ZE!TPUNKT
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März / April 2013 Fr. 10.– / € 8,–
Für intelligente Optimistinnen und konstruktive Skeptiker
Trau mir
Unter anderem: Moritz Leuenberger vertraut dem Staat. Toni Gunzinger spannt kluge Netze. Geni Hackmann weiss es besser. Erwin Thoma hält sein Versprechen. Hans-Ulrich Grimm schreibt süss. Harald Welzer leitet zum Widerstand über. Margrit Dieterle hat es geschafft. Und viel mehr.
Was zwischen mir und dir gilt, gilt für alle, und besonders für die Organisation einer demokratischen Gemeinschaft. Sie funktioniert nur, wenn sie auf dem Grundvertrauen
zwischen den Menschen beruht und dieses fördert und sichert.
Moritz Leuenberger
Impressum Zeitpunkt 124 März > April 2013 Zeitpunkt erscheint zweimonatlich in einer Mindestauflage von 12 000 Expl. 2013 > 22. Jahrgang Redaktion und Verlag ZEITPUNKT Werkhofstrasse 19 CH-4500 Solothurn Telefon 0041 (0) 32 621 81 11 Fax 0041 (0) 32 621 81 10 E-Mail: mail@zeitpunkt.ch www.zeitpunkt.ch Geldfluss: PC 45-1006-5 IBAN: 0900 0000 4500 1006-5 ISSN 1424-6171
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Herausgeber Christoph Pfluger (christoph.pfluger@zeitpunkt.ch)
Ständige Autorinnen und Autoren Ute Scheub, Daniel Ganser, Beat Sterchi, Hans-Ulrich Grimm, Geni Hackmann
Redaktion Christoph Pfluger (CP; Leitung, Schwerpunkt, entscheiden & arbeiten), Karin Bill (Layout / Produktion), Beat Hugi (bh; Produktion; vollwertig leben, Horizonte erweitern, beat.hugi@zeitpunkt.ch), Walter Keller (WK; Schwerpunkt, Federlesen)
Verlag & Vertrieb Beat Hugi (Leitung), Ruth Blum (Anzeigenberatung), Hannah Willimann (Abobetreuung, mail@zeitpunkt.ch), Jan Suter (Korrektorat)
Redaktionelle Mitarbeit Christine Ax, Thomas Gröbly, Paul Dominik Hasler, Sagita Lehner (SL)
Anzeigenberatung Ruth Blum Feldstrasse 10 CH-4901 Langenthal Telefon 0041 (0)62 923 15 57 Fax 0041 (0)62 922 04 88 inserate@zeitpunkt.ch
Vertrieb Deutschland Synergia Verlag und Mediengruppe Erbacher Strasse 107, D-64287 Darmstadt Telefon 0049 (0) 6151 42 89 10 Info@synergia-verlag.de Abonnementspreise Der Preis des Abonnements wird von den AbonnentInnen selbst bestimmt. Geschenkabo Schweiz: 54 Franken Geschenkabo Europa: 68 Franken Einzelnummer: 10 Franken /8 Euro Titelbild: Michael Vincent Manalo Druck & Versand: AVD Goldach, auf Rebello Recycling
Editorial
Dieses Heft enthält kein Pferdefleisch Liebe Leserinnen und Leser «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.» Wer weiss, von wem dieses Zitat stammt, wird es wohl nur sehr sparsam einsetzen. Zudem ist es falsch. Wir versuchen, der immer komplizierteren Welt durch immer mehr Kontrollen Herr zu werden. Wir kontrollieren, dass die Medikamente mehr nützen als schaden, in der Kinderkrippe die Schnuller keimfrei bleiben, die Alpkäsereien über gekachelte Toiletten verfügen, die Minister nicht abschreiben und auf den Fertigpizzas kein Katzenfutter liegt. Und selbstverständlich kontrollieren wir die die Kontrolleure. Aber trotz aller Kontrollen essen wir Lasagne mit Pferdefleisch, klebt das Bio-Label auf Tomaten aus den Plastik-Konzentrationslagern von Almeria und verschieben die Hyperreichen ihr Geld unbemerkt in die Steueroasen von Manhattan und der Londoner City – um nur die beiden grössten zu nennen. Trotz aller Vorschriften, Formulare und Datenbanken scheint es immer schlimmer zu werden. Überall lauern Bakterien und Betrüger. Es droht die totale Kontrolle. Das ist es, was Lenin, der Urheber des Eingangszitats wohl beabsichtigt haben mochte. Und vor allem: Wir entfernen uns von der Lösung – Vertrauen! Vertrauen, das hat der deutsche Gross-Soziologe Niklas Luhmann deutlich festgestellt, wäre gerade in einer komplexer werdenden Welt dringend nötig, um handlungsfähig zu bleiben. Man kann nicht alles wissen, sondern muss sich darauf verlassen können, dass etwas funktioniert. Während wir uns im kleinräumigen Alltag noch auf unsere Wahrnehmung verlassen können, trifft dies ab einer gewissen Ebene nicht mehr zu. Das Bild, das wir uns von Politikern, Konzernen und grossen Gebilden wie Staaten oder supranationalen Organisationen machen, beruht einerseits auf unserer täuschenden Alltagserfahrung und andrerseits auf gezielt hergestelltem Vertrauen. Dahinter verbirgt sich eine ganz andere Welt. An ihr müsste man im Grunde verzweifeln. Die globale Teppichetage serviert uns fast nur noch Pferdefleisch.
Ein Mensch, der nicht sich selbst vertraut, kann nie wirklich einem anderen vertrauen. Cardinal de Retz
Dieses Heft dagegen bringt Klartext. Das ist nicht unbedingt das, was wir lesen wollen. Aber wenn wir das Vertrauen wiederherstellen wollen, müssen wir wissen, wo der Schuh drückt und wo wir ansetzen können: im Alltag, in den Beziehungen von Mensch zu Mensch, auf dem Markt, in der Gemeinde. Hier muss gelten: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Sonst landen wir in einer leninistischen, neoliberalen Welt. Und das kann niemand wollen. Mit herzlichen Grüssen Christoph Pfluger, Herausgeber
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Inhalt
6 chapeau & Federlesen
34 Entscheiden & arbeiten
6 Der Hut ist gut Vier nächste Geschichten vom Gelingen. Chapeau! 8 Kellers Kabinett Der Zürcher Verleger, Kurator und Galerist Walter Keller fliegt über die sogenannte Provinz.
10 Schwerpunkt: Trau mir 10 Zur Hälfte in der Unterwelt Das Rest-Vertrauen, das die Welt noch zusammenhält, ist verbal hergestellt, nicht verdient. Unter der polierten Oberfläche ist jeder Betrug legal, der nicht entdeckt wird. Christoph Pfluger 15 Vertrauen in die Finanzkrise? Nach östlicher Denkweise müsste es in der Finanzkrise auch Chancen geben. Die Frage ist: Wo? Andrea Steimer 16 Vertrauen in den Staat Wenn wir Vertrauensmissbrauch bekämpfen, schaffen wir dadurch noch kein Vertrauen. Wie aber kann der Staat Vertrauen organisieren? Moritz Leuenberger 19 Was sich alle wünschen Es ist nicht allzu lange her, da war «Resilienz» selbst fremdwortverliebten Akademikern kein Begriff. Christine Ax 20 Der Beleuchtete Die Zeit ist gekommen, den St. Galler Bankier Konrad Hummler zu trösten. Walter Keller 23 Trau dich Sie: Warum heiratest du mich nicht? Er: Warum sollte ich? Unsere Beziehung ist doch prima. Paul Dominik Hasler 24 Vom Gottvertrauen zum Grundvertrauen Vertrauen verstehen. Der Theologe Simon Peng-Keller über ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Walter Keller 28 Vertrauen in die Glaubwürdigkeit Bio-Knospe und Max Havelaar: Zwei Pioniere vertrauen weiterhin stramm auf die Güte ihrer Labels. Beat Hugi
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34 Das kooperative Netz Zum ersten Mal wird im kommenden Sommer in Deutschland wohl kurzfristig mehr Solarstrom produziert, als verwendet werden kann. Was die einen freut, bringt die andern ins Schwitzen. Paul Dominik Hasler 37 Affenpatente Das Europäische Patentamt erteilt immer häufiger Patente auf Tiere. Jüngst auch auf Menschenaffen. Paul Scherer 38 Wer will was im Dorf Ein Dorf mit Charme, Zukunft und Lebensqualität. Alles nur Worthülsen oder gelebte Wirklichkeit? Der Gemeinderat von Melchnau will es wissen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz hilft. Beat Hugi 42 Irrweg Grundeinkommen? Vier deutsche Ökonomen warnen in Buchform: Das bedingungslose Grundeinkommen sei eine «gigantische potemkinsche Fassade, die die bittere Realität verführerisch verdeckt». 44 140 Jahre Schweiz-Iran Zwei befreundete Nationen feiern ihren Freundschaftsvertrag. 45 Brennende Bärte Geni Hackmann spielt mit dem Feuer. 46 Das Schlimmste ist möglich «Die Macht geht nicht mehr vom Volk aus, sondern von den Geheimdiensten.» Das sagt Julian Assange. Mehr schreibt er in seinem neuen Buch «Cypherpunks».
Inhalt
48 Vollwertig Leben
62 Horizonte erweitern
48 Botschafter der Bäume Erwin Thoma baut moderne Häuser aus Mondholz. Er schreibt und redet aber auch gerne und schlüssig über das soziale, ökonomische und ökologische Leben der Bäume. Beat Hugi 52 Die Böden der Begierde Die Fäden laufen in Bern zusammen. Die Datenbank «Land Matrix» zeigt ein klares Muster zum globalen Geschäft mit fruchtbarem Boden: Investoren zielen auf arme Staaten mit schwachen Institutionen. Beat Hugi 54 Bis zum letzten Tropfen Die Wirte wollen also nicht mehr mitmachen beim Gratisausschank von Leitungswasser. Kurzer Abgesang auf die Kultur der Fülle. Paul Dominik Hasler 56 Zuckersüsser Tod Zucker macht krank – im Übermass. Die Schweizerinnen und Schweizer konsumieren zu viel davon, klagt der Gesundheitsminister. Zugleich unterstützt der Staat das süsse Gift ganz offiziell zusammen mit vielen anderen Nationen. Ein tödliches Dilemma. Hans-Ulrich Grimm 58 Der grosse Erfolg Zum Konzept «Grosser Erfolg» haben sich der Arzt Christian Hess und die Psychotherapeutin Annina Hess-Cabalzar von Nietzsches «Grosser Gesundheit» inspirieren lassen. Christoph Pfluger
62 Die Schweiz – vorher und nachher Bilderbuch-Reise durch die Schweiz – einst und jetzt. Walter Keller 66 Veränderung macht Spass Für den Sozialpsychologen Harald Welzer (Bild oben) ist nicht fünf vor zwölf. Dennoch greift nach der Lektüre seines neuen Buches «Selbst denken» keine Ausrede mehr. Erste Reaktionstests im persönlichen Gespräch. Beat Hugi 69 Frauenkarrieren und Permakultur 70 Sieben Seiten «Gute Adressen» Ob gesund leben, kreativ arbeiten, nachhaltig wohnen, achtsam verreisen, fair einkaufen oder findig suchen: Dieser Marktplatz hat viel zu bieten. Flanieren erlaubt. 77 Klein und fein Apropos Markplatz: Hier geht es munter weiter. Klein, aber fein. 79 Marco Paronis Bienen geben zu reden Leserinnen und Leser schreiben. 81 Neulasten, Illustrationen und Denkanstösse Warum Meret Bissegger den Zeitpunkt abonniert, wer die aktuellen Covers illustriert, was wir in der nächsten Ausgabe zum Schwerpunkt ihres Interesses machen. 82 Geschafft! Das letzte Wort haben Menschen, die es uns wert sind. Heute Margrit Dieterle.
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Chapeau!
Joachim Meisner
Ein Kardinal ruft zum Widerstand Während draussen mit Pappgewehren bewaffnete Nonnen patrouillierten und Protestgruppen Parolen skandierten, war drinnen im Kölner Dom Unerhörtes zu hören. Joachim Kardinal Meisner sprach zum alljährlichen internationalen Soldatengottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages vom 10. Januar 2013 der versammelten NATO-Prominenz ins Gewissen. Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann schrieben darüber in der Neuen Rheinischen Zeitung: «Meisner stellt ‹das eingespielte Machtgefüge dieser Welt in Frage›. Er akzeptiert nicht die ‹Macht des Stärkeren›. Er ruft dazu auf, sich den Gesetzen des Stärkeren ‹nicht einfach zu unterwerfen›. Und er geht noch einen Schritt weiter. Er vergleicht die Situation heute mit dem Hitler-Faschismus. Er beschreibt den Widerstand gegen das Hitlerregime als Vorbild für den erforderlichen Widerstand heute. Er formuliert damit einen Gedanken, der in der Vergangenheit als Relativierung und Verharmlosung der Verbrechen des Nationalsozialismus verurteilt worden wäre. Damit macht er deutlich, wie ernst die Situation heute ist.» Wie leitet Kardinal Meisner die Notwendigkeit zum Widerstand gegen das Machtgefüge dieser Welt ab? «Als Einzelner kann ich scheinbar wenig tun in einer globalisierten Welt, in der wir vielfach abhängig sind von den Entscheidungen wirtschaftlicher und politischer Herrscher. Allen Menschen ist aufgetragen, als Friedensstifter das Miteinander in ihren Gemeinschaften und Nationen zu prägen [...] Friedensstifter sind alles andere als harmlos! Sie richten sich nicht ein in der Welt, wie sie nun mal ist, sondern bleiben unruhig über den Streit in aller Welt. Sie stellen das eingespielte Machtgefüge dieser Welt in Frage. Friedensstifter setzen der wirklichen Macht des Stärkeren schon dadurch Grenzen, dass sie sich seinen Gesetzen nicht einfach unterwerfen.» Für den Heiligen Stuhl ist Meisner mit seinen knapp 80 Jahren zu alt (und zudem Deutscher). Aber für einen der renommierten Friedenspreise drängt er sich geradezu auf. CP Quelle: Neuen Rheinische Zeitung, 23.01.2013
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Roger Burkhardt
Eine Datenbank für direkte Demokratie Wer Unterschriften sammelt, weiss: Am Schluss wird es meistens knapp. In der letzten Zeit sind gleich mehrere Referenden gescheitert, weil die Gemeinden die Bescheinigung der Unterschriften nicht speditiv erledigten, wie es ihre Pflicht wäre. Das Referendum gegen das Steuerabkommen mit Deutschland kam nur deshalb nicht zustande, weil Genf 1500 bescheinigte Unterschriften per B-Post verschickte. «Im Durchschnitt gibt es nur bei rund fünf Prozent der Gemeinden Probleme», weiss der Wirtschaftsinformatiker Roger Burkhardt. Aber die können entscheidend sein. Um die Unterschriftensammlungen transparenter, sicherer und schneller zu machen, hat er eine OnlineDatenbank entwickelt, über welche die Sammler ihre Listen verfolgen können und säumige Gemeindeverwaltungen sofort sichtbar werden. Burkhardt hat als parteifreier Gemeinderat in Dittingen/BL, als CoPräsident des Wahlbüros, aber auch als Komitee-Mitglied verschiedener politischer Projekte einschlägige Erfahrung. Für ihn ist klar: «Der Bescheinigungsprozess hat Sicherheitslücken und ist korrumpierbar.» Seine Referendums-Datenbank «Wahre-Demokratie-App» schliesst die wichtigsten Lücken, indem sie die Kontrolle auf viele Augen verteilt. Sie stärkt die Position der Sammler, vermindert den administrativen Aufwand der Komitees und ermöglicht so auch kleineren Gruppierungen, mit wenig Geld ihre politischen Rechte wahrzunehmen. Im Idealfall übergibt der Sammler seine Unterschriften zur Bescheinigung direkt der Gemeinde (ohne Umweg über das Komitee), lässt sich den Empfang der Listen quittieren und kann über die Datenbank kontrollieren, wann die Unterschriften beim Komitee eingehen. Die Online-Datenbank von Roger Burkhardt – ein dezidierter Gegner des e-voting – ist open source und kann von den interessierten Komitees kostenlos installiert werden. «Ich habe dieses Projekt nicht realisiert, um Geld zu verdienen», sagt er, «sondern zur Bewahrung unserer bedrängten direkt-demokratischen Rechte.» CP Kontakt: Roger Burkhardt, Alte Strasse 2, 4243 Dittingen BL, roger.burkhardt@gmx.net http://epidemiengesetz-achtung.ch/wahre-demokratie
Foto: Michael Würtenberg
! u a e p a h C
Die Solikarte
Solidarität beim Einkaufen «Haben Sie eine Cumulus-Karte?», ist wohl die meistgehörte Frage an der Migros-Kasse. Damit wird einem für jeden in der Migros ausgegebenen Franken ein Punkt gutgeschrieben. Alle zwei Monate zahlt Migros diese Cumulus-Punkte in Form von Gutscheinen aus, die wie Bargeld beim nächsten Einkauf verwendet werden können. Die Idee der Solikarte setzt hier an: Anstatt auf das eigene Konto sammeln viele verschiedene Leute gemeinsam auf dasselbe Cumulus-Punktekonto. Mit den daraus erhaltenen Migros-Gutscheinen werden Menschen unterstützt, die von der Nothilfe abhängig sind. Zudem kommen die Gutscheine auch Projekten wie Mittagstischen oder Deutschkursen für Asylsuchende und NothilfebezügerInnen zu Gute. Debora Buess (23) aus St. Gallen hat die Karte 2010 in der Ostschweiz lanciert. Nach und nach kümmern sich kleine Ad-hoc-Gruppen um deren schweizweite Akzeptanz und Verbreitung. Währenddessen sich die Pionierin, Mitglied der Jungen Grünen Schweiz, über Monate um eine einvernehmliche Lösung mit der Migros bemühte. Buess hatte die erste Version der Solikarte mit ihrem persönlichen CumuluskartenCode ausgestattet. Die wollte die Migros kurzerhand sperren. Heute werden alle gespendeten Punkte auf ein separates SolikartenKonto einbezahlt. Die in einer Region gesammelten Punkte kommen weiterhin regionalen Projekten zu. Die Gutscheine werden je nach Umsatz der Region verteilt. Und was ist mit Coop? Es gibt eine Soli-Supercard. Aber Coop hat diese Karte schon kurz nach dem Entstehen eingeschränkt – nur ca. 200 Karten sind im Umlauf. Die Solikarte-Initianten wollen «früher oder später auf Coop zugehen, um zu erreichen, dass auch die Genossenschaft wie die Migros mitmacht. Bis dahin kann man Coop-Punkte spenden, indem man eine eigene Karte (oder ein paar Leute zusammen) einrichtet und die Punkte regelmässig auf folgendes Konto überweist: Supercard-Konto: 2501 049 581 690.» Chapeau! bh Mehr über die Geschichte, die Karte und die Nothilfe: www.solikarte.ch
Angelika Hilbeck
Kompetent gegen den Strom Die Frau hat Chuzpe: Pflanzenökologin Angelika Hilbeck kritisiert als einzige hochkarätige Expertin offen den Abschlussbericht des Nationalen Forschungsprogramms NFP 59. Dieser sprach den Anbau von Gentechpflanzen im Land von allen Risiken frei. «Diese pauschale Aussage ist unwissenschaftlich», rügte Hilbeck nicht nur einmal keck und kompetent: «Es gab bei diesem Forschungsprogramm durchaus Ergebnisse, die zu einer anderen Interpretation hätten führen können.» Damit aber längst noch nicht genug, legte sie doch im «TagesWoche»Gespräch mit Wissenschaftsjournalistin Denise Battaglia scharf nach. «Es kommt halt darauf an, wer die Resultate interpretiert. Den zu diesem Urteil führenden Bericht schrieben zwei Forscher, die bekennende Gentech-Enthusiasten sind.» Vor soviel Ehrlichkeit und Offenheit unter Kollegen ziehen wir den Hut! Angelika Hilbeck forscht und doziert am Institut für Integrative Biologie an der ETH Zürich. Die Pflanzenbiologin gilt weltweit als Expertin für biologische Sicherheit. Sie hat unter anderem an dem von der Weltbank in Auftrag gegebenen Weltagrarbericht mitgearbeitet, bei dem es um die Frage ging, wie die Welt auch im Jahr 2050 noch zu ernähren ist, ohne die Umwelt zu zerstören. Dazu sagte sie in der Basler «TagesWoche»: «Es hat mal jemand gesagt, die Frage sei: Wie kriegen wir die Ökologie in die Ökonomie rein? Doch die Frage lautet: Wie bringen wir die Ökonomie in die Ökologie rein! Denn wir können mit dem Planeten Erde nicht darüber verhandeln, wie er zu funktionieren hat. Entweder wir begreifen endlich, dass es da nichts zu verhandeln gibt und wir innerhalb der ökologischen Grenzen und Gesetzmässigkeiten des Planeten operieren müssen – oder wir werden scheitern.» Dafür, verehrte Frau Hilbeck, setzen wir flugs noch einen Hut drauf; und legen bald mehr Platz für Ihre Thesen im Zeitpunkt nach. bh
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Kellers Federlesen
Tour d’Art de Suisse Abseits der Blockbusters. In Zürich lockt die Chagall-Ausstellung Zehntausende an. In Berns historischem Museum sind die chinesischen Terrakotta-Krieger ab Mitte März der Renner. In der Fondation Beyeler feiert Max Ernst ab Ende Mai Erfolge. Gerne vergessen geht dabei, welch lebendige Ausstellungen kleinere Kunstmuseen zustande kriegen – oft mit minimalen Budgets, dafür umso mehr mit Erfindergeist und Verve. Eine Schweizer Kunstreise durch die sogenannte Provinz. von Walter Keller Von oben sieht man besser. Dass Distanz Klarheit schafft, diese Erfahrung machte vor hundert Jahren der Flugpionier Oskar Bider bei seiner Erstüberquerung der Alpen in einem Aeroplan. Das Museum im Bellpark Kriens widmet ihm ab Mitte Mai eine Ausstellung. Mit Biders Flug veränderte sich die Auffassung des Alpenraums für immer, heute überqueren wir sie zur Musik von «Taxi» oder Stephan Ei-
fie 1870 bis heute». Auch das Bündner Kunstmuseum interessiert sich für unser Verhältnis zur Natur. Noch bis zum 12. Mai läuft dort die Ausstellung «Ansichtssache». 150 Jahre Architekturfotografie in Graubünden». Der Tourismus brachte die Fotografie mit sich und veränderte gleichzeitig die Bündner Landschaft nachhaltig: in Zeiten fragiler Raumplanung eine geradezu landschaftspolitische Ausstellung!
Oskar Bider 1913 in Bern. Das Museum im Bellpark Kriens widmet Flugpionier Bider ab 17. Mai bis 21. Juli 2013 die Ausstellung «Der Raum zwischen den Bergen – Oskar Biders Flug über die Alpen».
cher im Swiss-Fauteuil: «Ich nime no en Campari Soda / Wiit unter mer liit s’Wolkemeer / De Väntilator summet liislig / Es isch als gäbs mich nüme mee». Oskar Bider kämpfte dagegen noch mit der Höhe des Jungfraujochs und wusste: mache ich einen Fehler, wird es mich tatsächlich nicht mehr geben. Beim Rückflug landete Bider zuerst in Liestal. Dort vereint die Kunsthalle Palazzo ab 11. Mai eine spannende Auswahl von Schweizer Fotografie zum Thema «Natur? Schweizer Fotogra-
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Die Alpen, diesmal die Glarner Berge, spielen auch in der noch bis zum 5. Mai laufenden Ausstellung «Rund um 47° N 9° O über 800 M.ü.M». im Kunsthaus Glarus die Hauptrolle. Die Fotos des Berner Künstlers Balthasar Burkhard aus dem Klöntal sind nur ein Beispiel für die Inspirationskraft dieser Landschaft. Inspirieren von den Gipfeln über dem «Zigerschlitz» liessen sich viele aus- und inländische Schwergewichte der zeitgenössischen Kunst: von den Amerikanern Carl Andre über Richard Long bis zu den Schweizern Roman Signer oder Fischli/Weiss.
Für Kunst wie auch Kunstfans ein markanter Ort ist das Kirchnermuseum in Davos. Bis 21. Juni zeigt das Haus zum 20-jährigen Bestehen nicht nur Werke von Ernst Ludwig Kirchner, sondern zum Beispiel auch von Malerkollegen der Brücke-Bewegung, etwa von Erich Heckel oder Karl Schmidt-Rottluff. Weiter das Rheintal hinunter und hinein nach St.Gallen: Dort zeigt das Kunstmuseum vom 16. März bis 18. August die betörenden Lichtskulpturen des US-amerikanischen Lichtmagiers Dan Flavin. Gehen Sie in St.Gallen doch auch gleich noch ins Textilmuseum, dort wird ab Mitte April bis Ende Juni die 5. Europäische Quilt-Triennale stattfinden, mit 43 aktuellen Quilts aus 13 Nationen – sehenswert, auch wenn Quilts momentan nicht en vogue sein mögen. Immer wieder mit Kleinod-Ausstellungen wartet das Museum Liner in Appenzell auf. Ab 17. März und bis 16. Juni zeigt das von den renommierten Architekten Gigon/Guyer entworfene Haus die Ausstellung «Das polyphone Bild» des deutschen Malers und Ernst Wilhelm Nay (1902-1968), dessen Frühwerk als Bindeglied zwischen Kandinsky und dem abstrakten Expressionismus gilt. Auch Sie lieben die Bilder des Thurgauers Adolf Dietrich zwischen Neuer Sachlichkeit und naiver Malerei? Dann fahren Sie am besten von Appenzell ins Kunstmuseum Thurgau in die Kartause Ittingen, wo zum 30-Jahr-Jubiläum der Museen im ehemaligen Kartäuserkloster vom 21. April bis 25. August 71 Werke aus 71 Jahren Thurgauer Sammlungstätigkeit gezeigt werden. Nicht nur ist das Kunstmuseum Thurgau immer wieder für Überraschungen gut; die ehemalige Kloster-Anlage ist insgesamt ganz einfach schön und erholsam.
Kellers Federlesen
der heutigen Uhrenstadt, der sich in Venedig unglücklich verliebt das Leben nahm.
Oskar Bider landet nach seinem Alpenflug in Bern, Juni 1913.
Nein, Zug besteht nicht nur aus Briefkästen. Ein für ein kleines Haus Respekt heischendes, konzises Programm macht seit Jahren die Leitung des Kunsthauses. Die dem ungarischen Schriftsteller Péter Nadas gewidmete und von ihm mitkuratierte Ausstellung vom 2012 bleibt unvergessen. Vom 23. März bis 19. Mai führt die bekannte Schweizer Fotografin Annelies Štrba ihre Diainstallation «Shades of Time» vor, zusammen mit neuesten Werken. Drei Innerschweizer Kunstschaffende – Lukas Hoffmann, Markus Kummer, Anna-Sabina Zürrer – stellen parallel zu Štrba aus. Wenn Sie Ihren Kindern oder Enkeln diesen Sommer in Altdorf das Tell-Denkmal zeigen – Schweizer Geschichte soll ja «in» sein –, besuchen Sie doch auch gleich das in Schrittnähe gelegene Haus für Kunst Uri. Ab 8. Juni bis 18. August zeigt dort der 1959 in Andermatt geborene, weit über die Zentralschweiz hinaus bekannte Peter Regli neue Skulpturen und ortsspezifische Interventionen. Regli sorgt als «Reality Hacker» immer wieder für unerwartete, hinterlistige und witzige Schauvergnügen, denen auch Ihre jungen Sprösslinge etwas abgewinnen können. Kunstinstitutionen in Langenthal, Thun oder Olten sind wie andere kleine Museen Kaderschmieden für junge Kuratorinnen und Kuratoren. Madeleine Schuppli zum Beispiel führte lange Zeit das Kunstmuseum Thun, bevor sie ins wichtigste Museum für Schweizer Kunst nach Aarau wechselte. Fanni Fetzer wiederum wechselte 2011 vom Kunsthaus
Fotos: Verkehrshaus der Schweiz, Luzern
Langenthal ins grössere Kunstmuseum Luzern. Alle drei Institutionen tragen auch 2013 wieder Wesentliches zum Ausstellungswesen in der zeitgenössischen Kunst bei; siehe Websites. Besonders Olten beherbergt mit seiner umfangreichen Sammlung von Werken des «Pfaffenfressers» Martin Disteli (1802-1844) einen Schatz von nationaler Bedeutung, der in kleinen Sonderausstellungen immer wieder neu aufgearbeitet wird. An der Sprachgrenze, in Biel-Bienne, findet sich das Centre PasquArt, das sich vor allem mit dem Photoforum, dem «Prix Photoforum» und den jährlichen «Bieler Fototagen» schweizweit und international Anerkennung erarbeitet hat. Das «Photoforum PasquArt» ist ein Beispiel dafür, was die zuweilen ironisch belächelte «Vereinsmeierei» im Schweizer Kulturleben alles bewirken kann, denn die Institution wird wie unzählige andere von einem unentgeltlich arbeitenden Verein getragen. Die Reise könnte über den Röstigraben hinweg weitergehen, denn auch in der West- und Südschweiz ist sowohl die Zahl als auch vor allem die Qualität der Ausstellungsorte für Kunst mehr als bemerkenswert. Wussten Sie zum Beispiel, dass es in Genf das kleine, aber feine «Centre de la photographie – genève» gibt und nicht nur das bekanntere Mamco (Musée d’art moderne et contemporain)? Waren Sie schon mal im Musée des beaux-arts in La Chaux-de-Fonds? Die Sammlung dort ist mindestens einen Nachmittag wert. Tipp: die Bilder von Léopold Robert (1794-1835), Maler aus
Und bevor Sie im Tessin in eines der Täler zum Wandern aufbrechen, reicht es vielleicht für einen Besuch im Museo Cantonale d’Arte Lugano. Banken tun auch Gutes – zum Beispiel eine Kunstsammlung anlegen. Die Bank Bär macht’s seit langem. Das Kunstmuseum in Lugano stellt vom 11. Mai bis 18. August Werke aus der abundanten Foto- und Videosammlung des Finanzinstituts aus. Hätte der Flugpionier Oskar Bider gekonnt, er hätte seinen Rückflug von Mailand über den Lukmanier- und Chrüzlipass unterbrochen und hätte eine kleine Tour-d’Art-de Suisse unternommen, nur um bei jeder Zwischenlandung festzustellen, wie einfallsreich die Kunstinstitutionen fern der grossen Besucherströme sind. Die Links zu den eben angesprochenen Ausstellungsorten: www.bellpark.ch; www.palazzo.ch; www.buendner-kunstmuseum.ch; www.kunsthausglarus.ch; www.kirchnermuseum.ch; www.kunstmuseumsg.ch; www.textilmuseum.ch; www.museumliner.ch; www.kunstmuseum.ch; www.kunsthauszug.ch; www.hausfuerkunsturi.ch; www.kunstmuseumthun.ch; www.kunsthauslangenthal.ch; www.kunstmuseumolten.ch; www.pasquart.ch; www.centrephotogeneve.ch; www.mamco.ch; www.chaux-de-fonds.ch/de/musees/mba; www.museo-cantonale-arte.ch
Federlesen «Ich schaue mich um, ich registriere, ich recherchiere. Ich bin verloren in der Flut von Informationen und drehe mich um die eigene Achse. Ich wähle aus, was mich berührt oder meinen Zettelkasten besetzt. Ich setz mich hin und formuliere im Kopf, ich zeitpunkte und schreibe.» FEDERLESEN ist eine Rubrik des Zürcher Autors, Kurators und Galeristen Walter Keller. Zeitpunkt 124
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Zur H채lfte in der Unterwelt 10
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Eigentlich ist es schon weg. Das Rest-Vertrauen, das die Welt noch zusammenhält, ist verbal hergestellt, nicht verdient. Unter der polierten Oberfläche ist jeder Betrug legal, der nicht entdeckt wird. In dieser Welt stecken wir schon tief drin – mindestens zur Hälfte, um genau zu sein. von Christoph Pfluger
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ue recht und scheue niemand. Dieser Wahlspruch meines Grossvaters fasst in fünf Worten zusammen, worum es im Verhältnis zwischen Menschen untereinander und der Gesellschaft geht: Wer recht tut, kann vertrauensvoll und selbstbewusst handeln und darf damit rechnen, dass auch andere recht tun. Das Prinzip von Treu und Glauben hat in der Schweiz eine herausragende Stellung. Art. 9 «Schutz vor Willkür und Wahrung von Treu und Glauben» der Bundesverfassung sagt: Jede Person hat Anspruch darauf, von den staatlichen Organen ohne Willkür und nach Treu und Glauben behandelt zu werden. Die fundamentale Bedeutung des Vertrauens war wohl auch dem genialen Juristen Eugen Huber bewusst, der das Prinzip in Art. 2 des Zivilgesetzbuches als Grundpfeiler der Beziehungen unter den Menschen in der Schweiz formuliert hat: 1. Jedermann hat in der Ausübung seiner Rechte und in der Erfüllung seiner Pflichten nach Treu und Glauben zu handeln. 2. Der offenbare Missbrauch eines Rechtes findet keinen Rechtsschutz. Die Stellung des Prinzips von Treu und Glauben ist in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern ausserordentlich hoch. Im englischsprachigen Raum ist es nicht einmal kodifiziert. Wohl deshalb muss man in den USA das Kleingedruckte besonders sorgfältig lesen. Damit Sie keines der zahlreichen juristischen Bücher über Treu und Glauben studieren müssen, hier die volkssprachliche Kurzform: Treu und Glauben bedeutet, dass Sie nicht selber schuld sind, wenn Sie hereingelegt Dinge zu bezweifeln, die werden. Misstrauen ist erst angezeigt, wenn Indizien ganz ohne weitere dafür sprechen. Untersuchung jetzt Nach dem Prinzip von Treu und Glauben dürfen wir geglaubt werden, das ist davon ausgehen, dass der andere vielleicht ein Schlaudie Hauptsache überall. meier, aber kein Betrüger ist und sich im KleingedruckLichtenberg ten keine Ösen und Haken befinden, welche die Vertrags-
absicht zu Lasten einer Partei zunichte machen. Treu und Glauben oder lateinisch bona fides ist eine lebensnotwendige Einrichtung. Ohne Vertrauen kann der Mensch nicht leben und die Gesellschaft nicht funktionieren. Vertrauen reduziert gemäss dem Soziologen Niklas Luhmann die Komplexität menschlichen Handelns, erweitert zugleich die Möglichkeiten des Erlebens und Handelns und gibt Sicherheit (siehe auch Seite 30 dieser Ausgabe). Nur wenn wir einander vertrauen, ist Konsens möglich. Wenn wir einander misstrauen, müssen wir Verträge abschliessen. Das ist umständlich und bringt keine Sicherheit. Denn mit Leuten, mit denen man Verträge abschliessen muss, soll man auch keine abschliessen, sagte schon Paul Getty.
Das Prinzip von Treu und Glauben funktioniert nur, wenn sich die Mehrheit der Menschen und Institutionen daran hält und die Justiz mit den paar unvermeidlichen Halunken schon fertig wird. Das Prinzip von Treu und Glauben hat allerdings einen gewichtigen Nachteil: Es funktioniert nur, wenn sich die Mehrheit der Menschen und Institutionen daran hält und die Justiz mit den paar unvermeidlichen Halunken schon fertig wird. Das ist längst nicht mehr der Fall. Die Welt und mit ihr die Schweiz sind durch und durch verseucht mit dem gegenteiligen Prinzip, das sich in etwa so umschreiben lässt: Erlaubt ist, was nicht zu verhindern ist, weder mit Gesetzen noch polizeilichen Massnahmen. Zulässig ist, was sich verschleiern oder mit glaubhaften Lügen rechtfertigen lässt. Und erlaubt sind selbstverständlich alle gesetzlich abgesegneten Ungerechtigkeiten. Sie aufzuzählen ist seit der Finanzkrise unmöglich geworden. Drei willkürliche Beispiele müssen genügen: ■ Aus den Steuergeldern zur Rettung der amerikanischen Banken erhielten die Manager von Goldman
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Sachs mehrere Milliarden, sanktioniert von Obama. ■ Zur Rettung der deutschen HypoVereinsbank wurde der marode Teil in die neu gegründete HypoRealEstate ausgelagert, für die das Mutterhaus noch fünf Jahre lang haften musste. Genau einen Tag nach Ablauf der Frist (!) erklärte der damalige deutsche Finanzminister und Kavalleriehauptmann Peer Steinbrück, es sei nun nicht mehr zu verhindern, die Steuermilliarden müssten flies sen. Nach Nothilfen von mehr als 100 Milliarden wurde die HRE 2009 verstaatlicht und heisst heute «Deutsche Pfandbriefbank». ■ Gegenwärtig bereitet die Europäische Zentralbank mit Zypern die Rettung einer Steueroase und Räuberhochburg in der bisher einmaligen Höhe eines ganzen jährlichen Bruttosozialprodukts des Inselstaates vor. Ein semikriminelles Offshore-Zentrum ist offenbar systemrelevant. Auch Staaten verstossen in grösster Selbstverständlichkeit gegen Treu und Glauben, selbst die Schweiz mit ihrer singulären Verfassungsvorschrift. Eine Art Zeitenwende markiert dabei die Unternehmenssteuerreform von 2008, bei der das Stimmvolk vom damaligen Finanzminister An jedem zweiten Produkt kleben regelrecht in die Irre geSteuersünden, Umweltvergehen, führt wurde. Anstatt der Schmiergeldzahlungen, Menschenrechts prognostizierten rund 934 verletzungen und Krieg. Millionen Franken betragen die Steuerausfälle für die nächsten zehn Jahre bis zu sieben Milliarden. Das Bundesgericht hat die Abstimmung sanktioniert und damit dem Grundsatz von Treu und Glauben eine höchstrichterliche Abfuhr erteilt. Eine Ungeheuerlichkeit. Der Staat darf also seine Bürger belügen, solange sie so treu und gläubig sind, ihm seine Angaben abzunehmen. Passend dazu und in unfreiwilliger Ironie brachte die Post im letzten Jahr eine Sondermarke mit Artikel 2 des Zivilgesetzbuches auf den Markt, während sie gleichzeitig dagegen verstiess und beispielsweise die Kontoführungskosten um 40 Prozent erhöhte, was mit dem gesetzlichen Auftrag kostendeckender Preise nicht vereinbar ist. Entweder kann die Post nicht rechnen und die alten Preise waren nicht kostendeckend oder die neuen Preise verstossen gegen das Gesetz. Auf allen Ebenen der Gesellschaft wird heute systematisch das Vertrauen unterminiert, zum Beispiel: ■ Nationale und supranationale Organe erlassen unverständliche Gesetze mit verschleierten Absichten, wie etwa den absolut unlesbaren Vertrag von Lissabon – die Verfassung der EU – mit der versteckten Wiedereinführung der Todesstrafe. ■ Staaten spionieren ohne Verdacht – und ohne Rechtsgrundlage! – ihre Bürger aus, durch Kontrolle des e-mailDie Wahrheit ist gemacht. Verkehrs oder Speicherung von Telefongesprächen. Das Joseph Beuys ist heute so gut wie allgemeine Praxis. E-mail-Überwa-
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chung für einen ganzen Staat gibt es auf dem Markt für ein paar hunderttausend Dollar. Und die USA sind gerade daran, in Utah eine Überwachungsanlage für zwei Milliarden US-Dollar zu bauen, die alles kann, was heute möglich ist. ■ Konzerne lassen ihre Tochtergesellschaften gegenseitig Mondpreise verrechnen, z.B. einen Kugelschreiber aus Trinidad für 8500 Dollar, und umgehen so im grossen Stil Steuern. ■ Banken lagern ihre faulen Kredite zum Schein in so genannte «bad banks» aus, damit ihre Bilanzen sauber aussehen und ihre Kunden keinen Verdacht schöpfen. ■ Firmen stellen Produkte mit eingebauter Selbstzerstörung her. Klassische Fälle sind Glühbirnen mit kontrollierter Begrenzung der Lebensdauer oder Drucker, die ein Chip nach vorprogrammierter Lebensdauer ausser Betrieb setzt. ■ Selbst staatsnahe Organe verschicken bewusst zweifelhafte Rechnungen in der Erwartung, dass die meisten bezahlt werden. Diese Liste müsste ich über Dutzende, ja Hunderte von Seiten fortführen, bis Sie den Schrei des missbrauchten Vertrauens und der geschändeten Welt nicht mehr hören können. Ich wünsche mir das Herz Henri Dunants, der seinen Schmerz über das zehntausendfache Grauen von Solferino in die Welt hinausschrie und so das Rote Kreuz gründete. Dann hätte die Barbarei wenigstens ihr Gutes. Was ich damit sagen will: Die Welt, wie wir sie kennen, – nicht die Menschen! – ist komplett durchsetzt mit quasi-legalem Betrug, mit geduldeter Kriminalität, mit gewollter Irreführung und pseudodemokratischer Legitimation. Das tönt übertrieben, ist es aber nicht. Der Anteil der Halbwahrheiten und Lügen, die über die Massenmedien verbreitet werden, lässt sich leider nicht quantifizieren. Vergessen wir aber nicht, dass die allermeisten Nachrichten nicht unabhängig vor Ort recherchiert werden, sondern auf Verlautbarungen von Public Relations-Profis basieren, und, falls nicht pfannenfertig geliefert, von den Journalisten zuschauer- und lesergerecht konfektioniert werden. Selbst die Ideen und Hinweise für scheinbar eindeutig redaktionelle Beiträge stammen vor allem bei grossen Medienhäusern oft von bezahlten PR-Leuten. Ein Beispiel: Just als der Nestlé-kritische Film «Bottled Life» ausgestrahlt wurde, durfte Nestlé-Chef Brabeck im Zürcher Tages-Anzeiger ein ganzseitiges Interview geben, in dem er freundlicherweise nicht einmal zum Film befragt wurde, sondern einfach gute Stimmung verbreiten durfte. Unsere kollektive Wahrnehmung wird also zu einem guten Teil von finanziellen oder machtpolitischen Interessen geprägt. Wir sehen nicht, was ist, sondern was uns gezeigt wird, was wir sehen sollen.
Trau mir
Das Geheimnis des Glücks ist es, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass die Welt schrecklich ist, dann kann man beginnen, sich wieder glücklich zu fühlen. Bertrand Russell
Beim ökonomischen Anteil dieser pseudolegalen Halbwelt kommen wir einer Quantifizierung schon etwas näher. Meine Einschätzung: Rund die Hälfte des Weltbruttosozialprodukts dürfte den Normen eines Rechtsstaats nicht genügen. An jedem zweiten Produkt kleben Steuersünden, Umweltvergehen, Schmiergeldzahlungen und, als spätere Konsequenz davon, Menschenrechtsverletzungen und Krieg. Wir stecken also bereits zur Hälfte in einem giftigen Sumpf der echten und legalisierten Kriminalität. Die Indizien: ■ Die Hälfte des Welthandels, das sagte der Internationale Währungsfonds bereits 1999, fliesst durch Steueroasen, wird also weiss gewaschen. 2010 bezifferte er die Bilanzsumme der kleinen Insel-Finanzzentren wie Cayman Islands, Bahamas, Jersey etc, deren einziger Zweck die Verschleierung ist, auf 18 Billionen Dollar, ein Drittel des jährlichen Weltbruttosozialprodukts. ■ Zwei Drittel des Welthandels entfällt auf multinationale Unternehmen. Die 500 grössten und Tausende kleinerer Multis haben Tochtergesellschaften in Steueroasen und Verdunkelungszentren mit dem alleinigen Zweck, die Geschäfte intransparent zu machen und Steuern zu umgehen. Vor kurzem hat mir der Geschäftsführer einer Schweizer Ingenieurunternehmung mit rund 100 Mitarbeitern erzählt, er hätte zur Abwicklung eines grösseren USA-Auftrags auf Wunsch des Auftraggebers eine Briefkastenfirma in der amerikanischen Steueroase Delaware einrichten müssen. Er hat es getan. Der Zwang zur Verdunkelung und Umgehung der Gesetze erreicht also zunehmend auch die KMUs. ■ Ein Drittel des weltweiten, grenzüberschreitenden Handels erfolgt zwischen Tochtergesellschaften von Multis, wird also mindestens bis zum legalen Maximum rechtlich, steuerlich, bilanztechnisch, ökologisch und sozial «optimiert», oft darüber hinaus. Als Folge gehen al-
lein den Entwicklungsländern aufgrund falsch gesetzter Preise (z.B. chinesisches Toilettenpapier konzernintern für 4121 Dollar pro Kilo verrechnet) jährlich rund 160 Mrd. Dollar verloren, berechnete Christian Aid 2009. Die Dritte Welt braucht Gerechtigkeit, nicht Almosen. Wenn Sie sich ein Bild dieser Welt machen wollen, lesen Sie das Buch «Schatzinseln – wie Steueroasen die Demokratie untergraben» von Nicholas Shaxson (Rotpunkt-Verlag 2011), aus dem die genannten Beispiele stammen. Der Schock ist heilsam. Vergessen wir bei all dem nicht, dass die Welt heute weitgehend nach dem Gesetz des Geldes funktioniert, und das Geld an sich ist eine Illusion. Weil das meiste Geld von den privaten Banken per Kredit geschöpft wird, ist die Geldmenge dank Zins und Zinseszins stets kleiner als die Verpflichtungen. Für die Mehrheit der Staaten ist der grösser werdende Abstand nicht mehr einzuholen; sie werden von diesem Schneeballsystem gnadenlos verschüttet. Unser Geld besteht aus Schulden, die nie zurückbezahlt werden, und es bildet mittlerweile ein gigantisches Paralleluniversum, das die Realwirtschaft gnadenlos erstickt. Technisch gesehen ist unser Geld also bereits tot und verdiente den sofortigen Vertrauensentzug. Weil die Mehrheit
Warum wollen wir diese Scheinwelt der synthetischen Wahrheiten partout nicht wahrnehmen? Die Antwort ist vermutlich einfach: Weil wir Teil davon sind. aber noch daran glaubt und dem Geld damit eine RestFunktionalität erhält, wäre ein Vertrauensboykott für das Individuum mit erheblichen materiellen Nachteilen verbunden. Und so halten wir uns am Strohhalm fest.
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Der Mensch überschätzt sein künftiges Glück. Dies wissen wir seit Daniel Kahnemann, dem Nobelpreisträger, dem wir die Widerlegung des Menschenbilds der Ökonomie verdanken. Wir schreiben uns mehr Kontrolle über das Leben zu, als wir tatsächlich besitzen und haben eine Tendenz, die Gegenwart so zu betrachten, dass möglichst viel gute Zukunft darin Platz hat. Das ist auch sinnvoll: Ohne Vertrauen auf bessere Zeiten würden wir die Dinge gar nicht anpacken, die dafür nötig sind. Aber diese Überschätzung des künftigen Glücks und die Ausblendung unpassender Tatsachen hat eine Kehrseite, die den ganzen Segen des Optimismus in Frage stellt und vielleicht sogar zunichte macht. Ein Beispiel: Die meisten Menschen möchten gerne ein bisschen mehr Geld, zehn Prozent, um genau zu sein. Aber wenn sie es dann haben, verflüchtigt sich das Glück sogleich wieder und es braucht mehr. So vergeuden wir die Welt und unsere Zeit für etwas, das Noch fehlt es an Begriffen und Symbolen, wir so gar nicht erreichen die den Protest gegen die Zerstörung können. Denn Geld, das weiss die Forschung, trägt des Vertrauens als tief greifende gesellschaftliche Bewegung wahrnehmbar nur in bescheidenem Mass und unter ganz bestimmmachen. ten Umständen zu unserem Glück bei. Und Reiche, so Kahnemann, halten sich zwar «für glücklicher, aber tatsächlich dominieren Momente schlechter Stimmung ihren Alltag». Auf die kollektive Ebene übertragen, bedeutet dies: Wir denken, wir hätten die Dinge unter Kontrolle, streben unerreichbare Ziele an und landen an einem Ort, wo wir nicht hinwollten. Da schliesst man lieber die Augen. Die Überschätzung künftigen Glücks hat nun auch im Management Einzug gehalten, wie UBS-Chef Sergio Ermotti in einem denkwürdigen Gespräch auf Radio srf4 unfreiwillig zeigte. Angesprochen auf die Tatsache, dass die UBS bei 2,5 Mrd. Verlust trotzdem 2,5 Mrd. Boni auszahlt, antwortete Ermotti, die UBS habe sehr gut gearbeitet, man sei auf einem guten Weg. Und dann: «Wir müssen auch dementsprechend unsere Leute belohnen und bezahlen für das, was wir vorhaben in der Zukunft.» Das ist nichts anderes als eine unglaubliche Verwechslung zwischen Jahresrechnung und Budget. Ein Bonus vor der Ära Ermotti war ein (oftmals exorbitantes)ExtraHonorar für eine bereits erbrachte (gelegentlich zweifelhafte) Leistung. Jetzt ist er vollends zum realitätsfremden Zukunftsbatzen pervertiert. Ermottis Aussage bar jeder ökonomischen Vernunft blieb im Interview natürlich unwidersprochen. Wenn Sie das Zeitdokument nachhören wollen, googeln Sie «srf4 Ermotti Boni 5.2.2013». So stehen wir einer Welt gegenüber, deren Gang uns in höchstem Masse misstrauisch machen müsste. Das Vertrauen, das Banken, Politiker und Funktionäre so dringlich beschwören, ist herbeigeredet und von PRAgenturen fabriziert, nicht verdient. Es genügt ihnen,
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vertrauenswürdig zu scheinen. So lange wir sie nicht beim Wort nehmen, brauchen sie es nicht zu sein. Die Frage ist nur: Warum wollen wir diese Scheinwelt der synthetischen Wahrheiten, der beliebigen Rechtsstaatlichkeit, der scheinbaren Transparenz und der versteckten Absichten partout nicht wahrnehmen? Die Antwort ist vermutlich einfach: Weil wir Teil davon sind. Solange wir von dieser Welt profitieren, ist es bequemer, sich dem Schein hinzugeben. Die Lüge passt besser zu unseren Hoffnungen als die unangenehmen Tatsachen. Aber warum wird nicht mehr gezweifelt? Warum glauben wir den Politikern und Bankern, die uns versichern, alles sei transparent und sie hätten es unter Kontrolle? Solange wir Teil dieser Welt sind und für unser Schweigen belohnt werden, ist es in der Tat schwierig, die Zeichen zu erkennen, geschweige denn, seine Stimme zu erheben. Man muss die Gesellschaft gewissermassen verlassen, um gegen die Veruntreuung der Wahrheit und die Prostituierung der Demokratie aufzustehen. Allein die Fahne des Protests durch die Vergnügungsparks zu tragen, ist nicht jedermanns Sache, und sich einer no-future-Gruppe oder einer Weltuntergangssekte anzuschliessen schon gar nicht. Niemand verliert gern Freunde. Noch fehlt es an Begriffen und Symbolen, die den Protest gegen die Zerstörung des Vertrauens als tief greifende gesellschaftliche Bewegung wahrnehmbar machen. Die Fäuste ballen sich zwar auch im Mainstream, aber noch stecken sie in den Taschen. Dort sollen sie auch bleiben. Wir brauchen keine Revolution auf den Strassen, wir brauchen eine Revolution des Gewissens. Freilich: Zu diesem Schluss sind schon Klügere vor mir gekommen. Und so sitze ich etwas ratlos da. Was tun? Politiker mit ihren Lügen, Firmen mit ihren unredlichen Geschäftspraktiken konfrontieren und ihnen Briefe schreiben? Ja, sicher. Eine Volksinitiative zur Streichung von Treu und Glauben aus der Verfassung lancieren? Das wäre ehrlich. Dann wüssten wir alle, wo wir stehen – hüfttief in der Halbwelt.
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Vertrauen in die Finanzkrise? Sie erscheint uns vor allem als Bedrohung. Aber nach östlicher Denkweise müsste es in der Finanzkrise auch Chancen geben. Die Frage ist: Wo? von Andrea Steimer
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ine sehr effiziente Methode, bei persönlichen Krisen die Perspektiven zu erweitern und sie in Chancen zu wandeln, ist «The Work» nach Byron Katie. Dabei werden Glaubenssätze mit vier Fragen und einer Umdrehung untersucht. Die vier Fragen lauten: 1. Ist der Gedanke wahr? 2. Kannst du dir absolut sicher sein, dass der Gedanke wahr ist? 3. Wie fühlst du dich, wenn du den Gedanken glaubst? 4. Und wer wärst du ohne den Gedanken? Abschliessend wird der Glaubenssatz ins Gegenteil umgedreht und mit vertauschtem Subjekt und Objekt nochmals überprüft. Die heutige Situation weckt Erinnerungen an die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. 1929 kollabierte die Wirtschaft nach dem Schwarzen Freitag, Millionen von Arbeitsplätzen gingen verloren, wenige Jahre später folgte der Zweite Weltkrieg. Droht uns das gleiche Schicksal? Um darauf eine Antwort zu finden, habe ich «The Work» auf den kollektiven Glaubenssatz Es darf keinen Zusammenbruch des Systems geben angewendet. Die erste Frage (ist das wahr?) bejahe ich. Die zweite (kann ich absolut sicher sein, dass es keinen Crash geben darf?) bringt mich ins Nachdenken. Um den Kollaps zu vermeiden, erhöhen die Europäische und Amerikanische Zentralbank massiv die Geldmenge. Das birgt grosse Gefahren, das Vertrauen in die Währungen sinkt und das Risiko für Inflation und Deflation steigt. Dadurch kommt die Realwirtschaft (der Teil der Wirtschaft, der nicht zum monetären Sektor gehört) unter Druck. Die Strategie der Vermeidung oder des Aufschubs verbessert die Lage nicht. Im Gegenteil, ein
Super-GAU wird angeheizt. Folglich kann ich nicht absolut sicher sein, dass es (jetzt) keinen Crash geben darf. Früher oder später werden wir die Rechnung zu begleichen haben. Wie fühle ich mich mit dem Gedanken es darf keinen Crash geben– angesichts der Krise? Panikergriffen, ängstlich, mutlos, hoffnungslos, hilflos, ohnmächtig, verzweifelt. Mir scheint, es ist diesselbe Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung, die sich hinsichtlich der EuroKrise breit macht. Wer wäre ich ohne den Gedanken es darf keinen Crash geben? Ruhiger, entspannter, hoffnungsfroher, offener – im Wissen, es gibt immer eine Lösung. Einmal mehr staune ich, dass zwischen unangenehmen und behaglicheren Emotionen nur ein einziger Gedanke liegt. Die Umkehrungen es darf einen Crash geben und die Steigerung zu es muss einen Crash geben decken neue Perspektiven auf. Unser zinsbasiertes Geldsystem hat zwei Hauptprobleme: Erstens führt es zu einer rigorosen Umverteilung der Vermögen. Die Zinslast von 80 Prozent aller Haushalte fliesst den 10 Prozent Vermögenden zu. Arme werden ärmer, Reiche reicher, und die Kluft dazwischen weitet sich exponentiell. Zweitens fordert der Zins Wachstumszwang. Exponentielles Wachstum (durch den Zinseszins) ist auf Dauer nicht möglich. Früher oder später wird das System kollabieren: finanziell, ökologisch oder sozial. Dieses zinsbasierte Geldsystem muss zusammenbrechen, damit eine nachhaltige Entwicklung möglich ist. Der Ursprungssatz kann weiter umgedreht werden: Es muss keinen Kollaps geben. Das ist auch wahr, wenn sich die Menschen freiwillig
für Systeme ohne Wachstumszwang entscheiden, wie zum Beispiel für Komplementärwährungen oder gar eine Schenkökonomie. Sie alle haben die Befriedigung von Bedürfnissen zum Ziel, nicht die der Kreditgeber. Im weiteren ermöglichen sie regionales, nachhaltiges und soziales Wirtschaften. Mit solchen Systemen muss es keinen wirtschaftlichen, ökologischen oder sozialen Kollaps geben, wenn das Geldsystem zusammenbricht. Als letzte Umdrehung kommt mir es darf keinen Aufbau eines neues Systems geben in den Sinn. Auch dieser Satz birgt Wahrheiten und wirft ein Licht auf unsere Psyche. Bezüglich Geld sind die meisten Menschen unwissend und bequem. Der Wunsch, Geld zu erhalten, ohne dafür arbeiten zu müssen, ist weit verbreitet. Geld wird angelegt, wo es die besten Renditen abwirft. Auf den Zins oder die Rente will kaum jemand verzichten. Solange der Zins nicht breit hinterfragt oder gar verboten wird, kann es keinen Aufbau eines neuen Systems geben. Wer auf dem Zins beharrt, wird zum Mittäter eines Systems, das sich selbst vernichtet. Die Untersuchung des kollektiven Glaubenssatzes es darf keinen Zusammenbruch des Systems geben mit «The Work» legt das Chancenpotential der Finanzkrise frei. Es liegt nun an uns, es zu nutzen!
Literatur: Byron Katie: Lieben was ist – wie vier Fragen Ihr Leben verändern können. Mit Stephen Mitchell. Goldmann, München 2002. Margrit Kennedy: Occupy Money. J. Kamphausen, Bielefeld 2011. Andrea Steimer leitet das HerzBrändli auf der Rigi, ein Haus zur persönlichen Entfaltung: Brand 1, 6354 Vitznau, Tel. 079 796 54 51, www.herzbraendli.ch
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Die grosse Vertrauensfrage Wenn wir Vertrauensmissbrauch bekämpfen, schaffen wir dadurch noch kein Vertrauen. Diese anspruchsvolle Erkenntnis vermittelt ein elder statesman, der nicht zuletzt durch die Aufarbeitung der grössten Vertrauenskrise der neueren Schweizer Geschichte – des Fichenskandals – in den Schweizer Bundesrat gewählt wurde. Wie kann der Staat Vertrauen organisieren? Antworten von Moritz Leuenberger
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hne Vertrauen in andere können wir uns nicht entfalten und folglich nicht in Freiheit leben. Umgekehrt gilt: Ohne Misstrauen würden wir unweigerlich zum Opfer von Ausbeutern werden. Daher misstraut der wachsame Mensch seinem Gegenüber. Wir brauchen beides: Vertrauen und Misstrauen. Was zwischen mir und dir gilt, gilt für alle, und besonders für die Organisation einer demokratischen Gemeinschaft. Sie funktioniert nur, wenn sie auf dem Grundvertrauen zwischen den Menschen beruht und dieses fördert und sichert. Von einem idealistischen Menschenbild ausgehen darf man dabei nicht, sondern man muss in Rechenschaft ziehen, dass es Menschen gibt, die Vertrauen missbrauchen.
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Das Gesetz verlangt Vertrauen Die schweizerische Gesetzgebung versucht, Treu und Glauben zwischen den Menschen umfassend zu etablieren. Sie hütet sich dabei, einzig und allein auf das Gute im Menschen zu bauen, vielmehr geht sie davon aus, dass Vertrauen missbraucht wird. Beinahe durchwegs wird dabei das folgende Prinzip angewendet: ■ Im Allgemeinen wird bei der grossen Mehrheit der Bürger ein gegenseitiges Grundvertrauen vorausgesetzt – aufgrund ihrer Erziehung, ihrer Kultur und ihrer Religion. Dies kommt gesetzgeberisch in der sogenannten Freiwilligkeit zum Ausdruck. ■ Um dieses Grundvertrauen zu stärken und zu festigen, sieht das Gesetz Anreize und
Sanktionen zur Förderung vertrauensvollen Verhaltens vor (Ungültigkeit von Verträgen, Schadensersatz etc.) ■ Aber es sieht auch Zwangsmassnahmen vor, bis hin zur strafrechtlichen Verfolgung. Dieses Prinzip findet sich im Zivilrecht, im Bankenwesen, im Umweltrecht. Im Zivilrecht wird zum Beispiel die eheliche Untreue verboten. In Handel, Wirtschaft und Vertragswesen schützt man den guten Glauben durch mögliche Schadenersatzforderungen oder Ungültigkeitserklärung der Verträge. Für einen Beruf mit hoher Verantwortung, wie Bergführer, Lokomotivführer oder Pilot wird eine entsprechende Ausbildung und das Einhalten der Vorschriften vorgeschrieben. Dennoch bleibt, wenn wir uns einer Technologie anvertrauen, der menschliche Faktor das grösste Risiko.
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Treu und Glauben gelten auch im öffentlichen Recht, also im Verhältnis zwischen Staat und Bürger. Auf Beamte und Auskunftspersonen soll man sich verlassen dürfen. Ein klassisches Beispiel liefert der Fall Roman Polanski: Ein Staat darf einem Bürger (in diesem Fall einem Ausländer), gegen den seit Jahren ein Haftbefehl vorliegt, nicht einerseits die Bewilligung für einen Hauskauf erteilen, Steuern erheben, ihn während Jahren ein- und ausreisen lassen, um ihn dann zur Teilnahme an einem Filmfestival mit Preisübergabe (unter Beteiligung eines Bundesamtes) einzuladen und daraufhin unvermittelt zu verhaften und auszuliefern. Polanski wurde in seinem Vertrauen in die Schweiz vom Bundesrat geschützt. Das Vertrauen in den Staat und in seine Behörden In der Politik wird ganz besonders um Vertrauen geworben, vor allem um das Vertrauen in Personen. Doch das Misstrauen in der Politik ist allgegenwärtig und offensichtlich. In der direkten Demokratie behält sich der Stimmbürger das letzte Wort über Verfassung und Gesetze vor. Das führt denn auch zu dem beruhigenden Umstand, dass die Wahl der Regierung als weniger wichtig angesehen wird, weil all ihre Gesetzesvorlagen an der Urne verhindert werden können. Dennoch lebt auch die direkte Demokratie von Repräsentation, vom Vertrauen in Regierungsmitglieder, in Parlamentarier, in Parteipräsidenten und in Parteiparolen. Ohne Vertrauen ist Repräsentativität nicht möglich. Enttäuschungen über das Verhalten gewählter Regierungsmitglieder sind in repräsentativen Demokratien denn auch regelmässig gross. Es ist schon beinahe ein politisches Ritual, dass ein siegreicher Kandidat das ihm entgegengebrachte Vertrauen wieder verliert und in Ungnade fällt. Dieser Vertrauensschwund wiederum führt zu einer Spirale populistischer Versprechen, die nicht zu erfüllen sind, und zu Enttäuschungen beim Wähler, die so vorprogrammiert sind. Die Organisation eines demokratischen Staates geht daher von Misstrauen aus, von einem möglichen Missbrauch der Macht: Durch Gewaltenteilung, checks and balances oder durch ein Rotationsverfahren, wie im Fall des Bundespräsidiums, wird die Gefahr von Machtballung verringert. Das stärkt das Vertrauen in das politische System. Dazu gehört auch, dass weder Bundesrichter noch Bundes-
Je besser die Staatsform, desto weniger muss das Vertrauen in die Person strapaziert werden. Da braucht es dann nicht mal mehr besonders gute Politiker. räte während der Amtszeit abberufen werden können. Bei uns gibt es keine Vertrauensfrage, weil das Vertrauen in den gewählten Bundesrat von der Verfassung für vier Jahre vorausgesetzt wird. Dies ist nichts anderes als ein Schutz der demokratischen Institution (nicht etwa der Gewählten) und Ausdruck des Vertrauens in das politische System. Einerseits will man damit die Verantwortung bei der Vertrauensprüfung, nämlich der Wahl, schärfen (damit zum Beispiel nicht ein Kandidat auf den Schild gehoben wird, der früher Veruntreuungen begangen hat), andererseits die Abwahlmöglichkeit nicht zur Disziplinierung und Medienhatz verkommen lassen. Je besser die Staatsform, desto weniger muss das Vertrauen in die Person strapaziert werden. Da braucht es dann nicht mal mehr besonders gute Politiker, schon gar keinen dauerhaften Bundespräsidenten – selbst zwei Jahre wären da zu lang. Das Vertrauen in politische Systeme und Ideologien einerseits und dasjenige in Personen andererseits stehen in einem wechselseitigen Verhältnis. Das zeigt sich schon im privaten Bereich: Junge Paare wählen das Konkubinat auch deswegen, weil sie die Bindung, das gegenseitige Vertrauen, eben gerade nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern freiwillig aus dem eigenen Herzen erbringen wollen. Je grösser das Vertrauen in die Personen, desto kleiner das Bewusstsein für Institutionen wie die Gewaltenteilung: Kleine Kantone haben zum Teil bis heute Mühe damit. Umgekehrt: Je anonymer und unübersichtlicher eine Gesellschaft, desto ausgeklügelter die Sicherheitsmechanismen. Und: Populisten, die persönliche Machtfülle und damit grenzenloses Vertrauen für sich verlangen, neigen dazu, das Misstrauen gegen «das System» zu schüren. Je nach politischer Optik wird dieses System dann als globale Kapitalismusmafia oder als classe politique bezeichnet. Umgekehrt: Je grösser der Vertrauensverlust einzelnen Vertretern gegenüber, desto rascher werden systemische Massnahmen getroffen. Das beobachten wir häufig im Alltag: Technische Systeme sollen menschliche Fehler korrigieren. Mein Eintritt in den Verwaltungsrat einer Baufirma nach dem Ausscheiden aus dem
Bundesrat hat viele enttäuscht, weil das bisher Bürgerlichen vorbehalten gewesen war (in Deutschland auch Sozialdemokraten). Deswegen hat die beratende Kommission des Nationalrats auch eine zweijährige Karenzfrist beschlossen. Ich habe mich umgehend bei Oprah Winfrey zwecks Beichte angemeldet ... – und finde überdies die beschlossene Karenzfrist gar nicht schlecht, denn es braucht mindestens zwei Jahre, bis man nach dem Rücktritt aus dem Bundesratsleben weiss, was man eigentlich will und soll. Solche Entwicklungen zeigen, dass sich das Vertrauen in Personen auf systemische Massnahmen, politische Modelle oder auch Ideologien verlagert. List und Vertrauen Die politischen und moralischen Fragen kreisen um Folgendes: Welches Vertrauen wird geschützt oder vorgeschrieben? Denn es herrscht das Gebot bedingungslosen Vertrauens ebenso wenig, wie es eine absolute Wahrheitspflicht gibt. Hingegen gibt es die listige Taktik, die raffinierte Verführung. Das gilt zwischen den Menschen, das gilt im Wettbewerb, also in Handel und Wirtschaft. Es gibt die Suche nach Vorteilen, List und Täuschung, Tricks und Übertölpelung. Was geniesst also Vertrauensschutz? Was ist List, was ist Arglist? Was ist Verführung, was ist Manipulation? Wie weit geht die Selbstverantwortung? Wie weit geht Konsumentenschutz, wie weit die Phantasie und Übertreibung der Werbung? Das sind Diskussionen, die auch politischen Schwankungen, das heisst einem stets wechselnden Menschenbild unterliegen. Dieselben Fragen stellen sich in der Staatsleitung selber: Sind Listenverbindungen zulässig? Nach welchen Kriterien soll ein Abstimmungstermin festgelegt werden? Welche Vorlagen kommen gleichzeitig zur Abstimmung? Wie organisiert der Staat das Vertrauen? Wie wird das Grundvertrauen zwischen den Menschen hergestellt und gefördert? Kann der Staat hierzu etwas beitragen? Niccolò Machiavelli geht in seinem Werk Der Fürst davon aus, dass das Zusammenleben der Menschen wesentlich durch die Angst vor Sanktionen organisiert werde; nicht Vertrauen oder gar Liebe, sondern nur die Furcht vor dem Gesetz halte die Menschen zusammen.
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Bekämpfung von Schwarzgeld werden vorerst an die Branche delegiert. Es folgen Anreize, welche die Schärfung des moralischen Bewusstseins fördern (Aufklärungskampagnen, wie etwa zur Toleranz im Strassenverkehr), und erst als letzte Massnahme kommen Verbote und Sanktionen zur Anwendung.
Moritz Leuenberger: «Das Gebot bedingungslosen Vertrauens herrscht ebenso wenig, wie es eine absolute Wahrheitspflicht gibt.» Foto: Wikipedia commons
Ganz abgesehen davon, dass uns dies nicht als Modell eines demokratischen Staates vorschwebt, müssen wir sehen: Selbst mit uneingeschränkten polizeilichen Mitteln, selbst mit einem totalen Polizeistaat könnte zwischen den Menschen kein echtes Vertrauen erzwungen und garantiert werden. Der Ansatz muss daher genau umgekehrt sein: Zuerst die Freiwilligkeit, dann Anreize und erst als ultima ratio
Selbst mit uneingeschränkten polizeilichen Mitteln könnte zwischen den Menschen kein echtes Vertrauen erzwungen werden. Der Ansatz muss daher genau umgekehrt sein: Zuerst die Freiwilligkeit, dann Anreize und erst als ultima ratio Sanktionen. Sanktionen. Daher gilt auch bei uns das Konzept der Freiwilligkeit; das Vertrauen in die Bürger oder in eine Branche ist Prinzip. Das Umweltgesetz oder das Energiegesetz folgen diesem Aufbau. Die Schweiz kennt beim freiwilligen Papier- und Kartonsammeln bessere Resultate als Länder, in denen dies vorgeschrieben ist. Auch gegen Geldwäscherei wird jetzt Selbstregulierung proklamiert. Die Regeln zur
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Grundvertrauen vermag der Staat nicht zu erwirken Auf Androhung von Gefängnis und gesellschaftlicher Ächtung allein zu bauen wäre aber der machiavellistische Weg zu vertrauensvollem Verhalten. Die entscheidende Frage bleibt deshalb: Wie gelangen die Menschen zu einem Verhalten, welches gegenseitiges Vertrauen von innen heraus lebt? Wie keimt diese «Freiwilligkeit», wie sie das Gesetz postuliert, als Rückgrat unseres Verhaltens? Das eigentliche Grundwasser des menschlichen Vertrauens, das Grund- und Gottvertrauen, kann der Staat allein kaum bewirken. Er ist angewiesen auf Religion und Kultur, die nicht nur von der rationalen Notwendigkeit des Vertrauens für das Funktionieren einer Gesellschaft ausgehen, sondern auf einer Metaebene – oder in den Urwogen, in den Tiefen der Seelen – das menschliche Verhalten, die Frage von Gut und Böse prägen. Wie verhalte ich mich meinen Mitmenschen gegenüber? Da schaut niemand im Zivil- oder Obligationenrecht nach, bevor er entsprechend fühlt oder handelt. Das verinnerlicht er, längst bevor er lesen kann. Die Quelle findet sich bei den Menschen selbst, und gespeist wird sie unter anderem aus dem ewigen Grundwasser der Kulturen, Traditionen und Religionen. Sie haben das Gewissen von Generationen geweckt und geschärft. Jede Gesellschaft gestaltet die Regeln des Zusammenlebens neu. Sie greift dabei zurück auf Traditionen, Religionen. Und deswegen muss ein aufgeklärter Staat Religions- und Kulturfreiheit gewähren: Damit er selber funktionieren kann. Der Staat – und mit ihm die Wirtschaft – sind also auf Religion und Kultur angewiesen. Sie müssen daher diejenigen Institutionen fördern und unterstützen, die sich dieser Aufgabe annehmen. Das sind Kirchen, Religionsgemeinschaften, das ist die Kultur. Deswegen muss der Staat Kultur und Religion Freiraum gewähren, Autonomie und Entfaltungsmöglichkeiten bieten, auch mit materiellen Mitteln.
Bezüglich Kultur kann das etwa bedeuten, dass Sponsoring steuerlich begünstigt wird, dass die nationalen Fernsehanstalten entsprechende Aufträge erhalten. TV und Radio haben nicht nur einen Informationsauftrag, sondern auch einen Kulturauftrag zu erfüllen. Dazu gehört auch die Unterhaltung. Was früher die Funktion der Märchen war, über Generationen hinweg Geschichten und Traditionen weiterzuerzählen, übernehmen heute die Massenmedien. Unterhaltung ist eine kulturelle Aufgabe und nicht nur ein samstagabendliches Geblödel. Diese Verantwortung muss der Staat in seinen Konzessionen festhalten. Bezüglich der Religionen kann das für den Staat etwa heissen, dass Kirchen oder religiöse Gemeinden anerkannt werden, dass man sie staatlicherseits unterstützt (zum Beispiel indem man die Kirchensteuern durch den Staat einziehen lässt wie im Kanton Zürich), oder dass beispielsweise juristische Personen Kirchensteuern bezahlen müssen. Die gegenseitige Abhängigkeit von Staat und Religion bedeutet für beide, dass sie sich zwar Unabhängigkeit gewähren, aber auch einem Dialog stellen müssen. Ohne Vertrauen keine Gemeinschaft Wer eine Gemeinschaft organisiert, muss aber von Vertrauensmissbrauch zwischen den Menschen ausgehen, sonst bleibt er blauäugig und liefert die Vertrauensseligen ans Messer der Betrüger. Und doch kann mit keiner Polizeigewalt Vertrauen erzwungen werden. Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit können nicht vorgeschrieben, sondern müssen erlebt und gelebt werden. Kultur, Tradition, Erziehung formen das aktive und passive Grundvertrauen. Wie sich die Menschen zuhause, in der Wirtschaft und in der Politik tatsächlich verhalten, was sie in all den Bereichen, die nicht mit Vorschriften erfasst werden können leben und vorleben, bildet die moralische Grundlage einer Gesellschaft. Nimmt gegenseitige Übertölpelung als Lebensformel Überhand, zerfällt eine Gesellschaft. Werden Treu und Glauben als Wert gepflegt, kann sie sich nachhaltig entwickeln. Der vorliegende, von der Redaktion leicht gekürzte und bearbeitete Text basiert auf einem Vortrag zur Frage «Wie kann der Staat Vertrauen organisieren?», den Moritz Leuenberger anfangs Jahr an einem Symposium der Universität Zürich zum Thema «Vertrauen verstehen» hielt. Der Zeitpunkt dankt dem Autor für den Erstabdruck.
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Was sich alle wünschen Es ist nicht allzu lange her, da war «Resilienz» selbst fremdwortverliebten Akademikern kein Begriff. Das hat sich in relativ kurzer Zeit geändert. Ohne Resilienz geht heute gar nichts mehr. Resilienz verspricht, was sich heute alle wünschen, maximale Sicherheit in einer von maximaler Unsicherheit geprägten Welt.
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ikipedia erklärt Resilienz wie folgt: «Resilienz (lateinisch resilire ‹zurückspringen›, ‹abprallen›, deutsch etwa Widerstandsfähigkeit) beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Systeme müssen von innen oder aussen kommende Störungen ihres Zustandes ausgleichen oder unter Aufrechterhaltung ihrer Systemintegrität ertragen… Ein anschauliches Beispiel für Resilienz im engeren Sinn ist die Fähigkeit von Stehaufmännchen, sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufzurichten.» Es gibt inzwischen Resilienzforschung aller Art: Die einen forschen über die Resilienz von Unternehmen, die nächsten über die Resilienz von Regionen . Und dann gibt es auch Resilienz bei Menschen. Tatsächlich scheint es Menschen zu geben, die besser als andere persönliche Krisen überstehen. Denen selbst widrigste Lebensumstände nichts anhaben können, während andere, die unter scheinbar glücklichen Vorzeichen gross wurden und leben, von den kleinsten Krisen so geschüttelt werden, dass sie sich davon nicht mehr erholen. Was ist das Geheimnis der Widerstandskraft unsere Seelen?
Mittlerweile ist sich die wissenschaftliche Gemeinschaft weitgehend einig: Um ein Selbstvertrauen zu entwickeln, das uns befähigt Krisen mehr oder weniger unbeschadet zu überstehen, sind zwei Erfahrungen in früher Kindheit wichtig: Stabile Beziehungen und «Selbstwirksamkeit». Kinder die sich durch besondere Resilienz auszeichnen, hatten stabile Beziehungen zu einer oder mehreren Bezugspersonen in der Familie oder im Umfeld, die ihnen Aufmerksamkeit und Anerkennung gaben. Das zweite Geheimnis ist die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Menschen die frühzeitig dazu ermutigt werden, zu handeln und dabei die Erfahrung machen, dass sie ihre Welt positiv beeinflussen können, sind seelisch stabiler als andere, die von ihrer Umgebung entmutigt werden oder denen ihre Umgebung alle Schwierigkeiten beiseite räumt. Wer sich niemals bewähren darf – was die Chance zum Scheitern einschliesst – kann kein Selbstvertrauen entwickeln, bleibt unsicher und unter seinem Potenzial. Menschen, die früh und anhaltend ermutigt werden, selber wirksam zu werden, glauben später stärker an sich und
an ihre Fähigkeiten, Krisen zu bewältigen, schreiben Erfolge sich selber und Misserfolge den Umständen zu. Sie durchleben einen Zirkel positiver Bestätigungen, an denen ihr Vertrauen in sich selber wächst. Resilienz fördern Als Hauptansatzpunkte zur Förderung der Resilienz haben die Experten herausgearbeitet: ■ die Förderung von Problemlösefähigkeiten und Konfliktlösestrategien ■ die Förderung von Eigenaktivitäten ■ die Förderung der Fähigkeit, persönlich Verantwortung zu übernehmen und zu kooperieren ■ die Förderung von Selbstwirksamkeit ■ die Stärkung des Selbstwertgefühls ■ die Förderung sozialer Kompetenzen und die Stärkung der Beziehungsfähigkeit ■ die Förderung der Fähigkeit, sich zu entspannen und sich Hilfe zu holen ■ die Förderung körperlicher Gesundheit. Es ist natürlich nicht verboten, diese für Bildungseinrichtungen entwickelten Aspekte bei sich selber zu entfalten. Christine Ax
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Trau mir
Der Beleuchtete
Trostbrief an Konrad Hummler Der St. Galler Bankier hat wegen seiner Geschäfte seit der Zerschlagung der Bank Wegelin & Co. Anfang 2012 unzählige Male als Subjekt von Schlagzeilen gedient. Die Zeit ist gekommen, ihn zu trösten. von Walter Keller
Sehr geehrter Herr Hummler Sie wurden und werden wohl noch weiterhin durchleuchtet, von Scheinwerfern beleuchtet, immer als gestrauchelter Vertreter der Finanzindustrie, als Chef der ältesten Bank der Schweiz. Was in diesem Mediengewitter zu kurz kommt, sind Sie als Mensch. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es für Sie ist, ihren vier Töchtern zu erklären, was Sie sich da für eine Suppe eingebrockt haben. Bitte seien Sie mir nicht gram, wenn ich Sie nachfolgend stets nur an Ihren eigenen Ansprüchen und Worten messe. Jahrelang galten Sie ja als Inbegriff des gebildeten, konservativen weissen Ritters in der Artus-Runde des Schweizer Bürgertums: Mitglied gemeinnütziger Stiftungen, religiös und stets zu einem klaren Wort bereit, wenn es galt, von Tugenden und Werten zu sprechen. «Ich unterstütze die Schweizergarde, weil sie ein sichtbares Zeichen für typische schweizerische Eigenschaften ist: Auftragstreue, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit. Ich Die Frage ist nicht, ob Ihnen andere unterstütze als bekennennoch vertrauen. Die Frage ist, ob Sie sich der Protestant diese eintrauen. malige Institution», stellen Sie sich auf der Website der Stiftung Schweizergarde als Stiftungsratsmitglied vor. In einem Gespräch mit dem Webportal swissinfo.ch vom 11. April 2009 sagten Sie als humanistisch Gebildeter zum 500. Geburtstag Johannes Calvins: «Calvin hatte seine eigene Theologie von der Gnade Gottes. Die wurde
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zwar oft kritisiert, käme jetzt aber sehr gelegen. Laut Calvin ist das geschäftliche Gelingen ein Zeichen der Gnade Gottes, nicht des eigenen Verdienstes», um dann sozusagen als Kulmination Ihres religiös-finanzindustriellen Bekenntnisses anzufügen: «Ein ‹Calvinist Banking› wäre also ein Banking, das den Bankkunden zum vornherein transparent erklärt, wieviel Risiken sie eingehen, wenn sie ihr Geld anlegen. Wir haben als eine der ersten Banken im Lande bei anlagestrategischen Beratungsgesprächen das Risiko auch zu beziffern und grafisch zu illustrieren versucht.» Auch wenn ich den letzten Satz trotz guten Willens nur ironisch zu lesen vermag – was mögen Sie Ihren Kunden da wohl so erklärt und illustriert haben ... ein Organigramm der US-Steuerbehörden? –, so nehme ich Ihnen ab, dass Sie geglaubt haben, was Sie da sagten. Ahnten Sie den drohenden Shitstorm gegen Sie, als sich Ihre Bank im Frühjahr 2011 mit folgendem Werbespruch ans vermögende Publikum wandte? «Ich bin nicht Kunde bei Wegelin & Co., weil alles, was entsteht, wert ist, dass es zugrunde geht. Mephisto aus Faust». Die Verwendung des Zitats war schon beinahe prophetisch, wenn man die die ganze Stelle aus Goethes Drama berücksichtigt, die Sie als Bildungsbürger sicher kennen: Faust: Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen Gewöhnlich aus dem Namen lesen,
Foto: Hanspeter Schiess
Trau mir
Wo es sich allzu deutlich weist, Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heisst. Nun gut, wer bist du denn? Mephistopheles: Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Faust: Was ist mit diesem Rätselwort gemeint? Mephistopheles: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, dass es zugrunde geht; Drum besser wär’s, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element.» Ob dieser Werbespruch ein unbewusstes, vorauseilendes Bekenntnis begangener Fehler war? Nur Sie können es wissen. Ihre Qualitäten als Humanist und Prediger fundamentaler Werte haben Sie schon früher, bereits im April 2004 im Magazin «Bilanz» unter Beweis gestellt: «Alles schreit nach ‹control› und glaubt, damit sei die Zukunft von Unternehmungen zu gewinnen. Von Verantwortung spricht niemand. Langfristige Ausrichtung, eindeutige Verantwortlichkeit und Vertrauen in eine Unternehmensführung, die, unbeirrt von Moden, Kursschwankungen und Anfechtungen, ihren Weg geht: Solche Qualitäten muss die Finanzwelt, müssen deren Analysten und deren An-
leger erst wieder finden. Ihre Berücksichtigung könnte Wunder wirken.» Sicher tut es weh, wenn Sie daran denken, dass nicht böse Parteipräsidenten oder Medien ihre unerbittlichsten Angreifer sind. Sie selbst sind es. Deshalb schreibe ich Ihnen. Sie sind nicht allein. Sie können das Vertrauen in sich selbst und anderer in Sie wiederherstellen, ganz ohne Hilfe von PR-Beratern. Trost naht. Sie kennen sicher die Schriften von Meister Eckhart (ca. 1260-1328), dem mittelalterlichen Mystiker und Philosophen. In seinen «Reden der Unterweisung» hat er sich sozusagen direkt mit Ihnen beschäftigt. In seiner 12. Rede «Wie man sich verhalten soll, wenn man sich in Sünden findet» schreibt Eckhart: «Fürwahr, Sünden getan haben ist nicht Sünde, wenn sie uns leid sind. Nicht soll der Mensch Sünde tun wollen, nicht um alles, was in Zeit oder in Ewigkeit geschehen mag, weder tödliche noch lässliche noch irgendwelche Sünde. [...] Du sollst aber Gott darin recht vertrauen, dass er dir’s nicht hat widerfahren lassen, ohne dein Bestes daraus ziehen zu wollen.[...] Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. [...] Darum duldet Gott gern den Schaden der Sünden und hat ihn schon oft geduldet und alleröftest über die Menschen kommen lassen, die er dazu ausersehen hat, sie nach seinem Willen zu grossen Dingen emporzuziehen. Sieh doch: Wer war unserem Herrn
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je lieber und vertrauter als die Apostel? Keinem von ihnen blieb es erspart, in Todsünde zu fallen; alle waren sie Todsünder gewesen.» Soweit, um es in heutiger Wirtschaftssprache darzustellen, der Ist-Zustand. Sie sehen, lieber Herr Hummler, Sie sind in prominenter Gesellschaft. Fehlt noch die Strategie und deren operative Umsetzung. Darf ich also in meinem Consulting weiter machen? In der 13. Rede schreibt Eckhart «von zweierlei Reue»: «Es gibt zweierlei Reue: die eine ist zeitlich oder sinnlich, die andere ist göttlich und übernatürlich. Die zeitliche zieht sich immer fort hinab in grösseres Leid und versetzt den Menschen in solchen Jammer, als ob er gleich jetzt verzweifeln müsse, und dabei beharrt die Reue im Leid und kommt nicht weiter; daraus wird nichts. [...] Und je grösser und je schwerer die Sünden sind, um so unermesslich lieber vergibt sie Gott und um so schneller, weil sie ihm zuwider sind.» Und schliesslich, wir nähern uns zielführend der Implementierung der Lösung, weist Ihnen Meister Eckhart in seiner 14. Rede «von der wahren Zuversicht und von der Hoffnung» den direkten Weg, Ihre tonnenschwere Last loszuwerden: «Wahre und vollkommene Liebe soll man daran erkennen, ob man grosse Hoffnung und Zuversicht zu Gott hat; denn es gibt nichts, woran man besser erkennen kann, ob man ganze Liebe habe, als Vertrauen. Denn wenn einer den anderen innig und vollkommen liebt, schafft das Vertrauen; denn alles, worauf man bei Gott zu vertrauen wagt, das findet man wahrhaft in ihm und tausendmal mehr. Und wie ein Mensch Gott nie zu sehr lieb haben kann, so könnte ihm auch nie ein Mensch zuviel vertrauen. Alles, was man sonst auch tun mag, ist nicht so förEs besteht sogar die Chance, dass Gott derlich wie grosses Vermit Ihnen künftig grosse Dinge vorhat. Sie trauen zu Gott. Bei allen, die je grosse Zuversicht zu wären nicht der erste Spätberufene. ihm gewannen, unterliess er es nie, grosse Dinge mit ihnen zu wirken. An allen diesen Menschen hat er ganz deutlich gemacht, dass dieses Vertrauen aus der Liebe kommt; denn die Liebe hat nicht nur Vertrauen, sondern sie besitzt auch ein wahres Wissen und eine zweifelsfreie Sicherheit.» Sie sehen, es besteht sogar die Chance, dass Gott mit Ihnen künftig grosse Dinge vorhat. Sie wären nicht der erste Spätberufene. Was sind im Vergleich zu solchen Chancen mundane Urteile von irgendwelchen USamerikanischen Richtern?! Gratis aber ist nichts im Leben, wie Sie als Finanzspezialist besser wissen als wir Normalsterbliche. Deshalb als krönender Abschluss zu den Massnahmen: Diesmal ist es Jesus, den ich für Sie konfessionsgerecht nach der Lutherbibel zitiere und der Ihnen ganz konkret den Weg weist, was Sie als nächstes und sofort ohne grossen Aufwand tun können:
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«Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!» Ihnen fehlen die Kraft und der Glaube? Nochmals Jesus: «Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.» Das wäre der letzte, entscheidende Schritt, das Vertrauen in Sie wiederherzustellen. Und Sie würden sich zum Leuchtturm innerhalb Ihrer Branche erheben. Die Frage ist also nicht, ob Ihnen andere noch vertrauen. Die Frage ist, ob Sie sich trauen. Sollten Sie auf den in diesem Trostbrief vorgeschlagenen Weg verzichten, so bitte ich Sie, auf weitere Äusserungen wie die eingangs zitierten künftig zu verzichten. Es geht bei dieser Aufforderung nicht nur um Sie, sondern um Werte an sich. Werte sind, wie Sie wissen, unteilbar und liegen weit über unseren individuellen Biographien. Man kann nicht öffentlich Wasser predigen und privat Wein trinken. Tut man das, verliert man das Recht auf Begriffe wie «Vertrauen» und schwimmt mit im Karpfenteich der doppelt gemoppelten Moral – dies wiederum wäre Ihrer Bildung unwürdig. Das Tragische an Menschen wie Ihnen ist, dass Sie als einflussreicher «bekennender Protestant» in aller Öffentlichkeit einen weiteren Stein in der leider schon länger bröckelnden Fassade des Schweizer Bürger- und Bildungsbürgertums herausgerissen haben. Darin liegt, wenn schon, Ihr sogenannter «Verrat» und nicht in momentanen politischen Belangen, die Ihnen irgendwelche Parteipräsidenten zum Vorwurf machen. Über das Schweizer Bankenwesen haben Sie ja nichts als die Wahrheit gesagt bei Ihrem Geständnis in den USA. Die Schweiz braucht dringend ein glaubwürdiges, werte- und traditionsbewusstes, ehrliches Bürgertum. Leider zersetzt es sich derzeit schleichend von innen heraus und ist sich selbst sein grösster Feind. Wenn wir diesen Zerfall nicht stoppen, glauben uns unsere Kinder – auch Ihre Töchter – zu Recht bald gar nichts mehr. Und wir verlieren das Vertrauen in unsere gesellschaftlichen Institutionen, zu denen entschieden und unverbrüchlich gehören: Glaubwürdigkeit und Integrität. Seien Sie ein Avantgardist! Frau und man wird es Ihnen danken. Do it! * Viel Glück wünscht Ihnen, mit besten Grüssen. Walter Keller * Jerry Rubin (googeln Sie ihn einfach).
Trau dich
von Paul Dominik Hasler
Sie: Warum heiratest du mich nicht? Er: Warum sollte ich? Unsere Beziehung ist doch prima.
Sie: Ja, aber es würde mir eine ganz andere Sicherheit geben. Er: Sicherheit wozu? Sie: Um mich zu entfalten. Er: Du hältst dich also zurück? Sie: Nein, natürlich nicht. Aber es wäre wie ein Versprechen. Er: Dass alles so bleibt, wie es ist? Sie: Nein, dass wir gemeinsam den Weg gehen. Er: Den Weg? Sie: Den Lebensweg. Er: ...bis dass der Tod uns scheidet. Sie: Ja, von mir aus. Oder hoffst du insgeheim auf eine bessere als mich? Er: Ich mache dem Leben keine Vorschriften. Was kommt, kommt. Sie: Genau diese Haltung ist es doch, die Beziehungen untergräbt. Er: Und Ehen. Sie: Richtig. Wenn man sich hingegen entscheidet... Er: ...schaltet man das Leben aus. Man versichert sich quasi gegen das Schicksal, das noch etwas mit einem vorhatte. Pech für das Schicksal. Sie: Wie zynisch. Man kann dem Leben auch Raum geben mit einem Versprechen. Er: Wie denn? Sie: Man steht zu seinen Möglichkeiten und baut auf ihnen auf, statt immer auf neue zu hoffen. Er: Die handgestrickte Variante also. Wir backen unser eigenes Brot und lieben nur uns. Sie: Nein, die Liebe ist universell. Sie soll auch Platz haben in der Ehe. Er: Es sei denn, sie stelle etwas in Frage. Sie: Ich gebe es auf. Du bist unbelehrbar. Er: Nicht doch. Ich war nur etwas provokativ. Aber wenn du so sicher bist, dass du heiraten willst, musst du etwas mehr draufhaben als nur diese paar Wünsche und Argumente.
Sie: Ach ja? Was denn? Er: Mach mich neugierig. Sie: Wie meinst du das? Er: Mach doch ein paar Andeutungen, was alles möglich würde, wenn wir verheiratet wären. Sie: Was für Andeutungen? Was soll möglich werden? Er: Dacht ich’s mir doch. Es wird nichts möglich. Sie: Nein, warte. Du hast recht. Das ist ein interessanter Ansatz. Ich merke, was du meinst. Er: Ah. Und? Sie: Du hast recht. Mir kommen da plötzlich Sachen in den Sinn, die mich schmunzeln machen. Er: Was denn? Sie: Nun, so spezielle Sachen, die man normalerweise nicht macht in einer gewöhnlichen Beziehung. Er: Ach, und was denn? Sie: Nun, das muss ich dir ja nicht sagen, oder? Er: Und warum nicht? Sie: Weil du noch nicht reif bist dafür. Er: Was, noch nicht reif? Sie: Du hast je selbst gesagt: Die Beziehung passt dir in dieser Form. Also reicht der heutige Zustand für dich. Er: Ich könnte ja Interesse entwickeln. Sie: Interesse bringt man mit, das entwickelt man nicht. Ich will einen Partner mit Ambitionen. Er: Ach ja? Und mein Interesse ist zu bescheiden für diese spannenden Sachen? Sie: Ja, scheinbar. Du bist ja zufrieden, wie es läuft. Er: Du willst also das Risiko. Sie: Ja. Er: Alles oder nichts. Sie: Genau. Er: Die Ehe als Himmelfahrtskommando. Sie: Männer... Nenn es wie du willst. Es ist
jedenfalls etwas, aus dem es kein Zurück gibt. Er: Nur das Vorwärts... Sie: Du hast es erfasst! Nur das Vorwärts. Männer lieben doch das Risiko. Er: Das kontrollierte Risiko. Sie: Genau. Die Hälfte kannst du kontrollieren: Dich selbst. Die andere Hälfte ist gefährlich. Brandgefährlich. Das bin ich. Gefällt dir diese Vorstellung? Er: Es wird langsam spannend. Sie: Dacht ich es mir doch. Also überleg es dir nochmals, wie spannend dein Leben sein darf und ob du das Risiko erträgst, mich zu heiraten. Er: Ich werde es kontemplieren, Mata Hari. Sie: Mach das, Süsser.
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Vom Gottvertrauen zum Grundvertrauen
Vertrauen verstehen – das versuchten Wissenschaftler der Universität Zürich in einem interdisziplinären Forschungsprojekt 2009 bis 2012. Koordinator des anspruchsvollen Vorhabens mit Neuroökonomen, Sozial- und Wirtschaftshistorikern, Soziologen, Psychologen und Theologen war der Theologe Simon Peng-Keller, hier im Gespräch mit Walter Keller
Zeitpunkt: Wie entstand das Projekt, woraus entnahmen Sie selber dessen Notwendigkeit? Simon Peng-Keller: Die Vertrauensprobleme in Finanzwirtschaft, Wirtschaft und Politik sind evident. Das Projekt wurde im Umfeld der Finanzkrise von 2008 entwickelt und gestartet. Als Theologen machten wir eine merkwürdige Erfahrung. Wir erwarteten eigentlich, dass wir zu dieser Frage auf umfangreiche, bereits existierende Forschungen stossen würden und waren deshalb überrascht zu realisieren, wie marginal die Diskussion über das Vertrauen in der Theologie geführt worden ist. Das Verhältnis zwischen Glauben und Vertrauen war zwar in der Reformations- und Nachreformationszeit ein grosses Thema. Aus den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hingegen fanden wir nur wenige weiterführende Beiträge dazu vor. Können Sie aus theologischer Sicht einige Anmerkungen zur Geschichte des Begriffs «Vertrauen» machen? Es ist schwierig, das ausschliesslich aus theologischer Sicht zu machen, kennen doch die verschiedenen Wissenschaften eine gemeinsame Geistesgeschichte, die sie teilen. Man muss dabei auf die alten Sprachen zurückgreifen. Im Hebräischen Wir leben vom Vertrauen. Wie wertvoll wie im Griechischen existiert für «Vertrauen» nicht es uns ist, zeigt sich gerade darin, wie nur ein Wort. Hinter den schwer es ist, Vertrauensbrüche in lateinischen Begriffen fiduzwischenmenschlichen Beziehungen cia (Vertrauen) und fides wieder zu reparieren. (Glauben) stehen mehrere griechische und hebräische Ausdrücke. Im griechischen Neuen Testament spielt zum Beispiel der Begriff der parrhesia eine wichtige Rolle, den man manchmal mit Vertrauen übersetzt, der aber auch offene und freimütige Rede meint. Vermittelt über das Lateinische enthält auch das deutsche Wortfeld «Vertrau-
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en» mehrere Bedeutungen. Vertrauen kann etwa auch für Zuversicht und Mut stehen. Was genau ist der Unterschied zwischen Fides und Fiducia? Lateinisch bedeutet fides Glauben und Überzeugtsein. Es ist also stärker kognitiv geprägt. Fiducia hat demgegenüber eine stärker affektive Qualität. In der christlichen Theologie wurde diese Unterscheidung zum Streitpunkt zwischen reformierter und katholischer Theologie. Während die katholische Theologie den Glauben, also Fides, stark kognitiv verstand und die Fiducia der Praxis des Glaubens zuordnete, trat die Reformation gerade gegen diesen verengten Glaubensbegriff an und setzte Fides und Fiducia quasi miteinander gleich. Also: Glauben ist Gottvertrauen. Er ist nicht ein Für-wahr-Halten irgendwelcher Offenbarungsinhalte, sondern ein existentieller Vollzug. Und was lässt sich zur Begriffserklärung im Deutschen sagen? Schon im Mittelhochdeutschen gab es die Unterscheidung zwischen Glauben und Vertrauen. Der erste, der die theologische Reflexion über das Vertrauen in deutscher Sprache betrieb, war Meister Eckhart in seinen «Reden der Unterweisung». Die Themen, welche Luther dann im 16. Jahrhundert beschäftigten, diskutierte Eckhart bereits Ende des 13. Jahrunderts. Und benutzte Begriffe wie «getriuwen» als mittelhochdeutschen Vorläufer unseres heutigen Wortes «Vertrauen». Was war neu an Eckharts Reden, den wir heute ja vor allem als Mystiker kennen? Nicht alles war neu, Eckhart stand in seinen «Reden der Unterweisung» in der Tradition der hochmittelalterlichen Liebesmystik und verband wie diese Gottvertrauen und
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Gottesminne eng miteinander. Er zeichnete das Vertrauensverhältnis zu Gott als Liebesverhältnis, denn wo Liebe sei, sei auch Vertrauen. Vertrauen sei ein Zeichen von Liebe. Liebe ich Gott und öffne ich mich ihm gegenüber in dieser Art, dann ist das eine Form des Vertrauens. Vertrauen und Liebe sind quasi die Höchststufe christlicher Gottesbeziehung. Brisant für die weitere Entwicklung ist, dass Eckhart im Anschluss an die Liebesmystik des 13. Jahrhunderts das Vertrauensverhältnis zu Gott mit der Heilsgewissheit verbindet. Gott zu vertrauen bedeutet, ihm meine Heilssorge zu übergeben. Die Gottesliebe führt mich jetzt schon in den Raum des Heiles, das ich nicht als zukünftiges erwarten und erzittern muss. Genau diese Aussage, die man bei Luther wiederfindet und als Vertrauensemphase bezeichnen kann, war der Streitpunkt des Reformators mit den Altgläubigen. Sie kritisierten eine solche Haltung als leichtfertige Heilsgewissheit. Sie sahen darin einen Mangel an Gottesfurcht und Selbstkritik, an Bewusstsein, dass man im Laufe seines Lebens auch verloren gehen oder fallen könnte. Mit seiner Betonung des Gottvertrauens und der damit verbundenen Heilsgewissheit stellte sich Eckhart übrigens gegen den Strom seiner Zeit, in der sich die Mehrheit der Predigten um Fegefeuer, Hölle und Jüngstes Gericht drehte. Eckhart schlug einen neuen Ton an. Wo sehen Sie heutige Spuren dieser Diskussionen? Heute ist die Frage nicht mehr so sehr jene nach der Heilsgewissheit, mindestens nicht in Westeuropa. Die theologische Diskussion dreht sich heute eher um die Frage, ob man Glauben und Gottvertrauen als Wechselbegriffe benutzen soll, wie es heute häufig gemacht wird. Und da kann man sich natürlich fragen, ob das nicht einhergeht mit einem Verlust an theologischer Klarheit. Die Bibel in gerechter Sprache aus dem Hebräischen, Aramäischen und Griechischen übersetzt im Neuen Testament zum Beispiel Römer 3,28 mit: der Mensch werde «auf Grund von Vertrauen gerecht gesprochen.» Wird da nicht Vertrauen an eine Stelle gerückt, an die eigentlich Glauben gehören würde? Es ist eine zentrale Aussage der reformatorischen Theologie, dass man durch den Glauben gerechtfertigt werde, d.h. ins Heil komme. Und die Theologie brauchte dafür konsequent den Begriff «fides» und eben nicht «fiducia». Was ist heute in der Theologie der Stellenwert des Gottvertrauens? Die konfessionellen Abgrenzungen haben sich inzwischen weitgehend aufgelöst, wenn auch die spezifischen Verständnistraditionen bis heute greifbar sind. Aus katholischer Sicht versteht man Gottvertrauen als Lebensmodus, der dem Gottesglauben entspringt. Es ist eine bestimmte Art und Weise, sein Leben zu führen.
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«Wir sprechen heute wie selbstverständlich von Kredit und Kreditverkehr. Den religiösen Hintergrund hört heute niemand mehr mit»: Simon Peng-Keller, kath. Theologe und Dozent an der Universität Zürich. Bild: zvg
Wann haben sich die bisher diskutierten Begriffe epochal verändert? Zwei Stränge lassen sich unterscheiden. Zum ersten: Im späten Mittelalter wird der Begriff credito geprägt, zunächst im Italienischen; dann wird das Wort auch in andere Sprachen übernommen. Wir sprechen heute wie selbstverständlich von Kredit und Kreditverkehr. Den religiösen Hintergrund hört heute niemand mehr mit. Im Begriff steckt ja das Wort credere, also glauben. Als diese Terminologie ab dem 16. Jahrhundert sich einIm späten Mittelalter wird der Begriff zuspielen beginnt, hat sie credito geprägt. Wir sprechen heute noch klare religiöse Nachwie selbstverständlich von Kredit und klänge. Doch nun wird sie Kreditverkehr. Den religiösen Hintergrund für etwas Nicht-Religiöses hört heute niemand mehr mit. benutzt: für die Beziehung zwischen Gläubiger und Schuldner. Und in Bezug zu Geld. Wie die Umbesetzung einer religiösen Rede vom Glauben zur geldwirtschaftlichen Rede genau ablief, ist noch nicht präzise erforscht. Doch kann man diesen Vorgang als Ausdruck einerfrühen Säkularisierung deuten. Die Kreditwirtschaft mit ihrem Bedarf an Vertrauen in Handelsbeziehungen tritt an die Stelle der Gottesbeziehung Eine zweite begriffliche Innovation ereignet sich im 20. Jahrhundert in der Bildung der Rede vom Grundvertrauen. Sie taucht zuerst in der deutschen Sprache in den Dreissigerjahren auf, und dann ab Mitte Jahrhundert beim Psychoanalytiker Erik H. Erikson (1902 – 1994), der den Begriff des «basic trust» einführt, was zuerst mit Urvertrauen, dann mit Grundvertrauen übersetzt wird. Schaut man sich die Verwendung des Begriffs zum Beispiel in der Politik der letzten Jahrzehnte an, so kann man feststellen, dass er gelegentlich dort verwendet wird,
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wo früher das Wort Gottvertrauen gebraucht wurde. Ein Beispiel dafür ist die Rede von Bundesrätin Doris Leuthard zur 625-Jahr-Feier der Schlacht von Sempach. Sie beginnt mit dem Gottvertrauen der alten Eidgenossen, das der damaligen Gesellschaft ein grundlegendes Ethos und Gefühl des Zusammenhalts vermittelte. Je weiter die Rede geht, wird das Gottvertrauen durch das Grundvertrauen ersetzt, das die heutigen Eidgenossen zusammen schweisst und ihren politischen Tugenden zugrunde liegt. Was wäre in einer Predigt Ihre Hauptbotschaft bezüglich Vertrauen? Einerseits würde ich betonen, dass das Vertrauen ein hohes Gut darstellt, vor allem in Nahbeziehungen. Wir leben vom Vertrauen. Wie wertvoll es uns ist, zeigt sich gerade darin, wie schwer es ist, Vertrauensbrüche in zwischenmenschlichen Beziehungen wieder zu reparieren. Anderseits würde ich betonen, dass Vertrauen nicht immer positiv und Misstrauen nicht immer negativ ist. Es gibt Situationen, auch in der Erziehung von Kindern, in denen Misstrauen das höhere Gut ist. Für das Leben in einer komplexen Gesellschaft, die von Gewalt und Ungerechtigkeit gezeichnet ist, brauchen wir die Kompetenz zum Misstrauen. Zum Beispiel im Umgang mit Medien. Wie ist das Verhältnis von Gott und Misstrauen? Gott gegenüber ist, theologisch gesehen, unbedingtes Vertrauen gerechtfertigt. Dass das Misstrauen aber auch im religiösen Kontext bedeutsam ist, hat mit dem Sachverhalt zu tun, dass Gottvertrauen ja immer menschlich vermittelt ist: sei es durch die Kirche als Institution, durch einen konkreten Pfarrer oder durch theologische Bücher. Weil Menschen fehlbar sind und Institutionen dysfunktional sein können, braucht es auch im religiösen Bereich ein gesundes Misstrauen. Was soll ein Atheist tun, dem dieses letztinstanzliche Medium fehlt, weil er nicht an Gott glaubt? Den einen Atheist gibt es meines Erachtens nicht, es gibt nur Atheisten mit unterschiedlichen Optionen. Es ist ja auch nicht gesagt, dass ein Atheist keine Form des unbedingten Vertrauens kennt. Denn es kann ja sein, dass ein Atheist Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Wirklichkeit hat, die nicht religiös begründet ist. Solches Vertrauen kann für ihn eine Alternative zum Gottvertrauen sein. Simon Peng-Keller: Promotion und Habilitation in katholischer Fundamentaltheologie und Theologie der Spiritualität. Dozent und Autor verschiedener Publikationen zur Theologie und Praxis der Spiritualität. Von 2009 bis 2012 Koordinator des SNF-Forschungsprojekts «Vertrauen verstehen» an der Universität Zürich und seit anfangs 2013 Koordinator des NFP 67-Projekts «Hermeneutik des Vertrauens am Lebensende.» Website des Projekts: www.vertrauen-verstehen.uzh.ch. Google Suche: Vertrauen verstehen Uni Zürich.
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Der Unordnung vertrauen Das Unglück hat ihm Glück gebracht: dem aus Libanon stammenden Philosophen und Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb. In den 80er-Jahren ahnte er, dass der Höhenflug der Börsen nicht ewig dauern würde, nahm jahrelang kleine Verluste in Kauf, um beim Crash von 1987 den grossen Reibach zu machen. Anstatt mit dem vielen Geld weiter zu spekulieren, begann er, auf ausgedehnten Spaziergängen über die Welt des Risikos nachzudenken und Bestseller zu schreiben. In «Der schwarze Schwan: die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse (Hanser 2008)» schreibt Taleb, dass die Welt viel stärker von seltenen Ereignissen bestimmt wird als von der kontinuierlichen Entwicklung, auf die der Mensch aber seine Aufmerksamkeit richtet. Besonders verheerend sei dies im Bereich der Finanzen, wo die Gaußsche Normalverteilung die Risikoberechnungen beherrsche – mit den bekannten Folgen. Geld ist eben nicht normal im Sinne der Natur. In seinem neusten Buch «Antifragility – Things That Gain from Disorder» (Random House 2012) geht es weniger um die Frage, warum die Welt unsicher ist, als vielmehr, wie wir sie sicherer machen können. Die Welt ist heute so zerbrechlich wie nie zuvor. Ein falsches Wort von Mario Draghi, ein irrtümlicher Tastendruck eines Börsenhändlers oder der Ausbruch eines fernen Vulkans und schon läuft die Zivilisation Gefahr, in sich zusammenzustürzen. Nun ist das Gegenteil von «fragil» nicht robust, wie Taleb erklärt, sondern ein Zustand, für den er das neue Wort «antifragil» erfinden musste. Wer Gläser in einem Postpaket antifragil nach Sibirien schicken würde, müsste «misshandeln Sie dieses Paket» drauf-
schreiben. Wir brauchen Strukturen, schreibt Taleb, «die bei Volatilität, Variabilität, Stress und Unordnung florieren» und hat dafür fünf Regeln aufgestellt: 1. Stell dir die Wirtschaft nicht wie eine Waschmaschine vor, sondern eher wie eine Katze. Unsere Welt ist nicht eine komplexe Maschine, sondern ein organisches System, das für seine Entwicklung eine gewisse Unordnung braucht. 2. Unternehmen, die aus ihren Fehlern lernen sind besser als jene, deren Fehler auf das System ausstrahlen. Besonders gefährlich sind stark fremdfinanzierte Unternehmen wie Banken, die sich keine Fehler leisten können und auf Kosten der Allgemeinheit gerettet werden müssen. 3. Small is beautiful und ausserdem effizient. Das ist vielleicht nicht besonders neu. Immerhin bezeichnet Taleb die Schweiz als das antifragilste Land der Welt. 4. Trial and Error vermag mehr als akademisches Wissen. Antifragile Strukturen verbessern sich aufgrund von Zufällen, Fehlern und Irrtümern – was die Wissenschaft explizit ausschliessen will. 5. Entscheidungsträger müssen persönliche Risiken tragen. Bedenklich aber wahr: Noch nie in der Menschheitsgeschichte wurden so viele Machtpositionen an Leute vergeben, die keine Risiken eingehen. CP Das Buch erscheint Ende Februar auf deutsch: Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität – Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen. Knaus, 2013. 688 S., geb., Fr. 36,90 / € 26.99
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat das grösste Vertrauen im Land? Rang Beruf 1 Feuerwehrleute 2 Piloten 3 Krankenschwestern 4 Apotheker 5 Ärzte 6 Landwirte 7 Polizisten 8 Lehrer 9 Richter 10 Meteorologen 11 Taxifahrer 12 Rechtsanwälte 13 Reiseveranstalter 14 Priester, Pfarrer 15 Gewerkschaftsführer 16 Journalisten 17 Finanzberater 18 Politiker 19 Fussballspieler 20 Autoverkäufer
Schweiz Europa 94 % 93 % 93 % 89 % 92 % 84 % 89 % 84 % 87 % 81 % 82 % 76 % 76 % 59 % 74 % 75 % 63 % 46 % 61 % 60 % 53 % 45 % 53 % 42 % 49 % 35 % 43 % 39 % 34 % 24 % 32 % 29 % 31 % 28 % 21 % 8 % 19 % 19 % 19 % 16 %
Dies sind die Resultate der Studie «Reader’s Digest European Trusted Brands 2011» mit 33 000 Befragten aus 16 europäischen Ländern. Die Prozentzahlen geben den Bevölkerungsanteil an, welcher der betreffenden Berufsgruppe «hohes» oder «sehr hohes Vertrauen» schenkt. «Das Thema ‹Vertrauen› gewinnt in allen Lebensbereichen immer mehr an Bedeutung», schreibt Readers Digest zur Studie, die seit 2001 jährlich durchgeführt wird. Dem können wir nur beipflichten. CP Die Resultate im Detail sind zu finden unter www.rdtrustedbrands.com
Glaubwürdig ist, wer dieselbe Meinung vertritt – und wer schneller ist Acht amerikanische TV-Sender wurden auf ihre Glaubwürdigkeit in den Augen der Medienkonsumenten geprüft. Das erstaunliche Resultat: Der konservative, stark polarisierende Nachrichtensender Fox News erzielte sowohl in der Glaubwürdigkeit als auch in der Unglaubwürdigkeit Höchstwerte. 34 Prozent der Medienkonsumenten halten FoxNews für das glaubwürdigste Network, 39 Prozent für das unglaubwürdigste. Die anderen Sender stehen im übrigen nicht viel besser da.
Dieses eigenartige Resultat zeigt, dass die amerikanischen Medien immer mehr Partei ergreifen und Meinungen vertreten. Wer sie teilt, findet den Sender gut, wer nicht, hält ihn für unglaubwürdig. Eine andere Studie (der Ohio State University) untersuchte die Wirkung von sofortigen online-Korrekturen von Falschmeldungen. Resultat: Berichtigungen haben eine minimale positive Auswirkung – und zwar auf diejenigen, die ohnehin die Internet-Ente nicht ge-
glaubt haben. Für die online-Erhebung wurden 570 Erwachsene in drei Gruppen aufgeteilt, die Falschmeldungen zum Thema «elektronische Krankenakte» erhielten. Einer Gruppe wurden Korrekturen in Echtzeit gezeigt und sie wurden darüber informiert, dass diese von der unabhängigen Organisation «FactCheck» vorgenommen wurden. Die andere las die Verbesserung erst nach drei Minuten und die letzte erhielt ausschliesslich die Ente. CP Quelle: pressetext.at
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VERTRAUEN in die Glaubwürdigkeit Zwei pensionierte Pioniere trauen ihren in die Jahre gekommenen Labels auch heute noch. Biobauer Werner Scheidegger trug die Knospe der Bio Suisse vor Jahrzehnten eigenhändig zur Registrierung nach Bern. Drittweltexperte Rolf Buser zeichnete mit einem befreundeten Grafiker im Jahresknick 1991/92 die Erkennungsmarke für Fairen Handel von Max Havelaar Schweiz. Beide setzen gestern wie morgen auf die Binsenwahrheit «Vertrauen ist gut, Kontrol von Beat Hugi le ist besser, Glaubwürdigkeit ist alles.»
A
ls Werner Scheidegger in Madiswil 1955 von einem Tag auf den andern alle chemischen Mittel vom eigenen Hof verbannte, gab es kaum einen Markt für Bioprodukte, kein Label, kein Regelwerk und auch keine Kontrollen. Als Leitfiguren dienten Rudolf Steiner oder Hans Müller, deren Denkanstösse und Gebote eine Handvoll Bauern auf ihren Feldern in die Praxis umzusetzen versuchten. Scheidegger war einer von ihnen. Für ihn galt es, dem Boden Sorge zu tragen, ihn so intakt und fruchtbar weiterzugeben, wie er ihn selbst übernommen hatte. «Verantwortung war für mich damals ein zentraler Begriff. Und der gilt eigentlich heute noch. Ich bin überzeugt, dass die Anbaumethode allein schon einen Einfluss auf die Qualität eines Produktes hat. Ob Kartoffeln, Karotten oder Kabis: So wie man anbaut, gibt man eine Information mit. Es geht um den nachhaltigen Kreislauf vom gesunden Boden über das gesunde Produkt zur Gesundheit der Tiere und Menschen.» Dazu gehöre auch das, was andernorts als Müll und Sondermüll zurückbleibt. Aber nicht so bei ihm. Und den anderen Biobauern, die in den letzten Jahren immer zahlreicher wurden. Ihnen vertraue er heute noch, sagt Scheidegger, ohne gross mit der Wimper zu zucken. Auch wenn man sich, anders als einst in der Pionierzeit, nicht mehr persönlich kennt. Natürlich gebe es schwarze Schafe, wo schon nicht auf dieser Welt. Aber das seien Ausnahmen. Der Schweizer Biolandbau halte seine Versprechen, der Bio-Knospe könne man getrost vertrauen. Biobauer Scheidegger sagt das nicht einfach so ins Grüne hinaus. Er war es, der die Knospe 1981 nach Bern zur Registrierung aufs Amt für geistiges Eigentum getragen hat. Als Gründer und Leiter hat er die ersten Regeln mitgeprägt,
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mit denen die Biobäuerinnen und Biobauern versucht haben, festzulegen, was sie tun und lassen wollen. Das war auch bitter nötig, stellte sich doch noch 1974 eine Eidg. Kommission stur. Sie schlug den Bauern und dem Bittsteller alt Nationalrat Hans Müller vom Möschberg und der Bio-Gemüse AVG Galmiz den Antrag ab, die eigenen Produkte ab sofort als Bio bezeichnen zu dürfen. Die hochkarätige Subkommission der Eidg. Ernährungskommission stellte dem Bundesrat den Antrag, «das Wort ‚biologisch’ im Zusammenhang mit Lebensmitteln zu verbieten». Und der Solothurner Kantonschemiker soll Anfang der 70er Jahre allen Solothurner Marktfahrern geraten haben, ihr Angebot am Stand mit Bio anzuschreiben. Könne man doch frei behaupten, dass alles, was auf einem Bauernhof wächst, ob gespritzt, künstlich gedüngt oder nicht, nachweislich auf einem biologischen Prozess beruhe, also Bio sei. Die Bioniere nahmen die Herausforderungen an. Sie bauten sogar eine eigene Kontrolle der aufgestellten Regeln auf. Um das nötige Vertrauen in die breiter werdende Kundschaft zu tragen und die eigene Verantwortung wahrzunehmen. Scheidegger war damals am Aufbau der Standesorganisation Bio Suisse beteiligt, baute aber auch von seinem Hof aus die Handelsorganisation Biofarm der Biobauern auf. Dort musste unbedingt Bio drin sein, wo Biofarm draufstand. Für Scheidegger ist das eine Binsenwahrheit, die bis heute gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Kamen mit den Jahren dann Bundesgelder für den Bioanbau hinzu, war auch die Selbstkontrolle vom Tisch. Die transparente Unabhängigkeit der Kontrolle auf den Bauernhöfen und in den Verarbeitungsbetrieben sollte das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten sichern.
Anders als in der EU können Schweizer Knospe-Bauernfamilien auf ihrem Hof nicht gleichzeitig biologisch und konventionell anbauen. Diese Ganzheitlichkeit des Betriebs bedinge eine andere Grundhaltung als anderswo, ist Scheidegger überzeugt. Es sei doch nicht glaubwürdig, auf dem einen Feld Rüben Bio anzubauen und auf dem andern vis-à-vis Weizen künstlich zu düngen. Das aber ist in der EU unter dem Gütesiegel Bio durchaus möglich. Nicht aber bei Bio Suisse. Bei den Verarbeitern ist Ganzheitlichkeit nicht Pflicht. Aber die getrennten Produktionslinien müssen sauber ausgewiesen werden. Scheidegger weiss um diese Herausforderungen nur zu gut. Für Biofarm arbeitete er oft mit konventionellen Mühlen zusammen, weil es bei den damals kleinen Verarbeitungsmengen in Bio gar nicht anders ging. Da sei es einmal vorgekommen, dass aus 2 t gelieferter Hirse plötzlich 4 t Flocken wurden. Von Bewusstsein, Vertrauen, Verantwortung und Glaubwürdigkeit spricht auch Rolf Buser. Er kehrte 1991 aus Südamerika, wo er im Auftrag der DEZA mit Kaffee- und Kakao-Genossenschaften gearbeitet hatte, in die Schweiz zurück. Seine Absicht, nach der Rückkehr in die Schweiz die Grossverteiler zu kontaktieren, deckte sich zufällig mit den Plänen der grossen Schweizer Hilfswerke, der heutigen Alliance Sud, für eine Kaffeekampagne zur Einführung von sogenanntem «sauberen» Kaffee im Schweizer Detailhandel. Von ihnen erhielt Buser im Januar 1991 einen Beraterauftrag, die Machbarkeit einer solchen Kaffeeinitiative in der Schweiz zu prüfen mit dem Ziel, mindestens einen der beiden Grossverteiler für die Sache zu gewinnen. Buser erinnert sich: «Nach monatelangen Verhandlungen wurde ich von
Trau mir
mit zum Beispiel Kaffee, Kakao, Zucker und Bananen. Wichtig war laut Buser auch die unermüdliche Vorarbeit der Pioniere in den Weltläden, von OS3 und den Bananenfrauen.
«Bionier» Werner Scheidegger wies nicht nur seinen Berufskollegen mit den Weg, sondern auch den interessierten Konsumentinnen und Konsumenten. Er trug die Bio-Knospe zur Registrierung als Label nach Bundesbern. Foto: bh
Was die Fairtrade-Pioniere (noch) nicht geschafft hatten: Rolf Buser stellte 1992 den ersten «sauberen» Kaffee aus dem Handel mit Kleinbauern in die Verkaufsregale von Coop und Migros. Er trug auch viel zur grafischen Gestaltung des ersten Gütesiegels «Max Havelaar» bei. Foto: zvg
Migros und Coop innerhalb von 24 Stunden zu ihren Medienmitteilungen konsultiert, die beide aussagten: Wir haben entschieden, sauberen Kleinbauernkaffee in unser Sortiment aufzunehmen.» Nicht an die Medien gerichtet die Warnung aus beiden Lagern: Beim kleinsten Fauxpas fliegt ihr sofort aus den Regalen. Buser und sein kleines Team legten damit den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte: «Kurz nach dem Entscheid der Big Players entschieden wir uns in der Arbeitsgruppe nach holländischem Vorbild für den Namen ,Max Havelaar’ und den Slogan ,Mit dem Plus für Alle’.» Das mehrsprachig passende Label dazu entwarf ein befreundeter Grafiker zwischen Weihnachten und Neujahr. Die druckfertigen Unterlagen des frisch kreierten Labels mussten fristgerecht am 12. Januar 1992 bei den inter-
essierten Schweizer Kaffeeröstern, bei Migros, Coop und OS3/Claro liegen. Natürlich habe das in erster Linie mit Glaubwürdigkeit und dem Glauben an diese Glaubwürdigkeit zu tun. Mit dem Vertrauen der Grossverteiler in die Qualität des Kaffees der Kleinbauern, aber auch in die Lieferfähigkeit der Genossenschaften. Genauso wie mit dem Vertrauen in die Bereitschaft der Kundinnen und Kunden, diesen Kaffee der Kleinbauern zu kaufen und dafür ganz bewusst einen höheren Preis zu bezahlen. Vertrauen, das viele Schweizer Medien redaktionell stärkten, inklusive den Konsumentenschützern vom «Kassensturz». Für Rolf Buser ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Erfolg; und zur nationalen wie internationalen Einführung eines anerkannten und bestbekannten Labels für Fairen Handel
Max Havelaar-Geschäftsleiter Buser suchte in den Pionierjahren trotz weltweitem Anbau und Handel jene Nähe zu generieren, von der nach Werner Scheideggers Erfahrung die Schweizer Biobauern profitiert hatten. Er sorgte für den direkten, persönlichen Kontakt zwischen Kleinbauern aus Südamerika mit Medienleuten und Handelspartnern wie Röstern und Detailhändlern in die Schweiz. Er motivierte die Chefeinkäufer von Migros und Coop für Besuche bei den Genossenschaften und auf Plantagen: «Viele hatten ihre Geschäfte bisher nur in Fünfsternhotels über Makler abgewickelt. Der Besuch direkt bei den Bauern wurde zum Erlebnis. Sie wussten nun aus eigener Erfahrung, was geschehen kann, wenn mal etwas mit der Lieferung oder der Qualität schief laufen könnte.» Transparenz sei für die Vertrauensbildung und die nötige Glaubwürdigkeit ganz wichtig. Die ersten Regeln fairen Handelns kontrollierte die Max-Havelaar-Stiftung Schweiz in den ersten Jahren in Kooperation mit Max Havelaar Holland noch in Eigenregie. Buser reiste nach Peru und Bolivien. Seine Kollegen Max Leuzinger und Heini Conrad, beides frühere Geschäftsführer von OS3/Claro, zu KaffeeGenossenschaften nach Kolumbien bzw. zu Kakao-Bauern nach Ghana. Seit 1997 ist die Kontrolle der Kriterien des Fairtrade-Labels und seiner Lizenznehmer international durch die Dachorganisation FLO geregelt, seit 2004 durch eine unabhängige Instanz FLO-Cert gewährleistet. Die Kriterien wurden weltweit vereinheitlicht und verfeinert. Geblieben ist der garantierte Abnahmepreis, den Max Havelaar-Produzenten unabhängig vom Weltmarkpreis bekommen, wenn die Qualität der Ware stimmt. Zudem gibt es eine Sozialprämie und je nach Anbaumethode eine Bio-Prämie für den entsprechenden Mehrwert. Das ist ganz und gar nicht bei allen Labels so, die Fairen Handel ausloben. «Der Weltmarktpreis deckt nicht immer die Produktionskosten. Damit ist die Existenz der Kleinbauern gefährdet.» Unabhängige Tests zur Güte und Glaubwürdigkeit der aktuellen Labels für Lebensmittel und andere Lebenslagen finden sich im Internet unter diesen Adressen: wwf.ch und labelinfo.ch der Umweltstiftung Pusch.
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Zeit gewinnen, mit Vertrauen Eines der wenigen Referenzbücher zum Thema Vertrauen der letzten Jahrzehnte stammt vom deutschen Soziologen und Systemtheoretiker Niklas Luhmann. Drei Rosinen aus dem lesenswerten Aufsatz, herausgepickt von Walter Keller: «In dem Masse, als eine Sozialordnung komplexer und variabler wird, verliert sie als Ganzes den Charakter der Selbstverständlichkeit, der bekannten Vertrautheit, weil die tägliche Erfahrung sie nur ausschnitthaft zu Gesicht bringen oder erinnern kann. Andererseits ergibt sich aus der Komplexität der Sozialordnung selbst ein gesteigerter Koordinationsbedarf und damit ein Bedarf für Festlegung der Zukunft, also ein Bedarf für Vertrauen, das nun immer weniger durch Vertrautheit gestützt werden kann.»
Misstraue dem Vertrauten
Wenn man mich fragt, was mich charakterisiert, wäre eine der vielen möglichen Antworten: Mir ist kein Umweg zu weit, den gleichen Weg nicht zwei Mal gehen zu müssen. Ob man sich immer wieder und aus Prinzip auf fremdes Terrain wagt, ist für viele Menschen eine Frage des Selbstvertrauens. In meinem Fall nicht. Denn ich gehöre zu der raren Spezies, die in ihrem Leben regelmässig von der Erfahrung des «jamais vu» gequält wurde.
Das Gegenteil von einem «déjà vu» ist ein «jamais vu»: Orte, Situationen und Menschen, die wir gut kennen, sind schlagartig völlig fremd. Es gibt Bekanntes und Unbekanntes. Und es gibt das «Bekannte im Unbekannten» und das «Unbekannte im Bekannten». Die meisten hatten irgendwann einmal in ihrem Leben ein «déjà vu». Eine Situation, die uns merkwürdig vertraut vorkommt, obwohl wir sie niemals zuvor erlebt haben.
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«Sinn und Welt werden [...] anonym konstituiert. Jedermann wird als dasselbe miterlebend vorausgesetzt in der Leerform eines anderen Ichs, als ‹Man›. Die Konstitutionsleistung [...] wird in diffuser Übereinstimmung von allen erbracht. Insofern ist daher auch kein besonderes Vertrauen in den Mitmenschen nötig. Wer nicht zustimmt, erschüttert die gemeinsame Weltsicht nicht, sondern schliesst sich dadurch selbst aus der vernünftigen Menschheit aus. Dieser anonymen Form der Konstitution entsprechen als Kommunikationsmedien die Wahrheit und [...] die Vertrautheit und SelbstVerständlichkeit des Seienden.» «Ohne Vertrauen sind nur sehr einfache, auf der Stelle abzuwickelnde Formen menschlicher Kooperation möglich, und selbst individuelles Handeln ist viel zu störbar, als dass es ohne Vertrauen über den sicheren Augen-
Das Gegenteil von einem «déjà vu» ist ein «jamais vu». Orte, Situationen und Menschen, die wir gut kennen, sind schlagartig völlig fremd. Das kann beängstigend sein. Die Ursache dafür liegt meistens bei uns selber: Wir selber sind uns einen Augenblick fremd, so dass uns alles fremd wird, vor allem wir selber. So gesehen, könnte man meine Vorliebe dafür, «niemals den gleichen Weg zwei Mal zu gehen» auch als den Versuch interpretieren, einem «jamais vu» aus dem Weg zu gehen. Was man noch nie gesehen hat, ist zwangsläufig neu und (angenehm) fremd und es kann auch deshalb gar nicht so tun, als ob wir es noch nie gesehen hätten. Andererseits bringt die Gewohnheit «niemals denselben Weg zwei Mal zu gehen» mit sich, dass keinerlei Vertrautheit entstehen kann. Nirgendwo. Sich dem Fremden immer und immer wieder zu stellen, erfordert bei den meisten Menschen viel Selbst-Vertrauen. Was ich damit sagen will: Manchmal beruht unsere Vorliebe für das Fremde aber auch auf einem tiefen Misstrauens gegenüber dem Vertrauten. Christine Ax
blick hinaus geplant werden könnte. Vertrauen ist unentbehrlich, um das Handlungspotential eines sozialen Systems über diese elementaren Formen hinaus zu steigern. Ganz neue Arten von Handlungen, vor allem solche, die nicht unmittelbar befriedigen und daher künstlich motiviert werden müssen, werden in einem System möglich, das Vertrauen aktivieren kann. Durch Vertrauen gewinnt ein System Zeit, und Zeit ist die kritische Variable [beim] Aufbau komplexer Systemstrukturen. Die Befriedigung von Bedürfnissen kann vertagt und doch sichergestellt werden.»
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Mit Vertrauen in den Tag Der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau, Prophet des einfachen Lebens und des zivilen Ungehorsams, war eher schweren Gemüts. Jeden Tag musste er um das Vertrauen in die Welt und sein Leben kämpfen, indem er sich jeweils nach dem Aufwachen die drei gleichen Fragen stellte: Was ist gut an meinem Leben? Worüber kann ich glücklich sein? Wofür sollte ich dankbar sein? Die Fragen wirken. Probieren Sie es aus. CP
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Illustration: Vance Vanu
Entscheiden & arbeiten
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Entscheiden & arbeiten
Das kooperative Netz
Zum ersten Mal wird im kommenden Sommer in Deutschland wohl kurzzeitig mehr Solarstrom produziert, als verwendet werden kann. Was die Einen freut, bringt die Anderen ins Schwitzen. Denn die neuen Energiequellen stellen unser Versorgungssystem vor Probleme, die erst noch gelöst werden müssen. Zentral oder dezentral, das ist die Frage. von Paul Dominik Hasler
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ie Eigenart der Sonne und des Windes bringt es mit sich, dass der Grossteil der erneuerbaren Energien periodisch oder gar unvorhersehbar anfällt. Das ist in einem Verbrauchsnetz, das jederzeit seinen Bedarf gedeckt haben möchte, ein Problem. Entweder man hat die passenden Ergänzungskraftwerke parat, die man kurzfristig einschalten kann, oder man speichert die überschüssige erneuerbare Energie, um sie im geeigneten Moment ins Netz zu speisen. Beide Optionen hinken derzeit wesentlich hinter dem Ausbau der erneuerbaren Energien hinterher. Weder besitzen wir ausreichend Kraftwerke, die kurzzeitig einspringen können, wenn die Sonne nicht scheint, noch hat z.B. Deutschland eine komfortable Menge an gespeicherter Energie, wie zum Beispiel die Schweiz in ihren Stauseen. Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke sind ungeeignet als Ergänzung zu den alternativen Energien, weil sich ihre Leistung nicht an den momentanen Verbrauch anpassen lässt. Sie sind nur für die Grundlast geeignet, was sie mittelfristig als Dinosaurier der Energieerzeugung aussterben lässt, ganz unabhängig davon, ob noch ein CO2- oder Atommüllproblem hinzukommt. Die treibende Kraft im Strommarkt wird bei der Solarund Windenergie liegen. Beide Erzeugungsformen sind mittlerweile in einem finanziell interessanten Bereich angekommen und werden sukzessive ausgebaut. Bei der Solarenergie (Photovoltaik) kommt hinzu, dass sie von jedermann eingesetzt werden kann. Sinken die Erzeu-
gungskosten für diese Stromform unter den Netzpreis – was demnächst zu erwarten ist –, bewirkt dies eine Art Dammbruch: Die Anwendung von Solarzellen auf jedem Hausdach wird einen enormen Boom erleben. All dies sind wunderbare und gleichzeitig problematische Signale. Denn die Welt kann nicht allein mit einer launischen Energie funktionieren. So sympathisch Wind- und Solarenergie sind, sie können ohne ihre verlässlichen Brüder nicht existieren. Erst in Kombination mit einer jederzeit verfügbaren Energieform wird die erneuerbare Energie zur Stütze unserer Versorgung. Doch davon sind wir weit entfernt. Wenn es weitergeht wie bisher, wird die erneuerbare Energie Probleme schaffen, wie wir nicht gekannt haben. Was anfangen mit 15 TWh Strom, wenn nur 10 benötigt werden? Bereits in wenigen Jahren übertrifft die installierte Erzeugungsleistung von Wind- und Solarkraftanlagen in Deutschland die installierte Verbraucherleistung deutlich. Und jede weitere Solaranlage verschärft das Problem noch. Im Grunde genommen entwertet sich die erneuerbare Energie damit selber. Sie wird als «Gelegenheitsenergie» nicht den Wert einer verlässlichen Bandenergie oder einer jederzeit abrufbaren «Pikettenergie» haben. Das illustriert auch die derzeitige Lust der Netzbetreiber auf Gaskraftwerke, die Pikettenergie erzeugen können und ideal zu den erneuerbaren Energien passen. Nur: Sie speisen sich aus fossiler Energie und sie zementieren die hierarchische, zentrale Energieversorgung.
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Energieproduktion im Jahresverlauf
Wenn es uns gelingt, die überschüssige Solarenergie im Sommer zu speichern, kommen wir nicht nur ohne AKWs, sondern auch ohne Gaskraftwerke aus. Die Grafik zeigt den Verlauf der Energieproduktion im Jahr 2035 und einen Anteil der Sonnen- und der Windenergie von rund 35 Prozent. Grafik: Super Computing Systems
Es geht auch anders. Das zeigen Berechnungen des ETHProfessors Anton Gunzinger, der die Stromproduktion nach den verschiedenen Quellen und den Verbrauch übers ganze Jahr im Stundentakt ausgewertet hat und zu höchst interessanten Ergebnissen gekommen ist. Wenn wir die Kernkraftwerke wie geplant abstellen und durch Photovoltaik ersetzen, werden wir im Sommer sehr viel ungenutzten Sonnenstrom und im Frühling, wenn die Speicherseen in den Alpen leer sind, zu wenig Energie haben. Atomstrom lässt sich also nicht einfach durch Sonnenstrom ersetzen. Sehr viel besser funktioniert der freundeidgenössische Kompromiss mit einem Verzicht auf AKWs und dem bereits geplanten Zubau von Speicherseen, welche die Nutzung des Photovoltaik-Stroms auch in Zeiten der Überproduktion ermöglichen. Wenn dann noch zehn Prozent des Verbrauchs innerhalb von 24 Stunden verschoben werden, kann ganz auf Gaskraftwerke verzichtet werden. Sehr hilfreich dafür sind dezentrale Batterien oder regionale Speichersysteme wie die Verwendung des Stroms zur Methanproduktion. Anstatt den Solarstrom zu Spitzenzeiten «wegzuwerfen», wird er lokal gespeichert. Der Ausstieg aus der Atomkraft ohne fossile Kraftwerke ist also möglich, zumindest im Alpenland Schweiz mit ihren grossen Speicherseen.
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Um diese Chance zu nutzen, muss allerdings auch das Netz auf Vordermann gebracht werden. Zur Zeit werden in der Schweiz und mehreren europäischen Ländern neue Hochspannungsleitungen für die Fernübertragung geplant. Sie dienen vor allem dem internationalen Stromhandel und zielen auf eine Versorgungssicherheit auf nationaler und internationaler Ebene. Grundsätzlich eignet sich seine hierarchische Netzstruktur mit einer Verteilung von oben nach unten auch für die Verteilung des Sonnenstroms von unten nach oben und, wenn das Netz intelligent erweitert und gesteuert wird, auch für die Verteilung von unten nach unten. Das muss aber politisch gewollt werden, denn es liegt nicht im Interesse der jetzigen Stromproduzenten und Netzbetreiber. Weiterer spannender Punkt: Toni Gunzinger hat festgestellt, dass ein kooperierendes Netz viel effizienter als eine Versorgung rein nach den Gesetzen des freien Wettbewerbs – jeder für sich und gegen die andern– funktioniert. Die Partner dieses Netzes, grosse überregionale und kleine lokale Produzenten, Netzbetreiber und Konsumenten müssen also in eine Kooperation eingebunden werden, damit der optimale volkswirtschaftliche Nutzen entsteht. Übrigens: Alle Varianten der Stromzukunft, mit Wind- und Sonnenenergie, mit oder ohne AKWs, mit
Wahre Werte/Publireportagen
Burkina Faso: Mangotrocknung trotz Regenzeit Mangos werden in Burkina Faso bisher mithilfe von Gasöfen getrocknet. Das Problem: das Gas ist teuer und klimaschädlich, die Trocknung mit direkter Sonneneinstrahlung ist für viele Früchte aufgrund der Regenzeit nicht möglich. Die Idee: eine einfache Wärmepumpe kann als Kondensationstrockner dienen. Projektleiter Akos Lukacs konnte letzten Sommer erneut nach Burkina Faso reisen, um den Prototypen der Früchtetrocknungsanlage weiter zu optimieren. Robust, einfach, günstig Das Projekt zielt darauf ab, einen robusten Früchtetrockner zu entwickeln, der bezüglich Energieeffizienz und CO2-Bilanz herkömmlichen Anlagen deutlich überlegen ist und mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Das System soll vor Ort mit minimalen Kosten gebaut werden können und einfach zu warten sein. Zudem werden qualitativ und quantitativ bessere Resultate erzielt. Die Auswirkungen des Projekts sind vielfältig: die Wirtschaft in Burkina Faso wird gefördert, die Einnahmen der Bauernkooperativen gesteigert und langfristig gesichert. Das Projekt unterstützt die Sicherung einer nachhaltigen Trockenfruchtproduktion auf der Basis erneuerbarer Energien und erhöht zugleich die Qualität der getrockneten Früchte, was gebana Afrique, der lokale Vertriebspartner des Ökozentrums, in einer umfassenden Produkteanalyse feststellen konnte. Biogas als ideale Lösung Während der Erntezeit können bei weitem nicht alle Früchte verarbeitet werden. Bis zu 50 Prozent der Früchte verfaulen und bilden klimaschädliches Methangas. Zusammen mit dem Rüstabfall der verarbeiteten Früchte kann durch Vergärung Biogas hergestellt und damit ein Biogasgenerator zur Stromproduktion betrieben werden. Damit wird die Abhängigkeit der lokalen Mango-Produzenten vom Netzstrom reduziert. Durch die Kombination mit einer Photovoltaikanlage könnte rund um die Uhr erneuerbarer Strom zur Verfügung gestellt werden und die Trocknungsanlage in Betrieb sein. Ein weiterer wesentlicher Schritt zum erfolgreichen und unabhängigen Wirtschaften der Produzenten wäre damit getan. Erfahrene Partner vor Ort Für die Unabhängigkeit der Produzenten sind das technische Wissen zum Bau von Kondensations-
Innovation aus Langenbruck in Burkina Faso: Eine Wärmepumpe des Ökozentrums ersetzt in der Regenzeit die heiklen Gasöfen. Mit Ihrer Spende wird noch mehr möglich.
trocknern sowie die dazu notwendigen Werkzeuge, Materialien und Infrastrukturen ebenso entscheidend wie die zuverlässige Stromproduktion, die Qualität der Produkte und der Absatzmarkt. Projektleiter Akos Lukacs konnte bei seinen Besuchen Kontakt zu verschiedenen Partnern in Burkina Faso knüpfen. Letztlich soll die Produktion, Wartung und der Betrieb der Trocknungsanlagen vollständig unabhängig von internationaler Unterstützung funktionieren. Eine anfänglich intensive Begleitung und Schulung des Personals vor Ort ist dazu unerlässlich.
Zahlungsverbindungen Postkonto 46-5933-0 IBAN CH96 0900 0000 4600 5933 0 Basellandschaftliche Kantonalbank 4410 Liestal zugunsten Konto 16 9.100.253.54 (Postkonto 40-44-0) IBAN CH97 0076 9016 9100 2535 4
Unterstützen Sie uns! Für die anstehende Optimierung des Früchtetrockners, die Schulungen vor Ort und die Erprobung von PV- und Biogassystemen zur Elektrifizierung der Trockner sind wir auf weitere finanzielle Mittel angewiesen. Spenden Sie für dieses sinnvolle Projekt und werden Sie dadurch Teil dieser Geschichte, zu deren Erfolg viele Menschen ihren Teil beitragen.
Kontakt Ökozentrum Langenbruck Schwengiweg 12 4438 Langenbruck/Schweiz Tel.: +41 (0)62 387 31 11 Fax: +41 (0)62 390 16 40 E-Mail: info@oekozentrum.ch
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oder ohne Gaskraftwerke bewegen sich nach den Berechnungen von Toni Gunzinger in einem ähnlichen Kostenrahmen. Wir können uns also getrost für die beste Lösung entscheiden. Die Launenhaftigkeit der Energie wird sich auf jeden Fall im Preis niederschlagen. Einen festen Energiepreis wird es nicht mehr geben. Je nach Tageszeit, Wetterlage, Verbrauch und Speicherhaltung wird der Preis sinken oder steigen. Im Extremfall wird er unter Null fallen, wenn jeder, der noch weitere Energie ins bereits übersättigte Netz speist, bestraft wird. Als privater Photovoltaikbetreiber wird man zu gewissen Zeiten die Anlage vom Netz nehmen müssen, bis der Preis wieder über Null steigt. Umgekehrt wird es Zeiten und Tage geben, wo man für elektrische Energie stolze Preise zahlen wird. Je weiter sich der Kraftwerkspark zu den erneuerbaren Energien hin verschiebt, umso mehr wird diese Preisschere auseinanderklaffen. Es kann also sein, dass ich zu Spitzenzeiten das Fünffache des mittleren Strompreises bezahlen muss und mir anfange zu überlegen, welche Geräte ich im Moment nicht wirklich benötige. Die Energiepreise werden wahrscheinlich im Minutentakt ändern. Das muss uns nicht weiter kümmern, denn bis in wenigen Jahren werden unsere Geräte so programmiert sein, dass sie sich dem flexiblen Preis anpassen können, vorausgesetzt, der Verwendungszweck lässt es zu. Wärmepumpen gehen vom Netz, um zu warten, bis der Strom wieder billiger wird oder die Raumtemperatur eine definierte Schwelle unterschreitet. Elektroautos werden laden, wenn eine billige Stromphase ansteht, wobei sie einen gewissen Ladepegel auch bei teurem Strom sicherstellen werden. Kühlhäuser werden warten mit Kühlen, wenn innert nützlicher Frist ein Stromüberschuss angekündigt ist. Die dazu notwendige Technologie ist schon heute vorhanden. Strom wird zu einem momentanen Gut in einer vernetzten Welt. Dieses Netz muss nicht nur intelligent, sondern vor allem auch kooperativ sein. Das unterscheidet sich deutlich von der «konsequenten Privatisierung» des Strommarktes, wie ihn die Wirtschaftsdenkfabrik «Avenir Suisse» in ihrem soeben erschienen Buch «Ideen für die Schweiz» (Verlag Neue Zürcher Zeitung 2013) fordert. «smartgrids» reichen nicht, um das Problem der Erzeugungsstabilität zu lösen. Wie Parkleitsysteme für Innenstädte reduzieren sie die Symptome, ändern aber wenig an der Ursache des Problems. Die vorauseilende «Lösung» der Stromindustrie sind neue Kraftwerke und ein massiver Netzausbau, um den Strom besser in Europa hin- und herschieben und so zum Ausgleich beitragen zu können. Die Strategie ist auf den ersten Blick einleuchtend, aber suspekt. Einmal mehr soll die Stromerzeugung, der Handel und die Speicherung in möglichst
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wenige Hände gelegt werden. Das Potenzial kleiner und mittlerer Produzenten mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach und Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen im Keller wird behindert. Dagegen wird demokratisch heikle Grosstechnologie favorisiert. Die heute genannten Zahlen für den Netzausbau (Deutschland 20 Mia €, Schweiz je nach Quelle 3,5 bis 20 Mrd. Fr) zeigen, dass erneut «Dinosaurier» gezüchtet werden. Das ist fragwürdig, aus verschiedenen Gründen: ■ Bei 7 Millionen Einwohnern in der Schweiz würde der Netzausbau Kosten von knapp 1000.-/Person verursachen. Für diese Investitionssumme werden auch regionale Speichersysteme interessant, die weniger Stromtransporte und mehr Autonomie erlauben. Regionale Systeme haben den Vorteil, dass sie mehr Verantwortlichkeit generieren als zentrale. Die Stadt Winterthur hat im September 2012 beschlossen, weitere 90 Millionen in regionale Energielösungen zu investieren. ■ Der Preiszerfall auf den alternativen Energien wird die Frage des Wirkungsgrades von Speicherprozessen in den Hintergrund treten lassen. An Sommertagen wird es Strom praktisch zum Nulltarif geben. Damit werden Speichermöglichkeiten interessant, die bisher aus Gründen des Wirkungsgrades nicht in Frage kamen, z.B. die Speicherung von Strom in Form von Methan (Erdgas) oder Methanol. Im Idealfall erzeugen wir im Sommer unser Gas oder «Heizöl» also selber. Versucht man erste Schlüsse aus den heutigen Erkenntnissen zu ziehen, könnten diese lauten: ■ Der Zuwachs an erneuerbaren Energien ist erfreulich und auch notwendig. Aber er alleine ist noch nicht die Lösung des Problems. ■ Die geplanten Pumpspeicherwerke genügen für die komplette Versorgung der Schweiz aus erneuerbarer Energie, wenn das Netz intelligenter gemacht wird. ■ Egal wie die Lösung bei Erzeugung, Speicherung und Verteilung lautet: Der Verbrauch muss sich reduzieren, um mit vernünftigem Aufwand ans Ziel zu kommen. Experten sind sich einig, dass 50 Prozent ohne Komforteinbussen möglich ist. Wir müssen die politischen Rahmenbedingungen für ein kooperierendes Netz und regionale Lösungen schaffen, sonst werden wir zum Opfer zentralistischer Machtballungen. Solarkraftwerke in der Wüste sind vielleicht technisch reizvoll, führen aber in Abhängigkeiten wie die bekannten Grosstechnologien. Die Zeit aber ist reif für lokale und regionale Energieverantwortung. Vielleicht ist es an der Zeit, den Begriff der «Energiesouveränität» zu prägen.
Paul Dominik Hasler betreibt ein «Büro für Utopien» in Burgdorf, einen «think tank» für gesellschaftliche Innovationsprozesse. Er ist Energieingenieur ETH NDS. www.utopien.com
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Affenpatente Das Europäische Patentamt erteilt immer häufiger Patente auf Tiere. Sogar gentechnisch veränderte Schimpansen sollen patentierbar sein. In der jüngsten Vergangenheit hat das Amt drei Patente auf Menschenaffen erteilt. von Paul Scherer, SAG-Geschäftsstelle
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Verstoss gegen die «guten Sitten» Grundsätzlich ausgeschlossen werden in den «Richtlinien für die Prüfung im Europäischen Patentamt» auch Patente, die gegen die «guten Sitten» verstossen. Der Begriff «gute Sitten» ist sehr vielseitig auslegbar. Die Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH) stellt in einem Grundsatzpapier zu Patenten auf Tiere und Pflanzen zur Diskussion, ob nicht gegen
getragen. Das Patentwesen ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Es ist sehr komplex und ein öffentlicher Diskurs dazu fand bisher nicht statt. Bei der Patenterteilung wird vor allem auf die – meist wirtschaftlichen – Interessen der Antragsteller eingegangen. Mit der Gleichstellung von Lebewesen und unbelebten Dingen hinsichtlich ihrer Patentierbarkeit werden Tiere zu Produkten. Sie werden nicht mehr als lebende Wesen mit eigenem Wert wahrgenommen.
Illustration: ron&joe
lles begann mit einer kleinen Maus. Vor 20 Jahren erteilte das Europäische Patentamt (EPA) erstmals ein Patent auf ein Wirbeltier, die sogenannte Krebsmaus. Der Entscheid sorgte weltweit für heftige Kontroversen. Es gab 17 Einsprachen, die Verhandlungen dazu dauerten bis 2004. Doch alle Einwände wurden schliesslich zurückgewiesen. Seither hat das EPA rund 1200 Patente auf Tiere erteilt, zudem über 3000 auf Gensequenzen. Bei den Patenten auf Tiere handelt es sich mehrheitlich um gentechnisch veränderte Tiere. Auf die Krebsmaus folgten Aidsmäuse, Alzheimermäuse, Diabetes- und Herz-Kreislauf-Ratten. 2001 erhielt das Klonschaf Dolly europäischen Patentschutz, einige Jahre später die «Turbokuh», die besonders viel Milch geben soll. In den vergangenen zwei Jahren erteilte das EPA gar drei Patente auf Schimpansen. Gegen eines dieser Patente haben nun elf Organisationen aus Deutschland, England und der Schweiz Einspruch erhoben. Sie sind besorgt darüber, dass das Patent einen kommerziellen Anreiz für mehr Tierversuche bieten könnte und verlangen, dass Tiere mit mehr Respekt behandelt werden. In der Patentschrift wird mit keinem Wort auf das Tierwohl eingegangen. Trotzdem akzeptiert das EPA das Patent. Es verstösst damit nach Meinung der Einsprechenden gegen die eigenen Richtlinien. Diese verbieten Patente, die «geeignet sind, Leiden dieser Tiere zu verursachen».
die «guten Sitten» verstosse, was der Grundüberzeugung vieler Menschen widerspricht. «Tiere sollen mit Respekt behandelt und vor kommerziellem Missbrauch geschützt werden», sagt Christoph Then von Testbiotech. Die Gleichbehandlung von belebter und unbelebter Materie wird von breiten Teilen der Bevölkerung nicht gutgeheissen. Aufgrund dieser weit verbreiteten Haltung wurde der Grundsatz der «Würde der Kreatur» in die Schweizer Bundesverfassung aufgenommen. Wirtschaftliche Interessen werden höher gewichtet In der gängigen Praxis der Patenterteilung wird diesem Grundsatz aber kaum Rechnung
Immer häufiger: Patente auf Nutztiere Immer häufiger werden auch Patentanträge im Bereich der Nutztierhaltung gestellt und einige wurden auch bereits erteilt. Kommerziell genutzt wird bislang noch keines. Am weitesten fortgeschritten war das sogenannte «Enviropig». Die Forschung an diesen Schweinen, welche weniger und unschädlichere Phosphate ausscheiden sollten, wurde wegen fehlender Finanzierung eingestellt. Immer wieder angekündigt wurde auch der kanadische GentechLachs, bisher ohne Zulassung. Agrarkonzerne dringen in die Tierzucht vor Doch mittlerweile ist die Patentierung bei Nutztieren auf die konventionelle Züchtung ausgeweitet worden. Das EPA hat mehrere solcher Patente gutgeheissen. Die Agrarkonzerne, allen voran Monsanto, dringen nach der Pflanzenzucht in die Tierzucht vor. In der Schweine- und der Rinderzucht lässt sich viel Geld verdienen, und mit der künstlichen Besamung steht ein einfacher Vertriebskanal offen, der leicht kontrolliert werden kann. Wie weit diese Patente in Europa zur Anwendung kommen, bleibt abzuwarten. Klar ist aber, dass es dringend ein Überdenken der Bewilligungspraxis bei Patenten braucht. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsökonomie (SAG): www.sag.ch
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WER WILL WAS IM DORF? Ein Dorf mit Charme, Zukunft und Lebensqualität. So wirbt die Oberaargauer Gemeinde Melchnau selbstbewusst für sich selbst. So will sie sein. Was aber verstehen die Melchnauerinnen und Melchnauer selbst unter diesem Slogan, alles nur Worthülsen oder gelebte Wirklichkeit? Der Gemeinderat will es in Zusammenarbeit mit dem Team für nachhaltige Nachbarschaftsentwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW von Beat Hugi jetzt wissen.
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nna Leuenberger ist in Busswil, einem Nachbardorf, aufgewachsen. Seit über 40 Jahren aber wohnt sie schon in Melchnau. Seit bald 16 Jahren sitzt sie im Gemeinderat, zuerst als Präsidentin der Schulkommission, seit sieben Jahren als Gemeindepräsidentin. Ende 2014 setzt die Amtszeitbeschränkung diesem Engagement ein Ende. Das sei gut so, sagt sie. Genauso gut, anstrengend und nicht selten durchzogen sind die Jahre im Amt gewesen. Leuenberger, gelernte Lehrerin und mit Stolz eidg. diplomierte Bäuerin, hat bis 2005 mit ihrem Mann auf dem eigenen Hof gebauert, Lehrtöchter ausgebildet, aber auch in der Schule Melchnau viele Stellvertretungen übernommen. Sie dirigiert zudem seit Jahren den gemischten Chor Melchnau/Busswil. Und hütet die Enkelkinder. Früher hat sie auch noch an der landwirtschaftlichen Schule Waldhof in Langenthal Deutsch unterrichtet. Willi Krafft ist Anna Leuenberger rasch einmal aufgefallen. Der Mann aus der Agglomeration Baden-Zürich wohnt mit seiner Frau seit bald drei Jahren im Dorf. Die beiden haben hier nach langer Suche kreuz und quer durch die Schweiz ein Haus mit kleinem Umschwung gekauft. Kraffts setzen seither ihren Traum von einer Permakultur-Anlage zur biologisch-dynamischen Selbstversorgung um. Der Willi sei ab und zu an der Gemeindeversammlung aufgestanden, sagt Anna Leuenberger und lächelt verschmitzt. Er habe sich dann zu diesem und jenem geäussert. Der Willi war es dann auch, wen wundert’s, den die vife Gemeindepräsidentin zu einem Gespräch mit dem ganzen Gemeinderat einlud. Der neugewählte Rat hatte sich zu Beginn der neuen Legislatur in einer Klausurtagung zum Schwerpunkt-Thema
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Imagepflege und Standortmarketing beraten. «Willi Krafft sollte uns als Neuzuzüger den Spiegel vorhalten. Das hat er offen, ehrlich und sehr engagiert getan», erinnert sich Anna Leuenberger: «Vieles leuchtete mir ein, nur als er vorschlug, den Kirchplatz mit Kies und Grün zu renaturieren, mochte ich ihm nicht mehr ganz folgen.» Eingeleuchtet aber hat Leuenberger und ihren Ratskollegen Kraffts Suggestivfrage, was denn wohl die Melchnauerinnen und Melchnauer unter den Slogans an der Hauptstrasse bei den drei Zufahrten ins Dorf verstehen würden. Melchnau mit Dorfcharme, Lebensqualität und Zukunft. Und ob man das nicht in einer Umfrage erkunden wolle. Warum nicht, meinte dazu auch der Gemeindeschreiber. Er erinnerte sich sogar noch an eine Umfrage,
ZEITPUNKT bei den Leuten Das FHNW-Institut für Geistes- und Naturwissenschaften der Hochschule für Technik in Windisch initiiert und betreut aktuell fünf Referenzprojekte für Nachbarschafts-, Gemeinde-, Quartier- und Zukunftsentwicklung. Zeitpunkt wird die Arbeiten in Neuenhof, Melchnau, Zürich-Leutschenbach, Schaffhausen und Windisch vor Ort eng begleiten und in den nächsten Ausgaben kontinuierlich darüber berichten. Martin Klöti und Thomas Gröbly freuen sich auch auf neue Herausforderungen in Städten, Gemeinden, Quartieren oder Regionen. Ihre Kontaktkoordinaten: Martin Klöti, Telefon 056 462 43 63, E-Mail martin.kloeti@fhnw.ch; Thomas Gröbly, Telefon 056 462 42 96, E-Mail thomas.groebly@fhnw.ch.
die in den frühen 70er-Jahren gemacht wurde. So gab ein Wort das andere. Willi Krafft bot an, bei der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW anzuklopfen, ob eine Befragung in der Dorfgemeinschaft nicht ein gutes Lernfeld für Studierende wäre. Er kam mit positivem Entscheid zurück. Das Traktandum wurde in seiner Abwesenheit vom Gemeinderat nochmals offiziell behandelt und für gut befunden. Zumal es vor allem darum ging, guten Willen zu zeigen und wohl auch ein bisschen die Neugierde zu stillen. Finanzielle Mittel hätte man dafür kaum sprechen können. Anna Leuenberger nickt: «Wir müssen zum Geld schauen und nicht selten jeden Franken umdrehen.» Melchnau hatte Ende Dezember 2012 1590 Einwohnerinnen und Einwohner, 197 davon ausländische Staatsangehörige. Das ergibt 722 Haushaltungen. Die Gemeinde ist 10 km2 gross, 1,5 km2 davon sind Wald. Es gibt noch 34 Landwirtschaftsbetriebe, 22 Vereine, 2 Altersheime, 71 Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe im Dorf. Zudem eine Teppichfabrik, die Produktionsstätte der Lantal Textiles Langenthal. Seit ein paar Wochen ist ein kleines Team der Fachhochschule in Melchnau an der Arbeit. Der Leitungsausschuss mit Leuten aus der Gemeinde ist bestellt. Die junge Agronomin und Bäuerin Franziska Schärer, Landi-Chef Peter Stalder, Vizegemeindpräsidentin Christine Blum-Schär, Willi Krafft und Gemeindepräsidentin Anna Leuenberger werden sich bald zu einer konstituierenden Sitzung treffen. Lars von Riedmatten und Giorgio Eberwein, beide Mitarbeiter des Beschäftigungsprojekts «FAU – Fokus Arbeit Umfeld» planen erste Orientierungsgespräche mit 10 bis 12 handverlesenen
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meindepräsidentin dazu, «trotzdem wollte ich natürlich wissen, ob es noch Lücken gibt, die wir eventuell schliessen sollten.»
Melchnaus Gemeindepräsidentin Anna Leuenberger spaziert mit Neuzuzüger Willi Krafft vom alten Dorfschulhaus hinauf zur Dorfkäserei. Dort steht auch das neue Gebäude des lokalen Wärmeverbunds. Foto: Janosch Hugi
Frauen und Männern im Dorf. Daraus soll sich bald einmal ein Fragenraster für die Umfrage an alle Bürgerinnen und Bürger ab 12 Jahren ergeben. Den will der Gemeinderat noch 2013 unter die Leute bringen. Die Auswertungen sollen voraussichtlich im Februar 2014 an einem grossen Dorfanlass gemeinsam präsentiert, besprochen und gefeiert werden. Ethik-Dozent Thomas Gröbly, der das Projekt im Auftrag der FHNW leitet, hofft dort auf die nötige Kraft und Zustimmung der Dorfgemeinschaft, ausgewählte Themen in kleinen Arbeitsgruppen weiterzuverfolgen: «In diesen Arbeitsgruppen könnten dann konkrete Projekte definiert, vertieft und vom Leitungsausschuss in den Gemeinderat getragen werden. Für die Studierenden der FHNW ist es wichtig, solche Lernfelder in der Praxis bearbeiten zu können. Dieses Angebot ist ein festes Element unserer Ausbildung. Der Melchnauer Gemeinderat kann seine Projektwünsche zweimal pro Jahr FHNW-Studiengängen anbieten – und im Prinzip mit unserer Unterstützung rechnen.» Ein Prozedere, das für Gemeindepräsidentin Anna Leuenberger auch weit über ihre eigene Amtszeit hinaus Sinn macht.
Ein konkretes Resultat hat Anna Leuenberger übrigens schon auf dem Tisch. Als unabhängiges Zusatzangebot hat FAU-Projektcoach Franz Duss mit einem Mitarbeitenden für die Gemeinde Melchnau einen Energie- und Nachhaltigkeitscheck gemacht und dazu den Entwurf zu einem ausführlichen Bericht abgeliefert. FAU ist seit 1995 erfolgreich in der Betreuung und Weiterbildung von qualifizierten Erwerbslosen tätig. «Ich gehe zwar davon aus, dass wir in Melchnau sehr energiebewusst und nachhaltig unterwegs sind», sagt die Ge-
Anna Leuenberger führt Willi Krafft und das Zeitpunkt-Team zum Fotografieren ganz bewusst zum alten Dorfschulhaus. Und später auf den Platz vor der Dorfkäserei: «Wir haben zum Glück noch beides im Dorf. Unsere Kinder müssen nicht nach Langenthal zur Grund- und Sekundarschule, die Milch der Bauern wird noch in der eigenen Käserei verarbeitet. Der Bus fährt im Halbstundentakt nach Langenthal und zurück. Das ist alles sehr wichtig für unser Dorf. Dazu müssen wir gemeinsam Sorge tragen.» Genauso wie zur Bäckerei, zur Metzgerei, zur «Landi» mit grossem Verkaufsladen und Tankstelle, zum Gewerbe und seinen Arbeitsplätzen. Wobei das Halten nicht immer gelingt: «Kürzlich schloss unsere Drogerie. Das schmerzt. Wir konnten es nicht verhindern, auch wenn uns das im Dorf da und dort noch nachgetragen wird.» Leuenberger sagt bestimmt, Melchnau könne als Gemeinde politisch durchaus unabhängig bleiben. Es sei auch mitnichten eine Agglomerationsgemeinde der nahen Stadt Langenthal: «Wir liegen knapp ausserhalb des Gebiets, das Langenthal einst als Agglomeration offiziell definiert hat. Zuerst hat uns das beunruhigt. Heute wissen wir, dass wir für uns selbst sorgen und schauen müssen.» Mit bäuerlichem Charme und Charisma, ländlicher Lebensqualität, was sich in einem bemerkenswert regen Vereinsleben manifestiert – und einer Zukunft, die gemeinsam gestaltet werden will. Fortsetzung folgt. Mehr über das Dorf und die Gemeinde Melchnau erfahren Sie hier: www.melchnau.ch
NÄCHSTER SCHRITT in Neuenhof Aller Voraussicht nach wird sich das Nachhaltigkeits-Team des Instituts für Geistes- und Naturwissenschaften der FHNW in Windisch auch im aargauischen Neuenhof engagieren dürfen. Laut Institutsleiter Martin Klöti ist die Präsentation des Angebots an die hochverschuldete Gemeinde unweit der A1 bei Baden gut angekommen. In einer ersten Sitzung habe der Gemeinderat Eintreten beschlossen. Da diese beratende Sitzung in Abwesenheit des Vizegemeindepräsidenten stattfand, kommt das Traktandum
nach Redaktionsschluss dieser ZeitpunktAusgabe nochmals auf den Tisch. Martin Klöti zu seinem Angebot: «Neuenhof ringt mit besonderen Konstellationen: Wenig Steuersubstrat, geringes Gemeindevermögen, Engpässe beim Unterhalt Infrastrukturen, Vandalismus, hohe Durchmischung verschiedenster Ethnien, wenig attraktive Wohnlage. Daraus ergeben sich herausfordernde Aufgabenstellungen für die Hochschulen der FHNW in den Bereichen Technik, Wirtschaft, angewandte Psychologie, Soziale Arbeit, Pädagogik, Gestaltung und Kunst, Musik.» bh
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«Nichts darf nicht gemanagt werden» Management als Ideologie
«Man kann nicht nicht kommunizieren.» Dueck zitiert den berühmten Satz von Paul Watzlawick, um das Selbstverständnis von Management zu fassen: «Nichts kann nicht gemanagt werden.» Und weil Management diesem Selbstverständnis zufolge eine Allzweckmethode ist, Dinge effizienter zu tun, gilt: «Alles, was getan werden kann, kann durch Management besser getan werden.» Woraus wiederum folgt: «Nichts darf nicht gemanagt werden.» Das ist das Grundprinzip einer Geisteshaltung, die Dueck «Managementismus» nennt. Management als Ideologie. Der Kurzschluss in dieser logischen Ableitung liegt aber in der Einschränkung, «was getan werden kann». Und die ist folgenreich:
Illustration: ron&joe
Mehr als zwei Jahrzehnte lang war Gunter Dueck bei IBM. Zeit genug, einen tiefen Einblick in das Wesen und die Funktionsweise von Management zu gewinnen. Dessen Essenz hat Dueck in seinem neuen Buch «Das Neue und seine Feinde» zusammengefasst.
«Wenn man nämlich schon weiss, was und wie etwas getan werden kann, kann man es durch Management wahrscheinlich verbessern. Klar! Aber wenn man noch nicht weiss, wie etwas gelingt? Wenn es neu ist? Unbekannt? Ungewiss?», fragt Dueck. Und fragt weiter: «Kann man etwas absolut Unbekanntes strukturiert angehen?»
Management blendet damit aber gerade Neues aus. Es ist eine Methode, das Immergleiche immer effizienter zu tun, versagt aber, wenn es darum geht, mit Unbekanntem, Unvorhergesehenem, Unabsehbarem umzugehen. Mit raschen, disruptiven Veränderungen im Umfeld und auch mit der Generierung von neuem in einer Organisation. Mit Innovation. «Das Management hat bisher noch gar nicht erkannt, dass es Aufgaben gibt, die sich mit Managementmethoden nicht gut lösen lassen. Deshalb wird die Verwendung strukturierter Methoden fast universell zur Pflicht gemacht.» Für Innovation aber ist das ein Problem. Ein Kernproblem, sagt Dueck. Winfried Kretschmar, ChangeX
Gunter Dueck: Das Neue und seine Feinde – wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen. Campus, 2013. 282 S., geb. Fr. 34,50 / €25.–
Renten auf Kosten der Umwelt und der Gerechtigkeit funktionieren nicht
«Nicht traditionelle» Währungen werden offiziell
Die Pensionskassen der Schweiz investieren rund 50 Milliarden in Hedge Fonds, Derivate und Termingeschäfte mit Nahrungsmitteln, Aktien fragwürdiger Firmen nicht mitgerechnet. Diese Investitionen sind nicht nur unsicher, sondern auch ethisch zweifelhaft, indem sie z.B. die Hungerkrise verschärfen oder die Umwelt schädigen.
Es herrscht zwar ein Überfluss an Geld. Aber in der Realwirtschaft, wo es gebraucht wird, fehlt es an allen Ecken und Enden. Besonders krass sind die Verhältnisse in den USA, die sich an manchen Orten, z.B. Detroit, nicht von einem heruntergekommenen Entwicklungsland unterscheiden. Immer mehr Bundesstaaten erwägen deshalb unkonventionelle Methoden. So hat das Parlament von Virginia vor kurzem eine Machbarkeitsstudie zur Einführung einer eigenen Währung in Auftrag gegeben. Utah hat die Anerkennung «nicht traditioneller» Währungen bereits beschlossen. Abstimmungen in vier weiteren Bundesstaaten stehen dieses Jahr noch an. CP
Davon ist die «Arbeitsgruppe ethische Altersvorsorge» überzeugt, die vor kurzem in Zürich gegründet wurde. Sie will die Berechtigten dieser Altersguthaben – uns alle – dazu motivieren, sich mehr um den Einsatz dieser enormen Mittel zu kümmern. Dass es mit den gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitnehmervertretern nicht getan ist, zeigt das Beispiel der Pensionskasse Stadt Zürich, wo ein Antrag, auf Investitionen in Hedgefonds
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und auf Spekulation mit Nahrungsmitteln zu verzichten, auch von den Gewerkschaftsvertretern und Sozialdemokraten abgelehnt wurde. Die Arbeitsgruppe beschloss die Ausarbeitung eines Positionspapiers über ethische Altersvorsorge. In einem nächsten Schritt will sie die Anlagepraxis von Vorsorgeeinrichtungen untersuchen, die sich bereits ethische Grundsätze gegeben haben, wie etwa Kirchen, Hilfswerke, Gewerkschaften oder gemeinnützige Stiftungen. Mitglieder der Arbeitsgruppe sind u.a. Christoph Sigrist, Pfarrer, der Stiftungsrat der PK Stadt Zürich Georges Fritz, der Umweltaktivist Alec Gagneux, der Pensionskassen-Kritiker Ottokar Vydra und der Occupy-Aktivist Peter Christen. Kontakt: Arbeitsgruppe ethische Altersvorsorge, c/o Alec Gagneux, Albulagasse 7, 5200 Brugg. info@fairCH.com
Tipilager für Familien
Natur- und Wildnispädagogik
Erwachsene und Kinder tauchen eine Woche lang in das einfache Leben in der Natur ein. Mit allen Sinnen erleben wir die Natur, lernen essbare Wildkräuter und Heilpflanzen kennen, basteln mit Naturmaterialien, schleichen durch den Wald, schiessen mit Pfeil und Bogen und sitzen um das Lagerfeuer. Am Vormittag erleben, spielen und lernen wir gemeinsam. Am Nachmittag gibt es ein Kinderprogramm. Die Erwachsenen dürfen sich dabei Zeit für sich nehmen, beim betreuten Kinderprogramm mitmachen oder weiterführende Inhalte vertiefen.
Berufsbegleitende Ausbildung 2013/14 Die Ausbildung Natur- und Wildnispädagogik bietet dir die Möglichkeit, deine Beziehung zur Natur und zu dir selber zu stärken. Du lernst, dich in deiner natürlichen Umgebung heimisch zu fühlen und dich als Teil von ihr zu verstehen. Du trainierst deine Wahrnehmung und übst, dein Wissen mit natürlichen Lehrmethoden weiterzugeben.
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Nest – die ökologisch-ethische Pensionskasse
Wie gross Ihr Unternehmen auch immer ist, wir haben die Vorsorgelösung, die Ihren Bedürfnissen entspricht. Kontaktieren Sie uns für eine Beratung! Nest Sammelstiftung T 044 444 57 57 info@nest-info.ch www.nest-info.ch
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Vertrauen und Heilung mit Aloha
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Heilkräuter – Zauberkräuter
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Paul Carter 12. – 14. April 2013
Lisetta Loretz Crameri 22. Juni 2013
Die Reise nach innen Yerpun Solar Schwitzhüttenritual & & Workshop 12. – 14. Juli
die ökologisch-ethische Pensionskasse
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Zeit für Weiblichkeit
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Zeit für Berührung
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Arbeit macht das Leben süss Gleich hinter dem Ostbahnhof liegt Münchens grösster Hobbyraum. In der alten, 500 m2 grossen Industriehalle wird Tag und Nacht gearbeitet, denn wer einen Schlüssel hat, kommt und geht, wann er will. Einmal in der «WerkBox3» eingemietet, hat jeder Bastler nicht nur Platz zum Werken, sondern auch Zugriff auf den gesamten Maschinen-und Werkzeugpark. Vom Schweissgerät bis zur Töpferscheibe ist alles da. Wer vom vielen Sägen, Hämmern und Schleifen müde geworden ist, verstaut seine Arbeiten einfach in seiner aus Euro-Paletten gezimmerten Kajüte, die in den Grössen «Hasenstall», «Maxi Box» und «Langer Lulatsch» erhältlich ist. Rund 40 regelmässige Nutzerinnen und Nutzer zählt die Einrichtung heute, Tendenz nach wie vor steigend.
im Fotolabor, der Schneiderei oder der Keramikwerkstatt finden.
Inzwischen haben auch Münchens Künstler die WerkBox3 für sich entdeckt. So locken mehrmals jährlich Konzerte, Ausstellungen und Flohmärkte auch nicht handwerkende Münchner zum Ostbahnhof. Und spätestens dann werden die Ausreden, warum man sich keinen «Hasenstall» mietet, immer dünner. Denn wer keine Freude an Holz und Metall hat, der wird seine Bestimmung unter Garantie
Das Grundeinkommen – eine «potemkinsche Fassade» Das Grundeinkommen erhitzt die Gemüter. Gegen 80 000 Stimmberechtigte haben die Initiative bereits unterschrieben, die für jeden Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen von 2500 Franken pro Monat einrichten will. Finanziert werden soll das Ganze grösstenteils durch eine Neuverteilung bestehender Steuern und den Wegfall bisheriger Unterstützungszahlungen – weitgehend kostenneutral. Die Initianten erwarten davon einen Kreativitätsschub und eine Aufwertung der unbezahlten Arbeit, auf der unsere Wirtschaft immer noch ruht. Das tönt einfach und überzeugend. Aber ist es das auch? Vier eher linke deutsche Ökonomen, darunter Heiner Flassbeck, Direktor der «Division on Globalization and Development Strategies» der UNCTAD, äussern berechtigte Zweifel. In ihrem Buch «Irrweg Grundeinkommen» zeigen sie, wie der wachsende Unterschied zwischen arm und reich und zwischen Arbeitenden und Vermögenden durch eine jahrzehntelange Umverteilung von unten nach oben zustande gekommen und nur durch eine Umkehrung dieses Prozesses zu beheben ist. Dazu braucht es u.a. angemessene Kapitalgewinnsteuern und eine Beschränkung der ständig steigenden Zinszahlungen, insbesondere von Staaten. Davon ist beim Grundeinkommen
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allerdings nicht die Rede – gegen besseres Wissen. Die Initianten in der Schweiz sind sich der umverteilenden Wirkung von Kapitalmarkt und Geldsystem durchaus bewusst, thematisieren sie aber nicht. Für die kritischen Autoren ist das bedingungslose Grundeinkommen deshalb eher eine «gigantische potemkinsche Fassade, die die bittere Realität verführerisch verdeckt». Das Buch hat bei den Initianten sichtbaren Ärger ausgelöst. «Ein Taschenspielertrick», schreibt Enno Schmidt, einer der Sprecher der Initiative bemängelt, das Buch befasse sich nur auf 43 Seiten mit dem Grundeinkommen und kritisiere vor allem die jahrzehntelange Umverteilung von unten nach oben. Das ist es ja gerade: Diese Umverteilung ist das grosse Übel. Und die kann nicht beendet werden, indem man die Umverteilung von unten nach unten anders organisiert. CP Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker, Volker Meinhardt und Dieter Vesper: Irrweg Grundeinkommen – die grosse Umverteilung von unten nach oben muss beendet werden. Westend-Verlag, 2012. 224 S. Fr. 24.90 / € 17.–
Initiant dieser wunderbaren Einrichtung ist der 70-jährige Techniker und Solarpionier Detlev Schmitz, der die Halle mit einigem Risiko und erheblicher Vorleistung vor vier Jahren gemietet hat. «Man kann auch grössere Projekte mit wenig Geld stemmen», ist seine Überzeugung. Dazu braucht es aber einigen Sinn für das Gemeinwohl, der in den letzten Jahrzehnten doch abgenommen habe. «Je ärmer, desto grosszügiger» ist die Erfahrung, die Schmitz auf seinen ausgedehnten Reisen zu Fuss und per Anhalter gemacht hat. Die Nomaden beispielsweise seien so grosszügig, weil sie aufeinander angewiesen sind. Dies und noch viel mehr kann man in der Werkbox erfahren. SL www.werkbox3.de
Initiative für faire, nachhaltige Spielregeln Die globalisierte Wirtschaft gleicht einem Fussballspiel auf einer schiefen Ebene, in dem die kleinen Spieler bergauf gegen Riesen spielen. Den kleinen, lokal verankerten Betrieben kann unter diesen Bedingungen nur ausnahmsweise ein Tor gelingen. Zwanzig Jahre Globalisierung haben die wirtschaftlichen Verhältnisse denn auch grundlegend verändert: Mehr als die Hälfte der globalen Produktion liegt heute in der Hand von Multis. Sie produzieren dort, wo die Löhne tief und die Umweltstandards lasch sind und verkaufen dort, wo die Löhne (noch) hoch sind. Das kann nicht lange gut gehen. Eine Korrektur ist überfällig. Diese beabsichtigt die Volksinitiative «für eine Wirtschaft zum Nutzen aller», die sich in der Endphase der Sammlung befindet. Sie will die verfassungsrechtlichen Grundlagen schaffen, damit wir uns gegen Umwelt-, Sozial- und Preisdumping wehren können. Wir empfehlen den Unterschriftenbogen und den Einzahlungsschein zur grosszügigen Verwendung. CP Weitere Informationen: www.wirtschaft-zum-nutzen-aller.ch
Wahre Werte/Publireportagen
Vertrauen in Bio zahlt sich aus
Im Norden Myanmars sind Bauernfamilien auf Bio-Reis umgestiegen. Ihr Vertrauen in die neue Produktionsart hat sich gelohnt, denn sie fahren heute eine viel grössere Ernte ein.
und Ernten helfen. Auch Schweine tragen zum Erfolg des Systems bei: «Die Ferkel lassen sich verkaufen», erzählt Bäuerin Si Mar Sai, «und mit dem Dung kann ich meinen Garten düngen.»
La Ban Naw Rain ist begeistert. «Wir haben statt 30 Körben Reis 50 Körbe geerntet», sagt der Bauer aus der Region Kachin im Norden Myanmars, «unser Vertrauen hat sich gelohnt». Zusammen mit anderen Bauernfamilien hat La Ban mit Unterstützung des Hilfswerks SWISSAID in einer Feldschule Methoden des nachhaltigen Landbaus kennen gelernt: «Wir lernten, wie man mit biologischem Dünger und ohne Pestizide die Böden verbessern, die Erträge steigern und erst noch Kosten sparen kann.»
Doch die Arbeit auf den Reisfeldern ist hart geblieben. Denn neben der Bio-Düngung müssen auch neue Saat- und Pflanztechniken erlernt werden, die für die Bauern ungewohnt und mit Arbeit verbunden sind. «Wir zeigen auf den Versuchsfeldern, wie‘s geht, und führen so den Kleinbauern den Erfolg vor Augen», sagt einer der Lehrer der Schule, Bauer Tu Aung. Dennoch werde es noch etwas Zeit brauchen, bis sich die vorerst ungewohnten Techniken vollständig durchsetzen können.
Der Anbau von Bio-Reis ist arbeitsintensiv: Die Setzlinge werden einzeln ausgebracht.
Hilfe zur Selbsthilfe. Das Hilfswerk SWISSAID ist in neun Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Dabei setzt SWISSAID auf Hilfe zur Selbsthilfe und unterstützt Dorfgemeinschaften und Bauernfamilien, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Der Besuch eines Kurses in einer Feldschule, wo die Bäuerinnen und Bauern lernen, Reis ohne chemische Hilfsmittel anzubauen, kostet für drei Personen 94 Franken. Pia Wildberger
Die Unterscheide zur vorherigen Situation sind frappant. Denn um genügend zu ernten, waren die Bauern in den vergangenen Jahren gezwungen, immer mehr Land auch in ungeeigneten Hügelgebieten urbar zu machen und setzten auf die chemische Landwirtschaft. Die Böden wurden ausgelaugt und erodierten, die Erträge sanken. Neben dem Ackerbau zählt heute auch die Tierhaltung zu den Eckpfeilern der ökologischen Landwirtschaft. So finanzierte SWISSAID den Bauernfamilien mehrere Büffel, die beim Pflügen
Zum ökologischen Gesamtkonzept gehört auch die Produktion von Kompost.
www.swissaid.ch Spendenkonto 30-303-5, Vermerk Myanmar
Warum Bio den Hunger besiegt Die SWISSAID-Jahreskampagne steht 2013 unter dem Motto «Bio besiegt den Hunger». Denn die Fakten sprechen für sich: Biolandbau bringt Ertrag In verschiedenen afrikanischen Ländern wurden im Auftrag der UNO über hundert Projekte oder Betriebe begutachtet, in denen auf biologische Anbaumethoden umgestellt worden war. Das Resultat ist eindrücklich: Auf den insgesamt rund 2 Millionen Hektar konnte die Produktivität um 116 Prozent gesteigert werden. Biolandbau ist klimafreundlich Biolandbau bindet mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre in den Boden zurück und trägt so zur Minderung des Klimawandels bei. Kohlenstoffvorräte in biologisch bewirtschafteten Böden sind laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) durchschnittlich um 3,5 Tonnen pro Hektar höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.
Biolandbau fördert Artenvielfalt Eine ökologische Landwirtschaft fördert Befruchter wie Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten – in der Luft wie im Boden. Insgesamt weisen Studien eine durchschnittlich 30% höhere Artenvielfalt als im konventionellen Anbau nach. Biolandbau ist intelligent Statt die Pflanzen, den Boden und das Wasser mit Pestiziden zu belasten, entwickelt der Biolandbau Methoden und Technologien, um Kulturen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen. So können Nützlinge gegen Schädlinge eingesetzt werden oder Bäume als Schattenspender, die Boden und Pflanzen vor dem Austrocknen bewahren. Biolandbau bringt Einkommen 2007 belegte ein dänisches Institut, dass Bauernfamilien in Entwicklungsländern mit dem Anbau zertifizierter Bioprodukte für den Export ein höheres Einkommen als ihre konventionell produzierenden
Kollegen erwirtschaften konnten. Auch für den lokalen, nicht zertifizierten Markt bietet Biolandbau ökonomische Vorteile, indem die Kosten für Betriebsmittel wie Saatgut, Pestizide und Dünger reduziert werden. Biolandbau ist effizient Biologisch angebaute Kulturen benötigen weniger fossile Energie, um die gleiche Menge eines Erntegutes zu produzieren. Gründüngung und Tierhaltung auf dem Hof bieten eine Alternative für den aus Erdöl hergestellten Stickstoff und die schwindenden Phosphorreserven. Biolandbau schafft fruchtbare Böden Während die konventionelle Landwirtschaft mit 35 Prozent an der Zerstörung von Böden beteiligt ist, ist für den Biolandbau die Förderung der Bodenfruchtbarkeit eine Selbstverständlichkeit. Diverse Untersuchungen belegen, dass ökologisch bewirtschaftete Flächen höhere biologische Aktivität und mehr Mikroben aufweisen.
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Initiative will Geldschöpfung der privaten Banken aufheben Ein durchsichtiges Geschäft Nur noch die Nationalbank soll Geld schöpfen können. Dies will eine Volksinitiative, die der Verein monetäre Modernisierung im kommenden Februar lancieren will. Bis jetzt werden rund 85 Prozent des Geldes unbar von den privaten Banken geschöpft, jedes Mal, wenn sie einen Kredit vergeben. Nach der Initiative werden unbare flüssige Mittel auf Bankkonten nicht mehr innerhalb der Bankbilanz geführt und sind dadurch vor Insolvenz der Institute geschützt. Diese verfügen in Zukunft nur noch über die Mittel, die ihnen die Sparer ausleihen. Die von der Initiative angestrebte Reform geht auf das Konzept des so genannten 100Prozent-Geldes zurück, das führende amerikanische Nationalökonomen in den 30er-Jahren als Antwort auf die Weltwirtschaftskrise entwickelt hatten, das aber nie umgesetzt wurde.
In den 90er Jahren wurde der Reformansatz unter dem Begriff «Vollgeld» im deutschen Sprachraum weiter entwickelt. Im August 2012 ist der Internationale Währungsfonds in einer Studie zum Schluss gekommen, dass die in den USA unter der Bezeichnung «Chicago Plan» bekannte Reform die Gefahr von «bank runs» eliminieren, die Staatsschulden erheblich reduzieren und Kontrolle von Blasen und Rezessionen deutlich verbessern würde. Der Verein monetäre Modernisierung will an seiner Hauptversammlung im Mai definitiv über die Lancierung entscheiden. Es wäre die folgenreichste Initiative seit der Initiative zur Abschaffung der Armee. Sie wird zurzeit erst von kleineren Gruppen unterstützt. Kontakt: Verein monetäre Modernisierung www.vollgeld.ch
Kinderarbeit, Käfighaltung, Pestizide – das fiktive Unternehmen «agraprofit» verheimlicht seiner Kundschaft nichts. An der Berliner «Grünen Woche» bringen zwei wortgewandte Aufsteiger-Typen Billigware unter die Leute, während sie mit Schildern frech deren düstere Produktionskette illustrieren. Alle Lampen gehen auf rot. Und doch, der fünfminütige Film zur Aktion zeigt es in Farbe: Dass eine Tafel dunkle Schokolade hier für 60 Cent zu haben sein soll, macht selbst gutbetuchte Ökos gierig. Die Leute kaufen!
140 Jahre Freundschaftsvertrag Schweiz – Iran Es kommt nicht oft vor, dass zwei befreundete Nationen das Jubiläum eines mehr als hundert Jahre alten Freundschaftsvertrags feiern können. 2013 dürfen wir den 140. Jahrestag unseres Freundschaftsvertrages mit Persien bzw. Iran begehen, auch wenn es einigen Politikern vielleicht etwas peinlich ist. Nie hat es in der langjährigen Geschichte zwischen beiden Völkern ernsthafte Auseinandersetzungen gegeben. Im Gegenteil: Mohammad Mossadegh, der in Neuchâtel studierte, als Anwalt tätig war und 1951 bis 1953 iranischer Premierminister, besass auch die schweizerische Staatsbrügerschaft. In seine Amtszeit fiel die Verstaatlichung der von den Engländern dominierten Ölindustrie, die zu seinem Sturz durch die CIA (Operation Ajax) und zur Einsetzung von Schah Reza Pahlevi führten. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres hat der Freundeskreis Schweiz–Iran an der grössten
Ferienmesse der Schweiz, der FESPO in Zürich, einen Iran-Stand betrieben. Interessant war, wie positiv das Land von den Besuchern wahrgenommen wurde. Viele waren schon im Iran oder wollen ihn demnächst bereisen. Alle schwärmten von der für uns unerhörten Gastfreundschaft und den wunderschönen Landschaften. Einen kleinen Vorgeschmack bietet eine 44-seitige, reich bebilderte Broschüre des Freundeskreises Iran-Schweiz, die auf seiner Website angeschaut und bestellt werden kann. Da alte Freundschaften auch gepflegt werden müssen, sind durch das ganze Jahr Aktivitäten geplant. Mit Ihrer Teilnahme zeigen Sie Ihre Verbundenheit mit unseren iranischen Freunden. Vital Burger, Präsident Freundeskreis Schweiz–Iran. Kontakt: vburger@gmx.net, www.iran-schweiz.ch
Die mit öffentlichem Geld subventionierte Guerilla-Aktion, die im Rahmen der Kampagne «Öko und fair ernährt mehr!» stattfand, zeigt wieder einmal, dass viel Gerede nicht selten unseren Verstand ausschaltet. Einziger Trost: Alle verkauften Produkte stammten aus Öko-Landbau und fairem Handel. Wohl bekomm’s! SL www.agraprofit.de
«Die Illusion des Geldes» – ungeschminkt in Form und Inhalt Niemand schaut sich gerne auf Video zu. Man sieht alles, was man lieber anders oder gerne besser gemacht hätte. Das ging auch mir so, als ich mir die DVD des Vortrags «Die Illusion des Geldes», die der deutsche Verlag «AVrecord» im letzten Herbst mit mir aufnahm, vor der Freigabe anschaute. Vielleicht hätten wir doch wie die Fernsehleute einen Teleprompter einsetzen sollen, von dem man einen Text ablesen kann,
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ohne dass es die Zuschauer mitbekommen? Es hätte dann ein bisschen weniger Ähms und Ähs. Immerhin ist die DVD auch in der Form so ungeschminkt wie im Inhalt. Wie auch immer, jetzt ist die da und ich finde: Man kann sich das antun. Wenn Sie also unbedingt wissen wollen, wie die Illusion des Geldes genau funktioniert, können Sie sich die DVD mit der Bestellkarte im
Umschlag besorgen. Das Geld können Sie sich übrigens sparen, wenn Sie an einen meiner Vorträge zum selben Thema kommen, z.B. am «Open Spirit Forum» am 28. April in Solothurn oder am Sozial- und Umweltforum Ostschweiz am 25. Mai in St. Gallen. Christoph Pfluger Christoph Pfluger: Die Illusion des Geldes und seine Wirkung auf Mensch und Welt. AVrecord, 2013. 2 DVDs, 80 Min. Fr. 20.– / € 15.–
Brennende Bärte
Die Tahrir-Plätze Europas
von Geni Hackmann
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orüber wollen wir uns zuerst lustig machen? Okay, die Economiesuisse. Das ist ungefährlich, da sie ihre wichtigste Abstimmung seit Jahren wohl verlieren wird. Nachdem der Spitzenverband der Schweizer Wirtschaft, bzw. seine Leute in den eidgenössischen Räten, die Volksinitiative gegen Abzockerei fünf Jahre lang hin- und hergeschoben haben, versucht er jetzt, seinen Gegenvorschlag als schneller wirkendes Mittel zu verkaufen. Zuerst verzögern, dann angeblich Tempo machen! Das klingt nach Falschspiel, und das ist es auch. Also: «Genau hinschauen», wie von der Economiesuisse empfohlen. Die Abzocker-Initiative wirkt nur dann langsamer, wenn die neue Verfassungsbestimmung nicht richtig umgesetzt wird, nämlich mit Ausführungsbestimmungen des Bundesrates, ein Jahr nach der Abstimmung. Das wäre dann der 3. März 2014, rund zwei Jahre früher als der Gegenvorschlag greift. Die Behauptung der schnelleren Wirkung ist gelogen, bzw. nur dann war wahr, wenn die Umsetzung der Initiative durch diejenigen Kreise verschlampt wird, die diese Lüge in die Welt gesetzt haben. Was mich als Bürger dieses Landes so betroffen macht, ist die Leichtfertigkeit, mit der Politiker Lügen in die Welt setzen und meinen, sie mit teuren Kampagnen zu Wahrheiten befördern zu können. Um das einigermassen glaubwürdig zu tun, muss man die Lügen selber glauben oder – noch schlimmer – wahr machen. Das ist es, was vielen Menschen das Vertrauen raubt. Das Problem ist, dass die Politiker diese Menschen erst hören, wenn sie auf den Tahrir-Plätzen der Schweiz stehen.
Motto dieser Kolumne ist ein Zitat von Lichtenberg: «Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.»
Aber so weit ist es noch nicht. Noch immer glauben viele, es mit Bittibätti schon richten zu können, z.B. die Unentwegten vom Verein Alpeninitiative. Sie haben eine Petition lanciert – eine Bittstellung! – mit dem bisher einzigartigen Verlangen: «Die unterzeichneten Personen fordern den Bundesrat auf, die Verfassung respektieren.» Ja, dieselbe Verfassung, auf die die Damen und Herren der Landesregierung einen Eid geschworen haben. Worum geht es? Die schlaue Bundesrätin Leuthard, bzw. ihre Einflüsterer wollen für die Zeit der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels eine zweite Röhre bohren – was die Verfassung verbietet – und versprechen, sie nach der Sanierung wieder zu schliessen. Selig, wer’s glaubt. Sind die milliardenschweren Fakten einmal geschaffen, sind sie nicht mehr zu beseitigen. Und bis Doris Leuthard ihr Versprechen brechen müsste, ist sie längst aus Amt und Würden.
So plump ist man in der Europäischen Union nicht. Der neuste Coup: Pluralismuskontrolle. Eine Expertenkommission im Auftrag der für digitale Fragen zuständigen Kommissarin Neelie Kroes sieht die Pressefreiheit bedroht, durch politische Einflussnahme, kommerziellen Druck und Qualitätsverlust, vor allem weil im Internet jedermann Informationen verbreiten könne. Gemäss dem «Report of the High Level Group on Media Freedom and Pluralism» soll die Pressefreiheit geschützt werden, indem sie eingeschränkt wird. «Unabhängige Medienräte», also nicht-staatliche Organe, sollen «Strafzahlungen verhängen, Gegendarstellungen erzwingen oder Medien die Zulassung entziehen können», wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt. Die Europäische Grundrechteagentur soll die Pressefreiheit und die Meinungsvielfalt kontrollieren und die nationalen Behörden sollen den Pluralismus stärker beachten. Und bei all dem will die EU-Kommission die Einhaltung «europäischer Werte» überwachen. Was mögen das wohl für Werte sein in einem Staatengebilde, das systematisch Verträge bricht (z.B. die Maastricht-Kriterien oder das Bailout-Verbot)?
«Die unterzeichneten Personen fordern den Bundesrat auf, die Verfassung respektieren.» Ja, dieselbe Verfassung, auf die die Damen und Herren der Landesregierung einen Eid geschworen haben. Es könnte sein, dass die EU den Bogen überspannt. Es war die unsinnige Privatisierung des Wassers, das die weisse Oberschicht Boliviens die Macht kostete und mit Evo Morales den ersten Indigenen ins Präsidentenamt brachte. Dass die Privatisierung der Wasserversorgung ein gefährliches Dossier ist, weiss offenbar auch die EU. Geführt wird es vom Kommissar für Binnenmarkt, Michel Barnier aus Frankreich, wo die Weltmarktführer Veolia und Suez herkommen. Es gehe bei der geplanten Richtlinie gar nicht um Privatisierung, sagt Barnier, sondern «um Transparenz bei der Auftragsvergabe». Haha! Die Klauseln sind so clever und kompliziert, dass sich beispielsweise die Münchner Stadtwerke gar nicht an der Ausschreibung ihres eigenen Geschäfts beteiligen können. Falls die EU-Richtlinie tatsächlich rechtskräftig wird, will sie die CSU in einem «Akt der Notwehr» einfach nicht anwenden. Die indigenen Bayern wehren sich. Wann versammeln sich die Indigenen Europas auf ihren Tahrir-Plätzen?
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Assange: Das Schlimmste ist möglich
Das AntWort
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«Die Macht geht nicht mehr vom Volk aus, sondern von den Geheimdiensten.» Dies ist das Fazit von Wikileaks-Gründer Julian Assange in seinem neuen Buch «Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet», das er zusammen mit Jacob Appelbaum, Andy MüllerMaguhn und Jérémie Zimmermann vor kurzem herausgegeben hat. Cypherpunks – nicht zu verwechseln mit Cyberpunks – befürworten die grossflächige Anwendung von Verschlüsselungstechnologien im privaten Internet-Verkehr. In den letzten zehn Jahren hat sich die digitale Überwachung von der Ausnahme im Verdachtsfall zur Regel entwickelt. Heute werden unsere Internet-Aktivitäten permanent überwacht, wobei wir sie durch unsere eigenen Aktivitäten noch erleichtern. Die Kosten dafür sind relativ bescheiden. Für ein paar hunderttausend Dollar kann sich ein Staat ein komplettes Internet-Monitoring einrichten. Und für 30 Mio. Euro ist eine komplette Speicherung aller deutschen Telefonate während eines Jahres zu haben. Begründet wird die zunehmende Überwachung mit dem Kampf gegen Terrorismus, Kriminalität und Kinderpornographie. Aber das scheint nur der Vorwand für die schleichende Aufhebung des Rechtsgrundsatzes zu sein, dass nur überwacht wird, wer tatsächlich verdächtig ist. Assange: «Wir haben die komplette Infrastruktur für den schlimmsten totalitären Staat. Jetzt muss nur noch der Schlüssel umgedreht werden für den ganz grossen Knall.» Für den Wikileaks-Gründer ist dies der «grösste Diebstahl der Weltgeschichte». Die Macht werde vom Volk zu einer kleinen Zahl von Geheimdiensten verschoben. Was tun? Für Assange und seine Co-Autoren ist klar: Seine eigenen Spuren verwischen. «Kryptographie ist der ultimative passive Widerstand, den jeder von uns leisten kann.» Selbst eine Supermacht sei machtlos gegen Kryptographie, wenn sie zur Massenbewegung werde. Aber das wird sie wohl nicht. Und sie ist nur die eine Seite der Medaille. Die Macht von Geheimdiensten und staatlichen Organen beruht nicht zuletzt darauf, aus der Masse der Verdächtigen einzelne Individuen herauszupicken und ohne öffentlichen Widerstand in die Mangel nehmen zu können. Wenn andere in dieser Situation Farbe bekennen und öffentlich erklären würden: «Ich auch», dann wären die Gefängnisse schnell zu klein. CP Julian Assange, mit Jacob Appelbaum, Andy Müller-Maguhn und Jérémie Zimmermann: Cypherpunks – Freedom and the Future of the Internet. OR-Books, 2012. 196 S. USD 16 / £11. Das Buch besteht im Wesentlichen aus einem ausführlichen Dialog unter den vier Autoren.
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von Anton Brüschwiler
Alles nur ein Traum
Vor einer Woche traf ich mich wieder einmal mit meinem Freund Manuel zum Bier. Meistens wartet er mir an diesen gemeinsamen Abenden mit irgend einer Verschwörungstheorie auf, etwas in der Art von: «Die Amis waren gar nie auf dem Mond, das wurde alles nur für die Medien inszeniert». An jenem Abend aber kam er mit einem völlig neuen Gedanken daher: «Sieh mal, Anton», meinte er, «je länger ich es mir überlege, desto sicherer bin ich, dass das ganze Leben, das wir hier als real empfinden, in Wirklichkeit nur ein Traum ist, aus dem wir eines Tages erwachen werden.» Nach reiflicher Überlegung musste ich tatsächlich gestehen, dass diese Theorie weder zu bestätigen noch zu widerlegen ist. Die einzige Möglichkeit, die Traumwelt als solche zu entlarven, besteht darin, quasi gewaltsam aus dem Traum auszubrechen. Manuel und ich möchten das nun in einem gross angelegten Versuch mittels dieser Kolumne versuchen. Dabei sind wir dringend auf Ihre Hilfe angewiesen. Das kollektive Experiment findet nächsten Dienstag um Punkt 14 Uhr 14 statt. Wo auch immer Sie sich gerade befinden: Stehen Sie auf, strecken Sie den Stinkefinger in die Höhe und schreien Sie so laut Sie können: « Hört auf, mich zu verarschen, das ist doch alles nur ein Traum!» Wichtig ist, dass wirklich alle bei diesem Experiment mithelfen! Egal, ob Sie sich als Pilot gerade auf einem Langstreckenflug befinden, als Schüler mitten in einer Mathematikprobe, als Sekretärin in einem Grossraumbüro oder als Kellner Stehen Sie auf, zeigen Sie den in einem Restaurant, Stinkefinger und rufen Sie so als Lehrerin vor der laut Sie können: «Hört auf, Klasse, als Bundesmich zu verarschen, das ist doch rätin an einer Medialles nur ein Traum.» enkonferenz, oder als Nachrichtensprecher im Fernseh-Studio: Stehen Sie auf, zeigen Sie den Stinkefinger und rufen Sie so laut Sie können: «Hört auf, mich zu verarschen, das ist doch alles nur ein Traum.» Falls die Menschen um Sie herum nicht reagieren, ist anzunehmen, dass sie noch nicht erwacht sind, also weiter im Traum leben. Versuchen Sie, diese Menschen zu wecken: Organisieren Sie sich einen grossen Eimer und übergiessen Sie Ihre Mitmenschen grosszügig mit kaltem Wasser. Als Pilot können Sie versuchen, das Flugzeug abstürzen zu lassen. Sollte Ihnen das gelingen, so ist anzunehmen, dass die ganze Traumtheorie falsch war und wir alle in der Realität leben. Sollte aber Ihre ganze Umgebung um 14 Uhr 14 ebenfalls den Stinkefinger heben und laut schreien: «Hört auf, mich zu verarschen, das ist doch alles nur ein Traum», dann ist anzunehmen, dass diese Kolumne von sehr vielen Leuten gelesen wird. Der Autor ist Gitarrist, Liedermacher und betreibt in Gysenstein, in der Nähe von Konolfingen, in einer alten Käserei ein aussergewöhnliches Veranstaltungslokal. Geheimtipp! Programm: www.chäsigysenstein.ch
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DIE BOTSCHAFTER der Bäume
Erwin Thoma baut moderne Häuser aus Mondholz. Er schreibt und redet aber auch gerne und schlüssig über das soziale, ökonomische und ökologische Zusammenleben der Bäume. Und die Vorbildfunktion der Wälder. Eine Gabe, die nicht nur den Innerschweizer Zimmermann Beat Auf der Maur überzeugt, sondern auch die Wissenschaft verblüfft. von Beat Hugi
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ür Erwin Thoma aus Goldegg in Österreich ist das Holz nicht nur heimelig. Es dämmt Kälte und Wärme besser als jedes Passivhaus, es hält Feuer länger stand als Beton, es beruhigt den Herzschlag seiner Bewohnerinnen und Bewohner, es lässt keinen Krümel Abfall zurück. Dafür hält der ehemalige Förster, studierte Betriebswirt und heutige Vorzeigeunternehmer aus Österreich nicht nur Fakten aus eigener Erfahrung und gute Geschichten parat. Das alles bestätigen ihm auch unabhängige Wissenschaftler staatlicher Universitäten mit Untersuchungen und Zertifikaten. DAS VERSPRECHEN Sein hundertprozentiger Holzbau «Holz 100» hält jedes Versprechen. Und Thoma selbst dasjenige, das er vor über 20 Jahren seinem Sohn Florian gegeben hat. Florian litt damals an einer Leimallergie. Eines Abends stand er nach einem Hustenanfall im Kinderbett auf und fragte seinen Vater, warum er denn keine Luft mehr zum Atmen bekomme. Erwin Thoma schaute in die grossen Kinderaugen und versprach, Wir verbinden die Tradition und den ihm bald alle Luft der Purismus der alten archaischen Bauten Welt zu schenken. «Florian hat mir geglaubt, sich mit modernsten gesellschaftlichen hingelegt und ist eingeAntworten. schlafen», erinnert sich der Vater heute. «Erst unten in der Küche wurde mir dann bewusst, was ich eben versprochen hatte. Ich wusste, dass ich mein damaliges Leben als Förster umgehend ändern und ausweiten musste, um dieses Versprechen einzulösen.» DAS MONDHOLZ ERNTEN Das war in den 80er-Jahren. Erwin Thoma gründete wenig später eine kleine Holzbaufirma. Er tauschte sich
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intensiv mit dem Grossvater seiner Frau aus, einem Zimmermann der alten Schule. Er notierte seine Erlebnisse im Wald und mit dem Holz ab und zu auf lose Blätter. Er setzte auf die Kenntnisse der alten Handwerker und das Wissen der Geigenbauer, die einst im Winter zu ihm in den Wald gekommen waren, um ganz bestimmte Bäume zu ganz bestimmten Zeiten zu ernten. Thoma sagt nicht «fällen» oder «schlagen». Er erntet die Bäume. Das Mondholz. Geerntet im Winter bei abnehmendem Mond. Das mit dem Mondholz töne so mythisch, sei aber ganz einfach – und kein grosser Zauber, sagt Thoma: «Sie erinnern sich an mein Versprechen? Wir wollten die Chemie aus dem Holz haben. Keine Klebestoffe, keine Holzschutzmittel, die alle ausnahmslos hochgiftig sind. Wie aber schützen wir das Holz anders vor Insekten und Pilzen? Mit einem resistenten Holz! Das bei abnehmendem Mond geerntete Holz der Bergwälder ist resistenter gegen Pilze und Insekten. Ohne wenn und aber. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.» Wissenschaftler um Ernst Zürcher an der ETH Zürich haben es später mit eindeutigen Forschungsresultaten bestätigt. BAHN- UND BANNBRECHEND Thoma rühmt Zürchers Arbeit als bahn- und bannbrechend. Die Rede vom Mondholz konnte nicht mehr als Humbug abgetan werden. Die Forscher wiesen das sanfte Pulsieren des Baumes im Mondrhythmus nach. Dass sich das Holz im Winter bei abnehmendem Mond messbar stärker zusammenzieht. Die Struktur des Materials wird dadurch dichter. Die modernen Naturwissenschaften massen, was die buddhistischen Mönche in Japan schon vor Jahrhunderten intuitiv gewusst und genutzt hatten: Die ältesten Holzhäuser der Welt sind ihre Klöster in Japan. 1600 Jahre alt. Alle aus Mondholz gebaut, wie Thoma vom Oberhaupt eines dieser Klöster erfuhr. Dieser reiste höchstpersönlich in Goldegg an, kaum hatte er
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mit modernsten gesellschaftlichen Antworten». Holz 100 ist ein Quantensprung. Das perfekte Minergiehaus ohne Abhängigkeit von technischen Hilfsmitteln und Klebern. Ohne Leim, Schrauben oder Nägel. Bis zu 40 Zentimeter dick werden Kanthölzer und Bretter aus Mondholz waagrecht, senkrecht und diagonal zu kompakten Bauelementen geschichtet. Staubtrockene Buchenholzdübel durchdringen diese Schichten. Die Dübel nehmen an ihrem neuen Ort die Restfeuchtigkeit des Holzes auf, quellen und verbinden alles zu einem massiven Ganzen. Die Idee mit den Dübeln hatte Thoma vom Grossvater seiner Frau, einem 92-jährigen Zimmermann. MITTEL ZUM ZWECK Das eigene Unternehmen ist für Thoma aber nur das Werkzeug – das Mittel zum Zweck: «Mein Ziel als Unternehmer ist es, bessere Wege und enkeltaugliche Lösungen zu hinterlassen, als wir selbst vorgefunden haben. So wie es die Bäume machen.» Thomas Augen leuchten und lachen, wenn er von den offenen Geheimnisses der Bäume und des Waldes spricht: «Ich zweifle nicht daran, dass wir dafür das technische Know-how im Holz haben. Auch das soziale Know-how ist dort zu finden. Bäume pflegen ein unglaublich fein abgestimmtes, wirkungsvolles soziales Netz. Mit klaren Aufgabenteilungen, gegen-
Wer im Holzhaus ohne Zusatzstoffe lebt, stärkt sein vegetatives Nervensystem und sein Immunsystem. seitigem Helfen, aber auch mit gesundem Wettbewerb. Bäume sind ein unglaublich interessantes Lehrbeispiel für jeden Soziologen und Betriebswirt.» Ein Vorbild für uns alle: «Die Natur hat den Baustoff Holz in 350 Millionen Jahren optimiert und den neusten Herausforderungen der Umwelt angepasst. Das Knowhow darin ist gigantisch. In einem Kubikzentimeter Holz steckt mit Kapillaren und Zellwänden eine innere Struktur so gross wie eine schöne Wohnung in der Stadt: 120 m2! In einem winzig kleinem Würfel Holz!».
Sie sehen aus, als könnten Sie kein Wässerchen trüben. Doch die beiden Holzhaus-Bauer Erwin Thoma (links) und Beat Auf der Maur haben es ganz dick hinter den Ohren. Thoma hat mit seinen «Holz 100»-Elementen den archaischen Bau von Vollholzhäusern in die Moderne entwickelt, Vertriebspartner Auf der Maur versucht die Schweizerinnen und Schweizer davon zu überzeugen. Fotos: Janosch Hugi
von Thomas erstem Buch «Dich sah ich wachsen» gehört. Erwin Thoma fügte darin seine losen Blätter mit den Erfahrungen im Wald und mit den Bäumen zusammen. Seither baut seine Firma auch in Japan modernste Holzhäuser. Oder in Skandinavien. Dort beispielsweise die Sommerresidenz der norwegischen Königsfamilie. Auf der Firmen-Website thoma.at lässt sich der Firmenfolder in neun Sprachen herunterladen. Russisch inklusive. Erwin Thoma verbindet mit seiner Bauweise «die Tradition und den Purismus der alten archaischen Bauten
DER WEG ZUR KREISLAUFWIRTSCHFT Es sei schlicht unvernünftig, auf diese Quellen zu verzichten: «Wir sind in der Wohlstandgesellschaft der westlichen Welt an einem Wendepunkt angekommen. Wir optimieren momentan noch blind das Konzept, Rohstoffe aus der Natur zu nehmen, verarbeiten sie zu immer komplizierteren Produkten, die immer kurzlebiger werden, um unseren Wohlstand zu halten.» Damit müsse Schluss sein: «Unser Wohlstand basiert auf einem immer schneller drehenden Wegwerf- und Ausbeutungsmechanismus. Es nützt nicht, weiter an dieser Schraube zu drehen. Wir müssen das Konzept ändern. So wie schon Einstein gesagt hat: Ein Problem lässt sich nicht in dem System
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Vertrauen unter schwierigen Umständen
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Bis zu 40 Zentimeter dick werden Kanthölzer und Bretter aus Mondholz waagrecht, senkrecht und diagonal zu kompakten Bauelementen geschichtet. Hier stemmen Thoma und Auf der Maur ein Holz 100-Vorzeigestück. Foto: Janosch Hugi
lösen, in dem es entstanden ist. Also: Wir müssen aus der Wegwerfspirale zum Kreislaufwirtschaften finden.» DAS LOGISTIKSYSTEM WALD Dafür sind Baum und Wald beste Beispiele. Nicht nur als Metapher, sondern auch als wissenschaftlich fundierte Erkenntnis, wie das funktionieren kann: «Der Wald ist als Gemeinschaft ein unglaubliches Logistikunternehmen. Er bewegt Tausende von Milliarden Tonnen Material, wenn man sich überlegt, wie die Bäume in den Himmel wachsen. Diese Logistik passiert ohne Belastungen der Umwelt, da bleibt kein Krümel Abfall zurück, da wird kein Hauch von Abgasen in die Luft geblasen.» Ganz im Gegenteil: Holz ist bekanntlich der einzige Rohstoff, der bei seiner Produktion nicht nur eigene Abgase wieder aufnimmt, sondern sogar noch unsere menschlichen Abgase in Sauerstoff umwandelt. Thoma ist überzeugt: Es gibt keine Energie, keine Rohstoffkrise, wenn wir richtig handeln – und die Geheimnisse der Natur, speziell der Bäume, richtig zu deuten und zu nutzen wissen: «Es ist eine Unwahrheit zu sagen, wir hätten zu wenig Energie. Wir beweisen das Gegenteil. Wir bauen Holzhäuser in den Städten, die energieautark sind. Sie werden nur mit der Sonne gekühlt und gewärmt, die auf die Dächer und Fassaden scheint. Wir brauchen keine komplizierten Maschinen.» GESUND WOHNEN Holz wachse mehr als genug. Die Annehmlichkeiten unseres heutigen Wohlstands seien mitnichten in Gefahr. Eher umgekehrt: «Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Leben in unseren Holzhäusern gesund ist. Der Pulsschlag wird langsamer, der Körper entspannt sich, der Stress ist weg. Ganz anders dort, wo Chemikalien in Form von ausgegasten Molekülen vorhanden sind.
In solcher Umgebung kriegt der Körper umgehend ein Stresssignal. Er reagiert mit höheren Tourenzahlen. Das Herz schlägt massiv schneller. Das Gegenteil passiert im Holz 100-Haus. Das haben die Messungen der Uni Graz zweifelsfrei ergeben. Wer im Holz ohne Zusatzstoffe lebt, stärkt sein vegetatives Nervensystem und sein Immunsystem.» SPINNER DER NATION Womit man wieder beim alten Spruch «Holz ist heimelig» wäre. Nur ist der moderne Baustoff Holz mit diesem gut gemeinten «heimelig» auch über Jahrzehnte verniedlicht und quasi «rustikalisiert» worden. Thoma nickt. «Heimelig tönt gut. Man sprach von einem Gefühl. Heute aber arbeiten wir mit wissenschaftlichen Fakten. Für mich stimmt das so», sagt Erwin Thoma, «ich suche aktiv die Kooperationen mit der Wissenschaft, den Forschenden an den technischen Universitäten. Ich will meine Bauweise mit modernen, belastbaren Methoden quasi staatlich absichern lassen. So sind wir nicht mehr die Spinner der Nation, sondern wohl eher anerkannte Botschafter der Bäume.» Mehr über Holz 100 von Erwin Thoma lesen sie im Internet auf www.thoma.at. Mehr über das Bauen mit HOLZ 100 in der Schweiz erfahren Sie auch bei Beat Auf der Maurs Firma Holz 100 Innerschweiz in Steinen: www.holz100zentral.ch Erwin Thomas neustes Buch «Die geheime Sprache der Bäume – Und wie die Wissenschaft sie entschlüsselt» ist 2012 im Verlag ecowin erschienen: 208 Seiten, gebunden. Ca. Fr. 31.40 / € 21.90.
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DIE BÖDEN der Begierde
Die Fäden laufen in Bern zusammen. Die Datenbank «Land Matrix» zeigt ein klares Muster zum globalen Geschäft mit fruchtbarem Boden: Investoren zielen auf arme Staaten mit schwachen Institutionen. Ihr Profit geht zumeist auf Kosten der Einheimischen. von Beat Hugi Henning Mankell schrieb seinen spektakulären Thriller «Der Chinese» aus gutem Grund: «Der Gedanke kam mir zum ersten Mal vor etwa sechs Jahren, als China sich entschloss, der Regierung von Moçambique Geld zu geben, um eine Fabrik bauen zu dürfen», sagte er dazu bei Erscheinen des Buches vor vier Jahren: «Die Chinesen brachten die Bauarbeiter und sogar ihren eigenen Zement mit. Da fragte ich mich zum ersten Mal: kann es sein, dass China im Kampf um die enormen Ressourcen Afrikas einen neuen Kolonialismus an den Tag legt?» Markus Giger hat Mankells «Chinesen» mit speziellem Interesse gelesen. Giger arbeitet am Zentrum für nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) der Universität Bern. Hier befasst sich der Wissenschaftler an der Hallerstrasse 10, 3. Stock, Büro 304, unter anderem intensiv mit jenen transnationalen Landnahmen, die den schwedischen Moralisten und Wallander-Vater Mankell beim Schreiben mit antreiben: Private und staatliche Investoren aus Schwellenländern – aber auch westliche Hedgefonds und Pensionskassen – kaufen Ackerland in armen Ländern, um sich Nahrungsmittel oder grünen Treibstoff zu sichern. Die OnlineDatenbank «Land Matrix», eine Kooperation von verschiedenen Forschungs- und Entwick-
Medien- und Forschungsberichte ausgewertet, in denen weltweit von Landkäufen (engl. land grabbing) berichtet wird. Dazu kommen Inputs aus der Arbeit von Hilfswerken und NGOs, die ebenfalls über entsprechende Informationen verfügen. 1217 Fälle unterschiedlichster
Markus Giger sammelt an der Universität Bern Informationen zum weltweiten «land grabbing». Foto: zvg
lungsinstitutionen versucht, diese Käufe zu dokumentieren. Sie ist seit Mitte letzten Jahres aufgeschaltet. Die DEZA und die Universität Bern finanzieren mit. «Land Matrix» ist eines der Projekte, an denen Markus Giger und andere Mitarbeiter am CDE beteiligt sind.
Art und mit unterschiedlichstem Status, die Landkäufe ab 200 ha betreffen, wurden bisher registriert. «Insgesamt haben wir Berichte über 80 Millionen Hektaren Land gefunden, die vor allem in südlichen Gebieten und in Ostereuropa von fremden Investoren gekauft oder gepachtet wurden oder wo dies angestrebt wird. Eine Zahl, die aber schwierig zu verifizieren ist.» Die Fehlerquote liege auch bei «Land Matrix» relativ hoch. Die Matrix hat deshalb die Informationen im Internet publik gemacht und um Rückmeldungen gebeten. Mit diesem Verfahren wird aufgrund der Feedbacks die Datenqualität verbessert und Fehlinterpretationen werden korrigiert: «Wichtig ist aber, dass wir heute durchaus schon ein Grundmuster dieser Landnahmen erkennen können.»
Zusammen mit international vernetzten Forschenden haben die Berner bisher vor allem
Im Grundmuster sind drei massgebende Investorengruppen zu erkennen: 1. Halb-
Kaufen Sie Land. Es wird keines Mark Twain mehr gemacht.
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staatliche Investoren aus Ländern wie China oder Südkorea, die in Zukunft ein Nahrungsmittelproblem haben werden; 2. Golfstaaten wie Saudi-Arabien oder Katar, die das gleiche Problem haben und bei denen viel Geld vorhanden ist, um zu investieren; 3. Pensionskassen und Hegdefonds aus entwickelten Ländern, die neue Investitionsprojekte suchen. Markus Giger dazu: «Sie haben viel Geld und suchen Anlagemöglichkeiten, die nicht mit den Aktienmärkten korreliert sind. Deshalb haben sie begonnen, auch im Süden in Land und Rohstoffe zu investieren. Darunter gibt es rein spekulative Anleger, die möglichst rasch wieder aussteigen, sobald sie einen Gewinn realisieren können. Aber es gibt auch Geldgeber, die langfristige Investitionen machen wollen, um das Land zu entwickeln und um durch die Mehrproduktion, die auf dem Land möglich ist, einen Mehrwert zu erhalten.» Meist wird Anbau für den Export geplant, teilweise von Grundnahrungsmitteln, ein anderer grosser Teil sind Biotreibstoffe. Typischerweise werde speziell auch in Produktionszweige investiert, die für beides gebraucht werden können. Zum Beispiel Ölpalmen für Palmöl. Markus Giger beurteilt ein Engagement von reichen Ölstaaten wie Katar nicht per se nur negativ: «Reiche Golfstaaten könnten sich fehlende Lebensmittel auch alle direkt auf dem Weltmarkt kaufen. Das Geld ist wahrscheinlich da. Damit würden aber nur die Weltmarktpreise in die Höhe schnellen. Investitionen dieser Ölstaaten vor Ort im Süden könnten deshalb auch sinnvoll sein.» Unter welchen Bedingungen? «In jedem Fall unter fairer Beteiligung und Mitsprache der Bevölkerungen in diesen Gebieten. Die Rechte der lokalen Bevölkerung müssen respektiert werden. Hier kommt den einzelnen Regierungen eine wichtige Rolle zu, indem sie entsprechende Regulierungen schaffen: das Land muss ja nicht in jedem Fall ver-
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Es gibt Hinweise, dass die Aufmerksamkeit der Zivilgesellschaften wie der NGOs und Hilfswerke heute langsam zu einem neuen Bewusstsein in den Regierungen verschiedenster Länder geführt habe. Dazu gehöre natürlich auch die Transparenz. Die kürzlich verabschiedeten Gebote der Welternährungsorganisation FAO der UNO für einen nachhaltigen, verantwortungsvollen Umgang mit Landbesitznahmen sollen eine Richtlinie sein, an denen sich die Staaten orientieren können.
Auch das sind potentielle Böden der Begierde: Kautschuk-Plantagen in Laos.
kauft werden, sondern es könnten auch Pachtverträge oder Konzessionen vergeben werden, die mit Auflagen verbunden sind.» Anstelle von riesigen Flächen mit einer Laufzeit bis zu 99 Jahren wären kürzere Etappen und kleinere Flächen eher sinnvoll, in denen sich die Zusammenarbeit in allen Bereichen entwickeln und das gegenseitige Vertrauen etablieren kann: «Ausserdem gibt es Modelle, in denen die Bauern ihr Land nicht verlieren und welche der lokalen Bevölkerung deshalb eher einen Nutzen bringen. Im sogenanntem «contract farming» gibt es zentrale Unternehmenseinheiten und Vertragsbauern, die Unterstützung erhalten, beispielsweise mit Maschinen oder Saatgut. So können sie produzieren und haben eine Absatzgarantie für ihre Produkte. Es würden Arbeitsplätze gesichert und mittel- bis langfristig neue geschaffen. Allerdings müssen die Vor- und Nachteile solcher und anderer Modelle weiter untersucht und verfolgt werden.» Investitionsmöglichkeiten bestehen auch in Infrastrukturen oder Verarbeitungsbetrieben und müssen nicht zwingend den Verkauf von Land beinhalten. Die Initianten von «Land Matrix» wollen in der Analyse ihrer Informationen und der Projekte in ausgewählten Ländern bald tiefer forschen. Ein erstes Beispiel dieser Arbeit
Foto: zvg
liegt seit kurzem vor. Giger hält den Bericht im A4-Format in der Hand: «Dieses Forschungsprojekt des CDE befasst sich mit dem Landkauf und der Landnutzung in ganz Laos. Ein komplettes Inventar, weltweit einmalig. Die Analyse geht ins Detail und ist für dieses Land umfassend. Forschungsequipen der deutschen Entwicklungshilfe haben jedes Dorf besucht und alles minutiös aufgenommen. Jetzt haben unsere Mitarbeiter den riesigen Datenberg ausgewertet.» Der Bericht bestätigt, was das Muster der globalen Analyse bereits vermuten lässt: das Land verfügt zwar über grosse, ungenutzte Landreserven, die Investoren suchen sich aber eher Land entlang der Verkehrswege aus und treten somit in direkte Konkurrenz zu der ansässigen Bevölkerung. Ungenutztes und dünn besiedeltes Land ist in Laos wie andernorts weniger ein Ziel der Investitionen. Laut Markus Giger werden jetzt parallel zu «Land Matrix» Kooperationen mit NGOs, Regierungsstellen und Hilfswerken gesucht, um das Phänomen der Landkäufe in Laos, Kambodscha, Madagaskar, Tansania und Peru direkt vor Ort zu untersuchen und zu begleiten. Derzeit werde zudem eine spezielle Software entwickelt, um Landkäufe zu erfassen, räumlich darzustellen und ihre Auswirkungen zu analysieren.
Auch wenn es sich bei diesen Regeln zu «responsible investments» um unverbindliche Wünsche handle: «Natürlich sind die Regeln eher wässerig formuliert, müssen sie doch für die ganze Staatengemeinschaft mit sehr unterschiedlichen Rechtssystemen akzeptabel sein. Immerhin werden die Staaten darauf hingewiesen, dass sie Verträge zu den Menschenrechten unterzeichnet haben, dass Transparenz gelebt und die Bevölkerung mit eingebunden werden muss. Dass es Verträge zum Recht auf Nahrung und Ernährungssouveränität gibt, ebenso zu den Rechten der indigenen Völker.» Müssten die Regierungen auch dafür besorgt sein, dass ein Teil der so neu produzierten Lebensmittel im Land bleiben? «Tatsächlich wäre es natürlich sinnvoll, wenn für die lokalen Märkte produziert würde, dadurch könnte ein Multiplikationseffekt entstehen. Viele afrikanische Länder müssen ja Nahrungsmittel importieren. Also wäre es sinnvoll, die lokalen Märkte zu beliefern. Es gibt auch Investoren, die nicht für den internationalen, sondern für den lokalen Markt produzieren, weil sie höhere Gewinne erzielen, wenn sie die Ware nicht mit hohen Kosten ins Ausland transportieren müssen.» Hier finden Sie die Links zur «Land Matrix»: www.landportal.info/landmatrix und zur neusten Publikation der Landnahmen in Laos: www.cde.unibe.ch
Packende Lektüre zum globalen Ereignis: Fred Pearce: Land Grabbing – Der globale Kampf um Grund und Boden. Kunstmann, 2012. 397 S., geb. Fr. 32.90 / € 22.95. Wilfried Bommert: Bodenrausch – Die globale Jagd nach den Äckern der Welt. Eichborn, 2012. 384 S., geb. Fr. 29.90 / € 19.99. Henning Mankell: Der Chinese. Thriller. dtv, 2010. 603 S., TB. Fr. 17.50 / €10.95.
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Kooperative Nachbarschaften – jetzt wird es konkret Das gute Leben in Pantoffeldistanz – dies strebt die vor kurzem in Zürich gegründete «Bau- und Wohngenossenschaft NeNa1» an. NeNa steht für «Neustart Schweiz», einem Konzept auf der Basis von kooperativen Nachbarschaften und Gemeingütern, das der Schriftsteller P.M. im gleichnamigen Buch (edition Zeitpunkt, 2010) beschrieben hat und das vom Verein Neustart Schweiz weiter entwickelt wird. NeNa1 will der inspirierenden Idee nun Taten folgen lassen. Die Genossenschaft strebt den Bau von städtischen Nachbarschaften für 350 bis 600 Bewohner mit einer reichhaltigen, gemeinschaftlichen Infrastruktur für alltägliche Dienstleistungen und vertragslandwirtschaftlicher Anbindung an landwirtschaftliche Betriebe der Region an. Wohnen und Arbeiten, Versorgung mit Alltagsbedarf, Begegnung und Unterhaltung, all das soll in den verdichteten Nachbarschaften möglich sein. NeNa1 strebt einen Energieverbrauch von höchstens 2000 Watt pro Person an, Autos gibt es allenfalls zur Miete, die Mitarbeit in den gemeinschaftlichen Einrichtungen ist Pflicht. Als erstes Projekt will sich die Genossenschaft das Kasernenareal in Zürich vornehmen, das seit Jahrzehnten von Zwischennutzungen belegt wird und mit dem Wegzug der Polizei demnächst frei wird. Weil eine Nachbarschaft für bis zu 600 Menschen eine relativ grosse Kiste mit grossem Kapital- und Konsensbedarf ist, plant NeNa1 auch kleinere Einheiten mit der Bezeichnung «Nachbarschafts-Implantate» für 60 bis 140 Bewohner und einer kleineren Palette von gemeinsamen Einrichtungen. Die erste Hauptversammlung der Genossenschaft findet am 2. März in Zürich mit einem Spaziergang mit dem Stadtwanderer Benedikt Loderer, Autor des vor kurzem erschienenen Buches «Die Landesverteidigung – eine Beschreibung des Schweizerzustandes» (Edition Hochparterre, 2012) statt. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft kostet Fr. 20.–, ein Anteilschein (Bedingung) Fr. 50.–. CP
Kontakt: Bau- und Wohngenossenschaft NeNa1, c/o Fred Frohofer, Zinistrasse 10, 8004 Zürich. www.nena1.ch
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Bis zum letzten Tropfen Die Wirte wollen also nicht mehr. Es ist ihnen zu billig. Sie, die einen ausgeprägten Sinn für Ökonomie haben, wollen nicht mehr mitmachen beim Gratisausschank von Leitungswasser. Schade, denkt man sich, dass dieses Stück Gratiskultur verschwinden soll.
kleineres Geschäft ist schnell bei Fr. 2.– anzusiedeln, ohne extra berechnete Verunreinigung an Brille und Handtuch.
Natürlich lässt sich das alles begründen. Es ist ja nicht das Wasser, das ich bezahle, sondern der Stuhl, der Tisch, der Lappen, der ihn reinigt und das Personal, das mir das Glas Wasser bringt und auch wieder holen wird. All das stimmt, und ich gebe reumütig zu, hier eine Leistung zu beziehen, für die ich nicht in vollem Umfang bezahle.
Bald einmal merkt man, dass Ökonomie zur Fratze werden kann, dass Geld verdienen etwas mit Grosszügigkeit zu tun haben muss, sonst wird es zum Zwang, zur Gier. Das Wasser zu verrechnen, hat für mich diesen Beigeschmack. Alles soll versilbert werden, der nichtzahlende Gast ist ein ökonomisches Unding, das es auszumerzen gilt. Statt das nahe Nass soll er Vittel oder Valser konsumieren, Fr. 4.50 das Gütterli. Der Wirt muss rechnen, sonst verdurstet er selber.
Aber wie ist es denn mit der Toilette? So ein WC macht eine Menge Aufwand, vor allem, wenn man es in Schuss halten will. Tägliche Reinigung, des öfteren frische Handtücher oder Papierrollen, zu füllende Seifenspender oder gar Duftsteine im Urinal, die nach und nach weggepinkelt werden. Wie kommt es, dass man hier nicht den Rotstift ansetzt und die Kunden zur Kasse bittet? Ein umfangreicher Stuhlgang könnte gut und gerne Fr. 5.– ausmachen, mit gutem Grund. Auch ein
Verloren geht eine gewisse Kultur der Fülle. Gastgeber ist, wer etwas zu geben hat, sonst wird er zum Gastnehmer. Wasser ist ein Sinnbild für diese Fülle, ohne die wir nicht lebensfähig wären. Es gehört zu den Dingen wie Luft, Boden oder Sonne, die nicht besessen werden können. Diese Symbolik sollte weitergegeben werden. Wer anderen Wasser schenkt, spendet diese Fülle. Geld verdienen soll man mit anderen Dingen. Paul Dominik Hasler
Ein Paradies zum Selbermachen «Wir haben es in der Hand, wie lange der uns anvertraute Boden fruchtbar bleibt. Mit Terra Preta und dem Teilen von Wissen können wir moderne Gartenparadiese schaffen, in denen wir weltweit besser leben können Ute Scheub/Haiko als jetzt: Paradiese 2.0. Pieplow/Hans-Peter Schmidt: Terra Preta Paradiese sind machbar, – Die schwarze RevoFrau Nachbar», schreibt lution aus dem RegenZeitpunkt-Autorin Ute wald. Oekom, 2013. 208 S.,Klappbroschur, Scheub keck im Vorwort Fr. 19.90 / € 19.95. ihres neusten Buches zu einem Stoff, bei dem nicht nur die Berlinerin ins Schwärmen kommt. Wissenschaftler rund um den Globus sind überzeugt, mit der
«Schwarzen Erde» aus dem Regenwald einen Ausweg aus der weltweiten Klima- und Hungerkrise gefunden zu haben. «Klimagärtnern» mittels Terra-Preta-Technik macht es möglich, Kohlenstoff in Form von Pflanzenkohle dauerhaft im Boden zu speichern. Ute Scheub hat das uralte Wissen zusammen mit den beiden Praktikern Hans-Peter Schmidt aus der Schweiz und Haiko Pieplow aus Berlin in einer fundierten Gebrauchsanweisung voller spannender Geschichten zusammengetragen. Schlicht ein Muss für alle, die es anders angehen wollen als bisher. Speziell zu empfehlen in Kapitel sechs: Scheub zeigt darin, wie es Terra Preta möglich macht, die eigenen inneren Werte zu veredeln und offene Kreisläufe zu schliessen. Titel: Alte und neue Sanitärsysteme. bh
Fotos: SWISSAID, Mitja Rietbrock
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Vollwertig leben
VERHÄNGNISVOLLE LiEBE zum Süssen
Zucker macht krank – im Übermass. Die Schweizer konsumieren zu viel davon, sagt der Gesundheitsminister. Doch zugleich unterstützt der Staat das süsse Gift, ganz offiziell, zusammen mit vielen anderen Nationen. Das macht den Kampf gegen die «Volksdroge von Hans-Ulrich Grimm Zucker» natürlich nicht leichter.
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atürlich liebt auch er Süsses. Alle lieben Süsses, Schokolade, Limo, Gummibärchen. Zucker versüsst den Alltag. Doch er ist damit vorsichtig. Er sagt: Zucker ist Gift. «Ein wenig ist kein Problem. Aber viel davon tötet – langsam.» Robert Lustig ist Professor für Kinderheilkunde an der Universität von Kalifornien in San Francisco – und der weltweit wichtigste Kritiker des Zuckers. Durch seine Erfahrungen mit Kindern mit Gewichtsproblemen stiess er auf das süsse Pulver und seine weitreichenden Folgen bei vielen der sogenannten Zivilisationskrankheiten. Dabei braucht der Körper Zucker. Er ist seine wichtigste Energiequelle. Für die Muskeln, die Organe, das Gehirn. Weil der Zucker so wichtig ist, kann der Körper ihn aus fast jeder Nahrungsquelle gewinnen, die die Natur ihm bietet. Aus Erdbeeren, Kirschen, Kartoffeln und Reis. Sogar, indirekt, aus Schweinespeck und Walfischöl. Er kann Fett in Zucker verwandeln, und Zucker in Fett. Diese Fähigkeit des Körpers, eigentlich eine Überlebensstrategie, wird ihm nun zur lebensgefährlichen Falle. Denn heute gibt es Zucker im Überfluss. Dabei kommt das weisse, süsse Pulver in der Natur nirgends vor. In der Bibel gibt es keinen Zucker, im Koran auch nicht. Kaum zu glauben, dass früher die Leute ganz «Zucker erzeugt im Gehirn die gleichen ohne ihn ausgekommen Aktivitätsmuster wie süchtig machende sind. Für den menschliDrogen» chen Körper allerdings war das über Jahrtausende der Normalzustand, dafür ist er ausgelegt. Professor Lustig sagt: «Die Natur hat es schwergemacht, Zucker zu bekommen. Der Mensch machte es einfach.» Zucker ist ein Produkt der Industrie. Erst als weisses Pulver, in Fabriken isoliert aus
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Zuckerrübe und Zuckerrohr, konnte er die Welt erobern – und schädigen. Die Deutschen essen 36 Kilo Zucker im Jahr. Die Schweizer über 40 Kilo. Oft sogar, ohne es zu wissen. Nur knapp 17 Prozent des Zuckers, den die Deutschen verspeisen, kaufen sie selbst im Laden. 83,1 Prozent verzehren sie als zugesetzten, häufig auch «versteckten Zucker». In den Corn Flakes zum Frühstück. In den Gewürzgurken. Sogar die ganz normalen Sachen enthalten plötzlich Zucker, die Dose mit Maggi Ravioli, die Pfanni Semmelknödel, die Hühnersuppe von Knorr. Das Gehirn reagiert auf den süssen Geschmack besonders sensibel, damit der Mensch schnell zugreift. Die süssen Früchte gab es auf dieser Welt ja ganz selten, früher. Heute aber wird das Angebot immer zuckerreicher – und bietet immer weniger Alternativen, weltweit. Selbst in der Südsee ist es heute einfacher, eine Cola zu bekommen als eine Kokosnuss. In der Tankstelle an der Kasse liegen die Süssigkeiten gleich neben dem Jägermeister. Im Flughafen stehen die Cola-Automaten noch direkt am Gate. Coca-Cola ist der weltweit grösste Einzel-Emittent für Zucker, nach Branchenschätzungen für zehn Prozent des gesamten Zuckerausstosses verantwortlich – stolze 16,5 Millionen Tonnen. Coca-Cola gibt es in mehr Ländern, als die Uno Mitglieder hat. Auch die Staaten dieser Welt fördern den Zucker schon seit Jahrhunderten. Überall auf der Welt ist die Zuckerbranche verwöhnt worden mit günstigen Gesetzen, Garantiepreisen, und Exportsubventionen. Europas Zuckerindustrie macht Milliardenumsätze und profitiert jetzt, in Zeiten liberalisierter Agrarmärkte, von preisgünstigen Produktionsbedingungen etwa auf den Zuckerrohrfeldern Südamerikas.
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Regierungsstudie (die «National Health and Nutrition Survey»). Bei Diabetes, der Zuckerkrankheit, ist es der Zucker im Blut, der verantwortlich ist, auch für die vielen Folgekrankheiten, die damit einhergehen. Bei der Alzheimerkrankheit sprechen Forscher schon von der «Zuckerkrankheit des Gehirns». Und bei Krebszellen haben Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles sogar eine eigene Schnittstelle für raffinierten Zucker gefunden. So wird die Suche nach Alternativen immer drängender – doch auch die Zucker-Ersatzstoffe geraten zunehmend in Verruf. Fruktose beispielsweise, der Fruchtzucker, war bislang der Hoffnungsträger, etwa für Diabetiker – und wurde jetzt als potenter Schadstoff enttarnt. Fruktose kann zu Nierenkrankheiten führen und sogar zu Fettleber – genau wie Alkohol. Robert Lustig und andere Wissenschaftler fordern schon, Fruktose von Gesetzes wegen auf eine Stufe zu stellen mit Tabak und Alkohol. Den Apfel will natürlich auch er nicht von der Liste sicherer Lebensmittel streichen: Obst wirke dank seiner pflanzlichen Fasern wie ein «Gegengift» und verhindere die «Überdosierung von Fruktose im Körper.»
Darin sind sich die Fachleute einig: Ein wenig Zucker ist kein Problem. Aber viel davon tötet – langsam. Foto: Janosch Hugi
Hans-Ulrich Grimm ist Nahrungskritiker und Autor vieler Bestseller («Die Suppe lügt».«Vom Verzehr wird abgeraten»). Dieser Tage erscheint im Droemer-Verlag sein neustens Buch «Garantiert gesundheitsgefährdend. Wie uns die Zuckermafia krank macht.» Den vorliegenden Text hat Grimm exklusiv für den Zeitpunkt geschrieben.
Die zuckerproduzierenden Staaten unterhalten sogar eine eigene internationale Einrichtung zur Zuckerförderung, die Internationale Zuckerorganisation (ISO) mit Sitz in London, mit 86 Mitgliedsstaaten, darunter alle 27 EU-Länder und auch die Schweiz. «Executive Director» ist Peter Baron, ein wohlbeleibter Deutscher. Dass Zucker krank macht, sei «Nonsens», sagt Baron: Er glaubt, dass Zucker «nichts von diesen Dingen verursacht» – wenn die Ernährung «einigermassen ausgewogen ist.» Er mobilisiert die Zuckernationen, um Massnahmen und Empfehlungen zu verhindern, die der Zuckerwirtschaft schaden könnten, wenn etwa die Weltgesundheitsorganisation sich aufmacht, die neuen Menschheitsgeisseln zu bekämpfen, die in der internationalen Sprache der Experten als «nicht übertragbare Krankheiten» bezeichnet werden («Non Communicable Diseases», kurz NCD), und die schon mehr Todesopfer fordern sollen als alle bisherigen Katastrophen, Seuchen, ja sogar Kriege: 35 Millionen Menschen jedes Jahr. Dabei wird immer deutlicher, dass meist der Zucker im Spiel ist. Dass er dick macht, zeigte erst Anfang des Jahres wieder eine Studie im Fachblatt British Medical Journal. Er kann auch das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen: Je mehr Zucker verzehrt wird, desto schlechter sind die Cholesterinwerte, so eine amerikanische
Auch die künstlichen Zucker-Ersatzstoffe geraten zunehmend in Verruf. Als heimliche Dickmacher, und wegen Krebsverdachts, wie der Cola-Light-Süssstoff Aspartam – auch wenn Hersteller und Behörden immer wieder die Harmlosigkeit beteuern. Stevia rebaudiana Bertoni, entdeckt vor über 100 Jahren im Urwald von Paraguay von dem Schweizer Naturwissenschaftler, Abenteurer und Anarchisten Moisés Bertoni. Die Pflanze mit den süssen Blättern stieg zum Hoffnungsträger auf. Zunächst im Reformhausmilieu, mittlerweile bei den grossen Konzernen, allen voran Coca-Cola. Jetzt ist Stevia auch nicht mehr das, was es einmal war. Die neue Süsse wird aufwendig hergestellt, in einem komplexen chemischen Verfahren, bei dem ein weisses Pulver entsteht, ein ganz normaler Süssstoff mit der ENummer 960. Ganz unbedenklich ist das nicht. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat schon verfügt, dass Begriffe wie «mit natürlicher Süsse» oder «mit natürlichen Zutaten gesüsst» in Verbindung mit dem Süssstoff E960 als «täuschend anzusehen» seien. Wenn der Zucker wegbleibt, schwindet auch der Speck in der Körpermitte, sagt Professor Robert Lustig: «Wir wollen beweisen: Wenn man den Zucker aus der Nahrungskette nimmt, beseitigt man das Übergewicht.» Er selbst hat seine Konsequenzen schon gezogen. Eis jedenfalls isst er nie. Coca-Cola? «Niemals.» Schokolade? «Sehr selten.» Ein bisschen süss darf schon sein, sogar bei Professor Lustig: «Ein Dessert nach dem Essen, vielleicht zweimal im Jahr.»
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Der grosse Erfolg
Erfolg verändert den Menschen nicht. Er entlarvt ihn. Max Frisch
Viele Erfolge entwickeln sich zu Misserfolgen, und diese wiederum ermöglichen Erkenntnisse, die zu neuen Erfolgen führen. Die grosse Kunst ist es, mit diesem Kreislauf sensibel umzugehen.
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Es war einmal ein Bauer in Russland, dessen Pferd durchbrannte und sich nicht mehr blicken liess. Das Dorf bedauerte den armen Mann. Der aber sagte nur: «Ob gut oder schlecht, man wird es sehen.» Nach einer Woche kehrte das Pferd zurück, im Schlepptau zehn wilde Pferde. Plötzlich war der Bauer ein reicher Mann und das Dorf freute sich mit ihm. Er aber sagte nur: «Ob gut oder schlecht, man wird es sehen.» Tatsächlich stürzte wenig später sein ältester Sohn von einem der Pferde und brach sich ein Bein. Wieder litt das Dorf mit dem Bauern und er meinte nur: «Ob gut oder schlecht, man wird es sehen.» Kurz darauf brach ein Krieg aus und alle jungen Männer in wehrfähigem Zustand wurden an die Front geschickt. Sein Sohn wurde verschont. Mit dieser Geschichte begann der Zürcher Unternehmer und Informatik-Wissenschaftler Anton Gunzinger (Super Computing Systems AG) die neunte Etappe seiner «Forschungsreise zur Seele des Unternehmens». Zu diesem Retreat treffen sich alljährlich geladene UnternehmerInnen, Künstler und Menschen mit spirituellem Hintergrund, dieses Jahr im Januar zum Thema Erfolg. Auf den ersten Blick ist der Erfolg ein eindeutige Sache: Alle streben ihn an. Aber: In der Wettbewerbsgesellschaft ist der Erfolg der einen nicht selten der Misserfolg von andern. Und: Oft entwickelt sich aus einem Erfolg ein Misserfolg. Das Automobil ist ein deutliches Beispiel dafür. Werden Kosten für Auto und Strassen in Arbeitszeit umgerechnet, so liegen diese mittlerweile so hoch, dass man mit dem Fahrrad schneller vorankäme. Mit der Ambivalenz von Erfolg und Misserfolg befassten sich auch der Arzt und die Psychotherapeutin Christian und Annina Hess-Cabalzar. Über die Landesgrenzen bekannt wurden die beiden mit dem Konzept der Menschenmedizin, das sie im Bezirksspital Affoltern umsetzten. Die Erkenntnis, dass bei Krankheiten auch seelische und spirituelle Aspekte bedeutsam sind, ist zwar nicht neu. Neu und revolutionär war aber, dass diese Einsicht auch in einem Spital ernst genommen und behandelt wird, in the-
rapeutischen Gesprächen, Selbsthilfegruppen oder unter Beizug von Philosophen wie Wilhelm Schmid. Christian und Annina Hess-Cabalzar nannten zwei Beispiele, wie Erfolg in der Medizin in Misserfolg umschlägt: Um einen Brustkrebstodesfall verhindern zu können, müssen sich tausend Frauen zehn Jahre lang alle zwei Jahre einer Vorsorgeuntersuchung unterwerfen. Im statistischen Durchschnitt werden bei der Hälfte Fehldiagnosen gestellt, die nicht nur weitere kostspielige Untersuchungen bedingen, sondern die betroffenen Frauen in existenzielle Krisen und z. T. jahrelange Depressionen stürzen. In Schweden, wo die weit entfernten Untersuchungszentren lange Autofahrten erfordern, weist die Statistik sogar mehr Verkehrstote aus, als mit der Brustkrebsvorsorge verhindert werden. Ähnlich zweifelhaft ist die Bilanz bei der Prävention des Prostata-Karzinoms: Um einen Todesfall zu verhindern, müssen 48 Prostata-Operationen durchgeführt werden, ein erheblicher Eingriff mit schwerwiegenden Folgen: Rund die Hälfte der Männer werden impotent, viele urin-inkontinent. Für Christian und Annina HessCabalzar ist deshalb klar: «Wenn der Erfolg lange genug gesteigert wird, schlägt er in einen Misserfolg um.» Sie halten ein Kreislaufmodell für das Verständnis von Erfolg und Misserfolg deshalb für zutreffender. Das ist sicher stimmiger als eine lineare Vorstellung mit Erfolg und Misserfolg an den beiden Enden. Aber es stellt die Wahrnehmung des Kipppunktes zwischen Erfolg und Misserfolg in den Mittelpunkt – eine grosse menschliche Herausforderung. Einen der dichtesten Momente erlebten die rund 60 «Forschungsreisenden», als ein schweizweit bekannter und erfolgreicher Unternehmer erzählte, wie jeder seiner Misserfolge mit Selbstüberschätzung, mit Wahnvorstellungen bezüglich seiner eigenen Möglichkeiten zu tun hatte. In eine ähnliche Richtung weisen auch die Forschungen über das Verhalten von Investoren: Je mehr Geld sie in eine Anlage investieren, desto schwerer fällt es ihnen, ihre Fehleinschätzung zu erkennen. Je heller die erfolgreiche Seite der Medaille leuchtet, desto blinder werden wir für die dunkle Rückseite. Der Begriff des «grossen Erfolges» wird der Doppelnatur von Erfolg und Misserfolg besser gerecht, davon sind Christian und Annina Hess-Cabalzar überzeugt. Die Anregung dazu stammt von Nietzsches «Grosser Ge-
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Zum Konzept «Grosser Erfolg» haben sich der Arzt Christian Hess und die Psychotherapeutin Annina Hess-Cabalzar von Nietzsches «Grosse Gesundheit» inspirieren lassen. Foto: zvg
sundheit», einem gesunden Leben, in dem auch die unvermeidlichen Gebrechen des Alters ihren Platz haben. Der «Grosse Erfolg» besteht für Christian und Annina Hess-Cabalzar in der Fähigkeit, den Kipppunkt des Erfolgs frühzeitig zu erkennen, die Chancen im Misserfolg wahrzunehmen und mit Erfolg und Misserfolg gleichermassen sensibel umgehen zu können. Die beiden stehen übrigens selber an einem derartigen Kipppunkt. Nach über 20 Jahren Arbeit mit der Menschenmedizin kündigten sie im letzten Sommer ihre Stellungen als Chefarzt bzw. als Leiterin der Psychotherapie des Bezirksspitals Affoltern. Die administrativen Widerstände waren zu gross und zu undurchsichtig geworden.
Auf der dreitägigen Forschungsreise bildeten sich immer wieder spontane Arbeitsgruppen, die sich mit einzelnen Fragen befassten, wie etwa «was ist Erfolg?». «Das Erreichen von gesteckten Zielen» lautet eine naheliegende Antwort, die auch von der Glücksforschung bestätigt wird. Wer seine Ziele erreicht, ist messbar glücklicher. Nur: Dieses Glück ist von kurzer Dauer. Wer auf diesem Weg glücklich werden will, bezahlt das kurze Glück mit längeren Phasen von Stress. Wer nachhaltig glücklich sein will, das sagt die Forschung, fährt besser, wenn er seiner Arbeit und seinem Leben einen Sinn gibt. In einem von Sinn getragenen Leben ist auch ein gelegentlicher Misserfolg viel besser aufgehoben. Nur: Während man als Individuum seinem Leben durchaus einen höheren Sinn geben kann, ist dies für Unternehmen schon sehr anspruchsvoll. Unsere Rechts- und Wirtschaftsordnung gibt ihnen den Gewinn als Zweck vor. Eine andere Arbeitsgruppe befasst sich mit der Fehlertoleranz der Wirtschaft. Ihr Fazit: Wenn Misserfolge ausgeschlossen werden, ist keine Innovation mehr möglich. Sie müssen deshalb in der Planung zwar nicht gewollt, aber ermöglicht werden. Begonnen hat die Forschungsreise zur Seele des Unternehmens vor zehn Jahren. Am World Spirit Forum in Arosa – der Kontrastanlass zum Word Economic Forum in Davos wurde inzwischen wieder eingestellt – fragte ein Journalist Toni Gunzinger nach der Seele des Unternehmens. Mit seiner eigenen Antwort unzufrieden, fragte er Kollegen und erkannte, dass da eine grosse Terra incognita vor uns liegt. Um dieses Feld zu erkunden, lud er UnternehmerInnen mit Tiefgang, Zen-Meister wie David Steindl-Rast oder Abt Thich Thien Son von der Pagode Phat Hue in Frankfurt, Künstler und WissenschaftlerInnen ein. Aus den Treffen ist mit den Jahren ein Netzwerk entstanden, das die in der Wirtschaft so nötigen Seelenkräfte verbreitet. Christoph Pfluger «Markt-Mensch-Medizin» lautet das vielversprechende Thema einer Tagung, die Christian und Annina Hess-Cabalzar am 20. September 13 in Zürich organisieren. www.menschenmedizin.com
Vermehrt euch, ihr Bohnen der Dankbarkeit Was man misst, wächst. Diesem Grundsatz stand wohl die Idee der «Forschungsreise zur Seele des Unternehmens» Pate, die darin bestand, für jeden Anlass zur Dankbarkeit eine Bohne in eine Schüssel zu legen. 300 Bohnen, jede für einen Moment des Staunens oder der Dankbarkeit, lagen am Ende der drei Forschungstage des letzten Jahres in der Schüssel. Was tun damit? Anstatt sie zu einer kräftigen Suppe zu verarbeiten, nahm sie die Biologin Marlen Karlen zu sich und vermehrte sie auf dem Bio-Rebgut ihres Mannes Guido Lenz. Aus den paar hundert Bohnen der Dankbarkeit
entstanden so gegen 5300, die nun in der ganzen Schweiz vermehrt werden sollen. Marlen Karlen entwickelte ein kleines Set mit einigen Bohnen und etwas getrocknetem Dung der eigenen mongolischen Kamele und bietet es für eine Spende zugunsten des Vereins Bodenleben an. Ein Beiblatt instruiert über Pflanzmodalitäten und über die Bedeutung der Allmende. CP Sie können das Set bestellen bei: Marlen Karlen, Engelwurz AG Schulstrasse 9, 8524 Uesslingen, Telefon 052 746 11 84 www.engelwurz.ch; www.bodenleben.ch
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Aus den Federn an die Bank In Schweizer Klassenzimmern wird ständig gegähnt. Dies nur auf den Sauerstoffmangel zurückzuführen, dürfte in Zukunft noch schwieriger werden. Forscher der Universität Basel haben in einer Studie mit 2700 Schülerinnen und Schülern herausgefunden, dass sich bereits zwanzig Minuten mehr Schlaf pro Nacht positiv auf das Befinden und die Leistungsfähigkeit der Jugendlichen auswirken. Deshalb will die Basler Regierung bereits ab 2015 den Schulbeginn kantonal von 7.40 Uhr auf 8 Uhr verschieben. Chapeau! SL
Was passt zu mir? Antworten am Tag der Körpertherapie
Der Stress in «normalen» Berufen lässt viele Menschen nach Alternativen Ausschau halten, z.B. nach Körperarbeit als Zweitberuf. Nur: die Auswahl ist gross, die Ausbildungswege sind vielfältig. Als Hilfe zur Entscheidungsfindung führt der Kientalerhof am Samstag, den 16. März einen «Tag der Körpertherapie»
durch. Shiatsu, Craniosacral-Therapie, Rebalancing und Ayurveda werden in Vorträgen und Demo-Sitzungen vorgestellt. Zusätzlich besteht während des ganzen Tages die Möglichkeit, die Therapieformen in Schnuppersitzungen an sich selber zu erleben, mit Therapeuten und Dozentinnen über ihre Erfahrungen zu sprechen und sich mit anderen Interessenten auszutauschen. Der Kientalerhof führt vier internationale Schulen mit anerkannten Abschlüssen in den genannten Gebieten. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung aber erforderlich. Das Kiental liegt zwar abseits der grossen Verkehrsströme, ist aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 40 Minuten ab Bern erreichbar. zp Kontakt: Kientalerhof, 3723 Kiental, Tel. 033 676 26 76, www.kientalerhof.ch
Sozial mit Stil: Transit in Wil Die Nähmaschinen surren in der Transitwerkstatt Wil SG. An den hellen Wänden stapeln sich in Holzgestellen hunderte von durchsichtigen, säuberlich angeschriebenen Aufbewahrungsboxen. Dass hier Ordnung sein muss, leuchtet ein. Wenn 25 Frauen nähen, filzen und siebdrucken, muss alles seinen Platz haben.
Geschäftsleiter Marc Gallus ist stolz auf seinen Betrieb. Fünfzig Stellenlosen bietet er für bis zu sechs Monate eine spannende Tätigkeit, kombiniert mit einem einmal wöchentlich stattfindenden Bewerbungs-Coaching. Viele Jahre war Marc in der Spitzengastronomie tätig, besass sogar eine eigene Kochschule, wo sich die Kochelite die Klinke in
die Hand gab. Doch das konnte ihn auf Dauer nicht befriedigen. Er suchte nach einer neuen Herausforderung. Nach diversen psychologischen und pädagogischen Weiterbildungen schlug er erst als Kursleiter für Persönlichkeits- und Bewerbungstrainings, dann als Inhaber und Geschäftsleiter der «Transitwerkstatt» und von «Transmet» einen ganz neuen Weg ein. Während die Frauen meist lieber in der Textilwerkstatt farbenfrohe Stulpen nähen, Agenden einbinden oder Filzperlen herstellen, zieht es die Männer eher in die TransmetWerkstatt, wo Holz, Metall und Plexiglas zu Gebrauchsgegenständen und Dekoartikeln verarbeitet werden. Bei der Kundschaft besonders beliebt sind die Gartenartikel aus Stahl, die Transmet auch schon in der Designhalle der «Giardina» ausstellen durfte. Ein Prunkstück der Sammlung: die stählerne Feuerschale (wie im Bild links). 40 Prozent der Stellensuchenden, die bei der «Transitwerkstatt» oder bei «Transmet» das Programm absolvieren dürfen, finden während der Teilnahme eine feste Arbeit. Nur eines bedauert Marc mit einem Augenzwinkern: «Die guten Leute sind immer so schnell weg.» SL Kontakt: Transitwerkstatt Wil, Toggenburgerstr. 127, 9500 Wil, Telefon 071 923 89 50 www.transitwerkstatt.ch; www.transmet.ch
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Friedensdialog • Umarbeiten statt Einschmelzen
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Du lernst:
7PMM[FJU PEFS 5FJM[FJUBVTCJMEVOH &JO[FMGBDICFMFHVOH NšHMJDI
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Das Open Spirit Network bietet eine Plattform der Information und Begegnung mit rund 100 freischaffenden Medien, HeilerInnen und Fachreferenten aus den verschiedensten Fachrichtungen von alternativen Heilmethoden. Sie kĂśnnen die angebotenen Heilmethoden, medialen Beratungen und „Jenseitskontakte“ in professioneller Umgebung erfahren und erleben. - Vorträge Ăźber Heilen, Heilwerden, Wohlbefinden - Medialität und Jenseitskontakte - Paranormale Medialität - Medizin und alternative Medizin - Workshops von alternativen Heilmethoden - Schnuppersitzungen Heilen / mediale Beratungen Machen Sie sich Ihr eigenes Bild und Ihre eigene Erfahrung der mĂśglicherweise natĂźrlichsten Heilmethoden der Welt. Die Referenten, HeilerInnen und Medien stehen Ihnen während der ganzen Tagung zur VerfĂźgung. Lassen Sie sich Ăźberraschen und besuchen Sie uns. Wir freuen uns auf Sie, den direkten Kontakt und die persĂśnlichen Gespräche mit Ihnen! PS: Reservieren Sie sich den 28. April 2013! Das Open-Spirit Team
Sonntag, 28. April 2013 9.00 bis 17.30 Uhr CH-4500 Solothurn im Landhaus, Landhausquai 4 www.open-spirit.ch
aufmerksam zuzuhÜren gewaltfrei zu kommunizieren Gespräche einvernehmlich zu fßhren mit heftigen Emotionen umzugehen $XVZHJH DXV .RQÀLNWVLWXDWLRQHQ ]X ¿QGHQ
Weitere Module des Lehrgangs ÂŤLernend Frieden schaffenÂť:
28.6. – 30.6.13 Frieden umsetzen 29.11. – 1.12.13 Frieden entwickeln -DQXDU )ULHGHQ ¿QGHQ Informationen/Anmeldung:
CĂŠcile Cassini, 061 331 49 54 oder www.integrale-friedensfoerderung.ch
Open Spirit Network
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«Sion, deutsch Sitten (521m), mit 6048 Einw., an der Sionne, die in einem gemauerten, mit Balken überdeckten Bett durch die Hauptstrasse der Stadt (Rue du Grand-Pont) fliesst, ist Hauptort des Kantons Wallis (Valais), der 181015 dem franz. Kaiserreich als Département du Simplon einverleibt war. Die Stadt selbst hat
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ausser ihrer got. Kathedrale (Ende des XV., Turm aus dem IX. Jahrh.) und der zierlichen St. Theodulkirche wenig Bemerkenswertes.» Baedeker, Ausgabe 1903 Falsch, möchte man angesichts der gebauten Enge des aktuellen Bildes sich selber zurufen. 6048 Einwohner, weit gefehlt, heute sind
es gegen 31 000 Nasen, die den Eingang zum Wallis bevölkern. Mit Wehmut erfüllt einen die Leere der Felder im Vordergrund. Der Arm des Krans wirkt dagegen wie ein Allesfresser. Das Weh und Ach relativiert sich, wenn man durch die noch heute weitgehend intakte Altstadt wandert. WK
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DIE SCHWEIZ VORHER UNd NachHER «Meine Reise durch die Schweiz – einst und jetzt» heisst ein neuer Bildband, der von einem 1896 mit der Hochdrucktechnik der Collogravure hergestellten Album ausgeht. Darin finden sich circa 800 Schwarzweiss-Aufnahmen; Zweck des Albums war sicher Tourismuswerbung und die damals noch mirakulöse fotografische Darstellung eines Landes und seiner Schönheit. Ein Album, das bildlich zeigt, was damals vor allem noch textlich und kartografisch in Reiseführern wie dem Baedeker dargestellt wurde. Im Haus von Paul Honegger (*1941), Zürcher Oberländer Kunstmaler und Zeichnungslehrer, liegt das grossmütterliche Album lange Zeit im Schrank und wird auch vom kleinen Paul angeschaut. Nach Jahrzehnten wieder
ins Blickfeld des reifen Paul Honegger geraten, beschliesst dieser, die im Album abgebildeten Motive vom gleichen Standort aus noch einmal zu fotografieren. Gut fünf Jahre ist er unterwegs, seine bildarchäologischen Reisen unternimmt er bewusst mit den gleichen Mitteln wie die damaligen Fotografen: mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dazu Velo und Skier. So entsteht ein dem klassischen Motiv des «Vorher / Nachher» nachempfundenes Buch, das uns den Gedankenraum öffnet, welche Entwicklung die Schweiz in mehr als hundert Jahren vollzogen hat. Alle Fotos auf diesen Seiten stammen aus diesem Bildband. Ein Muss für jede kulturhistorische Hausbibliothek! Walter Keller
«Davos-Platz (1559m). Von bis hoch hinauf bewaldeten Bergen umschlossen, durch die Rhätikonkette gegen N.- und O.-Winde geschützt, wird der Ort von Brustkranken als Winter- und Sommeraufenthalt viel besucht. Im zweiten Stock des stattlichen Rathauses (jetzt Hotel) der alte Ratsaal (von 1564) mit schönen Intarsien, ge-
malten Wappenfenstern, Fahnen und Waffen.» Baedeker, Ausgabe 1903 Die entscheidende Information, das Bindeglied zwischen alt und neu, steht in der Klammerbemerkung: die Hotellerie und die Sanatorien. Katja Mann kommt wegen ihres Lungenspitzenkatarrhs nach Davos-Platz. Als ihr Gatte Thomas
Meine Reise Durch Die Schweiz – einst und jetzt Hg. von Paul Honegger, kommentiert von Roland Flückiger. Ca. 256 Seiten, ca. 600 schwarzweisse und farbige Abb., ca. 29.5 x 22.5 cm, geb., Fr. 89.–/ € 69.–. Erscheint im April 2013 im Verlag Hier + Jetzt. Zeitpunkt-Leserinnen und -Leser erhalten das Buch bei Bestellung mit der Zeitpunkt-Karte im Umschlag dieser Ausgabe zum Suskriptionspreis von Fr. 75. – inkl. Versand statt Fr. 89.–.
sie 1912 besucht, heisst das Resultat Der Zauberberg. Heute, nach 100 Jahren, ist Davos Mekka unserer freien Zeit und unserer Ferien. Vor dem inneren Auge taucht ein Spiel aus der digitalen Anfangszeit auf, bei dem sich kleine Männchen mit Schmatzgeräusch über die Fläche des Bildschirms frassen: wie Landfresserchen! WK
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«Solothurn (426m), franz. Soleure, Hauptstadt des gleichn. Kantons, mit 10 025 Einw., an der Aare, das römische Salodurum, seit 1481 dem Eidgenossenbund angehörig, ist neben Trier angeblich die älteste Stadt diesseits der Alpen.» Baedeker, Ausgabe 1903
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Hier wird der Zeitpunkt erdacht und produziert, hier wohnen in der Stadt heute rund 16 000 Einwohner, und hier führt – als einzig neues verkehrstechnisches Element – die Autobahn entlang, denn die Strasse entlang der Aare und die Eisenbahn etwas weiter den Hang hoch sind
auch Ende des 19. Jahrhunderts schon erstellt. Die Stille, in der die Häuser diesseits der Aare damals liegen, wird nur unterbrochen durch die vorbeifahrenden Dampflokomotiven – die Strecke BielSolothurn wurde erst 1927 elektrifiziert, also rund 30 Jahre nach der historischen Aufnahme. WK
Wahre Werte/Publireportagen
Homöopathische Praxis zwischen Zug und Goa Praxiserfahrung wird an der SHI Homöopathie Schule in Zug gross geschrieben. Die Studierenden absolvieren während ihrer Ausbildung gegen 60 Praktikumstage – darunter auch drei Wochen in einem Spital in Indien. Was bedeuten diese Einsätze für die angehenden Homöopathen?
und dadurch neue Impulse zu erhalten. Zum anderen ermöglichte uns aber auch der Austausch in der Supervision mit den Dozenten, neue Ansätze zum Beispiel bei der Patientenbefragung kennen zu lernen», sagt Judith Arnet. Schliesslich sei aber ebenso die Arbeit mit Menschen aus einer anderen Kultur und mit einer anderen Sprache eine prägende Herausforderung, die sie nicht missen wolle.
«Wir begleiteten bis zu 30 Fälle pro Tag; darunter waren auch viele Patienten mit schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Lungenentzündungen. Dabei war es eine wertvolle Erfahrung, zu sehen, welche Fälle mit der Homöopathie behandelt werden konnten und wann Patienten an die Schulmedizin übergeben wurden. In Indien geniesst die Homöopathie einen deutlich höheren Stellenwert als in der Schweiz und kommt daher auch an den Spitälern zum Einsatz. Wir konnten mitverfolgen, wie sich der Zustand der Patienten nach einer homöopathischen Behandlung im Spital zum Teil innerhalb von wenigen Stunden verbesserte. So direkt lässt sich in der Schweiz der Verlauf einer homöopathischen Behandlung von Patienten nicht mitverfolgen», berichtet Iris Vanoli aus Sihlbrugg, die zusammen mit rund 17 anderen Studierenden sowie bereits ausgebildeten Homöopathen der SHI Schule für Homöopathie in Zug diesen Sommer ein dreiwöchiges Praktikum am Shri Kamaxidevi Homeopathic Medical College & Hospital in Goa absolvierte. Akute und chronische Erkrankungen Das Praktikum in Indien ist ein fakultativer Bestandteil des Homöopathie-Studiums an der SHI. Die Studierenden arbeiten zusammen mit Dozenten im Spital und begleiten den SHI-Schulleiter Dr. Mohinder Singh Jus bei seiner Arbeit mit den Patienten. «Im Spital in Goa kommen die Studierenden in Kontakt mit einer Vielzahl an klinischen Fällen, einer Mischung aus akuten Fällen und chronischen Erkrankungen. Zudem werden sie auch mit der Arbeit auf der ambulanten Notfallstation vertraut. Dadurch kommen sie in den Kontakt mit verschiedensten Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie», erklärt der Homöopath Stefan Bauer aus Chur. Der SHI-Dozent betreut die Studierenden während ihres Praktikums in Goa. Auch für Judith Arnet aus Inwil war der Praktikumseinsatz in Indien eine äusserst wertvolle Erfahrung. «Für mich war dies eine ziemlich intensive Zeit – im positiven Sinne. Ich habe in diesen drei Wochen sehr viel gelernt. Zum einen dank der Möglichkeit, unseren Schulleiter bei seiner Arbeit zu erleben
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Mandelentzündungen usw. konfrontiert. Das sind für uns wertvolle Lernplätze», sagt Iris Vanoli. Mindestens 49 Tage Praxis Weil die Medizin neben den homöopathischen Fächern ein wichtiger Bestandteil des Studiums an der SHI ist, verbringen die Studierenden fünf Praktikumstage bei einem Arzt. Ausserdem wer-
Studierende an der SHI Homöopathie Schule in Zug absolvieren am Shri Kamaxidevi Homeopathic Medical College & Hospital in Goa ein dreiwöchiges Praktikum.
Praktikum im 24-Stunden-Notfalldienst Neben Indien absolvieren die Studierenden der SHI auch in der Schweiz verschiedene Praktika. Die ersten praktischen Erfahrungen sammeln sie gemäss Stefan Bauer frühestens nach der Hälfte der Ausbildung, sprich ab dem fünften Semester. Ausgebildete Homöopathen der SHI bieten den Studierenden Praktikumsplätze für jeweils vier bis fünf Tage an. Auch in der Praxis der SHI in Zug machen die Studierenden praktische Erfahrungen im Umgang mit den Patienten – sei es in den Sprechstunden wie auch im 24-Stunden-Notfalldienst. «Besonders im Notfalldienst werden wir mit akuten Fällen wie hohes Fieber, Gichtanfälle,
den die Absolventen während der Vorlesungen und Seminare immer wieder mit praktischen Fällen konfrontiert. So haben sie zum Beispiel die Möglichkeit, vom Hörsaal aus dank der Simultanübertragung die Sprechstunden des Schulleiters direkt mitzuverfolgen. Insgesamt gehören mindestens 49 Praktikumstage zum Pflichtprogramm während des vierjährigen SHI-Studiums. Das Studium an der SHI wird mit einer Diplomarbeit abgeschlossen. Diese beinhaltet die Begleitung und Analyse von sechs Patientenfällen durch die Studierenden, die dadurch das Gelernte wiederum direkt in der Praxis umsetzen können. «Wir legen grossen Wert auf die praktische Anwendung der Studieninhalte. Diese Philosophie fördern wir von Anfang an und zeigen den Studierenden auf, wie die Homöopathie in der Praxis wirkt», betont Stefan Bauer. Weitere Informationen zum Bildungsgang finden Sie unter www.shi.ch
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VERÄNDERUNG macht Spass
Für Sozialpsychologe Harald Welzer ist es nicht fünf vor Zwölf. Dennoch greift nach der Lektüre seines neuen Buches «Selbst denken» keine Ausrede mehr. Auch die Geschichten, die seine Zukunftsstiftung Futurzwei erzählt, leiten subtil zum Widerstand an. Hier erste Mit Harald Welzer sprach Beat Hugi Reaktionstests im persönlichen Gespräch.
Zeitpunkt: Um gleich im Futurzwei-Modus, also in der sogenannt «vollendeten Zukunft», zu fragen: Wie werden wir unsere Welt 2040 gestaltet haben, Harald Welzer? Harald Welzer: Das kann man in zwei Richtungen beantworten. Wenn sich nichts grundlegend verändert, werden wir 2040 in einer Welt gelebt haben, die sehr idyllisch aussah im Vergleich zu der dann existierenden Gegenwart. Der Zustand, den wir jetzt haben, mit hochkomfortablen Lebensverhältnissen, mit akzeptablen politischen Verhältnissen, mit Rechtsstaatlichkeit usw., also mit allen zivili-
Haben wir Steigerungsraten im Materialverbrauch, dann sind die in China dafür verantwortlich. Oder BP ist das Problem. Nicht ich. Nicht wir... satorischen Standards, derer wir uns erfreuen können, wird dann schon erodiert sein. Und zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil die fortlaufende Aufteilung der Welt in Gewinner und Verlierer sich verschärfen wird und entsprechend die Konkurrenz um Rohstoffe, um Machtmittel usw. kontinuierlich anwachsen wird. Dadurch geraten Gesellschaften mehr unter Stress, die private Aneignung von dem, was noch vorhanden ist, wird sich verschärfen. Oder man wählt die andere Variante und sagt: Gerade die reichen Gesellschaften verfügen über unglaubliche Handlungspotentiale, die man jetzt nutzen muss, um eben diesen zivilisatorischen Standard aufrecht zu erhalten und
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möglicherweise das Leben qualitätsvoller und erheblich besser zu machen, als es jetzt gerade ist. Das sind die beiden Optionen. Was ist zu tun? Es ist sehr viel zu tun. Auf den unterschiedlichsten Ebenen. Also nicht nur weniger Fleisch essen und weniger autofahren, sondern auch andere Themen setzen, wenn man miteinander spricht, eine andere Form von Achtsamkeit entwickeln, auch Kritikfähigkeit, wieder politische Haltungen gegenüber Fehlentwicklungen kultivieren, sich gegen falsche Sachen stellen. Wir sollten die Handlungspotentiale nutzen – und es uns unbequem machen.
böse an. Und schon müssen sie argumentieren. Das heisst: die Wahrscheinlichkeit, dass man es kommentarlos beim San Pellegrino belässt, ist tendenziell viel grösser, als dass man diese Routinen durchbricht. Das kann man nun durch alle Ebenen deklinieren, auf denen wir uns bewegen. Immer wenn ich beginne, die Dinge anders zu machen, entsteht Erklärungs- und Orientierungsbedarf. Es geht um das Finden einer bestimmten Rolle, die akzeptabel ist – ich will ja auch nicht als Oberlehrer oder arrogant dastehen. Das ist eine Frage der sozialen Kompatibilität. Man macht es nicht nur den andern unbequem, man macht es sich selbst unbequem.
Wir sollen es uns freiwillig unbequem machen? Es ist rein praktisch gesehen immer bequemer, möglichst alles so zu machen, wie es alle andern machen. Das ist insofern bequemer, weil es keiner eigenen Orientierung bedarf, man muss keinen Aufwand betreiben, um die Dinge zu sortieren, man muss nicht ständig neu deuten und sich überlegen, was man tun soll. Das ist eine unglaubliche Entlastung, es so zu machen, wie man es eben macht. Beginne ich damit, Dinge anders zu machen als die andern, wird es unbequem. Weil ich eigenen Aufwand betreiben muss. Und weil ich viel mehr erklären muss, warum ich denn nun x,y oder z mache. Wenn ich dem Kellner im Restaurant sage, dass ich lieber Leitungswasser will. Oder das heimische Mineralwasser aus Berlin statt San Pellegrino. Wenn Sie sagen, ich will das nicht, dann guckt sie der Kellner erst einmal
Sie ziehen da Verbindungslinien zu ihrer früheren Forschung über den Nationalsozialismus. Letztlich geht es um das Gleiche, nur an unterschiedlichen Beispielen. Beim Nationalsozialismus hat mich die Frage interessiert, wieso Menschen eigentlich bereit sind zu tun, was sie zwei Jahre vorher oder zwei Wochen vorher nicht getan hätten. Wie verändern sich Verhaltensweisen, wie verändern sich Wahrnehmungen, Handlungsbereitschaften. Am negativen Fall. Oder bei den Untersuchungen über Helfer und Retter im positiven Fall. Das ist ja ein unerwartbares, nach den zeitgenössischen Normen abweichendes Verhalten. Erwartbar wäre die Konformität gewesen, das Unerwartbare ist gewesen, jemanden zu verstecken. Von dort aus ist es dann nicht sehr weit zu unseren Fragestellungen. Wie kann ich unter den vergleichsweise sehr freien Möglichkeiten heute Potentiale zum Abweichen fördern.
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Harald Welzer, geboren 1958, ist Direktor von Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit (www.futurzwei.org) in Berlin und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. In seinem neuen Buch «Selber denken» zeigt er hartnäckig und klug, wie viele attraktive Möglichkeiten es gibt, um es sich selbst unbequem zu machen, das heisst: sich selbst wieder ernst zu nehmen und politisch zu werden. Foto: zvg
Wie kann das gelingen? Nicht mit der Optimierung des Falschen. Das ist ja das, was in der ganzen Öko- und Energiediskussion, in der Energiewende versucht wird. Das ist Optimierung des Falschen, dass zum Beispiel der Schlüssel zur Rettung der Welt in der Erhöhung der Effizienz läge. Der Erfolg des kapitalistischen Wirtschaftssystems basiert auf der permanenten Erhöhung von Effizienz. Damit kommen wir bestimmt nicht in eine nachhaltige Welt. Ich habe kürzlich mit meinen Studierenden Listen erstellt, was man tun müsste, um ein nachhaltiges und komfortables Leben bei erheblicher Reduktion von Material und Energie zu haben. Da kommt man schnell darauf, dass alles, was man tut, ineffizienter werden muss. Man geht anders mit Arbeit um, man geht anders mit Material um. Der Schlüssel liegt in der Reduktion von
Effizienz! Es geht genau umgekehrt: wir müssen die Effizienz reduzieren, nicht erhöhen, um eine vernünftige Form von Gesellschaft zu erreichen. Der Mainstream geht in die gegenteilige Richtung. Für die Erhöhung von Effizienz brauchen sie auch keinen mündigen Bürger, sondern nur einen, der zu Hause im Keller ein Smartmeter-Gerät hat und guckt, wann sein Haus und er selber am effizientesten funktionieren. Sie brauchen also nur geile Technik und die regelt das dann. Im Buch schreiben Sie, wie sehr Sie sich in jungen Jahren für Technik, Autos und vor allem auch für Auto-Quartette begeistert haben. Das geht ja auch gar nicht anders. Wenn man als Junge in der Nachkriegszeit der 1960er- und 70er-Jahre aufgewachsen ist, dann besteht erst einmal alles aus Geschwindigkeit, Technik,
Motoren, PS, Raketen. Das ist nichts, worüber man kognitiv verfügt. Wo man sagen kann: aha, das macht ja soviel CO2, das ist nicht gut. Man sagt allenfalls: oh, das macht soviel CO2, aber ich finde es trotzdem geil. Das ist eine unreflektierte Wahrnehmung und Verhaltensweise, sie gehört zu unserer Kultur und deshalb auch zu unserer mentalen Grundausstattung. In der Bildung für nachhaltige Entwicklung erzählt man den Kindern, eine Welt, die nicht zerstört wird, ist besser als eine, die zerstört wird. Man erzählt aber nicht, wer sie zerstört, warum sie zerstört wird und was man selbst damit zu tun hat. Das bringt seit 40 Jahren nichts. Ich habe mal den Text geschrieben: «Ich bin das Problem – Bekenntnis des Autoholikers Harald W.». Da kommt genau dieser Gedanke: dass man nicht in der Position ist zu sagen: Ihr sollt euch verändern. Eine tolle
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Position übrigens, die fast standardmässig eingenommen wird. Haben wir Steigerungsraten im Materialverbrauch, dann sind die in China dafür verantwortlich. Oder BP ist das Problem. Nicht ich. Nicht wir... ...die wir das nehmen, was BP oder Shell produzieren. Wenn ich nicht mehr tanke, dann gibt es auch kein «Deepwater Horizon» wegen mir. Wer stellt denn heute die Frage, wofür das alles gemacht wird? Wer steht denn am Ende der Wertschöpfungsketten? Es wird immer skandalisiert, wenn etwas schief läuft, aber der Normalverlauf wird nicht skandalisiert. Will ich diesen Normalzustand skandalisieren, müsste ich mein Normalverhalten zum Thema machen. Wie gesagt: unbequem. Und wenn ich sage: Ich bin das Problem, dann heisst das, entweder akzeptiere ich, so weiter zu machen wie bisher, also «Nach mir die Sintflut», oder aber, ich bin gezwungen, die Dinge anders anzugehen. Zu verzichten. Verzicht braucht Mut. Sie müssen sich doch nur davon überzeugen, dass das eine Entlastung ist, kein Verzicht. Wer einmal sein Auto abgegeben hat, sagt, er habe gar nicht gewusst, wieviel Zeit er in dieses blöde Auto investiert habe: tanken, parken, reparieren lassen, zum TÜV, Winterreifen. Das ist etwas, das man verstehen muss: Bei vielen Produkten ist es doch so, dass man selbst dem Produkt dient, während man der irrigen Annahme ist, das Produkt würde einem selber dienen. Ob Computer, Handy, Auto: die Dinge wollen doch ständig etwas von einem. Ich hatte in meinem Laptop einmal so einen Stick, dank dem ich mich permanent ins Internet einloggen konnte. Als der Vertrag abgelaufen war, fühlte ich mich kurz von der ganzen Welt ausgeschlossen. Dann habe ich erkannt, dass ich auf meinen Zugreisen die halbe Zeit damit verbracht hatte, mich ständig neu ins Netz einzuwählen, die Verbindung bricht ja ständig ab. Seit ich das nicht mehr habe, fahre ich wieder viel entspannter Zug. Darauf zu verzichten ist Entlastung. Sie erzählen mit Ihrer Zukunftsstiftung Futurzwei die Geschichten von Menschen, die das längst umgesetzt haben. Sie vertrauen auf die Kraft einer wachsenden Minderheit? Da kommen zwei Aspekte zum Tragen. Zum einen kann man über diese Minderheit und
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reserviert. Die andern werden schlechte Karten haben. Hält man das nicht für akzeptabel, wird es mit diesem Wirtschaftssystem nicht gehen. Das ist schon rein physikalisch unmöglich, ein endlicher Planet lässt unendliches Wachstum nicht zu. Ich habe auch kein Gegenmodell, kein Wirtschaftssystem anzubieten, das funktioniert. Aber es gibt die Steinchen. Also schauen wir doch mal, wieweit wir damit kommen. Zum Beispiel mit der Gemeinwohlökonomie. Christian Felber sagt nicht, er bietet damit den neuen Sozialismus oder die nächste Utopie, wie es anders gehen könnte. Es sind Angebote, Vorschläge. Wir gehen damit einen Weg, für die Zeit nach dem Kapitalismus. Ohne, dass wir schon dort wären. Gemeinwohlökonomie ist eine Möglichkeit. So verstehe ich das auch von der politischen Strategie her: Schaut euch das mal genau an. Das kann ein Aspekt sein, etwas, das wir gebrauchen können. Harald Welzer: Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand. S. Fischer, 2013. 256 S., geb., Fr. 28.90 / € 19.99.
ihre Geschichten Aufmerksamkeit erlangen: Seht her, die Wirklichkeit kann immer auch eine andere sein. Damit kann man sich identifizieren. Das kann man vielleicht nachmachen wollen. Der andere Punkt ist, dass ich ja glaube, die Behauptung ist falsch, wir wüssten heute schon, wie eine zukunftsfähige Gesellschaft aussieht. Ich glaube nicht, dass wir das wissen, dass ein Masterplan unserer Zukunft zu zeichnen wäre, der sagt: so und so geht es. Wir haben Partikel, einzelne Experimente, wir haben Bausteinchen. Die Geschichten, die wir erzählen, lassen eine Kombinatorik entstehen, wie man weitergehen könnte. Deshalb interessieren mich diese Geschichten, deshalb habe ich auch Zutrauen dazu. Ausserdem fällt mir ehrlich gesagt nichts anderes ein, um weiter zu kommen. Sie schreiben von der «Geschmeidigkeit» des Kapitalismus. Die reicht nicht für die Zukunft? Undenkbar! Mit diesem Kapitalismus schaffen wir es nicht durch das 21. Jahrhundert, jedenfalls nicht mit dem zivilisatorischen Standard, den ich für wünschenswert halte. Man kann damit durchkommen, wenn man Republikaner in den USA ist, viel Geld verdient und die bestehenden Verhältnisse zementieren will. Dann hat man die Chance, auch mit dem Kapitalismus durchs 21. Jahrhundert zu kommen. Dieses Durchkommen ist dann für relativ wenige
Reicht die Zeit? Es ist ein Irrtum zu glauben, dass das Zeitargument relevant wäre. Dadurch, dass jemand ein unglaublich kompliziertes Computerszenario über die erwartbare Klimaentwicklung der nächsten Jahrzehnte macht und daraus ableitet, dass wir nur noch sieben Jahre Zeit haben zum Umsteuern, ändert er nichts an der Tatsache, dass demokratische Prozesse, soziale Prozesse eine eigene Zeitstruktur haben. Das mag ja sein mit dem Klima, aber es nützt uns nichts. Die notwendigen Prozesse haben eine Eigenlogik, eine Dynamik der Ungleichzeitigkeiten, die sich nie daran orientieren, was irgendein Wissenschaftler sagt. Der kann sogar recht haben, aber das nützt nichts. Wenn man eine andere Zeit und Dauer braucht, um Dinge zu verändern, dann braucht man die. Gesellschaften sind untergegangen, weil sie in der Krise nur auf die Verbesserung und Perfektionierung des Status quo gesetzt haben. Besteht für Sie die Hoffnung, dass ausgerechnet wir es noch schaffen werden? In dieser Frage klingt der Wunsch mit, eine Erfolgsgarantie für das zu bekommen, was man zu tun bereit ist. Ich bewege meinen Arsch nur, wenn das jetzt garantiert die Welt rettet. Wer soll denn eine solche Garantie geben? Aber sie bildet sowieso kein Motiv. Leben ist ja ohnehin riskant. Da gibt es in vielen Bereichen null Garantien. Und man versucht, trotzdem das Beste zu machen. Und damit Spass zu haben. Veränderung macht nämlich Spass.
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Verwirrend schön
Werkstatt für Frauenkarrieren In der 15. FrauenVernetzungsWerkstatt vom 16. März an der Universität St. Gallen geht es karrieremässig zur Sache.
Die bekannten Schweizer Wirtschaftsfrauen Prof. Dr. Sita Mazumder und Dr. Barbara Rigassi äussern sich am 16. März nicht nur zur Frauenquote, sondern auch zum Networking – ein wichtiger Faktor, wenn es um Karriere geht. Studien zeigen, dass Frauen und Männer nicht gleich netzwerken. Als Expertin für Machtfragen durchschaut die Psychologin Maria Hof-Glatz den hierarchischen Code im Beruf. Das unterschiedliche Machtverhalten von Frauen und Männern führt häufig zu Konflikten. Ihr Referat lüftet einige Geheimnisse und baut Missverständ-
nisse zwischen den Geschlechtern ab. Neben ihrem Hauptreferat leitet Hof-Glatz das offene Forum «Ich pack es und setz mich durch.» Die Physiotherapeutin Caroline Theiss-Wolfensberger trainiert derweil mit den Teilnehmerinnen eine zielführende Körpersprache. «Wie nutze ich Facebook als Politikerin?», «Midlife Boomerinnen, neue Perspektiven in der zweiten Lebenshälfte», praktisches Netzwerken mit den Leaderinnen und eine Lesung aus den «Schürzennäherinnen» sind weitere Themen, die in den offenen Foren angeboten werden. Eröffnet wird die Tagung von der St. Galler Nationalrätin Hildegard Fässler, moderiert wird sie von Mona Vetsch. Für das Lachen zwischendurch sorgt die mehrfach ausgezeichnete Slam-Poetin Lara Stoll. Auf dem Marktplatz treffen sich wie jedes Jahr Anbieterinnen und Käuferinnen, Unternehmerinnen und Berufsfrauen aus allen Sparten zum Networking. Mütter und Töchter, Tanten und Nichten, Grossmütter und ihre Enkelinnen profitieren vom Generationenticket. zp
Eigentlich ist der Labyrinthplatz gar kein richtiges Labyrinth. Denn wer reinkommt ist schon mittendrin. Und zurück will keiner. Unter dem Jahresmotto «wider das einzig Richtige» startet Zürichs Frauenplatz anfangs März in die Saison 2013. Wer sich im aufkeimenden Frühlingskleid des ehemaligen Kasernenhofs verläuft (erlaubt und erwünscht), wird dem duftenden, klingenden und bebenden Veranstaltungskalender durchs Jahr folgen wollen.
Anmeldung: www.frauenvernetzungswerkstatt.ch oder 071 242 10 20
Zukunft pflanzen – Tagung für Permakultur Am Samstag 9. März, sorgen die PermakulturGruppe der Region Aargau zusammen mit der FHNW, Abteilung Technik, in Brugg für einen Nachmittag der «Be-Geisterung». Im Fokus: Ernährungssouveränität und Permakultur. Ethiker Thomas Gröbly referiert ab 14 Uhr im Brugger FHNW-Gebäude, Promenade 26, über das Essen der Zukunft und Biobauer Thomas Baumann über die Zukunft der Landwirtschaft. Im Worldcafé zwischen 16 und 17 Uhr stehen diese Fragen im Raum: Was ist Permakultur? Wie initiiere ich ein Gemüseabo? Wie gründe ich
einen Gemeinschaftsgarten? Wo kann ich mich im Permakultur-Anbau aus- und weiterbilden? Die nötige Fitness für diese Zukunftswerkstatt holt man sich am besten am 7. März im Cinéma Odeon in Brugg. Dort zeigen Kino und FHNW um 18 Uhr den Dokumentarfilm «Die Ökonomie des Glücks». Zur Rückbesinnung auf das Lokale als Schlüssel zum individuellen Glück. SL Infos und Reservationen zum Film vom 7.3.: www.odeonbrugg.ch; Infos und Anmeldungen zur Permakultur-Tagung vom 9. 3. bei Maddy Hoppenbrouwers, 078 442 55 58, E-Mail m.hop@yetnet.ch
Übrigens ist jeder 13. des Monats Garten-Pflege-Tag. Dann treffen sich Zürichs Pflanzenfreunde zum Austausch und dem gemeinsamen Mittagessen im Labyrinth – und ja, es wird auch gearbeitet! SL Infos und Veranstaltungen: www.labyrinthplatz.ch oder Telefon 055 246 11 10 Anzeige
Agenda 27. April 2013
SAFE-Seminar:
Kernenergie ohne radioaktiven Abfall. Lithium statt Uran! Vortrag von Heinz Werner Gabriel und Podiumsdiskussion mit Vertretern des Bundes. Ausschreibung und Anmeldung unter www.safeswiss.ch/veranstaltungen
Aus Gründen der hohen Risiken hat die Schweiz den Ausstieg aus der Kernenergie, wie wir sie heute betreiben, beschlossen. Etwas mutlos setzt man auf Wasserkraft, Gaskraftwerke und alternative Energien wie Sonne, Wind und Geothermie. Es scheint, dass es keine weiteren Möglichkeiten gibt. Heinz Werner Gabriel, Kerntechnikspezialist aus Deutschland, erinnert uns an einen
bereits 1932 in seinen Grundzügen verifizierten Prozess der Kernspaltung, der keine Kettenreaktion in Gang setzt und keine schädliche Radioaktivität produziert. Dieser Prozess ist für die heutige Anwendung noch zu entwickeln. Die Schweiz ist in der Lage, eine solche Entwicklung durchzuführen. Man muss nur die Fähigkeiten bündeln und die Forschungsgelder dafür einsetzen.
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«Wir gestalten die Dinge und die Dinge gestalten uns.» • Chinesisches Feng Shui (Bagua, Fliegende Sterne) • Raumenergetik (Raum- und Farbpsychologie) • Elektrosmog, Mobilfunk, Baubiologie (Materialkunde, Erdstrahlen) • Visuelle Kommunikation (für Firmen)
BBZ AG St. Urbanstr. 34 CH-4900 Langenthal fon +41 62 922 47 20 www.bbzag.ch
Thermische Gebäudesanierung mit vernünftigen Dämmstoffen: Zellulose, Holzfaser, Blähglasgranulat für Zweischalenmauerwerke. Bauthermografie mit Wärmebildkamera. Effiziente Akustikdecken aus Zellulose für Schulen, Büros, Foyers etc. Oberflächen mit Oelen und Lacken aus natürlichen Rohstoffen.
SIB Riethaldenstrasse 23 CH-8266 Steckborn Tel.: 0041 (0)52 212 78 83 www.baubio.ch
Schweizerische IG Baubiologie/Bauökologie SIB Die SIB fördert seit 1977 gesundes und ökologisches Bauen in der Schweiz. Der Fachverein ist ein offenes Netzwerk von Planenden, Bauhandwerker/Innen und Messtechnikern und versteht sich als interdisziplinäres Forum für eine ganzheitliche und nachhaltige Baukultur. Baubiologischer Beratungsdienst unter Tel.: 0848 105 848 (Normaltarif).
Hans R. Steiner Gesundheitsberater / Pendelkurse 3326 Krauchtal Tel. 034 411 17 30 www.all-koerperharmonie.ch
Alles ist Energie Nutzen Sie Ihre Kraft und Energie für die wichtigen Dinge im Leben. Lebensfreude ist auch eine Frage der Energie Harmonisieren Sie Ihr Haus, Ihre Liegenschaft und schützen Sie sich vor Wasseradern, Erdstrahlen, Verwerfungen und Elektrosmog.
Die gute Adresse für sanften Tourismus
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La Gomera Travel Service Las Cabezadas No. 3 E-38820 Hermigua Tel. & Fax 0034 922 14 41 00 www.travel-gomera.com
La Gomera – eine pfiffige Insel Wir vermitteln Ferienunterkünfte an den schönsten Plätzen La Gomeras und die günstigsten Mietwagen der Insel. Die Unterkünfte sind handverlesen, wir kennen alle Vermieter persönlich, ebenso die Anbieter der Mietwagen. Planen Sie Ihren Urlaub auf der schönsten kanarischen Insel mit uns – individuell und mit unserem persönlichen Engagement !
orbis reisen Poststrasse 16, 9001 St.Gallen Tel. 071 222 21 33 / Fax 071 222 23 24 info@orbis-reisen.ch www.orbis-reisen.ch
Religion und Kultur Seit 50 Jahren organisieren wir Pilgerfahrten und Kultur-Reisen. Wir sind der einzige Anbieter von Direktflügen Zürich-Lourdes-Zürich. Mit Begleitung von RedemptoristenPatres. Unsere Reisepalette bietet u.a. Malta, Jordanien, Heiliges Land, Rom, Türkei, Portugal. Alles auf kirchlicher, gemischter oder rein kultureller Basis. orbis-Spezialität: Organisation von Pfarrei-Reisen.
Hotel Macun Barbara & Georg Freimann Janett 7559 Tschlin Tel. 081 866 32 70 / 079 705 44 21 info@hotelmacun.ch
Hotel Restorant Macun in Tschlin /GR Georg und Barbara Freimann Janett heissen Sie herzlich willkommen im Hotel Restorant Macun. Geniessen Sie die Ruhe im sonnenverwöhnten Engadiner Dorf, lassen Sie sich verwöhnen und kosten Sie typische Spezialitäten, die es so nur in Tschlin gibt! Sieben individuelle Zimmer warten auf ebenso individuelle Gäste.
Auberge la Plaine Mourier, La Plaine F-26400 Chabrillan Tel. 0033 475 62 82 69 www.aubergelaplaine.ch info@aubergelaplaine.ch
Der Reiz der Drôme Am einzigen unverbauten Fluss Europas gelegen, in direkter Nähe zum Naturreservat «Les Ramières», bietet unser Hotel eine idyllische Atmosphäre für Seminare aller Art. Das Innere des charmanten historischen Gemäuers lässt Komfort-gewohnte Besucherinnen und Besucher nichts missen. Auch unsere Küche sorgt mit regionalen Leckereien der Saison dafür, dass keine Wünsche offen bleiben.
Hängemattenparadies Hofstettenstrasse 7, 3600 Thun Tel. 033 437 00 67 www.haengemattenparadies.ch
Die grösste Auswahl der schönsten Hängematten finden sie in unserem Laden in Thun. Auf über 100 m2 Hängematten testen und auslesen (spezielle Öffnungszeiten). Wir produzieren u.a. mit einer Kooperative in Guatemala und auch der Öko-Bambus-Arco ist unsere Entwicklung. 30 Jahre Arbeit mit Hängematten. Unsere Erfahrung ist Ihr Profit. FAIR & GUT!
Die guten Adressen/Anzeigen
Die gute Adresse für sanften Tourismus Hitsch-Huus Dinner | Bed | Breakfast Alte Kirchgasse 1 7215 Fanas Tel. 081 325 14 19 / Fax 081 325 32 44 info@hitschhuus.ch / www.hitschhuus.ch
Ein Haus zum SEIN, Entspannen und Wohlfühlen. Kleines individuelles Hotel mit Charme für Gäste, die das etwas Andere suchen. Wir führen unseren Betrieb nach ökologischen Kriterien, was nicht Strohmatratze heissen muss, sondern Hüsler-Nest ist. Auch nicht Chörnlipickerei, sondern regionale und saisonale Frischküche. Wir leben eine echte, herzliche und unkomplizierte Gastfreundschaft.
Casa Santo Stefano Hotel und Seminarhaus 6986 Miglieglia Tel. 091 609 19 35 info@casa-santo-stefano.ch www.casa-santo-stefano.ch
Kommen Sie in das «etwas andere» Albergo! Eine spezielle Atmosphäre erwartet Sie in unseren zwei historischen, stilvoll renovierten Tessinerhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Die gepflegten Zimmer, die Terrasse mit Pergola und die typischen Wohnküchen mit Kamin laden zum Verweilen ein. Das Frühstück mit selbstgebackenem Brot und Zopf wird an urchigen Holztischen serviert. Gelegen in einem kleinen Tessinerdorf im Südtessin mit einer herrlichen Weitsicht inmitten eines wildromantischen Wandergebietes.
Château de Promenois Dorothea & Georg Fankhauser Tel. 078 633 61 03 dorothea.fankhauser@gmail.com www.dorotheafankhauser.ch
Der ideale Rahmen für Ihre Kunst- oder Seminarwoche Seit über 20 Jahren werden in unserem sorgfältig renovierten, komfortablen und gepflegten Schloss mit Park im Burgund Musikwochen, Malkurse und kleine Seminare und Klausurtagungen für maximal 15 Personen durchgeführt. In unserer Küche legen wir Wert auf abwechslungsreichen Genuss aus biologischen Produkten und Gemüse aus dem eigenen Garten. Gerne besprechen wir mit Ihnen Ihr Kursvorhaben für 2013.
Ayurveda-Pension Le Cocon J. Wäfler und M. Dürst Rue de la Combe-Grède 33, 2613 Villeret Tel. 032 941 61 63 mail@lecocon.ch, www.lecocon.ch
Ayurveda-Kuren im Jura Le Cocon, die kleine Kurpension mit familiärer Atmosphäre, ist ein idealer Ort zur Erholung. Mit ayurvedischen Massagen, Anwendungen und naturärztlicher Beratung sowie mit einer schmackhaften Ayurvedaküche unterstützen wir unsere Gäste, so dass sich Körper, Geist und Seele regenerieren können. Unser Name zeigt unsere Zielsetzung: Le Cocon – von der Raupe zum Schmetterling.
Reisen in die Stille Christine Dettli Brunnweg 4 4143 Dornach Tel. 061 701 88 92 www.pilgerwege.org
In der Stille der Wüste – Reisen zu inneren und äusseren Kraftquellen • Meditatives Kameltrekking – Innehalten und einfach Sein • Visionssuche in der Wüste – Neuorientierung und Sinnfindung Der Mutter Erde anvertraut, den endlosen Himmel mit seinen nächtlichen Sternen über uns, begeben wir uns auf den Weg in unser inneres Selbst.
Seminar Hotel Wasserfallen 4418 Reigoldswil Tel. 061 941 20 60 www.hotel-wasserfallen.ch
Der ruhige Ort für die besonderen Momente im Leben. Geniessen Sie die Landschaft, die Ruhe, die Natur, das Leben in unserem gemütlichen Haus auf der Baselbieter Sonnenterrasse. Lernen – Tagen – Feiern – Sein. Ob Seminar, Wanderwochenende oder Auszeit – hier finden Sie was Ihnen gut tut: www.hotel-wasserfallen.ch.
Ca’stella Gästehaus Garni 6676 Bignasco Tel. 091 754 34 34 Fax 091 754 34 33 info@ca-stella.ch · www.ca-stella.ch
Das spezielle Gästehaus für Menschen im Wandel Lebenskrise? Rekonvaleszenz? Burnout? Lichtkörperprozess? Inspiration für Neubeginn? Vielleicht auch nur ein paar Tage ausspannen, wandern, auftanken? Das oeko-, bio-, logische! *Sternen-Haus* ist der ideale Ort dafür! Ab 3 Nächten flexible Preise. Heimelige Zimmer, liebevolle Betreuung, Kraftort Natur sowie professionelle (Kurzzeit-) Begleitung/ Therapie warten auf euch. Bis bald – a presto – bei uns im ‹magic valley›.
Wisent Reisen Postfach 8114 8036 Zürich Tel. 043 333 25 25 www.wisent.ch info@wisent.ch
Nordostpolen und Masuren zählen zu den schönsten Naturlandschaften Europas. Wisent Reisen bietet exklusiv Ferien in gemütlichen Zirkuswagen ideal für individuelle Ferien mit der Familie. Wohnen in den Zirkuswagen lässt Sie die Natur hautnah spüren, Sie sehen wilde Tiere, beobachten das Licht der untergehenden Sonne, sitzen draußen am Lagerfeuer und haben zudem ein gemütliches Häuschen. Vom Zirkuswagen aus lassen sich Urwälder Polens per Rad oder zu Fuss erkunden. Die Wagen stehen auf sehr schönen Plätzen in Masuren, dem Bial/owieza-Urwald und dem Storchenhof Pentowo.
adagio alpina Postfach 256 6072 Sachseln Tel. 041 661 24 00 www.adagio-alpina.ch info@adagio-alpina.ch
«vieles – ausser gewöhnlich» Schätzen Sie die Ruhe in der Natur und nicht alltägliche Angebote? Wir bieten Ihnen Aktiv-Erlebnisse mit Erholungswert, die Sie bewegen, herausfordern, bei denen Sie mit Genuss lernen können und sich dabei wohl fühlen. Schneeschuh- oder Skitouren, Biken, Klettern, Wandern, Yoga oder die «Trouvaillen» in Norwegen und Madagaskar – wir freuen uns darauf, Sie auf neuen Wegen und zu spannenden Zielen zu begleiten!
Inspiration - Reisen der Achtsamkeit Spiegelgasse 11, 8024 Zürich Tel. 044 262 55 66 www.inspiration-reisen.ch info@inspiration-reisen.ch
Rundreisen ∙ Yogareisen ∙ Yoga-, Meditations- und Kreativferien Abwechslungsreiche Reiseprogramme mit sorgfältiger Organisation ∙ Unterkunft in kleineren, persönlich geführten Hotels an schönen Plätzen ∙ Authentische Begegnungen mit Menschen im bereisten Land ∙ Wo möglich, Besuche bei spirituellen Meistern, Heilern und Schamanen ∙ Wo möglich, Teilnahme an Festen, Ritualen und Zeremonien ∙ Zusammenarbeit mit Organisationen, die den sanften Tourismus fördern.
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buchplanet.ch: Der Onlineshop für secondhand Bücher buchplanet.ch gehört zur Stiftung Tosam, die mit verschiedenen Betrieben Arbeitsplätze im alternativen Arbeitsmarkt bereitstellt. buchplanet.ch bietet momentan mehr als 28 000 gebrauchte Bücher an, sortiert in über 40 Rubriken. Von Esoterik & Parapsychologie über Märchen & Sagen bis zu Hobby, Sport & Spass. Das Angebot wird laufend erweitert. Ein Besuch auf www.buchplanet.ch lohnt sich deshalb immer.
Samsara Gemeinschaftspraxis Hohlstrasse 1 8302 Kloten/ZH Tel. 044 865 65 56 www.samsara-begegnen.ch
«White Eagle» 2 – 3 jährige Ausbildung in Schamanischem Wissen, Heilen und Rituale, Einführungs-WE 22.-24.3.2013, oder 21.-23.6.2013 «Schwitzhütte» Schwitzhütte zu Tag- und Nachtgleiche 23.3. Medizinwanderung Hörst du das Flüstern deiner Seele? 22.-24.3. / 21.-23.6. QLB-Meditation 16.2. 9 Uhr, 19.3. 19 Uhr, 20.4. 9 Uhr, 1.6. 9 Uhr. «Vollmond-Zeremonie» Mo.25.2./ Di.26.3./ Sa.25.5. Lehrerpflanzen-Ritual 8.-10.3. / 5.-7.4. Visionssuche – Visionsreise 30.6.-12.7., 4.8.-16.8. im Tessin
Lehrinstitut LIKA Dorfstrasse 1, 5233 Stilli b. Brugg info@lika.ch www.lika.ch Tel. 056 441 87 38
Aus- und Weiterbildungen 2013 • Modularisierte Atem-Ausbildung, Start November 2013 • Supervision Komplementär Ausbildung für Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, Start nach Vereinbarung 6 Module (auch einzeln buchbar) • Ausbildung NLP Life Coach, sich selbst und andere coachen – das Beste wecken, Start August 2013 • Fachspezifische Weiterbildungen • Kurse für Alle • Raumvermietung Seminare 2013 auf www.lika.ch.
Verlag VITA VERA GmbH Oberebenestrasse 67a 5620 Bremgarten Tel. 056 631 48 60 / Fax 056 631 48 61 vita-vera@bluewin.ch www.vita-vera.ch
Aussergewöhnliche Bücher: • Die Botschaft aus dem All • Gottesprophetie und Naturwissenschaft • Der innere Weg hin zum kosmischen Bewusstsein. Vielfältige Themen: • Gesundheit – Krankheit • Diesseits – Jenseits • Reinkarnation • Prophetie heute • Vegetarische Ernährung • Akte Fleisch (DVD)
Verein rundumkultur 3000 Bern Tel. 079 703 41 21 info@rundumkultur.ch www.rundumkultur.ch
Das Unternehmen der Zukunft Bildungsprozess und modulare Fortbildung in sozialer und nachhaltiger Unternehmensführung, Firmengründung, Grundlagenforschung.
Energie- und Bewusstseinsarbeit Andrea Stäger Weinbergstrasse 24, 8001 Zürich Tel. 076 458 60 60 andreastaeger@gmail.com www.andreastaeger.ch
Über sich selber hinauswachsen Unterstützung bei privater und beruflicher Persönlichkeitsentwicklung, Lösen von Blockaden und hindernden Mustern, Ressourcen und Kraftquellen in sich selber entdecken und nutzen, Sich selber neu erleben und mit Freude dem Leben begegnen • Behandlungen und Beratung • Ausbildung
VisioTerra Monika Hein Einsiedlerstrasse 68, 8810 Horgen 079 827 78 31 info@visioterra.ch www.visioterra.ch
Naturorientierte Prozessbegleitung Erfüllung finden - persönlich, im Beruf, in Beziehungen Ressourcen nutzen - Vorstellungskraft, Leidenschaft, Reflexion und Handeln Integrität leben - gegenüber sich selbst und anderen Einzelberatung, Seminare, Gruppen
Villa Unspunnen Oberdorfweg 7, 3812 Wilderswil 033 821 04 44 info@villaunspunnen.ch www.villaunspunnen.ch
Kraftort der Stille am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau In Zeiten des inneren und äusseren Wandels bieten wir einen Ort der Ruhe und Inspiration. Unser Seminarprogramm spiegelt unsere Vision von EINER Welt in einer transkonfessionellen, integral verstandenen Spiritualität.
Oikocredit deutsche Schweiz Postfach, 8026 Zürich T: 044 240 00 62 E: deutsche.schweiz@oikocredit.org www. oikocredit.ch
Nachhaltige Geldanlage Seit 35 Jahren unterstützt Oikocredit mit Darlehen Projekte in Entwicklungsländern und leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Tragen auch Sie zu einer nachhaltigen Armutsbekämpfung bei und zeichnen Sie Anteilscheine der internationalen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit.
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Die guten Adressen/Anzeigen
Die gute Adresse zur Horizonterweiterung Ausbildungsinstitut perspectiva Auberg 9, 4051 Basel info@perspectiva.ch www.perspectiva.ch
Perspektiven finden - Kompetenzen erweitern Weil wir davon überzeugt sind, dass es möglich ist, friedvoller mit sich selbst und mit anderen zu leben, bieten wir Seminare und Weiterbildungen an, die dazu beitragen: Gewaltfreie Kommunikation, Mediation als Konfliktlösung, Integrative Friedensarbeit, Lösungsfokussierung und Systemische Strukturaufstellungen, Gruppen leiten.
Eutonie-Schule Zinggstrasse 16, 3007 Bern Tel. 022 362 79 28 info eutonie-formation.ch www.eutonie-ausbildung.ch
Körpererfahrung • Selbsterkenntnis • Bewusstseinsentwicklung
Institut Knickenberg Am Stutz 1, 4314 Zeiningen Tel. 061 851 54 04 info@institutknickenberg.ch www.institutknickenberg.ch
Ausbildungen, Kurse die Sie weiterbringen Ausbildung LernberaterIn, NEU als Fernlehrgang mit Zertifikat Ausbildung Aromatherapie, NEU als Fernlehrgang mit Zertifikat «Der Mensch steht im Mittelpunkt» Haben Sie Fragen? Verlangen Sie unsere ausführlichen Unterlagen.
Amanda Engergieprodukte Eric Tschopp Betpurstrasse 23, 8910 Affoltern a. A. Tel. & Fa x. 044 761 33 77 www.amanda-energie.ch
Energie im Haus • Schutz vor Wasseradern, Erdstrahlen und Elektrosmog • Entstörung für ein ganzes Einfamilienhaus mit Garten • Energetisierung von Lebensmitteln und Getränken im Haus • Mit einzigartiger Resonanz-Technologie
HerzBrändli Andrea Steimer, Simon Müri Brand 1, 6354 Vitznau Tel. 079 796 54 51 info@herzbraendli.ch www.herzbraendli.ch
Suchst Du Ruhe, Klarheit und Inspiration? In einem familiären Rahmen bieten wir Einzelaufenthalte (auf Wunsch mit Gesprächen) und Kurse im Schnittfeld von Spiritualität, ganzheitlicher Entfaltung und modernem Coaching («The Work» u.ä.). Wir freuen uns auf Deinen Besuch! 28. 3. - 1.4.13 Fotografie: Leben und Sterben 19. - 21.4.13 Krisen in Chancen wandeln
ZIFF - Zentrum für integrale Friedensförderung Cécile Cassini, Ziegelhofweg 7, 4303 Kaiseraugst, Tel. 061 331 49 54 cecile.cassini@integrale-friedensfoerderung.ch www.integrale-friedensfoerderung.ch
Lernend Frieden schaffen Ein 4-teiliger Lehrgang in integraler Friedensförderung: Frieden finden, Frieden leben, Frieden umsetzen, Frieden entwickeln. Die Module können einzeln besucht werden.
www.evatajouri.ch Eva Tajouri Frickenstrasse 1, 8600 Dübendorf Tel. 044 820 07 31 eva.tajouri@glattnet.ch
Energie- und Bewusstseinsschule Workshops Einzelsitzungen Human Design Analyse Integratives Atmen
Doné - Ort der Begegnung Willi Maurer 6994 Aranno TI Tel. 091 609 10 89 info@willi-maurer.ch www.willi-maurer.ch
Transformation des Schattens durch Gefühls- und Körperarbeit Literatur dazu: Willi Maurer, Der erste Augenblick des Lebens - Der Einfluss der Geburt auf die Heilung von Mensch und Erde, DrachenVerlag. - Gemeinsam wachsen: Wochenend- und 6-Tage-Gruppen - Gemeinsam lernen: Ausbildung für im Geburts- oder Therapiebereich Tätige - Vorträge zum Thema Geburt-Imprinting-gesellschaftliche Auswirkungen
Eine pädagogische, therapeutische und künstlerische Ausbildung, die berufsbegleitend über vier Jahre zu einem vom Schweizerischen Berufsverband für Eutonie Gerda Alexander ® anerkannten Diplom führt.
12. – 14. April 2013 - Friedensdialog / Frieden leben mit Denis Marcel Bitterli, Preisträger des Internationalen Mediationspreises «WinWinno 2013».
Im guten Webshop einkaufen Farfalla Florastrasse 18b 8610 Uster www.farfalla.ch Tel. 041 44 905 99 00
Biokosmetik, natürliche Raumdüfte & ätherische Öle bester Bio-Qualität Dass Bio logisch ist, weiss man bei Farfalla schon seit bald 30 Jahren. Begeisterung und Freude für die Kraft der Pflanzen war die Anfangsmotivation, und noch heute steckt diese Freude in jedem Produkt. Ökologisches, menschliches und konsequentes Handeln ist und bleibt die Essenz der Firmenphilosophie. 5 Farfalla-Filialen in Aarau, Basel, Bern, Luzern und Zürich.
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Paroni Honig Bioimkerei Marco und Esther Paroni Berkenstrasse 9 3373 Heimenhausen/BE Tel. 062 961 64 20, www.paronihonig.ch
paronihonig.ch: Bio-Honig und -Bienenprodukte Marco Paroni betreibt die Wanderimkerei mit Zuchtbetrieb seit 1970. Der Bioimker erwärmt den Honig beim Abfüllen nie künstlich. Ein guter Grund dafür, dass seine Frühlingsblüten-, Sommer-, Wald- oder Bergblütenhonige so fein und voll im Geschmack und reich an Vitalstoffen sind. Im Webshop und im Hofladen der Paronis gibt es u.a. auch Wabenhonig oder Propolis zu kaufen.
BioManufaktur Grünboden Urs und Christine Frühauf 6264 Pfaffnau Telefon 079 725 16 10 www.gruenboden.ch
gruenboden.ch: Gourmetgenuss vom Grünboden Die BioManufaktur von Urs und Christine Frühauf auf dem Pfaffnauer Grünboden verwöhnt Sie mit hand- und hausgemachten heimischen Bioprodukten vom Feinsten; z.B. schonend luftgetrocknet: Dörrbohnen «pro specie rara», Cherry-Tomaten, Apfelschnitze, Birnen, Erdbeeren; oder mit Liebe eingemacht: Zucchetti, Sellerie und Kürbis sweetsour.
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Schweizerisch hat bei Biofarm Tradition. Seit 1972 produzieren und ernten wir Biofarmer das Beste, das die Natur bietet und verarbeiten es schonend zu feinsten Produkten – frisch und von bester Qualität, zu Ihrem Genuss und unsere Freude.
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Gesundheit
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Leserbriefe
Leserbriefe@zeitpunkt.ch DAS WIRKLICHE ÜBERLEBEN DER BIENEN «Das Überleben der Bienen ist kein Honigschlecken, aber machbar», ZP 123 Nach Berufsimker Marco Paroni können Bienenschwärme in der freien Natur nicht mehr überleben und es soll in ganz Europa längst keine wilden Honigbienenvölker mehr geben. Ohne imkerliche Königinnenzucht sei das Überleben der Biene nicht mehr gewährleistet. Seine hochgezüchtete Buckfast Biene und die importierte, domestizierte Karnika sollen grössere genetische Vielfalt als unsere Ursprungsrasse (Schwarze Biene) besitzen, was Paroni als wichtige Grundlage für eine Anpassungsfähigkeit ans aktuelle Umfeld betrachtet. Ständige Kontrollen und sofortiger Einsatz von Ameisensäure bei Varroabefall seien unerlässlich. Bringen wir etwas Licht in Paronis Aussagen. Es gibt in der Schweiz und überall in Europa weiterhin wild lebende Bienenvölker, wenn auch nur noch in geringster Anzahl. Ein Schwarm hat nach Prof. Seeley in einem funktionierenden Ökosystem eine Überlebenschance von ca. 20 Prozent. Die intensive Landwirtschaft, der Mangel an Nistplätzen und verzüchtete Bienenrassen erschweren heute die Ansiedelung und das Überleben in der freien Natur, verunmöglichen dieses aber mitnichten! Die Bienenvölker sind zudem, wie verschiedenste Versuche zeigen (Gotland, Seeley, Dettli), durchaus in der Lage, mit den Varroas in einem Gleichgewicht leben zu können. Bis vor einigen Jahrzehnten gab es in der Schweiz eine namhafte, wilde Bienenpopulation. Die Natur hat über die Einrichtung der natürlichen Selektion Arterhaltung und Anpassungsfähigkeit sichergestellt, der Imker hat Honig produziert. Heute dominiert die domestizierte Biene. Der Imker ist, ohne es zu merken, an die Stelle der Natur getreten und verantwortet nun die weitere Bienenevolution! Nun kann aber genau mit der von Paroni genannten Königinnenzucht und mit der Honigimkerei die Anpassungsfähigkeit an natürliche Veränderungen nicht gewährleistet werden. Um Honig ernten zu können, wird in der gängigen Imkerei der Schwarmtrieb beeinflusst
oder verhindert. Jener Schwarmtrieb, welcher als Schlüsselfaktor die natürliche Arterhaltung erst ermöglicht! Wenn wir also unsere Biene und deren längerfristiges und nachhaltiges Überleben sichern wollen, müssen wir umdenken. Parallel zur Honigimkerei ist die unterbrochene, natürliche Evolution der Biene wieder einzuschalten. Dafür müssen flächendeckend Bienen-Nistkästen mit und ohne Völker verbreitet werden. Ob sich diese in unseren Wäldern, in privaten Gärten und Balkonen oder neben Produktivvölkern bei Imkern befinden, ist irrelevant. Herr Paroni, die Bienenhaltung darf nicht professionalisiert werden, sondern muss im Gegenteil liberalisiert und dezentralisiert werden! Nur die Natur entscheidet, welche Rasse in die heutige Zeit hineinpasst, nicht die Anzahl Gene! André Wermelinger, Monévraz, www.natuerliche-bienenhaltung.ch NUR DIE HALBE WAHRHEIT Als professioneller Buckfast-Imker züchtet Marco Paroni eine künstlich geschaffene Bienenrasse, sogenannte Hybriden. Die Eltern der Bienenkönigin stammen dabei von nicht einheimischen Rassen ab. Auf der Suche nach einer unbegatteten Bienenkönigin fliegen die Drohnen seiner Völker bis zu 10 km und mehr von ihrem Kasten weg, dabei können auch Gebirgspässe überwunden werden. Seit mehr als 100 Jahren werden auch Völker und Königinnen anderer Bienenrassen in die Schweiz importiert. In der Schweiz gibt es immer noch viele Bienenhalter, die mit der angepassten einheimischen Dunklen Biene arbeiten wollen – und nicht mit einem Rassengemisch oder einer anderen Rasse. Dabei sind ihre Jungköniginnen auf den Begattungsflügen in aller Regel dem unerwünschten Einfluss von nicht einheimischen Drohnen (mehrheitlich Carnica, weniger Buckfast) ausgesetzt. Das Ausweichen auf speziell eingerichtete Belegstellen für die Begattung ist aufwendig und nicht natürlich, die genetische Vielfalt des Paarungsresultats ist dort sehr begrenzt.
Leider wird in der Schweiz die einheimische Dunkle Honigbiene nur in ganz wenigen Regionen geschützt. Dieser Schutz, der weniger als 1 Prozent der gehaltenen Bienenvölker umfasst, besteht zum Teil erst seit wenigen Jahren, die Gebiete sind nicht vernetzt. Kein Wunder, steht es mit der genetischen Vielfalt unserer Honigbiene nicht zum Besten. Das darf aber kein Grund sein, die Erhaltung aufzugeben. Biodiversität bedeutet auch Artenvielfalt und Vielfalt der Gene. Das gilt aber nur für einheimische Arten! Es entspricht aber nicht der Biodiversitäts-Konvention, nicht einheimische Bienenrassen in einer Region, z.B. in der Schweiz, zu halten. Andere Länder waren in dieser Frage weitsichtiger und haben die Problematik mit dem Rassenmix schon lange erkannt. Dort wird die jeweils angestammte Honigbiene grossflächig geschützt. Manfred Berger-Schmid, Amden Es ist der richtige Zeitpunkt, um die Debatte weiterzuführen. Wir werden uns in einer der nächsten Ausgaben von Zeitpunkt wieder mit den Bienen beschäftigen. Beat Hugi DIE MEISTER DEs WANDELS Seit April 2012 besuche ich begeistert den Masterstudiengang «Nachhaltige Entwicklung für Bildung und Soziales» am Zentrum für Agogik (zak) in Basel. Im Gegensatz zu universitären Studiengängen wird viel Wert auf den Einsatz des eigenen Verstandes und Herzens und das Engagement der Studierenden gelegt. Die Dozierenden sind selber mit viel Herzblut und nicht nur dem Intellekt dabei und unterstützen die Studierenden bei ihren eigenen Projekten. Diesen April startet der vierte Durchgang des Studiengangs. Bis jetzt war er ein Insidertipp, doch nun wächst das Bewusstsein, dass wir solches Wissen für eine gelingende Zukunft brauchen. Als Studierende werde ich an der zak in meinen Vorhaben gestärkt, bekomme das Wissen und die Werkzeuge, um eine lebendige, nachhaltige Zukunft mitzugestalten und kann versichern, dass dies auch noch viel Spass macht!
Zeitpunkt 124
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Leserbriefe
Leserbriefe@zeitpunkt.ch Die Inhalte sind ganz auf unsere Zukunft ausgerichtet: Nach dem Grundwissen von Anthropologie, Wissenschaftstheorie, Ethik, Führungsqualifikationen, Wissen über frühere grosse Transformationen der Menschheit und Analysen zum aktuellen ökologischen, sozialen und ökonomischen Krisenkomplex wird spezifisches Transformationswissen für Bildungs- und Sozialberufe, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Wissen und Fertigkeiten für die aktive Mitgestaltung des Übergangs in eine Nachhaltige Gesellschaft gelehrt. Hier finden sich die Informationen zum neuen Durchgang ab April 2014: www.zak.ch. Mirj Müller, Zürich UNBEKÖMMLICH «David und Goliath im Maisfeld» Frankoskop, ZP 123 «Die Spreu vom Weizen trennen» ist zwar Ihre journalistische Devise. Falls Sie diese Worte wirklich ernst nehmen, können Sie nicht die Publikation eines Artikels (Langzeitstudie mit Ratten) zulassen, der nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch bar jeglicher wissenschaftlichen Grundlage ist. Ratten sind nun einmal nicht Menschen, auch wenn die Forscher ihnen den GentechMais über ihre ganze Lebenszeit verfüttert haben! Schon diese Diskrepanz allein sollte einen logisch denkenden Menschen stutzig machen. Überdies funktionieren Stoffwechsel, Immunsystem usw. bei der Ratte – wie auch bei anderen Labortieren – völlig anders als beim Menschen. Und die Forscher räumen ein, dass die verwendete Rattenart im späteren Leben ohnehin zur Entwicklung von Tumoren neigt. Wo bitte ist da die wissenschaftliche Grundlage dieser Experimente? Im Artikel über die französischen Rattenversuche mit Genmais schreibt der Autor, dass bei den Tieren unter anderem Tumore und chronische Nierenprobleme aufgetreten seien. Solche Leiden sind nicht gerade ein Honigschlecken, besonders wenn man weiss, was der ehemalige Tierexperimentator und Psychologe Richard D. Ryder in seinem Buch
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Zeitpunkt 124
«Victims of Science» (London 1975) schrieb: «Leiden zu verursachen, angeblich um Leiden zu lindern, und Leben zu vernichten, angeblich um Leben zu retten, das sind Ansprüche, die sich selbst widersprechen. Noch zweifelhafter erscheinen solche Ansprüche, wenn man sich bewusst ist, dass irgendein eventuell daraus entstehender Nutzen eine blosse Hypothese darstellt. Der Versuch, das sichere Leiden von Tieren mit irgendeinem künftigen, vorderhand unsicheren Nutzen zu rechtfertigen, das ist ein Hasardspiel.» Eine Zeitschrift, die solche gedankenlosen, die Würde des Tiers missachtenden Beiträge publiziert, ist für mich nicht von Interesse. Schade für den Zeitpunkt, schade für die Leserschaft, denen ein derart unbekömmliches Menu serviert wird! Lislott Pfaff, Liestal IST DIE WAHRHEIT DER SPIRITUALITÄT AUCH RELIGION? Spiritualität und Politik, ZP 121 Wer Spiritualität für die Politik oder allgemein fordert, soll erklären, was er damit meint und es begründen. Beides vermisste ich im Zeitpunkt 121 / 122, ob Buddhismus, integrale Politik oder Piratenpartei. Ihre Ideologie oder religiöser Gehalt, bzw. der der Aufklärung, die als Gegenmodell zu den Religionen gehandelt wird, werden nicht diskutiert. Was beim Meditieren als «Etwas» ausserhalb von sich erfahren wird, kann «Göttlich» oder eine wörtlich zu nehmende Selbsterfahrung sein. Wir werden es nie wissen, bzw. beweisen können. Wissenschaftlich gilt, was nicht zu beweisen ist, ist nicht zu widerlegen, auch religiöse Inhalte. Jede Aussage zur Wahrheit religiöser Aussagen ist eine Behauptung, eine Glaubensaussage. Das wissenschaftliche Argument gegen das Vorhandensein von Gott oder Göttinnen ist die Regel «Ockhams Rasiermesser»: «Von mehreren möglichen Erklärungen ein und desselben Sachverhalts ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.» Wenn alle Religionen «gleich» sind, weil sie sich auf das «Gleiche» beziehen, sind alle Unterschiede völlig unwichtig für Religionen, sind sie nur «Techniken» und
so hinfällig. Jesus wäre anstatt Gekreuzigter für die Schulden anderer ein weiser Mann wie Gandhi, Buddha, etc. Religionen lassen sich als psychische, bzw. soziale Phänomene interpretieren, doch dies sollte auch nicht mit widerlegen verwechselt werden. Es gibt viele solche Aussagen, die unreflektiert gemacht werden, wahrer oder toleranter werden sie dadurch nicht. Aufklärung verlangt einen Staat, der nicht religiös begründet ist. Es sollen Regeln gelten, deren Begründung nicht verlangt wird, was jedoch ausgeblendet wird. Mir ist keine Publikation bekannt, die dies behandelt. Da es keine Letztbegründungen gibt, basieren alle Normen und Gesetze letztlich auf einem Willen, der auf unserem (kollektiven) subjektiven Weltbild basiert, ob in Diktaturen oder Demokratien. Ein Weltbild ist ein Luftschloss auf den Sand unserer (unbewussten) Erfahrungen gebaut, ob religiös oder nicht, spielt keine Rolle. Dies sollte transparent gemacht werden. Religiöse Menschen wird man nicht überzeugen können – das liegt in der Logik des hier Beschriebenen. Man sollte einen sinnvollen Umgang damit finden. Alex Bauert, Bern
Natürlich freuen wir uns auf Ihre Inputs. Schreiben Sie uns, wenn Ihnen etwas missfällt, auffällt, einfällt oder auch nur entfallen ist. Diese Leserbrief-Spalten sind für Sie da. Ihre Post kommt bei uns per E-Mail an redaktion@zeitpunkt.ch sehr gut an. Aber auch Briefe sind uns willkommen: Redaktion Zeitpunkt, Werkhofstrasse 19, CH-4500 Solothurn. Sollten Sie Lust auf mehr Zeitpunkt verspüren, fordern Sie als Abonnentin oder Abonnent auf www.zeitpunkt.ch einmal zur Probe zusätzlich unseren digitalen Newsletter an. Oder buchen Sie wenigstens ein eigenes Zeitpunkt-Abonnement.
Verlagsmitteilung
Schon das Titelbild des letzten Zeitpunkt stammte von ihm. Und auch in dieser Ausgabe finden sich neben dem Cover verschiedene seiner Illustrationen. Der erst 26-jährige, in Manila/Philippinen geborene und lebende, Michael Vincent Manalo ist der Sohn von spanisch-amerikanischen Eltern philippinischer Herkunft. Nach einem Bachelor in Krankenpflege 2007 wandte sich der Autodidakt der Illustration und der digitalen Bildkreation zu.
Seine Arbeiten wurden bereits in seinem Heimatland, aber auch in Polen und England ausgestellt. Seine Spezialität ist die Kombination von fotografischen und illustrativen Elementen. Er gehört einer Generation an, für die das Arbeiten mit dem Computer selbstverständlich ist. Inhaltlich, so sagt er, sucht er Bilder, die möglichst starken, lebendigen Szenen zwischen Realität und Traum Ausdruck verleihen. Widersprüchlichkeiten und Spannungen zu erzeugen ist sein deklariertes Ziel. Alle im Zeitpunkt gezeigten Illustrationen sind Erstveröffentlichungen im deutschen Sprachraum. Michael Vincent Manalo hat, wie bei vielen Jungen üblich, nicht nur eine Webadresse, wo man seine Werke findet, sondern deren mehrere. Interessierte googeln bitte seinen Namen und stossen sofort auf seine Kreationen. Walter Keller
Gutscheine zum Reisen gewonnen In der letzten Zeitpunkt-Ausgabe 123 liess der Zürcher Reisespezialist «delSolar/ InSpiration – Reisen der Achtsamkeit» zusammen mit dem Zeitpunkt-Verlag fünf Gutscheine im Wert von je 300 Franken verlosen. Aus den zahlreich eingegangenen «Bewerbungen» zogen die beiden Glücksfeen Hannah Willimann und Karin
De
Bill diese Gewinnerinnen und Gewinner: Esther Meyre aus Riehen, Jörn Ambs aus Waldkirch/A, Daniel Steinemann aus Waldstatt, Vreni Stohler aus Zürich und Martin Prölss aus Bellach. Die Reisegutscheine werden Ihnen zugeschickt. Wir gratulieren und wünschen gute Reise! zp
punkt:
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s nich t e n» m n, die e iel schlauer, «Altlas e r e iff r d r g o e r Altv D er B igen v mt ir Heut re ck d e er stim es der D weitens sind w ganisiert. Ab daran, or n. Z damp f b e sser w us s te mit Voll sich dann er un d t h h c ic is n g ökolo denen ind wir klich? S r fen? – ren, mit das wir n zu produzie mschlagen dü den. e u t r we r he Neulas age sein h f ahren L c a r e N d e r in t, un s e d az u pril zeig ie denn E nde A n Wenn s o v t k n von itpun h s te Ze Altlaste Der näc wir heute die . n e wo vergrab m o r ge n
Foto: Hans-Peter Siffert
Michael Vincent Manalo
Abonnentin des Monats
Meret Bissegger
Die Naturköchin Meret Bissegger lässt sich den Zeitpunkt seit Juli 2004 ins Tessin schicken. In die Casa Merogusto in Malvaglia. Für sie und ihren Freund Roger Staub. Sie habe damals wohl eine Ausgabe bei Freunden gesehen und darin geblättert. «Das hat mich gleich angesprochen. Da kann ich etwas lernen.» Sie schätze die Denkanstösse, «die Klarheit, die ich daraus gewinnen kann.» Nicht, dass sie alle Texte gleich aufmerksam lesen würde. «Ich wähle mir das aus, was mich interessiert. Kommt mir etwas zu esoterisch daher, blättere ich weiter.» Sie finde aber in jeder Ausgabe «Futter für den Fundus meiner Ideologie, ein bisschen mehr Wissen, wie die Welt läuft und über die neue Gedankenwelt, um sie zum Positiven zu verändern.» Meret Bissegger hat keinen Fernseher. Sie liest während des Jahres aus Zeitmangel kaum vertiefende Bücher. Umso mehr schätzt sie die kleinen Inputs und Informations-Portionen aus jenen Zeitschriften, die sie abonniert hat. Zum Beispiel eben auch aus dem Zeitpunkt. Die neusten Ausgaben stapeln sich jeweils mit den andern Publikationen auf einem schrägen Stapel neben dem Bett. Oder in der Küche. Vor kurzem war sie noch in den Ferien in La Gomera: «Ich darf es fast nicht laut sagen: für vier Wochen. Ich konnte endlich wieder ein paar Bücher zu lesen. Das war sehr schön.» Der Zeitpunkt war trotzdem dabei. Für die Reise. Ihr eigenes Buch ist 2011 im Aargauer ATVerlag erschienen: «Meine wilde Pflanzenküche – Bestimmen, Sammeln und Kochen von Wildpflanzen». Zur Buchmesse 2012 verlieh ihm die «Gastronomische Akademie Deutschlands E.V» gar eine Goldmedaille. bh Mehr zu Meret Bissegger, der «Cucina naturale di Meret», ihren Kochkursen und «Tavolatas» in der Casa Merogusto lesen Sie hier: www.meretbissegger.ch
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! t f f a h c s e G
Der lange Weg zur Quelle des Lebens
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s begann mit einem grossen Verlust: Einer unserer zwei Söhne starb mit 22 Jahren an Krebs. Das war sehr schwer. Ein paar Monate später, im Frühjahr 1989, ich war 47 Jahre alt, hörte ich im Traum dreimal hintereinander dieselbe Botschaft: «Margrit, jetzt sind es nicht mehr deine Kinder, nicht mehr deine Familie. Jetzt kommen Andere.» Wer mochten die Anderen sein? Im Herbst bekam ich die Antwort. Eine syrisch-orthodoxe Flüchtlingsfamilie aus Syrien sollte die Schweiz wieder verlassen. Die Frau weinte nach dem Gottesdienst und ich hörte die Pfarrerin sagen: «Wir werden für euch beten.» – «Vielleicht kann man ja auch noch etwas Konkretes tun», dachte ich und spürte fast körperlich, dass ich angesprochen war. Noch am selben Sonntagnachmittag besuchte ich die Familie. Natürlich fragten sie nach meinen Kindern. Ich konnte meine Tränen nicht verhindern, als ich Samuels Sterben erwähnte. Dann geschah das Wunder, das mir seither die Herzen der asylsuchenden Menschen immer wieder geöffnet hat. Mit grossen Augen sagte die Frau voll Anteilnahme: «Dann weisst du, was es bedeutet, ein Kind zu verlieren. Du bist eine wie wir …». Sagte es und umarmte mich. Von einem Asylverfahren hatte ich damals keine Ahnung und dachte, dass es mit einem gut formulierten Brief und ein paar Unterschriften getan sei. Weit gefehlt. Es brauchte eine Beschwerde, die von 1800 Menschen unterstützt wurde. An Weihnachten wurden wir zu einem Banquet républicain bei Peter und Heidi Zuber eingeladen, den unabhängigen Flüchtlingshelfern, die es gewagt hatten, 300 von der Ausschaffung bedrohte tamilische Menschen zu verstecken. Ein solches Banquet républicain knüpfte an die napoleonischen Zeiten an, in denen öffentliche Protestversammlungen verboten waren. Darum lud man prominente Leute wie Adolf Muschg, Mario Botta oder Otto F. Walter und Journalisten zum Essen ein. Ich geriet in eine asylpolitisch engagierte Szene, und bald suchten mehr bedrohte Menschen aus verschiedensten Ländern meine Hilfe.
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Zeitpunkt 124
von Margrit Dieterle
«Madame, s’il vous plaît, rappelez-moi!» 17 Jahre später hörte ich auf meinem Telefonbeantworter eine gebrochene, verzweifelte Stimme. Meine Erfahrung in der Telefonseelsorge sagte mir: Das duldet keinen Aufschub. Ich rief zurück und traf mich wenig später mit dem Unbekannten aus Afrika. Gabriel, ein Asylsuchender, der meine Telefonnummer von der Seelsorgerin des Zentrums in Vallorbe erhalten hatte, humpelte mir in einem traurigen Zustand entgegen: Kaum verheilte Wunden, schlecht vernähte Platzwunden, ausgeschlagene Zähne, ein von einem Gewehrkolben zerquetschter Fuss und eine Lebensflamme, die kurz vor dem Erlöschen war. Später begleitete ich ihn zur Befragung beim Bundesamt für Migration. Der Beamte kannte das Land und offenbar auch das Flüchtlingslager, in dem der am Tisch zusammengesunkene Mann ein Jahr lang vegetiert hatte. Er stellte präzise, wissende Fragen und war nicht erstaunt über die genauen, aber entsetzlichen Antworten. Nach einer Stunde waren alle Beteiligten am Ende ihrer Kräfte. Der Beamte sicherte Gabriel politisches Asyl zu. Aufatmen für’s erste. Eine Wohnung war jedoch nicht zu finden. So kam es, dass ich Gabriel zwei Jahre lang bei mir zuhause pflegte. Stundenlang hörte ich seinen schrecklichen Geschichten zu, machte mit ihm hie und da einen Ausflug, bis sich sachte die Lebenskräfte wieder regten. 2008 reiste ich mit Gabriel erstmals nach Bénin, wo er auch die Überlebenden seiner Familie wieder fand. Ich kaufte ein Stück Land und schenkte es ihm. Er realisiert inzwischen darauf seinen Lebenstraum, während ich als Präsidentin des Vereins Source de vie Schweiz das nötige Geld beschaffe. So entsteht in Bénin das Ausbildungszentrum für handwerkliche Berufe «ONG source de vie», das armen Jugendlichen das Rüstzeug für eine berufliche Zukunft vermittelt und damit ein würdiges Leben im eigenen Land ermöglicht. Unser kleines Hilfswerk lebt vom Engagement und davon, dass der Funke neue, jüngere Herzen erreicht. Das ist die Hoffnung, die ich mit diesem Bericht verbinde. Protokoll: Christoph Pfluger Margrit Dieterle (*1941) ist von Haus aus Logopädin, seit 1989 unabhängig in der Betreuung von Asylsuchenden tätig und Gründerin des Vereins «Source de vie Schweiz». Im August erscheint unter dem Titel «Eine wie wir» ein Buch über ihre Erfahrungen in der Asylarbeit und die bewegende Geschichte von Gabriel und der «ONG source de vie». Kontakt: Verein Source de vie Schweiz, c/o Margrit Dieterle, Wässermattweg 4, 5036 Oberentfelden, Tel. 062 723 03 07. www.ong-source-de-vie.ch; Konto: IBAN: CH64 8069 8000 0117 0750 2, Raiffeisenbank Kölliken-Entfelden