4 minute read

Autonome Müllsammlung der Zukunft: Roboter Scarab

Fotos: Brantner

Die Zuschauer beobachten beim Dienstantritt von „Scarab“ im Fertigteilhauszentrum in Wiener Neudorf gespannt die automatisierte Müllentleerung.

AUTONOME MÜLLSAMMLUNG DER ZUKUNFT: MÜLLROBOTER „SCARAB“

Mitte Oktober nahm der Müllroboter „Scarab“ im Fertighauszentrum Blauen Lagune im niederösterreichischen Wiener Neudorf seinen Dienst auf. Seither leert er vollständig automatisiert, 100 Prozent zuverlässig und effizient Mülltonnen und meistert den kompletten Entsorgungsvorgang ohne menschliche Hilfe.

Das Projekt „Scarab“ vom Entsorgungsspezialisten Brantner in Zusammenarbeit mit dem Fertigteilhauszentrum „Blauen Lagune“, soll beweisen wie eine moderne Müllentsorgung von morgen aussehen kann. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, in einer echten realen Umgebung den Einsatz einer autonomen mobilen Roboterplattform am Beispiel der Abfallwirtschaft zu demonstrieren. Der smarte Müllroboter arbeitet nicht nur elektrisch und somit emissionslos, sondern auch energie- und zeiteffizient, da er im Zusammenspiel mit smarten Sensoren nur zu wirklich vollen Abfalleimern ausrückt und diese entleert. In der urbanen Umgebung von Europas größtem Fertighauszentrum herrschen ideale Verhältnisse, um die eigenständige Arbeit des „Scarab“ unter Beweis zu stellen. Der Roboter sucht sich in einer per 3D Laser generierten Karte autonom seinen Weg zum Abfallbehälter, erreicht der Füllstand einen bestimmten Wert, setzt sich der Roboter in Bewegung und erledigt seine Aufgabe. „Als erster Roboter ist der Scarab bei seinen Wegen nicht auf einen klinisch sauberen und trockenen Untergrund angewiesen. Außerdem ist er Europas erster Abfallroboter, der einen kompletten Arbeitsablauf aufgrund seiner Sensorik selbstständig und sicher bewältigt“, erläutert Mag. Josef Scheidl, Geschäftsführer der Brantner Österreich GmbH im Rahmen des offiziellen Dienstantritts in der Blauen Lagune, bei dem unter anderem Florian Tursky, Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation, sowie Erich Benischek, Gründer und Geschäftsführer der Blauen Lagune, anwesend waren.

Je nach Umgebung ergibt sich für den Müllroboter eine Reichweite von 3 bis 8 km.

Die Wetterstation liefert Daten an den Müllroboter: Bei Nässe und Schnee kann die Entsorgung dank Allwetter-Bereifung fortgesetzt werden, bei extremen Wetterverhältnissen wird diese gestoppt.

Die Mistkübel sind mit Sensoren ausgestattet, anhand derer der Füllstand ermittelt wird. Ist der Behälter voll, macht sich „Scarab“ auf den Weg.

ROBOTER ENTLEERT AUTOMATISCH

Um Scarab einsetzen zu können, müssen auch die Mistkübel mit Sensoren ausgestattet werden. Mit Laser und Ultraschall wird der Füllstand des Eimers ermittelt. Ist er voll, wird ein Signal an die Homestation – eine Art Garage und Müllsammelstelle – gesendet und Scarab macht sich auf den Weg. In der Homestation wird das autonome Müllfahrzeug zudem induktiv geladen. Die Kommunikation zwischen Sensoren des Abfalleimers und „Scarab“ funktioniert mittels LoRaWanFunknetz (Long Range Wide Area Network). So wird er darüber informiert, dass der Füllstand des Mülleimers erreicht ist und dieser auf seine Entleerung wartet. Je nach Umgebung ergibt sich eine Reichweite zwischen 3 und 8 km.

DIGITALISIERUNG IN DER ENTSORGUNG

Das Einsatzgebiet des Roboters wird sich nicht auf Smart Cities beschränken: Auch für große Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Parkanlagen oder Schulen und Universitäten ist er der perfekte Helfer, wie er bereits vor einigen Wochen auf der Ars Electronica in Linz unter Beweis stellen konnte. „Die digitale Transformation durchdringt zweifellos alle Lebensbereiche und bringt vielfältige Chancen mit sich. Bisher wurde die Abfallwirtschaft in der Digitalisierung nur wenig beachtet, doch das ändert sich mittlerweile, wie der autonome Müllroboter ‚Scarab‘ eindrucksvoll beweist. Der smarte Müllroboter arbeitet voll elektronisch und energie- sowie zeiteffizient. Die Digitalisierung unterstützt die Menschen und ist gleichzeitig entscheidend für einen attraktiven Wirtschaftsstandort“, so Florian Tursky. „Wir betreten täglich Neuland, um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft vorzuleben. Scarab ist ein weiterer Schritt in die Zukunft, denn er übernimmt emissionslos, geräuscharm und sicher für unsere Besucher die Aufgabe, die Blaue Lagune sauber zu halten“, zeigt sich Erich Benischek begeistert.

PRAKTISCH UND SICHER

Noch ist er allein unter Menschen unterwegs, aber schon bald teilt er möglicherweise sein Revier mit Liefer-, Kranken- und Polizeirobotern. Umso wichtiger ist es, dass „Scarab“ nicht nur freundlich aussieht, sondern auch auf sein Umfeld achtet, Kollisionen aller Art vermeidet und auch Hindernisse erkennt, die niedriger als elf Zentimeter sind. Zudem stehen von allen Seiten erkennbare Not-StoppKnöpfe zur Verfügung, sodass der Mensch jederzeit eingreifen kann. „Scarab“ verfügt außerdem über 2D- und 3D-Laserscanner und einen integrierten GPS-Tracker, der bei ungeplantem Verlassen eines Bereiches Alarm schlägt. Mehrere Sicherheitslaserscanner untersuchen permanent die Umgebung – der Roboter reagiert auf Annäherungen mit einem Stopp sodass jederzeit die höchste Sicherheitsstufe für Menschen gewährleistet ist. In Workshops mit dem TÜV-Austria wurden gemeinsam alle erdenklichen Gefahrensituationen behandelt und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ausgearbeitet.

V.l.n.r.: Erich Benischek (Geschäftsführer Blaue Lagune), Christoph Pasching (Head of Digital Solutions Brantner) und Josef Scheidl (Geschäftsführer Brantner)

SCHLANKE KONSTRUKTION

Mit seinen Maßen von 1,6 Metern Länge, einem Meter Breite und 1,1 Metern Höhe begeisterte er bei einem Gewicht von nur rund 120 Kilo erweist sich der Müllroboter als kompakter Dienstleister. Sämtliche Komponenten des „Scarab“ sind mit SIC-Sicherheitstechnik ausgestattet und erfüllen die Vorgaben des TÜV Austria. Der Roboter hält durch eine spezielle Outdoor-Plattform samt Allwetter-Rädern auch bei Nässe und Schnee sein Einsatzgebiet sauber. Wind- und Wettersensoren signalisieren zu Beginn seiner Arbeitsaufnahme, ob sich die Outdoor-Verhältnisse für einen Einsatz eignen. Lediglich bei extremen Wetterbedingungen warnt ihn die Wetterstation und „Scarab“ wartet ab, bis er seine Arbeit erneut aufnehmen kann, ohne sich selbst zu gefährden. Dann setzt er nahezu geräuschlos und angetrieben von Strom, mit dem er seine Elektro-Batterie selbstständig per Induktion und somit kontaktlos lädt, seine Mission fort.

This article is from: