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Wenn das Ergebnis mehr ist als die Summe der einzelnen Teile INTERVIEW ELIN

Seit 1. Mai dieses Jahres offiziell vereint: ELIN Motoren GmbH und Voith. ELIN Motoren wird dabei als Markenname erhalten bleiben.

Foto: ELIN Motoren

WENN DAS ERGEBNIS MEHR IST ALS DIE SUMME DER EINZELNEN TEILE

Seit 1. Mai 2020 ist die ELIN Motoren GmbH zu 70 Prozent Teil der der deutschen Voith Gruppe. 30 Prozent des Unternehmens verbleiben im Besitz des langjährigen Geschäftsführers KR Ing. Franz Hrachowitz. Nachdem der Kaufvertrag bereits Ende letzten Jahres unterzeichnet worden war, konnte man nach Erhalt sämtlicher behördlicher Genehmigungen die Übernahme erfolgreich abschließen. Das österreichische Hightechunternehmen für elektrische Motoren und Generatoren liefert die ideale Ergänzung zu den industriellen Antriebslösungen von Voith. Dabei soll ELIN Motoren allerdings unternehmerisch unabhängig bleiben und weiterhin unter der etablierten Marke am Markt auftreten. Welche Chancen und Perspektiven diese neue Verbindung für die Traditionsmarke ELIN Motoren eröffnet, darüber haben wir mit dem neuen CFO, Robert Schuhmayer, gesprochen.

zek HYDRO: Herr Schuhmayer, warum hat man sich entschieden, den Markennamen ELIN Motoren auch nach der Akquise weiterzuführen? Schuhmayer: Die Gründe dafür sind für uns ganz klar: ELIN Motoren wurde 1892 gegründet und kann somit eine fast 130-jährige Industriegeschichte vorweisen. Das Markenimage ist ein sehr, sehr gutes. Kunden assoziieren mit ELIN Motoren gleichzeitig Tradition und Innovation, Qualität und hohe Zuverlässigkeit. Das gilt es natürlich zu erhalten. Andererseits muss man natürlich auch einräumen, dass für Voith der Bereich Elektromotoren ein großes Potenzial für Synergien bot. zek: Bringt diese lange Industrietradition am Standort in Weiz nicht auch große Verantwortung mit sich? Schuhmayer: Ja, natürlich. ELIN ist mit Weiz inzwischen fast untrennbar verbunden, die Bedeutung des Unternehmens für die Stadt entsprechend groß. Darum war und ist es auch so wichtig, dass der neue Eigentümer ganz ähnlich denkt, dass er als großes, fest verankertes Familienunternehmen ähnlich traditionsverbunden wie ELIN plant und auftritt.

Foto: ELIN Motoren

Foto: DAV

Robert Schuhmayer steht als neuer CFO dem administrativen Bereich von ELIN Motoren vor.

Fotos: zek

Die Referenzliste erfolgreicher Wasserkraftprojekte ist lang. Von links nach rechts: KW Winkeltal (T), Rellswerk (Vb), KW Hallstadt (OÖ), KW Dientenbach (S)

zek: Es scheint so, als würden die beiden Undieser ersten Verschmelzungsphase begleiten Alle Standorte sind ins ELIN-Qualitätsmaternehmen sehr gut zueinander passen? kann. Wir bleiben also vollkommen eigennagementsystem eingebunden. Auf diese Schuhmayer: Das kann man uneingeständig mit dem etablierten Markennamen Weise können wir die Qualität liefern, die schränkt so sagen. Zum Teil haben sich beide ELIN Motoren, sind aber vollständig im unsere Kunden sich von uns erwarten. Unternehmen über Jahrzehnte bei denselben Mutterkonzern Voith integriert und erhalten zek: Was würden Sie als die starke Seite von Kunden bewegt, ohne dass sich die jeweiligen damit Zugriff auf die weltweite VertriebsorgaELIN Motoren bezeichnen? Produkte je überlappt hätten. Für eine Unternisation von Voith Turbo. Schuhmayer: ELIN hat es schon immer vernehmensakquise gibt es keine bessere Vorauszek: Gilt dies auch für die anderen Standorte standen, als Maßschneider für elektrische setzung, weil eine perfekte Ergänzung vorvon ELIN Motoren? Maschinen aufzutreten und Speziallösungen liegt. Damit besteht anzubieten, die über auch keine Notwendig„ELIN hat es schon immer verstanden, als Maßschneider für den Standard hinkeit, Bereinigungen im elektrische Maschinen aufzutreten und Speziallösungen anzuausgehen. Genau Angebotsportfolio vorbieten, die über den Standard hinausgehen. Das liegt in der das liegt in der zunehmen. Wir haben DNA von ELIN“ [Robert Schuhmayer, CFO bei ELIN Motoren GmbH] DNA von ELIN. sehr gute Chancen, geWir liefern maßgemeinsam weiterwachsen zu können. Schuhmayer: Die Standorte bleiben wie geschneiderte Lösungen für individuellen Anzek: Und ELIN Motoren behält seine Eigenhabt: Das gilt natürlich für den Standort forderungen des Kunden – und das in maxiständigkeit? Weiz, unsere Zentrale mit dem Technologiemaler Qualität. Und in dieser Philosophie Schuhmayer: Ja. So lautet das erklärte Ziel. zentrum, mit Entwicklung und Prüfstand. ergänzen wir uns natürlich perfekt mit Voith. Die Voith Gruppe hat ELIN zu 70 Prozent Das Motor- und Generatorprüffeld gilt nach zek: Können Sie das etwas näher erläutern? übernommen. Die restlichen 30 Prozent bleiwie vor als eines der größten in Europa. Das Schuhmayer: Voith gilt weltweit als ein fühben beim langjährigen Gesellschafter KR Ing. gilt auch für unsere Standorte Ungarn, wo die render Technologie-unabhängiger Lieferant Franz Hrachowitz. Ihm war es ein großes Anstahlbauliche Seite abgedeckt wird, und den von Antriebssystemen. In der Branche ist die liegen, dass er weiter im Unternehmen bleibt Standort Bosnien-Herzegowina, wo die lohnklassische Antriebstechnik von Voith als und die aktuelle Business-Transformation in intensiven Tätigkeiten durchgeführt werden. hochwertig und innovativ bekannt. Aller

Die Schleuse Trier im September 2016 - Nachtaufnahme der Auch im kürzlich in Betrieb genommenen Pumpspeicherkraftwerk Bauaurbeiten zur Errichtung einer zweiten Schleusenkammer. Diessbach (Salzburg) setzen die Betreiber auf das Know-how von ELIN.

Foto: zek Über ELIN Motoren Die ELIN Motoren GmbH mit Hauptsitz Weiz beschäftigt insgesamt rund 1.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von circa 120 Millionen Euro. Das Unternehmen produziert elektrische Motoren und Generatoren in Kleinserie sowie individuelle Lösungen für Industrieanwendungen. Dabei fokussiert sich ELIN Motoren auf elektrische Maschinen, Motoren im Niederspannungs-, Mittelspannungs- sowie Hochspannungsbereich und Generatoren, insbesondere für die Windenergie sowie die dezentrale Energieerzeugung. Mit seinem Produktportfolio bedient das Unternehmen die Zielmärkte Windenergie, Kunststoff, Tunnel und Bergbau, Öl und Gas, Anlagenbau sowie Kraftwerke.

Fotos: Archiv zek

KR Ing. Franz Hrachowitz hält 30 Prozent an ELIN Motoren GmbH und ist somit Miteigentümer des Hightech-Unternehmens in Weiz.

Foto: Glanzer

Das Maschinenhaus fügt sich nicht nur aufgrund der geschmackvollen Optik bestens in das Naherholungs- und Wohngebiet im Zentrum von Gravellona Toce am Lago Maggiore ein, sondern auch aufgrund der getroffenen Lärmschutzmaßnahmen, wodurch vom Kraftwerksbetrieb kaum etwas nach außen dringt.

Mit dem Vertriebsnetz von Voith kann ELIN Motoren nun seine Service-Dienstleistungen weltweit anbieten. DI Wolfgang Landler, CEO von ELIN Motoren GmbH, ist Vorsitzender der Geschäftsführung und leitet den operativen Bereich des Unternehmens.

dings ist der Trend im Markt klar erkennbar: Es geht weg von der Verbrennungsmotor- Technologie hin zur Elektrifizierung. Nehmen Sie nur das Beispiel der elektrifizierten Busse, die stetig mehr werden. Gemeinsam mit ELIN ist Voith nun in der Lage, eine Elektrifizierung des Antriebstranges zu bieten. Auf diese Weise werden wir zu einem Systemanbieter. Unser Ziel ist es, dabei auch Neues zu entwickeln. Das beste Beispiel dafür ist unser neuer elektrischer Schiffsantrieb – eine Kombination aus einem Schneider-Propeller mit einem Permanentmagnet-Generator von Elin. Der Antrieb wurde bereits verkauft, und das Feedback vom Markt ist ausgezeichnet. zek: Kommen wir zum Bereich Hydro: Wo sehen Sie hier die Entwicklungsmöglichkeiten im Verbund mit Voith?

Im Tiroler Kraftwerk Stanzertal sorgen drei leistungsstarke ELIN-Generatoren für eine zuverlässige Stromerzeugung.

Foto: zek

Schuhmayer: Wir sehen zwei wesentliche Entwicklungsfelder: Zum einen im Bereich der Systementwicklung. Das heißt, Voith Hydro liefert gemeinsam mit Elin Motoren perfekt auf den Kundenwunsch abgestimmte, komplette Systemlösungen – sozusagen alles aus einer Hand. Wir sind uns sicher, dass wir hier für unsere Kunden einen Mehrwert generieren können. Und zum anderen im Bereich der PMG-Technologie (Anm. PMG = Permanentmagnet-Generator), sowohl für den Wasserkraft- als auch für den Windkraftsektor. zek: In welchen Leistungsbereichen kann und wird ELIN also künftig seine Generatoren in der Wasserkraft anbieten? Schuhmayer: Wir sind in dieser Hinsicht sehr offen. Die Einschränkungen gibt uns weniger die Technologie, sondern vor allem der Maschinenpark vor. Bei Hydro-Generatoren gilt als limitierender Faktor die Krankapazität. Bei schnelllaufenden Maschinen können wir – abhängig von der Polzahl – Generatoren bis 65 MVA liefern. zek: In welchem Bereich kann Ihrer Meinung nach ELIN Motoren am meisten von Voith profitieren? Schuhmayer: Wir befinden uns gerade in der so genannten Post-Merger-Phase: In dieser Phase wird – wie bei jeder größeren Akquise – der Neuzugang sukzessive an den Mutterkonzern herangeführt. Und dies passiert über zwei Arbeitsstränge: zum einem über den administrativen Bereich und zum anderen über den Business-Bereich. Im administrativen ist es sehr sinnvoll, mögliche Synergien zu nutzen, wie etwa im IT-Bereich. Die andere Seite betrifft den Produktbereich: Jetzt haben wir vollständigen Zugang zum Vertriebs- und Servicenetz von Voith. Und das hat sich sehr schnell bemerkbar gemacht. Unmittelbar nachdem die Akquisition bekannt geworden ist, sind wir aus der ganzen Welt, etwa aus Chile, aus Indonesien oder den USA, kontaktiert worden, sowohl im Bereich Wasserkraft als auch im Bereich Schiffsmotoren. Das wird uns sicherlich sehr helfen, dass wir in Märkte hineinwachsen können, in denen wir aufgrund der zuvor eingeschränkten Vertriebskapazitäten nicht aktiv sein konnten. zek: Wo liegen derzeit die Prioritäten in der technischen Entwicklung? Schuhmayer: Aktuell stehen im Bereich technische Entwicklung die PMG ganz oben auf der Liste. Nicht nur für den Hydro-Bereich, sondern auch für den Windkraftsektor, in dem aktuell bereits Offshore-Leistungsklassen von 10 MW und mehr erreicht werden. Gerade hier gilt es, mit unserem Produkt von Anfang an dabei zu sein. zek: Wie lautet Ihr Fazit nun zu der Verschmelzung mit Voith? Schuhmayer: Ich sehe sie sehr positiv und glaube, dass das Ergebnis durchaus mehr ist als nur die Summe der einzelnen Teile.

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