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NACHHALTIGKEIT

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SCHWIMMEN LERNEN

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Die nachhaltige Familie

Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen unserer Zeit. Wir alle wollen unser Leben möglichst ressourcenschonend gestalten, damit auch zukünftige Generationen noch glücklich und mit möglichst wenigen Einschränkungen auf der Erde leben können. // Text: Juliane Faller

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Gerade im Alltag von Familien ist es nicht immer so einfach, nachhaltig zu agieren. Da, wo sich Wäscheberge türmen, der schnelle Snack zwischendrin gebraucht wird und ein einziges Baby um die 4000 Windeln im Jahr voll macht, fehlt häufig die Zeit und Energie, um nachhaltig zu handeln. Das Konzept der Nachhaltigkeit soll eine Bedürfnisbefriedigung gewährleisten, bei der die Regenerationsfähigkeit der beteiligten Ressourcen gewährleistet wird. Es geht also darum, Produkte auf eine Weise zu konsumieren, die unseren Planeten und seine Lebewesen schont.

Etwas Positives hinterlassen

Gerade junge Eltern entdecken häufig, wenn sie die Verantwortung für einen kleinen Menschen übernehmen, dass sie mehr darauf achten wollen, wie sie ihr Leben und das ihrer Kinder gestalten. Sie versuchen, für ihre Familie ein gutes Essen aus gesunden Lebensmitteln auf den Tisch zu bringen, legen bei Kleidung und Spielzeug Wert auf schadstofffreie, zertifizierte Produkte mit Biosiegel oder steigen häufiger vom Auto auf das Fahrrad um. Das alles tun Eltern einerseits, um allen Familienmitgliedern einen möglichst optimalen Alltag zu ermöglichen, andererseits aber auch, um ihren Kindern Werte zu vermitteln und sie für ein nachhaltiges Alltagsleben zu sensibilisieren. Und so steht dann die Ökokiste einmal pro Woche vor der Haustür, das Auto wird gegen ein Lastenrad eingetauscht und es werden Geburtstagskisten bei lokalen Spielzeugläden gepackt, anstatt Wunschzettel von Onlineanbietern zu versenden.

Ideen für den Alltag

Nachhaltig in der Familie zu leben umfasst so viele Schauplätze, dass niemand sie alle gleichzeitig bespielen kann. Deshalb ist es sinnvoll, mit einem Thema zu beginnen, das einem besonders am Herzen liegt. Wenn dann einmal der Stein ins Rollen gekommen ist, entdeckt man überall Kleinigkeiten und Dinge, die man in seinem Leben verändern kann, um wieder ein Stück nachhaltiger zu leben. Plastik vermeiden, auf übermäßigen Fleischkonsum verzichten, fair gehandelte Kleidung oder Secondhand kaufen, zu Ökostrom wechseln, Fahrgemeinschaften gründen oder gleich aufs Lastenrad umsteigen und Gegenstände reparieren, anstatt neue zu kaufen sind einige Ideen, wie wir im Alltag nachhaltig handeln können, ohne gleich unser ganzes Leben umzukrempeln.

Nachhaltige Projekte in der Familie

Um die eigene Familie für das Thema Nachhaltigkeit stärker zu sensibilisieren, sollte es immer wieder gemeinsam anhand konkreter Beispiele aufgegriffen werden. Auch kleine Projekte innerhalb der Familie können helfen, den Fokus von Jung und Alt auf dieses wichtige Thema zu lenken. Ein gemeinsamer Dreck-weg-Tag im Park um die Ecke kann dabei ebenso hilfreich sein, wie Bücher zu dem Thema gemeinsam zu lesen oder zu erklären, warum wir den Stromanbieter wechseln. Eine weitere schöne Idee, um das Thema Nachhaltigkeit in den Familienalltag zu integrieren, ist gemeinsames Gärtnern: Ob Salat und Kräuter aus dem Hochbeet auf dem Balkon oder gleich ein kleines eigenes Erdbeerfeld im Schrebergarten – etwas selbst anzubauen macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch der Umwelt, und ganz nebenbei lernen unsere Kinder, wie Dinge wachsen, und können das, was sie selbst im Frühjahr ausgesät oder gepflanzt haben, später im Jahr ernten. Kinder wie Erwachsene erhalten so ein neues Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln.

FOODSHARING

Foodsharing sorgt dafür, dass Produkte, die sonst im Müll landen würden, noch Abnehmer finden. Geschäfte teilen übrig gebliebene Lebensmittel in den sogenannten Fairteilern, die im ganzen Stadtgebiet zu finden sind. Bei den Sachen handelt es sich um Lebensmittel, die noch völlig problemlos verzehrt werden können, sich für den Verkauf aber nicht mehr eignen, wie zum Beispiel Brot vom Vortag.

Isst du, was du bist?

ERNÄHRUNG

Sich nachhaltig zu ernähren bedeutet, darauf zu achten, dass das, was wir essen, unserem eigenen Körper guttut, aber auch, dass die Produkte, die wir konsumieren, keinen negativen Einfluss auf die Menschen haben, die sie produzieren, oder die Umwelt schädigen. Ein Aspekt kann dabei zum Beispiel sein, dass wir uns vornehmen, hauptsächlich saisonale und regionale Lebensmittel zu konsumieren. Auch sich beim Verzehr von Fleisch einzuschränken und so oft wie möglich faire Produkte zu kaufen, kann ein wichtiger Schritt sein. Dafür wird bewusst konsumiert und entschieden, was auf den Tisch kommt – ob man dafür nun beim Metzger des Vertrauens oder im Bauernladen um die Ecke einkaufen geht oder im Supermarkt auf die Auszeichnungen der Produkte achtet, bleibt jedem selbst überlassen. In Düsseldorf gibt es zahlreiche Initiativen, die sich für nachhaltige Ernährung einsetzen. Unverpacktläden und regionale Märkte bieten dem Verbraucher eine gute Möglichkeit, unkompliziert an nachhaltige Produkte zu gelangen.

LEBENSMITTELKOOPERATIVEN

Bei sogenannten FoodCoops, also Lebensmittelkooperativen, tun sich mehrere Menschen zusammen, um größere Gebinde bei Bioläden zu kaufen und so unnötigen Verpackungsmüll zu vermeiden. Ein Anlaufpunkt für eine solche Kooperative ist in Düsseldorf zum Beispiel die „Ökologische Marktwirtschaft“ in Oberbilk.

SOLIDARISCHE LANDWIRTSCHAFT

Auch die solidarische Landwirtschaft wird als Konzept in Düsseldorf gelebt. Anlaufstellen in der Nähe sind zum Beispiel der Südpark, Hamm und Kaarst. Als Mitglied verpflichtet man sich für ein Jahr zur Finanzierung und bekommt im Gegenzug seinen Ernteanteil. Wie umfangreich der Ernteanteil ausfällt, ist von der Ernte des jeweiligen Jahres abhängig. Außerdem verpflichten sich die Mitglieder zur Mithilfe bei der Ernte.

SPIELZEUG

Gutes Spielzeug leistet einen wertvollen pädagogischen Beitrag zur Entwicklung unserer Kinder. Eine nachhaltige und schadstofffreie Produktion, faire Arbeitsbedingungen und ein hoher Spielwert zeichnen nachhaltiges Spielzeug aus. Wichtig ist auch das Material: Umweltschonend sind nachwachsende Rohstoffe wie Holz. Dabei darauf achten, dass Farben und Lacke keine Schadstoffe enthalten und die Spielsachen langlebig und vielseitig sind.

Hast du, was du brauchst?

KONSUM

Ganz ehrlich: Am nachhaltigsten ist es vermutlich, gar nichts zu konsumieren. Das ist aber nicht jedermanns Sache, und auch daran, was als „bewusstes“ und „minimalistisches“ Konsumverhalten gewertet wird, scheiden sich die Geister. Fakt ist aber, dass zu viel Kram Kinder überfordert, weswegen es sich lohnt, im Kinderzimmer immer wieder mal auszumisten. Gut erhaltene Bücher, Anziehsachen, Spielzeuge und vieles mehr können zum Beispiel in Giveboxen, Bücherschränken oder im Umsonstladen abgeben werden. Kaputte oder unbrauchbare Sachen kann man versuchen zu reparieren oder auch einem neuen Zweck zuführen, anstatt sie gleich gegen etwas Neues einzutauschen. Wer selbst handwerklich eher weniger begabt ist, findet in vielen Gemeinschaftswerkstätten Hilfe, Austausch und Anleitung, um zum Beispiel kaputte Fahrräder oder Elektrogeräte selbst zu reparieren.

KLEIDUNG

Gerade junge Familien haben nicht immer das riesengroße Budget. Und wenn wir einmal ehrlich sind: Nachhaltige Kleidung kostet nicht wenig – was bei fairen Löhnen und nachhaltig produzierten Materialien ja auch gar nicht anders geht. Doch auch mit einem kleinen Geldbeutel ist es möglich, sich und seine Liebsten nachhaltig zu kleiden. Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, Secondhand zu kaufen. Auch Kleidertauschbörsen sind eine Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit mit kleinen Mitteln in den eigenen Kleiderschrank zu bringen.

MÖBEL

Wie in den anderen Branchen auch, zeichnen sich nachhaltige Möbel durch hochwertige Materialien aus, die meist langlebig und stabil sind. Es werden ausschließlich natürliche Rohstoffe verwendet, die unter verantwortungsvollen Umwelt- und Sozialbedingungen gewonnen und verarbeitet wurden. Wem nachhaltige, hochwertige Möbel bei den einschlägigen Anbietern zu teuer sind, kann auch beim Einrichten auf Secondhand zurückgreifen. Ob Cash & Raus, Fairhaus oder Kaufhaus Wertvoll: An all diesen Orten kann man in Düsseldorf für kleines Geld gute Möbel finden – oder auch Möbel, die man nicht mehr braucht, statt dem Sperrmüll einem guten zweiten Zweck zuführen.

ALLTAG

Wohin führt dein Weg?

MOBILITÄT

Nachhaltige Mobilität meint, dass sich Menschen auf eine Weise fortbewegen, die nur so viele Emissionen produziert, dass eine Regeneration des Ökosystems gewährleistet ist. Um die Umwelt langfristig zu schützen ist es notwendig, dass Menschen in ihrer Mobilität nachhaltiger werden. Egal ob Kurzstreckenflug, Kreuzfahrt oder die kurze Fahrt mit dem SUV zu Schule und Kita: Als Familie sollte man anfangen, sein persönliches Mobilitätskonzept zu überdenken, um so einen Beitrag zur Emissionssenkung zu leisten. Es ist sinnvoll, die Kinder bei den Gedanken rund um das Thema miteinzubeziehen und ihnen die Chance zu geben, auch eigene Ideen einzubringen, um das Mobilitätsverhalten der Familie umweltfreundlicher zu gestalten. Von unserem Alltag hängt ab, wie sehr wir das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Mobilität umsetzen können. Wer beruflich bedingt pendeln muss, hat hier deutlich andere Rahmenbedingungen als jemand, der im Laden nebenan arbeitet. Allerdings lohnt es immer zu prüfen, welche Strecken wirklich notwendig sind, wann Homeoffice eine Option ist und wie ich meinen Arbeitgeber auswähle. Im Alltag mit Kindern ist Mobilität doppelt wichtig, wenn die Kleinen größer werden und von der Schule zur Tanzveranstaltung oder zur nächsten Verabredung kutschiert werden müssen. Die Bezeichnung „Eltern-Taxi“ ist dabei in den letzten Jahren immer mehr in Verruf geraten. Immer öfter steigen Eltern heute auf Lastenräder oder Fahrräder mit Anhängern um, wenn sie ihre Kleinen von A nach B transportieren wollen. Beliebter werden auch Elektroautos. Wenn es gerade mal nicht möglich ist, eine Strecke mit dem Tretroller, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen, können auch Fahrgemeinschaften ein hilfreiches Mittel sein, das nicht nur Kraftstoff, sondern auch Zeit spart.

Buchtipps

Eine anschauliche Beschreibung, wie wir in der Familie gesund, umweltschonend und plastikfrei leben können. Mit vielen praktischen Tipps für einen nachhaltige Alltag mit Kindern. Rezepte für die Brotdose inklusive. Selina Langenscheid/Ulrike Pongratz: Familie Nachhaltig: Mit Kindern umweltschonend, gesund und plastikfrei leben,

Independently published 2021, ISBN 978-3-75491426-7, Euro 24,90

URLAUB

Nachhaltig Urlaub zu machen und trotzdem seinem Traumziel nahezukommen, scheint fast unmöglich. Denn meist ist unser Strandurlaub an eine längere Flugreise gekoppelt. Um dann vor Ort alle Bedürfnisse zu befriedigen, ohne mehrere Monatsgehälter zu opfern, sind Abstriche scheinbar unumgänglich. Tatsächlich gibt es aber Reiseanbieter, die es sich zum Ziel gemacht haben, nachhaltige Reisen für Familien mit mehreren Kindern anzubieten. Bei einem nachhaltigen Urlaub geht es nämlich nicht nur darum, wie viel Kerosin wir bei der Anreise verbraten und wie viele Baumpatenschaften in Südamerika wir übernehmen müssen, um das wieder gutzumachen. Es geht auch darum, dass sich Hotelanlagen in die Optik des Urlaubsortes einfügen, dass das Hotel gerechte Arbeitsbedingungen für die Menschen vor Ort schafft, umweltfreundlich agiert, nachhaltig produzierte Lebensmittel anbietet und so vieles mehr. 365 Ideen für ein umweltfreundliches Zusammenleben in der Familie mit spannenden

Herausforderungen, Tipps und Geschichten, die zum Nachdenken anreden und Gesprächsstoff liefern. Henrike Raggen: Family for Future,

Naumann & Göbel 2020, ISBN 978-3-62518709-7, Euro 10

Wie landet eigentlich der Plastikmüll im Meer und was ist eigentlich Upcycling? Diesen und mehr Fragen gehen die kleinen Helden des liebevoll gestalteten Vorlesebuchs auf den Grund. In den Kurzgeschichten werden die Kinder selber aktiv und zeigen ihren Altersgenoss:innen, dass auch die Kleinsten einen Unterschied machen können. Polly Larsson: Storys für kleine Weltretter, lovelypubli 2021, ISBN 978-3-982-33462-2, Euro 19,90

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