Diagnostik
Der Mensch als Risiko Im beruflichen Kontext wird der Mensch normalerweise als Träger von Ressourcen und Kompetenzen betrachtet, die einer Organisation zugutekommen sollen. Eine andere Perspektive lenkt den Blick auf den Menschen als potenzielles Risiko: Er kann einer Organisation nachhaltig schaden – sei es finanziell oder auf das Image bezogen. Handlungen, die für eine Organisation in diesem Verständnis ein Risikopotenzial darstellen, sind neben klassischen Fehlentscheidungen und mangelnder Leistungsbereitschaft vor allem Norm- und Regelverletzungen. Diese können unbewusst oder bewusst vollzogen werden – wobei Letzteres wohl gefährlicher ist. Der Missbrauch von Arbeitszeit, Diebstahl und Betrug sowie Sachbeschädigung sind nur einige Beispiele. Aber auch unangemessenes verbales oder körperliches Verhalten und schädigendes Führungshandeln zählen dazu. Unternehmen möchten sich deshalb der Integrität von Schlüsselpersonen versichern – dies sind etwa Führungspersonen,
Datenbankmanager/innen, Sicherheits operateure/innen oder Mitarbeitende mit Zugang zu Geld. Bei der Risikodiagnostik werden psychologische Methoden der Eignungsdiagnostik angewendet. Dabei werden die Persönlichkeit, die Einstellungen und das Verhalten der zu überprüfenden Person im Hinblick auf potenzielles nichtregelkonformes Verhalten umfassend und zuverlässig erfasst. Mit diesen Angaben kann dann das Risikopotenzial eines Einsatzes im entsprechenden Tätigkeits- und Verantwortungsbereich bestimmt werden. Das systematische Überprüfen der Integrität von Schlüsselpersonen stellt eine mögliche Präventionsmassnahme zur Verhinderung von vorsätzlichem Fehlverhalten dar.
Informationen zur Sicherheits- & Risikodiagnostik am IAP zhaw.ch/iap/diagnostik
Sicherheitspsychologische Diagnostik Organisationen wie Polizei, Feuerwehr, die chemische Industrie, Verkehrsbetriebe oder Airlines haben ein deutlich erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit in ihrem Betrieb oder ihren Produkten, da einzelne Handlungen von Mitarbeitenden unter Umständen schwerwiegende Auswirkungen haben können. Um die Sicherheit zu gewährleisten, investieren sie häufig viel in Prozesse und Qualitätssicherung. Die meisten Unfälle passieren aber zunächst im Kopf, indem also menschliche Aspekte der Fehlerentstehung eine Rolle spielen. Das Spektrum reicht dabei von der Fehlbeurteilung einer Situation über die verzerrte Wahrnehmung der eigenen Kompetenzen bis hin zu einer ungünstigen Strategiewahl. 48
Die sicherheitspsychologische Diagnostik liefert durch ihre Expertisen entscheidende Hinweise zu diesen menschlichen Risiken, allen voran fehlende Kompetenzen im Hinblick auf sicheres Handeln. Dazu gehören Fähigkeiten wie analytisches Verständnis, Aufmerksamkeitsfokussierung oder Konzentrationsvermögen. Ebenso werden Anforderungskriterien wie Qualitätsbewusstsein, Leistungsmotivation, Sicherheitsbewusstsein oder Selbstreflexionsfähigkeit diagnostisch abgeklärt, um auf unbeabsichtigte Fehlhandlungen oder unbewusste Verhaltensweisen aufmerksam zu werden.