Schweizerische Weinzeitung

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Aus Liebe zum Wein. Seit 118 Jahren. Aus g a be 12 / 1 — Dez e m be r 2011 / Ja n ua r 2012

BARBARESCO Das Prinzip Gaja und Italiens vielleicht beste Genossenschaft NEUE WEINE Von «Winzer des Jahres» Diego Mathier, Castello di Morcote und Niklaus Zahner FRANCIACORTA Ein Schaumwein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert

ARCHITEKTUR GRAND CRU CLASSÉ: DER NEUE, SPEKTAKULÄRE WEINKELLER VON

CHÂTEAU CHEVAL BLANC

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Inh a lt | Editor i a l

Ausgabe 12 | 1 2011 | 2012 was wir ihnen im dezember | Januar bieten

Prickelnd Zeitgenössische Wein-Architektur im Bordelais? Das war lange kein Thema. Okay für Winerys ohne Weingeschichte, «nouveau monde» halt. Die Zeiten aber ändern sich. Le Pin: ein kompakter Neubau aus Beton und Naturstein. Cos d’Estournel: eine «Kathedrale» mit einem «Skywalk» aus Glas, der über hunderte von Barriques führt. Clerc-Milon: eine neue Kellerei mit eindrücklicher Fassade aus exotischen Hölzern. Cheval Blanc: ein neuer Wein­keller von Christian de Portzamparc, eine eindrucksvolle Skulptur aus weissem Beton, ein fremdartig wirkendes, elastisches Gebäude mit geschwungenen Formen, das über den Reben zu schweben scheint, wie ein eben gelandetes UFO. Ein prickelndes Thema. Wie der Winzer-Champagner von Gonet-Médeville oder der Bollinger R.D. Millésime Extra Brut. Wie das ausführliche Gespräch mit Nicola Bonera, Franciacorta-Botschafter und Italiens «Sommelier des Jahres 2010», über das boomende lombardische Schaumweingebiet zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo. Wolfram Meister, Herausgeber

Impressum Herausgeber | Wolfram Meister Verlag Schweizerische Weinzeitung Grubenstrasse 11, Postfach, 8045 Zürich www.schweizerische-weinzeitung.ch Abonnements | Christine Piontek Meister, Fon: 055 264 11 26 Mail: abo@schweizerische-weinzeitung.ch Preise | Jahresabonnement Fr. 111.–/€ 99,– (10 Ausgaben) Zweijahresabonnement Fr. 200.–/€ 180,– (20 Ausgaben) Anzeigen | Brigitte Minder, Fon: 044 450 44 12 Mail: verlag@schweizerische-weinzeitung.ch Redaktion Schweizerische Weinzeitung Verantwortlich für den Inhalt zeichnen: Wolfram Meister: wolfram.meister@schweizerische-weinzeitung.ch Stefan Keller (Journal): stefan.keller@schweizerische-weinzeitung.ch Mitarbeiter dieser Ausgabe | Ivan Barbic, Dani Boschung (Foto), Hanspeter Eggenberger, Thomas Humm (Lithografie), Helge Jepsen (Illustration), Martin Kilchmann, André Kunz, Clay McLachlan (Foto), Brenda Müller-Dawson, Carsten Raffel (Infografiken), Ulrich Sautter, Marianne Sievert (Korrektorat), Erick Saillet (Foto), Hans-Peter Siffert (Foto), Clemens Zahn (Foto), René Zimmermann Gestaltung | Jürgen Kaffer, Bettina Rosenow Sibylle Kammerer (Reinzeichnung) Druck und Versand Schweizerische Weinzeitung Südostschweiz Presse und Print AG, Postfach 508, 7007 Chur Titelillustration | Helge Jepsen

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04 Neue Weine  Der Castello di Morcote von Gaby Gianini und sechs Weine von «Winzer des Jahres» Diego Mathier, die Truttiker von Niklaus Zahner, der tolle Jeninser Pinot Barrique von Annatina Pelizzatti und ein seidener Brunello von Stella Viola di Campalto 09 Neue Destillate  Geradlinig, kräftig, kernig – die Edelbrände von Alois Gölles 10 Architektur Grand Cru Classé  Weisser Beton, Glas, Holz: Der neue Weinkeller von Château Cheval Blanc liegt direkt neben dem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Ein spektakulärer Bau – entworfen von Christian de Portzamparc 15 Cheval Blanc, Yquem  Die Kronjuwelen des LVMH-Portfolios 18 Cheval des Andes  Einer der allerbesten Weine Argentiniens, einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel – neun Jahrgänge Cheval des Andes 20 Barbaresco  Das Prinzip Gaja und Italiens vielleicht beste Genossenschaft 30 Gute Weinhandlungen  Deutsche Weine liegen im Trend. Bei der Weinhandlung Boucherville in Zürich spielen sie schon seit 20 Jahren eine zentrale Rolle

das journal 33 Chianti Classico  Der Aufwärtstrend beim Export setzt sich auch 2011 fort 34 Italiens Weinernte  Die Trockenheit hinterlässt Spuren. Sollten sich die Schätzungen für 2011 bestätigen, wird Italien auf ein mengenmässig sehr kleines Weinjahr zurückblicken können: 42 Millionen Hektoliter. So wenig wurde in den letzten 50 Jahren ganz selten eingebracht

37 Vinautore  Die spinnen, die Römer 38 Gonet-Médeville  Winzer-Champagner ohne Kompromiss 40 Franciacorta  Trotz allen Wirren hatten unsere südlichen Nachbarn 2011 doch gute Gründe, hin und wieder die Korken knallen zu lassen. Vor 150 Jahren kam es zur Gründung der italienischen Republik, und vor 50 Jahren wurde zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo erstmals ein Wein gekeltert, den wir heute als «Franciacorta» kennen, ein flaschenvergorener Schaumwein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert 57 Index  Who’s who im Dezember/Januar-Heft. Alle Weine, alle Personen auf einen Blick 58 Abgang  10 Jahrgänge Bollinger R.D. Millésime Extra Brut

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Neue Weine

MORCOTE, SALGESCH, TRUTTIKON, JENINS, MONTALCINO GIANINI, MATHIER, ZAHNER, ANNATINA PELIZZATTI, STELLA DI CAMPALTO

Castello di Morcote: Von Tamborini zu den Gianinis Nach 15 Jahrgängen übergibt Claudio Tamborini «seinen» Castello di Morcote der Familie Gianini, die seit vier Generationen Grundbesitzerin des idyllisch gelegenen Weinguts ist. Sie präsentiert mit dem 2009er ihren ersten Jahrgang.

Anstossen auf den 2009er Castello di Morcote: Roberto Marcon mit Pro­ duzentin Gaby Gianini, Valentina Porzio und Öno­ loge Michele Conceprio.

Die jüngere Geschichte des Merlots Castello di Morcote geht auf das Jahr 1987 zurück. An einem Mittagessen in Serpiano sah Claudio Tamborini zum ersten Mal das herrliche Weingut, das sich über 172 Hektaren erstreckt, zwischen den Dörfern Morcote, Vico Morcote und Carona liegt und grösstenteils aus Waldland besteht. Nach einem ersten Kontakt mit den Grundbesitzern, der Familie

Gianini-Porzio, seinerzeit durch Ing. Achille Gianini vertreten, unterschrieb Tamborini einen Mietvertrag und übernahm die Verwaltung des Weinbergs. Man begann mit der Terrassierung der Hänge und pflanzte rund 25 000 Setzlinge (90 % Merlot, 10 % Cabernet franc) auf acht Hektaren. Mit Jahrgang 1994 kam der erste unter der Regie von Tamborini vinifizierte Castello di Morcote auf den Markt, sein letzter Jahrgang ist der 2008er. Nun ist es zur Wachablösung auf dem Castello gekommen und neu ist Gaby Gianini von der Besitzerfamilie für die Produktion des Castello di Morcote verantwortlich. Ihr zur Seite steht der Önologe Michele Conceprio, für die Vermarktung des Wein ist nach wie vor Claudio Tamborini verantwortlich. Künftig wird der Castello di Morcote auf dem Schloss vinifiziert, ausgebaut und abgefüllt, so wie das Tradition im Bordelais ist. Deshalb wird im mittelalterlichen Keller «au château» schon bald ein Barriquekeller eingerichtet werden. ak/wm

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Diego Mathier: 48 Weine und 1 Titel Trauben mit Aussicht: der Ende der 1980er Jahre neubepflanzte Rebberg rund um das Castello di Morcote.

Diego Mathier aus Salgesch ist einer der erfolgreichsten Weinmacher des Landes. Nun hat er zum zweiten Mal den Titel «Winzer des Jahres» gewonnen. Nach 2007 auch 2011. Der Titel eines nationalen Champions wird erst seit 2007 vergeben. Beim «Grand Prix du Vin Suisse 2011» nahmen 591 Schweizer Winzer teil, deren 3000 Weine mussten von 160 Fachjuroren degustiert werden. Zum «Winzer des Jahres» ernannt wurden bislang Meinrad Perler (2010), Stefan Gysel-Saxer (2009), Madeleine Gay (2008) und Diego Mathier (2007). Es ist nicht ganz einfach, die Übersicht bei den Weinen von Diego Mathier zu behalten, mit all den verschiedenen Linien des Sortiments. Es beginnt mit «La Famille (8 Weine), es geht weiter mit «Les Pyramides», Spitzentropfen aus Grand-Cru-Lagen (10 Weine) und «La Tradition» (11 Weine), «Terre Promise» (4 Gutedel), «Les Ambassadeurs (2 Weine) und gipfelt schliesslich in Diego Mathiers «Folissimo», einer in Barriques ausgebauten Cuvée aus den Sorten Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cornalin (1 Wein). Damit ist aber noch nicht Schluss: Es kommt noch die Linie «Gemma» mit Süssweinen (4 Weine) und «Hospice de Salquenen» (6 Weine in der 50-cl-Flasche), alsdann zwei Schaumweine. Zusammengezählt macht das 48 Weine. Wir haben sechs Weine von Diego Mathier probiert, der das traditionsbewusste Familienunternehmen Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen mit seiner Frau Nadia seit zehn Jahren erfolgreich führt, und alle mit sehr gut (16/20) bewertet. a k / w m

2009 CASTELLO DI MORCOTE Tenuta Castello di Morcote, Gaby Gianini Fruchtiges, seidenes, flora­ les, süsses Bouquet, Kir­ schen, Haselnussschoko­ lade, Vanille. Mittelkräftiger, eleganter, fein trockener Gaumen mit leicht mehligem Tannin, leichte Frucht, gute Aromatik, seidene Struktur, feiner Abgang. 17 / 20 2012–2020 Erhältlich bei: Tamborini Strada Cantonale, 6814 Lamone Fon 091 935 75 45 www.tamborini­vini.ch

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Jeggli Weine Sonnhaldenweg 1, 8107 Buchs Fon 044 844 37 47 www.jeggli.ch Fischer Weine Sursee Bahnhofplatz 7, 6210 Sursee Fon 041 925 11 90 www.fischer­weine.ch Siebe Dupf Kellerei Kasernenstrasse 25, 4410 Liestal Fon 061 921 13 33 www.siebe­dupf.ch Kaufmann Benkenstrasse 10, 4112 Bättwil Fon 061 735 98 98 www.kwd.ch Vennerhus Weine Dorfstrasse 14 3506 Grosshöchstetten Fon 031 711 15 75 www.vennerhus.ch

2010 PETITE ARvINE DE MOLIGNON, LES PyRAMIDES Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis Fr. 23.– Zartes, mineralisches Bouquet, Bergamotte, Aprikosenhaut, Kreide. Feingliedriger, minera­ lischer Gaumen mit feiner Struktur, leichte Aromatik, feiner Abgang. 16 / 20 trinken–2017 2010 HEIDA, LES PyRAMIDES Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis

100 % Savagnin blanc; im Oberwallis Heida, im Unterwallis Païen genannt Fr. 23.– Süsses, üppiges, sam­ tenes Bouquet, Vanille, helles Caramel, Dörr­ bananen, frisches Kabis­ kraut. Üppiger, breiter Gaumen mit weicher Frucht, verhaltene Säure, breiter Abgang. Kann noch zulegen. 16 / 20 2013–2024 2010 PINOT NOIR DE SALqUENEN NON FILTRé OSKAR MATHIER, LA FAMILLE Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis

Fr. 20.50 Breites, leicht alkoho­ lisches Bouquet, Kirschen, Tannenholz, Rauch. Seidener, frischer, leichter Gaumen mit feiner Frucht, süsse Aromatik, viel Alkohol, süsser Abgang. 16 / 20 2013–2020 2009 MERLOT NADIA MATHIER, LA FAMILLE Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis Fr. 27.50 Würziges, kerniges, vegetabiles Bouquet, grüne Kräuter, frischem Holz. Kerniger, trocke­ ner, herber Gaumen mit sandigem Tannin, mittlere Aromatik, trockener Abgang. 16 / 20 2015–2022 2009 SyRAH DIEGO MATHIER, LA FAMILLE Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis Fr. 28.50 Verhaltenes, minera­ lisches, würziges Bouquet, getrocknete Kräuter, Thymian. Trockener, mittelkräftiger Gaumen mit feinsandigem Tan­ nin, kräftige Aromatik, trockener Abgang. Kann noch zulegen. 16 / 20 2014–2024 2008 AMbASSADEUR DES DOMAINES DIEGO MATHIER, LES AMbASSADEURS Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen, Salgesch, Wallis Pinot noir mit kleinen Beeren vom Typ «Bourgogne» Über 13 Monate in neuen französischen Eichen­ fässern zu je 228 Litern Fr. 36.–

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Neue Weine

Duftiges, süsses, würziges, pfefferiges Bouquet, Kirschen, Lavendel. Seidener, leichter, süsser Gaumen mit leichter Struktur, mittlere Aromatik, trockener Abgang. 16 / 20 2014–2022

Erhältlich bei: Adrian & Diego Mathier Nouveau Salquenen Bahnhofstrasse 50 3970 Salgesch Fon 027 455 75 75 www.mathier.com Nauer Oberebenenstrasse 3 5620 Bremgarten Fon 056 648 27 27 www.nauer­weine.ch Nüesch Hauptstrasse 71 9436 Balgach Fon 071 722 22 22 www.nuesch­weine.ch

Die gelobten Weine von Niklaus Zahner Die Weine von Niklaus Zahner zieren die Weinkarten der besten Restaurants. Auch die der «Fischerzunft» von André Jaeger in Schaffhausen. Sie ist noch jung, die Geschichte von «Zahner Weinbau, Truttikon». In den 1950er Jahren kauften die Zahners 3,5 Hektaren brachliegendes Rebland zwischen Zürich und Schaffhausen, bauten das stattliche Riegelhaus aus, in dessen Keller der Wein bis heute reift, und pflanzten Blauburgunder und Riesling-Silvaner. In den 1980er Jahren kam Gewürztraminer, in den 1990er Jahren Pinot blanc dazu (beide Sorten waren im Kanton Zürich bis 1999 verboten!). Heute produziert der 48-jährige Niklaus Zahner auf 8,5 Hektaren 13 verschiedene Weine, auch einen süssen Dessertwein aus Riesling-Silvaner-Trauben, die Truttiker Essentia. Die jährliche Produktion liegt bei 80 000 Flaschen, 75 Prozent davon gehen an private Weinliebhaber. Dass Zahner zu den gewichtigen Ostschweizer Weinbetrieben gehört, belegt auch die Tatsache, dass Philippe Schwander, Master of Wine, eine Spezialabfüllung eines weissen Zahner-Weins ins Sortiment seiner Weinhandlung aufgenommen hat. a k

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2009 TRUTTIKER PINOT bLANC bARRIqUE Rebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon Fr. 18.– Kräftiges, breites Bouquet, Haselnussöl, Butter. Opu­ lenter, breiter Gaumen mit mittlerer Frucht, kräftige Aromatik, verhaltene Säure, üppiger Abgang. 16 / 20 trinken –2019 2010 TRUTTIKER RIESLING-SILvANER Rebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon Fr. 10.– Feingliedriges, mineralisches, frisches Bouquet, fein Grape­ fruit, weisser Pfirsich. Leich­ ter, seidener, duftiger Gau­ men mit feiner Frucht, zarte Struktur, leichter Abgang. 16 / 20 trinken –2020

2008 TRUTTIKER PINOT NOIR bARRIqUE Rebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon Fr. 20.– Verhaltenes, herbes Bou­ quet, rote Kirschen, kalter Rauch, rohes Fleisch. Fla­ cher, verhaltener Gaumen, leichte Aromatik, trockenes Tannin, mittlerer Abgang. 16 / 20 2013–2020 2009 LANGENMOOSER GEwüRZTRAMINER Rebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon Fr. 20.– Opulentes, kräftiges, flo­ rales, süsses Bouquet, ver­ schiedene grüne Kräuter, Honig, Leim, Rosinen. Üppiger, breiter Gaumen mit verdeck­ ter Säure, süsse, üppige Aromatik, breiter Abgang. 16 / 20 trinken –2022

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Drei Herzen für Annatina Pelizzatti

2008 TRUTTIKER ESSENTIA Rebgut Bächi, Niklaus Zahner, Truttikon 37,5 cl, Fr. 18.– Tiefes, kräftiges, opulentes Bouquet, Dörrfrüchte, Dörr­ aprikosen, Rosinen, Araldit. Kräftiger, üppiger, breiter, fetter Gaumen mit kräftiger Süsse, verhaltene Säure, kräftige, üppige Aromatik, langer, voller Abgang. 17 / 20 trinken –2030

Neue Etiketten: Annatina Pelizzattis charaktervolle Weine zeigen Herz, jeweils gleich drei. 17 Parzellen bewirtschaftet die schlanke, ranke Winzerin in Jenins und Malans, insgesamt drei Hektaren. Das ergibt zwischen 15 000 und 20 000 Flaschen jährlich. Ein Chardonnay und ein Pinot blanc gehören zum Sortiment, dann vier Pinots noirs und die Cuvée Sorso. Uns gefällt der in Barriques gereifte Jeninser Pinot am besten mit seiner feingliedrigen Struktur und kräftigen, würzigen Aromatik. a k

Erhältlich bei:

Foto: siffert/weinweltfoto.ch

Rebgut Bächi, Niklaus Zahner 8467 Truttikon Fon 052 317 19 49 www.zahner.biz Cultivino Weingalerie Könizstrasse 175 3097 Liebefeld­Bern Fon 031 972 49 39 www.cultivino.ch Globus (in den diversen Filialen) www.globus.ch/de/shop/ kategorien/80.html

Winzer Niklaus Zahner liefert dem Schaffhauser Spitzenkoch André Jaeger den Hauswein für die «Fischerzunft» – einen Pinot blanc.

2010 CHARDONNAy MALANS Annatina Pelizzatti, Jenins Fr. 28.– Krautiges, üppiges, süsses Bouquet, Butter, Karamell, gelber Pfirsich. Molliger Gau­ men, gute Frucht, verhaltene Säure, süsse Aromatik. 16 / 20 2013–2020

2010 PINOT NOIR JENINS Annatina Pelizzatti, Jenins Fr. 20.– Frisches, fruchtiges, feingliedriges Bouquet, Kirschen, Gummi, Rauch. Seidener, herber Gaumen, leichte Frucht, leicht mehli­ ges Tannin, süsser Abgang. 16 / 20 2012–2020

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Ringstrasse 8, 9630 Wattwil, Telefon 071 988 38 33, www.mueller-weine.ch

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Neue Weine

2009 PINOT NOIR bARRIqUE JENINS Annatina Pelizzatti, Jenins Fr. 34.– Mineralisches, pfefferiges, duftiges Bouquet, Kirschen, Rauch. Seidener, eleganter, ausgewogener Gaumen, feingliedrige Struktur, kräf­ tige, würzige Aromatik, lan­ ger, feiner, süsser Abgang. 17 / 20 2014–2025 2009 SORSO Annatina Pelizzatti, Jenins Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot noir, Zweigelt 12 Monate in neuen Bar­ riques ausgebaut Fr. 38.– Dumpfes, herbes Bouquet, rote Brombeere, grilliertes Fleisch, weisser Pfeffer. Schlanker, kerniger Gau­ men, mittlere Aromatik, fei­ ne Grüntöne, aromatischer Abgang. Kann noch zulegen. 16 / 20 2014–2025 Erhältlich bei: Weinbau Annatina Pelizzatti Sägenstrasse 7, 7307 Jenins Fon 081 302 49 46 www.pelizzatti­weine.ch Vinothek Brancaia Seefeldstrasse 299, 8008 Zürich Fon 044 422 45 22 www.vinothek­brancaia.ch

Stella Viola di Campalto: Ein seidener Brunello Mit Jahrgang 2006 legt die Winzerin Stella Viola di Campalto, die in Mailand aufgewachsen ist und lange Jahre in Rom gelebt hat, ihren dritten Brunello di Montalcino vor. Ein Wein wie ein seidener Teppich. Die Azienda Agricola San Giuseppe verfügt über sechs Hektaren im Ertrag stehende Rebfläche, verteilt auf sechs Parzellen. Jede hat ihr eigenes Gepräge, vier davon sind reine Brunello-Lagen: Vigna al Leccio, Vigna Curva, Vigna al Sasso und Vigna Bassa. Die Vigna all’Ulivo teilt sich in Brunello- und Rosso-di-Montalcino-Lagen, die Vigna al Bosco gehört zur DOC Sant’Antimo; sie alle liegen zwischen 240 und 340 Meter über Meer. 2002 begann Stella di Campalto mit biodynamischen Methoden zu arbeiten, die jüngsten Jahrgänge tragen nun das Demeter-Label. Obwohl der Grossteil der Anbaufläche Anspruch auf die prestigeträchtige Bezeichnung Brunello hat, dauerte es mehrere Jahre, bis Stella di Campalto überzeugt war, dass ihr Wein dafür gut genug sei. Begonnen hat die Produktion auf der Azienda San Giuseppe mit einem Rosso di Montalcino 2001, doch erst 2004 zog sie ihren ersten Brunello auf die Flasche: 5700 Exemplare kamen in den Verkauf. 2005 legte sie nach (7730 Flaschen). Nun folgt ihr dritter Streich: der Brunello di Montalcino 2006, von dem sie 11 277 Flaschen abgefüllt hat. Ein neuer Wein der Winzerin Stella Viola di Campalto ist der Rosso di Stella, eine Assemblage, in der französische Varietäten eine entscheidende Rolle spielen. sk

Riesling, Pinot Noir & Co. Deutsche Winzer und ihre Weine

Stella Viola di Campalto fand Gefallen am Wein und an der Beschaulichkeit des Landlebens.

2006 bRUNELLO DI MONTALCINO Stella Viola di Campalto, Azienda Agricola San Giuseppe, Montalcino 100 % Sangiovese in Holzstanden (3500 Liter) mit Reinzuchthefen vergo­ ren, Ausbau über 45 Monate in Fässern zwischen 225 und 1500 Litern, 14 Vol.­%. Fr. 79.–

Helles reifendes Kirschrot. Hocharomatische, vielschich­ tige Nase. Am Gaumen dicht, feingewoben, seidiger Trink­ fluss, reife Beerigkeit, mine­ ralisches, langes Finale. Ein komplexer, kompakter Wein. 18 / 20 2013–2020 Erhältlich bei: Weinhandlung am Küferweg 8912 Obfelden Fon 043 322 60 00 www.kueferweg.ch

Zürich 23. Januar 2012 Kongresshaus Claridenstrasse 5 · 8022 Zürich

Degustation Freuen Sie sich auf 60 Weinpersönlichkeiten, über 250 deutsche Weine von Riesling bis Pinot Noir und begleitende Seminare mit Weinautorin Chandra Kurt. 14.00 – 20.00 Uhr Fachpublikum 17.00 – 20.00 Uhr Private Weinliebhaber Jetzt anmelden unter www.deutscheweine.de/ch 04_09_SWZ_1211_NeueWeine_13sik_RZ.indd 8 DWI_0446_004_Anzeige_DWI_Schweizerische_Weinzeitung_235x108_prod.indd 1

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Neue Destillate

ALOIS GöLLES SCHNAPSbRENNEREI UND ESSIGMANUFAKTUR GöLLES, RIEGERSbURG

Geradlinig, kräftig, kernig: Edelbrände nach steirischer Art

Foto: Alois Gölles Essigmanufaktur

Seit Generationen bewirtschaftet die Familie Gölles Obstgärten im Herzen des steirischen Vulkanlandes. In selbst angelegten Streuanlagen werden aromatische, selten gewordene Obstsorten wie Maschansker, Kriecherl, Hauszwetschken, Hirschbirnen sowie Saubirnen gezogen. Schnaps war anfänglich eher ein Nebenprodukt. Seit Alois Gölles 1979 die Leitung des Familienbetriebes übernommen hat, hat er sich zu einem der führenden Schnapsbrenner Österreichs hochgearbeitet. Ein kompromissloses Qualitätsdenken, moderne Brenntechnik und allerbeste Rohprodukte führen zu herausragenden Schnäpsen. Gölles brennt ausschliesslich nach dem traditionellen Verfahren mit Rau- und Feinbrand im doppelwandigen Kupferkessel. Dabei entstehen geradlinige, kräftige und kernige Brände, die bei aller Wucht immer auch eine erstaunliche Eleganz aufweisen. Einige Brände lagert er für mindestens acht Jahre in kleinen Eichenfässern, damit sich die feinen Fruchtaromen harmonisch mit der Würze des Holzes verbinden. Für seine Tresterbrände kooperiert Alois Gölles mit den besten Winzern Österreichs. Als jüngste Innovation ist die Linie «25» Twenty Five Delight entstanden. Die fruchtbetonten Schnäpse mit nur 25 Vol.-% Alkohol wollen in einer trendigen Aufmachung ein vorwiegend jüngeres Publikum ansprechen. Zusammen mit einer Handvoll weitere Spitzenbrenner gründete Alois Gölles die Vereinigung Quinta-Essentia. In strengen Statuten verpflichten sich die Mitglieder, ihre Brände ausschliesslich aus frischen, natürlich ausgereiften Produkten herzustellen und keinerlei Zucker, Aromastoffe oder Fremdalkohol beizumischen. Er produziert klassische, hocharomatische Essige aus Äpfeln, Birnen und Trauben. Ebenfalls aus dem reinen Saft von Himbeeren, Quitten, Marillen, Tomaten und Zwetschgen. Ganz grosse Klasse sind seine Balsamessige, die nach der traditionellen Methode von «Aceto Balsamico di Modena» entstehen. r z

MASCHANSKER APFELbRAND Alois Gölles, Riegersburg 45 Vol.­%; Jahrgang 1999

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35 cl, Fr. 40.– Herbe, verhaltene Frucht­ aromen, leicht alkoholisch stechend. Weich im Ansatz, aromatische, rustikale

Aromafülle von hoher Dichte, langer Abgang mit leichter Schärfe. 15 / 20 SAUbIRNE (SUbIRER) Alois Gölles, Riegersburg 45 Vol.­%; Jahrgang 2006 35 cl, Fr. 68.– Vielschichtiges, subtiles, würziges Birnenaroma. Hoch­ aromatisch im Antrunk, voll und beständig im Gaumen, langer, eleganter Abgang. 18 / 20 wILLIAMS Alois Gölles, Riegersburg 43 Vol.­%; Jahrgang 2005 35 cl, Fr. 55.– Sehr frische und klare Wil­ liamsaromen. Im Mund von Anfang bis zum Ausklingen aromatisch, frisch und saftig. Leichte Schärfe im Finale. 16 / 20 HIMbEER Alois Gölles, Riegersburg 44 Vol.­%; Jahrgang 2008 35 cl, Fr. 112.– Exzellenter, lupenreiner Duft von frischen Himbee­ ren, komplexe, leicht nussige Würznoten. Unauf­ dringliche, klare Aromatik, viel Kraft und Länge. 18 / 20 vOGELbEER Alois Gölles, Riegersburg 45 Vol.­%; Jahrgang 2007 35 cl, Fr. 92.– Herrliche, wuchtige Bitter­ mandelaromen, eingebunden in wilde, kernig­würzige Kom­ ponenten. Mild, saftig und eher weich im Ansatz, sich sanft und beständig entwi­ ckelnde Aromen im Gaumen. 17 / 20

Alois Gölles in seinem Gewölbekeller. XA vOGELbEER RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1997» Alois Gölles, Riegersburg 45 Vol.­% 70 cl, Fr. 295.– Hochelegantes, perfektes Vogelbeeraroma von grosser Reinheit. Aromen im Gaumen sich zu einer komplexen, in­ tensiv­aromatischen Fülle entwickelnd, ausgewogen, lang und harmonisch im Ab­ gang. Ein ultimatives Vogel­ beer­Meisterwerk für fortge­ schrittene Schnapstrinker. 20 / 20 XA wILLIAMS RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1995» Alois Gölles, Riegersburg 45 Vol.­% 70 cl, Fr. 175.– Reife, intensive Williams­ frucht von erstaunlicher Frische. Süsslich, saftig und sehr aromatisch im Mund, wuchtig, fordernd, langes, sauberes Finale. 18 / 20 ALTE ZwETSCHKE Alois Gölles, Riegersburg 40 Vol.­%; Jahrgang 2001 70 cl, Fr. 92.– Ohne Zuckerzusatz Frische, würzige Zwetsch­ gen, getrocknete Zwetsch­

gen und ein Hauch Eichen­ fass in wunderbarer Balance. Im Mund sanft, ausgewogen aromatisch, feine Süsse mit genau do­ sierter, leicht herber Würze, im Abgang ausgesprochen elegant und frisch. 19 / 20 XA TbA-TRESTERbRAND RARITäTEN FüLLUNG «ERNTE 1995» Alois Gölles, Riegersburg 43 Vol.­%; Trester von Alois Kracher 70 cl, Fr. 92.– Reine, sehr typische Trocken­ beerenaromen, ölig, schwer, herbwürzig, mit wenig Frucht­ anteil. Sanft und wuchtig, aromatisch im Gaumen, nicht endend wollende Präsenz mit einem Hauch Lakritze und Jod im Finale. 19 / 20 Erhältlich bei: Alois Gölles Schnapsbrennerei A­8333 Riegersburg www.goelles.at www.quinta­essentia.at Scala Vini Christoph Künzli Weine Hauptstrasse 65, 3706 Leissigen Fon 033 847 00 08 www.scalavini.ch

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Foto: Erick Saillet

Angedockt: Die neue 13-Millionen-Euro-Kellerei und das legendäre Château Cheval Blanc in Saint-Emilion.

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Architektur GrAnd cru clAssé Weisser Beton, Glas, Holz: Der neue Weinkeller von Château Cheval Blanc liegt direkt neben dem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Ein spektakulärer Bau – entworfen von Christian de Portzamparc. Te x t : Iv a n B a r b i c, Wo lf r a m Me i s t e r

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«Als Weinmacher hat man immer eine besondere Beziehung zu den Gewächsen, die man selber heranzieht. Also d’Yquem, Cheval Blanc, La Tour de Pin, Quinault L’Enclos, Marjosse oder Cheval des Andes. Sie sind alle ein bisschen meine Kinder.» Pier r e Lurton, D i r e k t o r C h e va l B l a n c

Die neue, von weitem gut sichtbare Kellerei haben Bernard Arnault und Baron Albert Frère ermöglicht. Arnault, 1949 in Roubaix geboren, ist Chairman des Luxuskonzerns LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy), Albert Frère, 1926 in Fontaine-l’Evêque bei Charleroi auf die Welt gekommen, ist Finanzinvestor und der mächtigste Unternehmer Belgiens. Ihnen gemeinsam ist die Liebe zum Wein, 1998 haben sie Château Cheval Blanc übernommen. Die Weine des Premier Grand Cru Classé gehören zum Teuersten, was in Bordeaux produziert wird. Qualitativ steht Cheval Blanc in einer Reihe mit Château Ausone, Château Latour und Château Margaux. Vor genau 20 Jahren übernahm Pierre Lurton die Leitung von Cheval Blanc. 1991 also, als der grösste Teil der Trauben erfror und kein Grand Vin abgefüllt wurde. Die damaligen Eigentümer, die Familie FourcaudLaussac, hatten ihn engagiert. Nach dem Verkauf von Château Cheval Blanc im Jahr 1998 genoss er weiterhin das Vertrauen der beiden neuen Besitzer, und heute zählt Pierre Lurton zu den einflussreichsten Leuten im weltweiten Weingeschäft. Was hat sich geändert, damals, beim Besitzerwechsel? «Ich bin versucht zu sagen: nichts. Wir arbeiteten im genau gleichen Geist weiter wie früher, verfügten aber über beträchtlich mehr Mittel. Ich hatte einfach das Glück, mit Bernard Arnault und Albert Frère zwei leidenschaftliche Weingutsbesitzer zu bekommen – beide haben übrigens ein Zimmer auf dem Château –, die es uns ermöglichen, die Arbeit

Pierre Lurton hat vor 20 Jahren die Leitung von Château Cheval Blanc übernommen (oben links). Der Gärkeller mit den bauchigen Tanks, deren Silhouette sich an stumpf abgeschnittene Weinschläuche anlehnt (oben rechts). Geschwungene Formen: mit Wildwuchs bepflanztes Gründach, der speziell entworfene Degustationstisch.

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Fotos: Erick Saillet (2)

Die Weingüter in Bordeaux nennen sich «Château», und selbstverständlich schmücken die Schlösser mit ihren Türmchen die Etiketten der Weine. Dokumentieren Tradition und Ruhm, die Grösse des Bordeauxweins. Zeitgenössische Wein-Architektur? Im Bordelais? Das war lange kein Thema. Okay für Winerys ohne Weingeschichte, «nouveau monde» halt. Seit einiger Zeit vergeben aber auch im Bordelais auffällig viele Weingüter Aufträge für repräsentative Neubauten. Kleine feine Betriebe, grosse bekannte Châteaux. Für Christian Moueix (Château Pétrus) haben Herzog & de Meuron, für Silvio Denz (Château Faugères) hat Mario Botta gebaut. Eingeweiht wurde gerade das neue Kellereigebäude des kultigkleinen Gutes Le Pin in Pomerol (sieben Gärbehälter aus Edelstahl im Erdgeschoss, Platz für etwa 80 Barriques im Untergeschoss) – ein kompakter Bau aus Beton und Naturstein des belgischen Architekturbüros Robbrecht en Daem. In Pauillac bekam Château Clerc-Milon mit dem Weinkeller der Architekten Richard Perduzzi und Bernard Mazières ein neues Schaustück. 35 Millionen Euro investierte Château Cos d’Estournel. Entstanden ist eine Kellerei, die als «Luxus-Kathedrale» bezeichnet wird, mit einem «Skywalk» aus Glas, der über hunderte von Barriques führt, renoviert und originalgetreu wiederaufgebaut wurde die pagodenähnlichen Fassade, und Jean-Michel Wilmotte, der Architekt, für seine Arbeit von der «Revue du Vin de France» umgehend mit der Auszeichnung «Mann des Jahres 2011» belohnt. Jean Nouvel, heisst es, ebenfalls im Bordelais engagiert, soll mit seinem aktuellen Projekt für Château La Dominique im St-Emilion Probleme mit der Baugenehmigung haben. Jüngstes Beispiel für zeitgenössische Wein-Architektur im Bordelais ist der neue Weinkeller von Christian de Portzamparc für Cheval Blanc. Eine eindrucksvolle Skulptur aus weissem Beton, ein fremdartig wirkendes, elastisches Gebäude mit geschwungenen Formen, das über den Reben zu schweben scheint wie ein eben gelandetes UFO.

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wie gewohnt weiterzuführen und die über die Jahrzehnte gemachten Erfahrungen auf Cheval Blanc weiter zu vertiefen.» Was für Vorteile bringt der nach einer Bauzeit von 18 Monaten in Betrieb genommene neue Keller? Château Cheval Blanc, das bedeutet 37 Hektaren, die in 44 Parzellen unterteilt und mit Cabernet franc (58 %) und Merlot (42 %) bepflanzt sind. Der neue Gärkeller mit 52 bauchigen, attraktiven Tanks in 9 verschiedenen Grössen (zwischen 24 und 110 Hektoliter), die sich an der Grösse der einzelnen Parzellen orientieren, ermöglicht nun eine nach Lagen getrennte Vinifikation. Über die eigentliche Assemblage wird später entschieden, nebenan, an einem grossen, eleganten, speziell entworfenen Tisch aus Corian. Im Untergeschoss mit runden Säulen und Mashrabiya-ähnlichen Wänden aus unverputzten Ziegeln, die eine natürliche Belüftung ermöglichen und die technischen Installationen kaschieren, befindet sich der Fasskeller mit Platz für 566 bzw. 1028 Barriques (zweilagig). Die gewellten Träger nehmen bewusst die geschwungenen Formen des gesamten Gebäudes auf. Über flache Treppen lässt sich draussen das teils mit Gräsern und Sträuchern bepflanzte Terrassendach erreichen, das den Blick freigibt auf die streng angelegten Weinparzellen mit ihren schnurgeraden Rebzeilen. Auch ein bisschen verspielt, dieser Bau von Christian de Portzamparc, der in Casablanca geboren und 1994 mit dem Pritzker-Preis, dem «Oscar» für Architekten, ausgezeichnet worden ist. 1992, alles andere als ein berauschendes Weinjahr, füllte Pierre Lurton erstmals einen Jahrgang auf Cheval Blanc ab. Der Eröffnungspreis für eine Flasche lag damals bei rund 180 Francs, was etwa 28 Euro entspricht. Dieses Jahr hat Cheval Blanc den 2010er zu 650 bis 700 Euro angeboten, was gleichbedeutend mit einem neuen Höchstwert ist. Gleichwohl wurden die Weine innerhalb kurzer Zeit verkauft. Und mit einem Aufschlag weiterverkauft – es gab also Abnehmer, die bereit waren, 1000 Euro pro Flasche zu bezahlen. Künftig, glaubt Pierre Lurton, werden die Preise eher variieren, etwas fallen oder steigen, abhängig von Jahrgang und Nachfrage. Andererseits seien die Premiers Grands Crus aussergewöhnliche Luxusgüter und auch als solche anerkannt. 13 Millionen Euro hat der neue Keller von Cheval Blanc gekostet. Keine Investition für Leute, die auf schnelle Rendite aus sind. «Der Kauf eines Grand Cru, so prestigeträchtig er auch scheinen mag, kann nur mit einem Horizont auf 30 bis 35 Jahre hinaus amortisiert werden», meint Pierre Lurton. Mit ein Grund dafür seien die gestiegenen Bodenpreise in der Region. Ideal sei ein Gut im Dornröschen-Schlaf mit brachliegendem Potenzial, das mit einer kompetenten Crew und einem beratenden Önologen geweckt werden könne. «Wie wir das auf Quinault L’Enclos gerade versuchen.» Ein ziemlicher Kontrast zur LVMH-Welt ist für Weinmanager Lurton sein ganz privates Weinengagement in Entre-deux-Mers. «Ich bin auch ein junger, verschuldeter Weinbauer. Man kann also sagen, dass ich die verschiedenen wirtschaftlichen Seiten der Weinproduktion im Bordelais bestens kenne. Auf Château Marjosse spüre ich das ganz real, persönlich, schöpfe daraus aber auch wieder Energie, um so aussergewöhnliche Güter wie Château Cheval Blanc oder Château d’Yquem führen zu können.» Da Moët Hennessy Weinbetriebe auf verschiedenen Kontinenten besitzt, kann Lurton überall auf der Welt seine Weinleidenschaft ausleben, sie auch mit Weinsammlern teilen, wie bei einer Degustation von 76 Jahrgängen Cheval Blanc, die er demnächst in Brasilien führen wird. Eine Frage nach Lieblingsweinen scheint sich da zu erübrigen. «Als Weinmacher hat man immer eine besondere Beziehung zu den Gewächsen, die man selber heranzieht. Also d’Yquem, Cheval Blanc, La Tour de Pin, Quinault L’Enclos, Marjosse oder Cheval des Andes. Sie sind alle ein bisschen meine Kinder.» Dazu muss man wissen: Pierre Lurton ist Vater von fünf Kindern.

Runde Säulen, gewellte Träger, Mashrabiya-ähnliche Wände aus unverputzten Ziegeln, die eine natürliche Belüftung ermöglichen: der neue Fasskeller von Cheval Blanc mit Platz für 566 bzw. 1028 Barriques (zweilagig).

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die kronjuwelen des lVMh-Wein-Portfolios Anlässlich eines Assemblage-Workshops auf Château Cheval Blanc (mit Besichtung des neuen Kellers) gab es ein Mittagessen, zu dem ein 2001er Petit Cheval, ein 2000er Cheval und ein 1986er d’Yquem serviert wurden. Von früheren Vertikalen stammen die anderen Cheval-Verkostungsnotizen und -Bewertungen. Bei den Primeurproben aus dem Fass probiert haben wir den Cheval Blanc 2009 und 2010. ib/ak

2000 cheVAl BlAnc St-Emilion 65 % Cabernet franc, 35 % Merlot Sehr dichtes Granatrot. Sehr intensive, parfum­ artige und ungemein kom­ plexe Nase, fast exotisch. Reiffruchtig, würzig und balsamisch, Brombeeren, Zwetschgen, Tabak und Leder, auch dezente Mentholnoten. Fülliger Gaumen, elegant und aus­ gewogen, mit seidigen, dennoch präsenten Tanni­ nen, frisch wirkend, mit dennoch gut eingebunde­ ner Säure, unglaublich dichte Textur, sehr inten­ sive und komplexe Frucht, beerig, mineralisch und mit Röstaromen, unendlich langer Abgang. Wird wohl noch eleganter, aber schwierig, den Wein nicht jetzt schon zu geniessen. 19,5 / 20 trinken–2031 2001 le Petit cheVAl St-Emilion Zweitwein von Château Cheval Blanc 60 % Merlot, 40 % Cabernet franc Dichtes Granatrot. Inten­ sive und komplexe Nase, Graphitnoten, Leder und Tabak. Fülliger Gaumen mit reifen, etwas sandigen Tanninen, dennoch elegant und ausgewogen, weiche Säure, erstaunliche Frische, intensive Frucht, Cassis und Peperoni, recht langer Abgang. 17 / 20 trinken –2021

1986 d’YqueM Sauternes Mitteldichte, dunkle, goldgelbe Farbe. Sehr intensive und komplexe Nase, gedörrte Aprikosen, kandierte Früchte, der für gereifte Sauternes typische Kartongeruch. Voller Gaumen, dezent wirkende, gut eingebun­ dene Süsse, elegant und ausgewogen, frisch wirkend, intensive und komplexe Frucht, typische Botrytisaromen, gedörrte Aprikosen, kandierte Früchte, auch wieder Karton, dichter und sehr langer Abgang. Ein bei­ spielhafter Sauternes! 19 / 20 trinken –2026 2010 cheVAl BlAnc St-Emilion Fassprobe Frisches, tiefes, kom­ plexes, verschlossenes Bouquet, blaue Beeren, Tabak, Minze, Edelhölzer, Korinthen, Pralinen. Ausgewogener, vielschich­ tiger, eleganter, frischer Gaumen mit dichter, sei­ dener Struktur, dichte, volle, frische Aromatik, viel feines Tannin, sehr langer, eleganter, frischer Abgang. Kann noch zulegen. 19 / 20 2019–2045 2010 le Petit cheVAl St-Emilion Zweitwein von Château Cheval Blanc Samtenes, fruchtiges Bouquet, rote und blaue

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2009 cheVAl BlAnc St-Emilion Fassprobe Dichtes, konzentriertes, tiefes, süsses Bouquet, Pralinen, Röstaromen, Tabak, blaue und schwarze Bee­ ren. Dichter, samtener, eleganter, vielschichtiger, ausgewogener Gaumen, kräftige Frucht, viel gutes Tannin, elegante, dichte, seidene Struktur, sehr kräftige, volle Aromatik, Zedern, Dörr­ früchte, Mocca, fast ewiger, dichter, eleganter Abgang mit sehr guten Rückaromen. 20 / 20 2018–2050 2008 cheVAl BlAnc St-Emilion Fassprobe Dichtes, tiefes, elegan­ tes, komplexes Bouquet, Mocca, Black Currant, Dörrfrüchte, Pralinen, Schwarztee. Dichter, viel­ schichtiger, kraftvoller Gaumen, gute Frucht, viel gutes Tannin, dichte, volle Aromatik, sehr langer, dichter Abgang mit super Rückaromen. 19 / 20 2016–2035

2001 cheVAl BlAnc St-Emilion Verhaltenes, verschlos­ senes Bouquet, Mocca, Schokolade. Verschlosse­ ner, eleganter Gaumen mit feiner Frucht, gutes Tannin, süsse Aromatik, langer, feiner Abgang. Kann noch zulegen. 17 / 20 2012–2025 1998 cheVAl BlAnc St-Emilion Dichtes, komplexes, ele­ gantes, tiefgründiges, süsses Bouquet, Ricola, Pralinen, blaue Beeren, Maulbeeren, Minze, Schwarztee, Edelhölzer, Anis. Dichter, vielschich­ tiger, eleganter Gaumen mit cremiger Struktur, viel gutes Tannin, kom­ primierte Aromatik, sehr langer, dichter, voller Abgang mit sehr guten Rückaromen. 20 / 20 2014–2050 1997 cheVAl BlAnc St-Emilion Süsses, seidenes, frisches Bouquet, Röstaromen, blaue Beeren. Mittelkräf­ tiger, herber Gaumen, tro­ ckenes Tannin, leichte Aromatik, würziger Abgang. 17 / 20 trinken –2016 1996 cheVAl BlAnc St-Emilion Duftiges, süsses, sam­ tenes Bouquet, blaue Beeren, Zedern, Mocca.

Ausgewogener, eleganter, seidener Gaumen, leichte Struktur, kräftige Aromatik, langer, süsser Abgang. 18 / 20 trinken –2024 1995 cheVAl BlAnc St-Emilion Duftiges, würziges, kom­ plexes Bouquet, Leder, Tabak, Minze, Pralinen, Schwarztee. Eleganter, ausgewogener, eher leichter Gaumen, kräf­ tige Aromatik, seidene Struktur, sehr langer, duftiger Abgang. 19 / 20 trinken –2025 1990 cheVAl BlAnc St-Emilion Tiefes, elegantes, aromatisches, komple­ xes Bouquet, Tabak, Leder, Zedern, Korinthen. Ausgewogener, viel­ schichtiger, eleganter Gaumen, seidene Struk­ tur, volle, süsse Aro­ matik, sehr langer, eleganter Abgang. 19 / 20 trinken –2020 1989 cheVAl BlAnc St-Emilion Süsses, seidenes, frisches Bouquet, Milch­ kaffee, Pralinen, blaue Beeren, Heidelbeeren. Seidener, mittelkräf­ tiger, feingliedriger Gau­ men, süsse Aromatik, feine Struktur, langer, seidener Abgang. 18 / 20 trinken –2015

1988 cheVAl BlAnc St-Emilion Elegantes, volles, duf­ tiges Bouquet, Mocca, Röstaromen, blaue Beeren, Dörrfrüchte. Eleganter, voller, frischer Gaumen mit seidener Struktur, sehr gute, üppige Aroma­ tik, langer, voller, herber Abgang. 18 / 20 trinken –2035 1983 cheVAl BlAnc St-Emilion Würziges, dichtes, duf­ tiges, tiefes, komplexes Bouquet, Heu, Malz, Dörrfrüchte, Äniskräbeli, Zimt, getrocknete Kräuter, Kräuterbutter, einem La Tâche ähnlich. Ausge­ wogener, eleganter, dichter, aromatischer, vol­ ler, süsser Gaumen mit dichter, seidener Struktur, super Aromatik, sehr langer, würziger Abgang. Nahe der Maximalnote. 19 / 20 trinken –2025 1982 cheVAl BlAnc St-Emilion Dichtes, samtenes, süsses, komplexes Bou­ quet, rote Beeren, Pralinen, Zedern, Maulbeeren, Tabak, Dörrfrüchte. Aus­ gewogener, samtener, süsser, eleganter, viel­ schichtiger Gaumen mit kräftiger, süsser Aro­ matik, feines Tannin, sehr langer, voller Abgang. 20 / 20 trinken –2025

1971 cheVAl BlAnc St-Emilion Magnum Würziges, duftiges, kom­ plexes, kräftiges, burgundi­ sches Bouquet, Dörrfrüchte, Lebkuchengewürz, Tabak, Schwarztee, Minze, Pralinen, getrocknete Kräuter, Malz, Kreuzkümmel, Korinthen, Himbeerkerne. Vielschichti­ ger, eleganter, aromatischer, voller Gaumen mit kräftiger, süsser Aromatik, feines Tan­ nin, dichte Struktur, sehr lan­ ger, voller, würziger Abgang. 19 / 20 trinken –2020 1966 cheVAl BlAnc St-Emilion Magnum Elegantes, würziges, duf­ tiges Bouquet, Schwarztee, Leder, Tabak. Eleganter, dichter, voller, würziger Gau­ men mit sehr guter Aromatik, feine, gute Trockenheit, sehr langer, würziger Abgang. 19 / 20 trinken 1961 cheVAl BlAnc St-Emilion Dichtes, kräftiges, aro­ matisches, komplexes, süsses, opulentes Bou­ quet, Dörrfrüchte, Leb­ kuchengewürz, Malz, Tee, Leder, Tabak, Zedern. Ausgewogener, dichter, kraftvoller, vielschichtiger, konzentrierter Gaumen mit vielen kräftigen Aromen, feines Extrakt, sehr langer, dichter Abgang. 20 / 20 trinken

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Fotos: Erick Saillet

Beeren, Minze, Schokolade, Mocca, Zedern. Ausge­ wogener, frischer, elegan­ ter, würziger Gaumen mit samtener Frucht, feines Tannin, kräftige Aromatik, langer, voller Abgang. 17 / 20 2017–2032

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estates & Wines: die Mh-collection Das MH von LVMH bedeutet Moët Hennessy. Und zu MH gehört eine Kollektion von «Estates & Wines» in der ganzen Weinwelt. Von Kalifornien bis Australien, von Argentinien bis Neusseeland.

Cheval Blanc im Glas: Bernard Arnault (l.) und Baron Albert Frère, die Besitzer von Château Cheval Blanc, haben Architekt Christian de Portzamparc mit dem Bau der spektakulären Kellerei beauftragt.

2007 nuMAnthiA Estates & Wines, Bodega Numanthia, Toro, Spanien 1998 wurde das Weingut von der Familie Eguren aus La Rioja mit dem Ziel gegründet, den besten Wein von Toro zu erzeugen; der 2007er ist der erste unter der Regie von Moet Hennessy entstandene Jahrgang 18 bis 20 Monate in franzö­ sischen Barriques gereift Fr. 69.– Dichte purpurrote Farbe. Intensive und komplexe Nase, würzig, Dörrzwetsch­ gen, Röstaromen. Im Gaumen füllig, dicht struk­ turiert, reife, präsente Tannine, intensive und komplexe Frucht, schwarz­ beerige Aromen, Cassis, Lakritze und Schokolade, ausgewogen, langes Finale. 17 / 20 2012–2022 Erhältlich bei: www.evino.ch

2008 cloudY BAY sAuViGnon BlAnc te koko Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley,

Marlborough, Neuseeland Helles Goldgelb. Mittel­ intensive Nase, fruchtig sowie von der Eichen­ fasslagerung geprägt, Vanille, buttrig. Füllig im Gaumen, reif wirkende, gut eingebundene Säure, mittelintensive, kom­ plexe Frucht, mineralisch, nussig und buttrig, Zitrus­ früchte, sehr dicht und mit langem Abgang. 16 / 20 trinken –2016 2010 cloudY BAY sAuViGnon BlAnc Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley, Marlborough, Neuseeland Helle strohgelbe Farbe. Intensive und komplexe Nase, fruchtig­exotische Noten, Grapefruit, Papaya und Stachelbee­ ren. Füllig im Gaumen, saftige Säure, intensive und komplexe Frucht, Grapefruit, Cassis sowie Aromen von Fenchel, mineralisch, recht dicht und mit langem Abgang, in der Fruchtphase zu geniessen 17 / 20 trinken –2014

WIR KAUFEN IHREN SPITZEN-BORDEAUX

2009 cloudY BAY Pinot noir Estates & Wines, Cloudy Bay, Wairau Valley, Marlborough, Neuseeland Mitteldichtes Rubinrot. Sehr intensive, verfüh­ rerische und komplexe Nase, ein Früchtekorb mit Erdbeer­ und Himbeer­ konfitüre, rote Johannis­ beeren, Stachelbeeren, daneben Röstaromen und exotische Gewürze. Fülliger und runder Gau­ men, reife, weiche, ja edle Tannine, präsente, gut eingebundene, reif wirkende Säure, sehr intensive Frucht mit ge­ wisser Komplexität, wieder rote Johannisbeeren, keine vegetabilen Aromen wie häufig bei neusee­ ländischen Pinots, dane­ ben gut eingebundene Röstaromen, recht lan­ ger Abgang. Ein sehr attraktiver Pinot für den jungen Genuss. 17 / 20 trinken –2015 Erhältlich bei: www.manor.ch www.globus.ch

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estates & Wines: cheval des Andes

2008 cAPe Mentelle sAuViGnon BlAnc séMillon Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, Australien Helle strohgelbe Farbe. Intensive und komplexe Nase, vegetabile, blumige und fruchtig­exotische Noten, Grapefruit und weisser Pfirsich. Mittlere Fülle im Gaumen, intensive Frucht, Grapefruit­ und Cassisaromen, etwas Vanille, mittlere Dichte und recht langer Abgang mit etwas markanter Säure. Ein nicht einfach zugänglicher, aber recht gehaltvoller, trockener Weisswein. 15 / 20 trinken –2016 2006 cAPe Mentelle shirAz Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, Australien Dichtes Granatrot. Mittelintensiv, würzig­ beerige Nase. Mittlere Fülle im Gaumen, reife, weiche Tannine, präsente Säure, intensive, würzig­ beerige Frucht, pfefferig, mittlere Dichte, mittel­ langer Abgang. 15 / 20 trinken –2014 2004 cAPe Mentelle cABernet sAuViGnon Estates & Wines, Cape Mentelle, Margaret River, Australien Dichtes Granatrot mit aufgehelltem Rand. Inten­ sive und komplexe Nase, würzig­beerig, auch Euka­ lyptus mitschwingend. Mittlere Fülle im Gaumen, weiche Textur, reife, präsente Tannine, gut eingebundene Säure, intensive, würzig­beerige, auch vegetabile Frucht, gute Dichte mit recht langem Abgang. Ein ge­ fälliger, trinkreifer Cabernet Sauvignon. 16 / 20 trinken –2016

Cheval des Andes, 1999 gegründet, ist das Resultat eines ambitiösen Joint Ventures zwischen der Bodegas Terrazas de los Andes, zu Moët Hennessy gehörend, und Pierre Lurton, dem Direktor von Château Cheval Blanc. Lurton war fasziniert von der Möglichkeit, in Argentinien mit der Sorte Malbec eine Verbindung zur Vergangenheit von Château Cheval Blanc herzustellen. Denn vor der Reblausplage Ende des 19. Jahrhunderts hatten alle MédocGrands-Crus einen recht hohen Malbec-Anteil in ihrer Assemblage, nämlich zwischen 20 und 40 Prozent. Château Cheval Blanc selber ebenfalls. Die Trauben für den Cheval des Andes stammen von zwei verschiedenen Rebbergen: 36 Hektaren befinden sich in Vistalba in der Nähe von Mendoza, 15 Hektaren in La Consulta, 100 Kilometer südlich, aber ebenfalls auf 1100 Metern über Meer gelegen. Die Reben sind wurzelecht, so wie es sie vor der Reblaus in ganz Europa gab, in Vistalba sind sie 80 Jahre alt und können mittels Überfluten mit dem Gletscherwasser der Anden bewässert werden. Anlässlich einer Präsentation im Zürcher «Carlton» konnten alle bislang lancierten Jahrgänge Cheval des Andes verkostet werden, mit Ausnahme des 2001ers (auf Cheval Blanc degustiert); einen Jahrgang 2000 hat es nicht gegeben. Die Degustation bestätigte den Ruf des Weines, einer der allerbesten Weine Argentiniens, vielmehr einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel zu sein. ib

Der argentinische Cheval des Andes von Pierre Lurton (Direktor Cheval Blanc) und Nicolas Audebert (Önologe Cheval des Andes): einer der besten Weine der ganzen südlichen Erdhalbkugel.

2008 cheVAl des Andes Estates & Wines, Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien Dichtes Granatrot mit vio­ letten Reflexen. Sehr inten­ sive und komplexe Nase, reiffruchtig und balsa­ misch, Cassis und Menthol. Fülliger Gaumen mit reifen

und präsenten Tanninen, präsente, gut eingebunde­ ne Säure, sehr intensive und komplexe Frucht, beerig, mineralisch, Röst­ aromen, ausgewogen und elegant, dicht und mit sehr langem Abgang. Ein unge­ mein eleganter Wein aus einem eher kühleren Jahr. 18,5 / 20 2013–2028

2007 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien Dichtes Granatrot mit vio­ letten Reflexen. Intensive und komplexe Nase, beerig und würzig, Nelken und Röstaromen. Fülliger und dichter Gaumen mit reifen und präsenten Tanninen, gut eingebundene Säure, sehr intensive und kom­ plexe Frucht, Weichsel­ kirschen, Brombeeren, auch Bitterschokolade, langer Abgang. 17,5 / 20 2014–2027 2006 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 60 % Malbec, 35 % Cabernet Sauvignon, 5 % Petit Verdot Dichtes Purpurrot mit vio­ letten Reflexen. Mittelinten­ sive und komplexe Nase, Vanille, Zimt und sehr reife Pflaumen. Füllig im Gaumen, intensive und komplexe Frucht, eingelegte Pflaumen, Zimt und Röstaromen, prä­ sente, gut eingebundene Säure, edle und weiche Tannine, seidige Textur, aus­ gewogen, dicht und sehr lang im Abgang. Vom Stil her ein Neue­Welt­Wein. 18 / 20 trinken –2026 2005 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 60 % Malbec, 25 % Cabernet Sauvignon, 7 % Merlot, 7 % Petit Verdot

Erhältlich bei: www.vinsale.ch

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Dichtes Purpurrot mit violetten Reflexen. Sehr intensive Nase, reife Zwetschgen, Brombeeren, Zimt und Vanille. Füllig im Gaumen, mit reifen und weichen Tanninen, dichte Struktur, präsente Säure, intensive und komplexe Frucht, würzig und reif­ fruchtig, Lakritze, Amarena­ kirschen, auch mineralische Noten, ausgewogen und sehr lang im Abgang. Mehr im Bordeaux­Stil als der 2006er. 19 / 20 trinken –2030 2004 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 55 % Malbec, 43 % Cabernet Sauvignon, 2 % Petit Verdot Magnumflasche Dichtes Granatrot. Intensive, edle Nase, Cassis und Graphit (Bleistiftmine), an einen grossen Médocwein erinnernd. Mittlere Fülle im Gaumen, mittlere Dichte, kompakt wirkend, präsente Säure, zuerst verschlos­ sen und etwas reduktiv wirkende Frucht, dennoch komplex, Cassis und Brombeeren, mit edlen Röstaromen. Ein ausgewo­ gener Wein, der etwas schlanker als die übrigen Jahrgänge daherkommt, langer Abgang. 16 / 20 2013–2020 2003 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 60 % Malbec, 38 % Cabernet Sauvignon, 2 % Petit Verdot Dichtes Granatrot. Inten­ sive, komplexe Nase, Minznoten, Graphit (Blei­ stiftmine), reife Amarena­ kirschen. Sehr füllig im Gaumen, reife und weiche Tannine, dichte Struktur, weiche Säure, intensive und komplexe Frucht, im Stile eines Médoc Grand Cru, würzig und reiffruch­ tig, Brombeeren, Lakritze, Vanille, elegant und ausgewogen, sehr langer Abgang. 18 / 20 trinken –2021

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2002 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 56 % Cabernet Sauvignon, 40 % Malbec, 4 % Petit Verdot Dichtes Purpurrot mit vio­ letten Reflexen. Sehr inten­ sive Nase, würzig und mit Röstaromen. Füllig im Gau­ men, edle und reife Tannine, sehr dichte Struktur, prä­ sente Säure, intensive und komplexe Frucht, würzig und fruchtig, Zigarrenbox, Leder und Cassis, im Stile eines Médoc Grand Cru, ausgewogen, elegant und sehr lang im Abgang. Ein grandioser, beeindrucken­ der Wein. 19 / 20 trinken –2027 2001 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 50 % Cabernet Sauvignon, 45 % Malbec, 5 % Petit Verdot Dichtes Granatrot. Intensive und komplexe Nase, fast parfümiert wirkend, reife Zwetschgen. Recht füllig mit mittlerer Dichte, präsente Säure, intensive Kirschen­ Pflaumen­Frucht, etwas Röstaromen, ausgewogen, mittlere Länge. 16 / 20 trinken –2016 1999 cheVAl des Andes Cheval des Andes, Mendoza, Argentinien 50 % Cabernet Sauvignon, 45 % Malbec, 5 % Petit Verdot Mitteldichtes Granatrot mit aufgehelltem Rand. Intensive, gereifte Nase, Minznoten, rote Beeren, auch etwas vegetabil. Fül­ lig im Gaumen, weiche Tannine, rund und ausge­ wogen, recht dicht, weiche Säure, intensive und komplexe Frucht, im Stile eines Médoc Grand Cru, würzig, Zigarrenbox, Leder und Röstaromen, langer Abgang. 18 / 20 trinken –2019 Erhältlic bei: Paul Ullrich Schneidergasse 27, 4051 Basel Laufenstrasse 16, 4018 Basel Fon 061 338 90 90 www.ullrich.ch

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8C8@EÜ><F==IFPÜ Chablis :FDK<JÜC8=FEÜ Meursault CFL@JÜ:8I@CCFEÜÜ Puligny-Montrachet 9<IE8I;ÜDFI<8LÜ<KÜ=@CJÜ Chassagne-Montrachet G@<II<¥PM<JÜ:FC@E¥DFI<PÜ Chassagne-Montrachet J8LD8@Q<¥D@:?<C@EÜ Vergisson C<JÜ? I@K@<IJÜ;LÜ:FDK<ÜC8=FE Milly-Lamartine :? K<8LÜ;<ÜC8Ü:I <Ü Santenay-le-Haut FC@M@<IÜ9<IEJK<@EÜ Gevrey-Chambertin A<8E¥D8I:Ü9FLC<P Volnay ;8M@;Ü;L98E; Chevannes > I8I;ÜDL>E<I<KÜ Vosne-Romanée D F¥:8DLQ<KÜ Vosne-Romanée :?I@JK@8EÜ:C<I><KÜ Vougeot ;FD8@E<Ü;<JÜC8D9I8PJÜ Morey St. Denis :?I@JKFG?<ÜG<IIFK¥D@EFKÜ Morey St. Denis ;LA8:Ü Morey St. Denis >?@JC8@E<Ü98IK?F;Ü Chambolle-Musigny JPCM@<Ü<JDFE@EÜ Gevrey-Chambertin

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Barbaresco

Das PrinziP Gaja Eleganz und Finesse machen den Barbaresco aus dem Hügelgebiet östlich von Alba zum gleichwertigen Partner des zu Unrecht höher geschätzten Barolo.

Foto: CEPHAS – Clay McLachlan

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Zwei Hauptprotagonisten des Barbaresco: Angelo Gaja wie die Produttori del Barbaresco haben ihren Sitz in der namensgebenden Gemeinde mit dem weit herum sichtbaren Wehrturm.

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Barbaresco

Der Barbaresco wird gewöhnlich als «kleiner Bruder des Barolo» apostrophiert. Das halten wir für irreführend. Die Bezeichnung suggeriert eine Unterlegenheit, die nicht den Tatsachen entspricht. Es handelt sich bei den zwei Weinen zwar um verwandte Gewächse – beiden steht der Nebbiolo Pate. Doch sie besitzen eine je eigene Charakteristik, die wir nicht gegeneinander ausspielen wollen. Worin unterscheidet sich der Barbaresco vom Barolo? Anbaugebiet und Produktionsmenge sind kleiner, erreichen nur vierzig Prozent der BaroloGrösse. Die Böden sind von ähnlicher Beschaffenheit – trocken und kalkhaltig, mit steinigem, aus tuffhaltigem Mergel bestehendem Untergrund –, weisen jedoch einen erhöhten Gehalt an Kupfer, Zink und Bor und damit eine andere mineralische Zusammensetzung auf. Übers ganze Anbaugebiet

besehen, ist die Bodenstruktur aber uniformer als in der Barolo-Zone. Das Klima in Barbaresco ist etwas wärmer und trockener. Die Rebberge liegen mit 150 bis 300 Meter über Meer tiefer. Die Trauben finden ein, zwei Wochen früher zur vollen Reife und besitzen bei der Ernte einen niedrigeren Säurewert als der Nebbiolo aus dem Barolo. So gibt sich ein Barbaresco milder als ein Barolo, fruchtbetonter, eleganter und anmutiger. Er ist der leichter zu trinkende Wein, ohne deswegen aber einfältiger zu sein. Man muss nicht in die Barbaresco-Dörfer Treiso oder Neive ausschwärmen, um zwei Hauptprotagonisten des Barbaresco zu besuchen. Man kann bequem in Barbaresco bleiben: Angelo Gaja wie die Produttori del Barbaresco haben ihren Sitz in der namensgebenden Gemeinde mit dem weit herum sichtbaren Wehrturm.

angelo Gaja: Mit charisma, eloquenz und unternehmergeschick zum weltweit geachtetsten Produzenten italiens

Die Familie arbeitet mit: Angelo Gaja und seine Frau Lucia mit den Töchtern Gaia (32, l.) und Rossana (30). Nachzügler Giovanni (18) geht noch zur Schule.

Wenig scheint sich im kleinen Hügeldorf seit meinem letzten Besuch verändert zu haben. Noch immer versperrt ein massives, elektrisch betriebenes Eisentor den Eintritt in Angelo Gajas Reich. Und nach dem Öffnen eilt der Mann wie stets zur Begrüssung herbei und nimmt einen mit seiner Aura gefangen. Im Laufschritt führt er durch den neuen Keller, der sein Weingut mit dem vor einigen Jah-

ren erworbenen Castello di Barbaresco unterirdisch verbindet. Nur die Treppen nimmt er bedächtiger in Angriff. Da plagt ihn noch eine kürzlich durchlittene Operation. Andere werden im Alter langsamer, Angelo Gaja wird schneller, denkt man sich insgeheim. Wären da nicht die grau melierten Haare und die weissen Schläfen, würde man dem Siebzigjährigen sein Alter nicht geben.

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Foto: siffert/weinweltfoto.ch

Angelo Gaja lässt seinen Barbaresco zwölf Monate in Barriques und zwölf Monate in grossen Holzfässern reifen.

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Barbaresco

short facts anGelo Gaja Via Torino 18, I-12050 Barbaresco CN fon +39 173 635 158 GrÜnDunG 1859 reblanD 92 Hektaren Weine Barbaresco, Langhe Costa Russi, Langhe Sorì San Lorenzo, Langhe Sorì Tildìn, Langhe Sperss, Langhe Conteisa, Langhe Darmagi ProDuKtion 300 000 Flaschen anGelo Gaja 1940 geboren, 1961, nach Abschluss der önologischen Studien, Eintritt in den elterlichen Betrieb ÖnoloGe Guido Rivella, seit 1970 Weitere WeinGÜter Pieve Santa Restituta in Montalcino (seit 1994) und Ca’ Marcanda in Bolgheri (seit 1996) Gaja Distribuzione jährlich 500 000 Flaschen von 60 Weingütern aus 15 Ländern, darunter Bordeaux wie HautBrion, Yquem, Cos-d’Estournel aDresse

Wie wir uns später im tunnelartigen Empfangsraum gegenübersitzen, mich Angelos Augen abwartend mustern und gleichzeitig zur ersten Frage auffordern, will ich wissen, was für ihn als Piemonteser Weinproduzenten in den letzten Jahren die auffälligste Veränderung gewesen sei. Der Mann überlegt kurz und antwortet dann mit einem Wasserfall von stakkatoartig gesetzten Sätzen. Seine Ausdrucksweise, seine Körpersprache zeugen dabei von einer scheinbar unerschöpflichen Energie. Gestikulierend unterstreicht er die Aussagen. Ein Fingerschnippen bringt sie auch optisch auf den Punkt. Alles vollzieht sich in einem atemberaubenden Tempo. Zentral sei die Bewegung der Selbstkelterer, antwortet er. Während es bis vor 25 Jahren kaum Winzer gegeben habe, die ausschliesslich eigene Trauben verarbeitet hätten, die Erzeugung von Barolo und Barbaresco also fast zur Gänze in den Händen der grossen traubenzukaufenden Weinhäuser gelegen habe, seien in den letzten zwanzig Jahren die kleinen, qualitätsbewussten Weingüter wie Pilze aus dem Boden geschossen. Rund 700 selbstkelternde Winzer würde die Langhe heute zählen, die ihre Weine zu guten Preisen verkaufen können. Das Gebiet sei wohlhabend geworden. «Das gibt es in Italien kein zweites Mal. Wir sind das dynamischste und vielleicht auch visionärste Anbaugebiet des Landes», sagt er. Profitiert hat das Piemont in der Vergangenheit auch von einer noch nie da gewesenen Reihe von meteorologischen Ausnahmejahren. Während in den sechziger, den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts jeweils bloss zwei bis drei überdurchschnittlich gute Weinjahrgänge zu verzeichnen waren, kennen die Nebbiolo-

winzer seit 1995 nur noch «sehr gute» bis «exzellente», bis «überragende» Ernten. «Seit 1996 haben wir hier ein kalifornisches Klima. Ob zufällig oder als Folge einer Klimaveränderung, lässt sich noch nicht schlüssig sagen», fügt Gaja hinzu. Die heissen und zur Erntezeit trockenen Jahre, die ertragsbewussten Winzern erlaubten, gesunde, ausgereifte Trauben zu keltern, beschleunigten die dringend notwendige Konsolidierung einer Stilentwicklung, die noch Mitte der neunziger Jahre aus dem Ruder zu laufen drohte. Mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln wie etwa Verkürzung der Gärdauer, übermässigem Barriqueeinsatz bis zur Zumischung von gebietsfremden, weichspülenden Rebsorten wurde versucht, aus dem kaum mehrheitsfähigen Nebbiolowein eine Version «soft» oder «light» zu kreieren, die der Konkurrenz der allmächtigen Cabernet, Merlot und Syrah auch auf dem Weltmarkt zu trotzen vermag – Piemonteser Bauern im Armanianzug sozusagen. Angelo Gaja spielte in dieser ungestümen Entwicklung freilich keine entscheidende Rolle. Seine Weine hatten ihre Identität eine Generation früher gefunden. Dank

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Fotos: siffert/weinweltfoto.ch

Unterirdisch miteinander verbunden: die neuen Keller des Weingutes von Angelo Gaja und das vor einigen Jahren erworbene Castello di Barbaresco.

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Intelligenz, Weitsicht und einem feinen Gespür für die Bedürfnisse der unterschiedlichen Märkte leitete er die Renovation seines Nebbiolo bereits in den späten siebziger Jahren ein. Er verkürzte die Maischegärung seines Barbaresco auf zwei bis drei Wochen und liess den Jungwein anschliessend zwölf Monate in Barriques und zwölf Monate in grossen Holzfässern reifen. Der Erfahrungs- und Wissensvorsprung erlaubte ihm, seine Gewächse stets auf Topniveau zu halten und aus dieser unangefochtenen Marktposition und in der Tradition der schon seit je teureren Gaja-Weine Preise zu verlangen, die keinem anderen italienischen Winzer verziehen worden wären. Bereits meine erste Reise in die Langhe vor beinahe dreissig Jahren machte mir schlagartig den Unterschied zwischen dem noch jungen Angelo Gaja, seinen Weinen und jener seiner Konkurrenten bewusst. Ich hatte damals bei seinem Schweizer Importeur gerade sechs Flaschen Barbaresco 1982 subskribiert – zum heute tief anmutenden Preis von 32 Franken. Importeur Weibel stellte den Kontakt zu Angelo her. Dieser empfing mich freundlich und liess mich bereitwillig seine modernere, Eleganz mit

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Kraft und Tiefgründigkeit verbindende Interpretation des Barbaresco kosten. Danach und auch bei späteren Besuchen im Spätherbst stellte er mir mit Stolz und Leidenschaft das traditionsverhaftete Piemont vor. Bei stockdichtem Nebel, in der Luft der Geruch von nassem Laub und Rauch, ging es jeweils entlang nur schemenhaft zu erkennenden Weinbergen in die Restaurants. Es empfing uns jeweils die Wärme des Kaminfeuers und der unnachahmliche Duft der weissen Trüffel. Die Knolle wurde noch mit überschwenglicher Grosszügigkeit über die Tajarin, den Risotto, das Spiegelei gehobelt. Danach gab es Wildschwein, Hase oder Brasato, schliesslich Castelmagno und anderen würzigen Käse und dazu die archetypischen, traditionellen Varianten von Barolo und Barbaresco, jene so zarten wie kräftigen Gewächse mit ihren Duftnoten von Veilchen, Rosen, Teer, Trüffel und Lakritz, der geradlinigen, trockenen Art, dem anspruchsvollen Gerbstoff, der beschwingten Säure. «Giacosa Bruno, Conterno Giacomo, Mascarello Giuseppe», murmelte dann Angelo jeweils. Nie bestellte er seine Weine in den Restaurants. Die gab es bloss in den eigenen Mauern zu probieren.

Die Hügelzüge von Barbaresco mit ihren Top-Weinlagen, die magische Namen haben wie Rabajà, Asili oder Pora.

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Barbaresco

Noch heute zieht Angelo Gaja den Hut, wenn er von diesen Dinosauriern des authentischen Barolo oder Barbaresco spricht. Er ist aber auch klug genug, die Anstrengungen seiner jüngeren Kollegen zu würdigen. «Ich halte die Stilvielfalt für überlebensnotwendig. Jeder Markt, jeder Geschmack kann dadurch befriedigt werden», meint der Vielgereiste. «Wie liesse sich denn der Stil Gaja definieren – etwa als Interpretation der Tradition aus dem Geist der Moderne?», frage ich. Gaja stimmt zu und betont, wie schädlich sich Stillstand auswirken kann. «Und welches ist das Prinzip, das allem zu Grunde liegt, das GajaPrinzip sozusagen?» Da wird der Mann nachdenklich und stellt sein mächtiges Ego in die Ecke. «Ohne meine Frau Lucia, die die ganze Administration unter sich hat, und ohne Guido Rivella, der seit 1970 mit Zurückhaltung und Fingerspitzengefühl die Weine keltert und ausbaut, wäre Gaja nicht Gaja», entgegnet er. Die beiden bauten ihm die Plattform für seine brillante Performance. Und ohne seine drei Kinder wäre die Zukunft ungesichert. Die älteste Tochter, Gaia mit Vornamen, hat für den Vater das Reisen übernommen und agiert global als charmante Hohepriesterin der Gaja-Weine. Rosanna, die mittlere, arbeitet derzeit auf dem zum Imperium gehörenden Brunello-Weingut Pieve S. Restituta. Nachzügler Giovanni geht noch zur Schule und muss seine Position im mittlerweile 150 Jahre alten Betrieb noch

2008 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, Piemont Fr. 165.– Kräftiges, leuchtendes Rot. Im Bouquet noch verhalten, aber nobel, neben schwarzen auch rote Früchte, tiefgründig, Veilchen. Im Gaumen sehr lebendig, straff und dicht gebaut, noch etwas schroffes Tannin, spürbare Holzprägung, feiner, langer Abgang. Ein frischer, eleganter, stilvoller Barbaresco. 18 / 20 2014–2028

Angelo Gajas liebster Wein war schon der bekannteste Nebbiolo seiner Vorfahren: der lagenverschnittene Barbaresco.

2007 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, Piemont Fr. 165.– (ausverkauft) Kräftiges Rot. In der Nase noch verschlossen und holzbetont, nach Belüftung Dörrfrüchte, Kräuter,

finden. Die Kinder haben Angelo Gaja Geduld und Gelassenheit gelehrt. Zweimal im Verlaufe des Besuchs schwillt Gajas Stimme freilich bedrohlich an und zeigt, wie dünnhäutig er auch sein kann. Da kommt zum einen das Gespräch auf den Konzentrator, jene Maschine, die den Traubensaft konzentriert, indem sie ihm Wasser entzieht. Die Vermutung, auch er hätte seinen Dienst genutzt, weist er entrüstet von sich. «Zwar haben auch wir einen Verdampfer im Keller. Doch gebraucht haben wir ihn nie. In den letzten heissen Jahren würden wir besser dekonzentrieren, statt künstlich zu verdichten», erklärt er. Und dann begründet er, warum er seine drei weltberühmten Barbaresco-Crus – Costa Russi, Sorì San Lorenzo und Sorì Tildin – sowie den Barolo Sperrs zu DOC-Weinen «Nebbiolo Langhe» deklassiert hat. Nicht die Möglichkeit, andere Sorten beizumischen, was das DOC-Reglement erlauben, die DOCG Barolo und Barbaresco aber verbieten würde, sei der Anlass gewesen, sondern die Aufwertung seines lagenverschnittenen Barbaresco, der schon immer der bekannteste Wein seiner Vorfahren gewesen sei. Dass ihm von Journalisten Verrat an der Appellation vorgeworfen wurde, hätte ihn geschmerzt. Der Entscheid sei gut überlegt gewesen und hätte sich inzwischen als richtig erwiesen: Sein DOCG-Barbaresco, der ihm von all seinen Weinen der liebste sei, hätte an Ansehen gewonnen.

Pflaumen, Lakritz, balsamische Noten. Im Geschmack kraftvoll, viel Power und Alkohol, recht rundes, süsses Tannin, eher tiefe Säure, langes, etwas sprödes Finale. Ein Brocken von einem Barbaresco, die Wucht geht etwas auf Kosten der Eleganz. 17 / 20 2013–2024 2005 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, Piemont Fr. 169.– Kräftiges Rot. Im Bouquet tiefgründig, Pflaumen, Lakritze, Dörrobst, spürbares Holz. Im Geschmack eher schlank, Tannin beginnt sich zu harmonisieren, elegante Säure, im langen Abgang noch etwas trocknend von der deutlichen Holzprägung. Ein eleganter,

«leichterer», bereits recht zugänglicher Barbaresco. 17 / 20 2012–2020 2004 barbaresco Angelo Gaja, Barbaresco, Piemont Fr. 185.– Kräftiges Rot. In der Nase kraftvoll und tiefgründig, Noten von Lakritze, Teer, schwarzen Früchten, dezente Röstaromen. Im Gaumen satt und straff gebaut, präsente Säure, noch etwas schroffes Tannin, im langen Abgang Nebbiolo-Süsse. Ein komplexer PowerBarbaresco, noch etwas Reifezeit brauchend. 18 / 20 2013–2024 Erhältlich bei: Weibel Weine Moosweg 40, 3604 Thun-Gwatt Fon 033 334 55 55 www.weibelweine.ch

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Foto links: siffert/weinweltfoto.ch

Produttori del barbaresco: Gralshüter der hochwertigen, klassischen barbaresco-lagen Wer die unterschiedlichen Crus von Barbaresco, ihre geschmacklichen Eigenarten und ihr Potenzial kennenlernen will, spaziert von Gaja die Via Torino hoch und landet unweigerlich bei den Produttori del Barbaresco. In dieser gewöhnlich wenig befahrenen, ruhigen Strasse herrscht für einmal emsiger Verkehr. In Barbaresco hat an diesem sonnigen Herbsttag die Weinlese begonnen. Die ersten Genossenschaftsmitglieder stehen mit ihren Traktoren Schlange und warten, dass die prächtigen, violettblauen Nebbiolotrauben in den roten Kassetten gewogen und dann abgebeert werden. Mit Argusaugen überwacht der technische Direktor Gianni Testa den Vorgang. In seinem karg eingerichteten Büro wartet Aldo Vacca. Der jugendlich wirkende Fünfziger nimmt sich Zeit, obwohl Besucher während der Ernte nicht gerade die erste Priorität geniessen. Wir kennen uns schon seit den

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achtziger Jahren, in denen der promovierte IngenieurAgronom noch als Assistent für Public Relations und internationale Kontakte bei Angelo Gaja wirkte. Seit 1991 arbeitet er als Mann für alles – offiziell nennt sich das kaufmännischer Direktor – bei den Produttori und ist mit seiner ruhigen, umsichtigen, verantwortungsbewussten Art der Garant für die konstant hohe Qualität der Barbareschi der 1958 gegründeten Genossenschaft. Weingenossenschaften geniessen in Italien im Allgemeinen nicht den besten Ruf. Sie arbeiten nach industriellen Normen, gehören einer bestimmten politischen Partei an oder sind an die Kirche gebunden. Die Cantina Produttori del Barbaresco bildet die Ausnahme von der Regel. Sie ist die wohl unabhängigste und beste italienische Genossenschaft (Südtirol sei für einmal ausgeklammert). Ihre Politik des getrennten Ausbaus einzelner traditionsreicher

Garant für die konstant hohe Barbareschi-Qualität der Produttori: Direktor Aldo Vacca. Genossenschaftsmitglieder bringen mit Traktoren in roten Kassetten die prächtigen, violettblauen Nebbiolotrauben, die gewogen und dann abgebeert werden.

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Barbaresco

short facts ProDuttori Del barbaresco Via Torino 54 I-12050 Barbaresco CN fon +39 173 635 139 internet www.produttoridelbarbaresco.com reblanD 110 Hektaren, knapp 20 Prozent des gesamten Anbaugebietes trauben ausschliesslich Nebbiolo vinifiKation traditionell, vierwöchige Maischegärung, Ausbau in grossen Holzfässern aus französischer und slawonischer Eiche basisWein der normale Barbaresco (250 000 Flaschen im Jahr) crus Asili, Montefico, Montestefano, Muncagatta, Ovello, Pajé, Pora, Rabajà, Rio Sordo, nur in überdurchschnittlich guten Jahren hergestellt (120 000 Flaschen) aDresse

GrÜnDunG Der Genossenschaft

1958 MitGlieDer Der Genossenschaft

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KaufMÄnnischer DireKtor

Aldo Vacca, seit 1991 bei den Produttori

Lagen in Jahren von besonderer Güte – 1967 erstmals mit Erfolg angewandt – setzte den Massstab auch für private Weinproduzenten. Die qualitätsbewusste Arbeit der Cantina ist natürlich erklärbar: Mit 53 Mitgliedern ist ihre Grösse noch überschaubar. Sie verarbeitet nur Nebbiolotrauben, was im Verlauf der Jahre zur gründlichen Kenntnis der spezifischen Eigenart der Rebe geführt hat. Sie bezahlt nach Qualität, kennt die Vollabgabepflicht, kontrolliert den Rebschnitt, berät bei der Verwendung von Fungiziden und Herbiziden. Sie besitzt zudem ein unschätzbares Kapital in den klassischen Lagen von Barbaresco (mit 110 Hektaren Weinbergen kontrolliert sie einen knappen Fünftel des gesamten Anbaugebiets). Die Vinifikation beschreitet, immun gegen modische Einflüsse, traditionelle Wege: vierwöchige Maischegärung mit Cappello sommerso und Ausbau in grossen Holzfässern aus französischer und slawonischer Eiche. Barriques sucht man im 2008 neu erstellten, schönen Lagerkeller vergebens. Der Basiswein der Produttori ist der normale Barbaresco. Er wird in der respektablen Menge von 250 000 Flaschen erzeugt, beeindruckt regelmässig mit seiner Jahrgangs- und Sortentypizität und einem unschlagbaren Preis-Genuss-Verhältnis. Die in überdurchschnittlich guten Jahren hergestellten 120 000 Flaschen Crus lösen bravourös den Anspruch ein, den ihre magischen Namen besitzen: Asili, Montefico, Montestefano, Muncagatta, Ovello, Pajé, Pora, Rabajà und Rio Sordo. Sie bezüglich ihrer Güte zu klassieren, ist fast unmöglich. Immer ist es wieder ein anderer, der besonders hervorsticht. Selbst bei Aldo Vacca, der von einem geeigneten Panoramapunkt aus mit leuchtenden Augen die wie auf einem umgekehrten Y aus Barbaresco Richtung Südwest und Südost wegführenden Lagen benennt und erklärt, will sich nicht festlegen: Mal liebt er die besondere Mineralität des Montefico, dann wieder die Delikatesse des Rio Sordo, die Strenge des Montestefano oder die Expressivität und Harmonie des Rabajà. Zu beneiden ist der Mann, der sich angesichts dieser gewaltigen Fülle nicht entscheiden kann.

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Einer der Crus der Produttori del Barbaresco: der delikate Barbaresco Rio Sordo.

2007 barbaresco Produttori del Barbaresco, Barbaresco, Piemont Fr. 26.50 Kräftiges, leicht gereiftes Rot. Feines, eher leichteres Bouquet, Noten von Hagebutte, Veilchen, Amyl. Im Gaumen konzentriert, «warm», viel Stoff und Alkohol, rundes, reifes Tannin, diskretere Säure, gute Länge. Ein rustikaler, aber doch eher einfacher Barbaresco. 16 / 20 2012–2020 2006 barbaresco Produttori del Barbaresco, Barbaresco, Piemont Fr. 29.50 Mittelkräftiges Rot. Leichteres Bouquet, einfacher, aber typischer NebbioloAusdruck, Veilchen, Lakritz. Im Geschmack mittelgewichtig, kerniges Tannin, präsente Säure, mittellanger Abgang. Ein klassischer, authentischer, unprätentiöser Nebbiolo. 16 / 20 2012–2018

Die Cantina Produttori del Barbaresco, wohl die unabhängigste und beste italienische Genossenschaft, beschreitet in der Vinifikation mit dem Ausbau in grossen Holzfässern traditionelle Wege. Verarbeitet werden ausschliesslich Nebbiolo-Trauben, die 53 Genossenschaftsmitglieder einbringen, wie Dante Alutto aus der Lage Rabajà oder Antonio Culasso und seine Mutter aus der Lage Pora (oben Mitte).

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2005 barbaresco cru rio sorDo Produttori del Barbaresco, Barbaresco, Piemont Fr. 43.– Mittelkräftiges, leicht gereiftes Rot. Rotfruchtiges, eher kühles Bouquet, Veilchen, Lakritz, schöne Nebbiolo-Typizität. Im Gaumen dicht gebaut, gute Struktur, seidiges, feinkörniges Tannin, saftige Säure,

langer Abgang. Ein delikater Barbaresco mit Finesse. 18 / 20 2014–2020 2005 barbaresco cru Pajé Produttori del Barbaresco, Barbaresco, Piemont Fr. 43.– Mittelkräftiges, leicht gereiftes Rot. In der Nase noch verschlossen, mehr auf der schwarzfruchtigen Seite, Pflaumen, Lakritz. Im Gaumen robust, fleischig, kräftiges, etwas rustikales, leicht trocknendes Tannin, präsente Säure, spürbares Holz, langer Abgang. Ein geradliniger, robuster, noch etwas spöder Barbaresco. 17 / 20 2015–2022 2004 barbaresco cru Pora Produttori del Barbaresco, Barbaresco, Piemont Fr. 42.50 Mittelkräftiges, leicht gereiftes Rot. Burgundisch anmutendes Bouquet, Anflug von Veilchen und roten Beeren, zurückhaltendes Holz. Im Geschmack mittelgewichtig, samtig-trockenes, reifes Nebbiolo-Tannin, präsente Säure, langer Abgang. Ein eher femininer, aber immer noch strenger Barbaresco. 18 / 20 2013–2020 Erhältlich bei: Buonvini Zeughausstrasse 67, 8004 Zürich Fon 043 444 74 74 www.buonvini.ch

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Peter Kuhn, Geschäftsführer und Verwaltungsrat der Boucherville AG: «Zu einem festlichen Anlass habe ich früher einen Burgunder oder einen Bordeaux entkorkt, heute öffne ich einen deutschen Spätburgunder.»

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Gu te Weinh a ndlu ngen : Boucherv ille

«Die Deutschen machen heute die besten Pinots» Deutsche Weine liegen im Trend. Bei der Weinhandlung Boucherville in Zürich spielen sie schon seit 20 Jahren eine zentrale Rolle. Te x t : H a n s p e t e r E g g e n b e r g e r

Short FactS BoUchErVILLE Boucherville AG, Hohlstrasse 150 (im Güter­ bahnhof), 8004 Zürich Fon 044 299 40 30 IntErnEt www.boucherville.ch ÖFFnUngSzEItEn Fine Wine Shop, Güterbahnhof Tor 4: Dienstag bis Freitag 10–18, Samstag 9–16 Uhr SortImEnt Rund 700 Weine, vor allem aus Deutschland und aus der Neuen Welt (USA, Australien) sowie aus Spanien, Italien, Frankreich gESchäFtSFührEr Peter Kuhn anzahL mItarBEItEr 8

Fotos: Daniel Boschung

adrESSE

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Wie ist das nun schon wieder mit QbA und TBA, mit Kabinett und Spätlese? Weine aus Deutschland und ihre Qualitätskategorien und -abstufungen sind eine Welt für sich. Auf drei Seiten werden in der Preisliste der Weinhandlung Boucherville die Qualitätsstufen und Geschmacksangaben bei deutschen Weinen erklärt. Von «Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete» (QbA) bis Trockenbeerenauslese (TBA), von Kabinett bis Spätlese und von trocken bis edelsüss. Die Erklärungen sind hilfreich. Denn von den rund 120 Weingütern, deren Produkte Boucherville anbietet, kommen drei Dutzend aus Deutschland. Deutsche Weine liegen heute im Trend. Vor allem in der gehobenen Gastronomie werden zunehmend Weine aus dem nördlichen Nachbarland ausgeschenkt. «Dass es bei uns viele deutsche Sommeliers gibt und zunehmend deutsche Küchenchefs, hilft da sicher auch», stellt Peter Kuhn fest. Aber zuerst müssen die Weine überzeugen. Und das tun sie. Tim Abegg, Verwaltungsratspräsident der Boucherville AG, und Peter Kuhn, Geschäftsführer und Verwaltungsrat, setzten schon vor 20 Jahren, als sie die Weinhandlung gründeten, auf deutsche Weine. Damals ging es praktisch ausschliesslich um Süssweine. «Erst seit Mitte der 1990er Jahre kamen trockene Rieslinge auf», erinnert sich Kuhn. Diese Weissen sind die wichtigsten deutschen Weine, aber auch Rotweine sind immer mehr gefragt. Für Peter Kuhn sind die Spätburgunder aus deutschen Landen «heute die bestens Pinots». «Zu einem festlichen Anlass habe ich früher einen Burgunder oder einen Bordeaux entkorkt», sagt Kuhn, «heute öffne ich einen deutschen Spätburgunder.» Etwa von den badischen Spitzenwinzern Bernhard Huber oder Martin Wassmer. Auch aus anderen deutschen Anbaugebieten finden sich prominente Namen im Boucherville-Sortiment: von der Ahr zum Beispiel Jean Stodden und Meyer-Näkel, von der Mosel Dr. Loosen, Joh. Jos. Prüm und Günter Jauchs Gut von Othegraven, von der Nahe Emrich-Schönleber, aus Rheinhessen Wagner-Stempel. Und aus der Pfalz kommen die Weine von Müller-Catoir, Friedrich Becker und Ökonomierat Rebholz ebenso wie jene von Jungstar

Markus Schneider und vom legendären Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan. Neben Deutschland fokussierte Boucherville in den Anfängen vor allem auf die Neue Welt. «Die Weine aus Amerika und Australien waren hier neu, sie beeindruckten durch ihre Fruchtigkeit und Üppigkeit. Das Geschäft mit diesen Weinen boomte richtig damals», erinnert sich Kuhn fast ein bisschen wehmütig, «wir hatten ein paar tolle Vertretungen.» Vor zehn Jahren brach die Nachfrage nach solchen Weinen ein, und sie hat sich seither nicht wirklich erholt. Aber Boucherville hat auch heute ein paar grosse Weine aus Kalifornien im Angebot. Etwa von Stars wie Philip Togni und David Ramey. Und die höchstgelobten (und höchstpreisigen) Cabernets von Hundred Acre. Oder aus Australien die Produkte von Jim Barry Wines. Peter Kuhn schwärmt von den Weinen von John Russell aus dem Barossa Valley: «Den kennt zwar kaum jemand, und seine Weine tauchen nicht in den Ratings auf. Aber sie sind grossartig.» All diese Schätze in Flaschen liegen in einem wunderschönen Kreuzgewölbekeller im alten Zürcher Güterbahnhof. An der vorderen linken Ecke des grossen Gebäudekomplexes hat die Boucherville AG die Büros, weiter hinten, bei Tor 4, geht es die Treppe runter zum Fine Wine Shop in dem weiträumigen Keller. Eigentlich sollte auf dem riesigen Areal neben den Bahngeleisen im Zürcher Kreis 4 das neue Polizei- und Justizzentrum des Kantons Zürich stehen, aber darum ist seit Jahren ein politisches Hin und Her im Gang. «Ursprünglich hätten wir schon 2007 rausmüssen», sagt Kuhn, «jetzt können wir sicher bis Ende 2012 bleiben.» Im imposanten Keller liegen auch Flaschen aus anderen Gegenden. Aus der Schweiz etwa von Irene Grünenfelder aus der Bündner Herrschaft und von Werner Stucky aus dem Tessin. Italien ist zum Beispiel mit den Chianti von Felsina und den Brunello von La Fiorita vertreten. Und, darüber freut sich Peter Kuhn besonders, seit kurzem auch mit den Top-Barolo von Roberto Voerzio. Als Kriterien für die Aufnahme eines Weines in sein Sortiment

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Gu te Weinh a ndlu ngen : Boucherv ille

Volxem: Seit 2007 VDP-Mitglied, erlebt dank Roman Niewodniczanski eine Renaissance.

Greenock Farm: «The Victor» wird ausschliesslich aus den ältesten Reben hergestellt, die vor gut 100 Jahren gepflanzt worden sind.

Montecastro: ein neuer Spanier auf der Boucherville-Landkarte.

Bestseller bis 20 Franken 2010 Van VoLxEm Saar rIESLIng trockEn Van Volxem, Roman Niewodniczanski, Wiltingen, Saar 100 % Riesling Fr. 17.20 Blassgold. In der Nase frisch, etwas Aprikosen, ein Hauch Ananas. Am Gaumen sehr mineralisch, Noten von Zit­ rusfrüchten, seidig. 17 / 20 trinken –2020 Bestseller 20 bis 40 Franken 2006 montEcaStro do, rIBEra dEL dUEro Bodegas y Viñedos Montecastro, Castrillo de Duero 96 % Tinto fino, 3 % Merlot, 1 % Cabernet Sauvignon Fr. 36.– Dunkles Purpurrot. Inten­ sives, komplexes Bouquet mit roten und schwarzen Beeren, Schokolade. Opulent am Gaumen, reife Kirschen, Pflaume, ein Hauch Zimt, samtig. Langer Abgang. 19 / 20 trinken –2016 Bestseller über 40 Franken 2006 ShIraz «thE VIctor» grEEnock Farm John Russell Wines, Angaston, Barossa Valley 100 % Shiraz Fr. 52.– Dichtes, dunkles Purpurrot. Wuchtiges Bouquet mit Erd­ beeren, Dörrfrüchten, Scho­ kolade. Intensiv fruchtig am Gaumen, mineralische Noten, sehr harmonisch. Weicher, langer Abgang. 19 / 20 trinken –2030

nennt Peter Kuhn an erster Stelle das Preis-GenussVerhältnis. Beim Wein an sich sind ihm «Balance und Harmonie» am wichtigsten. Und der Wein soll das bestehende Sortiment ergänzen, nicht konkurrenzieren. Aus Frankreich kommen die Champagner von Lenoble, die Burgunder von Chantal Lescure und die Côtesdu-Rhône-Weine von Château de Saint Cosme. «Mit Bordeaux haben wir fast ganz aufgehört», sagt Kuhn. Der Château du Courlat aus Lussac-Saint-Emilion ist der einzige – er kostet 17.80 Franken. Aber Grands Crus, Peter Kuhn schüttelt den Kopf, da gehe gar nichts mehr. «Die Besitzer der grossen Châteaux haben ihre Sympathien komplett verspielt.» Auch im Burgund sieht er Abzocker am Werk: «Wenn sie einen Top-Jahrgang haben und gute Ratings bekommen, erhöhen sie die Preise massiv. Dann werden die Jahrgänge durchschnittlich, aber die Preise bleiben. Und wenn der nächste gute Jahrgang kommt, werden die Preise weiter erhöht.» Ganz anders ist es in Spanien: «Da bekommt man viel und guten Wein fürs Geld.» Dabei stand Spanien lange Zeit gar nicht auf der Boucherville-Landkarte. Dass sich das geändert hat, ist eher zufällig passiert. Ein Bekannter, der nicht im Weingeschäft ist, erzählte Peter Kuhn von einem Spanier, der hier seinen Wein verkaufen wolle. Kuhn gab ihm die Namen von Spanien-Spezialisten, an die der Mann sich doch wenden solle. Doch die zeigten kein Interesse, der Spanier reiste wieder ab. Der Bekannte gab Peter Kuhn dann eine Flasche des Weines: Montecastro 2002, Ribera del Duero. Und der Zürcher Weinhändler war begeistert, als er den Wein verkostete. Und orderte gleich mal davon. Es wurde eine Erfolgsgeschichte. Inzwischen ist der Montecastro einer der Topweine der Region Ribera del Duero. In seinem Windschatten baute Markus Lichtenstein, der mehrere Jahre in Spanien gelebt hat und 2010 als stellvertretender Geschäftsführer zum Boucherville-Team stiess, ein kleines, feines Spanien-Sortiment auf. Mit den Verdejo der Bodegas Naia zum Beispiel, den Rioja der Bodegas Pujanza, den Priorat-Abfüllungen von Les Cousins Marc & Adrià. Und unlängst neu dazugekommen sind die klassischen Rioja des Traditionshauses La Rioja Alta. Solche Weine sind auch in der Gastronomie gefragt. Dieser Bereich macht bei Boucherville zwischen 40 und 50 Prozent des Umsatzes aus, «Tendenz steigend.» Und hier will man auch weiter zulegen, vor allem mit italienischen und spanischen Weinen. Und natürlich mit deutschen.

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das journal

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Chianti Classico, Export 2011: Aufwärtstrend setzt sich fort Die Verkaufszahlen des Chianti Classico kletterten 2010 wieder auf das Niveau von 2008, nach dem Einbruch 2009. Für das laufende Jahr 2011 liegen die Zahlen erst bis Ende September vor, in der Tendenz zeugen sie aber von einem weiteren Anstieg. Text: Stefan Keller

Dafür verantwortlich ist der Exportmarkt. Im ersten Quartal 2011 legte er im Vergleich zur Vorjahresperiode um 34 Prozent zu (bei einem generellen Verkaufszuwachs von 18,5 %). Die Verkaufszahlen beziehen sich auf die Banderolen (fascette). Sie werden von den Produzenten beim Consorzio Vino Chianti Classico erst dann gegen eine Gebühr bezogen, wenn der Wein verkauft ist oder verkauft werden kann. Die Zahlen weisen folglich auf das Geschäftsjahr, nicht auf den Weinjahrgang hin. Das Consorzio Vino Chianti Classico deckte in den vergangenen zehn Jahren 90 bis 95 Prozent der Gesamtproduktion ab. Die Mitglieder sind verpflichtet, ihre ChiantiClassico-Flaschen mit der Banderole auszustatten. Antinori ist prominentestes Nichtmitglied. Das könnte sich ändern: ein eben in Kraft getretenes Gesetz will alle im Chianti Classico tätigen

Produzenten zu Werbeabgaben verpflichten, unabhängig von der Consorzio-Mitgliedschaft. Auf dem Heimmarkt hat der Chianti Classico in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich Anteile verloren. Lag er 2000 noch bei knapp einem Drittel, sind es heute noch ein Viertel aller Weine, die nicht exportiert werden. Trotz dem Einbruch 2009 sind die USA im Jahr 2010 nach wie vor, und vor Italien, bedeutendster Abnehmer. Deutschland hat wohl in den vergangenen zehn Jahren massiv Anteile verloren, liegt aber bezüglich Export immer noch an zweiter Stelle. Der prozentuale Anteil der Schweiz blieb in den vergangenen zehn Jahren stabil, vom generellen Exportwachstum wurde nicht profitiert. Die Anzahl exportierter Flaschen in die Schweiz lag 2010 nach Schätzungen des Consorzio Vino Chianti Classico bei 2,2 Millionen Flaschen. Bei einem

CHIANTI CLASSICO: ENTWICKLUNG VERKAUF IN FLASCHEN 75 CL

CHIANTI CLASSICO: ENTWICKLUNG EXPORT IN PROZENT

angenommenen Durchschnittspreis von € 5,60 wird ein Exporterlös von 11,9 Millionen Euro veranschlagt. Der «Corriere del Vino» schätzt den jähr-

lichen Ertrag aus der Landwirtschaft inklusive Agrotourismus im Chianti Classico auf 500 Millionen Euro, 360 Millionen davon entfallen auf Wein.

CHIANTI CLASSICO EXPORT: TOP-10-LÄNDER ANTEILE IN PROZENT USA USA

2010 2010 27 27 2005 2005 30 30 2000 2000 19 19

Deutschland Deutschland

2010 2010 12 12 2005 2005 11 11 2000 2000 20 20

Kanada Kanada

2010 2010 88 2005 2005 55 2000 2000 00

Grossbritannien Grossbritannien

2010 2010 77 2005 2005 99 2000 2000 12 12

Schweiz Schweiz

2010 2010 77 2005 2005 88 2000 2000 77

Japan Japan

2010 2010 44 2005 2005 22 2000 2000 55

Grafiken: Carsten Raffel; Quelle: Consorzio Chianti Classico

2011 * 23 000 000

2010 2010

30 000 000 000 000 30

2009 2009

25 000 000 000 000 25

2008 2008

30 000 000 30 000 000

2007 2007

37 000 000 37 000 000

2006 2006

35 000 000 35 000 000

2005 2005

33 000 000 33 000 000

2004 2004

29 000 000 29 000 000

*Erfassung bis September

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Export Italien

69%

Holland Holland

2010 2010 33 2005 2005

73%

75%

11

2000 2000 22

76% Schweden Schweden

2010 2010 33 2005 2005

11

2000 2000 00 Russland Russland

2010 2010 22 2005 2005 00 2000 2000 00

31%

27%

25%

Andere Andere 24%

2010 2010 33 2005 2005 66

Total Totalin inhl HL2010: 2010: 232 232726 726

2000 2000 55 2000

2005

2009

2010

00

10% 10%

20% 20%

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ERNTEERTRÄGE IN ITALIEN: ENTWICKLUNG NACH WEINREGIONEN IN 1000 HEKTOLITERN 2011 2011 2010 2010 2009 2009 2 Apulien 2011 2 Apulien 2011 2010 2010 2009 2009 3 Emilia-Romagna 2011 3 Emilia-Romagna 2011 2010 2010 2009 2009 4 Sizilien 2011 4 Sizilien 2011 2010 2010 2009 2009 5 Piemont 2011 5 Piemont 2011 2010 2010 2009 2009 6 Toskana 2011 6 Toskana 2011 2010 2010 2009 2009 7 Abruzzen 2011 7 Abruzzen 2011 2010 2010 2009 2009 8 Kampanien 2011 8 Kampanien 2011 2010 2010 2009 2009 9 Lombardei 2011 9 Lombardei 2011 2010 2010 2009 2009 10 Friaul-Venezia Giulia 2011 10 Friaul-Venezia Giulia 2011 2010 2010 2009 2009 11 Latium 2011 11 Latium 2011 2010 2010 2009 2009 12 Trentino-Alto Adige 2011 12 Trentino-Alto Adige 2011 2010 2010 2009 2009 13 Marche 2011 13 Marche 2011 2010 2010 2009 2009 14 Umbrien 2011 14 Umbrien 2011 2010 2010 2009 2009 15 Sardinien 2011 15 Sardinien 2011 2010 2010 2009 2009 16 Kalabrien 2011 16 Kalabrien 2011 2010 2010 2009 2009 17 Molise 2011 17 Molise 2011 2010 2010 2009 2009 18 Basilikata 2011 18 Basilikata 2011 2010 2010 2009 2009 19 Ligurien 2011 19 Ligurien 2011 2010 2010 2009 2009 20 Aostatal 2011 20 Aostatal 2011 2010 2010 2009 2009

7 520 7 520 8 351 8 351 8 174 8 174 6 800 6 800 7 169 7 169 5 920 5 920 6 090 6 090 6 601 6 601 6 952 6 952 4 540 4 540 5 676 5 676 6 175 6 175 2 850 2 850 2 996 2 996 2 858 2 858 2 710 2 710 2 854 2 854 2 772 2 772 2 500 2 500 3 028 3 028 2 652 2 652 1 680 1 680 1 869 1 869 1 830 1 830 1 280 1 280 1 349 1 349 1 277 1 277 1 270 1 270 1 334 1 334 1 130 1 130 1 070 1 070 1 259 1 259 1 527 1 527 1 060 1 060 1 161 1 161 1 254 1 254 810 810 927 927 782 782 790 790 875 875 987 987 500 500 475 475 550 550 323 323 323 323 392 392 260 260 271 271 319 319 100 100 125 125 144 144 83 83 70 70 83 83 24 24 22 22 22 22

12 12 20 20

9 9 5 5 19 19

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6 6 14 14

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7 7

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17 17 8 8

2 2 18 18

15 15

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4 4

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2 000 2 000

3 000 3 000

4 000 4 000

5 000 5 000

6 000 6 000

7 000 7 000

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Quelle: Istat

1 Veneto 1 Veneto

* geschätzt Ismea-UIV 12.9.2011 * geschätzt Ismea-UIV 12.9.2011

8 000 8 000

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das journal Italiens Weinernte 2011: Trockenheit hinterlässt Spuren Sollten sich die Ernte-Schätzungen der Unione Italiano Vini/Ismea bestätigen, wird Italien auf ein mengenmässig sehr kleines Weinjahr zurückblicken können: 42 Millionen Hektoliter, so wenig wurde in den letzten 50 Jahren ganz selten eingebracht. Text: Stefan Keller

Im abgelaufenen Jahr wird im Vergleich zu 2010 mit einer 10 Prozent geringeren Menge gerechnet. Da in Frankreich 49 Millionen Hektoliter erwartet werden (2010: 45 Millionen hl), verliert Italien nach vier Jahren seine Rolle als grösster Weinproduzent ans Nachbarland. Die kleine Ernte zeichnete sich bereits zu Beginn des Sommers ab. Dies akzentuierte sich in den folgenden Wochen durch gebietsweise sehr grosse Hitze und Trockenheit. Nicht überall vermochte künstliche Bewässerung genügend Wirkung zu zeigen und es kam verbreitet zu Trockenstress und zu beschleunigtem Reifeprozess mit erhöhter Zuckerkonzentration und Flüssigkeitsverlust. Weitere Faktoren, die zum kleinen Volumen beigetragen haben, sind die Verringerung der Anbaufläche durch das Angebot von Ausreissprämien und die grüne Ernte. Allein in diesem Jahr wurden Gesuche zur Eliminierung von Produktionsflächen von über 9000 Hektaren eingereicht. Bei den beiden letzten Runden waren es insgesamt 22 000 Hektaren, die verschwanden. Vor allem Apulien, Sizilien und die Emilia-Romagna haben davon in hohem Ausmass Gebrauch gemacht. Die grüne Ernte, das Wegschneiden der Trauben noch vor dem Farbumschlag, hat in Sizilien einen potenziellen Ertrag aus 13 000 Hektaren reduziert. Im Piemont wird im Vergleich zum Vorjahr mit einer 5 Prozent geringeren Ernte gerechnet. Der Winter war nicht besonders streng, eigentlich die ausgeglichenste Periode des Jahres. Im April begannen dann die Unregelmässigkeiten, heisse und sonnige Tage in der Überzahl, und so wars auch im Mai. Der Juni brachte wenig Sonne, aber weiterhin hohe Temperaturen während des Tages, gefolgt von kühlen Nächten und einem Wachstumsvorsprung von 10 bis

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15 Tagen. Alles deutete auf ein qualitativ wie quantitativ gutes Jahr hin. Die Hitze im August führte – im Zusammenspiel mit der frühen Reife – zu Schwierigkeiten. Vor allem weisse Sorten wurden bereits im August geerntet. Der Regen am ersten Septembersonntag entschärfte die Situation ein wenig. Bei Barbera und Nebbiolo wurden hohe Zuckerwerte erwartet. Im Gegensatz zum Piemont konnte im benachbarten Ligurien (+ 19 %) und im Aostatal (+ 9 %) eine deutlich grössere Ernte als 2010 eingebracht werden. In der Lombardei wird ebenfalls mit 5 Prozent weniger Ertrag gerechnet. Davon sind allerdings nicht alle Zonen betroffen. In der Franciacorta geht man im Vergleich zum Vorjahr von einem 10 Prozent grösseren Ertrag aus. Die Ernten fanden 8 bis 10 Tage früher als im Durchschnitt statt. Das Veneto, die grösste italienische Weinbauregion (fast 20 % aller Weine werden hier produziert), verzeichnet Einbussen von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich sieht es im Trentino-Alto Adige (Südtirol) aus (– 9 %). Betroffen ist das Gebiet in der Provinz Trento, in der Provinz Bozen dagegen rechnet man mit einem Ertrag wie 2010. Friaul-Venezia Giulia geht von 5 Prozent Einbussen im Vergleich zum Vorjahr aus. Hagel, heftige Regenfälle im Juli und grosse Trockenheit im August haben dazu beigetragen. In der Emilia-Romagna, hinter dem Veneto die grösste Anbauregion, werden 8 Prozent Einbusse gegenüber 2010 veranschlagt. Alle Sorten litten unter der Hitze und Trockenheit im August. Wie im Piemont war ein verstärktes Auftreten der Rebkrankheit Flavescenza dorata (goldgelbe Vergilbung) feststellbar, hier kam auch noch der Esca-Befall (Pilzkrankheit) dazu. Die Zuckerwerte liegen 1 bis 2 Babo (5 bis 10 Oechslegrade) höher als im Vorjahr.

Aus der Toskana werden 5 Prozent weniger als 2010 gemeldet. Der Reifevorsprung lag hier im Vergleich zum Durchschnitt bei 10 bis 20 Tagen. Hitze und fehlende Niederschläge haben zu Trockenstress geführt. Die Alkoholwerte sind durch das Eintrocknen der Trauben je nach Gebiet und Sorte enorm hoch. In Umbrien wird von einem 10 Prozent geringeren Ertrag als 2010 ausgegangen. Die Qualität gilt generell als gut. Die Marche verzeichnen ein Minus von 13 Prozent. Wie in vielen Regionen hat hier auch Hagel zu den Einbussen beigetragen.

Latium meldet 15 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr. Nicht nur der meteorologische Verlauf, auch die Folgen der Aufgabe von Weinbergen (Ausreissprämien, Feierabendwinzer, die ihre Kosten nicht mehr decken können) haben dazu wesentlich beigetragen. In den Abruzzen wird mit 17 Prozent Einbusse gerechnet. Ausgewogene Reife verzeichnen Trauben aus Pergel-Anlagen, sie machen 70 Prozent der gesamten Anbaufläche aus. Reben an Drahtanlagen haben hingegen unter der Hitze gelitten.

Die besten Weine der besten WinzerInnen der Schweiz in der Wirtschaft Neumarkt Marie-Thérèse Chappaz, Elly Süsstrunk, Gerald Besse, Martha & Daniel Gantenbein, Raymond Paccot, Enrico Trapletti, Urs Pircher, Mauro Ortelli Jean-Michel Conne, Meinrad C. Perler, Louis Bovard Denis Mercier, Eric & Susan Lüthi, Simon Maye & Fils, Christian Zündel, Hermann Schwarzenbach Stéphane Reynard & Dany Varone, Werner Stucky Annatina Pelizzatti, Didier Joris, Stefano Haldemann, Thomas Studach, Giorgio Rossi, Andreas Meier, Mike Rudolph, Adrian Kaufmann, Jean-Denis Perrochet, Erich Meier, Jean-François Neyroud, Irene Grünenfelder, Gérard Pillon & Jean-Daniel Schlaepfer Sasha Pelossi... und dazu gibt es slow-food aus den besten regionalen Produkten. Wirtschaft Neumarkt Neumarkt 5 CH-8001 Zürich Telefon 044 252 79 39 Fax 044 252 15 94 www.wirtschaft-neumarkt.ch

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In Molise sollen – bei guter Qualität – 4 Prozent weniger als 2010 eingebracht worden sein. Kampanien meldet 10 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr. Qualität: ausgezeichnet. In der Basilikata wird mit 20 Prozent weniger Ertrag gerechnet. Apulien liegt mengenmässig 5 Prozent hinter dem Vorjahr. Hitzeprobleme gabs vor allem in den südlichen Gebieten. Keine Abweichung ist in Kalabrien zu verzeichnen. Sizilien, die drittgrösste Weinregion, hat schätzungsweise eine um 20 Prozent geringere Ernte eingebracht. Der nasse, kühle Frühling hat die Blütezeit beeinträchtigt. Unter der Hitze und Trockenheit im August haben vor allem die spätreifen Sorten gelitten. Sardinien (+ 5 %) hat von einer feuchten zweiten Augusthälfte profitiert. Hier wird mit einem qualitativ guten Jahrgang gerechnet.

Italiens Export boomt

Wer Eier legt, muss auch gackern

Während der Inlandkonsum weiter erodiert, legen Italiens Produzenten im Export deutlich zu. 2011 scheint ein Rekordjahr zu werden.

Am «Montepaschi Forum on Italien Wine», das von der MPS (Banca Monte Paschi di Siena) mit organisiert wird, wurden Einschätzungen über den Export italienischer Weine im laufenden Jahr bekanntgegeben. 2011 scheint ein Rekordjahr zu werden (+ 13 % Wert, + 8 % Menge). Damit wird Italien seine Leaderposition bezogen auf Menge vor Spanien und Frankreich halten können; wertmässig hat nach wie vor Frankreich die Nase vorn. In den beiden wichtigsten Märkten, Deutschland und USA, blieb der Umsatz in den vergangenen Jahren stabil. Die beiden Länder halten am Export mengenmässig 47 Prozent und wertmäs sig 43 Prozent. In Russland steht

Italien wertmässig an der Spitze. Schwer tun sich die italienischen Produzenten hingegen in China. Nur 6 Prozent aller Importe stammen aus ihren Kellern. Ganz anders Frankreich: der Anteil chinesischer Importe aus dem Hexagon liegt bei 46 Prozent. In Italien selber wird immer weniger getrunken. Der Pro-Kopf-Konsum halbierte sich in den vergangenen 30 Jahren, heute liegt er noch bei knapp über 40 Liter. Für 2012 sind die Prognosen durchzogen. Einerseits ist durch die kleine Ernte 2011 und eine verstärkte Export-Nachfrage mit einem Preisanstieg zu rechnen, andererseits ist die Unsicherheit bezüglich Weltwirtschaftlage gross. sk

Italiens Produzenten investieren vermehrt in Kommunikationmittel, aber noch kaum in soziale Netzwerke. Laut Ismea (Istituto di Servizi per il Mercato Agricolo Alimentari) haben 54 Prozent von Italiens Weinproduzenten in den letzten drei Jahren in Kommunikationsmittel investiert und im Schnitt dafür 6,5 Prozent des Umsatzes aufgewendet. Von dieser Gruppe steigerten 29 Prozent ihre Investitionen, 9 Prozent gaben weniger aus. Aktiv sind sie im Internet (51,5 %), an inländischen Messen (39,3 %), gegenüber Fachzeitschriften (37,5 %) und an ausländischen Messen (32,1 %). Soziale Netzwerke werden bisher lediglich von 3,6 Prozent der befragten Weinproduzenten benutzt. Zwei Drittel aller Firmen, die bereits heute in Kommunikationsmittel investieren, wollen in den kommenden Jahren die bisherige Strategie fortsetzen. sk

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vinautore

Stefan Keller DIe SPInnen, DIe rÖMer

Illustration: Helge Jepsen

Stefan Keller ist Weinpublizist, Weinproduzent (I Vinautori) und leitet die Firma Kontext (Promotionen, Publikationen, Projektentwicklung).

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«La madre degli imbecilli è sempre incinta», die Mutter der Dummköpfe geht immer schwanger, weiss ein italienisches Sprichwort. Es kam mir in den Sinn, als ich mit ein paar Südtiroler Produ­ zenten in der gemütlichen Gaststube in Montan beim Mittagessen sass. Wir bestellten eine Flasche vom Besten, und ich bat um einen Krug Wasser dazu. Meine Begleiter waren irritiert und die Bedienung auch. Lötiges Wasser, spasshaft in Frankreich auch etwa «Château du robinet» oder in Italien «l’acqua del Sindaco» genannt, Wasser vom Hahnen, zu bestellen, scheint unschicklich zu sein. Mehr als das. Auf mein Nachfragen, warum sie meinem Wunsch nicht nachkommen könne, meinte die Cameriera trocken: «Per legge», aus gesetzlichen Gründen. Die Weinbauern klärten mich auf, dass es für den Ausschank von Hahnen­ wasser eine Bewilligung brauche und dieser Bewilligung die Wasseranalyse einer staatlichen Stelle zugrunde liegen müsse. Meine Begleiter genierte meine Bitte an den Ser­ vice, weil sie nicht als Geizkragen erscheinen wollten, die das Restaurant (und vermutlich ihren Kunden) um Einnahmen bringen. Dies liesse sich ja leicht mit einem satten Trinkgeld lösen. Dass in einem Gebiet, wo sauberes, klares Wasser vom Berg aus dem Hahnen fliesst, Flaschen mit so­ genanntem Mineralwasser auf den Tisch kommen müssen, das mit Lastwagen durch weite Gebiete Italiens gekarrt wird, das ist mehr als Wasser in den Rhein tragen, das gehört in die Kategorie des «alltäglichen Wahnsinns». Weil Italiener grund­ sätzlich nichts vom Staat halten, ihn aber fürchten wie der Teufel das Weihwasser, darum hat es hier der gesunde Menschenverstand besonders schwer. Widerhandlungen gegen das Gesetz in der Öffent­ lichkeit zu begehen, dafür fehlen den Italienern «die Eier», wie sie zu sagen pflegen. Sie wähnen

sich permanent mit einem Fuss in der «galera», in Untersuchungshaft, und wehe, die Behörden beginnen sich dann wirklich für einen zu interessieren. Deshalb heisst die Devise: «Nicht auffallen, dann kannst du nicht reinfallen.» Und so liess sich denn ein Rauchverbot in Bars, Restaurants und in öffentlichen Räumen auch so reibungslos durchsetzen. Die zweite grosse Weinnation, Frankreich, versucht auf andere Art und Weise, Wasser zu veredeln und daraus ein Geschäft zu machen. In Reims, der Hauptstadt des Champagners, brachte man mir im altehrwürdigen «Café du Palais» zur Flûte mittelmässigen Hauschampagners einen halben Liter Eau gazeuse der bekannten Marke Badoit. Wer allein in einem Restaurant sitzt, hat Zeit, auch Rücketiketten von Wasserf laschen zu lesen. An dieser Stelle führte mich Dominique Laporte, Meilleur Sommelier de France, in die EAUnologie ein (sic!). Was damit gemeint ist? Lesen Sie selbst: «Bulles fines et légères. Nez discret et frais. Attaque ronde et veloutée. Bonne longueur en bouche. Effervescence délicate. Finesse aromatique. Finale rafraîchissante. En parfait accord avec tous les mets fins. Badoit se marie par exemple idéalement avec les textures délicates des poissons et légumes.» Das ist derart geschwurbelter höherer Blödsinn, dass es schon fast wieder lustig ist, doch ist zu befürchten, dass es Badoits Marketingabteilung ernst meint. Mir scheints nur läppisch und so lächerlich und überflüssig wie Mineralwasserkarten, mit denen sich auch bei uns oberschlaue Gastronomen profi­ lieren wollen. Es reicht doch, wenn Wasser sauber und klar ist, gut schmeckt und den Durst löscht. Oder wie Slow­Food­Gründer Carlo Petrini das Credo seiner Bewegung auf den Punkt bringt: «buono – pulito – giusto», gut – sauber – fair.

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G onet-M édev ille

Winzer-Champagner ohne Kompromiss Winzer-Champagner liegen im Trend. Denn zum einen verfolgen die meisten Familiengüter eine recht solide Preispolitik. Zum Zweiten gelingt es ihnen inzwischen ebensogut wie den Marken, stilistische Nischen zu besetzen. Auch das Haus Gonet-Médeville vereint diese beiden Vorzüge. Te x t : U lr i c h S a u t t e r

Xavier Gonet und Julie Médeville haben vor elf Jahren das Champagner-Haus GonetMédeville gegründet.

Dabei liegt die Nische von Champagne Gonet-Médeville im betont trockenen Geschmacksprofil. Darüber hinaus hat es sich der noch junge, erst seit dem Jahr 2000 bestehende Betrieb zur Devise gemacht, die Weinbereitung so puristisch wie möglich zu halten: keine Chaptalisation der Grundweine, keine Schönungen, keine Filtration. Der Schwerpunkt der Bemühungen liegt auf dem Rebbau: Das Lesegut kommt von Weinbergen, die in Eigenregie bewirtschaftet werden. Mittlerweile sind dies 12 Hektaren, ausschliesslich in Premier- und Grand-Cru-Gemeinden. Fast die Hälfte der Rebflächen befindet sich in Bisseuil an der Montagne de Reims, doch Weinberge besitzt der Betrieb auch im berühmteren Nachbarort Ambonnay sowie an der Côte des Blancs in Le-Mesnil-sur-Oger. Beim Ausbau der Weine setzen der aus Les Mesnil stammende Xavier Gonet und seine Bordelaiser Ehefrau Julie Gonet-Médeville auf alte Fuder-Fässer. Mindestens fünf Jahre alt müssen diese sein, um dem Wein eine leichte Reifung, aber keinesfalls Holzaroma mitzugeben. Im Gespräch polemisiert Xavier Gonet gegen Champagner, deren Leben im Edelstahltank beginnt: Sie zeigten nach

Cuvée TradiTion Premier Cru bruT Gonet-Médeville, Bisseuil ohne Jahrgang, L 09/10 Assembliert aus drei Jahrgängen: 80 Prozent der Grundweine stammen aus 2008, je 10 Prozent aus 2007 und 2006

70 % Chardonnay, 25 % Pinot noir, 5 % Pinot meunier; Dosage: 7 g/l Zunächst leicht reduktiv im Duft, nach kurzer Zeit aber auch Schichten reifer Frucht freigebend. Das faszinie­ rende Spiel von Frische und Reife setzt sich auch im Mund fort: knackiger, säure­

der Flaschengärung «jede Menge Aktivität im Glas» – will sagen: ein nervöses Mousseux –, aber es fehle ihnen doch meist an Substanz. Das kann man den Gonet-Médeville-Champagnern sicher nicht nachsagen. Sie sind vielleicht unspektakulärer als andere. Da der Verzicht auf die Malo zur Fimenpolitik gehört, ist ihnen auch stets ein knackiges Säuregerüst zu eigen. Dennoch wirken die Weine nicht mager oder aggressiv: Denn ihre klare Aromatik, ihr verdichteter Extrakt, ihr feines Mousseux und ihre Mineralität halten sie in der Balance. Möglicherweise tragen auch die persönlichen Lebensumstände des Eigentümerpaares dazu bei, das puristische Champagner-Programm zum Erfolg zu führen. Denn für die süssen Seiten der Weinwelt ist die komplementäre Familienlinie zuständig: Julie Médeville leitet seit 2004 die Bordelaiser Güter ihrer Familie, unter anderem Château Gilette – ein Sauternes-Gut, das dafür bekannt ist, seine Weine frühestens zwanzig Jahre nach der Ernte zu verkaufen. Holz ist dort übrigens, anders als beim Betrieb in der Chamapgne, tabu – die Weine reifen vor der Abfüllung in Cuves aus Zement.

frischer Auftakt, dann aber auch ein rundes Mousseux guter Feinheit, mineralisch­ extraktgetragener Über­ gang zum Abgang, durst­ löschend, ein echter Brut, stoffig und viel Spannkraft zeigend in einem straff gebündelten Format. 17 / 20 trinken –2013

blanC de noirs Premier Cru bruT Gonet-Médeville, Bisseuil L 09/10 100 % Pinot noir, davon 10 % Reservejahrgänge; 10 % aus Ambonnay – von dort wurde die Taille verwendet, also der Most des zweiten (ersten kräftigen)

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Pinot-Liebhaber kommen auf ihre Rechnung: der Blanc de Noirs Premier Cru aus 100 Prozent Pinot noir von Xavier Gonet und Julie Médeville.

Pressvorgangs; Dosage: 6 g/l Fr. 33.– Ganz zart rosa. Superb feine Nase, «petits fruits rouges», feingliedrig und komplex Pinot. Im Mund saftig mit relativ kräftiger Perlage, aber nicht grob, stupende aromatische Feinheit, sich vom Duft bis in den Abgang hinein als homogen erweisend, ganz pur und reintönig. Pinot­Liebhaber kommen voll auf ihre Kosten. 18 / 20 trinken –2013 Cuvée rosé Premier Cru exTra bruT Gonet-Médeville, Bisseuil L 09/09 70 % Chardonnay aus Le Mesnil-sur-Oger, 3 % Pinotnoir-Rotwein (Trauben aus Ambonnay), 27 % Pinot noir als Blanc de Noirs; Grundweine aus den Jahren 2007, 2006 und 2005 Recht kräftige Farbe mit Orange­Reflexen. Nase nicht immens komplex, Zwetschge, frische Butter. Am Gaumen konterkariert der Wein das übliche (lieb­ liche) Rosé­Champagner­ Klischee mit einem mine­ ralischen, strukturiert­ stoffigen Bau, Hintergrund aber präsent fruchtig, reichhaltig, erstaunlich diskret wirkende Säure, möglicherweise aufgrund der Reife der Grundweine. 16 / 20 trinken –2013 2003 Cuvée ThéoPhile Grand Cru exTra bruT Gonet-Médeville, Bisseuil 60 % Chardonnay aus Le Mesnil, aus der Lage «Chante Alouette», 40 % Pinot noir aus Ambonnay, Lage «La Grande Ruelle»; Théophile war der Name des Grossvaters – und ist der Name des Sohnes; degorgiert 2008 Lakritzton im Duft, aber

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auch kreidig­mineralische und differenziert reife Duftkomponenten. Im Mund weich ansetzend, recht voluminös, wobei der Alkohol ein klein wenig durchdrückt, Per­ lage nur von mittlerer Feinheit, phenolische Forsetzung, unauffällig stützende Säure, ein wenig blockiert wirkend (Jahrgangstyp?). 17 / 20 trinken –2015 2008 Cuvée aThénais CoTeaux ChamPenois Gonet-Médeville, Bisseuil roter Stillwein Aus einem 96 Jahre alten Pinot-noir-Weinberg in Ambonnay; Ertrag: 3 bis 4 Trauben pro Stock; 3 Wochen nach dem üblichen Lesedatum geerntet, 13,5 Vol.-% natürlicher Alkohol, von Hand entrappt – 3 Stunden lang von 20 Personen; Weinbereitung: Pigeage in offenem Gebinde; 50 Prozent neue Fässer (Damy) Leuchtende rubinrote Farbe, Duft leicht anima­ lisch, Leder, aber auch Pinot­beerig. Im Mund Alkohol­geprägt, mürbes, samtenes Tannin, das sich im Übergang zum Abgang phenolisch­rappig steigert und im Zusammenspiel mit dem Alkohol den Gau­ men austrocknet, Mine­ ralität vorhanden, ebenso Länge, durch die breite Struktur sehr ungewöhn­ lich für einen Coteaux Champenois, einerseits beeindruckend, anderer­ seits scheinen ein wenig Schliff und Finesse zu fehlen. Ist der Wein einfach zu jung? 16 / 20 2013–2018 Erhältlich bei: Gazzar Chemin du Dévent 1024 Ecublens Fon 021 691 86 71 www.gazzar.ch

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Ein Scha u der bezĂźglich P r Champagn e S c h w e i z e r i s c h e We i n z e i t u ng

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Ein Schwergewicht in der Franciacorta: Vittorio Moretti (links), Bauunter­ nehmer, Schiffbauer und Eigentümer von Bellavista und Contadi Castaldi, zu­ sammen mit seinem Önologen Mattia Vezzola (rechts).

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a umwein, P restige mit dem n er wetteifert Trotz allen Wirren hatten unsere südlichen Nachbarn 2011 doch gute Gründe, hin und wieder die Korken knallen zu lassen. Vor 150 Jahren kam es zur Gründung der italienischen Republik, und vor 50 Jahren wurde zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo erstmals ein Wein gekeltert, den wir heute als «Franciacorta» kennen, ein f laschenvergorener Schaumwein, der bezüglich Prestige mit dem Champagner wetteifert. Te x t : S t e fa n Ke l l e r

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Die Erfindung dieses Weins ist – im Gegensatz zur politischen Konstruktion – eine einzige Erfolgsgeschichte, und wer sie liest, meint einem Märchen zu folgen. Zwei Figuren treffen aufeinander: Guido Berlucchi, Gutsherr mit einem kleinen Rebberg, und Franco Ziliani, ein junger Önologe, der meint, aus Berlucchis Trauben könne man mehr machen als einen harmlosen Landwein, der bereits nach wenigen Monaten oxidiert ist. Aber was denn? Die beiden reisen nach Frankreich, dorthin, wo die besten Weine wachsen: ins Burgund, ins Bordelais und in die Champagne. Von nichts sind sie so begeistert wie vom Champagner. Da Franco Ziliani in Alba studiert hatte, waren ihm die technischen Kniffe bei der Spumantisierung nicht unbekannt. Aus den Pinot-nero-Trauben von Berluc-

«1961 wurden die ersten 3000 Flaschen produziert, 1995 kamen 3 Millionen Flaschen in den Verkauf, Ende 2011 werden es 11 Millionen sein.» Nic ol a B on e r a , F r a nci a c orta-B o t s ch a f t e r

chis Weinberg füllten sie 1961 die ersten 3000 Flaschen ab. Drei Jahre später werden sie als «Pinot di Franciacorta» angeboten. Peu à peu steigert sich die Produktion (heute stellt das Unternehmen Berlucchi allein von seinem wichtigsten Produkt, der «Cuvée Impériale», jährlich über 3 Millionen Flaschen her). Der wachsende Erfolg ruft Nachahmer auf den Plan. Ab Mitte der 1970er Jahre beginnen immer mehr Weingüter, einen Teil ihrer Trauben zu versekten. In den 1980er Jahren tauchen Industrielle auf, kaufen Güter, investieren in Kellereien, legen Rebberge an. Allein in den letzten acht Jahren hat sich die Anbaufläche auf über 2600 Hektaren verdoppelt. Heute schätzt man, dass rund 90 Prozent aller Trauben des Anbaugebiets als «Franciacorta», also als flaschenvergorener Schaumwein, auf den Markt kommen. 2010 wurde erstmals die 10-Millionen-Schwelle überschritten. Wenn die Saat aufgeht, werden es in ein paar Jahren doppelt so viele Flaschen sein. Wer soll das alles trinken? Erst wenig mehr als zehn Prozent gehen in den Export. Die SchweizeriSche weinzeitung führte mit Nicola Bonera, Franciacorta-Botschafter und in Italien 2010 als Sommelier des Jahres ausgezeichnet, ein Gespräch über die Eigenheiten des Franciacorta und über die Chancen und Risiken des boomenden lombardischen Schaumweingebiets zwischen Brescia und dem Lago d’Iseo.

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Die Erfindung des Francia­ corta ist eine einzige Erfolgsgeschichte: Allein in den letzten acht Jahren hat sich die Anbaufläche auf über 2600 Hektaren verdoppelt.

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– Nicola Bonera, in der Franciacorta geht ein Jubeljahr zu Ende: 50 Jahre Franciacorta, 80 Jahre Franco Ziliani. Ja, wir haben den Geburtstag Franco Zilianis mit einem Konzert von Burt Bacharach gefeiert. Dass es Franciacorta gibt, wie wir ihn heute kennen, verdanken wir der Intuition von Guido Berlucchi und Franco Ziliani. Sie reisten in die Champagne und waren vom Wein so begeistert, dass sie sich entschlossen, etwas Ähnliches in der Franciacorta herzustellen. – Aber sie fanden hier doch ganz andere Verhältnisse vor. In der Franciacorta ist es beispielsweise viel wärmer. In der Tat ist das Klima für die Herstellung von Schaumwein nicht besonders gut geeignet, sieht man von ein paar Ausnahmen in den nördlichen Hügelzonen ab. Die beiden reisten ja damals auch ins Burgund. Einen reichhaltigen Chardonnay zu produzieren, wie er in der Côte de Beaune zu finden ist, das wäre eigentlich naheliegender gewesen. –1961 wurden die ersten 3000 Flaschen produziert, sie kamen gut an. Wie hat sich die Geschichte weiterentwickelt? Bis Mitte der 1970er Jahre steigerte sich die Produktion auf 150 000 bis 200 000 Flaschen. Dann setzte ein Boom ein und Berlucchi vervierfachte durch Traubenzukauf die Menge innert weniger Jahre. Das reichte immer noch nicht aus, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, und so

begann er, auch in andern Regionen einzukaufen. Heute werden allein von Berlucchi jährlich 5 Millionen Flaschen umgesetzt. Seit ein paar Jahren ist es die Strategie des Unternehmens, nur noch Trauben aus der Franciacorta zu verarbeiten. – Berlucchi hat als Erster ganz auf die Karte Schaumwein gesetzt. Wie hat sich das auf die andern Betriebe ausgewirkt? In den 1980er Jahren entstand eine Vielzahl neuer Betriebe, denn Berlucchis Erfolg blieb ja nicht unbemerkt. Sie, aber auch die traditionsreichen Weingüter, begannen mit der Schaumweinproduktion. Bis vor zehn Jahren gab es immer noch eine grosse Menge an Stillweinen, weiss und rot, doch ihr Anteil geht weiter zurück. Bellavista beispielsweise hat 2004 aufgehört, Rotwein zu keltern, weil sie sahen, dass sie mit den «bollicine» einfach glücklicher werden. Ich schätze, dass heute 90 Prozent der Produktion in der Franciacorta Schaumweine sind. – Gibt es in der Geschichte der Franciacorta eine Schlüsselstelle? 1995, die Einführung der DOCG. Damals kamen 3 Millionen Flaschen in den Verkauf, Ende 2011 werden es 11 Millionen sein. 1995 betrug die Anbaufläche 1120 Hektaren, heute sind es 2665 Hektaren. In dieser Zeitspanne vergrösserte sich die Anbaufläche jährlich um 100 Hektaren – das

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Wenn eine Firma jährlich 100 000 Flaschen auf den Markt bringt, hat sie alles in allem mindestens 300 000 Flaschen im Keller. Viele haben aber fünf Jahrgänge gelagert, Marktführer Berlucchi gewiss 20 Millionen Flaschen.

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ist viel. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Betriebe von 92 auf 104 erweitert. Einige haben noch gar kein Produkt auf dem Markt. – Geht denn diese rasante Entwicklung immer weiter? Flächenmässig haben wir wohl das Maximum erreicht. Die Produktion wird sich aber im Vergleich zu heute massiv erhöhen. Gehen wir von 8000 Flaschen pro Hektare aus, liegt das Potenzial bei 20 Millionen Flaschen. 2011 rechnen wir, wie gesagt, mit einem Verkauf von 11 Millionen Flaschen. Das bedeutet, dass der Markt stark wachsen muss. Von den gut hundert Betrieben in der Franciacorta ist die Hälfte daran, ihre Keller zu vergrössern, einerseits weil die Menge durch die Junganlagen zunehmen wird, anderseits weil es für viele Ziel ist, die Weine länger auf der Hefe lagern zu können. Wenn eine Firma, sagen wir, jährlich 100 000 Flaschen auf den Markt bringt, so hat sie alles in allem mindestens 300 000 Flaschen im Keller. Viele haben aber auch fünf Jahrgänge gelagert, denn ein beachtlicher Teil bleibt 48 Monate auf der Hefe. Allein Marktführer Berlucchi hat gewiss 20 Millionen Flaschen an Lager. – Die Landpreise werden sich in dieser Goldgräberstimmung wohl auch nach oben bewegt haben … Bestimmt, ich kenne diesbezüglich aber keine präzisen Zahlen. Der Hektarpreis wird zurzeit bei 500 000 Euro pro Hektare liegen. – Und wie siehts bezüglich Traubenpreis aus? Für ein Kilo wird rund ein Euro bezahlt. In der Champagne liegt er bei 5 Euro, in Terlan gar bei 6 bis 7 Euro. – Wie viele Traubenproduzenten gibts in der Franciacorta? Ich schätze, an die 300. Ein Drittel davon sind Betriebe, die ihre Trauben auch selber verarbeiten und die Weine unter eigenem Namen vermarkten. – Wie unterscheidet sich ein Franciacorta von Schaumweinen anderer Gegenden? Grob würde ich es so einteilen: Von Norden nach Süden vom Leichten zum Schweren. In Südtirol und im Trentino findet man durchs kühlere Klima delikate Schaumweine, die näher an der Champagne sind als alles andere. Franciacorta ist reichhaltiger, wärmer. Das hat auch mit dem strengeren Gesetz zu tun, das beispielsweise einen längeren Ausbau vorschreibt. Im Oltrepò Pavese sind Weine aus

Nicola Bonera, 32, ist in Brescia geboren, seine Affinität zur Franciacorta allein schon aus geografischen Gründen naheliegend. 2010 wurde er am 44. nationalen Kongress der AIS (Associazione Italiana Sommeliers) zum «Sommelier des Jahres» gekürt. Heute arbeitet Nicola Bonera als Weinberater, Botschafter der Franciacorta und als Sommelier im 1­Stern­ Michelin­Restaurant von Stefano Cervini in Borgonato di Cortefranca.

Pinot nero voll, tanninreich und von guter Struktur. Was im Piemont an Schaumweinen hergestellt wird, stammt mit wenigen Ausnahmen aus Trauben des Oltrepò Pavese. – Gibt es so etwas wie einen Franciacorta-Stil? Es ist vieles im Fluss. Vor fünf Jahren waren wir zufrieden, wenn wir sagen konnten: «Herrlich, schau, wie schön trocken er ist!», und damit einen Franciacorta meinten, dessen Zuckergehalt unter zehn Gramm lag. Wenn einer heute acht Gramm misst, sagen wir schon: «Ach wie süss …» In wenigen Jahren hat sich das Modell Franciacorta völlig verändert. Was heute über sechs Gramm Zucker aufweist, wird als süss bezeichnet. Das ist schon eigenartig.

Quelle: Consorzio per la tutela del Franciacorta

Franciacorta im vergleich Short FactS Franciacorta

Short FactS champagne

Short FactS trento

Short FactS Short FactS oltrepò paveSe cava

Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco maximalertrag 10 000 kg/ha auSbeute wein 65 %

Sorten

Chardonnay, Pinot noir, Pinot meunier

Sorten

Sorten Pinot nero (min. 70 %), Chardonnay, Pinot bianco, Pinot grigio maximalertrag 10 000 kg/ha auSbeute wein 60–65 %

Sorten

14 000–14 400 kg/ha auSbeute wein 65 %

Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco, Pinot meunier maximalertrag 15 000 kg/ha auSbeute wein 70 %

minimale auSbauzeit auF

minimale auSbauzeit auF

minimale auSbauzeit auF

minimale auSbauzeit auF

minimale auSbauzeit auF

Sorten

der heFe

18 bis 60 Monate

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maximalertrag

der heFe

15 bis 36 Monate

der heFe

15 bis 36 Monate

der heFe

15 bis 24 Monate

Macabeo, Xarello, Parellada maximalertrag 12 000 kg/ha auSbeute wein 66 % der heFe

9 bis 30 Monate

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50 Jahre Franciacorta, 80 Jahre Franco Ziliani – ein Grund zum Feiern. Dass es Franciacorta gibt, wie wir ihn heute kennen, ist der Intuition von Franco Ziliani (und Guido Berlucchi) zu verdanken.

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Fr anciacorta

«Wir führen über 600 Weine auf der Karte, davon sind 125 Franciacorta.» N ic o l a B o n e r a , S o m m e l i e r i m 1-S t e r n-M ic h e l i nR estaur a n t von Stefa no Cerv ini

Short FactS Franciacorta 2600 Hektaren 19 Gemeinden in der Provinz Brescia, ein Teil davon an den Lago d’Iseo grenzend name «Franciacorta» geht auf eine Geschichte zurück, die mit den «Corte Franche», den Freihöfen, verbunden ist, zu der Zeit, als das Gebiet nach Ankunft der Benediktiner-Mönche Freihandel treiben durfte (lat. curtes francae). traubenSorten Chardonnay, Pinot blanc, Pinot noir produktion 10 Millionen Flaschen produzenten Das Consorzio per la tutela Franciacorta zählt 191 Mitglieder, davon füllen 104 Betriebe Franciacorta ab; ihr Anteil liegt bei 97 Prozent der Gesamtproduktion. weine Rund 90 Prozent aller Weine sind Franciacorta, das heisst durch Flaschengärung hergestellte Schaumweine. Brut und Satèn sind die mit Abstand wichtigsten Produkte. rebFläche

Foto: Clemens Zahn/laif

gebiet

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– Wie kam es zu dieser veränderten Einschätzung? Die Geschichte des Franciacorta-Schaumweins ist jung. Viele Reben wurden neu gepflanzt und sind noch nicht im Gleichgewicht. In diesem Fall hilft der Zucker. Wenn der Wein aus erstklassigen Trauben gemacht wird, dann jedoch wird Zucker überflüssig. Mehr als das: er gibt schlechte Laune. – Was meinen Sie mit «nicht im Gleichgewicht sein»? Die Hälfte der Reben in der Franciacorta ist weniger als 10 Jahre alt, sie produzieren massenhaft. Die Trauben entwickeln aber noch nicht das ideale Verhältnis zwischen Schale und Fruchtfleisch und auch nicht die ideale phenolische Reife, die Voraussetzung für eine gute Aromatik also, ohne dabei mit dem Zucker zu übertreiben, was zu einem Alkoholübergewicht führen würde. Wir haben Franciacorta, die mit 13 oder 13,5 Vol.-% alkoholisch wirken – und das sind die meisten –, und wir haben solche, die mit derselben Gradation ausgewogen schmecken, das sind die, die aus älteren Reben stammen. – Hat das nicht auch mit den rigorosen An- und Ausbauvorschriften zu tun? Die Franciacorta hat in der Tat weltweit das strengste Pflichtenheft. Es entstand in einer Zeit, als die Folgen der Klimaerwärmung noch kein Thema waren. Der Maximalertrag darf 10 000 Kilo pro Hektare nicht übersteigen – in der Champagne liegt er 50 Prozent höher – und das verteilt meist auf 5000 bis 7000 Pflanzen, was 1,5 Kilo pro Stock ergibt, also etwa vier Trauben, das wäre eigentlich die Basis für gehaltvolle Stillweine. Die immer älteren Reben führen nochmals zu einem Konzentrationsprozess. Die Winzer sind sehr gefordert, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht mit passender Säure zu erzielen. Dass in der Franciacorta auch Pinot blanc in Ertrag steht, ist von grossem Vorteil. Er bringt Frische, Säure, Finesse. Weine mit Pinot blanc weisen immer über 6 Gramm Gesamtsäure auf. Das ist natürlich immer noch viel tiefer als in der Champagne, wo sie bei 7,5 oder 8 Gramm liegt. – Mit welchen Mitteln versucht man, im Keller die Ausgewogenheit zu unterstützen? In normalen Jahren wird Mitte August mit der Ernte begonnen, in heissen Jahren wie etwa 2003 schon Anfang August. Vielerorts werden die angelieferten Trauben nach der Ernte in Kühlzellen gebracht und erst am Tag danach abgepresst. – Wie bedeutend ist der Einfluss des Bodens? Wir unterscheiden 6 Bodentypen und 300 Unterzonen. Die meisten Betriebe bearbeiten Parzellen mit mehreren Bodentypen, es ist also alles ein Gemisch. Vor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, in einem Betrieb Weine zu verkosten, die aus Trauben gekeltert wurden, die auf je einem einzelnen Bodentyp gewachsen waren. Der Wein

von tiefgründigem Moränenboden stammend zeigte Mineralität, war körperreich und rund, der vom Fluvioglaciale stammende, wo mehr Feuchtigkeit im Spiel ist, wirkte frisch, floral und zeigte auch leicht vegetabile Noten mit mehr Säure und weniger Alkohol. Von Crus können wir in der Franciacorta nicht sprechen, vielleicht mit Ausnahme zweier Hügel bei Gussago. Die meisten Weine aus diesem Gebiet zeichnen sich durch eine besondere Struktur und Mineralität aus. – Als Basis-Franciacorta bieten alle Kellereien einen «Brut» an. Was charakterisiert ihn und welchen Anteil an der Gesamtproduktion deckt er ab? Ich schätze, 80 Prozent der gesamten Produktion entfallen auf Franciacorta Brut. Satèn macht vielleicht 15 Prozent aus, die restlichen 5 Prozent teilen sich die anderen Kategorien. Heute ist ein Brut in vier von fünf Fällen auch ein Jahrgangswein, im Verkauf ist zurzeit vor allem 2008er. Da er aber nicht als «millesimato» ausgezeichnet wird, kann der Ausbau auf der Hefe kürzer sein, beim Brut mindestens 18 Monate. In der Praxis sind es allerdings 24 Monate. Im Frühling werden die Grundweine, die fast immer die malolaktische Säureumwandlung durchlaufen, in die Flaschen gefüllt. Die «Sboccatura», das Degorgieren, findet dann zwei Jahre später statt, dann hat man Zeit im Keller und es ist nicht mehr so kalt. – Ein Brut ist also immer auch stark vom Jahrgang geprägt und weniger vom Stil des Hauses. Das kann die Kundschaft überraschen … Da die Weine aus einem kleinen Gebiet stammen mit zu vielen, pardon, mit vielen Produzenten und da diese ihre Trauben meist nur an einem Ort produzieren, ist es schwierig, über die Jahre hinweg homogene Bruts zu finden. Reserveweine zum Ausgleichen sind noch Mangelware. – Das bedeutet, dass die Jahrgangstypizität in der Franciacorta über alle Weintypen hinweg einen grossen Einfluss hat. Genau. 2004 war vielleicht das bedeutendste Jahr. Der qualitativ gute und mengenmässig grosse Jahrgang erlaubte, Weine für den Ausbau von Riservas zurückzubehalten, die frühestens nach 67 Monaten in den Verkauf gebracht werden dürfen. 2005 gilt als ausgewogen und gefällig. 2006 war ein recht heisses Jahr, das weiche Weine ergab. 2007 steht für grosse Komplexität, ganz aussergewöhnlich. 2008 ist gekennzeichnet durch säurebetonte Weine. 2009 gilt als warmer, 2010 als kühler Jahrgang. – Der Anteil an Satèn, dem Weintyp, der dem französischen Crémant entspricht, hat sich in den vergangenen Jahren ständig vergrössert. Zu Beginn war Satèn auch geschmacklich etwas Aussergewöhnliches, heute ist er vielleicht zum Gewöhnlichsten mutiert. Er soll den Durchschnittsgeschmack treffen. Doch der Stil ändert sich ständig. 1995, als die ersten Satèn auf den Markt kamen, waren sie sehr, sehr holzbetont und noch bis vor zwei Jahren war der Holzausbau deutlicher spürbar als heute. Ein paar Betriebe begannen zusätzlich, einen Satèn millesimato zu machen. Die einen zielen beim Satèn auf einen weichen, einfachen, lieblichen Typ ab, die andern auf einen reichhaltigen, anspruchsvollen. – Was sind die gesetzlichen Vorgaben beim Satèn? Drei Sachen sind relevant: kein Pinot nero, also keine

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Intensive Farbe mit gold­ gelben Reflexen, lebendig intensive, feine Mousse mit fester, cremig persisten­ ter Krone: Bellavistas per­ fekte Schaumweinqualität in 19 Gläsern.

Aggressivität, er muss brut sein, also nicht mehr als 12 Gramm Zucker aufweisen, und nicht mehr als 5 atm Druck haben, die meisten sind bei 4,5 atm. Brut liegt meist zwischen 5 und 6 atm. Die meisten Satèn werden aus in Barriques gereiften Chardonnay hergestellt. – Hat das Wort Satèn eine bestimmte Bedeutung? Es ist ein Phantasiename. Er assoziiert Seide, das Satinierte, Geschmeidigkeit. – Als Besonderheit gilt der Rosé. Franciacorta ist das einzige Gebiet, das ich kenne, wo auch Rosé in den Geschmacksrichtungen pas dosé oder extra brut angeboten wird. Die Wärme der Franciacorta erlaubt das. Da die Hefe während der Gärung rund 20 Prozent der Farbe absorbiert, muss von einem recht kräftig gefärbten Grundwein ausgegangen werden, mindestens ein Viertel davon Pinot nero, die meisten verwenden aber deutlich höhere Anteile. Im Gegensatz zur Champagne muss in der Franciacorta ein Rosé immer mittels Mazeration hergestellt werden. Die meisten Rosé in der Franciacorta sind heute sehr fruchtbetont und frisch und werden nicht länger als 24 Monate auf der Hefe ausgebaut, damit der Fruchtcharakter nicht überdeckt wird. Hier haben wir bestimmt noch grosses Steigerungspotenzial: aus Chardonnay-Reben gibt es schon nach ein paar Jahren gute Weine, für guten Pinot noir braucht es ältere Stöcke.

– Sie sind ja unter anderem als Sommelier im vom «Guide Michelin» ausgezeichneten Restaurant «Due Colombe» von Stefano Cervini in Borgonato tätig. Wie setzen Sie dort den Franciacorta ein? Wir führen über 600 Weine auf der Karte, davon sind 125 Franciacorta. Die machen aber die Hälfte des Weinkonsums aus. – Das braucht aber eine besondere Küche … Ja, eine Küche, die den Franciacorta liebt: Fisch, Krustentiere, Gemüse, wenig Fleisch, und wenn Fleisch, dann Stücke mit kurzer Zubereitungsdauer. Franciacorta belastet die Geschmackpapillen kaum, umso besser kann das Gericht wahrgenommen werden. Le bollicine vanno bene con tutto, falsch ist es nie. Sie entfetten, reinigen den Mund und gehen dir nie auf die Nerven. – Die Franciacorta-Produzenten stehen vor grossen Herausforderungen. Die Produktion wird sich in den nächsten Jahren von 10 auf 20 Millionen Flaschen verdoppeln. Die Franciacorta kann heute – jetzt bin ich ein bisschen bösartig – erst 50 Prozent ihres Potenzials ausnutzen: junge Reben, junge Betriebe, Märkte, die noch nicht wissen, welchen Franciacorta sie wollen, der Spielraum ist gross. Ein USP könnte sein: pas dosé, denn ein guter Franciacorta hat keinen Zucker nötig.

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Fr anciacorta

Quelle: Consorzio per la tutela del Franciacorta

Franciacorta: die verSchiedenen weintYpen Short FactS Franciacorta brut

Short FactS Franciacorta roSé

Short FactS Franciacorta Satèn

zugelaSSene traubenSorten

zugelaSSene traubenSorten

zugelaSSene traubenSorten

zugelaSSene traubenSorten

zugelaSSene traubenSorten

Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %)

Chardonnay, Pinot bianco, Pinot nero (mind. 50 %)

Chardonnay, Pinot bianco (max. 50 %)

Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %). Mindestens 85 % aus entsprechendem Jahrgang

Chardonnay, Pinot nero, Pinot bianco (max. 50 %). Mindestens 85 % aus entsprechendem Jahrgang

Short FactS Franciacorta milleSimato

Short FactS Franciacorta riServa

mindeStauSbau auF der heFe

mindeStauSbau auF der heFe

mindeStauSbau auF der heFe

mindeStauSbau auF der heFe

mindeStauSbau auF der heFe

18 Monate

24 Monate

24 Monate

30 Monate

60 Monate

minimale zeit zwiSchen ernte

minimale zeit zwiSchen ernte

minimale zeit zwiSchen ernte

minimale zeit zwiSchen ernte

25 Monate zuckergehalt max. 12 Gramm kohlenSäure 5–6 atm bemerkung rund 80 % der Gesamtproduktion

und verkauF

31 Monate zuckergehalt max. 12 Gramm kohlenSäure unter 5 atm bemerkung gibts nur in der Geschmacksrichtung Brut. Wird auch als Millesimato (Jahrgangsschaumwein) und Riserva hergestellt.

und verkauF

und verkauF

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31 Monate

zuckergehalt

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 Gramm kohlenSäure 5–6 atm bemerkung vermutlich weltweit einziger Rosé, den es auch ohne Dosage gibt

und verkauF

37 Monate

minimale zeit zwiSchen ernte und verkauF

67 Monate

zuckergehalt

zuckergehalt

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 Gramm kohlenSäure 5–6 atm bemerkung gibt es als Brut, Brut Satèn oder Rosé (alle Geschmacksrichtungen)

Pas dosé: max. 3 Gramm Extra brut: max. 6 Gramm Extra dry: 12–17 Gramm Sec oder Dry: 17–32 Gramm Demi sec: 33–50 Gramm kohlenSäure 5–6 atm bemerkung gibt es als Brut, Brut Satèn oder Rosé (alle Geschmacksrichtungen)

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antica Fratta Ome und Monticelli Brusati im Osten des Anbaugebiets gelten als Ortschaften mit dem kühlsten Klima. Das Gut Antica Fratta produziert bereits seit 1866 Wein, allerdings nie mit Trauben aus der Gegend. Der Betrieb in seiner heutigen Struktur geht auf 1979 zurück, das Jahr, als es Guido Berlucchi kaufte. Es gehört heute mehrheitlich der Familie von Franco Ziliani und wird von Tochter Cristina geführt. Die eigene Betriebsfläche beträgt 8 Hektaren, mehrheitlich mit Böden auf Moränenablagerungen. Produziert werden jährlich 350 000 Flaschen.

2006 Franciacorta brut eSSence Antica Fratta, Monticelli Brusati 95 % Chardonnay, 5 % Pinot noir In der Linie Essence werden nur Jahrgangsschaumweine angeboten; Ernte Ende August; Ausbau auf der Hefe 36 Monate; Gesamtsäure und Dosage 7,5 Gramm; Sboccatura: 2011 Mittleres Gelb. In der Nase etwas Hefe, fein, fast zurückhaltend, duftig. Am Gaumen mittlere Fülle, sehr feine

Perlage, Schmelz, Golden Delicious, spürbare Süsse im mittellangen Finale. Ein geschmeidiger, weicher Wein. 16 / 20 trinken –2012 Erhältlich bei: Canetti Al Zandone, 6616 Losone Fon 091 791 63 31 www.tivinum.ch

barone pizzini Provaglio liegt im Norden unweit des Lago d’Iseo. Der Betrieb wurde 1870 durch Barone Pizzini gegründet. Heute ist er in den Händen einer Unternehmergruppe, die in der Toskana auch die Poderi di Ghiaccioforte und in den Marken das Weingut Pievalta betreibt. Alle drei Betriebe stellen biozertifizierte Weine her, Barone Pizzini bereits seit 1998. Die Jahresproduktion liegt bei 360 000 Flaschen.

2004 Franciacorta bagnadore paS doSé riServa Barone Pizzini, Provaglio d’Iseo 50 % Chardonnay, 50 % Pinot noir Trauben aus dem auf Moräne gelegenen Rebberg Roccolo; Ausbau der Grundweine

während je sechs Monaten in Barriques und im Stahltank Bagnadore ist der Name eines kleinen Baches in der Gegend, der dem trockensten Franciacorta von Barone Pizzini den Namen geliehen hat; erstmals 1988 hergestellt Jahrgang 2004 ist die erste Riserva, was einen Ausbau auf der Hefe von mindestens 60 Monaten bedingt 12,5 Vol.-%; Sboccatura: 6/2010 Mittleres Gelb. Mittlere Intensität, frisch, Hefe, vielschichtig, Anis. Am Gaumen dicht, saftig, strukturiert, Anis, frisches, langes, saftiges Finale. Ein mächtiger, strukturierter Wein. 18 / 20 trinken –2018

bellavista Vittorio Moretti, Bauunternehmer (Terra Moretti), Schiffbauer, Weinproduzent und vieles mehr, ist ein Schwergewicht in der Franciacorta. Nebst Bellavista besitzt er auch Contadi Castaldi. Als er 1977 sein erstes Weingut gründete, bediente er sich des Namens Bellavista, der Bezeichnung seines Anwesens auf einem Hügel-

chen bei Erbusco mit – bei klarem Wetter – stupender Weitsicht in die Poebene und an den Lago d’Iseo. Trauben von 190 Hektaren werden heute verarbeitet, die Jahresproduktion beträgt 1,3 Millionen Flaschen.

2006 Franciacorta gran cuvée roSé brut Bellavista, Erbusco 45 % Pinot noir, 55 % Chardonnay Chardonnay wird in Barriques ausgebaut, der Pinot noir wird bis Gärungsbeginn an der Maische belassen Produktion: 45 000 Flaschen, Sboccatura: 2011 Eine Bellavista Gran Cuvée ist immer ein Jahrgangswein; bereits 1980 wurde erstmals ein Rosé hergestellt, damals eine Novität Helles Lachsrot. Duftig, aromatisch, Hefe. Am Gaumen dicht im Antrunk, Vanille, reife Früchte, Hefe, Holznote, Himbeernote, langes Finale. Ein harmonischer, filigraner, ja geradezu zarter Schaumwein. 18 / 20 trinken –2013 Erhältlich bei: Scala Vini Christoph Künzli Weine Hauptstrasse 65 3706 Leissigen Fon 033 847 00 08 www.scalavini.ch

Zanini-Sulmoni Via Comi, 6853 Ligornetto Fon 091 647 33 33 www.zanini.ch

berlucchi Als Guido Berlucchi 1990 starb, hinterliess er ein eindrückliches Lebenswerk. Das 1958 gegründete Weinhaus war zu einem der führenden italienischen Schaumweinerzeuger aufgestiegen. Zusammen mit Franco Ziliani erfand Guido Berlucchi den Franciacorta, und da die Nachfrage bald grösser war als die lokale Produktion, bediente er sich auch ausserhalb des Anbaugebiets: im Trentino, im Oltrepò Pavese. Den Betrieb vermachte er Franco Ziliani, der eben seinen 80. Geburtstag gefeiert hat; dessen drei Kinder führen heute das Unternehmen Berlucchi. Ihr Ziel ist, dass künftig alle Linien aus FranciacortaTrauben hergestellt werden. Trauben aus 600 Hektaren werden verarbeitet, die jährliche Produktion beträgt 4,7 Millionen Flaschen.

2006 cellariuS paS doSé Berlucchi, Borgonato 80 % Chardonnay, 20 % Pinot noir

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>,05,

Franco Ziliani (2. von rechts) erbte 1990 das von Guido Berlucchi gegründete Gut. Heute führen Tochter Cristina und die beiden Söhne Arturo und Paolo Ziliani das Unternehmen Berlucchi.

Ca‘ del Bosco mit Maurizio Zanella haben wesentlich dazu beigetragen, dass Franciacorta heute nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland an den besten Adres­ sen ausgeschenkt wird.

Trauben aus eigenen Lagen; nur ein kleiner Anteil der Grundweine wird in Barriques ausgebaut, der Rest im Stahltank; Chardonnay durchlief teilweise den biologischen Säureabbau (BSA); 42 Monate Flaschenreifung; Gesamtsäure des fertigen Weins 7 Gramm; Sboccatura: 1/2011 Helles Gelb. Verhalten, hefebetont, fast etwas reduktiv. Am Gaumen frisch, spürbare Mousse, Pfirsich, leicht herb im Mittelteil und Finale, mittlere Länge, Anis, Vanille, weinig und mit saftiger Säure, Zitrus. Ein kerniger, rassiger Franciacorta von grosser aromatischer Persistenz. 17 / 20 2012–2017 Erhältlich bei: Perlwein Tannstrasse 56, 8307 Effretikon Fon 052 343 81 08 www.perlwein.ch

bersi Serlini Das Weingut Bersi Serlini liegt in Provaglio d’Iseo, im Norden unweit des Lago d’Iseo. Es ist einer der historischen Betriebe, bereits seit 1886 sind seine Weine im Verkauf. Geleitet wird der Betrieb von Maddalena Bersi Serlini, Vater Arturo

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hilft immer noch mit, wenn Not am Mann ist. Das Weingut ist beliebt für Feste grosser Gesellschaften, allem voran Hochzeiten. 35 Hektaren stehen in Ertrag, die Jahresproduktion beträgt 250 000 Flaschen.

2004 Franciacorta brut cuvée 4 Bersi Serlini, Provaglio d’Iseo Brut Cuvée 4 bedeutet: Trauben aus den vier besten Lagen, die vier besten Hölzer für den Fassausbau der Grundweine, Jahrgang 2004, 40 Monate Ausbau auf der Hefe; Ernte am 8. August 2004; Remuage der 55 000 Flaschen ausschliesslich von Hand; Sboccatura: 10/10 Mittleres Gelb. In der Nase Ananas, exotische Früchte, Caramel mou. Am Gaumen mittlere Fülle, fein, allerdings nicht sehr persistente Mousse, schönes SüsseSäure-Spiel, eleganter Trinkfluss, schöne Länge, zugänglich und angenehm. 16 / 20 trinken –2013

ca’ del bosco Ca’del Bosco ist eines der Flaggschiffe in der Franciacorta, und wie kein Zweiter

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Mosnel bezeichnet im Dialekt einen steinigen Ort, deshalb heisst das Weingut von Giulio und Lucia Barzano seit 1976 Il Mosnel.

Der Betrieb im Besitz der vier Brüder Majolini – 1981 lancierten sie ihren ersten Schaumwein – wird von Ezio Majolini geführt; der beleuchtete Raum in der ersten Etage ist sein Büro.

2006 Franciacorta doSage zéro milleSimato Ca’ del Bosco, Erbusco 60 % Chardonnay, 23 % Pinot blanc, 17 % Pinot noir Ca’ del Bosco ist einer der ersten Betriebe, die bereits 1978 einen Pas Dosé auf den Markt brachten. Trauben aus 22 verschiedenen Rebbergen, das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 30 Jahren; 8 Monate Ausbau teils im Stahltank, teils in Barriques, dann 48 Monate Flaschenreifung; Sboccatura: Herbst 2010; Produktion: 30 000 Flaschen

Mittleres Gelb. Intensives, verführerisches Bouquet, leichte Rauchnote, fruchtig und würzig zugleich, Vanille, Mandarine. Am Gaumen dicht, feiner Schmelz, Brotrinde, sehr feine Mousse, frisch, leichte Röstnoten, Anis im langen Finale. Ein komplexer, vielschichtiger und ausgesprochen harmonischer Wein. 19 / 20 trinken –2018 Erhältlich bei: Caratello Zürcher Strasse 204E 9014 St. Gallen Fon 071 244 88 55 www.caratello.ch Vini Vergani Zentralstrasse 141 8003 Zürich Fon 044 451 25 00 www.vinivergani.ch

castello di gussago Hinter dem Betrieb steht die grösste Grappaproduzentin, die Distillerie Franciacorta. Sie wurde 1901 gegründet und ist im Besitz der Familie Gozio. Acht Prozent aller italienischen Grappe werden hier gebrannt. Die Schaumwein-Produktion begann vor zehn Jahren. 15 Hektaren in den Colle Barbisone, sie werden von den Einhei-

mischen La Santissima genannt, stehen in Ertrag, repräsentativ auf dem Castello di Gussago verortet mit historischen Kellern, die von Dominikaner-Mönchen errichtet worden waren. Die Reben stehen in ausgeprägten Kalklagen ohne Lehm und werden im GuyotSystem mit entsprechend hoher Stockdichte erzogen, die ältesten sind neunjährig. Sabrina Gozio, die Tochter des Hauses, ist als Önologin tätig. Die auffällige Flaschenform stammt von Luigi Veronellis Tochter. Aktuelle Jahresproduktion: 100 000 Flaschen.

Franciacorta la SantiSSima brut Castello di Gussago, Gussago 90 % Chardonnay, 10 % Pinot noir Dritte Abfüllung dieses Weins; Dosage von 4,8 Gramm (könnte auch als Extra Brut angeboten werden); Sbocccatura: März 2010 Strohgelb. Leicht reduktive Nase, auch Brioche, Champignon, reife Früchte, Birnen. Am Gaumen schlank, mineralisch, leicht salzig, frische Säure, kerniges, leicht rauchiges Finale. Ein rassiger Franciacorta. 17 / 20 trinken –2012

contadi castaldi Vittorio Moretti, Besitzer von Bellavista, hat im Westen des Gebiets bei Adro eine ehemalige Ziegelei aufgekauft. 1987 begann er hier mit der Weinproduktion. Trauben von 130 Hektaren werden aus allen Teilen der Franciacorta geliefert. Kein Betrieb produziert mehr Satèn als Contadi Castaldi. Jährlich sind es 150 000 Flaschen, bei einer Gesamtproduktion von 900 000 Flaschen. Doch nicht genug: Moretti plant, bald eine Million Flaschen Satèn herzustellen. Als bester Satèn des Hauses gilt die Abfüllung «Soul», sie versteht sich als Seele des Satèn, wird aus einer Selektion der besten Trauben komponiert und reift mindestens fünf Jahre in den Kellern von Contadi Castaldi.

2007 Franciacorta Satèn Contadi Castaldi, Adro 100 % Chardonnay Bis vor ein paar Jahren mit Anteilen von Pinot blanc; Vergärung mit Reinzuchthefen; Stahltank- und Barriqueausbau; 30 Monate auf der Hefe; erste Produktion: 1995;

kein Hinweis auf Sboccatura Helles Gelb. In der Nase verschlossen, Hefenote. Am Gaumen dichte Struktur, noch verschlossen, gute Balance, saftige Frucht, im Finale etwas trocknend, guter Stoff, Flaschenreifung brauchend. 16 / 20 2012–2106 Erhältlich bei: Zanini-Sulmoni Via Comi 6853 Ligornetto Fon 091 647 33 33 www.zanini.ch

Ferghettina In Adro, ganz im Westen gelegen, befindet sich das 1992 gegründete Weingut von Roberto Gatti. Er stammt aus einer Bauernfamilie und ist einer der wenigen Produzenten mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Der kleinste Teil der Trauben von 140 Hektaren, die verarbeitet werden, stammen aus eigenen Reben, das meiste wird in neun verschiedenen Gemeinden zugekauft. Jahresproduktion: 350 000 Flaschen.

2005 Franciacorta Ferghettina extra brut Ferghettina, Adro

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Foto: Giò Martorana

verkörpert sein Steuermann Maurizio Zanella die Erfolgsgeschichte dieses Weins, der heuer sein 50. Jubiläum feiert. Ca’ del Bosco hat wesentlich dazu beigetragen, dass Franciacorta heute nicht nur in Italien, sondern auch im Ausland an besten Adressen ausgeschenkt wird. Gegründet wurde das Weingut 1968, seit 1994 ist es Teil der Gruppe Zignano Marzotto, eines Konglomerats industrieller Betriebe, das unter anderem im Textil- und Glassektor tätig ist. Die Produktionsfläche beträgt 150 Hektaren. 1,5 Millionen Flaschen werden jährlich abgefüllt.

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Fr anciacorta

80 % Chardonnay, 20 % Pinot noir Ausbau im Stahltank, anschliessend 60 Monate auf der Hefe; Restzucker: 3 Gramm; erster Jahrgang: 1995; Produktion Jahrgang 2005: 8000 Flaschen; Sboccatura: 2011 Strohgelb. Intensive, duf tige Nase, reife Früchte, geröstete Nüsse, Hefe. Am Gaumen dicht, Schmelz, Fruchtsüsse, Haselnuss, geschmeidig, langes, saf tiges Finale. Ein vielschichtiger Franciacorta. 18 / 20 trinken –2016 Erhältlich bei: Vini Sacripanti Lägernstrasse 17 5430 Wettingen Fon 056 426 08 94 www.sacripanti.ch

Fratelli berlucchi Das Weinhaus geht auf den Ingenieur Antonio Berlucchi zurück, dessen Familie mit Guido Berlucchi verwandt ist. Nach dessen Tod gründeten die fünf Kinder 1967 Fratelli Berlucchi, eines davon, die mittlerweile ältere Dame Pia Donata, steht ihm heute vor. Der Firmen-

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sitz befindet sich in einem historischen Palazzo in Borgonato, einem Weiler von Corte Franca. 1977 wurde ein erster Schaumwein produziert, darunter auch ein Rosé, damals in ganz Italien eine Novität. Verarbeitet werden nur Trauben eigener Produktion (70 ha). 400 000 Flaschen gelangen jährlich in der Verkauf.

Franciacorta brut 25 Fratelli Berlucchi, Corte Franca 100 % Chardonnay Die Abfüllung Franciacorta Brut 25 wird seit 2008 angeboten und ist die moderne Interpretation auf der Basis junger Weine; Fratelli Berucchi bietet sonst nur Jahrgangsschaumweine an; die Zahl 25 bezieht sich auf die Monate zwischen Ernte und Sboccatura (letzter Schritt vor dem Verkauf, in diesem Fall 2011); teilweise im Holz ausgebaut; Dosage bei 8 Gramm; abgefüllt werden 80 000 Flaschen Helles Gelb, recht grobe Mousse. Intensive, fruchtige Nase mit mineralischen Noten, Champignon. Am Gaumen mittlere Fülle, spürbare Süsse, Zitrus, im Antrunk cremiger Trinkfluss, im Finale

etwas breit. Ein fülliger Franciacorta. 16 / 20 trinken Erhältlich bei: Casillo Getränke Alte Kappelerstrasse 21 6340 Baar Fon 041 766 30 66 www.casillo-getraenke.ch

il mosnel Emanuela Barboglio (1936– 2007) war eine der Pionierinnen in der Franciacorta. 1976 taufte sie den 1836 gegründeten Betrieb Barzanò Barboglio in Il Mosnel um. Mosnel bezeichnet im Dialekt einen steinigen Ort. Heute ist der Betrieb in den Händen der Kinder Emanuela, Giulio und Lucia Barzanò. Ihrer Mutter haben sie den EEB (Extra Brut Emanuela Barboglio) gewidmet. Satèn wird seit 1996 produziert. In den ersten Jahren wurden dafür mehrheitlich barriqueausgebaute Weine verwendet. Dieser Anteil reduzierte sich in den letzten Jahren. Die Gesamtproduktion liegt bei 250 000 Flaschen, 40 000 entfallen auf Satèn.

2007 Franciacorta Satèn milleSimato Il Mosnel, Camignone

100 % Chardonnay Aus den Lagen Larga Cani, Mosnel, Camili e Testa mit Moränenböden mittlerer Fruchtbarkeit und kalkhaltigen Meeresablagerungen; Ernte zweite Hälfte August; 40% Ausbau in Barriques, anschliessend 36 Monate auf der Hefe Restsüsse: 8 Gramm; Gesamtsäure: 6,5 Gramm; 12,5 Vol.-%; Sboccatura: 4/11 Mittleres Gelb. Verhaltenes Bouquet, Hefe, Mineralität. Im Gaumen straff im Antrunk, Schmelz, mineralisch, feine Mousse, frische Säure, strukturierende Bitternote, sich zu langem, saftigem Finale öffnend. Ein komplexer, austarierter Schaumwein. 18 / 20 2012–2018 Erhältlich bei: Schaller Vinarium Gerliswilstrasse 68 6020 Emmenbrücke Fon 041 495 18 18 www.vinarium.ch

le marchesine Alles hat 1909 mit der Eröff nung einer Osteria begonnen. Später kam der Wein- und Getränkehandel dazu und in den 1980er

Jahren folgte der dritte Streich: die Familie Biatta begann, auch selber Wein zu produzieren. Das führte 1988 zur Gründung von Le Marchesine. Biattas Ziel war von Beginn weg, besonders trinkfreudige Franciacorta zu keltern. Passirano, der Produktionsort, liegt im Zentrum des Anbaugebiets. Die 50 Hektaren Reben befinden sich mehrheitlich im östlich gelegenen Gussago. Jahresproduktion: 420 000 Flaschen.

2005 Franciacorta Secolo novo milleSimato Le Marchesine, Passirano 100 % Chardonnay Aus der Hügellage La Santissima di Gussago, 270 m ü. M.; geringer Ertrag: 40 q/ha; Gärung mit safteigenen Hefen bei 17 bis 19 Grad; Stahltankausbau und anschliessend 48 Monate Lagerung auf der Hefe; Gesamtsäure: 6 Gramm; Sboccatura: 11/2010 Mittleres Gelb. Mittlere Intensität, reife Noten. Am Gaumen mittlere Fülle, Schmelz im Antrunk, dicht und recht füllig im Mittelteil, weich, warm und reif im langen Finale, auf leichter Bitternote endend. Ein aromatischer, reichhaltiger Franciacorta. 16 / 20 trinken –2014

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Fr anciacorta Villa: Die Keller stammen aus dem 16. Jahrhundert, der erste Schaumwein kam 1978 auf den Markt. Roberta Bianchi und ihr Ehemann Paolo Pizziol führen das Gut.

Ronco Calino: Paolo und Lara Radici begannen 1996 mit der Weinherstellung, heute liegt die Jahresproduktion bei 70 000 Flaschen.

majolini Die Gegend von Ome im Nordosten der Franciacorta ist am kühlsten. Die Rebberge reichen bis 400 m ü. M. Hier hat die Industriellenfamilie Majolini ihre Wurzeln. Bereits in den 1960er Jahren brachten sie Stillweine auf den Markt, 1981 lancierten sie ihren ersten Schaumwein. Basis sind Trauben eigener, kalkhaltiger Terrassenlagen im Gebiet von Ome. Sie ergeben feine, säurebetonte und etwas alkoholärmere Weine als in andern Zonen (12,5 Vol.-% statt 13 Vol.-%). 1997 wurde der neue Keller eingeweiht. Die Anbau fläche beträgt heute 24 Hektaren, die jährliche Produktion 250 000 Flaschen. Der Betrieb ist im Besitz der vier Brüder Majolini, geführt wird er durch Ezio Majolini. Die Zusammenarbeit mit dem französischen Önologen Jean-Pierre Valade wirkt stilprägend.

2006 Franciacorta paS doSé aligi SaSSu Majolini, Ome Der Wein ist dem Bildhauer und Skulpteur Aligi Sassu (1912–2000) gewidmet, einem Freund der Familie. Eines seiner Werke (Cavalli innamorati) prägt

den Platz vor dem Keller. Basis des Pas dosé ist Chardonnay aus dem Gebiet von Gussago; Ausbau im Stahltank, anschliessend 30 Monate in der Flasche; Sboccatura: Oktober 2010; erstmals produziert: 1998; Jahrgang 2006: 6000 Flaschen Mittleres Gelb. Sehr duftig, frisch, Zitrus. Am Gaumen schlank, frische, doch reife Säure, leichte Agrumennote, Anis, sehr feine Mousse, mineralische Noten, angenehm trocken im Finale. Ein rassiger, eleganter Franciacorta. 18 / 20 trinken –2015 Erhältlich bei: Buonvini Zeughausstrasse 67 8004 Zürich Fon 043 444 74 74 www.buonvini.ch

mirabella Die einzige Genossenschaft liegt im Südosten der Franciacorta, in RodanoSaiano unweit Brescia. Gegründet wurde sie 1979, zu Beginn dabei war auch die Filmemacherin Lina Wertmüller. Heute werden Trauben aus 50 Hektaren verarbeitet. In den meisten Anlagen werden die Reben (2000 bis 3000 Stöcke

pro Hektare) an grossen Drahtrahmen (2 bis 3 Meter Höhe) erzogen. Die Jahresproduktion beträgt 450 000 Flaschen. Der Basiswein Brut wird ab Keller unter 10 Euro angeboten.

i. wine blanc de blanc Mirabella, Rodengo-Saiano Der Blanc de Blanc ist für die Genossenschaft der erste Wein aus einer Einzellage (2,5 Hektaren, Moräne); auf der Etikette ist deutlich sichtbar die Zahl 81 angebracht, die sich auf das Pflanzjahr der Reben bezieht; in der verkosteten Abfüllung (Sboccatura Januar 2011) sind Weine der Jahrgänge 2006 (90 %) und 2007 (10 %) assembliert; die Basisweine sind 60 % Chardonnay und 40 % Pinot blanc, 40 % davon in Barriques ausgebaut, anschliessend 36 Monate Reifung auf der Hefe; Dosage: 4 Gramm; Produktion: 10 800 Flaschen Mittleres Gelb. In der Nase verhalten, Hefe, Apfel, Birnen, beerig, würzig vegetabil. Am Gaumen mittlere Fülle, viel Mousse, fruchtig, Aprikose, leichte Bitternote im Finale, angenehm trocken. Ein süffiger, weiniger Franciacorta. 16 / 20 trinken

monte rossa Der Betrieb liegt bei Passirano, im Zentrum der Franciacorta. Sein Name leitet sich von Monte Rossa, dem höchsten Punkt der Gemeinde, ab. Er ist Teil des Hügelzugs, der im Süden des Lago d’Iseo die subalpine Zone von der Poebene trennt. Rossa ist der Name einer Bergamasker Familie, die in diesem Gebiet grosse Ländereien besessen hatte. Hier begann 1972 die Familie Rabotti mit der Weinproduktion. Heute wird das Gut von Emanuele Rabotti, dem Sohn der Gründer, geführt. Monte Rossa umfasst 70 Hektaren, die Jahresproduktion liegt bei 500 000 Flaschen. Als erster Betrieb in der Franciacorta erzeugte er ab 2003 ausschliesslich Schaumwein. Aushängeschilder sind Cabachon Brut Millesimato und Rosé Millesimato, sie halten im Vergleich zu den Basisprodukten einen höheren Anteil an Pinot noir und Barriqueweinen.

2006 Salvàdek extra brut milleSimato Monte Rossa, Bornato di Cazzago 100 % Chardonnay Salvàdek ist das Dialektwort

für das italienische «selvatico» (wild) Basis bildet Chardonnay aus 9 verschiedenen Lagen (95 %); die knapp 20-jährigen Reben wachsen auf der Gletschermoräne; die Parzellen werden separat vinifizert und in grösseren Holzfässern und im Stahltank ausgebaut; beim Assemblieren werden jeweils 5 % Reserveweine eingesetzt; anschliessend 30-monatiger Ausbau auf der Hefe; Sboccatura: 2010; Produktion: 15 000 Flaschen Strohgelb. Dezent, floral, Brioche. Am Gaumen sehr feine Mousse, geschmeidig, fast cremig, sehr feine Kohlensäure, malzig, Noten von Anis und Lakritze, dezente Säure, samtenes Finale, leicht vegetabile Bitternote, weich, reif, gehaltvoll. 16 / 20 trinken –2012 Erhältlich bei: Tamborini Strada Cantonale, 6814 Lamone Fon 091 935 75 45 www.tamborini-vini.ch

montenisa Das Anwesen im Weiler Calino bei Cazzago San Martino im Süden der Franciacorta gehörte bis 1999 der Contessa Maggi –

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3 dann wurde es von Antinori übernommen und so zieren heute die Namen der drei Töchter Albiera, Allegra, Alessia den Korken. In Ertrag stehen 60 Hektaren, die Jahresproduktion liegt bei 300 000 Flaschen, davon entfällt die Hälfte auf die Kategorie Brut. Eine besondere Rarität kam kürzlich in den Verkauf: die Riserva 2001.

Franciacorta monteniSa brut Montenisa, Cazzago San Martino 80 % Chardonnay, 10 % Pinot noir, 10 % Pinot blanc Der Brut kam erstmals 2001 in den Verkauf; Ausbau der Grundweine im Stahltank und in Barriques; 30 Monate Ausbau auf der Hefe; Sboccatura 10/2010; Produktion: 150 000 Flaschen Helles Gelb. Dezentes Bouquet, frisch, attraktive Mischung von Frucht, Hefe, Blüten. Am Gaumen schlank und geschmeidig im Antrunk, floral, sehr feine Mousse, rassige Säure im Mittelteil und Finale, langer, von spürbarer Bittermandelnote markierter Nachhall. Ein harmonischer, tänzerischer Franciacorta. 17 / 20 trinken –2013

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Ja h re

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Erhältlich bei: Bindella Hönggerstrasse 115, 8037 Zürich Fon +41 44 276 62 62 www.bindellaweine.ch Regli Weine Selmattenstrasse 30, 8215 Hallau Fon 052 681 29 21 www.regliweine.ch Olgiati Vini Via di Fumas 3 6915 Pambio-Noranco Fon 091 994 15 41 www.olgiativini.ch

ricci curbastro Im Westen der Franciacorta, in Capriolo, liegt die Villa aus dem 19. Jahrhundert, wo bereits seit 1885 Wein gekeltert wird. Doch erst 100 Jahre später, 1980, wurden die ersten Schaumweine abgefüllt. Die 27 Hektaren Rebberge sind auf die Gebiete Capriolo, Iseo und Paderno Franciacorta verteilt. Riccardo Ricci Curbastro, der den Betrieb leitet, ist seit mehreren Jahren auch Präsident der Vereinigung Federdoc, die sich für den Schutz der italienischen Weinbaugebiete und deren Erzeugnisse einsetzt. Sie deckt 80 Prozent der ganzen Produktion ab. In der Franciacorta hat Riccardo

Franciacorta Rosé D.O.C.G. 2007 Brut

Franciacorta Brut D.O.C.G. Milledì 2007

30 anni vini SacRipanti aG 13 anni Bollicine, Franciacorta,

Ferghettina

Franciacorta Brut D.O.C.G. Franciacorta Satèn Brut 2007 D.O.C.G. Franciacorta Extra Brut 2005 D.O.C.G. Verlangen Sie unsere Preisliste.

Enoteca l’Assaggio · Lägernstrasse 17· 5430 Wettingen Fon 056 426 08 94 · www.vinisacripanti.ch

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Fr anciacorta

Ricci Curbastro den Namen «Satèn» lanciert und 1992 auch die ersten Flaschen unter diesem Begriff auf den Markt gebracht. Heute sind es jährlich 40 000 Flaschen, bei einer Gesamtproduk tion von 200 000 Flaschen.

2006 Franciacorta Satèn Ricci Curbastro, Capriolo 100 % Chardonnay Ernte Ende August; 8-monatiger Ausbau in Barriques, anschliessend 36 Monate auf der Hefe; 7 Gramm Restzucker; 12,5 Vol.-%; Sboccatura: 11/2010 Helles Strohgelb. Intensives Bouquet, konzentrierte Frucht, reife Aprikosen, Hefe, Noten vom Holzausbau. Am Gaumen dicht und reich im Antrunk, Vanille, kandierte Früchte, langes, warmes Finale. Vom Charakter her mehr ein strukturierter Wein denn ein Schaumwein. 17 / 20 trinken –2015 Erhältlich bei: Archetti Vini d’Italia Winterthurerstrasse 17 8303 Bassersdorf Fon 043 266 10 00 www.archetti.ch

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ronco calino In der Villa des heutigen Weinguts Ronco Calino im Weiler Torbiato bei Adro residierte lange Jahre der Meisterpianist Arturo Benedetti Michelangeli (1920–1995). Nach seinem Tod erwarben es die Unternehmer Paolo und Lara Radici. 1996 begannen sie mit der Weinproduktion. 10 Hektaren stehen heute in Ertrag, sanfte Hanglagen in West- und Südwestausrichtung wie die Lagen Sottobosco, Palazzo und Quattro Camini. Die Stockdichte liegt zwischen 6000 und 7000. Jahresproduktion: 70 000 Flaschen.

Franciacorta Satèn Ronco Calino, Adro Basis des Weins sind Chardonnay-Grundweine des Jahrgangs 2008; Ernte in der dritten Augustwoche; Ganztraubenpressung; Ausbau mehrheitlich in Inox bei 15 bis 16 Grad Celsius; ein Drittel in älteren französischen Barriques; Cuvée besteht aus vier Basisweinen; mindestens 24 Monate Reifung auf der Hefe; Sboccatura: 4/2011; Produktion: 6600 Flaschen Helles Gelb. Fruchtig, floral, leichte Hefenote. Sehr

frisch im Antrunk, leichte Tanninstruktur, feine, wenn auch starke Mousse, Zitrusnoten, stahliges, langes Finale. Ein knackiger, strukturierter Satèn, noch etwas Flaschenreifung brauchend. 17 / 20 2012–2016

von Tochter Roberta und ihrem Ehemann Paolo Pizziol geführt. In Ertrag stehen 37 Hektaren, die Jahresproduktion liegt bei 320 000 Flaschen. Im Borgo stehen Feriengästen über 20 Wohnungen zur Verfügung.

Erhältlich bei: Vinothek Brancaia Seefeldstrasse 299, 8008 Zürich 044 422 45 22 www.vinothek-brancaia.ch

villa Kenner schätzen an den Weinen von Villa aus dem Osten des Anbaugebiets ihre subtile Machart und das Entwicklungspotenzial. Die Keller des Anwesens stammen aus dem 16. Jahrhundert. Villa ist der Name einer Fraktion von Monticelli Brusati. Die Süd- und Südostlagen sind geprägt von Lehm und Mergel. Der Bestand an alten Reben ist vergleichsweise hoch, die Stockdichte liegt zwischen 4000 und 5000 Reben. Die Weinberge sind begrünt und werden organisch gedüngt. 1960 erwarb Alessandro Bianchi, Industrieller aus Brescia, den verlassenen Borgo. Der erste Schaumwein kam 1978 auf den Markt. Heute wird der Betrieb

2007 Franciacorta Satèn Villa, Monticelli Brusati 100 % Chardonnay Kelterung im Stahltank; 30 Monate auf der Hefe; Sboccatura: 3/11; erster Satèn-Jahrgang: 1995; Produktion: 50 000 Flaschen Mittleres Gelb. Zartes Bouquet, floral, Pfirsich. Am Gaumen sehr geschmeidige Mousse, Pfirsichnote, angenehm eingebundene Säure, saftiges, subtiles Finale. Ein herrlich süffiger Satèn. 17 / 20 trinken –2105 Erhältlich bei: Zamberlani 6776 Piotta Fon 091 868 11 33 www.zamberlani.ch

cantina chiara ziliani Das Dorf Provaglio d’Iseo liegt im Norden des Anbaugebiets. Hier kaufte Evangelista Ziliani 1968 einen Hof und legte damit den Grund-

stein zur heutigen Cantina Chiara Ziliani. Die Trauben lieferte er bis 1999 dem Marktleader Berlucchi, dann begann er mit einer eigenen Produktion. 2004 waren die ersten Flaschen im Verkauf. Heute wird der Betrieb von Tochter Chiara geleitet, ausgebildete Architektin. 15 Hektaren stehen in Produktion. Die Jahresmenge beträgt 200 000 Flaschen. Die Toplinie (30 %) wird unter dem Label Ziliani C verkauft, die Mittelklasse (50 %) unter dem Namen Conte di Provaglio, der Rest steht als Duca d’Iseo in den Regalen der Supermercati.

2006 Franciacorta Satèn ziliani c Cantina Chiara Ziliani, Provaglio d’Iseo 100 % Chardonnay Teilweise in gebrauchten Barriques ausgebaut; 44 Monate auf der Hefe; Zucker und Gesamtsäure 6,8 Gramm; Sboccatura: 11/2010; Produktion: 10 000 Flaschen Mittleres Gelb. Reife, fruchtige Noten, Aprikose, Pfirsich, attraktiv. Am Gaumen breit im Antrunk, weich, im Mittelteil etwas bitter, spürbares Tannin, mittellanges, warmes Finale. Ein recht fülliger Satèn. 16 / 20 trinken –2013

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Index

Who’s Who im dezember-heft? Alle Weine, Alle personen Auf einen blick

Weinpunkte-system der schWeizerischen Weinzeitung

19 / 20 Die S chweizeriSche w einzeitung bewertet alle verkosteten Weine nach Punkten. Möglichst objektiv, immer fair. Wobei Weinverkostungen ein persönliches Erlebnis sind und aus diesem Grund auch immer subjektive Erfahrung. Es gilt die 20-Punkte-Skala. Ziel der Bewertungen ist, ein tieferes Verständnis der besprochenen Weine zu vermitteln und auf die Trinkreife der Weine hinzuweisen. 20 / 20 vollkommen, über wältigend, ein Jahrhundertwein 19 / 20 beinahe perfekt, berührend, ein Spitzenwein 18 / 20 überragend, einzigartig, ein grosser Wein 17 / 20 exzellent, ein ausserordentlicher Wein 16 / 20 sehr gut, nahezu exzellent 15 / 20 gut 14 / 20 durchschnittlich 13 / 20 korrekt 12 / 20 bescheiden und einfach 11 / 20 unbefriedigend 10 / 20 überflüssig

Cheval Blanc 1961 ......................... S. 16 Cheval des Andes 2008 ........... S. 18/19 Cheval des Andes 2007 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2006 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2005 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2004 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2003 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2002 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 2001 ............ S. 18/19 Cheval des Andes 1999 ............ S. 18/19 Cloudy Bay, Sauvignon blanc Te Koko 2008 .................................. S. 17 Cloudy Bay, Sauvignon blanc 2010 ..................................... S. 17 Cloudy Bay, Pinot noir 2009 .......... S. 17 Contadi Castaldi, Franciacorta Satèn 2007 .............. S. 52

Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Rio Sordo 2005 ............................... S. 29 Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Pajé 2005 ............ S. 29 Produttori del Barbaresco, Barbaresco Cru Pora 2004 ............ S. 29

D

Y

Ferghettina, Franciacorta Extra Brut 2005 ............................. S. 52 Fratelli Berlucchi, Franciacorta Brut 25 .................... S. 53

G

Gaja, Barbaresco 2008 .................. S. 26 Gaja, Barbaresco 2007 .................. S. 26 Gaja, Barbaresco 2005 .................. S. 26 Gaja, Barbaresco 2004 .................. S. 26 Gianini, Castello di Morcote 2009 ... S. 05 Gonet-Médeville, Cuvée Tradition Premier Cru brut ............ S. 38 Gonet-Médeville, Blanc de Noirs Premier Cru brut ................... S. 38 Gonet-Médeville, Cuvée Rosé Premier Cru extra brut ......... S. 38 Gonet-Médeville, Cuvée Théophile Grand Cru extra brut 2003 ............ S. 38 Gonet-Médeville, Cuvée Athénais Côteaux Champenois 2008 .......... S. 38 Greenock Farm, Shiraz «The Victor» 2006 ......................... S. 32

Weine in dieser AusgAbe A

Antica Fratta, Franciacorta Brut Essence 2006 ........................ S. 50

B

Barone Pizzini, Franciacorta Bagnadore pas dosé Riserva 2004 .................................. S. 50 Bellavista, Franciacorta Gran Cuvée Brut 2006 .................... S. 50 Berlucchi, Cellarius Pas Dosé 2006 ............................... S. 50 Bersi Serlini, Franciacorta Brut 2004 ....................................... S. 51 Bollinger, R.D. 1997 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1996 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1995 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1988 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1985 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1976 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1975 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1966 Extra Brut ....................................... S. 58

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C

Ca’del Bosco, Franciacorta Dosage Zéro Millesimato 2006 ..... S. 51 Campalto, Stella, Brunello di Montalcino 2006 ......... S. 07 Cantina Chiara Ziliani, Franciacorta Satèn Ziliani C 2006 .................................. S. 55 Cape Mentelle, Sauvignon blanc Sémillon 2008 ..................... S. 18 Cape Mentelle, Shiraz 2006 .......... S. 18 Cape Mentelle, Cabernet Sauvignon 2004 ............................. S. 18 Castello di Gussago, Franciacorta La Santissima Brut ... S. 52 Cheval Blanc 2010 ......................... S. 15 Cheval Blanc 2009 ......................... S. 16 Cheval Blanc 2008 ......................... S. 16 Cheval Blanc 2001 ......................... S. 16 Cheval Blanc 2000 ......................... S. 15 Cheval Blanc 1998 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1997 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1996 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1995 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1990 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1989 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1988 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1983 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1982 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1971 ......................... S. 16 Cheval Blanc 1966 ......................... S. 16

Ricci Curbastro, Franciacorta Satèn 2006 .................................... S. 55 Ronco Calino, Franciacorta Satèn .............................................. S. 55

V

Van Volxem Saar Riesling trocken 2010 ................................. S. 32 Villa, Franciacorta Satèn 2007 ..... S. 55 Yquem 1986 ................................... S. 15

Z

Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Pinot blanc Barrique 2009 ................................ S. 06 Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Riesling-Silvaner 2010 ............................................... S. 06 Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Pinot noir Barrique 2008 ................................ S. 06 Zahner, Rebgut Bächi, Langenmooser Gewürztraminer 2009 ................................ S. 06 Zahner, Rebgut Bächi, Truttiker Essentia 2008 ................ S. 07

A

Majolini, Franciacorta Pas Dosé Aligi Sassu 2006 ............ S. 54 Mathier, Diego, Petite Arvine de Molignon 2010 .......................... S. 05 Mathier, Diego, Heida 2010 ........... S. 05 Mathier, Diego, Pinot Noir de Salquenen non Filtré Oskar Mathier 2010 ....................... S. 05 Mathier, Diego, Merlot Nadia Mathier 2009 ....................... S. 05 Mathier, Diego, Syrah Diego Mathier 2009 ....................... S. 05 Mathier, Diego, Ambassadeur des Domaines Diego Mathier 2008 ....................... S. 05 Mirabella, I. Wine Blanc de Blanc ... S. 54 Montecastro 2006 ......................... S. 32 Monte Rossa, Salvàdek Extra Brut Millesimato 2006 ......... S. 54 Montenisa, Franciacorta Montenisa Brut .............................. S. 55

N

Numanthia 2007, Toro ................... S. 17

P

Pelizzatti, Chardonnay Malans 2010 .................................. S. 06 Pelizzatti, Pinot Noir Jenins 2010 ................................... S. 06 Pelizzatti, Pinot Noir Barrique Jenins 2009 ................................... S. 07 Pelizzatti, Sorso 2009 .................. S. 07 Produttori del Barbaresco, Barbaresco 2007............................ S. 29 Produttori del Barbaresco, Barbaresco 2006 ........................... S. 29

J

Jaeger, André ................................ S. 06 Jauch, Günter ................................ S. 31

K

Kuhn, Peter .................................... S. 31

L

Laporte, Dominique ...................... S. 37 Lescure, Chantal .......................... S. 32 Lichtenstein, Markus ................... S. 32 Lurton, Pierre ................................ S. 12

M

Majolini, Ezio ............................ S. 53/54 Marcon, Roberto ........................... S. 04 Mascarello, Giuseppe ................... S. 25 Mathier, Diego ............................... S. 05 Mathier, Nadia ............................... S. 05 Mazières, Bernard ......................... S. 12 Médeville, Julie ............................. S. 38 Moretti, Vittorio ................. S. 41/50/52 Moueix, Christian .......................... S. 12

P

L

Le Marchesine, Franciacorta Secolo Novo Millesimato 2005 ..... S. 53 Le Petit Cheval 2001 ...................... S. 15 Le Petit Cheval 2010 ...................... S. 15

Huber, Bernhard ............................ S. 31

Nouvel, Jean .................................. S. 12

I

Il Mosnel, Franciacorta Satèn Millesimato 2007 ........................... S. 53

H

N

personen in dieser AusgAbe

M Bollinger, R.D. 1961 Extra Brut ....................................... S. 58 Bollinger, R.D. 1959 Extra Brut ....................................... S. 58

R

Gaja, Rossana ............................... S. 22 Gaja, Giovanni ................................ S. 22 Gatti, Roberto ................................ S. 52 Gay, Madeleine .............................. S. 05 Giacosa, Bruno .............................. S. 25 Gianini, Achille .............................. S. 04 Gianini, Gaby................................... S. 04 Gölles, Alois ................................... S. 09 Gonet, Xavier ................................. S. 38 Gozio, Sabrina ............................... S. 52 Grünenfelder, Irene ....................... S. 31 Gysel-Saxer, Stefan ...................... S. 05

Abegg, Tim ..................................... S. 31 Alutto, Dante ................................. S. 28 Antinori, Albiera ............................ S. 55 Antinori, Allegra ............................ S. 55 Antinori, Alessia ........................... S. 55 Arnault, Bernard ...................... S. 12/17 Audebert, Nicolas ......................... S. 18

B

Bacharach, Burt ............................ S. 43 Barboglio, Emanuela .................... S. 53 Barry, Jim ....................................... S. 31 Barzanò, Emanuela ....................... S. 53 Barzanò, Giulio .............................. S. 53 Barzanò, Lucia .............................. S. 53 Becker, Friedrich ........................... S. 31 Benedetti Michelangeli, Arturo ... S. 55 Berlucchi, Antonio ........................ S. 53 Berlucchi, Guido ................. S. 42/45/50 Bersi Serlini, Arturo ...................... S. 51 Bersi Serlini, Maddalena .............. S. 51 Bianchi, Alessandro ..................... S. 55 Bianchi, Roberta ........................... S. 55 Bonera, Nicola ............................... S. 42 Botta, Mario ................................... S. 12

C

Campalto, Stella di ....................... S. 07 Cervini, Stefano ............................ S. 45 Conceprio, Michel ......................... S. 04 Conterno, Giacomo ....................... S. 25 Culasso, Antonio ........................... S. 28

D

Denz, Silvio .................................... S. 12 Donata, Pia .................................... S. 53

F

Frère, Albert ............................. S. 12/17

G

Gaja, Angelo .................................. S. 20 Gaja, Lucia ..................................... S. 22 Gaja, Gaia ....................................... S. 22

Pelizzatti, Annatina ...................... S. 06 Perduzzi, Richard .......................... S. 12 Perler, Meinrad .............................. S. 05 Petrini, Carlo ................................. S. 37 Pizziol, Paolo ................................. S. 55 Portzamparc, Christian de ........... S. 10 Porzio, Valentina ........................... S. 04

R

Rabotti, Emanuele ........................ S. 54 Radici, Paolo .................................. S. 55 Radici, Lara .................................... S. 55 Ramey, David ................................. S. 31 Ricci Curbastro, Riccardo ............ S. 54 Rivella, Guido ................................ S. 26 Russell, John ................................. S. 31

S

Sassu, Aligi .................................... S. 54 Schneider, Markus ........................ S. 31 Schwander, Philippe...................... S. 06 Stodden, Jean ............................... S. 31 Stucky, Werner .............................. S. 31

T

Tamborini, Claudio ........................ S. 04 Testa, Gianni .................................. S. 27 Togni, Philip ................................... S. 31

V

Vacca, Aldo .................................... S. 27 Valade, Jean-Pierre ...................... S. 54 Veronelli, Luigi .............................. S. 52 Vezzola, Mattia ............................. S. 41 Voerzio, Roberto ........................... S. 31

W

Wassmer, Martin ........................... S. 31 Wertmüller, Lina ........................... S. 54 Wilmotte, Jean-Michel ................. S. 12

Z

Zahner, Niklaus ............................. S. 06 Zanella, Maurizio ........................... S. 51 Ziliani, Arturo ................................ S. 50 Ziliani, Chiara ................................ S. 55 Ziliani, Cristina .............................. S. 50 Ziliani, Evangelista ....................... S. 55 Ziliani, Franco .................... S. 42/45/50 Ziliani, Paolo .................................. S. 50

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Furioser Abga ng

chaMpagnE BollingER, MillésiME ExtRa BRut R.D. 10 JahRgängE

in der Weinwelt, kaum

zerische Leichtigkeit

aber auch Aprikosen,

zu glauben, dass die

und Finesse. Noch immer

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Grundweine die malo-

sehr frisch!

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laktische Gärung durch-

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Käse. Im Gaumen im Auf-

2012–2022

liefen, nach wie vor

1961, also vor genau 50 Jahren, brachte das Champagnerhaus Bollinger den ersten Millésime R.D. auf den Markt. Das Kürzel R.D. (für Récemment Dégorgé) steht dabei für einen Edelschäumer, der durchschnittlich zehn Jahre auf der Hefe reift, bevor er ohne Zuckerbeigabe «extra brut» und mit geringstmöglicher Schwefelzugabe degorgiert wird. Die Basisweine für den Bollinger R.D. werden im Holz ausgebaut, wobei jeweils von einer Vorselektion von rund 2000 Fässern letztlich deren 200 für diese Spezial-Cuvée ausgewählt werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Flaschen für die Reifezeit auf der Hefe nicht mit Krondeckeln, sondern mit Kork verschlossen werden. Die Assemblage besteht immer aus 65 Prozent Pinot noir und 35 Prozent Chardonnay. Der erste Bollinger R.D. war der 1952er. Seither wurden 27 Jahrgänge lanciert, als bisher letzter kam der 1997er auf den Markt. Zum Jubiläum dieses Paradeweins fand in Paris im Restaurant «Jules Verne» in der 2. Etage des Eiffelturms eine gross angelegte R.D.-Vertikalprobe statt. Die zehn Besten aller bisher lancierten R.D. Millésime auf einen Blick. bmd

takt beschwingt frisch,

mit unglaublichem

R.D. 1976 ExtRa BRut

ja in gewisser Hinsicht

Entwicklungspotenzial.

Champagne Bollinger

leicht, im Abgang neben

20 / 20

Für die Champagne ein

der Säure auch ein

sehr heisses Jahr (übrigens

kerniges Tannin. «Ein

R.D. 1995 ExtRa BRut

ähnlich wie 2011), Ernte

ausdrucks starker Wein

Champagne Bollinger

schon am 1. September.

aus einem wenig aus-

Zuerst elegante, aber ver-

Schon goldgelbe Farbe,

drucksstarken Jahr»,

haltene Aromatik, nach

lässt einen entwickelten

meint Bollinger-Keller-

Belüftung auch vollreife,

Wein erwarten. Aromatik

meister Mathieu

etwas marmeladig

aber mit Noten von Rhabar-

Kaufmann und liegt mit

wirkende Steinfrüchte.

ber, Stachelbeeren und

dieser Einschätzung

Im Gaumen voll, mit

Wiesenblüten überraschend

goldrichtig.

seiner breiten Art das

frisch. Im Gaumen ein ähn-

17,5 / 20

pure Gegenteil zum

liches Schauspiel – obwohl

1996er, getragen von

die Säure analytisch

einer reifen, weichen

gesehen tief ist, wirkt der

Champagne Bollinger

Säure, Anflug von Bitter-

Wein doch überaus ausge-

Aromen von Rhabarber,

mandeln im Abgang,

wogen und frisch.

Brioche, Waldhonig,

sehr komplex.

17,5 / 20

Karamell und Erde, sehr

18 / 20

2012–2030

2012–2020

2012–2018

2012–2020

R.D. 1961 ExtRa BRut

komplex und vielschichtig. R.D. 1975 ExtRa BRut

Im Gaumen vollmundig.

R.D. 1988 ExtRa BRut

(MagnuM-FlaschE)

Obwohl der Jahrgang

Champagne Bollinger

Champagne Bollinger

analytisch gesehen eine

Vielschichtige und edle

Begeisternd, unglaubliche

eher tiefe Säure auf-

Aromatik, Waldpilze,

Frische, an den 1996er

weist, zeigt der 1961er

getrocknete Früchte,

erinnernd. Aromen von

viel reifen Schmelz und

getoastetes Brot.

frischen Blüten, Stachel-

eine tänzerische, überaus

Im Gaumen sehr ausge-

beeren, Gebäck und

bekömmliche Frische

wogen, kein Schwer-

einer Spur Vanille, vereint

im Abgang. 50 Jahre und

gewicht, besticht mit

edle Reife und noch immer

kein bisschen müde …

einer beschwingten

jugendlich wirkende

19,5 / 20

Leichtigkeit, sehr schöne,

Frische in perfekter Weise.

erfrischende Säure.

Natürlich animiert dieser

R.D. 1959 ExtRa BRut

18,5 / 20

Wein einmal mehr zu Spe-

Champagne Bollinger

kulationen darüber, ob nicht

Aromen von Kirschstein,

2012–2020

2012–2017

R.D. 1996 ExtRa BRut

R.D. 1985 ExtRa BRut

gerade Top-Champagner

Stachelbeeren, Brioche

R.D. 1997 ExtRa BRut

Champagne Bollinger

Champagne Bollinger

grundsätzlich in Gross-

und etwas Waldhonig.

Champagne Bollinger

Schon stolze 15 Jahre alt,

Ein schlimmes Frost-

flaschen viel besser reifen

Im Gaumen noch immer

Aromen von reifen, leicht

aber noch immer eine

jahr, brachte letzt-

als in der 0,75-Liter-

jugendlich tempera-

kandierten Früchten,

sensationell beschwingte

lich doch noch einen

Standardgrösse.

mentvoll und sehr frisch.

dazu elegante Noten von

und edle Frische offen-

herausragenden Wein

19,5 / 20

Obwohl dieser Wein

gegrilltem Brot. Im Gau-

barend, die nicht zu top-

hervor. Toll gereifte,

men mittellang und sehr

pen ist. Vollkommenere

elegante Aromatik mit

R.D. 1966 ExtRa BRut

Flasche kam, zeigt

elegant. Noch etwas ruppig

Säure, mit Ausnahme eini-

frischem Gebäck, Nüssen

Champagne Bollinger

er sich noch immer in be-

im Abgang.

ger weniger Weltklasse-

und herbstlichem Wald-

Vielfältige Aromatik mit

stechender Form.

17,5 / 20

Rieslinge gibts das nicht

boden. Im Gaumen tän-

gerös teten Mandeln,

18,5 / 20

2012–2025

2012–2022

ungeschwefelt in die

2012–2018

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