4 minute read

Kraftwerks-Revitalisierung kann fortgeführt werden KW HÄUSLING

Mitte April traf der überarbeitete und vollständig sanierte Wellenstrang samt Turbinenlaufrad wieder beim Tiroler Traditionskraftwerk Häusling im Zillertal ein. Nach einem Corona-bedingten Zwischenstopp können nun die finalen Installations- und Wiederinbetriebnahmearbeiten fortgesetzt werden. Foto: VERBUND

REVITALISIERUNG DES KRAFTWERKS HÄUSLING KANN FORTGESETZT WERDEN

Seit 2019 werden beim Pumpspeicherkraftwerk Häusling im Zillertal Revitalisierungsmaßnahmen umgesetzt. An beiden großen Maschinensätzen werden die Pumpen, Turbinen und Generatoren aus den späten 1980er Jahren modernisiert und damit der Wirkungsgrad erheblich gesteigert. Die Arbeiten waren durch Maßnahmen zur COVID-19-Vorsorge ins Stocken geraten, können nun aber fortgesetzt werden – auch dank Unterstützung der heimischen Politik. Insbesondere Europaministerin Karoline Edtstadler und Staatssekretär Magnus Brunner haben sich massiv für eine rasche Lösung eingesetzt. „Es ist dem Einsatz führender politischer Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger zu verdanken, dass der Wellenstrang aus Italien kommend im Zillertal angeliefert werden konnte. Das Kraftwerk Häusling kann daher bald wieder seinen Beitrag zur sicheren, sauberen und leistbaren Stromversorgung in Österreich erbringen“, zeigt sich VERBUND-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber erfreut über die Unterstützung der heimischen Politik.

Im Jänner 2020 wurde das Herzstück der Turbine 2, der Wellenstrang mit Turbinenwelle und Laufrad, ausgebaut und zur Überarbeitung zu einem Spezialunternehmen nach Norditalien transportiert. Aufgrund der extremen Betroffenheit dieser Region durch die COVID-19 Pandemie, kam es knapp vor der Fertigstellung des Wellenstranges für Häusling zur Betriebsschließung. Wegen der großen Bedeutung des Pumpspeicherkraftwerks für die Versorgungssicherheit Österreichs setzten sich hochrangige Politiker, federführend Staatssekretär Magnus Brunner, für die Fortführung der Arbeiten ein. So konnten die Experten in Italien mit einer Sondergenehmigung die Arbeiten in der Karwoche wieder aufnehmen und mit den erforderlichen Tests abschließen. In der vergangenen Woche verließ schließlich der 10 Meter lange und 55 Tonnen schwere Wellenstrang auf einem Spezial-LKW das Werk in Italien – begleitet von einer Polizeieskorte. Nur einen Tag später, am 15.4.2020, traf der Transport beim Kraftwerk Häusling ein, wo umgehend mit den Vorbereitungen für den Einbau begonnen wurde.

Die Staumauer der Sperre Zillergrund ist als doppeltgekrümmte Bogengewichtsmauer ausgeführt. WICHTIG FÜR DIE STROMVERSORGUNG Das Kraftwerk Häusling ist ein Pumpspeicherkraftwerk und damit wichtiger Teil der

Foto: VERBUND

sicheren Stromversorgung Österreichs aus erneuerbaren Quellen. Es ist Teil der Grünen Batterie in den Alpen, die Strom speichern und dann zur Verfügung stellen kann, wenn er gebraucht wird. Diese Flexibilität macht Pumpspeicherkraftwerke zu idealen Partnern für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne. Zudem sorgen sie für Stabilität im Stromnetz, indem sie Schwankungen ausgleichen. Karl Heinz Gruber und Michael Amerer, die beiden Geschäftsführer der VERBUND Wasserkraft, unterstreichen die besondere Bedeutung der Pumpspeicherkraftwerke: „Die Wasserkraft ist gerade in Zeiten wie diesen ein stabiler, verlässlicher Faktor und gibt Sicherheit. Um diese Sicherheit aufrechtzuerhalten investieren wir laufend in die Modernisierung unserer Anlagen – als unseren Beitrag zur Erreichung der heimischen Klima- und Energieziele. Gerade das Kraftwerk Häusling leis tet seit vielen Jahren als eines der leistungsstarken Pumpspeicherkraftwerke wertvolle Dienste im Sinne der Versorgungssicherheit. Daher sind wir froh, dass die Turbine trotz der Einschränkungen im grenzüberschreitenden Verkehr den Weg ins Zillertal gefunden hat. Allen die Foto: Glanzer das unterstützt und ermöglicht haben, danken wir sehr.“

ÜBER DAS PROJEKT Das Kraftwerk Häusling wurde 1988 in Betrieb genommen. Seine Leistung vor der Revitalisierung betrug 360 MW bei einer Jahreserzeugung aus natürlichem Zufluss von rund 187 Millionen Kilowattstunden Strom. Das Wasser für das Kraftwerk wird im Speicher Zillergrund gespeichert.

Mittlerweile sind die Montagearbeiten im Krafthaus wieder im vollen Gange. Nach erfolgreichem Abschluss der Arbeiten wird das Kraftwerk im Jahr rund 2 GWh mehr Strom produzieren. Die Montage des sanierten Wellenstrangs erfordert Know-how und auch ein gewisses Feingefühl.

Foto: Glanzer

Foto: VERBUND

Foto: VERBUND

Durch die Wirkungsgradsteigerung wird das Kraftwerk jährlich rund 2 Millionen Kilowattstunden Strom aus natürlichem Zufluss mehr erzeugen können. Die Leistung der Pumpen wird durch die Revitalisierungsmaßnahmen um ca. 15 Prozent, jene der Turbinen um ca. 10 Prozent gesteigert. Trotz aller Erschwernisse durch die COVID-19 Pandemie wird die Inbetriebnahme des zweiten Maschinensatzes im Sommer 2020 erwartet. Insgesamt investiert VERBUND rund 20 Mio. Euro in die Modernisierung des Pumpspeicherkraftwerks Häusling.

Über das Kraftwerk Häusling

Das Kraftwerk Häusling wurde in einem Zeitraum von 1974–1988 im Tiroler Zillertal errichtet. Bislang lieferte das Pumpspeicherkraftwerk im Jahr rund 179,4 Mio. kWh. Der Ausbaudurchfluss beträgt 65 m 3 /s, die mittlere Fallhöhe 696 m. Das Wasser bezieht das Kraftwerk aus dem Stausee Zillergründl, der mit einem Nutzvolumen von 86,7 Mio. m 3 zu einem Jahresspeicher ausgebaut ist. Das Wasser strömt durch einen 7,6 km langen Stollen vom Speicher zum Kraftwerk Häusling und danach durch einen 8,5 km langen Stollen zum Stillup Speicher. Das Krafthaus Häusling wurde mit seiner Längsseite in den steil abfallenden Felshang hineingebaut. Die größte Höhe des Krafthauses beträgt fast 64 m. Das rund 40 m tiefe Schachtbauwerk besteht aus einem freistehenden Stahlbeton-Zylinder mit einem Außendurchmesser von 32,8 m. Im Krafthaus sind 2 Maschinensätze mit vertikaler Welle (Gesamthöhe rund 40 m) und einer Engpassleistung von zusammen 360.000 kW installiert, die aus je einem Motorgenerator, einer Francis-Turbine sowie einer 2-stufigen, 1-flutigen Foto: Glanzer Foto: VERBUND Pumpe und einem hydraulischen Wandler bestehen. Der erzeugte Strom wird über eine SF6-gasisolierte 220-kV-Innenraumschaltanlage und über die 220-kV-Freileitung zur Freiluftschaltanlage Mayrhofen übertragen. [Quelle: VERBUND]

This article is from: