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Wirtschaftliche und ökolologische Aufwertung für Fischach-Kraftwerk
NEUE LÖSUNG BRINGT WIRTSCHAFTLICHE UND ÖKOLOGISCHE AUFWERTUNG FÜR FISCHACH-KRAFTWERK
Im Rahmen des Ökologisierungsprojekts zur Wiederherstellung intakter Fließgewässerabschnitte und der Fischdurchgängigkeit konnte die ökologische Gesamtsituation an der Fischach in Lengfelden im Salzburger Flachgau erheblich aufgewertet werden. Die bewährte Schneckentechnik aus dem Hause Strasser & Gruber ermöglicht nicht nur eine exakte Restwasserdotation, sondern auch eine Auf- und Abwanderung der hier ansässigen Leitfischarten. Im Praxistest wurde dies anhand einer Feldstudie des Büros Umweltgutachten Petz mit der Bestnote 1 bestätigt.
Foto: Strasser
Die Wehranlage der ehemaligen Pappenfabrik DIETZ im Salzburger Flachgau war in die Jahre gekommen, eine Sanierung schien unvermeidbar. Darüber hinaus sah sich der Besitzer auch mit der Forderung nach Abgabe von Restwasser und der Errichtung einer Fischaufstiegshilfe konfrontiert. Vor diesem Hintergrund wurde 2015 eine Fischwanderhilfe in Form eines Vertical-Slot-Fischpasses ohne Restwassernutzung geplant und bei der Behörde eingereicht. In weiterer Folge hatte allerdings die Detailplanung ergeben, dass aufgrund der angrenzenden, steilen Böschung zur Straße die geplante Ausführung technisch kaum möglich ist und man auf diese Weise auch wirtschaftlich an Grenzen stößt. Für den Betreiber eine schwierige Situation. Nach eingehenden Überlegungen kam er schließlich zu der Überzeugung, dass das technische und finanzielle Risiko zu groß wäre. Als Alternative bot sich an, das Kraftwerk inklusive Wehranlage zu veräußern, lediglich das Wasserrecht blieb beim alten Besitzer. Übernommen wurde es schließlich von einem echten Branchenprofi, der Fa. Strasser & Gruber aus Mank bzw. Ramsau, ein bekannter Spezialist für Kraftwerksrevitalisierungen, Wasserkraftschnecken und Fischaufstiegsschnecken.
Im Zuge der Kraftwerksrevitalisierung des KW Dietz ist die Durchgängigkeit an der Fischach wieder möglich. Die Wasserkraftschnecke von Strasser/ Rehart hat eine Fallhöhe von 3,7 m und produziert mit einer konstanten Restwassermenge von 1,2 m3/s im Regeljahr rund 250.000 kWh CO2-freien Strom.
NEUER PLAN, NEUES KONZEPT
Bereits 2017 hatten die Verantwortlichen von Strasser & Gruber den Standort besichtigt und hatten damals schon Ideen, wie sich eine Fischdurchgängigkeit an diesem schwierigen Standort optimal und wirtschaftlich verträglich umsetzen ließe. Konkret wurde die Anlage dann derart umgeplant, dass eine Restwasserschnecke mit 1,2 m3/s konstantem Durchfluss und eine Fischaufstiegsschnecke für den Leitfisch Barbe mit einer Bemessungslänge von 70 cm für die Überwindung der 3,7 m Gefällestufe zum Einsatz kommen. Bei der Behörde wurde zusätzlich um Erhöhung der Konsenswassermenge um diese 1,2 m3/s angesucht. Gegen Ende 2017 konnte mit den Bauarbeiten an der Wehranlage begonnen werden. Diese gestalteten sich auch bei der neuen Variante schwierig, weil die Unterbringung von Restwasserschnecke
Technische Daten
Hauptturbine • Ausbauwassermenge: 2,5 m3/s • Fallhöhe: 6,5 m • Leistung: 140 kW • Jahresarbeit: 700.00 kWh • Generalsanierung: SGW/ Jank Restwasserschnecke • Ausbauwassermenge: 1,2 m3/s konstant • Fallhöhe: 3,7 m • Leistung: 34 kW • Jahresarbeit: 250.000 kWh • Generalsanierung: SGW/ Rehart Fischaufstiegsschnecke • Durchmesser: 1 m • Länge: 11 m • Drehzahl: 7 U/min • Leitfisch: Barbe 70 cm • Leistungsbedarf: 1 kW • Hersteller: SGW/ Rehart Die Restwasserschnecke im Bild links hat eine Leistung von 34 kW. Die Fischaufstiegsschnecke im Bild rechts befördert die Fische mit 7 U/min ins Oberwasser und verbraucht dabei lediglich 1 kW Leistung.
Foto: Strasser
und FAS mit einer Bauwerksbreite von insgesamt 5 m im schmalen Streifen zwischen Fischach und Straße erfolgen musste. Mit der Erfahrung und dem Know-how der Branchenprofis ließ sich diese Herausforderung dennoch gut meistern.
LEISTUNGSTEIGERUNG TROTZ RESTWASSERVORSCHREIBUNG
Der Wehrkörper wurde einer Betonsanierung unterzogen, und die Einlaufausrüstung wurde generalsaniert. Auch die Hauptturbine, eine Francis-Schachtturbine mit 6,5 m Fallhöhe und 2,5 m3/s Schluckvermögen, sowie der Generator mit 160 kVA wurden in einer Generalsanierung komplett revitalisiert und der Werkskanal ertüchtigt. Ein erster positiver energiewirtschaftlicher Effekt zeigte sich am Output des Maschinensatzes: Dank der Erhöhung der Konsenswassermenge konnte trotz der Abgabe der Restwassermenge an der Wehranlage die Jahresarbeit um mehr als 20 Prozent gesteigert werden.
ÖKOLOGISCHE MASSNAHMEN WAREN ERFOLGREICH
Ein Teil des abgearbeiteten Wassers der Wasserkraftschnecke wird über eine Klappe zur Fischaufstiegsschnecke geleitet und steht mit ca. 250 l/s direkt als Lockströmung zur Verfügung. Aus gewässerökologischer Sicht sind die positiven Auswirkungen der Maßnahmen nun deutlich sichtbar, da die früher zeitweilig fast ausgetrocknete Ausleitungsstrecke mittlerweile sehr gut durchflossen ist. Die Fischaufstiegsschnecke wurde einem Monitoring unterzogen, das erfreuliche und teilweise erstaunliche Ergebnisse zutage brachte.
POSITIVE BEWERTUNG DER FUNKTION DURCH UMWELTGUTACHTEN PETZ
Die Fischach beherbergt als sommerwarmer Seeausrinn eine artenreiche Fischfauna. Um festzustellen, welche Arten tatsächlich in der Strecke unterhalb des Wehres zu erwarten sind, erfolgte eine Fischbestandsaufnahme mittels Elektrofischerei. Zur Erfassung der Fischwanderung über die FAS wurde eine Fangbox installiert, die über einen Zeitraum von insgesamt knapp 4,5 Monaten täglich entleert wurde. Dabei wurden 825 Fische aus 15 Arten (Bachforelle, Seeforelle, Regenbogenforelle, Bachsaibling, Aitel, Barbe, Hasel, Laube, Nase, Rotauge, Rotfeder, Schneider, Flussbarsch, Hecht, Koppe) gefangen. Der größte Fisch, dessen Wanderung am Standort dokumentiert wurde, war eine Barbe mit 59 cm, die kleinsten Fische (juvenile Schneider) waren 3 cm lang. Besonders interessant war ein Barbenzug im Herbst, als über 400 Barben die Fischach aufwärts zogen, vermutlich um ihre Wintereinstände aufzusuchen. Die Anzahl an aufgestiegenen Individuen, das große Artenspektrum und das breite Spektrum der Größenklassen belegen eine sehr gute Funktionsfähigkeit der Fischaufstiegsschnecke. Der Vergleich der Fischwanderung über die Schnecke mit dem Ergebnis der Fischbestandsaufnahme zeigt, dass der Aufstieg aller im Unterwasser angetroffenen autochthonen Arten sowie Entwicklungsstadien möglich ist. Außerdem war sowohl für Mittelstrecken- als auch Kurzstreckenwanderer die Teilbewertung des quantitativen Aufstiegs positiv, so dass in Summe die Fischaufstiegsschnecke als voll funktionsfähig und damit mit der Note 1 bewertet wurde.
Foto: TB Umweltgutachten Petz
Eine der ansässigen Leitfischarten an der Fischach ist der Schneider (Alburnoides bipunctatus). Diese Kleinfischart zählt zu den häufigsten Arten beim KW Dietz.