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SCHWIMMEN LERNEN

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Schwimmkurs oder Eigenregie?

Immer weniger Kinder lernen schwimmen. Ein Trend, den die Corona-Pandemie noch vorantreibt. Doch wie komme ich an einen geeigneten Kurs und wie kann ich meinem Kind die Grundlagen gut selbst vermitteln? // Text: Juliane Faller

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DLRG „Mama, ich gehe schon mal vohooor!“ Ich rufe noch laut: „Nein! Bitte wartet!“ Aber meine zwei Chaoskids erreichen diese Worte nicht mehr. Sie haben die Toilette des Schwimmbads verlassen und laufen ausgelassen aufs Wasser zu. „Platsch“ – Panik macht sich breit und ich eile – mich anziehend – den Kindern hinterher und frage mich, ob sie ihre Schwimmhilfen anhaben? Solche oder ähnliche Momente des Schreckens hat wohl jedes Elternteil bei einem Schwimmbadbesuch mit kleinen Kinder schon einmal erlebt. Entspannt schwimmen gehen oder im Urlaub am Pool oder Meer liegen ist erst möglich, wenn die Kinder sicher schwimmen können. Denn nach wie vor ist Ertrinken die häufigste Todesursache bei Kleinkindern. Derzeit ist die Situation besonders schwierig. Dadurch, dass viele Schwimmschulen lange geschlossen hatten, gibt es für Seepferdchenkurse noch längere Wartelisten als schon zuvor. Doch ist ein Schwimmkurs zum Schwimmenlernen wirklich nötig oder können Eltern ihren Kindern das Schwimmen auch selbst vermitteln?

Schwimmerfahrung sammeln

Gerade in Zeiten von überfüllten Schwimmkursen kann es eine gute Alternative sein, dass Eltern ihren Kindern das Schwimmen selbst beibringen. Ob im Schwimmkurs oder in Eigenregie: Das hängt nicht zuletzt auch von jedem Kind, dem Elternteil und ihrer Beziehung zueinander ab. Fakt ist: Wenn ein Kind regelmäßig schwimmen geht und die Gelegenheit hat, zu üben, dann wird es auch selbst schwimmen lernen. Die erwachsene Begleitperson braucht hauptsächlich Geduld und kann beratend und unterstützend zur Seite stehen. Vor

allem aber sollte er oder sie sich im Hintergrund halten, dem Kind die Gelegenheit geben eigene Schwimmerfahrungen zu sammeln und es ermutigen neue Dinge zu probieren.

Das perfekte Alter zum Schwimmenlernen

Je früher ein Kind an Wasser gewöhnt wird, umso unbefangener kann es mit dem Element umgehen und schwimmen lernen. Daher bietet es sich an, dass Eltern schon mit ihren Babys regelmäßig ins Schwimmbad gehen – ob in einem geführten Kurs oder privat. Wichtig dabei ist, darauf zu achten, dass das Baby auch Spaß an der Sache hat. Immer wieder gibt es Phasen, in denen die Kleinen bei dem Kontakt mit Wasser weinen und überfordert sind. Dann sollte man ruhig eine Weile pausieren und zu einem anderen Zeitpunkt weitermachen, damit die Kleinen ein positives Verhältnis zum Schwimmen behalten. Ab ungefähr fünf Jahren können Kinder dann einen Seepferdchenkurs besuchen und erste Schwimmerfahrungen auch ohne die Eltern machen. Ein Kurs bietet sich vor allem an, um eine Regelmäßigkeit in das Schwimmtraining zu bringen. Doch um schnell sicher schwimmen zu lernen, ist es wichtig,

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dass die Familie auch neben dem Kurs regelmäßig schwimmen geht, damit die Kinder Routine und Sicherheit entwickeln. Der Vorteil, den ein Schwimmkurs bietet, ist, dass die Kinder hier voneinander lernen können und Anreize dadurch erhalten, wenn sie die Gleichaltrigen beim Training sehen.

Schwimmtraining in der Familie

Wer seinem Kind das Schwimmen selbst beibringen möchte, kann zum Beispiel damit beginnen, es zum Strampeln mit den Beinen aufzufordern. Schwimmscheiben oder Flügel sind dabei zunächst sicher hilfreich, wobei diese nicht durchgehend getragen werden sollten, damit das Kind auch ein Gefühl dafür bekommt, wie sich der eigene Körper im Wasser ohne Schwimmhilfen bewegt. Es gibt sehr unterschiedliche Arten, Kindern das Schwimmen zu vermitteln. Während die eine Schwimmschule auf die klassischen Schwimmhilfen und Beinbewegungen setzt, sind in der anderen Schwimmschule die Kinder von Beginn des Trainings an ohne Hilfen unterwegs und lernen zunächst das Rückenschwimmen. Erwachsene, die Kindern das Schwimmen selbst beibringen wollen, können individuell entscheiden, welche Art des Lernens für das Kind geeignet ist. Wichtig ist hier vor allem, dass sich die Kinder sicher fühlen und Spaß an der Sache haben. Die Seepferdchenprüfung kann – wenn es so weit ist – von jedem Bademeister abgenommen werden.

TIPPS ZUR WASSERGEWÖHNUNGdlrg.de/mitmachen/dlrg-nivea/ seepferdchen-fuer-alle/wassergewoehnung

INFOS ZUM SCHWIMMENLERNENkindergesundheit-info.de/ themen/sicher-aufwachsen/3-6-jahre/schwimmen-lernen

DLRG

Von der Wassergewöhnung zum Schwimmabzeichen

Im Gespräch mit Julian Meichsner von der DLRG haben wir uns schlaugemacht, wie es aktuell um Schwimmkurse bestellt ist und worauf Eltern achten sollten.

Libelle: Welches Alter eignet sich am besten, um mit dem Schwimmenlernen anzufangen? Meichsner: Zunächst ist es wichtig, dass man möglichst früh anfängt, das Kind an Wasser zu gewöhnen. Das kann in einem Kurs, selbst im Schwimmbad oder in der Badewanne sein. Im Alter zwischen fünf und sechs Jahren kann das Kind dann einen Seepferdchenkurs besuchen. Wenn es den Umgang mit Wasser von klein auf gewöhnt ist, wird es ihm leichter fallen.

Wann kann ein Kind eigentlich schwimmen? Kann ich davon ausgehen, dass mein Kind schwimmen kann, wenn es das Seepferdchenabzeichen hat? Aus Sicht der DLRG ist das Seepferdchen ein guter erster Schritt, um Kindern das Schwimmen beizubringen. Aber es beweist noch keine sichere Schwimmfähigkeit. Nur weil es das Abzeichen gemacht hat, heißt das nicht, dass ich darauf vertrauen kann, dass das Kind alleine im Wasser zurechtkommt und ich es unbeaufsichtigt lassen kann. Daher ist es wichtig nach dem Seepferdchenabzeichen unbedingt weiter dranzubleiben, damit das Kind sicher schwimmen lernt.

Wann ist denn dann der Zeitpunkt gekommen, dass ich das Kind im Wasser unbesorgt alleine lassen kann? Da wäre ich generell vorsichtig. Kinder sollte ich am Wasser nie unbeaufsichtigt lassen. Wenn ein Kind das Bronzeabzeichen hat, kann ich generell davon ausgehen, dass es sich sicher im Wasser bewegt. Allerdings kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen das Kind die Kontrolle verliert, mit dem Kopf unter Wasser kommt und keine Luft mehr bekommt. Daher sollte ich Kinder im Wasser immer im Auge behalten.

Man hört immer wieder, dass die Corona-Pandemie einen sehr negativen Einfluss auf das Schwimmenlernen hat. Was können Sie dazu konkret sagen? Vor Corona, also 2019, hatten wir in Düsseldorf bei der DLRG so 1200 Teilnehmer:innen in unseren Schwimmkursen. Im letzten Jahr, also 2021 und auch im Jahr zuvor, hatten wir nur ungefähr 500 Teilnehmer:innen. Der Grund dafür war, dass über das Jahr hinweg immer wieder die Schwimmhallen gesperrt waren. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Mitgliederzahl zurückgegangen ist und es gingen auch viele ehrenamtliche Ausbilder:innen verloren. Wir haben derzeit eine Warteliste von über 600 Kindern und Jugendlichen. Das heißt, es kann bis zu drei Jahre dauern, bis ein Kind einen Platz in einem Schwimmkurs bekommt. Das sollten Eltern berücksichtigen und sich rechtzeitig um einen Platz bemühen.

Aber können Eltern ihren Kindern nicht einfach selbst das Schwimmen beibringen? Was bietet der Kurs für Vorteile? Doch, natürlich können auch Eltern Kindern das Schwimmen selbst beibringen. Es gibt im Internet auch sehr hilfreiche Erklärvideos dazu. Der Vorteil bei den Kursen ist, dass die Kinder von ausgebildeten Schwimmausbilder:innen trainiert werden. Diese kennen die Methoden, wie Kinder am besten ans Schwimmen herangeführt werden und haben auch einen ganz anderen Blick darauf, was die Probleme des Kindes beim Schwimmen sind und wie das am besten korrigiert wird. Die Ausbilder:innen haben auch jahrelange Erfahrung mit verschiedenen Ängsten der Kinder und können an der Stelle damit professionell umgehen.

Möchten Sie zum Abschluss noch etwas loswerden? Ja, der DLRG ist ein Verein, der wie jeder Verein von der Unterstützung seiner Mitglieder lebt. Um weiterhin Schwimmkurse anbieten und Wasserrettung leisten zu können, ist der DLRG auf Mitgliedsbeiträge angewiesen. Es wäre schön und wünschenswert, wenn sich neue Mitglieder und ehrenamtliche Ausbilder:innen finden würden, um den Verein in Zukunft zu unterstützen.

JULIAN MEICHSNER ist Pressesprecher und Referatsleiter für Strömungsrettung des DLRG Bezirk Düsseldorf e. V.

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