CHRISTM SHOPPINAS G 12 Sei ten zum Vers Design ch (oder Be enken halten)
Design
• Italiens neuer Stil-Star Cristina Celestino • Leuchten mit Strahlkraft • Der neue Luxus? Schlafen!
Lifestyle
• Ausgezeichnet: ein Forum für Kunst aus Afrika • Trend: Möbel kaufen im Shoppable Apartment
Reise
• Venedig im Winter • Ein Roadtrip durch Kalifornien
INSPIRATION AUS NEW YORK, PARIS, MANTUA
DA S I N T E R N AT I O N A L E M AG A Z I N F Ü R I N T E R I O R D E S I G N U N D U R B A N E N L I F E S T Y L E 0 6 /2 0 1 9 - D e z e m b e r 2 0 1 9 - J a n u a r 2 0 2 0 - 7, 5 0 €
Introducing
OE Quasi Light
Design to Shape Light
OE Quasi Light ist das Ergebnis der neuesten Designpartnerschaft von Louis Poulsen und dem isländischdänischen Künstler Olafur Eliasson, der mit seinen inspirierenden Werken weltweit Aufmerksamkeit erregt. Entdecken Sie die Leuchte bei ausgewählten Händlern und im Louis Poulsen Showroom: Liesegangstraße 17, 40211 Düsseldorf.
OE Quasi Light Design by Olafur Eliasson louispoulsen.com
© GAETAN CHEKAIBAN, MIRJAM FRUSCELLA, ENVER HIRSCH, PAUL AIDAN PERRY, CHRISTIAN SCHAULIN
ID-TEAM
Maja Groninger Sie hat sich stets bemüht – das würde die IDEAT-Redaktionsleiterin an dieser Stelle wohl über sich selbst sagen. Was sie stattdessen bekommt, ist ein riesengroßes: DANKE. Denn nach drei spannenden und erfolgreichen Jahren verlässt die studierte Innenarchitektin unser Team, um mit eigenem Studio Neues zu wagen. Kleiner Trost für uns: Wir wissen jetzt, wen wir bei Einrichtungsfragen anrufen werden.
Anne Zuber Anne Zuber ist genauso leidenschaftlich Journalistin wie Leserin: Vom Bestsellerroman bis zur Sachdokumentation gibt es nur wenig Gedrucktes, das sie verschmäht. Design und Architekturthemen liegen ihr auch – Zuber ist seit 2014 Chefredakteurin von HÄUSER. Allerbeste Voraussetzungen also, um ab der nächsten Ausgabe zusätzlich Executive Editor von IDEAT zu werden. Wir freuen uns drauf!
Sarah Lau Wenn sie nicht gerade zu Hause in Zürich ist (ihr aktueller Lieblingsplatz ist die fantastische neue Brasserie des Hotels Baur au Lac), ist die freie Journalistin am liebsten: auf Achse! Für diese Ausgabe von IDEAT ging es nach Paris – »ein Katzensprung« –, wo sie den Interior-Designer Stéphane Parmentier (Seite 84) und das GastroHotelier-Quartett der Experimental Group (Seite 232) zum Interview traf.
Paulo Mariotti 20 Jahre erscheinen die grandiosen Illustrationen des in Paris lebenden Brasilianers jetzt schon in IDEAT: Vom Hotel Burj al Arab in Dubai bis hin zur Happy Family vorm Brooklyn-brownstone zeichnete er alles, was die jeweilige Ausgabe thematisch kennzeichnete. In diesem Heft sind es die Gründerinnen der Kunst-Plattform Contemporary And, die jetzt erstmalig den IDEAT Award erhalten (Seite 7).
Albert Font Mode, Reise, Food, Interieur, Lifestyle – es gibt kaum einen Bereich, den der Fotograf aus Barcelona nicht abdeckt. Für IDEAT lichtete der Allrounder das Mailänder Piedà-terre von Gabriele Salvatori ab, Inhaber der gleichnamigen Firma für Naturstein – ein begehbares Kunstwerk (Seite 166). Das sind auch die Teppiche des Labels Nanimarquina, dessen Bildsprache Font prägt und dessen Gründerin Nani seine Lebenspartnerin ist.
Nadine Najjar Die Mode- und Designjournalistin ist international auf Messen und in Showrooms unterwegs – immer auf der Suche nach neuen, spektakulären Produkten. Für das IDEAT Christmas Special (Seite 64–75) stellte sie erneut ihre Spürnase für Schönes unter Beweis. Privat feiert Nadine Weihnachten mit ihrer Familie in Hamburg, ihr größter Wusch ist (immer noch und gaaanz bescheiden!) ein Haus in der Provence.
Kristina Raderschad Als Autorin und Produzentin von Home Storys für internationale Magazine hat Kristina Raderschad schon viele spektakuläre Interieurs gesehen. Das von Caruso St John Architects gestaltete Chalet in Graubünden (Seite 118) mit Rautenmuster an den Wänden und großartiger Kunst junger Schweizer beeindruckte sie dennoch nachhaltig – besonders die Arbeiten von Bianca Brunner, von der sie auch fast ein Bild gekauft hätte.
Bettina Krause Als freie Journalistin schreibt die Berlinerin am liebsten über Architektur, Design und Kunst. Dieses Mal führten ihre Interessen sie nach New Holland Island (Seite 224), das keine niederländische Ex-Kolonie sondern ein neues Kulturareal mitten in St. Petersburg ist. Was Bettina von dort mitbrachte? Viele spannende Tipps und Adressen plus die goldene Regel: Vodka immer nur zum Essen trinken!
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ID-EDITORIAL
WHAT’S NEXT? Schon wieder ein Jahr rum, denke ich beim ersten Biss in einen Lebkuchen. Jetzt könnte man natürlich auf das Vergangene zurücksehen – mit all den Absurditäten und beängstigenden Dingen, die 2019 zu bieten hatte. Aber bei IDEAT blicken wir lieber in die Zukunft: Kürzlich hörte ich einen Vortrag der Trendforscherin Gudy Herder, die Unternehmen aus der Designbranche berät. Da die Deutsche seit 30 Jahren in Barcelona lebt und international arbeitet, spricht sie ein hinreißendes »Espanodenglisch« – und erfindet gern Worte wie »Knowmadism«. Was damit gemeint ist: die Tendenz zur supermobilen Gesellschaft, in der die Menschen ihr Wissen überall mit hin nehmen – und mit anderen teilen. Der Boom von Co Working Spaces und Podcasts sind die Konsequenzen (was ich übrigens nicht wusste: Die ideale Länge einer Podcast-Folge entspricht der durchschnittlichen Pendelzeit in die City, also etwa 25 Minuten). Was auch immer den urbanen Nomaden das Leben erleichtert, verspricht Erfolg. Je schneller sich etwas verstehen, lesen oder kaufen lässt, umso besser. Und die City-Nomaden brauchen noch etwas: Ruhe. Sogenannte Isolating Pods (Rückzugsräume), wie man sie aus der modernen Office-Architektur kennt, könnte man bald auch auf den Straßen der Großstädte sehen, prognostiziert die Trendforscherin. »Ceremony« nennt Gudy Herder einen weiteren Trend, der das wachsende Bedürfnis nach mentaler Ausgeglichenheit beschreibt – auch daraus entstehe eine neue Sehnsucht nach Stille, guter Schlaf avanciert zum Marketingtool. Das New Yorker Hotel The Benjamin zum Beispiel bietet ein Schlafprogramm an, das nicht nur ein Kissenmenü (gähn, gibt’s schon fast überall) beinhaltet, sondern auch eine geführte Meditation auf Knopfdruck, schlaffördernde Betthupferl (wenig Zucker) und eine 24/7-Hotline zum Sleep Team (Traum aller Kleinkindeltern). Eine weitere Innovation heißt Bryte: Das digitale Matratzensytem, wird über eine App gesteuert, es schaukelt einen mit sanften Wellenbewegungen in den Schlaf, nimmt die richtige Temperatur und Softness an und lernt durch Künstliche Intelligenz ständig dazu. Der digitale Schlafconcierge hört auf den Namen Aiden, und man kann sich morgens bei ihm beschweren, wenn die Nacht nicht ganz so perfekt war (das lasse ich jetzt mal unkommentiert stehen). Ich finde ja, ein Set neue Bettwäsche ist auch schon mal ein guter Anfang, ein großer Luxus im Übrigen auch, da reicht ein Blick aufs Preisschild (das Betten-Dossier in dieser Ausgabe ist übrigens kein Zufall!). IDEAT wird auch im kommenden Jahr die großen Trends begleiten – ebenso das Thema Nachhaltigkeit, das ohnehin das Wichtigste dieser Zeit ist. Wir bleiben neugierig, weltoffen, urban, arty und im besten Sinne »contemporary« – alles Attribute, die auch auf die Preisträgerinnen des ersten IDEAT Award zutreffen, den wir in diesem Jahr erstmals auf der Kunstmesse Art Düsseldorf vergeben. Julia Grosse und Yvette Mutumba werden am Preview-Abend die Urkunde, exklusiv gestaltet von IDEAT-Illustrator Paolo Mariotti (siehe rechte Seite), entgegennehmen für Contemporary And, ihre Plattform für junge afrikanische Kunst. Unsere Kulturredakteurin Camilla Péus kennt die beiden schon länger und ist völlig begeistert von diesem wunderbaren Start-up – ihr Interview mit den beiden lesen sie ab Seite 106. Kommen Sie gut ins neue Jahr! Herzlichst, Ihre
Bettina Billerbeck Chefredakteurin IDEAT Germany ideat@guj.de Folgen Sie uns auch auf Instagram! @ideatgermany
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@PAULOMARIOTTIART
Julia Grosse (links) und Yvette Mutumba sind die kreativen Kรถpfe hinter Contemporaray And.
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NOT ANOTHER INTERIOR MAGAZINE Das internationale Magazin für Interior Design und urbanen Lifestyle wurde 1999 in Frankreich von Laurent Blanc gegründet und erscheint jetzt auch in Deutschland.
IDEAT GERMANY Verlag und Sitz der Redaktion Gruner + Jahr GmbH Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
REDAKTION Editor in Chief Bettina Billerbeck Executive Editor Maja Groninger Creative Director Judith Schüller Managing Editor Gabriele Milchers Art Department Katja Kleinebrecht Design & Architecture Editor Johannes Hünig Arts & Travel Editor Camilla Péus Photo Editor Katrin Harmat Assistant Dagmar Höllein Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Bettina Billerbeck, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg Kontakt zur Redaktion ideat@guj.de
MITARBEITER DIESER AUSGABE Autoren Guy-Claude Agboton, Ellia Ascheri, Andrea Bierle, Chiara Dal Canto, Karin Gråbæk, Maja Hahne Regild, Jana Herrmann, Jasmin Jouhar, Bettina Krause, Sarah Lau, Antoine Lorgnier, Nadine Najjar, Kristina Raderschad, Olivier Reneau, Aurélie des Robert, Katharina Rudolph, Tina Schneider-Rading, Lena Schindler, Tatjana Seel, Ulrike Wilhelmi Fotografie Iwan Baan, Karel Balas, Helenio Barbetta/Living Inside, Gianni Basso/Vega MG, Didier Delmas, Albert Font, François Goizé, Young-Ah Kim, Georg Knoll/laif, Nicolas Krief, Antoine Lorgnier, Christian Schaulin, Dagmar Schwelle/laif, Ambroise Tézenas, Wichmann + Bendtsen Photography, Birgitta Wolfgang/Sisters Agency Schlussgrafik Angela Reinhardt Schlussredaktion Sibylle Kumm (fr.) Illustration Le Duo, Carla Fuentes, Paolo Mariotti,
KUNDENSERVICE & ABO IDEAT-Kundenservice, 20080 Hamburg Tel.: 040 55 55 78 09 Tel. für Österreich, Schweiz und das restliche Ausland +49 (0)40 55 55 78 09 Bestellservice für Einzelhefte Tel.: 040 55 55 78 00, E-Mail: heft-service@guj.de Unsere Servicezeiten montags bis freitags von 7.30 bis 20 Uhr, samstags 9 bis 14 Uhr Fragen zum Abonnement E-Mail: abo-service@guj.de Alle Abo-Services können Sie bequem auf unserem Serviceportal im Internet erledigen: www.ideat-germany.de/kundenservice IDEAT im Abonnement Preis pro Jahr, inkl. MwSt. und Versand, Deutschland: 45 Euro, Österreich: 50,40 Euro, Schweiz: 72 SFR
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Kollektion Perlée Armbänder, Weißgold und Diamanten.
Haute Joaillerie, place Vendôme seit 1906
MÜNCHEN - Maximilianstraße 10 www.vancleefarpels.com - +49 89 2030 3251
VERLAG Publisher Matthias Frei Publishing Director Andrea Kobelentz Director Brand Solutions Arne Zimmer Sales Director Astrid Schülke, DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH Marketing Dörte Henning PR/Communication Andrea Kramer Herstellung Heiko Belitz (Ltg.), Michael Rakowski Druck Appl Druck GmbH, Senefelderstr. 3–11, 86650 Wemding Reproduktion MWW Medien GmbH, Sperberhorst 6, 22459 Hamburg Syndication Picture Press, E-Mail: sales@picturepress.de Der Export der Zeitschrift IDEAT und ihr Vertrieb im Ausland sind nur mit Genehmigung des Verlags zulässig. Lesezirkel dürfen IDEAT nur mit Zustimmung des Verlags führen. © COPYRIGHT 2019 für alle Beiträge bei Gruner + Jahr GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste und Internet sowie Vervielfältigung auf Datenträger wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung der Redaktion. Entwürfe und Pläne unterliegen dem Schutz des Urheberrechts. Alle Auskünfte, Preise, Maße, Farben und Bezugsquellen ohne Gewähr. Verantwortlich für den Anzeigenteil Arne Zimmer, G+J e|MS, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg Es gilt die gültige Preisliste. Infos hierzu und Mediadaten unter: www.gujmedia.de/ideat
VERKAUFSBÜROS Region Nord – Hamburg / Hannover Tel.: +49 (0) 40 37 03 22 01, E-Mail: vb.nord-hamburg@guj.de Region Nord – Berlin Tel.: +49 (0) 30 25 48 06 50, E-Mail: vb.nord-berlin@guj.de Region West Tel.: +49 (0) 211 61 87 50, E-Mail: vb.west@guj.de Region Mitte Tel.: +49 (0) 69 793 00 70, E-Mail: vb.mitte@guj.de Region Südwest Tel.: +49 (0) 711 22 84 60, E-Mail: vb.sued-west@guj.de Region Süd Tel.: +49 (0) 89 415 22 50, E-Mail: vb.sued@guj.de Schweiz Tel.: +41 (0) 44 269 70 70, E-Mail: guj.schweiz@guj.de Österreich + Südtirol Tel.: +43 (1) 51 25 64 70, E-Mail: guj.oesterreich@guj.de Italien Tel.: +39 (0) 022 05 26 71, E-Mail: guj.italia@guj.de Frankreich Tel.: +33 (0)173 05 46 60, E-Mail: gruner.paris@guj.de Großbritannien Tel.: +44 (0) 20 74 37 43 77, E-Mail: guj.uk@guj.de Belgien, Luxemburg, Niederlande Tel.: +32 (0) 92 35 02 13, E-Mail: guj.benelux@guj.de Skandinavien Tel.: +49 (0) 40 37 03 29 49, E-Mail: treves.stefanie@guj.de Weitere Länder G+J International Media Sales Tel.: +49 (0) 40 37 03 29 48, E-Mail: ims@guj.de, www.internationalmediasales.net
IDEAT FRANCE Founder, Publication Director and Chief Editor Laurent Blanc Editor in Chief Vanessa Chenaie Chief Financial Officer Céline Rhodes International Sales Director Marie-France Allez Licenses, Rights & Content Coordinator Lola Leboulleux Lizenznehmer von IDEAT Éditions, The Good Company SAS IDEAT EDITIONS 12–14, rue Jules-César, 75012 Paris, France
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®
HOME COLLECTION Zuhause wohlfühlen Verwandeln Sie Ihr Zuhause mit unseren unverkennbaren Düften in eine persönliche Wohlfühloase. Entdecken Sie die luxuriöse Home Collection von Rituals.
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ID-INHALT
INHALT
Dezember 2019 – Januar 2020 CHRISTM SHOPPINAS G 12 Sei ten zum VerschDesign (oder Beh enken alten)
Design
•Italiens neuer Stil Star Cristina Celestino •Leuchten mit Strahlkraft •Der neue Luxus? Schlafen!
Lifestyle
•Ausgezeichnet: ein Forum für Kunst aus Afrika •Trend: Möbel kaufen im Shoppable Apartment
Reise
INSPIRATION AUS NEW YORK, PARIS, MANTUA
•Venedig im Winter •Ein Roadtrip durch Kalifornien
UNSER COVER: Im Herzen Mantuas verwandelte Sara Cozzoli ihre in einem Renaissance-Palast gelegene Wohnung mit modernen Einbauten in einen Wohntraum – den man sogar mieten kann. Ab Seite 138. © HELENIO BARBETTA/ LIVING INSIDE
DA S I N T E R N AT I O N A L E M AG A Z I N F Ü R I N T E R I O R D E S I G N U N D U R B A N E N L I F E S T Y L E Dezember 2019
Januar 2020
7 50 €
SERVICE 8
IMPRESSUM
250 VORSCHAU
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© ANDREAS SCHOELZEL
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CONTEMPORARY NEWS 20
ID-NEWS DESIGN
ID-NEWS ECO
Bushaltestellen für Bienen in Utrecht 38
ID-NEWS ARCHITEKTUR
> Erleuchtend: Kirchenbauten der Moderne > Bjarke Ingels’ Museumsbrücke bei Oslo > Amsterdam: schlafen im Brückenwärterhaus 44
ID-NEWS ART
> Tatiana Bilbao baut für eine bessere Welt > Hommage an Charlotte Perriand in Paris > Surreales aus 100 Jahren im Vitra Design Museum > Kunstvolle Wohnwelten in München > Fotokünstler Robin Rhode in Wolfsburg 54
ID-NEWS HOTEL
> Für kreative Nomaden: Hotel Santa Monica Proper > Sigurd Larsens Baumhaus für Designfans 58
ID-NEWS SHOP
Im Küchen-Himmel: Arc Linea in Hamburg 60
ID-NEWS TABLE
Münchens neuer Hotspot: Restaurant Lilli P.
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© COURTESY THE ARTIST
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© IWAN BAAN
> Dieter Rams’ Erbe: Lautsprecher-Revival bei Braun > Wie eine Umarmung: Stühle von Horgenglarus > Vorbild Natur: neue Farbkollektion von Farrow&Ball > Sebastian Labs’ Möbel für Rolf Benz > Runde Sache: Keramik von Kähler Design > Designtrio Objekte unserer Tage aus Berlin
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ID-NEWS BÜCHER
Kunst, Design, Foto: die besten Neuerscheinungen 64
ID-CHRISTMAS SHOPPING
Weihnachten für Profis
CONTEMPORARY DESIGN 78
ID-INTERVIEW
Das Mailänder Ausnahmetalent Cristina Celestino 84
ID-PORTRÄT
Luxus pur: Interieur-Designer Stéphane Parmentier 88
ID-YOUNG DESIGNER
Daniel Schofield mischt Londons Designszene auf 90
ID-TREND
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ID-INTERVIEW
David Chipperfield und die Museumsbauten 98
ID-WORKSHOP STUDIO
Zwei mit Stil: Studio Nicemakers aus Amsterdam 102 ID-UHREN
Alle Zeit der Welt: die schönsten Modelle
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© SEAN GALLUP/GETTY IMAGES
Alles käuflich: Boom der Shoppable Apartments
Alle Preise sind unverbindliche Preisempfehlungen der BoConcept Germany GmbH
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SHARING Was zeichnet festliche Momente aus? Ein geselliges Abendessen mit Freunden oder der Familie. Der perfekt geschmückte Tannenbaum im warmen Kerzenschein. Mit Kaffee und einem guten Buch im Lieblingssessel unter einer kuscheligen Decke ausspannen. Festliche Momente sind so individuell wie Sie – machen Sie diese noch unvergesslicher mit einzigartigem dänischen Design.
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© ALBERT FONT
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© DIDIER DELMAS
ID-INHALT
CONTEMPORARY LIFE 106 ID-PORTRÄT
Kunst aus Afrika: Die Online-Plattform Contemporary And erhält den ersten IDEAT Award 110 ID-LIFESTYLE
Festlich und funky: Starfotograf Jean-Daniel Lorieux inspiriert die Mode- und Designszene 118
ID-HOME 1
Graubünden: Die Architekten Caruso St John verwandeln ein Chalet in ein grafisches Kunstwerk 128 ID-HOME 2 138 ID-HOME 3
Mantua: wohnen im Renaissance-Juwel 150 ID-HOME 4
New York: Model-Loft über den Dächern von SoHo 158 ID-HOME 5
Kopenhagen: Neubau aus Kiefern, Glas und Stahl 166 ID-HOME 6
Mailand: zu Gast beim Naturstein-Profi Salvatori
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Paris: Fabrikgelände mit Country-Flair
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ID-INHALT
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© DAGMAR SCHWELL/LAIF
177 ID-DOSSIER LEUCHTEN > Kreationen in Gold, Schwarz-Weiß und Bunt > News von Wonderglass, Ingo Maurer, Louis Poulsen und der Lichtmanufaktur Baltensweiler > Family Affair: Tobias Grau im Interview > Firmenporträt: das spanische Label Marset
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© ANTOINE LORGNIER
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> Schöner schlafen: Bettwäsche für Genießer > Von Kaschmir bis Perkal: die Traditionsmarke Luiz > Traumschön und clever: Betten-Innovationen
CONTEMPORARY TRIPS 202 ID-URBAN SPIRIT
Die schönsten und geheimsten Ecken von Venedig 220 ID-JETLAG
Das Venedig von Designer Luca Nichetto 224 ID-HYPE AREA
Kreativ-Viertel New Holland Island in St. Petersburg 232 ID-PORTRÄT
Cool Guys: die Pariser Experimental Group 236 ID-ROAD TRIP
California Dreaming: von L. A. nach San Francisco 252 ID-VILLAGE PEOPLE
Kuratorin am Designmuseum Helsinki: Suvi Saloniemi VG Bild-Kunst, Bonn 2019: Seite 46: Charlotte Perriand (Drehsessel B302, Anteil), Das Wartezimmer, Reflexionen zum Thema »Arbeit und Sport«), Pierre Jeanneret (Drehsessel B302, Anteil), Seite 86: Pierre Jeanneret (Armlehnstühle), Jean Piaubert (Gemälde), Seite 219: Anne-Karin Furunes (Wandobjekte); F. L. C/VG Bild-Kunst, Bonn 2019: Seite 46: Le Corbusier (Drehsessel B302, Anteil); Artists Rights Society (ARS), New York: Seite 218: © 2019 Calder Foundation, New York (Skulptur)
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Dein Stil. Dein Caruzzo.
Caruzzo, entworfen von Frans Schrofer ist das neue Highlight bei Leolux. Dabei ist Caruzzo handwerklich wie formal ein echtes Statement. Dank des großen Angebots an Bezugsmaterialien, können Sie sich Caruzzo ganz nach Ihren Wünschen zusammenstellen. (in Stoff ab € 2.375,-) Entdecken Sie Caruzzo bei Ihrem Leolux-Partner in Ihrer Nähe oder besuchen Sie das Leolux-Designcenter in 47800 Krefeld, Elbestraße 39. Mehr Infos, unsere Partner, oder das Jahrbuch mit der kompletten Kollektion finden Sie unter: www.leolux.de
Contemporary news was jetzt unsere Neugier weckt
Guggenheim
Tate Modern (London)
(Niterói / Rio de Janeiro)
Centre Pompidou (Paris)
TIMA
(Imabari)
Palazzo Grassi
Rijksmuseum
Elbphilharmonie
Guggenheim
(Bilbao)
© LE DUO
(Amsterdam)
(Hamburg)
MAC
(Venedig)
(New York)
ID-NEWS
»Mein Ziel ist es immer, für jeden Raum oder Ort die eine bestimmte Identität zu kreieren.« Laura Gonzalez, Architektin
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© AMBROISE TÉZENAS
La Gonzalez hat es drauf Ihre Interieurs sind klassisch – mit einem kuriosen Twist: Zu Brokat, Samt und Marmor kombiniert sie Spiegel, Wandmalereien und auffällige Leuchten. Der Mix-and-MatchAnsatz von Laura Gonzalez, 37, kennt kaum Grenzen und macht ihre Restaurants, Bars und Boutiquen zu eleganten und lebendigen Höhlen, in denen man sich automatisch wohlfühlt. Im September wurde die Architektin von der Pariser Messe Maison&Objet zur Designerin des Jahres gewählt – eine Auszeichnung, die ihren Stil auch über die Grenzen ihrer Heimatstadt Paris hinaus bekannt machen wird, sind wir uns sicher. Und für alle, die sich ein wenig Gonzalez to go wünschen: Demnächst lanciert sie ihre eigene Möbelkollektion. M. G.
ID-NEWS DESIGN
Spiel’s noch mal, Dieter Von Johannes Hünig
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Bei dieser Meldung glühen nicht nur Braun-Fans die Ohren: Das Unternehmen aus Kronberg produziert nach 30 Jahren erstmals wieder Audiogeräte – und knüpft damit an ein großes gestalterisches Erbe an. ohl für keine andere Designschöpfung wird Dieter Rams von seinen Bewunderern so sehr verehrt wie für die Audiogeräte, die er in den 50er und 60er Jahren für Braun entwarf. Die mit Plexiglas überdachte Musiktruhe SK 4, den »Schneewittchensarg«, haben selbst Nicht-Audiophile vor Augen, wenn sie Rams’ Namen hören. Am meisten Wirbel aber machen Eingeweihte um den elektrostatischen Hi-Fi-Lautsprecher LE1 von 1951. Was nicht nur an der sensationell flachen Bauform liegen dürfte, sondern auch daran, dass gerade mal 500 Exemplare gefertigt wurden, die heute zu Gaga-Preisen gehandelt werden (und vielleicht auch ein bisschen damit zu tun hat, dass der LE1 mit seinem Metallfuß als Designvorbild für Apples iMac diente). Das Erbe, das Braun in Sachen Audio zu verwalten hat, ist jedenfalls so enorm, dass seit dem Ende der Produktion vor 30 Jahren nicht nur Rams-Fans auf ein Revival hofften. Bis jetzt. Als Smart Speaker mit WLAN, Bluetooth und Spracherkennung kehrt der LS in drei Größen zurück – nicht als Kopie, sondern als Neuentwicklung, die als gerundetes Rechteck mit Chromgestell das Original souverän zitiert. »Braun hat immer nach vorn geschaut«, so Oliver Grabes, Chefdesigner des Unternehmens. »Deshalb haben wir uns bewusst gegen ein Retro-Design entschieden.« Wer aber genau hinsieht, wird Details entdecken, die man nur als charmanten Gruß an Dieter Rams verstehen kann – etwa die kreisrunden Bedientasten in Grün und Orange, wobei Letztere hier gut sichtbar die Sprachsteuerung deaktiviert. Spätestens da spürt man: Braun nimmt sein Audio-Comeback so ernst wie sein Designerbe.
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2 1/ Der Smart Speaker Braun LE01 – mit Stereosound, Bluetooth, WLAN und Google Assistant. © EDWARD HIL 2/ Original und Vorbild: Hinten der LS1 von 1959, vorn die Neuinterpretation von 2019. © EDWARD HIL
Braun Audio. LE01, ca. 1200 Euro, LE02, ca. 800 Euro, LE03, ca. 380 Euro. braun.de
ID-NEWS DESIGN
Sitz dich rund Von Ulrike Wilhelmi
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Beim Entwurf des Seley für Horgenglarus verband Frédéric Dedelley Neues so selbstverständlich mit der Schweizer Möbeltradition, dass man meint, der Sessel sei immer schon da gewesen. roße Möbel gibt es schon zu viele«, findet Frédéric Dedelley. Schließlich wohnen in den Metropolen der Welt immer mehr Menschen auf immer weniger Quadratmetern. Also schwebte ihm ein komfortabler, aber dennoch platzsparender Sessel vor. Das Resultat? Heißt Seley, ist klein, beweglich und fühlt sich an wie eine Umarmung, denn das ergonomisch geschwungene Rückenschild lädt dazu ein, häufiger die Position zu wechseln. Während man auf dem runden, mit Federkern gepolsterten Sitz (ja was wohl?) – sitzt, wird die Rücken- zur Armlehne und die Arm- zur Rückenlehne. »An der Form des Schilds habe ich lange gefeilt. Sie macht den innovativen Charakter des Entwurfes aus«, erklärt der Designer aus dem schweizerischen Fribourg. Geplant ist eine ganze Familie: Bänke und Hocker werden zur Kölner Möbelmesse im Januar präsentiert. Was wäre aber ein neues Sitzmöbel aus der traditionsreichen Stuhlmanufaktur Horgenglarus ohne seine präzise gearbeitete Konstruktion? Bittesehr: Die Sitzzarge des Seley besteht aus einem dampfgebogenen Kantholz – das macht sie so stabil, dass sie quasi unverwüstlich mit den massiven Beinen verschraubt werden kann. Dieses Konstruktionsprinzip kennzeichnet seit hundert Jahren die Stuhlklassiker von Horgenglarus. Überhaupt zeigte sich Frédéric Dedelley beeindruckt vom Know-how der Konstrukteure – immerhin arbeiteten beide Seiten über zwei Jahre zusammen an dem neuen Modell. Den Namen Seley komponierte übrigens Horgenglarus-Geschäftsführer Marco Wenger als Mix aus Sessel und Dedelley. Und stellte eine These auf, der man kaum widersprechen kann: »Wenn man einen Entwurf nach so langer Entwicklung noch sehen mag, hat er das Zeug dazu, zeitlos zu werden.«
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2 1/ Stuhl oder Sessel? Der kompakte Seley ist beides. 2/ Frédéric Dedelley studierte in Lausanne und führt ein Atelier für Produktgestaltung, Ausstellungsdesign und Innenarchitektur in Zürich. Er lehrte an den Hochschulen Basel und Luzern. © HORGENGLARUS, FOTO: ALAIN BUCHER
Seley. horgenglarus.ch
Timeless by Tradition
SIEMATIC STILWELT PURE |
siematic.com/showrooms
ID-NEWS DESIGN
Ein Flur wie ein Goldhähnchen Von Maja Groninger
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Mountain Green, Broccoli Brown, Dutch Orange: Im Londoner Natural History Museum lagert ein Büchlein, das die Farben der Natur kategorisiert. Und die Macher von Farrow & Ball zu einer neuen Farbpalette inspirierte. ie heißt das intensiv leuchtende Blau auf dem Flügel einer Stockente? Wie das Gelb, das die Brust eines Goldhähnchens oder die Farbe einer Ringelblume am besten beschreibt? Die passenden Bezeichnungen, die unter anderem Charles Darwin dabei halfen, Pflanzen und Tiere exakt zu bestimmen, lieferte 1774 der sächsische Professor Abraham Gottlob Werner. Auf seine Arbeit baut ein Referenzwerk auf, das die einheitliche Beschreibung eines beliebigen Objekts aus der Natur – einer Pflanze, eines Käfers, eines Knochens – erst möglich machte und als »Werner’s Nomenclature of Colours« in der Bibliotheksabteilung des Natural History Museum in London liegt. Klingt nerdig, doch das kleine Handbuch inspirierte die Kreativen von Farrow & Ball zu einer Farbkollektion mit 16 neuen Farbtönen: »Es ist das erste Mal, dass wir eine neue Palette als Erweiterung unserer sorgfältig zusammengestellten Farbkarte kreiert haben – eine aufregende Zeit für uns«, erzählt Charlotte Cosby, Kreativdirektorin des britischen Farbenherstellers. Die Kollektion Colour by Nature sei nicht nur eine Hommage an die Farben aus Werners Verzeichnis, sondern auch ein Aufruf zur Achtung und Neugier gegenüber der Natur selbst, in all ihrem Reichtum. Dazu passt, dass die neuen Farbtöne, wie bereits alle anderen Farrow-&-Ball-Produkte, mit einer umweltfreundlichen Grundfarbe auf Wasserbasis hergestellt werden und in allen Räumen problemlos verwendet werden können. Das Entenblau heißt übrigens Prussian oder auch Preußisch Blau. Eine wunderbare Anregung, die eigenen vier- oder wenigstens eine Wand in Farbe zu tauchen. Und mal wieder ins Museum zu gehen.
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3 1/ Interieur in Dutch Orange und Broccoli Brown. © JAMES MERRELL 2/ Blauwalskelett in der Hintze Hall im Natural History Museum. © LUCIE GOODAYLE/THE TRUSTEES OF THE NATURAL HISTORY MUSEUM, LONDON 3/ Dutch Orange, Ultra Marine Blue und Skimmed Milk White.
Colour by Nature. farrow-ball.com
Müheloser Komfort trifft auf einfachen Luxus Die neue Limited Edition Elizabeth verbindet die traditionelle Handwerkskunst von Vispring mit einer Ästhetik von sanfter Modernität, die durch die Stahlfüße und das exklusive Kopfteildesign unterstrichen wird. Ein unverzichtbarer, moderner Luxus, der unzählige Jahre lang Freude bereiten wird.
www.vispring.com
ID-NEWS STUDIO
Eine Handbreit Wasser unter dem Stuhl Von Maja Groninger
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Abseits des eigenen Schreibtisches kreativ werden, den Blickwinkel ändern – das ist Sebastian Labs wichtig. Der Designer mit Sitz in Hamburg setzt dafür auch schon mal die studioeigene Barkasse in Gang. anchmal müssen sogar Möbel an die Luft: Sebastian Labs, der mit seinem Studio Labs in Hamburg-Altona ansässig ist – unweit von Elbe und Hafen – weiß das: »Neben allen größeren Aufträgen setzen wir auch immer wieder selbst initiierte Projekte in den Bereichen Kunst und Fotografie um. Diesmal haben wir einige unserer entworfenen Möbel gesammelt und neu inszeniert, sie ihrem konventionellen Wohnkontext sozusagen entrissen und frische Hamburger Luft atmen lassen.« Die Möbel, allesamt Entwürfe für den Schwarzwälder Hersteller Rolf Benz, machen sich ausgesprochen gut auf Barkassen, vor Lagerschuppen oder zwischen Tauwerk. Unter ihnen etwa der Couchtisch 927 mit gelochter Stahlblechplatte oder der zierliche Sessel 384 mit seiner bauchigen Form, beide nun im aus dem Projekt hervorgegangenen Fotobuch »Boatmovie« festgehalten. Labs, der in seinem Studio mehrere Designer und Innenarchitekten beschäftigt, ist häufig für Rolf Benz im Einsatz. Neben Möbeln kreiert das Studio Messeauftritte, und auch das Rolf-Benz-Loft am Stammsitz in Nagold trägt Labs’ Handschrift. Private Villen, Concept Stores, Restaurants und Hotels wie etwa Til Schweigers Barefoot Hotel am Timmendorfer Strand komplettieren das Portfolio. »Ob Sofa oder Stadthaus – wir lieben neue Herausforderungen«, bestätigt Labs und sagt über seine Zusammenarbeit mit den Machern bei Rolf Benz: »Über die Vielzahl an unterschiedlichen gemeinsamen Projekten entstand im Laufe der Zeit ein wirklich enges Verhältnis, das nicht zuletzt auf einem tiefen Verständnis für die DNA dieser tollen Marke basiert.« Dass es beim Fototermin in Hamburg nicht einen einzigen (!) Tropfen regnete, muss übrigens auch noch erwähnt werden.
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1/ Sessel 384 und Couchtisch 927, beide Labsdesign für Rolf Benz. 2/ Blinder Passagier: Sessel 383 (Rolf Benz). © GUNTHER KLEINERT 3/ Sebastian Labs. © KAREN MATUSCHEK
Studio Labs. labsdesign.com rolf-benz.com
Fotograf: Delfino Sisto Legnani
KUNST INSPIRIERT TECHNOLOGIE TECHNOLOGIE VOLLENDET KUNST Der LG SIGNATURE Kühlschrank verkörpert wie ein Kunstwerk seine ganz eigene Definition von Form und Funktion. Die charakteristische Silhouette betont sein minimalistisches Design. Die Glasscheibe wird nach zweimaligem Klopfen transparent – für einen faszinierenden Kontrast von Licht und Schatten.
LG.DE/SIGNATURE
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Curvy Models Von Tatjana Seel
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Kähler Design besitzt Schwergewichtsstatus, wenn es um dänische Keramik geht. Dieses Jahr feiert die Traditionsmarke Geburtstag – mit einer kurvigen Kollektion der Künstlerin Turi Heisselberg Pedersen. ir Dänen haben überhaupt keine Küchentradition! Allerdings waren wir immer schon gut darin, schöne Dinge rund ums Essen zu schaffen«, findet René Redzepi, Chef des legendären Restaurants Noma in Kopenhagen. Das liegt unter anderem an Ellen Key, einer schwedischen Sozialistin, die Ende des 19. Jahrhunderts forderte: »Schönes muss bezahlbar sein!« Das galt für Möbel, Leuchten, Teller und Tassen. Bestes Beispiel: die historische Porzellan- und Keramikmanufaktur Kähler Design. 1839 gründete Herman Joachim Kähler seine kleine Werkstatt in Næstved auf Seeland, der größten Insel Dänemarks. Einer seiner beiden Söhne, Herman August Kähler, begann mit Glasuren zu experimentieren: 1889, auf der Pariser Weltausstellung, wurde seine rote Lüsterfarbe zum Kennzeichen des Unternehmens, und die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Svend Hammershøi oder Kai Nielsen prägte über Jahrzehnte dessen DNA. Dieses Jahr feiert Kähler 180. Geburtstag und bat die dänische Keramikkünstlerin Turi Heisselberg Pedersen, die bereits im Vorjahr die Leuchtenkollektion Balustre entwarf, um eine Jubiläumsedition. Das Ergebnis sind fünf Statement-Vasen: »Getreu der ursprünglichen Designvision von Kähler, Kunst für die Menschen zu erschaffen, werden sie an Fans verlost«, erklärt Marie Kristine Schmidt, Vice President Design, Brand & Marketing der Rosendahl Design Group, zu der Kähler gehört. Doch Kähler wäre nicht Kähler, wenn die formschönen Vasen nur ausgewählten Kunden vorbehalten wären. So ist seit Oktober eine adaptierte Version unter dem Namen Kontur in fünf verschiedenen Größen erhältlich. Und was die Küchentradition angeht, da haben die Skandinavier übrigens auch aufgeholt.
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3 1/ Matte Glasur, organische Formen: Kontur (ca. 40 bis 70 Euro) ist zunächst exklusiv über Illums Bolighus (Hamburg) und ab Frühjahr 2020 dann regulär im Handel erhältlich. 2/ Turi Heisselberg Pedersen in ihrem Studio. 3/ Ein Vasenmodell aus der Jubiläumskollektion von Heisselberg Pedersen. Kähler. kahlerdesign.dk
RUTH MARTEN 22. November 2019 - 01. Februar 2020 Gertrudenstr. 29, 1. Stock, 50667 Kรถln
ID-NEWS DESIGN
Müller, Meyer, Schulz Von Tatjana Seel
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Ihre Entwürfe sind zeitlos, gleichzeitig charakterstark und poetisch. Die junge Berliner Designagentur Objekte unserer Tage besitzt Potenzial, auch in 30 Jahren noch up to date zu sein. arum nennt man einen Tisch Meyer? Den Stuhl Schulz? Oder das Regal Fischer? Klingt ganz danach, als ob jemand vergessen hätte, Platzhalter durch echte Namen zu ersetzen. Dabei steckt Kalkül dahinter: »Unsere Möbel benennen wir nach den häufigsten deutschen Familiennamen. So wird einerseits die Herkunft der Objekte deutlich, andererseits entstehen auf diese Weise direkt Bilder, die eine emotionale Nähe erzeugen«, erklärt Christoph Steiger, der zusammen mit dem Designer David Spinner und Reinhard Weßling das Berliner Label Objekte unserer Tage verkörpert. Hört sich nicht wirklich sexy an – ist es aber. Denn die Möbel zeichnen sich durch eine klare, minimalistische Formensprache und außergewöhnlich ausgeklügelte Funktion aus, werden ausschließlich in Deutschland entworfen und in kleinen Betrieben unter fairen Bedingungen gefertigt. Und alle haben das Potenzial zum Klassiker: »Wir möchten Produkte mit Substanz erschaffen. Alle Objekte werden den Bedürfnissen unserer Zeit gerecht, erfüllen eine praktische und emotionale Funktion, ohne an Ästhetik und Charakter zu verlieren.« Der neueste Wurf aus Berlin heißt Weber, ein geometrisch geformtes Modulsofasystem, das ab diesem Herbst erhältlich ist und das in Zusammenarbeit mit Kevin Gerstmeier, dem German Design Award Winner 2019, entstanden ist. Webers Einzelteile variieren in der Breite zwischen 96 und 192 Zentimetern, dazu kommen eine Chaiselongue, passende Kissen und Poufs. Die Armlehnen können je nach Bedarf auf beiden Seiten platziert werden – so sind die Module doppelt flexibel einsetzbar. Bleibt noch die Wahl von Stoff und Farbe, das könnte schwierig werden. Was würde wohl Herrn Meyer gefallen?
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1/ Jüngster Zuwachs im Portfolio: das modulare Sofasystem Weber. 2/ Objekte unserer Träume: Produktdesigner David Spinner, Reinhard Weßling (Marketing) und Christoph Steiger, der sich als ehemaliger Unternehmensberater um die Finanzen kümmert (v. l.n. r.). © ANNE DEPPE
Objekte unserer Tage. objekteunserertage.com
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ID-NEWS ECO
Nächster Halt: Bee Stop Von Andrea Bierle
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Wer in Utrecht auf den Bus wartet, wird von Pflanzen beschattet: Die Stadt lässt auf den Haltestellen Mini-Wiesen sprießen – und schützt damit Bienen und Klima. Eine Idee, die bereits kopiert wird. rachten, Gassen und gotische Architektur prägen den Bischofssitz im Herzen Hollands. Trotz des mittelalterlichen Stadtbilds war Utrecht seiner Zeit häufig voraus. So gilt etwa Gerrit Rietveld, Mitglied der De-StijlBewegung, als einer der Wegbereiter moderner Gestaltung. Genau hundert Jahre nach dem Entwurf seines spektakulären blauroten Lattenstuhls sorgt Rietvelds Heimat mit einem ökologischen Schachzug für Aufsehen: Sie verwandelt Bushaltestellen in Bienen-Paradiese. Mittlerweile sprießen schon auf mehr als 300 Wartehäuschen robuste Sedum-Stauden, auch bekannt als Mauerpfeffer oder Fetthenne, aus deren Blüten bedrohte Wildbienen Nektar schlürfen. Das verbessert nicht nur das Leben der Insekten, sondern auch Biodiversität und Klima. Schließlich filtern die Mini-Biotope Feinstaub aus der Luft und speichern Regenwasser. Kein Wunder, dass die Telefone im Rathaus von Utrecht heiß liefen, als die ersten Bee Stops aufgestellt wurden. Das Interesse an dem originellen Umweltprojekt ist enorm. Es kommen Anfragen von Mexico City bis Melbourne. In Deutschland übernimmt Leipzig die Vorreiterrolle: Rund 500 Haltestellen werden derzeit mit Sedum bepflanzt. »Das entspricht 3300 Quadratmeter zusätzlicher Grünflächen«, sagt Daniel Lange von RBL Media, der zuständigen Stadtmöblierungsfirma. »Auch bei der Pflege achten wir auf die Umwelt und setzen Elektrofahrzeuge ein.« Nun wollen Düsseldorf, München und Hamburg nachziehen, langjährige Verträge mit den bisherigen Haltestellen-Betreibern verzögern die Initiative noch. Utrecht hingegen startet schon das nächste Insekten-Schutzprojekt: Dort ist das größte Bienenhotel der Welt im Bau – passend zum Slogan der Stadt: »Grün, gesund und intelligent«.
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1/ Grüner wird’s nicht: Die Haltestellen bieten Blütenwiesen für Bienen, Solarmodule, LEDBeleuchtung und Bänke aus schnell nachwachsendem Bambus. 2/ Wohlfühloase: Rund sechs Quadratmeter winterharte Stauden locken Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. © BARBRA VERBIJ
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ID-NEWS ARCHITEKTUR
Es werde Farbe Von Johannes Hünig
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Der Bildband »Neue sakrale Räume« zeigt Kirchenbauten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – und öffnet damit einen faszinierenden Blick auf eine andere, kaum bekannte Seite der Moderne. auhausbauhausbauhaus! Im Jahr seines Jubiläums wird die wichtigste Gestaltungssschule des 20. Jahrhunderts in Büchern, Ausstellungen und Events so lange rauf- und runtergenudelt, bis auch der größte Fan eckige Augen bekommen hat. Das ist angemessen, klar – aber auch ein bisschen schade. Denn die Bauhaus-Feierei verstellt den Blick darauf, dass es in der Architektur der Vorkriegsjahrzehnte längst nicht überall rechtwinklig, praktisch, weiß zuging. Auch wenn die Kunstgeschichtsschreibung die sachliche Moderne im Rückblick zum Sieger erkoren hat: Es gab seinerzeit eine Menge weiterer Strömungen von Expressionismus bis Heimatstil, die versuchten, einen Weg aus der Sackgasse des Historismus zu finden – weniger radikal im Verhältnis zum Gewesenen, dafür ebenso ambitioniert und mit oft überraschendem Farb- und Formenreichtum. Nirgendwo zeigte sich das so deutlich wie im Kirchenbau, der als nobelste aller Baugattungen Raum zur Prachtentfaltung und zum Experimentieren zugleich ließ. Welch bemerkenswerte Architektur dabei herauskam, zeigt der Band »Neue sakrale Räume«, der sich auf die Vorkriegszeit beschränkt und die zahllosen »modernen« Kirchen der 50er und 60er Jahre außen vor lässt. Auch wenn der Untertitel »100 Kirchen der Klassischen Moderne« lautet: Da ragen Doppelturmfassaden von betörender Monumentalität zwischen Wohnblöcken auf, spannen sich Parabelbögen kühn über Kirchenräume, prangen leuchtende Farben von Kobaltblau bis Zinnoberrot an der Decke, spielen die Details mit überlieferten Mustern und Motiven – ein Fest für die Augen, die Seite um Seite aufs Neue herausgefordert werden. Und nach 232 Seiten wieder bereit sind für ein paar rechte Winkel in Weiß.
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1/ St. Franziskus, Twist-Schöninghsdorf (Theo Burlage, 1929). 2/ St. Theresia, Zürich (Fritz Metzger, 1933). 3/ St. Hildegard, St. Ingbert/Saarpfalz (Albert Boßlet, 1928). © ANDREAS SCHOELZEL
Neue Sakrale Räume. 48 Euro. park-books.com
© ANDREAS SCHOELZEL
Die Kirche St. Augustinus in Berlin (1928) betört mit Rundbögen in Pastellfarben – ein ungewohnter Blick auf die Moderne.
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Er hat den Dreh raus Von Bettina Krause
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Bjarke Ingels’ The Twist ist mehr als ein Kunstmuseum: Eingefügt in die Landschaft des Skulpturenparks Kistefos, dem Gelände einer ehemaligen Zellstofffabrik bei Oslo, spannt sich der in sich gedrehte Bau als Brücke über einen Fluss – und wird so selbst zum Ereignis. Wir sprachen mit dem Architekten über Authentizität, Innovationen und gelungene Museen.
orientierter Pavillon konzipiert, der den Blick auf die historischen Backsteingebäude, den Fluss und den Wald öffnet. Der andere Raum ist ein White Cube – mit künstlichem Licht, hohen Decken und vertikalen Proportionen. Beide Räume verbindet der »Twist«: Hier drehen sich die Gegensätze um, vertikal wird zu horizontal, Geschlossenes zu Offenem. Das verleiht dem Gebäude seinen Charakter. Wenn man durch den Park läuft, wirkt es aus der Ferne selbst wie eine Skulptur.
Welche Idee steckt hinter The Twist? Bjarke Ingels: Als ich zum ersten Mal nach Kistefos kam, war ich überwältigt von der Schönheit des Ortes. Wir hatten keine Vorgabe, wo das Museum genau stehen sollte, und entschieden uns, den Neubau nicht neben der historischen Fabrik zu errichten, sondern ihn in den Park zu integrieren. Weil es dort aber nur eine einzige Brücke über den Fluss gab, kam uns die Idee, durch eine zweite Brücke – nämlich das Museum selbst – einen Rundweg im Park zu ermöglichen.
Wie stellt sich das Gebäude von innen dar? Es ist ein eher kleines Museum mit zwei gegensätzlichen Räumen. Der erste ist als offener, horizontal
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Welche Eindrücke wollen Sie den Besuchern damit vermitteln? Innen erlebt man den »Twist« – der Boden wird zur Wand, die Wand wird zur Decke, die Decke zur Wand. Wir wollten den Charme der ländlichen, industriellen Umgebung unterstreichen und haben daher innen weiß gestrichene, acht Zentimeter breite Holzlatten verwendet, wie man sie in ganz Norwegen findet. Die Außenhülle besteht aus Aluminiumblechen, aus denen auch die Scheunen und Industriehallen in der Gegend gefertigt sind. Das macht The Twist zu einem abstrakten, expressiven und skulpturalen Volumen aus ganz gewöhnlichen Materialien.
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1/ Wie eine Brücke legt sich der Museumsbau über den Fluss und dreht sich dabei einmal um sich selbst. © BENJAMIN WARD 2/ Bjarke Ingels hat sich mit seinem Architekturbüro BIG längst den Status als Wunderkind der Architekturszene verdient. © THOMAS LOOF
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Was macht heute einen guten Museumsbau aus? Dass er authentisch in seine Umgebung passt. Ein Museum am ländlich geprägten Stadtrand Oslos ist eine ganz andere Sache als ein Museum im Stadtzentrum – und sollte auch eine andere Erfahrung vermitteln. Wenn wir über Kunstmuseen sprechen, geht es konkret darum, eine ausgewogene Balance zu finden: Den Künstlern und Kuratoren ein Höchstmaß an Freiheit und Flexibilität einzuräumen und ihnen mit dem Gebäude zugleich die Art Charakter und Persönlichkeit entgegenzusetzen, mit der sie in einen fruchtbaren Dialog treten können. Das geht bei generischer und anonymer Architektur nicht.
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einzigartigen Gegebenheiten jedes Projekts hervorzulocken. Immer dann, wenn wir etwas Authentisches hervorbringen, ist das etwas, das wir in der gegebenen Situation entdecken und freilegen.
Was bedeutet das für Kistefos? Innerhalb des einmaligen Settings der Vegetation, der Felsen, Skulpturen und des Flusses trägt das Museum zum Gesamterlebnis des ganzen Parks bei. Ich denke, spätestens im nächsten Frühling werden die Besucher das Gefühl haben, dass das Gebäude schon immer dort war. Weil es sich so vollkommen in das Bestehende integriert.
Ihre Projekte sind immer wieder überraschend innovativ. Wie gelingt Ihnen das?
Nachdem Sie schon fast alles gebaut haben – welches Projekt würde Sie in Zukunft begeistern?
Jedes neue Projekt hat seine ganz eigene Kombination von Anforderungen, die wir erfüllen müssen – darin steckt das Potenzial, jedes Mal etwas völlig anderes zu schaffen. Es ist ein bisschen so, als sei man es der Welt schuldig, nicht immer wieder die gleichen Antworten zu geben, sondern das besondere Potenzial der
Ich finde die Idee der »bewohnten Brücke» sehr reizvoll. Die haben haben wir in Kistefos nun realisiert. Aber in einem größeren urbanen Kontext wäre es eine spannende Aufgabe, eine Stadt – sei es New York, London oder Berlin – auf einer Brücke fortzusetzen, die eben bewohnt ist.
3/ Das Innere des Twist ist mit weiß gestrichenen Latten verkleidet, die der futuristisch anmutenden Raumform eine traditionelle Oberfläche entgegenstellen. © LAURIAN GHINITOIU 4/ Die gedrehte Fassade des Kunstmuseums ist mit rustikalen Aluminiumblechen verkleidet. © HÉLÈNE BINET The Twist. kistefosmuseum.com
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ID-NEWS ARCHITEKTUR
Nah am Wasser gebaut Von Katharina Rudolph
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Tiny Houses mit Geschichte: Die Amsterdamer Architekten Space & Matter hauchten verwaisten Brückenwärterhäuschen der Stadt neues Leben ein – und verwandelten sie so in Mini-Hotels. äre das hier ein herkömmliches Hotel, dann wäre Zimmer 206 wohl so etwas wie die Royal Suite: riesengroß, irgendwo ganz oben, mit fantastischem Blick über die Stadt. Das Sweets aber ist alles andere als gewöhnlich – und so misst Zimmer 206 auch nur 24 Quadratmeter und liegt auf Erdgeschossniveau. Dafür hat der Gast eine ganze Mini-Insel für sich, privaten Bootstransfer inklusive. »Wir wollten ein Hotel entwickeln, bei dem die Zimmer in der ganzen Stadt verteilt sind«, erzählt Sascha Glasl, Mitgründer des Architekturbüros Space&Matter. »Dann haben wir diese tollen Häuschen entdeckt.« 28 Brückenwärterhäuser, am oder auf dem Wasser – aus ihnen kreierte Space & Matter gemeinsam mit einem Immobilienentwickler und einem Hotelbetreiber das Sweets. Durchschnittlich 20 Quadratmeter groß sind die Häuser, in denen Wärter bis vor Kurzem die Brücken per Knopfdruck öffneten und schlossen. Die Architekten gaben den verwaisten Gebäuden eine neue Funktion, bewahrten aber ihre Historie. Von außen kaum angetastet, sind innen aus kargen Räumen individuelle Tiny Houses für Gäste entstanden: mal kühl-puristisch (eine Prise Bauhaus, ein bisschen De Stijl), mal warm und gemütlich, barock oder maritim. Wer im Sweets übernachtet, tut deshalb gut daran, täglich das Zimmer zu wechseln. So schläft man sich nebenbei durch die Geschichte der niederländischen Architektur – Amsterdamer Schule und Backsteinexpressionismus, schlichtes, funktionales Design der 60er Jahre oder moderne Entwürfe mit viel Glas. Zimmer 206 wurde übrigens schon 1673 gebaut; es ist das älteste Haus und als einziges nur mit dem Boot zu erreichen – wie es sich für eine Royal Suite gehört.
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1/ Das Brückenwärterhaus der Suite 206 wurde im 17. Jahrhundert gebaut und ist nur übder den Wasserweg zu erreichen. 2/ Schlafen, wo früher der Brückenwärter wohnte: die 24 Quadratmeter große Suite 206. © MIRJAM BLEEKER/SWEETS HOTEL
Rechte Seite Zimmer 204: Hortusbrug am Botanischen Garten, 1956 gebaut. © LOTTE HOLTERMAN/ SWEETS HOTEL
Sweets Hotel. DZ 120 bis 950 Euro. sweetshotel.amsterdam
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ID-NEWS ART
Best of Bilbao Von Camilla Péus
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Statement-Architektur und Sozialbauten. 3-D-Animationen und PapierCollagen. Wie das zusammenpasst, zeigt die spannende Schau über die Arbeit von Tatiana Bilbao im Louisiana Museum of Modern Art. s gibt eine Reihe starker Frauen in der Architektur: Zaha Hadid, Kazuyo Sejima von SANAA, Elizabeth Diller, Odile Decq – und Tatiana Bilbao. Die 47-jährige Mexikanerin (ein Kükenalter für Stararchitekten!) kann, so wie ihre Kolleginnen, aufsehenerregend bauen, häufig mit geometrischen, ineinander verschachtelten Formen. Natürlich zählen spektakuläre Privatresidenzen zu ihren Werken, etwa das Ventura House, das in Hanglage über Monterrey thront und einem zersprengten Zauberwürfel ähnelt. Ebenso Großprojekte wie das für 2021 avisierte Aquarium in der Lagune von Mazatlán, in dem das marine Ökosystem des Golfs von Kalifornien erlebt werden kann, und das im Rendering einer brutalistischen Ruine gleicht, einverleibt von dschungelartiger Natur. Aber bei Bilbao, und das unterscheidet sie von ihren Kolleginnen, ist der soziale Gedanke in Bezug auf neues Bauen fest verankert. Als Antwort auf die Wohnungsnot in ihrer Heimat und ihren Nebenjob als Regierungsberaterin für Wohnungsbaufragen, realisierte sie jetzt in Chiapas die Sozialbausiedlung Ciudad Acuña. Das Projekt, das sie unentgeldlich leitet, umfasst helle, luftige Bungalows, bei denen sich, wenn die Familie wächst, Terrassen in Zusatzräume verwandeln lassen. »Architektur kann Leben verändern. Das hat unsere Zunft aus den Augen verloren«, sagt Bilbao. »Ich nehme diese Verantwortung ernst. Wir müssen erkennen, was wir bewirken können.« Dieser Idealismus steht auch im Fokus ihrer Ausstellung im Louisiana Museum bei Kopenhagen. Neben CAD-Renderings zeigen vor allem Landschaftsstudien und kunstvolle Collagen, wie wichtig ihr soziale Aspekte sind. Denn im Gegensatz zu digitalen Algorithmen können diese auch lokale Maurer umsetzen.
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3 1/ Wohnen im FünfeckCluster: Das Ventura House in Hanglage bei Monterrey entstand 2011. © IWAN BAAN 2/ Sozialer Wohnungsbau: das Projekt Ciudad Acuña an der Grenze zu Texas. © IWAN BAAN 3/ Die Ausnahmearchitektin Tatiana Bilbao. © THE NEW YORK TIMES/REDUX/LAIF
Tatiana Bilbao. Bis 16.2.2020. Louisiana Museum of Modern Art. louisiana.dk
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U. E. 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ID-NEWS ART
Visionen und Wirklichkeiten Von Jana Herrmann
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Zu ihrem 20. Todestag ehrt die Pariser Fondation Louis Vuitton Charlotte Perriand, die große Pionierin des französischen Designs. Und stellt fest: Ihre Reflexionen und Entwürfe sind aktueller denn je. harlotte Perriand zählt zu den wenigen Frauen, die im vergangenen Jahrhundert einer kreativen Elite angehörten. Unvergessen bleibt ihr ausgeprägter Freigeist, mit dem sie ästhetische Konventionen infrage stellte, der Interieur- und der Architekturszene neue Impulse gab, sowie politischen und sexistischen Widerständen trotzte. Schon ganz zu Beginn ihrer Karriere, in Zusammenarbeit mit den Schweizer Architekten Le Corbusier und seinem Cousin Pierre Jeanneret, entstanden einige Designklassiker – beispielsweise die Chaiselongue LC4, die das Trio 1928 für Cassina entwarf. Perriand zog ihre Inspiration nicht nur von starken Persönlichkeiten, sondern auch aus fremden Kulturen; kreative Kraft sammelte sie sowohl in ihrer Heimat, den französischen Alpen, als auch auf ihren vielen Reisen. Besonders Japan prägte ihren künstlerischen und persönlichen Horizont. Beeindruckend aus heutiger Sicht ist vor allem, wie sich Perriands Entwürfe mit den Herausforderungen von heute decken. Denn ihr Anspruch, funktionelle Gebrauchsgegenstände mit Komfort und im Einklang mit der Natur zu schaffen, ist so zeitgemäß wie selten zuvor. Zu ihrem 20. Todestag widmet ihr die Pariser Fondation Louis Vuitton darum die Ausstellung »Le monde nouveau de Charlotte Perriand« (»Die neue Welt der Charlotte Perriand«). In neun Galerien geben frühe Skizzen und Naturfotografien, seltene Prototypen und Unikate sowie Klassiker – etwa ihre farbige Bibliothek für das Maison de la Tunisie – Einblicke in die einzelnen Schaffensperioden ihres Lebens. Phasen, die ihr visionäres Erbe prägen, und den gelungenen Spagat zwischen Industriedesign, politischem Engagement und Umweltbewusstsein wieder lebendig werden lassen.
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1/ Drehsessel B302 von Charlotte Perriand, Pierre Jeanneret und Le Corbusier, 1927. © VITRA DESIGN MUSEUM
2/ Wartezimmer, 1955. © ADAGP, PARIS, 2019 © ARCHIVES CHARLOTTE PERRIAND
3/ Reflexionen zum Thema »Arbeit und Sport«, 1929. © ACHP © ADAGP, PARIS, 2019
Rechte Seite Perriand im Jahr 1987. © ACHP Le monde nouveau de Charlotte Perriand. Fondation Louis Vuitton. 2.10.2019 bis 24.2.2020. fondationlouisvuitton.fr
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ID-NEWS ART
Welt der Wunder Von Camilla Péus
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in Rappe mit Leuchtenschirm auf dem Kopf stellt sich den Besuchern entgegen. Daneben verblüfft Roberto Mattas 70er-Jahre-Sesselfantasie in Form eines Bowler-Huts mit Apfel. Und Wieki Somers Schweineschädel-Teekanne erzeugt schrecklich schöne Schauder: Schon beim Eintritt in die Ausstellung »Objekte der Begierde« ist man umgeben von Designstücken, die geradewegs Gemälden von Salvador Dalí, René Magritte und Max Ernst entsprungen sein könnten. »Mich hat interessiert, Design zu zeigen, an dem die Nachwirkungen des Surrealismus ablesbar ist«, sagt Mateo Kries, Direktor des Vitra Design Museums, der die Schau kuratiert und mit zahlreichen Ikonen aus der eigenen Sammlung bestückt hat. Sein Konzept funktioniert: Schnell ergeben sich visuelle Bezüge zwischen den hochkarätigen Leihgaben an farbig gestrichenen Wänden und den Designobjekten, die wie Skulpturen auf Podesten thronen: »Es gab schon immer Gestalter, die aus dem funktionalen Denken ausbrachen, um ihren Entwürfen Poesie und Irrationales zu entlocken«, so Kries. Allein surrealistisch geprägtes Design zu zeigen oder sich von »diesem seltsamen aktuellen Trend hin zu figurativen und amorphen Möbelformen« leiten zu lassen kam Kries dabei jedoch nicht in den Sinn. Vielmehr will er die Verbindung belegen: Gestalter und Architekt Carlo Mollino etwa, dem er ein ganzes Kabinett widmet, ließ sich, wie auch viele Surrealisten, von der Silhouette weiblicher Körper inspirieren und las begeistert das SurrealistenMagazin »Minotaure«. Und selbst Industriedesigner Konstantin Grcic verrät mit seiner Bügel-Bürsten-Kombi dezentes Vergnügen am Überrealen wie zum Beispiel dem Zwitterwesen aus Hocker und Rad seines Vorbilds Marcel Duchamp.
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1/ Marcel Duchamp: Roue de bicyclette, 1913 (1951). 2/ Salvador Dalís Mae West’s Face which May be Used as a Surrealist Apartment, 1934/35. 3/ Horse Lamp von Front (Moooi), 2006. 4/ Hairbrush von Bless, 1999. Objekte der Begierde. Surrealismus und Design 1924 – heute. Vitra Design Museum, Weil am Rhein. Bis 19.1.20. design-museum.de
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© THE MUSEUM OF MODERN ART, NEW YORK/SCALA, FLORENZ, © BPK/THE ART INSTITUTE OF CHICAGO/ ART RESOURCE, NY, © ANDREAS SÜTTERLIN/VITRA DESIGN MUSEUM (HORSE LAMP UND HAIRBRUSH)
Was wäre das Design ohne die Surrealisten? Um zahlreiche Ikonen ärmer! Das Vitra Design Museum verfolgt den Einfluss der Bewegung auf die Gestalterszene – und zeigt Fantasmen aus 100 Jahren.
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DIE NEUE WOHLFÜHL-OASE
Immer mehr Menschen nutzen die natürliche WC-Hygiene mit Wasser – aus guten Gründen. Geberit beschäftigt sich seit rund vierzig Jahren mit der Entwicklung von Dusch-WCs. Das neueste Modell Geberit AquaClean Sela überzeugt durch seine klare Formensprache WAS IST GEBERIT AQUACLEAN SELA? Ein Hoch auf die Hygiene! Das AquaClean Sela ist ein ganz besonderes DuschWC. Es fährt per Knopfdruck auf der Fernbedienung einen verborgenen WhirlSpray-Duscharm aus und reinigt den Po sanft mit einem angenehm warmen Wasserstrahl. Alles ganz bequem im Sitzen! Die Intensität des Duschstrahls bestimmen fünf regulierbare Druckstufen – mit Benutzererkennung. Für Frauen gibt es eine sanfte Ladydusche. Experten raten ohnehin vom Gebrauch von behandeltem Toilettenpapier und Feuchttüchern ab und sind Verfechter der Po-Reinigung mit Wasser. Denn reines Wasser ist die gründlichere und schonendere Methode – und zudem ein hygienischeres Reinigungsmittel. Wer das frische, saubere Gefühl einmal erlebt hat, möchte nicht mehr darauf verzichten. KOMFORT UND DESIGN – WELLNESS FÜRS BAD Das aufs Wesentliche reduzierte Dusch-WC Geberit AquaClean Sela passt perfekt in das Bad der Zukunft, worin Ästhetik, Hygiene und Funktionalität immer mehr in den Mittelpunkt rücken. Denn Badezimmer haben das Ziel, weg von der Nasszelle, hin zu einem vollwertigen, weiteren Wohnraum längst erreicht. Sie werden heute immer mehr zu Home-Spas, wo wir uns Freiräume schaffen, und Entspannung erleben können. Umgeben von hochwertigem Design wird das Bad ein Platz zum Relaxen.
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ID-NEWS ART
Gemütlich geht anders Von Camilla Péus
Vier Gegenwartskünstlerinnen aus unterschiedlichsten Winkeln der Erde zeigen im Münchner Haus der Kunst Interieurs und Architekturen, konstruiert aus persönlichen Lebenserfahrungen. oyalrote Plüschsofas gelten in afrikanischen Kleinstadtwohnzimmern als Statussymbol. Edelstahlkühlschränke und Laptops passen da jedoch nicht so ins Bild. Wo sind wir also in dem Salonstück von Njideka Akunyili Crosby? Die Lösung des Rätsels liefert die Vita der nigerianischen Künstlerin: Als Kind zog sie aus der Provinzstadt Enugu in den Moloch Lagos, dann mit 17 zum Studium nach Amerika. Auf ihren bei Sammlern heiß begehrten Großformaten, vereint sie Wohneindrücke aus den zwei Welten in einem Rahmen. Leonor Antunes wiederum, die Portugal auf der Biennale 2019 in Venedig vertrat, inspirieren Arbeiten bedeutender Gestalterinnen von Eileen Gray bis Anni Albers. Webmuster der Bauhäuslerin bildeten die Vorlage für ihre neue Bodenarbeit aus Kork. Und Adriana Varejão, wichtige Stimme der Kunstszene Brasiliens, erinnert mit Mauern, in denen blutende Wunden klaffen, an die von Gewalt geprägte Kolonialgeschichte ihrer Heimat. »Jede der Künstlerinnen verräumlicht in ihrer ganz eigenen Sprache und mit großer Wucht ihr Erbe, ihre Lebens- und Wohnerfahrungen«, sagt Anna Schneider, Kuratorin der Ausstellung »Innenleben«. Besonders deutlich wird das bei der deutschen Bühnenbildnerin Henrike Naumann, die Settings aus Möbeln der Postwendezeit baut. »Mit der neuen Schrankwand versuchte man, Teil des dominanten Westens zu werden«, so die Kuratorin, »verlor aber auch seine Identität.« Ein prägnantes Beispiel dafür, wie Politik und Zeitgeschehen das Wohnen prägen.
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In ihren Arbeiten wie Home: Say It Loud 2017, gemalt auf Abzügen von Familienfotos, mixt Njideka Akunyili Crosby Wohnelemente ihrer alten Heimat Nigeria und ihrer neuen Los Angeles. © NJIDEKA AKUNYILI CROSBY / COURTESY THE ARTIST AND VICTORIA MIRO, LONDON/ VENICE
Innenleben. Njideka Akunyili Crosby, Leonor Antunes, Henrike naumann, Adriana VarejÃo. Haus der Kunst, München. 29.11. bis 29.3.20. hausderkunst.de
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ID-NEWS FOTO
Rhode-Show Von Camilla Péus
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Street Artist, Multimedia-Choreograf, Kunstform-Erfinder: Der Südafrikaner Robin Rhode entpuppt sich bei seinem großen Solo im Kunstmuseum Wolfsburg als genialer Geschichtenerzähler. obin Rhode lässt Linien lebendig werden. Gemaltes tanzen. Verdichtet einsame Motive zu komplexen Storyboards. Mit Performern, Farben und Fantasie erschafft er Mauergemälde, die wie Daumenkinos funktionieren: Oft beginnt er ganz reduziert, mit Skizzen, die sich zu verselbstständigen scheinen, wie die eines Rietveld-Zig-Zag-Stuhls, der sich in Stop-Motion-Manier zum Stern auffächert. Seine jüngsten Murals sind bedeutungsschwerer. Neuerdings sind Tänzerinnen dabei. So wie bei Delta. »Das mathematische Symbol prognostiziert eine sich verändernde Welt, in diesem Fall die der Frau«, erklärt Robin Rhode, der seine Arbeiten in einer ehemaligen Fabrik in Berlin entwickelt, wo er seit 2002 lebt. »Die Körper der Performerinnen ohne Bodenkontakt und die dynamischen Dreiecke symbolisieren diesen Wandel.« Als Leinwand nutzt der 43-Jährige meist eine Hinterhofmauer in dem Johannesburger Brennpunktviertel, wo er aufwuchs. Dort wird jedes Stadium der Mal-Metamorphosen fotografiert und so zum eigentlichen Kunstwerk. Für die Schau im Kunstmuseum Wolfsburg – mit 50 Arbeiten, seine bisher umfassendste – nutzte er jedoch erstmals auch eine Mauer in Jericho, mitten im israelisch-palästinensischen Grenzgebiet, um den Konflikt zu thematisieren. Dass diese Tiefgründigkeit seiner Arbeit betont wird, macht die Schau besonders sehenswert. »Auf den ersten Blick scheinen seine Werke leicht konsumierbar, kommen clean, fast designig rüber, bis man sich wirklich hineinvertieft«, so die Kuratorin Uta Ruhkamp. »Robin Rhode treiben Sujets wie Geometrie, Weltreligionen, Südafrikas Apartheid-Geschichte um, Themen, die er in klare Motive und Gesten übersetzt – für ihn der Weg, das Chaos da draußen zu ordnen.«
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3 1/ und 2/ Die Mauer mit Riss in einem Johannesburger Hinterhof nutzt Robin Rhode seit Jahren als Malgrund. 2018 entstand dort die Fotoserie Delta. © COURTESY THE ARTIST 3/ Der Künstler Robin Rhode. © MICHAL ANDRYSIAK
Robin Rhode. Memory is the Weapon. Kunstmuseum Wolfsburg. Bis 9.2.20. kunstmuseumwolfsburg.de
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ID-NEWS HOTEL
50 Shades of Beige Von Camilla Péus
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Designqueen Kelly Wearstler taucht das Santa Monica Proper in Sandkastentöne – und stellt damit den bonbonfarbenen Surfer Style locker in den Schatten. Was sagen wir? OMG! ier ist irgendetwas grundsätzlich anders. Das fällt schon beim Check-in am imposanten Natursteintresen des Lifestyle-Hotels Santa Monica Proper auf, dem neuesten Werk von Designerin Kelly Wearstler: kein WestCoast-typisches Flamingo-Pink, kein Surfer-Türkis weit und breit. Stattdessen harzund honigfarbene Sofas, Polster in Muscheltönen, olivgrüne Grastapeten. Dass nur wenige Hundert Meter entfernt der Pazifik an die amerikanische Westküste brandet, hat Wearstler, die Hollywoodstars wie Cameron Diaz zu ihren Kunden zählt, als Inspirationsquelle gepflegt ignoriert. Eintönig ist das Hotel jedoch keinesfalls. Im Gegenteil! Nach Herzenslust würfelt Wearstler verschiedenste Formen und Materialien effektvoll zusammen: kantige Teak-Tische neben runden TravertinTafeln neben knautschigen Ledersesseln, zotteligen Schaffellen, Raffia-Teppichen und Treibholzvasen. Mid Century meets Scandi Chic meets Arts and Crafts meets Minimal. Das Ganze durchzieht konsequent alle Bereiche, von den 271 Suiten über das Restaurant Onda bis hin zum Surya SPA. So macht es Spaß, Accessoires aus der ganzen Welt und Auftragsarbeiten lokaler Künstler inmitten der sandfarbenen Melange zu entdecken – oder in der Lounge jeden Abend in einem anderen Sessel zu versinken. Die Kalifornierin (und Ehefrau von Brad Korzen, Mitbegründer der Hotelgruppe) möchte mit ihrem »außergewöhnlichen Stil für kreative Nomaden« die Sinne bereichern – demnächst auch in weiteren Proper Hotels in Austin, Texas und Downtown L.A. Das gelingt ihr. Und spätestens beim morgendlichen Yoga auf dem Deck des Rooftop Pools erinnern einen der Ausblick und die frische Brise dann doch daran, dass man direkt am Meer weilt.
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1/ Mix-and-Match: In der Lobby vertragen sich Naturstein, Holz, Keramik und Metall. 2/ California dreaming: Süße Träume unter dem Bogen-Betthaupt sind in der harmonischen Farbwelt garantiert. © THE INGALLS 3/ Interieur-Profi Kelly Wearstler. © JULIA STOTZ Santa Monica Proper. DZ ab 400 Euro. properhotel.com
© THE INGALLS
50 Shades of Beige: Einen California Cooler schlürft man stilvoll in der Lounge unter Palmen.
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ID-NEWS HOTEL
Wipfelstürmer Von Jasmin Jouhar
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Sigurd Larsen will hoch hinaus. Also erfand der Architekt ein Bauwerk in Baumkronenhöhe – mit Blick auf einen der schönsten Fjorde Dänemarks. Ein Nistplatz für Natur- und Designfans. ie erste Saison war binnen einer Woche ausgebucht – und das kurz nach der Eröffnung. Auch für den kommenden Sommer sind schon viele Tage im Buchungssystem des Baumhaushotels Løvtag rot markiert. Acht weitere Mini-Hideaways sind in Planung. »Ich habe selbst noch gar nicht dort übernachten können«, sagt Sigurd Larsen, der sich nach Karrierestationen in den Großbüros von Rem Kolhaas/OMA in New York und MVRDV in Rotterdam 2009 in seiner Wahlheimat Berlin selbstständig machte. Der 38-jährige Däne konstruierte die 31 Quadratmeter große »Waldwohnung« auf der Halbinsel Als Odde – in der Nähe des pittoresken Mariagerfjords – um einen stattlichen Kiefernstamm herum. Acht Meter hoch über dem moosigen Boden passte er alle Wohnelemente in die Nischen des sternförmigen Grundrisses ein: neben dem Eingang eine Küchenzeile mit Sitzplatz, gegenüber ein Schlafsofa und ein Doppelbett, beide jeweils vor bodentiefen Fenstern – hell und hyggelig, mit Böden und Einbauten aus Esche und Möbeln von Hay. Geduscht wird im Freien: Die Kabine ragt aus der Hütte heraus, lediglich verkleidet mit einem Metallgitter. Und wer auf das Dach klettert, der landet auf einer Aussichtsterrasse. Als Däne weiß Larsen, wie groß das Bedürfnis der Skandinavier ist, an der frischen Luft zu sein. »Hier oben können die Gäste zusehen, wie sich die Kiefer langsam im Wind bewegt.« Damit der Wald möglichst wenig beeinträchtigt wird, steht das Treetop-Hotel auf Stahlstützen. Aber als Eindringling brauche sich hier sowieso keiner zu fühlen, schließlich werde die Natur in Dänemark überall intensiv bewirtschaftet: »Der Wald wächst auf künstlich angelegtem Grund«, weiß Sigurd Larsen. »Ursprünglich rauschte hier einmal das Meer.«
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3 1/ Frühstück auf der Baumhaus-Dachterrasse – mit Kiefern- und Kaffeeduft. © SOEREN LARSEN 2/ Nordisch pur und hyggelig: das Interieur rund um den Stamm einer alten Kiefer. © SOEREN LARSEN 3/ Architekt Sigurd Larsen. © JANINE SAMETZKY Treetop Hotel Løvtag. Übernachtung ab ca. 370 Euro (für 4 Personen inkl. Frühstück). løvtag.dk
© SOEREN LARSEN
Blick in die Wipfel: Von unten erkennt man den sternförmigen Grundriss des Baumhauses.
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ID-NEWS SHOP
So kochen die Götter Von Johannes Hünig
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Mit dem neuen Arclinea-Flagship-Store holt Ulrich Stein eine der exklusivsten Küchenmarken Italiens nach Norddeutschland. Für den Interior-Profi ist es bereits der dritte Laden am Ballindamm, Hamburgs Premium-Möbelmeile im Herzen der City. ie einzige Frage, die beim Blick auf diese höchst exquisiten Küchenlandschaften offen bleibt, ist: Gibt’s beim Kauf wohl eine Zweitküche dazu? Denn so nobel zeigen sich die Kochwerkstätten aus der Feder des Designers und Architekten Antonio Citterio, dass man als frischgebackener Besitzer womöglich einige Hemmschwellen zu überwinden hat, bis man die Arbeitsflächen aus Calacatta-Marmor unbekümmert vollkrümelt. Tatsächlich sind die Küchen des 1925 in Italien gegründeten Premium-Herstellers Arclinea, dessen Name sich hierzulande bislang nur bei Luxusküchen-Nerds größerer Bekanntheit erfreut, durchaus zum Arbeiten gemacht – nur eben verbunden mit höchsten Ansprüchen an Gestaltung und Materialien. »Die Besonderheit sind die metallischen Oberflächen, deren Farben und spezielle Bearbeitung, die es so nur bei Arclinea gibt«, sagt Shop-Inhaber Ulrich Stein. Der Autodidakt, der sich als Interior-Experte für eine höchst anspruchsvolle Kundschaft einen Namen gemacht hat, besitzt mit Promemoria und Ulrich Stein Einrichtungen bereits zwei weitere Stores am Ballindamm, einer bekannten Promenade direkt an der Hamburger Binnenalster. Was wiederum dem neuen Flagship Store zugutekommt. Denn die Erfahrungen, die er hier mit seinem Team von 25 Architekten, Innenarchitekten, Designern und Stylisten beim Entwerfen von Einrichtungskonzepten für Privatkunden macht, fließen bei Arclinea direkt in die Küchenberatung ein. »Die Küche ist heute der Wohnungsmittelpunkt«, so Stein. »Da zählt die ausgeklügelte Funktion genauso viel wie die perfekte Integration in das Lebensumfeld.«
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3 1/ Die Küchenserie Principia von Antonio Citterio. 2/ Eine großzügige MarmorKücheninsel dominiert den Flagship Store. © WOLFGANG KÖHLER
3/ Einrichter und Store-Betreiber Ulrich Stein. Arclinea. Ballindamm 11, 20095 Hamburg. arclinea.com
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ID-NEWS TABLE
Zum Lunch in die Fünfziger Von Lena Schindler
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Kein Wunder, dass das Restaurant Lilli P. so schnell zu Münchens neuem Lieblings-Lunchspot avanciert ist: Nirgends lässt sich der Jobstress besser verdrängen als in einem Retro-Kosmos im Hollywood-Style. es Anderson sollte ernsthaft darüber nachdenken, seinen nächsten Film in München zu drehen. Das Set-Design steht jedenfalls schon: ausgerechnet in einem modernen Bürokomplex mitten im Arnulfpark. Tatsächlich ist das Tagesrestaurant Lilli P., das vergangenen Dezember dort seine Türen öffnete, eine bewusste Hommage an den »Grand Budapest Hotel«-Regisseur: »Ich wollte, dass es hier aussieht wie in einem seiner Filme«, sagt Innenarchitektin Stephanie Thatenhorst. Tut es! Beim Eintreten eröffnet sich ein Retro-Universum aus Softeis-Farben, Barhockern mit Samtbezügen und an der holzverkleideten Decke hängenden skulpturalen Leuchten. Das alles würde dem großen Meister sicher ebenso gut gefallen wie den Menschen aus dem Viertel. Die lassen sich hier morgens Bircher-Müsli und Granola schmecken (alles organic, ist klar). Wer es eilig hat, entscheidet sich zur Mittagszeit für die Selfservice-Variante auf der unteren Ebene und schnappt sich ein Pastrami-Sandwich oder eine warme Bowl. Menschen mit weniger dramatisch beladenen Schreibtischen bestellen auf der Galerie im ersten Stock à la carte – und können ganz in Ruhe das Mobiliar bewundern, den Terrazzoboden, die grafischen Muster. Das Lilli P. ist übrigens ein Familienbetrieb. Stephanie Thatenhorst gestaltet für die Gastro-Innovationen von Ehemann Markus und dessen Bruder Florian traditionell das Interieur. Wie schon das Occam Deli in der Occamstraße oder der Kaisergarten in der (na?) Kaiserstraße orientiert sich auch das neue Restaurant namensmäßig an seiner Lage in der LilliPalmer-Straße. Und noch etwas haben die Läden gemeinsam: In allen kann man sehr gut essen – sich am Interieur sattzusehen hat leider noch nicht geklappt.
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3 1/ Imposant: Der Raum hat eine Deckenhöhe von bis zu siebeneinhalb Metern. 2/ Wiener Geflecht und Pastelltöne erinnern an die 50er Jahre. 3/ Innenarchitektin Stephanie Thatenhorst hegt eine Vorliebe für den mondänen Retro-Stil. © KATRIN WEIDEMEYER
Lilli P. Lilli-Palmer-Straße 2, München. lillip.de
Eine Lawine an Gemütlichkeit.
Das von Metrica gestaltete Sofa macht seinem Namen – Avalanche ist das französische Wort für Lawine – alle Ehre, denn man wird darin geradezu von Gemütlichkeit überrollt. Vor allem, wenn man die zweigeteilte Rückenlehne nach oben klappt und sich ganz in die kissige Sitztiefe fallen lässt. Wer es aufrechter und kommunikativer mag, klappt die Lehne ganz einfach und bequem wieder nach vorn – et voilà!
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Von Tina Schneider-Rading
Hier macht das Leben Gin!
Mit Karacho zurück in die 80er
Perlen der Popgeschichte
»150 Bars, die man gesehen haben sollte«, Jurgen Lijcops, 256 Seiten, 26 Euro, Gerstenberg Verlag.
»More is more«, Claire Bingham, 192 Seiten, 40 Euro, teNeues Media.
»Hamburg Vinyl«, Bernd Jonkmanns und Christoph Dallach, 96 Seiten, 24,90 Euro, Junius Verlag.
»Man muss immer trunken sein«, wusste schon Charles Baudelaire. Wir wollen Sie mit diesem Barführer natürlich nicht zum Alkoholiker machen. Sondern einladen, sich an gutem Design und gastfreundlicher Stimmung zu berauschen. Der Autor ist selbst Chef einer Antwerpener Cocktailbar, er serviert zu jedem Lokal persönliche Geheimtipps und Rezepte. Von Bangkok bis Toronto, von Kiew bis Kufstein: Sie werden sich auf dieser Studienreise rund um den Globus köstlich amüsieren.
Minimalisten hören jetzt mal bitte weg: Denn dieser Rausch an Farben, Formen und schöpferischem Übermut zieht der zurückhaltenden Greige-Fraktion mit Sicherheit den Betonboden unter den Füßen weg. Claire Bingham porträtiert die größten Figuren der gestalterischen Postmoderne, zeigt expressive Häuser und Apartments von Atlanta bis Turin und lässt mit Peter Shire und George Sowden auch zwei Memphis-Gründer sprechen – sowie zeitgenössische Designer wie Bethan Laura Wood und Jaime Hayon zu Wort kommen.
Bernd Jonkmanns ist Fotograf. Und exzessiver Plattensammler, kein Hamburger Flohmarkt ist vor ihm sicher. Für dieses Kompendium wählte er 33 Alben aus, deren Cover einen Bezug zu seiner Heimatstadt haben. Er besuchte die Originalschauplätze und fotografierte dort die Plattencover; Autor Christoph Dallach erzählt Entstehungsgeschichten und Hintergründe. So treffen sich Freddy Quinn und Ella Fitzgerald, Udo Lindenberg und die Beatles zur Jamsession. Klingt Spitze, oder?
Klimaneutraler Eskapismus
Katzenmann
Hymne ans Handwerk
»Off. Häuser in freier Natur – innovativ und autark«, Dominic Bradbury, 272 Seiten, 44 Euro, Prestel Verlag.
»Walter Chandoha. Cats. Photographs 1942–2018«, Susan Michals, 296 Seiten, 40 Euro, Taschen.
»The Story of Tools«, Mark Hooper, auf Englisch, etwa 22 Euro, über Hole & Corner.
Eine Empfehlung: Sperren Sie Ihr Smartphone weg, mieten Sie sich für ein Wochenende eine Hütte ohne Strom, packen Sie dieses Buch ein. Es führt zu umweltschonend geplanten Häusern in der Normandie oder in Tasmanien, in Refugien mit Schindelverkleidung und verglasten Kuben in den Canyons. Bau-Ratgeber und Grundrisse inklusive. Sie werden sehr bald merken, ob so ein selbstgenügsames Leben im Off etwas für Sie ist. Wenn nicht, blättern Sie einfach weiter. Träume verbrauchen kein CO2.
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Im Winter 1949 fand Walter Chandoha auf dem Heimweg ein Kätzchen im Schnee. Er nahm es mit nach Hause – und in sein Leben. Seitdem gehörten Samtpfoten zur Familie, und ihre ausdrucksstarken Kapriolen zum Repertoire des ehemaligen Kriegsfotografen. Er porträtierte Katzen auf Künstlerschreibtischen, auf den seidenen Fauteuils in New York City oder in den Gassen von Alberobello. Mit dem Bildband setzte Susan Michals dem Tierfreund ein haariges Denkmal.
Es ist gar nicht so lange her, da fasste das Wort »Tools« Werkzeuge aus Metall und Holz zusammen, die über Generationen vererbt wurden. Dann kaperten Marketingleiter und Coaches den Begriff und missbrauchten ihn für erlernbare Bewältigungsstrategien. Die britische Marke Hole & Corner holt ihn sich nun zurück: Mit stillen Fotos und eindrücklichen Texten rollt das Buch die Historie traditioneller Werkzeuge auf und belegt, dass auch hinter dem fragilsten Stück Kunsthandwerk solide Hardware und eine geübte Hand stehen.
© COURTESY OF HAYON STUDIO/ © KLUNDERBIE
Das expressive Interieur des Restaurants La Terraza del Casino in Madrid stammt von Jaime Hayon (»More is More«, teNeues Media).
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Was sollen wir sagen? Wir lieben ihn einfach: Bill Nighy als alternder Rockstar in »Tatsächlich Liebe« (2003).
Tatsächlich Weihnachten Zum Fest soll bitteschön alles so sein wie immer. Der gleiche Baum, das gleiche Essen, dieselben, heiß geliebten Weihnachtsfilme! Einzig bei den Geschenken darf es Überraschungen geben: Wie wäre es zum Beispiel mit einer ultraschicken Thermohaube oder einem Kaffeezubereiter mit integriertem Wecker und Kühlfach? Von Maja Groninger und Nadine Naijar
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1/ Geringelte Pudelmütze, ca. 85 Euro. Paul Smith. 2/ Teddy-Trench Conny, ca. 530 Euro. Lala Berlin. 3/ Limitierte Uhr Boy Friend Tweed, in Beige-Gold, mit Satinarmband, ca. 70 000 Euro. Chanel. 4/ Schlüsseltäschchen mit Zierkette, ca. 250 Euro. Miu Miu. 5/ Ring Clash de Cartier, Gelbgold und Koralle, ca. 10 800 Euro. Cartier. 6/ Sessel Cotone, Design: Ronan & Erwan Bouroullec, ca. 5970 Euro. Cassina. 7/ Pumps Jennifer, Lackleder, ca. 545 Euro. Charlotte Olympia.
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»Ist das Leben nicht schön?« – mit James Stewart und Donna Reed (1947).
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1/ Lederhandschuhe, ca. 390 Euro. Balenciaga über Net-A-Porter. 2/ Collier Niloticus in Roségold, mit schwarzen Spinellen und 52 Diamanten, ca. 222 000 Euro. Hermès. 3/ Tailliertes Herrensakko mit Hahnentrittmuster, aus Wolle, ca. 2620 Euro. Tom Ford über Mr Porter. 4/ Systemkamera Alpha 5000 mit Schwenkdisplay, ca. 550 Euro. Sony. 5/ Lederstiefel mit Nieten, ca. 1150 Euro. Isabel Marant. 6/ Limitiertes Urbanbike Mika Amaro, ca. 1800 Euro. Bikefactory.
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Da blubbert’s: »Charlie und die Schokoladenfabrik« (2005).
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1/ Wattierte Haube, ca. 210 Euro. Marcell von Berlin. 2/ Kleid Jasmine mit Retro-Muster, ca. 295 Euro. Stine Goya. 3/ Blaue Lederhandschuhe, ca. 130 Euro. Roeckl Handschuhe & Accessoires. 4/ Polaroidkamera Stranger Things Edition, ca. 120 Euro. Polaroid. 5/ Limitierte Version des Nike Air Force von Nike und Levi’s, ca. 195 Euro. Nike. 6/ Kaffee- und Teezubereiter Barisieur mit integriertem Wecker und einem Kühlfach für Milch, ca. 500 Euro. Joy Resolve.
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Bob und Emily Cratchit mit Tiny Tim und Gonzo alias Charles Dickens in der »Muppets-Weihnachtsgeschichte« (1992).
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1/ Set aus Kaffeekapseln (Nespresso) und Kugelschreiber, ca. 40 Euro. Caran d’Ache. 2/ Wendeparka mit Stehkragen und Kapuze, ca. 970 Euro. Woolrich. 3/ Wollschal mit Fransen, ca. 230 Euro. Acne Studios. 4/ Limitierter Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum, Preis auf Anfrage. Knoll International. 5/ Schultertasche Tess, ca. 1390 Euro. Chloé über My Theresa. 6/ Gefütterte Stiefel, ca. 350 Euro. Ganni über My Theresa.
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Es schlösselt gewaltig bei Lord Fauntleroy und dem Earl von Dorincourt in »Der kleine Lord« (1980).
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1/ Gläserne Hängeleuchte Bolle 06, Preis auf Anfrage. Giopato & Coombes. 2/ Roségold-Ring Imperial Zebra mit einem in Brillantpavé eingefassten Achat, ca. 11 500 Euro. Pomellato. 3/ Kissen im Art-déco-Stil, ca. 60 Euro. Papermint. 4/ Jacquard-Bluse mit Rüschen, ca. 430 Euro. Tory Burch über Net-A-Porter. 5/ Beach-Ball-Set aus Teakholz, mit Tragebeutel, ca. 110 Euro. Skagerak. 6/ Lounge-Sessel JH 97, Design: Jaime Hayon, ca. 1895 Euro. Fritz Hansen.
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Klassiker mit Ohrwurmpotenzial: »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« (1974).
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1/ Paillettenkleid mit Blusenärmeln, ca. 500 Euro. Ganni. 2/ Armband Happy Hearts aus Roségold, mit einem Diamanten und Lapislazuli, ca. 2590 Euro. Chopard über Net-A-Porter. 3/ Weingläser mit Linienschliff, Set ca. 225 Euro. Fferrone Design. 4/ Edelstahlkaraffe Foster, ca. 100 Euro. Stelton. 5/ Beistelltisch Bund aus Marmor und Messing, ca. 2050 Euro. Stellar Works. 6/ Sling-Pumps mit Kristallsteinen, ca. 990 Euro. Gianvito Rossi. 7/ Sessel Be Bop, ca. 790 Euro. Kartell.
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Contemporary design was uns jetzt vom Hocker haut
Š LE DUO
Shell
Capo
Barcelona
(Hans Wegner / Carl Hansen & Søn)
(Doshi & Levien / Cappellini)
(Ludwig Mies van der Rohe / Knoll)
Masters
Vegetal
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(Philippe Starck / Eugeni Quitllet / Kartell)
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(Arne Jacobsen / Fritz Hansen)
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(Ok Design)
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(Charles & Ray Eames / Vitra)
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»Die Geschichte des italienischen Designs ist vor allem die eines außergewöhnlichen Erbes. Was aber keine Verpflichtung ist.« Cristina Celestino
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© COORDONNÉ
Die italienische Architektin und Designerin Cristina Celestino vor der Tapete Isabella d’Este, die sie für das spanische Label Coordonné entwarf.
ID-INTERVIEW
Sie ist eine der Designerinnen, über die man spricht in der Szene. Läden, Installationen, Möbel, Leuchten – die Wahl-Mailänderin Cristina Celestino versteht sich auf stilsichere Eleganz, die weder maßlos noch streng wirkt. Eine internationale Kundschaft von Fendi bis zu den Gebrüdern Thonet Vienna weiß ihren Sinn für Farben und Materialien zu schätzen. Die Architektin und Designerin, die eher als zurückhaltend gilt, zeigte sich im IDEAT-Interview humorvoll und auskunftsfreudig.
hat. Ich arbeite für Kunden aus dem Möbeloder Industriedesign, wie zum Beispiel Thonet oder den Leuchtenhersteller Kundalini.
Hilft es Ihnen beim Objekte-Entwerfen, dass Sie Architektin sind?
Interview Guy-Claude Agboton 1
Kürzlich wurde die Boutique The Pink Closet im Hotel Palazzo Avino in Ravello an der Amalfiküste eröffnet, die Sie eingerichtet haben. Warum Pink? Meine Kundin Mariella Avino liebt schöne Dinge. Sie wollte im Hotel eine Boutique für feminine Mode und Accessoires eröffnen. Der Name The Pink Closet war Ausgangspunkt des Konzepts. Rosa ist die Farbe des Palazzo Avino, bis hin zur Fassade. Die Farbe suggeriert eine Weiblichkeit und Eleganz, die durch die Idee des Kleiderschranks noch verstärkt wird. Die intime Atmosphäre der Boutique regt zum Kauf an, aber auch zum Verweilen, um Farben, Motive und Materialien zu bewundern. Die Gemeinde Ravello, am Meer gelegen – ein Ort mit vielen Luxusvillen – trägt ebenfalls viel zum Geist des Geschäfts bei. Ich habe quasi eine zeitgenössische Grotte daraus gemacht. Für den Boden habe ich verschiedene Marmorsorten zusammensetzen lassen. Die Wand habe ich mit den muschelförmigen Keramikfliesen gestaltet, die ich für Fornace Brioni entworfen habe. Bis ins letzte Detail ist alles italienisches Kunsthandwerk.
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mit dieser Farbpalette gearbeitet, aber ich beschränke mich nicht darauf. Für mich ist Rosa eine Farbe wie jede andere, neutral dazu, aber anders als Weiß. In der Geschichte der Architektur wurde Rosa übrigens häufig verwendet. Zum Beispiel bei Interieurs von Luigi Caccia Dominioni oder Cini Boeri, die man auf keinen Fall als girly bezeichnen würde.
Erhalten Sie viele Anfragen für Innenarchitekturprojekte? Ich bin Architektin, ich freue mich über diese Projekte, zusätzlich zu den Produkten. Es sind meist Aufträge von überschaubarem Umfang, wie das Geschäft für Luisa Via Roma in New York. Außerdem habe ich in Venedig gerade eine Cocktailbar gestaltet, in einem von Dorothée Meilichzon eingerichteten Hotel der Experimental Group, das in diesem Sommer neu eröffnet wurde. Ich arbeite auch an der Neugestaltung des Showrooms von Fornace Brioni in Mantua.
Sie verwenden häufig Rosa.
befürchten Sie nicht, nur noch als Innenarchitektin wahrgenommen zu werden?
Ja, aber nicht das allgegenwärtige Millennial Pink! (Lacht.) Mein Rosa ist viel raffinierter. Es passt zu diversen Materialien, Spiegeln, Stoffen mit matter, pulverbeschichteter oder glänzender Oberfläche. Für den Schuhhersteller Sergio Rossi oder The Pink Closet war Rosa Teil des Konzepts. Ich habe mehrfach
Innenarchitektur bedeutet ja nicht bloß Dekoration oder Styling. Ich denke schon, dass meine Kunden das Gesamtkonzept zu schätzen wissen – nicht bloß das Rosa! (Lacht.) Kürzlich hatte ich eine Anfrage von Billiani, einem italienischen Hersteller für Objektmöbel, der mit Dekoration nichts am Hut
Ja! Ich denke, ich habe da einen Vorteil. Ich konnte Design relativ unkonventionell erforschen. Als junge Sammlerin habe ich Flohmärkte geplündert, habe Bücher und Kataloge gekauft. Beim Zeichnen habe ich mir keine Grenzen gesetzt. Ich bin nur meinem Gefühl gefolgt, habe meine eigene Ästhetik entwickelt. Wenn ich heute gebeten werde, einen Stuhl oder eine Leuchte zu entwerfen, denke ich nicht sofort an das Objekt, sondern erst einmal an die Zielsetzung und den Raum drum herum. Ich beginne immer mit einer Linie am Boden, dann platziere ich das Objekt darauf.
Wurden Sie als Architekturstudentin in Venedig zum Experimentieren ermutigt? Die Ausbildung war ziemlich klassisch. Wir wurden vor allem ermutigt, zu lernen, zu recherchieren und unsere Projekte nach präzisen Vorgaben zu entwickeln. Für das Studium war das vielleicht eine gute Sache, aber ich habe dadurch erst später mit dem Experimentieren begonnen – als mich sicherer fühlte, sechs Jahre nach meinem Abschluss. Ich habe auch in mehreren Architekturstudios gearbeitet, in Florenz, dann in
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Mich fasziniert der Gedanke an Reisen, an Wege. Tram Corallo war mein erstes eigenes Projekt für die Mailänder Designwoche. Vorher hatte ich ausschließlich Aufträge von Marken umgesetzt. Das Design sollte ein Reiseerlebnis sein, an Bord einer rollenden Mailänder Ikone. Die Herausforderung war, die Ästhetik meines modernen Projekts mit etwas aus der Vergangenheit zu verknüpfen.
Ist das dieselbe Verknüpfung aus Vergangenheit und Gegenwart, die Sie in diesem Jahr in der Mailänder Pasticceria Cucchi umgesetzt haben? 3
Mailand. Das war eine gute Erfahrung, bevor ich vor sechs Jahren mein eigenes Studio gegründet habe.
Venedig, Florenz, Mailand … Liegen Lichtjahre zwischen diesen Designplaneten? Oh ja! Sie sind sehr unterschiedlich. In Italien ist Mailand immer noch der beste Ort für Design und Architektur. Ich würde nirgendwo anders arbeiten wollen.
Dass Sie sich Innenarchitektur ebenso wie Leuchten widmen, ist das Absicht oder Zufall ? Ich mag verschiedene Projekte, so wird mir nie langweilig. Die Projekte spiegeln die Vielfalt meiner Kunden wider, ob bei den Interieurs, den Möbeln, Böden oder Stoffen. Und letztlich kann ich immer ablehnen. Ich mache nur das, worauf ich Lust habe.
Wie war das, als Sie bereits ganz früh Ihre eigene Marke Attico Design gründeten? Attico wurde für meinen Beitrag zum Salone
1/ Kürzlich eröffnet: die Modeboutique The Pink Closet im Palazzo Avino, einem Hotel in Ravello. © DAVIDE LOVATTI 2/ Teppich Nebula für Besana Carpet Lab. 3/ Das Caffè Cucchi mit einem Paravent der Pariser Kunsthandwerkerin Lison de Caunes. © MATTIA BALSAMINI 4/ Cristina Celestino ist seit drei Jahren Artdirektorin von Fornace Brioni. © MATTIA BALSAMINI
Satellite geboren (eine Plattform für junge Designer beim Salone del Mobile, Anm. d. Red.). Ich habe dort viele Stücke gezeigt, die nach der Messe auch erhältlich waren. Deshalb brauchte ich ein eigenes Label. Ich habe die Stücke entworfen, produziert und verkauft. Gleich am ersten Tag nach der Messe erhielt ich Anfragen von Galerien oder Geschäften, zum Beispiel von Le Bon Marché in Paris. Der Salone Satellite war für mich ein tolles Schaufenster, vom Umsatz her ebenso wie vom Medienecho.
Hat Ihre Installation The Happy Room für Fendi für die Design Miami vor drei Jahren Ihrer Karriere Auftrieb verliehen?
Das war genau das Schwierige an dem Projekt. Und sei es nur die Materialauswahl, ganz zu schweigen von der Farbpalette. Wir haben sehr lange mit Handmustern gearbeitet, über Wände, Böden, über einfach alles nachgedacht. Es sollte eine starke Verbindung zwischen der bourgeoisen Atmosphäre und dem aktuellen Projekt entstehen.
Sind Sie, weil Sie nicht aus Mailand stammen, neugieriger auf die Stadt und ihre Codes? Ja, auf jeden Fall. Ich bin buchstäblich magnetisiert von Mailänder Ikonen. (Lacht.) Ich komme ja aus einem winzigen Städtchen. Deshalb ist Mailand sehr inspirierend für mich, seien es die Interieurs, die Architektur, Materialien oder Stoffe. Ich empfinde echte Dankbarkeit gegenüber der Stadt.
Ja, das war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere. Es war eine Herausforderung und eine großartige Chance, eine ganze Kollektion zu entwerfen. Das passiert in der Designbranche nicht oft. Das Projekt machte mich über Italien und Europa hinaus bekannt, es wurde in der ganzen Welt gezeigt.
Wie kamen Sie 2018 auf die Idee, eine Strassenbahn namens Tram Corallo zu gestalten? Als ich nach Mailand zog, wohnte ich an der ältesten Straßenbahnlinie. Jeden Morgen bin ich in einem der historischen Waggons gefahren. Ich mochte es, mir die Straßen durch die Fenster anzusehen, vor allem durch das gewölbte Fenster ganz hinten.
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1/ Objekte aus der Kollektion The Happy Room für Fendi auf der Design Miami 2016. 2/ Poufs Charlotte (2017) für Sergio Rossi. © MATTIA BALSAMINI 3/ Geheimtipp auf dem Salone del Mobile 2018: Tram Corallo. Eine alte Straßenbahn mit neuem Interieur von Celestino. © MATTIA BALSAMINI 4/ Pendelleuchte Pulsar (2019) für Esperia. © MATTIA BALSAMINI 5/ Giardino delle Delizie (2018), eine Keramikfliesenkollektion für Böden und Wände (Fornace Brioni). © MATTIA BALSAMINI 6/ Plumage, Wandfliesen aus Keramik und Limoges-Porzellan für Bottega Nove (2016). © MATTIA BALSAMINI 7/ Um ihre ersten eigenen Entwürfe zu vermarkten, gründete Celestino 2010 das Label Attico Design. Teil der Kollektion: die Glasgefäßserie Laguna. © MATTIA BALSAMINI
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Ihre Projekte und Produkte sind weder streng noch protzig. Ist das Ausdruck Ihres Geschmacks, eine selbst auferlegte Mässigung? Ich denke, es liegt an meinem eigenen Geschmack und an allem, womit ich mich befasst habe, von Architektur bis Designgeschichte. Ich interessiere mich auch für Phänomene aus der Natur. Ich wälze viele Kataloge, recherchiere Farben und Texturen, schaue mich in der Modeszene um.
Ist Mailand als Epizentrum einer Modeszene, die mit Designern zusammenarbeitet, ein Glücksfall? Ja! Das ist toll. Auch wenn Mode, die ja aktuell sein soll, sehr aufwendig in der Recherche und Produktion ist, bin ich stolz, mit italienischen Traditionshäusern wie Fendi oder Sergio Rossi gearbeitet zu haben. Diese Marken sind natürlich nicht auf Italien beschränkt, sie sind international.
Wie empfinden Sie das Erbe der Maestri des italienischen Designs? Ich betrachte es nicht als Bürde. Die Geschichte des italienischen Designs ist vor allem die eines außergewöhnlichen Vermächtnisses. Das aber keine Verpflichtung ist. Ich finde es wichtig, diese Geschichte und die Welt zu kennen, die sie widerspiegelt. Dass ich kein geregeltes Designstudium absolviert habe, mag hilfreich sein. Ich fühle mich freier, mit Referenzen zu spielen. Das wahre
Problem heute ist, auch bei großen Marken, dass es viele Kopien von historischem Mobiliar gibt. Das ist traurig, denn es ist wirklich nicht der beste Weg, sich der Vergangenheit zu nähern. Wobei auch Kopien von zeitgenössischem Design ein großes Problem sind.
Hier zu unterscheiden ist mitunter schwierig: Unehrlichkeit, Faulheit, unbewusster Einfluss oder ehrliche Hommage … Designer müssen gründlich recherchieren und aktuelle Produkte kennen, denn wenn man eine Idee hat, die andere oder auch nur eine Person vorher hatten, ist das peinlich.
Welche Beziehung haben Sie zum Kunsthandwerk? Das Kunsthandwerk bringt uns dazu, Materialien passender zu verwenden und Formen anders zu begreifen. Das setzt auch voraus, dass man, bevor man zu zeichnen anfängt, eine gute Beziehung zu den Produzenten und zu den Kunsthandwerkern selbst hat. Sich zu treffen und sich während der Entwicklung des Produkts auszutauschen, das ist entscheidend.
Finden Sie es naheliegend, dass Kunsthandwerker mit Designern zusammenarbeiten? In Italien sind die meisten Kunsthandwerker daran gewöhnt, Lösungen für Designer oder Architekten zu finden. Ich fühle mich dort willkommen. Aber Kunsthandwerker müssen auch neugierig sein.
Gibt es etwas, wofür Sie noch keine Anfrage hatten, das Sie aber gern gestalten würden? Eine Küche.
Mit wie vielen Personen arbeiten Sie in Ihrem Studio? Ich arbeite mit zwei Designern und zwei Architekten. Manchmal kommen noch externe Partner dazu, zum Beispiel bei grafischen Illustrationen.
Entwerfen, verwalten, kommunizieren … hat der Designer von heute mehrere Berufe? 6
Ja, wir müssen uns um vieles kümmern!
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Was fällt Ihnen am schwersten? Die Verwaltung des Studiolebens. Das ist meine Aufgabe, aber ich hoffe, sie künftig delegieren zu können. (Lacht.)
Denken Sie, dass die Maestri des italienischen Designs damals auch so vielfältig beschäftigt waren? Nicht unbedingt! Heute müssen wir über viele Dinge in ganz unterschiedlichen Bereichen auf dem Laufenden sein. Entwurf und Entwicklung, aber auch Management, Kommunikation und so weiter.
Ist die Woche um die Mailänder Möbelmesse eine Zeit, die mit grossem Stress einhergeht? Schon. Als eher zurückhaltender Mensch verspüre ich den für die Messe typischen Druck: die Shootings, die Interviews … Ich weiß, dass das zu meinem Beruf gehört, aber es kann anstrengend sein, alles unter einen Hut zu bringen. Ich versuche, auf die Designprojekte konzentriert zu bleiben während dieser ganzen, wie soll ich sagen … Oper!
Und wie ist Ihre Stimmung ein halbes Jahr danach? Gut. Es mag zwar schwierig für die einzelnen Hersteller sein, DAS herausragende Produkt oder DIE genialen Kreativen aufzuspüren. Aber wir brauchen zwischen Wirtschaftsund Umweltkrise dringender denn je Designer, die ihr Bestes geben.
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Stephane Parmentier – der Möbelschöpfer
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Luxuriöse Materialien, raffinierte Details und klare Formen: Was den Designer Stéphane Parmentier schon zu Modezeiten bei Givenchy und Lanvin faszinierte, zeichnet heute seine elegant durchdachten Interior-Welten aus. Text Sarah Lau
ein, in Hamburg oder Berlin sei er noch nicht gewesen, dafür kenne er Trier und Stuttgart. »Meine Großmutter stammt aus der Region, deswegen kann ich auch noch ein ganz klein bisschen Deutsch«, eröffnet Stéphane Parmentier das Gespräch und klärt nebenbei mit der Bedienung, wie groß das allergrößte Wasser ist, das man hier in dem kleinen Pariser Café bestellen kann. Er wird viel reden heute. Schließlich hat Monsieur gleich zwei spannende Leben, von denen es zu erzählen gilt. In seinem ersten war der Franzose in der Fashionbranche tätig. Es fallen Namen wie Karl Lagerfeld, Lanvin, später dann Givenchy, wo er zuständig für die Ready-to-wearKollektion der Damen war, und Claude Montana, den er als Artistic Director unterstützte. Unter eigenem
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Namen verkaufen sich seine Entwürfe in Luxuskaufhäusern wie Saks Fifth Avenue; und dann kam dieser Tag, an dem er gebeten wurde, die First- und Business Class von Singapore Airlines zu redesignen. »Sie ahnen nicht, wie sehr mich die Luftfahrt fasziniert. Wenn ich an ein Sinnbild für mein Leben denke, entscheide ich mich für den Propeller. Ich liebe, dass hier alles – vom Logo bis zur Armlehne durchdesignt ist, eine eigene Welt!« Dass Parmentier sich 2002 dann vollkommen der Interior-Welt verschreibt, ordnet er folgendermaßen ein: »Viele Dinge in meinem Leben passieren aus einem Gefühl heraus. Das hat mehr mit meinem Bauch als meinem Verstand zu tun. Ich habe gelernt, meiner inneren Stimme – ich nenne sie Jiminy Cricket, wie die kleine schlaue Grille bei Pinocchio – zuzuhören. Und für die war irgendwann selbstverständlich, dass ich aus der Fashion- in die Interior-Branche wechseln sollte.« Denn natürlich sei der Druck im Laufe der letzten Jahre arg gestiegen – Stichwort: Fast Fashion – Kollektionen wie vom Fließband seien der Normalfall. Einrichten sei vergleichsweise langlebig, man habe mehr Zeit für die
1/ Interior-Installation in Mailand, 2019: Reduktion auf das Wesentliche – die Eleganz. 2/ Zoom: die Wandleuchte Timide für Pouenat. Aus Alabaster mit patiniertem Messing und Satinlack. © POUENAT
Rechte Seite Stéphane Parmentier war Modedesigner für Luxusbrands und sagt: »Man kann Luxuriöses entwerfen, ohne blasiert durch die Welt zu laufen.« © FRANCOIS GOIZÉ
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1/ Sessel aus der limitierten Puglia Collection für Gallipoli. 2/ Parmentier entwirft mittlerweile immer öfter für Privatkunden, hier ein Pariser Apartment. 3/ Das dazugehörige Wohnzimmer – Messing und große Sitzmöbel sind typisch für Parmentiers Stil. 4/ Hocker Torre aus Lavagestein, ebenfalls aus der Puglia Collection. 5/ Spiegel Atari Albers für Rabitti, 1969. 6/ Die Kontrolltürme des Pariser Flughafens Roissy inspirierten Parmentier zu diesen Beistelltischen für Ormond.
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© GIOBAGNARA, LUXPRODUCTIONS (5)
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Produktentwicklung, und natürlich bleibe ein Sofa auch ein paar Jahre länger bei seinem Besitzer als die Bluse in einer aktuellen Trendfarbe. »Dennoch sage ich Danke an die Mode – für alles, was sie mir beigebracht hat. Die Art, wie ich arbeite, wie ich denke und verhandle, habe ich durch sie gelernt. Bissig und schnell zu sein und auf Details zu achten, die darüber entscheiden, ob ein Stück großartig oder mies ist – das kommt mir heute zugute.«
Detailverliebt bis zur Bio-Sonnencreme Parmentier denkt gern groß, auch deswegen liegt ihm Interior so. Und dabei ist es egal, ob er gerade als Creative Director Brands wie Giobagnara und den Concept Store The Webster unterstützt, oder ein ganzes Domizil einrichtet – er dringt einfach immer gern tief in die Materie ein, nicht selten, bis ihm der Kopf schwirrt. Wer so hingebungsvoll arbeitet, wird belohnt. So hat einer seiner Klienten dem Designer auch schon mal einen Hauskauf samt kompletter Inneneinrichtung übertragen. Jackpot? Ja und nein. »Es klingt so glamourös, aber unterschätzen Sie nicht die
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Verantwortung, die ein solcher Auftrag mit sich bringt.« Zwei Jahre widmete sich der 53-Jährige akribisch dem Domizil. Er entwarf Möbel, suchte Farben aus, kaufte einen 54er-Porsche, stellte Bio-Sonnencreme für die Kinder ins Bad und Playlists zusammen: »Eine zum Aufwachen, eine fürs Frühstück, die richtige Musik für den Pool, eine, um Liebe zu machen, eine, um mit Freunden Partys zu feiern.« Als der Tag der finalen Präsentation kam, war Parmentier vor Aufregung krank. »Mein Klient stieg aus seinem Wagen, warf einen Blick auf den Vorgarten und sagte nur: ›Ein guter Anfang‹. Zum Glück fand er den Rest dann auch wunderbar!« Dass Parmentier diese Geschichte bislang für sich behalten wollte, passt. Nichts liegt ihm ferner als unfeines Protzen. »Ich erzähle Ihnen diese Geschichte nur, um meine Detailverliebtheit zu unterstreichen.« In der funktionalen Welt des Designs sei es ja leider ziemlich verpönt, dekorative oder elegante Dinge zu entwerfen. »Viel zu bourgeois! Ich aber habe keine Angst vor dem Wort ›elegant‹. Im Gegenteil – ich habe einfach einen natürlichen Zugang dazu.«
1/ Für Hermès entwarf Parmentier 2012 einen Pop-up-Store für Damenschuhe. Natürlich dominierte hier die Signatur-Farbe des Labels, Orange. © LUXPRODUCTIONS
2/ Verschiedenfarbige Tabletts Enzo Rally mit Lederintarsien. Für Giobagnara. © GIOBAGNARA
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It’s me, Daniel Schofield
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Wann zeigten sich wilde Experimente zuletzt so elegant und formvollendet? Der Brite Daniel Schofield spielt mit Holz, Aluminium, Lavagestein, Emaille – und findet zu einprägsamen Formen, die gängige Designtrends souverän ignorieren.
es nicht benötigt wird, sodass der Sockel der Tische schwer und stabil bleibt. Der überdimensionale Keilzapfen wird zum Mittelpunkt des Möbelstücks, unterstreicht die Konstruktion und macht die handwerkliche Fertigungsweise von Ercol sichtbar.
Interview Johannes Hünig
Sie sind gelernter Zimmermann. Welche Rolle spielt die Arbeit mit den Händen in Ihrem Designprozess?
Ihre Entwürfe wirken ruhig, erst auf den zweiten Blick offenbaren sie originelle Details. Sind das spontane Einfälle oder Ergebnisse langen Nachdenkens? Ich bringe gern spielerische Elemente in meine Entwürfe ein, aber nur wenn sie einen funktionalen Mehrwert haben – am Ende geht es immer darum, Probleme auf möglichst einfache Weise zu lösen. Der Tisch Tenon für Ercol etwa folgt einem pragmatischen Ansatz, der wie von selbst zu einem skulpturalen, grafischen Stück führt: Überschüssiges Material wird dort entfernt, wo
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Als Zimmermann habe ich im Hausbau gearbeitet, das hat mir sehr geholfen, ein Verständnis für Materialien und Techniken zu entwickeln. Ich zeichne aber auch viel, vor allem in der Konzeptphase. Ich nehme diese kleinen Moleskine-Notizbücher überall mit, auch wenn ich verreise, und mache Skizzen. Sie sehen nicht gerade ordentlich aus, aber es geht ja vor allem darum, eine Idee festzuhalten. Wenn ich eine davon weiterverfolgen möchte, teste ich sie in CAD und mit Modellen in Originalgröße, meist aus Karton oder Altholz.
1/ Couchtisch Blur mit kreuzförmigem Fuß aus geriffeltem Glas (Conran). © THE CONRAN SHOP
2/ Daniel Schofield machte eine Lehre als Zimmermann, studierte Kunst und Grafikdesign am Warwickshire College und Möbel- und Produktdesign an der Sheffield Hallam University. Er wurde mit zahlreichen Nachwuchspreisen ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet im Osten Londons. © OSKAR PROCTOR
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Ihr Lieblingsmaterial ist … lassen Sie mich raten: Holz? Mein Hintergrund als Zimmermann führt tatsächlich dazu, dass ich häufig bei Holz lande – es ist so ein wunderbares Material. Allerdings reizt es mich auch, neue Materialien zu entdecken, zu erforschen, was sie können, und einen passenden Kontext für sie zu finden.
Wo kommen Ihnen die besten Ideen? Fabriken und Werkstätten inspirieren mich immer wieder, genau wie Galerien und Ausstellungen. Die Eindrücke dort tragen alle zum kreativen Prozess bei. .
In den sozialen Medien wird man heute von Designtrends regelrecht geflutet. Wird es dadurch für junge Designer schwieriger, ihr eigenes Ding zu machen? Mehr Zugang zu visuellen Eindrücken zu haben ist hilfreich und hinderlich zugleich – es wird dadurch
einfacher, Trends zu identifizieren, aber man sitzt eben auch leichter mal einer Mode auf. Ich möchte lieber Designstücke entwerfen, die zeitlos sind; daher versuche ich, mich von Trends fernzuhalten.
Sie arbeiten in London. Gibt es eigentlich so etwas wie typisch britisches Design? Schwer zu sagen … Ich weiß nicht einmal, ob Großbritannien überhaupt eine eigene Designsprache hat, so wie andere Länder sie haben – aber genau das gefällt mir. Vielleicht bleibt dadurch mehr Freiheit im Ausdruck.
Gibt es etwas, das Sie unbedingt mal entwerfen wollen? Ja – es fühlt sich tatsächlich so an, als würde ich gerade erst loslegen! Wohnen und Architektur interessieren mich, vor allem auf sozialer Ebene. Es gibt da eine Menge Herausforderungen, die nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit gelöst werden müssen.
1/ Beistelltische Mag aus Lavagestein mit Emaille-Oberfläche (Conran). © OSKAR PROCTOR 2/ Formholzstuhl Backer (Hayche). © HAYCHE 3/ Wandleuchte Bulk, Aluminium mit diversen Finishes (Decode). © OSKAR PROCTOR 4/ Schreibtisch Signet mit Glasplatte, die auf Holzböcken mit Korkringen ruht (Studie). © OSKAR PROCTOR 5/ Beistelltisch Tenon (Ercol). © ERCOL 6/ Sideboard Lear, Eiche mit Messinggestell (Benchmark). © BENCHMARK Daniel Schofield. danielschofield.co.uk
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Eine Wohnung to go, bitte!
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Wer ganz weit vorn ist, sucht nicht mehr im Geschäft oder online nach Möbeln und Accessoires, sondern in speziell dafür eingerichteten Apartments, Hotels oder Restaurants: Der aktuelle Trend im DesignHandel heißt Shoppable Environments. Von Jasmin Jouhar
öbelkauf war früher eine einfache Sache. Je nach Geschmack und Budget ging der Kunde an einen speziell auf ihn zugeschnittenen Ort: In ein Einrichtungshaus, zu einem Möbelhändler oder eben zu Ikea. Heute gibt es neben unzähligen Online-Anbietern Marken-Showrooms, Pop-up-Shops, Concept Stores oder Verkaufsausstellungen. Jeder Anbieter versucht, sich mit seinen Vorteilen zu profilieren – keiner hat DIE Antwort auf die Frage, wie und wo wir in zehn Jahren unsere Sofas und Teppiche kaufen werden. Weil es die eine richtige Antwort wohl nicht gibt. Immer mehr Unternehmen sehen die Lösung neuerdings in der Kundenerfahrung, oder, im Jargon der Verkaufsexperten, in
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der Experience. Die Idee: Die Käufer sollen Zeit mit den Produkten verbringen und sie in einer möglichst entspannten (und entspannenden!) Atmosphäre erleben. Nicht in einem normalen Laden, sondern in einem Shoppable Environment, in einer komplett käuflichen Umgebung. Mittlerweile gibt es erste shoppable Restaurants und Hotels und sogar ganze Häuser, deren Einrichtung direkt und vor Ort erworben werden kann. »Gerade bei hochwertigen und teuren Möbeln ist es für die Kunden wichtig, die Objekte auch real erleben zu können«, erklärt Nicole Maalouf. Die Mitgründerin der Online-Wohnplattform »So leb ich« hat in diesem Jahr bereits zweimal für ein paar Tage in ein temporäres Apartment eingeladen – mit prominenten Partnern aus der Branche, beispielsweise Vitra, Thonet, Jan Kath oder Louis Poulsen. »Mit dem ›So leb ich‹-Apartment bieten wir die Möglichkeit, Produkte und Marken in einem wohnlichen Kontext und einem inspirierenden Ambiente zu zeigen«, sagt Maalouf. Die Besucher sollen sich wohlfühlen, und das funktioniere in klassischen Showrooms oder Einrichtungsläden oftmals nicht so gut.
1/ Très chic: Der Pariser Concept Store Merci hat sich in einem Nachbarhaus dieses Jahr das Le Pied à Terre eingerichtet. 2/ Vom Küchenstuhl bis zum Wasserkessel: Praktisch die ganze Einrichtung der Altbauwohnung im Marais steht zum Verkauf. © JÉROME GALLAND
Linke Seite Das Sofa der Wahl erst einmal entspannt in wohnlicher Atmosphäre ausprobieren: Im Sommer lud So leb ich in ein temporär eingerichtetes Apartment in München. © ANASTASIA BENKO
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Die Pionierin der Shoppable Environments ist zweifellos Tina Seidenfaden Busck. Die Dänin richtete schon vor einigen Jahren unter dem Namen »The Apartment« eine 240 Quadratmeter große Wohnung in Kopenhagen ein, ein Hybride zwischen Showroom und Designgalerie. So unverwechselbar ihr eklektischer Stil, so breit die Auswahl darin: italienische Leuchten, dänische Möbel, englische Tapeten, Berberteppiche, Fundstücke wie alte Boxen oder Körbe, Kunstwerke. Und sogar übernachten kann man hier: Im selben Haus richtete Seidenfaden Busck kürzlich eine weitere Wohnung ein, die sie über ihre Webseite vermietet.
Geschmack ist nur eine Frage des Budgets Auch in Paris gibt es seit diesem Jahr eine shoppable Destination für Designfans: Der Concept Store Merci im Marais hat seine Fläche um eine Wohnung im Nachbarhaus erweitert. Das pariserische, pittoreske Ambiente der Altbauwohnung blieb weitgehend unangetastet, allenfalls wurden Fehlstellen in den Parkett- und Fliesenböden repariert, die Einrichtung
des Pied à Terre ist: komplett käuflich. Zu besichtigen ist es nach Terminvereinbarung, vermietet wird bislang nur an Freunde und Freunde von Freunden. Für die lohnt es sich, öfter wiederzukommen: Es gehört bei Merci – wie bei allen Shoppable Environments – zum Konzept, regelmäßig umzudekorieren und neue Stücke zu integrieren. David Alhadeff von The Future Perfect geht besonders streng mit dem traditionellen Einzelhandel ins Gericht, dem er eine »wachsende Irrelevanz« attestiert. Die Antwort des amerikanischen Designgaleristen: »private Kauferlebnisse« wie in seinen beiden Häusern in Los Angeles und in New York. Die Casa Perfect in Los Angeles, ein Anwesen in den Hollywood Hills mit Garten und Pool, bespielt er seit 2017 mit exklusiven Möbeln und Designobjekten aus dem Programm seiner Galerie. Die Casa Perfect in New York eröffnete er in diesem Jahr mit demselben Konzept, in einem fünfgeschossigen Stadthaus im West Village. Privat ist bei Alhadeff übrigens wortwörtlich zu nehmen, der Unternehmer wohnt auch selbst in seinen Häusern, wenn er in der Stadt ist. Allerdings kauft er dann nichts.
1/ Die Casa Perfect von David Alhadeff in Los Angeles in einem Anwesen in den Hollywood Hills. © PIA RIVEROLA 2/ und 3/ Die zweite Casa Perfect eröffnete der Designgalerist dieses Jahr im New Yorker West Village. Auf fünf Etagen präsentiert er dort Designeditionen und ausgewählte Möbel. © DOUGLAS FRIEDMAN
Oben Seit einigen Jahren bespielt Tina Seidenfaden Busck The Apartment in Kopenhagen mit wechselnden käuflichen Interieurs. Jetzt kann man darin auch übernachten. © WICHMANN+BENDTSEN
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Das Berlin von Chipperfield In der Schule war er keine Leuchte – heute gilt er als einer der größten Architekten unserer Zeit: der Brite David Chipperfield über respektvolles Bauen, die Lust an Designprojekten und warum die Lösung gesellschaftlicher Probleme für ihn so wichtig sind. Von Jasmin Jouhar
Herr Chipperfield, mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie ist Ihre Arbeit am Wiederaufbau der Museumsinsel nach rund 25 Jahren beendet. Ihr Berliner Partner Alexander Schwarz sagte einmal, Dass diese Zeit wie ein zweites Studium für ihn gewesen sei. Ja, das stimmt. Speziell das Neue Museum war wie eine Ausbildung. Wegen der technischen Schwierigkeiten und der Gestaltungsfragen, vor allem aber auf politischer Ebene: Wie geht man mit einem Projekt um, zu dem jeder Berliner eine Meinung hat? Es war sehr
kontrovers und auch konfrontativ – zu konfrontativ für meinen Geschmack. Also habe ich eine kollaborative Arbeitsweise entwickelt, um alle Beteiligten zusammenzubringen. Die Stadtplaner, das Denkmalamt, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Kuratoren, alle sollten an das Projekt glauben und die richtigen Entscheidungen treffen. Ohne diese Arbeitsweise hätten wir es nicht geschafft, deswegen ist sie so ungemein bedeutsam für unser Büro. Ich denke, es wird immer wichtiger, dass Architekten Hand in Hand arbeiten. Wir sollten nicht wie ästhetische Genies auftreten.
Ein aktuelles Museumsprojekt ist die Sanierung der Neuen Nationalgalerie, die nächstes Jahr wieder eröffnet werden soll. Ihr Konzept haben Sie »unsichtbare Architektur« genannt. Ja. Und ich denke, dass wir auch keine andere Wahl hatten. Die Aufgabe bestand nicht darin, ein Mies-vander-Rohe- in ein Chipperfield-Projekt zu verwandeln,
Linke Seite Der überzeugte Europäer David Chipperfield führt Büros in London, Berlin, Mailand und Schanghai. © SEAN GALLUP/GETTY IMAGES
Oben Wie kaum ein anderer Architekt hat er Berlin seit der Wende mit seinen Bauten geprägt. Hier die jüngst eröffnete James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel. © SIMON MENGES
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sondern den Mies’schen Bau wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Einige Maßnahmen waren einfache technische Erneuerungen, andere bedurften kultureller Interpretation oder funktionaler Neubewertung. Letztendlich soll niemand das Facelift bemerken.
Was war die grösste Herausforderung? Die Fassaden der gläsernen Halle, denn sie waren von vornherein falsch geplant worden. Wir hätten sagen können: Gut, gestalten wir sie eben so, dass sie funktionieren. Aber bei Mies ist das Detail die Gestaltung. Die Fassaden zu verändern hätte bedeutet, das ganze Gebäude zu verändern. Also mussten wir kulturelle und technische Aspekte abwägen. Es ist schließlich ein Museum, man kann nicht derart viel Geld ausgeben, und dann funktioniert es am Eröffnungstag nicht. Das war wirklich eine Herausforderung.
Warum wollten Sie als junger Mann eigentlich Architektur studieren? Ich ging auf ein Internat und war nicht besonders gut in der Schule. Die Hälfte der Zeit habe ich Rugby gespielt und die andere Hälfte im Kunstraum verbracht, da habe ich mich wirklich wohlgefühlt. Mein Kunstlehrer hat mich ermutigt und gefördert. Und weil er sich
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selbst für Architektur interessierte, lenkte er mich automatisch in diese Richtung.
Sie entwerfen auch Möbel und Gebrauchsobjekte. Inwiefern sind diese Design-Projekte relevant für Ihr Büro? Gute Frage. Ich denke, für die Arbeit des Büros sind diese Projekte nicht besonders relevant. Aber als ich mein Büro in den 1980er Jahren gegründet habe, herrschte Rezession. Es gab kaum etwas zu tun. Die ersten zehn Jahre hatte ich nur kleine Aufträge wie Ladeneinrichtungen. Das Thema Interieur hat mich also schon immer beschäftigt. Aber ich kann die Frage auch anders beantworten: Ich glaube, dass viele Architekten Gebäude als Objekte begreifen. Wir dagegen begreifen sie als Setting, wie eine Szenografie oder eine Theaterbühne. Gebäude sollten dem Menschen einen guten Ort schaffen. Und wenn man Architektur als Setting begreift, dann interessiert man sich auch für die Objekte darin. Aber wir entwerfen nur etwas, wenn es eine Idee gibt, eine Idee, die einen bestimmten Lebensstil ausdrückt. Als ich vor 15 Jahren das Geschirr Tonale für Alessi entwarf, wünschte ich mir für mein Zuhause eine Garnitur einfacher Schalen. Ich mag all die verschiedenen Teller und Platten eines typischen Services
1/ Chipperfields Motto bei der Sanierung des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel lautete »behutsame Wiederherstellung«. © UTE ZSCHARNT FOR DAVID CHIPPERFIELD ARCHITECTS
2/ Ebenso behutsam ergänzte er den italienischen Esspressokocher Moka für Alessi um einige clevere Details – wie etwa den flachen Deckel zum Tassen-Vorwärmen. © ALESSI
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nicht. Und dann ergeben sich wiederum Möglichkeiten, wie etwa für Alessi die legendäre Moka-Kanne zu überarbeiten – eine interessante Aufgabe!
Da kann man natürlich nicht Nein sagen. Man kann. Ich sage nur Ja, wenn ich eine Idee habe.
Zum Schluss: Was wäre die wichtigste Frage, die man Ihnen stellen sollte? Nun, die wichtigste Frage ist, welche Rolle die Architektur in der aktuellen Situation übernehmen sollte, in der die Welt vor immensen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen steht. Ich weiß darauf allerdings keine Antwort.
Ein grosser Konflikt: Einerseits sind Gebäude für einen erheblichen Teil der Kohlendioxidemissionen verantwortlich … Für 50 Prozent!
… und andererseits gibt es derzeit in vielen Städten Wohnungsnot. Ist Architektur zu einer unlösbaren Aufgabe geworden? Wie wir bauen, hat natürlich eine Auswirkung auf die Umwelt. Aber obwohl wir als Architekten Teil des
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Problems sind, können wir wenig dagegen tun – wir sind in einer seltsam schwachen Position. Denn wenn wir einen Auftrag bekommen, sind häufig die größten Nachhaltigkeitsprobleme bereits verursacht. Warum wird das Gebäude überhaupt gebaut? Warum wurde ein altes dafür abgerissen? Sollte das Gebäude wirklich so groß sein? Sollte es nicht lieber an einem anderen Ort gebaut werden? Diese Planungsfragen sind dann längst entschieden. Wir Architekten sollten uns nicht mit dem Ende der Nahrungskette zufriedengeben, wir sollten uns früher einmischen.
Gibt es dafür ein Bewusstsein bei Ihren Kollegen? Ja. Aber in den vergangenen 30, 40 Jahren hat sich der Berufsstand immer mehr von politischen Planungsprozessen entfernt. Nach dem Krieg war das anders, da waren Architekten an der Stadtentwicklung beteiligt. Wir sollten der Gesellschaft beweisen, dass wir etwas beizutragen haben. Allerdings wird die Planung mehr und mehr von Investoren bestimmt. Unsere Rolle besteht dann lediglich darin, die Projekte mit unseren Fähigkeiten kommerziell aufzuwerten. Stattdessen sollten wir unsere Fähigkeiten wieder mehr dazu nutzen, gesellschaftliche Probleme zu lösen.
3/ Zu Chipperfields Büro in Berlin-Mitte gehört auch eine öffentlich zugängliche Kantine im Innenhof – einer der beliebtesten Lunch-Spots der Stadt. © SIMON MENGES 4/ Für e15 entwarf der Brite Möbel – etwa den Tischbock Basis. © E15/INGMAR KURTH
David Chipperfield Architects. davidchipperfield.com
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Amsterdam
Die Stilisten In der niederländischen Interior-Szene haben sich Nicemakers längst einen Namen gemacht: Joyce Urbanus’ und Dax Rolls Studio in einem historischen Gebäude in Amsterdams Zentrum zeigt, wie innovativ und nahbar ihre Designkonzepte sind. Text Olivier Reneau / Fotos Gianni Basso / Vega MG
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oyce Urbanus und Dax Roll haben sich für ihr Studio Nicemakers ein Apartment im Zentrum Amsterdams ausgesucht. Mit historischer Fassade aus anthrazitfarbenen Ziegeln und einem lang gestreckten Garten hinter dem Haus ist die großzügige Drei-Zimmer-Wohnung an der Keizersgracht genau das, was das Paar für sich und die zehn angestellten Designer, Architekten und Projektleiter braucht. Als Joyce und Dax sich vor rund zehn Jahren kennenlernten, war schnell klar, dass sie ihre Ideen und ihr Können in Zukunft gemeinsam zum Einsatz bringen wollten. Die Designerin und der Marketingexperte ergänzen sich beruflich perfekt, außerdem pflegen sie seit ihrer Jugend eine Leidenschaft für Dekoration und Design und sammeln beide begeistert ungewöhnliche Objekte. Der Erfolg kam 2012 mit ihrem ersten Interior-Projekt für eine Bio-Cafeteria und verankerte den Nicemakers-Stil im Hospitality Design. »Wir wollen es ›schön machen‹, auch für kleinere Unternehmen mit kleinem Budget«, betont Dax. Zwei Jahre später wurden sie von der Londoner Hotelkette Hoxton mit der Gestaltung der Amsterdamer Dependance beauftragt. Ein Erfolg, der Nicemakers in die Lage versetzte, einen Gang höher zu schalten und ganz unterschiedliche Projekte zu realisieren: das Hotel Monastère in Maastricht, das Restaurant Jacobsz in Amsterdam, die Boutique No Label und das Uhrengeschäft Vintage Watches in Amsterdam, dazu viel privaten Wohnraum. Und obwohl die Gestaltung von Büroflächen nicht unbedingt zu ihren Leidenschaften gehört, gelingt es ihnen auch hier, ihren Sinn für Stil und Praktikabilität auszudrücken. Das gilt insbesondere für ihr eigenes Studio: »Wir wollten keinen coolen Showroom, sondern einen Raum, der zu unserer Arbeit passt. Wir glauben, dass man in einer komfortablen Umgebung besser arbeitet. Man sollte sich ein bisschen wie zu Hause fühlen, mit flexibel
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Linke Seite Joyce und Dax in ihrem Studio vor einem Tableau aus portugiesischen Keramikfliesen. Am Boden zwei Bilder des niederländischen Künstlers San Ming. 1/ Vintage-Möbel und Kunstwerke dominieren die Arbeitsumgebung. Foto von der niederländischen Künstlerin Rachel Dubbe. Die 70er-JahreSessel sind Fundstücke aus Paris. 2/ Im Eingangsbereich ein Vintage-Sideboard aus Belgien vor einem Samtvorhang.
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nutzbarem Raum, um zu telefonieren, Meetings abzuhalten, gemeinsam Termine und Projekte zu organisieren«, erklären die beiden. Die Vielfältigkeit der Inneneinrichtung spiegelt die Philosophie von Nicemakers wieder.
Weiße Wände als Ausgangspunkt Im Hauptraum mit dunklem Parkett und weißen Wänden kann das Team im perfekt organisierten Umfeld arbeiten und sich austauschen. »Wir haben im Hinterkopf, dass hier jederzeit Kunden reinkommen könnten. Der Raum ist gewissermaßen ein Spiegelbild unserer Arbeitsweise. Da ist kein Platz für Unordnung.« Im hinteren Raum mit Blick auf den Garten steht ein großer runder Tisch. Hier finden Teambesprechungen und Kundenpräsentationen statt: »Dass der Tisch rund ist, ist Absicht: Niemand hat hier den Vorsitz, niemand wird verhört«, erklärt das kreative Paar. Im dritten Raum ist das Büro von Joyce und Dax. Das Zimmer an sich zeigt schon Charakter, mit seiner hohen Decke, dem gewaltigen Marmorkamin und dem alten Fischgratparkett. »Wir haben unsere eigene Tapete von Arte verwendet und einige Möbel und Kunstwerke, die Joyce und ich sehr mögen. Es ist keine Ausstellungsfläche, sondern der Ort, an dem wir gern Zeit verbringen, um über Projekte nachzudenken. Wir werden oft gefragt, ob wir hier wohnen. Es stimmt, dass wir hier mehr Zeit verbringen als zu Hause, wahrscheinlich macht das das Zimmer so besonders«, beschreibt Dax den Raum. Verständlich, dass Kunden gern zu Nicemakers kommen, um an Brainstorming-Sessions oder privaten Abendessen am großen Holztisch teilzunehmen. Und umgekehrt, dass Joyce und Dax die inspirierende Umgebung nicht gern verlassen. Höchstens, um in den Garten zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Dabei haben sie die besten Ideen.
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Links und 1/ Der luftige Büroraum führt zum Garten hinaus, Besprechungen finden am runden Tisch mit Vintage-Stühlen statt. An der Wand zeugen Moodboards von Kreativ-Sessions. (rot-weißes Gemälde: San Ming) 2/ Schwarz auf Weiß: der Schrank mit Schubladen für jedes Projekt.
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Bestzeit bei Tag … 1
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1/ Globemaster Annual Calendar, Stahlgehäuse, Lederarmband, bis zehn bar wasserdicht, ca. 7900 Euro. Omega. 2/ Yacht-Master 42, schwarzes Zifferblatt mit Goldindizes, Oysterflexband aus Elastomer, ca. 25 250 Euro. Rolex. 3/ Silver Shield aus der Kollektion Knightliness, Kunststoffgehäuse, Silikonband, ca. 70 Euro. Swatch. 4/ Millenary Frosted Gold Philosophique, Weißgold mit frosted Goldfinish, Armband aus blauem Alligatorleder, ca. 29 700 Euro. Audemars Piguet. 5/ Captain Cook Automatic, Edelstahl, Neuauflage einer Uhr aus dem Jahr 1962, ca. 2000 Euro. Rado.
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… und bei Nacht 1
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1/ J12, Gehäuse und Armband aus weißer Keramik, Gehäuseboden aus Saphirglas, ca. 5300 Euro. Chanel. 2/ Nautilus 7118, Edelstahl, mit Diamanten besetzte Lünette, ca. 30 600 Euro. Patek Philippe. 3/ Tangente Sport Neomatik, wasserdicht bis 1000 Fuß, Zifferblatt weiß, versilbert, ca. 3980 Euro. Nomos. 4/ Baignoire Allongée, extragroßes Format, rhodiniertes Weißgold (18 Karat), mit Diamanten im Brillantschliff besetzt – ideal als kleines Geschenk für zwischendurch. Ca. 155 000 Euro. Cartier. 5/ Max Bill Chronoscope, Sonderedition zum Bauhaus-Jubiläum, auf 1000 Stück limitiert, ca. 1995 Euro. Junghans.
Contemporary life was unseren Stil nach vorne bringt
Familie »Hipster«
Familie »Arty«
Familie »Healthy«
(New York)
(Berlin)
(Los Angeles)
Familie »Urban chic«
Familie »Retro«
Familie »Bobo«
(Madrid)
(Paris)
Familie »Business«
Familie »Hippie chic«
Familie »Fashion«
(Schanghai)
(Amsterdam)
(Mailand)
© LE DUO
(London)
ID-PORTRÄT
Ausgezeichnet: Contemporary And
Die zurzeit wichtigste Online-Plattform für zeitgenössische Kunst aus Afrika und der afrikanischen Diaspora heißt Contemporary And (C&). Für ihr kulturelles Großprojekt erhalten die Gründerinnen Yvette Mutumba und Julia Grosse in Kooperation mit der ART Düsseldorf den allerersten IDEAT Award. Zwei engagierte Expertinnen im Gespräch. Von Camilla Péus
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C&
CONTEMPORARYAND.COM
PLATFORM FOR INTERNATIONAL ART FROM AFRICAN PERSPECTIVES
Michael Soi. Courtesy of the artist
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SPECIAL EDITION #NAIROBI
Wie wurde C& Geboren, und wie hat das Projekt Ihr Leben verändert?
Leser in 120 Ländern, 20 000 Besucher der Seite im Monat – C& wurde schnell gross.
Julia Grosse: Wir haben C& 2013 gemeinsam mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) gegründet. Das ifa hatte ein Ausstellungsprojekt in mehreren Städten Afrikas realisiert und gemerkt: Es passiert dort so viel, aber kaum etwas davon wird sichtbar. So entstand der Wunsch, die extreme Diversität zeitgenössischer Kunst aus Afrika und der afrikanischen Diaspora abzubilden.
Y. M.: Wir starteten C& zu Beginn eines Afrika-Hypes – zufällig. Das half natürlich. Der Kritiker Hans Ulrich Obrist schrieb in einer Kolumne über uns, da waren wir gerade eine Woche alt. Der britische Architekt David Adjaye wurde eines unserer Beiratsmitglieder. Jetzt spricht alles über Afrika und die Kunst. Uns wurde klar, dass wir kein kleines Nischenprojekt machen, sondern einen Nerv getroffen hatten. C& sollte jedoch eine langfristige Sache werden, jenseits des Hypes.
Wie kamen das ifa und Sie zusammen? J. G.: Das ifa kannte unsere Arbeit. Ich war damals Journalistin und Kunstkritikerin in London, Yvette Kustodin am Weltkulturen Museum in Frankfurt. Doch als C& zum internationalen Kunstforum anwuchs, machte es Sinn, gemeinsam ein Büro in Berlin zu beziehen. Yvette Mutumba: Unsere ersten Telefonate waren lustig. Ich dachte: Okay, die klingt ja wie ich. Daraus wurde dann eine echte Lovestory! (Lacht.) Dass wir so gut zusammenpassen, ist Teil des Erfolges von C&. Wir betreiben das Projekt mit Leidenschaft und Visionen.
Mittlerweile ist C& ein globales Projekt, das sich bis in die reale Welt erstreckt … Wir wollten mehr, als mit Fördergeldern ein artiges Projekt machen, und haben C& strategisch als Start-up behandelt. Nun gibt es C&-Magazine, -Workshops, -Ausstellungen. Unsere reisende Bibliothek The C& Center of Unfinished Business, mit Büchern zum Thema Kolonialismus, zeigen wir 2020 auf der Transmediale, im Albertinum in Dresden und im Museum Ludwig Köln.
AWARD Linke Seite Die Kunsthistorikerinnen Yvette Mutumba (l.) und Julia Grosse vor ihrem Berliner C&-Büro. © BENJAMIN RENTER
Oben 1/ Besucher der Kunstmesse Dak’Art in Dakar, Senegal, mit C&-Beuteln. © MAMADOU TOURÉ BEHAN 2/ Afro-Looks des Künstlers Michael Soi auf dem Cover des Magazins »C&«. Im Fokus: Nairobi. © COURTESY OF THE ARTIST
ART Düsseldorf. 15. bis 17. November. Areal Böhler, Düsseldorf. art-dus.de
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ID-PORTRÄT
Wie gross ist Ihr Netzwerk?
Haben C&-Nutzer einen direkten Benefit?
Y. M.: Unsere Autoren sind weltweit verteilt und berichten aus Metropolen über Ausstellungen und Events. Unsere Redaktionskoordinatorin sitzt zum Beispiel in Nairobi, ein anderer Redakteur in Kairo, und die Redakteure unseres neuen Magazins »C& América Latina« berichten auf Portugiesisch aus Belo Horizonte, Brasilien.
J. G.: Der Bildungsaspekt ist uns tatsächlich sehr wichtig. Wir haben Schreibworkshops in Lagos, Nairobi, Lumbumbashi, Harare und Luanda organisiert, finanziert von der Ford Foundation. Wir sehen die Workshops als Beginn einer längeren Kollaboration: Wir geben nur den ersten Impuls. Die Talente sollen Teil von C& werden, indem sie ihre Texte später bei uns veröffentlichen. Dazu ein tolles Beispiel: Enos Nyamor, einer unser jungen Autoren aus Nairobi, bekam ein Stipendium von der Academy Schloss Solitude und eines für den Studiengang Kritisches Schreiben an einer Universität in New York City. Das macht uns glücklich!
Wen soll die Plattform ansprechen? J. G.: Wir fänden es wenig spannend, ein Magazin rein für die Elite, die »westliche« Kunstwelt zu produzieren. Stattdessen wollen wir auch von jungen Künstlern und Kunststudenten gelesen werden, die in Johannesburg, Accra, Kairo oder in Lateinamerika sitzen. Deshalb sind unsere Texte auch bewusst nicht akademisch geschrieben, sondern verständlich und unterhaltsam. Y. M.: Die Diversität macht das C&-Netzwerks aus. Ein Teil der Leserschaft lebt in oder kommt aus Afrika und arbeitet kreativ, ein anderer schaut von außen auf Afrika, etwa Kuratoren und Sammler, also Leute, die durch den Hype merkten: Oh, da müssen wir hinterher!
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C& als Karriere-Booster? J. G.: Klar! Über C& haben sich schon öfter Leute vernetzt. Auf der Biennale in Venedig 2013 haben wir den angolanischen Fotografen Edson Chagas interviewt, den damals kaum einer kannte. Dann gewann Angola den Preis für den besten Pavillon – und plötzlich wollten alle etwas von ihm, auch die wichtige Stevenson
Voodoo lebt: Contemporary And förderte die Performance Otherlogue der Künstlerin Bree Gant als Teil des Projekts Show me Your Shelves, Detroit Public Library Skillman Branch, 2019. Das Ziel: ein Dialog zwischen schwarzen Künstlern aus Deutschland und den USA. © KASHIRA DOWRIDGE
Gallery aus Südafrika sprach uns auf ihn an. Jetzt ist er Teil ihres Portfolios. Galeristen lesen »C&«, weil wir auch Künstler featuren, von denen sie sonst wenig erfahren.
ja über Jahre mit den Künstlern beschäftigen, wissen Kunden, dass wir ihnen eine ziemlich besondere Auswahl bieten.
Da hilft Ihnen die eigene Afrika-Expertise?
Und was umfasst C& Commissions?
J. G.: Ja, wir haben ja beide Kunstgeschichte studiert und werden, unabhängig von C&, häufig als Beraterinnen angefragt, wie jetzt für das von Emmanuel Macron initiierte Africa-2020-Projekt in Frankreich. Als Experts des arts visuels haben wir alle Ausstellungsbewerbungen gesichtet und bewertet.
Y. M.: Die Idee war ein digitaler Art Space auf der Website, eine Online-Ausstellung von Künstlern. Darüber denken ja gerade viele nach. Jetzt zeigen wir filmische Formate junger Künstler und erweitern C& damit inhaltlich. Uns freut es, dass auch hier online und offline ineinandergreifen: das Video von The Nest Collective aus Nairobi ist in der Schau »Dynamische Räume« vom 6.6. bis 30.8.2020 im Museum Ludwig Köln zu sehen.
Ganz neu sind die C& Art Editions. Y. M.: Genau. Den Anfang macht die Künstlerin Kapwani Kimwanga, mit der wir 2016 auf der Armory Show in New York gearbeitet haben, wo wir den Fokus »African Perspectives« kuratiert haben. Jetzt geht sie durch die Decke. Trotz ihres vollen Terminkalenders konnten wir sie dafür gewinnen, eine Edition mit uns zu produzieren. Langfristig können sich Sammler so Arbeiten mit dem Fokus Afrika zusammenstellen. Da wir uns
Afrika hat 54 Länder. Verallgemeinernd spricht man aber von afrikanischer Kunst. Fälschlicherweise! Denn der Maler im Sudan hat nichts mit dem Digital Artist in Johannesburg oder der Performerin in Lagos zu tun. Und im Zweifel hat ein Künstler aus Addis Abeba sogar mehr Verbindung zu einem Künstler in Oslo als zu einem aus Afrika.
Das C&-Team Berlin. Von links: Jennifer Petzold (Fundraising), Olivia Buschey (Redaktion News, Anzeigen), Julia Grosse und Yvette Mutumba (Chefred.), Elisabeth Wellershaus (Red.), Mearg Negusse (Assistenz Chefred.), Will Furtado (stellv. Chefred.), Ekpenyong Ani (Lektorat, Übersetzung), Theresa Sigmund (Red.). Nicht im Bild: Hernán Caro (Red.), Myriam Ochoa-Suel (Lektorat, Übersetzung), MarieLouise Stille und Camila Gonzatto (Social Media), Soraia Vilela (Red.) in Belo Horizonte, Rose Jepkorir (Koordination) in Nairobi. © BENJAMIN RENTER Contemporary And (C&). contemporaryand.com
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© JEAN-DANIEL LORIEUX UND © IRISVANHERPEN
Lasst es krachen!
Iris van Herpen, »L’Officiel«, Paris, 2011.
Jean-Daniel Lorieux knipste sich durch die 70er und 80er Jahre: Neben Kampagnen für Dior, Lanvin, Céline oder Pierre Cardin fotografierte er viele bekannte Größen – etwa Nelson Mandela, James Brown, Charles Aznavour und Claudia Cardinale. Mit seinem Stil – skulpturale Silhouetten, starke Kontraste, brillantes Licht – werden die Festtage ein Hit. Von Aurélie des Robert / Maja Groninger
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1/ Mit Nieten verzierte Sonnenbrille, ca. 385 Euro. Prada Eyewear. 2/ Creolen aus 18-Karat-Roségold und schwarzen Diamanten, ca. 1 390 Euro. Ginette NY. 3/ Nagellack Batignolles, ca. 50 Euro. Christian Louboutin Beauté. 4/ Lippenstift Dramadouce, ca. 85 Euro. Christian Louboutin Beauté. 5/ Shopper Bao Bao aus PVC-Dreiecken, ca. 1 485 Euro. Issey Miyake über Farfetch. 6/ Silbernes Kleid mit gerafften Details, ca. 4900 Euro. Paco Rabanne. 7/ Luxuriöses Sideboard Diamond Pyrite aus Edelstahl oder Messing, 185 x 60 x 90 cm, ca. 33 330 Euro. Boca Do Lobo. 8/ Pumps Telescopic mit Spiegeleffekt, ca. 595 Euro. Rosbalet.
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© JEAN-DANIEL LORIEUX UND © CHRISTIAN LACROIX
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Christian Lacroix, Paris, 1991.
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1/ Collier aus Glas, Harz, Strass und Metall, ca. 4550 Euro. Chanel. 2/ Ring Byzance aus vergoldetem Messing, ca. 240 Euro. Goossens. 3/ Mini-Tasche Très Vivier Micro aus Samt, ca. 1 200 Euro. Roger Vivier. 4/ Perlmuttfarbenes Kleid, ca. 265 Euro. Claudie Pierlot. 5/ Stuhl Joly aus golden eloxiertem Metall, Design: Lorenz + Kaz, ab. ca. 340 Euro. Colé Italia. 6/ Beistelltisch Majordome, ca. 870 Euro. Roche Bobois. 7/ Eau de Parfum der Wahl im Flakon Aux Abeilles, verziert mit goldenen Bienen, 620 Euro für 250 ml. Guerlain. 8/ Ledersandalen Norina, ca. 795 Euro. Christian Louboutin.
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© JEAN-DANIEL LORIEUX UND © PIERRE CARDIN
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Pierre Cardin, 1970.
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1/ Filzhut, ca. 790 Euro. Nina Ricci. 2/ Sonnenbrille EK 7080 aus der Kollektion Héritage, ca. 300 Euro. Emmanuelle Khanh. 3/ Hängeleuchten Flowerpot, Design: Verner Panton, ca. 220 Euro. &Tradition. 4/ Clutch Alpha, ca. 650 Euro. Pierre Hardy. 5/ Lackleder-Trench, ca. 1 890 Euro. Kristina Fidelskaya. 6/ Mary Janes Electra, ca. 290 Euro. Repetto. 7/ Sessel 44 Saturne, Entwurf von 1957, ab ca. 1 290 Euro. Burov.
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© JEAN-DANIEL LORIEUX UND © LOUIS FÉRAUD
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Louis Féraud, 1970.
Jean Daniel Lorieux startete als Kriegsreporter, bevor er als Modefotograf die ganze Welt bereiste. Der glamouröse Bildband feiert seine Arbeit von 1970–2014. Sunstroke, Jean Daniel Lorieux, Photo, auf Englisch, ca. 60 Euro, Éditions Gourcuff Gradenigo.
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1/ Wandschmuck Metal Wall Relief Sun von Alexander Girard, Messing, 1190 Euro. Vitra. 2/ Minikleid aus Cady, 745 Euro. Stella McCartney über Net-A-Porter. 3/ Gold- und silberfarbene Creolen Amer, 90 Euro. Isabel Marant über Net-A-Porter. 4/ Tote Little Lady aus Lackleder, 390 Euro. Little Liffner über Net-A-Porter. 5/ Gartensessel Week-End, ca. 415 Euro. Petite Friture. 6/ Sonnenbrille Zizza, blau verspiegelt, ca. 200 Euro. Retrosuperfuture. 7/ Lady See 85, Ankle Boots, Lackleder, 895 Euro. Christian Louboutin über Net-A-Porter.
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Kunst am Berg In einem Schweizer Bergdorf bauten Caruso St John Architects einen ehemaligen Gasthof zum Ferienhaus für zwei kunstsinnige Städter um. Während der traditionelle Walser Strickbau äußerlich nahezu unangetastet blieb, offenbart sich im Inneren ein mutiger, bunter Stilmix. Text und Produktion Kristina Raderschad / Fotos Christian Schaulin
Tschiertschen liegt oberhalb von Chur im Schanfigg – mit Blick über die Weissfluhgipfel, den Alpstein und den Gebirgsstock der Calanda. Das Chalet am Dorfende war bis 2014 als Café-Restaurant öffentlich zugänglich – und auch die neuen Besitzer öffnen es temporär für Besucher.
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in uriges Chalet im Schnee, im Jahre 1869 in traditioneller Holzbauweise errichtet, den Skilift gleich vor der Haustür, ist heute das Ferien- und Wochenenddomizil zweier Züricher. Und es kommt ganz ohne den üblichen Alpenchic mit Hirschgeweihen, Tierfellen und offenem Kamin aus: »Das wäre uns alles zu konventionell gewesen«, so die Bauherren Stéphane Lombardi und Armin Zink. Sie überraschen ihre Besucher stattdessen mit einem Interieur, das auf eine zeitgemäße Art gemütlich und dabei spielerisch und improvisiert erscheint – und keine Angst vor Stilbrüchen zeigt: Zu den freigelegten und aufwendig gereinigten Holzbalken des Altbaus kombinierten sie antike Bauernmöbel, ausgewählte Designklassiker der Moderne, farbenfrohe Perserteppiche, opulente Muranoglaslüster und Werke junger Künstler. So entstand ein originelles Gesamtkunstwerk im historischen Gewand. Der ursprüngliche Grundriss mit vielen kleinen Kammern und niedrigen Decken wurde weitestgehend erhalten. In jedem der Räume – auf drei Ebenen und fast 300 Quadratmetern verteilen sich insgesamt fünf Schlafzimmer, zwei Wohnräume, ein großer Speise- beziehungsweise Veranstaltungssaal, eine Bibliothek, eine Küche und zwei Badezimmer – kann man skurrile Entdeckungen machen: Schmetterlinge und Vögel »flattern« durch die Vitrine in der Wohnstube, wo eine verkohlte Zeitung an einem Haken an der Wandvertäfelung hängt und nachts eine Baumskulptur auf ihrem Sockel geheimnisvoll glimmt. Die Bauherren kauften nicht nur die unterschiedlichsten Werke zeitgenössischer Künstler wie Huber.Huber, Bianca Brunner oder Marianne Enge für die renovierten Innenräume des Chalets; sie öffnen das Haus auch immer wieder für temporäre Ausstellungen – im März und Mai 2020 etwa für eine Gruppenausstellung mit Schweizer
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Linke Seite 1/ Hausherr Stéphane Lombardi auf dem Sofa LC 5 im Wohnraum. »Die Architekten haben Vorschläge für die Möblierung gemacht.« 2/ Den Windfang im Eingangsbereich ließen Caruso St John Architects mit einem grafischen Rautenmotiv bemalen. 3/ Die alten Holzdielenböden schrubbten die Bauherren über viele Wochenenden. 4/ Vor dem Kachelofen im Wohnraum setzt ein gelber Freischwinger (Werner Max Moser für Embru) einen Farbakzent. Oben In der Vitrine, die den ehemaligen Gastraum unterteilt, ist eine Installation von Huber.Huber. (Blaues Bild: Slawomir Elsner).
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In der Wohnstube ein Bild von Slawomir Elsner, Leuchte von Le Corbusier, ess.tee. tisch von Jürg Bally (Horgenglarus), Stühle: Horgenglarus (r.), Czech (l.) von Hermann Czech (GTV Design). Linke Seite Stéphane Lombardi auf einem Sofa aus der Serie 3300 von Arne Jacobsen, an der Wand dahinter ein Bild von Gaudenz Signorell. Die Baumskulptur stammt von Marianne Engel, Couchtische Leila von Philippe Allaeys.
Die mit grünen Streifen bemalte Holztreppe führt ins Dachgeschoss. Zu den alten Dielen kombinierten die Bauherren einen farbenfrohen Perserteppich und rote Muranoglaslüster. Rechte Seite Im Anbau aus den 50er Jahren, dessen Wandvertäfelung mit einem Rhombenmotiv bemalt wurde, sorgen die Glaslüster für einen festlichen Charakter (Stühle zum Teil von Horgenglarus). Hier finden auch öffentliche Kulturveranstaltungen statt.
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Videokunst. Beim Umbau, für den die Bauherren das renommierte Büro Caruso St John Architects mit Sitz in London und Zürich gewinnen konnten, stellte sich heraus, dass der Strickbau aus übereinandergeschichteten und an den Ecken verzahnten massiven Holzbalken nur noch im ersten Obergeschoss intakt war und freigelegt werden konnte. Wo die Originalstruktur nicht mehr vorhanden oder durch halbherzige Modernisierungen im Laufe der Jahrzehnte verbaut worden war, wurde fantasievoll improvisiert. »Problemzonen haben wir übermalen lassen«, erklären die Bauherren. So entpuppt sich etwa das Treppengeländer im ersten Stock als Trompe-l’Œil-Malerei auf einer Holzplatte, die das kaputte Originalgeländer kunstvoll nachahmt. Auch Lücken in der freigelegten Wandvertäfelung wurden so geschickt mit Malerei kaschiert, dass man sie auf den ersten Blick als Teil der originalen Baustubstanz wahrnimmt. Die Fichtenholzvertäfelung im Dachgeschoss bekam ein grünes Streifenmotiv, das an eine Tapete erinnert. Mit dem gleichen grafischen Motiv ließen die Architekten die plastische Treppenskulptur zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss bemalen. So fassten sie nicht nur die Schlafund Aufenthaltsräume im Dachgeschoss optisch zu einer Einheit zusammen, sondern schlugen auch die Brücke in die darunter liegenden Räume. Der Anbau aus den 50er Jahren, dessen Zwischendecke beim Umbau entfernt wurde, fungiert heute als halb öffentlicher Saal: Unter dem Namen »Aux Losanges« – in Anlehnung an das neue Rhombenmotiv der Wandverkleidung – steht er Besuchern aus dem Dorf und der Stadt für Lesungen, Konzerte und Performances offen. Und auch Nicht-Schweizer kommen in den Genuss dieser besonderen Architektur: Wenn die Besitzer das Chalet nicht selbst nutzen, vermieten sie es auf Anfrage.
1/ Die Fichtenholzvertäfelung ließen die Architekten im gesamten Obergeschoss mit einem Streifenmotiv übermalen, um die einzelnen Räume optisch zu einer Einheit zusammenzufassen. Betten und Sideboards in den Schlafzimmern wurden nach Entwürfen der Architekten gefertigt. 2/ Das Bad mit einer frei stehenden Wanne auf dem alten Holzdielenboden des Strickbaus. Linke Seite Die Bibliothek unterm Dach wurde mit behaglichen Sesseln (Utrecht von Cassina), einem Teppich aus dem Iran und einem maßangefertigten Regal möbliert.
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Paris
Stil vom laufenden Band Country-Atmosphäre im Großstadtdschungel? Innenarchitektin Dorothée Delaye erfüllte sich diesen Traum mitten in Paris: Auf einem kleinen Fabrikgelände in einem Hinterhof baute sie für sich und ihre Familie einen Rückzugsort mit ländlichem Flair. Text Jana Herrmann / Styling Virginie Lucy-Duboscq und Dorothée Delaye / Fotos Didier Delmas
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Linke Seite Geschäftspartner: Daphné Desjeux (l.) und Dorothée Delaye (r.) gründeten das Architekturbüro Desjeux Delaye. Diese Seite Fundgrube Wohnzimmer: Beistelltische aus schwarzem Marmor und Polsterstühle von ARP (Atelier de Recherche Plastique), 1953 von
Pierre Guariche, Michel Mortier und Joseph-André Motte für Airborne entworfen. Auch der Sessel Coquetier (Steiner) stammt aus dem Haus ARP. Kanapees von Caravane, Wandleuchte L’Hypocrite und Deckenleuchte L’Instable (Melissa Regan Editions).
Terrakottafliesen, Decken aus Indien und bunte Kissen (von Le Monde Sauvage, Caravane und Maison Madeleine) sorgen für ländliches Flair im Büro. Auf dem Schreibtisch eine Lampe des niederländischen Herstellers Pols Potten, Vorhänge von Le Monde Sauvage.
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ie habe ihre Kindheit in gemütlichen Häusern auf dem Land verbracht und sich schon als junges Mädchen vorgenommen, irgendwann auch der eigenen Familie eine ähnliche Wohnidylle zu bieten, eröffnet die zweifache Mutter Dorothée Delaye. Der Ort, den sie sich schließlich für dieses Vorhaben aussuchte, versprühte in seinem ursprünglichen Zustand jedoch wenig Charme: eine ehemaligen Fabrikhalle mit maroder Bausubstanz und nur wenig Tageslicht. Allerdings lag das Objekt am Ende eines Hinterhofs nicht nur in absolut ruhiger und zentraler Lage, sondern bot mit seinen insgesamt 200 Quadratmetern auch viel potenziellen Wohnraum mit interessanten Raumvolumen. Sogar die Garagen direkt neben der Fabrikhalle konnte Delaye in ihr Wohnkonzept integrieren und richtete dort die Elternsuite ein. Um das düstere Hauptgebäude heller zu gestalten, ersetzte sie einen Teil des Dachs durch einen gläsernen Wintergarten. Unberührt und als Ode an die industrielle Vergangenheit ihres neuen Zuhauses, ließ sie dagegen die patinierten Metallsäulen der alten Fertigungshalle, in der über Jahrzehnte lang Spiegel hergestellt wurden. Das Interieur trägt die ganz persönliche Handschrift der Französin, die mit ihrer Studienfreundin Daphné Desjeux das kreative Architekturbüro Desjeux Delaye betreibt. Delaye setzte Möbel und Accessoires aus eigenen Kollektionen, Flohmarktfunde und Antiquitäten wie einzelne Puzzleteile zu einem facettenreichen Gesamtkunstwerk zusammen. An eine typische Pariser Stadtwohnung im Sinne von Georges Eugène Haussmann erinnern nur noch der Marmor-Kamin, ein barocker Wandspiegel sowie das Parkett mit Fischgratmuster im Wohnbereich, das Dorothée Delaye aus einer Wohnung im schicken
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Oben Im Esszimmer Bilder von Jeni Camdessus, das schwarzweiße Foto stammt von Paolo Roversi. Unter dem Tisch der Wollteppich Éclat (Toulemonde Bochart), darauf dänische Vintage-Stühle aus den 50er Jahren sowie ein Holzstuhl von Thonet. Die Stehleuchte La Prudente stammt von Desjeux Delaye (Melissa Regan Editions). Unten Hocker von einem Flohmarkt im Marais.
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Auf dem Küchentresen vom Tischler die Leuchte Olympe, entworfen von Harvey Guzzini (ED). Das Marmor-Wandbord wird von verschiedensten Objekten im VintageStil geschmückt. Für das richtige Licht sorgen die Wandleuchten Le Nerveux (Desjeux Delaye, erhältlich im Bon Marché). Das Mosaik aus Marmor auf dem Fußboden wurde einer Zeichnung von Dorothée Delaye nachempfunden.
Linke Seite Ein gläserner Wintergarten sorgt fßr mehr Tageslicht. Diese Seite Vintage-Feeling auch im Kinderzimmer. Hier eine Lampe und ein Schreibtisch aus den 50er Jahren sowie ein Stuhl und ein Tischspiegel aus Rattan.
Satte Farben statt Tageslicht: Einen düsteren Flur belebt Dorothée Delaye mit blauer Wandfarbe von Guittet. Im Badezimmer ein Spiegel von Reflections Copenhagen. Der Schrank unter dem Waschbecken stammt von Desjeux Delaye.
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16. Arrondissement recycelte. Die übrige Einrichtung dagegen weckt Assoziationen an ein gemütliches Landhaus, weit entfernt von der lärmenden Großstadt. Denn Holz, Möbel in Vintage-Optik und verspielte Accessoires geben in Delayes Wohnung den Ton an, zahlreiche Pflanzen und getrocknete Blumen unterstreichen die Atmosphäre. »Es war mir sehr wichtig, viele Kontraste zu erzeugen«, erklärt die französische Innenarchitektin ihr privates Projekt im zwölften Arrondissement. »Einen zeitgenössischen Kontrapunkt zum Vintage-Stil setzt etwa die Deckenleuchte L’Instable aus der Leuchtenkollektion, die ich gemeinsam mit Daphné entworfen habe. Aber auch die abstrakten Gemälde von Jeni Camdessus sowie die Bibliothek mit ihren grünen Zwischenwänden auf vertikaler und horizontaler Ebene, die ein Schreiner als Maßarbeit für uns angefertigt hat, sorgen für visuelle Abwechslung.«
1/ Das Bad in der Elternsuite wird von Marmor und Granit dominiert. 2/ Das Kinderzimmer hat einen direkten Zugang zur Terrasse und wirkt durch die Berberteppiche fröhlich farbig. 3/ Im Elternschlafzimmer eine Tapete von Arte und ein textiles Bild der Künstlerin Brigitte Bouquin-Sellès.
Hotellerie und Hasen Für die Einrichtung der Schlafzimmer dagegen ließ sich Dorothée Delay von den Erfahrungen inspirieren, die sie in der Hotellerie sammelte; mit ihrer Kreativ-Partnerin Daphné Desjeux gestaltete sie die Pariser Hotels Snob, La Planque und das Handsome Hotel. So dominieren in diesen Räumlichkeiten voluminöse Betten sowie die Farben Goldbeige und Grau, die von terrakottafarbenen und grünen Akzenten durchbrochen werden. Das Schlafzimmer ihres Sohnes hat einen direkten Zugang zur Terrasse, der grünen Lunge des Zuhauses. Hier wohnt zwischen antiken Gartenmöbeln und vielen Grünpflanzen das Haustier der Delayes – ein Hase, der die Symbiose von City und Country genauso genießt wie seine Familie
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Mantua
Eine Nacht im Museum Wer in einer der schönsten Städte Italiens eine Wohnung ergattert, dazu noch an der zauberhaften Piazza Broletto, sollte sich glücklich schätzen. Und seine Beute mit anderen teilen – so wie die Eigentümer dieses Schmuckstücks aus dem 16. Jahrhundert. Text Chiara Dal Canto und Johannes Hünig / Fotos Helenio Barbetta
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Linke Seite Blick auf die Arkaden der Piazza Broletto in der Altstadt von Mantua. Diese Seite Sara Cozzoli kaufte die Wohnung gemeinsam mit ihrem Mann – und vermietet sie nun als Ferienwohnung. Hier sitzt sie mit Hund Lampo auf der Treppe zwischen Ess- und Wohnzimmer.
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ie so viele Italiener genießen die Einwohner Mantuas das Privileg, inmitten von Meisterwerken zu leben. Vor allem jene, die in der Altstadt wohnen, genauer: in den Häusern an den legendären Plätzen der Stadt, der Piazza delle Erbe, der Piazza Broletto und der Piazza Sordello. Als Sara Cozzoli, die als Archivarin mit ihrem historischen Umfeld fast verheiratet ist, auf eine zum Kauf angebotene Wohnung an der Piazza Broletto stieß, zögerten sie und ihr Mann keine Sekunde – ohne genau zu wissen, was sie damit anstellen wollten. Doch das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert hatte sie sofort in seinen Bann gezogen. »Bei so viel Schönheit konnten wir nicht widerstehen«, bekennt Sara Cozzoli. Aber hier leben? Nein, danke. »Nachdem die Wohnung einige Zeit leer stand, beschlossen wir, sie zu renovieren, um Reisenden ein außergewöhnliches Erlebnis zu ermöglichen«, sagt sie: »Ein oder zwei Nächte in einem historischen Palast – Museumscharakter inklusive.« Beim Umbau ging es ihr deshalb vor allem darum, die Räume so zu gestalten, dass sie im Alltag mit wechselnden Gästen gut funktionieren, dabei aber maximale Authentizität ausstrahlen. Ein Schlüsselmoment war dabei die Begegnung mit dem Architekten Diego Cisi, Partner des Architekturstudios Archiplan in Mantua. Er kennt die historische Bausubstanz seiner Stadt – und weiß, wie man sie so umbaut, dass sie heutigen Bedürfnissen dient, aber ihren Charme behält. Bei Sara Cozzolis Wohnung ging es um fünf Zimmer mit insgesamt 80 Quadratmetern. Von einem kleinen Flur gelangt man ins Esszimmer mit RenaissanceFresken; auch der Terrakottaboden stammt noch aus der Erbauungszeit. In einem
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Linke Seite Alle Elemente im Esszimmer wurden von Archiplan entworfen, dem Studio der Architekten Diego Cisi und Stefano Gorni Silvestrini. Der Tisch Efelidi stammt von Design Mood, die Stühle wurden von einem lokalen Möbelmacher gefertigt. Oben 1/ Im Flur setzt helles Holz den historischen Wänden und dem Terrakottaboden einen modernen Akzent entgegen. 2/ In der Küche: viel Stilbewusstsein, wenig Platz.
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Am Ende des Raums geht es links zur K체che, rechts zum kleinen Flur. Hinter der Holzwand und der Holzkonstruktion dar체ber ist die Klimaanlage versteckt. An der Wand rechts das Portr채t einer Adligen aus dem sp채ten 18. Jahrhundert.
Auf der Heizung im Schlafbereich ein Porträt aus dem späten 18. Jahrhundert aus Familienbesitz. Rechte Seite Der originale Terrakottaboden im Esszimmer findet sich auch im Flur und im Schlafbereich wieder. Die Renaissance-Fresken aus der Schule von Giulio Romano zeigen Szenen einer Wildschweinjagd in nordischer Landschaft. Am Boden zwei Betonleuchten Q von Alberto Zattin (Davide Groppi).
Linke Seite Das Mobiliar unter den Deckenfresken ist auf das Wesentliche reduziert. Die Bank reicht von Wand zu Wand und ist Sitzmöbel und Stellfläche zugleich, etwa für das gerahmte Poster von Gand. Diese Seite Geschichte, wohin man blickt: die Piazza Broletto in der Altstadt von Mantua.
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zweiten großen Raum befinden sich Wohnzimmer und Schlafbereich, teils ebenfalls mit Deckenmalereien, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert entstanden sind. Außerdem gibt es eine kleine Küche und ein Bad. »Wir haben versucht, zwei Welten zu vereinen – Altes und Neues – und beiden ihre gleichberechtigte Identität zu lassen«, erläutert der Architekt.
© HELENIO BARBETTA/LIVING INSIDE
Respekt vor dem Alten, Leidenschaft für das Neue Was bei der Wohnung vielleicht am meisten überrascht, ist die durchgehende Farbigkeit der Räume. Das Esszimmer wurde hellgrün gestrichen – »ein Widerhall der Farbtöne, die bei den Fresken zu sehen sind«, wie Diego Cisi erläutert. Auch die Kupferrohre, die bewusst sichtbar gelassen wurden, spielen mit ihrem warmen Glanz im Reigen der gedeckten Töne mit – und sind zugleich ein Zeichen des Respekts vor der Substanz: Um die Rohre verdeckt zu verlegen, hätten die Wände geöffnet werden müssen. Doch so viel Vergangenheitsliebe braucht einen Kontrast. Dass sich die Übernachtungsgäste hier nicht in einem verschnarchten Heimatmuseum wiederfinden, sondern in einem sehr heutigen Apartment, ist der geradlinigen Einrichtung zu verdanken. Den Aufwand, der dafür nötig war, nimmt man erst auf den zweiten Blick war. Alles – nun ja, fast alles – wurde maßgefertigt, von den Möbeln aus Esche und Birke bis zu den Pendel- und Stehleuchten, die perfekt zum Holz passen. So gut passen hier Alt und Neu zusammen, dass man sich unweigerlich fragt, wann die Besitzer eigentlich selbst einziehen.
Linke Seite Auf dem maßgefertigten Sofa im Wohnzimmer kann man arbeiten, essen, sich gemütlich ausbreiten und seitlich etwas abstellen (zum Beispiel einen Drink). Diese Seite Das Bett steht in der Verlängerung des Wohnzimmers hinter einem maßangefertigten Möbelstück, das die Bereiche voneinander trennt. Die zwei Bodenleuchten stammen von Archiplan. An der Wand ein Bild von Damiano Groppi (Moormann).
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SoHo
Im siebten Himmel Ein historisches Seidendepot mit atemberaubender Aussicht über die Dachlandschaft New Yorks: Hier lebt das dänische Model Camilla Vest. Ihrer Heimat bleibt sie eng verbunden: als Markenbotschafterin für skandinavisches Design. Text Maja Hahne Regild und Camilla Péus / Styling Pernille Vest Fotos Birgitta Wolfgang
Linke Seite Camilla Vest bei einem Bummel durch die Mercer Street in SoHo. Diese Seite Schon im Eingangsbereich des Lofts deuten Designbände und Sammlerstücke wie Messingschalen von Ilse Crawford (Georg Jensen) und die Tischleuchte Marble Light von Studio Vit (&Tradition) auf die Interessen der Bewohnerin hin. Weiße, hochglänzend lackierte Dielen fließen durch alle Räume und hellen das Dachgeschoss auf. Historische Details wie die Kassettentüren mit geschliffenen Glasfenstern wurden erhalten, das Rohr in Feuerwehrrot gestrichen. Den Kinderstuhl kreierte das dänische Label We Do Wood.
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in Reich über den Wolken – das ist der erste Eindruck, der einen beim Betreten des Lofts von Camilla Vest, einem dänischen Model, und ihrem Mann Peder Nielsen überkommt. Denn rings um das 175-QuadratmeterApartment, das die beiden Wahl-New-Yorker gemeinsam mit ihren zwei Kindern bewohnen, geben Fenster in alle Himmelsrichtungen grandiose Ausblicke auf die Skyline von Manhattan frei: im Norden, fast am Horizont, ragt das Empire State Building aus dem Häusermeer, im Süden das One World Trade Center, davor der spektakuläre Wolkenkratzer 56 Leonard Street der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Im Westen fließt der Hudson River. Die Wohnung der Familie liegt in der obersten Etage eines der ältesten und berühmtesten Gebäude der Gegend, dem 1896 erbauten Silk Exchange Building zwischen Broome und Mercer Street, damals Hauptsitz des Seidenhandels. Aus Tribeca kommend, wählte die Familie die Wohnung wegen ihres magischen Lichts und, ganz praktisch, wegen ihrer Nähe zur Schule der Kinder. »Wir brauchten eine Veränderung und verliebten uns in dieses Loft mit dem 180-Grad-Blick auf Klinkerfassaden, Flachdächer und alte Wassertürme«, erzählt Camilla Vest, die 20 Jahre lang die Welt als Model für führende Modemarken bereiste. »Hier, im südlichen Teil von SoHo, wo viele Künstler und Kreative leben, liegen die schönsten Cafés gleich ums Eck. Ich kann alles wie zu Hause in Kopenhagen mit dem Fahrrad erreichen«, schwärmt sie. »Und an manchen Tagen erinnert das Licht, das durch die Fenster und die Deckenöffnung fällt, sogar an das nordische Licht unserer Heimat. Eine exzellente Basis!« Heute vertritt
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Linke Seite Eines der Lieblingsstücke von Camilla Vest ist die Liege aus der von Ilse Crawford für IKEA entworfenen Kollektion Sinnerlig. Glanzstück: der Tabletttisch aus Messing von Base 212. Diese Seite Das Ensemble aus Daybeds und Sofas mit seinen Holz- und Edelstahlbeinen hebt sich perfekt von dem weißen Hochglanzboden ab. Das knautschige Ledersofa Lifesteel von Antonio Citterio (Flexform) wiederum, bildet einen gelungenen Kontrast zur Schlafcouch PK80 von Poul Kjærholm (Republik Fritz Hansen). Ebenfalls von dem Dänen stammt der MarmorCouchtisch PK65. Den Pinguin Lounge Chair mit Holzlehne und Ledersitz entwarf sein Landsmann Ib Kofod-Larsen (Brdr. Petersen).
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Ausblick über das Dächermeer von SoHo – mit den hölzernen Wassertanks, die zum Wahrzeichen der Stadt geworden sind. In Richtung Norden zeigt sich an klaren Tagen sogar das Empire State Building in Manhattan.
Herzstück der Wohnung ist der runde Tulip-Esstisch von Eero Saarinen, den Camilla Vest mit sechs Nussbaum-Stühlen von Norman Cherner (The Cherner Chair Company) kombiniert hat. Denselben Braunton haben die traditionellen Stammesfiguren aus Afrika und die alten Holzrahmen der Fenster. Aber auch der markante Tube Chandelier, ein Leuchtröhren-Lüster des Gestalters Michael Anastassiades, zieht bewundernde Blicke auf sich.
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© BIRGITTA WOLFGANG/SISTERS AGENCY
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sie mit ihrer Agentur Objects by Camilla Vest familiengeführte skandinavische Möbelunternehmen, die Wert auf meisterhaftes Handwerk legen, darunter Skagerak, Brdr. Petersen und Skovshoved Møbelfabrik exklusiv in den USA. Ihr Loft nutzt sie dabei auch als Showoom, ein Konzept, das viele Kunden anzieht. Extra aufgeräumt wird für diese allerdings nicht. »Sie kommen einfach mitten hinein und erleben authentisches ›Family Life‹. Wir kochen, machen Hausaufgaben und quatschen zusammen. Das persönliche Umfeld inspiriert und verführt sie«, erzählt Camilla Vest und lacht. Wirkungsvoll ist ebenfalls, dass sich jedes Möbelstück, jede Leuchte scharf von dem makellos weißen, hochglänzenden Dielenboden und den matten Wänden absetzt. Im Laufe der Jahre hat die Dänin selbst auf ihren Reisen Vintage-Möbel zusammengetragen. Dabei mischt sie kostspielige Stücke wie SergeMouille-Leuchten mit preiswerten Objekten wie einem simplen Tapetentisch. Besonders ans Herz gewachsen sind ihr skandinavische Designklassiker wie der Sessel PK22 von Poul Kjærholm, den sie sich als Teenager von ihrer ersten Model-Gage leistete. Ihr Mann teilt ihr Design-Fable übrigens. »Als er neulich einen Teller unseres Royal-Kopenhagen-Geschirrs fallen ließ, fühlte er sich schrecklich«, so Camilla Vest. Am meisten beeindruckt die beiden aber immer wieder das Spiel des Lichts in ihrer geschichtsträchtigen Wolken-Warte. »Es stimmt uns oft ehrfürchtig, beinahe feierlich. Vielleicht geben wir dem Haus wenigstens ein bisschen zurück, indem wir es respektvoll behandeln und schön ausstatten.«
1/ Mit Gurten aus Canvas bespannte Ilse Crawford ihre Tagesliege aus der Kollektion Sinnerlig für Ikea. Der einfache Tapetentisch dahinter dient in Kombination mit Arne Jacobsens Ameisenstuhl (Fritz Hansen) und der zweiarmigen Serge-Mouille-Leuchte als Schreibplatz. Vorn auf dem Sofatisch eine Bonbonniere von der Kermikerin Julie Bonde Bülck und goldglänzende Kerzenhalter aus gewachstem Messing, von Apparatus Studio. 2/ Nur eine Schiebetür trennt das Schlafzimmer von dem großen Wohnraum ab. Weil das Bett beim Umzug beschädigt wurde, entschied sich das Paar, den Rahmen zu behalten und mit einer Struktur auf Rädern zu stützen. Sessel PK22: Poul Kjærholm (Fritz Hansen).
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Kopenhagen
Neues Haus, neues Leben Die Qualität der Architektur ist im Alltag spürbar. Davon sind die Bewohner dieses Hauses überzeugt. Für ihren Wunsch nach einem dynamischeren, weniger traditionellen Lebensstil hat Architektin Lene Tranberg die passenden Räume geschaffen. Nur die Nachbarn mussten überzeugt werden. Text Karin Gråbæk / Fotos Wichmann + Bendtsen Photography / Produktion Helle Walsted
Linke Seite Rohe Hülle: Die Fassade ist mit unbehandelten Kiefernstämmen verkleidet, die das ganze Haus umgeben wie ein Gartenzaun. Diese Seite Die offene Architektur und die natürlichen Baustoffe schaffen eine besondere Atmosphäre. Deshalb haben sich die Eigentümer bei der Einrichtung auf wenige, ausgewählte Stücke beschränkt, wie die Stühle J48 von Poul M. Volther (FDB Møbler). Die Pendelleuchte ist ein Entwurf der Architektin Lene Tranberg.
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er nicht vorhandene Vorgarten und der Eingang, der direkt auf den Bürgersteig führt, lassen keinen Zweifel: Diese Villa aus Stahl, Glas und Kiefernstämmen entspricht nicht dem traditionellen dänischen Familienhaus. Der unprätenziöse, beinahe lässige Stil ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen Architektin und Bauherrin, die sich mit Aufgeschlossenheit, Neugier und Vertrauen begegneten. Das Haus zeichnet sich durch seine großzügigen, offenen Räume aus, die das Erdgeschoss mit den beiden oberen Etagen verbinden. »Je offener die Architektur und je mehr unterschiedliche Nutzungen der Räume sie zulässt, desto interessanter wird es«, sagt Lene Tranberg. Die Architektin ist Gründungspartnerin von Lundgaard & Tranberg Arkitekter, einem der renommiertesten Architekturbüros in Dänemark. Bekannt ist es unter anderem für das neue Schauspielhaus in Kopenhagen. Da Birgit Lyngbye Pedersen und ihrem Mann die besondere Atmosphäre des Theaters gefiel, beauftragten sie Lene Tranberg mit der Gestaltung ihres neuen Zuhauses. Zuvor hatte die Familie 20 Jahre lang in einem großen Haus aus den 50er Jahren gelebt. Als die beiden Töchter größer wurden, wünschte sich das Paar einen neuen Lebensstil, der sich eher an der Zukunft als an alten Gewohnheiten orientieren sollte. Es verliebte sich in das lebhafte Viertel unweit des Hafens von Hellerup. »Wir träumten von einem dynamischeren Lebensstil«, sagt Birgit Lyngbye Pedersen. »Vor zwei Jahren sind wir mit unseren Töchtern hierhergezogen. Inzwischen wohnt nur noch eine bei uns. Dank der
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Linke Seite Hinter Glas: Am Essplatz sind die Kiefernstämme der Fassade auch von innen sichtbar. Eine ungewöhnliche Lösung, die nicht nur einen schönen Kontrast zu den glatten Stahl- und Glasoberflächen schafft, sondern wie nebenbei auch für Sichtschutz sorgt. Tisch und Pendelleuchte von Lene Tranberg. Oben Die Architektin (r.) und die Eigentümerin Birgit Lyngbye Pedersen (l). Für Lene Tranberg bestand die größte Herausforderung darin, das Vertrauen der Eigentümer nicht zu enttäuschen. Noch heute freut sie sich über die Rolle, die sie bei der Gestaltung dieses Hauses spielen durfte.
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Diese Seite Ein Haus mit Durchblick: Große Öffnungen in den Geschossdecken verbinden die Etagen und erzeugen immer wieder neue Perspektiven. Das Zusammenspiel der dunklen Gerüststruktur mit geschliffenem Beton und hölzernen Waldverkleidungen verleiht den Räumen eine japanische Note. Linke Seite 1/ Vertikale Konstante: ein über beide Obergeschosse reichendes Regal. 2/ Vom
Arbeitsplatz mit George-NelsonDesk und Jean-Prouvé-Stuhl (beide Vitra) schauen die Bewohner in den Garten. 3/ Die Küchenfronten bestehen wie die Wandtäfelung aus Kiefernholz, das mit der Zeit nachdunkelt. Im Erdgeschoss gibt es eine zweite Küche für die Sommerzeit. 4/ Stelldichein der Klassiker mit Prouvé-Möbeln (Vitra) und Leuchten von George Nelson und den Castiglioni-Brüdern (Flos).
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Gestaltung des Hauses können die Kinderzimmer vielfältig genutzt werden«, erzählt die Bauherrin. Markantestes Merkmal der Architektur: die Verkleidung der Fassade mit unbehandeltem Kiefernholz. Die Stämme rahmen die riesigen Glasflächen ein, die ein Gefühl der Durchlässigkeit erzeugen und die Umgebung geradezu ins Haus einsaugen. Auch innen wagten die Auftraggeber maximale Offenheit: Die Etagen sind großflächig durchbrochen und über Treppen miteinander verbunden. Schiebetüren bieten die Möglichkeit, die Aufteilung der Zimmer zu variieren. Nichts ist überflüssig: Es gibt keine Fensterbänke, aber ein großes, in die Wand integriertes Regalsystem, das sich über zwei Etagen erstreckt.
Ein Leben in guter Architektur »Die Villa ist das Ergebnis unzähliger Gespräche«, so die Architektin. »Wir haben uns gefragt, was es überhaupt bedeutet, zu Hause zu sein.« Die Auftraggeber wiederum sind immer noch erstaunt, wie sehr die Qualität der Architektur ihr Leben beeinflusst. »Wir hatten nicht erwartet, dass es so deutlich spürbar sein würde«, sagt Lyngbye Pedersen. »Diese fantastische Architektur hat uns geholfen, uns von vielen Gegenständen zu trennen. Wir brauchen nicht mal mehr viele Möbel, das Haus eignet sich besser für diskretere Objekte.« Dem Paar war bewusst, dass sein Zuhause gegen die Norm verstößt, gerade in einem Ort wie Hellerup, der für seine strahlend weißen Häuser bekannt ist. Es wurde sogar mehrfach versucht, das Bauprojekt zu stoppen. Doch seit es fertig ist, hat sich die Wahrnehmung zum Positiven verändert. Täglich bleiben Menschen stehen, um das Haus zu bestaunen – und seinen Eigentümern zu gratulieren.
Linke Seite Dank der riesigen Fensterflächen mangelt es im Gebäude nie an Tageslicht, auch nicht im oft nordisch-grauen Kopenhagener Winter. Im hellen Licht zeichnen sich die omnipräsenten filigranen Metallgeländer wie Linien im Raum ab. Die offene Architektur ihres neuen Zuhauses motivierte die Auftraggeber dazu, sich von vielen Gegenständen zu trennen. Diese Seite 1/ Großer Auftritt für eine Sixties-Ikone: Der berühmte Kamin Gyrofocus des Designers Dominique Imbert erstreckt sich wie eine Skulptur über zwei Etagen bis unters Dach. 2/ An Orten zum Ausruhen oder Verweilen fehlt es nicht im Haus. Dabei lassen die Dachschräge und die flächendeckende Verkleidung der Wände mit Holz dieses Zimmer besonders gemütlich wirken. Vor der Tür: ein Glaselement mit den von innen sichtbaren Kiefernstämmen der Fassade.
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Mailand
In Stein gemeißelt
Niemand verbindet Design und Naturstein so gekonnt wie das Mailänder Familienunternehmen Salvatori. Der Beweis: das Pied-à-terre von Inhaber Gabriele Salvatori im Viertel Brera, wo sich Travertin, Marmor und Terrazzo zum begehbaren Kunstwerk fügen. Text Camilla Péus und Ellia Ascheri / Styling Ellia Ascheri / Fotos Albert Font
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Linke Seite Gabriele Salvatori führt den Steinhandel seines Großvaters in die Zukunft: Kooperationen mit namhaften Designern machten die Firma weltbekannt. Diese Seite Für die Wand zwischen den zwei Flügelfenstern im Salon
fertigte die Mailänder Designerin Elisa Ossino eine Arbeit aus farbigem Marmor. Auch den Leder-Pouf Erei entwarf die Sizilianerin. Der Korbsessel T.54 ist ein Entwurf von 1954 (beide De Padova).
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ie Via Solferino im Viertel Brera ist so etwas wie die coole Designmeile Mailands. In den Stadtvillen, zwischen schicken Boutiquen und Pasticcerien, betreiben hier einige der renommiertesten Einrichtungsmarken des Landes – wie etwa Boffi oder Dimorestudio – ihre Showrooms. In einem Patio, üppig umgrünt von Palmen und meterhohem Oleander, verbirgt sich hier auch der Ausstellungsraum von Salvatori, einem Unternehmen für Marmor und andere Natursteinarten mit klarem Alleinstellungsmerkmal: aufsehenerregenden Projekten mit bedeutenden Architekten und Gestaltern wir John Pawson, Michael Anastassiades oder dem Künstler Andy Goldsworthy. 1944 in der Toskana gegründet, steht heute Gabriele Salvatori in dritter Generation an der Spitze des Familienbetriebs. Weil dieser jedoch seine charmante Heimatstadt Forte dei Marmi unter keinen Umständen gegen die quirlige Metropole Mailand tauschen wollte, suchte er dort nach einem Pied-à-terre für seine häufigen Stippvisiten – und fand es ausgerechnet in diesem pittoresken Hof. In der vierten Etage eines angrenzenden Palazzos war ein 136-Quadratmeter-Apartment frei geworden, allerdings inklusive Bausünden der Vorbesitzer: Die Säle waren in Mini-Zimmer unterteilt, die Decken mir falschem Stuck abgehängt. Doch das sanfte Licht, das durch große Flügelfenster in die nach Süden gerichteten Räume flutete, und das alte, leicht uneben gewordene Terrazzo-Mosaik überzeugten den Firmenchef. »Das wellige Bodendesign erinnert mich an die Gehwege des brasilianischen Landschaftsgärtners Roberto Burle Marx an der Copacabana«, sagt der 48-Jährige begeistert. »Die Wohnung war für mich bestimmt!« In den Originalzustand zurückversetzen wollte er sie aber
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Linke Seite Ab mittags fällt sanftes Tageslicht aus dem Patio in die drei hintereinander aufgereihten Südzimmer des Palazzos. Das Wellenmuster des über die Jahre uneben gewordenen Terrazzo-Mosaiks betont die Ausrichtung. Oben 1/ Elisa Ossino inszenierte eine grafische Landschaft aus Marmorplatten über dem Kamin im Wohnzimmer. 2/ Einen selbst entworfenen Schrank-Prototypen verkleidete der Hausherr mit den farbigen Marmorsorten Verde Alpi, Rosa Perlino, Cipollino und Giallo Siena. Den zierlichen Sessel Georges entwarf David Lopez Quincoces für Living Divani.
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Im Salon zeigt sich, wie vielseitig Marmor ist. Die Couchtische Proiezioni, die Flaschenskulpturen (Hommage an Giorgio Morandi) und die runde Bodenleuchte Urano schuf Elisa Ossino für Salvatori; das Sofa Erei für De Padova. Auch von ihr: Kupferschale und -tablett. Den Metallwürfel kreierte Aldo Cibic (beides Paola C.), die Stableuchte One Well Known Sequence ist von Michael Anastassiades.
Linke Seite Im üppig bewachsenen Innenhof der Via Solferino 11 hat neben bekannten Marken wie Paola C., Dimorestudio und Boffi auch Salvatori seinen Showroom. Diese Seite Im Seitengang zaubert der altrosa Anstrich weiches Licht. Den Tisch aus Marmor und Metall schuf Piero Lissoni, die Marmorflaschen Omaggio a Morandi Elisa Ossino (beides Salvatori).
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dennoch. Unterstützung holte er sich dafür bei einer guten Freundin, der Designerin und Innenarchitektin Elisa Ossino. »Wir arbeiten seit Jahren in bester Komplizenschaft zusammen«, erklärt er. »Sie kennt die Geheimnisse des Steins und weiß, wie man ihn effektvoll einsetzt.« Als alle Zwischenwände entfernt und die 200 Jahre alte Balkendecke freigelegt worden war, folgte die Kür.
Marmortafeln wie Leinwandgemälde und Farben wie das Meer Speziell für die Wand zwischen den Fenstern und über dem Kamin im Salon kreierte Elisa Ossino zwei Arbeiten aus geometrischen Marmorintarsien, passend zu ihren runden und quadratischen Marmortischen. Die Fronten der Küchenzeile wiederum verkleidete sie mit einem grafischen Patchwork unterschiedlicher Marmorsorten: grün geädert aus dem Aostatal, rosa aus Portugal, gelb aus dem Iran, weiß aus Carrara und rot aus den Pyrenäen. Auch bei der Wandgestaltung spielte die Sizilianerin mit Farben: Die Deckenbalken veredelte sie mit tiefem Meeresgrün, das Schlafzimmer erhielt ein beruhigendes Wasserblau, das den Hausherrn von den Badestränden seines Geburtsortes träumen lässt, alles in supermattem Finish aus der Palette des dänischen Labels File under Pop. Um sich in seiner GroßstadtDependance vollends zu Hause zu fühlen, scharte Gabriele Salvatori viele seiner Lieblingsmöbel um sich, etwa die Lederbank des jungen Spaniers David Lopez Quincoces oder das Regal mit farbigen Marmorstützen von seinem Freund Piero Lissoni. Inzwischen ist er mit Mailand versöhnt. Denn dort, wo sich die Kreativität ballt, hat er für Salvatori und seinen Marmor noch viele Visionen.
Linke Seite Die maßgefertigte Küche wird von MarmorPatchwork aus Pietra d’Avola, Gris du Marais, Bianco Carrara und Rosa Portogallo geschmückt. Den Marmortisch Proiezioni (Salvatori) ziert die Etagere Lunar Cycle aus Kupfer und Marmor (Paola C.), beides von Elisa Ossino. Stühle von Naoto Fukasawa (De Padova). Diese Seite Im Gästezimmer fällt die terrakottafarbene Decke mit dem Trio aus drei Farfalla-Leuchten aus weißem Carrara-Marmor (Salvatori) ins Auge. Im selben Farbton: die flaschenförmige Vase aus einem Antikshop.
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DOSSIER LEUCHTEN
Die strahlen: neue Leuchten für jeden Raum, smarte Labels und helle Köpfe des Lichtdesigns.
Die perfekte Liaison aus Kugel und Quader: Leuchte Journey aus mundgeblasenem Opalglas und Edelstahl (&Tradition).
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Alles ist erleuchtet Gutes Licht? Können sie alle. In warmen Gold- und Messingtönen, grafischem Schwarz-Weiß oder als leuchtender Farbakzent spielen die neuen Leuchten jeden Schatten an die Wand. Auch dann, wenn sie ausgeschaltet sind. Von Maja Groninger und Johannes Hünig
1/ Verstellbare Pendelleuchte Multi-Lite aus Messing, ca. 770 Euro. Gubi. 2/ Leuchte Suspension Circle aus Messing und satiniertem Glas, ca. 690 Euro. Vanessa Mitrani. 3/ Zweiflammige Leuchte Essentials, Marmor, ca. 550 Euro. Serax. 4/ Pendelleuchte Spring mit versteckter LED-Lichtquelle, ca. 1150 Euro. Tom Dixon.
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1/ Pendelleuchte Lilli mit Schirm aus mundgeblasenem Opalglas, ca. 640 Euro. Kundalini. 2/ LED-Leuchte Sun – Light of Love von Tord Boontje, ca. 2500 Euro. Foscarini. 3/ Glas-Pendelleuchte Singapore Sling, Preis auf Anfrage. Cassina. 4/ Messing-Stehleuchte Captain Flint von Michael Anstassiades, mit LED-Leuchtmittel, ca. 1290 Euro. Flos. 5/ Tischleuchte Plate mit geriffeltem Reflektor, ca. 190 Euro. Normann Copenhagen. 6/ Tischleuchte Fringe mit Schirm aus Textilschnüren, ca. 460 Euro. Warm Nordic. 7/ Wand- oder Tischleuchte TR Bulb mit Messingfuß, ca. 180 Euro. Menu.
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1/ Pendelleuchte Moon mit Schirm aus Alabaster, Preis auf Anfrage. United Alabaster. 2/ Lampenfassung LP aus Porzellan, ca. 45 Euro. Lyngby. 3/ Pendelleuchte Blimp aus böhmischem Kristallglas, Design: Big Game, Preis auf Anfrage. Bomma. 4/ Tischleuchte Pump, Stahlrohr, Schirm aus Opalglas, ca. 240 Euro. Woud. 5/ Stehleuchte Arum Floor Lamp mit Marmorfuß, ca. 680 Euro. Ferm Living. 6/ LED-Tischleuchte Panama, Aluminiumschirm, ab ca. 240 Euro. Nemo.
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1/ Hängeleuchte Tribeca mit Alabasterschirm und integrierter LED, Preis auf Anfrage. Alma Light. 2/ Hängeleuchte Lanna mit Opalglasschirm, ca. 360 Euro. Kundalini. 3/ Leuchte Carmen Large mit plissiertem Schirm, ca. 650 Euro. Hartô. 4/ Tischleuchte Black Light mit illuminiertem Fuß, Preis auf Anfrage. Foscarini. 5/ Porzellanleuchte Hryb, Earth to Humanity, Design: Ross Lovegrove, 2000 Euro. Vista Alegre. 6/ Tischleuchte Half mit Dreibeinfuß, ca. 310 Euro. Milan.
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1/ Pendelleuchte Figura in drei Formen und vielen Farben, je ca. 300 Euro. Schneid. 2/ Deckenleuchte Stellar Grape, Design: Sebastian Herkner, ca. 2900 Euro. Pulpo. 3/ Tischleuchte Tangent mit Metallschirm im Farbton Forest Green, ca. 300 Euro. Woud. 4/ Tischleuchte Avalon mit Glasschirm und Fuß aus Keramik, ca. 480 Euro. Houtique. 5/ Tischleuchte Matin mit plissiertem Schirm und intergrierter LED, ca. 200 Euro. Hay.
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1/ Pendelleuchte Bohemia aus farbigem Glas, ca. 1900 Euro. Marset. 2/ Leuchte Kabuki mit Schirm aus strukturiertem Kunststoff, in fünf Farben, ca. 440 Euro. Kartell. 3/ Stehleuchte Ivy mit Schirmen aus mundgeblasenem Glas, Design: Lucie Koldova, Preis auf Anfrage. Brokis. 4/ Tischleuchte Casanova, Schirm aus satiniertem Glas, ca. 2400 Euro. India Mahdavi. 5/ Schreibtischleuchte W182 mit integrierter LED, ca. 230 Euro. Wästberg.
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© TOM VACK
Von Johannes Hünig
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Wonderglass
Ingo Maurer
Louis Poulsen
Stiller Held
Lust auf Licht
Eine für alles
Hält man sich vor Augen, dass das englische »Sleeve« nicht nur »Ärmel« bedeutet, sondern auch »Hülse«, versteht man, wie diese Leuchte zu ihrem Namen kam: Zwei Zylinder aus mundgeblasenem Glas fügen sich hier ineinander, wobei sich der äußere der beiden zu einer schirmartigen Scheibe weitet; als Lichtquelle dient eine dimmbare LED im Leuchtenkopf aus Aluminium. Der Effekt: ein nach unten gerichteter Lichtkegel – und zugleich ein strahlendes Glitzern im Inneren des Korpus. Ein bestechend einfacher Entwurf von stiller Poesie, wie er vielleicht nur aus der Feder von John Pawson stammen kann, der sich für Sleeve zum ersten Mal mit dem Hersteller Wonderglass zusammentat. Und so sieht man diese Leuchte gleich in solchen Räumen vor dem inneren Auge, wie sie für den britischen Architekten und Designer charakteristisch sind: streng und minimalistisch, aber voller Licht und Wärme. Sleeve macht sich aber auch über dem Esstisch ganz gut.
Müssen Leuchten Spaß machen? Selbst wer diese Frage mit einem empörten »Natürlich nicht!« beantwortet, wird einräumen müssen, dass Ingo Maurer mit seinen so humorvollen wie innovativen Entwürfen das Leuchtendesign des 20. Jahrhunderts aus seiner Fixierung aufs Funktionale befreit und damit gehörig vorangebracht hat. Deshalb ist es mehr als angemessen, dass die Münchner Pinakothek der Moderne dem 1934 geborenen Industriedesigner mit der Ausstellung »Ingo Maurer Intim. Design or What« nun die Ehre erweist. Die dürfte nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam sein, denn zum Staunen gibt es bei Ingo Maurer immer etwas – ob beleuchte Plastikmäuse, rot strahlende Herzchen oder Hängeleuchten aus Zetteln zum Selbstbeschriften. Was man dabei fast übersieht, ist, wie lustvoll sich Maurer als einer der Ersten auf technische Innovationen von halogen bis LED stürzte – und wie kritisch, manchmal auch politisch, er sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Die Ausstellung wird darüber einiges zu berichten haben.
Das Faszinierende an Designklassikern ist, dass hinter jedem Entwurf eine Geschichte steckt, die man dem Objekt selbst nur selten ansieht. Bei der Pendelleuchte VL45 von Louis Poulsen geht die Story so: Als der dänische Architekt Vilhelm Lauritzen in den 1940er Jahren das Rundfunkgebäude »Radiohuset« in Kopenhagen entwarf, entwickelte er die Leuchten für die Innenräume gleich mit. Seine Idee: eine vielseitige Lichtquelle, die nach unten helle Arbeitsbeleuchtung liefern und gleichzeitig den Raum rundum in ein sanftes Licht tauchen sollte. Das gelang ihm mit einem Glasschirm, der dreilagig aufgebaut ist (innen und außen Klarglas, dazwischen eine Schicht aus Opalglas) und nach unten offen bleibt, um das Licht kegelförmig austreten zu lassen. Die funktionale und mit ihrer Messingfassung zugleich ausgesprochen elegante Leuchte wird von Louis Poulsen noch immer produziert – seit Neuestem auch in zusätzlichen, etwas kleineren Größen. Schließlich hat nicht jeder ein eigenes Rundfunkgebäude zu Hause.
— Sleeve. Preis auf Anfrage. wonderglass.com
— Ingo Maurer intim. Design or what? Pinakothek der Moderne. 15.11.2019 bis 01.10.2020. pinakothek.de
— VL45 Radiohuset. Ab ca. 345 Euro. louispoulsen.com
Aus Liebe zum Licht Von Johannes Hünig
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Vor 60 Jahren schraubten Rico und Rosmarie Baltensweiler ihre ersten Arbeitsleuchten zusammen – seitdem fertigt der Luzerner Familienbetrieb innovative Lichtspender, die nicht nur Schweizer Technik-Fans begeistern. Ilario Meier, Mitglied der Geschäftsleitung, spricht über Firmenphilosophie und -werte. Wie hat die Geschichte von Baltensweiler begonnen? Ilario Meier: Es war ein Zufall, dass Rico und Rosmarie Baltensweiler in der Leuchtenbranche gelandet sind. 1951 entstanden die ersten zwei Modelle für den Eigenbedarf, da auf dem Markt nichts Passendes zu finden war. Befreundete Architekten, die im Haus verkehrten, meldeten ihr Interesse an. So wurde die erste Auflage von zehn Stück gebaut. Darauf bestellte ein Zürcher Möbelgeschäft eine ganze Serie, die guten Absatz fand.
Statt Jahr für Jahr ein Feuerwerk an Produktneuheiten abzubrennen, bringen Sie nur selten neue Modelle heraus. Ist Langsamkeit Ihr Prinzip? Unsere Ansprüche an eine Leuchte in Bezug auf Design, Funktionalität, Qualität und Lichtwirkung sind
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sehr hoch – entsprechend langwierig gestaltet sich der Designprozess. Wir setzen auf langlebige Produkte; die Produktpflege und ein Reparaturservice sind deshalb genauso Bestandteil der Firmenphilosophie wie Innovation. Neben neuen Produkten bieten wir auch Lösungen an, Leuchten auf LED umzurüsten.
Was steht für Sie an erster Stelle: Funktion oder Ästhetik? Bei Baltensweiler steht das Licht im Vordergrund. Unser Ziel ist es, durchdachte Lösungen und neue Techniken für unsere Leuchten zu entwickeln – mit einem Design, das bewusst zeitlos und damit auch nachhaltig ist.
1/ Drei Generationen: Ria Baltensweiler, Ilario Meier, Rosmarie Baltensweiler, Fabian Meier, Karin und Gabriel Baltensweiler (v. l.) 2/ Stehleuchte OyO S 18 mit zwei Reflektoren und LED. © BALTENSWEILER 3/ Die Type 600 war 1951 das erste Produkt von Rosmarie und Rico Baltensweiler. Baltensweiler. baltensweiler.ch
Alle Baltensweiler-Leuchten werden in Ihrem Haus entworfen. Haben Sie Pläne, sich für externe Designer zu öffnen? Unser eigenes Know-how ist eine der wichtigsten Ressourcen für die Entwicklung neuer Leuchten. Seit der Gründung setzen wir deshalb auf hauseigenes Design, das wird auch so bleiben. Mit der LED-Technik ist ein enges Teamwork von Design, Technik und Produktion zwingend, die Umsetzung von Prototypen geht schnell und ist unkompliziert. Bei externem Design fehlt dagegen oft die Nähe zu Technik und Produktion.
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Tobias Grau: Familiensache Sein Name steht wie kein anderer für exklusive, gut gemachte Leuchten. Nun geht der leidenschaftliche Lichtgestalter Tobias Grau neue Wege – und holt seine Söhne ins Unternehmen. Ein Schritt, der nicht nur den Firmenauftritt, sondern auch das Leuchtendesign nachhaltig verändern wird. Interview Olivier Waché / Fotos Nicolas Krief
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Herr Grau, wie hat das mit Ihrer Firma eigentlich angefangen? Als selbstständiger Designer bin ich 1986 mit Innenarchitektur, Möbelentwürfen und Beleuchtung gestartet. Von Anfang an wollte ich eine Marke gründen, vielleicht weil ich aus einer Familie stamme, die in der Farbenproduktion tätig ist und mit der Branche vertraut war. Der eigentliche Start war 1987, als ich meine erste Lampe, Luja, auf der imm in Köln ausstellte. Die positive Resonanz auf dieses Modell hat mich ermutigt, weiterzumachen. Kurz darauf habe ich die Leuchte Tai herausgebracht, die ein Riesenerfolg war – immerhin wurde sie 25 Jahre lang hergestellt.
Statt mit externen Designern zusammenzuarbeiten, haben Sie stets alles selbst entworfen. Warum? Entscheidend ist für mich, wie ich am besten arbeiten kann und wie ich mir eine Kollektion vorstelle. Die Konzeption von Leuchten für Privatpersonen und für den Objektbereich ermöglicht es mir, zwischen zwei Sphären zu wechseln. Die erste ist rein dekorativ und emotional, die zweite ist eher technisch. Es ist wohltuend,
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sich von einem zum anderen bewegen zu können. Darüber hinaus überschneiden sich heute die Wohnund die Bürowelt, wobei sich die eine stets von der anderen etwas leiht. Sie bereichern sich gegenseitig.
ganz allein sind Sie aber nicht: Ihre Frau ist ebenfalls Teil des Unternehmens. Ja, Franziska arbeitet seit 1992 mit mir zusammen. Sie ist es, die als Erste meine Zeichnungen sieht, die mich in die richtige Richtung führt, die die richtigen Fragen stellt, und meine Fragen beantwortet.
Und jetzt sind auch Ihre Söhne Teil des Abenteuers … Timon und Melchior schlugen vor, dass sie mitmachen und etwas Neues in das Unternehmen einbringen könnten. Franziska und ich dachten: Warum probieren wir es nicht aus? Eine gute Entscheidung.
Die beiden sind für die künstlerische Leitung verantwortlich. Was heisst das? Das betrifft den gesamten Auftritt des Unternehmens. Es geht um Fotografie, Social Media, Redesign der
Linke Seite Designer und Firmengründer Tobias Grau, 1957 in Hamburg geboren. Oben 1/ Stehleuchte Louise mit cognacfarbenem Glasschirm. 2/ Die Akkuleuchte Parrot, entworfen von Timon und Melchior Grau.
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Website, ein neues Logo, Videos und vieles mehr. Inzwischen verantworten beide von Berlin aus die visuelle Sprache, die unsere Produkte begleitet, und arbeiten mit vielen jungen, brillanten Künstlern zusammen. Diese Offenheit ist es, die wir brauchten. Ich freue mich, dass die beiden uns diesen Weg aufgezeigt haben, denn ich bin überzeugt, dass es der richtige ist.
Sehen Sie Ihre Arbeit als Handwerk? Nein. Ich habe großen Respekt vor dem Handwerk, aber dieser Ansatz ist nicht meiner. Ich habe meine Arbeit immer als industriell verstanden, nicht als handwerklich. Für mich muss ein Produkt einzigartig und emotional sein, nicht nur dekorativ. Es muss eine eigene Stärke haben, die auf technischen, formalen und praktischen Qualitäten beruht. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie nicht auch eine poetische Form haben darf. Tatsächlich mag ich es besonders, an der Form und nicht an technischen Aspekten zu arbeiten. Ganz besonders liebe ich zum Beispiel diesen einen Moment, wenn es mir gelingt, die richtige Linie zu finden, die einer Lampe die Chance gibt, auf dem Markt erfolgreich zu bestehen.
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Mit Parrot haben auch Ihre Söhne erstmals eine Leuchte entwickelt. Was zeichnet sie aus? Parrot ist eine kabellose, mobile Stehleuchte. Ein sehr zeitgemäßes Produkt, das wir bislang nicht im Angebot hatten. Sie verändert die Art und Weise, wie wir unser Verhältnis zum Licht sehen. Aber bei Parrot zählt nicht nur das reine Produkt, das von Timon und Melchior entwickelt wurde. Man muss diese Leuchte als Teil eines umfassenden Ansatzes betrachten, zu dem noch viel mehr gehört – Fotografie, Bildsprache und Werbekampagnen. Meine beiden Söhne gehen damit ganz anders um als ich. Und das ist es, was ich besonders schätze.
Ermutigt Sie das zu weiteren Kooperationen? Vieles ist möglich, und tatsächlich sprechen wir darüber. Timon und Melchior können sehr wohl weitere Produkte entwerfen, und wir sind in den kommenden Jahren auch nicht abgeneigt, externe Kooperationen einzugehen. Aber das ist nichts, was wir im Moment aktiv anstreben. Erstmal haben wir selbst noch eine Menge Ideen!
Linke Seite Der Firmensitz und Produktionsstandort, entworfen von Bothe Richter Teherani. Oben 1/ Familiensache: Firmengründer Tobias Grau mit seiner Frau Franziska und den Söhnen Timon und Melchior. 2/ »Unsere moderne Kerze«, so bezeichnet Tobias Grau die Akku-Tischleuchte Salt&Pepper. Tobias Grau. tobiasgrau.com
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Marset: Magie des Schlichten
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Mutig, selbstbewusst und ausgesprochen cool: Das spanische Label der Brüder Javier und Carlos Marset ist nicht nur für designaffine Kunden ein Begriff. Sondern auch eine beliebte Spielwiese für Gestalter. Von Tina Schneider-Rading
uf den Leuchten-Messen kämpft der gemeine Design-Journalist manchmal mit Ratlosigkeit. Präzise gesagt immer dann, wenn eine Hersteller versucht, modernste LED-Technik mit Sinnlichkeit zu verbinden – denn viele scheitern (noch) daran. Ein Label jedoch schafft es regelmäßig: Marset, gegründet in den 40er Jahren als Metallgießerei nördlich von Barcelona, seit 1965 ein Leuchtenunternehmen und vertreten in 40 Ländern auf allen Kontinenten. Javier und Carlos Marset, die die Firma heute leiten, folgen dem Credo der Familie: Ihr Unternehmen hat sich trotz traditioneller Fertigungstechniken immer der Avantgarde und dem Genius junger Designer geöffnet. Im Grunde sei das Rezept für eine gelungene Leuchte erstaunlich einfach,
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findet Javier Marset. Werde ihm ein Prototyp präsentiert, stelle er sich nur zwei Fragen: »Überrascht er? Fesselt er dich? Dann ist es gutes Design.« Genau das passierte zum Beispiel mit dem Modell Dipping Light. Gestalter Jordi Canudas lässt dafür eine Milchglaskugel unterschiedlich tief in flüssige Farbe tauchen. So entstehen Schichten, die die schlichte Leuchte mit dem Messingfuß auch in ausgeschaltetem Zustand zum künstlerischen Objekt aufwerten. Ist die Leuchte eingeschaltet, dringt das Licht hell bis abgedimmt durch die Schichten und taucht den Raum in konzentrische Kreise. Die Leuchten werden in Handarbeit hergestellt, so gerät jedes Produkt zum Unikat.
1/ Outdoorleuchte LaFlaca: Die LED-Kugel hinterm Textilschirm ist nur sichtbar, wenn die Leuchte eingeschaltet ist. Ab 790 Euro. © CHIARA CADEDDU
2/ und 3/ Schichtarbeit: die Dipping Lights mit farbigem Glasschirm. Ab 285 Euro. © SALVA LOPEZ
Moderne Objekte, die die Sinne berühren Junge Designer wie der Deutsche Mathias Hahn arbeiten für die Katalanen ebenso wie Fabien Dumas, das Duo Yonoh und Inma Bermúdez. Vielleicht liegt der Erfolg der Brüder auch daran, dass ihre Marke alles hat, was man den eigenen Kindern wünscht: Wurzeln und Flügel. Verträge mit Designern werden hier noch per Handschlag besiegelt, gleichzeitig lotet
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das Unternehmen immer neue technische Kniffe aus. Für den Schirm der Leuchte Ginger von Joan Gaspar etwa werden Holz und Papier unter Hochdruck gepresst. Effekt: ein nur vier Millimeter dünner Lampenschirm mit Holzfinish und weißer Innenseite – für mehr Reflexion. »Marset steht für Designverständnis«, bestätigt auch Florian Kallus. Zusammen mit Sebastian Schneider ist er mit dem Kölner Studio kaschkasch erfolgreich. Die beiden Designer konnten das Label mit der neuen Leuchte Bolita vom Fleck weg überzeugen: »Nachdem wir unser Produkt präsentiert hatten, war die Euphorie einfach groß«, erinnert sich Kallus. Das Projekt wurde per Handschlag besiegelt. »Und danach gab’s Salami und Champagner.« Bolita ist ein gelungenes Beispiel für die DNA von Marset. Eine Glaskugel lässt sich auf einem Teller mit der Handfläche frei bewegen, jede Bewegung dimmt oder verstärkt das Licht der innen liegenden LED-Leuchte. »Wir leben in einem digitalen Zeitalter«, sagt Kallus. »Manchmal vermissen wir die natürliche menschliche Interaktion mit einem Objekt.« Bolita soll Sinnlichkeit bringen, in die
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LED-Technologie – sowie ins Leben. Denn auch darin steckt laut Javier Marset das Geheimnis des Erfolgs: »Gutes Design muss dein Herz erreichen.« Welches Marset-Produkt ist denn nun das erfolgreichste? »Das ist schwer zu sagen«, meint Marset. »Wir haben in jeder Kategorie Lieblinge: ob Bestseller auf dem Markt, Favoriten der Presse oder Fans unter den Interior-Designern.« Dazu gehört auch Patricia Urquiola. Sie stattete das Hotel Mandarin Oriental in Barcelona mit Marset-Leuchten aus. Für Javier Marset keine Überraschung. »Wer eine Leuchte von uns kauft, will mehr als ein konventionelles Produkt. Sie wird den Raum, in dem sie steht, verbessern, ihm eine neue, manchmal ganz andere Atmosphäre schenken. Ich glaube, deshalb sprechen wir mit unseren Leuchten vor allem die besonders empfindsamen Menschen an.« Im Moment arbeitet das Team an neuen Leuchtobjekten für draußen. »Aber es ist nicht das, was der Markt erwartet«, sagt Marset geheimnisvoll. »Wir werden versuchen, Outdoorbereiche in eine vollkommen neue Art Licht zu tauchen.« Klar ist schon jetzt: Magie wird im Spiel sein.
4/ Marset-Produktmanager Joan Gaspar mit seinem Entwurf Ginger aus gepresstem Holz. Ab 660 Euro. © MAITE CRUZ
5/ Touch me! Die neue Tischleuchte Bolita des Kölner Studios kaschkasch reagiert auf Berührung. Ab 170 Euro. Marset. marset.com
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On the Nightshift Energie aufladen, Gelerntes abspeichern, das Immunsystem stärken: Im Bett absolvieren unsere Körper Nacht für Nacht ein ambitioniertes Power-Programm. Besonders stilvoll (und damit effektiv!) gelingt das mit wunderschöner neuer Bettwäsche. Von Camilla Péus
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1/ Schneebedeckte Wälder: Wendebettwäsche Frey aus Perkal, ca. 60 Euro. Cloth & Clay. 2/ Für kleine Astronauten: Bettwäsche Moon aus BioBaumwolle, ca. 95 Euro. Ferm Living. 3/ Bettwäsche Ypsilon im Farbton Navy Blazer, entworfen nach einer Skizze des Architekten Arne Jacobsen aus den 50er Jahren, Set ab ca. 200 Euro. Georg Jensen Damask. 4/ Luxusbettwäsche Rem aus leichtem Leinen. In zwölf verwaschenen Farben, ab ca. 300 Euro. Society Limonta. 5/ Weiche Bettwäsche Sabor aus Flanell, ca. 50 Euro. Beddinghouse über Bed & Me. 6/ Bettwäsche Vitero aus Baumwoll-Perkal mit schwarzer Paspelierung, Set ab ca. 50 Euro. Tagesdecke Anadia aus strukturiertem Jacquard, ca. 60 Euro. Urbanara. Linke Seite Bettwäscheset Vidd in Perlgrau, mit elegantem Steg aus matt glänzendem Bio-Baumwollsatin, ca. 100 Euro. Alva.
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1 1/ Auf Ballonsafari: Nostalgiebettwäsche Bon Voyage Noblesse aus Baumwoll-Mako-Satin, ab ca. 260 Euro. Schlossberg. 2/ Bettüberwurf Bias Quilt mit diagonalem Steppmuster, aus BaumwollPolyester-Mix, ca. 150 Euro. Hay. 3/ Bettwäsche Palmtree aus einer Baumwoll-Leinen-Mischung, von Designerin Farina Kuklinski. Set ab ca. 60 Euro. Oyoyo. 4/ Kissenbezug Weltenbummler mit aquarellierten Architekturskizzen, aus weichem Satin, ab ca. 80 Euro. Fischbacher. 5/ Bettwäsche All Roads Yucca, Set ab ca. 270 Euro. Anthropologie. 6/ Superweiche stonewashed Bettwäsche Zana aus organischer Baumwolle in Zartrosa, ca. 70 Euro. Tagesdecke Enya (150 x 200 cm), ca. 60 Euro. Über Made. Rechte Seite Leinenbettwäsche Style Eight. Insgesamt lassen sich 14 Material-Styles und Farben im Baukastensystem kombinieren, ca. 215 Euro. Luiz.
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Zwei fabelhafte Schwestern
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Barbara und Anna Luiz verwandelten die Frottierwarenfirma ihrer Großeltern in eine exklusive Bettwäschemanufaktur. Über maßgefertigte Kaschmirware, Mix-and-MatchSets für Einsteiger – und 50 Jahre Luiz. Von Camilla Péus
Von der Marke Interfrotta zum Luxuslabel Luiz. Wie kam das? Anna Luiz: Ende der Neunziger begann unsere Familie in der eigenen Manufaktur, inspiriert von der Tradition der Aussteuer, hochwertige Bettwäschegarnituren zu nähen, schon damals kosteten sie über 500 DM. Bis heute fertigen wir einzigartige Qualitätsprodukte nach Maß.
… und das sogar für Königshäuser und Luxushotels. Was macht Luiz so begehrt? Die Exklusivität der Kollektionen und unsere Flexibilität beim Erfüllen individueller Wünsche! Bei der Jacht-Ausstattung gibt es für jede Suite Bettwäsche mit persönlicher Signatur. Die Ware wird in Stoffsäckchen verpackt, nur noch mit Handschuhen berührt und schrankfertig zusammengelegt geliefert.
Bleibt Bettwäsche Ihr Thema Nummer eins? Ganz sicher. Denn es erstaunt uns immer wieder,
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was man mit profaner Baumwolle in Sachen Struktur, Webart, Qualität und Färbung alles anstellen kann.
Der Porsche unter den Kollektionen? Unsere Kaschmir-Seiden-Bettwäsche für 3400 Euro pro Garnitur. Sie ist ein haptischer Genuss!
Womit beziehen wir 2020 unsere Betten? Bei Luiz bewegen wir uns weiterhin meist in der monochromen Farbwelt. Das ist zeitloser. Denn an unseren aufwendig verarbeiteten Produkten sollen unsere Kunden möglichst lange Freude haben.
Zum 50-jährigen Jubiläum beziehen Sie einen nagelneuen Firmensitz … Ja, einen Sichtbetonbau mit sechs Meter hohen Fenstern, der das Zuschnitt- und Nähatelier sowie die Wäscherei vereint. Das Highlight: ein Showroom, in dem wir unser Produktportfolio mit Betten, Bettwäsche, Frottiertüchern, Plaids und Home Wear zeigen.
Auch das Label Decode by Luiz ist am Markt etabliert. Genau. Bei unserer jüngeren Linie lassen sich 14 Styles in 16 Farben frei kombinieren. Ob Perkal, Leinen oder Satin, alles ist innerhalb von 24 Stunden lieferbar!
1/ Lieben traditionelles Handwerk und beste Qualität: die Schwestern Barbara und Anna Luiz. In dritter Generation führen sie in Hürth bei Köln den Familienbetrieb Luiz für feine Bett- und Tischwäsche, Handtücher und Plaids. 2/ Bett Gradient, entworfen von Peter Fehrentz, mit Bettwäsche Heritage. luiz.com, luiz-beds.com
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© DENYS VINSON
© FELIX KRUMBHOLZ
Von Ulrike Wilhelmi
Treca
Molteni
Schramm
Schlaf-Couture
Twentyfour Hours
Wie es euch gefällt
Tonnentaschenfederkernmatratzen. Allein das Wort kündet schon vom Anspruch des französischen Betten-Spezialisten Treca: Liege-Luxus vom Feinsten, gefertigt aus hochwertigen Naturmaterialien. Markenzeichen sind die bequemen Kopfteile, bei denen etliche Stile und Formen zur Wahl stehen: Das Modell Capi etwa hat ein Bändergeflecht in geometrischen Linien, das das Polster strukturiert. Letzteres ist in unterschiedlichen Leder- und Stoffvarianten zu haben – und so weich, dass man sich entspannt fallen lassen kann, während man zärtlich »Tonnentaschenfederkernmatratze« vor sich hin flüstert.
In den Megacitys Asiens ist Platz der größte Luxus, was den Weg für ganz neue, nämlich vielfältig nutzbare Möbel ebnet. Das Designer-Ehepaar Neri & Hu mit Studio in Schanghai folgt diesem Trend schon länger – und hat nun seine Vision eines Bettes, das Tag und Nacht zu Diensten steht, mit klaren Linien umgesetzt. Das hohe Holzkopfteil von Twelve AM kann auf der Rückseite mit einer schmalen Schreibkonsole versehen werden, seitliche Tableaus dienen als Nachttische, schlichte Lederriemen halten das längliche Kissen. Wer hätte gedacht, dass sich die drei Quadratmeter Fläche, die in Durchschnittsbett einnimmt, auch tagsüber so stilsicher nutzen lassen?
Knopfheftung? Holzfüße? Oder doch lieber eine schlichte Rückenlehne und dafür eine Blende? Die Linie Origins des Pfälzer Familienunternehmens Schramm wird Menschen mit chronischer Entscheidungsschwäche zum Nägelkauen bringen – und diejenigen, die wissen, was sie wollen, ein Leben lang glücklich machen. Das vielleicht schönste Beispiel ist das Modell Basis mit dem neuen Kopfteil Mind. Sein Bezug – aus dem ebenfalls neuen Samt Linda-sun – ist mit umlaufender Biese gearbeitet. Fürs entspannte Ruhen gibt es luxuriöse Taschenfederkernmatratzen in diversen Ausführungen und Härtegraden. Puh, noch eine Entscheidung …
— Ab ca. 4940 Euro. treca.com
— Ab ca. 6160 Euro. molteni.it
NOCH MEHR BETTEN
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— Ab ca. 5680 Euro. schrammwerkstaetten.com
Flexform Das Bett Newbridge Soft hat sanfte Rundungen und üppige Polster. Praktische Details: der Bettkasten und der abnehmbare Bezug. In diversen Varianten.
Hülsta Auf natürliche Materialien und geradliniges Design setzen die Macher von Solid. Sein massives Gestell ist aus Eiche oder Nussbaum gefertigt. Schönes Detail: das Kopfteil mit gestepptem Polster.
Ab ca. 5500 Euro. flexform.it
Ab ca. 3430 Euro. huelsta.com
Poltrona Frau
Vispring
Auping
Schnittiger Zweisitzer
Naturschönheit
Tiefergelegt
An die schlichte Eleganz eines Sportwagens – genauer: an dessen Interieur – dachte das dänisch-italienische Designduo GamFratesi, als es das Bett Coupé entwarf. Und tatsächlich: Die Linienführung des Rückenteils erinnert an einen aerodynamischen Schwung; Die fein genähten Bezüge aus extraweichem Leder, mit denen das ganze Bett umhüllt ist, künden vom luxuriösen Handschuhgefühl, das einen in einem Luxussportwagen empfängt; das anschmiegsame Kopfpolster trägt einen Bezug aus kontrastierendem Leder – ein Sportwagen ohne Motor also. Und ganz sicher ohne Schummelsoftware.
Als Laie glaubt man ja, jenseits von Design und Farbe seien sich Betten im Prinzip alle ähnlich. Eine Vorstellung, die man bei der britischen Bettenmanufaktur Vispring empört zurückweisen würde. Jedes Bett des Boxspring-Spezialisten wird individuell von Hand gefertigt und hat einen Kern aus wabenförmig angeordneten, in Taschen eingenähten Stahlfedern – das Markenzeichen des Unternehmens. Die Federn stammen aus eigener Herstellung, die Polsterung besteht einzig aus edlen Naturmaterialien – hier, beim Modell Elisabeth, sind das Wolle, Seide und Rosshaar. Mehr Prestige pro Quadratzentimeter Bettfläche geht wohl kaum.
— Ab ca. 4350 Euro. poltronafrau.com
— Ab ca. 6345 Euro. vispring.com
Ein pulverbeschichteter Aluminiumrahmen mit grazilen, leicht ausgestellten Beinen im Fifties-Look dient als Basis für das Boxspringsystem Criade. Ein Kniff, mit dem das Designteam von Auping dem Bett Leichtigkeit verleiht – wer will schon einen gepolsterten Klotz im Schlafzimmer haben? Hier zu sehen: Das Bett mit Kopfteil Cushion, dessen Form – der Name deutet es bereits zart an – an ein Kissen erinnert. Der Rahmen ist in zehn Farben, acht Breiten und drei Längen erhältlich; vier unterschiedliche Kopf- und drei Fußteile stehen zur Auswahl, außerdem diverse Bezugsstoffe. Zahllose Designoptionen also, die dafür sorgen, dass sich das Bett vor allem bei Individualisten zu Hause fühlt.
Rolf Benz Hingucker bei Sono ist die Rautenraffung des Kopfpolsters. Für Rückenschale, Polster und Bettumrandung können Bezugsstoffe gemixt werden. Mit verschiedenen Matratzensystemen zu haben. Ab ca. 4250 Euro. rolf-benz.com
— Ca. 3645 Euro. auping.com
Zeitraum Durch die fließende Form des Holzrahmens und die stabilen Rückenkissen ist Friday Night nicht nur Bett, sondern auch Sofa, Kinosessel und Frühstücks-Lounge. Ab ca. 3810 Euro. zeitraum-moebel.de
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Contemporary trips was uns jetzt in Fahrt bringt
Š LE DUO
Schanghai
Miami
New York City
London
Sydney
Moskau
Paris
Rio de Janeiro
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ID-URBAN SPIRIT
»Venedig ist, als würde man eine ganze Schachtel Likörpralinen auf einmal aufessen.« Truman Capote (1924–1984)
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Venedig
© DAGMAR SCHWELLE/LAIF
Kanal voll?
Jeder erliegt früher oder später dem unwiderstehlichen Postkartencharme Venedigs. Doch die Lagunenstadt ist nicht bloß ein von Touristenmassen durchströmtes Freilichtmuseum. Hier trifft sich auch die internationale Kunstszene, hier zeigt sich die Lust der Venezianer an Innovation und Veränderung. Und ein paar ruhige Ecken gibt es tatsächlich auch noch. Text Olivier Reneau + Jasmin Jouhar / Fotos Young-Ah Kim
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uss man Venedig noch vorstellen? Jeder hat doch schon mal vom Canale Grande, der Rialtobrücke oder den Gondolieri gehört. Aber das ändert nichts daran, wie einzigartig die Stadt tatsächlich ist. Vor mehr als 1500 Jahren auf Inseln in der sumpfigen Lagune gegründet, kann man sich hier bis heute lediglich zu Fuß oder per Boot fortbewegen. Als bedeutende Hafenstadt des Mittelalters und der Renaissance war Venedig lange ein europäisches Tor zu Orient und Asien, Treffpunkt für Händler und Reisende, die Waren und Wissen austauschten. So pflegte die Seerepublik über Jahrhunderte eine doppelte Identität als Wirtschafts- und Kulturzentrum. Künstler aus ganz Europa zog es hierher, angefangen bei italienischen Meistern wie Tizian, Veronese, Tintoretto, Goldoni oder Vivaldi. Das heutige Venedig betört mit seinem unwiderstehlichen Postkartencharme, mit einer sagenhaften Dichte von wasserumspülten Palästen, Kirchen und Klöstern, die den Eindruck vermitteln, die Zeit sei stehen geblieben – wären da nicht die Touristenmassen, die jedes Jahr per Flugzeug, Auto, Zug oder auf einem der monströsen Kreuzfahrtriesen anreisen, die sich durch den Guidecca-Kanal schieben. Mittlerweile besuchen rund 30 Millionen Menschen pro Jahr die
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Lagunenstadt. Genauer gesagt den Markusplatz, die Rialtobrücke und die Gassen dazwischen – in der Hauptsaison ist hier kaum noch ein Durchkommen. »Zum Glück kennen sich die Venezianer gut aus und wissen, wie sie der Menge entgehen können«, sagt Raffaele Alajmo. »Sie benutzen niemals die ausgeschilderten Wege, die zu den Sehenswürdigkeiten führen und echte Touristenmagnete sind.« Der Gastronom führt mit seiner Familie das Caffè Quadri mit großer Terrasse direkt am Markusplatz. Eine Institution, die aber nicht in der Vergangenheit stehen geblieben ist. »Vor zwei Jahren haben wir Philippe Starck mit der Restaurierung beauftragt. Mit ihm hatten wir schon in Paris beim Caffè Stern zusammengearbeitet. Er hat dem historischen Dekor wieder Glanz verliehen und viele zeitgenössische Details einfließen lassen, die dem Ort etwas Spielerisches verleihen. Zum Beispiel das halb verrostete Caféschild, das auf das berühmte ›Acqua alta‹ anspielt, das jährlich im Winter wiederkehrende Hochwasser«, sagt Alajmo. Außerdem hat das Restaurant jetzt eine innovative Speisekarte, zusammengestellt von seinem Bruder Max, der Klassikern der venezianischen Küche ein kreatives Update verpasst hat. Eine Haltung, die auf der illustren Piazza San Marco auch von anderen geteilt
© REGINA RECHT/SEASONS AGENCY
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1/ Philippe Starck gestaltete die Räume des Caffè Quadri neu. Auf dem Rubelli-Wandteppich verewigte er Porträts der Betreiber. 2/ Martin Bethenod ist Direktor der Sammlermuseen Palazzo Grassi und Punta della Dogana. 3/ Garten der von Carlo Scarpa gestalteten Fondazione Querini Stampalia, einer 1869 vom Grafen Giovanni Querini gegründeten Kultureinrichtung, die neben einer Bibliothek auch ein Museum mit wechselnden Ausstellungen birgt. Rechte Seite Hauptwerk von Tizian Galleria dell’ Accademia in der Scuola Grande di Santa Maria della Carità, heute Teil der Gallerie dell’ Accademia di Belle Arti. Das Haus besitzt eine bedeutende Sammlung mit Werken venezianischer Meister wie Bellini, Veronese, Tiepolo oder Canova.
1
2
wird: etwa von der Glasmanufaktur Venini, die in ihrem Geschäft Stücke zeitgenössischer Designer wie Ron Arad oder Emmanuel Babled verkauft. Wunderbar auch der ehemalige Showroom von Olivetti, den der venezianische Architekt und Designer Carlo Scarpa in den 50er-Jahren gestaltet hat. Seit der Sanierung 2010/11 ist der Laden ein kleines Museum.
Reiz der Kontraste Der Massentourismus und die damit verbundenen Probleme vermitteln vielleicht ein anderes Bild, aber das Venedig der Gegenwart lebt von diesem Spiel der Kontraste, dem Gegensatz von Alt und Neu, von traditionell und zukunftsweisend. Denn den wirtschaftlichen und kulturellen Machern der Stadt war stets bewusst, dass es Innovation braucht, um keinen Stillstand zu provozieren. Das zeigte sich beispielsweise Ende des 19. Jahrhunderts, als der Stadtrat beschloss, eine große internationale Kunstausstellung zu veranstalten und sie alle zwei Jahre zu wiederholen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Biennale di Venezia zu einem Zentrum der zeitgenössischen Kunst. Das zog auch die amerikanische Sammlerin Peggy Guggenheim an, die in den 50ern Jahren den unfertigen Palazzo Venier dei Leoni am Canale
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© SABRINA ROTHE
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Grande erwarb. Dort beherbergte sie ihre Künstlerfreunde und richtete mit ihrer Sammlung ein Museum ein – vielleicht eine Inspiration für den Unternehmer und Sammler François Pinault, der 2005 entschied, ein Museumsprojekt in der Nähe von Paris aufzugeben und stattdessen die Kunst im Palazzo Grassi auszustellen. Zwei Jahre später übernahm Pinault das ehemalige Zollgebäude an der Punta della Dogana, um auch dort die Werke seiner Sammlung und große Einzelausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu zeigen. »Derartige Flächen in historischen Gebäuden sind im Gegensatz zu ›White Cubes‹, die häufiger zur Präsentation zeitgenössischer Kunst gewählt werden, sehr inspirierend für Künstler wie auch für Kuratoren«, sagt Martin Bethenod, Direktor von Palazzo Grassi und Punta della Dogana. »Im Kontext einer solchen Stadt sieht man die Werke nicht auf dieselbe Weise. Und Venedig entpuppt sich als kosmopolitische und dynamische Drehscheibe für die zeitgenössische Szene, mit enorm vielen Strukturen und Initiativen in diesem Bereich«, führt er aus. Tatsächlich ist Pinault mit seinem Engagement für die Gegenwartskunst nicht mehr allein: Die Mailänder Fondazione Prada unterhält seit 2011 einen Ableger im Palazzo Ca’ Corner;
1/ Vor der Chiesa di San Lorenzo, die die Stiftung Thyssen-Bornemisza seit diesem Jahr als Ocean Space bespielt: Catarina ist mitverantwortlich für die Belebung der Kirche durch Ausstellungen, Konferenzen und Workshops. 2/ Die Fassade eines Palastes am Canale Grande – mit typisch venezianischer Architektur und dem obligatorischen Anleger. 3/ Das ehemalige Handelshaus der deutschen Kaufleute – der Fondaco dei Tedeschi – wurde von Rem Koolhaas (OMA) zu einem Luxuskaufhaus umgebaut. Rechte Seite Rushhour der Wassertaxis auf dem Canale Grande vor der Kirche Santa Maria della Salute. Direkt daneben befindet sich die Punta della Dogana, einer der beiden Ausstellungsorte der Pinault-Sammlung.
ID-URBAN SPIRIT
1
2
die Fondazione Giorgio Cini hat das Projekt »Le Stanze del Vetro« auf der Insel San Giorgio Maggiore initiiert, das sich historischer und zeitgenössischer Glaskunst widmet; die Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Foundation steht hinter Ocean Space, mit dem sie seit diesem Jahr die Chiesa di San Lorenzo bespielt. Man kommt zwischen März und November nicht mehr nach Venedig, um sich lediglich die Kunst- oder Architekturbiennale in den Giardini und im Arsenale anzusehen, sondern um gleich eine ganze Woche das Kulturangebot der Stadt zu genießen. Ein Phänomen, das auch die Hotelszene beeinflusst hat. Die Hoteliers haben ihr Angebot diversifiziert, als Alternative zum quasi historischen Standard der Palazzi am Canale Grande. Mit dem von Philippe Starck gestalteten Palazzina Grassi empfing 2009 das erste Designhotel seine Gäste. Auch große internationale Ketten wie Aman, Kempinski, Marriott oder NH haben neue Häuser eröffnet, die auf Premiumund Geschäftskunden ausgerichtet sind. Die gleiche Entwicklung lässt sich bei den Luxusgeschäften beobachten, von denen sich immer mehr in der Stadt ansiedeln. Der bisherige Höhepunkt: die Umwandlung des Palazzo Fondaco dei Tedeschi in ein Kaufhaus für luxuriöse Mode. Doch die Besucher sollten
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3
sich auf jeden Fall über San Marco und den Canale Grande hinaus auf die Lagune wagen. Mit einem Ausflug zu einer der kleineren Inseln lernt man diese einzigartige Stadt erst so richtig kennen. Während Murano mit seiner großen Glastradition und Burano mit den farbenfrohen Häusern recht überlaufen sind, geht es woanders ruhiger zu. Das gilt etwa für Torcello, wo sich einst die ersten venezianischen Siedler niederließen und dessen Kathedrale ein echtes Schmuckstück ist. Lohnend ist auch Mazzorbo mit dem ältesten Weinberg der Lagune. Nach kaum einer Dreiviertelstunde Fahrt mit dem Vaporetto, dem öffentlichen Verkehrsmittel Venedigs, eröffnet sich eine ursprüngliche Welt: eine Landschaft aus Sandbänken, die über der Wasseroberfläche liegen, aber nicht begehbar sind. Es gibt ein Ökosystem aus Sümpfen und Fischgründen, die nur mit kleinen Booten zugänglich sind. Zurück auf der Hauptinsel und erholt von den Touristenmassen, hat man erst recht ein Auge für das authentische Venedig. Für den kleinen Platz, auf dem Kinder Basketball (venezianischer Lieblingssport!) spielen, für das Bistro, das für drei Euro einen Spritz serviert, für die versteckte Trattoria oder das Haushaltswarengeschäft, das Siebe und Besen verkauft statt gläserner Souvenirs »made in China«.
1/ 40 Minuten sind es per Vaporetto von den Fondamente Nuove bis zur kleinen Insel Burano, die für ihre bunten Häuser bekannt ist. Es empfiehlt sich ein Aufenthalt in einem der Gästehäuser des Weinguts Venissa. 2/ Das Restaurant im Hotel JW Marriott vermittelt seinen maximal 30 Gästen etwas von der Grandezza der Lagunenstadt. Seit April kümmert sich Sternekoch Fabio Trabocchi um die Speisekarte. 3/ Auf dem Markusplatz serviert das Personal des Caffè Quadri im traditionell cremefarbenen Jackett Kaffee, Spritz oder Bellini – Speisen sind auf der illustren Piazza streng verboten. Rechte Seite Abendstimmung auf dem Kai am Markusplatz – mit dem Blick auf die Insel San Giorgio Maggiore. © GEORG KNOLL/LAIF
durchquert, eines der innovativsten Multimedia-Museen Italiens: Das M9 (M9digital.it) residiert in einem außergewöhnlichen Bau von Sauerbruch Hutton am ehemaligen Standort eines Klosters aus dem 16. Jahrhundert und widmet sich der Geschichte Italiens des 20. Jahrhunderts.
UNTERNEHMUNGEN Besuchen Sie eines der zahlreichen Museen – Gallerie dell’Accademia, Museo Correr, Scuola Grande di San Rocco, Blick auf Rialto – von der Dachterrasse des Kaufhauses T Fondaco dei Tedeschi – ein perfekter Ort für ein Abendessen.
Ca’ Rezzonico und Ca’ Pesaro sind alle eine Visite wert; wohnen Sie
UNTERWEGS IN VENEDIG
einer Aufführung im Teatro La Fenice bei, am besten einer italieni-
ANKOMMEN
oder per Wassertaxi
als Seemacht beim Han-
435 Brücken) in einer
schen Oper; machen Sie
Venedigs Flughäfen
(20 bis 30 Minuten je
del zwischen Europa
Lagune im Adriatischen
es sich auf einer Café-
Marco Polo und Treviso
nach Ziel) für 160 Euro
und dem Rest der Welt.
Meer ein, die 550 Qua-
Terrasse mit einem Bel-
werden von vielen deut-
(vier Personen). In
Dank stetem Wissens-
dratkilometer groß ist.
lini (Cocktail aus Pfirsich-
schen Städten angeflo-
Venedig kommt man zu
austausch ist die Stadt
Seit 1987 sind Stadt und
saft und Prosecco) oder
gen. Von München aus
Fuß oft schneller voran,
zu einer wichtigen
Lagune Weltkulturerbe.
einem Spritz (Aperol,
ist Venedig in gut sieben
da Vaporettos und Was-
Kulturstätte geworden.
Stunden mit dem Zug zu
sertaxis nicht jede Adres-
Persönlichkeiten wie
AUSFLÜGE
wasser) bequem; schlen-
erreichen – eine Fahrt
se ansteuern. Eine
Marco Polo, Tizian,
Bei einem mehrtägigen
dern Sie zwischen den
durch schöne Landschaf-
Vaporetto-Fahrt kostet
Tintoretto, Veronese,
Aufenthalt lohnt sich
Gräbern auf dem Fried-
ten und eine klima-
7,50 Euro. Zudem gibt es
Goldoni oder Vivaldi
eine Fahrt zu den vielen
hof der Insel San Michele;
freundliche Alternative.
Pässe für einen, zwei,
haben die Entwicklung
Inseln in der Lagune,
sehen Sie sich zur Einstim-
drei oder sieben Tage
der Lagunenstadt zur
die oft nicht ganz so über-
mung »Der Tod in Vene-
INFORMATIONEN
(20, 30, 40 und 60 Euro),
Kulturmetropole geprägt.
laufen sind. Für Strand-
dig« von Luchino Visconti
Touristeninformation:
die allerdings keinen
Die Bauweise auf
fans bietet sich die lang
an – oder lesen Sie
veneziaunica.it
Flughafentransfer bein-
Pfählen, die Pracht der
gestreckte Halbinsel
die gleichnamige Novelle
comune.venezia.it
halten. Rechnen Sie für
Palazzi, die zahlreichen
Lido an; wer malerische
von Thomas Mann.
eine Fahrt im Wassertaxi
Sakralbauten (84 Kir-
Ecken der Lagune ent-
UNTERWEGS
mit 60 bis 80 Euro. Bis
chen), das Labyrinth der
decken möchte, fin-
FESTIVALS
Für den Transfer in die
zu 150 Euro kostet die
Gassen und Kanäle
det auf Murano Glas-
• 58. Biennale di Venezia,
Stadt gibt es drei Optio-
Fahrt zu manchen Inseln.
machen die Stadt zu
handwerk, auf Burano
noch bis 24. Novem-
einem weltweit einzig-
farbenfrohe Fischer-
ber 2019
nen: per Alilaguna-Boot
210
Prosecco und Mineral-
(35 bis 40 Minuten bis
KURZPROFIL
artigen Ort. Aber Vene-
häuser und auf Torcello
• 17. Biennale Architet-
Fondamente Nouve oder
Das rund 1500 Jahre alte
dig umfasst nicht nur die
eine mittelalterliche
tura, 23. Mai bis
Rialto) für 15 Euro, per
Venedig verdankt seinen
gleichnamige Insel, son-
Basilika. Seit 2018 gibt
29. November 2020
Bus (25 Minuten bis Piaz-
historischen Reichtum
dern schließt 121 In
es in Mestre, das
• Carnevale di Venezia,
zale Roma) für 8 Euro
der strategischen Rolle
seln (verbunden durch
man im Flughafenbus
8. bis 25. Februar 2020
© CARLA FUENTES
ID-URBAN SPIRIT
UNSERE LIEBLINGSHOTELS IN VENEDIG Erst wenn man in einem der aufwendig restaurierten Palazzi sanft einschlummert oder in einem Zimmer mit Blick aufs Wasser aufwacht, ist man richtig angekommen. Zum Glück hat Venedig fast so viele gute Hotels wie Brücken und Kanäle.
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1
2
3
4
5
6
Luxuriös
Authentisch
Fischerhäuser auf der
das Restaurant stilvoll
Polo), der Eingang ist
Belmond Hotel
Venissa & Casa
Nachbarinsel Burano.
eingerichtet. Gathys
diskret am Ende einer
Cipriani (1)
Burano (2)
Fondamenta Santa
moderne Handschrift
Sackgasse versteckt.
Von der Spitze der Insel
Die Insel Mazzorbo ist
Caterina, 3, Mazzorbo.
verleiht dem historischen
Der Palazzo Barbarigo
Giudecca gelangt man
ein Tor zur wilden
venissa.it
Bau eine subtile Dyna-
wird von einer Familie
in wenigen Minuten ins
Schönheit Venedigs.
mik. Für die exzellente
geführt, der die Privat-
Zentrum und kann
Vor 20 Jahren beschloss
Historisch
Küche ist Davide
sphäre ihrer Gäste
sich ebenso schnell wie-
die Familie Bisol, die
Aman Venice (3)
Adani verantwortlich.
ebenso am Herzen liegt
der zurückziehen, um
Weinproduktion auf der
Das Hotel ist auf zwei
Palazzo Papadopoli,
wie höchster Komfort.
die Ruhe und den Blick
ältesten Parzelle der
luxuriösen Etagen eines
Calle Tiepolo, 1364,
Calle Corner, Sestiere
auf die Lagune zu genie-
Lagune (ein Hektar)
Palazzos aus dem 16.
Sestiere San Polo.
San Polo, 2765.
ßen. Der Inhaber von
wiederzubeleben. Rasch
Jahrhundert am Canale
aman.com
palazzobarbarigo.com
Harry’s Bar eröffnete
folgte ein gastronomi-
Grande untergebracht.
1958 diesen mythi-
sches Angebot, um
Unter Beibehaltung des
Prunkvoll
Glamourös
schen Ort, der nicht nur
den Wein bekannter
historischen Dekors
Palazzo Barbarigo (4)
Palazzina (5)
bei Promis auf der
zu machen. Zu den
hat der belgische Archi-
Von den 18 Zimmern
Gleich neben dem
Durchreise beliebt ist.
Zimmern des Weinguts
tekt Jean-Michel Gathy
dieses Hauses blickt man
Palazzo Grassi liegt die
Giudecca, 10.
kamen weitere hin-
die 24 Zimmer und
aufs Wasser (Canale
von Philippe Starck
belmond.com
zu, verteilt auf drei
Suiten, die Salons und
Grande und Rio de San
gestaltete Palazzina
7
Grassi. Der Designer
besonderen Aufenthalt.
regelrechtes Resort
individuelle, charmante
Lage!
hat dem Mini-Palast
Die Suiten sind teilweise
mit 16 Hektar Land,
Hotels spezialisiert hat,
Corte di Gabriela
einen außergewöhnlich
miteinander verbun-
266 Zimmern, Suiten
baut ihr Angebot mit
Das Viersternehotel in
glamourösen Charme
den und verfügen jeweils
und Villen, vier Restau-
einer neuen Adresse am
einem Palast aus dem
verliehen. Wie man es
über eine Küche. Der
rants, zwei Pools,
Zattere-Kai weiter aus.
19. Jahrhundert liegt mit-
von Starck kennt, spielt
Service ist ebenso zuvor-
einem Spa, Veranstal-
In den 33 Zimmern zeigt
ten im Zentrum, einge-
er in den 26 Zimmern
kommend wie diskret.
tungsflächen und
Interior-Designerin
bettet zwischen Canale
und der Restaurant-
Campiello
vielem mehr – ein
Dorothée Meilichzon
Grande, Piazza San
Lounge mit verschie-
Querini Stampalia,
luxuriöses Dorf, in dem
mit starken Farben,
Marco, Rialto und dem
denen Genres
Castello, 4425 und
man nichts vermisst.
postmodernen Zitaten
Palazzo Grassi. Die
und Stilrichtungen.
Dorsoduro, 724.
Isola delle Rose,
und Antiquitäten ihr
elf geräumigen Suiten
San Marco, 3247.
thecharminghouse.com
Laguna di San Marco.
Können, im Restaurant
sind luxuriös und kom-
jwvenice.com
kocht der Italo-Franzose
fortabel eingerichtet, im
Giovanni Passerini
charmanten Innenhof
palazzinagrassi.com Unvergesslich Individuell
JW Marriott Venice (7)
Deko
köstliche Gerichte.
genießt man bis elf Uhr
The Charming House (6)
Auf der Roseninsel hat
Il Palazzo Experimental
Fondamenta Zattere,
ein köstliches Frühstück.
Hier bieten Apartments
Marriott ein für Venedig
Die Experimental Group
1410, Dorsoduro.
Calle degli Avvocati –
mit allen Annehmlich-
wirklich einzigartiges
(siehe auch Seite 232),
palazzoexperimental.
3836 San Marco.
keiten eines Hotels einen
XXL-Hotel eröffnet: ein
die sich auf höchst
com
cortedigabriela.com
213
ID-URBAN SPIRIT
BESSER ESSEN IN VENEDIG Über die italienische Küche muss man nicht viele Worte verlieren. In Venedig macht sie noch glücklicher als anderswo – wenn man die richtigen Restaurants und Trattorien kennt. Und, ja: Die gibt es auch in Zeiten des Touristenbooms noch.
1
2
3
4
5
6
Exklusiv
übervoll zurücklässt,
sert. Das zweite Restau-
kulinarische Wiederbe-
Für Feinschmecker
Fiola (1)
sondern mit einem
rant, das Il Ristoran-
lebung Venedigs. Nach
Ristorante Quadri (4)
Unter den gastronomi-
wohligen Gefühl.
te im Herzen des
Stationen im Tickets
Das Quadri ist in Venedig
schen Angeboten des
JW Marriott, Isola
Weinbergs, ist raffinier-
(Barcelona) und Noma
eine Institution und
JW-Marriott-Hotels ist
delle Rose, Laguna di
ter und eigenwilliger –
(Kopenhagen) kre-
das einzige Restaurant
das Fiola das Sahne-
San Marco.
dort kocht Chiara Pavan,
iert der junge Koch
am Markusplatz. Vom
häubchen. Das mit einem
jwvenice.com
die 2019 von »Le Guide
Marco Galtarossa dort
Speisesaal in der
de L’Espresso« zur
Gerichte, die kunst-
ersten Etage genießt
Stern ausgezeichnete
214
Restaurant wurde von
Doppelspiel
besten Köchin Italiens
voll, saisonal und zugleich
man einen tollen
Fabio Trabocchi über-
Venissa (2)
gekürt wurde.
immer wunderbar ita-
Blick auf die von Tou-
nommen, der die Karte
Das Weingut Venissa in
Fondamenta Santa
lienisch sind. Im
risten überlaufene Piazza
runderneuert hat.
Mazzorbo wartet mit
Caterina, 3, Mazzorbo.
Restaurant wechseln
und kann sich über
Der Koch ist Experte
zwei Restaurants auf. In
venissa.it
sich historische Paneele
Ruhe, exzellenten
für das, was im angel-
der Osteria kommt
und Designmöbel ab,
Service und eine der
sächsischen Sprach-
marktfrische klassische
Zeitgenössisch
der Service ist
besten Küchen der
raum mediterranean
Küche auf den Tisch:
Zanze XVI (3)
äußerst freundlich
Stadt freuen: Seit der
Comfort Food heißt:
Antipasti, Pasta, Haupt-
Diese alte Trattoria in
und zuvorkommend.
Übernahme durch
raffinierte Mittelmeer-
gang – und natürlich
der Nähe der Piazzale
Santa Croce, 231.
die Familie Alajmo wurde
Kost, die einen nicht
ein traditionelles Des-
Roma steht für die
zanze.it
das Angebot auf ein
7
noch höheres Niveau
Golden
Restaurant geöffnet. Wie
Einsteiger. Neben
reservieren, denn das
gehoben. Oben bietet
Amo (5)
im Quadri hat Philippe
zahlreichen Klassikern
seit 30 Jahren von
Massimiliano Alajmo
Die zweite venezianische
Starck eine offene,
werden elaborierte
derselben Familie
(drei Sterne im Calandre
Adresse der Familie
dezent verspielte Archi-
Mixgetränke in Erinne-
geführte Restaurant ist
in Padua) eine exklu-
Alajmo befindet sich im
tektur geschaffen, die
rung an große Seefahrer
ein Musterbeispiel der
sive Küche, während
Atrium des legendären
mit dem historischen
serviert – derzeit ist
venezianischen Trattoria.
man im Gran Caffè
Kaufhauses T Fondaco
Rahmen verschmilzt.
der englische Freibeuter
Meeresfrüchte haben
Quadri im Erdgeschoss
dei Tedeschi bei der
T Fondaco dei Tedeschi,
und Entdecker, Vize-
einen Ehrenplatz in der
die Trattoria-Tradition
Rialto-Brücke. Max
Calle del Fontego dei
admiral und Weltum-
Karte, für deren Ge-
pflegt. Vergangenes
Alajmo hat passend zur
Tedeschi, Ponte di Rialto.
segler Sir Francis Drake
richte jeden Morgen auf
Jahr gestaltete Philippe
Location eine Karte
alajmo.it
(1540–1596) an der Reihe.
dem benachbarten
Starck die Räumlich-
entwickelt, die für
Fondamenta Frari, 2564.
Rialto-Markt eingekauft
keiten neu und versah
die Shopping-Pause
Auf ein Glas
Ilmercantevenezia.com
wird. Die Atmosphäre
sie mit kleinen Spiele-
wie gemacht ist – ob
Il Mercante (6)
reien – die Substanz
Tee, kleiner Snack oder
Gegenüber der Kirche
Ein echter Fang
kommt völlig ohne
blieb dabei glück-
ein Dinner für zwei.
Santa Maria Gloriosa
Antiche Carampane (7)
die gängigen Touristen-
licherweise erhalten.
Denn während abends
dei Frari begeistert
Hierher kommt niemand
klischees aus.
Piazza San Marco, 121.
die Luxusgeschäfte
Il Mercante Cocktail-
zufällig – und das ist
San Polo, 1911.
alajmo.it
schließen, bleibt das
kenner ebenso wie
gut so. Und man sollte
antichecarampane.com
ist gemütlich und
215
ID-URBAN SPIRIT
DIE BESTEN SHOPPING-ADRESSEN IN VENEDIG Klar, es gibt die üblichen Luxusläden für Kreuzfahrttouristen. Aber eben auch traditionelle Kunsthandwerker, exzellente Designer, kreative Künstler. Versteckt in den Seitenstraßen, finden sich daher noch immer viele besondere Adressen.
1
2
3
4
5
6
Schwarz & stark
80-Jährige sowie ihre
Möbeln. Die Brüder
Eigenwillig
Namen gab, hat offenbar
Antica Torrefazione
Enkelinnen, die die
Gianni und Massimo
Libreria Acqua Alta (3)
einige Spuren hinter-
Caffè Girani (1)
Tradition am Leben
Boselli haben sich
Erwarten Sie bloß nicht,
lassen – dass diese nicht
In Italien trank man
halten. Die Mischungen
vor acht Jahren in einem
dass die Bücher hier
beseitigt wurden, tut
schon exzellenten
werden gleich nebenan
eleganten Showroom
wie in einer Bibliothek
dem Charme des
Kaffee, als bei uns noch
nach den geheimen
nahe der Universität
angeordnet sind! Acqua
Ladens keinen Abbruch.
dünne Plörre aus der
Rezepten von Giuseppe
Ca’ Foscari niedergelas-
Alta ist eine Buch-
Calle Longa Santa
Filterkaffeemaschine
geröstet und heißen
sen, abseits des Tru-
handlung, deren Räume
Maria Formosa, 5176 b.
kam. So auch hier: Caffè
Casanova oder Rosina.
bels. Sie sind für das
irgendwo zwischen
facebook.com/
Girani wurde 1928 von
Sestiere Castello/
Angebot verantwortlich,
der Höhle Ali Babas und
libreriaacquaalta
Venedigs legendärem
Calle Giazzo, 3727.
das die großen italieni-
einem Kuriositätenka-
Fußballer Giuseppe
Tel.: +39 041 721 500
schen Marken von
binett angesiedelt sind:
Gefaltet
Cassina bis De Padova
Neue und gebrauchte
Paper Oowl (4)
Girani gegründet und
216
ist die älteste handwerk-
Souverän
umfasst, aber auch
Bücher sind dort bunt
Die Papierverarbeitung
liche Kaffeerösterei
Boselli (2)
nordeuropäisches De-
gestapelt, eine Gon-
ist eine veneziani-
der Stadt, die noch in
Seit 60 Jahren findet
sign beinhaltet.
del dient als Verkaufs-
sche Tradition, die über
Betrieb ist. Heute
man im Hause Boselli
Calle de la Madona,
ständer. Das berühmte
viele Jahrhunderte
sind es Giranis Tochter
eine exzellente Auswahl
2241 b, Dorsoduro.
Hochwasser, das
zurückreicht. Stefania
Gigliola, eine fidele
an Designobjekten und
bosellivenezia.it
der Buchhandlung ihren
Giannici entwickelte
7
ihre Leidenschaft für
boutiquen eine weitere
Kristallin
entstammt. Der Laden
tionen für kleines Geld
Papier durch die
Dimension hinzuge-
Sogni (6)
ist auf außergewöhn-
zu haben. Wer sich lieber
japanischen Origamis,
fügt. Das erste richtige
Man könnte achtlos
liche Vintage-Stücke
an gutes Design und
die sie als Kind faltete.
Kaufhaus der Stadt
am schmalen Schaufens-
spezialisiert – teils von
große Namen hält, sollte
Ihr Geschäft quillt
führt auf drei Etagen
ter des Antiquitäten-
bekannten Designern
bei Venini vorbeischau-
über vor Papierobjekten
rund 30 Marken
geschäfts im Viertel der
wie Carlo Scarpa,
en: Der 1921 in Murano
jeglicher Art, funktio-
(Dolce & Gabbana, Dior,
Frari-Kirche vorbeige-
Lino Tagliapietra oder
gegründete Glasher-
nal oder dekorativ,
Chloé, Prada …). Von
hen. Dann würde man
Thomas Stearns. Die
steller hat sein erstes
alle selbst ausgewählt
der Dachterrasse hat
allerdings seltene Glas-
Preise sind über-
Geschäft auf dem
oder hergestellt.
man einen fabelhaften
kreationen aus Vene-
raschend vernünftig.
Markusplatz eröffnet.
Santa Croce, 2155.
Blick auf die Gegend
dig verpassen, wie man
Santa Croce, 2135
Hier gibt es Glaskrea-
paperoowl.com
rund um die Rialtobrü-
sie hier kaum ein zwei-
cke – und das hauseigene
tes Mal findet. Nicht
Glaskunst
arbeit mit renommier-
Luxuriös
Restaurant Amo bietet
zufällig ist die Chefin die
Venini (7)
ten Designern wie etwa
T Fondaco dei Tedeschi
passende Gerichte für
Ehefrau des Glaskünst-
Auf Muranoglas trifft
Carlo Scarpa oder
by DFS (5)
die Shopping-Pause an.
lers Francesco Barbini,
man in der Lagunen-
Alessandro Mendini
Mit der Eröffnung 2016
Calle del Fontego dei
der einer berühmten
stadt überall – selbst in
entstanden sind.
hat T Fondaco Vene-
Tedeschi, Ponte di Rialto.
Familie von Spiegelfabri-
Touristen-Shops sind
San Marco, 314.
digs Luxus- und Mode-
dfs.com
kanten von Murano
die bunten Glaskrea-
venini.com
tionen, die in Zusammen-
217
ID-URBAN SPIRIT
AUF KULTURTOUR DURCH VENEDIG Geschichte, Kunst und Architektur, wohin man blickt: Die Stadt selbst ist ein begehbares Museum. Doch hinter den Fassaden antiker Palazzi warten auch Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst auf neugierige Besucher.
1
2
3
4
5
6
Zeitgenössisch
»La Pelle – Luc Tuymans«,
Eco-arty
workshops für die
finanzielle Probleme
Palazzo Grassi (3)
noch bis 6. Januar 2020).
Ocean Space (2)
Öffentlichkeit erlebbar
geriet. 1948 übernahm
Als der französische
Campo San Samuele,
Die Stiftung Thyssen-
zu machen.
Peggy Guggenheim
Unternehmer und
3231. palazzograssi.it
Bornemisza hat bei der
Chiesa di San Lorenzo,
diesen geschichts-
Restaurierung der seit
Campo San Lorenzo.
trächtigen Ort, um eine
tba21.org
der schönsten Samm-
Kunstsammler François
218
Pinault 2005 den Palazzo
Konsequent
dem Ersten Weltkrieg
Grassi vom italienischen
Punta della Dogana (1)
geschlossenen Chiesa di
Milliardär und Fiat-Chef
Zusätzlich zum Palazzo
San Lorenzo nicht
Klassische Moderne
in Europa aufzubauen.
Gianni Agnelli übernahm,
Grassi übernahm Pinault
gegeizt. Die Mission der
Peggy Guggenheim
Noch bis zum 27. Januar
machte er den Palast
auch die seit Jahren leer
Einrichtung: mit Kunst
Collection (4)
2020 feiert die Schau
aus dem 18. Jahrhundert
stehende Zollstation
die Meere retten. Der
In einem flachen
»Peggy Guggenheim. The
zum Museum und Sitz
Punta della Dogana und
Ocean Space verfolgt
Gebäude am Canale
Last Dogaressa« das
seiner bedeutenden
ließ sie von Tadao Ando
das Ziel, künstlerische
Grande residiert die
Leben der exzentrischen
Sammlung zeitgenössi-
umbauen. In einer
Praktiken mit ökolo-
Peggy Guggenheim
Sammlerin im Venedig
scher Kunst. Jedes
einzigen Ausstellung pro
gischem Engagement zu
Collection. Der Bau
der 50er und 60er Jahre.
Jahr werden von März
Jahr zeigt Pinault Werke
verbinden – und mit
wurde im 18. Jahrhundert
Palazzo Venier dei
bis November monothe-
aus seiner Sammlung.
wechselnden Kunstaus-
nicht fertiggestellt,
Leoni, Dorsoduro,
matische Ausstel-
Dorsoduro, 2.
stellungen, Konfe-
da der Geldgeber, die
701–704.
lungen gezeigt (derzeit
palazzograssi.it
renzen und Forschungs-
Familie Venier, in
guggenheim-venice.it
lungen moderner Kunst
7
Fifties
Vielschichtig
Epochen und Kunststile
Vielseitig
soll. Die »Laguna Viva«
Negozio Olivetti (5)
Palazzo Fortuny (7)
gegenüberstellte.
V-A-C Foundation
(Lebende Lagune) ist
Das Negozio Olivetti
Das Museum trägt den
San Marco, 3958.
2017 eröffnete die
ein Salzwiesengarten,
ist eines der wichtigsten
Namen seines letzten
fortuny.visitmuve.it
Moskauer Stiftung eine
der in zwei großen Tanks
Projekte des venezia-
Besitzers, des Universal-
Dependance in einem
untergebracht und
nischen Designers und
künstlers Mariano
Avantgarde
Palazzo mit Blick auf den
mit kunstvollen Fliesen-
Architekten Carlo
Fortuny, der hier lebte
Fondazione Prada (6)
Canale della Giudecca,
mustern versehen ist.
Scarpa, das auch heute
und arbeitete. Seit
Die venezianische
die Platz für Ausstellun-
Inspiriert von der vene-
noch mit seiner Wärme
1965 gehört das Gebäu-
Dependance der Fon-
gen und Künstlerresi-
zianischen Lagune,
und Eleganz fasziniert.
de der Stadt, die dort
dazione Prada in der
denzen bietet. Im Früh-
wurde das Projekt vom
Der Showroom, in dem
zehn Jahre später dank
Palazzo Ca’ Corner della
jahr 2018 startete
Londoner Architek-
früher Schreibmaschi-
zahlreicher vererb-
Regina beherbergt
die Stiftung zwei neue
tur-, Design- und Kunst-
nen verkauft wurden, ist
ter Objekte das Fortuny-
einmal pro Jahr eine
Langzeitprojekte in
kollektiv Assemble
heute ein kleines Muse-
Museum eröffnete. Es
Ausstellung (»Jannis
Zattere: Das Restaurant
gemeinsam mit We Are
um, das die Einrichtung
zog neue Aufmerksam-
Kounellis« noch bis
Sudest 1401 ist ein
Here Venice und Granby
Scarpas für die Nach-
keit auf sich, als
24. November).
soziokulturelles Projekt,
Workshop entwickelt.
welt erhält.
der Kunsthändler Axel
Ca’ Corner della Regina,
bei dem das Essen
V–A–C Zattere,
Piazza San Marco, 101.
Vervoordt hier zur
Santa Croce, 2215.
unterschiedliche Kul-
Dorsoduro 1401.
negoziolivetti.it
Biennale verschiedene
fondazioneprada.org
turen zusammenbringen
v-a-c.ru
219
© NENI STUDIO
ID-JETLAG
220
Luca Nichetto Mit Witz und Leichtigkeit verbindet er die Designtraditionen Italiens und Skandinaviens zu einer ganz eigenen Formensprache – und schöpft dabei aus seiner Biografie: Luca Nichetto wuchs, umgeben von traditioneller Handwerkskunst, auf der venezianischen Insel Murano auf, studierte in Venedig Kunst und Industriedesign, gründete 2006 sein Kreativstudio und zog vor gut zehn Jahren nach Stockholm. Das Reisen bestimmt seinen Alltag: Als Fachmann für Glas und Licht entwirft er weltweit für Unternehmen wie Salviati, Foscarini, Fogia oder Kristalia. Interview Olivier Reneau
Sie leben in Stockholm, haben aber noch immer ein Studio in Venedig. Was vermissen Sie, wenn Sie in Stockholm sind – und andersherum? Meine Freunde und die venezianische Lebensart. In Stockholm kann ich zum Beispiel nach der Arbeit nicht mal eben auf einer Terrasse einen Aperitif trinken. All diese schönen Nebensächlichkeiten …
Und welcher Teil von Stockholm fehlt Ihnen in Venedig am meisten? Der gut organisierte Alltag in Schweden, wo einfach alles funktioniert. Die Vorteile, die das sozialdemokratische System den Bürgern bringt. Und, verglichen mit Italien, eine gewisse Ruhe und Gelassenheit.
Warum sind Sie Designer geworden? Das war nicht unbedingt geplant. Ich bin in einer Hochburg des Kunsthandwerks aufgewachsen. Schon als ich klein war, konnte ich gut zeichnen, also habe ich Karten gestaltet und verkauft. Später habe ich dann bei der traditionsreichen Glasmanufaktur Salviati angeklopft. Der damalige künstlerische Direktor, der Engländer Simon Moore, wollte mir regelmäßig Entwürfe abkaufen. Das war zu der Zeit, als Anish Kapoor, Thomas Heatherwick oder Ross Lovegrove für Salviati gearbeitet haben. Ich hatte dadurch Gelegenheit, mit solchen Leuten in Kontakt zu kommen. So entstand meine Verbindung zum Design.
Eine Designerpersönlichkeit, die Sie beeinflusst hat?
Die Stadt ist wie eine Art Labyrinth angelegt. Deshalb gibt es tatsächlich ganz gute Möglichkeiten, ihnen zu entgehen. Ich mag vor allem die Viertel Fondamenta della Misericordia und Castello, die noch nicht von den Markusplatz-Touristen in Beschlag genommen wurden.
Ich kann eigentlich nicht behaupten, dass mich die Arbeit eines bestimmten Designers oder Architekten beeinflusst hat. Mir gefiel der Ansatz von Tobia Scarpa, allein schon weil er in Venedig gearbeitet hat, aber ich mag nicht alles von ihm. Mich inspiriert eher ein Umfeld oder eine Situation. Und mich sprechen Dinge an, die ich selbst nicht fertigen könnte.
Ihr Lieblingsort in Venedig?
Ein typisch venezianisches Objekt?
Ich bin in Murano geboren und aufgewachsen. Dort wohne ich, wenn ich in Venedig bin – deshalb mag ich die Insel ganz besonders. Die kleine Insel Burano, die noch weiter im Nordosten liegt, ist mit ihren bunten Häusern ein echtes Schmuckstück. Allerdings tummeln sich auch dort tagsüber viele Touristen. Abends ist es aber wieder angenehm, weil es praktisch keine Hotels auf der Insel gibt.
Eines der faszinierendsten Dinge, die das Handwerk dieser Stadt hervorgebracht hat, ist für mich die Fórcola. Das ist die Holzgabel, auf der die Gondolieri das Ruder ablegen. Diese Gabeln haben sehr unterschiedliche skulpturale Formen, je nachdem, wie der Gondoliere rudert. Das macht sie zu einem ganz besonderen und zugleich archaischen Designobjekt mit lokalem Bezug.
Ihr Lieblingsgebäude in Venedig?
Haben Sie abgesehen von Design und Handwerk noch eine Leidenschaft?
Wohin flüchten Sie in Venedig vor den Touristen?
Das ist schwer zu sagen, weil es so viele schöne gibt. Mir gefällt der Palazzo Contarini del Bòvolo, obwohl er von außen gar nicht so auffällig ist. Seine berühmte Renaissance-Treppe im Innenhof, die Scala del Bòvolo mit ihren Loggien, hat etwas Überraschendes.
Als ich jung war, habe ich viel Basketball gespielt, wenn auch auf begrenztem Niveau. In Venedig ist Basketball Volkssport, viel mehr noch als Fußball. Das ist übrigens eine interessante Geschichte, die bis in
221
ID-JETLAG
»Ich bin fasziniert von Tokio. Dort gibt es so viele Inspirationsquellen: die Kultur, die Architektur, das Essen, die Menschen … Als ich vor 13 Jahren zum ersten Mal dort war, kam ich mir wie in einem Computerspiel vor.«
Ein Urlaubsort, den Sie besonders mögen? Ich habe mich buchstäblich in die Provence verliebt, vor allem in das Städtchen Saint-Rémy-de-Provence. Dort fühle ich mich wohl, ich bin gerne dort. Und aus völlig anderen Gründen fasziniert mich Tokio. Dort gibt es so viele Inspirationsquellen: die Kultur, die Architektur, das Essen, die Menschen … Als ich vor 13 Jahren zum ersten Mal dort war, kam ich mir wie in einem Computerspiel vor.
Ihre liebste Jahreszeit? Ich bin ein Frühlingsmensch. Ich mag diese Jahreszeit, weil ich weder mit Kälte noch mit Hitze besonders gut klarkomme. Der schwedische Sommer ist daher perfekt für mich.
Auto, Flugzeug oder Schiff? Da ich von einer Insel stamme, könnte ich Schiff sagen. Auto auf keinen Fall – ich habe ja noch nicht mal einen Führerschein. Aber ich mag es auch, mit dem Zug zu reisen.
die Nachkriegszeit zurückgeht. In Venedig gab es zu wenig Platz für Stadien, um anständig Fußball spielen zu können. Aber viele Kirchen hatten einen kleinen Platz, einen Campo. Damit die Kinder spielen konnten, war es also das Einfachste, an jedem Ende des Platzes einen Korb aufzuhängen. So kam es, dass sich in Venedig starke Basketballklubs entwickelt haben.
Ein Essen, das Sie nie vergessen werden?
Ein Objekt, von dessen Gestaltung Sie träumen?
Ein Museum, das Sie gern wieder besuchen würden?
Seltsamerweise habe ich oft Träume, die mit neuen Objekten zu tun haben. Für mich sind diejenigen Dinge am interessantesten, die ich noch nie gestaltet habe. Außerdem würde ich mich gern mit Hotels und Gastronomie befassen und zum Beispiel ein komplettes kleines Restaurant konzipieren.
Ich muss mindestens drei nennen: die Punta della Dogana in Venedig, das Fotografiska in Stockholm und das Palais de Tokyo in Paris. Ich merke, dass ich Designmuseen eigentlich nicht gar so oft besuche …
Ein wichtiges Buch? Zuletzt hat mich »Beauty« des Kreativ-Duos Stefan Sagmeister und Jessica Walsh sehr beeinflusst. Ich habe es bei der gleichnamigen Ausstellung entdeckt, die 2018 im Museum für angewandte Kunst in Wien gezeigt wurde. In dem Buch versuchen sie, den kanonischen Begriff von Schönheit neu zu definieren – mit ziemlich unerwarteten Vorschlägen. Der ästhetische Ansatz der beiden hat meine Art, die Dinge zu sehen, wirklich nachhaltig verändert.
Auf Reisen nutze ich jede Gelegenheit, Restaurants zu testen – Essen ist eine meiner großen Leidenschaften. Schwierig zu sagen, was mich am meisten beeindruckt hat. Aber die Gerichte, an die ich mich am liebsten erinnere, sind die, die ich mit meinem Freund, dem Architekten Eero Koivisto, am Wochenende für unsere Familien koche.
Ein Traumhotel? Das Hotel The Puli in Schanghai. Schon in der Lobby wirkt eine ganz eigene Atmosphäre, die von musealen Möbeln geprägt ist. Eigentlich bin ich aber kein Fan großer Hotels, ich mag lieber intimere Häuser.
In Ihren Koffer packen Sie immer … … ein Notizbuch und Stifte, ganz klar.
Ein Reiseritual? Wenn ich ankomme, dusche ich und stürze mich sofort in das Leben vor Ort – auch, damit mich der Jetlag nicht überwältigt.
Ihre liebste Reiselektüre?
222
Ich nutze diese Zeit eher, um etwas zu zeichnen oder Musik zu hören. Ich weiß nicht, ob ich fauler werde, aber ich finde, dass wir so mit Informationen bombardiert werden, dass ich die Zeit des Reisens nutze, um den Kopf frei zukriegen.
Eine Angewohnheit, die Sie nur im Urlaub pflegen?
Ein Ort der Entspannung?
Was kaufen Sie gern auf Reisen?
Der Vinterviken-Park in Stockholm. Alfred Nobel hatte dort seine erste Sprengstofffabrik. Die Stadt hat die Fläche in einen schönen öffentlichen Park umgewandelt. In einem der alten Industriegebäude hat der Sternekoch Markus Aujalay ein Restaurant eröffnet, in dem man für rund zehn Euro sehr gut lunchen kann.
Für meine Kinder Bilderbücher. Für mich selbst dagegen suche ich immer nach Figuren, die für die jeweilige Region von Bedeutung sind. In Peking habe ich zum Beispiel einen kleinen Mao aus den 60er Jahren gekauft. Mir gefällt die Idee, mein Haus mit Figuren von Persönlichkeiten aus der ganzen Welt zu bestücken.
Ich gucke nur alle fünfzehn Stunden auf mein Handy. Diese Regel erlege ich mir zur digitalen Entgiftung auf. Und vor allem, um mich ganz meiner Familie zu widmen.
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Bildschön: Blick auf New Holland Island, im Vordergrund das Commandant’s House, dahinter das Bottle House.
St. Petersburg
Insel-Shopping
ANREISE Mit einem gültigen Visum in der Tasche erreicht man Sankt Petersburg von den großen deutschen Flughäfen mit
Goldene Paläste, prunkvolle Kathedralen, romantische Kanäle – Pracht und Charme des »Venedigs des Nordens« sind bekannt. Nun floriert auch das zeitgenössische St. Petersburg: Mit dem Lakhta Center, vielen jungen Kreativen und Stadtentwicklungsprojekten wie New Holland Island schlägt das Herz der Stadt an der Newa am Puls der Zeit.
Aeroflot oder Lufthansa
Von Bettina Krause
Mit dem Jungle Café,
in zwei bis drei Stunden.
HOTELS Wynwood Hotel (2) stilvollen Möbeln und
ou are on an Island« – steht in großen Lettern am Zugang von New Holland Island. Der Clou des Neon-Kunstwerks (Bild 1): Das Wort »on« schaltet sich von Zeit zu Zeit ab. »Du bist eine Insel« lautet dann die Message des öffentlichen Parkkomplexes im Zentrum der Stadt, der seit seiner Eröffnung 2016 unzählige Besucher anlockt und erst bis 2025 komplett fertiggestellt sein soll. Als eindrucksvolles Urbanisierungsprojekt entstand das dreieckige Areal unter der Hand von Milliardär Roman Abramovich und seiner Exfrau, der Kunstmäzenin und Modedesignerin Dasha Zhukova. Ihr Ziel war und ist es, mit New Holland Island ein Epizentrum des kulturellen Lebens zu kreieren, das auf ganz Russland ausstrahlt. Die Atmosphäre auf der Insel ist jung, kreativ und entspannt. Der Name
Y
224
Backsteinwänden ist das Wynwood ein modernes Boutiquehotel. Nahe dem Nevskiy Prospekt, eine der zentralen Straßen der Stadt, und mit der U-Bahn-Haltestelle um die Ecke liegt es perfekt, um die Stadt zu erkunden.
1
3
2 Griboedov Canal 18–20.
exquisite Süßspeisen.
das mondäne Flair des
Voznesensky Prospekt 6.
liche lokale und saiso-
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Voznesensky Prospekt 1,
Hauses zu genießen.
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Admiralteyskiy.
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Lion Palace
© EGOR LEBEDEV, EUGENE SHELEPIN
St. Petersburg (3)
blinken die DiskoVodka Room (5)
kugeln, und das feier-
Hier dreht sich alles um:
wütige St.-Peters-
Zwei Löwen markieren
Belmond
RESTAURANTS
Wodka! Als Grundlage
burger Publikum tanzt
den Eingang des Hotels,
Grand Hotel Europe
Cococo (4)
stehen russische Snacks
zu coolen Beats.
das nur wenige Minuten
Das ehrwürdige Grand
Ein Besuch im Cococo
wie hausgemachte
Naberezhnaya
von der Eremitage ent-
Hotel Europe feiert im
lohnt schon wegen des
Pelmeni, fermentiertes
Admiralteysy Canal 2.
fernt liegt. Das 200
nächsten Jahr seinen
einzigartigen Interieurs
Gemüse oder Sandwi-
newhollandsp.ru
Jahre alte Marmortrep-
145. Geburtstag. Neben
– man sitzt hier umgeben
ches mit Hering und
penhaus gehört zum
der mit 350 Quadratme-
von gefiederten Lampen,
eingelegten Zwiebeln
Duo Gastrobar
Unesco-Welterbe und
tern größten Suite der
üppigen Blumenbou-
auf der Karte.
In entspannter Atmo-
führt zu den eleganten,
Stadt bietet das Haus
quets, Kristallen und
Admiralteysky Canal 2.
sphäre speist man in der
großzügigen Zimmern.
auch kleinere Suiten und
Stühlen in Samt, Gold
bottlehouse.ru
Gastrobar Duo an ei-
In der Tea Lounge unter
individuell eingerichtete
und Silber. Märchenhaft
dem Glasdach wird
Zimmer. Ein Besuch im
sind auch die kulinari-
Kuznyahouse (6)
niveauvolle Kreationen,
zwischen üppigen Blu-
Haus lohnt auch nur
schen Kreationen von
Das Gebäude aus der
etwa Jakobsmuscheln
menarrangements
für einen Drink an der
Igor Grishechkin aus
Mitte des 19. Jahrhun-
mit Buchweizen und
und gemütlichen Sofas
Bar oder zum Dinner in
lokalen Produkten: ein
derts auf New Holland
geräucherter Entenbrust.
Frühstück und Dinner
der Caviar Bar. Locals
wenig ironisch, voller
Island dient tagsüber
Die Chefs betreiben
serviert. Patissier Nicolas
kommen gern zum
Raffinesse – eine Freude
als Café und Restaurant.
neben der Bar auch das
Lambert zaubert dafür
Sonntagsbrunch, um
für Gaumen und Auge.
Serviert werden köst-
angesagte Harvest, das
nem der zehn Tische,
225
© EUGENE SHELEPIN
Winterwunderland von November bis März: der Ice Rink auf New Holland Island. In den Sommermonaten verwandelt sich die weite Fläche in eine grüne Liegewiese. Beliebter Treffpunkt am Wochenende.
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5
6
zeugt von der Geschichte des Geländes, das 1720 von drei Kanälen umschlossen und so zur Insel wurde – und von den damals hier beschäftigten holländischen Bootsbauern. Die imposanten historischen Backsteingebäude, die das Gelände teilweise säumen und in denen früher die Schiffe gebaut wurden, werden heute neu genutzt, drei von ihnen wurden bereits vom New Yorker Architekturbüro WORKac behutsam restauriert: Das sogenannte Kuznyahouse, das Commandant’s House und das Bottle House. Hier finden sich neben angesagten Restaurants, Cafés und Veranstaltungsorten auch Concept Stores, Art Spaces und sogar die School of Creative Industries.
unter den 100 besten Restaurants der Welt rangiert. Reservierung nicht vergessen, ach so, und die Pflaumen mit gesalzenem Karamell und gerösteten Pekannüssen auch nicht. Kirochnaya St. 8 A. duobar.ru
Shoppen, schlemmen, feiern Köstliche Gerüche wehen durch die weiß gefliesten Gänge des Bottle House im Zentrum der Insel. Auf dem runden Grundriss des historischen Baus verteilen sich über drei Etagen verschiedene kulinarische Angebote, spannende Design Stores und sogar ein Ballettstudio. Von den minimalistisch gestalteten Gängen taucht man hinter jeder Tür in eine neue, spannende Welt ein – etwa in die Israeli Street Food Bar, den Garage Bookshop oder in eine der vielen Boutiquen. Wer noch mehr gastronomische Vielfalt sucht, geht ein paar Schritte rüber ins Kuznyahouse. In diesem Bau, der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, kann man sich im Café und im Restaurant auf mit Samt bezogenen Sesseln und in stylishem Ambiente durch den Tag schlemmen. Nachts verwandelt sich der Backsteinbau mit historischem Charme dann in einen Club mit Diskokugeln und Bar – ein willkommener und äußerst beliebter Anlaufspunkt für die junge Sankt Petersburger Partyszene.
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Dzamiko Authentische georgische Gerichte gibt es auf New Holland Island im Dzamiko. Chef Alexander Bugayevskiy ließ sich bei der Gestaltung seines Restaurants vom modernen, lauten und zugleich traditionellen und gemütlichen Tbilisi inspirieren. An großen
7
9
© VITALIY KOLIKOV (3), KATYA NIKITINA, ANNA POLOVKOVA
8 Tischen, umgeben
SHOPPING
Ptenci Market. Das
Contemporary Art in
russischen Klientel
von vielen Pflanzen,
Cosmotheca (7)
gute Gewissen kauft
Moskau, findet man
angekommen.
werden hier ordentliche
Hier findet man außer-
mit, darum gibt es
hier auch russische
Admiralteysky Canal
Portionen serviert.
gewöhnliche Kosme-
hier Öko-Labels aus
Kunst-Magazine, Bücher
Embankment 2A.
Admiralteysky Canal
tik und Parfums. Bei
lokalen Produktionen.
für Kinder und Mit-
liveindesign.ru
Embankment 2.
den unzähligen Pa-
Bisher nur im Inter-
bringsel für Design-
dzamiko.ru
ckungen und Flakons
net erhältlich, eröffnete
enthusiasten.
KULTUR
fällt die Wahl noch
Ptenci auf New Hol-
Admiralteysky Canal
Kunst und Design (10)
Bekitzer
schwerer, wenn man
land Island erstmals
Embankment 2A.
Direkt am Eingang
Der Duft köstlicher
vom netten Ver-
einen Store.
bookshop.garagemca.org
zu New Holland Island
traditioneller Spei-
kaufspersonal erfährt,
Admiralteysky Canal
sen aus Israel lockt
dass alle Ingredien-
Embankment 2A.
Live in Design
Oktober überdimensio-
auf New Holland Island
zien unter Nachhaltig-
ptencimarket.ru
Zwar wird man von
nale pinke Schnecken
ins Bekitzer. Chef
keits-Gesichtspunk-
einer Russlandreise
eine Fassade hoch –
Dmitriy Lomonosov
ten gewonnen wurden.
Garage Book Shop (9)
vielleicht keine Möbel
eine von vielen Kunst-
kocht in seiner origi-
Admiralteysky Canal
Liebhaber von Archi-
mitbringen, bei Live
Installationen, die im
nellen Street-Food-Bar
Embankment 2A.
tektur-, Design-,
in Design macht
Rahmen eines stets
nach Originalrezep-
cosmotheca.com
Fotografie-, Fashion-
aber auch schon das
wechselnden Programms
und Kunstbänden soll-
Gucken Spaß. Der
über die ganze Insel
ten aus Tel Aviv und
krochen bis Ende
verwöhnt damit
Ptenci Market (8)
ten einen Blick in
Minimalismus ist, samt
verteilt sind.
Augen und Gaumen.
Hübsche Kleidung,
diese Buchhandlung
seiner bekannten
Admiralteysky Canal
Rubinstein St. 40/11.
Spielzeug und Geschen-
werfen. Kuratiert vom
Marken, auch bei der
Embankment 2A.
bekitzer.ru
ke für Kinder gibt es im
Garage Museum of
designbewussten
newhollandsp.ru
229
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10
12
Im Winter leeren sich die sonst überfüllten Museen und Kathedralen, und die Stadt erstrahlt von Schnee überzogen in märchenhaftem Glanz. Weil Parks und Grünflächen in den russischen Metropolen eine Seltenheit darstellen, wurde auf die Gestaltung des New Holland Island Parks besonderes Augenmerk gelegt. Die Urban Designer von West 8 aus Rotterdam zeichnen verantwortlich für die Planung der 2,2 Hektar großen Freifläche, auf der sie 150 neue Bäume pflanzten. In den kalten Wintermonaten wartet hier ein Highlight: Dann wird die große Rasenfläche abgeräumt und durch eine riesige Eislaufbahn ersetzt. Im Sommer locken neben Spielplatz, Picknick-Wiese und dem See mit kleinem Strand Installationen internationaler Künstler, Open-Air-Kino und Konzerte.
230
Russiches Museum,
Ice Rink (12)
Benois-Flügel (11)
Von Mitte November bis
Um die Malerei im
Mitte März können New-
Benois-Flügel des
Holland-Island-Besucher
Russischen Museums
auf der 2000 Quadrat-
zu bestaunen, empfiehlt
meter großen Eislauf-
sich ein Audio-Guide.
bahn gemütlich ihre
Kunst vom Beginn
Runden drehen. Schlitt-
des 20. Jahrhunderts
schuhe können vor
bis zu avantgardisti-
Ort geliehen werden, an
schen Werken von
Wochenenden findet
Wirkungsvolle Zukunftspläne
Wassiliy Kandinskys und
regelmäßig eine Silent
Um den Wünschen der Anwohner und Besucher gerecht zu werden, testeten die Initiatoren vor der Eröffnung von New Holland Island drei Jahre lang verschiedene Angebote auf der Fläche. Sie installierten Container mit Galerien und Cafés und organisierten Konzerte und Performances. Nach dem Erfolg des Programms rückten die Investoren von ihrem ursprünglichen Plan, auf dem Gelände ein großes neues Gebäude zu errichten, ab und beschlossen, den Park mit einer vielfältigen Infrastruktur zu entwickeln. Heute hat sich New Holland Island als Plattform für junge Kreative und als Anlaufpunkt bei Locals und Touristen etabliert. In den riesigen Backsteingebäuden, die das Gelände einrahmen, wird noch gebaut, hier entstehen weitere Gewerbe-, Kultur- und Bildungseinrichtungen. Damit die Insel die landesweite Ausstrahlungskraft erlangt, die man sich von ihr erwartet.
Kasimir Malevich lässt
Disco statt.
einen die jüngere Ge-
Admiralteysky Canal
schichte Russlands in
Embankment 2A.
Bilden nachempfinden.
newhollandsp.ru
Inzhenernaya St. 4. rusmuseum.ru © KATYA NIKITINA (2)
11
Wo aus Fakten Meinungen werden. Nicht umgekehrt. Wer mehr weiß, kann sich leichter ein Urteil bilden. – Die Frankfurter Allgemeine berichtet seit 70 Jahren mit offenem, besonnenem Blick und sachlichem Stil. Sie liefert täglich gründlich recherchierte Fakten und analysiert mit Tiefe und Intelligenz das Geschehen in Deutschland und der Welt.
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Frankfurter Allgemeine
Freiheit beginnt im Kopf.
ID-PORTRÄT
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Ziemlich beste Freunde
Als Teenager verprassten sie die Einnahmen ihrer ersten selbst organisierten Fete im Sternerestaurant. Heute betreiben die Mitglieder der Pariser Experimental Group mehr als 20 Bars und Hotels weltweit. Von Sarah Lau
eine Freunde haben ihm den Spitznamen »der Schweizer« verpasst – weil Olivier Bon, einer der Gründer von Frankreichs angesagtem Gastro-Hotelier-Quartett Experimental Group (ECC), immer versucht, zwischen seinen Kumpels aus Kindheitstagen zu vermitteln. »Ich flippe eigentlich nie aus«, sagt der 37-Jährige beim Treffen im Pariser Grand Pigalle Hôtel und wirkt dabei angenehm zufrieden mit sich und der Welt. Mal gehe es bei den Schlichtungsbedürfnissen um Bezugsstoffe von Stühlen, mal um das nächste große Investment. Nicht selten sind zu einem Thema 50 WhatsApp-Nachrichten im Gruppenchat nötig, dann wird oft noch zwei Stunden telefoniert. »Wir haben eine ausgeprägte Diskussionskultur. Denn wenn wir es nicht mal schaffen, uns
S
selbst von einer Idee zu überzeugen, wie soll sie dann bei Hunderten von Gästen zum Erfolg werden?« Die Debatten seien immer ein guter Test, meint auch Bons Kompagnon Pierre-Charles Cros. Gesprächsstoff jedenfalls gibt es reichlich: 20 Bars, Restaurants und Hotels in sechs verschiedenen Ländern tragen mittlerweile den ECC-Stempel, allein in den vergangenen zwölf Monaten eröffneten das Exerimental Chalet in Verbier, der Palazzo Experimental in Venedig und die Finca Menorca Experimental, beinahe alle gestaltet von Interieur-Designerin Dorothée Meilichzon, die inzwischen auch Bons Ehefrau ist.
Von der Cocktailbar zum Hotelimperium Schon vor Jahrzehnten, als die Ur-Gründer Bon, Cros und Romée de Goriainoff als Teenies im Campingurlaub den ersten Wein entkorkten, stießen sie auf den Traum einer eigenen Bar an. Zu Bons 18. Geburtstag schmissen die Klassenkameraden dann eine kostenpflichtige Party – und gingen von dem Erlös im Gourmetrestaurant essen. »Wir haben uns wirklich schon immer für gutes Essen, Drinks und Reisen
Santé! Die Herren der Experimental Group eröffnen eine Gastroperle nach der anderen. Von links: Pierre-Charles Cros, Xavier Padovani, Romée de Goriainoff und Olivier Bon. © FLORENT-SINAN BRUNEL
Linke Seite Wer sagt, dass eine Alpenresidenz immer mit Fellen und Holz bestückt sein muss? Designer Fabrizio Casiraghi gestaltete das Experimental Chalet in Verbier im 40er-JahreStil. © EXPERIMENTAL CHALET
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ID-PORTRÄT
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2
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5
1/ Good looking and cooking: Die Pariser Crew des Restaurants Balagan um Assaf Granit und Dan Yosha köchelt israelische Köstlichkeiten. © STUDIO L’ETIQUETTE 2/ Die Französin Dorothée Meilichzon gestaltet nahezu alle Interieurs der Gruppe, so auch das des Balagan. © STUDIO L’ETIQUETTE 3/ Sessel im Londoner Henrietta Hotel. © KAREL BALAS 4/ Luxuriöser Samt trifft im Pariser Hotel Grands Boulevards auf Leinen, feminine Himmelbett-Romantik auf rustikales Holz. © KAREL BALAS 5/ Schmuckstück: die mit Kupfer verkleidete Bar des Hotels. 6/ Typische Dachlandschaft von Paris. © KAREL BALAS 7/ Suite im Grand Pigalle Hôtel, Paris. © KAREL BALAS
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interessiert«, so Bon. Was die drei damals jedoch nicht zu träumen gewagt hätten: dass ihre erste Experimental Cocktailbar in Paris 2007 die gesamte Szene aufmischen würde. Als New-York-Fans hatten sich die Hipster vorgenommen, Whiskey Sour und Negroni in ihrer von Wein und Champagner dominierten Heimatstadt zu verbreiten. Und das funktionierte. Nicht zuletzt, weil Cros, Bon und Goriainoff Abend für Abend höchstpersönlich shakten und servierten, für gute Laune und einen bunten Gästemix sorgten. Selbst US-Medien berichteten über die Gastroguys, die Cocktails in Paris wieder schick machten. »Airbnb hat damals den Wettbewerb verschärft und frischen Wind in die Hotelszene gebracht«, sagt Romée. »Wir waren alle gezwungen, neu zu denken.« Wichtigste Erkenntnis: Reisende von heute wollen sich nicht mehr als Touristen fühlen, sondern sich genau dort tummeln, wo die coolen Locals anzutreffen sind. Demnach sieht das Erfolgsrezept der Experimentals folgendermaßen aus: gesellige Orte zu kreieren, die neben Gästen aus aller Welt auch die heimische It Crowd anlocken. Etwa mit offenen Küchen,
2
in denen trendbewusstes Soulfood zubereitet wird, mal israelisch interpretiert, mal italienisch, immer Instagram-tauglich. Dazu Bars, die einen den Morgen vergessen machen – dank der Expertise des vierten Mitstreiters, dem Spirituosenguru Xavier Padovani. Und vor allem designstarke Interieurs für die Hotels sowie vergleichsweise moderate Preise. Dorothée Meilichzon paart dabei moderne Materialien wie Messing und Marmor mit zeitgemäßen MemphisElementen und regionaltypischen Details. »Auf Menorca hat Dorothée zum Beispiel Farben verwendet, die in der umliegenden Natur vorkommen. Die weiß gekalkten Wände kombiniert sie mit kiefergrünen Fenstern und terrakottafarbenen Böden aus MarésSandstein«, erzählt Olivier Bon. Die typisch feminine Note Meilichzons fließt durch sanfte Rosatöne und organische Formen wie die halbrunden, vom Sonnenaufgang inspirierten Spiegel ein. Bleibt nur die Frage wo die Experimentals als Nächstes auftauchen. Bon grinst breit. In jedem Fall wieder an einem Ort, den die vier selbst gern bereisen. Der Flug zum nächsten Locationcheck ist bereits gebucht.
1/ und 2/Gerade eröffnet: das Finca-Hotel Menorca Experimental. Der Mix aus mediterranen Farben, geometrischen Formen und handbestickten Accessoires – wie die von Miró inspirierten Plaids und Hausschuhe – schafft ein stilvolles Urlaubsambiente. © KAREL BALAS
Experimental Group. experimentalgroup.com
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ID-ROAD TRIP
Golden State: Kalifornien 32° 30’ Nord bis 42° Nord 114° 08’ West bis 124° 24’ West
Der 1937 eröffnete Highway 1, besser bekannt als Route 1, ist die berühmte Straße von Los Angeles nach San Francisco. Er wurde durch die Schriftsteller Jack Kerouac und Henry Miller zum Mythos erhoben, von Joan Baez und Generationen von Musikern besungen und von Millionen von Autofahrern befahren. IDEAT machte sich auf den Weg. Text und Fotos Antoine Lorgnier
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TAG 1 & 2
LOS ANGELES Ein steter Strom von Fahrzeugen, acht Spuren, Schilder mit klangvollen Namen wie Hollywood Boulevard, Pacific Highway, Venice Beach und schließlich Santa Monica: Ziel der Pilgerfahrt ist das Hotel California, nach dem eine der größten Hymnen des West-Coast-Rock betitelt wurde – auch wenn es nicht das beste Hotel der Metropole ist, die sich über 300 Kilometer ausbreitet. In L. A. Auto zu fahren gleicht einem täglichen Road Trip: Es ist unmöglich, die Autobahnen (oder Interstates) zu umgehen, die von einem ins nächste Viertel führen. Die I 10 führt nach Downtown, wo gerade das The Broad eröffnet wurde, ein architektonisches Meisterwerk von Diller Scofidio + Renfro, das 2000 zeitgenössische Werke (Jeff Koons, Cindy Sherman, Andy Warhol, Takashi Murakami, Jasper Johns …) aus der Privatsammlung von Eli und Edythe Broad zeigt. Nebenan komplettieren das Museum of Contemporary Art (MOCA) und die Walt Disney Concert Hall von Frank Gehry ein architektonisches Trio. Die I 405 führt weiter zum Getty Center, noch einer Kulturinstitution, die genauso privat finanziert wird das Petersen Automotive Museum oder die Watts Towers von Simon Rodia, die über die I 110 zu erreichen sind. Linke Seite Das 1912 eröffnete Hotel The Beverley Hills, entworfen von Elmer Grey. 1/ Die Union Station, der 1939 gebaute Hauptbahnhof von L. A. 2/ Das durch den Eagles-Song berühmt gewordene Hotel California in Santa Monica. 3/ Neues Kunstzentrum: The Broad von Diller Scofidio + Renfro. © MIKE KELLY
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ID-ROAD TRIP
TAG 3 & 4
EL CAMINO REAL 1540 wurde Kaliforniens Küste von spanischen Seefahrern entdeckt, die nicht gerade begeistert waren. Juan Cabrillo (1499–1543) schrieb: »Die Berge ragen bis in den Himmel und die Wellen schlagen an ihren Hängen hoch. Es scheint, als wollten sie sich auf die Schiffe stürzen.« Die Männer tauften die unwirtliche Gegend dennoch »El Pais Grande del Sur« ( deutsch: Das große Paradies des Südens) und segelten weiter. Zwei Jahrhunderte später erreichten Franziskanermönche die Küste – zu Fuß. Bis 1823 gründeten sie etwa 20 Missionen, aus denen sich die Städte San Diego, Los Angeles, Monterey und San Francisco entwickelten. Eine Straße namens El Camino Real verbindet die meisten von ihnen. Sie beginnt, markiert durch eine kleine Glocke, im Viertel El Pueblo de Los Angeles, der Keimzelle der Stadt, und führt bis in die Weinbaugebiete Napa Valley und Sonoma Valley, wo einst der Messwein für die Mission von San Francisco gekeltert wurde. Die Basilika San Carlos Borroméo del Río Carmelo in Carmel-by-the-Sea ist eine Pilgerstätte. Hier liegt Junípero Serra begraben, Gründer von Carmel und der ersten Missionen in Kalifornien. An all diesen Stationen gibt es Museen, die das Leben der Mönche dokumentieren.
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1/ Route 1 und Surfbretter – Symbole der kalifornischen Küste. 2/ Der Strand des Dorfes Carmel-by-the-Sea – Clint Eastwood war hier lange Bürgermeister. 3/ Statue des Jesuitenpaters Junípero Serra, Gründer der kalifornischen Missionsstationen in San Luis Obispo.
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TAG 5 & 6
BIG SUR Eng verbunden mit der Route 1 ist Big Sur, ein Küstenstreifen von etwa 200 Kilometer Länge. Berühmt wurde er durch den Schriftsteller Jack Kerouac, der in dem Roman »Big Sur« von seinem dortigen Aufenthalt im Sommer 1962 berichtet. Seine Hütte befand sich direkt unter der Bixby Creek Bridge, im fiktiven Raton Canyon. Die Schönheit der Landschaft, die Einsamkeit, die sich an den Klippen brechenden Wellen und nicht zuletzt der Alkohol inspirierten ihn zu einigen wütenden, aufwühlenden, um nicht zu sagen grauenhaften Passagen. Ganz anders erging es seinem Kollegen Henry Miller. Der liebte die wilde Küste so sehr, dass er dort fast 20 Jahre seines Lebens verbrachte. Nach dem Besuch von Hearst Castle, einem Prachtbau mit 165 Zimmern, der 1947 von Julia Morgan, der ersten weiblichen Architektin Kaliforniens, für den Medienmogul William Randolph Hearst entworfen wurde, ist die Henry Miller Memorial Library in dieser Gegend der einzige kulturelle Zwischenstopp. In Big Sur ist die Natur überwältigend: der Wasserfall McWay, die Strände von Pfeiffer Beach, die zerklüfteten Buchten von Gorda, Lucia und Ragged Point oder die Mammutbäume der Parks Pfeiffer Big Sur oder Los Padres. 1/ Das griechisch-römische Schwimmbad von Hearst Castle, Prunkbau des Medienmoguls William Randolph Hearst. 2/ Die Bixby Creek Bridge, die durch Jack Kerouacs Buch »Big Sur« berühmt wurde. 3/ Eine der Suiten des Hotels Post Ranch Inn, das dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert.
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Diese Seite Die Route 1 bietet atemberaubende Blicke auf die schroffe Küste von Big Sur, deren Landschaft sich ständig verändert. Rechte Seite Im Viertel North Beach von San Francisco stehen noch zahlreiche alte Werbetafeln. Einige von ihnen erleuchten die nächtlichen Straßen bis heute.
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TAG 7 & 8
SAN FRANCISCO 1967 strömten zwei Monate lang 100 000 junge Leute während des »Summer of Love« auf der Suche nach einem neuen, freieren Leben zu Konzerten von Musikern wie Grateful Dead, Janis Joplin, George Harrison und Jimi Hendrix in die Stadt. Im Viertel Haight Ashbury findet man noch immer Spuren dieses Sommers im Zeichen der Musik und der Liebe. Boutiquen mit Mode aus der damaligen Zeit gibt es mehr als genug, der Marihuana-Kult ist allerdings dem Kommerz gewichen. Von den Hauswänden blicken Porträts der einstigen Helden auf die Kunden hinab, San Francisco kultiviert sein Hippie-Image. Natürlich springt man in das erste freie Cable Car, fährt mit einem Schiff nach Alcatraz, um sich beim Anblick des Gefängnisses schön zu gruseln, und steigt dann in einen Bus zur Golden Gate Bridge, um den Sonnenuntergang zu bewundern. Aber San Francisco hat noch viel mehr zu bieten: Wer sich Zeit nimmt und die Stadt zu Fuß erkundet, kann die viktorianischen Villen mit Blick auf die Bucht bewundern, mit den Locals im Golden Gate Park Rock ’n’ Roll tanzen und durch das Se Youg Museum schlendern. Alles ganz ohne Blumen im Haar – zu viel Nostalgie passt nicht zu San Francisco! 1/ Eine Runde im Cable Car ist ein Muss. 2/ Die Golden Gate Bridge wurde innerhalb von vier Jahren (1933–1937) erbaut und gilt als eines der sieben Weltwunder der Moderne. 3/ Stilmix auf der Mid-Market Street. Rechte Seite San Francisco, von der Gefängnisinsel Alcatraz aus betrachtet.
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ID-ROAD TRIP
den Namen eines Wein-
Pazifik. Einst logierten
darunter »Big Sur and
anbaugebiets der Region.
hier Elizabeth Taylor,
the Oranges of Hie-
24815 Carpenter Rd,
Richard Burton, Kim
ronymus Bosch«, das
Carmel, CA 93923.
Novak, Man Ray, Joan
1957 hier verfasst wurde.
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Baez, Dylan Thomas und
48603 Highway 1,
Clint Eastwood.
Big Sur, CA 93920.
48510 Highway 1,
henrymiller.org
Big Sur, CA 93920. nepenthe.com Carmel-by-the-Sea Casanova Das in einem schönen Haus im spanischen Stil Half Moon Bay
befindliche Restaurant
Ritz-Carlton
des Kochs David Baron
Dieses wunderschön am
bietet eine kreative
Monterey
Meer gelegene Hotel ist
Küche mit europäischer
Dalí17
Für die Planung eines
zeitgenössischem Design
der ideale Aufenthaltsort
und kalifornischer Note.
Das Museum of Mon-
Aufenthalts in Kalifor-
und steht exempla-
für Sportler (Golfen,
5th zwischen Mis-
terey stellt die Sammlung
nien und Informationen
risch für die Erneuerung
Kanufahren, Segeln …)
sion und San Carlos,
von Dmitry Piterman
rund um Big Sur
des Viertels. Bar und
und Feinschmecker
CA 93921.
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820 S. Spring St, Los
1 Miramontes Point Road,
San Francisco
Dalí. Der spanische
bigsurcalifornia.org
Angeles, CA 90014.
Half Moon Bay, CA 94019.
Farmer’s Market
Künstler stieg in den
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ritzcarlton.com
Unterhalb der großen
40er Jahren mehr-
Uhr des Ferry Buil-
mals im Hotel Del Monte
ANREISE
244
grafien von Salvador
Lufthansa fliegt Los
Big Sur
San Francisco
dings bieten zahlreiche
ab und veranstaltete
Angeles zweimal pro
Post Ranch Inn
Axiom Hotel
Restaurants kulina-
hier ein berühmtes
Tag von Frankfurt
Von natürlicher Vege-
Dieses Boutiquehotel
rische Spezialitäten aus
Bankett, um europäi-
am Main aus nonstop
tation umgebene
im Herzen von San
aller Welt an.
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Francisco eignet sich
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1500 Euro pro Person
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Los Angeles
CA 93940.
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Stanford
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28 Cyril Magnin
koch Casey Lane ge-
Cantor Arts
oben und unten)
ner Köchin Elizabeth
Street, San Francisco,
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Center
Dieses Hotel in
Murray bekannt.
CA 94102.
mediterrane Speisen
Das Kunstzentrum
Downtown L. A. bie-
47900 Highway 1,
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zubereitet.
auf dem Gelände der
tet etwa zehn Zimmer
Big Sur, CA 93920.
1633 Abbot Kinney Blvd,
Stanford University
in modernem und
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RESTAURANTS/BARS
Venice, CA 90291.
beherbergt eine beein-
Big Sur
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druckende Sammlung
Plaza, Monterey,
Carmel-by-the-Sea
Nepenthe
Vendange Carmel
Das 1949 von Lolly und
ENTDECKEN
sowie das Anderson
Inn & Suites
Bill Fasset eröffnete
Big Sur
Museum für zeitgenös-
Die Zimmer dieses
Restaurant Nepenthe ist
Henry Miller Memorial
sische Kunst.
Hotels stehen ganz im
eine Institution und
Library
328 Lomita Drive,
Zeichen des Weins.
bekannt für seine Ter-
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Stanford, CA 94305.
Jedes von ihnen trägt
rasse mit Blick auf den
Werke des Autors,
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ID-PARTNER
On- wie offline zukunftsfest Von Johannes Hünig
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Thomas Mathes zeigt, wie man als Möbelhändler heute zwischen klassischem Einrichtungshaus und Online-Handel erfolgreich sein kann: mit bester Beratung von der ersten Skizze bis zur letzten Schraube. er glaubt, die Allverfügbarkeit guten Designs in den sozialen Medien habe das Einrichten einfacher und den stationären Möbelhandel obsolet gemacht, sollte mal mit Thomas Mathes reden. »Die Kunden sind heute durch das Netz einem Inspriationsüberfluss ausgesetzt«, sagt der Möbelhändler, der das Einrichtungshaus Mathes in dritter Generation führt. »Für uns stellt sich die Herausforderung, diese Flut an Eindrücken und Ideen aus der Online-Welt zu ordnen und in ein analoges, umsetzbares Konzept zu bringen.« Eine Aufgabe, der sich Mathes gemeinsam mit einem Team von Innenarchitekten und Einrichtungsberatern im Haupthaus in der Innenstadt von Aachen Tag für Tag widmet. Ob Möbelauswahl, Farbkonzept oder Lichtplanung, ob Innenarchitektur, Projektmanagment oder Montage vor Ort: Mathes’ Team hilft bei jedem Schritt – von der leeren Wohnung zum wohnlichen Zuhause oder zeitgemäß ausgestatteten Start-up-Büro. Und wer keine Beratung braucht, lässt sich auf der über 2500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche inspirieren, wo Möbel, Leuchten und Accessoires von mehr als 100 renommierten Herstellern in Szene gesetzt sind. Die Kundschaft? »Ein Querschnitt durch die Bevölkerung«, sagt Mathes – »von der Studentin, die auf einen Designklassiker für die erste eigene Wohnung gespart hat, bis zum Manager, der sich ein schlüssiges Interior-Konzept für sein Büro oder sein komplettes Zuhause wünscht.« Doch wer meint, Mathes sei nur offline unterwegs, täuscht sich. Aus dem Möbelhaus ging der Online-Shop Design-Bestseller hervor – inzwischen einer der größten Online-Händler für Möbeldesign, Licht und Accessoires. Analog und digital sind heute eben längst zwei Seiten einer Medaille.
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3 1/ Das Haupthaus in der Aachener Innenstadt hat Produkte von mehr als 100 renommierten Herstellern im Angebot, darunter Vitra und B&B Italia. © DAVID HAGEMANN 2/ Luxuriöse Sofalandschaften gehören zum Programm. © THORSTEN KOHLHAAS
3/ Inhaber Thomas Mathes. © DAVID HAGEMANN Mathes. mathes.de design-bestseller.de
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ID-VILLAGE PEOPLE
Unterwegs mit Suvi Saloniemi Die leitende Kuratorin am Designmuseum Helsinki ist eine der weltweit renommiertesten Fachfrauen für skandinavisches Design. Sie betreut Projekte in New York, London, Stockholm, Moskau und Seoul, reist als gefragte Referentin um die Welt, sitzt in der Jury des Pure Talent Contest der imm Cologne – und wer sie trifft, merkt: Sie ist nicht nur eine der klügsten, sondern auch eine der sympathischsten Figuren der Branche. © ELINA SIMONEN
Interview Johannes Hünig
Das beste Hotel, in dem Sie je waren? Eines der schönsten war sicherlich das Grand in Stockholm. Zum Hotel gehört ein eigener Blumenladen – und das sieht man. Wenn man zum Beispiel im Februar während der Stockholm Design Week dort übernachtet, hat die französische Tulpensaison gerade begonnen, und in jeder Ecke des Hotels stehen üppige Blumensträuße.
Von den zeitgenössischen Designern ist das wohl Max Lamb. Er wirkt auf mich sehr bodenständig – und verkörpert zugleich die seltene Mischung aus verrücktem Erfinder und feinfühligem Künstler. Was auch immer ich von ihm sehe, löst etwas in mir aus, das ich nicht wirklich erklären kann, nur fühlen.
Ihre Heimatstadt Helsinki ist für Sie …? … ein sicherer Hafen mit überschaubaren Dimensionen und flachen Hierarchien.
Welches Museum beeindruckt Sie am meisten?
Eine Stadt, in der Sie auch leben könnten?
Ich habe eine Leidenschaft für die ehemaligen Wohnhäuser von Architekten und Designern, die zu Museen umfunktioniert wurden, zum Beispiel Finn Juhls Haus in der Nähe von Kopenhagen oder Le Corbusiers Hütte an der französischen Riviera.
Ich habe schon in London, New York und Stockholm gewohnt. Statt einer weiteren Großstadt lockt mich seit einiger Zeit die Idee, auf dem Land oder auf einer Insel in der Nähe von Helsinki zu leben.
Welche Ausstellung hat Sie zuletzt beeindruckt? Die Superflex-Ausstellung »It’s not the End of the World« in Kopenhagen. Die Besucher mussten Gummistiefel anziehen und im Dunkeln durchs Wasser waten. Die Ausstellung thematisierte damit unseren verunsicherten Blick auf die Zukunft. Diese unheimliche Erfahrung der Fortbewegung war eine starke und passende Allegorie dafür.
Welche Musik fasziniert Sie immer wieder? Ich habe in Helsinki einige Jahre lang in Clubs aufgelegt. Seit ich damit aufgehört habe, höre ich vor allem klassische Musik.
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Welchen Designer oder Architekten bewundern Sie und warum?
Und in welchem Land könnten Sie sich noch vorstellen zu leben? Wie wahrscheinlich die meisten Leute habe ich diese romantische Vorstellung, irgendwo in Italien auf dem Land zu leben.
Was vermissen Sie unterwegs am meisten? Wenn man in der Kunstszene arbeitet, kommt man wegen der begrenzten Budgets manchmal in nicht so netten Hotels unter. Dann vermisse ich mein Zuhause doch sehr.
Welches ist Ihr bevorzugtes Verkehrsmittel auf Reisen? Die Bahn. Wegen der Entfernung geht das von Helsinki aus kaum, aber bei Geschäfts-
oder Urlaubsreisen in Mitteleuropa nehme ich immer lieber den Zug als zu fliegen.
… und in der Stadt? Zu Fuß. Für mich ist das Gehen ein Luxus, den man sich kaum leisten kann, wenn man in Städten wie London oder New York lebt.
Ihr liebster Ort zum Entspannen? Seit einigen Jahren: die Natur. Nicht nur im Wald kann ich mich gut erholen, sondern auch am Meer oder in einem Sommerhaus.
Was tun Sie als Erstes, wenn Sie ein Hotelzimmer betreten? Ich ziehe einen Bademantel an. Das mache ich tatsächlich auch, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme.
Was bringen Sie von Reisen mit? Ich reise immer mit einem Kabinenkoffer von Rimowa, egal, wie lange ich weg bin. Das bedeutet: kein Platz für Souvenirs. Wenn, dann bringe ich kleine Dinge wie eine Duftkerze oder Seife mit. Düfte sind im Übrigen auch eine gute Möglichkeit, Erinnerungen am Leben zu halten.
Ein Ort, an den Sie immer wieder zurückkehren? Die Stadt Ermoupolis auf der griechischen Kykladeninsel Syros.
Ein Luxusartikel, auf den Sie nicht verzichten wollen? Ein ziemlich seltener Diamantring aus dem Jahr 1964, den der finnische Designer Björn Weckström entworfen hat. Von ihm stammt auch die legendäre Halskette von Prinzessin Leia aus »Star Wars«.
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