Architektur im Mittelpunkt 2018/2019

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The Original Designed and handmade in Denmark

architektur im mittelpunkt

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architektur im mittelpunkt 2018/2019

2018/2019

THEMA STADT

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Jahrbuch für Stadtentwicklung, Architektur & Immobilienwirtschaft

WOHNEN, LOGISTIK, THEMA URBANISIERUNG, STADT GESELLSCHAFT

Urbanisierung, Digitalisierung, Mobilität, Nachhaltigkeit

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Verdeckter Fenstergriff – ausgezeichnetes Design

Das Fenster für maximale Ansprüche. Ein innovatives Aluminiumfenster, das mit maximalem Design ein homogenes Erscheinungsbild schafft, mit maximaler Transparenz mehr Helligkeit und Komfort bietet und mit maximaler Nachhaltigkeit zum Klimaschutz beiträgt – das ist ein Fenster für die Stadt der Zukunft. Der Fenstergriff liegt im Flügel verborgen und trägt somit zum homogenen Erscheinungsbild des Fensters bei. Diese innovative Gestaltungsidee war den international besetzten Expertenjurys des iF DESIGN AWARD 2018 und des Red Dot Design Award 2018 jeweils eine Auszeichnung wert.

JAHRE seit 1948


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Editorial Wäre die Natur behaglich, hätte der Mensch die Architektur nicht erfunden, formulierte weiland Oscar Wilde. Über 100 Jahre – und eine industrielle Revolution – später, würde der Ästhet in unserer durch und durch urbanen Welt wohl Ähnliches konstatieren. Das digitale Zeitalter führt uns immer gezielter in die Komfortzone, wie seine Befürworter mantramäßig wiederholen. Kritiker zeichnen indes ein düstereres Bild einer smart-gesteuerten und vernetzt-verstädterten Welt. Fakt ist: Wir leben mitten in einer Zeitenwende. Das „Home Smart Home“ ist auf dem Vormarsch. Berufswelten und Mobilitätsverhalten wandeln sich grundlegend. Städte bekommen neue Gesichter, die sich erst in Grundzügen abzeichnen. Was in der Architektur möglich und gesund ist, was wünschenswert wäre und was für Unbehagen sorgt, beleuchtet die aktuelle Ausgabe von „Architektur im Mittelpunkt“ – vom mit allen Wassern gewaschenen Kleinod bis tief hinein in den City-Kosmos. Behagliche Momente und viel Freude beim Lesen! PS: Alle Storys finden Sie natürlich auch auf wohnnet.at/business im Bereich Architektur.

Rudolf Grüner Chefredakteur

Emanuel Führer Herausgeber


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INHALTSVERZEICHNIS

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Wunder in den Wellen

Haus des Meeres

Die moderne Stadt

Rohstoffkataster

Weltgrößtes Unterwasserrestaurant entsteht an Norwegens Südküste

Haus des Meeres wird bis 2020 für Bewohner und Besucher umgebaut

Inspiration: Schweizer Künstler Philipp Gasser über sein Werk „Die moderne Stadt I + II“

Kupfer und Co: Stadt im Sinne von Urban Mining als Bergwerk begreifen

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Beschwerdefrei bauen?

Bauzukunft

Bürowelten

Skyscraper Award

„Gesunde Architektur“: ein Gespräch mit Umweltmediziner Hans-Peter Hutter

Bedarfsorientiert, besser, billiger: neue Wege, um Wohnbedürfnissen gerecht zu werden

Im Talk mit Wideshot: über das Tuning der Hochleistungsmaschine Arbeitsplatz

Einblicke, Ausblicke: die aktuellen Top 10 im „HundertMeter-und-höher“-Ranking

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Kinderfreundliche Stadt

Ethouse Award

Stadtluft

Das beste Haus

Platz für Kind und Kegel? Warum der Designerspielplatz allein nicht reicht

Aushängeschilder: Awards für die rot-weiß-roten SanierungsChamps

Schlechte Luft: Belastungen der Innenstädte lässt Wogen hochgehen

Umnutzungs- und Erweiterungsbauten: Bundeslandsieger fürs Bauen im Bestand

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Smart-Home-Test

Global City Ranking

Reality Check: Wie lebt es sich in einem Haus, das sich selber steuert?

Auf dem digitalen Schirm: welche Städte aktuell das Web regieren

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Big City Life Datenstrom and the City: Problemlösung in der modernen Millionenstadt

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Evolution der Mobilität Probleme und Potenziale der erhofften technologischen Revolution


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4 IMPRESSUM Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Wohnnet Medien GmbH Gumpendorferstraße 19, A-1060 Wien Tel.: +43 (0)1 895 01 00 office@wohnnet.at

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Geschäftsführer: Emanuel Führer Chefredaktion: Rudolf Grüner Produktionsleitung: Harald Gregor Schaumburger Grafik: Mario Ewald Disposition: Eleonore Melbinger Lektorat: Dorrit Korger Anzeigenpreise: www.wohnnet.at Autoren: Rudolf Grüner, Veronika Kober Gastautoren: Philipp Gasser, Brigitte Kranner, Christian Vondrus, Jan Weinrich Foto Cover: denis harsch/Unsplash Foto Editorial: Harald Gregor Schaumburger Druck: Druckerei Berger | A-3580 Horn Erscheinungs-/Verlagsort: A-1060 Wien Wohnnet Medien GmbH Publikation: ATAIM20181

Mit PROMOTION gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Einschaltungen, für deren Inhalte und Aussagen der Verlag nicht haftbar zu machen ist. Abdrucke, auch auszugsweise, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages und des Autors gestattet. Gastautoren geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. In Kooperation mit wohnnet.at/Business, dem B2B-Portal für die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft.

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Wunder in den Wellen Tafeln auf Tauchstation: An Norwegens Südküste entsteht das weltgrößte Unterwasserrestaurant – zurzeit noch in Phase eins auf dem Trockendock. Das „Under“, das mit „Wunder“ und „unter“ übersetzt werden kann, will als Food-Tempel und Forschungsstation maritime Vorgängerbauten in der Südsee klar versenken. Nahe am – und im – Wasser wird aktuell nach den Plänen des norwegisch-amerikanischen Architekturflaggschiffes Snøhetta gebaut. Text: Rudolf Grüner


3D-visuals: MIR/Snøhetta


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Das an ein überdimensionales, rechteckiges Periskop erinnernde Bauwerk in der Brandung soll auch Meeresforschern neue, bis dato unmögliche Ein- und Tiefblicke in die lokale Unterwasserfauna und -flora ermöglichen und helfen, deren wissenschaftlichen Hunger (und nicht nur diesen) zu stillen. Bequem und trocken, ganz ohne Tauchgang. Via Panoramafenster in Supersize. In diesem Sinne: Skål und Måltid! Maritimer Monolith ... Seit 15. Jänner wird nun nahe am Standort an der Felsküste in der Region Lindesnes betoniert. An Land. Laut Plan soll noch im Sommer 2018 der stromlinienförmige, dem Element Wasser den geringstmöglichen Widerstand liefernde Restaurantkörper mit seiner robusten Hülle zu Wasser gelassen und über Stahlprofile mit dem felsigen Unter-

grund verbunden werden, um später zur Hälfte in die vor allem im Winter nicht immer wirtliche Wasserwelt zu ragen. Und das mit und nicht gegen die Urgewalten: als beinahe natürlicher Bestandteil der Südkap-Küstenlinie, der kaum das Zeug zum Wellenbrecher hat, sich aber als Siedlungsraum für Muschelpopulationen anbietet, wie die Planer versichern. Raue, harte Schale – weicher Kern: Was die Muschel vorlebt, soll mithin auch „Under“ definieren. ... soll 1.000-Jahre-Welle schlucken Die 26,5 mal 12,5 Meter große Konstruktion aus einem 50 Zentimeter dicken, verstärkten Betongemisch wird im Endausbau knapp 2.000 Tonnen schwer sein, wie der verantwortliche Projektmanager Arne Martinsen ausführt. Um den jahreszeitlichen Temperaturwechsel am und unter dem Meeresspiegel, dem herr-

Foto: Aina Reginas, Portraits: Aina Regina

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as Meer lässt sie nicht los. Weder beim Mammon – Snøhetta zeichnete für das neue Geldscheindesign der Norwegenkrone mitverantwortlich, wobei man die zerklüftete und zernagte nordische Küstenlandschaft samt Wind, Wellen und Wetter in Pixel aufgelöst und damit laut Kreativschmiede in eine „Bildsprache unserer Zeit“ übersetzt hat – noch bei der maritimen Architektur. Nun also ein Seerohr ins Skagerrak: Nach der Osloer Oper, die an den Gestaden des Fjordes an einen gestrandeten Eisberg erinnert, dem in Planung stehenden Powerhouse-Hotel „Svart“ zwischen Gletscher und Nordmeer am Polarkreis und dem Coup am Banknotensektor wird jetzt ihr „Wunder“ für die Auftraggeber Gaute und Stig Ubostad, fest verankert am Küstenabbruch, teilweise ins Norwegische Meer gesetzt.


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Arne Martinsen Projektmanager

schenden Wasserdruck der See in fünfeinhalb Metern Tiefe sowie ihren anstürmenden Kräften standzuhalten, sei seitens der Konstrukteure lange an möglichen Materialkomponenten und den Verankerungsmodi des 600 Quadratmeter Grundfläche einschließenden Monolithen getüftelt worden. Auch die Aussicht kann ungefährlich genossen werden – ohne dass einem der Appetit vergeht: Wer glaubt, dass die gerade beobachteten Fischschwärme plötzlich quicklebendig durchs Riesenauge geschwommen kommen und

Stig Ubostad Initiator / Eigentümer

der gebraten oder gedünstet am Teller liegenden Fisch wieder in sein natürliches Element gerissen werden könnte – und man selbst gleich mit –, kann beruhigt sein und gedanklich schon jetzt entspannt zu Messer und Gabel greifen. In Zusammenarbeit mit vielen wissenschaftlichen Gremien, Meer- und Wetterstationen habe man alle verfügbaren Daten und Szenarien gewissenhaft geprüft, so der Experte. Resultat: Das Panoramafenster am Meeresgrund, elf Meter lang und dreieinhalb Meter hoch,

Gaute Ubostad Initiator / Eigentümer

wird den Beobachter durch ganze 32 Zentimeter Acrylglas vom kühlen Nass trennen. Genug, um einer 1000-JahreWelle standzuhalten, wie der Norweger recht bildhaft ausführt. Als eine der größten Herausforderungen nennt er aber die kommende Seesetzung. „Wir haben genaue Berechnungen über das Wo und Wie. Aber eigentlich werden wir erst zum Zeitpunkt der Absenkung genau wissen, ob alles funktioniert.“ Erleichtert dürfte er folglich erst dann sein, wenn „Under“ fix platziert sein wird.


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3D-visuals: MIR/Snøhetta

„Raue Schale, weicher Kern“


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Nachhaltiges Innenleben Alsdann will man auch mit dem Innenausbau loslegen; vom Geist her typisch nordisch und damit extrem nachhaltig, was sowohl die Wasserversorgung und -entsorgung als auch die Raumbe- und -entlüftungskomponenten mit einschließt. Um „Under“ zu heizen und zu kühlen, wird auf eine Pumptechnologie zurückgegriffen, die die ganzjährig stabile Meeresbodentemperatur nutzt. Im Inneren hat sich „Under“-Miteigentümer Gaute Ubostad unter anderem für kontrastierende, dunkle Eiche entschieden. Das Design soll die Gäste in ein heimelig-warmes Ambiente packen und für ein dementsprechendes Raumklima sorgen.

Das Restaurant als Seerohr: Geboten werden prickelnde Einblicke in die Welt unter Wasser. Gleichzeit darf ab 2019 Champagner geschlürft und exquisit geschmaust werden.

Das halb im Wasser hängende „Under“ wird sich nach der Eröffnung – angepeilt wird ein Termin schon im Jahr 2019 – auf drei Etagen präsentieren: Noch über der Wasserlinie entsteht der Eingangsbereich in Form einer Landungsbrücke. Wer dort eingecheckt und an der Garderobe abgelegt hat, kann in die Champagner-Bar abtauchen, bevor es noch tiefer, und damit ins eigentliche 265 Quadratmeter große Restaurant

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Nicolai Ellitsgaard Pedersen Der dänisch-norwegische Spitzenkoch kocht auch nur mit Wasser; das dafür demnächst aber unter Wasser.

in der See, geht. In Summe sollen rund 80 bis 100 Gäste gleichzeitig Platz finden.

Fotos: Stian Broch

Saisonales am Teller Am Herd wird Nicolai Ellitsgaard Pedersen das Sagen haben. Der Küchenchef, der aktuell noch in der Sørland-Hauptstadt Kristiansand im „Måltid“ den Löffel schwingt und dort saisonale und regionale Küche neu interpretiert, will maritime Nachhaltigkeit und montane Leichtigkeit auf die Karte bringen. Saisonaler Fisch und Meeresfrüchte aus der See, frisch gefangen vorm Fenster, sollen ebenso angeboten werden wie Wild aus den südnorwegischen Wäldern, fein abgeschmeckt mit Gewürzen, Beeren und Kräutern aus der wildherben Landschaft. Pedersen nimmt sich dazu die wechselnden Jahreszeiten Südnorwegens zum Vorbild. Gekocht und serviert wird, was zu Wasser und zu Lande gerade angesagt ist. „Mein Team und ich werden eng mit lokalen Fischern, Bauern, Jägern und Sammlern zusammenarbeiten. Die frischen Zutaten repräsentieren die jeweilige Landschaft. Wir wollen den frischen Geschmack Südnorwegens neu zusammenstellen und für den Gaumen verfeinern.“

„Südnorwegen saisonal am Teller“

Für Kulinariktouristen … Mit der Eröffnung des avantgardistischen Tempels der Nordic Cuisine im Jahr 2019 will man nicht nur reisebereite Gourmets in den Süden des Nordens locken. Neben den Touristikern der Region hofft auch Gaute Ubostad auf starken Besucherzulauf und spricht in diesem Zusammenhang bereits von „einem neuen Zeitalter in der Reisebranche“. … und Forscher Im Gegensatz zu ähnlichen, wenn auch deutlich kleiner ausgefallenen Restaurantprojekten im Pazifik, aber auch im Indischen Ozean sind im „Under“ auch Wissenschaftler auf der Gästeliste. Abseits des Restaurantbetriebes wird das „Under“ als praktische Klimabasis fungieren. Dort im Skagerrak können die Auswirkungen der Erderwärmung auf die lokale Umgebung – vor allem unter der Wasserkante – dann vom Schaufenster aus erste Reihe fußfrei betrachtet und dokumentiert werden.


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„Meer“ Platz für Fauna und Flora Facelift für Wiens Tropenturm

Kriegsrelikt, Mahnmal und heute vor allem beliebter Wiener Aqua-Terra-Zoo: Das in die Jahre gekommene Haus des Meeres im ehemaligen Flakturm wird bis 2020 für Bewohner und Besucher umgebaut. Erweitert wird nicht in die Höhe, sondern in die Breite. Text: Rudolf Grüner

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ach Jahren der Planung hat der Verein „Haus des Meeres“, seit gut drei Jahren im Besitz der etwas anderen City-Immobilie, nun das große Facelift für den Flakturm aus den 1940er-Jahren präsentiert: draußen eine transparent gehaltene Schauseite mit neuem Entree, das die betont-düstere Vergangenheit in den Hintergrund treten lässt, drinnen viel mehr Platz für Reptilien, Haie & Co: Dem Natur- und Tierparadies im Häusermeer – mitten im Wiener Esterházypark – wird ein gläserner Anbau vorgestellt. Gleichzeitig soll der Monumentalcharakter auch in Richtung Mariahilfer Straße aufgelöst werden. Dafür wird die Wand begrünt. Die über die Dächer Wiens ausstrahlende Antikriegsbotschaft des amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner soll aus dem Stadtbild verschwinden: was nach Bekanntgabe der Entscheidung von vielen Seiten aus Kunst und Kultur, aber auch bei der lokalen Bevölkerung für Unmut gesorgt hat und manche aufs Dach steigen ließ – bildlich gesprochen. Apropos: Auf selbiges kommt man künftig auch direkt. Wer nur den Rundblick genießen will, braucht künftig keine Eintrittskarte lösen. Eine Liftgebühr für die neuen, am rechten Gebäudeteil vorgesehenen, Fahrstühle reicht. „Alt und Jung“ sollen ineinander verschwimmen

Fotos: OLN | Illustration: Anton Khrupin

Eigentümer und Zoobetreiber wollen mit dem Konzept den Beweis erbringen, dass „Alt und Jung durchaus zusammenpassen können“, wie im Zuge der Präsentation betont wurde.

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Der Zubau nimmt laut Plan das bereits aus dem Beton ragende Foyer mit dem darüber angesiedelten Krokodilterrarium auf. Auf den darüber und darunter wachsenden, zusätzlichen 3.000 Quadratmetern Nutzfläche sollen neue Terrarien und Salzwasserbecken Platz finden. Um den weiter wachsenden Besucherzahlen Herr werden zu können, hat man vor, die Eintrittsebene inklusive Garderobe großzügiger zu gestalten. Ebenfalls fix eingeplant sind Film- und Vortragsräume. Die Botschaft am Turmkopf verschwindet zwar, an die Historie des Bauwerks wird weiter im Inneren erinnert: Das Museum, das die dunklen Kriegstage des Turms thematisiert, bleibt, wie die Verantwortlichen versichern. Für den Neuauftritt will der Eigentümer rund zehn Millionen Euro in die Hand nehmen.

architektur im mittelpunkt


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Zeichnungen: Philipp Gasser

The Gate, 2008 Bleistift auf Papier 27 x 42 cm


Die moderne Stadt Der in Basel lebende Schweizer Künstler Philipp Gasser arbeitet vor allem im Bereich der digitalen Medien. Dennoch: Den ehemaligen Illustrator für Zeitungen und Zeitschriften zieht es immer wieder zu jener klassischen Technik zurück, die vielen Ideen zu einer materiellen Existenz verhilft: die Zeichnung. Er beschreibt in seinem Gastartikel, welche Beobachtungen, Gedanken und Hintergründe ihn zur Entstehung seines Werks Die moderne Stadt I + II inspirierten. Gastbeitrag: Philipp Gasser

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Im föderalen Bundesstaat Schweiz, wo die Ebene des Staates jene der Kantone ist, gibt es auch 26 Kantonshauptorte, die mit mehr oder weniger komfortabel viel Landschaft umgeben sind. Da Basel-Stadt im zweitletzten Schweizer Bürgerkrieg von 1833 sein „Basel Landschaft“ genanntes Umland verlor, liegt der Stadtkanton nun eingeklemmt zwischen Basel-Land, Frankreich und Deutschland. Für eine Erweiterung in die Horizontale wird der Platz stetig enger. Je nachdem, in welchem Quartier man wohnt, sind die strukturellen Änderungen für die Bewohner stark, wenig oder auch gar nicht spürbar. Die Zeichen an den Wänden von Wohnhäusern der betroffenen Quartiere drücken das Ungemach ihrer Verfasser aus: „Aufwertung heißt Verdrängung!“ und „Freiräume für Basel!“ Die am unteren Ende der Lohnskala Agierenden fühlen sich weggentrifiziert – ausgesiedelt an die gerade noch bezahlbaren Ränder der Stadt. Dies scheint heutzutage in Mitteleuropa, ja, weltweit ein üblicher Vorgang

zu sein, zumindest dort, wo das Wohnen im Zentrum der Städte wieder angesagt ist und wo sich das Geld in Immobilien flüchtet. Die Verdichtung der Kernstädte schreitet voran, die akkumulierten Investitionskapitalien lassen abreißen und nicht selten schlecht konzipiert neu überbauen. (Es soll tatsächlich schon vorgekommen sein, dass in der Planung einer Großüberbauung, wie zum Beispiel im Basler St. Johanns-Quartier, die Schulen vergessen wurden.) Masterpläne und vertikale Verdichtung Wie reagiert nun Basel auf die fast fertig gebaute Stadtstruktur? Auf diese eigentümliche Mischung aus historischen Gebäuden, Altbauten, Neubauten und ehemaligen Industrieanlagen? Mit Masterplänen und vertikaler Verdichtung. Verantwortlich für die neuesten Entwicklungen in der Urbanisation Basels sind die großen Pharmafirmen Hoffmann-La Roche und Novartis, andererseits die großen lokalen Player wie Immobilien Basel– Stadt, also das kantonale Immobilienmanagement,


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Schule, 2007 Bleistift und Farbstift auf Papier 36.5x51.5 cm

Renzo Piano, David Chipperfield, Tadao Ando und viele andere, verliehen den strengen Klötzchen im Grundraster des Originalmasterplans ein ansprechendes Gesicht.

dann die die von der Roche-Erbin Beatrice Oeri gegründete Stiftung Habitat und schließlich der größte Landbesitzer der Schweiz, die Christoph Merian Stiftung. Diese bestimmen mehrheitlich, wie die letzten bebaubaren Großflächen für die Zukunft bespielt werden sollen. Sie alle investieren große Summen in Veränderung und Aufwertung ihrer kostbarsten Ressourcen: ihren Boden und manchmal, besonders wenn sie unter Denkmalschutz stehen, die Gebäude darauf. So auch der internationale Pharmakonzern Novartis: Mit seinem Campus-Masterplan hat sich Novartis in den letzten 17 Jahren eine gigantische Umstrukturierung und

Aufwertung seines Werkareals im Quartier St. Johann geleistet. Die Firma hat zwei Milliarden Franken in das Projekt investiert, dem der Masterplan des ETH-Städtebauprofessors Vittorio Magnago Lampugnani zugrunde liegt. Das Ziel lautete: weg vom großindustriellen Produktionsstandort hin zu einem Zentrum für Forschung und Entwicklung und zum großzügigzeitgenössischen Sitz für das internationale Management. Eine Vielzahl von Stararchitekten, darunter Frank Gehry,

Natur, 2007 Bleistift und Farbstift auf Papier 35.4 x 42.2 cm 16

Kurzzeitimmigranten im Campus Um diese Vision verwirklichen zu können, wurde der Hafen St. Johann an einen Grenzübergang verlegt. Das frei gewordene Gelände der ehemaligen Hafenanlage, notabene ursprünglich der Stadt gehörend, wurde als Park und zukünftige Prime-Property–Landressource an bester Rheinlage in den Campus integriert. Eine Durchfahrtsstraße nach Frankreich mitsamt Zoll wurde privatisiert und die Zonenpläne entsprechend geändert. Ein ausgewachsener Wald


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Sicherheitswand, 2007 Bleistift und Farbstift auf Papier 27 x 21 cm

über der Untergrundgarage, der die neue Hauptpforte umkränzt, wurde ebenfalls innerhalb kürzester Zeit hineintransplantiert. Aufgrund des firmenbezogenen Sicherheitsinteresses ist dieser Erholungsraum wie auch das ganze Gelände für die Stadtbewohner leider nicht frei begehbar. Es bildet sich ein abgeschlossenes Quartier, in dem es vom großen Supermarkt, der Kindertagesstätte über die Poststelle bis hin zur kulinarisch hochstehenden Brasserie alle Angebote gibt, die den privilegierten Angestellten während ihres Arbeitstags zur Verfügung stehen. Diese Forscher und Experten werden global rekrutiert und sind zumeist nur mit befristeten Verträgen angestellt oder arbeiten sogar auf Rota-

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tion. In dieser kurzen Aufenthaltszeit bleiben diese Expats typischerweise unter sich. Ein Austausch mit der Stadt und ihren Bewohnern wird nur nach dem Feierabend, an den Wochenenden und oft auch in Museen oder im Fußballstadion möglich. Aus diesem Grund ist die Integration dieser exzellent verdienenden Kurzzeitimmigranten in der Region stark erschwert – und meistens auch nicht angestrebt. Die Chance, durch kluge Gesamtplanung und Weitsicht in die Bedürfnisse einer schnell wachsenden Stadt sowie durch Einbezug von Smart-SecuritySystemen die Architektur zu öffnen, um eine Permeabilität vom Campus zur Stadt entstehen zu lassen, wurde vertan.

Als ich 2006 in Johannesburg und Cape Town in einer residency weilte, lebte ich für drei Monate im August House in einem modernistischen Gebäude. Es war ursprünglich ein Teil eines Immobilienportfolios von verschiedenen Gebäuden in der Innenstadt beziehungsweise im Süden von Johannesburg. Es wurde 1946 gebaut und bis Ende der 1990er-Jahre als Textilfabrik genutzt. Schon Ende der 1980iger-Jahre entleerte sich das Quartier Doornfontein, das damals mehrheitlich ein Industrieviertel im Zentrum der Stadt war. Die Börse zog nach Sandton, die Stadtbehörde von Johannesburg nach Braamfontein. Ein genereller Kapitalabzug folgte auf dem Fuß. Außer einiger Minenfirmen und Banken, die in der Innenstadt blieben, entleerte sich das Zentrum rapide. So wurde eben Sandton, eine Suburb im Norden, das neue Geschäftszentrum. Gerade weil die Kapitalflucht einen Teil des geschäftigen Lebens in diesem Quartier zum Erliegen brachte und dadurch viele Gebäude stark vernachlässigt wurden, bildete sich bezahlbarer neuer Raum für neue Bewohner. Immigranten aus ganz Afrika ließen sich in den sich leerenden Gebäuden nieder. Sie bevorzugten es, im Zentrum zu wohnen, wo sie jeden Tag ihre Verkaufsstände aufstellten und wo nun ihr Geschäftszentrum lag. Das Pendeln mit den weißen Toyota-

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Transportern in ihre Townships, den Wohnorten ihrer Familien, konnten sie sich nicht leisten. Von Textilfabrik zu Wohnateliers Als ich ankam, wurde das August House (als eines der ersten Projekte in dieser Art in diesem Quartier) zu Lofts und Wohnateliers umgebaut. Junge Künstlerinnen und Künstler hatten schon früher in anderen verlassenen Fabrikgebäuden oder Lagerhäusern in der Nähe gewohnt. Nun ergab sich die Gelegenheit, die Immobilie zu kaufen. Nebst den jungen und bereits etablierten Künstlern und Künstlerinnen zogen auch Handwerker, eine Lastwagenfirma im Garagengeschoß sowie eine Non-Profit-Galerie in den Komplex. Diese sehr spezielle Gentrification war damals in diesem Viertel noch kein Thema, wurde aber später zu einer Schicksalserfüllung: 2015 wurde das August House an einen Immobilienentwickler weiterverkauft. Er scheint als Kunstsammler die Immobilie als Atelierhaus mit unterschiedlicher Nutzung weiterführen zu wollen. Ich wohnte im vierten Stock des Gebäudes, das oben auf einem Abhang saß. Ich hatte freien Blick auf die Hochstraße und das dahinterliegende Quartier. Von Weitem war, bis spät in die Nacht hinein, ein Knallen zu hören. Ich brachte das, zu meiner

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House with walls (tuscan style), 2007 Bleistift und Farbstift auf Papier 55 x 66 cm

Beruhigung, mit den defekten Auspuffanlagen zahlreicher weißer Toyota-Lieferwagen in Verbindung, die Tag und Nacht auf Jozi’s Straßen verkehrten. Am Anfang war ich noch nicht ortskundig, und im Gegensatz zu Cape Town gab es kein sicheres Zentrum, wo man unbesorgt auf den Gehsteigen flanieren konnte. Viele meiner südafrikanischen Freunde wurden am helllichten Tage Opfer bewaffneter Überfälle. Das konnte einem überall in der Stadt passieren. Viele gaben mir Tipps, wie man sich in den verschiedenen Alltagssituationen zu verhalten habe. Es war unabdingbar, ein Auto zu mieten, das einen sicheren Raum bildete und einen von seiner Homebase A zu Ort B, C oder D brachte. Das Mietauto war ein wichtiges Transportmittel in der damals mit öffentlichem Verkehr schlecht ausgestatteten Stadt. Es diente außerdem als eine Art Sicherheitskäfig. Toskanischer Traum mit hohen Mauern Meine Freunde lebten im August House oder zehn Autominuten weiter in einem Tälchen leicht außerhalb. Ich erinnere mich an Fahrten vorbei an Einkaufszentren und Gated Communities. Zu Anfang beeindruckten mich die Häuser des höheren Mittelstandes von JohannesburgBedfordview. Die Besitzer mussten der Sicherheit zuliebe ihr Geld in hohe, dicke Mauern und Zäune investieren, um sich vor Einbrüchen und anderen Unbilden der Großstadt zu schützen. Diese Sicherheitsvorkehrungen endeten aber nicht bei den

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Umzäunungen, sondern setzen sich bis ins Innere des Hauses fort. An allen Eingängen und Fenstern wurden Gitter angebracht und sogar manche Zimmer mit kostbarem Inhalt wie Computer und Kameraequipment wurden nochmals mit einem schweren beweglichen Gitter als Zimmertüre geschützt. Die Häuser dieser Neubausiedlungen waren dann entsprechend klein geraten, dafür oftmals mit ausgeprägtem

Stilwillen gebaut. Damals war gerade der pseudo­toskanische Bauernhaus­stil angesagt. Dies führte dazu, dass ganze Teile der Siedlung diesem idyllischen Stil frönten. Da jeder Hausbesitzer selber für den Schutz seiner Liegenschaft aufzukommen hatte, reichte sein Budget vielfach nicht aus, eine größere Parzelle zu kaufen. Die dicken und hohen Mauern mit dem dreifachen Sicherheitssystem (Elektrozaun auf Eisengitter auf Mauer) ließen den toskanischen Traum dahinter sogleich verschwinden. Nur die Dächer mit ihren geschwungenen roten Dachziegeln blitzten hinter der ockerfarbenen Umgrenzung hervor.

Buchtipp Die Publikation vermittelt erstmals einen Überblick über das Werk von Philipp Gasser von den Anfängen um 1998 bis heute. Im Zentrum stehen Arbeiten, die sich im Rückblick als wichtige Wegmarken der künstlerischen Entwicklung zeigen. Das mediale Spektrum ist weit gefasst und reicht von Filmen, Videoinstallationen und Fotografien bis hin zu Zeichnungen und Illustrationen. Ein umfassender Text des Schweizer Medienwissenschaftlers Hansmartin Siegrist geht den verschiedenen Aspekten des Werkes nach, vermittelt naturwissenschaftliche und philosophische Zusammenhänge und arbeitet den Einfluss des Künstlers auf die Entwicklung des Mediums Videokunst in der Schweiz heraus. Neben zahlreichen Abbildungen verdeutlichen schematische Skizzen die technische Funktion der raumbezogenen Videoinstallationen und gewährleisten somit ein intuitives Verständnis der komplexen Raumstrukturen.

Wie grüss’ ich einen Alien? Philipp Gasser Medien Kunst Welt Raum Geschichten Autor: Hansmartin Siegrist Editor: Markus Stegmann ISBN: 978-3-903131-07-1 Verlag: Verlag für moderne Kunst, Wien Jahr: 2016

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Foto: Maria Magdalena Z’Graggen

Philipp Gasser Zeichner, Fotograf, Video- und Installationskünstler

Der Künstler zum Werk Die moderne Stadt

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as in Südafrika begonnene Konvolut von Zeichnungen Die moderne Stadt mit Versatzstücken aus Architekturstilen mit angelsächsischem Hintergrund und internationaler Geschäftsarchitektur, wird als Installation einzelner Zeichnungen in variablem Display gezeigt. Die so präsentierten Zeichnungen finden ihre formale Entsprechung in der Geschichte und der aktuellen Wirklichkeit der Stadt selber. Vor der Abreise nach Südafrika war nicht klar, in welcher Technik ich dort arbeiten würde. Da ich bei der ersten Zeichnung House with Walls – Tuscan Style aus logistischen Gründen (das Zeichenmaterial war noch nicht angekommen) nicht auf ein großes Papier zeichnen konnte und auch nicht wusste, wie groß das Bild denn schließlich werden würde, klebte ich nach Bedarf das eine Blatt in Letter-Format an das andere und schnitt das Werk nach Beendigung ins gewünschte Format. Diese Zeichnung bildete den Abbildungsmaßstab für alle weiteren, noch ungeplanten Werke dieser Serie. Schon hier wählte ich die isometrische Perspektive. Sie wurde in älteren Computerspielen, wie zum Beispiel SimCity™ (das Stadt-Simulationsspiel), mehrheitlich angewandt, um die Austauschbarkeit der einzelnen Spielelemente zu gewährleisten. So steht nun die einzelne Zeichnung für ein Symbol und herumschiebbares Element des abgebildeten Gebäudes in der Großstadt: der Park, das Einkaufszentrum, die Stadtvilla etc.

architektur im mittelpunkt

Auch die Art und Weise der Präsentation entstand in einem längeren Prozess. Im Projektraum Blank Projects in Cape Town stellte ich die Zeichnungen in Form eines digital bearbeiteten großformatigen Ausdrucks aus. Zurück in der Schweiz entwickelte ich damit zwei mehrteilige Installationen: Die moderne Stadt I + II. Das Thema der urbanen Bebauung erweiterte sich auf andere Länder mit ähnlicher Planungsstruktur. Bei der Anordnung der Zeichnung zur Wandinstallation ließ ich mich von der Verteilung solcher Häuser in einer Großstadt leiten. Dort stehen Häuser ärmerer Bewohner neben Industrieanlagen, Parkanlagen neben Villenquartieren und an die Peripherie verlegte große Einkaufszentren.

Das Tanklager, 2007 Bleistift und Farbstift auf Papier 42 x 59 cm

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Kommt nach dem Energieausweis der Materialpass? Jeder Wiener ist im Besitz von 300 Kilogramm Kupfer. Dieser Besitz entspricht einem Wert von derzeit ca. 1.500 Euro. Doch keiner weiß, wo dieser Schatz liegt! Denn wer hat schon eine Vorstellung davon, wie viel Metalle in elektrischen Leitungen und Armaturen verbaut sind? Oder wie viel davon als Oberleitungsdraht für Straßenbahn, als Zuleitung für die U-Bahn in Verwendung ist? Gastbeitrag: Brigitte Kranner

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ie Stadt Wien – mittlerweile mit knapp zwei Millionen Einwohnern – sitzt auf einer Kupfermine im Wert von ungefähr drei Milliarden Euro. In dieser Summe sind Rohstoffe, wie zum Beispiel Stahl, Aluminium, aber auch Sand und Schotter nicht eingerechnet. Drei Milliarden einzig und alleine für Kupfer. Dieses gewaltige, vom Menschen geschaffene (anthropogene) Lager gilt es zu heben und zu nutzen: die Stadt im Sinne von Urban Mining als Bergwerk zu begreifen und nutzen. Was logisch klingt, hat in der Praxis seine Tücken: denn bis dato gibt es keinerlei systematische Erfassung dieser Lagerstätten. Während es von jedem anderen Bergwerk genaue geologische Karten gibt, die den Verlauf des Flözes (Lagerstätte eines Rohstoffs) dokumentieren, sind wir im städtischen Bergwerk weit davon entfernt. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis es einen Rohstoff-Kataster (auch als Materialpass bezeichnet) geben wird. Noch beschäftigen sich ausschließlich Forscher mit diesem Thema. Dieser Kataster besteht aus drei wesentlichen Bereichen:

 Die Analyse des in der Vergangenheit angelegten Lagers  Die Erfassung des Istzustandes  Die Aufzeichnung des Materialverbrauchs bei Neubauten für zukünftige Generationen.

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Forschen in der Vergangenheit

Die RMA (Ressourcenmanagementagentur) hat im Stadtteil Eggenberg in Graz einen Blick zurück in die Bauweise vergangener Jahrhunderte oder Jahrzehnte geworfen. Das Team um Hans Daxbeck hat 300 Häuser in Eggenberg klassifiziert, fotografiert, kategorisiert, mit den eigenen Daten (aus früheren Forschungsarbeiten) über das anthropogene Lager Österreichs „gefüttert“ und zusätzlich mit Daten des Grazer Vermessungsamtes ergänzt. Entstanden ist ein 3D-Rohstoffmodell, aufgegliedert in 80 Schichten (Layers). Es dokumentiert nicht nur Art und Menge der Rohstoffe, sondern ermöglicht auch die monetäre Bewertung der Sekundärrohstoffe. Die Studie hatte einen riesigen Startvorteil: Der Großteil der Daten war bereits vorhanden. Diesen Vorteil hatte Fritz Kleemann, ehemaliger Doktorand am Christian Doppler Labor für Anthropogene Ressourcen an der TU Wien, nicht. Für seine Studie „Hochbauten als Wertstoffquelle“ zog er sich Overall und Sicherheitsschuhe an. Ausgestattet mit Helm, Stirnlampe und allerhand Werkzeug begab er sich in Abbruchhäuser und untersuchte vor Ort: Mit welchen Materialien baute man in der Gründerzeit? Woraus setzt sich ein Spital der 1960er-Jahre zusammen?

architektur im mittelpunkt


architektur im mittelpunkt

Urbanes Rohstofflager wurde kartiert und katalogisiert: Resultat des Forschungsprojektes im Grazer Stadtgebiet Eggenberg (Bild oben) liefert beeindruckenden Ergebnisse für die Wiederverwertung.

Foto: Hadrian/shutterstock.com

Dann schaute er sich die jährlichen Überflugaufnahmen der Stadt Wien an. Durch den Vergleich der Luftaufnahmen mit den Daten seiner eigenen „Minenarbeit“ konnte er für einen Teil Wiens eine grobe Berechnung der verbauten Rohstoffe durchführen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in Europa 50 Prozent aller verbrauchten Rohstoffe verbaut werden. Das sind gewaltige Mengen, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Industriegebäudes nur 20 bis 30 Jahre beträgt. Das war für Liselotte Schebek, Professorin an der TU Darmstadt, Grund genug, den Fokus ihrer Forschung auf Industriebauten zu legen. In der Studie „Metropolregion als Rohstofflager“ haben sie und ihre Partner zwischen 2013 und 2015 eine ganze Region untersucht: Das 2450 Quadratkilometer große Rhein-MainGebiet in Deutschland wurde katalogisiert. Sie haben Krankenhäuser, Bürogebäude und Lagerhallen erfasst, die darin verbauten Rohstoffe analysiert und damit einen UrbanMining-Kataster für eine gesamte Metropolregion erstellt. Die drei Studien zeigen auf, welch Aufwand betrieben werden muss, um auch nur ansatzweise eine urbane geologische Karte zu erstellen. Sinnvoll ist dieser Aufwand allemal. Schätzungen zufolge ist Deutschland im Besitz von urbanen Minen gewaltigen Ausmaßes. Das Gesamtlager an mineralischen Rohstoffen wird auf 10,5 Milliarden Tonnen geschätzt.

Foto: RMA

Foto: Fred Ho/Shutterstock

BUSINESS

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Metallisches Rohstofflager Deutschlands in Tonnen

103,3 Mio. Stahl

2,6 Mio. Aluminium

110 Mio. GESAMT

2,6 Mio. Kupfer

1,3 Mio. Zink Quelle: Vortrag von Frau Professor Liselotte Schebek (TU Darmstadt) im Rahmen der Eröffnung des „Christian Doppler Labors für Anthropogene Ressourcen“ an der TU Wien. Grafik: Mario Ewald

„All diese Arbeiten sind enorm wichtig, da wir bis jetzt keinerlei systematisch erfasste Daten über die in unseren Städten verbauten Rohstoffe haben“, ist Professor Johann Fellner, Leiter des Christian Doppler Labors für Anthropogene Ressourcen an der TU Wien, überzeugt. „Wir müssen ein Bild davon bekommen, wo welche Rohstoffe lagern, um ihren Wert berechnen zu können. Dieses Wissen wird in der Zukunft für makroökonomische und auch für politische Entscheidungen wichtig sein.“ BIM: Allheilmittel für die Zukunft?

Eine Bestandsaufnahme der Rohstoffe in der urbanen Mine ist möglich, wahrscheinlich sinnvoll und im Sinne einer kontinuierlichen Rohstoffversorgung von

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Europa auch notwendig. Was können und müssen wir zukünftig machen? Ideal – und wahrscheinlich auch am einfachsten – wäre es, schon bei der Planung die Menge und die Lage von Kupferrohren, Aluminium-Fensterrahmen, Stahl-Türzargen, Lüftungsrohren, Wärmetauschern, die Mengen an Beton oder die Anzahl der Fensterscheiben und anderer verarbeiteter Rohstoffe zu erfassen. BIM (BuildingInformation-Modeling) ist eine komplexe 3D-Planungssoftware und könnte das ideale Werkzeug dafür sein. Dazu gibt es aber noch kaum Forschungsarbeiten. Dabei gäbe es eine schier unendliche Anzahl von Fragen, die Generationen von Master- und Doktoranwärtern Themen für ihre Arbeiten liefern könnten: Wer muss die

Daten liefern? Architekt oder Handwerker? Wer ist für das Befüllen der Module verantwortlich? Wie tief soll die Erfassung der verwendeten Rohstoffe sein (zum Beispiel bis zum Metallgriff beim Holzfenster)? Sollen leicht austauschbare Teile wie Armaturen auch erfasst werden? Wer dokumentiert in weiterer Folge Um- und Ausbauten? Kann das alles ohne gesetzlichen Zwang funktionieren? Ist eine Kreislaufwirtschaft im Bau – man denke an die 50 Prozent aller verbrauchten Rohstoffe, die allein beim Bauen verwendet werden – ohne verpflichtenden Rohstoffkataster überhaupt umsetzbar? In dem breit angelegten Forschungsprojekt „BIM als Werkzeug für die Erstellung von materiellen Gebäudepässen und

architektur im mittelpunkt


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Lebenszyklusanalysen“ versucht eine Forschergruppe der TU Wien, auf viele dieser Fragen eine Antwort zu finden. Professorin Iva Kovacic, Leiterin der Forschungsgruppe für Integrale Planung und federführend an dem Projekt beteiligt, zeigt die Schwierigkeiten auf: „Noch arbeiten wir an einer einheitlichen Nomenklatur zur Verwendung im BIM. Verschiedene Akteure ‚füttern‘ das BIM mit Daten. Wenn es keine Norm gibt, sind die Daten unstrukturiert und somit wertlos für die weitere Verwendung. Das ist gar nicht so einfach.“ Bei

der Lebenszyklusbetrachtung sieht sie ganz andere Herausforderungen: „Wir kennen das Zinsniveau, die Energieund die Rohstoffpreise der Zukunft nicht. Hier können wir nur Annahmen treffen und Szenarien aufzeigen“, meint Kovacic. Sie ist aber sicher, dass „Gebäude in Zukunft sowohl einen Immobilien- als auch einen Materialwert haben werden.“ Aufwendig, aber notwendig

Warum ist es so wichtig, die Rohstoffläger in unseren Städten zu kennen und

Beispiel: Anthropogenes Lager der Steiermark Konsumgüter Netzwerke Bauwerke

1,8 Tonnen 215 Tonnen 186 Tonnen

zu dokumentieren? Einerseits weil es sich dabei um gewaltige Werte handelt, die wir als Volkswirtschaft nicht einfach negieren können. Der Wunsch der Menschheit nach einem guten, bequemen Leben ist mit einem Hunger nach Rohstoffen untrennbar verbunden. Europa ist arm an Primärrohstoffen, aber hat ein gut bestücktes Lager an Sekundärrohstoffen in den urbanen Minen. Es wäre gut, wenn wir in Europa bereits eine genaue Rohstoffschatzkarte hätten, um systematisch auf diese urbanen Minen zugreifen zu können.

Gesamtlager: ca.400 Millionen Tonnen <1% Konsumgüter 53% Netzwerke

Aufteilung

des Gesamtlagers

25% Nicht-Wohngebäude 75% Wohngebäude

<1% Konsumgüter

architektur im mittelpunkt

95% Anteil Verfüllungen

46% Bauwerke

Quelle: Das anthropogene Lager in der Steiermark – Entwicklung eines Urban-Mining-Katasters (Projekt UMKAT); Autoren: Hans Daxbeck, Heinz Buschmann, Andreas Gassner Grafik: Mario Ewald

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Beschwerdefrei bauen? Was „gesunde Architektur“ meint und warum Planer und Auftraggeber leider allzu oft auf Beruhigungspillen setzen: Ein Gespräch mit Umweltmediziner Hans-Peter Hutter über den Wunsch nach Wohlbefinden, energielastige 08/15-Bauten, die klimatischen Auswirkungen kultureller Prägungen und einen möglichen Perspektivenwandel – damit uns die Luft nicht ausgeht. Interview: Rudolf Grüner

Architektur im Mittelpunkt: Atmosphäre ist ein Schlagwort, mit dem die Architektur umzugehen weiß: Denken Planungsbüros Ihrer Erfahrung nach über ästhetische Komponenten und Werkstoffliches hinaus, beispielsweise etwa gezielt an das Raumklima?

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HPH: Einen gut durchdachten, vorausschau-

HPH: Solche Vorzeigeprojekte gibt es

Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner Meiner Erfahrung nach muss ich das leider verneinen. In der Regel dominieren wirtschaftliche und ästhetische Gesichtspunkte den Planungsprozess. Vorausschauende Überlegungen in Bezug auf Wohlbefinden und Gesundheit bleiben somit oft auf der Strecke. Interessanterweise werden häufig nicht einmal jene Aspekte berücksichtigt, die belegbar der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter nützen und damit auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sind. Etwa das Vermeiden hoher Schallpegel in Großraumbüros, die die Leistungsfähigkeit deutlich herabsetzen. Auch die Glaspaläste sind Legion, in denen enorme Energie aufgewendet werden muss, um die Temperatur im Innenraum auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

enden Plan und entsprechende Informationsbeschaffung. Eben ein Herangehen abseits der üblichen architektonischen Pfade. Schon im Vorfeld sollte an die Innenraum(luft)qualität gedacht werden, Fragen rund um emissionsarme Materialien und Lüftungsstrategien sollten geklärt werden. Ausgereifte Konzepte sowie Fachleute, die sich damit schon lange beschäftigen, gibt es genug. Eine Konsultation dieser Gruppen ist kein Zeichen von Schwäche. Für eine Optimierung von Raumklima und Luftqualität ist eine Anpassung an den individuellen Nutzer und seine Bedürfnisse notwendig. Üblicherweise wird das vernachlässigt und ein zentralistisches Konzept verfolgt, das annimmt, alle Menschen wären gleich. Die Balance der Raumklimafaktoren „Temperatur – Luftfeuchte – Luftbewegung“ muss beachtet werden und eine Anpassung an individuelle Wünsche sollte möglich sein. Weiters sind auch die Raumakustik und die Lichtverhältnisse – also Tageslicht und Beleuchtung – zu berücksichtigen.

vereinzelt. Ich kenne sie nur aus diversen einschlägigen Fachzeitschriften. Wir werden ja nur dann gerufen, wenn etwas – sehr – schiefgegangen ist, sich gesundheitliche Beschwerden bei Mitarbeitern eingestellt haben oder das Wohlbefinden beeinträchtigt ist. Oft wird dann verzweifelt nach Erklärungen gesucht: Kommen diese Beschwerden vom Gebäude? Soll das Gebäude gesperrt werden? Werden nun alle krank? In großen Bürohäusern mit Hunderten Mitarbeitern ist das eine äußerst aufwendige, fachlich herausfordernde und meist auch kostenintensive Angelegenheit. Daher kann ich immer wieder nur dringend raten: Besser vorher etwas mehr auf Gesundheitsbelange achten, sonst kann es übel teuer werden.

AIM: Was braucht ein Gebäude generell

AIM: Kennen Sie Beispiele, wo Sie sel-

HPH: Ökologisch verträgliche Materia-

– ob nun groß oder klein –, damit sich so etwas wie Behaglichkeit einstellen kann?

ber sagen würden: Hier ist eine gesunde Basis voll und ganz vorhanden?

lien sind mittelbar gesundheitsfördernd, indem sie Ressourcen schonen und die

AIM: Nachhaltig produzierte Baustoffe,

Ökomaterialien mit einem möglichst geringen Fußabdruck sind en vogue: Ist ihr Einsatz automatisch auch gesundheitsfördernd?


BUSINESS

Hans-Peter Hutter OA Assoz.-Prof. PD Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Hutter hat Medizin sowie Landschaftsökologie und Landschaftsplanung studiert. Nach mehrjähriger Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitswesen in Wien, der Ausbildung zum Physikatsarzt sowie zum Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie mit Schwerpunkt Umwelt- und Präventivmedizin ist er seit 1999 am Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien in Forschung und Lehre tätig.

Foto: Dujmic

Nach seiner Habilitation 2010 im Fachbereich Public Health zu „Environmental hazard identification, exposure assessment and risk characterisation in public health” ist er heute Leiter der Forschungseinheit „Child Public Health“ sowie der Arbeitsgruppe „Humanbiomonitoring“ am Institut für Umwelthygiene.

„Wenn es Veranstaltungen zum Thema Gesundes Wohnen gibt, ist das Interesse seitens der Architekten, sagen wir einmal, überschaubar.“ 27


Biodiversität schützen. Ein Muss in puncto Klimaschutz. Mit den Wirkungen auf den Nutzer hat das nicht unmittelbar zu tun. In vielen Fällen geht aber der Einsatz von Ökomaterialien Hand in Hand mit einer besseren Gesundheitsverträglichkeit. Denken Sie nur an mineralische Wandfarben, an Putze. Aber automatisch muss dies nicht immer so sein. Naturprodukte sind nicht automatisch gesund. Zum Beispiel kann es bei schlechter Qualität von Kork und Linoleum zu Geruchsbelastungen kommen. AIM: Was versteht der Umweltmedi-

ziner unter „gesunder Architektur“?

Findet sich Ihre Definition derzeit in der verbauten Landschaft wieder? HPH: Gesundheit und Architektur sind

schon jeweils für sich allein schwergewichtige Begriffe. Wenn sie gemeinsam verwendet werden, multipliziert sich ihre Wirkung und kann – wenn Sie wollen – übliche Perspektiven sprengen. Denken Sie etwa daran, dass es nicht nur um die Effekte der Gesundheit jener geht, die in einem Gebäude wohnen oder arbeiten. Es muss hier weitergedacht werden: etwa, ob die Nachbarn durch ein Bauwerk beeinträchtigt werden, wie beispielsweise durch Blendung, ausgehend von Glasfassaden. Oder, ob Bürokom-

„Auch die Glaspaläste sind Legion, in denen enorme Energie aufgewendet werden muss, um die Temperatur im Innenraum auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.“

plexe durch ihre schwer erreichbare Lage motorisierten Individualverkehr erzeugen und damit Schadstoffe. Selbst Herkunft und Produktion der eingesetzten Materialien, nämlich unter welchen Verhältnissen die Herstellung stattgefunden hat und wie der Transport erfolgte, sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Es gibt also sehr viele Facetten. Vieles davon ist den meisten nicht bewusst und findet sich daher „in der verbauten Landschaft“ nicht. Was in der Architektur angekommen ist, ist die Beschäftigung mit Fragen der Energieeffizienz – Stichwort Reduktion des Kühlbedarfs im Sommer und/oder des Heizbedarfs im Winter.

Foto: Izuddin Helmi Adnan

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AIM: Ganz ehrlich: Arbeitet und wohnt

man in unseren Breiten nicht viel gesünder als noch vor zwei Generationen? Und finden sich unsere eigentlichen Probleme, etwa im Bereich der Emissionen, nicht eigentlich vor der Haustür? HPH: Es hat bei uns vor allem hinsichtlich

der Schadstoffe in Innenräumen, sei es in der Wohnung oder am Arbeitsplatz, sicher enorme Verbesserungen gegeben. Ein kurzer Blick auf die Wohn- und vor allem auch die Arbeitssituation vor 100 Jahren reicht. Man muss nicht einmal in die Vergangenheit schauen: Vergleicht man unsere durchschnittliche Wohnsituation mit Slumhütten in Port-au-Prince oder in einer brasilianischen Favela … naja, dann geht es bei uns eher um Luxusprobleme. Aber das ist etwas zu kurz gegriffen: Schlechter geht fast immer – aber auch besser. In Europa gibt es fast überall einen Mangel an erschwinglichen Wohnungen. Jene, die nach wohnmedizinischen Standards errichtet sind, kann sich kaum jemand leisten. Der große Rest erfüllt in der Regel nur Mindeststandards. Angesichts der Evidenz rund um „Gesundes Wohnen“ und deren Vernachlässigung beim üblichen Bauen ist also noch genug Luft nach oben. Außerdem denke ich, haben wir in den sogenannten reichen Ländern auch eine Vorbildwirkung, wenn es um kluge und enkeltaugliche Architektur geht.

her beachtet werden. Lebten 2014 rund 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, werden es um 2050 circa 66 Prozent sein. Da besteht Handlungsbedarf. So sollte zukünftig energieeffizientes Bauen nicht nur eindimensional betrachtet werden. Wenn bisher Gebäude ohne Berücksichtigung unterschiedlicher Klima- und Lebensbedingungen gebaut wurden, so führte das unausweichlich zu Anpassungsnotwendigkeiten. Und diese fußen vor allem auf dem Einsatz von Energie. Das passiert eben, wenn die gleiche Architektur, die eigentlich für unsere Breiten entwickelt wurde, global umgesetzt wird. Schlimmste Bei-

Klimawandel reagieren?

„Wohnmedizinischen Standard kann sich auch bei uns kaum jemand leisten.“

spiele sind etwa entsprechende Hochhäuser in arabischen Staaten, die nur durch Zuführung großer Mengen an Energie die dortigen klimatischen Schwierigkeiten ausgleichen können. Energieeffiziente Architekturkonzepte müssen sich daher umorientieren, sich so weit wie möglich auch den sich ändernden klimatischen und kulturellen Bedingungen ihrer Umgebung anpassen.

einen engeren Dialog mit Medizinern zu treten, um sich für die kommenden Herausforderungen zu wappnen?

HPH: Rascher als bisher und umsichtiger.

Begrenzte fossile Energieressourcen und Klimawandel waren schon in den 1980er-Jahren Themen; der Städtebau setzte sich damals mit der Vermeidung urbaner Hitzeinseln auseinander. Angesichts dieser Tatsachen ist es doch befremdlich, wenn jetzt manchmal so getan wird, als ob das alles neu wäre. Die Auswirkungen der ungehemmten Verstädterung müssen viel stärker als bis-

architektur im mittelpunkt

AIM: Das Lebens- und Arbeitsumfeld

in Mitteleuropa wird immer schneller immer gesünder. Ein Satz, den Sie so unterschreiben würden? HPH: Nein, denn das gilt nur für einige klei-

AIM: Ist die Architektur hier bereit, in AIM: Wie soll die Architektur auf den

beiden Sparten sind, die sich diesem Thema widmen. Angesichts der vielen Herausforderungen einerseits und der Gestaltungsfreiräume andererseits, die viel Potenzial bieten und ganz bewusst gesundheitsfördernd genützt werden sollten, ist es ein Muss, diesen Dialog um einiges engagierter als bisher aufzunehmen.

HPH: Lassen Sie mich das so beantwor-

ten: Wenn es Veranstaltungen zum Thema „Gesundes Wohnen“ gibt, ist das Interesse seitens der Architekten – sagen wir einmal – überschaubar. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Mediziner: Nur wenige schauen über den engen klinischen Tellerrand. Daher ist es nicht überraschend, dass es bisher praktisch nur wenige aus

ne Gruppen. Für die Mehrheit der Bevölkerung sicher nicht. Es zeigt sich doch immer deutlicher, dass der Trend, wirtschaftliche Interessen über alles andere zu stellen, weiter anhält und sogar noch verstärkt wird. Denken Sie an die Bestrebungen der Bundesregierung, Wirtschaftswachstum als Staatsziel in der Verfassung zu verankern. Das Aufweichen von Arbeitnehmerschutzbestimmungen oder aktuell die Diskussionen um die Zerschlagung der AUVA, die unter anderem Grundlagen für gesündere Arbeitsplätze erarbeitet, zeigt, wohin der Trend geht. Auch was die Lebensbedingungen betrifft, driften die Verhältnisse immer weiter auseinander. Der Speckgürtel Wiens hat sich mittlerweile unter anderem fast bis nach St. Pölten ausgebreitet. Im Schlepptau: mehr Pendlerverkehr, vielleicht noch mit dem eigenen SUV. Darin wird dann an jenen vorbeigefahren, die an viel befahrenen Straßen leben müssen. Wo die Mieten bekanntlich niedriger sind; dafür das Gesundheitsrisiko durch Luftschadstoffe und Lärm aber deutlich höher wird. Auch nicht zu vergessen sind heruntergekommene Spekulantenquartiere, wo auf wenigen Quadratmetern viele Menschen wohnen. Umwelt- und Gesundheitsungerechtigkeit beginnt eben nicht erst in der Sahelzone. AIM: Danke für das Gespräch!

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BUSINESS

Vision für die Bau-Zukunft: Bedarfsorientiert, besser, billiger Neue Wege müssen beschritten werden, um den steigenden und geänderten Wohnbedürfnissen gerecht zu werden. Gastbeitrag: Christian Vondrus

D

ie allermeisten Baubeteiligten sind sich einig: Eine Konzentration auf die eine Topqualität für alle wird wohl technisch, organisatorisch und finanziell nicht realisierbar sein. Aber auf einige gemeinsame Anforderungen könnte man sich dennoch einigen – für alle Bundesländer und für Gebäude, in denen sich Menschen langfristig aufhalten. Dazu zählen ...

 Allgemein gültige Vorgaben für Energieund CO2-Einsparungen für alle geförderten, frei finanzierten und öffentlichen Projekte: Diese bringen in Summe höhere Einsparungen als Passivhaustechnologie bei wenigen Projekten. Die Zahl der Sanierungsprojekte könnte steigen, wie auch die soziale Ausgewogenheit.

 Wohngebäude, aber auch Schulen, Kindergärten und Spitäler: Diese dienen als Refugien, um Energie zu tanken. Sie dürfen den Nutzer nicht schädigen (Schadstoffe, schlechtes Raumklima, Lärm) oder belasten (soziale und psychologische Faktoren).

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 Technische Lösungen: Diese sollen sicher, möglichst wartungsarm und langlebig sein. Auf diesen Grundlagen sollten Normen und Förderkriterien aufbauen, die weder einzelne Technologien überdurchschnittlich unterstützen noch Innovationen behindern. Die Folge wäre ein viel breiteres Angebot an Wohnformen zur Erfüllung unterschiedlichster Wohnbedürfnisse. Also ein neues „BBB“-Modell: bedarfsorientiert, besser, billiger. Status quo im Wohnbau Es wird eng und teurer. So könnte man die Situation am Wohnungsmarkt aktuell beschreiben. Starke Nachfrage nach leistbarem Wohnraum trifft auf eine steigende Baukonjunktur und auf hohe technische Anforderungen; gerade bei geförderten Bauprojekten und auf einem angespannten Verwaltungsapparat. Erfreulich ist: Die Konjunktur zieht an. Auch in der Bauwirtschaft ist das Wachstum angekommen. Steigende Umsätze, geringere Arbeitslosigkeit und eine gute

Auslastung resultieren daraus. Die Kehrseite sind steigende Baukosten; zum Leidwesen von Auftraggebern, Bauträgern und den Generalunternehmen. Von einem Anstieg von bis zu 30 Prozent und fehlenden Kapazitäten beim Handwerk ist die Rede! Die Folgen: Projekte werden mangels Rendite nicht realisiert oder gar nicht erst gestartet. Egal ob im Neubau, in der Sanierung oder in der Nachverdichtung. Umso stärker die Daumenschrauben bei den Förderkriterien angezogen werden, umso geringer fällt die Zahl der am Markt angebotenen, leistbaren und trotzdem guten Projekte aus. Parallel dazu werden frei finanzierte Projekte mit geringeren Anforderungen gebaut und verkauft (oft als Geldanlage zur weiteren Vermietung). Mit den erwähnten negativen Folgen in puncto Leistbarkeit und für die Erreichung der gesetzten Klimaziele. In Wien hat man auf diese Situation bereits reagiert und weitreichende Änderungen in der Förderlandschaft, besonders für Neubau und Sanierung, in Angriff genommen.

architektur im mittelpunkt


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Gesundes Wohnen

Lebenswerte Stadt

Leistbarer Wohnraum

Sicherheit

Luxuriöser Wohnraum

Barrierefreiheit

Energieeffizienz

Mobilität Erhaltung Bausubstanz

Wertbeständig Wartungsfrei

Illustration: Wision/ Shutterstock

Belebte Ortskerne

Ressourcen, Lebenszyklus CO2

BauOIB RL kosten Normen Förderungen

Bauherren, Architekten, Bauphysiker, Biologen, Baumeister, Handwerker, Baustoffindustrie Bauen ist Vielfalt – und kann neue Früchte tragen.

Ziele: Fair-ordnen statt verordnen Hohe Grundstückspreise, aufwendige Gebäudetechnik und steigende Anforderungen, besonders bei geförderten Projekten, sorgen für weiteren Kostendruck. Zum Leidwesen vieler. Wenn uns nachhaltige Qualitätsziele wirklich wichtig sind, sollten diese folglich nicht an preistreibende Förderkriterien gebunden sein, sondern in praktische Verordnungen einfließen, die ja auch bereits auf nationaler Ebene angedacht werden. Wer für Klimaziele plädiert, sollte jedenfalls eine gesamtheitliche Lösung für und über alle Projekte ins Auge fassen. Bedarfsgerechtes Bauen und Sanieren muss trotzdem möglich sein. Es zählt nicht nur die Qualität, sondern auch die ausreichende Quantität. Ökologie, Ökonomie, Soziales und Architektur: Durch die Orientierung an den vier Säulen der Nachhaltigkeit, kann auch die

architektur im mittelpunkt

Gesellschaft von der wachsenden Baukonjunktur profitieren. Mit einer bedarfsorientierten Erfüllung einer Vielzahl von Baukriterien – anstelle des „Diktates“ aus Energieausweis und länderspezifischen Förderkriterien – lassen sich neue Wege beschreiten. Was mich positiv stimmt: Einige dieser Punkte sind auch schon im neuen Regierungsprogramm enthalten.

Mögliche Kriterien sind … Behaglichkeit, Wohngesundheit und Wartungsfreiheit: durch höhere Qualität bei Baustoffen und Materialien und Gebäudetechnik. Das spart Geld bei Errichtung und Wartung. Die Lösungen sind besonders bei Bauphysikern und Biologen bekannt. (Unter anderem: schadstoffgeprüfte Produkte wie Farben, Folien, Kleber und Holzfaserplatten mit natureplus-Zeichen oder Österreichischem Umweltzeichen; stark feuchteregulierende

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BUSINESS

 

Neue Wege: Umsetzung durch Bestbieterprinzip Die angeführten Qualitäten könnten bei Ausschreibungen im Bestbieterprinzip – neben dem Preis – als zusätzliche Kriterien angesetzt werden. Dies würde meiner Ansicht nach zu einem breiteren Nutzenspektrum und größerer Gebäudevielfalt führen.

Gebäude

Nutzung

Werte für Nutzer

Werte für die Gesellschaft

Wohnung

Leben

Schule

Lernen

Krankenhaus

Genesen

Leistbarkeit, Funktionalität, Gesundheit, Behaglichkeit, Wartungsfreiheit, Haltbarkeit, Wertbeständigkeit, Flexibilität

Energieeinsparung, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit, Recycelbarkeit, soziale Aspekte, lokale Wertschöpfung, gute Architektur

Büro

Arbeiten

Mehr Vielfalt , mehr Flexibilität, bessere Erfüllung von Kundenwünschen und geringere Kosten.

Damit könnte den unterschiedlichen Kundenwünschen besser entsprochen werden. Diese Version des bedarfsgerechten Bauens hätte auch einen weiteren nachhaltigen Nebeneffekt: Nicht nur die Bau- und Wartungskosten sinken, auch die Umwelt profitiert. Eine bundesweit abgestimmte Bauordnung würde darüber hinaus mehr Lebensraumqualität sichern – und zwar für alle Menschen des Landes. Aber nur dann, wenn klare Grenzwerte anstelle von Richtwerten für Raumklima und Raumluft gelten, deren Einhaltung ebenfalls flächendeckend festgeschrieben werden müsste. Ich bin überzeugt, dass die Schaffung von gesunden, bedarfsgerechten und wartungsarmen Gebäuden der Erfüllung von vielfältigen Wohn- und Arbeitsformen des 21. Jahrhunderts dienlich sein kann. Dafür benötigen wir mehr Freiheit für Kreativität und einfachere, aber dafür für alle gültige Rahmenbedingungen.

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Zur Person: Christian Vondrus ist als selbstständiger Unternehmensberater in der Bau- und Immobilienwirtschaft tätig. Sein Schwerpunkt ist die Geschäftsentwicklung für Gebäudelösungen und für Bauprodukte zum gesunden Bauen, Monitoring und Dokumentation. Referenzen: Bauträger und Hersteller von Bauprodukten: Baumit (KlimaPutz, KlimaSpachtel und Farben), FunderMax (Biofaserplatte FunderPlan), Schöck Bauteile (Tronsole). T: +43 650 230 27 08 E: office@gesundbauen.at W: www.gesundbauen.at

Foto: Christian Vondrus

Klimaputze beziehungsweise Spachteln und zeitgemäße Wärmedämmungen, die für ein gesundes Raumklima sorgen; Umsetzung und Kontrolle von Schall- und Akustikanforderungen in der Planungs- und Bauphase.) Nachhaltigkeit statt reines Energiesparen: unter Berücksichtigung der Haltbarkeit von Baustoffen und der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Gebäuden (von 15 bis 100 Jahren) Förderung der regionalen Wirtschaft: durch Einsatz von lokalen Baustoffen und Personal. Verkehrsaufkommen und Sozialdumping werden reduziert. Einsatz von Partnerkonzepten und Modulbauweisen: zur Reduktion der Baukosten und Redundanzen bei Schnittstellen

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„Schon die Lobby zeigt, ob ein Gebäude funktionieren kann – oder eben nicht.“


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Der Nichtstandard ist meine Welt Sie werden für das Design von futuristischen HollywoodBlockbustern gebucht und inszenieren neue Bürowelten, die ganz realen Bedürfnissen des modernen Berufslebens Raum geben. Ein Gespräch mit Architekt und Wideshot-Chef Oliver Bertram über das Tuning der Hochleistungsmaschine Arbeitsplatz. Sein Credo: Optimiert ist noch lange nicht inspirierend! Menschen brauchen Abwechslung und Stimulation, um noch besser zu werden. Ein Plädoyer über Nachdenkräume und sehr viel Platz für die kreative Auszeit. Interview: Rudolf Grüner

Architektur im Mittelpunkt: Alle reden vom Office der Zukunft. Wie wird es aussehen? Und wird es wirklich so anders sein? Oliver Bertram, Architekt: Wenn wir darüber sprechen, müssen wir Zukunftsszenarien betrachten und die Büros und Arbeitssituationen dafür entwickeln. Wir sehen unzählige Megatrends, die wir verfolgen und in Umgebungen abbilden können. Was wir heute in Bestandsbüros vorfinden, unterscheidet sich davon natürlich beträchtlich. Im Großen und Ganzen finden wir drei Situationen vor: Wir haben einmal eine „Welt der Stehengebliebenen“. In dieser haben sich Arbeitgeber in den letzten Jahrzehnten um den Job gekümmert – und nicht um ihre Umgebung. Das muss jetzt nichts zwingend Schlechtes sein: Gemeint sind hier diejenigen, die aus verschiedensten Gründen

architektur im mittelpunkt

keine Entwicklung und Fortführung in Betracht gezogen haben. Andere, die nicht stehen geblieben sind, sitzen heute in einem zeitgenössischen Umfeld. Ihre Welt? Vielleicht ein Großraumbüro mit einem grauen Teppich, mit ganz normalen höhenverstellbaren Stühlen. Das, was man eben so kennt. Was zum Teil auch ziemlich ordentlich ist. Teilweise anfangs mit großen Investitionen verbunden war, gepflegt wird, und im Großen auch von den Mitarbeitern so halbwegs geschätzt wird. Dann zeichnet sich jetzt schon die Welt der zukunftsgewandten „early adopter“ ab. Diejenigen, die sich an den Erfolgsmodellen anderer kreativer und technologiegetriebener Disziplinen orientieren und diese heute schon umsetzen. Die Frage, die sich jetzt schon stellt, lautet: Welches dieser Modelle wird

sich in Zukunft durchsetzen? Pure Qualität? Schnelle Anpassbarkeit? Reine Funktionalität? Ist es eines, oder sind es mehrere? Insofern präsentiert sich uns als Entwickler und Designer eine wahre Vielfalt an Möglichkeiten. Je nach Auftraggeber finden wir unterschiedliche Voraussetzungen vor. Der Schritt in ein Büro der Zukunft ist für manche Unternehmen klein. Für manche aber sehr, sehr groß. Es ist und bleibt eine ganz individuelle Sache. Büros werden in Zukunft immer einzigartiger und unterscheidbarer werden. AIM: Wer braucht und will Verän-

derung? Oder anders gefragt: Ab welcher Schmerzgrenze kommt Bewegung ins Büro? OB: Wenn sich beispielsweise das

Personal bei der Firmenleitung

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beschwert: „Unsere Büros sind trist, langweilig und funktionieren nicht mehr!“ – wenn solche Stimmen laut werden, ist Feuer am Dach. Ganz oft geben aber Veränderungen in der Unternehmensgröße den Anstoß. Dabei meine ich jetzt nicht unbedingt ein engeres Zusammenrücken. Beispielsweise Firmen, die wachsende Abteilungen auslagern, haben plötzlich viel Raum übrig. Im Idealfall wird dann im Rahmen eines Entwicklungsprozesses gemeinsam überlegt, wie man heute Büro macht und ausgestaltet. Mit dem Tun kommt dann recht schnell auch Begeisterung und Identifikation – vom Personal bis zur Geschäftsleitung. Dann sollte über einen gewissen Zeitraum, meistens ein Jahr, eine Entscheidungsfindung erfolgen. Am Schluss muss die wichtigste Frage beantwortet sein. Nämlich: Was wollen wir alle? Aber auch wirklich! AIM: Also die berühmte Gelegenheit beim

Schopf packen? OB: Die Bereitschaft war vielleicht schon

vorher da, nur nicht die Gelegenheit. Also ja: Einfach an- und zupacken: Oft braucht es wirtschaftliche Veränderungen, auch Zwänge oder den Wunsch nach Aufbruch. Einfach einen zündenden Funken, der das ganze Ding einfach mal ins Rollen bringt. Manchmal genügt auch nur ein weitblickender Manager … AIM: … der was ins Auge fassen sollte? OB: Wer beruflich viel in der Weltgeschich-

te herumreist, sieht Dinge, die am Businessschreibtisch nie ins Blickfeld rutschen. Je größer die Unternehmen sind, umso mehr funktionieren Manager wie Schwämme, die Ideen aufsaugen. Die gucken, was der Mitbewerb, was Role Models aus innovativeren Industrien treiben – auch in puncto Büro. Die kommen dann teilweise schon

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mit Bergen von Research zu uns. Die besuchen aber nicht nur die Google-Zentrale oder andere Hightech-Hubs in den USA. Bei unserer Feldforschung dürfen wir auch Fernost nicht vergessen. AIM: Haben Sie selbst schon den einen

oder anderen Blick riskiert? OB: Natürlich. Ich bin sehr viel unterwegs

und nutze jede Gelegenheit, mir neue innovative Büros anzusehen. Ich war kurz vor Weihnachten erst in Hangzhou, eine für chinesische Verhältnisse kleine Metropole mit knapp zehn Millionen Menschen. Dort bin ich zu einem Immobilienentwickler ins Büro gegangen und habe die Ohren angelegt. Der hat eine Raumsituation geschaffen, die auch bei uns absolut top wäre. Trotz aller Unterschiede im Arbeitsverständnis, in der Kultur, aber auch in der Architektur ist dort neben Work sehr viel Lifestyle schon drin. Ich durfte mich inspirieren lassen und hab viel fotografiert. Ich rate allen: Gehen Sie mit offenen Augen zu Terminen. Und beobachten Sie: Wo hat mein Unternehmen vielleicht Entwicklungsbedarf? Warum wurde jene Lösung gewählt? Ergibt sich daraus ein Vorteil, den ich auch nutzen möchte? AIM: Ein rein technisches Update für

den trendsetzenden Digital Worker genügt also nicht? OB: Also in der reinen Theorie braucht

es in einem Raum nichts anderes als die Technik. Ist diese mobil, ist alles andere egal. In der Praxis sieht das ganz anders aus: Diese digitalen Arbeiter, die als Freelancer zuarbeiten, in Co-Working-Spaces sitzen, zwischen Bali, Miami und Barcelona hin- und herfliegen, sind und bleiben wohl auch zukünftig eine verschwindend kleine Gruppe. Die produktive Wirtschaft – wir sprechen hier von vielen Hunderttausenden

Menschen allein in Österreich – braucht jedoch nach wie vor ganz konventionelle Büros. Ganz viele wollen und suchen auch den sozialen Austausch. Sie möchten einen Ort, der sich vom eigenen Zuhause unterscheidet; dabei geht es auch um die viel zitierte Work-Life-Balance. Ich glaube, dass der Arbeitsplatz seine Wichtigkeit nicht verlieren wird, nur weil das Arbeitsgerät es ermöglicht. Der Arbeitsplatz fördert die Identifikation mit dem Unternehmen, ein gewisses berufliches Selbstwertgefühl kann dort buchstäblich Platz greifen. Sehr viel ist also im Büro verortbar und auch notwendig. Innovation findet nur dort statt, wo ich mich persönlich austausche. Was im klassischen Büro passiert, kann ein virtuell-flexibler Kosmos nicht ersetzen – nur ergänzen. AIM: Funktioniert die tagtägliche „Rei-

se nach Jerusalem“ nach den neuen Office-Spielregeln? Oder hat man auch das Ende des personalisierten Arbeitsplatzes – Stichwort Workplace Sharing – zu früh ausgerufen? OB: Unter gewissen Voraussetzungen funk-

tioniert es recht gut – aber das tut es nicht automatisch überall: Eine Lösung muss zum Unternehmen und seinem Aufgabenfeld passen und im Einklang mit den Mitarbeitern erarbeitet werden. Der Verwaltungsbereich bietet sich an. Doch auch hier muss genau recherchiert werden. Kommt man zu einem falschen Ergebnis, ist der ganze restliche Prozess im Grunde für die Katz´. Die richtige Person im falschen Umfeld – und schon drohen Effizienz- und Konzentrationsprobleme. Im schlimmsten Fall gehen die Mitarbeiter auch in den Krankenstand. Das Konzept sieht vor, dass gute Arbeitsplätze in ausreichender Anzahl vorhanden sind – und gleichzeitig noch weitere hoch attraktive Bereiche anschließen. Desksharing ohne schlüssiges Design, nach dem Prinzip „First come, first

architektur im mittelpunkt

Interviewfotos: Jonathan Pielmayer

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served“ kann und wird nicht klappen! Wenn es von 30 Büroplätzen nur zehn halbwegs gute gibt und der Rest unbeliebt ist, bricht ein tagtäglicher Wettstreit unter den Kollegen aus. Stress, Neid und Missgunst sind so vorprogrammiert. Damit ist das das ganze Geld, das man für den Strukturwandel ausgegeben hat, schon wieder zum Fenster hinausgeschmissen. Dann ist die der schlimmste mögliche Fall schon eingetreten.

AIM: Ein Plädoyer für mehr räumliche Freiheit … OB: Ein Arbeitsplatz – also ein Tisch, ein Sessel plus Beleuchtung –

ist eine Hochleistungsmaschine, die für alle da sein und daher möglichst neutral sein soll. Diese verändern zu wollen, sie also fancy zu machen, ist ein bisschen vergebene Liebesmühe. Wenn wir aber das Drumherum aufwerten, räumliche Stimmung erzeugen, erleben die Mitarbeiter eine Aufwertung ihrer Arbeitsumgebung.

AIM: Offenes Arbeiten hat also seine Grenzen … AIM: Raumvielfalt, Ideenräume – oder doch nur OberflächenOB: Es gibt kaum Unternehmen, die komplett offen arbeiten

können. Human-Resources-Abteilungen beispielsweise brauchen fixe Plätze und Wände. Datenschutz manifestiert sich eben auch räumlich. Ich hab schon von internationalen Wirtschaftsanwaltskanzleien gehört, die alle Wände weggeräumt haben. Das kann ich mir für Österreich in der aktuellen Situation aber nicht vorstellen. Wenn ein Büro erfolgreich sein soll, muss der Mitarbeiter eine Umgebung vorfinden, die fokussiertes Arbeiten erlaubt: allein – am leisen Schreibtisch im Rückzugsraum, oder aber in der Gruppe – im Meeting-Space. Für eine etwas andere Arbeitsatmosphäre darf es aber auch ruhig die Cafeteria sein, ein heller Raum an der Fassade mit Sofas. Mit dem räumlichen Wechsel kommen neue Ideen, Innovationen entstehen.

„Mit dem räumlichen Wechsel kommen neue Ideen.“

kosmetik: Mit welchen Fragen beschäftigt sich generell die Führungsetage? OB: Die Entscheider, die mit uns in Kontakt treten, wollen Zonen

schaffen, in denen sich ihre Mitarbeiter austauschen können. An Plätzen, wo das Denken über den Tellerrand hinaus leichter möglich wird. Manche schauen auf Bewertungsportale wie kununu. Mehren sich dort die negativen Meldungen über die Arbeitsplatzsituation – und zwar drastisch – entsteht eine Eigendynamik, die die Chefs über Änderungen nachdenken lässt. Andere wiederum


wollen im War for Talents über ein räumliches Facelift die Imagekarte ausspielen. Ein attraktives, innovatives Arbeitsumfeld ist nicht nur in der Kreativindustrie viel Wert: Man bekommt die besseren Bewerber, Mitarbeiter sind stolz auf ihr eigenes Unternehmen. Die Identifikation mit dem Arbeitgeber steigt. Unser Kunde Kapsch CarrierCom passt hier in den Rahmen. Ziel war es, ein attraktiveres Bild nach innen und außen abzuliefern. Nach getaner Arbeit – und sehr vielen Feedbackrunden – kann ich behaupten: Es hat geklappt. AIM: Die Mitarbeiter springen hier immer

gleich auf? OB: Nicht zwingend! Eine freundliche Teekü-

che mit bequemen Tischen und Sitzen wird niemand ausschlagen. Aber wenn es an den Arbeitsplatz geht, werden sehr viele über lange Jahre gelebte Gewohnheiten hinterfragt. Und nicht jeder Mitarbeiter, ist von der ersten Sekunde an bereit, diese über Bord zu werfen. Da gibt es Widerstände, da gibt es Wünsche, die nicht ausgedrückt werden – und in weiterer Folge Missfallen gegenüber dem Plan. Für das gemeinsame Wollen braucht es Zeit, Moderation und Motivation. AIM: Abseits aller idealen Wunschvor-

stellungen: Wie viele Unternehmen sind hierzulande wirklich bereit, neue Wege zu beschreiten? Viele investieren doch in die „Musts“, nicht in die „Nice-to-haves“. OB: Die Katze beißt sich hier in den Schwanz:

Es sind mit Sicherheit die Topperformer, die sich die Zeit nehmen, um so etwas ordentlich zu machen. Diese bieten interessanterweise auch die besten Arbeitsumgebungen. Ich glaube, dass wir weltweit – und damit auch in Österreich – eine ganz starke Demokratisierung der Arbeitsplatzgestaltung haben werden. Was bei den Performern angekommen ist, wird sich irgendwann über den Trickle-down-Effekt auch in der ganzen Wirtschaft abbilden. AIM: Aus der Nische wird also Mainstream? OB: Es wird ein wettbewerbsrelevantes The-

ma für Unternehmen werden. Wir haben

„Es ist mehr als nur Imagepolitur. Intelligente Bürowelten ziehen die richtigen Brainworker an.“


den War for Talents angesprochen. Intelligente Bürowelten ziehen die richtigen Brainworker an. Zudem werden Produktivitätssteigerungen andere auf den Zug aufspringen lassen. AIM: Die Immobilienentwickler hat man auch

schon im Boot? OB: Die ersten steigen schon ein und spielen

Die Zentrale des international aufgestellten Gamestudios Rabcat am Wiener Rennweg. Für die digitalen Animationskünstler haben die Designer von Wideshot gemeinsam mit den Mitarbeitern am Auftritt des Unternehmens, der nach innen wie außen wirken soll, gefeilt.

mit. Sie wissen: Ein gutes räumliches Konzept ermöglicht einem Unternehmen, zu wachsen, aber auch wieder zu schrumpfen – und zwar in einer Immobilie. Je flexibler das mögliche Setting, desto leichter und längerfristig finde ich auch Mieter. Die Chancen steigen wirklich exponentiell. Von diesen gerade reifenden Strategien werden wir sicher künftig noch mehr sehen. Innovation Center wie das Wiener „WeXelerate“, andere Co-Working-Hubs zeigen es vor. Leider sind viele Immobilieneigentümer und Vermieter aktuell noch zu träge. Wenigstens die großen Eigentümer denken zumindest schon sehr offen darüber nach; Lösungen werden mit der Entwicklung neuer Bürokonzepte künftig Hand in Hand gehen. AIM: Was hören Sie von den Kollegen an der

Architekturfront? Wie reagieren diese auf die sich immer schneller drehenden Bürowelten? OB: Es gilt ja, viele Player zu berücksichtigen.

Die Architekten per se würden sehr viel schneller darauf reagieren. Es gibt aber Kostendruck, es gilt, Flächeneffizienzkennzahlen umzusetzen. AIM: Also auch hier das alte Lied. Wenn wir

nur könnten, wie wir wollten … OB: So ist es. Und man muss auch offen sagen:

Fotos: Wideshot

Wir hier in Österreich hinken ganz deutlich hintennach. In Märkten und Regionen, die unter einem wesentlich höheren Innovationsdruck stehen, entstehen auch andere Gebäude. Bereist man andere Länder, etwa die USA oder China, so sieht man dort ganz andere Büroimmobilien aus dem Boden wachsen. AIM: An welche denken Sie hier? OB: Die Zentrale des neu gegründeten Elektroau-

tomobilherstellers NIO in Schanghai beispielsweise.


Fotos: Wideshot

BUSINESS

Der Hub am Hof: Die Arbeits- und Kommunikationsinseln im altehrwürdigen Palais Collalto in der Wiener Innenstadt. 500 Quadratmeter, die Bertram „mit sehr viel Spaß an der Sache“ eingerichtet hat und seine Vorstellungen von idealer Büroarchitektur verdeutlichen.

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architektur im mittelpunkt


BUSINESS

Dort entsteht sehr viel Volumen in neuen Bürotürmen, das im Vergleich zu unseren Bauten vielleicht um 15 Prozent weniger effizient, aber dafür oft deutlich qualitätvoller ist. Ich rede jetzt nicht von auskragenden, runden, expressiven Formen, die zum Ausdruck bringen sollen: „Ich bin neu.“ Ich spreche davon, räumliche Qualität in einem Büro unterzubringen, damit sich Mitarbeiter wohlfühlen. Da ist China am Neubausektor längst in der Avantgarde angekommen. Österreich eher noch nicht. Hierzulande sind die schönsten Büros in Bestandsgebäuden, in irgendwelchen Industriehallen – alten Webereien und Druckereien – untergebracht. Warum? Weil die Architektur, die wir gerade bauen, die räumliche Qualität meist nicht mehr hergibt. Weil die Immobilienentwickler immer noch – und fast nur – über den Quadratmeter denken. Das kann ich zwar nachvollziehen und verstehen: Jedoch haben wir in Österreich und speziell in Wien jetzt schon einen ziemlichen Überhang an aktuellen Büroflächen. Und die müssen schon was können, um Mieter zu finden. Einfach nur trocken und warm sein, das reicht nicht mehr. AIM: Was fehlt? OB: Die Bürohäuser oder -türme, die aktuell

hochgezogen werden, weisen einen ganz groben Mangel auf: Zugunsten der Flächeneffizienz wird beispielsweise auf ein Foyer, das diesen Namen auch verdient, verzichtet. Stattdessen entstehen leere Hallen, die als Identifikationsraum versagen. Dadurch geht auch Adressierbarkeit verloren. In den Stockwerken selbst sind oftmals Umbaumaßnahmen durch Neumieter notwendig, um eine halbwegs menschlich-zivilisierte Eingangssituation herzustellen. Warum? Weil von den Auftraggebern immer von Einzelmietern ausgegangen wird. Für diese werden dann von den Architekten ganze Etagen mit hocheffizienten Arbeitsplätzen gepflastert. Später steht man am Eingang eines innovativen Unternehmens, gleichzeitig aber nur vor einem kleinen Front Desk und einem unsäglich schrecklichen Wartebereich, der in keiner Relation zu dem steht, was das Unternehmen beispielsweise für PR ausgibt. Das Unternehmen, das Power

architektur im mittelpunkt

hat und das in seiner Präsentation auch so rüberkommt, wird dem im Headoffice dann ganz augenscheinlich nicht gerecht. Man tritt ein und denkt sich vielmehr: Was ist hier los? Es sieht ein bisschen so aus wie beim Vorstadtzahnarzt. AIM: Wo wird bessere Büroarchitektur

gebaut? Wer hat die Nase vorn? OB: Die Märkte, auf die ich und mein Team

immer wieder gerne schauen: China, Singapur, aber auch die USA oder Skandinavien. In Asien wird in rauen Mengen gebaut, interessant sind vor allem die Leuchtturmprojekte. Die große Masse ist wie fast überall wenig attraktiv. Sobald man aus den großen Metropolen draußen ist, steht auch dort das Geld für den Quadratmeter nicht mehr zur Verfügung. Die Architektur wird sofort konventioneller. Europa ist meines Erachtens auf dem Mittelweg. Es gibt Orte, wo das Kapital zu Hause ist; an denen sehr gute Architektur gebaut wird. München und Frankfurt zeigen viel Schönes. Dann gibt es immer wieder mal tolle Einzelbeispiele von Unternehmen, die sich ganz hervorragende Architektur gebaut haben – auch in Österreich: Der Erste Bank Campus ist bei allen Kritikpunkten, die man daran haben kann, immer noch ein sehr gelungenes Projekt, das einen ausgeprägten Vorbildcharakter hat. In Europa sind wir per se nicht nur schlecht unterwegs. Ich glaube aber, dass die meisten Investoren der Mut verlassen hat. Weil der Markt so gesättigt ist – und alle auf Nummer sicher gehen wollen. Resultat sind Standardmodelle in mehr oder weniger simplifizierter Form. AIM: Haben Sie ein absolutes Negativbei-

spiel für mich? Was ist top neu, aber auch top daneben? OB: Aktuell sind gerade einige Büroobjekte in

Wien fertig geworden. Einige sind hier definitiv danebengegangen. Hier soll und kann jeder selbst auswählen. Mein Tipp: Die Lobby zeigt, ob ein Gebäude funktionieren kann – oder eben nicht. Ist der Gestaltungswille dort nicht ablesbar, nur Platz für einen kleinen Front Desk und einen verlorenen Gummibaum, merkt man, dass in der Arbeit des Architekten etwas schiefgegangen ist.

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BUSINESS

Dialog ohne gezinkte Würfel AIM: In Wien wachsen, wie Sie auch schon ange-

OB: Wien hat eine absolute Luxussituation. Es gibt sehr

große, qualitativ hochwertige Altbestände im Dornröschenschlaf. Gebäude, die in den 1980er- oder 1990er-Jahren zum letzten Mal saniert worden sind, sehen oft schrecklich aus, haben aber ein riesiges Potenzial. Würde man diese anfassen, kämen die traumhaftesten Umgebungen raus. Wir brauchen nicht die Vollglasfassade, nicht das allerhellste Büro. Mitarbeiter sind gewillt, mit allen Einschränkungen eines Gebäudes zu leben und das auch zu akzeptieren, wenn das Gebäude selber für sie nutzbar ist. Wurden früher Büros in historischen Beständen nach gewissen Faktoren einfach runtersaniert, so hat man heute ganz andere gestalterische Möglichkeiten, um diesen Räumen wieder Qualität zu verleihen. Was herauskommt, ist oft sensationell. Deswegen sitzen auch wir hier in einem Altbau.

Frage an den Mitarbeiter: Mögen Sie den Sessel in Grün oder Rot? Antwort: Ist mir egal. (Eigentlich ist er viel zu hart.) „Der zweite – entscheidende – Teil der Antwort wird im Regelfall aber nicht gegeben, fällt somit unter den Tisch“, sagt Oliver Bertram. „Die Arbeitsplatzlösung, die in einem solchen Befragungssetting schlussendlich herauskommt, ist somit weit davon entfernt, perfekt zu sein.“ Damit keine relevanten Informationen im Rahmen eines gemeinschaftlichen Diskussionsprozesses – dem eine klassische Bedarfserhebung vorangestellt werden sollte – verloren gehen, plädiert er für ein Prozedere, das alle Karten offenlegt und in dessen Verlauf die entscheidenden Würfel fallen.

Foto: Wideshot

sprochen haben, die Büroflächen nur so aus dem Boden. Und es wird noch einiges dazukommen. Was tun mit dem Altbestand?

AIM: Und nicht irgendwo: Sondern in einem Palais

„Am Hof“ im 1. Bezirk: Liegt es an der Qualität des Raumes? An der Adresse? OB: Die Prestigeadresse war Zufall. Ein Partner von uns hat

diese Fläche aufgetan, auf sehr unkonventionellem Wege. Aber mehr verrate ich nicht. An ihr ist nichts 08/15. Und das ist perfekt. Denn: Der Nichtstandard ist meine Welt. Manche Räume sind nicht einmal belichtet. Das hat viele potenzielle Vormieter abgeschreckt. In einer dieser dunklen Kammern ist jetzt unsere Wohnküche untergebracht. Mittlerweile einer der beliebtesten Ort der Mitarbeiter. Maßgeschneiderte Lösungen sind unsere Stärke, das zeigen wir mit unserem eigenen Office. Es geht nicht um die Luxuslösung, nicht um das Büro mit dem vergoldeten Wasserhahn. Sondern um coole Räume, in denen sich Menschen wohlfühlen. Die Stadt mitsamt ihrer grauen Energie muss genutzt werden und belebt bleiben. Es gibt kaum einen besseren Ort als diese Büroumgebung. Wir haben hier diesen superschönen Schanigarten im Sommer. Mittags raussetzen, was essen. Einfach angenehm. Die Atmosphäre ist kleinstädtisch, ja kleinmaßstäblich. Ich bin jetzt nicht der Typ, der als Nummer 45 relativ anonym im Bürotower sitzt. Dagegen ist nichts einzuwenden, es ist aber vom Ambiente her wirklich nichts für mich! Wir haben hier gleich zwei Eingänge. Das Haus hat nur wenige Klingelschilder. So finde ich es einfach nur gut. AIM: Danke für das Gespräch!

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Warum Mitarbeiter mit ihrer eigentlichen Meinung hinterm Berg halten, mag laut Bertram viele Gründe haben: Angst, Taktik, andere strategische Überlegungen. Um diese möglichst zu vermeiden und ausschalten zu können, müsse seiner Erfahrung nach ein möglichst offenes Forum – in Stufe eins nur für Mitarbeiter – eingerichtet und erst mal zugehört werden. Wird auch noch richtig, sprich in Maßen, von einer unabhängigen Stimme von außen moderiert, verselbstständige sich die Diskussion, wie ihn die Erfahrung gelehrt hat. Am Ende des Zuhörens stehen Wände voller Post-its, die, nach Themen sortiert, dem Management für eine erste Bestandsaufnahme zur Verfügung gestellt werden, erklärt Bertram das Wideshot-Verfahren. Daraus könne abgelesen werden, wo es wirklich rumort. Manchmal komme aber auch sehr viel Lob. Ab diesem Punkt gilt es, den Boden gemeinsam aufzubereiten – und das Management mit ins Boot zu holen. „Es beginnt die wichtige Stufe zwei im Prozess, bei dem es kein richtig oder falsch gibt“, so der Mitmoderator. Hier sollen nun alle Beteiligten zu den Wideshot-Würfeln greifen, um ganz persönliche Stimmungsbilder zu setzen. Frei nach dem Motto: Ein Bild sagt mehr als tausend Wort! Spielerisch wird über mehrere Phasen und inhaltliche Schwerpunkte darüber entschieden, wie ein Büro en gros und en détail aussehen sollte. „Das ist ein sehr heikler Prozess. Mit der Macht der Bilder werden Antwort-Vermeidungsstrategien so weit wie möglich ausgeschlossen. Jeder soll ausdrücken, was er zu ganz speziellen Fragen wirklich denkt und fühlt. Fallen die Würfel, hat sich das Bauchgefühl durchgesetzt und entschieden.“

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PROMOTION

BUSINESS

Ready to Connect Künstliche Intelligenz (KI) steigert Zuverlässigkeit von Aufzügen und Rolltreppen.

Foto: KONE AG

Um die Gebäude der Zukunft zu ermöglichen, führt KONE eine neue digitale Lösung ein, die Menschen, Gebäude und Anlagen verbindet. Alle neuen Anlagen von KONE können zukünftig an dieses System angeschlossen werden – und sind somit „Ready to Connect“.

Digitale Plattform für intelligente Gebäude

Gebäude werden zunehmend mit Sensoren versehen, vernetzt und flexibel gesteuert, um Sicherheit und Komfort der Mieter und Nutzer zu erhöhen und die Gebäude fit für die Zukunft zu machen. Damit sich Menschen in Gebäuden noch einfacher, sicherer und komfortabler bewegen können, sind vernetzte Lösungen auch für Aufzüge und Rolltreppen gefragt, um einen optimalen Personenfluss zu gewährleisten. Wie das geht? Die Antwort liefert KONE mit der neuen, in Zusammenarbeit mit IBM entwickelten digitalen Plattform. Sie ermöglicht: 1. intelligente, auf künstlicher Intelligenz beruhende Services (KONE 24/7 Connect), 2. offene Schnittstellen und darauf basierende Anwendungen von KONE und Dritten, 3. die Möglichkeit, Personenflussdaten zur Planung neuer Gebäude, aber auch zur optimierten Steuerung von bestehenden Immobilien zu nutzen. „Mit der digitalen Plattform schafft KONE für Architekten, Planer, Investoren, IT-Anbieter und technische Gebäudeausrüster eine Vielzahl von Möglichkeiten, Gebäude wirtschaftlicher, umweltfreundlicher, zukunftssicherer und komfortabler zu planen und zu nutzen, als es bislang möglich war“, sagt Gernot Schöbitz, Geschäftsführer von KONE Österreich. 1. Intelligente Wartungsverfahren für mehr Zuverlässigkeit

Bereits im ersten Quartal 2017 startete KONE die Anbindung von Aufzügen an die KI-Plattform (Künstliche Intelligenz) Watson (TM) von IBM, um durch prädiktive Wartung die Sicherheit und Verfügbarkeit der Anlagen zu erhöhen und Betreibern absolute Transparenz zu gewähren: KONE 24/7 Connect. Neue Aufzüge werden ab Werk mit

architektur im mittelpunkt

der entsprechenden Technologie ausgerüstet. Ist die Anlage „Ready to Connect“, kann sie auf Wunsch des Aufzugbetreibers an die Cloud angebunden werden. KONE ist aber auch in der Lage, Bestandsanlagen sowie Anlagen von Drittherstellern problemlos nachzurüsten. „Die Anlage meldet über Sensoren laufend Informationen über ihren Zustand in die Cloud. Watson IoT erkennt daraus nicht nur aktuelle Störungen. Auf Basis hochentwickelter Algorithmen, die laufend ,trainiert‘ werden, erkennt KONE 24/7 Connect vorausschauend Probleme, bevor es zur Störung kommt. Unser Kundendienst erhält die Diagnose gemeinsam mit Empfehlungen zur Fehlerbehebung, um die Abläufe zu beschleunigen“, erklärt Schöbitz. 2. Offene Schnittstellen für neue Anwendungsmöglichkeiten

Sie sind sicher, geschützt und flexibel: Die offenen Schnittstellen der digitalen Plattform von KONE ermöglichen perspektivisch die Anbindung an alle technischen Gebäudesysteme und Apps von Drittanbietern. So können Gebäudebetreiber künftig ihre Aufzüge und Rolltreppen komfortabel über das Smartphone rufen, analysieren und kontrollieren. 3. Neue Chancen durch Nutzung von Personenflussdaten

„KONE wartet weltweit mehr als 1,2 Millionen Aufzüge und Rolltreppen aller Hersteller, die von über einer Milliarde Menschen täglich genutzt werden“, erläutert Schöbitz. „Daraus ergibt sich ein enormes Potenzial, um den Anlagenbetrieb und die Gebäudenutzung zu optimieren.“ Jede Anlage selbst liefert über Sensoren mehr als 200 Parameter. Dazu kommen Daten über erfolgte Wartungen und Reparaturen und – unter Einhaltung der Datenschutzauflagen – Daten über die Nutzung, also die aktuellen Verkehrsströme. www.kone.at

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SKYSCRAPER AWARD

1

NEW YORK CITY, USA

VIA 57 WEST He‘s got the look: Der Wohnturm verändert seine Form je nach Blickwinkel. 47 verschiedene einheimische Pflanzenarten begrünen den Innenhof des Wolkenkratzers, der seinen Bewohnern auf den Hudson River schauen lässt.

It´s up to them ... Für das pyramidenförmige New Yorker Wohngebäude VIA 57 West hat sich das dänische Architekturbüro BIGBjarke Ingels Group den Sieg bei der 17. Ausgabe der Emporis Skyscraper Awards sichern können. Das pyramidenförmige Gewinnergebäude sei aufgrund seiner extravaganten und einzigartigen Form ausgewählt worden, urteilte die Jury. Wer es im „HundertMeter-und-höher“-Ranking noch unter die Top 10 geschafft hat, sowie Ansichten und Aussichten vom Auslober auf den nächsten Seiten. …

ARCHITEKT BIG – Bjarke Ingels Group, Schuman, Lichtenstein, Claman & Efron Foto: Royce Douglas

142 m


245 m

2

MEXICO CITY, MEXICO

TORRE REFORMA Der Torre Reforma erhält das Nachhaltigkeitszertifikat LEED Platinum. Sein Design soll an ein offenes Buch erinnern. Analog zu 14 Kapiteln sind 14 Einheiten realisiert worden. Jede mit einem eigenen Innengarten.

ARCHITEKT LBR&A Architectos Foto: Alfonso Merchand

3 190 m

SINGAPUR, SINGAPUR

OASIA HOTEL DOWNTOWN Die offenen Abschnitte des Oasia Hotel Downtown prägen „Sky Gardens“. Neben Kletterpflanzen wurden weitere Arten und Bäume ausgepflanzt. Ihre Blühzeiten sorgen für ein abwechslungsreiches Farbenmosaik.

ARCHITEKT WOHA Architects Pte. Ltd Foto: K.Kopter WOHA Architects Pte.Ltd.


4

BANGKOK, THAILAND

MAHANAKHON

ARCHITEKT

314 m

Buro Ole Scheeren Group through HLS Foto: Alexander Roan

5

HAMBURG, DEUTSCHLAND

ELBPHILHARMONIE

6

NEW YORK CITY, USA

56 LEONARD STREET

110 m

250 m ARCHITEKT Herzog & de Meuron, Kallmorgen & Partner, Hohler+Partner Architekten und Ingenieure Foto: Tim Bindels

ARCHITEKT Herzog & de Meuron, Costas Kondylis & Partners LLP Architects Foto: Matt Clare CC by 2.0


530 m

7

GUANGZHOU, CHINA

8

TORONTO, KANADA

THE L TOWER

GUANGZHOU CTF FINANCE CENTRE

205 m

ARCHITEKT Kohn Pederson Fox Associates, DLN Architects & Engineers, Guangzhou Design Institute Foto: Tim Griffith courtesy of KPF

ARCHITEKT Skidmore, Owings & Merrill LLP Foto: Lv Hengzhong

260 m

ARCHITEKT Studio Daniel Libeskind, Page + Steele / IBI Group Architects Foto: Edvard Mahnic

10

PEKING, CHINA

SUMITOMO FUDOSAN ROPPONGI GRAND TOWER

240 m

9

PEKING, CHINA

BEJING GREENLAND DAWANGJING TOWER

ARCHITEKT Nikken Sekkei Ltd. Foto: Oscar Hirata


BUSINESS

Urbane Überraschung? Wegweisend, herausragend: Hochhausexperte Daniel Schuldt über unterschiedliche Antworten auf den globalen Höhenrausch, Materialfragen und den Faktor Mensch. Interview: Rudolf Grüner

Daniel Schuldt, GF Emporis GmbH: Tatsächlich hat es New York seit 2011 zum ersten Mal wieder unter die Top 3 geschafft. Singapur war seit 2013 und Mexico City sogar seit 2003 nicht mehr in den Top 10 vertreten. Man sieht also, dass durchaus auch andere Metropolen spannende Projekte zu bieten haben. Nichtsdestotrotz ist es natürlich klar, dass es die klassischen High-Rise-Standorte immer wieder in die Rankings schaffen. An prestigeträchtigen Standorten ist der Konkurrenzdruck besonders groß und man möchte sich mit immer „besseren“ und außergewöhnlichen Projekten gegenseitig übertrumpfen. Dadurch entsteht insbesondere dort eine Vielzahl an großartigen und auszeichnungswürdigen Bauwerken. AIM: Welche Entwicklungen lassen sich

aufgrund der Spitzenplatzierungen am Skyscraper-Markt ablesen?

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DS: Neue funktionale Designs sind schon

seit Längerem ein großes Thema in der Baubranche. Der Wohn-, Arbeits- und Lebensraum soll so effizient wie möglich genutzt und gestaltet werden. Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle. Wir sehen, dass insbesondere „grünes“ Bauen immer beliebter und wichtiger wird. Dadurch sollen unter anderem Umweltbelastungen gesenkt und gleichzeitig Lebensqualität gesteigert werden – was viele der ausgezeichneten Projekte sehr gut umsetzen.

Hamburger Unternehmen dabei natürlich besonders – das lange Warten hat sich mehr als gelohnt. AIM: Viele neue Projekte sind am alten

Kontinent in der Pipeline: Unter anderem auch wieder bei Ihnen in Hamburg, wo die österreichische Signa mit dem David-Chipperfield-Projekt nun den Zuschlag für den „Elbtower“ bekommen hat. Steht Europa der Höhensturm erst bevor? DS: Sicher kann man davon ausgehen, dass

AIM: Europa ist in diesem Wertungs-

katalog nur einmal vertreten. Und zwar mit einem kulturellen Flaggschiff an der Elbe: reiner Zufall – oder steckt hier doch mehr dahinter? DS: Europa war in den letzten Jahren

tatsächlich oft nur vereinzelt unter den Top 10 vertreten. Was wohl auch daran liegt, dass es bei uns nicht so viele HighRise-Metropolen gibt, wie beispielsweise in Asien oder Amerika. Dass aber jedes Jahr mindestens ein bis zwei europäische Gebäude unter den ausgezeichneten Projekten sind, zeigt auch, dass Wolkenkratzer in Europa sehr bewusst und mit Sinn für Qualität gebaut werden. Die Platzierung der Elbphilharmonie freut uns als

auch in Europa in Zukunft immer mehr Wolkenkratzer entstehen – auch an Standorten, die bisher weniger oder gar nicht dafür bekannt waren. Die europäischen Städte werden also weiter in die Höhe wachsen. Ein richtiger Höhensturm, wie wir ihn in vielen anderen Ländern zurzeit sehen, zeichnet sich für uns in der näheren Zukunft jedoch erst einmal nicht ab. AIM: Tickt also die Stadt europäischen

Zuschnitts auch künftig anders? DS: Generell ist zu erwarten, dass Wol-

kenkratzer auch im Stadtbild europäischer Städte an Bedeutung zunehmen werden. Viele Innenstädte sind aber nach wie vor durch historische Altstädte und deren

architektur im mittelpunkt

Foto: Daniel Schuldt

Architektur im Mittelpunkt: New York, Mexico City und Singapur haben es in Ihrem Emporis-Skyscraper-Ranking unter die Top 3 geschafft: Kommt da nicht Kritik auf, dass wieder nur Projekte an klassischen Hochhausstandorten zum Zug gekommen sind?


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jeweilige Geschichte geprägt. Die HighRise-Zentren müssen daher nicht zwangsläufig immer in den Innenstädten, sondern gegebenenfalls am Stadtrand oder in etwas außerhalb gelegenen Stadtteilen entstehen, wie man am Beispiel von Paris sehen kann. Bestenfalls gelingt die Symbiose von Alt und Neu, wie zum Beispiel bei der fünftplatzierten „Elphie“ in Hamburg. Die hohen Besucherzahlen dort zeigen, wie groß die Faszination der Menschen für Projekte ist, die Tradition und Moderne so harmonisch zusammenbringen. AIM: Architektonische Gipfelstürme,

Gigantismus, Projekte in XXL: Wirft der Kampf um jeden Meter nicht immer größere architektonische Schatten auf Stadtlandschaften?

das Experimentieren mit neuen Baumaterialien und -techniken mit ein. Nachwachsende Rohstoffe sind dabei natürlich besonders attraktiv. Inwieweit sich Holz

AIM: In die Bewertung lassen Sie und

„Baustoff Holz beim Hochhaus? Hier braucht es sicher noch mehr Erfahrungswerte.“

DS: Bei dem Emporis Skyscraper Award

als Baustoff für Wolkenkratzer jedoch langfristig und breitflächig durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Hier müssen einfach noch mehr Erfahrungswerte generiert werden. AIM: Zurück zum Ranking: Was war für

DS: Hier adressieren Sie ein Problem, auf

das es keine einfache Antwort gibt. Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Stadt – sowohl zum Wohnen, als auch zum Arbeiten. Da ist der Bedarf an Wohn- und Arbeitsraum groß. Einerseits müssen wir diesen Raum irgendwo schaffen. Andererseits möchte sich natürlich niemand in überfüllten und verstopften Innenstädten bewegen, in denen sich der Smog zwischen den Häuserschluchten staut oder Teile der Stadt – wie zum Beispiel der Central Park in New York – immer mehr von massiven Schatten verdunkelt werden. Entsprechende Kompromisse zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Gerade deshalb sind innovative und nachhaltige Gebäudedesigns so wichtig. AIM: Apropos: Zurzeit tobt ein Kampf

um die höchsten Holzhochhäuser: Kurzfristiger Trend oder nachhaltige Wende? DS: Nachhaltigkeit ist wie bereits

erwähnt in der Baubranche momentan zu einem wichtigen Faktor geworden. Dies schließt auch die Suche nach und

architektur im mittelpunkt

Sie im letzten Durchgang DIE urbane Überraschung?

Ihre Jurykollegen Design-, Funktionsund Technikfaktoren einfließen: Schön und gut. Aber was ist mit Ästhetik, mit Appeal?

geht es nicht in erster Linie darum, die „ideale Schönheit“ zu finden – denn die liegt ja bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Wir möchten vielmehr Projekte auszeichnen, die durch ihre besonderen Eigenschaften aus der breiten Masse herausstechen und dadurch zukunftsweisend als Beispiel und Wegweiser für effizientes, nachhaltiges und „sicheres“ Bauen dienen können. Die Ansprüche an Wohn- und Arbeitsraum werden immer weiter steigen. Daher ist es wichtig, dass innovative Ideen, Baustoffe und -techniken sowie Designs gefördert und umgesetzt werden. AIM: Abschließend: Ihr ganz persönlicher

DS: Die urbane Überraschung war im

letzten Durchgang eindeutig der zweitplatzierte Torre Reforma aus Mexico City. Mit seiner markanten frei liegenden Betonfassade steht er gegen den aktuellen Trend, den Glasfassaden oder bepflanzte Außenoberflächen setzen.

Lieblingswolkenkratzer? DS: Eine schwierige Frage bei den zahlrei-

aktuell zu den absoluten Wegbereitern in Sachen Wolkenkratzer?

chen spektakulären Projekten, die ich jeden Tag zu sehen bekomme. Ein Wolkenkratzer, der mich sowohl mit seinen technischen Innovationen als auch mit seiner Verbindung von traditionellen Baustoffen und Moderne sowie seiner perfekten Integration ins Stadtbild restlos begeistern konnte, ist der Al Hamra Tower in Kuwait City.*

DS: Das Architekturbüro Skidmore, Owings

AIM: Danke für das Gespräch!

AIM: Welche Architekturbüros zählen

& Merrill war mit seinen Projekten in den letzten Jahren immer in den Top 10 des Emporis Skyscraper Award vertreten. Auch Kohn Pedersen Fox oder WOHA Architects haben in der Vergangenheit viele atemberaubende Projekte umgesetzt. Junge Wilde wie MAD Architects oder Bjarke Ingels Group setzen zudem in den letzten Jahren neue Maßstäbe, was innovatives und unkonventionelles Hochhausdesign betrifft.

*Mehr Infos: QR-Code scannen oder auf „Emporis.de“ mehr Informationen zum Al Hamra Tower bekommen.

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Kinderfreundliche Stadt? Warum der Designerspielplatz allein nicht reicht

Künstlich Geschaffenes oft nur „Alibilösung“ Sämtliches Spielzeug eingepackt und mit dem Rad oder Roller einfach raus in die Siedlung: Und wenn es nach Stunden doch mal langweilig wird, dann ab in den Wald zum Kletternüben oder Baumhausbauen. Irgendwann abends dann erschöpft, aber glücklich zurück nach Hause. Viele Stadtkinder kennen solche Szenen wohl nur aus ihren Kinderbüchern … Fakt ist: Kinder brauchen Bewegung, Raum für Fantasie und Rückzug, Flächen und Bereiche, in denen sie sich autonom bewegen und positionieren, die sie kreieren können. Doch: Die immer stärker befahrenen Straßen zerschneiden die Stadtteile und bilden zum Teil richtige Barrieren, Wohnortstraßen als Spielorte sind teilweise komplett verloren gegangen. Als Ersatz für die natürlichen Spielflächen werden Spielplätze gebaut, Spielplätze, die nicht selten verwaist sind. Doch warum? Gerhard Lehwald vom Deutschen Kinderhilfswerk kritisiert in einem Aufsatz auf kinderpolitik.de vor allem die Isoliertheit vom öffentlichen Leben in einem Stadtviertel („Verinselung“), die unzureichende lebensweltliche Gestaltung („Designerspielplätze“) oder mangelnde Naturbelassenheit („Perfektionierung“) derart geschaffener, städtischer Spielplätze und -räume. Kinderfreundlich und bespielbar Natürlich kann und soll auf Spielplätze gerade in der Großstadt nicht verzichtet werden. Doch für die kinderfreundliche Stadt braucht es mehr: Wo trifft man sich, wo ist genügend Raum zum kreativen Spielen und wie einfach und rasch können diese Spielorte ohne Erwachsene zu Fuß erreicht werden? Wie sieht es mit der Verkehrssicherheit im Spielraum aus, gibt es Möglichkeiten zur Naturerfahrung und schließlich: Wo können sich die Kinder zurückziehen, allein und unbeobachtet sein? Diese Faktoren müssen in die städtebauliche Planung miteinbezogen werden und idealerweise in ein kreatives Wohnumfeld münden, in

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Foto: Kurt Kuball

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in direkter Vergleich zwischen Stadt- und Landleben ist schwierig bis unmöglich. Zu groß sind die Unterschiede in der Infrastruktur, dem Verkehr, der Bebauungsdichte und den noch vorhandenen Flecken unberührter Natur. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich anschaut, wo sich Kinder und Jugendliche im jeweiligen Gebiet aufhalten, verabreden, miteinander spielen oder ihre Langeweile vertreiben.

Foto: Hertha Hurnaus

Grünflächen, Parks und Wälder weichen Wohnflächen, Straßen und öffentlichen Plätzen. Der zunehmende Verkehr verdrängt die Kinder von der Straße. Und als Ersatz dienen geplante Spielplätze und betonierte Freiflächen. Mit kinderfreundlich hat das noch nicht viel zu tun. Text: Veronika Kober

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Spielen in der Stadt: Der etwas andere Kinderspielplatz in der Seestadt Aspern (oben) und der Grünzug Familienplatz Wattgasse (unten) zeigen eindrücklich, wie kinderfreundliche Planung aussehen kann. (Realisierung: Idealice)

dem es öffentliche Räume zum Entdecken und Verändern gibt. Auch hausnahe Bewegungsräume inklusive Gehsteigen und Straßen, die gefahrlos bespielt werden können, sowie ungenormte, nach allen Seiten offene Spiel- und Sportplätze, die für jeden, übrigens auch für Erwachsene, nutzbar sind, gehören hierzu. Alice Größinger, Gründerin von Idealice, einem Wiener Landschaftsarchitekurbüro mit Schwerpunkt Schul- und Wohnbau, hat täglich mit der spielfreundlichen Gestaltung von Freiflächen zu tun. „Mein Zugang zum Spiel gilt natürlich besonders Kindern und Jugendlichen, aber auch für Erwachsene ist es wichtig, immer wieder im Freiraum etwas Neues entdecken zu können. Dadurch werden das gemeinsame, altersübergreifende Spiel sowie die Imagination, die für alle Altersgruppen wichtig ist, gefördert. Wir versuchen mit unseren Gestaltungen Wunderwelten zu kreieren, die überraschen, Unmögliches möglich machen, multifunktional sind und dauerhaft im Jahreszeitenwandel Freude bereiten.“ Erreichbar ist dieses Ideal auch für sie nur durch eine klare städteplanerische Konzeption und das Zusammenspiel von Politikern, Architekten, Landschaftsarchitekten, Bewohnern jeder Altersgruppe. Aber auch Pädagogen, Hochschulen sowie Institutionen und Organisationen aus Sport und Kinderbetreuung sind für Größinger nicht wegzudenken – von der Planung über die Realisierung bis zum Betrieb. Deshalb ist ein übergeordnetes Leitbild für die Landschaftsarchitektin auch so wichtig: „Egal ob Wohnbau, Städtebau, Parkplanungen, öffentliche Plätze, Ortszentren: Wir arbeiten fast immer mit Architekten zusammen, teilweise auch mit Stadt- oder Raumplanern und natürlich mit den Auftraggebern. Mir sind kooperative Beteiligungsprozesse am liebsten, wo alle Stakeholder an einer Gesamtentwicklung arbeiten. Spielbereiche sind da immer ein Thema.“ Aus ihrer beruflichen Erfahrung heraus befürwortet Größinger daher auch die Entwicklung eines Leitbildes, das bisherige Planungen zusammenfasst und übergeordnet wirksam sein muss. Auch eine planerische Abstimmung mit den Nachbargemeinden gehört für sie dazu. Die Gestaltung öffentlichen Raums müsse als soziokulturelle Maßnahme – interaktiv, generationenübergreifend, integrativ und umweltbewusst – wahrgenommen werden, so die Landschaftsarchitektin. Politik hat den Auftrag erkannt – zumindest teilweise Die Bestrebung nach kinderfreundlicher Gestaltung öffentlicher Räume ist ein gesellschaftlicher Wunsch, der seinen Weg in die Politik gefunden hat, erläutert Größinger auf die Frage, ob der Auftrag zu kinderfreundlicher Gestaltung öffentlicher Räume eine Rolle bei der Ausschreibung spiele. „Bei Wohnbauten sind die Vorgaben der Wiener Bauordnung beziehungsweise der

architektur im mittelpunkt

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Foto: corno.fulgur75/Flickr

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Der Kopenhagener Stadtpark Superkilen erstreckt sich auf über einen Kilometer und ist in drei Bereiche geteilt. Der „grüne Park“ ist besonders bei Kindern und Familien beliebt.

Kinderspielplatzverordnung zu beachten. Besonders bei größeren Stadtentwicklungsgebieten wurden vor allem in Wien Kinder- und Jugendspielplätze von verschiedenen Bauplätzen zusammengefasst. Es entstanden wunderschöne, zeitgemäße, große Spielplätze, wie bei ‚In der Wiesen‘ in Wien Süd, um nur ein Beispiel zu nennen.“ Doch nicht nur in Ausschreibungen durch Stadt und Gemeinden wird der Auftrag zur kinderfreundlichen Gestaltung erteilt, auch die Forschung beschäftigt sich mit dem Thema. Die MA 19 etwa lässt derzeit eine „Spielfibel“ erstellen, die Spielgeräte und Spielsituationen im Hinblick auf verschiedene Parameter bewertet, inklusive Angabe des Ortes, an dem sie eingesetzt werden können. Aus kinderfreundlich wird familienfreundlich Neben den Spielbereichen gibt es noch weitere Faktoren, die eine Stadt für Familien und deren Kinder lebenswert machen. Einen guten Einblick schafft eine Umfrage von meinestadt.de. Insgesamt 2.500 Deutsche – davon knapp 1.800 Eltern und etwa 700 Kinderlose – wurden nach den wichtigsten Elementen für eine kinderfreundliche Stadt befragt. Ganz oben auf der Prioritätenliste: Ein gutes Schulangebot (bei über 90 Prozent der Eltern und der Kinderlosen) sowie ein breit gefächertes Angebot an Kindertagesstätten und Kindergärten (bei über 80 Prozent der Befragten). Weitere Kriterien, die genannt wurden: Kinder können sich gefahrlos in der Stadt bewegen; genügend Spielplätze und freie Spielflächen; familienfreundliches Wohnmilieu; Kinder dürfen auch mal Lärm machen (interessantes Detail am Rande: Für über 73 Prozent der Eltern war dieser Punkt natürlich wichtig, doch auch knapp 40 Prozent der Kinderlosen sahen darin ein Kriterium der kinderfreundlichen Stadt.) gutes Kultur- und Freizeitangebot speziell für Kinder (etwa 60 Prozent) und – etwas abgeschlagen mit nicht mehr als 35 Prozent – eine gute Vereinsarbeit.

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Alice Größinger legt noch einen anderen Fokus: „Was es braucht für die kinderfreundliche Stadt, sind neue öffentliche Räume mit multifunktionalen Elementen, die gut fürs Klima sind und zusätzlich Spielmöglichkeiten bieten, wie etwa Wasserdüsen im Boden. Dazu multifunktionale Möblierung, zum Beispiel Sitz-/ Liegemöbel und Spielgeräte in einem. Kreative Ideen zur Nutzung, mehr Bäume als Schattenspender, mehr autofreie Straßen, in denen auch einfach mal ‚Zweifelder-Ball‘ gespielt werden kann. Ich träume immer noch von Bauspielplätzen inmitten der Stadt, zum Beispiel auf ungenutzten Rasenflächen wie am Schmerlingplatz (im 1. Bezirk in Wien, Anm. d. Red). Dass Kinder in der Stadt etwas verändern oder bauen dürfen, gibt es in Wien so gut wie gar nicht. In den Niederlanden fand sich schon in den 2000er-Jahren in jedem größeren Park ein Bauspielplatz und ein Streichelzoo. Großartig, den Kindern so Leben und Natur näherzubringen! Tote Ecken, die durch die Architektur entstehen, müssen hingegen aufgewertet beziehungsweise intelligent mitgeplant werden!“ Kopenhagen, Oslo, Zürich: Wien nicht unter Top 10 Was sind derzeit die familienfreundlichsten Städte der Welt? Der Familienindex International 2017 hat ermittelt, wo junge Familien am liebsten leben. Auf Platz eins landete das sichere, kinderfreundliche Kopenhagen. Platz zwei schaffte die norwegische Hauptstadt Oslo und der letzte Stockerlplatz wurde von Zürich, belegt. In den Top 10 außerdem: Stockholm, Hamburg , Vancouver, Basel, Toronto sowie Stuttgart und München. Wien landete bei den Eltern auf Platz zwölf der Beliebtheitsskala – noch vor Sydney (Platz 13), Paris (Platz 44) oder San Francisco (Rang 46). Ganz hinten rangieren Städte wie Johannesburg und Jakarta. Manila ist in diesem Ranking das Schlusslicht.

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Sanierer-Award für Aushängeschilder Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme fahndete zum wiederholten Mal nach den rot-weiß-roten Sanierungs-Champs. Mit dem Award wollen die Auslober Best-Practice-Projekte ehren und weiter für das Thema sensibilisieren. Fakt ist – leider: In Sachen Sanierung ist im Sinne des Klimaschutzes noch sehr viel Luft nach oben! Text: Rudolf Grüner

Sieger „Dienstleistung“ Neue Mittelschule Frankenmark Hauptstraße 27 4890 Frankenmarkt Verein zur Förderung der Infrastruktur der Marktgemeinde Proyer & Proyer Architekten ARCHin DIin Karin Proyer Foto: Mark Sengstbratl Proyer & Proyer Architekten


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Sieger „Wohnbau“

Sieger „Einfamilienhaus“

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Arch. DI Martin Kiener Arch. DI Werner Rebernig

Arch. DI Georg W. Reinberg Foto: Reinberg ZT

Foto: GSD

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Lobende Erwähnung „Wohnbau & Denkmalschutz“ Kremser Sternhof Dr.-Pollhammer-Gasse 3500 Krems GEDESAG – Gemeinnützige Donau-Ennstaler SiedlungsAktiengesellschaft Architektur Krammer Prok. Ing. Wolfgang Steinschaden Foto: Werner Jäger/GEDESAG

nergetische Sanierungen von Wohngebäuden stagnieren seit Jahren und bleiben weit hinter dem Niveau zurück, das für das Erreichen der hoch gesteckten mittel- und langfristigen Energieeinspar- und Klimaschutzziele notwendig wäre: So das Resultat einer Studie der Deutschen Immobilien-Akademie an der Universität Freiburg. Auch Österreich schneidet nicht viel besser ab, wie bei der Ethouse-Award-Gala, ausgerichtet von der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme, zu erfahren war. Dass das Können und das Wollen durchaus vorhanden sind, zeigten die im heurigen Jahr ausgezeichneten Vorzeigeprojekte, die, so hoffte QG-Sprecher Clemens Hecht vor versammelter Sanierermannschaft, hoffentlich viele Nachahmer finden werden. Ein ausführliches Interview über Mitspieler wie Widersacher mit dem Juryvorsitzenden, AH3-Architekt Johannes Kislinger, lesen Sie auf der nächsten Seite!

Mehr Infos: QR-Code scannen und auf Wohnnet Business mehr Informationen zu den Siegern des Ethouse Award 2018 finden.


Foto: Foto Wilke

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JK: Mir fällt immer wieder auf,

Spielball Sanierung Architektur und Bauphysik als kongeniale Partner? Die Politik an Bord? Nur wenn alle Seiten wirklich miteinander wollen, sagt Ethouse-Award-Juryvorsitzender Johannes Kislinger im AiM-Talk. Architektur im Mittelpunkt: Rückbau, Renovierung, Neuskalierung: Der Ethouse Award fahndet nach Leuchttürmen der Energieeffizienz. Hat sich die rot-weiß-rote Sanierungslandschaft seit der ersten Award-Ausschreibung vor über zehn Jahren zum Guten oder Schlechteren verändert? Oder um bei der Metapher Leuchtturm zu bleiben: Steuert man in sicherem Fahrwasser oder besteht die Gefahr, nachhaltig auf Grund zu laufen? Johannes Kislinger, Architekt Beim Ethouse Award werden jedes Mal wieder hervorragende Projekte eingereicht. Insgesamt ist die Sanierungsrate rückläufig, das mag mit ein Grund sein, warum der Ethouse Award noch nicht in der breiten Öffentlichkeit angekommen ist. Ich sehe hier ein großes Potenzial, denn es gibt eine Vielzahl an Ethouse-prämierten Leuchtturmprojekten, die es nachzuahmen lohnt. AIM: Nimmt sich die Architekturszene

des Themas aktiv an? Ist Bewusstsein vorhanden, hier ökonomisch, ökologisch aber auch gesellschaftspolitisch etwas vorantreiben zu können?

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dass Dämmstoffe, wenn Sie in den Medien thematisiert werden, als ökologisch umstritten gelten. In der Architekturszene wird der Fokus nicht auf das Dämmen gelegt, denn viele Kollegen scheinen zu fürchten, dass die Freiheit der Gestaltung unter der Dämmung leidet. Auch wird der Bereich Dämmung der Bauphysik zugeordnet, die mit ihren zahlreichen Normen als Einschränkung empfunden wird. Der Ethouse Award zeigt aber immer wieder, dass Architektur und Bauphysik, wenn auch als höchst unterschiedliche, so doch als kongeniale Partnerdisziplinen agieren können.

keiten für Veränderung auch erkennt. Könnten Energiewirtschaft und Industrie nachhaltigere Produkte bereitstellen? Ja, aber um der Konkurrenz zu trotzen, sehen sich die großen Wirtschaftszweige der Industrie und Energielieferanten derzeit offensichtlich noch gezwungen, ihren Einfluss zu wahren, um ihre Rolle am Markt nicht zu verlieren. Die niedrigen Energiepreise spiegeln nicht die tatsächlichen Kosten wider, die für Herstellung und Entsorgung anfallen. Könnte eine bessere Förderpolitik dazu beitragen? Ja, denn viele Bauherren erachten die Fördervorschriften als zu unübersichtlich – und damit als zu mühsam. AIM: Ihr Forderungskatalog an die politi-

schen Entscheider?

AIM: Spielen auch Materialforschung und

JK: Zwei einfache, aber wirkungsvolle Mit-

Baustoffindustrie über ihren eigenen Aktionsradius hinaus eine aktive Rolle?

tel: Die Sanierungsförderung muss mindestens so attraktiv wie die Neubauförderung werden! In Österreich sind wir bei etwa 0,6 Prozent Sanierungsförderung im Bestand, Tendenz fallend, darum: Erhöhen Sie die Mindestsanierungsraten auf drei Prozent pro Jahr für Sanieren im Bestand!

JK: Ja, es gibt auf dem Sektor der Wär-

medämmung viel Bewegung in Richtung Recyclierbarkeit und Rückbaubarkeit. Die Verbundstoffe sind ins Gerede gekommen, weil sie bisher nicht gänzlich rückstandsfrei abgebaut werden können. Aber die Industrie ist hier sehr aktiv und ich bin äußerst zuversichtlich, dass die Entwicklungen sehr vielversprechend sind. AIM: Österreich galt in Sachen Nach-

haltigkeit und bei den Klimaschutzzielen lange Jahre als Musterschüler. Jetzt liegen wir bei vielen Kennzahlen weit zurück: Wer oder was ist schuld daran? JK: Die Frage ist vielmehr: Können wir die

Klimaziele erreichen? Wenn mehrere Faktoren geschickt verknüpft werden – dann ja! Ja, wenn der aktuelle Wissensstand hinsichtlich Klimawandel und seine Zusammenhänge nicht nur bekannt sind, sondern die breite Öffentlichkeit darin die Möglich-

AIM: Welche Bewusstseinsbildungspro-

zesse sind Ihrer Meinung nach zurzeit in der Bevölkerung im Gang? Strahlen die auch auf Planer, Architekten und Bauträger aus – aber auch in die Immobilienwirtschaft hinein? JK: Qualitativ hochwertiges Bauen ist im

Trend. Sanieren ist offensichtlich nicht attraktiv genug. CO2 als Klimafaktor ist in der Bewusstseinsbildung kein Faktor – man spürt es nicht, sieht es nicht und schmeckt es nicht. Die CO2-Zertifikatsbörse in Leipzig ist der Bevölkerung großteils völlig unbekannt. In der Klimaschutzdebatte ist Treibhausgas der entscheidende Faktor. AIM: Danke für das Gespräch!

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Von der Stadtluft, die frei macht, zur Stadtluft, die krank werden lässt: Die Debatte rund um verkehrsgetriebene Belastungen der Innenstädte lässt die Wogen hochgehen. Umweltaktivisten, aber auch Politiker fordern rasche Lösungen. Besonders die Dieselfahrzeuge stehen im Kreuzfeuer der Kritik. Seitens der EU werden die legistischen Daumenschrauben weiter angezogen. Dabei ist in Brüssel selbst in Sachen Emissionsschutz und Verkehrslösung noch sehr viel Luft nach oben. Mobilitätsminister Smert will in der Europa-Kapitale für frischen Wind sorgen. Text: Rudolf Grüner

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„Krise der öffentlichen Gesundheit“ Von 467.000 vorzeitigen Todesfällen, die jährlich auf das Konto schädlicher Abgase aus Industrie, Verkehr und Co gehen, war bei der „Urban Future Global Conference“ (UFGC) im Februar 2018 in Wien die Rede. Diese Zahlen, die von der Europäischen Umweltagentur (EUA) erhoben worden sind, lassen auch beim Anwaltsaktivisten die Alarmglocken schrillen. Um der „Krise der

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Foto: PixieMe/Shutterstock

Schaumgebremstausgebremst …

en Klimaforschern, Umweltaktivisten, Stadtplanern, natürlich den Ärzten und auch immer größeren Teilen der Bevölkerung sowie Vertretern der Politik stinkt es ja schon länger gewaltig: Ein Blick auf die jüngsten Schlagzeilen, Stand Juni 2018, zeigt, dass die Debatte rund um erhöhte Feinstaubwerte und der Kampf gegen die Stickstoffdioxidbelastung zuletzt weiter kräftig an Fahrt aufgenommen haben. Weil die Schadstoffkonzentration gerade bei windarmen Wetterlagen und da vor allem an den stark befahrenen Verkehrsadern die vorgeschriebenen Limits regelmäßig überschreitet, stehen neben der allgemeinen Forderung nach verschärften Luftreinhaltegesetzen ganz konkret die Einrichtung von Umweltzonen, Citymautmodelle und nicht zuletzt die heftig umstrittenen innerstädtischen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zur Diskussion. Ausgebremst werden sollen die innerstädtischen Verursacher. Auch der steigende Individualpendelverkehr, der die NO2-Konzentration in den Häuserschluchten zu Spitzenzeiten mit auf die unerwünschten Spitzenwerte treibt und gleichzeitig die Lärmkurve steigen lässt, steht am Pranger. Als einer von vielen fordert Rechtsanwalt Ugo Taddei von der Nichtregierungsorganisation Client Earth Maßnahmen zur Reduktion der Luftbelastung – ohne weitere Zeitverzögerung. Regierungen quer durch Europa scheiterten zurzeit an ihrer rechtlichen Verpflichtung, die Bevölkerung vor den Folgen der Luftverschmutzung zu schützen, wie er im Gespräch mit AiM bekräftigt. Allein 23 der 28 EU-Mitgliedstaaten würden aktuell gegen die EU-Luftqualitätsrichtlinie, welche die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid (40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft) festlegt, verstoßen. Während in Mittel- und Osteuropa sowie in der norditalienischen Po-Ebene das Thema Feinstaub virulent sei, hätten westeuropäische Städte den Kampf gegen die Stickoxide verstärkt aufzunehmen.


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öffentlichen Gesundheit“, wie Taddei am Wiener Kongressparkett formulierte, Herr werden zu können, fordert er ein schnelles Umdenken auf allen Verwaltungsebenen. Geht es nach ihm, hat die öffentliche Hand in Angebot und Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel zu investieren. Gleichzeitig müsse dem Wunsch nach dem eigenen Auto in der Stadt endgültig der Anreiz entzogen werden. Ebenso auf Taddeis Liste: ein dringlicher Umstieg auf E-Mobilität. Um die definierten Grenzwerte einhalten zu können, führt für ihn auch kein Weg an Zufahrtsbeschränkungen für Dieselwagen vorbei. „Wir müssen hier von der Theorie endlich in die Praxis wechseln“ – und viele Emittenten auf vier Rädern von den Straßen der Städte wegbekommen, so der Anwalt. Freie Fahrt auf allen Stadtstrecken sollte es demnach nur noch für Fahrzeuge ab der Abgasnorm Euro 6 geben. Die vom deutschen Bundesverwaltungsgericht im Februar 2018 für rechtens erklärten Dieselfahrverbote, die es Städten nunmehr erlaubt, bei Überschreitung der NO2-Grenzwerte in den Verkehr eingreifen zu dürfen, sieht er als ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Derzeit, so scheint es, ist man im Nachbarland diesbezüglich noch in der Testphase: So hat Hamburg erst kürzlich mit dem sektoralen Sperren zweier Straßenzüge nicht ganz freiwillig für internationale Schlagzeilen gesorgt. Auch Brüssel, so Taddei, müsse verstärkt tätig werden. Dort hört man auf die immer kritischer und lauter werdenden wie warnenden Stimmen und pocht zunehmend auf die Einhaltung von Unionsrecht: Deutlichen Gegenwind verspürten zuletzt (Stand Frühsommer 2018) neben dem bereits erste Gegenmaßnahmen ergreifenden Deutschland auch Frankreich, Großbritannien, Italien, Ungarn und Rumänien, die wegen der Nichteinhaltung der Luftverschmutzungsgrenze in zahlreichen Städten von der EU verklagt wurden. Alle sechs Länder hätten es verabsäumt, sich für die Einhaltung der Grenzwerte für Feinstaub oder Stickoxide einzusetzen, erklärte Europas Umweltkommissar Karmenu Vella. Brüsseler Kampf gegen Verkehrs- und Luftkollaps Dicke Luft herrscht aber auch in Brüssel selbst: Die Schaltzentrale Europas erstickt mit „schöner“ Regelmäßigkeit im Verkehr. Die Schadstoffkonzentration am Ring de Bruxelles/Grote Ring rond Brussel – die 75 Kilometer lange und häufig verstopfte Stadtautobahn – und an den großen Stadtdurchfahrten steigt nur allzu oft in den roten Bereich. Als Reaktion darauf, hat die Regionalregierung Teilverbote für Diesel-Kraftfahrzeuge beschlossen. Seit dem Jahreswechsel 2017/18 ist für Modelle der Schadstoffklasse 0 und 1 ein Fahrverbot in Kraft, bis 2025 werden weitere Euro-Norm-Klassen aus der Stadt verbannt. Ende Mai 2018 twitterte die Regierung, dass man sich darauf

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Foto: Pascal Smet

Will ein Brüssel für die Menschen: Der Regionalminister für Mobilität und öffentliche Arbeiten, Pascal Smet. Über den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Schaffung neuer Freiräume sowie ein städtisches Facelift soll mehr Lebensqualität möglich werden.

geeinigt habe, bis 2030 ein komplettes Fahrverbot für alle Dieselfahrzeuge einführen zu wollen. Daran ganz maßgeblich beteiligt ist Pascal Smet von der der Socialistische Partij Anders als zuständiger Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten in der zweisprachigen Region BrüsselHauptstadt. Seine Vision von einem „Brüssel für die Menschen“, die er bei der Wiener UFGC vorgestellt hat, wird damit ein Stück weit konkreter. „King car“, wie er gegenüber AiM meint, soll damit zumindest in Ansätzen entmachtet werden. Aktuell pendelten 350.00 Menschen werktags ins Herz der Hauptstadtregion. 50 Prozent würden dafür laut dem Regionalminister aufgrund der einseitigen Verkehrsinfrastruktur ins eigene Auto steigen. Auch innerhalb der Stadt ist der eigene fahrbare Untersatz noch die Regel. Aus Mangel an Alternativen, aber auch aus Gewohnheit. Mobilitätsminister Smets Öffi-Offensive „Als ich nach Brüssel kam, waren Plätze reine Parkplätze. Busse und Straßenbahnen steckten auf den überlasteten Straßen fest, Fußgänger drängten sich auf schmalen Gehsteigen ohne jedes Grün – und es waren kaum Radfahrer zu sehen“, erinnert sich der Minister. Manch Kritiker und Brüsselinsider meint, daran habe sich bis heute nicht viel geändert. Smet, studierter Rechtsanwalt und seit 2003 im Brüsseler Politgeschäft, plant – jetzt an mitentscheidender Stelle im für Nichtbelgier oft undurchschaubaren föderalen Verwaltungssystem angelangt – an neuen Fußgängerzonen, an einem Radwegenetz, einer neuen Straßenbahn- sowie auch Metrolinie, die der Stadt ein neues, ein umweltfreundlicheres, grüneres aber auch menschenfreundlicheres Gesicht geben sollen. Geprägt sei er von Jan Gehl, sagt Smet. Jener dänische Architekt und Stadtplaner, der die bauliche Infrastruktur auf den Faktor Lebensqualität hin optimiert hat und als Wegbereiter der „Radstadt Kopenhagen“ bezeichnet werden kann. Allein in den öffentlichen Verkehr sollen laut Mobilitätsminister rund 5,2 Milliarden Euro fließen. Geld ist auch für die Umrüstung der Busflotte vorgesehen. Seine Devise: going full electric! Spätestens Ende 2030, wenn der Dieselstopp Gesetz sein dürfte, sollen nur noch Elektro-Hybridbusse auf Brüssels Straßen unterwegs sein. Um die Emissionen in den Griff zu bekommen, will er weitere Mittel auch ins Park&Ride-System pumpen. Pendler aus

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Foto: COBE and BRUT

Neuer Empfangsraum für das Herz von EU-Europa: Das dänische Architekturbüro COBE realisiert mit BRUT aus Belgien das Projekt „Place Schuman“.

Vlaanderen und der Région wallonne, die täglich in die 19 Gemeinden umfassende „Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest“ drängen, sollen für Mitfahrbörse-Apps begeistert werden. Wem das „Tinder für die Straße“ nicht zusagt, der möge – geht es nach ihm – in die ökologischeren Öffis ein- oder auf e-Carsharing umsteigen. Auch Roadpricing ist für ihn kein Tabuthema. Föderalismus als Spielverderber? Was sich schlussendlich umsetzen lassen wird, hängt von der Beweglichkeit der Parteien, des Verwaltungsapparates und auch der Bevölkerung ab: 19 Gemeinden formen die Hauptstadtregion. Das bedeutet auch 19 weitgehend unabhängige Bürgermeister, die sich zuallererst ihrer Kommune verpflichtet fühlen. Dass deren Pläne mit den großen Würfen der Region nicht immer viel zu tun haben müssen, lässt sich da leicht nachvollziehen. Smet nennt es eine „komplexe Situation“, die wichtigen Wandel wenn schon nicht verhindern, so doch auf die lange Bank schieben kann. Auch wenn er meint, dass sich gute Ideen langfristig doch durchsetzen ließen, spricht er sich vehement für eine Zentralisierung der Verwaltung aus. Seine 2017 gestartete Initiative #OneBrussels soll hier

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Bewusstseinsarbeit leisten. Dass er mit diesem politischen Programm vor allem in der konservativen Ecke auf starken Widerstand stößt, ist ihm bewusst. Er bleibt dennoch optimistisch. Die Bevölkerung hätte das politische Hickhack satt, wie er betont. Was sie vielmehr wolle, sei eine effiziente Regierung. Sich selber nennt er einen Politiker, der gerne auf lange Sicht arbeite. „Man mag mich kurzfristig angreifen. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann das: Wenn du Probleme lösen willst, bekommst du Schwierigkeiten.“ Dies sei eben Teil des politischen Spiels. Ebenso, dass man Entscheidungen treffen müsse, die vielen Menschen vielleicht auf Anhieb nicht gefallen würden. Menschen Raum geben: EU-Viertel wird belebt Wogegen sich wohl auch eine zahlenmäßig starke Gruppe sträuben dürfte, ist die Zurückdrängung des Individualverkehrs von der städtischen Bildfläche. Das gegenwärtig noch dezentral organisierte Brüssel will so seinen Bewohnern und Besuchern, aber auch den Politikern Raum zurückgeben. Belebt wird aktuell unter anderem das Viertel rund um den Rond-Point Robert Schuman. Für das Entree ins EUQuartier hatte die lokale Regierung einen

Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das dänische Architekturbüro COBE mit seinem belgischen Projektpartner BRUT und ihrem Projekt „Place Schuman“ für sich entschieden hat. Hingucker: eine kreisförmige Dachkonstruktion, in der sich künftig ein „Ort der Begegnung“ spiegeln wird. Autos werden darunter keinen Platz mehr finden. Schön hässlich … Ähnlich wie sein Kampf gegen die Misere im öffentlichen Verkehr, ist Smets Einsatz für ein attraktiveres Stadtbild. So trommelt er für eine Stadt, die ihre besten Seiten zur Schau stellt. Manche meinen auch, er poltert. „Ich vergleiche Brüssel sehr oft mit einer Hure, einer Prostituierten. Denn sie ist schön und sehr geil und gleichzeitig kann sie hässlich sein.“ Für diese seine Sätze, gefallen in einem Podcast für das Magazin Politico, die 2017 in Belgien für Wirbel gesorgt haben, hat er sich schon kurz nach der Veröffentlichung entschuldigt. Gegenüber AiM formuliert er es heute weniger draufgängerisch. „Ich sehe die Schönheit wie die Hässlichkeit der Stadt, ich sehe aber auch ihr Potenzial. Ein Grund, warum ich dieses Ministeramt trotz aller damit verbundenen Schwernisse liebe: Man kann die Gestalt der Stadt designen!“

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Die Smart Cities Initiative Der Klima- und Energiefonds fördert mit seiner Smart Cities Initiative technische, ökologische und soziale Innovationen, um die Lebensqualität künftiger Generationen zu sichern und zu verbessern. Zwei Projektbeispiele zeigen, wie das funktionieren kann.

Foto: vivihouse.cc

Flexibel, vernetzt und vor allem aus nachhaltig-nachwachsendem Material: Vivihouse ist das erste offen lizenzierte mehrgeschoßige Selbstbausystem in energieeffizienter Holzbauweise. Es bietet laut den Entwicklern zahlreiche Mitgestaltungsmöglichkeiten, die einzigartige Lebensräume entstehen lassen. Bis zum Spätsommer 2018 wird ein erster Prototyp realisiert, der dann in vier österreichischen Landeshauptstädten aufgebaut, bespielt und für ein breites Publikum erlebbar gemacht wird. Bei Vivihouse, das seit Herbst 2017 kollaborativ an der TU entwickelt wurde, geht es darum, alle Menschen bei der Errichtung, Nutzung und Weiterentwicklung der Bauweise einzubinden – ohne dabei ökologische Kompromisse zu machen. Ziel dabei ist es, Brücken zu schlagen: von der Holzbauindustrie zum Grätzelmanagement, vom Maker-Movement zur Baugruppengründerin, vom Werkzeughersteller zur Ökoszene.

Foto: TU Wien

Vivihouse

GRÜNEzukunftSCHULEN Auf Klimawandel, Hitzeinseln und innerstädtische Verdichtung zum Wohle von Kindern und Jugendlichen reagieren: Das Projekt „GRÜNEzukunftSCHULEN“ forciert Begrünungsansätze für Schulen in Theorie und Praxis. Aktuell werden zwei neu gebaute Standorte und eine Schule in Planung „grüner“. Das betrifft insbesondere den Energie- und Wasserverbrauch der Begrünungssysteme sowie deren Wirkung auf Gebäude, Raum- und Mikroklima.

Durch die Smart Cities Initiative – eine Kooperation von Klima- und Energiefonds und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie – werden urbane Innovationen lebendig & sichtbar!

Programmziele ab 2018:

Aktueller Call

1. Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten 2. Experimentierräume in der realen Stadt schaffen 3. Kommunalen Mehrwert generieren

Smart Cities Demo – Living Urban Innovation 2018: 27. Juni 2018 bis 22. Oktober 2018 www.smartcities.at, www.klimafonds.gv.at

lllustration: Michael Paukner

Österreichs Städte und Gemeinden sind wichtige Partner für die Transformation des Energiesystems im Sinne des Klimaschutzes. Die Smart Cities Initiative unterstützt mit innovativen Stadtprojekten seit 2010 österreichische Kommunen, ihre BürgerInnen am Energiesystem aktiv zu beteiligen.


DAS BESTE HAUS DER ARCHITEKTURPREIS 2018

B

undeslandsieger fürs Bauen im Bestand: Die Fachjury hatte bei Umnutzungs- und Erweiterungsbauten die Qual der Wahl. Aus rund 100 Einreichungen schafften es knapp 30 auf die Nominierungsliste. Hier nun die siegreichen neun zwischen Boden- und Neusiedler See. Warum der Az W-Direktorin und Wien-Jurorin Angelika Fitz das Thema wichtig ist, lesen Sie auf der übernächsten Seite!

Mehr Infos: QR-Code scannen und auf Wohnnet Business weitere Infos zu den Awardgewinnern finden!

WIEN HAUS W

Foto: Kurt Kuball

Foto: Geri Blasisker, Günter Wett - www.blasisker.com

ARCHITEKT: SEBASTIAN ILLICHMANN

TIROL

EIN SCHMALES HAUS

Foto: Gisela Erlacher

ARCHITEKT: GERI BLASISKER

KÄRNTEN HAUS SPQ ARCHITEKT: REINHOLD WETSCHKO


OBERÖSTERREICH HAUS AM TEICH

Foto: Dietmar Hammerschmid

VORARLBERG

Foto: Darko Todorovic, nussbaumerphotography.com

ARCHITEKT: HAMMERSCHMID, PACHL, SEEBACHER - ARCHITEKTEN

OECONOMIEGEBÄUDE JOSEF WEISS

NIEDER ÖSTERREICH

Foto: Albrecht Imanuel Schnabel

ARCHITEKTIN: JULIA KICK

WOHNHAUS DR. RESCH ARCHITEKT: FRANZ SAM

Foto: Alexander Rajchl/Hertha Hurnaus/ sam-architects (Franz Sam und Kristina Rypáková)

BURGEN LAND HAUS FÜR EINEN WINZER ARCHITEKT: MARTIN MOSTBÖCK

SALZBURG LESEHAUS

Foto: Martin Mostböck

Foto: Simon Oberhofer

ARCHITEKT: THOMAS LECHNER

STEIER MARK HAUS T ARCHITEKTIN: ULRIKE TINNACHER


Foto: Jonathan Pielmayer

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Angelika Fitz: Direktorin des Architekturzentrum Wien und Mitausloberin sowie Jurorin des Awards „Das beste Haus 2018“, dem Preis für Bauen im Bestand.

Einfamilienhaus kann kleinen Fußabdruck Hunderttausende Einfamilienhäuser, die seit den 1950er-Jahren landauf, landab entstanden sind, stellen ein Erbe dar, mit dem sich die Architektur auseinandersetzen muss, sagt Angelika Fitz, Direktorin des Architekturzentrum Wien. Um die Mammutaufgabe der ressourcenschonenden Bestandsaufwertung zu bewältigen, sei visionäres Denken und viel Überzeugungsarbeit gefragt, wie die „Das beste Haus“-Mitausloberin im AiM-Talk ausführt. Interview: Rudolf Grüner

AIM: Für Herrn und Frau Österreicher ist

AIM: Flächenverbrauch, Zersiedlung,

die eigene Immobilie noch immer zentraler Teil der Lebenskultur: Inwieweit will und kann die Architektur aus dem Bestand heraus gestalten oder auf den Veränderungswillen im Land einwirken?

Einheitslook: Die Liste der der Kritikpunkte am Einfamilienhaus ist lang. Was spricht noch für die eigenen vier Wände auf grüner Wiese? AF: Es spricht tatsächlich wenig für einen

AF: Es ist wichtig, dass Architektinnen

und Architekten hier mitgestalten. Wenn wir Sorge für die Zukunft tragen wollen, braucht es viele gute Ideen für den Umbau und Weiterbau des großen Bestandes an Häusern, den wir aus den letzten Jahrzehnten geerbt haben. Hier sind die Expertise von Architekturbüros und die Visionen von Bauherren und Baufrauen gefragt.

Angelika Fitz, Architekturzentrum Gute Architektur ist in jedem Maßstab möglich. In Bezug auf Einfamilienhäuser will der Preis zeigen, dass die besten Häuser jene sind, die auf gekonnte Weise mit einem kleinen Fußabdruck und vorhandener Substanz arbeiten. Wir müssen den exzessiven Bodenverbrauch eindämmen.

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AIM: Zurück zum Award: Zufrieden mit

den Bundeslandsiegern? AF: Das Besondere daran ist, dass die

Architektur. Vor allem, wenn schöne und dabei leistbare, alltagstaugliche Beispiele gezeigt werden.

Jurymitglieder, je eine Person aus jedem Bundesland, die Häuser vorab besichtigen. Dann wird gemeinsam ausgewählt. Das ist ein spannender Prozess, bei dem alle viel über regionale Eigenheiten lernen. Was alle verbindet, sind die Ressourcenfrage, der sparsame Umgang mit Grund und Boden, natürliche Materialien, intelligente Grundrisse und gut choreografierte Ausblicke.

AIM: Und was braucht es, um das Band

AIM: Abschließend: Wie stellt sich das

zwischen Bauherrn/Baufrau und Architekt noch enger knüpfen zu können?

Az W dem Diskurs rund ums Einfamilienhaus – Traum oder Trauma?

AF: Ein gemeinsames Projekt ist oft die

AF: Wir wollen zu einem positiven Wandel

beste Architekturvermittlung. Man kann direkt erleben, wie gute architektonische Ideen das Leben besser machen.

beitragen.

AIM: Wie lässt sich der klassische Häusl-

Architektur im Mittelpunkt: Ist „Das beste Haus“ aus Sicht der Architektur im Großen wie im Kleinen eigentlich gleichermaßen ökologischnachhaltig verwirklichbar?

Neubau, aber viel für eine Revitalisierung vorhandener Substanz, vor allem in den Ortszentren.

bauer für Architektur begeistern? AF: Preise wie dieser machen Lust auf

AIM: Danke für das Gespräch!

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Dipl.-Ing. Hans Beckhoff, Geschäftsführer Beckhoff Automation

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eckhoff realisiert offene Automatisierungssysteme auf Grundlage der PC- und EtherCAT-basierten Steuerungstechnik. Das Produktspektrum umfasst die Hauptbereiche Industrie-PC, I/O- und Feldbuskomponenten, Antriebstechnik und Automatisierungssoftware. Für alle Bereiche stehen Produktlinien zur Verfügung, die als Einzelkomponenten oder im Verbund, als ein vollständiges, aufeinander abgestimmtes Steuerungssystem, fungieren. Die „New Automation Technology“ von Beckhoff steht für universelle und branchenunabhängige Steuerungs- und Automatisierungslösungen, die weltweit in den verschiedensten Anwendungen, von der CNC-gesteuerten Werkzeugmaschine bis zur intelligenten Gebäudesteuerung, zum Einsatz kommen. Weltweite Präsenz auf allen Kontinenten

Die Unternehmenszentrale der Beckhoff Automation GmbH & Co. KG in Verl, Deutschland, ist Standort für die zentralen Abteilungen, wie Entwicklung, Produktion, Verwaltung, Vertrieb, Marketing, Support und Service. Die Präsenz auf dem internationalen Markt wird durch Tochterunternehmen und Repräsentanzen gewährleistet. Durch weltweite Kooperationspartner ist Beckhoff in über 75 Ländern vertreten. www.beckhoff.at

architektur im mittelpunkt

www.beckhoff.at/building So wird wertvolle Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern zukunftsfit gemacht: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff implementieren Sie alle Möglichkeiten der Kommunikations- und Steuerungstechnik – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Immobilie. Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und die Effizienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.

Die ganzheitliche Automatisierungslösung von Beckhoff:

Flexible Visualisierung/ Bedienung

Skalierbare Steuerungstechnik, modulare I/OBusklemmen

Modulare SoftwareBibliotheken


Smart Home im

Fotos: Sebastian Kober

K C E H C Y T I L REA


In Kooperation mit

BUSINESS

Wie lebt es sich in einem Haus, das sich selber steuert? Sind die Funktionen wirklich alltagstauglich und wie lässt sich die Technik mit Kindern vereinen? Der 24-Stunden-Test zeigt: Angenehm reduziert aufs Wesentliche hat sich das Probewohnen im Smart Home angefühlt – und extrem praktisch. Text: Veronika Kober

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latschen und die Lichter gehen an, der Kühlschrank meldet ans Handy, dass die Milchvorräte dem Ende zugehen, und mittels Panel an der Küchenwand können wir den Heizraum beobachten oder die Kaffeemaschine einschalten. Mit der Vorstellung vom Smart Home voller Gadgets und Gimmicks hatte der hier beschriebene Ausflug in die Smart-Home-Realität nichts zu tun, aber so gar nichts. Wie jetzt, Autopilot? Auf dem Weg vom Wohnzimmer ins Gäste-WC wandert die Musik mit, das Licht geht automatisch an, sobald ein Raum betreten wird, und wenn am Abend der Smart-TV angeschaltet wird, dimmt sich die Raumbeleuchtung automatisch auf ein angenehmes Ambiente und die Musik verstummt. Die Rollläden passen sich an den Sonnenverlauf an und richten ihre Lamellen über den Tag immer ganz automatisch so aus, dass genügend Helligkeit, aber nicht zu viel Hitze in den Raum gelangt. Geheizt wird nur, wenn sich jemand im Haus befindet, gelüftet hingegen natürlich, wenn sich die Bewohner im Inneren des Hauses aufhalten. Doch ist das ein Leben auf Autopilot? Irgendwie nicht, wie wir als Testerfamilie finden – denn: Chef bleibe ich immer noch selbst. Das Haus macht nicht, was es will, das Haus macht, was wir wollen. Einmal programmiert, werden die Abläufe dann jedoch automatisiert. „Mama, Doppelklick beim Rausgehen!“ Was uns besonders interessiert hat, war die Kompatibilität der Smart-Home-Technik mit dem

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In Kooperation mit

Nachwuchs: Würden wir 24 Stunden damit beschäftigt sein, die Kinder vom Drücken irgendwelcher Knöpfe abzuhalten, um die voreingestellten Szenen nicht zu zerstören oder gar einen Alarm auszulösen, den wir nicht mehr abstellen könnten? Die Zukunft ist smart – doch ist sie es auch für die zukünftige Generation? Wenn es nach dem für diese Reportage getesteten Konzept geht, dann ja. Denn die Bedienung läuft nicht nur extrem intuitiv und in jedem Raum an jedem Taster und jeder Fernbedienung gleich ab, sie geht den Nutzern auch innerhalb weniger Minuten ins Blut über. Rechts Musik, Mitte Licht, links Beschattung. Lauter und leiser, auf und zu. Der Raum wird mittels Doppelklick am Taster „ausgeschaltet“. Mit einem Dreifachklick verabschiedet sich das System in den Nachtmodus, der sich im Praxistest als besonders praktisch erwiesen hat: Der nächtliche Toilettengang mit dem Nachwuchs wird durch ein sanftes Blaulicht ermöglicht, gerade so eingestellt, dass der Kleine nicht mal richtig wach wird dabei. Wie die Tasterzonen belegt werden, bleibt übrigens jedem selbst überlassen, empfehlenswert ist lediglich, sämtliche Taster im Haus gleich zu programmieren – sonst muss ja von

Intuitiv und kinderleicht: Die Bedienun g der Raumtaster ging rasch ins Blut über. 68

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MACHT SMART HOME

GLÜCKLICH?


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Raum zu Raum umgedacht werden und von intuitiv ist man dann entsprechend weit entfernt. Da so ein rasch reagierender Taster mit seinen vielen Funktionen aber doch auch verführerisch für kleine Kinderhände ist, können ausgewählte Taster, etwa im Kinderzimmer, auch gesperrt werden, die Lautstärkebegrenzungen eingestellt und Bewegungsmelder auf quirlige Kinder abgestimmt werden. In Wirklichkeit ist es damit aber wohl so, wie im „normalen Leben“ auch, irgendwann ist sowieso wieder das Spielzeug interessanter – es wird ja auch zu Hause nicht hundert Mal der Lichtschalter betätigt. Alles im Blick Mittels der Systemapp kann am Tablet beziehungsweise am Smartphone schon mit wenigen Klicks das gesamte Haus und jeder einzelne Raum kontrolliert werden. Wo brennt gerade wie viel Licht, wo läuft welcher Radiosender in welcher Lautstärke und sind die Rollläden im Schlafzimmer offen oder geschlossen? Dazu Raumtemperatur, Lüftungsstatus und mögliche Alarmsicherungen. Die Einstellungen können natürlich auch direkt über das intuitive Menü verändert werden. Unser Fazit Um das Smart Home zu seinem Smart Home zu machen, bräuchte es natürlich mehr Zeit als die 25 Stunden, die wir als Testfamilie zur Verfügung hatten. Aber die Grundfunktionen sind schnell verstanden und werden schon nach einem Tag von allen Familienmitgliedern ganz selbstverständlich, ja, fast schon automatisiert, angewandt. Trotzdem gab es den einen oder anderen Moment, in dem der Autopilot für uns „außer Kontrolle“ geriet. Der Fernsehabend etwa wurde jäh unterbrochen, als sich der Testervater aus der Couch erhob, um für trinkbaren Nachschub zu sorgen. Aus heiterem Himmel gingen sämtliche Lichter im Wohnzimmer an – und eine Rückkehr

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zum angenehmen Kinoambiente mit abgedunkelten Farben war – zumindest uns Smart Home Laien – nicht mehr möglich. Auch das mehrmals leiser gestellte Radio in der Gästetoilette widersetzte sich hartnäckig unserem Befehl, was die Kinder übrigens äußerst amüsierte. Der Übergang vom künstlichen Experiment zum Lebensalltag im Real Smart

Home war trotz dieser Kleinigkeiten aber fließend, und er wurde uns mit den hier erlebten Konzepten sehr leicht gemacht. Doch sollte beziehungsweise kann – und auch das nehmen wir uns aus diesem Wochenende mit – die Technik den gesunden Menschenverstand nie ganz ersetzen – auch wenn sie, wie in dem hier beschriebenen Beispiel, aufs Wesentliche reduziert ist.

Klick & Check: Die App, die sich über Smartphone und Tablet bedienen lässt, ermöglicht die Steuerung einzelner Räume und des gesamten Hauses.

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„Keine Spielereien, einfach mehr Komfort“ Loxone ist laut eigenen Aussagen der weltweit einzige Anbieter von Smart-Home-Komplettlösungen. Das smarte Zuhause steht in der Unternehmensphilosophie für Sicherheit, Komfort und schlicht mehr Zeit. Wir haben uns mit Martin Öller, CEO und Gründer von Loxone, zum Gespräch getroffen. Interview: Veronika Kober Architektur im Mittelpunkt: Loxone hat sich den Slogan „Real Smart Home“ auf die Fahnen geschrieben. Was unterscheidet Ihre Lösungen von denen des – nennen wir es – herkömmlichen Smart Home? Martin Öller, CEO Loxone: Der Markt hat sich in den letzten Jahren verändert. Begonnen hat alles mit Smart Home 1.0. BUS-Systemen, mit vielen kleinen Tasten an der Wand. So hat es auch bei mir zu Hause angefangen. Aber ich frage mich:

Smart Home 3.0 Das Haus muss selber wissen, was zu tun ist - der Chef bleibt aber stets der Bewohner.

Ist es wirklich komfortabler, das Licht mit zwei Tasten als mit einer zu bedienen? Als Nächstes kam das Smart Home 2.0, in dem die meisten Menschen und Hersteller heute gedanklich feststecken. Bedient wird nun nicht mehr via Taste und Schalter, sondern via App am Smartphone oder dem Tablet. Wieder die Frage: Ist das wirklich attraktiv, das Licht mit dem Handy einschalten zu können? Ist das nicht einfach die nächste Spielerei? Unsere Philosophie ist Smart Home 3.0: Das Haus weiß selber, was zu tun ist. Ziel: Ich als Bewohner erspare mir übers Jahr 50.000 Handgriffe. Ohne Einzellösungen, ohne Spielereien am Handy. Loxone – mein Gründungspartner und Mastermind Thomas Moser und ich –, wir waren von Beginn an für eine Gesamtlösung, für ein automatisiertes Haus. Unser Ziel ist es nicht, den Kunden mit einem hohen Einsatz von Kapital zu einer schönen Lösung zu verhelfen. Smart Home soll vielmehr ein gängiges Wohnmodell werden, und jeder Häuslbauer soll sagen: Jawohl, das will ich haben, das ist sinnvoll. Eine Standardinvestition, die man sich leisten kann und will, weil sie einem das Leben erleichtert. Und das ist für mich „Real Smart Home“.

baut, ist das Ziel nicht, ein Heim voller Gadgets und Gimmicks, sondern Lösungen für den Alltag zu bekommen. Und noch eine starke Strömung spüre ich: mehr Einfachheit, mehr Ruhe, mehr Fokus. Die Menschen wollen wieder zurück zur Langsamkeit. Mir scheint, noch nie haben sich so viele Menschen mit Meditation beschäftigt wie jetzt. Das Thema ist omnipräsent. Warum? Weil’s einfach zu viel wird. Wir als Loxone wollen uns diesem gesellschaftlichen Phänomen des „immer schneller, mehr und weiter“ nicht anschließen. Wir wollen das Leben vereinfachen, daher ist bei uns eine Bedienung per App nicht zwingend notwendig, die Technik rückt für den Besitzer in den Hintergrund, denn das Haus weiß von selbst, was zu tun ist. Das Verwenden einer App soll keine Voraussetzung sein, um in einem Smart Home zu leben. Und derjenige, der gerne seine Einstellungen öfters ändern möchte, der kann natürlich – wenn er mag.

AIM: Ist eine Tendenz in diese Richtung

MÖ: Ich stelle mich da auf die Seite der

jetzt schon beobachtbar? Wie sieht das Smart Home in der Vorstellung der Kunden aus?

Kritiker. Um ein Loxone Smart Home zu betreiben, brauche ich keine Cloud, ich brauche in Wirklichkeit nicht mal das Internet. Stecke ich mein Smart Home nicht ans World Wide Web an – auch gut, es wird trotzdem ganz normal funktionieren.

MÖ: Ich beobachte in meinen Gesprächen

etwas ganz klar: Wenn jemand ein Haus

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AIM: Was sagen Sie zur These des glä-

sernen, vermessenen Menschen. Ist das Smart Home als die Basis für Hackerangriffe und Datenklau? Wer die Daten hat, hat die Macht?

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„Beim Thema Sicherheit bin ich auf der Seite der Kritiker.“

„Mein Haus, meine Daten“ – das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Da wird nichts, kein einziger Wert, ob Temperatur, Licht oder Alarmanlagendaten, in einer Cloud gespeichert. Sämtliche Daten werden auf einem Miniserver gespeichert, der im Gebäude ist und bleibt. Wir als Hersteller stoßen mit dieser Philosophie nicht selten auf Kopfschütteln. Immerhin könnte eine Vermarktung der Daten wirklich einiges bringen – monetär betrachtet. Aber das ist nicht unser Ziel – heute nicht, und auch morgen oder übermorgen nicht. Ich denke aber, die Leute werden da noch viel sensibler werden und in Zukunft noch viel genauer hinschauen, was mit den persönlichen Daten passiert und wie sie geschützt werden. AIM: Smart Home in fünf Jahren. Was ist Ihre Vision? MÖ: Smart Home soll wie schon erwähnt zum gängigen Wohnmodell werden. Wir

halten unsere Entwicklungen daher sehr realitätsnah, testen in unseren eigenen vier Wänden, und wenn uns als Anwender was fehlt, wird es ergänzt beziehungsweise entwickelt. Als wir mit Loxone begonnen haben, war der Output in den Systemen schon am Stand von heute, aber mit viel, viel mehr Aufwand für den Installateur. Ich würde sogar sagen, mit dem Zehnfachen an Aufwand. Wir haben diese Hürde minimiert, und das soll noch weitergehen. Ein Smart Home zu installieren, soll mit so wenig Aufwand wie nötig möglich sein. Wenig Drähte, wenig Kabel, wenig Ärger. Denn was nützt es, wenn der Kunde das System zwar top findet, der Partner aber sagt: Du, das installier ich dir nicht, das ist mir zu kompliziert. Genau deshalb bieten wir jetzt auch ein komplettes Planungstool, mit dem unsere Partner noch einfacher zur individuellen Komplettlösung kommen. AIM: Sie haben am Beginn unseres Gespräches davon gesprochen, dass Smart

Home nicht gleich teuer sein darf. Können Sie uns einen ungefähren Kostenrahmen für Ihr System nennen? MÖ: Eine Pauschale ist natürlich schwierig zu nennen, aber wenn wir von einem

Standardeinfamilienhaus mit etwa 150 Quadratmetern ausgehen, kostet die Basisausstattung im Neubau etwa 10.000 Euro. Wenn ich als Hausbauer hingegen vorhabe, meine Heizung clever zu steuern, meine Beschattung über ein System regelbar und meinen Wohnraum mit einem Multi-Audiosystem auszustatten, dann kann ich das alles auf einen Punkt zusammenlaufen lassen und die einzelnen Komponenten in einem einzigen System zusammenführen. Da sprechen wir dann von viel geringeren Ausgaben als die vorhin erwähnten 10.000 Euro. AIM: Was ist Ihnen als Smart-Home-Nutzer besonders wichtig? MÖ: Der Komfort und die gewonnene Zeit. Ich will mich als Vater von zwei Kin-

dern und Manager nicht mit Technik beschäftigen. Das Haus muss wissen, was zu tun ist. Wenn ich in den Urlaub fahre, stelle ich auf Urlaubsmodus, und das Haus tut alles Nötige. Wenn ich schlafen gehe, schalte ich den Nachtmodus ein, und das Haus weiß, was dazugehört. AIM: Danke für das Gespräch!

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architektur im mittelpunkt

Foto: Loxone

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PROMOTION

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Smartes Heimkommen im Wohnbereich

Foto: KONE AG

KONE, eines der global führenden Unternehmen der Aufzugs- und Rolltreppenindustrie, stellt mit KONE Residential Flow seine neueste digitale Lösung für Wohnimmobilien vor.

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as Produkt bietet ein völlig neues Komfortlevel für Wohnungseigentümer und Bewohner, denn durch die Nutzung mobiler Technologien und Cloud-Lösungen werden Automatiktüren, Aufzüge, Informationskanäle und Gegensprechanlagen mittels einer Smartphone-Applikation miteinander verbunden. „Um KONE Residential Flow zu entwickeln, haben wir mehr als 200 Facility Manager, Projektentwickler und Gebäudebewohner weltweit befragt, um ihre Wünsche und Herausforderungen betreffend den Personenverkehr im Wohnbereich genau zu analysieren. Dabei haben wir herausgefunden, dass es oft die Kleinigkeiten sind, die eine große Auswirkung auf den Komfortlevel der Bewohner haben: eine Tür zu öffnen, wenn man die Hände voller Einkaufstaschen hat, oder eine Lieferung annehmen zu wollen, wenn man nicht zu Hause ist. KONE Residential Flow entschärft diese Alltagssituationen und macht das Nachhausekommen endlich einfach“, beschreibt Gernot Schöbitz, Vorstandsvorsitzender der KONE AG. „Auch für Gebäudeeigentümer und Facility Manager bringt die Lösung mehr Flexibilität und Komfort mit sich, denn Gebäudeinformationen können leichter geteilt werden, und Zutrittsrechte überall und jederzeit verwaltet und vergeben werden. Mit KONE Residential

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Flow wird Ihr Gebäude zum smartesten im Wohnbezirk, und steigert so automatisch seinen Wert“, so Schöbitz. Es sind drei Pakete verfügbar: KONE Access, KONE Visit, und KONE Information. KONE Access kontrolliert und öffnet Gebäudetüren und ruft automatisch einen Aufzug, um den Bewohner zu seinem Stockwerk zu befördern – all das, ohne einen klassischen Schlüssel verwenden zu müssen. KONE Visit inkludiert eine vernetzte Gegensprechanlage, die es Bewohnern ermöglicht, Besucher zu empfangen und ihnen per Smartphone-App Zutritt zu gewähren. Hier bringt der Aufzug den Besucher ebenfalls direkt in das gewünschte Stockwerk. Bewohnern ist es zudem möglich, Zutrittsrechte in das Gebäude per Fernzugriff zu erteilen, was wiederum sehr hilfreich für Situationen wie Paketzustellungen ist. Das Online-Schlüsselmanagement unterstützt auch Hausverwaltung und Einsatzbereiche wie beispielsweise Kurzzeitvermietung. Mit dem KONE Information Paket können Facility Manager relevante, gebäudebezogene Informationen direkt per Push-Nachricht auf die Smartphones der Bewohner einspielen, und ebenso auf die Infobildschirme im Eingangsbereich und im Aufzug. KONE Residential Flow ist sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude verfügbar. www.kone.at

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Weltstädte im digitalen Wettlauf Informationsdrehscheibe, Netzwerkknoten: Die großen Metropolen waren immer Anlaufstelle für Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kulturen – und damit auch konkurrierende Schrittmacher des Fortschritts. Im digitalen Zeitalter wird der Wettbewerb der Weltstädte noch härter. Welche aktuell das Web regieren, hat das Gottfried Duttweiler Institut mit dem neuen Global City Index errechnet. Sichtbare Sehnsuchtsorte auf dem Screen: die großen Städte Europas und jene aus Übersee. Text: Rudolf Grüner

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etropole macht Macht – lockt Menschen und bindet materielle wie immaterielle Ressourcen: Was schon in den ersten Städten in Mesopotamien vor Tausenden von Jahren für die Zugkraft der Stadt sprach, stimmt erst recht im 21. Jahrhundert. Mittlerweile lässt die Globalisierung den noch jungen, nationalen Flächenstaat des 19. Jahrhunderts wieder richtig alt aussehen. Seine Funktionen und Führungsrolle übernehmen mehr und mehr die Zentren unserer Zeit. Die Idee des Stadtstaates – das hypermoderne Singapur wandelt hier auf den Spuren des historischen

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Athen – wird damit neu aufgerollt. Vom Bedeutungswandel – ob nun segensreich oder nicht bleibt hier dahingestellt – profitiert die steigende Zahl der globalisierten Großstädte, in denen sich ein neues Weltbürgertum sammelt. Das flache Land und seine geringere Anzahl an entscheidenden Akteuren bleibt hier zurück – und fällt auch aus dem digitalen Kommunikationsraster: viel für Urbi, wenig für Orbi also. Damit stellt sich zwangsläufig auch die Frage nach der plattformdeterminierten Signifikanz von Stadt, ihrer Awareness und ihrer Spielstärke im Netz; unabhängig ihrer heute (noch) traditionellen Verbindungen und mehr oder weniger tragenden Rollen im analogen Macht- und Wirtschaftsgefüge. Wichtig wird: Which City is seen on Screen? Dominanz am Infosektor An den hoch urbanisierten Schauplätzen unserer Tage werden die neuen ökonomischen, (sicherheits)politischen wie auch kulturellen Leitbilder wenn schon nicht immer ersonnen, so zumindest erprobt und erlernt. Die daraus resultierende Informationsflut läuft über den Datenhighway immer schneller von Stadt zu Stadt, vernetzt den Homo Urbanus über Kulturen und Sprachen immer intensiver. Und mobilisiert sie weiter. Die Folge: Ein City-Hopping der anderen Art; abhängig vom Vernetzungsgrad. Wobei hier manche Städte besser und manche weniger gut abschneiden.

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Illustrationen: Anton Khrupin, elenabs - shutterstock.com

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Zeitalter der Stadt: Weltweiter Wettbewerb Immer größer, immer fortschrittlicher – fokussierter, finanzkräftiger und konzentrierter: Die 50 größten Städte beheimaten aktuell rund eine Milliarde Menschen, wie das Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon bei Zürich vorgerechnet hat. In dieser Masse sammeln sich die Kaste der Kosmopoliten, Know-how, Kapital und Kreativität. Trümpfe, um die laut dem Think Tank aus der Schweiz wohl künftig noch heftiger gebuhlt werden dürfte. „Städte sind die neuen Wettbewerber. Sie konkurrieren um Unternehmen, um Investitionen, um Köpfe. Für die Investitionsentscheidungen der Unternehmen zählen dabei in erster Linie harte Fakten wie Infrastruktur oder Steuerlast, für die Beschäftigten spielen auch weiche Faktoren wie Freizeitwert oder kulturelle Vielfalt eine wichtige Rolle“, sagen die Trendscouts aus der Eidgenossenschaft. Sie raten gleichzeitig, den politischen Entscheidern, „in allen Kategorien gute Argumente“ zu liefern. Denn: „Ohne kreative Köpfe werden Unternehmen kaum investieren, und umgekehrt werden die High Potentials nicht lange bleiben, wenn ihnen keine attraktiven Arbeitsmöglichkeiten geboten werden.“ Netzwerker: Wer regiert Smartopia? Dieser Wettbewerb läuft mittlerweile auf vielen Ebenen – und wird auch im Word Wide Web mit Verve geführt. Dort und vor allem in Smartopia werden Städteimages und Rollen geprägt, die dann über den Globus laufen und über kurz oder lang über das Wohl und Weh sowie das Standing der großen wie kleinen Weltmetropolen mitentscheiden dürften. Die vernetztesten Städte der digitalen Welt Welche Stadt ist nun am Radar? Welchen Vernetzungsgrad haben die einzelnen, miteinander in Beziehung wie auch in Konkurrenz zueinander stehenden Städte über Menschen und Kulturen hinweg erreicht? Wer dominiert auf der virtuellen Landkarte der Vernetzung? Um hier die digitale Spur aufzunehmen, haben die GDI-Experten unter Senior Researcher Det-

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The Global City Ranking: Die Tabelle liefert die errechnete Platzierung der jeweiligen Stadt in der Länge des Balkens: je länger der Balken, desto besser ist die Platzierung im Ranking. Die drei Bereiche innerhalb des Balkens machen ersichtlich, welche Position die Städte im Twitter- (Blau), Wikipedia- (Schwarz) und in Web-Ranking (Rot) besetzen. Quelle: www.globalinfluence.world

Twitter

Wikipedia

Web 1. Paris 2. Berlin 3. Los Angeles 4. London 5. New York City 6. Chicago 7. Madrid 8. Tokyo 9. Brüssel 10. Toronto

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Foto: openflights.org, GDI

Das Bild zeigt 59.036 Flugrouten zwischen 3.209 Flughäfen, die das Datenset des Open-Source-Projekts openflights.org im Januar 2012 gesammelt hatte.

lef Gürtler den Global City Index (ein ausführliches Interview dazu lesen Sie auf den nächsten Seiten) entwickelt. Ergebnis: Es sind nicht unbedingt die Megametropolen aus Fernost, die im weltweiten Ranking der vernetztesten Städte ganz oben landen und ob ihrer Netzwerkrolle aus dem digitalen Dschungel herausragen. Für ihre unorthodoxe Rangliste haben die Eidgenossen den Vernetzungsindikator „Reach2“ eingesetzt. Dieser zeigt auf, wie viele Punkte innerhalb eines Netzwerks über maximal zwei Verbindungen erreicht werden können. „Je zentraler die Position in einem Netzwerk ist und je größer die Zahl der Verbindungen, die man direkt oder indirekt hat, desto höher ist der Reach2-Wert“, so der GDI-Forscher. Ins Premiereranking wurden die 50 bestplatzierten Städte im A.T. Kearny Global Cities Ranking und die Top-Städte im GaWC-Ranking aufgenommen und

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auf ihre Reach2-Potenz hin untersucht. Analysiert wurden der Gesamtbestand der englischsprachigen WikipediaEnzyklopädie, der aktuelle Twitter-Feed, sowie das World Wide Web, wie es sich durch Google erschließt. Digitale Oberliga: Städte aus Europa und Nordamerika Das Global City-Ranking zeigt die digitale Dominanz der europäischen und nordamerikanischen Metropolen, die fast allesamt die vorderen Ränge beherrschen: Fünf aus den Top 10 (Top 10 GCR) sind am alten Kontinent angesiedelt, vier liegen in der Neuen Welt. Aus Asien hat es nur Tokio in die Oberliga der digitalen Netzwerker geschafft. „Das Gesamtbild der Vernetzungsanalyse zeigt dabei spannende Ähnlichkeiten mit dem Netzwerk, das sich aus den globalen Flugverbindungen ergibt. Viele gut platzierte Städte sind zentrale Knoten im weltweiten Flugverkehr“, wie

Gürtler aus den Datensätzen herausliest. Unter den 68 untersuchten Städten rangiert Wien hier auf dem 45. Platz. Ein eher mageres Ergebnis im Vergleich zu den bereits belegten Dauerstockerlplätzen im Mercer-Ranking. Die rote Laterne trägt ausgerechnet das weltwirtschaftlich nicht unbedeutende Zürich, das in unmittelbarer Nähe des Forschungsinstitutes liegt. Unwesentlich besser hat Genf abgeschnitten. Für die zweite Schweizer Stadt im Ranking hat es für Platz 61 gereicht. Das GDI schreibt dazu: „Im A.T. Kearny Global Cities Ranking belegt Genf Platz 14 und Zürich Platz zwölf. Für diesen Unterschied dürfte vor allem die Größe der Städte ausschlaggebend sein, denn beide sind gemessen an der Bevölkerungszahl geradezu winzig – fast alle anderen Teilnehmer sind Millionen- oder gar Multimillionenstädte. Je weniger Einwohner, desto geringer ist die Twitter-Aktivität und desto weniger passiert in der Stadt.“

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Mit MAPEI wäre das nicht passiert.

Mit MAPEI sind Sie immer auf der sicheren Seite: Weil wir Ihnen nicht nur hochwertige Werkstoffe, sondern Lösungen, Unterstützung und Wissen bieten. Von der Planungshilfe bis zur Realisierung des Bauvorhabens, in ganz Österreich und 24 Stunden am Tag. Das ist unser Service – für Ihre Meisterwerke. www.mapei-austria.at/architekten


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Detlef Gürtler Senior Researcher, GDI Gottlieb Duttweiler Institut, Rüschlikon bei Zürich

Architektur im Mittelpunkt:

Über Sinn und Zweck von City-Rankings lässt sich vortrefflich diskutieren, ja streiten: Was die Wahl der Kriterien, deren Gewichtung und schlussendlich deren Interpretation betrifft. Was sind ihre Tops und Flops – und warum?

Detlef Gürtler, GDI-Researcher:

Erlaubt ist, was gefällt. Wenn man will, kann man für jede halbwegs große Stadt der Welt eine Statistik finden, nach der sie die beste der Welt ist. Und da jede halbwegs große Stadt der Welt eine eigene Abteilung für Imagemarketing und Wirtschaftsförderung hat, werden ziemlich viele solcher Statistiken gewollt. Manila zum Beispiel ist diejenige Stadt, deren Twitter-Account die meisten Follower hat, nämlich 4,4 Millionen. Kopenhagen ist die fahrradfreundlichste Stadt der Welt und Moskau hat von allen den längsten Eintrag

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auf der Tourismus-Webseite Wikitravel. Und lebenswerteste Stadt der Welt sind gleichzeitig Wien (im Mercer-Ranking), Melbourne (im Economist-Ranking) und Tokio (im Monocle-Ranking). Alle nicht genannten besten Städte der Welt bitte ich hiermit ausdrücklich um Entschuldigung.

und Vernetzungen. Wenn es gelingt, für jede dieser Metropolen das Ausmaß der Vernetzung mit den anderen Mitspielern zu messen, müsste sich daraus eine Art Tabellenstand ermitteln lassen.

AIM: Sie haben den Grad der digitalen

DG: Im Zentrum des GDI Global City Index

Vernetzung analysiert: Welche Grundüberlegung oder Kernthese stand am Anfang Ihrer Untersuchung?

steht der sogenannte „Reach 2“-Wert. Er misst, vereinfacht gesprochen, wie viele andere Mitglieder eines Netzwerks Sie mit zwei Sprüngen erreichen können. Auf besonders hohe Werte kommt, wer in einem Netzwerk besonders zentral positioniert ist – aber auch, wer Brücken zwischen zwei Netzwerken baut. Diese Daten werden von der vom Schweizer MIT-Forscher Peter Gloor entwickelten Condor-Software berechnet; mit ihr haben wir schon bei der Erstellung von Ranglisten der einflussreichsten Denker der Gegenwart gute Erfahrungen gemacht – dem Global Thoughtleader Index. In die Bewer-

DG: Es war die Hypothese einer Art „Champions League“ der Metropolen. Wien spielt nicht in einer Liga mit Salzburg oder St. Pölten, so wie Zürich nicht in einer Liga mit Montreux oder St. Gallen. Dafür spielen Wien und Zürich in einer Liga mit Berlin und Hamburg, Mailand und Madrid, Bogota und Bangkok. Innerhalb dieser „Metropolitans League“ gibt es vielfältige Verbindungen

AIM: Warum gerade dieses Setting?

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Champions League der Metropolen

Foto: GDI

Welche Städte im globalen Wettbewerb auf Augenhöhe sind, wer um jeden Ball laufen muss und warum der Zug zum Tor über eine dynamisierte Digitalisierung läuft. GDI-Researcher Detlef Gürtler über neue Spielzüge und Player beim Stadtranking. Interview: Rudolf Grüner

tung sind drei unterschiedliche Reach2-Werte in gleicher Gewichtung eingeflossen: einer für die Vernetzungsqualität innerhalb des Webs, einer gemessen anhand der Interaktionen im sozialen Medium Twitter und einer für die Vernetzung, die sich aus der Analyse des gesamten Textes der englischen Wikipedia ergibt.

Zürich unter 68 untersuchten Metropolen auf Platz 68 gelandet ist, hat uns natürlich nicht rasend gefreut – andererseits handelt

„Ein schlechtes Vernetzungsranking? Ein Indiz für tatsächliche Defizite“

AIM: Im Nachhinein: Mission

accomplished? DG: Anders als bei der Champions League

gibt es bei der Metropolitans League kein Finale, an dessen Ende ein Gewinner gekürt werden kann: Es handelt sich eher um einen permanenten Wettstreit, in dem mal miteinander, mal gegeneinander gekämpft wird. Mit unserem Ranking, in dem als die fünf vernetztesten Metropolen Paris, Berlin, Los Angeles, London und New York herauskommen, fühlen wir uns ganz wohl. Dass unser Lokalmatador

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es sich bei Zürich nun mal um eine Nichtmal-Millionenstadt ohne Hauptstadtfunktion, die seit bald einem Jahrzehnt keinen Verein mehr in die Champions League entsenden konnte.

besonders gut abschneiden, sich überlegen, ob sie die Ergebnisse in ihrer Werbung um Image und Investoren verwenden können. Und diejenigen, die schlecht abschneiden, werden es so intensiv wie möglich ignorieren. Wir würden allerdings jedem, der wie Wien nicht so gut wegkommt, dazu raten, über eine Förderung der Dynamik in der Digitalwirtschaft nachzudenken. Nicht um in einem möglichen nächsten Ranking besser abzuschneiden, sondern weil ein schlechtes Vernetzungsranking ein Indiz für tatsächliche Defizite einer Stadt sein kann. AIM: Warum schmiert in ihrem Ranking

AIM: Was können und sollen Ihrer Mei-

nung nach Städte und ihre Player mit dem Ergebnis anfangen?

die Stadt Wien, sonst gerne auf Topplatzierungen gebucht, derart ab? DG: Vielleicht tröstet es Sie ja ein wenig,

DG: Wie bei jedem anderen dieser

Rankings werden diejenigen, die dabei

dass es Zürich noch stärker gebeutelt hat. In unsere Wertungen gehen einige Fak-

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Im Endeffekt hinkt jeder Vergleich: Wie soll man auch die „Schwulenhauptstadt des Mittleren Ostens“ - Tel Aviv –, das wirtschaftlich vor einem Comeback stehende Detroit und das Millionärsmekka San Francisco über einen Kamm scheren? Der Kontext entscheidet.

Tel Aviv, Israel

toren nun mal überhaupt nicht ein, die anderswo hoch gewichtet werden – Kriterien wie Lebensqualität, Grünflächen, Sicherheit, Kulturangebot. In all diesen Punkten schneiden die reifen, vergleichsweise gemütlichen Metropolen Europas besonders gut ab – und Wien ist sowohl in Bezug auf Reife als auch auf Gemütlichkeit eine herausragende Stadt. Wenn man, wie wir, eher Trubel und Dynamik hoch gewichtet, ergibt sich eben ein anderes Ergebnis. AIM: Sind nicht soziale, wirtschaftliche

und umweltorientierte Aspekte, sprich reale Indikatoren, doch wichtiger, wirklicher – und damit aussagekräftiger – als virtuelle Rangspiele?

Detroit, USA

keine per se wirklichen, wichtigen und aussagekräftigen Aspekte. Tel Aviv ist schwuler als Wien, Detroit ist billiger und San Francisco teurer. Nichts davon spricht zwingend für oder gegen Wien – es kommt immer auf den Kontext an. Das gilt sogar für vermeintlich harte Daten wie Wirtschaftskraft, Bevölkerungsentwicklung oder Arbeitslosigkeit. Zum einen weil diese Statistiken auf sehr unterschiedliche Weise in sehr unterschiedlicher Qualität erhoben werden – nehmen Sie etwa die Differenzen bei der Bezifferung von informellem Sektor und Schattenökonomie. Und zum anderen, weil schon der Versuch des globalen Vergleichs zu Verzerrungen führt: Eine Rangliste beispielsweise, die Wirtschaftskraft in Dollar pro Kopf berechnet, liefert völlig andere Ergebnisse als eine, die mit jeweiligen nationalen Kaufkraftparitäten gewichtet; und die wiederum andere als eine, die mit spezifischen Kaufkraftparitäten für die jeweilige Stadt rechnet.

San Francisco, USA

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AIM: Danke für das Gespräch!

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Fotos: Rafael Ramirez Lee, ehrlif, rasika108-shutterstock.com

DG: Es gibt beim Vergleich von Städten


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Floor-Experts machen Boden gut Gestartet, um am Boden zu bleiben: Das Unternehmen floorex aus dem Mühlviertel hat sich auf Industrieböden, Epoxidharz-Versiegelungen und Sanierungen bestehender Beschichtungen spezialisiert. Seine Botschaft: Wir realisieren jeden Kundenwunsch!

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b nun druckfeste Epoxidharze oder elastische Polyurethanharze zum Einsatz kommen: Es gibt fast keinen Boden, den wir nicht beschichten können, betonen die „Bodenflüsterer“, die für widerstandsfähige, pflegeleichte und optisch einwandfreie Lösungen in vielen Bereichen sorgen. Unter anderem können Industriehallen, Garagen, Werkstätten, Kellerräume, Nassräume, Wände, sowie Balkone und Terrassen ausgestattet werden. Zudem sind Beschichtungen in der Lebensmittelindustrie, vor allem in Küchen und überall dort, wo es möglichst sauber und steril sein soll, sehr begehrt, wie die Unternehmer beschreiben. Breites Einsatzgebiet, grenzenlose Kreativität

Aber auch in öffentlichen Einrichtungen, wie etwa in Schulen, Kindergärten, Museen, Galerien oder Verkaufsräumen und Büros, lassen sich Kunstharzbeschichtungen optimal einsetzen, betonen die Mühlviertler. „Beschichtungen bieten zudem spannende

optische Möglichkeiten, der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Durch eingestreute Farbchips, eine breite Farbpalette, verschiedene Muster und Verlaufsbeschichtungen lassen sich künstlerisch gestaltete Flächen einfach realisieren“, sagt Mastermind Rene Gabriel. „Keine Beschichtung gleicht der anderen. Wir können je nach Kundenwunsch ganz individuell gestalten und arbeiten.“


Big City Life Lassen Sie uns gemeinsam ein auf den ersten Blick gewagtes Gedankenexperiment durchspielen: Wir leben inmitten einer Millionenstadt ohne Staus zur Rushhour und ohne stundenlanges Parkplatzsuchen. Einer Stadt frei von Luftverschmutzung. Einer Metropole, in der man auch spätnachts ohne Angst durch die Gassen schlendern kann … Gastbeitrag: Jan Weinrich

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in idyllisches Hirngespinst, oder? Sie werden überrascht sein, aber Big Data könnte diese Fantasie wahr werden lassen und die Lösung all jener Probleme sein, die eine moderne Millionenstadt tagtäglich plagen. Nicht schon wieder Big Data! Big Data, echt jetzt? Ja, das unsägliche Modewort könnte die Antwort sein. Big

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Data, dabei geht es nicht um die 3,5 Millionen Suchanfragen, die wir weltweit in einer durchschnittlichen „Internetminute“ bei Google deponieren. Es geht auch nicht um die 751.522 US-Dollar, die wir in derselben Zeitspanne online ausgeben, oder um den Cat Content, den wir in 156 Millionen Mails einfügen, die wir in 60 Sekunden verschicken (Zahlen: 2017, © Cumulus Media). Und auch wenn allein

diese Zahlen schon unglaublich klingen, geht es doch vielmehr um jene Datenströme, die scheinbar ganz ohne unser Zutun entstehen: Bis 2020 werden laut IHS Technology rund 30,7 Milliarden mit dem Internet verbundene „Devices“ munter Daten durch die Welt schicken. Jede Sekunde generieren wir mit unseren Mobiltelefonen Standort- und Bewegungsdaten, die tiefe Einblicke in unse-

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ren Alltag erlauben; bis 2020 werden 250 Millionen Autos in Echtzeit mit der restlichen Welt kommunizieren. Und all diese Daten machen Konzerne wie Google und Co, die individuell maßgeschneiderte Werbung in ungeahnter Perfektion möglich machen, minütlich reicher und mächtiger … Diese Daten haben jedoch auch das Potenzial, unser Leben maßgeblich zu verbessern. Moskau, Moskau … Gehen wir von der Metaebene in ein konkretes Beispiel: Moskau, die größte Stadt Europas, muss täglich fünf Millionen Autos verkraften. Mit der Metro fahren jeden Tag elf Millionen Menschen. Eineinhalb Stunden Fahrzeit für 15 Kilometer Wegstrecke mit dem Auto sind nichts Ungewöhnliches – trotz der

Fotos: Fat bird, Novikov Aleksey-Shutterstock

Besser als jeder Verkehrspolizist: Moskau hat 1,6 Milliarden Euro in das Stadtentwicklungsprojekt „My Street“ gesteckt. Mithilfe von Big Data konnte die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den chronisch verstopften Straßen erhöht werden. Gleichzeitg sanken die Unfallzahlen, während die Öffi-Kapazitäten gestiegen sind.

überbreiten „Prospekte“, jener Straßen, die acht-, manchmal gar zwölfspurig die Stadt durchschneiden. So präsentierte sich die über zehn Millionen Menschen fassende Metropole wenig verwunderlich in der Vergangenheit gerne unter einer dicken Smogwolke. Bis 2017 ... Im März vergangenen Jahres wollten die Verantwortlichen dieser sich kontinuierlich verschlechternden Situation nicht mehr tatenlos zusehen und starteten das „My Street“-Projekt. Forscher nahmen sich jetzt alle verfügbaren Daten zu Populationsdichte, öffentlichem und privatem Verkehr, zu Fußwegen, Luftqualität und andere Parameter vor. Eine schier unüberschaubare Menge an Einzeldaten und Bewegungsprofilen, aus denen man herauslesen wollte, wie der Verkehrsfluss optimiert,

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Illustrationen: www.sidewalklabs.com

das Leben für Fußgänger und Radfahrer sicherer und gesünder gestaltet und zum Drüberstreuen mit neuen Grünflächen die Luftqualität und Temperatur in der Stadt verbessert werden könnten. Dieses zu diesem Zeitpunkt größte urbane Entwicklungsprojekt der Welt galt in einer historisch gewachsenen Stadt wie Moskau als übertrieben ambitioniert und wenig zielführend. Mit einem Gesamtbudget von 1,6 Milliarden Euro bezeichneten nicht nur die Moskauer das Projekt als Geldvernichtung auf höchstem Niveau. Die ersten Ergebnisse geben den Forschern allerdings recht: Das Datenmaterial erlaubte es ihnen nämlich schon nach kurzer Zeit, Verkehrsmuster zu identifizieren und durch Straßenumbauten und den Einsatz von smarten und energiesparenden Ampeln die durchschnittliche Geschwindigkeit um zehn Prozent zu steigern. Gleichzeitig konnte die Unfallhäufigkeit um 40 Prozent reduziert werden. Dank der Erhöhung der Kapazitäten der öffentlichen Verkehrsmittel in der Moskauer City um 50 Prozent konnten die Stadtplaner außerdem

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auf manchen Straßen die Anzahl der Spuren reduzieren und stattdessen Rad- und Gehwege errichten. In Summe wuchs die für Radund Gehwege verplante Fläche in einigen Gegenden um 50 bis 200 Prozent. Das wiederum nutzten die Stadtbewohner mit einem Anstieg der zu Fuß zurückgelegten Strecken um 70 Prozent, was eine ganz neue Szene an schmucken Geschäften und Gastroangeboten entstehen ließ. Was wie Wohlfühlpropaganda im Vorfeld eines neuerlichen Wahlsiegs des Langzeitpräsidenten klingt, ist nur eins von vielen Beispielen, wie der „smarte“ Umgang mit Daten das Leben aller verbessern kann. Toronto goes digital Ein anderes spannendes Beispiel dafür könnte die kanadische Metropole Toronto werden. Im Herbst kündigte Premierminister Justin Trudeau mit viel medialem Getöse an, dass der Google-Ableger Sidewalk Labs auf einem Flecken von

3,3 Quadratkilometern Fläche im Osten von Downtown Toronto die Bereiche Urbanistik, Stadtentwicklung und Technologie miteinander verschmelzen will. Derzeit zeichnet sich der am Wasser gelegene Landstrich dadurch aus, dass Gebrauchtwagenhändler hier ihre Auslaufmodelle lagern, eine aufgelassene Be- und Entladevorrichtung für Güterschiffe vor sich hin rostet und schäbige Boote vor verlassenen Stegen dümpeln. Kein Ort, den irgendjemand als Zuhause bezeichnet. Die Google-Tochter will das jetzt ändern und den Stadtteil von Grund auf neu

Daten sind das Fundament, auf dem eine Google-Tochter einen heruntergekommenen Stadteil Torontos, direkt am Lake Ontario, revitalisiert: Für Wohnraum, Büros, Freizeitflächen und Industrie (Illustration oben). Die hocheffiziente Infrastruktur wandert in den Untergrund.

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Wien ist doch anders

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Foto: Creativan/Shutterstock

gestalten. Energieeffiziente Gebäude, die Wohnraum, Büros und Industrie gleichermaßen beherbergen, sollen das Stadtbild prägen. Roboter werden Pakete ausliefern und sich um die Müllentsorgung kümmern. Die Nutzung privater Autos soll eingeschränkt und durch selbst fahrende Vehikel – Google Cars –, Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel ersetzt werden. Strom-, Gas-, Netzwerk- und Wasserleitungen – also das Nervensystem einer jeden Stadt – sollen in unterirdischen, aber gut zugänglichen Tunnelsystemen verlegt werden, damit für Wartungs- und Reparaturarbeiten keine Straßen aufgerissen werden müssen. Wenn es regnet oder die Sonne scheint, schützen Sonnensegel die Passanten, im Winter schmelzen beheizbare Gehsteige das Eis von den Geh- und Radwegen. So weit, so wenig überraschend. Der größte Unterschied zwischen Googles städtebaulichen Plänen und herkömmlichen einschlägigen Aktivitäten ist jedoch das allgegenwärtige Sammeln von Daten. Sensoren in jedem Gebäude messen Lärmpegel und Temperatur, Kameras und Outdoorsensoren zeichnen rund um die Uhr alles auf – von Verkehrsflüssen über Fußgängerfrequenz bis hin zur Luftqualität. Sensoren im „Nervensystem“ des „Google-Bezirks“ sollen mittels „predictive maintenance“ die Wartungsarbeiten so effizient wie möglich gestalten. Nichts ist zu banal, um nicht bis ins Detail analysiert zu werden: Toilettenspülungen melden den Wasserverbrauch, die Müllroboter zeichnen das Müllaufkommen auf und die Einwohner benötigen spezielle SidewalkSoftware, um öffentliche Einrichtungen nutzen zu können. Alles ist digital, alles wird gemessen, alles wird aufgezeichnet. Die Verantwortlichen des Projekts argumentieren ihre Datensammelwut jedenfalls damit, dass sie damit die weitere Entwicklung dieses Stadtteils so kundenorientiert und nachhaltig wie nur überhaupt möglich gestalten wollen …

Angesichts der aus Moskau und Toronto kommenden Beispiele können Datenenthusiasten in Österreich schon einmal vor Neid erblassen. Dabei muss man gar nicht immer über den Tellerrand blicken, um erste Proofs of Concept für Big Data in der Optimierung von Raumplanung, Stadtleben und Co zu finden. Nicht auf den ersten Blick sichtbar, aber dafür umso erfreulicher für die Stadtfinanzen sind etwa Bestrebungen der Wiener Linien im Bereich „predictive maintenance“ – also die sensorgestützte Echtzeit-Echtzeitermittlung von Ausfallwahrscheinlichkeiten und damit einhergehende automatisierte Planung von Reparatur- und Wartungsarbeiten. Daraus resultieren nicht nur geringere Stehzeiten wegen „gestrandeter“ Bimgarnituren, sondern auch günstigere Wartungskosten. Wie effizient diese Herangehensweise sein kann, verdeutlicht etwa die U-Bahn in Hongkong. Dank predictive maintenance sind die Züge 99,9 Prozent der Zeit pünktlich. Auch in den historischen Gemäuern von Schloss Schönbrunn haben Big Data und IoT Fuß gefasst: Gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology wurde ein Besuchermanagementsystem entwickelt, das mittels sechs Sensoren misst, wo die täglich 7.400 Besucher am längsten verweilen. Durch die Analyse der daraus entstandenen Bewegungsströme konnten etwa Flaschenhälse erkannt und durch die Anpassung der Textlänge der jeweils in den Räumen abgespielten Audioguides das Gedränge in den Räumen verringert werden. Was auf den ersten Blick wie ein auf die Lenkung chinesischer Touristen limitierter Anwendungsfall erscheint, könnte vor allem in der Regelung des Verkehrs Schule machen. So könnten etwa flächendeckend eingesetzte Sensoren die Anzahl der Autos auf allen Hauptverkehrsrouten in Echtzeit messen und aus diesen Daten die ideale Schaltung der Ampelanlagen anstoßen. Am Know-how dürfte dieses Szenario auch nicht scheitern. Schon jetzt nutzt die ASFINAG 2.500 Wettersensoren, 2.000 Sensoren im Freilandbereich und 200 Sensoren im Tunnelbereich, um die Geschwindigkeit automatisch auf den Autobahnen zu regeln. Zudem stellt der Konzern seine Daten Forschern kostenlos – und vor allem in Echtzeit – zur Verfügung. Eine Win-win-Situation, die Vorbild für die Stadt- und Verkehrsplaner in ganz Österreich sein sollte. Denn der Verkehr wird auch nicht durch autonomes Fahren, Carsharing und Co. weniger. Je mehr Daten den Datenanalysten, Machine-Learning-Experten und Verkehrsplanern dieser Welt also zur Verfügung stehen, desto effizienter werden die Maßnahmen, die zur Steigerung der Lebensqualität bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Mobilitätsbedürfnisse eingesetzt werden können. In Moskau, Toronto, Wien und auf der ganzen Welt.

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Foto: campbell boulanger

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den? Wer will wieder ohne Google Maps in den Urlaub fahren, ohne nicht dank Booking immer den günstigsten Hotelpreis mundgerecht serviert bekommen. Angesichts dieser bereits bestehenden Abhängigkeiten wäre es durchaus sinnvoll, den Benefit auf unserer Seite auszubauen und die ohnehin erzeugten und gesammelten Daten für unser aller Wohlbefinden zu nutzen. Open-Data-Initiativen, die Kooperation von Datensammlern wie Google und diversen Behörden und vor allem die transparente Einbindung der Betroffenen – also von uns allen – könnten uns viel über das Leben in Metropolen verraten und spannende Ideen liefern, wie wir trotz wachsender Stadtbevölkerung ein gedeihliches Miteinander erreichen. Die Daten, die wir so bereitwillig mit unseren Smartphones, Autos, Smart-TVs, Bankomat- und Kundenkarten tagtäglich erzeugen, etwas sinnvoller und gezielter auch für das Gemeinwohl und nicht nur für das Wählerprofiling der Trumps dieser

Welt einzusetzen, könnte uns alle weiterbringen. Und sei es nur schneller durch die Südeinfahrt Wiens. Zum Autor Der Kommunikationswissenschaftler Jan Weinrich hat jahrelang als Journalist und Pressesprecher gearbeitet. Seit geraumer Zeit beschäftigt er sich nun als Data Scientist und Datenanalyst mit den Themen Predictive und Prescriptive Analytics bei einem großen Wiener Unternehmen.

Foto: Jan Weinrich

Angst fressen Seele auf Angesichts dieser Ausführungen kann man sich lebhaft vorstellen, wie nun der eine oder andere den Orwellschen Überwachungsstaat zitiert. Der Bürger darf nicht gläsern werden, kritisiert der Big-Data-Gegner und verweist auf den aktuellsten Artikel über Cambridge Analytica aus der eigenen Facebook-Timeline. Stimmt: Ständige Überwachung darf nicht sein. Aber: Schon jetzt weiß Google mehr über uns als wir selbst, Facebook kennt unsere intimsten Geheimnisse, unsere Freunde und unsere Wahlpräferenzen. Und Apple weiß dank unserer Fitness-App am Handgelenk besser über unser Wohlbefinden Bescheid als unser Hausarzt. Der Data-Zug hat schon längst Fahrt aufgenommen und ist ohnehin nicht mehr zu stoppen. Derzeit sind wir aber nur unmündige Datenlieferanten, die diesen Zug befeuern. Wer will sich von den vielen datengenerierenden Gimmicks, die unseren Alltag erleichtern, verabschie-

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Die Evolution der Mobilität

Foto: Clem Onojeghuo

Die Metropolen der Zukunft sind vernetzte Orte, in denen neue Automatismen reibungslos ineinandergreifen. Den Verkehr smart, umweltschonend und effektiv in dieses Netzwerk zu integrieren, ist dabei nur ein Teil der Herausforderung, wie das Architekturbüro GRAFT im Report „Futopolis – Stadt, Land, Zukunft“ en détail herausfiltert.



Disruptive Evolution der Mobilität

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ei der Konferenz DLDsummer in München wurden die zahlreichen Probleme und Potenziale der erhofften technologischen Revolution diskutiert. Es wird aber immer deutlicher, dass es sich in Wahrheit um eine schleichende Evolution der Mobilität handelt, deren Innovationen langfristig sowohl das individuelle Verhalten der Städter, deren gebaute Umwelt und Infrastruktur wie auch die Automobilbranche selbst umwälzen werden.

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In den unterschiedlichen Regionen der Welt wird sich die integrierte Stadt aufgrund von sehr disparaten Ausgangslagen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln. Eine Metropole wie Los Angeles zum Beispiel hat sich über Jahrzehnte als autogerechte Stadt entwickelt. Aufgrund der geografischen Ausdehnung und des Mangels an öffentlichen Verkehrsmitteln wird das Auto mittelfristig das wichtigste Transportmittel bleiben. Schon seit längerer Zeit sollen daher beispielsweise nach Nutzerprofilen fest zugeordnete Spuren das Verhalten der Fahrer ändern. Sogenannte „Car Pool Lanes“ können nur von Autos mit zwei

Foto: Afifi Zulkifle

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Dem „Aus der Spur“ auf die Spur kommen: Die Blechkolonnen, die sich weltweit in die Stadtzentren schieben, sollen aufgrund neuer Technolgien und eines nachhaltigen Meinungswandels aufgelöst werden. In den Innenstädten wird vielerorts bereits neu gedacht und bewegt.


oder mehr Passagieren benutzt werden, mit einer Ausnahmeregelung für Elektroautos. Noch einen Schritt weiter gehen Konzepte, die den Zutritt zu innerstädtischem Verkehr an hohe Gebühren knüpfen. Diese und weitere Reglementierungsmaßnahmen werden als Übergangsphänomene weiterhin existieren, bis vernetzte und intermodale Systeme eine nutzer- und umweltfreundliche Mobilität ermöglichen. Wer in der Stadt schnell von A nach B kommen will, steigt bereits jetzt zunehmend auf Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel um. Insbesondere die junge Generation in den Städten macht es vor: Für diese Generation sind Angebote aus der Sharing Economy, die das Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ verfolgen, eine weitaus flexiblere Möglichkeit, ihren mobilen Lebensstil zu gestalten. Da das Auto somit nicht mehr das individuelle mobile Heim ist, kann man immer schneller und flexibler zwischen verschiedenen Arten des Verkehrs wechseln: Bahn, Fahrrad, Carsharing, Bus oder E-Bike – es gibt keine Hemmschwelle mehr, sobald die jeweiligen Transportarten des intermodalen Verkehrs digital und vernetzt angeboten werden. Optimal gesteuert, ermöglicht dieser die ressourceneffiziente Nutzung des gesamtstädtischen Systems, die die Schwarmintelligenz seiner Communities individuell nutzbar macht.

Fotos: FXQuadro/shutterstock.com, Dang Nguyen/car2go

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Erfolgreiche Mobilitätskonzepte werden sich zwar langsam, aber teilweise sehr disruptiv durchsetzen, da der Druck auf Metropolen weltweit durch die immer schneller fortschreitende Urbanisierung wächst und deren Infrastruktur an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. In London, Brüssel und Warschau, den europäischen Städten mit dem größten Verkehrsaufkommen bei der morgendlichen und abendlichen Rushhour,

Zukunftskonzept Seamless Mobility 

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Eine barrierefreie Verknüpfung von privaten, geteilten und öffentlichen Verkehrsmitteln, die den Nutzern eine schnelle, flexible, saubere und kostengünstige Fortbewegung ermöglicht, ist der Schlüssel zur Mobilität der Zukunft. Smartphones mit den entsprechenden Apps ermöglichen dabei den Wechsel zwischen den Beförderungsarten und -mit-

kommt es auf fast 40 Prozent der Straßen zu signifikanten Verkehrsbehinderungen. Die langsam zunehmende Anzahl der Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb verringert zwar Lärm und Abgasemissionen, löst aber nur bedingt das allgemeine Kapazitätsproblem. Das wachsende Verkehrschaos hat bereits zu einer Veränderung im Verhalten der Nutzer geführt.

teln. Je einfacher und schneller das Pendeln damit wird, desto längere Strecken werden allerdings auch wieder zurückgelegt werden. Dies muss aber nicht zwangsläufig zu einer Zunahme an Autos führen, wenn die vorhandenen Fahrzeuge gemeinschaftlich genutzt werden.

Der Erfolg der Entlastungspotenziale von Sharingkonzepten hängt vor allem von deren Verknüpfbarkeit ab. Der mobile Städter von morgen wird nahtlose Übergänge zwischen verschiedenen Fortbewegungsmitteln, Anwendungsformen und


Foto: Sean/Unsplash

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Anbietern erwarten – sowohl in der direkten Nutzung als auch beim Bezahlvorgang. Intermodalität ist der Schlüsselbegriff, der schon heute dazu führt, dass Mobilitätsanbieter wie die Bahn nicht mehr nur Züge rollen lassen, sondern zusätzlich Carsharing-Angebote entwickeln und Elektrobikes einsetzen. Die digitale Koordination von vernetzten und automatisierten Bezahlsystemen ist der nächste notwendige Schritt zu einer noch flüssigeren, effizienteren intermodalen Mobilität.

Cover MockUp: www.zukunftsinstitut.de

Die aktuell noch geringe Verbreitung von Elektroautos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor liegt an vergleichsweise hohen Anschaffungskosten, ausbaufähiger Ladeinfrastruktur und niedrigen Reichweiten. Die Weiterentwicklung dieser Technologie sowie die wachsende Unterstützung aus der Politik werden aber dazu führen, dass in einigen Städten bis 2030 zwei Drittel der Fahrzeuge mit Elektroantrieb ausgestattet sein werden und 40 Prozent der Autos teilautonom fahren.

Elektroautos können so bei der Verringerung von Emissionen in den Städten helfen, während Carsharing-Konzepte und langfristig autonomes Fahren den Bedarf an Parkplätzen in den Zentren verringern und damit neue Räume für Wohnungsbau und Erholung schaffen. Die Einführung von selbst fahrenden Autos erlaubt dabei den Pendlern, die Zeit im Auto produktiver oder lustvoller zu nutzen. Viele Mobilitätsexperten betonen insbesondere die langfristigen Effekte des autonomen Fahrens. Carlo Ratti, Direktor des MIT Senseable City Lab, ist davon überzeugt, dass es dadurch weniger Fahrzeuge auf den

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Straßen geben wird. Durch die Kombination von Carsharing-Programmen und autonomen Fahrzeugen wird sich nach Ratti der innerstädtische Verkehr um 80 Prozent reduzieren (Lubell 2016). Insgesamt bedeuten weniger Fahrzeuge auch weniger verstopfte Straßen, weniger Lärm, kürzere Pendelzeiten und einen geringeren Schadstoffausstoß.

Damit diese Zukunftsszenarien Realität werden können, müssen Autohersteller, Energiekonzerne, Technologieunternehmen und Städte an einem Strang ziehen. Neue Technologien und Geschäftsmodelle sind dabei genauso wichtig wie die Entwicklung zukunftsfähiger gesetzlicher Rahmenbedingungen und Partnerschaften zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor.

Lesetipp Ökonomie, Gesellschaft, Kultur, Mobilität. Wohnwelten und Sehnsuchtsräume: Antworten auf die großen Fragen liefern die Städte und ihre Satelliten. Welche urbanen Trends uns in den kommenden Jahren begleiten werden – ja, unser Leben im Spannungsfeld zwischen Urbanem und Ruralem bestimmen –, zeigt die Studie „Futopolis“ auf, die das Zukunftsinstitut gemeinsam mit den Architekten von GRAFT erarbeitet hat. In vier Großkapiteln („Unfolding Cities“, „Rural Cities und Progressive Provinz“, „Seamless Mobility“ und „Condensed Spaces“) wird aufgeschlüsselt, womit Stadtentwickler, Verwaltungsexperten, Unternehmen, aber auch der einzelne Bürger künftig konfrontiert sein werden.

FUTOPOLIS – Stadt, Land, Zukunft Hrsg.: Zukunftsinstitut GmbH Projektleitung: Lena Papasabbas, Janine Seitz Autoren: Christoph Korner, Lars Krückeberg, Wolfram Putz, Thomas Willemeit, Nora Zerelli (GRAFT), Matthias Horx, Lena Papasabbas, Janine Seitz (Zukunftsinstitut) ISBN: 978-3-945647-48-6 Preis: 190,– zzgl. MwSt.

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Stadtplaner & Architekten müssen künftig miteinberechnen, dass ...

… der Verkehr zunehmend emissionsfrei werden könnte. Die Prämissen der 1970er-Jahre – schnelle Durchzugsstraßen, konzentrierte Verkehrsströme, um dem Faktor Lärm und den Abgasen Herr werden zu können – ändern sich. Die Stadt wird wohl auch leiser. Künftig kann auch an viel befahrenen Straßen hohe Wohnqualität hergestellt werden.

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Im Bereich des öffentlichen Verkehrs gilt …

… dass die Grenzen zum privaten Verkehr hin verschwinden. Carsharing ist nur ein Beispiel dafür. So mutiert beispielsweise schon die Deutsche Bahn zum Stromprovider, der Züge und Autos fahren lässt. Intermodalität nimmt in Zukunft eine größere Rolle ein.

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E-Mobilität und autonomes Fahren werden das urbane Bild mit verändern. Mit am auffälligsten sind dabei …

… dass in einer ersten Phase der Lieferverkehr umgestellt werden wird. Die Warenwirtschaft wird zuerst die neuen Technologien nutzen und im städtischen Straßenbild für Veränderungen sorgen.

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Mobilität bewegt Berliner: Auf ein Wort mit dem Trio von GRAFT Wolfram Putz: Mitgründer; lehrt u. a. in Holland.

Lars Krückeberg: GRAFT-Architekt und Kunstgeschichtler.

Foto: Pablo Castagnola

Thomas Willemeit: Architekt mit Faible für die Violone.

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Carsharing setzt sich durch, weil …

... ein bestimmter Teil der Gesellschaft Mobilität nicht mehr mit Besitz verbindet und insbesondere Neuankömmlinge in einer Stadt die Flexibilität dieser Services schätzen. Viele, die dann länger bleiben, könnten dem Sharingmodell treu bleiben.

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Wenn der Homo Urbanus auf dem eigenen fahrbaren oder selbst fahrenden Untersatz beharrt, dann …

… wird er wohl dafür zahlen und Restriktionen in Kauf nehmen müssen. Ein mögliches Szenario, das wir befürchten – aber sicher nicht befürworten.

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Ein anderes Rezept gegen das Verkehrschaos wäre …

… kein Widerspruch! Wir sind eine suchende Gesellschaft, die mit Antrieben experimentiert. Vielleicht kommt doch die Brennstoffzelle, möglicherweise sind wir nur in einer Zwischenphase auf dem Weg zur nächsten Mobilitätsstufe.

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In der optimistischsten Variante sind Städte im Jahr 2030 ...

... frei von verkehrsbedingten Emissionen und von mobiler Wahlfreiheit geprägt.

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Die Konsequenz wäre … ... eine offene, heterogene und kompromissfähige Gesellschaft.

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In einer dystopischen Zukunft wird Stadt hingegen …

… von vielen Restriktionen seitens der Politik beherrscht sein. Im Wettbewerb der Mobilitätsmodelle wird die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung obsolet. Wirtschaftskartelle sagen dann, wo es langgeht und wer wo wann wie fahren darf – oder eben nicht.

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Abschließend: Ich persönlich fahre am liebsten mit ...

… dem Fahrrad. Ich weiß, das E-Bike ist heute hitverdächtig. Ich trete aber immer noch sportlich selbst in die Pedale. Ein bisschen körperliche Betätigung zwischen den vielen Termine – das tut mir wirklich gut.

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Der Garten an der Wand Die imposanten bepflanzten Wände in den Hauptquartieren von ÖBB, BMW und Microsoft oder im Wiener Hotel Kempinski signalisieren einen klaren Trend zu begrünten Innen- und Außenwänden. Sie alle stammen von einem Unternehmen aus dem steirischen Hartberg: Vertical Magic Garden

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ie Steirer – mittlerweile internationaler Technologieführer für vertikale Begrünungen – haben mit bereits 145.000 Pflanzen mit diesem System Innen- und Außenwände verschönert. Mit den Lösungen aus der Steiermark lässt sich praktisch jede Vorstellung von begrünten Wänden verwirklichen, sagt Geschäftsführer und Inhaber Harald Eichhorn: „In unserem Katalog haben wir über 100 Sorten unterschiedlicher Pflanzfamilien und mit unserer Modultechnologie können wir jede Höhe, Breite und Form realisieren. Was uns außerdem abhebt, ist der äußerst geringe Wasserverbrauch.“ Auch der Wartungsaufwand für die größten Pflanzenwände sei sehr gering, so Eichhorn. Zahlreiche Vorteile

Die begrünten Wände sind nicht nur schön, sie haben noch zahlreiche andere positive Effekte: • 22 Quadratmeter vertikale Begrünung sparen rund eine Tonne CO2 im Jahr ein. • Verbesserung des Mikroklimas • Lärmminderung • Filter für Staub und Schadstoffe • Natürliche Kühlung im Sommer • Erhöhung der Biodiversität im urbanen Raum • Steigerung des menschlichen Wohlbefindens – Minderung des Sick-Building-Syndroms. Grün auch für Private und Events, Rosen für Hochzeiten

Da die Pflanzenwände in jeder Größe machbar sind, hat Vertical Magic Garden nicht nur klassische Firmenkunden. Auch Private oder Eventorganisatoren finden sich unter den Kunden des Unternehmens aus Hartberg. Für sie bietet Eichhorn auch mobile begrünte Wände auf Rollen an. Als neues Einsatzgebiet haben die Steirer nun Hochzeiten entdeckt: Mobile Rosenwände machen die Traumhochzeit an praktisch jedem Ort möglich.

Bislang hat Vertical Magic Garden Module mit insgesamt rund 145.000 Pflanzen installiert. Wegen der genannten Vorteile der grünen Wände aus der Steiermark expandiert das Unternehmen laufend: Im Oktober 2016 wurde in Wien ein 500 Quadratmeter großer Showroom eröffnet, wo man sich vor Ort über alle Möglichkeiten informieren kann. In Tschechien hat das österreichische Unternehmen seit Jänner 2016 eine Zweigstelle eröffnet. Für den geplanten Markteintritt in die USA wurde gerade eine Studie fertiggestellt. www.verticalmagicgarden.com

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Foto: VMG

Expansion: Showroom in Wien, Studie für USA


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Das Fenster für maximale Ansprüche. Ein innovatives Aluminiumfenster, das mit maximalem Design ein homogenes Erscheinungsbild schafft, mit maximaler Transparenz mehr Helligkeit und Komfort bietet und mit maximaler Nachhaltigkeit zum Klimaschutz beiträgt – das ist ein Fenster für die Stadt der Zukunft. Der Fenstergriff liegt im Flügel verborgen und trägt somit zum homogenen Erscheinungsbild des Fensters bei. Diese innovative Gestaltungsidee war den international besetzten Expertenjurys des iF DESIGN AWARD 2018 und des Red Dot Design Award 2018 jeweils eine Auszeichnung wert.

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