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5 Wochen Schweige-Retreat
Ein Erfahrungsbericht
von Shaktipriya Vogt
Wenn ich aus einem Retreat zurückkomme, sind einige neugierig und fragen mich: „Wie ist so ein Fünf-Wochen Retreat? Warum verwendest du deine gesamte Jahresfreizeit dafür?“
Ich könnte antworten: „Ich versuche Gott in mir zu erkennen.“ Das trifft zwar den Kern, aber es gehört doch etwas mehr dazu. Swami Sivanandas Beschreibung des Yogaweges in seiner Autobiografie finde ich da ganz passend: „Es ist der über einen dornigen Pfad mit Stufen - schlüpfrigen Stufen-, erreichbare Gipfel.“ Dafür lohnt es sich!
In der Praxis nimmt in meinem Schweige-Retreat das Pranayama, Yoga-Atemübungen zur Kontrolle des Pranas, einen großen Raum ein.
Angefangen hat mein Interesse dafür mit meiner 4-Wochen-Yogalehrerausbildung, die ich 2004 abgeschlossen habe. Sukadev, der Gründer von Yoga Vidya, hat uns damals in seiner Abschlussrede mit auf den Weg gegeben, mindestens 30 Minuten jeden Tag Pranayama zu praktizieren.
So habe ich auch angefangen. Das hat mir viel Freude bereitet und so sind aus 30 Minuten nun täglich eine Stunde geworden, weil ich bemerkte, wieviel mehr Energie ich plötzlich hatte. Damit das auch mit meinem damaligen Job zeitlich passte, bin ich um 4 Uhr aufgestanden, sodass ich voll aufgetankt zur Arbeit kam.
Sadhana
Pranayama hat immer mehr Zeit in meinem Leben eingenommen. Am Wochenende hat meine Familie meist lange geschlafen, sodass ich den ganzen Vormittag für mich zum Praktizieren hatte. Erst vier Jahre später habe ich das 14-tägige intensive Pranayama mit Sukadev entdeckt, dass ich fortan jährlich besuchte.
Aber das Pranayama hat nicht nur mein Prana (Energielevel), sondern auch mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, sodass ich 2010 mein bisheriges Leben aufgab und Sevaka bei Yoga Vidya wurde, was ich bis heute nie bereut habe.
Seit fünf Jahren praktiziere ich noch intensiver unter Anleitung von Sukadev, erst vier Wochen und seit drei Jahren fünf Wochen am Stück als Retreat. Jetzt auch immer Anfang des Jahres, da die Temperaturen dann für mich angenehmer sind.
Als angenehmen Ort für mein Retreat habe ich das Schweigekloster, das Shivalaya, bei uns in Bad Meinberg für mich entdeckt. Ein Retreat erfordert eine hohe Eigendisziplin, Geduld und Freude es machen zu wollen.
Gott kommt nicht so schnell. Es gibt da eine schöne Analogie von Sukadev, die mich immer sehr amüsiert und zum Lachen bringt: „Es gehört vielleicht viel Mut dazu eine Eiche zu pflanzen, denn es wird dreißig Jahre dauern, bis sie ausreichend sichtbar ist. …Es nützt jetzt nichts, die Eichel jeden Tag auszubuddeln, um festzustellen, sind schon Wurzeln da, und es nutzt auch nichts, wenn wir sie hemmungslos übergießen und überschwemmen, dann verfault sie nämlich. Es nutzt auch nichts, wenn wir dort Massen Dünger geben, dann versalzt sie. Und es nützt auch nichts, wenn der Keimling da ist und wir dran ziehen und hoffen, dass sie dann schneller wächst.“ Geduld, Ausdauer und Durchhaltevermögen sind also gefragt.
Retreatalltag
Wie sieht also so ein Retreattag bei mir aus: Bei Sukadev habe ich die fortgeschrittenen Pranayama Techniken gelernt, an diese Klassiker halte ich mich bis heute: Kapalabhati, Wechselatmung (Anuloma Viloma), Ujjayai Kumbhaka, Surya Bheda, Bastrika Mudra Reihe.
Ich beginne meine Praxis immer mit einem Gebet an Gott, Swami Sivananda und meinem Meister. Gleichzeitig wiederhole ich mein Mantra während der Praxis auch zwischendrin so oft es geht.
Etwaiger Tagesablauf:
• 4 Uhr aufstehen, duschen, Mantra wiederholen, Kriyas: Neti,
Donnerstag Kunjal Kriya • 4:30-7:00 Uhr Pranayama • 7:00-8:00 Uhr Satsang oder eigene Meditation • 8:30-10:00 Uhr Meditation • 10:00 -11:45 Uhr Pranayama • 11:45 -13:00 Uhr Mittag • 13:00 -15:00 Uhr Meditation • 15:00-17:00 Uhr Asanas • 17:00-19:00 Uhr Meditation • 19:00 -19:30 Uhr Abendessen • 19:30-20:00 Uhr Stotra oder Lesung in Schriften • 20:00-21:00 Uhr Satsang oder Pranayama • 21:00-22:00/23:00 Uhr Pranayama/Mediation
Das ist der Standard. Ich folge aber auch oft meiner Intuition und lasse es fließen, wenn es anders sein soll.
Zur Meditation setzte ich mich mindestens einmal am Tag für zwei Stunden am Stück hin, wenn es geht auch öfter und nutze die kombinierte Mantrameditation mit Konzentration aufs Ajna Chakra.
Bei den Asanas praktiziere ich oft die Yoga Vidya Grundreihe mit wenigen Variationen, aber längerem Halten der Grundstellungen.
In der letzten Woche des Retreats konzentriere ich mich mehr auf Meditation und weniger auf Pranayama.
Über meine tägliche Praxis führe ich Tagebuch zur Selbstdisziplin und Kontrolle meines Sadhanas (regelmäßige spirituelle Praxis).
Essen tue ich mäßig, meist Kitcheri (Basmatireis mit Mung Dahl und oder süßen Brei und etwas Obst, um den Magen für die Praxis nicht zu überfüllen und um den Geist für tiefe Erfahrungen zu öffnen.
Tiefreinigende Erfahrungen
Dieses Jahr hat es sich ergeben, dass ich das Retreat in der fünften Woche mit einer Panchkarmakur bei Dr. Devendra abgeschlossen habe, dazu habe ich dann auch das Schweigen beendet.
Insgesamt hat es sich so angefühlt, als wenn ich mit den ersten vier Wochen einmal kräftig in der Waschmaschine durch-
gewaschen wurde, mit allen Reinigungserfahrungen, die man nur haben kann und dann in der fünften Woche noch einen Feinwaschgang durchlaufen bin, um auch die letzten Unreinheiten noch auszuspülen und zum Schluss wieder getrocknet wurde, um kraftvoll ins Seva starten zu können.
Auf jeden Fall war es ein schönes Experiment, Yoga und Ayurveda zu verbinden.
Mir machen die fünf Wochen immer viel Freude. Man muss natürlich ehrlichkeitshalber sagen, dass auch viel Tapas (Disziplin) dabei ist.
Auch wenn Gott noch auf sich warten lässt, gibt mir das Retreat immer viel Gleichmut und Energie, um mein Seva wieder mit Liebe und Engagement bis zum nächsten Retreat in einem Jahr weiterzuführen, um dann erneut zu hoffen, dass Gott wieder einen großen Schritt auf mich zu geht. Shaktipriya Vogt ist Bereichsleiterin und Yogalehrerin mit langjähriger Erfahrung. Sie ist besonders spezialisiert auf das Unterrichten von Pranayama und Kundalini Yoga. Shaktipriya lebt ganz unter der Tradition von Swami Sivananda im Sinne von „diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere und verwirkliche.“
Seminare mit Shaktipriya und Sukadev
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