Klebstoff produzieren und zu einer harten, resistenten Masse werden. Dann wird mit den Füßen das Material mit

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Kompost vermischt. Eine Tonne Braunalgen benötigt Omar Vazques für ein Haus. Besonders wichtig ist dabei die Verarbeitung der Algen, damit sie später keine Schadstoffe mehr absondern. Mit Sargablock entsteht ein preisgünstiger und regionaler Ziegelstein, der stabile Gebäude mit angenehmem Raumklima ermöglicht und die vorwiegend aus Holz bestehenden Häuser in der Gegend ersetzen soll. sargablock.com.mx


© BUWOG / infinityeleven

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Nachhaltiges Bauen Das Projekt „Kennedy Garden“ in Wien zeigt, wie Stadtplanung immer sensibler auf den Klimawandel reagiert. Einen entscheidenden Beitrag leistet dabei der Schöck Isokorb® als tragendes Wärmedämmelement.

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m 14. Wiener Bezirk Penzing realisiert die BUWOG seit September 2020 den „Kennedy Garden“, ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges und zeitgemäßes Wohnen. Sechs architektonisch individuell gestaltete Baukörper verteilen sich über das Gelände und bieten Raum für 512 Wohnungen. Charakteristisch für das neue Wohnviertel sind eine durchgrünte Parklandschaft und private Freiflächen für die Bewohner. „Der urbane Raum leidet zunehmend unter dem Klimawandel. Die Erwärmung zu bremsen und Belastungen für die Bewohner:innen zu verringern, ist auch Aufgabe der Bauwirtschaft“, sagt BUWOG-Geschäftsführer Andreas Holler. „Mit dem Projekt Kennedy Garden zeigen wir, dass sich nachhaltige Wohnqualität gemeinsam mit städtebaulichen Zielen umsetzen lässt. Das Greenpass-Zertifikat in Silber bestätigt das.“

Schöck Isokorb® reduziert Wärmebrücken Teil der ganzheitlich energieeffizienten Fassade im ersten Bauabschnitt im „Kennedy Garden“ ist der Schöck Isokorb®. Am zentralen Baukörper mit H-förmigem Grundriss namens „Magnolia“ sichert das tragende Wärmedämmelement den bauphysikalischen Anschluss der Wandscheiben inklusive der unterschiedlich angeordneten Balkone und Loggien und trägt damit zum nachhaltigen Bauen bei. Denn ohne fachgerechte

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Dämmung würden die zahlreichen Auskragungen wie Kühlrippen wirken, die Heizkosten in die Höhe treiben und die Klimaverträglichkeit des Gebäudes senken. Außerdem führen ausgekühlte Decken und Wände zu einem erhöhten Schimmelrisiko. Das mindert nicht nur die Wohnqualität, sondern gefährdet neben der Gesundheit der Bewohner auch die Bausubstanz und den Wertbestand. Vordefinierte Anschlüsse im Fertigteil, teils hohe Lasten und verschiedene Einbausituationen verlangten eine individuelle Auslegung der wandtragenden Wärmedämmelemente. Entsprechend fertigte Schöck sie als Sonderbauteile. Standardelemente für Balkonanschlüsse wurden zur Verformungsbegrenzung sowie bei punktuellen Lastspitzen im Eckbereich und in Bereichen mit großen Spannweiten ergänzt. Jernej Standeker, Leiter der Anwendungstechnik von Schöck in Wien: „Wir unterstützen mit unseren Produkten wirtschaftliches Bauen und Energieeinsparung. Kennedy Garden ist ein ganzheitlich klimasensibles Projekt – ohne Abstriche bei der architektonischen Attraktivität. Das passt perfekt zu unserer Vorstellung von Nachhaltigkeit.“ Die Fertigstellung des „Kennedy Garden“ ist zum Frühjahr 2023 geplant. Auch in vielen weiteren Gebäuden wird der Schöck Isokorb® dabei eine tragende Rolle übernehmen. www.schoeck.com/de-at/isokorb

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Wir schließen die letzte große Wärmebrücke.

SCONNEX® REDUZIERT DEN ENERGIEVERLUST AN WAND UND STÜTZE. Das innovative Produktprogramm meistert bisher ungelöste Herausforderungen beim energieeffizienten Bauen. Schöck Sconnex® setzt auf bewährte Technologie, reduziert vertikale Wärmebrücken und erhöht gleichzeitig den Gestaltungsfreiraum sowie die Wirtschaftlichkeit. www.schoeck.com

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WERKE

Ziegel-Architektur

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ie Stadt Jingdezhen hat eine bedeutende Geschichte in der Porzellanherstellung. Neben den Ruinen des kaiserlichen Brennofens aus der Ming-Dynastie wurde vom Studio Zhu Pei das Imperial Kiln Museum geplant. Acht parabolische Ziegelgewölbe bilden den Museumsbau, der zwei ebenerdige und fünf unterirdische Ausstellungssäle zählt. Die Zigarrenform der Gewölbe, die alle eine etwas unterschiedliche Höhe, Länge und Krümmung haben, ist von der traditionellen Form der Brennöfen abgeleitet. Leicht gegeneinander verdreht sind sie alle in Nord-Süd-Richtung nebeneinander auf dem Grundstück angeordnet. Dazwischen liegen Höfe, die Tageslicht in das Untergeschoß leiten. Im Obergeschoß fällt Licht durch die offenen oder verglasten Gewölbeenden, aber auch durch horizontale Lichtschlitze über dem Boden sowie durch Schlitze an den Wänden. Hinzu kommen Oberlichter, die den Rauchlöchern in Brennöfen ähneln. Ein gigantisch konstruiertes Porzellanmuseum mit Bezug zur traditionellen Bauweise und ein würdiger Gewinner!

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Die Konstruktion des Museums nimmt klar Bezug auf die Porzellangeschichte der Stadt. Die Gewölbe bestehen aus zweischaligen Ziegelwänden, die auf traditionelle Weise errichtet und dann mit Beton ausgegossen wurden. Die 2,8 Millionen verwendeten Ziegel sind eine Mischung aus neuen und alten Steinen, die beim Abriss von Brennöfen übrig geblieben sind.

© Schranimage, Studio Zhu Pei

Beim Brick Award 2022 in der geht das Jingdezhen Imperial Kiln Museum in China als Gewinner des Grand Prize und der Kategorie „Sharing public spaces“ hervor. Der Preis wird von der Wienerberger Holding jährlich biennal vergeben. Text: Veronika Kober



WIRKUNG

Heizen Kühlen Wohlfühlen Aktivdecken & ihre Funktion Ressourcenknappheit, CO2-Belastung, wachsender Energiehunger: Die Gesellschaft muss ihre Gewohnheiten ändern, um diese Erde lebenswert zu erhalten. Einen maßgeblichen Beitrag zum Klimaschutz kann das Baugewerbe leisten. Gerade beim Heizen und Kühlen stehen die Zeichen auf Veränderung. Wir haben uns mit dem Produktmanagement von KE KELIT über die Möglichkeiten der Bauteilaktivierung und Aktivdecken unterhalten. Interview: Veronika Kober 4W: Immer öfter passiert Heizen und Kühlen nicht mehr vom Boden oder den Wänden aus – die Systeme wandern in die Decke. Welche Möglichkeiten der Deckenaktivierung gibt es?

men die Rohre erst nach Fertigstellung des Gebäudes in eine abgehängte Decke.

4W: Was macht das Heizen von oben „besser“ als das Heizen von unten?

KE KELIT: Grundsätzlich lassen sich zwei Arten der Deckenkühlung bzw. -heizung unterscheiden. Bei der Bauteilaktivierung werden Heiz- bzw. Kühlrohre bereits beim Bau in die Decken eingelegt, für ein Aktivdecken-System kom-

KE KELIT: Eine Fußbodenheizung erwärmt durch Konvektion in erster Linie die Luft – die Oberflächen bleiben immer kühler als die Heizungsluft. Im Gegensatz dazu erwärmt die Deckenheizung durch den rei-

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nen Strahlungsaustausch die Oberflächen, also Decke, Wand, Boden und Möbel. Diese Bauteile werden wärmer, als die Luft im Raum. Und je wärmer eine Oberfläche, desto mehr Wärme strahlt sie auch wieder ab. Man könnte also sagen, dass die Wärmestrahlung der Deckenheizung jede Oberfläche des Raumes in eine sanft temperierte Flächenheizung verwandelt. Die Luft bleibt dabei angenehm frisch und wird nicht überhitzt. Ein besonders behagliches Raumklima ist die Folge.


Der Campus der Wirtschaftsuni Wien besticht nicht nur durch seine mehrfach ausgezeichnete Architektur, sondern auch durch den Einsatz zukunftsweisender Bautechnik. Der größte Teil der Gebäudeklimatisierung wurde mit CLIMATEFIX Aktivdecken von KE KELIT realisiert.

4W: Das Prinzip des Kühlens von oben ist

KE KELIT: Metalldeckensegel sind groß-

nicht so neu – immerhin arbeiten die meisten Klimaanlagen und Ventilatoren von der Decke aus. Was sind die Vorteile einer Kühldecke gegenüber traditionellen Systemen?

formatige kastenförmige, etwa 5 cm hohe Hohlkörper, die von der Decke abgehängt werden. In diese Hohlkörper werden Rohre und Wärmeleiteinrichtungen eingelegt, und die erwärmen oder kühlen die Metallsegel. Durch diese großflächigen warmen oder kühlen Deckensegel können Räume angenehm temperiert werden. Ein weiterer Vorteil ist die akustische Aktivierung der Segel, die zugleich Schallabsorptionsflächen sind.

KE KELIT: Für die Sanierung empfehle ich ein abgehängtes Aktivdeckensystem mit Gipsplatten. Dabei wird von der bestehenden Decke eine abgehängte Trockenbaudecke aus Gips installiert. In ihre Unterkonstruktion werden unsere KCG3 Elemente integriert. Die Aufbauhöhe beträgt etwa 6 bis 8 cm. Der bauliche Aufwand ist sehr gering, da kein Estrich oder Wandputz notwendig ist.

4W: Aktivdecke ist nicht gleich Aktiv-

4W: Wie schaut es bei der Nachfrage aus:

decke. Welche Möglichkeiten der optischen Gestaltung gibt es?

Sind Bauteilaktivierung und Aktivdecken eher ein Thema für öffentliche Gebäude und Büros, oder spielen diese Systeme auch im privaten Bereich eine Rolle?

KE KELIT: Das ist schnell erklärt: Eine Kühldecke macht keinen Lärm und keine Zugluft, sie muss auch nicht gewartet werden. Dank der geringen Luftbewegung gibt es weniger Staubaufwirbelung im Raum und der Energieverbrauch ist deutlich geringer, da die Wassertemperaturen in den Röhren höher sind. 4W: Kommen wir noch einmal zur Bauteilaktivierung. Was sind die Vorteile für den Nutzer, wenn Beton als Speichermasse eingesetzt wird?

KE KELIT: Bei der Bauteilaktivierung gibt es unterschiedliche Varianten der Rohrverlegung. In jedem Fall wird aber Beton als Speichermasse verwendet. Je tiefer das Rohr in der Betondecke liegt, desto träger wird das Regelverhalten der Bauteilaktivierung. Bei den modernen Systemen befindet sich das Rohr ganz nahe an der Oberfläche, was eine punktgenaue Regelung mittels Raumthermostat ermöglicht.

KE KELIT: Aktivdecken werden aus Gips oder Metall konstruiert. Bei der Farbgestaltung bieten sich unendlich viele Möglichkeiten. Für die Akustikperforation kann zwischen kleinen und großen, runden und quadratischen Löchern gewählt werden.

Welche Lösung empfehlen Sie und wie groß ist der bauliche Aufwand?

KE KELIT: Beide Systeme sind universell einsetzbar und von gleicher Effizienz. Im privaten Bereich wird jedoch meist auf die oberflächennahe Bauteilaktivierung gesetzt, weil diese im Vergleich günstiger ist.

4W: Nehmen wir an, ich möchte vom Heizkörper zur Heizdecke wechseln.

4W: Vielen Dank für das Gespräch! © KE KELIT

© Fischbauer Marcel

WIRKUNG

4W: Wir werden diese Energiesysteme gesteuert?

KE KELIT: Mittels Einzelraumregelung. In jedem Raum befindet sich ein Thermostat, mit dem sich die gewünschte Raumtemperatur einstellen lässt. Da es keine Ventilatoren oder beweglichen Teile gibt, gibt es auch keine Geräusche.

4W: Ein interessanter Trend sind die sogenannten Metalldeckensegel. Erzählen Sie uns kurz mehr dazu.

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WOHNDESIGN

Gemütlich Ja, Tom Tailor kann auch Möbel. Der Retro-Ohrensessel Cozy kommt mit einem traumhaften Samtbezug in angesagter Vintage-Optik daher, die klassische Knöpfung und Kedernaht lassen ihn in der Bibliothek genauso gut aussehen wie im Schlafzimmer. Seine auffälligen Holzfüße gibt es wahlweise wengefarben, nussbaumfarben oder in Buche natur. Breite 80, Tiefe 88, Höhe 115 cm.

Ikonisch Beim Design von Sebastian Herkner für Rolf Benz hält das Gefühl, was die Optik verspricht. Die weichen Radien sind der visuelle Vorgeschmack auf eine extrem softe, legere Polsterung. Stilgebend sind die gewählten Füße: aufwendig gefräste, massive Eiche natur, Eiche schwarz gebeizt oder Nussbaum amerikanisch. Oder die filigrane Variante in Stahl, Verkehrsschwarz, Umbragrau oder Marrone metallic. Höhe 112, Breite 82, Sitztiefe 56 cm, Hocker und Nierenkissen optional

Cozy von TOM TAILOR ab 780 Euro

RolfBenz 594 ab 1900 Euro

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Kontrastreich

WOHNDESIGN

Leya, das ist ein geradliniges, klares, straffes Design einerseits und eine weiche, fast sinnliche Umarmung für den Sitzenden andererseits. Der Wingback Chair von ‘HoffmannKahleyssDesign‘ für Freifrau wird individuell nach Kundenwunsch tapeziert – besonders beliebt ist die lederne Chesterfield-Variante. 1030 Höhe, 710 cm Breite, Gestell aus Holz oder Draht. Leya Wingback Ohrensessel Preis variiert je nach Bespannung

Klassisch Kubrick ist dem typischen 1960er-Wingchair-Design nachempfunden und verkörpert mit seinen geschwungenen Lehnen und den schrägen Beinen den Archetypus des Ohrensessels. Höhe 105, Sitztiefe 90, Breite 91 cm. Der Bezug ist aus Polyester und in vielen Retrofarben zu haben. Kubrick Wing Back Chair ab 570 Euro

Geborgen Die Sitzgelegenheiten aus der Serie Fuuga von Bolia sind allesamt umwerfend. Aber der Nesting Chair von Busetti Garuti Redaelli hat es uns ganz besonders angetan. Mit seiner extra hohen Lehne (135 cm) und dem integrierten Abstelltischchen wird er zum echten Rückzugsort. Fuuga Chair von Bolia ab 2834 Euro

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© Lichtbildkultur Martin Schlager

WERKE

© Thomas Wunderlich

Zur Person Seit einigen Jahren beschäftigt sich Jürgen Radatz intensiv mit den Themen Städtebau, Ökologie, Denkmalschutz und der Nachnutzung von Altbauten. Radatz ist Mitglied bei „Bauten in Not“ und „Docomomo Austria“ – NGOs, bei denen Schutz, Erhalt und respektvoller Umgang mit Baukultur im Mittelpunkt stehen. Wichtig war für ihn besonders die Mitarbeit bei Anton Schweighofer und später bei Roland Rainer. Beide Architekten vertraten ein humanistisches Weltbild.

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WERKE

Das Reihenhaus im 21. Jahrhundert Langweilig und bieder war vorgestern! Längst hat das Reihenhaus sein eingestaubtes Image abgelegt. Architekt Jürgen Radatz erklärt die zahlreichen Vorteile dieser etablierten Bauform und warum künftig vermehrt auf das Reihenhaus gesetzt werden sollte. Interview: Sophia Gruber 4W: In Wien-Essling haben Sie neun Reihenhäuser geplant. Was waren die besonderen Anforderungen und wie sind Sie bei der Planung vorgegangen?

Jürgen Radatz: Der Eigentümer zweier Liegenschaften in der Schlachthammerstraße, die ARE Development GmbH, hat einen Wettbewerb ausgelobt, den ich mit meinem Beitrag gewinnen konnte. Die Reihenhäuser wurden vom Bauherrn explizit gewünscht, was ich sehr begrüßt habe, da ich überzeugt bin, dass diese Bauform in Wien viel zu wenig angeboten wird. Gerade in der Pandemie haben viele Stadtbewohner erkannt, welche Qualitäten ein Haus mit eigenem Garten bietet. Vor allem junge Familien mit Kindern ziehen in den „Speckgürtel“ von Wien, da der Geschoßwohnungsbau oder gar Wohnhochhäuser ihre Bedürfnisse in

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keiner Weise befriedigen. Der daraus resultierende Pendlerverkehr bringt für die ganze Ostregion Abgase, Stau und, speziell für Wien, einen massiven steuerlichen Verlust. Die Verkehrsbelastung und die dramatische Zersiedelung ganzer Regionen könnten drastisch reduziert werden, wenn man auch in Wien leistbare Alternativen in Form von kompakten Reihenhäusern mit Garten anbieten würde.

4W: Können Sie Eckdaten zu diesem ­Projekt in Essling nennen?

JR: Aufgrund von baurechtlichen Bestimmungen wurden die neun Reihenhäuser auf zwei Bauteile aufgeteilt. Zwischen den Wohnhäusern befindet sich ein ebenerdiges Nebengebäude mit Fahrrad- und Heizraum. Die Häuser liegen parallel zur


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Raphael-Donner-Allee. Zur Straße hin liegen die Stellplätze und der Zugang zu den Häusern. Über einen kleinen und geschützten Vorgarten gelangt man in die Reihenhäuser. Auf der Straßenseite zeigen sich die Reihenhäuser relativ geschlossen, auf der Gartenfassade schützt ein zartes Holzspalier vor Einsicht in die raumhohen Verglasungen. Das Holzgerüst wird im Laufe der Zeit mit Pflanzen zuwachsen und gerade im Sommer für angenehme Kühle sorgen. Die Sichtschutzwände aus Beton im Garten wie auch im Dachgeschoß bieten den Bewohnern Privatsphäre. Es wurden zwei Haustypen entwickelt. Der breite Haustyp mit 164 Quadratmetern kommt zweimal vor und liegt jeweils am südlichen und

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nördlichen Ende der Baukörper. Der schmale Haustyp mit 143 Quadratmetern kommt siebenmal vor und liegt im mittleren Teil der Häuser. Die Reihenhäuser sind sehr schmal und etwa 14 Meter tief. Damit die innenliegenden Haustypen genügend Licht erhalten, wurde ein zentrales und von oben belichtetes Innenatrium entwickelt. Dieses Atrium verbindet die Geschoße miteinander und erlaubt die Kommunikation in alle Richtungen. Die Erschließungsflächen werden vom „Gang“ zur Galerie und das Oberlicht schafft eine helle und freundliche Atmosphäre. Mir war es sehr wichtig, dass die Häuser räumlich offen und großzügig sind. Fertiggestellt wurde das Projekt im November 2021.

© Jürgen Radatz

Privatsphäre in der Reihenhaussiedlung: Die neun modernen Einheiten verfügen jeweils über drei Stockwerke und eine großzügige Wohnfläche von bis zu 164 Quadratmetern. Die klare Abgrenzung durch Sichtbeton garantiert Ruhe trotz räumlicher Nähe.


WERKE

Wechselspiel zwischen innen und außen: Große Fensterfronten, Balkone, Terrassen und Gärten sorgen für viel Licht und genügend Aussicht. Besonders angenehm: Die Bewohner haben in jedem Geschoß einen Zugang zum Freien.

4W: Wie sieht es mit der Sanierung beziehungsweise Adaptierung alter Reihenhaussiedlungen aus? Wie viel Potenzial sehen Sie darin? JR: Die Adaptierung bestehender Wohn- und

dend“ bei der Planung einer modernen Reihenhaussiedlung?

JR: Reihenhäuser müssen baurechtlich nicht barrierefrei ausgeführt werden. Diese Erleichterungen sind sinnvoll, da beispielsweise eine Verbindung der Geschoße mit einem Lift innerhalb einer Einheit in jeder Hinsicht unverhältnismäßig wäre. Um beim Beispiel Essling zu bleiben: Diese Reihenhäuser können bei Bedarf problemlos mit einem Treppenlift ausgestattet werden, und ermöglichen damit komfortables Wohnen bis ins hohe Alter.

Reihenhäuser wird in den nächsten Jahren zu den wichtigsten Aufgaben für Architekten zählen. Ich habe prototypisch bereits mehrere alte Häuser aus den 60er-Jahren an die neuen Wohnbedürfnisse angepasst. Die Arbeit daran beschränkt sich dabei nicht auf thermische und energetische Fragen, die Sanierung muss vor allem mit viel Verständnis für die Architektur umgesetzt werden, damit das Haus nicht einfach nur „dämmoliert“ wird. Der Erhalt und die Weiterverwendung dieser Gebäude sind jedenfalls zu begrüßen und dem hemmungslosen Abriss, dem Verlust wertvoller „grauer Energie“, vorzuziehen.

JR: Die Kunst der Planung besteht darin, mit den Vorgaben des Baurechts, des Bebauungsplans und den ökonomischen Vorgaben so umzugehen, dass eine überzeugende Lösung gefunden wird.

4W: Welche Rolle spielen für Sie die Aspekte „Barrierefreiheit“ und „generationenverbin-

4W: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in einem Reihenhaus?

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4W: Sind dem Architekten einer Reihenhaussiedlung kreative Grenzen gesetzt?


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mehr Zeit in ihren Häusern und Gärten verbringen als Bewohner von Geschoß­ wohnungsbauten in ihren Wohnungen, dann ist das ebenfalls ein ökologisch wichtiges Argument für diese Bauform, da damit sinnloser (Pendler)Verkehr verhindert werden kann. 4W: Inwiefern hat sich die Reihenhaussiedlung in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

JR: Reihenhäuser erreichen eine erstaunliche Dichte, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Geschoßwohnungsbau. Das sehe ich aber nicht prinzipiell als Nachteil. Eine zu hohe Dichte freut meistens nicht die Bewohner, sondern vor allem den Investor. Daher sollten vermehrt Widmungen erfolgen, die den verdichteten Flachbau ermöglichen. Die Vorteile dieser Bauform sind mannigfaltig: menschlicher Maßstab, hohe Identifikation der Bewohner mit den Häusern, Bezug zum Garten und damit zur Umwelt sind dabei nur die wichtigsten Schlagworte. 4W: Für wen eignen sich Ihrer Meinung nach Reihenhäuser und warum? JR: Reihenhäuser sind meiner Meinung nach die ideale Wohnform für Familien mit Kindern, da sie das Wohnen mit Garten in einer ökonomisch und ökologisch sinnvollen Form ermöglichen. Diese­

Wohnform passt aber auch für breite ­Teile der Bevölkerung, die sich eine hochwertige Alternative in der Großstadt zur „Stangenware“ Geschoßwohnungsbau wünschen. 4W: Wie kann eine Reihenhaussiedlung nach­haltig und ökologisch gebaut werden? JR: In der Regel sind Reihenhäuser niedriger als Geschoßwohnungsbauten und können daher viel einfacher aus ökologisch sinnvollen Materialien wie Holz oder Lehm gebaut werden. Die technischen Anforderungen sind geringer, die Maßnahmen für Aufzüge, Lüftungen, Brandschutz oder Schallschutz sind entweder gar nicht notwendig oder jedenfalls einfacher zu erfüllen. Das schlägt sich neben der Ökologie natürlich auch in den Baukosten nieder. Wenn man bedenkt, dass Bewohner von Reihenhäusern nachweislich

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JR: Wenn man die Häuser aus der Zeit der Wiener Siedlerbewegung aus den 20er-Jahren studiert, dann haben sich doch einige Aspekte verändert. Die Konsumgesellschaft, die sich seit den 50er-Jahren bei uns entwickelt hat, baut im Garten kein Obst oder Gemüse zur Selbstversorgung mehr an. Die Raumgrößen und die sanitäre Ausstattung haben sich ebenfalls deutlich verändert. An den grundlegenden Vorteilen der Reihenhäuser hat sich allerdings nichts geändert. Wichtig ist, dass auch bei dieser Bauform die zukünftigen Herausforderungen berücksichtigt werden. Dazu zählt etwa, dass Häuser entwickelt werden, bei denen Wohnen und Arbeiten möglich ist. Einen wichtigen Beitrag sehe ich in der Nutzung der Bauteilaktivierung in Kombination mit Geothermie, damit der Wohnbau möglichst rasch karbonfrei wird. Diese Ideen sind nicht neu, haben sich aber bereits im größeren Maßstab bewährt und müssen nun mit Nachdruck umgesetzt werden. Reihenhäuser in verdichteter Bauform bieten sich dafür sehr gut an.

4W: Danke für das spannende Gespräch!

© Lichtbildkultur Martin Schlager

Hell, großzügig, kommunikativ: Im Beispiel Wien-Essling wird über ein großzügiges Innenatrium ­zentral von oben belichtet. Die innere Erschließung der Wohn­ ebenen wird durch die natürliche Belichtung zum freundlichen Herzstück und Verbindungsraum.


PROMOTION

Klimafreundlich: Holzbeton ISO SPAN Holzbetonsteine leisten einen aktiven Beitrag zum umweltschonenden Bauen der Zukunft. Für eine innovative und unkomplizierte Bauweise von Niedrigenergie- und Passivhäusern sind die Steine mit integrierter Holzfaserdämmung bestens geeignet.

D

ie Themen Ressourcenschonung, Gesundheitsschutz, ein ausgeglichenes Raumklima sowie die langfristige Erhaltbarkeit von Gebäuden sind enorm wichtig für die Auswahl der richtigen Produkte. Die Öko-Pur und Öko-Expert Elemente aus Holzspanbeton mit bis zu 70% H olzanteil im Mauerwerk von ISO SPAN übernehmen neben ihrer tragenden Funktion als Innen- und Außenwand auch Schall- und Wärmeschutz. Außerdem sind die Elemente erdbebensicher und überzeugen mit einem Feuerwiderstand von REI 180.

Minderung des CO2-Ausstoßes Mit dem hohen Anteil an Holz erfüllen die Produkte von ISO SPAN eine wichtige Aufgabe im Spektrum des nachhaltigen Bauens. Eine wissenschaftliche Untersuchung belegt, dass die Verwendung von ISO SPAN Holzbetonsteinen einen aktiven Beitrag zur Minderung des CO2-Ausstoßes beitragen kann. Die Holzbetonsteine entziehen der Umwelt, durch das in den Holzspänen in Form von Kohlenstoff gespeicherte CO2, ein wirksames Treibhausgas. Dabei ist das der Umwelt entzogene Kohlendioxid wesentlich größer, als die bei der Produktion dieser Baustoffe freigesetzte Menge.

Recycling von Wänden aus Holzbeton Abbruchmaterial aus Holzbetonmauerwerken kann unkompliziert wiederverwertet werden. Eine Deponierung des Abbruchmaterials mit Holzspanbeton ist nicht erforderlich. Ein weiterer Beitrag zum umweltfreundlichen und nachhaltigen Bauen ist das Rücknahmesystem von Baustellenabschnitten. Anfallende Reste von Produkten, welche notwendigerweise auf der Baustelle zugeschnitten werden müssen, werden schon während der Bauphase in geeigneten Behältern gesammelt und ins Erzeugerwerk retour genommen. In der Folge werden diese recycelt und dem Produktionsprozess zugeführt. So können Ressourcen geschont, Deponien entlastet und für die Bauherren Kosten eingespart werden. ISO SPAN hat für die gesamte Produktpalette Umweltproduktdeklarationen (EPD) vorliegen.

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WIRKUNG

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WINKELHARMONIE

WIRKUNG

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TON-IN-TON FARBHARMONIE

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WIRKUNG

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KOMPLEMENTÄRE FARBHARMONIE

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© vejaa/Adobe Stock

WIRKUNG

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WIRKUNG

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Andreas Jäger Klimaexperte

Wann, wenn nicht jetzt: Reste verwerten statt wegwerfen. Ob Lebensmittel oder Dämmstoffe: Rohstoffe sind zu schade, um verschwendet zu werden. Deshalb sorgen wir mit langlebigen, recycelbaren Austrotherm XPS® Dämmstoffen für Klimaschutz made in Austria. Das Prinzip: Was nicht verbaut wird, wird gesammelt und wandert zurück in die Produktion! Und wenn Sie wollen, holen wir den Verschnitt sogar direkt bei Ihnen ab.

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WIRKUNG

Welchen Nutzen hat das Wissen der Psychologie in der Architektur? Wir haben uns mit der Architektin und wohn- und architekturpsychologischen Expertin Beatrix Vogler-Kautz über das komplexe Wechselspiel zwischen Raum und Psyche unterhalten. Interview: Isabella Pils

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© Daniela Klemencic

im zentrum steht der mensch


WIRKUNG

4W: Fragt man Menschen nach ihren Wohnwünschen, können sie diese recht genau benennen, zum Beispiel „für jedes Kind ein eigenes Zimmer“ oder „ein schöner Garten“. Die Wohnpsychologie geht aber über funktionale und ästhetische Anforderungen hinaus. Worauf liegt ihr Fokus und was sind ihre Ziele?

Bedürfnisse zu übersetzen, denn oft sind sich Menschen der Bedürfnisse hinter ihren Wünschen nicht bewusst. Ein Beispiel: Wieso wünsche ich mir einen großen Erker an meinem Haus? Erwarte ich dadurch mehr Licht im Raum oder ist es eine Art Statussymbol, weil mein Erker größer werden soll als der des Nachbarn?

Bea Vogler-Kautz: Die Wohn- und Architekturpsychologie beschäftigt sich mit der Wirkung von Räumen auf Menschen. Innenräume, Freiräume und Gebäude haben mehr Einfluss auf uns, als wir denken: Sie prägen unser Befinden und Verhalten, Beziehungen, Entwicklungsmöglichkeiten, maßgeblich auch die Gesundheit, Konzentration und Stimmung. Ziel ist es – optimalerweise schon während der Planung ­–, negative Einflüsse der Räume auf die Menschen zu minimieren und die positiven zu verstärken. Bei der Wohn- und Architekturpsychologie geht es insbesondere auch darum, Wünsche in

Bea Vogler-Kautz ist Architektin und wohn- und architekturpsychologische Expertin. Sie ist Mitglied beim IWAP (Institut für Wohn- und Architektur­psychologie) und arbeitet zusätzlich bei der Gebietsbetreuung Stadter­neuerung im Bereich ­Planung und Nachbarschaftsarbeit. www.raumvielfalt.at

4W: Mit welchen Anliegen kommen Ihre Kunden zu Ihnen?

BVK: Sie kommen zunächst nicht un­ bedingt mit architekturpsychologischen Anliegen zu mir. Ich denke, die Wohn- und Architekturpsychologie ist generell noch zu unbekannt – trotz ihrer großen Potenziale. Ein wichtiger Anwendungsbereich ist etwa die Analyse von bestehenden oder geplanten Projekten. Hier können Wohn- und Architekturpsychologen Bauträger in der Planungsphase sehr gut unterstützen und Gebäude, Wohnungen, Büros oder Siedlungen so optimieren, dass potenziell negative Einflüsse auf die Bewohnerschaft vermieden werden können. Der Mensch steht hier im Zentrum und so soll es auch sein. Der Vorteil für Bauträger und Hausverwaltungen: mehr Wohnzufriedenheit, geringere Fluktuation und weniger Vandalismus.

4W: Kann die Psychologie erklären, w ­ arum sich die eine Person in einem bestimmten Haus wohlfühlt, die andere im selben aber gar nicht?

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BVK: So unterschiedlich, wie Menschen sind, so verschieden sind auch ihre Bedürfnisse. Für alle gleich sind die sogenannten Grundbedürfnisse, dazu zählt etwa, dass das Haus Schutz vor Wind und Wetter bieten und stabil und sicher sein soll. Auch Privatheit ist ein Grundbedürfnis. Darüber hinaus gibt es aber unzählige weitere Einflüsse, die darüber entscheiden, was wir warum bevorzugen. Emotionen und Erfahrungen sind von großer Bedeutung: Wie hat die Wohnung meiner Kindheit aus­ gesehen? Dinge wie Geruch, Haptik, Licht spielen hier eine Rolle.

4W: Für den Großteil der Österreicher ist das Einfamilienhaus die ideale Wohnform. Worauf sollten Baufamilien bzw. Architekten aus wohnpsychologischer Perspektive beim Hausbau achten?

BVK: Welcher Wohnraum oder Arbeitsraum auch immer geplant wird, es ist empfehlenswert, mit einer Bedürfnisanalyse zu starten – noch bevor Skizzen und Grundrisse erstellt werden. Hier gibt es eine Reihe von Fragen, mit denen man sich üblicherweise noch gar nicht so richtig beschäftigt hat. Wichtig ist etwa, an die unterschiedlichen Lebensphasen zu denken und nicht nur an das, was man im Moment zu brauchen meint. Ein Beispiel: Ein eigenes Zimmer für jedes Kind empfehlen wir erst ungefähr ab dem Schulalter, davor macht es durchaus mehr Sinn,


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Bestimmte Trends oder Stile verfolge die Wohnpsychologie nicht, so Bea Vogler-Kautz: „Alles ist möglich.“ Das Zusammenspiel von Farben, Materialien und Texturen ist individuell und orientiert sich an den Wohnbedürfnissen der Bewohner. Hingegen in jeder Wohnung wichtig: Rückzugsmöglichkeiten.

ein gemeinsames Spielzimmer und ein Schlafzimmer einzurichten, wo zwei Kinder schlafen.

4W: Kann das „falsche“ Wohnzimmer Konflikte fördern? BVK: Eindeutig ja! Am Beispiel Wohnzimmer zeigt sich, dass familieninterne Konflikte oft einfach daher rühren, dass die unterschiedlichen Interessen der Familienmitglieder nicht berücksichtigt sind: Eine Person möchte fernsehen, die andere in Ruhe ein Buch lesen, die Kinder spielen. Sinnvoll ist, den Wohnbereich aufzuteilen, in ein Familienzentrum, das Raum für Aktivität und Gemeinschaft zulässt, und einen abtrennbaren ruhigeren Bereich zum Relaxen. Die oftmals geplanten loftartigen Grundrisse versprechen zwar Großzügigkeit und Freiheit, können aber durchaus Konflikte fördern.

© next125

4W: Kann die Art und Weise, wie wir wohnen, krank machen? BVK: Ja! Das beginnt mit kaum wahrnehmbaren Auswirkungen, wie größerer Unruhe oder Gereiztheit, und geht hin bis zu Stress, der auf das Wohnumfeld zurückgeführt werden kann. Hier können zum Beispiel sensorischer Lärm und Crowding – Stress, der mangels Zonierung und Distanzen entsteht – psychisch belasten. Im Gegensatz dazu weiß man aus umfangreichen wissen-

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schaftlichen Studien in Krankenhäusern aber auch, dass ein „richtig“ geplantes Umfeld schneller gesund macht. Die Natur spielt hier eine große Rolle. Der Ausblick auf einen Grünraum sowie natürliches Licht beeinflussen uns physisch und psychisch. Die Naturwahrnehmung steigert unsere Konzentrationsund Leistungsfähigkeit, senkt Stress, Blutdruck sowie Aggression und fördert ein offeneres Sozialverhalten. Selbst Zimmerpflanzen wirken sich erwiesenermaßen erholungsfördernd aus und können einen nicht vorhandenen Ausblick ins Grüne ausgleichen. Notfalls hat übrigens sogar ein Bild mit Naturmotiv nachweislich positive Effekte!

4W: Welche wohnpsychologischen Defizite und Planungsfehler hat der moderne Wohnbau?

BVK: Es gibt viele hochwertige Wohngebäude, gerade im geförderten Wohnbau. Trotzdem wird noch viel zu oft auf Flächenmaximierung

Glasfassaden widersprechen wohnpsychologischen Überlegungen nicht, erklärt VoglerKautz. Es komme darauf an, wo das Gebäude situiert ist: „Ist das große Fenster zur Straße oder zu einem frequentieren Außenraum ausgerichtet, empfiehlt es sich, Vorhänge, Schiebesysteme oder Ähnliches einzuplanen.“

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gepocht. Gemeinschaftsräume oder Spiel­räume, von der Bauordnung teilweise sogar gefordert, werden unattraktiv ins ­letzte Winkerl verbannt. Bei Frei­flächen wird oft eingespart, dabei gäbe es viel Potenzial und Möglich­ keitsräume für mehr Aneignung und Mit­ g estaltung – m ­einer Meinung nach zwei ­extrem wichtige Bereiche! Denn wenn ­Menschen die Möglichkeit haben, sich Freiräume anzueignen, sie selbst zu gestalten, ist die Wahrscheinlichkeit viel geringer, dass es etwa zu Vandalismus kommt.

4W: In den Städten rücken Menschen und Häuser notgedrungen immer näher zusammen. Auf der anderen Seite ist die Vereinsamung ein Problem. Wie kann die Architektur soziale Beziehungen und Begegnungen fördern, ohne dass dabei die räumliche Nähe als störend empfunden wird?

der öffentlichen Straße in meine private Wohnung? Halbprivate Zonen, wie zum Beispiel rückversetzte Nischen in Gängen eines Wohnhauses, sorgen für ein höheres Sicherheitsgefühl und tragen enorm zum Wohlfühlen bei. Die Gestaltung des Wohnumfelds kann der Entwicklung entgegenwirken, dass Menschen vereinsamen, obwohl sie mitten unter Menschen leben. Baugruppen und gemeinschaftliche Wohnkonzepte

GEMEINSCHAFT KANN NUR FUNKTIONIEREN, WENN PRIVATHEIT­ FUNKTIONIERT

BVK: Das ist eine spannende Frage. Einerseits strebt man nach dem ­Ideal der Vielfalt in einem Wohnprojekt, andererseits sind gerade Baugruppen oft relativ homogen, was der Zusammenarbeit und dem Zusammenleben natürlich zuträglich ist. Alle Bedürfnisse­ können bestimmt nicht erfüllt werden, schon allein die sich verändernden Bedürfnisse einer einzelnen Familie sind schwer voraussehbar. Home­office, Trennung, weitere Kinder, Kinder, die das Nest verlassen, Patchwork-­familien, Älterwerden: Die Bedürfnisse ändern sich mit den Lebensphasen. Mit veränderbaren Raumkonfigurationen, sozialer Infrastruktur, Wohnformen für besondere Bedürfnisse usw. kann aber größtmögliche Flexibilität geschaffen werden.

4W: Wie sollten Häuser geplant werden, damit die Menschen heute und in Zukunft „artgerecht” wohnen?

BVK: Indem auf Privatheit und soziale Distanzen geachtet wird. Gemeinschaft kann nur funktionieren, wenn Privatheit funktioniert. Wenn ich aufgrund fehlender Privatheit gestresst bin, reduziert sich auch meine Bereitschaft, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Je kleiner und kompakter die Wohnungen werden, desto wichtiger sind qualitativ hochwertige Freiräume im Wohnumfeld und Gemeinschaftsbereiche. Ein wichtiger Faktor ist die richtige Zonierung: Wie komme ich von

BVK: Wow – das ist eine komplexe Frahaben viel Potenzial, noch sind sie aber häufig privilegierten Bevölkerungsgruppen vorbehalten. Auch Menschen, die keine Stimme in der Öffentlichkeit haben, müssen berücksichtigt werden. Hier sehe ich noch viel Entwicklungspotenzial.

4W: Ist es überhaupt möglich, die vielfälti-

ge! „Humanes Bauen“ ist das Stichwort – es braucht eine ressourcen­schonende Planung, die den Menschen und sein Habitat wieder mehr in den Mittelpunkt rückt, Raum für Entwicklung und Vielfalt lässt und auch an Kinder und zukünftige Nutzer denkt. ­ Menschen sollten mitreden und mitgestalten ­können.

gen Wohnbedürfnisse aller Bewohner einer Wohnhausanlage zu erfüllen?

4W: Danke für das spannende Gespräch!

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Wertvorstellungen statt körperlicher Attribute. „Beyond Identity“ sieht bei Textilien und Interior recycelte synthetische Stoffe, VintageSeide und Vintage-Satin, naturfarbene Textilien und Stoffe auf Zellulosebasis vor. Sie erscheinen durch unkontrolliertes Färben in einem pastelligen Look.

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WOHNDESIGN WIRKUNG

Anja Bisgaard Gaede von SPOTT Trends & Business, Anne Marie Commandeur vom Stiljinstituut Amsterdam und Kate Franklin und Caroline Till vom Londoner Studio FranklinTill geben im Rahmen des Trend Councils Einblicke in die Zukunft des textilen Wohnens. Thema 2023: „Next Horizons“. Text: Veronika Kober

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eit mehr als drei Jahrzehnten sind die Heimtextil Trends konkurrenzlos in der internationalen Messelandschaft. Gestalter wie Planer, Innenarchitekten und Dekorateure lassen sich von den im Rahmen dieser richtungsweisenden Messe präsentierten Designprognosen inspirieren. Textiles Wohnen der Zukunft zielt darauf ab, Produkte in Einklang mit einer vorausschauenden, zirkulären Grundeinstellung zu bringen – von der Planung über die Herstellung bis zum Recycling. Das Trend Council fokussiert in seinen Ausführungen ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit und Designs, die keinen Abfall mehr erzeugen. Dafür ist eine Abkehr vom Ressourcenproblem innerhalb des Produktionssystems hin zur Produktion selbst vonnöten. Eine in die Natur eingebettete Wirtschaft also. „Beyond Identity“, „Deep Nature“, „Hyper Nature“ und „Empowered Identity“ sollen die vom Trend Council dargelegte neue Denkweise skizzieren und formen.

Beyond Identity – von Grund auf transformativ Eine Identität im ständigen Fluss, Grenzen immer wieder neu definierend, Normen kritisch hinterfragend und über den Tellerrand blickend – die zukünftigen Generationen sind Rebellen mit einem starken Bewusstsein, die die stilistischen Normen

mit ihrem experimentellen Geist hinterfragen. Fokussiert werden die vielfältigeren Aspekte von Identität und entwickelt werden positive und hoffnungsvolle Erkenntnisse für die Zukunft. Der Widerstand dieser Generation ist sanft und kraftvoll, der dazugehörige Look ist angenehm, hauchzart und pastellig. Für die Welt der Innenausstattung und Heimtextilien bestätigt sich damit, dass Nachhaltigkeit nicht erdfarben sein muss. Das Erscheinungsbild von Beyond Identity ist kühn und passt zu sozial engagierten, jüngeren Generationen. Das Zusammenspiel harmonischer Farben steht für einen Wandel hin zu einer besseren Welt.

Pastell neu definiert Solide Wertvorstellungen lassen die oft zarten und ausgewaschenen Pastellfarben kraftvoll und aufregend werden. Die Farben fließen unkontrolliert, sind vergänglich, gleich dem sich ständig ändernden Fluss der Identität. Die Farbpalette von Beyond Identity: Pastelltöne, die von einem vertrauten Grau und Hellkhaki als gedeckte Übergangsfarben ergänzt werden. Ein leuchtendes Orange setzt deutliche Akzente. Ein Farbgebungsprozess, der einen angenehmen, zarten Look für Innenausstattungen kreiert.

Deep Nature – Zukunft durch Rückbesinnung Die Welt ist aus dem Gleichgewicht geraten. Mehr denn je. Eine Rückbesinnung auf die Natur und ein ehrliches Verständnis für den intelligenten Kreislauf, den uns unsere Umwelt von sich aus zur Verfügung stellt, ist dringend nötig. Deep Nature forciert eine langfristige Denkweise, in der wir die Regeln der Natur neu lernen und in einem neuen Gleichgewicht zurückfinden zum Ursprung. Fokussiert werden Materialien und Nuancen natürlichen Ursprungs, gewonnen, verarbeitet und

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Neues Gleichgewicht durch neues Wissen. Textilien und Interior in „Deep Nature“ transportieren einen harmonischen und weichen Ausdruck, der für ungezähmte Muster verwendet wird. Pilzartige, pflanzliche Töne und zarte Blau- und Rougetöne schaffen einen ruhigen, tonalen, erdigen Ansatz.

wiederverwendet in einem intelligenten, nicht künstlichen Kreislauf. Ebenfalls wichtig sind die traditionellen Handwerksformen und ein neues (altes) Rohstoffbewusstsein. Wir müssen überdenken, wie wir auf die Reichtümer der Natur zugreifen, wie wir mit den natürlichen Ressourcen umgehen und wie wir sie zeitgemäß nutzen und dem Kreislauf wieder zuführen können. Deep Nature ist ein langfristiger Transformations- und Umlernprozess, der uns befähigt, die natürliche Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und damit eine regenerative Zukunft zu sichern.

Farben aus der Lebendigkeit der Natur

© Fotos: SPOTT für Heimtextil

Handwerk stärken, Kultur bewahren. „Empowered Identity“ bevorzugt recycelte und historische Textilien in Kombination mit Handwerkstechniken wie Tuften, Sticken – hier vor allem mit dem Kreuzstich – stehen im Fokus. Die Primärfarben ähneln den Ursprüngen ihrer Farbpigmente, ergänzt durch Korallenuancen und gräuliches Lila. Basis sind farbenfrohe Kombis, die positiv wirken.

Naturbelassene Texturen und lebendige Farben, moorige, pflanzliche Töne und zarte Nuancen von Blau und Rot schaffen einen ruhigen, tonalen und erdverbundenen Ansatz, mit dem wir zu unserem natürlichen Vermächtnis der ungefärbten Materialien in sandigen Beige- und Brauntönen zurückfinden und eine entschleunigte, natürliche Ausdrucksform schaffen. Aus natürlichen Farbstoffen entstehen zart gräuliche Blauschattierungen und ein sanftes Rot, die in Öko- und Sonnendruckverfahren ungebändigte, natürliche Muster erzeugen. Die Farbpalette von Deep

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Mit Technik zurück zur Natur. Reaktionsfähige Materialien, technische Fasern, fließende Muster und mikroskopische Strukturen beschreiben Materialien und Textilien für „Hyper Nature“. Leuchtende und klare Farben sowie verschwommene Grün- und Grautöne bilden die farbliche Basis, Lachs und helles Himbeer stechen hervor.

Nature hat einen harmonischen, sanften und konzeptionellen Charakter. Der typische Deep-Nature-Verbraucher wertschätzt unsere Welt, ihr Wohl und unsere Verbundenheit mit ihr, was er durch seine Handlungen und ein bewusstes Engagement ausdrückt.

Empowered Identity – Handwerk als kulturelles Erbe Durch Empowered Identity sollen sich Synergien aus kulturellem Erbe und zukünftigen Generationen ergeben. Ein positiver sozialer Wandel basierend auf bodenständiger Handwerkskunst und ein aktivistischer Designansatz, der daraus resultierend den sozialen Wandel antreibt. Nachhaltige kulturelle Verbindungen also, die auf kooperative Weise neue Inspirationsquellen für das traditionelle Handwerk schaffen. Empowered Identity ermutigt dazu, an die Vergangenheit anzuknüpfen, und identifiziert sich über das handwerkliche Erbe. Der Verbraucher ist experimentierfreudig und liebt extrovertierte Ausdrucksformen. Er wird angetrieben von seiner Neugierde und dem persönlichen Bedürfnis, Neues auszuprobieren und Einzigartiges zu entdecken.

Gesättigte, aber rebellische Töne Traditionelle Textilien aus Skandinavien erhalten in diesem Trend ein neues Leben. So bekommen alte Gewebe mit umfunktionierten Materialien einen modernen und zugleich traditionellen Touch. Farblich positioniert sich Empowered Identity bei den tief verwurzelten gesättigten Tönen. Die Primärfarben ähneln den Ursprüngen ihrer Farbpigmente und unterstreichen so den traditionellen Aspekt dieses Themas. Sie werden ergänzt durch Nuancen von Koralle und gräulichem Lila. Grundlegend sind farbenfrohe Kombinationen, die symbolische und positive Botschaften aussenden.

Hyper Nature – Realitäten verschmelzen Hyper Nature lässt die Grenzen zwischen Natur und Technologie verschwinden. Wir gehen mithilfe der Technik zurück zur Natur, aber wir machen so auch die Geheimnisse und Schätze der Natur digital sichtbar. Augmented Reality eröffnet dabei eine neue Welt, die es zu entdecken gilt. Es geht hier aber nicht darum, die Natur möglichst eins zu eins zu kopieren, sondern eine völlig neue Haptik, eine hybride Realität zu erschaffen. Der Trend vereint Technologie und Natur in einem nicht utopischen oder dystopischen, sondern protopischen Zustand, um Schritt für Schritt eine bessere Zukunft zu erschaffen. Die Fähigkeit zum Spielen und zum schnellen Reagieren wie bei digitalen Interaktionen verstärkt seine Attraktivität besonders für ein junges Publikum.

Lebendig, übernatürlich, geerdet Bei den Heimtextilien steht Hyper Nature für die digitale Abbildung der Natur und für ein Design, das scheinbar von der Natur selbst geschaffen wurde – oder auch für die Vermittlung zwischen der natürlichen Vorlage und der Überlegung, wie man diese durch die Verschmelzung von Technologie und Natur noch besser machen kann. Die Farbpalette reicht von schrägen Grüntönen bis zu intensivem Violett. Aus den Biowissenschaften kommen inspirierende Impulse sowohl für klare, leuchtende als auch für eher diffusere Grün- und Graunuancen. Fließende Farbverläufe bilden die Grundlage für den faszinierenden Charakter von Hyper Nature. Ein hybrides Metaversum von computergenerierten Bildern verleiht dem Farbspektrum dazu einen technischen Ausdruck. Reflexionen und künstliches Licht erzeugen eine neue Wahrnehmung der natürlichen Farben. Die Akzentfarben sind Lachs und helles Himbeerrot.

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Flower(pot)Power! Das Original stammt aus den späten 1960erJahren, entworfen wurde es vom Urvater der Pop Art, Verner Panton für &Tradition. Bis heute hat diese Ikone unter den Leuchten nichts von ihrem Charme verloren. Der Schirm aus lackiertem Metall hängt an einem 300-cmStromkabel mit klassischer textiler Ummantelung in der gleichen Farbe. Die FlowerPot gibt es in unterschiedlichsten Größen und Farben. FlowerPot Pendelleuchte ca. 340 Euro

Rein in die Kugel! Der Ball Chair von Eero Aarnios ist nicht nur aufgrund seiner einzigartigen Form ein Must-have für Exzentriker. Wer einmal in dieser Höhle verschwunden ist, will so schnell nicht mehr raus. Der Stuhl aus Fiberglas und hochwertiger Polsterung ist 360 Grad drehbar und in unzähligen Farbkombis zu haben. Höhe 124 cm, Breite 120 cm. Ball Chair Eero Aarnio Originals ab 2700 Euro

Bunt, bunter, Bommel! Massagestuhl mal anders. Für alle, die es knallig und gemütlich mögen: Pompon Chair No.1 aus der Berliner Designwerkstätte MYK ist ein upgecycelter Vintage-Sessel, veredelt mit 260 aus hochwertiger Merinowolle handgefertigten Bommeln. Jeder Sessel ist ein Einzelstück! MYK Pompon Chair No.1 Preis auf Anfrage


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© Oliver Hallwirth / raumpixel

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Ein Büro wie eine Penthouse-Suite: leuchtende Farben, hochwertige Materialien, edles Holz und viel Licht, das durch die raumhohen Fenster strahlt. bluebird.space ist ein Vorzeigeprojekt für die heutigen Ansprüche an New Work.

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Gelungen und im Sinne der Arbeitnehmer umgesetzt steht New Work für eine flexible ­Arbeitsform, bei der die berufliche Entwicklung der persönlichen Entfaltung nicht im Wege steht. ­Dieses Konzept ist alles andere als neu. Tatsächlich reicht der Ursprung der New-Work-Bewegung bis in die 1980er-Jahre zurück. Seit der Coronapandemie polarisiert das ­Thema wie nie zuvor. Text: Sophia Gruber

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eit Jahren macht sich ein struktureller Wandel in der westlichen Arbeitswelt bemerkbar. Die Gründe dafür: Globalisierung, Digitalisierung, Kulturwandel und demografischer Wandel. Besonders spürbar ist das Umdenken im Arbeitsleben. Klassische Arbeitskonzepte in Bezug auf Raum, Zeit und Organisation werden immer stärker hinterfragt. Menschen haben einen anderen Anspruch an ihre Tätigkeit als noch vor ein paar Jahrzehnten. New Work bezeichnet eine grundlegende und dauerhafte Veränderung der Arbeitswelt, um zu einem zukunftsweisenden und sinnstiftenden Arbeiten im digitalen Zeitalter zu gelangen. Es handelt sich um einen facettenreichen und vielschichtigen Begriff. Eine einheitliche Definition existiert nicht.

Die Grundpfeiler von New Work Einer der stärksten Grundpfeiler des New-Work-Konzepts ist die Digitalisierung. Die Arbeitsabläufe sind stark von IT durchdrungen, alles ist miteinander vernetzt. Diese Entwicklung verlangt von den Arbeitnehmern zunehmend mehr

Flexibilität, wenn es um das Kennenlernen und Anwenden neuer Tools geht. Die Bereitschaft, sich mit neuer Technik zu beschäftigen und sich stetig weiterzuentwickeln, wird heute in den allermeisten Unternehmen vorausgesetzt. Indes müssen sich auch Unternehmen dieser Entwicklung anpassen und ihren Mitarbeitern zumindest die nötige Software und Hardware zur Verfügung stellen. Ebenso wie die Digitalisierung ist das Work-Life-Blending charakteristisch für New Work. Es zielt auf eine Verschmelzung von Lebenswelt und Arbeitswelt ab. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen Privatheit und Arbeitsalltag findet glühende Befürworter wie auch scharfe Kritiker. Letztere sehen in dieser Entwicklung lediglich eine Strategie zur Gewinnmaximierung von Unternehmen, also den Vorteil für den Arbeitgeber. Auch die Flexibilität, die Arbeitsorte, Arbeitszeiten und Organisationsformen betrifft, hat in der New-Work-Bewegung hohe Priorität. „Nicht nur der Arbeitsort verändert sich immer mehr zur freieren Gestaltung, sondern auch der Arbeitsraum ent­

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Stilvoll, hochmodern, kommunikativ­ und arbeitsfreundlich. Auf zwei Etagen und 800 Quadratmetern bietet sich hier ein Office Space, der dem New Work Flow gerecht wird. Ein Role-Model für zukünftige Büro­ raumplanung.

wickelt sich weiter. Es werden neue Anforderungen an Führung, Kommunikation und Kollaboration gestellt, welche durch den Arbeitsraum unterstützt oder sogar erst ermöglicht werden. So fordert beispielsweise der Trend zu offenen Innovationsprozessen einen entsprechenden kreativen Arbeitsraum ein, ganz im Sinne des Activity Based Workings“, fasst Patrick Berger, Lecturer und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Salzburg, zusammen. Es etablierten sich, auch und vor allem in Zeiten der Coronapandemie, Co-Working-Spaces, Homeoffice, Remote Work oder das Arbeiten als Digital Nomad. Ebenso scheinen sich Arbeitszeitenregelungen peu à peu aufzuweichen und grundlegend zu verändern. Großzügige Gleitzeitmodelle sind in vielen Unternehmen inzwischen gang und gäbe, der

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© Oliver Hallwirth / raumpixel, Wiesner-Hager

„Remote-Arbeit hat bereits nachhaltig an Bedeutung gewonnen. Mehr RemoteZusammenarbeit erfordert auch ein Überdenken des räumlichen Angebots an Büroflächen.“ Laura Wiesner, Geschäftsführerin bei Wiesner-Hager über die Zukunftsfähigkeit von SharedOffice-Konzepten.

klassische Nine-to-five-Job verschwindet in vielen Branchen zusehends. Viele Sparten verabschieden sich auch sukzessive von den klassischen Abteilungen und bewegen sich in Richtung interdisziplinärer Teams, also das Arbeiten in gemischten ­Gruppen. Netzarbeit, Jobsharing und Jobrotation werden zudem angeboten, um potenzielle Arbeitnehmer anzuwerben. Ein weiterer Umbruch macht sich in der Hierarchie oder vielmehr in deren schleichender Abschaffung bemerkbar. Statt auf starre Strukturen und lange Kommunikationswege wird auf eine unkomplizierte Kommunikation auf Augenhöhe gesetzt. Eine von Wertschätzung geprägte Beziehung zum Vorgesetzten, Vertrauen in das Topmanagement sowie die Identifikation mit dem Unternehmen sind laut einer Studie von Dale Carnegie Training, in der 1500 Personen befragt wurden, besonders wichtig für die Zufriedenheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Je nach entgegengebrachter Wertschätzung, gelunge-

ner oder misslungener Fehlerkultur im Unternehmen und der Möglichkeit, selbst Ideen einzubringen, sinkt oder steigt das Engagement der Mitarbeiter. Zudem erleichtern kurze Entscheidungswege und damit flache Hierarchien das Arbeiten und beschleunigen interne Prozesse. Talent Scouting ist eine weitere Praktik, welche vielerorts Einzug in den Personalabteilungen gehalten hat. Es handelt sich dabei um ein offensives Ausschauhalten nach talentierten Mitarbeitern, kreativen Köpfen, Experten und Allroundern. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels, der das Recruiting vor neue Herausforderungen stellt, hat Talent Scouting an Bedeutung gewonnen. Employer Branding, also das gezielte Ergreifen von Maßnahmen, um die eigene Marke zu stärken und so eine gelungene Arbeitgebermarke zu kreieren, wurde auf ein neues Level gehoben und gewinnt immer mehr an Relevanz bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Eine weitere

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Forderung, die die New-Work-Bewegung kennzeichnet, ist die Diversität. Arbeitgeber werden dazu aufgefordert, Menschen unterschiedlicher (kultureller) Herkunft, unterschiedlichen Alters und Geschlechts anzusprechen und zu beschäftigen. Eine nicht wenig eigennützige Maßnahme, die viele Unternehmen in den vergangenen Jahren eingeführt haben, ist die Gesundheitsförderung. Kaum eine Stellenanzeige kommt heutzutage ohne Auflistung eines breit gefächerten Angebots von YogaKursen, Meditationen, Massagen, Obst-Snacks und gesundem Kantinenessen aus. Es geht hierbei vornehmlich um die Sicherstellung der Leistungsfähigkeit der Angestellten. Laut F­rithjof Bergmann sei die wahre Frage, was man wirklich, wirklich will. Er war der Auffassung, dass die meisten Menschen keine Ahnung hätten, was sie wollen. Er nannte dies eine „Armut der Begierde“.

Eine Forderung mit Tradition Der Terminus „New Work” ist auf den österreichisch-US-amerikanischen Sozialphilosophen und Anthropologen Frithjof Bergmann zurückzuführen. Er prägte diesen Ansatz wie kein anderer. Seine Idee stand für eine Gegenbewegung zum Sozialismus und somit für eine neue und sinnvollere Art des Arbeitens. Bergmanns 1984 erschienenes Werk „Neue Arbeit, neue Kultur“ gilt heutzutage als Manifest für New Work. Den Zustand, dass sich der Mensch der Arbeit unterwirft, prangert Bergmann an. Eher solle man zu einem Zustand finden, in dem nicht wir der Arbeit dienen, sondern die Arbeit uns dient. Arbeit solle uns Kraft und Energie geben, uns lebendiger fühlen lassen, unsere Entwicklung unterstützen und uns dabei helfen, vollständigere Menschen zu werden. Im Mai vergangenen Jahres ist er 91-jährig verstorben. Seine Theorien rund um die Revolutionierung von Arbeit und Sinn weiter und könnten aktueller nicht sein.

Role-Model für New Work in Salzburg Viele Ansätze der New-Work-Bewegung lassen sich im bluebird.space­ , einem Co-Working-Space in der Salzburger ­Panzerhalle, finden. Die Räumlichkeiten wurden von WiesnerHager New-Work-tauglich gestaltet. Die international tätige Konzerngesellschaft hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, aus klassischen Büros zeitgemäße Orte für Zusammenarbeit zu bauen. Angeboten werden Office Consulting, Innenarchitektur und Möblierung. Die innenarchitektonische Konzeption und Planung wurde von Roomware Consulting unterstützt. „Der bluebird.space zeigt einen völlig neuen Weg in der Konzeption von Büros. Insofern eignet sich dieses Projekt sehr gut als Role-Model

für zukünftige Büroraumplanung“, verweist Laura Wiesner, CoGeschäftsführerin bei Wiesner-Hager, auf die Zukunftsfähigkeit dieses Shared-Office-Konzepts.

Szenarien für zukunftsorientierte Büroraumplanung • Physical Distancing: Social Distancing mit Abstandsregeln und Hygienekonzepten kann auch nach der Pandemie immer wieder zum Thema werden. So können Büros dünner besiedelt, flexible Raumteiler eingesetzt oder freie Zonen im Büro nutzbar gemacht werden. • Remote-Arbeit: Ortsunabhängiges Arbeiten „von überall“ sowie Cloud Collaboration gewinnen stark an Bedeutung. Der Remote-Betrieb wird zum integralen Bestandteil des ­Neuen Arbeitens und hat deshalb auch Auswirkungen auf das Raumangebot im Büro. • Homeoffice: Mobiles Arbeiten findet insbesondere aus dem Homeoffice statt. Sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die Fragen der verfügbaren Infrastruktur – von der IT bis zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung – sind zu klären. • Hybrid-Meetings: Virtuelle Gesprächspartner in Meetings zu integrieren wird zur Selbstverständlichkeit. Das Angebot an Räumen und technischer Infrastruktur für hybride Kommunikation ist deutlich auszubauen. • Neue Raumtypen: Co-Working-Units (für Team- und Projektarbeit), Multimediaräume (für Hybrid-Meetings) und Silent Rooms (für konzentriertes Arbeiten & Remote-Gespräche) stehen im Fokus zukünftiger Büroraumplanung. • Activity Based Working: Arbeiten findet zunehmend abseits des klassischen Schreibtischs statt (z. B. Working Café, Bibliothek, Lounge, Mittelzone, etc.). Die Tätigkeit bestimmt den Arbeitsort. • Massive Reduktion von Stauraum: Mit der zunehmenden Digitalisierung verringert sich der Bedarf an physischem Stauraum signifikant. Das zu tun, was man wirklich will, ist der Grundgedanke, der dem Wandel der Arbeitswelt zugrunde liegt. New Work meint, Arbeit ohne Zwang und so organisiert, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Jeder ist dazu aufgefordert, sich darüber im Klaren zu sein, was man wirklich will. Diese Entscheidung in die Hände von Arbeitgebern zu legen, ist – folgt man dem Ansatz von New Work – grundlegend falsch. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese neue Kultur durchsetzen wird.

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ffice-Wellbeing ist ein Thema, mit dem wir uns schon seit ein paar Jahren beschäftigen. Vor der Pandemie haben wir immer wieder unser N.A.P „Neuron Activation Pod“ vorgestellt und wurden mild belächelt und mit Sätzen „Wir sind ja kein Spa – die Mitarbeiter sollen hier arbeiten und sich nicht entspannen“ abgetan. Arbeitgeber erkennen jetzt zunehmend, dass neurodivergenten freundliche Arbeitsumgebungen – die die unterschiedlichen sensorischen Reaktionen der Menschen auf eine gemeinsame Umgebung aufnehmen und berücksichtigen – letztendlich der Gesundheit und dem Wohlbefinden aller Mitarbeiter zugutekommen. Mit einem integrativeren Design müssen die Menschen nicht ändern, wer sie sind, um in einen Raum zu passen. Vielmehr kann eine Umgebung angepasst werden, um allen besser zu

dienen, neurotypischen (Personen mit eher normativer Gehirnfunktion) und neurodivergenten gleichermaßen. • Stellen Sie Ruhezonen, Rückzugsorte, Office Wellness zum Regenerieren, erholen bereit • Holen Sie die Natur ins Büro – Pflanzen statt Schränken • Bieten Sie Mitarbeitern diverse Lärmpegeloptionen an – Lärm verursacht Stress verursacht Erkrankung. „Die große Chance der aktuellen Lage liegt ganz klar darin, die Arbeitswelt für Unternehmen und Mitarbeiter in beide Richtungen besser zu gestalten.“ Wir planen und gestallten Ihre Office Flächen die langfristig entspannte, glückliche und gesunde Mitarbeiter erfreuen. www.smart-akustik.com

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welten Best workspaces Wir verbringen täglich acht bis zehn Stunden an unserem Arbeitsplatz. Schreibend, lesend, telefonierend, essend, brainstormend oder diskutierend, in einen Tratsch vertieft oder auch mal den eigenen Gedanken nachhängend. Viele von uns, vorausgesetzt sie sind keine „Homeofficler“, verbringen an ihrem Schreibtisch mehr Zeit als in den eigenen vier Wänden. Nur gut, wenn dieser Ort ein angenehmer ist. Text: Veronika Kober

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WERKE Der Konferenzraum auf der Galerie im WorkspaceTeil der Industriehalle ist als Haus im Haus aus­ geführt (Bild unten). Die große Halle im rechten Bild fungiert als attraktiver Aktionsraum für Produktpräsentationen und Events.

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ie Pandemie hat die Art und Weise, wie wir arbeiten, komplett verändert. Nach einer Phase der Kurzarbeit und dem für viele wohl mehr als ein Zugeständnis wahrgenommenen Homeoffice, kehren in diesen Wochen auch die Letzten wieder in ihre Büros zurück. Nicht erst seit der Pandemie haben sich die Ansprüche und die Vorstellungen von Raumdesign und Arbeitsumgebung gewandelt. Klar, für manche war Corona der Auslöser, das Konzept Arbeitsplatz einmal zu überdenken, vielleicht sogar neu zu denken. Zahlreiche Führungsetagen, Architekten und Planer

aber beschäftigen sich ganz grundsätzlich und schon seit Jahren mit dem Thema „idealer Arbeitsplatz“ und versuchen, den neuen, mit immer mehr Klarheit formulierten Bedürfnissen der Arbeitnehmer räumlich gerecht zu werden. Wie weit dieser Prozess schon gediehen ist, lässt sich auch an der Tatsache festmachen, dass es seit drei Jahren einen eigenen Award für herausragende Bürogestaltung und Architektur von Arbeitswelten gibt, den Best Workspace Award, der erst 2020 zum ersten Mal vergeben wurde. „Best Workspaces“ ist der erste internationale Architektur-Award für intelligente­

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Arbeitswelten. Callwey, Baumeister, Office Roxx und Office Dealzz versammeln die besten von einer unabhängigen Expertenjury beurteilten Arbeitswelten und Bürobauten und vernetzen Entscheider, Planer & Hersteller digital und live. Die eingereichten Projekte sollten dabei nicht älter als fünf Jahre sein. Insgesamt wurden bei der letzten Ausschreibung 50 Auszeichnungen ermittelt, von denen wiederum fünf eine Anerkennung erhielten und ein Projekt mit dem ersten Preis als „Best Workspace“ prämiert wurde. Das Siegerprojekt möchten wir Ihnen auf den nächsten Seiten vorstellen.


© Fotos: Mark Seelen

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Was macht Best Workspaces aus? Flexibilität. Kollaboration, Kommunikation, Konzentration und Wohlbefinden waren die Kriterien, nach denen bewertet wurde. Beim Bürobau in gewerblicher oder Mischnutzung kamen noch Innovationsfaktor, Zeitgemäßheit, Gestaltung und Dialog mit dem Umfeld dazu. Ausgewählt wurden die Projekte von einer Fachjury, bestehend aus der Chefredakteurin von baunetz interior|design Dipl.-Ing. May-Britt Frank-Grosse, dem Chefredakteur des Schweizer Magazins für Architektur und Licht luxlumina Lichtarchitektur Dr. Sven Horsmann, der inter-

„Die tragenden Qualitäten eines guten Arbeitsplatzes sind ganz klar Licht, Luft, Atmosphäre, Abstand und zugleich Nähe zu den KollegInnen!“ de Winder Architekten

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nationalen Expertin von Drees & Sommer SE im Bereich „New World of Work and Learning” Prof. Dr.-Ing. Christine Kohlert, dem Verleger und Chefredakteur des Magazins Das Büro/OFFICE ROXX Dr. phil. Robert Nehring, dem Leiter des Forschungsbereichs Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Dr.-Ing. Stefan Rief, dem Senior Designer bei der international tätigen Planungsfirma Gensler Dipl. Ing. Peter Schäfer und dem Innenarchitekt und Designer Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Schricker.


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Die schwarzen Design-Retro-Industrie-Pendelleuchten ermöglichen eine Schatten-Formensprache an den Wänden. Dadurch geben sie teilweise die Konturen des Gebäudes wieder. Die Auswirkungen sind laut Jury phänomenal: „Zeige nicht zu viel Licht. Mache Platz für Schatten. Lass Licht individuell für Nischen zu.“

„Das Haus im Haus“ Das im Mai 2021 fertiggestellte Büro umfasst zwei Hallenabschnitte, die sich in einen zweigeschoßigen Workspace und einen Eventspace unterteilen. Damit wurde der Maßstab der Industriehalle geschickt mit einer vielfältigen Büronutzung in Einklang gebracht. Der kleinere Hallenabschnitt gewährleistet mit den im Erdgeschoß befindlichen, versetzt eingestellten Büroboxen für Einzel-, Doppel- und Viererbüros eine konzertierte Arbeitssituation für die insgesamt

70 Angestellten. Auf der darüberliegenden Galerie befinden sich noch Großraum-Arbeitsplätze, Meetingräume und ein Bibliotheksbereich. Die „Promenade“ führt zur größeren Halle, die als Eventspace für unterschiedlichste Nutzungsszenarien weitgehend eingeschoßig belassen wurde. Die besondere Qualität des Projekts ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass Bauherr und Architekten die gleichen Ziele verfolgten. Das ermöglichte de Winder Architekten, sich ganz auf die sensiblen baulichen Inter-

Best Workspaces Aufgezeichnete Arbeitswelten und Bürobauten 2022 360 Seiten 400 farbige Abbildungen und Pläne 23 x 30 cm, gebunden ISBN: 978-3-7667-2577-6

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ventionen zu konzentrieren, die nicht die Spuren der Vergangenheit überdecken. Ihre Einbauten beziehen sich in Farbe, Oberfläche und Struktur ganz klar auf die Geschichte der Industrieanlage, aber sie ahmen den Bestand nicht nach, sondern formulieren eine neue, räumliche Qualität. „Mit dem Umbau dieser ehemaligen Industrieanlage im Hamburger Stadtbezirk Altona für den Kinder- und Jugendbuchverlag Carlsen ist de Winder Architekten die Entwicklung einer


© Fotos: Mark Seelen

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Arbeitsplätze oben, Erschließungszone unten. Der zweite Teil der Industriehalle ist ein heller, freund­ licher Workspace. Unten im Bild die verantwortlichen Architekten Sascha Nikolauschke, Claudia de Winder und Klaus de Winder.

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außergewöhnlichen Arbeitsumgebung gelungen. Dabei stand das Berliner Büro vor der Herausforderung, die hetero­gene Hallenanlage in eine effiziente Büro­ umgebung zu überführen, deren Fläche sich aus vielen Räumen unterschiedlicher Höhen und Qualitäten zusammensetzt. Es musste dem historischen Erbe Rechnung getragen werden und zugleich das Bild eines modernen Buchverlags durch ein zeitgemäßes Interiordesign gelingen. Die Umsetzung überzeugt gleich in mehrfacher Hinsicht“, fasst Jurorin May-Britt Frank-Grosse die Gründe für die Spitzenplatzierung dieses Projekts zusammen. Neben dem ersten Preis wurden auch fünf Anerkennungen vergeben. Hier ein ­kleiner Überblick inklusive Jury-Begründungen: „Personio, ein junges Technologieunternehmen, zog mit seinem Hauptsitz in München in die „Neue Hopfenpost“ in der Maxvorstadt, die nahe dem Münchner Hauptbahnhof liegt. Das Gebäude, 1991 ursprünglich als Paketverteilerzentrum gebaut, wurde seit 2010 umfassend saniert. 2019 hat INpuls das Büro für Personio neugestaltet und renoviert“, so Laudator Peter Schäfer. Christine Kohlert freut sich über die freundliche Atmosphäre bei TWT Digital: „Schon am Eingang wird jeder, egal ob Mitarbeiter, Mitarbeiterin oder Gast, herzlich begrüßt und willkommen geheißen, sobald er das neue Headquarter der TWT Digital Group betritt. Die auf drei Etagen verteilten Räumlichkeiten wurden mit großer Vielfalt, Offenheit und Flexibilität sowie mit dezenter Farbigkeit und erdigen Tönen komplett revitalisiert.“ „Bei ,Easy Busy‘ in Berlin-Mitte kommen Co-Working und Co-Playing als experimentelle Ideen zur ausgezeichne-

ten Anwendung, die scheinbar gegensätzliche Welten in Balance halten und Verständnis fördern, wonach Leben und Arbeit zusammengehören und sich sozial und human verbinden lassen. Die gemeinsame, planerische Anstrengung von Transstruktura, Studio Singer und Futteralhaus GmbH haben sich gelohnt; herausgekommen sind Arbeits- und ­Kinderbetreuungsräume, schalltechnisch entkoppelt und mit optimierter Raumakustik, die die Parallelität fokussieren und konzentriertes Arbeiten ebenso gewährleisten, wie Entspannung und gutes erzieherisches Gewissen“, lobt Rudolf Schricker das Konzept. „Die neuen Räumlichkeiten der Agentur Werbewelt bestechen auf den ersten und auch auf den zweiten Blick, wozu zahlreiche Aspekte beitragen. Zuerst fällt auf, dass sich der Bauherr für eine Bürofläche im Erdgeschoß entschieden hat, somit für eine Fläche, die in der Regel bei Büronutzern unbeliebt ist. Mit einfachen Mitteln, wie verschieblichen Vorhängen unterschiedlicher Blick­ dichte, wenigen Folierungen und textilen Akzenten wird eine Geborgenheit mitten in der Bühne der Stadt geschaffen“, bewundert Stefan Rief die Leistung der Architekten. Laudator Robert Nehring ist begeistert vom Projekt Leonhard Arbeitswelt Filderstadt: „Die Planung der Arbeitswelt für den Büro- und Objekteinrichter Leonhard in Filderstadt durch die Innenarchitekten von blocher partners hat Räumlichkeiten hervorgebracht, in denen sicher jeder geistig Tätige gern arbeiten würde. Auf den 900 attraktiv und einladend gestalteten Quadratmetern werden die Aspekte Flexibilität, Agilität, Inspiration und Wohlbefinden groß geschrieben.“ Weitere Details und viele Bilder finden Sie im Jahrbuch (siehe vorige Seite).

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Sieger Carlsen Verlagscampus de ­Winder Architekten GmbH de Winder Architekten Berlin

Anerkennung Personio München INpuls interior design & architecture München

Anerkennung TWT Digital Group GmbH brandherm + krumrey interior architecture Düsseldorf

Anerkennung Easy Busy - familien­ freundlicher coworking space transstruktura, Nataliya Sukhova und Studio Singer Berlin

Anerkennung Agentur Werbewelt SEEBALD. Studio für Architektur & Gestaltung Stuttgart

Anerkennung Leonhard Arbeitswelt Filderstadt blocher partners Stuttgart


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© Philipp Pilz/Unsplash

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Dürreperioden, Starkregen, warme Winter und andere Extreme sind schon lange keine Ausnahmen mehr. Mit dem sich verändernden Klima wandeln sich auch die Anforderungen, die der heimische Garten an uns stellt. Wie gehen Profis damit um und wie kann Gärtnern in Zeiten des Klimawandels aussehen? Text: Sophia Gruber

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ines lässt sich mit Sicherheit sagen: Die Auswirkungen des Klimawandels werden wir in Zukunft immer deutlicher zu spüren bekommen. Winter ohne Frost, lange Hitzeperioden und häufige Wetterextreme wie Dauerregen und Stürme sind nur einige der Folgen der Erderwärmung. Viele Hobbygärtner beklagten bereits in den vergangenen Sommern vertrocknete Rasenflächen, Sträucher und Bäume.

Dürre, Sturm und Starkregen Über kurz oder lang wird es notwendig sein, unsere Gärten umzugestalten und sie so für Trockenperioden zu wappnen. Eine Möglichkeit: das Anlegen von Kiesbeeten. Oder Sie steigen gleich auf einen Präriegarten um. Dieser besteht größtenteils aus Gräsern und passenden Blütenstauden und er liebt die Sonne. Zumindest vier Stunden direkte Einstrahlung sind nötig, damit die für diese Gartenvariante geeigneten Pflanzen gut gedeihen. Wichtig ist, dass der Boden tiefgründig ist und so Wasser und Nährstoffe für Dürrezeiten gespeichert werden können. Der Boden darf nicht zu lehmig sein, da sich ansonsten Staunässe bilden kann. Kompost und Sand können eingearbeitet werden, um lehmige Böden zu verbessern. Welche Pflanzen gehören in den Präriegarten? Bei den Gräsern sollten Sie zu Indianergras, Fontänengras, Büffelgras, Moskitogras, Rutenhirse, Vanillegras und Tropfengras greifen. Die

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Was kostenlos von oben kommt, und noch dazu in großen Mengen, sollte genutzt werden. Von der einfachen Regentonne bis zu Regenspeicheranlagen kann das kostbare Gut zur nachhaltigen Bewässerung Ihres Gartens genutzt werden – und die Trinkwasserreserven bleiben verschont.

Regenwasser ist kostenlos – nutzen Sie es! Wie ist eine effiziente Nutzung und Versickerung von Regenwasser im Garten möglich? Bei Einfahrten, Wegen und Plätzen ist darauf zu achten, dass sie versickerungsfähig sind. Wasser, das über Dachrohre abgeleitet wird, kann in einer Zisterne aufgefangen und zum Gießen verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit, Regenwasser aufzufangen, sind Sickergräben, Rigolen oder Teiche im Garten. Langsam kann so das Wasser wieder in den wasserspeichernden Boden zurückgeführt werden. Ein perfekter Kreislauf, von dem sowohl Gärtner als auch Natur profitieren! „Das Bewässern ist vor allem in den ersten drei Jahren essenziell, weil sich in dieser Zeit die Wurzeln entwickeln müssen. Später können größere Pflanzen wie Sträucher und Bäume oft auch ohne Bewässerung überleben. Stauden und kleinere Büsche brauchen aber immer Unterstützung, weil ihre Wurzeln sehr kurz sind. In der Trockenzeit können sie sich kein Wasser von den tieferen Bodenschichten holen“, erklärt die Gartenexpertin. Ein stets perfekt geschorener Rasen mag vielleicht schön anzusehen sein, jedoch benötigt er sehr viel Wasser und Pflege. Nicht selten beklagen sich Hobbygärtner über ausgetrockneten Rasen, da sie mit der Pflege nicht mehr nachkommen. Alternativ sollten heimische Wildblumen und Gräser gesät werden. Wenn man diese bis zur Blütenbildung wachsen lässt, erhalten sie sich durch Versamen quasi von selbst und müssen nicht jedes Jahr neu ausgesät werden. Ein weiterer Vorteil: Mit blühenden Wiesen ist für ein üppiges Nahrungsangebot für Bienen und andere Insekten gesorgt.

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© Goldengel /Adobe Stock

passenden Blütenstauden sind Astern, Ehrenpreis, Goldrute, Blauraute, Indianernessel, Sonnenhut, Sonnenbraut, StaudenSonnenblumen, Mädchenauge, Kanadischer Wandelklee, Schafgarbe, Purpursonnenhut, Prachtscharte, Prachtkerze, Bronze-Felberich, Kokardenblume, Blauraute, Kompasspflanze, Bartfaden, Phlox und die Fette Henne. Als starker Gegenspieler zur Dürre verunsichern vielerorts Starkregen und Sturm die Hobbygärtner. Wie kann man seinen Garten am besten vor wetterbedingten Verwüstungen schützen? Beata Gombos, Inhaberin von Living Garden, ist Expertin für Landschaftsarchitektur und Gartenplanung und weiß um die Wichtigkeit einer entsprechenden Terrassenplanung: „Aufgrund von Dauerregen und Hagelunwettern werden immer robuste Überdachungen für Terrassen geplant. Pergolas mit Lamellendächern werden immer populärer. Die Leute wollen so viel Zeit wie möglich im Freien verbringen, deswegen findet auch das Kochen öfter im Garten statt. Damit die Möbel und Geräte vom Wetter verschont bleiben, wird oft ein Winter- oder Sommergarten gebaut. So kann die Terrasse unabhängig vom Wetter genützt und die Saison so verlängert werden.“ Und im Garten? Wichtig ist, Bäume regelmäßig auf Schwachstellen zu kontrollieren, da im Falle eines Sturms Äste abgerissen werden können. Nach starkem Regen muss der verdichtete Boden aufgelockert werden, um wieder „atmen“ zu können.


© Living Garden Gartengestaltung

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Befestigte Bereiche, Sickerflächen, standortangepasste Bepflanzung, genügend Verschattung und Wasser zum Abkühlen. Der Garten ist heute ein Allrounder, der von den Profis (im Bild zwei Visualisierungen von Beata Gombos, Living Garden) auf Funktionalität und Schönheit geplant wird.

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Klimawandel als Chance für neue Pflanzen Mit teilweise frostfreien und milderen Wintern finden auch immer mehr mediterrane Pflanzen wie Feigenbäume oder Kakibäume Platz in heimischen Gärten. Gombos: „Die Sorten, die früher nur im Kübel möglich waren, können jetzt direkt in die Erde gepflanzt werden.“ Warme Winter bringen jedoch auch neue, unerwünschte Schädlinge in den Garten. Um es ihnen nicht allzu leicht zu machen, sollte die biologische Vielfalt gefördert werden. Wer seinen Garten professionell planen und umsetzen lässt, geht auf Nummer sicher. Die Expertin von Living Garden erklärt: „Bei der Auswahl der Bepflanzung berücksichtige ich zuerst den Standort, die Endhöhe und dann den gewünschten Stil. Bei der Kombination der Pflanzen sollen Kontraste entstehen – zum Beispiel kleine und große Blätter. Soll im Garten immer irgendwo etwas blühen, müssen die Pflanzen natürlich entsprechend gewählt werden. Mit der richtigen Sortenwahl sind Blüten in jedem Monat des Jahres – auch im Winter – möglich. Damit der Garten immer schön aussieht, plane ich gerne immergrüne Pflanzen ein. Die sind vor allem auf den Stellen zu pflanzen, wo man einen ganzjährigen Sichtschutz benötigt beziehungsweise neben anderen Pflanzen, die im Winter absterben oder nicht dekorativ sind.“

artenreiche Blühflächen besonders gut. Gehölze und Tiefwurzler reichen bis in den feuchten Unterboden. Dieser wird durch eine Deckschicht vor dem Austrocknen geschützt. Bei anhaltender Dürre ziehen die meisten Pflanzen ihre Wurzelgeflechte ein und treiben beim nächsten Regen wieder aus.

Hornspäne und Gesteinsmehl statt Kunstdünger Pflanzen gedeihen mit Dünger besser. Wer auch hier dem Klima etwas Gutes tun möchte, sollte auf Kunstdünger, also Stickstoffoder Mineraldünger, verzichten. Dieser besteht zum Großteil aus Phosphor, Stickstoff und Kalium. Verwendet man solche Hilfsmittel zu lange, beeinflusst das die Fruchtbarkeit des Bodens negativ. Die Mikroorganismen im Bodenreich werden geschwächt. In weiterer Folge dünstet das Lachgas, welches 300 Mal schädlicher als Kohlendioxid ist, im Boden aus und der Untergrund kann keinen Humus mehr anreichern. Humus ist aber ein wichtiger Player in Sachen Bodenfruchtbarkeit – er bindet Kohlendioxid und trägt somit maßgeblich zum Klimaschutz bei. Hobbygärtner sollten daher auf künstlichen Dünger verzichten und zu humusbildenden, natürlichen Mitteln wie Hornspänen oder Gesteinsmehl greifen.

Klimafreundliches Gärtnern – aber wie? Feige, Kaki, Nektarine, Kiwi, Ginko: Exoten ersetzen immer häufiger die typischen heimischen Pflanzenarten im Garten. „Dank“ Klimawandel gedeihen südliche Obst- und Gemüsesorten in Zukunft auch im westlichen Europa unkomplizierter und besser.

Wie kann man seinen Garten so anlegen, dass wenig bewässert werden muss, also so wenig kostbares Trinkwasser verschwendet wird, wie möglich? Eine Variante ist der Naturgarten. Anstelle eines Mutterbodens setzt sich die oberste Schicht aus rund 20 Zentimeter dickem Mineralbeton, Sand oder Kies zusammen. Aus diesem mineralischen Substrat gedeihen magere,

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© Katie Azi/Unsplash

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Outdoor Living mit Sattler Outdoor Living ist auch im Jahr 2022 ein anhaltender Trend. Ab Frühling erweitert sich der Wohn- und Lebensraum zunehmend nach draußen. Wichtig dabei ist, vor Sonne, UVStrahlen und Nässe geschützt zu sein.

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ie COVID-19-Pandemie hat das ohnehin stark wachsende Outdoor-Living-Segment weiter vorangetrieben. Die vergangenen beiden Jahre haben deutlich gemacht, wie wichtig die eigenen vier Wände inklusive der Außenbereiche rund um Garten, Balkon und Terrasse sind. Menschen wollen das eigene Zuhause schön gestalten und mit allen Annehmlichkeiten ausstatten.

Sattler sorgt für perfekte Bedingungen Allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Für die Wahl des richtigen Beschattungssystems liegen Pergola-Anlagen, Markisen und Sonnensegel auch in diesem Jahr wieder voll im Trend. Um diese Freiräume ansprechend, aber auch sorgenfrei auszustatten, liefert Sattler ausgezeichnete Textilien. Um möglichst entspannt und sorglos durch diese und noch viele weitere Outdoor-Saisonen zu kommen, werden ausschließlich spinndüsengefärbte, lang anhaltende Acrylfasern eingesetzt, die besonders pfl egeleicht sind und in puncto Formstabilität, UV-Beständigkeit sowie Wasserresistenz beste Werte aufweisen. Damit ist auch bei Wind und Wetter der notwendige Schutz gegeben.

Dank der jährlichen Prüfung nach UV Standard 801 ist aber vor allem im Sommer auch gewährleistet, dass keiner unserer Markisenstoffe mehr als 2,5 % der schädlichen UVA und UVBStrahlen durchlässt.

Outdoor-Living-Produkthighlights 2022 Topaktuell sind die Tücher der Designlinie „Lumera Landscape“, die in ihren Dessins von landschaftlichen Oberflächen und vielfältiger Vegetation inspiriert sind. Durch das glänzende Acrylgarn CBA entstehen glatte und dicht gewebte Textilien deren Farben leuchtend und klar wirken – durch die eben mäßige Oberfläche verstärkt sich zudem der Selbstreinigungseffekt. Absolut im Trend sind Ton-in-Ton-Farbstellungen und feine Strukturen mit lebendiger Ausstrahlung. Diese finden sich auch in der Stoffen der Linie „Urban Design“ oder in der breiten Palette der „Solids“ – unifarbene Gewebe die mit vielerlei fein texturierten oder melierten Dessins beweisen, dass einfarbig nicht gleich eintönig sein muss. Der Sommer und Zusammenkünfte mit Freunden und Familie im Garten, auf der Terrasse und dem Balkon können kommen - mit Sattler sind Sie auf jeden Fall geschützt! www.world-of-sattler.com

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Jeder verdient Qualitat, jeder verdient Luxus Diébédo Francis Kéré sei eines der wenigen wirklichen Leuchtfeuer in der Architektur. Sein Werk verkörpere­ eine sehr persönliche Balance aus Basiserfahrung, ­akademischer Qualität, Low- und Hightech – so die Jury rund um Tom Pritzker. Text: Veronika Kober

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© Renderings: Kéré Architecture

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rchitekt, Pädagoge, sozialer Aktivist: der 51. PritzkerPreis geht heuer an Diébédo Francis Kéré. Der 56-Jährige wurde in Burkina Faso geboren, studierte an der Technischen Universität Berlin, wo er 2004 seinen Abschluss in Architektur machte. Nachdem in den letzten Jahren vor allem Europäer und Asiaten Preisträger

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waren, ist er der allererste Pritzkersieger überhaupt mit afrikanischen Wurzeln. Als ältester Sohn des Dorfvorstehers in seinem Heimatdorf Gando besuchte Kéré als einziges Kind der privilegierten Familie eine Schule. Nach seinem Abschluss kehrte der junge Architekt in sein Heimatland zurück. Erst nachdem er seinen Geburtsort erfolgreich mit der nötigen

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Kultur in der Wüste von Burkina Faso. Nach der Vision des verstorbenen Regisseurs Christoph Schlingensief ist das Operndorf Afrika entstanden. Kéré hat nach Maßgabe der örtlichen Möglichkeiten spezielle Gebäudemodule entworfen, die eine langfristige, vielseitige Nutzung garantieren.


© Lars Borges

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Diébédo Francis Kéré „Man muss die Menschen inspirieren“ – der Architekt aus Burkina Faso sieht das Bauen als soziale Aufgabe. Ressourcenschonende Architektur, die Stolz und ein Identitätsgefühl vermittel, dafür setzt sich der 56-Jährige seit Jahren ein – in Afrika und in Europa.

Infrastruktur versorgt hatte, eröffnete er seine Architekturbüros in Berlin und Burkina Faso. 1998 gründete er die Kéré foundation, um den Bewohnern von Gando durch die Entwicklung von Projekten, Partnerschaften und Fundraising zu helfen. 2005 etablierte er die Kéré Architecture in Berlin. Zu den bedeutendsten Entwürfen des Preisträgers zählen der Lions Campus in Kenia, Lehrerwohnungen in Burkina Faso, der Londoner Serpentine Pavilion und vor allem das Operndorf Afrika nach der Idee von Christoph Schlingensief – vielleicht sein bekanntestes Werk. „Er weiß von innen heraus, dass es in der Architektur nicht um das Objekt,

sondern um das Ziel geht; nicht um das Produkt, sondern um den Prozess. Das gesamte Werk von Francis Kéré zeigt uns die Kraft der Materialität, die im Ort verwurzelt ist. Seine Gebäude für und mit Gemeinschaften wurzeln direkt in diesen Communities – in ihrer Herstellung, ihren Materialien, ihren Programmen und ihrem einzigartigen Charakter.“ Das ist in der offiziellen Jurybewertung zu lesen. Und weiter: “ „Francis Kéré hat in seiner Arbeit seit jeher eine außerordentlich große, kulturelle Sensibilität an den Tag gelegt. Er hat mit seinen Gebäuden der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit ein architektonisches Gesicht gegeben.

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Das Parlament der Republik Benin, ursprünglich noch aus der Kolonialzeit, sollte die Werte der Demokratie und die kulturelle Identität der Bürger von Benin verkörpern. Herausgekommen ist ein auffälliger Bau, der dem Palaverbaum nachempfunden wurde, welcher in der westafrikanischen Tradition seit jeher als Versammlungsort für wichtige Entscheidungen genutzt wird. Außerdem ergänzt ein weitläufiger Park das neue Gelände.


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Léo Doctors’ Housing ist Teil des Gesundheitszentrums in Léo (Burkina Faso). Die fünf separaten Wohnungen, die entlang eines gemeinsamen Innenhofs angeordnet sind, bieten Platz für Klinikpersonal. Jedes der Einzimmerapartments hat ein eigenes Bad, ein Wohnzimmer, einen Garten und eine Außenterrasse.

„Jeder verdient Qualität, jeder verdient Luxus“, so Kérés Credo, das er konsequent umsetzt. Seine Arbeit scheint der Beweis dafür, dass sich der Schwerpunkt von Stararchitektur hin zum materialbewussten Bauen mit einem sozialen Gewissen verschiebt. Und von Norden nach Süden. Der Architekt arbeitet sehr viel in Ländern der sogenannten dritten Welt, konfliktbeladene, arme, oft unterentwickelte Länder, in denen es ganz grundsätzlich an Infrastruktur und Architektur mangelt. Mit der Planung

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und dem Bau von Wohnungen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen „leistet Francis Kéré Pionierarbeit im Bereich der Architektur. Nachhaltig für die Erde und ihre Bewohner und in Ländern mit extremer Armut. Er ist gleichermaßen Architekt und Diener, indem er das Leben und die Erfahrungen unzähliger Bürger in einer Region der Welt verbessert, die manchmal vergessen wird“, kommentiert Pritzker. „Durch Gebäude, die Schönheit, Bescheidenheit, Kühnheit und Erfindungsreichtum demonstrieren


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erfüllt Kéré die Mission des PritzkerPreises ebenso wie durch die Integrität seiner Architektur und seiner Haltung.“ Das gemeinschaftliche Handeln, die soziale Interaktion sind die Basis, auf der die Gebäude von Kéré entstehen. Erdverbunden sind sie und verbunden mit den Menschen, die in ihnen arbeiten, wohnen und zusammenkommen. Nicht das Produkt macht die Architektur für ihn aus, sondern der Weg zum Produkt – der Prozess. Oder wie die Jury sagt:

„In einer Welt in der Krise, inmitten sich verändernder Werte und Generationen, erinnert Francis Kéré an das, was ein Eckpfeiler der architektonischen Praxis war und zweifellos auch weiterhin sein wird: ein Sinn für Gemeinschaft und eine erzählerische Qualität, von der er selbst mit Mitgefühl und Stolz zu erzählen weiß. Damit liefert er Lösungen, in denen Architektur zur Quelle anhaltenden und dauerhaften Glücks und Freude werden kann.“

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Der Neubau des Parlament­s­ gebäudes von Diébédo Francis Kéré in Ouagadougou soll dereinst die in der Savanne­ gelegene­Hauptstadt von Burkina Faso prägen. Das neue Parlamentsgebäude ist ein lange geplantes, noch nicht fertiggestelltes Projekt.


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