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Editorial

WASSERKRAFT ALS TEIL DER LÖSUNG SEHEN

Waren wir knapp dran am gefürchteten Blackout an diesem 8. Januar? Durchaus möglich. Fest steht, dass Europas Stromnetz sich in einem sehr heiklen Moment als erwartet stabil erwiesen hat. Die Notfallmechanismen griffen innerhalb weniger Sekunden, und eine Stunde später war der ganze Spuk schon wieder vorüber – die Netzfrequenz hatte wieder ihre „Flughöhe“ von 50 Hz erreicht. Ungeachtet der Ursachen dieses bedrohlichen Frequenz- abfalls (siehe S28) wurde eines dabei wieder offensichtlich: Ohne Wasserkraft geht es nicht. Österreichs Wasserkraftwerke lieferten gemeinsam mit einigen Gaskraftwerken innerhalb weniger Sekunden die erforderliche zusätzliche Energie, um das Netz zu stützen und vor dem drohenden Ausfall zu bewahren. Das kann keine andere Form der Erneuerbaren. Und sollte es tatsächlich einmal zu einem Blackout kommen, werden es ebenfalls Wasserkraftwerke sein, die unser Stromnetz wieder aufbauen. Auch in dieser Hinsicht steht die Wasserkraft singulär. Wäre dies nicht alleine ein Grund für Europas Politiker, in aller Öffentlichkeit einmal eine Lanze für die Wasserkraft zu brechen? Ich finde ja. Speziell in Zeiten, da Umwelt-NGOs sich gegenseitig mit medialen Anwürfen gegen kleine und große Wasserkraft überbieten. In diesem Zusammenhang wäre auch die vom Deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte MicBin-Studie (siehe S46) erwähnenswert. Ein aktuelles Forschungsprojekt, in dem die Entsorgung von Plastikabfällen im bayerischen Donaugebiet unter die Lupe genommen wurde. Das Resümee der Forscher: Der Beitrag der Wasserkraftwerke für die Entsorgung des anfallenden Makroplastik im bayerischen Donaueinzugsgebiet – immerhin Mengen bis zu 350 Tonnen pro Jahr– ist signifikant, liegt bei etwa 84 Prozent. Ein mehr als erwähnenswerter Zusatznutzen, den Europas Wasserkraftwerke neben ihren anderen Funktionen, wie der CO2-freien Energieerzeugung, der Grundwasserstabilisierung, oder dem Hochwasserschutz für die Allgemeinheit liefern. Eine europaweite Studie zu diesem Thema wäre wohl mehr als wünschenswert. Besonders ausgeprägt ist mittlerweile die Skepsis und der lokalpolitische Gegenwind für die Kleinwasserkraft am Balkan. Geschuldet ist dies in erster Linie dem Umstand, dass immer wieder von unseriösen Investoren zu lesen war, die weniger an einer nachhaltigen Lösung als an einem schnellen Gewinn interessiert waren. Bedauerlicherweise ist damit eine ganze Branche in Verruf geraten. Dass es eben auch ganz anders geht, bewies die Kelag-Tochter Interenergo, die kürzlich in Montenegro ein nachhaltig konzipiertes Kleinkraftwerk realisierte. (siehe S24) Ein ganzes Jahr hatten die Verantwortlichen im Vorfeld investiert, um die lokale Bevölkerung, die Anrainer, die Gemeinden von dem Projekt zu überzeugen und gemeinsame Synergien zu erarbeiten. Letztlich wurde eine Muster-Anlage geschaffen, die hoffentlich wieder zu einem Meinungsumschwung beiträgt. Im Vordergrund der aktuellen zek HYDRO steht diesmal das große Thema Ökologie, wir haben für die erste Ausgabe dieses Jahres das Schwerpunktthema „ökologische Durchgängigkeit“ gewählt. Wir bringen einen Überblick über das europaweite Projekt „FIThydro“ unter der Leitung der Technischen Universität München (siehe S50). In diesem Rahmen wird ein Gefährdungsindex für Fischarten, Simulationen der Fischwanderung und ein frei verfügbares Onlinetool für die Kraftwerksplanung entwickelt. Besonders spannend erscheint auch der neuartige Fischschutz an Wehranlagen – der FishProtector, der nun erstmalig im Rahmen eines Pilotprojekts an einem Wertach-Kraftwerk in Bayern installiert wurde (siehe S55).

Abschließend möchte ich mich wieder bei allen bedanken, die am Entstehen der vorliegenden Ausgabe mitgeholfen haben. Ich darf Ihnen, liebe(r) Leser(in) eine gute Zeit mit der neuen zek HYDRO wünschen.

Ihr Mag. Roland Gruber (Herausgeber) rg@zekmagazin.at

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