Cover_Taetigkeitsbericht_2010_ce:Titel Tätigkeitsbericht 2005 26.06.11 16:58 Seite 1
icht Jahresbe0r 201
Flagge zeigen >> Für kulturelle Bildung bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
tätigkeitsbericht 2009
Gefördert vom bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. Küppelstein 34, 42857 remscheid Fon 02191.79 43 90, Fax 02191.79 43 89 info@bkj.de, www.bkj.de
Impressum Herausgeberin Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. K체ppelstein 34, 42857 Remscheid Fon: 02191.79 43 90, Fax: 02191.79 43 89 info@bkj.de, www.bkj.de Fotos Cover: wannseeFORUM, S 4: KONG photocase.com, S. 7: benice photocase.com, S. 8, 32, 39, 43, 50, 62: Leitwerk.com, S. 16: xxe REHvolution.de photocase.com, S. 18:BKJ, S. 20, 34: Maya H채ssig, S. 27: Matthias Steffen, S. 44, 58: von Clar, Jens Draser-Schieb, S. 54: Gerti G. mathias the dread photocase.com, S. 62: BKJ/ Nina Selig Redaktion Hildegard Bockhorst
Remscheid, Mai 2011
Flagge zeIgen >> Für Kulturelle BIldung zentrale HandlungsscHwerpunKte des dacHverBandes BKJ JaHresBericHt 2010 1. 2.
einführung >> Flagge zeigen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Handlungsfeldes
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mehr Chancen durch Kulturelle Bildung >> Bilanz 2010
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// Herausforderungen, Aktivitäten und Impulse der BKJ
2.1
Kulturelle Bildung stärken >> Querschnittsaufgaben zur unterstützung von Konzept- und strukturentwicklungen // Kommunikation, Kooperation, Mitgliederservice, Interessenvertretung
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// Reflexion von Erfahrungen und Erkenntnissen // Schlussfolgerungen für Jugend-, Kultur- und Bildungspolitik // Zukunftsfähig Handeln >> Kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung
2.2
teilhabechancen verbessern >> durch „Kultur macht schule“
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// Zum Bildungserfolg beitragen und „Lebenskunst lernen“ fördern // Anregungen für Kooperationen mit der formalen Bildung // Initiativen für kulturelle Schulentwicklung und lokale Bildungslandschaften
2.3
Vielfalt leben lernen >> durch „Kulturelle Bildung International“
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// BKJ-Aktivitäten im Rahmen der weltweiten Bemühungen der UNESCO // Mitgestaltung jugend- und kulturpolitischer Strategien und Förderkonzepte in Europa // Weiterentwicklung von Begegnungsqualität im internationalen Austausch // Förderpolitische Unterstützung internationaler Begegnungen
2.4
Bildungschancen vergrößern >> durch „Freiwilligendienste Kultur und Bildung“
45
// Gesellschaft – Kultur – Engagement: Wandel gestalten und Perspektiven schaffen // Aktivitäten, Erfahrungen und Schlussfolgerungen aus dem Geschäftsbereich „Freiwilliges Engagement in der Kultur“
2.5
zukunftsaufgabe >> Frühe Förderung mit Kunst und Kultur
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// Konzepte und Angebotsformen der Kulturellen Bildung // Qualitätsentwicklung durch Qualifizierung
3.
Fakten >> der dachverband BKJ 2010
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// Übersicht über Modellprojekte, Wettbewerbe, Maßnahmen // Publikationen und Maßnahmen der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit // BKJ-Vertretungen in Gremien // Vorstand, Geschäftsstellenmitarbeiter/innen, Liste aller Mitgliedsorganisationen
4.
Vertiefungen >> für Innovationen und Infrastruktursicherung
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// Links auf zentrale BKJ-Texte, fachliche Positionierungen und bedeutsame jugend-, kultur- und bildungspolitische Dokumente im Berichtszeitraum
Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
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Flagge zeigen >> F端r Kulturelle Bildung
1.
eInFüHrung >> Flagge zeIgen // für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Handlungsfeldes und die förderpolitische absicherung Kultureller Bildung
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. ist der nationale Zusammenschluss von bundeszentralen Fachorganisationen und landesweiten Dachverbänden für alle Künste und kulturpädagogischen Arbeitsfelder. Als Dachverband hat die BKJ den Auftrag ihrer Mitglieder, die Breite und Vielfalt Kultureller Bildung zu fördern. Hierzu gehört die permanente Weiterentwicklung des Angebots und Vertiefung der konzeptionellen Grundlagen der Kulturellen Bildung ebenso wie die Unterstützung des Handlungsfeldes durch innovative, bundesweite Modellprojekte und politische Interessenvertretung. Der Erfolg der BKJ-Arbeit liegt in einer Kombination von wirkungsvoller Verbandsarbeit und ambitionierter Konzeptdiskussion. Entscheidend für den Dachverband sind Kommunikation und Kooperation, nach innen und nach außen: mit und zwischen den 55 Mitgliedsorganisationen an aller erster Stelle; mit den anderen Fachakteuren im Feld von Kindheit, Jugend, Schule, Kunst und Kultur, mit der Wissenschaft und mit den politisch Verantwortlichen. Im Spannungsfeld unterschiedlicher Traditionen, Zielgruppen und Sparten der einzelnen Fachorganisationen in der BKJ mit unterschiedlichen Sichtweisen auf Ästhetik, Kunst, Gesellschaft und Pädagogik gilt es eine tragfähige Synthese für ein subjektorientiertes Konzept Kultureller Bildung zu generieren. Denn der Bedeutungszuwachs der Kulturellen Bildung beruht ganz maßgeblich auf diesem Handlungskonzept, das auf Persönlichkeitsentwicklung mit und in den Künsten zielt: Kulturelle Bildung ist zuerst und vor allem Selbstbildung und als solche unverzichtbares Fundament für die Gestaltung eines gelingenden Lebens. Flagge zeigen >> für Kulturelle Bildung stand dementsprechend auf der BKJ-Agenda 2010, begleitete von einem breit angelegten Diskussionsprozess der Mitglieder. In Zentralen Arbeitstagungen, Fachausschüssen, Kooperationsaktivitäten und Veröffentlichungen profilierten Fachverbandsvertreter/innen, BKJ-Vorstand und Mitarbeiter/innen das Konzept Kulturelle Bildung Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
des dachverbandes. Gerade weil die wachsende Aufmerksamkeit für Kulturelle Bildung auch die Zahl der Akteure und die Vielfalt der Deutungsansätze ansteigen ließ, war es notwendig, Qualitäten und Qualitätsvorstellungen Kultureller Bildung aus unterschiedlichen Perspektiven zu beschreiben und unter der Berücksichtigung der Pluralität konzeptioneller Vorstellungen zu schärfen. Das gemeinsame Ergebnis dieses Arbeitsprozesses ist das neue, verbandspolitische Positionspapier „Kultur öffnet Welten >> mehr Chancen durch Kulturelle Bildung.“ Flagge zeigen >> für Kulturelle Bildung, diese Aufforderung ist zugleich ein Verweis auf den großen jugend-, kultur- und bildungspolitischen Handlungsbedarf, welchen die BKJ-Strukturen aufgrund ihrer Aktivitäten 2010 identifizieren und mit den nachfolgenden Ausführungen zur Diskussion stellen. Vom Staat und den zuständigen Bundes- und Länderministerien bzw. kommunalen Stellen erwarten die freien Träger Kultureller Bildung eine stärkere Unterstützung ihrer Angebote und Strukturen, denn die politische Anerkennung und gesellschaftliche Konjunktur Kultureller Bildung muss sich in adäquaten politischen und finanziellen Rahmenbedingungen niederschlagen. Wer Teilhabe und Bildung will, der muss in die Kulturelle Bildung investieren, so der Appell der BKJ Mitgliederversammlung an die Politik. Insbesondere Kinder und Jugendliche brauchen mehr ästhetisch-künstlerische Erfahrungsräume und Orientierungs-, Wahrnehmungs- und Gestaltungsgelegenheiten, um sich selbstbewusst und sozial kompetent zu entwickeln, also mit Kopf, Herz und Hand umfassend zu bilden. Flagge zeigen >> für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Handlungsfeldes und die förderpolitische absicherung Kultureller Bildung bedeutet für die BKJ im Besonderen: // Die Bildungschancen in den Künsten und durch die Künste deutlich zu verbessern, die Teilhabe für möglichst alle Menschen zu ermöglichen und Kulturelle Bildung als Daseinsvorsorge zu fördern. 5
// Die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Träger Kultureller Bildung durch Bund, Länder und Kommunen zu verbessern. Entsprechend den Empfehlungen der Enquete-Kommission Kultur plädiert die BKJ für Fördergesetze in den Ländern, um das Ziel kultureller Bildungsvielfalt erreichen und einen Beitrag zur Herstellung der grundgesetzlich gebotenen gleichwertigen Lebensverhältnisse leisten zu können.
Zugleich möchte die BKJ mit dieser Publikation das fachpolitische Feld der Jugend-, Bildungs- und Kultur-Akteure informieren, zum Dialog anregen und zur Zusammenarbeit motivieren: für mehr Chancen durch Kulturelle Bildung im Schnittfeld von >> Jugendbildung >> Kulturarbeit >> Schule >> Kita >> Weiterbildung >> zivilgesellschaftlichem Engagement >> kulturellen Freiwilligendiensten >> nationalem und internationalem Austausch.
// Die Kooperationsmöglichkeiten kultureller Fachorganisationen mit Kita und Schule zu erleichtern, die kulturelle Schulentwicklung und die Partizipation in lokalen Bildungslandschaften jugend-, kultur- und bildungspolitisch zu unterstützen.
Die BKJ dankt besonders dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die partnerschaftliche Zusammenarbeit und die grundsätzliche Möglichkeit, bundeszentrale Infrastrukturen der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes auf Dauer zu sichern. Sie begrüßt die wachsende politische Anerkennung der Querschnittsaufgabe Kultureller Bildung auch in den Ressorts von Kultur-, Bildungs- und Sozialpolitik und bedankt sich für die Unterstützung durch Politik und Verwaltung auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene.
// Auf der Basis des Kinder- und Jugendhilfegesetzes die Strukturen der Kulturellen Jugendarbeit und Bildung (§ 11 KJHG) zu stärken. Dafür muss der im Jahr 2010 mit ca. 8,6 Mio. Euro im Bundeshaushalt ausgewiesene Ansatz für das KJP-Programm 2 „Kulturelle Bildung“ unbedingt fortgeschrieben werden, um damit die Arbeit der ca. 30 bundeszentralen Fachorganisationen zu ermöglichen. // Außerdem bedarf es zusätzlicher Unterstützungen durch das BMFSFJ für die Mitwirkung der BKJ an der Ausgestaltung einer „eigenständigen Jugendpolitik“: für die Kontinuität der „Kultur macht Schule“-Aktivitäten, für die Verwirklichung von innovativen Engagementprojekten und Freiwilligendiensten in Kultur und Bildung, für den Ausbau von interkulturellen und internationalen Maßnahmen, für die Ausgestaltung einer kulturellen Medienbildung im Web 2.0 und für zusätzliche Fort- und Weiterbildungsaktivitäten sowie Modellmaßnahmen zur frühkindlichen Bildung in und durch Künste.
BKJ-Vorstand und Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle wünschen sich, dass die Lektüre dieses Berichtes Kultur- und Sozialpädagogen/innen, Künstler/innen und Kulturmanager/innen, Eltern, Erzieher/innen und Lehrer/innen, Jugend-, Kultur und Bildungspolitiker/innen anregt, den Dachverband und seine Initiativen zu unterstützen, im Netzwerk der BKJ mitzuwirken und zukünftig entschieden Flagge zu zeigen >> für die Kulturelle Bildung!
dr. gerd taube Vorsitzender
Hildegard Bockhorst Geschäftsführerin
Mit diesem Jahresbericht 2010 stellt die BKJ den Mehrwert ihres Engagements bzw. ihrer Förderung als bundeszentraler Dachverband für Bildung, Kultur und Jugend unter Beweis. Reflektiert und dokumentiert werden damit ihre Ziele, Aktivitäten, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zur Rechenschaftslegung zum einen gegenüber dem BMFSFJ als zentralem Zuwendungsgeber und zum anderen gegenüber den für die Handlungsschwerpunkte und Jahresplanung verantwortlichen BKJ-Mitgliedern. 6
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2.
meHr CHanCen durCH Kulturelle BIldung >> BIlanz 2010 und perspeKtIVen Für dIe zuKunFt // Herausforderungen, aktivitäten und Impulse der BKJ // reflexion von erfahrungen und erkenntnissen // schlussfolgerungen für die Jugend-, Kultur und Bildungspolitik
Der Dachverband BKJ bewegt sich in einem komplexen arbeitsfeld: // mit unterschiedlichen Zielgruppen: Kindern, Jugendlichen, Fachkräften, Politikvertreter/innen, // mit unterschiedlichen Bildungsformen und -orten: formal, nonformal, informell, // mit unterschiedlichen fachlichen Kontexten: künstlerische Sparten, Vielfalt von Orten und Projekten, // mit unterschiedlichen Ebenen: Kommunen, Länder, Bundesebene, nationale und internationale Ebene, // zwischen den Sektoren: Staat, Markt, Dritter Sektor, // in verschiedenen Politikfeldern: Jugendpolitik sowie Familien- und Seniorenpolitik, Kulturpolitik, Bildungs- und Schulpolitik, Integrationspolitik, Auswärtige Politik // mit sich ständig verändernden Herausforderungen des sozialen und kulturellen Wandels wie Kulturelle Vielfalt, Bildungsbenachteiligung, Ganztagsschule, Lebenslanges lernen, Demografischer Wandel, Krise des Sozialstaats, Individualisierung, Pluralisierung und Globalisierung
Die von den BKJ-Mitgliedern beschlossene Jahresplanung 2010 sah folgende Handlungsschwerpunkte vor, um den Rückenwind für Kulturelle Bildung und die Stärke eines gut funktionierenden BKJ-Netzwerkes von 55 Fachorganisationen zu nutzen: // Kommunikation, Kooperation, mitgliederservice und Interessenvertretung (vgl. Kap. 2.1) // Kultur und schule (vgl. Kap. 2.2) // Kulturelle Bildung International (vgl. Kap. 2.3) // Kulturelle Freiwilligendienste und engagementförderung (vgl. Kap. 2.4) In diesen vier aufgabenfeldern galt es Austausch und Zusammenarbeit zu organisieren, Informationen und Service zu liefern, Fachimpulse zu setzen, Konzeptinnovationen und Strukturentwicklung anzuregen, Politik zu beraten, Partner, Ministerien, öffentliche und private Förderer zu überzeugen, kurz gesagt: als bundespolitischer Vermittler zwischen Bildung, Kultur und Jugend wirksam zu sein.
Diese Komplexität von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist im Alltagshandeln des Dachverbandes zu berücksichtigen: Zum einen in Bezug auf das BKJ-Handlungsdreieck // von Fachimpulsen / Innovation, // Mitgliederservice / Infrastrukturentwicklung, // Lobbyarbeit / Politikberatung. Zum anderen in Bezug auf das satzungsgemäße Handlungsziel der BKJ: // die Kulturelle Bildung als Allgemeinbildung zu stärken und // Vielfalt und Teilhabe an Kunst und Kultur, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu ermöglichen.
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2.1 Kulturelle BIldung stärKen >> QuersCHnIttsauFgaBen zur unterstützung Von Konzept- und struKturentWICKlungen // Kommunikation und Kooperation // mitgliederservice und Interessenvertretung
Zu den wichtigsten aufgaben eines Dachverbandes zählt die Organisation von Begegnung und Austausch durch die Schaffung von Gelegenheiten für Kommunikation und Kooperation. Als Möglichkeiten für Information und Beratung, als Angebot zur Erörterung fachlicher Herausforderungen und Notwendigkeiten der Weiterentwicklung von Theorie, Praxis und Strukturen Kultureller Bildung, als Chance der Zusammenarbeit und gemeinsamen Sicherung von Qualität, als Voraussetzung zur kollegialen Unterstützung und wirksamen Interessenvertretung, realisierte der Dachverband 2010 beispielsweise folgende aktivitäten: // Netzwerktreffen und Arbeit in Fachausschüssen zu den Themen Kulturelle Bildung International, Kultur macht Schule, Kulturelle Medienbildung, Kompetenznachweis Kultur, Freiwilligendienste Kultur und Bildung, Rechtliche Regelungen für Kulturelle Bildung // Bundesweite Fachtagungen in den Modellprojekten „PlusPunkt KULTUR“ und „Lebenskunst Lernen“ // Austausch- und Qualifizierungsmöglichkeiten im Rahmen der MIXED UP Akademie für die Kooperation von Kultur und Schule // Bi-, tri- und multilaterale Austauschbegegnungen, internationale Partnertreffen und eine Deutsch-Polnische Kooperationstagung // Zentrale Arbeitstagungen, wie das Fachforum „Integrative Kulturarbeit für Menschen mit und ohne Behinderung“ in Kooperation mit Universität Dortmund im Rahmen des Festivals „InTakt“ // Mitwirkung in jugend-, bildungs- und kulturpolitischen Gremien und Vertretung der Kulturellen Bildung gegenüber Ländern, Bundespolitik, EU und UNESCO // Erarbeitung von Bestandsaufnahmen wie beispielsweise „Sind wir on? Kulturelle Bildung im Web 2.0“
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// Stellungnahmen oder Studien wie „Studie zur Qualitätssicherung in der Kulturellen Bildung“ // den Wettbewerb „PlusPunkt KULTUR“ // Organisation des MIXED UP Wettbewerbs für gelungene Kooperationen von Kultur und Schule und Vergabe der MIXED UP Preise gemeinsam mit dem BMFSFJ
Flagge zeigen >> für ein offensives Kommunikations-management durch die BKJ Die BKJ muss mit ihren Kommunikationsleistungen das breite Feld der Kulturellen Bildung informieren, orientieren und qualifizieren und sie zugleich als Instrumente der Interessenvertretung und Politikberatung einsetzen. Sowohl die Menge als auch Komplexität der BKJ-Kommunikationsaufgaben sind in den letzten Jahren stark angewachsen. Dies hat mehrere Ursachen: größere Themenvielfalt für die Kulturelle Bildung, gewachsene Verantwortung für gesellschaftspolitische Aufgaben (z. B. zur Stärkung von Zivilgesellschaft, für kulturelle Vielfalt oder für Bildung für nachhaltige Entwicklung), wachsende Anzahl der Angebotsformen und Einsatzfelder, neue Akteure und mehr Mitglieder in der BKJ (waren es noch 46 Fachorganisationen im Jahr 2005, so wuchs die BKJ-Mitgliederzahl auf 55 im Jahr 2010). Mit Unterstützung durch das BMFSFJ konnte die BKJ im Laufe des Jahres 2010 ihre personellen Möglichkeiten für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit erweitern und die öffentliche und verbandsinterne Kommunikation u. a. mit folgenden aktivitäten intensivieren:
// neues Fachportal für Kulturelle Bildung: Die neue BKJ-Homepage, die 2010 konzipiert und gestaltet wurde, geht 2011 als das Fachportal der Kulturellen Bildung online. Mit zahlreichen Themendossiers und aktuellen Meldungen aus dem Themenfeld bietet sie umfangreiche Recherchemöglichkeiten. Die Auswahl von Themen durch die
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BKJ bietet eine fachlich fundierte Orientierung und Akzentuierung im Feld der Kulturellen Bildung. Zudem dient die Homepage der Bündelung von Mitgliederaktivitäten und verstärkt damit die Außenkommunikation des Verbandes. Die Struktur der Seite ermöglicht den Nutzer/innen trotz der steigenden Menge an Informationen die wichtigsten Impulse für Theorie und Praxis wahrzunehmen und für die eigene Arbeit zu nutzen.
// BKJ newsletter zu fünf spezifischen themen: Fünf themenspezifische Newsletter gab die BKJ auch im Jahr 2010 heraus: „Kulturelle Bildung“ (einmal monatlich), „Kulturelle Bildung International“ (zweimal monatlich), „jugend.kultur.austausch“ (zweimal monatlich) und „Lebenskunst lernen“ (zwei Mal in 2010, Projektende im Juli 2010) und zwei Ausgaben des Fachstellen-Newsletters „Kultur macht Schule“. Damit erhalten insgesamt 9000 Abonnent/innen, an ihre Bedürfnisse angepasst, Informationen zu Bildungs-, Kultur- und Jugendpolitik sowie zu Theorie und Praxis. Darüber hinaus boten die Newsletter Foren für die Mitgliedsverbände, ihre Vorhaben zu präsentieren. Der Relaunch der Website wird 2011 ebenfalls von einer Veränderung der Newsletter begleitet, die der neuen Form der Informationsbündelung und -auswertung angepasst werden.
// Herausgabe von fünf neuen arbeitshilfen und Fachpublikationen: Die Schriftenreihe „Kulturelle Bildung“ im kopaed-Verlag repräsentiert theoretische Konzepte und die Praxis Kultureller Bildung. Sie ist ein wichtiges Instrument zur fachlichen Begleitung und Professionalisierung des Feldes. Folgende fünf neue Titel konnten herausgegeben werden: // Auf dem Weg zur Kulturschule. Bausteine zu Theorie und Praxis der Kulturellen Schulentwicklung // Kulturell-ästhetische Medienbildung 2.0. Sinne. Künste. Cyber // Kulturkompetenz 50+. Praxiswissen für die Kulturarbeit mit Älteren // KUNSTstück FREIHEIT. Leben und lernen in der Kulturellen BILDUNG. // Lebenskunst lernen in der Schule. Mehr Chancen durch Kulturelle Schulentwicklung. 10
auf dem Weg zur Kulturschule. Bausteine zu Theorie und Praxis der Kulturellen Schulentwicklung, Tom Braun / Max Fuchs / Viola Kelb, vol. 17, München 2010, 148 S. Kulturschulen wollen mehr als zeitlich begrenzte Kunstprojekte und regelmäßige Bühnenshows. Ihr Ziel lautet: Mit Kunst und Kultur das Recht aller Kinder und Jugendlichen auf gesellschaftliche Teilhabe stärken! Doch wie kann es einer Schule gelingen, ästhetischkulturelle Praxis in den Mittelpunkt aller Bereiche ihres Schullebens zu stellen? Welche strukturellen Voraussetzungen, Qualifikationen und Haltungen müssen in einer Schule gegeben sein, damit ästhetisch-kulturelle Praxis in ihrer Bildungsqualität nachhaltig wirksam werden kann? Hinter diesen Fragen steht die Erkenntnis, dass sich die subjektbildende Funktion von Schule nicht nur durch Curriculum, Methodik und Didaktik, sondern wesentlich über ihre strukturelle Ausgestaltung realisiert. Aus diesem Interesse ist die Forderung nach einer Kulturellen Schulentwicklung entstanden. Sie umfasst alle Ebenen der Schule: die Lehrund Lernsituationen ebenso wie den so genannten „geheimen Lehrplan“, die Vernetzung der Schule im Sozialraum und die Zusammenarbeit mit kulturellen Bildungspartnern, die organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen, die Qualitätsentwicklung und Qualifizierung des Personals. Ziel einer kulturellen Schulentwicklung ist es, Schulen mit Kunst und Kultur in der Gestaltung einer teilhabegerechten und stärkenorientierten Kultur des gemeinsamen Lernens zu unterstützen. In einem ersten Schritt stellt dieses Buch Vorarbeiten zu Theorie und Praxis der Kulturellen Schulentwicklung zusammen. Es verbindet eine spezifische Analyse von Schule als Ort systematischer Subjektentwicklung mit grundsätzlichen Überlegungen zur Bildungswirkung der Künste sowie ihrer möglichen Rolle in der Weiterentwicklung von Schule zu einem Ort einer teilhabegerechten Bildungskultur. Fünf Fallstudien zeigen: Der Weg zur Kulturschule kann gelingen!
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Kulturell-ästhetische medienbildung 2.0. Sinne. Künste. Cyber, Wolfgang Zacharias, Vol. 18, München 2010, 507 Seiten. Kulturelle Bildung nach 2000 für die nachwachsenden Generationen ist eigentlich immer auch Medienbildung, analog und zunehmend digital, rezeptiv und produktiv. Medialität prägt zunehmend Kindheit und Jugend kulturell und ästhetisch, von sinnlicher Wahrnehmung über Popkulturen bis zum Umgang mit den Künsten. Dies realisiert sich idealerweise partizipativ und interaktiv, lebensweltlich und auch im Cyberspace. Es geht bildend und in einem erweiterten kunst- und kulturpädagogischem Verständnis um Zugänge, Balancen und Lernformen im gestaltenden und kommunikativen Spiel mit vernetzten
Kulturkompetenz 50+. Praxiswissen für die Kulturarbeit mit Älteren. Kim de Groote / Almuth Fricke (Hrsg.), vol. 19, München 2010, 156 Seiten. Künstlerisch-kulturelle Angebote sind bei vielen Älteren beliebt: schreiben, malen, tanzen, ein Museum erkunden, fotografieren, Theater spielen oder musizieren bieten attraktive Möglichkeiten von sinnvoller Lebensgestaltung, wenn familiäre oder berufliche Verpflichtungen wegfallen. Kulturelle Beteiligung im Alter ist nicht nur von persönlichem Wert, sondern wirkt positiv auf gesellschaftliche Teilhabe und Gesundheit. Dieses Handbuch möchte Wege zeigen, wie Kulturpraxis mit Älteren gelingen kann. Es gibt Tipps und Tricks an die Hand, um kreative Potenziale auch im Alter weiter zu fördern. Im Vordergrund stehen die Besonderheiten der Kulturarbeit mit Älteren. Es wird ein Überblick zu Interes-
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Wirklichkeiten: Kulturell-ästhetisches Lernen des „homo ludens sensualis medialis“ mit den Akzenten Imagination, Phantasie, Erlebnis, Ereignis. Es geht auch um den „schönen Schein“ sowie um „ästhetische Erfahrung und Aktivität“ real und digital. Aber es bleibt dabei: Auch für kulturelle Medienbildung als zunehmend integraler Teil aller Kulturellen Bildung gilt: Im Mittelpunkt der Mensch. Dem gilt diese umfangreichcollagenartige Untersuchung, auch mit Rückblicken von Platon über Schiller, Kant, Brecht und Benjamin, McLuhan, Baacke auf der Suche nach angemessenen Gelingensbedingungen und Ermöglichungsstrukturen kulturell-medialen Lernens zugunsten einer „Lebenskunst 2.0“ - für alle.
sen und Ansprüchen der heterogenen Zielgruppe, zu Lernvoraussetzungen, Motiven und Barrieren zur Kulturteilhabe gegeben. Auf Grundlage der langjährigen Erfahrungen des Instituts für Bildung und Kultur im Themenfeld werden Aspekte der Angebotsgestaltung beschrieben, um ein Kulturangebot an den Bedürfnissen und Lebensstilen der Teilnehmenden auszurichten. Im zweiten Teil kommen Fachleute aus der Kulturpraxis zu Wort und stellen ihre pädagogische Arbeit mit Älteren in einzelnen Kunstsparten und mit besonderen Zielgruppen vor. Das Buch richtet sich an Fachkräfte von Kultureinrichtungen und kulturpädagogischen Einrichtungen, die nach neuen Anregungen und Impulsen in ihrer täglichen Arbeit suchen, sowie an Berufseinsteiger/innen als erste Orientierung im Handlungsfeld der kulturellen Bildung für Ältere.
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Kunststück FreIHeIt. Leben und lernen in der Kulturellen BILDUNG. Hildegard Bockhorst (Hrsg.), vol. 22, München 2010, 264 Seiten. Welche Qualitäten zeichnen die Kulturelle Bildung aus und welche Voraussetzungen braucht dieses Handlungsfeld, um die Erfahrung von Freiheit zu ermöglichen und das Bildungsziel „Leben lernen“ mit und in den Künsten zu unterstützen? 22 Autor/innen, mit Perspektiven und Zugängen aus Kunst- und Kulturwissenschaft, Kultur- und Sozialpädagogik, Jugend- und Bildungspolitik, Psychologie und Soziologie, setzen sich mit der
lebenskunst lernen in der schule. Mehr Chancen durch Kulturelle Schulentwicklung. Tom Braun (Hrsg.), vol 23, München 2010, 333 Seiten. Das vorliegende Buch beleuchtet das Vorhaben einer Kulturellen Schulentwicklung ausgehend von dem Ziel einer verbesserten Teilhabegerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen. Es stellt weiterführende Überlegungen vor, wie in den Schulen konzeptionelle und strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden können, die Kunst und Kultur als Mehrwert für alle in der Schule lernenden und arbeitenden Menschen erschließen. Mit dem Lernziel Lebenskunst treffen die Träger der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung auf ein schulisches Bildungssystem, das aktuell vor der Anforderung steht, eine weitaus flexiblere individuelle Förderung der Jugendlichen und Kinder zu ermöglichen, als dies bisher der Fall ist. Wollen
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Frage auseinander, wie das „KUNSTstück“ von Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und Partizipation gelingen kann. Die Künste können mit Sicherheit große Wirkungsmacht für die Bildung des Einzelnen und die Entwicklung einer menschlichen Gesellschaft entfalten. Aber hierfür sind die Akteure der Kulturellen Bildung stets aufs Neue gefordert, ihre Theorieund Praxiskonzepte ästhetisch-künstlerisch und kulturpädagogisch, aber auch strategisch und gesellschaftspolitisch weiter zu entwickeln: subjektorientiert, teilhabegerecht und diversitätsbewußt! Hierfür finden Sie in dieser Publikation vielfältige Anregungen.
die Schulen zukünftig ihren Bildungsauftrag wirksam erfüllen können, dann müssen sie sich vermehrt an den biografischen, sozialen und kulturellen Ressourcen und Bedürfnissen der Lernenden orientieren. Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur für alle Kinder und Jugendlichen kann sich die Zusammenarbeit von Kultur und Schule daher nicht mehr allein auf Fragen nach einer gelungenen Kooperation beschränken. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen muss gefragt werden, welchen Beitrag die Kulturelle Bildung zu notwendigen Umstrukturierungen im schulischen Bildungssystem leisten kann. Kulturelle Schulentwicklung unterstützt Schulen darin, ihre Veränderungsfähigkeit zu erhöhen. Ihr Weg besteht darin, das ästhetischkünstlerische Lernen der Individuen und das Lernen der Organisation Schule miteinander zu verbinden.
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// zwei neue themenausgaben des magazins „Kulturelle Bildung“ Das Magazin „Kulturelle Bildung“ der BKJ lieferte mit zwei Ausgaben weitere wichtige Impulse für Theorie und Praxis der Kulturellen Bildung. In der Ausgabe „Flagge Zeigen. Kulturelle Bildung 2010“ werden die notwendigen Bedingungen für das Gelingen kultureller Bildungsprozesse und ihre möglichen Wirkungen diskutiert. Die Ausgabe „Kulturelle Bildung von Anfang an“ widmet sich der frühkindlichen Kulturellen Bildung. Im Jahr 2010 bezogen, neben knapp 900 Jahresabonnent/innen, je Ausgabe ca. 1000 Interessierte das Magazin.
// Wiederauflage des Kulturplaners Unter dem Motto „Jugend fördern, Kultur fordern“ wurde der BKJ-Kulturplaner in einer Auflage von 18.000 Stück an die Mitgliederverbände der BKJ sowie an die Fachöffentlichkeit verteilt. Der Kulturplaner ist damit ein wichtiges Instrument zur Außenkommunikation der BKJ und ihrer 55 Mitgliederorganisationen. Neben der kalendarischen Auflistung aller im Themenfeld relevanten Veranstaltungen sind die Mitglieder mit ihren Kontaktdaten aufgelistet und auf der Rückseite werden die Arbeitsbereiche der BKJ dargestellt. Der Kulturplaner lag dem Magazin „Kulturelle Bildung“, den „BDK-Mitteilungen“ (Fachzeitschrift des Fachverbandes für Kunstpädagogik), Ausgabe 4/2010, der Zeitschrift des Arbeitskreises für Jugendliteratur, „JuLit“, Ausgabe 4/2010 sowie dem „infodienst – das Magazin für kulturelle Bildung“, Ausgabe Nr 97 bei und wurde auf Veranstaltungen der BKJ verteilt.
// entwicklung einer neuen Imagebroschüre: Kulturelle Bildung. stark im leben mit Kunst und Kultur Die 2010 konzipierte Imagebroschüre der BKJ dient nicht nur der Darstellung des Verbandes und seiner Mitglieder, sondern soll auch ein Reflexions- und Argumentationsinstrument für die Notwendigkeit von Kultureller Bildung sein. Die Imagebroschüre bietet für einen „Erstkontakt“ nicht nur einen Überblick über die Strukturen, sondern vermittelt durch ihre Gestaltung spielerisch einen sinnlichen Eindruck von Kultureller Bildung.
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// Kulturelle Bildung im Web 2.0 Die strategische Ausrichtung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sollte die Funktion der BKJ als fachliche und politische Interessensvertretung sichtbar machen und ihre komplexen Arbeitsergebnisse breiter zugänglich machen. In der Kommunikation spielen die neuen Medien eine dominante Rolle. Sie sind erste Informationsquelle und ermöglichen die breite zielgruppengerechte Streuung von Inhalten. Die BKJ bündelt auch hier die Mitgliederaktivitäten und etabliert Themen der Kulturellen Bildung im Web 2.0. Der Verband hat eine eigene Seite in dem Social Network Facebook, die unter dem Link www.facebook.com/Kulturelle.Bildung zu erreichen ist. Hier wird zielgruppengerecht auf Veranstaltungen und Publikationen der BKJ und ihrer Mitglieder hingewiesen. Die persönliche Ansprache und die Feedbackmöglichkeiten schaffen eine enge Bindung an den Verband und erweitern so den Interessenten- und Unterstützer/innenkreis für Kulturelle Kinder- und Jugendbildung. Ebenso gibt es einen stetig wachsenden Kreis von Interessierten, die der BKJ mit dem Twitter-Account „BKJeV“ folgen. Dieser dient der schnellen Verbreitung von Informationen sowie der Vernetzung mit den Mitgliederverbänden und weiteren Akteuren der Kulturellen Bildung. Auf fachverwandten Online-Portalen, wie www.fachkraefteportal.de, www.nmz.de, www.bildungsserver.de, www.miz.org, www.kulturclub.de etc. bewarb die BKJ ihre Wettbewerbe, Fortbildungen sowie Tagungen und gewann dadurch Interesse bei einem breiten Fachpublikum. Jugendliche Zielgruppen werden über die Social Networks Twitter, Facebook oder StudiVZ angesprochen, um sie beispielsweise als Bewerber/innen für den Wettbewerb PlusPunkt KULTUR zu gewinnen. Die Sichtbarmachung und Einbringung von Themen und Positionen Kultureller Bildung wird auch im Politikbereich zunehmend über Web 2.0-Applikationen gesteuert. Hier wird sich die BKJ in Zukunft stärker als Sprachrohr ihrer Mitglieder etablieren und schnell die Anliegen der Kulturellen Bildung auf Plattformen und in Web 2.0-Foren einbringen müssen.
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>> erFaHrungen und FaCHlICHe erKenntnIsse der BKJ // die marke „Kulturelle Bildung“ hat viele Facetten zwischen Alltags-, Sub- und Hochkultur. Sie umfasst in ihren ästhetisch-künstlerischen Ausdrucksformen und kulturpädagogischen Angeboten die vielfältigen Zugangsweisen zur Welt. Kulturelle Bildung ist ein Pluralitätsbegriff, unter welchem sich die unterschiedlichen Sparten und Ausformungen formaler, nonformaler und informeller Bildung subsumieren. In deutlicher Abgrenzung zur „musischen Bildung“ orientiert sich die Kulturelle Bildung an einem weiten Kulturbegriff und einem gesellschaftspolitischen Konzept von Bildung. Ihr Ziel bzw. ihre Wirkung ist es dementsprechend, auf die Lebenskunst des Einzelnen ebenso wie auf die soziale Entwicklung von Gesellschaft Einfluss zu nehmen.
die BKJ Mitglieder und Netzwerke der Kulturellen Bildung, wie die BKJ selbst, setzen sich für ein vielfältiges, anregendes und qualitativ anspruchsvolles kulturelles Bildungsangebot ein; in spezifischen Kunst- und Kultureinrichtungen ebenso wie in allen anderen Lebensbereichen: in Kita, Schule, Aus- und Weiterbildung, Familie, Freundeskreis, Beruf und Alltag. Hohe Fachlichkeit und gesellschaftliche Verantwortung der Träger Kultureller Bildung in der BKJ bieten die Gewähr dafür, dass konzeptionelle Vielfalt sich nicht in Beliebigkeit verliert.
>> es gibt viele gute gründe dafür, dass sich die BKJ für ein mehr an Kultureller Bildung einsetzt! Zwei davon sind besonders zu gewichten: Zum einen die Notwendigkeit soziale und Kulturelle Vielfalt leben zu lernen und zum anderen die Herausforderung zur Unterstützung von Medienkompetenz für Jung und Alt.
// Kulturelle Bildung ist zuallererst selbst-Bildung. sie ist lebenslanges und lebensbegleitendes lernen, in den Künsten und durch die Künste. Sie ist das, was Menschen sich aneignen – ästhetisch, medial, körperlich, sensorisch, symbolisch, emotional, spirituell, sprachlich, kulturell. Kulturelle Bildung folgt einem ganzheitlichen Lernansatz mit Kopf, Herz, Hand und allen Sinnen, um zur Auseinandersetzung des Menschen mit sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft anzuregen. Sie orientiert sich stets an den Interessen und Stärken des Subjekts und befähigt es mittels künstlerischer Rezeption und Produktion zur verantwortlichen Teilhabe an Gesellschaft. Über die Künste und den Zusammenhang zwischen Denken, Fühlen und Handeln hat die Kulturelle Bildung, an allen Orten des Lernens, die einzigartige Chance, umfassend zu Bilden. Kulturelle Bildung wird so zu einem „Lebens- und Praxisfeld, in dem Orientierung und Selbstverortung möglich sowie Selbstwirksamkeit und gemeinschaftliches Handeln erfahrbar werden. Interesse und Bereitschaft, Möglichkeit und Fähigkeit zum eigenen Engagement sind Grundlagen gelebter Demokratie und gestalteter Freiheit, die mit und durch Kunst und Kultur gestärkt werden.“ (BKJ Positionspapier 2010)
// Kulturelle medienbildung in einer digitalisierten gesellschaft ist eine Querschnittsaufgabe für die Kulturelle Bildung. Komplexe Welten erfordern von Anfang an komplexe Wahrnehmungs-, Aneignungs- und Beteiligungsstrategien. Medienkompetenz ist heute in allen Lebensbereichen Voraussetzung dafür, die digitalen Medien sowohl für die individuelle Lebensgestaltung als auch für die gerechte Partizipation an Gesellschaft, Bildung und Kultur verantwortlich nutzen zu können. In den Angeboten der Kulturellen Bildung wird Medienkompetenz altersadäquat für Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und Erwachsene vermittelt und so gefördert, dass insbesondere für Heranwachsende ein sicheres, selbstbestimmtes und kompetentes Kommunizieren und Interagieren im Netz ermöglicht ist. Für die BKJ sind die qualifizierte Kulturelle Medienbildung junger Menschen und die umfassende Vermittlung von Medienkompetenz präventiver Jugendmedienschutz.
// die Kulturelle Bildung ist zum anderen der markenbegriff für das Handlungsfeld, d. h. die gesamtheit aller orte, Formen und strukturen, in denen eine kreative Auseinandersetzung mit Spiel, Bildender Kunst, Musik, Theater, Medien, Tanz, Literatur etc. stattfindet. Fachorganisationen wie
// Für die entwicklung von strategien der sozialen Inklusion und kulturellen Vielfalt verfügt die Kulturelle Bildung über besondere möglichkeiten. Im künstlerischen Prozess machen Teilnehmer/ innen die Erfahrung, dass Gewohntes auf ungewohnte Art und Weise betrachtet und verwandt
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werden kann, dass es zur selben Frage verschiedene Antworten und zu einem Problem verschiedene Lösungen geben kann – die durchaus gleichberechtigt nebeneinander stehen können. Dies begreifen und aushalten zu können und dabei den eigenen Standpunkt immer wieder neu zu finden – das ist in unserer heutigen, vielfältigen Welt überlebenswichtig. Zum besonderen Potential Kultureller Bildungsprozesse zählt, dass das „Andere“ in der Kunst meist etwas Positives und Bereicherndes ist – und nicht etwas Bedrohliches. Und genau diese Offenheit für Neues und Fremdes, diese Neugierde auf Begegnungen mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, anderer Lebensweisen und verschiedenen Alters, wie sie in Projekten der (inter-)kulturellen Bildung gelebt werden kann, wirken Verunsicherungen entgegen, tragen zur Selbstvergewisserung bei und unterstützen die Entwicklung einer eigenen kulturellen Identität.
>> den Wandel gestalten >> potenziale der Kulturellen Bildung nutzen In verbandsinternen Gremien, in Diskussionen ihrer Fachausschüsse und zentralen Arbeitstagungen haben die Mitglieder der BKJ im vergangenen Jahr um ihre Positionen zur Rolle der Kulturellen Bildung gerungen. Hinsichtlich der für einen Jahresbericht bedeutsamen Reflexion kulturpädagogischer Erfahrungen und fachlicher Erkenntnisse werden ausgewählte Passagen des Positionspapiers „Kultur öffnet Welten“ im Folgenden wiedergegeben: >> Die essentielle Freiheit der Bildung Bildung ist mehr als Schule! Doch unter dem Eindruck der Ergebnisse internationaler Bildungsvergleichsstudien wächst der Ökonomisierungsdruck auf die schulische Bildung und die Bildungspolitik reagiert darauf mit der Verstärkung der kognitiven und naturwissenschaftlichen Bildung. Fantasie und Vorstellungskraft als entscheidende subjektive Kreativitätsressourcen für die Bildung vor allem junger Menschen kommen demgegenüber oft zu kurz. Kulturelle Bildung indessen nimmt die essentielle Freiheit der Bildung gegen alle Funktionalisierungen ernst. Indem sie die Balance zwischen Sinneserfahrung und Reflexion sucht, befähigt sie zum kritischen Vergleich, fördert die Urteilsfähigkeit, erweitert die eigene Gestaltungsfähigkeit und eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten. Kulturelle Bildung Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
ist umfassende Bildung, die jeder und jedem Einzelnen den Horizont seiner Möglichkeiten zu erweitern vermag. Insofern hat Kulturelle Bildung die Freiheit nicht nur zur Bedingung, sondern auch die Befähigung zum Umgang mit der Freiheit zum Ziel. >> Gesehen werden: Kulturelle Bildung macht stark Kulturelle Bildung geht immer und überall vom kompetenten Kind, vom kompetenten Jugendlichen aus und traut ihm etwas zu. Nicht alles auf einmal, aber prinzipiell und bei jedem Schritt mit dem Freiraum zur vollen Entfaltung der eigenen Möglichkeiten. Kulturelle Bildung setzt bei den Stärken junger Menschen an, unterstützt sie in der Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gegen Ausgrenzung und Ausschluss von Zukunftschancen. Bildungsgerechtigkeit bedeutet, dass jedes Kind und jeder Jugendliche die Chance erhält, lebensgeschichtlich nicht unter seinen Möglichkeiten zu bleiben und dass es ihm seine Lebensverhältnisse ermöglichen, diese Chance zu nutzen. Deshalb muss die Aufmerksamkeit individuell auf jedes Kind und jeden Jugendlichen gerichtet sein. >> Zu den Erfolgsfaktoren Kultureller Bildung gehört, dass diejenigen, die einmal wertgeschätzt, also gesehen worden sind, nicht mehr übersehen werden können. Es gibt eine beobachtbare Dynamik des Wachsens an immer neuen Aufgaben. Etwas nicht zu können, es dann zu lernen und daran zu wachsen, gehört zu den grundlegenden Erfahrungen kultureller Bildungsprozesse. Und so etwas vergisst man nicht. So ist Persönlichkeitsbildung in und mit den Künsten Sinnressource und Handlungsmotivation. Sie kann jede und jeden zur Verfolgung des individuellen Lebensglücks befähigen. >> Augen öffnen: Zur Bedeutung der Künste und der Medien in der Kulturellen Bildung Kulturelle Bildung ist ganz maßgeblich ästhetische Bildung mit und in den Künsten. Sie basiert auf den unterschiedlichen ästhetischen Erfahrungen, die Menschen in eigener kreativer Gestaltung oder in der aktiven Rezeption von Kunst machen können. Ästhetische Erfahrung ermöglicht es, die Welt neu zu sehen, sie regt die Fantasie an, sie verweist auf zukünftige Erfahrungen und öffnet mit zunehmender ästhetischer Kompetenz neue Handlungsspielräume. In der Ausübung der Künste und ihrer Wahr15
nehmung werden persönliche Erfahrungen möglich, die das Alltagshandeln nicht bietet. So verhilft Kulturelle Bildung mit und in den Künsten zu vielfältigen Erfahrungen: Begegnung mit Fremdem, Lust am Experiment, Aushalten von Ungewissheit oder Offenheit für Neues. Im Experimentierfeld der Künste wird die Welt kritisch mit anderen Augen gesehen, werden Werte und Ideen zur Diskussion gestellt und Weltentwürfe erprobt. Die Künste reflektieren die gesellschaftliche Realität und machen Vorschläge für Veränderungen. Gerade die Distanz zur Welt, die künstlerisches Handeln gewährt, ermöglicht dem Menschen einen Blick auf die Welt, auf sich selbst und sein Verhältnis zur Welt. So können Wertvorstellungen ausgebildet und ethische Prinzipien entdeckt werden. Kulturelle Bildung mit und in den Künsten ermöglicht mithin gesellschaftliche Teilhabe und fördert solidarisches und inklusives Handeln. Die Prinzipien der Künste gehören zu den Grundlagen der Kulturellen Bildung. Daher müssen hergebrachte demonstrative Abgrenzungen zwischen Konzepten und Akteuren der Künste und der Kunstund Kulturpädagogik und die damit verbundenen kategorischen Positionen überwunden und stattdessen die Differenzen zwischen den Handlungsfeldern als produktive Chance begriffen werden. Kulturelle Bildung gelingt da am besten, wo sich die
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Eigenarten der Künste und der Kunst- und Kulturpädagogik gegenseitig sinnvoll ergänzen. Dies gilt auch für das Spannungsfeld zwischen traditionellen Kulturtechniken, Medienkultur und Kultureller Medienbildung: Medien sind Teil unserer Kultur und zugleich Mittler für Kultur jeglicher Art. Ob Musik, bildende Kunst, Theater, Film, Hörspiel, Fotografie – alles wird heute virtuell vernetzt, erweitert und reproduziert, oftmals im Rahmen sozialer Netzwerke und Videoportale in unmittelbarer Regie von Kindern und Jugendlichen. Daraus folgt ein erweiterter und neu gefasster Kulturbegriff, der davon ausgeht, dass durch mediale Kommunikation in Zeiten des Web 2.0 neue Chancen der Teilhabe und Partizipation von Kindern und Jugendlichen erschlossen werden. Persönlichkeitsbildung ist das gemeinsame Ziel aller Aktivitäten Kultureller Bildung. Künstlerisches Lernen bezieht den gesamten Menschen mit seinen ästhetischen, sinnlichen und kognitiven, sozialen und emotionalen Kräften ein und unterstützt ihn in deren Entwicklung. Einen solchen übergreifenden Ansatz verfolgt das Konzept der „Lebenskunst“: Gerade weil die Bildung durch die Künste bestehende Wahrnehmungs- und Deutungsmuster infrage stellt, bewirkt sie die Stärkung des Subjekts und die Befähigung zur persönlichen Sinnstiftung.“ (Positionspapier „Kultur öffnet Welten. Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung. BKJ 2010)
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sCHlussFolgerungen der BKJ >> Für Jugend-, BIldungs- und KulturpolItIK Als Innovationspartner für umfassende Bildungsaufgaben hat es die Kulturelle Bildung ins Zentrum kultur- und jugend-, z.T. auch bildungspolitischer Aufmerksamkeit gebracht. Aber für die Bewältigung neuer Aufgaben durch die BKJ und ihre Mitgliedsorganisationen, für die Sicherung verlässlicher Angebote, Einrichtungen und Infrastrukturen der Kulturellen Bildung braucht es auf der Ebene von Bund, Ländern und Kommunen auch zusätzliche Ressourcen. Besonderen Handlungsbedarf sieht der Dachverband (unter Berücksichtigung auch der Schlussfolgerungen aus den nachfolgenden Kapiteln 2.2 – 2.4) in folgenden Punkten: 1. Wenn Bildung, also Kompetenzen wie Flexibilität, Kreativität, soziales Engagement und Verantwortung, für die Zukunft unserer Gesellschaft für unverzichtbar angesehen werden, dann brauchen die BKJ und ihre Mitglieder öffentliche Förderung und politische Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen dafür, >> dass sie dazu beitragen können, dass jedes Kind und jeder Jugendliche von seinem Recht auf Teilhabe an Bildung und Kultur auch Gebrauch machen kann! Hierzu nötig sind vielfältige Zugangsgelegenheiten zur Kulturellen Bildung, schon von Anfang an. Hierzu gehört entscheidend der Ausbau Kultureller Bildungsgelegenheiten in Kita und Schule. Aber Kinder und Jugendliche brauchen beide Seiten der Bildung: durch die Schule und durch vielfältige Gelegenheiten außerhalb von Schule. Auch die „Freiwilligendienste Kultur und Bildung“ sind nach Auffassung der BKJ ein Baustein in der Bildungskette, den es zu fördern gilt, um gerade die Übergänge zwischen Schule und Beruf zu meistern und ebenso um die ältere Generation zu integrieren und für ein breiteres Angebot an Chancen auf Kulturelle Bildung zu mobilisieren. Letztlich ist die Voraussetzung für individuelle Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit ein dichtes, transparentes und aktivierendes, lokales Bildungsnetzwerk. Aber für deren Mitgestaltung durch die Bildungsakteure aus der Kultur müssen durch Jugend-, Kultur- und Bildungspolitik zusätzliche Ressourcen bereitgestellt werden. Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
2. Wenn die Zukunft unserer Gesellschaft zu Recht mit den Begriffen „älter, bunter, weniger“ beschrieben wird, dann brauchen die BKJ und ihre Mitglieder öffentliche Förderung und politische Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen dafür, >> dass sie die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Alters mit Kunst und Kultur ermöglichen und mit Kultureller Bildung einen Beitrag dazu leisten, dass die Pluralität der Lebensgestaltung und Individualisierung der Lebenslagen nicht als Verunsicherung und Vereinzelung erfahren werden, sondern als Reichtum von Differenz und kultureller Vielfalt. Wichtig hierfür sind u. a. mehr Möglichkeiten im internationalen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch und die Partizipation von kulturpädagogischen Trägern an Förderprogrammen im BMFSFJ zur sozialen, interkulturellen und intergenerativen Integration. Auch die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sollte die BKJ-Akteure dafür fördern, dass sie als außerordentlich aktive dezentrale Mittlerorganisationen für den Schutz kultureller Vielfalt und den Dialog der Menschen über die Grenzen hinweg tätig sind. 3. Wenn die Digitalisierung von Leben und Lernen unsere gesellschaftliche Zukunft ist, dann brauchen die BKJ und ihre Mitglieder öffentliche Förderung und politische Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen dafür, >> dass sie in einer von Medien geprägten Sozialisation mehr Gelegenheiten der Kulturellen Medienbildung schaffen können, damit gerade Kinder und Jugendliche auch in der Lage sind, sich im Web 2.0 und gegenüber einem wachsenden Medienangebot zu behaupten und es sicher, kreativ und kompetent zu nutzen. In einer digitalen Gesellschaft brauchen zudem auch die Fachorganisationen selbst Unterstützung für ihre Partizipation im Netz und für ihre Organisationsentwicklung unter Informations-, Beratungs- und Kommunikationsbedingungen der Digitalisierung und Globalisierung. In ihrem neuen Positionspapier formuliert die BKJ weitergehende Schlussfolgerungen und bezieht 17
damit Stellung zu einzelnen Handlungsnotwendigkeiten und Erwartungen an Politik und öffentliche Verwaltung: // Kulturelle Bildung als Berufs- und Engagementfeld (...) Bei einer Verstetigung der Aufgaben und Ausweitung der Angebote Kultureller Bildung darf der Arbeitsmarkt für Festangestellte und vor allem Honorarkräfte nicht dauerhaft der Sparmentalität einer Projektkultur unterworfen bleiben. Für die heterogenen Berufsfelder Kultureller Bildung wie für die Praxis insgesamt muss eine adäquate Bezahlung sichergestellt werden. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse gefährden die Qualitätssicherung, die Organisationsentwicklung und die Konzepttradition. Für die Ehrenamtlichen und Freiwilligen in der Kulturellen Bildung sind vor allem ihre rechtliche Absicherung, insbesondere für Vereinsvorstände, die Entbürokratisierung, die Sicherstellung von Infrastrukturen für Freiwilliges Engagement, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Förderung einer Anerkennungskultur immaterieller wie geldwerter Leistungen von herausragender Bedeutung. (...) Kulturelle Bildung ist öffentliche Daseinsvorsorge. Eine rein marktmäßige Betrachtung droht, gerade in Zeiten boomender Nachfrage, Infrastrukturen und Bildungsqualitäten zu untergraben. (...)
// Kulturelle Bildung als Querschnittsaufgabe Die Entwicklung und erfolgreiche Ausgestaltung von Kultureller Kinder- und Jugendbildung als Querschnittsaufgabe erfordert die Abstimmung und Vernetzung aller relevanten Politikfelder (vor allem Jugend- und Sozialpolitik, Kulturpolitik, Bildungspolitik) auf allen politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen). Hierzu gehören insbesondere: >> die Absicherung der Funktionsfähigkeit von Trägern und Einrichtungen, Angeboten und Programmen Kultureller Bildung durch Fördergesetze in den Ländern im Sinne einer durchgängigen landesrechtlichen Operationalisierung des im KJHG festgelegten Gestaltungsauftrags der Länder. >> die Selbstverpflichtung von Bund und Ländern zu angemessenen ordnungspolitischen Regelungen für Kommunen im Nothaushalt. Diese müssen durch Öffnungsklauseln befähigt werden, die Finanzierung freiwilliger Leistungen für Bildung und Kultur auch zu Lasten von Pflichtleistungen sicherzustellen. >> die Gewährleistung der kommunalen Handlungsfreiheit von Städten, Kreisen und Gemeinden zur Erfüllung von Aufgaben Kultureller Bildung. Dies erfordert die auskömmliche Gemeindefinanzierung durch Bund und Länder sowie die Garantie, dass Aufgabenzuweisungen ausreichende Mittelzuweisungen gegenüberstehen (Konnexitätsprinzip). (...) // Kulturelle Bildung als Handlungsauftrag In den schwierigen kommunalen Haushaltslagen ist die gemeinschaftliche Verantwortung für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen verstärkt gefordert. Bund, Länder und Kommunen sind gemeinsam in der Pflicht, den Bestand von Angeboten und die Handlungsfähigkeit von Einrichtungen der Kulturellen Bildung zu gewährleisten. (...) Die Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ hat in ihrem Abschlussbericht (2007) eine Reihe von Handlungsempfehlungen zur Kulturellen Bildung ausgesprochen, die geeignet sind, das Umsetzungsproblem der Kulturellen Bildung für wesentliche Bereiche zu lösen. Diesen Empfehlungen müssen auch Taten folgen.“
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zu diesen schlussfolgerungen und Handlungskomplexen wird die BKJ auch zukünftig den dialog mit trägern, politik, Öffentlichkeit und Verwaltung auf Bundes-, länder- und kommunaler ebene suchen, um dem unhintergehbaren Anspruch Kultureller Bildung für alle Kinder und Jugendlichen Profil und Wirkungsmacht zu verleihen. Der BKJ-Vorsitzende, Gerd Taube, ist nach all den Diskursen und Erfahrungen des Jahres 2010 der Meinung: „Flagge zeigen >> für Kulturelle Bildung!“ sollten die politisch Verantwortlichen in der Jugend-, Kulturund Bildungspolitik insbesondere im Hinblick auf folgende vier Punkte: 1. es fehlt an reichweite: Vom Ziel kultureller Bildungsvielfalt für alle Kinder und Jugendlichen sind wir noch weit entfernt. 2. es fehlt an ausgewogenheit: Der potentielle Beitrag Kultureller Bildung zur Herstellung der grundgesetzlich gebotenen gleichwertigen Lebensverhältnisse ist erst in Ansätzen erkannt, geschweige denn umgesetzt. 3. es fehlt an zukunftssicherheit: Die vorhandenen Infrastrukturen Kultureller Bildung sind großenteils unzulänglich ausgestattet und gesichert, Innovationsfelder erst in Ansätzen erschlossen. 4. es fehlt an abstimmung und durchlässigkeit: Weder in der Förderlogik, noch in der Praxis vor Ort, noch im Berichtswesen ist derzeit eine hinreichende Verzahnung erkennbar.
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>> Wer Integration und Bildung verbessern will, der muss in die Kulturelle Bildung investieren! (BKJ-Mitgliederversammlung am 9. Oktober 2010) Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (BKJ) appelliert an die Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik des Bundes, kulturelle Vielfalt zu unterstützen, Bildung für alle zu verbessern und nicht an der Kulturellen Bildung zu sparen. Die Fachorganisationen in der BKJ und ihre Angebote in Bibliotheken und Museen, Theatern, Zirkus, Orchestern und Chören, Spielmobilen, Musikschulen und Jugendkunstschulen, Tanzund Medienprojekten u. v. m. sichern kulturelle Vielfalt und schaffen verbesserte Bildungsund Integrationschancen. Kulturelle Bildung ist Daseinsvorsorge, die die Lebensqualität von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erhöht und soziale Verantwortung stärkt. Wenn über den Bundeshaushalt 2011 verhandelt wird, dann muss klar sein: Wer bei Jugend und Kultur spart, der schadet auch der Bildung und der gefährdet soziale und kulturelle Inklusion! Die Strukturen der Kulturellen Bildung brauchen gesicherte Rahmenbedingungen, um Prozessen der sozialen und kulturellen Exklusion mit ihren Angeboten mehr entgegensetzen zu können. Sie protestieren gegen einen Sozialstaatsumbau, der Benachteiligte in unserer Gesellschaft noch mehr ins Abseits stellt und das Menschenrecht auf Bildung und Teilhabe am kulturellen Leben missachtet. „Jugend fördern, Kultur fordern!“, so definiert die BKJ, der Dachverband von 55 Fachorganisationen der Kulturellen Bildung, seine Erwartung an die Jugend-, Bildungs- und Kulturförderung. Die Angebote Kultureller Bildung sind keine freiwilligen Aufgaben eines Sozialstaates! Die BKJ sieht die öffentliche Kultur-, Jugend-, Sozial- und Bildungspolitik in der Verantwortung, mit dem Ausbau Kultureller Bildung zu sozialer Integration und Teilhabegerechtigkeit beizutragen und in den Haushaltsverhandlungen 2011 die förderpolitischen Voraussetzungen hierfür zu schaffen.
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zukunftsfähig Handeln >> Kulturelle Bildung für nachhaltige entwicklung Angesichts aktueller globaler Ereignisse und geseschaftlicher Veränderungen – wie Atom- und Umweltkatastrophen, Klimawandel, Finanzkrise, demographischem Wandel und Migration – rückt die Frage einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung immer stärker in den Fokus. Um dieser Herausforderung begegnen zu können, muss ein tiefgreifender Wandel in Denk- und Handlungsmustern, Planungs- und Entscheidungsprozessen stattfinden. Dabei werden soziale Kompetenz, neue Lern- und Wahrnehmungsformen sowie das mehrperspektivische Betrachten immer wichtiger. Die Kulturelle Bildung kann dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Die BKJ setzt sich deshalb aktiv für eine „Kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ein. Diese hat zum Ziel, mit Methoden der Kulturellen Bildung Menschen zur aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen, sozial gerechten und kulturell vielfältigen Lebenswelt zu befähigen. Im Verständnis der BKJ ist die nachhaltige Entwicklung dabei nicht etwa als ein Thema zu verstehen, sondern vielmehr als langfristige Querschnittsaufgabe, dass in der Projektplanung, Durchführung und Reflexion sowie in der Organisationsentwicklung mitgedacht werden muss. Im Jahr 2010 hat sich die BKJ im Bezug auf diese neue Querschnittsaufgabe mit anderen Bildungsakteuren besser vernetzt und an zentralen Tagungen und Arbeitsgruppen im Bildungsbereich
für eine „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ teilgenommen: // runder tisch der un-dekade Bildung für nachhaltige entwicklung, 8. und 9. November 2010 in Hamburg; // Mitwirkung in der ag außerschulische und Weiterbildung (im Rahmen des Runden Tisches), Arbeitsschwerpunkt war die Erarbeitung eines Papiers zur Partizipation von Jugendlichen aus benachteiligten Lebenslagen im Kontext von BNE; // arbeitskreis Internationale Jugendarbeit und Bne // Juryvertretung bei dem Wettbewerb „Entdecke die Vielfalt!“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für den Schwerpunktbereich „Kreativ kommunizieren“. Darüber hinaus wurde eine erste BKJ-Tagung unter dem Titel: „Zukunft ist jetzt! Kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutsch-polnischen Jugendaustausch“ zur Sensibilisierung der Fachkräfte des internationalen Jugendkulturaustausches zur Verknüpfung von Kultureller Bildung und BNE vorbereitet, die im Februar 2011 stattfand. Die Aufgabe einer verstärkten Diskussion des Bildungskonzept BNE im Feld der Kulturellen Bildung und im Mitgliederspektrum sowie eine langfristige Verankerung und Sichtbarmachung der Chancen einer Kulturellen Bildung für nachhaltige Entwicklung sind wichtige Ziele für das Jahr 2011 und 2012.
2.2 teIlHaBeCHanCen VerBessern >> Flagge zeIgen Für „Kultur maCHt sCHule“ // Bildungserfolg und „lebenskunst lernen“ fördern // anregungen für Kooperationen mit der formalen Bildung // Initiativen für Kulturelle schulentwicklung und lokale Bildungslandschaften
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Spiel und Kunst. So formuliert es die UN-Kinderrechtskonvention. Die PISA-Daten und andere Studien jedoch belegen: für zu viele Jugendliche und Kinder in Deutschland ist Teilhabe an Kultur und Bildung nicht gegeben. Damit Kinder und Jugendlich ihr Recht auf kulturelle Teilhabe wahrnehmen können, und damit sie zukünftig Verantwortung übernehmen können, brauchen wir bereits heute eine neue Kultur des Lernens und Lehrens. Die Verbindung von kognitiven und künstlerisch-ästhetischen Lernwegen – u.a. eine zentrale Forderung der UNESCOWeltkonferenz für Kulturelle Bildung im Mai 2010 in Seoul – vermittelt Kindern und Jugendlichen Voraussetzungen für eine kreative, selbständige und verantwortungsbewusste Lebenskunst. Neben dem Recht auf eine schulische Förderung kognitiver Kompetenzen, muss deshalb gerade in Zeiten rasanter gesellschaftlicher Veränderungen das Recht von Kindern und Jugendlichen auf kulturelle Teilhabe in Form eigener künstlerisch-ästhetischer Praxis und Rezeption berücksichtigt werden. Das verlangt auch andere und mehr strukturelle Zugänge zu Bildungsgelegenheiten. Ein wesentlicher Schlüssel umfassender Bildung und kultureller Teilhabegerechtigkeit liegt deshalb im Ausbau der Bildungskooperationen von Jugendhilfe, Schule und Kultur. In den letzten Jahren ist daher eine vielfältige Praxis kulturell-künstlerischer Kooperationsprojekte von Einrichtungen der Kulturellen Kinderund Jugendbildung mit Schulen entstanden. Ob im offenen Ganztag, im Fachunterricht, in AGs, Projekten und Werkstätten: Kulturelle Bildung ist ein wichtiger Bestandteil ganztägiger Bildung. Fast alle BKJMitglieder sind im Arbeitsfeld „Kultur macht Schule“ aktiv und stehen für kontinuierliche Qualitätsentwicklung kultureller Bildungsangebote in, an und mit Schulen. Mit ihrem Geschäftsbereich „Kultur macht Schule“ begleitet die BKJ den Ausbau und die Qualitätsentwicklung von Kultureller Bildung in Schulen. Die Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen ist für die BKJ-Fachorganisationen der Kulturellen Bildung zu einem zentralen Arbeitsfeld geworden. Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kultureller Bildung bietet große Potenziale für mehr Teilhabegerechtigkeit und umfassende Bildung. Nur wenn schulische Lernformen mit nicht-formaler und informeller Bildung sinnvoll zu einem ganzheitlichen Angebot zusammengeführt werden, kommen auch außerschulische Arbeitsformen und Handlungsprinzipien in der Ganztagsbildung zum Tragen. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Bildungsorte und Lernwelten ermöglicht eine umfassende Förderung kultureller, instrumenteller, sozialer und personaler Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen.
aktivitäten >> Fachstelle Kultur macht schule Mit Unterstützung des Bundesjugendministeriums konnte die BKJ im Februar 2010 die „Fachstelle Kultur macht Schule“ einrichten und ihre bundesweiten Aktivitäten im Querschnitt der Bereiche Jugend, Kultur und Schule damit erheblich ausbauen. Ziel der Fachstelle ist es, den Ausbau umfassender lokaler Bildungslandschaften zu befördern, den Bildungswert von dritten Lernorten neben Schule und Familie zu betonen und Kulturelle Bildung nachhaltig in Familien, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfe und Kulturförderung zu ermöglichen. Denn nur im Verbund mit allen Bildungspartnern im Rahmen von kommunal gut abgestimmten Gesamtkonzepten aus Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangeboten kann eine bessere Ausrichtung auf Lebenslagen und -situationen von Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Als bundesweite Fachstelle steht „Kultur macht Schule“ für eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung kultureller Bildungsangebote an Schulen. Sie bietet Gelegenheiten für den Fachaustausch und die bundesweite Vernetzung von Praxis, Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus den Bereichen 23
Jugend, Kultur und Schule. Die Fachstelle versteht sich dabei als Knotenpunkt, der Fachimpulse aufgreift und ressort- und länderübergreifend kommuniziert. Raum für Fachaustausch und Vernetzung bieten: // das Online-Fachportal www.kultur-macht-schule.de // Publikationen // Kongresse und Fachveranstaltungen // der Wettbewerb MIXED UP // die MIXED UP Akademie mit Qualifizierungsangeboten und Expertenrunden // der bundesweite Fachausschuss „Kultur macht Schule“ // Mailings und ein regelmäßiger Newsletter Eine weitere wichtige Aufgabe der Fachstelle liegt in der wissenschaftlichen Auswertung von Praxisentwicklung und Vernetzungsstrukturen. Seit Jahren spiegeln die Beiträge zum Wettbewerb MIXED UP die bundesweite Entwicklung der Kooperationspraxis. Eine wissenschaftliche Auswertung der Konzepte und Daten zum Wettbewerb untersucht die Wechselwirkungen zwischen Rahmenbedingungen in den Ländern bzw. Kommunen und der Praxisqualität vor Ort und lässt fachliche und politische Rückschlüsse zu. Positionierungen, Forderungen und Publikationen erhalten mit den Evaluationsergebnissen eine fundierte Grundlage.
Kultur macht schule in den Bundesländern 16 Länder, 16 Konzepte – unter diesem Motto macht es sich die BKJ-Fachstelle „Kultur macht Schule“ zur Aufgabe, die Rahmenbedingungen für Kooperationen und Entwicklungen im Themenfeld „Kulturelle Bildung an Schulen“ der einzelnen Bundesländer zu bündeln. Das Online-Fachportal kultur-macht-schule.de stellt ländersynopsen in Form eines Tools zur Verfügung, in dem alle wichtigen Informationen, Links, Tipps und Ansprechpartner aller 16 Bundesländer übersichtlich bereit stehen. Die Ländersynopsen wurden 2010 in einem aufwendigen Rechercheverfahren ausgearbeitet und nutzerorientiert aufbereitet. Mit Broschüren zu den Bundesländern Hessen, Bayern und Brandenburg ist 2010 außerdem die Publikationsreihe „Kultur macht Schule in... “ gestartet.
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>> mIXed up akademie Die MIXED UP Akademie ist ein im Rahmen der Fachstelle „Kultur macht Schule“ neu entwickeltes Format, das via Qualifizierungsmaßnahmen und Vernetzungsplattformen Anregungen für die Kooperationspraxis „Kultur und Schule“, für Kulturelle Schulentwicklung und für lokale Bildungslandschaften gibt und deren Entwicklung unterstützt. Mit diesen Zielstellungen begreift sich die MIXED UP Akademie als sparten-, themen- und ressortübergreifendes Angebot, das sich an alle Fachkräfte und Entscheidungsträger wendet, die das Angebot Kultureller Bildung an, in und mit Schule verbessern möchten. Sie bezieht dabei die lokale, regionale, Landes- und Bundes- sowie die internationale Ebene ein. Die MIXED UP Akademie nutzt die im Praxisfeld Kultureller Bildung bereits vorhandenen Erfahrungen, um für Kinder und Jugendliche umfassende Bildungs- und Teilhabeprozesse in Zusammenarbeit mit Schule zu ermöglichen. Sie nutzt das darin liegende Potenzial für die Weiterentwicklung des Lernortes Schule sowie von Bildungslandschaften und Netzwerken und deren Anreicherung mit Kultureller Bildung. Aufgabe der BKJ ist dabei v. a. die Identifizierung, Kommunikation und Transferierung beispielhafter Modelle sowie die Beförderung des bundesweiten Diskurses, auch mit den jeweils zuständigen Partnern in der Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik. Eine erste zentrale Workshopreihe mit fünf Werkstätten, die am 26. Oktober 2010 in Berlin stattfand, bildete den Auftakt zur MIXED UP Akademie: // „Von Projekten zu Strukturen: Wie setzen wir langfristige Kooperationen zwischen Schule und Kultur um?“ // „Auf dem Weg zum Kulturprofil: Wie entwickeln Schulen einen kulturellen Schwerpunkt?“ // „Lokale Bildungsnetzwerke mit Kultur gestalten: Wie vernetzen sich Schulen und Kulturträger in der Kommune?“ // „Die Kunst der Kommunikation: Wie können Moderationsprozesse Kooperationsbeziehungen unterstützen?“ // „Der Blick über den Tellerrand: Welche Impulse geben unsere europäischen Nachbarn?“
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mIXed up akademie-auftaktveranstaltung Im Oktober 2010 lud die Fachstelle im Rahmen der MIXED UP Akademie-Auftaktveranstaltung Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung und Verbänden zu einem „länderforum“ ein. Ziel war es, gemeinsam herauszuarbeiten, welche Modelle und Ansätze für landesweite Vernetzungsstellen bereits umgesetzt werden. Darüber hinaus wurde beleuchtet, welche Rahmenbedingungen nötig und welche Transfermöglichkeiten für gelungene Aktivitäten möglicherweise gegeben sein könnten. Besonders in den Fokus gerückt wurden dabei die Aktivitäten des „Modelllandes Kulturelle Bildung Nordrhein-Westfalen“. Als eines der wesentlichen Ergebnisse kristallisierte sich im Laufe der Diskussion heraus, dass die Grundvoraussetzung für gelingende Netzwerkinitiativen (dies gilt für die Landeswie für die kommunale Ebene) die erfolgreiche Einbindung aller „Stakeholder“ ist. Nur wenn die wichtigsten Vertreter/innen der Bereiche Bildung, Erziehung und Betreuung aus Politik, Verbänden und Verwaltung als Mitinitiatoren gewonnen werden, stehen die Chancen gut, dass politischem Goodwill auch konkrete Handlungsschritte folgen.
Wie groß der Bedarf an Qualifizierung und Vernetzung ist, verdeutlicht der große Anklang der Angebote der MIXED UP Akademie. Mit der Akademie wurde ein modernes Format geschaffen, das den Zielen, Inhalten und Bedürfnissen der Fachkräfte und des Themenfeldes „Kultur macht Schule“ entspricht. Dabei kann die Akademie einerseits eine von der lokalen bis hin zur internationalen Ebene reichenden Impulsrolle übernehmen, sie kann aber auch – über aufbauende Module oder die langfristige Verfolgung von Themen – besonders wichtige Diskurse nachhaltig gestalten.
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anerkennung und Finanzierung, Fachtagung und Fortbildung – zwei Formate der mIXed up akademie „Welche Anerkennung braucht der Mensch? Lernorte und Anerkennungsformen mit kultureller Bildung gestalten“ – dieser Themenstellung stellte sich eine Fachtagung, die am 8. und 9. Dezember 2010 in Leipzig in Kooperation mit der LKJ Sachsen stattfand. Die Vorträge, Impulse und Diskussionen beschäftigten sich mit neuen Lern- und Bewertungs-/ Anerkennungsformen, um Kindern und Jugendlichen die Potenziale Kulturelle Bildung in und mit Schule zugänglich zu machen. Die Gruppe aus 40 Teilnehmer/innen, die sich aus Lehrer/innen, Kulturpädagog/innen, Künstler/innen und Kulturmanager/innen zusammensetzte, konnte über zwei Tage sehr konzentriert eine Vision einer Schulkultur entwickeln, die gegenüber den Schüler/innen, Lehrer/innen und außerschulischen Partnern eine wertschätzende und stärkenorientierte Haltung vertritt. Die Fortbildung „Ohne Moos nix los!? Finanzierungsmöglichkeiten für Kooperationen von Kultur und Schule“, am 13. Dezember 2010 in Hannover in Kooperation mit der LKJ Niedersachsen, hielt grundlegende Impuls-Vorträge bereit. Daneben wurde in Arbeitsgruppen die Fundraising-Kompetenz der Teilnehmer/innen und das Know-How rund um das Thema Stiftungen (weiter)entwickelt. Über 60 Teilnehmer/ innen nahmen sehr interessiert und dankbar auf, dass dieser neuralgische Punkt – die Finanzierung von Kooperationen, die ja erst einen inhaltlichen Diskurs und Praxisprojekte ermöglichen – nicht nur abstrakt debattiert wurde, sondern mit konkreten Methoden und Tools, Hinweisen und Empfehlungen praxisnah untersetzt wurde. Dokumentation und Inputs der Veranstaltungen stehen auf www.kultur-macht-schule.de zur Verfügung.
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>> der Wettbewerb mIXed up Im Rahmen der Aktivitäten der Fachstelle „Kultur macht Schule“ stellt der Wettbewerb MIXED UP einen zentralen Baustein dar. Seit 2005 bewährt sich der bundesweite Wettbewerb für Kooperationen zwischen Kultur und Schule als öffentlichkeitswirksames Qualitätsentwicklungsinstrument für Kulturelle Bildung an Schulen. Durch die Einrichtung der Fachstelle hat auch MIXED UP eine Aufwertung erfahren: seit 2010 wird er als gemeinsamer Wettbewerb der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung und des Bundesjugendministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgelobt. Die finanzielle Ausstattung wurde auf 15.000 Euro jährlich erhöht und ermöglicht die Vergabe von nunmehr sechs Kulturpreisen in Höhe von je 2.500 Euro. Dieser Ausbau unterstreicht die jugendpolitische Relevanz von Bildungslandschaften: Die Gestaltung und sozialräumliche Vernetzung des Lernortes Schule ist zentrales Aufgabenfeld (auch) der Jugendpolitik. „Durch Zusammenarbeit gewinnen!“ Unter diesem Motto hat sich der bundesweite Wettbewerb dem Leitziel verschrieben, die Zusammenarbeit zwischen Jugendarbeit, Kultur und Schule zu fördern und die Voraussetzungen für ganzheitliche Bildung und umfassenden Kompetenzerwerb mit Kunst und Kultur zu verbessern. MIXED UP will Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und mehr Teilhabegelegenheiten an kulturellen Bildungsangeboten schaffen. Die Ausschreibung richtete sich – wie in vergangenen Jahren – an Kooperationsteams aus Kulturpartnern und Schulen, die sich gemeinsam für mehr Kulturelle Bildung an und mit Schule engagieren. Bewerben konnten sich sowohl die kulturellen Partner (sämtlicher Sparten) – Einrichtungen, Vereine und freiberufliche Akteure der Kulturellen Bildung – sowie die beteiligten Schulen. Die Form der kooperierenden Schule war nicht festgelegt. In Frage kamen alle Formen allgemein- und berufsbildender Schulen: Grund-, Haupt-, Förder,- Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien und Berufsschulen in ganztägiger und halbtägiger Organisationsform. Ausgezeichnet wurden laufende und abgeschlossene Kooperationen.
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Mit den Vergabekriterien setzten die Veranstalter einen Fokus auf: >> Kooperationen mit Modellcharakter, die zeigen, wie Kultur und Schule nachhaltig gut zusammenarbeiten können >> Kooperationen, die den Lernort Schule weiterentwickeln, innovative künstlerische Lern- und Lehrformen in die Schule integrieren und zur Vielfalt von Bildungsorten und Bildungssituationen beitragen >> Kooperationen für ganzheitliche Bildung, die Kindern und Jugendlichen Gelegenheit zu künstlerischem Schaffen bieten und zu umfassendem Kompetenzerwerb und Persönlichkeitsbildung beitragen >> Kooperationen, die die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellen, sich durch subjektorientierte Arbeit auszeichnen und Bildungsprinzipien wie Partizipation, individuelle Förderung, soziale Integration und Chancengerechtigkeit umsetzen >> Kooperationen mit Netzwerkcharakter, die Netzwerke bilden und den Austausch und die Zusammenarbeit mit weiteren Bildungspartnern aus dem Sozialraum der Schule pflegen Einer der insgesamt sechs anerkennungspreise 2010 wurde als Sonderpreis „Grenzgänger“ verliehen. Damit ging MIXED UP noch einen Schritt weiter in Richtung Grenzüberschreitung: Die Ausschreibung richtete sich an international vernetzte Kooperationsteams, die Jugendlichen internationale Begegnungserfahrungen ermöglichen und dabei künstlerische Inhalte und Methoden in den Mittelpunkt stellen. Für den Sonderpreis konnten sich deutsche Kooperationsteams bewerben, die aus mindestens einem schulischen Partner und einem Träger der Kulturellen Bildung bestehen und mit einer (oder mehreren) internationalen Partnerorganisation oder -schule zusammenarbeiten. Das Grenzgänger-Profil wird die Fachstelle Kultur macht Schule auch über den Wettbewerb hinaus beschäftigen – sei es in Form von internationalen Tagungen oder im Rahmen der MIXED UP Akademie. Die Auswahl der sechs Preisträgerteams 2010 erfolgte im Rahmen einer Sitzung der MIXED UP Jury am 14. September. Die Fachjury 2010 bestand aus Vertreter/innen der Praxis (Sabine Ahrens-Nebelung,
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Louise Schroeder Schule, Hamburg; Alexander Wenzlik, Pädagogische Aktion/Spielen in der Stadt e. V., München) und Wissenschaft (Prof. Dr. OlafAxel Burow, Universität Kassel), des BKJ-Vorstands (Lutz Lienke, LAG Jugendkunstschulen, Berlin und Bettina-von-Arnim-Schule, Berlin; Insa Lienemann, Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung Niedersachsen e. V., Hannover) der Politik (Julia Hiller, BMFSFJ, Referat 502 KJP-Förderung, Partizipation – außerschulische Bildung) sowie der Schülerin Josefine Berkholz. „Grenzgänger: Kultur macht Schule“ – so lautete schließlich das Motto des Fachforums, das am 25. Oktober 2010 im Podewil Berlin stattfand und neben Fachvorträgen und Podiumsbeiträgen auch die diesjährige MIXED UP Preisverleihung integrierte. Im gut gefüllten Theatersaal des GRIPS Theaters überreichte Staatssekretär Hecken
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(BMFSFJ) die Urkunden an die diesjährigen Preisträger, die den Weg zu mehr Kultureller Bildung an und mit Schule erfolgreich beschritten haben. Mit über 370 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet und aus allen Kultursparten hat der Wettbewerb MIXED UP 2010 einen deutlichen Zuwachs erfahren. Gezielte Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit haben dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad des Wettbewerbs zu steigern. Auch das qualitative Niveau zahlreicher Wettbewerbsbeiträge zeigt, dass die umfassenden Qualitätsdiskurse der vergangenen Jahre Wirkungen erzielen und vielfältige Früchte auf der Praxisebene hervorbringen. Die Datenbank für gelungene Kooperationen (Projektrecherche auf www.kultur-macht-schule.de) sowie die Website www.mixed-up-wettbewerb.de mögen diesbezüglich einen vertiefenden Einblick verschaffen.
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dIe mIXed up preIsträger 2010 somos – Wir sind! // sonderpreis grenzgänger Eine Kooperation der Willy-Brandt-Gesamtschule Köln-Höhenhaus und dem Städtepartnerschaftsverein Köln-Corinto/ El Realejo e. V. Willy-Brandt-Gesamtschule Köln-Höhenhaus >> www.wbgs-koeln.de Städtepartnerschaftsverein Köln-Corinto / El Realejo e. V. >> www.koeln-corinto.de
elementanz Eine Kooperation der Marktschule Bremerhaven und des Tanzpädagogischen Projekts SchulTanz (TAPST) Markstschule Bremerhaven >> www.marktschule.bremerhaven.de afz/TAPST >> www.tapst.de
poetischer stadtteil – alle tage ein gedicht Eine Kooperation der Schule Arnkielstraße und des Bürgertreffs Altona Nord Schule Arnkielstraße >> www.altona-arnkiel.info Bürgertreff Altona Nord >> www.buergertreff-altonanord.de
audioguide von Jugendlichen für Jugendliche Ein Kooperationsprojekt der Reformschule Kassel, der Stiftung Zuhören und vielen weiteren Partnern Reformschule Kassel >> www.reformschule.de Stiftung Zuhören >> www.stiftung-zuhoeren.de Susanne Holbein/Projektleitung >> www.susanne-holbein.de
manege frei! schüler bilden zukunft Eine Kooperation zwischen dem Zirkus Giovanni des Don Bosco Jugendwerks Bamberg, der Dr. Ursula Schmid-Kayser Stiftung und der Hugo-von-Trimberg Schule Zirkus Giovanni >> www.zirkusgiovanni.de Don Bosco Jugendwerk Bamberg >> www.donboscobamberg.de Dr. Ursula Schmid-Kayser Stiftung >> www.schmid-kayser-stiftung.de Hugo-von-Trimberg Schule >> www.trimbergschule.de
einWanderHaus Eine Kooperation von gGmbH Bremen mit verschiedenen Grundschulen, weiterführenden Schulen, der bremer shakespeare company und dem Übersee-Museum Bremen QUARTIER gGmbH >> www.quartier-bremen.de >> www.einwanderhaus.quartier-bremen.de
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aKtIVItäten und erKenntnIsse >> leBensKunst lernen! mit Kultureller Bildung auf dem Weg zu mehr teilhabegerechtigkeit Mit dem Lernziel Lebenskunst treffen die Träger der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung auf ein schulisches Bildungssystem, das aktuell vor der Anforderung steht, eine weitaus flexiblere individuelle Förderung der Jugendlichen und Kinder zu ermöglichen, als dies bisher der Fall ist. Wollen die Schulen zukünftig ihren Bildungsauftrag wirksam erfüllen können, dann müssen sie sich vermehrt an den biografischen, sozialen und kulturellen Ressourcen und Bedürfnissen der Lernenden orientieren. Auf dem Weg zu einer neuen Lernkultur für alle Kinder und Jugendlichen kann sich die Zusammenarbeit von Kultur und Schule daher nicht mehr allein auf Fragen nach einer gelungenen Kooperation beschränken. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen muss gefragt werden, welchen Beitrag die Kulturelle Bildung zu notwendigen Umstrukturierungen im schulischen Bildungssystem leisten kann. In der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung und in der Schule hat sich deshalb ein gemeinsames Interesse entwickelt, bisher unverbundene Arbeitsansätze – ganz im Sinne einer gerechten Kultur des Aufwachsens – stärker aufeinander zu beziehen und damit Jugendlichen und Kindern verbesserte Ausgangsbedingungen für eine gelungene Bildungsbiografie und die Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu bieten. Bereits 2007 machte sich daher die BKJ mit einem neuen Modellprojekt (Laufzeit: 20072010) auf den Weg. Unter dem Titel „Lebenskunst lernen – Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“ lautete das Ziel, die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit von Kunst und Kultur für Jugendliche und Kinder in benachteiligten Lebenslagen zu verbessern und vor allem Schulen aus dem unteren Bildungsbereich für kulturelle Bildungspartnerschaften zu gewinnen. Eine Innovationswerkstatt aus 16 Modellstandorten bildete das Feld einer Praxisforschung, in die die Perspektiven und Kompetenzen sowohl von Schulpädagog/innen, Schulleiter/innen sowie von Fachkräften der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung einfließen konnten. Der moderierte Prozess interdisziplinärer Praxisentwicklung zentrierte sich um die Fragestellung nach geeigneten Rahmenbe-
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dingungen für die Entwicklung teilhabegerechter Schulkulturen und wurde durch die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg begleitet. Die pädagogische Erkenntnis, dass Bildung eine Koproduktion vieler Akteure ist, die deshalb eine „Verantwortungsgemeinschaft“ bilden sollen, hatte die (organisatorische) Erkenntnis zur Folge, dass die Schule nicht nur in kommunale Netzwerke eingebunden ist, sondern dass die Schule vieldimensional als Behörde, als pädagogische Institution, als Betrieb, als Treffpunkt von Jugendlichen, als Teil einer Kommune, eines Bezirks, eines Bundeslandes, einer spezifischen Gesellschaft, als Teil eines geordneten Bildungs- und Erziehungssystems etc. verstanden werden muss. Für die gemeinsame Entwicklung einer neuen Lernkultur – das zeigte im Modellprojekt u.a. die Befragung von über 600 Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Lehrerinnen und Lehrer - muss die Kulturelle Bildung ihr Instrumentarium dahin gehend schärfen, dass wir besser in der Lage sind, das Handeln der sich in Schule bewegenden Menschen als organisatorisch und sozio-rituell gefasste Lernkultur beschreiben und nachvollziehen zu können. Die Perspektive auf eine neue Lernkultur darf sich deshalb nicht lediglich auf die bessere Integration von Kulturprojekten in Schulen konzentrieren. Sie muss sich auf die Weiterentwicklung aller Ebenen einer Schule beziehen: Auf Lehr- und Lernsituationen, auf Handlungsorientierungen für den „geheimen Lehrplan“, organisatorische und strukturelle Rahmenbedingungen sowie auf gelebte Haltungen und Werte. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen muss vermehrt nach dem Beitrag der Kulturellen Bildung zu den notwendigen Umstrukturierungen in den Schulen gefragt werden. Diese Anforderung hat auch die zweite UNESCO-Weltkonferenz für Kulturelle Bildung in Seoul (Korea) im Mai 2010 in ihrer Agenda als eines der Entwicklungsziele für die Kulturelle Bildung festgehalten. Deshalb hat sich das Modellprojekt „Lebenskunst lernen“ von Beginn an auch mit Fragen der Schulentwicklung auseinandergesetzt. Ein zentraler Auftrag des Modellprojekts lautete daher, Voraussetzungen zu ermitteln, wie der Mehrwert kultureller Angebote für das Lernen in den Schulen besser
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erschlossen werden kann. Die strikte Parallelisierung der individuellen und der organisationalen Entwicklung zeigte sich als der zentrale Schlüssel, um die Veränderbarkeit einer Schule gemäß der Bedürfnisse ihrer Mitglieder zu erhöhen und eine neue Schulkultur zu erreichen, in der Angebote der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung um ein Vielfaches besser und nachhaltiger ihre Wirkung entfalten können. Die Begleitung von Schulen auf dem Weg zur „Kulturschule“ und die Aufgabe „Kultureller Schulentwicklung“ wird die nächste zentrale Herausforderung sein, um der Kulturellen Bildung in ihrer sozialen Dimension noch mehr Gewicht zu geben. So wie es gilt, die Schule in ihren unterschiedlichen Ebenen wahrzunehmen, so gilt es das Vorhaben einer Kulturellen Schulentwicklung immer in einer Gesamtperspektive zu erfassen: Lebenskunst lernen steht in Abhängigkeit zu den Rahmenbedingungen und Bildungsqualitäten in der individuellen Lehr-/Lernsituation, den Institutionen, in denen Lernen stattfindet, den kommunalen, landes- und bundespolitischen Regelungen sowie einer entsprechenden Fachlichkeit und Theoriebildung. Dieser Zusammenhang findet im Qualitätstableau der BKJ für Kulturelle Schulentwicklung eine strukturierte Darstellung (siehe www.kultur-macht-schule.de). Es wird deutlich, dass Kulturelle Schulentwicklung ein Baustein für eine teilhabegerechte Bildungslandschaft ist, der bisher fehlte. Eine der zentralen Aufgaben besteht nun darin, ausgehend von den Ergebnissen des Modellprojekts „Lebenskunst lernen“ eine Methodologie zu entwickeln, die es Schulen ermöglicht, kulturell-ästhetische Praxis nachhaltig zum leitenden Prinzip ihres Schullebens machen zu können.
abschlusstagung alle Im Boot!? Kultur und schule auf dem Weg zu mehr teilhabegerechtigkeit Mehr Chancen durch Kulturelle Bildung – So lautete das Ziel des Modellprojekts. 200 Vertreter/ innen aus Kultur, Schule, Politik und Wissenschaft waren zum Abschlusskongress am 11. und 12. Juni 2010 der Einladung der BKJ nach Berlin gefolgt. Im Mittelpunkt standen neben der Präsentation der Ergebnisse des Modellprojekts die Fragen: Welche Voraussetzungen müssen Konzepte Kultureller Bildung in Schulen mitbringen, damit Sie kein Kind zurücklassen? Was steht der Förderung von Teilhabegerechtigkeit in Schule und Gesellschaft entgegen? Wie können mit Kunst und Kultur Qualitäten einer Schule der Teilhabe wirksam umgesetzt werden? Das Konzept „Kulturelle Schulentwicklung“ als Weg zu mehr Chancen durch Kulturelle Bildung für alle Kinder und Jugendlichen wurde von den Referent/innen und Tagungsteilnehmer/innen deutlich bestärkt.
abschlussbuch: lebenskunst lernen in der schule – mehr Chancen durch Kulturelle schulentwicklung! Unter diesem Titel beleuchtet die Abschlusspublikation des Modellprojekts den Beitrag Kultureller Schulentwicklung zu einer teilhabegerechten Lernkultur. Das Buch stellt weiterführende Überlegungen vor, wie in den Schulen konzeptionelle und strukturelle Voraussetzungen geschaffen werden können, die Kunst und Kultur als Mehrwert für alle in der Schule lernenden und arbeitenden Menschen erschließen.
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Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
>> BKJ-sCHlussFolgerung Im gesCHäFtsBereICH „Kultur maCHt sCHule“ Das Handlungsfeld „Kultur macht Schule“ ist von unterschiedlichsten Dynamiken geprägt: Die Spannweite der bundesweiten Entwicklungen reicht von Nichtvorhandensein in einigen (häufig ländlichen) Regionen über zahlreiche gut funktionierende Einzelprojekte bis hin zu ersten Strukturfördermaßnahmen und der Entstehung von so genannten Kulturschulen. Derartig unterschiedliche und polarisierende Dynamiken bedürfen einer bundeszentralen Begleitung im föderalen und internationalen Kontext. Zahlreiche Träger der Kulturellen Bildung haben sich auf allgemeinbildende Schulen als Fachpartner eingestellt und sehen in Schulkooperationen die Chance, andere Zielgruppen zu erschließen und denjenigen Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, die nicht zum gängigen Klientel ihrer Kultureinrichtungen gehören. Für ihre alltägliche Arbeit im Schnittfeld Jugend, Kultur und Schule fehlt jedoch vielerorts der Strukturrahmen, der eine nachhaltige Verankerung der qualifizierten Bildungspraxis ermöglicht. Wenngleich wenige Länder erste Schritte in Richtung Strukturförderung von Kooperationen gehen (zum Beispiel Hamburg, Berlin und NRW), erschweren unzulängliche Rahmenbedingungen häufig noch die Qualitätsentwicklung der Kooperationen. Auf Seiten der Schulen entsteht vermehrt Interesse, Kunst und Kultur für interne Schulentwicklungsprozesse zu nutzen und kulturelle Schulprofile auszubilden. Diese Entwicklung verstärkt bei zahlreichen Trägern der außerschulischen kulturellen Kinderund Jugendbildung den Qualifizierungsbedarf für neue Handlungsfelder. Der modernisierte Lernort Schule darf die außerschulischen Fachstrukturen nicht verdrängen, sondern muss diese von Anfang an aktiv in die Schulentwicklung mit einbeziehen. Nur so kann ein Lern- und Lebensort für Kinder entstehen, der vielfältige Bildungsgelegenheiten bietet, Drittlernorte wie Theater, Museen oder Jugendkunstschulen nutzt und die spezifischen Bildungswirkungen der Kulturellen Bildung mit Hilfe ihrer Fachkräfte innerhalb des Schulsystems aufrechterhält. Bundesweit beweisen zahlreiche erfolgreiche Projekte und Modelle, dass Kultur und Schule unter entsprechenden Voraussetzungen sehr gut zusam-
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menarbeiten können und Kindern und Jugendlichen in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit umfassende Gelegenheiten zu Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzerwerb bieten. Einmal mehr hat dies die MIXED UP Wettbewerbsrunde 2010 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Trotz des „Best-practice-Beweises“ ist der Ausbau von Bildungspartnerschaften zwischen Kultur und Schule noch nicht flächendeckend erfolgt. Immer noch erhalten Kinder und Jugendliche in benachteiligten Lebenssituationen im Verlauf ihrer Sozialisation vergleichsweise wenig Möglichkeiten zur Teilhabe am kulturellen Leben. Zu häufig finden Kulturkooperationen im Rahmen zeitlich begrenzter Projekte statt, die keine strukturelle Verankerung finden und damit wenig Nachhaltigkeit in ihren Bildungswirkungen erfahren. Ob das Ziel „kulturelle Teilhabe für alle“ langfristig umgesetzt werden kann, hängt maßgeblich von den Rahmenbedingungen in den Ländern und Kommunen ab. Für das Ziel, durch Vernetzung von Bildungsangeboten mehr kulturelle Teilhabe für Kinder und Jugendliche zu schaffen, bieten lokale Bildungslandschaften wichtige Anknüpfungspunkte. Lokalen Bildungslandschaften liegt ein erweitertes Bildungsverständnis mit einer Vielfalt an Orten, Gelegenheiten und Inhalten zugrunde. Im Rahmen von kommunal gut abgestimmten Gesamtkonzepten aus Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangeboten kann eine bessere Ausrichtung auf Lebenslagen und -situationen von Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Für die Kulturelle Bildung gilt es nun, einen festen Platz innerhalb dieser sich momentan zunehmend etablierenden lokalen Bildungslandschaften zu finden. Diese bieten neue Chancen, kulturelle Bildungsangebote als so genannten „dritten Lernort“ neben Schule und Familie zu betonen und Kunst und Kultur nachhaltig in Familien, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendhilfe und Kulturförderung zu ermöglichen. Für die Träger und Einrichtungen der Kulturellen Bildung bergen lokale Netzwerke große Chancen, sich als unverzichtbarer Bildungspartner ihrer Region aufzustellen und gemeinsam mit Partnern aus Jugendhilfe und Schule für mehr kulturelle Teilhabemöglichkeiten Sorge zu tragen. In Zeiten von Struktureinbrüchen durch Sparmaßnahmen und mangelnder Investitionsbereitschaft in Bildung scheint die
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Verankerung in Netzwerken in vielen Fällen sogar von existenzieller Bedeutung zu sein. Tatsächlich machen es sich immer mehr Kommunen zur Aufgabe, im Rahmen von „Gesamtkonzepten für Kulturelle Bildung“ für eine sinnvolle Verzahnung der Angebote vor Ort zu sorgen. Derzeit gibt es wenig belegbare Erkenntnisse darüber, inwiefern die Kulturelle Bildung in den entstandenen lokalen Bildungslandschaften vernetzt ist. Häufig jedoch entsteht der Eindruck, dass die Träger und Angebote der Kulturellen Bildung den anvisierten „festen Platz“ in den Bildungsregionen noch nicht gefunden haben. Die Rolle der Kulturellen Bildung in lokalen Bildungslandschaften sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Vernetzung vor Ort näher zu beleuchten und Handlungsempfehlungen zu entwickeln wird eine zentrale Aufgabe der BKJ und ihrer Fachstelle „Kultur macht Schule“ in den nächsten Jahren sein. Auf Bundesebene sieht die BKJ sich in der Verantwortung, Kulturelle Bildung im Querschnitt der Bereiche Jugend, Kultur und Schule zu stärken, zu vernetzen und weiter auszubauen.
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allianz für Bildung Die BKJ gehört zu den Gründungsmitgliedern der im Februar 2011 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufenen „Allianz für Bildung“. Mit der „Allianz für Bildung“ führt das BMBF staatliche, private und zivilgesellschaftliche Kräfte im Kampf gegen Bildungsarmut zusammen. Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan bezeichnet Kulturelle Bildung als einen Schwerpunkt der Allianz. Im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung die Entwicklung von Lokalen Bildungsbündnissen beschlossen, in denen sich vor Ort Vereine, Verbände und engagierte Bürgerinnen und Bürger mit Schulen und Kommunen vernetzen. Die „Allianz für Bildung“ soll auf Bundesebene das Dach über diesen lokalen Bildungsbündnissen bilden. Für die BKJ steht fest: Um Bildungsbegeisterung und leidenschaftliches Lernen zu befördern, brauchen die lokalen Bildungsbündnisse Partner aus der Kulturellen Bildung! Seit Jahren engagiert sich die BKJ für die feste Verankerung von Kunst und Kultur innerhalb lokaler Bildungslandschaften. Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen eine faire Chance einzuräumen, an künstlerischen und kulturpädagogischen Angeboten teilzunehmen. Deshalb ist die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte „Allianz für Bildung“ ein erster Schritt in Richtung mehr Chancengerechtigkeit.
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
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lüCKen In der BIldungsKette sCHlIessen >> stärKen sICHtBar maCHen! Auf dem Weg zu einer neuen Ganztagsbildung steht die Kulturelle Bildung vor zentralen Anforderungen. // Kinder und Jugendliche für ein lebenslanges Lernen unterstützen, // Vielfalt der Bildungsformen sichern, // Wirkungen Kultureller Bildung sichtbar machen, // Brücken zwischen den unterschiedlichen Bildungsorten schlagen.
Kompetenznachweis Kultur Besonders Jugendliche stehen in der doppelten Anforderung, den Übergang zwischen den unterschiedlichen Lernkontexten und Bildungsorten zu bewältigen. Neben einer Förderung ihrer formalen Qualifikationen brauchen sie vor allem eine individuelle Unterstützung ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Damit das Lernen in Kultur, Schule, Freizeit und Familie für Jugendliche zu einer positiven Erfahrung ihrer Stärken werden kann, brauchen Jugendliche eine Anerkennung ihrer individuellen Lernwege. Hierbei unterstützt sie der Kompetenznachweis Kultur. Besonders in der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Bildungsorte Kultur, Schule und Ausbildung schafft der Kompetenznachweis Kultur den Brückenschlag zwischen der individuellen Erfahrung der Jugendlichen, den verschiedenen Bildungsformaten sowie den beteiligten Fachkräften. Als praxiserprobtes und wissenschaftlich evaluiertes Nachweisverfahren macht er als individueller Bildungspass sichtbar, welche Kompetenzen Jugendliche in Angeboten der Kulturellen Bildung gezeigt oder weiterentwickelt haben. Er ermöglicht Fachkräften der Kulturellen Bildung eine genaue Beschreibung ihrer Arbeit und eine selbstbewusste Kommunikation der Bildungsziele und Bildungspotenziale von Kunst und Kultur. Diese verbesserte Transparenz der Wirkungen Kultureller Bildung eröffnet neue Formen der gemeinsamen Konzeptentwicklung zwischen Kultur, Schule und Ausbildung und trägt dazu bei, dass Träger der Kulturellen Bildung als verlässliche Partner in lokalen Bildungsnetzwerken sichtbar werden. elf servicestellen engagieren sich vor ort für den Kompetenznachweis Kultur. // Servicestelle BDAT Bund Deutscher Amateurtheater // Servicestelle Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e. V. (bka) // Servicestelle Genety e.V., Hamburg // Servicestelle LJKE Bayern e. V. // Servicestelle LKJ Berlin e. V. // Servicestelle LKJ Niedersachsen e. V. // Servicestelle LKJ Sachsen e. V. // Servicestelle LKJ Sachsen-Anhalt e. V. // Servicestelle LKJ Thüringen e. V. // Servicestelle Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) // Servicestelle Nordrhein-Westfalen , c/o: Amt für Jugendarbeit der EkvW Gemeinsam mit den BKJ-Fortbildungsbeauftragten entwickeln sie Strategien und Konzepte für eine Vernetzung des Kompetenznachweis Kultur und organisieren Fortbildungen für Fachkräfte, die sich als Berater/in für den Kompetenznachweis Kultur qualifizieren möchten. >> www.kompetenznachweiskultur.de
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2.3 VIelFalt leBen lernen >> Flagge zeIgen Für „Kulturelle BIldung InternatIonal“ // BKJ-aktivitäten im rahmen der weltweiten Bemühungen der unesCo // mitgestaltung jugend- und kulturpolitischer strategien und Förderkonzepte in europa // Weiterentwicklung von Begegnungsqualität im internationalen austausch // Förderpolitische unterstützung internationaler Begegnungen
Die BKJ stand im Verlauf des Jahres 2010 auf mehreren Ebenen sehr unterschiedlichen politischen Entwicklungen gegenüber, auf die es galt in ebenso unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Logiken adäquat zu reagieren und an den jeweils entscheidenden Stellen zu intervenieren. Da diese politischen Prozesse oftmals sehr getrennt voneinander ablaufen, sollen sie an dieser Stelle auch einmal nacheinander aufgelistet und die BKJ-Aktivitäten dazu jeweils in Bezug gesetzt werden.
1. unesCo – Kulturelle Bildung gewinnt weltweit an Bedeutung Das Jahr 2010 wurde deutlich geprägt von der zweiten UNESCO-Weltkonferenz für Kulturelle Bildung, die vom 25. bis 28. Mai 2010 in Seoul/Südkorea stattgefunden hat. Die BKJ stellte mit ihrem Ehrenvorsitzenden Max Fuchs und mit ihrem Bildungsreferenten Rolf Witte zwei Personen der insgesamt siebenköpfigen deutschen Delegation, die diesmal, anders als bei der ersten Weltkonferenz 2006 in Lissabon, nicht vom Auswärtigen Amt offiziell zusammengestellt wurde. Vielmehr handelte es sich um eine experts conference, bei der das diplomatische Regelwerk erfreulicherweise keine so große Rolle spielte und stattdessen wirklich sehr intensiv inhaltlich diskutiert und gearbeitet wurde. Positiv hervorzuheben ist das große Erfahrungspotential, das aus lateinamerikanischen Ländern in die Diskussion eingebracht wurde. Hier sind mittlerweile viele lokale Einrichtungen, nationale Strukturen und länderübergreifende Netzwerke für die Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen entstanden, die es verstehen, künstlerische und soziale Arbeit wirksam miteinander zu verbinden und gezielt zum gesellschaftlichen Wandel in ihren Städten und Ländern beizutragen. Hier besteht für die Zukunft auf jeden Fall ein großes Lern- und Kooperationspotential für interessierte deutsche Träger der Kulturellen Bildung, die in Ballungsräumen nach neuen konzeptionellen Ansätzen und Ideen suchen.
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// die seoul agenda für Kulturelle Bildung konkretisiert die unesCo road map von 2006 Im Nachgang der Weltkonferenz wurde die dort diskutierte Seoul Agenda für Kulturelle Bildung von der UNESCO weltweit veröffentlicht, um in möglichst vielen Ländern Anstöße für die Weiterentwicklung der Infrastruktur und der inhaltlichen Konzepte Kultureller Bildung zu geben. Die Seoul Agenda definiert ganz klare ziele, strategien und umsetzungsmöglichkeiten für den weiteren strukturellen und qualitativen Ausbau kultureller Bildungsangebote rund um den Globus. Einer der Schwerpunkte ist dabei z.B. die Zielsetzung von mehr quantitativer und qualitativer Forschung in unserem Arbeitsfeld, um darauf aufbauend bessere politische Entscheidungen z.B. bei der Einrichtung künstlerischer Schulfächer treffen zu können. Dieser Bereich wird u.a. 2011 von den beiden wissenschaftlichen UNESCO Chairs für Kulturelle Bildung in Kingston, Canada und in Erlangen aufgegriffen werden, die gemeinsam mit den UNESCO Observatories für Kulturelle Bildung den Versuch unternehmen wollen, eine Art weltweites Monitoring und Forschungs-System für Kulturelle Bildung zu entwickeln. An diesem wird sich auch die BKJ im Rahmen ihrer Möglichkeiten, vor allem in Bezug auf die Kooperation von Kultureinrichtungen mit Schule, beteiligen. Darüber hinaus werden sich nach Vorliegen der Seoul Agenda in deutscher Sprache sicherlich alle BKJ-Mitgliedsorganisationen mit diesem Dokument beschäftigen müssen, um einerseits ihre eigenen Strategien mit diesem Referenzdokument in Beziehung zu setzen und um andererseits den weltpolitischen ‚Rückenwind’ des UNESCO-Papiers für ihre Lobbyarbeit auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene auszunutzen. Diese Prozesse will die BKJ 2011 aktiv anregen.
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2. europa – jugend- und kulturpolitische strategien werden umgesetzt Nachdem sich die EU mit der 2007 beschlossenen Europäischen Kulturagenda zum ersten Mal eine echte kulturpolitische Strategie der Kooperation gegeben hat, wurde Ende November 2009 auch auf der jugendpolitischen Bühne Europas zum ersten Mal eine gemeinsame jugendpolitische Strategie der Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2018 beschlossen.
// umsetzung der eu-Jugendstrategie in deutschland Diese EU-Jugendstrategie, die acht Schwerpunktthemen für die nächsten Jahre definiert (darunter auch die Förderung von Kreativität und kulturellem Ausdruck bei jungen Menschen) und verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen den EUStaaten vorschlägt, hat in Deutschland zu einer sehr beachtlichen Entwicklung geführt: Das BMFSFJ und die Familien- und Jugendministerkonferenz der Bundesländer haben 2010 ein gemeinsames Vorgehen bei der Umsetzung dieser Strategie in Deutschland vereinbart und sich völlig neue Arbeitsstrukturen gegeben, in die auch die freien Träger einbezogen sind. Die BKJ ist in diesem Zusammenhang neu eingerichteten Beirat zur Umsetzung der EU-Jugendstrategie vertreten, der mit dafür sorgen soll, dass die europäischen jugendpolitischen Themen einen engeren Bezug zu den lokalen, regionalen und nationalen Schwerpunkten der Jugendarbeit bekommen und nicht weiter nur den „Europa-Expert/innen“ überlassen werden. Bund und Länder haben sich für die kommenden drei Jahre auf gemeinsame Prioritäten in diesem
// We are more – act for culture in europe! CAE hat im Herbst 2010 im Beisein der für Kultur, Bildung und Jugend zuständigen EU-Kommissarin Vassiliou die europaweite Kampagne „we are more – act for culture in Europe“ gestartet, die mittlerweile von mehreren Tausend Akteur/innen unterstützt wird. Konkretes Ziel dieser LobbyingKampagne ist einerseits, für ein ausreichend ausgestattetes, eigenständiges EU-Kulturförderprogramm ab 2014 zu argumentieren, und andererseits die Regelungen der zukünftigen Europäischen Strukturfonds so auszugestalten, dass vermehrt Akteur/innen aus dem Kulturbereich davon profitieren können. Nach Vorlage der ersten
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Prozess verständigt, in die die BKJ mit ihren Mitgliedsorganisationen neue Ideen in den Bereichen „Anerkennung nicht-formalen Lernens (KNK)“, „Übergänge von der Schule in den Beruf (mit Kunst und Kultur)“ und „Ausbau internationaler Freiwilligendienste (in Kultureinrichtungen)“ einbringen wird.
// Kulturpolitische agenda der eu am scheideweg Aufgrund der 2007 von den Kulturminister/innen der EU verabschiedeten Kulturagenda, wurde der strukturierte kulturpolitische Dialog der EU-Kommission mit der Zivilgesellschaft in drei europaweiten Plattformen zur Interessenvertretung von Netzwerken und Verbänden des Kulturbereichs organisiert. Nach den Jahren 2008 und 2009, in deren Verlauf in diesen Plattformen Positionspapiere der zivilgesellschaftlichen Akteure zu Fragen der Mobilität im Kulturbereich, zum Zugang zur Kultur und zu einem interkulturellen Europa erarbeitet wurden, stehen diese Plattformen seit 2010 am Scheideweg. Sie haben aktuell keinen eindeutigen Arbeitsauftrag mehr und sie konkurrieren zudem als künstlich von der EU-Kommission eingerichtete LobbyingStruktur mit den etablierten Netzwerken des europäischen Kultursektors. Das größte Forum europäischer Netzwerke und nationaler Kulturorganisationen, Culture Action Europe (CAE), in dessen Vorstand die BKJ durch Rolf Witte vertreten ist, hat 2010 versucht, eng mit allen drei zivilgesellschaftlichen Plattformen zu kooperieren und wird 2011 eine mitentscheidende Rolle dabei spielen, ob sich die Plattformen eine klar definierte
Programmentwürfe der EU-Kommission wird es in der zweiten Jahreshälfte 2011 auch Aufgabe der BKJ sein, mit anderen strategischen Partnern in Deutschland aktiver für diese beiden Ziele der Kampagne die Stimme zu erheben, denn die Entscheidungen werden ja letztlich von den nationalen Regierungsvertreter/innen in Brüssel getroffen. Im Falle der Strukturfonds sind sogar vor allem die Bundesländer die entscheidende Instanz, auf die es einzuwirken gilt, damit z.B. berufsvorbereitende und berufsorientierende Kulturprojekte für Jugendliche in Zukunft besser von den europäischen Förderprogrammen unterstützt werden.
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Zukunftsaufgabe geben können. Denn nur dann ist gewährleistet, dass zivilgesellschaftliche Organisationen des Kulturbereichs und damit auch der Kulturellen Bildung weiterhin eine starke Stimme in Europa haben werden.
// aktives netzwerk der europäischen Kulturund Bildungsministerien Das Netzwerk der europäischen Kultur- und Bildungsministerien „culture-school.net“, das im Rahmen der kulturpolitischen Agenda der EU einen offiziellen Status als zwischenstaatliche Arbeitsgruppe im Rahmen der Offenen Methode der Koordinierung erhalten hat, konzentriert sich in seinen Überlegungen zur Kulturellen Bildung leider fast vollständig auf Kunstunterrricht in der Sekundarstufe. Rolf Witte hat Anfang 2010 einen Workshop dieses für Europa ungewöhnlichen, ressortübergreifenden Ministerien-Netzwerks moderiert, bei dem es um die bessere Erfassung von Aus- und Fortbildungsbedarfen von Lehrer/innen und Künstler/innen ging, die in Projekten der Kulturellen Bildung miteinander kooperieren und interagieren sollen. Die Empfehlungen dieses Workshops sollen in die konkreten nationalen Aus- und Fortbildungspolitiken der beteiligten EU-Staaten einfließen.
3. deutschland Die Ende 2009 neu eingerichtete programmspezifische Arbeitsgruppe Internationale Jugendarbeit, in der die BKJ für den Bereich der Kulturellen Bildung vertreten ist, hat auch 2010 eine Arbeitssitzung abgehalten, in der es einerseits um die anstehende Evaluation des KJP-Programms
// Forscher-praktiker-dialog goes international Bereits seit Ende 2009 beteiligt sich die BKJ an einer Initiative des Forscher-Praktiker-Dialogs Internationale Jugendarbeit, der nach vielen Jahren erfolgreicher Arbeit innerhalb Deutschlands 2011 eine enge Vernetzung mit anderen europäischen Forscher/innen und Praktiker/ innen des internationalen Jugendaustauschs in die Wege leiten will. Gemeinsam mit anderen Trägerbereichen wurden 2010 Ansprechpartner/ innen und Institutionen in Europa identifiziert, die sich ebenfalls für Fragen der Evaluation, Wirkungsforschung und politischen Rahmenbedin-
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14.1.1. (Globalmittel für Internationale Jugendarbeit) und andererseits um erste Vorschläge für eine zeitnahe Veränderung der KJP-Richtlinien im Bereich der Internationalen Jugendarbeit ging. Das BMFSFJ plant zum 1.1.2012 eine Überarbeitung der Richtlinien, unter anderem um den Verwaltungsaufwand für alle an den Förderverfahren Beteiligten zu reduzieren. So sollen die Fahrtkostenzuschüsse möglichst zu einer Kilometerpauschale umgewandelt werden, um zukünftig auf verschiedenste Berechnungsgrundlagen in diesem Bereich verzichten zu können. Ziel der BKJ in diesem Zusammenhang ist vor allem eine Neugestaltung des KJPProgramms Internationale Jugendarbeit, die den Bedürfnissen des Jugendkultur- und Fachkräfteaustauschs gerechter wird und damit endlich eine angemessene Einbeziehung aller interessierten lokalen, regionalen und bundesweiten Träger in die internationale Zusammenarbeit ermöglicht, was in den letzten Jahren zu oft an mangelnden Fördergeldern gescheitert ist.
// Finanzielle erleichterung für träger internationaler Begegnungen Eine wichtige Änderung für die mitverantwortlichen Zentralstellen im Bereich der Internationalen Jugendarbeit soll die Einführung von Verwaltungskostenpauschalen sein, was eine langjährige Forderung der BKJ an das BMFSFJ endlich aufgreifen würde. Dann müsste den beim JugendkulturService International der BKJ Zuschüsse beantragenden lokalen, regionalen und bundesweiten Trägern internationaler Begegnungen für die Abwicklung ihres Förderverfahrens keine Service-Pauschale mehr in Rechnung gestellt werden. Dies würde für
gungen Internationaler Jugendarbeit interessieren. So wurde eine internationale Lenkungsgruppe zusammengestellt, die das Konzept für eine erste große Forscher-Praktiker-Konferenz im Mai 2011 im europäischen Jugendzentrum in Budapest entwickelt hat, an der sich mittlerweile auch der Europarat und die EU-Kommission beteiligen. Die BKJ möchte diese Konferenz dazu nutzen, internationale Partner für weitergehende Forschungsvorhaben rund um den Jugendkulturaustausch zu entwickeln, die ein wichtiger Beitrag zur Wirkungsforschung in der Kulturellen Bildung werden können.
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die Antragsteller eine finanzielle Erleichterung bedeuten und es ist sehr zu hoffen, dass auch das Bundesfinanzministerium diesen Vorschlägen des BMFSFJ im Verlauf des Jahres 2011 zustimmen wird.
4. deutsch-französisches netzwerk jugend.kultur.austausch Als Zentralstelle des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) will der JugendkulturService International der BKJ möglichst vielen Trägern aus den Reihen der BKJ-Mitgliedsorganisationen und ihrer regionalen und lokalen Untergliederungen die Verwirklichung ihrer zahllosen internationalen Begegnungsvorhaben ermöglichen. Im Jahr 2010 konnten letztlich 18 deutsch-französische Projekte (davon 8 Fachkräftetreffen zur Vorbereitung von Programmen und 10 Jugendbegegnungen) beraten und finanziell gefördert werden. Die Austauschvorhaben betrafen Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 26 Jahren. Insgesamt konnten sich 342 Teilnehmer/innen an den geförderten deutsch-französischen Maßnahmen beteiligen. Für die Realisierung dieser Begegnungen stellte das DFJW der BKJ ein Budget in Höhe von 139.460 Euro zur Verfügung.
// Vielfalt der themen und künstlerischen Inhalte Was den Inhalt und die Durchführung der Austauschmaßnahmen betrifft, sind folgende Themen und Tendenzen zu erkennen: Im Jahr 2010 haben die Akteure des deutsch-französischen Jugendkulturaustauschs sehr großes Interesse an der Einbeziehung von Jugendlichen aus Drittländern gezeigt. Sowohl bei Fachkräfteprogrammen als auch bei Jugendkulturbegegnungen waren 50% der angemeldeten Maßnahmen trinational: beteiligte Partnerländer waren Polen, Moldawien, Großbritannien, Israel und die Türkei. Insgesamt konnten 70 Teilnehmer/innen aus Drittländern bei deutschfranzösischen Austauschprojekten mitwirken. Die Planung von Projekten zur Förderung von Integration und Chancengleichheit und die Erschließung neuer Zielgruppen, wie z.B. Jugendlicher „mit besonderem Förderbedarf“, folgte unmittelbar aus der deutsch-französischen Netzwerktagung 2009 der BKJ, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf der Frage nach den Potenzialen sozialer und beruflicher Eingliederung mit Kunst und Kultur im Jugendkulturaustausch lag.
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7 der 10 geplanten Jugendbegegnungen haben sich an junge Menschen aus benachteiligten Umfeldern bzw. aus bildungsfernen Familien und sozialen Brennpunkten und/oder an Jugendliche mit Migrationshintergrund gerichtet. An einem Austausch haben sich Jugendliche mit geistigen Beeinträchtigungen beteiligt („Ich gestalte, also bin ich dabei“), ein anderes Begegnungsvorhaben verpflichtete sich schon im Titel “Neue Kompetenzen für benachteiligte Jugendliche“ zu fördern. In diesem Zusammenhang ging es den verantwortlichen Trägern bei ihren pädagogischen Zielsetzungen u. a. um eine verstärkte Partizipation und Einbindung der Jugendlichen, die kreative Auseinandersetzung sowohl mit den Künsten als auch mit Werten und gesellschaftlichen Thematiken wie Toleranz, Diskriminierung, Demokratie oder Menschenrechte, und um die Förderung sozialer Kompetenzen wie das Verantwortungsbewusstsein, den Selbstausdruck und die Befähigung zu Selbständigkeit. Die Themen und künstlerischen Disziplinen waren auch 2010 wieder sehr vielfältig und reichten von einem Erzähl-Zirkusprojekt „Grenzenwanderer“ über ein bilinguales Theaterstück „Ey Alter - ne wa Geil“, zwei Tanzbegegnungen, ein Videoprojekt zur Erstellung dreier Kurzfilme und einer elektronischen Zeitung, bis hin zu interdisziplinären Austauschvorhaben in den Bereichen Bildende Kunst, Fotografie, Tanz, Klang und Neue Medien. Sehr oft wurden die Tanzformen des Hip Hop und des Breakdance in den Begegnungen verwendet, sowohl als künstlerisches Ausdrucksmittel als auch als pädagogisches Werkzeug im interkulturellen Jugendaustausch. Im Rahmen ihrer längerfristigen Kooperation mit der französischen Region Picardie hat z.B. die LKJ Thüringen 2010 das Projekt „The Beat is the Message“ mit Tanz-, Gesang- und Graffitiworkshops durchgeführt. Auch hier leben die beteiligten Jugendlichen vorwiegend in sozial schwachen Milieus: „Die Teilnehmer/innen (...) gehören nicht zur sonst üblichen Zielgruppe internationaler Jugendbegegnungen. Sie kommen aus benachteiligten Vierteln und Familien und suchen Zuflucht und Bestätigung in der Subkultur des Hip Hop. Der Hip Hop bietet ihnen gerade bei einer solchen Begegnung eine gemeinsame Sprache, was sonstige Sprachverständigungsschwierigkeiten teilweise in den Hintergrund drängt“. (LKJ Thüringen)
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// erfahrene träger mit langfristigen Kooperationen Die meisten Projekte mündeten in gemeinsame künstlerische Abschlusspräsentationen, die zum Teil in lokale Veranstaltungskontexte mit größerer Öffentlichkeitswirkung eingebettet wurden: so beteiligte sich das Internationale JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische 27 mit seinen Partnern aus Lyon wiederholt am Berliner Karneval der Kulturen, während Kinder aus Halle und Grenoble im Rahmen der Kinderstadt Halle an einem interaktiven Stadtspiel mitwirkten und sich mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren einer Stadt vertraut machten. Da die Projekte sehr positive Ergebnisse erbrachten (Abbau von Vorurteilen, Entdeckung neuer Kunstsparten, großes Engagement in den Workshops, erfolgreiche Spracharbeit) und um einen noch intensiveren interkulturellen Austausch zu ermöglichen,
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haben die meisten Träger die Fortsetzung der Kooperationen abgestimmt. So hat z.B. Jugendkulturarbeit Oldenburg mit seinem Partner CCO Villeurbanne eine Rückbegegnung in Frankreich für 2011 geplant, und die Schule der Künste Schwerin wird den Austausch mit seinem Partner in Marseille (APIS) in der Zukunft weiter intensivieren. Die vielfältigen Formen der Auseinandersetzung mit den Künsten, das schöpferische Nachdenken über gesellschaftliche Thematiken und damit verbunden der Erwerb neuer Kompetenzen, haben auch 2010 wieder deutlich gezeigt, dass die Arbeitsformen der Kulturellen Bildung dezidiert zu gelungenen internationalen, bzw. deutsch-französischen Jugendaustauschprogrammen führen können. Diese Feststellung gilt auch für Zielgruppen, die aus bildungsfernen Umfeldern kommen und vorher noch keine interkulturellen Erfahrungen gemacht haben.
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// durchführung einer netzwerktagung 2010 an mangelnder Förderung gescheitert Leider konnte die jährliche Tagung des deutschfranzösischen Netzwerks jugend.kultur.austausch der BKJ mit ihren Partnern 2010 nicht stattfinden, da das DFJW die dafür zusätzlich erforderlichen Mittel nicht zur Verfügung gestellt hat. Da diese jährliche Tagung aller Akteure des deutsch-französischen Jugendkulturaustauschs für fachliche Impulse, Erfahrungsaustausch und intensive Projektplanung eine entscheidende Rolle spielt, wird es 2011 Gespräche zwischen der BKJ und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk geben, um die finanziellen Rahmenbedingungen für den Jugendkulturaustausch in der Zukunft nachhaltig zu sichern. So könnte z.B. in Anlehnung an die Kooperation mit dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk auch mit dem DFJW eine Fördervereinbarung geschlossen werden, die eine solidere Förderbasis und Grundlage der inhaltlichen Zusammenarbeit zwischen BKJ und DFJW bieten würde. Hier sollte die Durchführung der für alle Akteure so wichtigen Jahrestagung des Netzwerks jugend.kultur.austausch fest verankert werden, um gemeinsam die Nachhaltigkeit und die konzeptionelle Qualität des Jugendkulturaustauschs zu sichern.
Kultur macht schule – auch im deutsch-französischen austausch Im November 2010 hat der JugendkulturService International der BKJ eine neue deutschfranzösische Partnerschaft im Rahmen des IKUS-Projekts vermittelt und beraten. IKUS (Interkulturelles Lernfeld Schule – Ein Kooperationsprojekt von Internationaler Jugendarbeit und Schule) ist ein Pilotprojekt des BMFSFJ, das von der Bezirksregierung Köln gefördert und von IJAB, der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit koordiniert wird. IKUS zielt auf die Zusammenarbeit von Schulen und Akteuren der internationalen Jugendarbeit ab. Neben der Förderung des Umgangs mit fremden Kulturen und der Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen geht es hier also auch um die strukturelle Vernetzung von formaler und nicht formaler Bildung. Diese Überschneidung von interkulturellem Lernen, Jugendaustausch, Schule und kultureller Bildung birgt noch viel Potential, das die BKJ Ende 2011 in der nächsten Netzwerktagung zum deutschfranzösischen Jugendkulturaustausch aufgreifen und gemeinsam mit dem DFJW weiter bearbeiten wird.
deutsch-Französische arbeitsgruppe Kultur des dFJW Im Herbst 2010 fand die konstituierende Sitzung der neu eingerichteten Arbeitsgruppe des DFJW in Berlin statt, an der ca. 25 deutsche und französische Vertreter/innen aus verschiedensten Bereichen des Kulturlebens in beiden Ländern teilgenommen haben. Die BKJ hat bereits vor mehreren Jahren die Einrichtung einer solchen Arbeitsgruppe angeregt und ist in ihr ebenfalls vertreten. Das DFJW hat im Verlauf der Sitzung sehr anschaulich aufgezeigt, in wie vielen Bereichen Kultur und genauer Kulturelle Bildung eine Rolle im deutsch-französischen Austausch spielt. Die AG will nun in Zusammenarbeit mit dem DFJW versuchen, diese Vielfalt besser sichtbar zu machen und zudem einzelne Themen der kulturellen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern intensiver zu beleuchten, um neue Anregungen für den Austausch zu entwickeln
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5. deutsch-polnisches netzwerk jugend.kultur.austausch Seit knapp 20 Jahren unterstützt und fördert die BKJ als Zentralstelle und Partner des DeutschPolnischen Jugendwerks (DPJW) den deutschpolnischen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch. Sie berät das Trägerspektrum hinsichtlich der Projektplanung und -förderung, übermittelt neue Impulse aus kulturrelevanten und jugendpolitischen Diskursen, hilft bei der Suche nach einer Partnerorganisation, stärkt das Netzwerk und wählt für das DPJW förderfähige Projekte des Jugendkulturaustauschs aus.
// Förderaktivitäten Im Jahr 2010 konnte die BKJ mit Mitteln des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW) 32 Jugendkulturbegegnungen (davon 19 in Deutschland, 12 in Polen und eine in Tschechien) mit 115.500 Euro fördern. Damit wurden 6,6% mehr Anträge als im Vorjahr gestellt, die mit durchschnittlich 2,73% mehr pro Begegnung als im Vorjahr gefördert werden konnten. Dies verdeutlich zum einen, dass es im deutsch-polnische Netzwerk eine relativ konstante Zahl an aktiven Organisationen gibt, die jedes Jahr einen oder mehrere Anträge stellen, und zum anderen, dass diese mit ebenso großer Konstanz aus Mitteln des DPJW gefördert werden konnten.
// teilnehmer/innen – mitgestalten und partizipation sind oberstes prinzip Es nahmen 1.090 Kinder und Jugendliche sowie einige Fachkräfte aus Deutschland, Polen und einem Drittland an den deutsch-polnischen Austauschprojekten teil. Darunter waren auch Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Lebenslagen und Randgruppen der Gesellschaft sowie Jugendliche mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen. Die Kinder und Jugendlichen sind bei deutschpolnischen Jugendkulturbegegnungen nicht etwa nur passive Teilnehmer/innen sondern gestalten diese sehr aktiv mit. Dies verdeutlichen die folgenden Zitate aus Sachberichten der Träger: „Viele Ideen und Inspirationen wurden von den Jugendlichen in das Theaterstück eingebracht.“ „Die Jugendlichen waren stets maßgeblich und tiefgreifend an der Gestaltung des Projektes beteiligt, ihre Geschichten wurden zum Inhalt des Prozesses und der Produktion (...).“ Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
„Das Einbringen der eigenen Wünsche und Ideen der Kinder und Jugendlichen wirkte dabei sehr als Motivationsverstärker für die gesamte Begegnung.“ Die Mehrzahl der Kulturpädagog/innen verstehen sich vor allem als Mentor/innen, die den Kindern und Jugendlichen beratend und helfend zur Seite stehen. So steht bei der Mehrheit nicht das künstlerische Produkt im Zentrum einer Begegnung, sondern die Kinder und Jugendlichen selbst, deren gemeinsames Leben, kreatives Lernen, die Sprache und die Auseinandersetzung mit anderen Lebenswelten und kulturellen Traditionen. Hier zeigt sich immer wieder, wie gut künstlerische Herangehensweisen geeignet sind um Sprachbarrieren zu überbrücken und um das sich gegenseitige Begegnen auf Augenhöhe, das phantasievolle Entdecken der eigenen Ausdrucksfähigkeit sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe zu befördern.
// methoden- und themenreich – der Blick über den tellerrand Die Palette der kulturpädagogischen und künstlerischen Methoden reichte von Trickfilm, Theater, Tanz, über Bildende Kunst, Kreatives Schreiben, Foto, Film und Video bis zum Zirkus. Die Mehrzahl der Maßnahmen waren interdisziplinär ausgerichtete Begegnungen, die unterschiedliche künstlerische und kulturpädagogische Methoden, teils sogar fachfremde pädagogische Ansätze (Umwelt-, Ernährungs-, Sport- und Geschichtspädagogik, Quellenarbeit) kombinierten. Ergänzend dazu wurden häufig Sprachanimation sowie ein breites Repertoire an Kennenlern-, Partizipations-, Evaluations- und Warm-up-Methoden eingesetzt. Ebenso vielseitig wie die Methoden und Herangehensweisen sind auch die Themen und Inhalte, denen sich die Jugendkulturbegegnungen 2010 widmeten. Die Kinder und Jugendlichen beschäftigten sich anhand künstlerischen Umsetzungsformen mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen wie z. B. Menschenrechte, Zivilcourage und Widerstand, Freiheit und ihre Grenzen, Nachbarschaft und verlassene Orte, der Bedeutung des Geldes, Baustellen oder der idealen Stadt. Einige widmeten sich auch geschichtlichen Themen wie z. B. „Kinder der Zeit – Zeugen wider Willen?“, bei dem die Jugendlichen einen Perspektivwechsel vollzogen und mit Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs aus Deutschland und Polen sprachen. Ein weiteres Projekt beschäftigte sich mit „Erinnerung und Zukunft“, 41
bei dem sich die Jugendlichen mit der Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus auseinandersetzen. In anderen Austauschmaßnahmen beschäftigten sich die Kinder und Jugendlichen mit künstlerischen und interkulturellen Themen, wie „die Sprache der Bühne“, „Kunst im Dialog“, „der interkulturelle Dialog“ oder die Frage: „Alle anders alle gleich?“. Bei manchen Jugendkulturbegegnungen stand auch das künstlerische Medium selbst im Mittelpunkt, wie z. B. in einem deutschpolnischen Trickfilm-Workshop. Der interdisziplinäre Blick über den nationalen Tellerrand ist bei vielen deutsch-polnischen Austauschmaßnamen mittlerweile Standard und gehört zum Selbstverständnis des bi- oder trinationalen Zusammenarbeitens. Dies wird unter anderem dadurch begünstigt, dass die deutschen und polnischen Partnerorganisationen häufig bereits unterschiedliche Professionen, institutionelle Ausrichtungen, Methoden und thematische Expertise mitbringen. Zusätzlich werden oft bewusst weitere Fachkräfte aus anderen Bereichen mit in die Projekte einbezogen. Die Fachkräfte suchen dabei nicht nur nach neuen Herausforderungen, sondern auch nach Synergien und einer Befruchtung der unterschiedlichen Ansätze und Kenntnisse, von denen nicht nur die künstlerischen Arbeiten, sondern auch die Kinder und Jugendlichen profitieren.
// Vernetzung – gemeinsam mehr erreichen Ziel der BKJ war es auch 2010, die Identifikation mit dem deutsch-polnischen Netzwerk jugend.kultur. austausch und die Wertschätzung der in diesem Netzwerk aktiven Träger zu erhöhen. Dies wurde im Wesentlichen durch drei Instrumente befördert: 1. die Nutzung des Netzwerknamens bei Publikationen und Tagungen, 2. den halbjährlichen Versand einer Netzwerkmail und 3. die Veröffentlichung des „Jahresberichts des deutsch-polnischen Netzwerks jugend.kultur.austausch 2009“, der den Mitgliedern des Netzwerks und darüber hinaus erstmals transparenten Einblick in die aktuellen Förder- und Teilnehmerzahlen sowie über die inhaltlichen und methodischen Tendenzen gab. Auf dieser guten Grundlage sollen die Antrags-, Begegnungs- und Teilnehmerzahlen in den kommenden Jahren weiter steigen und das lebendige deutsch-polnische Netzwerk jugend.kultur.austausch weiter ausgebaut und immer wieder mit neuen inhaltlichen Impulsen durch die BKJ und die Begegnungserfahrungen ihrer Mitglieder bereichert werden. Hierzu wird auch die stetige Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk beitragen, das den Kulturbereich als wichtigen Bereich der deutsch-polnischen Beziehungen stets im Blick hat.
// deutsch-polnischer Jugendrat Die stellvertretende Mitgliedschaft der BKJ im Deutsch-Polnischen Jugendrat wurde verlängert. Ab dem 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2013 vertritt nun die Fachreferentin Bianca Fischer die BKJ beim Deutsch-Polnischen Jugendrat.
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// nicht zu klein für die große Welt! Impulse für internationale Kinderbegegnungen mit Kultureller Bildung Unter diesem thematischen Schwerpunkt gab die BKJ zusammen mit dem Wrocławskie Centrum Twórczości Dziecka (WCTD, Breslauer KinderKreativitäts-Zentrum) auf der Jahres- und Netzwerktagung 2010 den Praktiker/innen des Austauschs Impulse für internationale Kinderbegegnungen mit Kultureller Bildung. Vom 12. bis 14. Februar 2010 trafen sich deutsche und polnische Organisationen des Netzwerks jugend.kultur.austausch in Wrocław zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Erfahrungsaustausch und zur Planung gemeinsamer Jugendkulturbegegnungen. Neueinsteigern wurde zudem die Möglichkeit geboten, Träger und Projekte des deutsch-polnischen Jugendkulturaustauschs kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und mehr über Antragstellung, Förderaktivitäten und die aktuellen Schwerpunkte des DPJW und der BKJ zu erfahren. Neben der Netzwerkarbeit stand 2010 das Thema internationale Kinderbegegnungen im Mittelpunkt. Welche Chancen und Potentiale bieten die Arbeitsformen der Kulturellen Bildung mit
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Kindern im internationalen bzw. deutsch-polnischen Kontext? Impulse zu einer anschließenden Diskussion gaben zwei Vorträge sowie die Aufführung szenischer Ausschnitte einer polnischen Kindergarten-Theatergruppe. Im ersten Beitrag berichtete die polnische Erzieherin Alicja Uske unter dem Titel „Frühkindliche Bildung mit Theater“ von ihren theaterpädagogischen Praxiserfahrungen in einem polnischen Kindergarten. Bastian Küntzel stellte in seinem Beitrag zum Thema „Interkulturelle Kompetenz durch internationale Kinderbegegnungen“ die Ergebnisse einer Vorstudie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) vor und berichtete von seinen eigenen positiven Erfahrungen als Gruppenleiter bei multinationalen Begegnungen mit Kindern.
tIpp: den artikel „Internationale Kinderbegegnungen“ zum Beitrag von Bastian Küntzel können sie auf unserer Homepage nachlesen: http://bkj.rs-netze.de/texte_2010
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2.4 BIldungsCHanCen VergrÖssern >> durCH „FreIWIllIgendIenste Kultur und BIldung“ // gesellschaft – Kultur – engagement: Wandel gestalten und perspektiven schaffen // aktivitäten, erfahrungen und schlussfolgerungen aus dem geschäftsbereich „Freiwilliges engagement in der Kultur“ 1. zivilgesellschaftliche Verankerung, staatliche Förderung, gemeinsame Verantwortung Die Bürgergesellschaft und das freiwillige Engagement hatten in den politischen Debatten des Jahres 2010 Konjunktur. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Das Interesse der Menschen an Politik – oder, besser gesagt, an sie direkt betreffenden Entscheidungen – scheint auf der einen Seite zuzunehmen, wie es sich in erhöhter Wahlbeteiligung, in neuen Bürgerbewegungen bzw. einer unvermindert hohen gesellschaftlichen Aktivität der Bürger/innen ausdrückt. Sichtbar geworden ist dies z. B. in Stuttgart 21. Auf der anderen Seite wird dem Engagement eine große Bedeutung bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie beispielsweise dem demografischen Wandel oder der Integrationsfrage zugesprochen. Beide Entwicklungen führen dazu, dass das Interesse der Politik am freiwilligen Engagement wächst. Inwieweit dies zur Engagementstärkung im Allgemeinen und verbesserten Engagementförderung im Konkreten beigetragen hat, lässt sich (noch) nicht beurteilen. Denn: Während die (Bundes)Politik die Bedeutung der Zivilgesellschaft für die Engagemententwicklung immer wieder betont, bringt es die Konjunktur des Themas mit sich, dass staatliche Steuerungsinteressen hervortreten. Verbunden ist damit der politische Machtanspruch über entsprechende Definitionen und Deutungen, was „gutes“ und „sinnvolles“ Engagement ist und wie dieses zu fördern sei. Nachdem eine zivilgesellschaftliche Plattform, das Nationale Forum für Engagement und Partizipation, an dem die BKJ und andere kulturelle Engagementakteure beteiligt waren, in zahlreichen Diskussionen Vorschläge für eine nationale Engagementstrategie unterbreitet hat, veröffentlichte die Bundesregierung im Oktober 2010 eine „Nationale Engagementsstrategie“. Diese blieb weit hinter den Erwartungen zurück, da sie über eine Bestandsaufnahme geförderter Projekte der Bundesressorts nur wenig Perspektiven entwickelt. Auch die Einführung des staatlichen Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
Bundesfreiwilligendienstes in Folge der Aussetzung von Wehr- und Zivildienst zog grundsätzliche Debatten nach der Verankerung von Freiwilligendiensten und der staatlichen Rolle nach sich, die zeigen, dass manifeste Steuerungsinteressen über die zivil-gesellschaftliche Verankerung von Freiwilligen-diensten obsiegen. Diese Prozesse führen zu großer Unsicherheit bei allen zivilgesellschaftlichen Akteuren wie auch den Trägern kulturellen Engagements, die ihrer Besorgnis staatlicher Vereinnahmung Ausdruck verleihen. Die BKJ als bundeszentraler Träger des FSJ Kultur gemeinsam mit dem Trägerverbund und als Projektträger des PlusPunkt KULTUR – Wettbewerb für junges Engagement – setzt sich zum Ziel, Kulturarbeit als zivilgesellschaftlichen Akteur zu stärken und herauszustellen, was Kultur von anderen Engagementfeldern unterscheidet, welche Potenziale sie hat und welche besonderen Fördernotwendigkeiten sich daraus ergeben. Die aktivitäten und erfahrungen der BKJ zeigen, dass dies unterschiedlich erfolgreich gelingt. Ein massiver Einbruch des FSJ Kultur konnte verhindert und in einen vorsichtigen Ausbau auf über 1.100 Plätze gewendet werden, da es in zahlreichen Gesprächen und mit dem entsprechenden politischen Rückenwind aus den Fraktionen gelang, die Bundesförderung entgegen dem allgemeinen Trend zu halten und nachhaltig auf einer erhöhten Pauschale (153 Euro im Gegensatz zu bisher 72 Euro pro Freiwilligem/r und Monat) zu sichern. Damit verbunden ließen sich die FSJ Kultur Träger im Sinne der Freiwilligen und Einsatzstellen auf eine lange Zeit der Verunsicherung und auf ein aufwändiges Verwaltungsverfahren ein. Schwieriger gestalteten sich die Debatten um die Einführung eines Bundesfreiwilligendienstes „Kultur und Bildung“. Einerseits konnte die BKJ und der FSJ Kultur Trägerverbund hier mit zahlreichen qualitativen wie strukturellen Erfahrungen aufwarten. Andererseits reagierten die Trägerstrukturen ob der staatlichen Dominanz in diesem Dienst - trotz der verbesserten Förderung - sehr vorsichtig. Eine Verlängerung des 45
PlusPunkt KULTUR, um die sich die BKJ im Angesicht des enormen Erfolges dieses Wettbewerbs bemühte, wurde trotz der Wertschätzung aufgrund anderer Förderprioritäten abschlägig beschieden.
// schlussfolgernd leitet sich ab: 1. Der kontinuierliche Dialog von Staat mit Kultur und Zivilgesellschaft über die Förderung von Engagement muss intensiviert werden. Unbestritten ist für die BKJ, dass Engagement nur in gemeinsamer Verantwortung von Staat und Zivilgesellschaft in ihren jeweiligen Rollen weiterentwickelt werden kann. Der Staat muss Rahmenbedingungen schaffen und Fördermodalitäten zur Verfügung stellen; die inhaltliche wie strukturelle Ausgestaltung liegt dagegen in den Händen der Zivilgesellschaft – als Verbände, Vereine, Projektgruppen, Bürgerinitiativen etc. 2. Die finanzielle Förderung von Engagement in der Kultur braucht Systematik und Verlässlichkeit. Zudem muss für die Kulturarbeit Beachtung finden, welche besonderen Voraussetzungen gegeben sind und inwieweit Förderverfahren und -höhen angepasst werden müssen. Während der Staat seiner Verantwortung für eine grundlegende infrastrukturelle Förderung im Engagementbereich und für die Finanzierung der fachlich-qualitativen Arbeit in den Freiwilligendiensten nachkommen muss, sollten neue Partner, wie z. B. Stiftungen, für besondere Vorhaben erschlossen werden. 3. Eine Debatte um das zivilgesellschaftliche Selbstverständnis der Strukturen Kultureller Bildung und kulturellen Engagements muß angeregt werden und die unterschiedlichen (von Bundes- über Landes- bis hin zur kommunalen) Ebenen und verschiedenen Akteure aus dem Mitglieds- und Partnerspektrum der BKJ einschließen. Diese Diskussion sollte zu konkreten Angeboten gegenüber dem Staat führen, aber auch Haltungen und Strategien gegenüber staatlichen Aktivitäten abstimmen. 4. Für die Konzepte neuer Engagementformen und Freiwilligendienstprogramme ist unerlässlich, >> dass diese von den Freiwilligen und ihren Engagementbedürfnissen sowie den Angeboten und Bedarfen der Engagementstrukturen her gedacht werden, >> ihnen ein eigensinniger und adäquater Bildungsbegriff zugrunde gelegt wird, 46
>> das Subsidiaritäts- und Trägerprinzip – also die zivilgesellschaftliche Verankerung – erhalten bleibt, >> es zu keiner Benachteiligung anderer Engagementformen und Freiwilligendienstprogramme kommt.
„auf dem Weg zum Bundesfreiwilligendienst“ Der Bundesfreiwilligendienst wird inhaltlich eng an die bestehenden Jugendfreiwilligendienste FSJ und FÖJ angelehnt. Diesen bewährten Formaten folgend soll auch der Bundesfreiwilligendienst ab 1.7.2011 Engagementund Bildungsräume öffnen, in denen Teilhabe an und Gestaltung von gesellschaftlichen Prozessen mit individuellen Interessen und persönlicher wie beruflicher Weiterentwicklung verbunden werden kann. Neu ist im Bundesfreiwilligendienst die Öffnung des Angebots für Menschen über 27 Jahre. Die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes unterstützt damit eine strukturelle Etablierung freiwilligen Engagements in der Kultur und den Ausbau von Angeboten, so dass mit der Entwicklung von neuen Formaten und der Einbeziehung neuer Zielgruppen jenseits des klassischen Klientel der Jugendfreiwilligendienste kulturelle Freiwilligendienste inhaltlich gestärkt und sinnvoll bereichert werden können: bedarfsgerechte für potenzielle Freiwillige wie Einsatzstellen gleichermaßen. Zentral war und ist für die BKJ dabei, dass ihr Vorhaben – der Bundesfreiwilligendienst „Kultur und Bildung – wie das FSJ Kultur gemeinsam von Trägern und Einsatzstellen gestaltet wird. Attraktive Aufgaben im praktischen Einsatz und ein hochwertiges Qualitätskonzept in Begleitung und Betreuung sind die Grundvoraussetzungen. Gerade in der konkreten Umsetzung mit zivilgesellschaftlichen Trägern bleibt der Bundesfreiwilligendienst aber hinter den Ankündigungen und Erwartungen zurück, wenn die zuständige Bundesbehörde bei den Trägern vorhandene Kompetenzen nicht nutzt, sondern selbst zum Akteur wird und trägertypische Aufgaben zentral abwickelt, statt unterstützend tätig zu sein und förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
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2. Bundeskompetenz und Bundesinteresse, Die bundeszentrale Trägerschaft umfasst auch die bundeszentrale trägerschaft und bundes- Verantwortung dafür, dass – wie z. B. im BKJ Fachausschuss „Freiwilliges Engagement“ oder auf der weite strukturentwicklung Engagement findet ortsgebunden statt. Es ist häufig individueller Ausdruck einer/s Freiwilligen und an eine bestimmte Einrichtung oder Aufgabe geknüpft. Ein Wettbewerb wie der PlusPunkt KULTUR aber, der bundesweit ausgeschrieben wird und besondere Projekte aufgrund ihres modellhaften Charakters prämiert und veröffentlicht oder die bundeszentrale Trägerschaft der BKJ, welche zu einer bundesweiten fachlichen Vernetzung und Qualitätssicherung führt, zeigen: Bundeszentrale trägerschaften entfalten Wirkung und sind notwendig, wenn es um die umsetzung der standards des Kinder- und Jugendhilfegesetzes in deutschland geht. Aufgrund aktueller Spardiskussionen und Zuständigkeitsdebatten stellen bestimmte Kräfte gerade für das Engagement und die Freiwilligendienste das Interesse des Bundes und seine Förderkompetenz infrage. Aber auch wenn das FSJ aufgrund der föderalen Kompetenzen bei der Anerkennung von Trägern als eine Maßnahme der Länder angesehen wird, lässt sich die Entwicklung von bundesweit vergleichbaren Standards nur durch die Bundeszuständigkeit aufrechterhalten, etwa in der Bereitstellung von Fördermitteln für die pädagogische Begleitung. Die BKJ verbindet mit ihrer bundeszentralen Rolle die Ziele, mit fachlicher, struktureller und politischer Arbeit innovative Anregung, Qualifizierung und Service für das kulturelle Engagement zu bieten und nachhaltige Rahmenbedingungen, Finanzierung und Qualität zu sichern. Dabei zieht das Selbstverständnis der BKJ nach sich, dass z. B. an der Weiterentwicklung des FSJ Kultur alle Ebenen – die Freiwilligen, die Einsatzstellen, die Träger und die Partner/Förderer – partnerschaftlich in den Dialog eingebunden werden oder der Trägerverbund des FSJ Kultur alle diesen kulturellen Freiwilligendienst betreffenden fachlichen Entscheidungen gemeinsam trifft. Dies hat zu erfolgreichen quantitativen wie qualitativen Ausbaubemühungen in Zusammenarbeit der Bundesmit der föderalen Ebene geführt: Die Angebote umfassen mittlerweile über 1.200 Plätze in den Feldern Kultur, Politik und Schule sowie im internationalen Bereich; der Struktur- und inhaltliche Rahmen wurde mit der aktualisierten pädagogischen Rahmenkonzeption und dem Einstieg in den Bundesfreiwilligendienst erweitert. Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
BKJ Homepage – Plattformen für Vernetzung und Austausch geschaffen werden und dass dort, wo die Strukturen noch nicht ausreichend entwickelt sind, Transfer und Unterstützung geleistet wird.
// zwei zentrale schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen: 1. Gerade das FSJ Kultur als junges und sehr spezifisches Feld in den Freiwilligendiensten hat gezeigt, wie bedeutend für Implementierung und Profilentwicklung eine umfassende und durch die KJP-Förderung abgesicherte bundeszentrale Trägerschaft ist. Hier haben Politik und Verwaltung auf Bundes- wie auf Landesebene die besonderen Voraussetzungen des Kulturbereichs zu beachten. 2. Einrichtungen und Verbände sind für die Nachhaltigkeit des (jungen) Engagements in der Kultur von zentraler Bedeutung: Sie bieten den Raum, die Zeit und die infrastrukturellen, fachlichen wie personalen Ressourcen für die erfolgreiche Umsetzung von Engagementprojekten. Sie fungieren als wichtige Letztinstanz, sind aber auch für den ersten Zugang zum Engagement von größter Bedeutung. Jenseits der kulturellen Freiwilligendienste und des Engagementwettbewerbs PlusPunkt KULTUR braucht die BKJ Maßnahmen und Mittel, sich verstärkt dieser – aktuell aus Ressourcengründen vernachlässigten – Strukturebene zuwenden zu können.
„Freiwilligendienste als motor für strukturentwicklung – das Beispiel Hessen“ Wo auch immer die BKJ die operative Trägerschaft einer Landesstruktur übergeben hat, bedeutete dies: Wachstum für das FSJ Kultur. Zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern von zehn Plätzen zwischen Schwerin und Greifswald auf heute - nahezu flächendeckend - 40 Freiwillige oder in Nordrhein-Westfalen von knapp 40 auf über 140 Freiwillige in vier Jahren. Jenseits der aus Sicht von Jugendlichen und Einsatzstellen bedarfsgerechten Entwicklung, setzte in den Ländern, in denen sich die Landesvereinigungen als Träger im FSJ Kultur
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engagieren, im Hintergrund ein mittlerweile sichtbarer Prozess der Strukturentwicklung ein: In Niedersachsen hat die LKJ die Trägerschaft für das FSJ Politik übernommen. In Rheinland-Pfalz koordiniert die LAG Soziokultur und Kulturpädagogik derweil über 130 Plätze an Ganztagsschulen. In Sachsen-Anhalt baut die LKJ in Zusammenarbeit mit der BKJ für den gesamten Trägerverbund ein Konzept für internationale Jugendfreiwilligendienste in Kultur und Bildung auf. In Baden-Württemberg nehmen Gedankenspiele Gestalt an, junges Engagement im FSJ Kultur mit dem Modellvorhaben „Kulturagenten für kreative Schulen“ zu vernetzen. Und in Hessen? Wissend um die Dynamik und die zu erzielenden Synergieeffekte, welche die Übernahme der Trägerschaft mit sich bringt, war die BKJ federführend an der Gründung der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Hessen (LKB Hessen) beteiligt. Noch vor der Gründung gelang es, einen Termin mit dem damaligen Ministerpräsidenten zu arrangieren. Als Ergebnis befindet sich die LKB in der komfortablen Situation, mit einer interministeriellen Arbeitsgruppe aller drei beteiligten Ressorts (Kunst & Wissenschaft / Bildung / Familie, Arbeit, Gesundheit) die notwendige Verortung vorzunehmen. Mit der Sparkassenstiftung Hessen-Thüringen ist es zudem gelungen, frühzeitig einen fachkompetenten Partner zu gewinnen, der mit Sachverstand und großem Interesse diese Gründung begleitet. Sichtbares Resultat dieser konzentrierten Bemühungen wird im Sommer 2011 die Einrichtung eines eigenen Büros für das FSJ Kultur und die LKB in Frankfurt mit zwei Koordinator/innen für die praktische Arbeit im Jugendfreiwilligendienst und einer Personalressource für die Geschäftsführung, letztere in Aussicht gestellt durch die Mitwirkenden des leistungsfähigen Bündels. Ein gutes Zeichen dafür, dass auch in Sachen Kultureller Bildung in Zukunft der Werbeslogan des Landes Anwendung finden kann: „An Hessen kommt niemand vorbei“.
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3. Beobachten, analysieren, Bewerten: engagementwillen und gesellschaftsinteresse junger menschen Der dritte Freiwilligensurvey, 2010 veröffentlicht und eine repräsentative Erhebung von über 14.000 Befragten erfassend, verdeutlicht: gemeinschaftliche aktivität und freiwilliges engagement – also die gesellschaftliche mitgestaltungskraft der Bundesbürger/innen – sind ungebrochen hoch. Gut zwei Drittel aller Deutschen beteiligen sich als Mitglieder in Gruppen oder Vereinen am gesellschaftlichen Zusammenleben; ein gutes Drittel der Bevölkerung übernimmt verantwortliche Aufgaben und gilt damit als ehrenamtlich oder freiwillig engagiert. Auch wenn Jugendliche weiterhin zu den gesellschaftlich aktivsten Gruppen zählen und sie das größte Potenzial besitzen, ist ihnen aufgrund verdichteter (Aus)Bildungsgänge das konkrete Mitmachen in Form von Engagement erschwert. Im Gegensatz dazu steigt das Engagement der „jungen Alten“ enorm. Gerade Institutionen (z. B. Vereine oder Verbände, Einrichtungen der Kirchen, sozialen Arbeit, Kultur oder der Kommunen, aber auch Gewerkschaften oder Parteien) einerseits, lose Initiativen, Projekte und Bewegungen andererseits haben eine große Bedeutung für die Entwicklung und Ausübung freiwilliger Aktivitäten, während das Web 2.0. zunehmend die Verbreitung und Fortschreibung dieser befördert. Die gleichzeitig veröffentlichte Shell Studie „Jugend 2010“ zeichnet das Bild einer wertorientierten, zunehmend optimistischen, pragmatischen aber nicht angepassten Generation. Bildung ist für diese der Erfolgsfaktor für die Zukunft und spaltet die jungen Menschen in Gewinner und Verlierer (genauso wie Bildung die größte Einflussvariable für freiwilliges Engagement ist). Das Interesse an Politik steigt wieder leicht an, ebenso sind mehr soziales Engagement und ein hohes Verständnis für Ältere zu verzeichnen. Diese allgemeingültigen Aussagen bieten grundsätzliche Orientierung für die Ausgestaltung von Angeboten des jungen Engagements im Kulturbereich und zeigen Leerstellen auf. Sie müssen aber präzisiert und belebt werden, damit sie tatsächliche Handlungsrelevanz erlangen können. Die BKJ verbindet daher ihre Vorhaben im Bereich der Evaluation und Qualifizierung/Qualitätsentwicklung mit dem ziel und Anspruch, mehr über die Motivationen und Erwartungen, Strukturen und förderFlagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
lichen Rahmenbedingungen, Wirkungen und Qualitäten des kulturellen Engagements zu erfahren. Mit diesen Daten gilt es dann zum einen, kulturelle Projekte und Vorhaben im Engagementbereich zeitgemäß zu gestalten. Zum anderen ist es wichtig, dass diese Ergebnisse und Diskussionen als Argumente und Untersetzungen Eingang in das politische Handeln finden. So kommt es nicht von ungefähr, dass die BKJ sowohl das FSJ Kultur als auch den PlusPunkt KULTUR umfangreichen Evaluationsprozessen unterstellt (aktivitäten). Während der PlusPunkt KULTUR summativ und extern von Frau Dr. Helle Becker, „Expertise & Kommunikation für Bildung“, wissenschaftlich evaluiert wurde, verläuft die Evaluation im FSJ Kultur als formative Selbstevaluation unter externer Begleitung. Für den PlusPunkt KULTUR liegen Ergebnisse aus drei Jahrgängen – Erhebungen von Freiwilligen und ihren Einrichtungen – vor. Im zehntenJahr seines Bestehens haben sich die BKJ und der FSJ Kultur Trägerverbund dazu entschlossen, dass nicht nur alle Freiwilligen und Einsatzstellen sowie Träger zu Beginn und zum Ende des Jahrgangs befragt, sondern dass auch die ehemaligen Freiwilligen mit ihren langfristigen Perspektiven erfasst werden. Jenseits dieser Analysen und ihrer Ergebnisse ist es von großer Bedeutung, dass das Feld der Freiwilligendienstträger und der Kulturengagierten dahingehend qualifiziert wird, auf Grundlage ihrer Erfahrungen aktuelle soziologische und gesellschaftliche Befunde und Herausforderungen in ihre Arbeit einfließen zu lassen. Deshalb gibt es die Fortbildungswerkstätten im PlusPunkt KULTUR oder Qualifizierungsmaßnahmen im FSJ Kultur, deshalb werden inhaltliche Schwerpunkte identifiziert und entwickelt – z. B. in kulturellen Freiwilligendiensten: Identitätsentwicklung, Politische Bildung, Reflexion als pädagogischer Prozess. // Folgende schlussfolgerungen ergeben sich: Weil die Datenlage im Bereich des kulturellen Engagements unbefriedigend ist und kaum qualitative und quantitative Aussagen getroffen werden können, müssen zumindest in den Projekten der BKJ die Evaluationen fortgesetzt und gestärkt werden. Zudem braucht der Kulturbereich Unterstützung, vorliegende Studien mit einem „Kulturfilter“ versehen und auswerten zu können. Last but not least werden bereichsspezifische Studien be-
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nötigt, die sich dem Engagement in der Kultur aus individueller Freiwilligenperspektive ebenso wie mit strukturellen Fragestellungen zuwenden. Dies erfordert einerseits das Interesse entsprechender Institute, andererseits auch ausreichende Förderung. Eine besondere Anregungsfunktion übernehmen Wettbewerbe, die zugleich Gradmesser aktueller Engagementtendenzen sein können und, sofern ein offenes Konzept vorliegt, auf Engagemententwicklungen zu reagieren vermögen. Insofern brauchen Formate wie der PlusPunkt KULTUR Förderer, die sich kontinuierlich als Partner für einen solchen Wettbewerb zur Verfügung stellen. Da Fragen der Evaluation immer eng mit Prozessen der Qualitätsentwicklung verbunden sind, muss die BKJ gemeinsam mit den Trägerverbund und den Förderpartnern kontinuierlich diskutieren, welche Schlussfolgerungen sich aus den Ergebnissen, Erfahrungen und Entwicklungen in den Projekten selbst, aber auch darüber hinaus im gesellschaftlichen Kontext ableiten lassen. Diese bundeszentrale Sondierungs- und Steuerungsfunktion drückt sich nicht zuletzt in der Setzung inhaltlicher Schwerpunkte aus, welche wiederum durch unterschiedliche Maßnahmen – zumeist der Fortbildung und Qualifizierung – realisiert werden.
4. partizipation, Vernetzung und digitalisierung: neues entdecken, neues integrieren, neues wagen Mit der eingangs beschriebenen positiven Entwicklung politischer und gesellschaftlicher Aktivität der Bürger/innen ist verbunden, dass sich in globalisierten und digitalisierten Zeiten ein Wandel vollzieht. partizipative ansätze und aspekte bei der umsetzung von angeboten mit der zielgruppe junger menschen gewinnen im zuge medialisierter lebenswelten an Bedeutung. Jugendliche haben zunehmend eine Erwartungshaltung, die auf zentrale Prinzipien des Web 2.0 verweisen: hierarchiearme Vernetzung, Kooperation, Offenheit und Partizipation. Es ist ziel der BKJ, dass die Anbieter kultureller Freiwilligendienste und jungen Engagements in der Kultur in die Lage versetzt werden, diesen Wandel mitgestalten zu können. Zudem erprobt und realisiert die BKJ konkrete maßnahmen selbst und leitet aus den erfahrungen ab, welche jugendgemäßen Formen eingesetzt, weiterentwickelt und etabliert
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werden müssen. So ermöglichte der PlusPunkt KULTUR Partizipation der Jugendlichen an der Ausgestaltung des Wettbewerbs, indem alle Preisträger/innen und Bewerber/innen direkt über die thematische Schwerpunktsetzung entscheiden konnten. Ein weiterer Aspekt war die Beteiligung der prämierten Freiwilligen in der Jury. Beide Partizipationsansätze fanden überaus großen Anklang bei den Jugendlichen. Die Nutzung sozialer Netzwerke zur Kommunikation und Information spielt für junge Menschen eine sehr wichtige Rolle. PlusPunkt KULTUR ist bei Twitter mit vielen Followern und in Facebook mit noch mehr Freunden präsent. Während sich Twitter als Informationskanal bewährt hat, dient Facebook vornehmlich dem Austausch sowie der Beobachtung, Aktivierung und Vernetzung. Im FSJ Kultur wurde das Bewerbungsverfahren komplett auf ein Online-Tool umgestellt, womit der Trägerverbund den Interessen der Bewerber/innen nach einfachen und schnellen Zugängen sowie nach möglichst hoher Mobilität und Transparenz entgegen kommt. Auch steht dieses Tool Einsatzstellen und Trägern für die Verwaltung im Zusammenhang mit den Abläufen im FSJ Kultur zur Verfügung. Aufgrund der mit diesem Online-Tool verbundenen Abstimmungsprozesse zwischen den FSJ Kultur Trägern kam es zu einer produktiven Qualitätsdiskussion und in deren Ergebnis zu einer bundeseinheitlichen Standardisierung der Abläufe im Bewerbungsverfahren. // Wenn es in diesem sinne mehr partizipative und digitale angebote braucht, lässt sich schlussfolgernd ableiten: Der Einfluss sich verändernder Lebenswelten junger Menschen und den damit zusammenhängenden anderen Ansprüchen auf das perspektivische Engagementverhalten ist noch nicht hinlänglich erforscht. Die Erfahrungen der BKJ zeigen, dass kulturelles Engagement hier enorme Flexibilität und Offenheit für neue Konzepte zeigt. Es braucht mehr dieser Erprobungsräume, mehr Plattformen für die Mitbestimmung junger Menschen und – Erfolg vorausgesetzt – deren Verstetigung. Die Beteiligung von Freiwilligen an der Konzeption von Projekten ist sinnvoll und sollte gestärkt werden. Auch die Nutzung und konzeptionelle Integration von neuen Medien ist unerlässlich. Mit Blick auf zeitgemäße und attraktive Angebote, über die junge Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
Menschen erreicht werden können, ist es für Verbände und Einrichtungen wichtig, neue Ansätze und Arbeitsweisen zu entwickeln, die folgende Aspekte aufgreifen: Dialog- und Partizipationsbereitschaft, Umsetzung eines Web 2.0-Standard, konzeptionelle Einbindung neuer Medien/Social Media. In diesem Sinne gehobene Anforderungen an das Personal von Einrichtungen ziehen Fort- und Weiterbildungsbedarfe nach sich in den Bereichen Freiwilligenmanagement, Vernetzungskompetenz oder Medienkompetenz. Hierfür müssen Qualifizierungsangebote und Modellprojekte umgesetzt werden, was sich auch in angemessenen Förderprogrammen spiegeln sollte.
Fachforum des pluspunkt Kultur Der PlusPunkt KULTUR ist Gradmesser der Bedürfnisse und Entwicklungen im Bereich des jungen kulturellen Engagements. Aus den Erfahrungen des Wettbewerbs wurde zum Beispiel das Thema der Vernetzung/des Netzwerks identifiziert. Netzwerke prägen nicht nur Arbeitsund Kommunikationsstrukturen und sind zentrale Schaltstellen der Gesellschaft, sondern scheinen ein wichtiger Faktor für mehr Nachhaltigkeit, Orientierung, Bindung und gelungene Integration zu sein. Im Rahmen des Fachforums am 1. Oktober 2010 „Wirkungsvolle Bindungen“ wurde die individuelle Bedeutung und Wirkung von (Partizipations) Netzwerken vorgestellt und diskutiert. Der Einladung folgten Expert/innen aus den Bereichen Bildung, Kultur, Engagement und Jugendarbeit. Prof. Dr. Heiner Keupp referierte über die gesellschaftliche Bedeutung von Netzwerken. Folgende Themen wurden in Arbeitsgruppen und Gesprächsforen diskutiert: >> Netzwerkbiografie – Individuelle Bedeutung von Netzwerken für Engagement und Partizipation >> Verstetigung – Netzwerkmanagement im Quartier >> Verflüssigung – Netzwerkbildung in informellen und sozialen Netzwerken Die Tagungsergebnisse und -diskurse werden in der BKJ fortgesetzt und münden in einem neuen Medienpolitischen Positionspapier und in Projektkonzepten für mehr Partizipation und Vernetzung im jungen kulturellen Engagement.
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5. Kommunikation + Kooperation = Koproduktion Auch wenn die Kultur einer der großen Engagementbereiche in Deutschland ist, wird ihre große Bedeutung weder von der Engagementpolitik oder den Engagementstrukturen wahrgenommen, noch hat sich die Kulturpolitik dem Thema nennenswert zugewandt. In ihrer bundeszentralen Rolle ist es daher Ziel und Auftrag der BKJ, diesem Zustand mit einem präsenten, produktiven und aktiven Bild kulturellen Engagements zu begegnen. // dazu wurden zahlreiche kommunikative aktivitäten durchgeführt: >> Für die kulturellen Freiwilligendienste wurde eine (Dach)Markenentwicklung umgesetzt, so dass nunmehr unter dem Label „Freiwilligendienste in Kultur und Bildung“ die im Trägerverbund realisierten Angebote FSJ Kultur, FSJ Schule und FSJ Politik sowie der Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung und die Freiwilligendienste Kultur und Bildung International Eingang finden und inhaltlich wie optisch zusammengefasst werden. >> Im Zuge des zehnjährigen FSJ Kultur Jubiläums, das Ende August 2010 eingeläutet wurde, kam es einerseits zu bundeszentralen Maßnahmen wie dem monatlichen Sondernewsletter in Zusammenarbeit mit den FSJ Kultur Trägern und der Magazin-Ausgabe „Kulturelle Bildung: Zehn Jahre FSJ Kultur“. Auf der anderen Seite führten und führen die Träger des FSJ Kultur eigene Veranstaltungen im Rahmen dieses Jubiläums durch, welche durch die BKJ gebündelt werden. Diese Veranstaltungen erreichen als Fach- und Aktionstage eine breite allgemeine, aber auch fachliche und politische Öffentlichkeit. >> Für den PlusPunkt KULTUR sei auf die Anerkennungskultur und Öffentlichkeitsarbeit verwiesen, die der Wettbewerb für die Preisträger/ innen, aber auch für die BKJ mit sich brachte. >> Fachpolitische Schreiben, Pressemitteilungen und Fachbeiträge in einschlägigen Publikationen zählen zu den BKJ-Standards. 52
// als maßnahmen für die Vernetzung und Kooperation lassen sich nennen: >> die Gespräche mit den in das FSJ Kultur involvierten Sparkassen-Stiftungen und -Verbände sowie die Präsentationen des FSJ Kultur auf Ebene des bundesweiten Dt. Sparkassen- und Giroverbandes; >> die kontinuierlichen und neuen Kooperationen mit für die weitere Ausbildung relevanten Hochschulen (in Hildesheim, Ludwigsburg und Potsdam) sowie mit der Karlshochschule Karlsruhe, die erstmalig ein Stipendium für einen FSJ Kultur Absolventen/in auslobte; >> die Beteiligung an Netzwerken im zivilgesellschaftlichen Bereich und an deren Aktivitäten, wie z. B. dem Bundesarbeitskreis FSJ, dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, dem Deutschen Kulturrat oder dem Nationalen Forum für Engagement und Partizipation. Besondere Bedeutung hat die Förderung von Freiwilligen-Multiplikator/innen – im FSJ Kultur und im PlusPunkt KULTUR, als Aktive oder als Alumni – via Qualifizierung und Vernetzung erlangt. Hierzu wurden Konzepte entwickelt und umgesetzt, welche den Freiwilligen eine eigenständige und wertschätzende Zusammenarbeit ermöglichen und diese nachhaltig gestalten. Als besonders erfolgreicher Ansatz hat sich das peer-to-peer Prinzip gezeigt. Beispielhaft zu nennen sind die Kreativwerkstätten und Netzwerkangebote im PlusPunkt KULTUR oder die Aktionsbündnisse und die Ehemaligenarbeit im FSJ Kultur. Es sind auch die Freiwilligen in beiden Formaten, welche die Träger immer wieder darauf hinweisen und bezeugen, wie wichtig die öffentlichkeitswirksame Präsentation und Anerkennung jungen Engagements in der Kultur ist. // auch diese punkte ziehen perspektivische schlussfolgerungen nach sich: 1. Sowohl die kommunikations- als auch die vernetzungsfördernden Aktivitäten der BKJ haben in Teilbereichen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für das Engagement im Kulturbereich geführt, bedürfen aber dringend des weiteren Ausbaus. Dafür müssen Allianzen hin zu anderen für das Engagement in der Kultur wichtigen Strukturen (z. B. Deutscher Städtetag, Kulturpolitische Gesellschaft, Stiftungen) geschmiedet und Partner für eine öffentlichkeitswirksame Präsentation des kulturellen Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
Engagements gewonnen werden – neue Kommunikationswege und -formen eingeschlossen. 2. Anerkennung in Kombination von Preisgeldern, öffentlicher Aufmerksamkeit, Qualifizierungsmöglichkeiten, konzeptionellen Partizipationsmöglichkeiten sowie Angebote und Förderung
nachhaltiger Vernetzung und Einbindung sind für die Verstetigung des jungen Engagements in der Kultur von größter Bedeutung. Insofern braucht es weiterhin Wettbewerbe und bundesweite Plattformen mit entsprechenden Aufgaben.
„Bildungsthema Identität – das Freiwillige Jahr und die suche nach dem selbst“ „Stell dir vor, acht Jahre alt zu sein, am Bahnhof zu stehen und dich zwischen Vater und Mutter entscheiden zu müssen. Auch wenn du es jetzt noch nicht weißt, von deiner Entscheidung hängt dein ganzes weiteres Leben ab.“ Selten stehen wir, wie der Junge Nemo im Film „Mr. Nobody“, an einer so dramatischen Wegmarke. Gleichwohl trifft jeder Mensch verantwortlich Entscheidungen, die wegweisend sind. Ob wir zeitgemäß „richtige“ Antworten auf die Fragen nach Karriere, Familie, Abenteuer oder Eigenheim haben, ist abhängig von der Selbstauskunft auf die Frage: „Wer bin ich?“ Die Beantwortung ist nach klassischen Identiätstheorien, Aufgabe des Menschen an der Schwelle vom Jugend- zum Erwachsenenalter. Es ist die Suche nach einem lebenslangen, einheitlichen, unverwechselbaren Selbstbild, einer Position in und zu der Gesellschaft in der man lebt. Die Anthropologin Ina-Maria Greverus bringt es in ihrer Identitätsformel „Sich erkennen, erkannt und anerkannt werden“ auf den Punkt.
Wie funktioniert ein auf Dauer angelegtes Selbstbild in einer Gesellschaft die auf permanenter Veränderung basiert? Trotz begrifflicher Veränderungen wird Erwerbsarbeit als Rückgrat der Lebensführung, als Identitätsschablone und maßgeblicher Indikator sozialer Teilhabe verstanden. Doch Erwartungsbildern lebenslanger Ganztagsarbeit, kalkulierbarer Karrieren und sicherer Arbeitsverträge stehen gestückelte Erwerbsbiografien und prekäre Arbeitsverhältnisse bei wachsenden Bildungsanforderungen
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gegenüber. Die Berufsfindung von Jugendlichen findet unter komplett anderen Bedingungen als in der Elterngeneration statt. Zudem ist die Postmoderne von Pluralisierung, Endtraditionalisierung, kultureller Vielfalt und der Auflösung klassischer Identitätsinstanzen geprägt. Das Individuum ist, wie es der Philosoph Zygmunt Bauman beschreibt, ein Baumeister, der in eigener Verantwortung aus differierenden Konzepten, Weltvorstellungen, Kulturbildern, Religionen auswählt, um sie zu einem Eigenbild zusammenzuführen. Dabei wird erwartet, dieses Bild permanent zu hinterfragen und den gesellschaftlichen Veränderungen anzugleichen. Dies kann als Chance auf ein abwechslungsreiches, selbst gestaltetes Leben, oder als Verlust von Sicherheiten, festen Bindungen und Konstanten wahrgenommen werden. Im FSJ Kultur als Bildungs- und Orientierungsjahr ist Identitätsfindung ein zentrales Thema. Jugendliche, die für sich eine gesellschaftliche Verortung suchen, erleben Verantwortung und eigenständiges Arbeiten, für die sie Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Ein gestärktes Selbstwertgefühl kann ihnen helfen, Entwicklungen angstfreier und optimistischer entgegen zu blicken. Bei nahezu allen Anbietern des FSJ Kultur steht das Thema Identität in einem einwöchigen Seminar im Mittelpunkt und wird in theoretischer und künstlerisch praktischer Form bearbeitet. Unter den Koordinator/innen im Trägerverbund bestand daher der Wunsch, sich zum Thema auszutauschen und fachlich fortzubilden. Im Rahmen der jährlichen Fortbildung für die pädagogischen Begleitungen im FSJ Kultur, die die BKJ in ihrer Rolle als bundeszentraler Träger organisiert, bot sich, dank der Unterstützung einer Dipl. Psychologin die als Referentin fungierte, die Gelegenheit, Einzelfälle und gesellschaftliche Phänomene der altersspezifischen Entwicklung zu bearbeiten.
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2.5 zuKunFtsauFgaBe >> FrüHe FÖrderung mIt Kunst und Kultur // Konzepte und angebotsformen der Kulturellen Bildung // Qualitätsentwicklung durch Qualifizierung
2010 setzte sich die BKJ intensiv mit dem Thema „Frühkindliche Kulturelle Bildung“ auseinander. Auch vorher war das Thema bereits auf Bundesverbandsebene präsent, wie es beispielsweise im zweiten Band der kopaed-Reihe dokumentiert ist (Bockhorst, Hildegard (Hrsg.): Kinder brauchen Spiel & Kunst. Bildungschancen von Anfang an – Ästhetisches Lernen in Kindertagesstätten. München: kopaed, 2006). Neue, veränderte bundespolitische Rahmenbedingungen – wie sie beispielsweise der massive quantitative und auch qualitative Ausbau der institutionellen und privaten Kindertagespflege, die zunehmende U3-Betreuung, die Themen frühkindliche Sprachförderung und Integration mit sich bringen – sowie eine mitunter sehr intensive Weiterentwicklung des Handlungsfeldes in verschiedenen Mitgliedsorganisationen der BKJ machten jedoch ein Wiederaufgreifen und intensiveres Bearbeiten notwendig.
kindergarten... Kulturkindergarten? /// „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – Qualität, Potenzial und Bedeutung der Jugendkunstschulen für die frühkindliche Bildung /// Bildung von Anfang an in Kindermuseen /// Über die Dinge die Welt erschließen – Museumspädagogik und frühkindliche Kulturelle Bildung in Museen /// Musikalische Bildung von Anfang an /// Musik lieben lernen. Konzertpädagogik für Kinder bis 6 /// Theater für die Allerkleinsten /// Film ab für Vorschulkinder? Medienangebote, Chancen und Grenzen frühkindlicher Medienbildung /// Kinder fotografieren /// Multimedia-Landschaften für kleine Denker – Impulse zur frühkindlichen Medienbildung /// Frühe Leseförderung ist ein Muss /// Tanzen – ein unverzichtbares Angebot zur frühkindlichen kulturellen Bildung /// Spielend Physik im Kindergarten erleben /// Zirkus und frühkindliche Förderung
Herausgabe eines Themenheftes in der BKJMagazinreihe „Kulturelle Bildung“ (Ausgabe 2/2010). Die sechste Ausgabe des Magazins wandte sich unter dem Titel „Kulturelle Bildung von Anfang an“ dem frühkindlichen Altersbereich von 0–6 Jahren zu. Konzepte und Angebotsformen aus verschiedenen Bereichen der Kulturellen Bildung werden in dem Themenheft vorgestellt, darüber hinaus werden verschiedene spartenübergreifende Ansätze für die Kooperation von Kunst- und Kultureinrichtungen oder Einzelpersonen mit Kindertagesstätten erörtert. Eingeleitet wird das Thema mit einem Überblick aus wissenschaftlicher und politischer Sicht. Inhalt: „Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen“ – Frühkindliche Kulturelle Bildung als Entwicklungschance /// Frühpädagogik: Ja, aber nicht ohne Kultur und Kunst. Zum Stand der Qualifizierung in der Kindertagesbetreuung /// Mit Kunst in die Kitas – Das Dortmunder Modell kultureller Bildung im Vorschulbereich /// Kunst und Kultur im Kindergarten /// Musikkindergarten, Kunstkindergarten, Medien-
Im Rahmen des KJP-Programms „Innovationsfonds Kulturelle Bildung 2010“ konnte mit Unterstützung des BMFSFJ unter Leitung von Thomas Wodzicki eine gründliche Bestandsaufnahme zur Ausbildungs- und Qualifizierungssituation von Erzieher/innen im Bereich der kulturell-künstlerischen Bildung durchgeführt werden. Dies wurde von Verbandsseite begrüßt, da die Bestandsaufnahme eine notwendige Voraussetzung für die dringend erforderliche zielgerichtete Weiterentwicklung des Zukunftsfeldes „Frühkindliche Kulturelle Bildung“ auf Bundesverbandsebene bildet, die sich die BKJ zum Ziel gesetzt und in die Wege geleitet hat.
2. projekt „Qualitätsentwicklung durch 1. magazin „Kulturelle Bildung“ – themenheft Qualifizierung. zum stand kultureller und „Kulturelle Bildung von anfang an“ künstlerischer Bildung in der beruflichen Den Auftakt für die neuere Beschäftigung mit dem Qualifizierung von erzieher/innen in Thema „Frühkindliche Kulturelle Bildung“ bildete die bundesdeutschen Kindergärten“
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Der Stellenwert, den die kulturell-künstlerische Bildung in der Ausbildung und Qualifizierung einnimmt, wurde dabei nach einzelnen Bundesländern differenziert untersucht. Ausgehend davon, wie sich Kulturelle Bildung in den Bildungs- und Orientierungsplänen der Länder zeigt, wurde mittels Literatur- und Internetrecherche, Vor-Ort55
Interviews mit Praktiker/innen und Expert/innen sowie Expert/innenworkshops ermittelt, wie die kulturell-künstlerische Bildung in der Ausbildung und beruflichen Qualifizierung aufgestellt ist, wie bisher die Ergebnisse von Modellprojekten auf Bundesebene in die Qualifizierung von Erzieher/innen eingeflossen sind und ob berufsbegleitende Qualifizierungen bereits langfristig in den Ländern verankert wurde.
die recherche erbrachte folgende ergebnisse: 1. In den Implementierungsprogrammen zu den Bildungs- und Erziehungsplänen (bzw. Orientierungsplänen) für den frühkindlichen Bereich, die inzwischen in allen Bundesländern vorliegen, spielt die Kulturelle Bildung – so, wie sie die BKJ und ihre Mitgliedsverbände versteht – allenfalls eine periphere Rolle. Im Vordergrund stehen Sozialkompetenz, Sprachförderung, naturwissenschaftlich-technische Bildung, Genderpädagogik, Integration und Umgang mit Migrationsproblematik sowie die Professionalisierung des pädagogischen Handelns (Beobachtung und Dokumentation, Fördermaßnahmen, Übergänge gestalten und dgl.). 2. Die Qualifizierungsmaßnahmen in den Ländern beschäftigen sich nicht mit kulturell-künstlerischer Bildung in der Früherziehung, weil man annimmt, dass die Erzieher/innen von den Fachschulen in künstlerischen Fächern (wie Musik, Tanz, Kunst usw.) ausgebildet wurden, was flächendeckend jedoch bei weitem nicht der Fall ist. Selbst Fachschullehrer/innen sind auf diesen Gebieten in der Regel unterqualifiziert. 3. In den recherchierten Konzepten wird allenfalls von einer fachkünstlerischen Kompetenzvermittlung ausgegangen und nicht von einem ganzheitlichen, kreativen Ansatz einer fachübergreifenden kulturell-künstlerischen Bildung. Nur in einzelnen Modellprojekten werden diese Vorstellungen einer umfassenden Kulturellen Bildung vertreten (Beispiel: Projekt „Ganzheitliche Frühförderung kultureller Intelligenz“). 4. Die BKJ und ihre inhaltlichen und bildungspolitischen Positionen zur Kulturellen Bildung sind in Kitas, bei Fachschullehrer/innen und Fachberater/innen in der Regel nicht bekannt. 5. Kitas arbeiten vor Ort zu wenig mit künstlerischen Einrichtungen oder Künstler/innen zusammen.
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Gründe hierfür sind beispielsweise ungünstige Betreuungsschlüssel oder fehlende Möglichkeiten zur Bereitstellung zusätzlicher Gelder für künstlerische Projekte innerhalb und außerhalb der Kita. Außerdem sind die Erzieher/innen auf solche Projekte nicht vorbereitet. Es fehlen ihnen Kompetenzen im Projektmanagement, eigene Zugänge zu künstlerischen Projekten sowie die Überzeugung, dass diese Projekte für die Entwicklung der Kinder von besonderem Nutzen sind. Aus der Bestandsaufnahme wurden in Expertenrunden und Ideenwerkstätten im Rahmen des Projektes Ziele und Vorschläge für Maßnahmen und Projekte erarbeitet. Die Expertise, in der die Projektergebnisse einschließlich der vorgeschlagenen Maßnahmen zusammengefasst sind, steht unter http://bkj.rs-netze.de/texte_2010/ als PDF-Dokument zum Download bereit.
3. sonstige Verbandsaktivitäten und ausblick Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Projekt „Qualitätsentwicklung und Qualifizierung“ wurden im BKJ-Vorstand, in einem eigenen vertiefenden Arbeitstreffen sowie in der BKJ-Mitgliederversammlung vorgestellt und diskutiert. Geplant ist eine zeitnahe Projektentwicklung zur Weiterentwicklung und Verstetigung der Beschäftigung mit dem Thema „Frühkindliche Kulturelle Bildung“. Als von besonderem Interesse haben sich dabei die Erstellung eines „Bildungsplans für Kulturelle Bildung“ als Korrespon,nen der Länder, die Entwicklung von Modellberufsschulen mit einem Schwerpunkt „Kulturelle Bildung“, sowie die (verbesserte) Einbindung von Kitas in (bestehende) lokale Netzwerke Kultureller Bildung herausgestellt. Über einen neu einzurichtenden BKJ-Fachausschuss soll dabei eine breite Beteiligung der BKJ-Mitgliedsstrukturen gewährleistet werden. Zur Vorbereitung einer Projektentwicklung gab es bereits Kontakt mit der Regiestelle der „Offensive Frühe Chancen“ des BMFSFJ sowie ein Gespräch mit Dr. Miriam Saati, Leiterin des BMFSFJ-Referats 513 „Ausbau und Qualität der Kindertagesbetreuung“. 2011 soll die Konkretisierung einer Projektentwicklung erfolgen, die sowohl den im Verband entwickelten Prämissen als auch der Fördersituation Rechnung trägt.
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3.
FaKten >> der daCHVerBand BKJ 2010 // übersicht über modellprojekte, Wettbewerbe, maßnahmen // publikationen und maßnahmen der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit // BKJ-Vertretungen in gremien // Vorstand, geschäftsstellenmitarbeiter/innen, liste aller mitgliedsorganisationen
modellFÖrderungen, proJeKte und WettBeWerBe 2010 „lebenskunst lernen. mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“ Das Bundesmodellprojekt fördert 16 Bildungspartnerschaften von Kultureinrichtungen mit Haupt-, Förder- und Gesamtschulen mit Mitteln des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es untersucht die Wirkungen der Kulturellen Bildung auf die individuelle Kompetenzentwicklung sowie die Wirkungen kultureller Angebote auf das Schulleben. Laufzeit: 1.7.2007 - 30.6.2010 >> www.lebenskunstlernen.de Fachstelle „Kultur macht schule“ Als bundesweite Fachstelle steht „Kultur macht Schule“ für kontinuierliche Qualitätsentwicklung kultureller Bildungsangebote in, an und um Schulen: Sie bündelt und kommuniziert Informationen, Entwicklungen und Impulse – föderal, kommunal und international. Die Fachstelle wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren. Frauen und Jugend gefördert. Laufzeit: 1.2.2010 - 1.1.2014 >> www.kultur-macht-schule.de mIXed up – der Wettbewerb für Kooperationen zwischen Kultur und schule Jährlich werden an Träger und Einrichtungen der Kulturellen Bildung für gelungene Bildungspartnerschaft mit Schulen 6 Preise zu je 2.500 Euro, gemeinsam von BMFSFJ und BKJ vergeben. >> www.mixed-up-wettbewerb.de Fachstelle „Kultur macht schule“ >> mIXed up akademie Fachimpulse bundesweit weitergeben – das ist die Aufgabe der MIXED UP Akademie. Im Rahmen von Workshopreihen und Austauschplattformen reflektieren und entwickeln Fachkräfte und Expert/innen Praxis-,Vernetzungs- und Qualitätsmodelle. Ebenfalls gefördert vom BMFSFJ. Bundesweite Veranstaltungen mit Kooperationspartnern vor Ort >> www.kultur-macht-schule.de pluspunkt Kultur – jährlicher Wettbewerb für junges engagement in der Kultur gefördert durch die Initiative ZivilEngagement, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Laufzeit: 1.5.2008 - 30.4.2011 >> www.plus-punkt-kultur.de Qualität in der Kulturellen Bildung Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu Instrumenten der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung in der Kulturellen Bildung Laufzeit: 2.9.2009 - 31.5.2010 >> www.qualitaetsentwicklung.bkj.de Handbuch Kulturelle Bildung Projekt im Auftrag des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien Laufzeit: 1.7.2010 - 30.9.2012 >> www.bkj.de
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tagungen, austausCHForen, WeIterBIldungen, FaCHaussCHüsse arbeitstagung „länderkonferenz 2010“ Austauschforum von BKJ und LKJs zur Behandlung von Bund-Länder-Fragen der Kulturellen Bildung // 22. - 23.1.2010, gemeinsam mit der LKJ Mecklenburg-Vorpommern Jahrestagung des deutsch-polnischen netzwerks jugend.kultur.austausch „Nicht zu klein für die große Welt! Impulse für internationale Kinderbegegnungen mit Kultureller Bildung“ // 12.-14.2.2010, Wroclaw (Polen) Kreativwerkstatt des zweiten pluspunkt Kultur // 26. - 28.2.2010, Hütten zentrale arbeitstagung und mitgliederversammlung der BKJ „Kulturelle Bildung 2010“ Zuvor: KJP-Programmspezifische Arbeitsgruppe „Kulturelle Bildung“ des BMFSFJ // 5.- 6.3.2010, Remscheid arbeitstreffen und Weiterbildung für Koordinator/innen im FsJ Kultur „Identitätsentwicklung“ und „Mediation“ als Thema // 12.-13.4.2010, Berlin arbeitstreffen der geschäftsführer/innen im FsJ Kultur trägerverbund // 14.4.2010, Hannover BKJ-Fachausschuss Kulturelle Bildung International // 22.4.2010, Hannover BKJ-Fachausschuss Freiwilliges engagement Thema: „Stiftungen und Freiwilligendienste/Engagement in der Kultur“ // 19.5.2010, Berlin BKJ-Fachausschuss Kultur macht schule // 11.6.2010, Berlin Bundeskongress im BKJ-modellprojekt „lebenskunst lernen“ „ALLE IM BOOT?!“ // 11.-12.6.2010, Berlin arbeitstreffen der geschäftsführerInnen im FsJ Kultur trägerverbund // 16.6.2010, Berlin abschlussveranstaltung für den FsJ Kultur-Jahrgang 2009/2010 (Hessen) // 26.8.2010, Frankfurt am Main BKJ-Fachausschuss Kulturelle Bildung International // 22.9.2010, Magdeburg Fachausschuss Kompetenznachweis Kultur // 23. bis 24.9.2010 Fachtagung und preisverleihung pluspunkt Kultur „Wirkungsvolle Bindungen. Die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit in Netzwerken und die Bedeutung von Netzwerken für Nachhaltigkeit im jungen Engagement in der Kultur“ // 1.10.2010, Berlin Kreativwerkstatt des dritten pluspunkt Kultur // 1.- 3.10.2010, Berlin Fachausschuss Kultur macht schule // 7.12.2010, Frankfurt
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Kongress „europa Intakt. 2010“ Kooperationsveranstaltung zur „Kulturarbeit mit Menschen mit Behinderung“ // 7.-10.10.2010, Dortmund zentrale arbeitstagung und mitgliederversammlung der BKJ // 9.10.2010, Dortmund mIXed up-preisverleihung mit Fachforum Grenzgänger: Kultur macht Schule. Horizonte eröffnen, Vielfalt gestalten und Qualität entwickeln. // 25.10.2010, Berlin auftaktveranstaltung mIXed up-akademie // 26.10.2010, Berlin arbeitstreffen der Koordinatoren im FsJ Kultur // 9.-10.11.2010, Stuttgart mIXed up-akademie: Kooperationsveranstaltung von BKJ und lKJ sachsen „Welche Anerkennung braucht der Mensch? Lernorte und Anerkennungsformen mit kultureller Bildung gestalten“ // 8.-9.12.2010, Leipzig mIXed up-akademie: Kooperationsveranstaltung von BKJ und lKJ niedersachsen „Ohne Moos nix los? – Finanzierungsmöglichkeiten für Kooperationen von Kultur und Schule“ // 13.12.2010, Hannover
FortBIldungen „KompetenznaCHWeIs Kultur“ (KnK) // 8.-9.1.2010 / 20.-24.4.2010, Leitung: Michaela Ahrens, Hildesheim // 16.-17.1.2010 / 14.-15.8.2010, LKJ Niedersachsen, Leitung: Ulrike Knoch-Ehlers, Lüneburg // 8.-9.2.2010 / 13.-14.7.2010, Institut für Jugendarbeit Gauting, Leitung: Mirtan Teichmüller, Gauting // 19.-20.2.2010 / 20.-21.8.2010, Landesarbeitsgemeinschaft der Jugendkunstschulen Thüringen, Leitung: Mechthild Eickhoff, Erfurt // 13.-14.3.2010 / 13.-14.11.2010, Evangelische Kirche Mitteldeutschland, Leitung: Erich Schriever, Neudietendorf/Erfurt // 15.-16.3.2010 / 12.-13.4.2010, Servicestelle Sachsen, Leitung: Birgit Wolf, Bautzen // 10.-11.4.2010 / 20.-21.11.2010, Servicestelle NRW, Leitung: Erich Schriever, Schwerte // 22.-23.4.2010 / 3.-4.11.2010, LKJ Brandenburg, Leitung: Armin Schubert, Berlin // 24.-25.4.2010 / 26.-27.6.2010, Hochschule Darmstadt, Leitung: Ludwig Seelinger, Darmstadt // 2009 / 27.-28.4.2010, Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung, Leitung: Ulrike Knoch-Ehlers, Hannover // 6.-7.5.2010 / 2011, Jugendförderung Ludwigshafen, Leitung: Mirtan Teichmüller, Ludwigshafen // 10.-11.9.2010 / 12.-13.11.2011, LKJ Niedersachsen, Leitung: Bruni Müllner, Oldenburg // 18.-19.6.2010 / 12.-13.11.2010, LKJ Thüringen, Leitung: Tom Braun, Erfurt // 27.-28.8.2010 / 2011, Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung, Leitung: Ulrike Knoch-Ehlers, Hannover // 3.-4.9.2010 / 26.-27.11.2010, LKJ Berlin, Leitung: Birgit Wolf, Berlin // 25.-26.9.2010 / 2011, Jeunesses Musicales Deutschland, Leitung: Mirtan Teichmüller, Weikersheim // 25.-26.9.2010 / 2011, LKJ Niedersachsen, Leitung: Bruni Müllner, Oldenburg Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
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// 1.-2.10.2010 / 2011, LKB Bayern, Leitung: Mirtan Teichmüller, München // 4.-5.10.2010 / 2011, Lessinggymnasium, Leitung: Armin Schubert, Hoyerswerda // 5.-6.11.2010 / 2011, LKJ Sachsen, Leitung: Birgit Wolf, Leipzig // 10.-11.12.2010 / 2011, LKJ Thüringen, Leitung: Brigitte Schorn, Erfurt // 11.-12.12.2010 / 2011, Hochschule Darmstadt, Leitung: Ludwig Seelinger, Frankfurt/Main // Sommersemester 2010, Universität Hildesheim, Leitung: Brigitte Schorn, Hildesheim
neuersCHeInungen 2010, KommunIKatIon und ÖFFentlICHKeItsarBeIt „Kultur öffnet Welten. mehr Chancen durch Kulturelle Bildung“ Positionspapier der BKJ 2010 „Qualität in der Kulturellen Bildung“ Studie im Auftrag des BMBF zu Instrumenten der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung in der Kulturellen Bildung, BKJ-Eigenverlag, Remscheid 2010, 152 Seiten, ISBN: 978-3-92440790-2 „expertise: Qualitätsentwicklungdurch Qualifizierung. zum standkultureller und künstlerische Bildungin der beruflichen Qualifizierung von erzieher/innen in Bundesdeutschen Kindergärten“ Thomas Wodzicki. „auf dem Weg zur Kulturschule. Bausteine zu theorie und praxis der Kulturellen schulentwicklung“ Tom Braun / Max Fuchs / Viola Kelb, vol. 17, München 2010, 148 Seiten, ISBN: 978-3-86736-317-4. „Kulturell-ästhetische medienbildung 2.0. sinne. Künste.“ Cyber, Wolfgang Zacharias, Vol. 18, München 2010, 507 Seiten, ISBN: 978-3-86736-318-1. „Kulturkompetenz 50+. praxiswissen für die Kulturarbeit mit älteren.“ Kim de Groote/Almuth Fricke (Hrsg.), vol. 19, München 2010, 156 Seiten, ISBN: 978-3-86736-319-8. „Kunststück FreIHeIt. leben und lernen in der Kulturellen BIldung.“ Hildegard Bockhorst (Hrsg.), vol. 22, München 2010, 264 Seiten, ISBN: 978-3-86736-322-8. „lebenskunst lernen in der schule. mehr Chancen durch Kulturelle schulentwicklung.“ Tom Braun (Hrsg.), vol. 23, München 2010, 333 Seiten, ISBN: 978-3-86736-323-5.
InternatIonale massnaHmen 2010 über die BKJ als zentralstelle geförderte maßnahmen: 18 maßnahmen im deutsch-französischen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch (dFJW), davon: // 10 Jugendbegegnungen, // 8 Fachkräfteprogramme. 32 maßnahmen im deutsch-polnischen Jugendkultur- und Fachkräfteaustausch (dpJW), davon: // 19 Maßnahmen in Deutschland, // 12 Maßnahmen in Polen, // 1 Maßnahme im Drittland. Davon 29 Jugendbegegnungen, 3 Fachkräfteprogramme. 22 maßnahmen im sonstigen internationalen Jugendkulturaustausch (BmFsFJ), davon: // 8 Maßnahmen in Deutschland, // 14 Maßnahmen im Ausland. Davon 18 binationale Maßnahmen, 4 multinationale Maßnahmen und 13 Jugendbegegnungen sowie 9 Fachkräfteprogramme. 62
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BKJ-Vertretungen In gremIen 2010 Die folgende Aufstellung gibt einen Überblick über die Vertretungsfunktionen, die Vorstandsmitglieder, BKJ-Vertreter/innen und Geschäftsstellenmitarbeiter/innen für die BKJ als Dachverband der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung im Jugend-, Kultur- und Bildungsbereich im Jahr 2010 wahrgenommen haben. akademie remscheid, trägerverein >> Dr. Gerd Taube >> Prof. Elisabeth Braun >> Prof. Klaus Kramer >> Thomas Wodzicki >> Prof. Dr. Wolfgang Zacharias arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (agJ) >> Hildegard Bockhorst (Vorstand, Säule Fachorganisationen) programmspezifische-arbeitsgruppe „Internationale Jugendarbeit“ des BmFsFJ >> Rolf Witte agJ Fa „europäische Kinder- u. Jugend(hilfe)politik >> Rolf Witte BmBF Kuratorium „theatertreffen der Jugend“ >> Dr. Gerd Taube BmBF Kuratorium „treffen junger autoren“ >> Dr. Gerd Taube BmBF Kuratorium „treffen junge musikszene“ >> Matthias Pannes Bundesakademie Wolfenbüttel, trägerverein >> Insa Lienemann Bundesarbeitskreis FsJ >> Kerstin Hübner/Jens Maedler Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches engagement >> Kerstin Hübner/Jens Maedler Beirat „Freiwilligendienste machen kompetent“ >> Kerstin Hübner/Jens Maedler Bundesweite Koalition Kulturelle Vielfalt >> Rolf Witte Culture action europe >> Rolf Witte deutsch-Französisches Jugendwerk/Beirat >> Rolf Witte deutsch-polnischer Jugendrat >> Bianca Fischer deutscher Kulturrat >> Prof. Dr. Max Fuchs (Vorsitzender) dKr/rat für soziokultur und kulturelle Bildung >> Geschäftsführung durch Hildegard Bockhorst dKr/Fachausschuss bürgerschaftliches engagement >> Hildegard Bockhorst dKr/Fachausschuss Kultur und Bildung >> Kerstin Hübner/Matthias Pannes dKr/Fachausschuss europa/Internationales >> Rolf Witte Fonds soziokultur e. V. >> Hildegard Bockhorst Fonds soziokultur/Kuratorium >> Kirsten Witt Forscher-praktiker - dialog internationale Jugendarbeit >> Rolf Witte IJaB/mitgliederversammlung >> Rolf Witte Konferenz „Kinder spielen theater“ >> Katrin Brademann nationaler Beirat des eu-programms Jugend In aKtIon >> Rolf Witte programmübergreifende arbeitsgruppe KJp >> Hildegard Bockhorst projektbeirat des 2. Freiwilligensurvey >> Hildegard Bockhorst stiftung deutsche Jugendmarke >> Hildegard Bockhorst runder tisch zur un-dekade „Bildung für nachhaltige entwicklung” >> Bianca Fischer usK – unterhaltungssoftware selbstkontrolle >> Hans-Jürgen Palme Beirat des BmFsFJ zur umsetzung der eu-Jugendstrategie >> Rolf Witte
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BKJ - Vorstand 2010 Als Vorstand von der Mitgliederversammlung der BKJ am 4. Oktober 2009 gewählt wurden: // // // // // // // //
Dr. Gerd Taube (Vorsitzender) Insa Lienemann (stellvertretender Vorsitz) Peter Kamp (stellvertretender Vorsitz) Lutz Lienke (Beisitzer) Dr. Eva Bürgermeister (Beisitzerin) Matthias Pannes (Beisitzer) Katrin Brademann (Beisitzerin) Prof. Dr. Max Fuchs (Ehrenvorsitzender)
BKJ-Vorstandssitzungen 2010 fanden statt: // // // //
am 19. - 20. Februar 2010 in Berlin am 15. April 2010 in Frankfurt am 10. Juni 2010 in Berlin am 19. - 20. September 2010 in Remscheid
BKJ-gesCHäFtsstelle 2010 Unterstützt wurden der Vorstand und die „Ehrenamtler/innen“ der BKJ durch die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen:
// Iris Galli (Verwaltungsangestellte) bis 6.2010 // Luiza Ignaszeswka (Verwaltungsangestellte Kulturelle Bildung International) // Viola Kelb (Leitung Fachstelle „Kultur macht Schule“) // Tanja Kohl (Verwaltungsangestellte) 50% // Ulrike Münter (Referentin JugendkulturService International) // Ulrike Peiseler-Kluthe (Buchhalterin) 50% ab 11.2010 // Michaela Peters (Personal- und Finanzreferentin) 75% // Karin Schad (wissensch. Mitarbeiterin „Kultur macht Schule“) // Jürgen Schaeffer (Webmaster) // Stephan Schmitz (Grundsatzreferent) ab 7.2010 Vertretung für Kirsten Witt // Nina Selig (Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Vertretung Helga Bergers ab 8.2010) 50% // Kirsten Witt (Grundsatzreferentin) ab 7.2010 Elternzeit // Rolf Witte (Bereichsleiter „Kulturelle Bildung International“)
In der remscheider geschäftsstelle:
Im projektbüro Freiwilliges engagement Berlin:
// Helga Bergers (Referentin Öffentlichkeitsarbeit) 50% // Martina Biesenbach (Verwaltungsangestellte) 50% ab 7.2010 // Ulrike Blischke-Meyer (Verwaltungsangestellte/Projekte) 75% // Hildegard Bockhorst (Geschäftsführerin) // Odile Bourgeois, (franz. Assistentin) ab 9.2010 // Tom Braun (Leitung Modellprojekt „Lebenskunst Lernen“) // Chrissie Carpentier (franz. Assistentin) bis 9.2010 // Magdalena Dehler (Buchhalterin) 50% bis 10.2010 // Bianca Fischer (Referentin JugendkulturService International) 50% und (Referentin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Vertretung Helga Bergers, ab 8.2010) 50%
// Annika Esser (stud. Hilfskraft) bis 10.2010 // Annelie Gülsdorff (Koordinatorin FSJ Kultur Hessen) ab 9.2010 // Franz Hanna (Finanzreferent) 50% ab 11.2010 // Kerstin Hübner (Bundestutorin, Leitung FWD Kultur) 50% // Lea Jaenicke (stud. Hilfskraft) bis 7.2010 // Jens Maedler (Bundestutor, Leitung FSJ Kultur, 50% /Koordination FSJ Kultur Hessen, 50%) // Bärbel Noebe (Verwaltungsangestellte) 62,5 % // Susanna Prautzsch (Referentin Öffentlichkeitsarbeit) 75% // Matthias Riesterer (Projektleitung PlusPunkt KULTUR) 75% // Leonie Schweigert (stud. Hilfskraft) ab 9.2010 // Johanna Steiner (stud. Hilfskraft) ab 9.2010
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dIe mItglIedsVerBände der BKJ 2010 KunstpädagogIK // museumspädagogIK // BDK – Fachverband für Kunstpädagogik // Bundesverband Museumspädagogik (BVMP) lIteratur // Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ) // Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise (FBK) // Deutscher Bibliotheksverband (dbv) // Internationale Jugendbibliothek (IJB) // Stiftung Lesen musIK // Arbeitskreis für Schulmusik (AfS) // Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) // Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) // Deutsche Bläserjugend (DBJ) // Deutscher Musikrat (DMR) // Internationaler Arbeitskreis für Musik (iam) // Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) // Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ) // Verband deutscher Musikschulen (VdM) // Werkgemeinschaft Musik (WGM) spIelmoBIle // zIrKus // Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spielmobile // Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Zirkuspädagogik tanz // Bundesverband Tanz in Schulen // Deutscher Bundesverband Tanz (DBT) tHeater // ASSITEJ - Sektion Deutschland (Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Deutschland) // Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) // Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater // Bundesverband Theater in Schulen (BV.TS) // Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) // Katholische Arbeitsgemeinschaft Spiel und Theater (KAST) // Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ) Flagge zeigen >> Für Kulturelle Bildung
JugendKunstsCHulen // KIndermuseen // Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) // Bundesverband Deutscher Kinder- und Jugendmuseen medIen // // // // //
Bundesverband Jugend und Film Bundesweites Schülerfilm- und Videozentrum Deutscher Verband für Fotografie Förderverein Deutscher Kinderfilm (FDK) Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) // Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF) // Vision Kino - Netzwerk für Film- und Medienkompetenz KunstspartenüBergreIFende FaCHorganIsatIonen // Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend (bka) // Yehudi Menuhin Stiftung Deutschland (YMSD) BundesaKademIen // Akademie Remscheid für musische Bildung und Medienerziehung (ARS) // Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen
landesVereInIgungen Für Kulturelle (Jugend-) BIldung // LAG Soziokultur und Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz // LAG Kinder- und Jugendkultur Hamburg // LKB Bayern // LKB Hessen // LKJ Baden-Württemberg // LKJ Berlin // LKJ Brandenburg // LKJ Mecklenburg-Vorpommern // LKJ Niedersachsen // LKJ Nordrhein-Westfalen // LKJ Sachsen // LKJ Sachsen-Anhalt // LKJ Schleswig-Holstein // LKJ Thüringen 65
4.
VertIeFungen >> Für InnoVatIonen und InFrastruKtursICHerung // links auf zentrale BKJ-texte, fachliche positionierungen und bedeutsame jugend-, kultur- und bildungspolitische dokumente
Kulturelle Bildung und kulturelle schulentwicklung // Kulturelle Bildung: Lebenskunst Lernen – Bilden mit Kunst von Hildegard Bockhorst, erschienen in: Hafeneger, Benno (Hrsg.): Handbuch außerschulische Jugendbildung. Grundlagen – Handlungsfelder – Akteure. Schwalbach 2011, S. 231-245. // Kulturell-ästhetische Praxis als Schlüssel zu einer inklusiven Schulentwicklung von Tom Braun, erschienen in: Braun, Tom / Fuchs, Max / Kelb, Viola: Auf dem Weg zur Kulturschule. München 2010, S. 87-105. // Lernziel Lebenskunst: Kulturelle Bildung in gesellschaftlicher Verantwortung von Hildegard Bockhorst, erschienen in: Braun, Tom (Hrsg.): Lebenskunst lernen in der Schule, München 2010, S. 50-65. // Mehr Wirkung durch Inklusion! Folgerungen aus dem Modellprojekt „Lebenskunst lernen“ von Tom Braun, erschienen in: Braun, Tom (Hrsg.): Lebenskunst lernen in der Schule, München 2010, S. 135-152. Kulturelle Bildung International // Bilanz der zweiten UNESCO-Weltkonferenz für kulturelle Bildung in Seoul: Kulturelle Bildung hat Fahrt aufgenommen von Max Fuchs, erschienen in: Politik und Kultur (Regensburg), (Juli August 2010), S. 11-12. // Seoul Agenda: Goals for the Development of Arts Education // Kulturelle Vielfalt erleben: Internationale Jugend-Kultur-Begegnungen von Rolf Witte, erschienen auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Dossiers „Interkulturelle kulturelle Bildung“ // Cooperating with the European Union: „Agenda for Culture” and „Strategy for Youth” von Rolf Witte, erschienen in: UNESCO today, Magazine of the German Commission for UNESCO, 1/2010, „ArtsEducation for All: What Experts in Germany are Saying“, S. 78-81. Bildung für nachhaltige entwicklung // Zukunft ist jetzt! >> Kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutsch-polnischen Jugendaustausch. Dokumentation der Tagung vom 24. bis 27. Februar 2011 in Berlin, Autoren: Fischer, Bianca u.a., BKJ (Hrsg.), Remscheid 2011. digitale medien // KJF (Hrsg.): Sind wir on? Digitale Medien in der Kulturellen Kinder- und Jugendbildung. Autorinnen: Eva Bürgermeister / Bianca Fischer. In Kooperation mit der BKJ. Remscheid 2010 Frühkindliche Bildung // BKJ (Hrsg.): Qualitätsentwicklung durch Qualifizierung. Zum Stand kultureller-künstlerischer Bildung in der Ausbildung und beruflichen Qualifizierung von Erzieherinnen. Autor: Wodziki, Thomas, Remscheid 2010. alle dokumente können von unserem server unter folgendem link heruntergeladen werden: http://bkj.rs-netze.de/texte_2010
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Cover_Taetigkeitsbericht_2010_ce:Titel Tätigkeitsbericht 2005 26.06.11 16:58 Seite 1
icht Jahresbe0r 201
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tätigkeitsbericht 2009
Gefördert vom bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. Küppelstein 34, 42857 remscheid Fon 02191.79 43 90, Fax 02191.79 43 89 info@bkj.de, www.bkj.de