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Klimafreundlicher Durchstich am Großglockner
Fotos: GROHAG Die moderne Gerätekombination KFS 1150 von Kahlbacher auf einem Syn Trac stellt sich dem Vergleich mit den vor rund 70 Jahren extra für die Passräumung am Großglockner konzipierten Rotationspflügen. Zusammen schafften sie heuer den Durchstich in Rekordzeit.
KLIMAFREUNDLICHER DURCHSTICH AM GROSSGLOCKNER
Aufgrund geringerer Schneemengen war es bereits am 25. April so weit: Die Räumtrupps der GROHAG trafen von Salzburger und Kärntner Seite zum alljährlichen „Durchstich am Großglockner“ am Hochtor aufeinander. Besonderes Detail heuer: Die bewährten Rotationspflüge – System Wallack sowie die modernen Räumgeräte von Syn Trac und Kahlbacher wurden erfolgreich mit biologisch abbaubarem Kraftstoff versehen, getestet und verglichen.
Nach wie vor gelten die berühmten und leistungsstarken „Wallack-Rotationspflüge“ der Großglockner Hochalpenstraßen AG (GROHAG), die noch von Ingenieur Franz Wallack, dem Erbauer der berühmtesten hochalpinen Panoramastraße, selbst konstruiert wurden, als die unangefochtenen Helden der Schneeräumung auf der Großglockner Hochalpenstraße. „Dieses Jahr haben wir unsere vier eisblauen ‚historischen Räumfahrzeuge‘ ins 21. Jahrhundert geholt, indem wir sie erstmals mit dem modernsten und saubersten Kraftstoff, den es auf dem Markt gibt, eingesetzt und getestet haben“, freut sich Johannes Hörl, Vorstand der GROHAG. Hörl weiter: „Als Betreiber eines der bedeutendsten Ausflugsziele und des größten Denkmales Österreichs sind wir uns auch der Verantwortung im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern bewusst. Aus diesem Grund tun wir alles, um möglichst nachhaltig und ökologisch zu agieren. Neben dem neuartigen synthetischen Kraftstoff wurden daher auch unsere historischen Rotationspflüge in einem direkten Vergleichstest mit den modernsten Räumgeräten der Länder Kärnten und Salzburg bei der Schneeräumung am Großglockner verwendet.“
SYNTHESETECHNOLOGIE FÜR SAUBERE LUFT
Der eingesetzte flüssige und synthetische Alternativ-Kraftstoff ist ungiftig, leicht biologisch abbaubar und wird aus Erdgas in einem komplexen chemischen Prozess (Umwandlung von Gas in flüssigen Kraftstoff / „Gas-toLiquids“) gewonnen. Weiters ist dieser moderne Kraftstoff nahezu schwefelfrei, geruchlos, hat eine hohe Cetanzahl (75-80) und ein sehr gutes Kälteverhalten. Anders gesagt: „Der eingesetzte Kraftstoff verursacht kaum lokale Emissionen – beispielsweise durch Stickoxide – und der Ausstoß von schwarzem Rauch bzw. Ruß (also die Belastung mit Feinstaub) wird maßgeblich gesenkt. Möglich wurde der Einsatz des modernen Treibstoffs in den immerhin knapp 70-jährigen Räumfahrzeugen dadurch, dass dieser problemlos in allen herkömmlichen Dieselmotoren verwendet werden kann – ohne jegliche Modifikationen“, so Sebastian Jury, Mechaniker und GROHAG-Werkstättenleiter.
LEISTUNGSTEST UND SAUBERE SCHNEERÄUMUNG IM SENSIBLEN NATURRAUM
Durch den erstmaligen Einsatz von synthetischen Kraftstoffen konnten heuer wertvolle Erkenntnisse erzielt werden: „Der größte Vorteil ist für uns, dass synthetischer Kraftstoff wesentlich sauberer verbrennt als der herkömmliche Dieselkraftstoff, den wir bisher verwendet haben. Bereits optisch konnten wir feststellen, dass der Ausstoß von Ruß deutlich zurückgegangen ist. Von einer zertifizierten Prüfstelle wurden Abgasmessungen durchgeführt und es konnten konkrete messbare Er-
gebnisse festgestellt werden: Es wurde bei unseren historischen Wallack-Rotationspflügen ein Rückgang der Rußemissionen von 70 Prozent gegenüber dem vorher verwendeten, herkömmlichen Diesel gemessen. Darüber hinaus hat sich der Ausstoß von klimaschädlichem Stickoxid um 40 Prozent, also um nahezu die Hälfte, reduziert“, erklärt Ing. Thomas Noel, technischer Leiter der GROHAG. GROHAG-Vorstand Johannes Hörl betont, dass „die Verwendung dieses Treibstoffs eine sehr zufriedenstellende Lösung ist und jedenfalls einen sinnvollen und notwendigen Schritt in die richtige Richtung darstellt. Wir stellen daher den gesamten Fuhrpark ab jetzt auf synthetischen Treibstoff um. Und wir arbeiten weiterhin intensiv an unseren Strategien, um unseren ökologischen Fußabdruck als Unternehmen weiter zu verbessern.“
Neben der starken Leistung zählt vor allem der Bedienkomfort der Geräte – schließlich müssen sich die Winterdienstmitarbeiter viele Stunden im extremen, hochalpinen Terrain sicher bewegen und konzentriert arbeiten.
Landesrat Martin Gruber (Straßenbaureferent Kärnten), Johannes Hörl (Vorstand GROHAG), Sebastian Jury (GROHAG-Werkstättenleiter), Stefan Putz (Geschäftsführer Syn Trac) und Landesrat Stefan Schnöll (Straßen- und Mobilitätsreferent Salzburg) beim offiziellen Durchstich (v.l.n.r.).
MODERNE RÄUM-TECHNOLOGIE TRIFFT AUF ALPINE FRÄS-OLDTIMER
Der traditionelle Durchstich am Hochtor (am Grat 2.576 m, Tunnelportal 2.504 m) – also am höchsten Punkt der Verbindung der beiden Bundesländer Kärnten und Salzburg – konnte am 25. April feierlich begangen werden. Seit dem Jahr 1953 sind die Wallack-Rotationspflüge Jahr für Jahr, Winter für Winter unermüdlich auf der Großglockner Hochalpenstraße im Räum-Einsatz. Die mächtigen 15-Tonnen-Maschinen, Jörgen, Oskar, Ander und Eisbändiger, die allesamt von Franz Wallack, dem Erbauer der Großglocknerstraße, konstruiert wurden, fräsen mit jeweils dreimal 120 PS den Schnee in Schichten ab und schleudern ihn bis zu 50 Meter weit. Sie befreien die Straße, die beinahe sechs Monate lang unter Schneemassen mit heuer bis zu 8 Metern Höhe verborgen war, auf 48 Kilometern Länge von der kalten Last. Die gesamte Räumleistung von 350.000 m³ entspricht einem Zug durchgehend mit Schnee befüllten Wagons von fast 200 km Länge, also einem Zug von Linz bis Wien. Allerdings haben die eisblauen Oldtimer in diesem Jahr tatkräftige Unterstützung von zwei HighTech-Arbeitskollegen bekommen: Zwei 420 PS starke Syn Trac, frästen sich jeweils von Salzburger- und Kärntnerseite mit den Wallack-Rotationspflügen durch Eis und Schnee. Den meterhohen Schneewällen trotzt man mithilfe des für den hohen Räumanspruch konzipierten Winterdienstgeräts von Kahlbacher. Die Gerätschaften des Tiroler Herstellers haben schon viele Pässe freigeräumt und konnten sich im hochalpinen Einsatz etablieren. Die KFS 1150 erweist sich als ideal für alpine Straßen, denn durch die größeren Spiralen- und Wurfraddurchmesser wird der durch die monatelange Liegezeit karstige Schnee gezielt durch den Auswurf der Fräse geworfen. Zusätzlich können durch die exakte Abstimmung zwischen Wurfrad- und Frässpiralendrehzahl große Wurfweiten bei maximaler Leistungsausnutzung erzielt werden. Wahlweise ist der Weitwurf über das durchschwenkbare Wurfradgehäuse oder den Drehkamin möglich. Das 2-stufige, „offene“ Räumsystem garantiert eine problemlose Verarbeitung aller Schneearten, von Schneematsch bis hin zum gefrorenen Schnee. Kahlbacher-Geräte sind konsequent auf Langlebigkeit ausgelegt. Der Einsatz von qualitativ hochwertigen Materialien, innovativer Technik und das Know-how aus über 70 Jahren Entwicklungsarbeit verleiht dem Equipment auch unter härtesten Einsatzbedingungen höchste Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. Die Kombination des Systemgeräteträgers Syn Trac zusammen mit der Hochleistungsschneefräse von Kahlbacher hat sich bewährt. „Auch die erfahrenen Pflugfahrer der GROHAG haben bestätigt, dass die Leistungsfähigkeit und die Bedienbarkeit sowie die Effizienz vor dem Hintergrund der deutlich geringen Umweltbelastung bei gleicher Effizienz und optimalen Verträglichkeit von synthetischen Kraftstoffen hervorragend ist“, berichtet Stefan Putz, Geschäftsführer der Syn Trac GmbH. Ab 27. April war dann die Großglockner Hochalpenstraße wieder für den Verkehr freigegeben und offiziell geöffnet. Hohe Schneewände säumten die Großglocknerstraße insbesondere auf der 8 km langen Scheitelstrecke auf über 2.400 m Seehöhe zwischen dem Fuscher Törl und dem Hochtor. Ein Erlebnis, das sich die ersten Besucher der Großglockner Hochalpenstraße nach der Winterpause nicht entgehen lassen wollten.