FORSCHUNG
VERSORGUNG PER CHAT UND VIDEOCALL Während des Lockdowns im Frühling 2020 versorgten viele Ergotherapeutinnen und Hebammen ihre Klientinnen und Klienten über digitale Kanäle. Auch wenn die Erfahrung mehrheitlich als positiv beurteilt wurde, hat die Versorgung auf Distanz ihre Grenzen und Hürden. VON TOBIAS HÄNNI
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ann eine Wochenbettbetreuung auf Distanz funktionieren? Und wie geeignet sind digitale Kanäle für die ergotherapeutische Arbeit? Eine gemeinsame Studie der beiden Forschungsstellen Ergotherapie und Hebammenwissenschaft am Departement Gesundheit ist diesen Fragen nachgegangen. Dafür untersuchte das interprofessionelle Forschungsteam, ob und wie Ergotherapeutinnen und -therapeuten sowie Heb-
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V I TA M I N G N R. 10 M A I 2021
ammen während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 ihre Klientinnen und Klienten über digitale Kanäle wie beispielsweise Videotelefonie, Chat oder E-Mail versorgten. Denn der mehrwöchige Stillstand und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens hatten massive Auswirkungen auf die Arbeit dieser zwei Berufsgruppen: Aufgrund des Infektionsrisikos und des Besuchsverbots verliessen Wöchnerinnen viel
rascher das Spital, ambulante Ergotherapien wurden ausgesetzt. Wie die Studie zeigt, hat während dieser Phase ein Grossteil der Ergotherapeutinnen und -therapeuten sowie der Hebammen ihre Klientinnen und Klienten auf Distanz beraten und betreut. Etwa 80 Prozent der Hebammen und rund 68 Prozent der Ergotherapeutinnen arbeiteten im Lockdown über digitale Kanäle weiter, so das Ergebnis der Studie, für die 1269 Fachpersonen beider Professionen an einer Online-Befragung teilgenommen haben. Für Vorbereitungen fehlte die Zeit Für das Projektteam war dieser hohe Anteil an Beratung und Betreuung auf Distanz nicht erstaunlich. «In beiden Berufen wurden digitale Kanäle wie Mail oder Videotelefonie schon vor der Pandemie für die Kommunikation und die Betreuung von Klientinnen und Klienten eingesetzt», sagt Brigitte Gantschnig, Co-Leiterin der Studie von der ZHAW-Forschungsstelle Ergotherapie. Eher überraschend sei jedoch, «dass viele Ergotherapeutinnen und -therapeuten die Arbeit auf Distanz so positiv beurteilt haben.» Über 67 Prozent