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Prisca Würgler – Vorwort

Vorwort

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«Das ist doch alles nur Hysterie» oder «Wir werden durch die Medien manipuliert»: Solches und ähnliches war im Jahr 2020 immer wieder zu hören. Vielleicht nahmen Sie dergleichen im Gegenteil kopfschüttelnd zur Kenntnis – oder vielleicht waren Sie es selber, die Ihre Mitmenschen mit vergleichbaren Aussagen konfrontierten.

Im April versammelten sich Leute, die den Vorgängen rund um den Lockdown kritisch gegenüberstanden, erstmals öffentlich vor dem Bundeshaus Bern. Dort – und bald auch in anderen Schweizer Städten – traf man Athleten, die auf dem Steinpflaster den Kopfstand machten, Alpenangehörige im Edelweisshemd, die mit beiden Füssen auf dem Boden standen und eine Kuhglocke mit sich führten, Städter mit Bügelfaltenhose und schickem Anorak, Männer und Frauen mit und ohne Gel in den Haaren, Familien mit Kindern, Junggesellen, die erstmals in ihrem Leben einen Liedtext öffentlich vortrugen, Musiker, die mit ihren Instrumenten zum Mitsingen animierten, grauhaarige Ehepaare, Bürger, die den Verfassungstext auf sich trugen, Junge, Alte, einzeln Umherirrende – sprich: Ein bunter Querschnitt der Gesellschaft in all ihren Facetten kam zusammen!

Die Gründe dafür, an diese Versammlungen zu gehen, waren weniger bunt: Die Kritischen und Protestierenden vereinigten sich in der Sorge um die Entwicklung der bundesrätlichen Gesundheitspolitik. Auf Bannern und Plakaten war zu lesen: «Die Angst ist das Virus!», «Der Lockdown ist verfassungswidrig!», «Keine Impfpflicht» oder «Bill-geits no!»

Manche der Teilnehmer tauchten nur einmal auf, andere traf man im Laufe des Jahres regelmässig wieder. Durch immer stärker werdenden Polizeieinsatz wurde es allerdings schwieriger, die Mahnwachen abzuhalten, mancherorts wurden sie gar ganz verunmöglicht.

Doch vielen der kritischen Geister war es ernst, und wenn sie vom Bundeshausplatz vertrieben wurden, dann formierten sie sich anderswo. Die Vernetzung verlagerte sich in digitale Plattformen.

Netzwerke corona-kritischer Bewegungen schossen aus dem Boden, Vereine wurden gegründet, Websites, Telegram-Chats und -Kanäle erstellt, Briefe an Regierungen und Parlamentarier verfasst, Unterschriften von Petitionen gesammelt, Medien angeschrieben… um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Massenmedien waren sich bald schon einig im Urteil über solche Aktivisten, die sich kritisch gegen die Massnahmen aussprachen oder gar einen Plan hinter der politischen Situation vermuteten: Sie wurden als Rechtsradikale, Corona-Leugner oder Esoteriker diffamiert.

Doch wer sind diese Menschen? Was steckt hinter dem Antrieb, an Demonstrationen teilzunehmen, gegen den Fahrplan der Regierung aktiv zu werden und sich mit einer dezidierten Meinungsäusserung Konflikte im Umfeld einzuhandeln? Ich bin selber eine von ihnen und möchte mit diesem Buch eine Antwort darauf geben. Es sind 32 Kurzportraits von engagierten Persönlichkeiten, die mir im vergangenen Jahr begegnet sind. Sie gewähren uns Einblicke in ihr Corona-Tagebuch und lassen uns auf anschauliche Weise an ihren Erfahrungen und Gedanken teilhaben. Alle ihre Geschichten stehen im Zusammenhang mit der Pandemie (manche nennen es eine Plandemie) und den damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Vorgängen. In der Summe werden Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, die einzelnen Berichte einen Eindruck der kritischen Bewegung geben.

Prisca Würgler, Herausgeberin

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