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«Die Lehre war nie in Stein gemeisselt.»

Der Moraltheologe Daniel Bogner über die Sackgasse der Sexuallehre, warum der Verhaltenskodex so wichtig ist und warum Moraltheologen mutiger werden sollten.

Interview: Simon Spengler

Daniel Bogner,

Sie halten in diesem Semester Vorlesungen zum Thema «Liebe, Körper, Sexualität». Wie reagieren Ihre Studierenden auf die kirchenamtliche Sexualmoral?

Natürlich wird sie kritisch diskutiert. Positiv wird aber gewürdigt, dass es im Kern darum geht, Sexualität mit grosser Sorgfalt und einem Verantwortungsbewusstsein für sich und das Gegenüber zu leben. Negativ fällt vor allem auf, dass die kirchliche Sexuallehre zu kurz greift, wo sie auf körperliche Fruchtbarkeit fixiert ist. Die an sich wertvolle Idee von Fruchtbarkeit wurde historisch lange Zeit einzig auf Nachkommenschaft enggeführt. Der Mensch öffnet sich in der Sexualität für einen anderen Menschen und soll aus dieser Erfahrung heraus wiederum offen sein für andere. Ausserdem fehlt der offiziellen Sexuallehre die Sensibilität dafür, dass Liebe, Sex und Begehren immer in einem bestimmten kulturellen Kontext stehen und von davon massgeblich mitgeprägt werden. Was erlaubt und schicklich ist, variiert in verschiedenen Kulturen und Epochen. Dafür ist die kirchliche Lehre blind.

Mit welchen Folgen?

Zum Beispiel führt das zu einer beinahe schizophrenen Einstellung der kirchlichen Lehre gegenüber nicht-heterosexuellen Menschen. In dieser Frage steckt die Kirche wirklich in einer Sackgasse! Dabei ist doch die ureigenste Überzeugung der Kirche, dass Werte wie Liebe, Treue und Fürsorge eine christliche Partnerschaft ausmachen. Der Lernschritt, dass Kirche auch verantwortungsvoll gelebte homosexuelle Partnerschaften segnet, ist längst überfällig. Und ich könnte mir vorstellen, dass auch in der Katholischen Kirche diskutiert werden wird, ob das nicht sogar sakramentalen Charakter hat.

Der Bischof von Chur hat jüngst in einem Interview unterschieden zwischen sexueller Neigung, die er akzeptiere, und dem Ausleben der Neigung. Vereinfacht gesagt sind Homosexuelle nur dann gute Menschen, wenn sie keinen Sex haben. Wie beurteilen Sie das als Moraltheologe?

Das ist die klassische Lehre der Kirche, die heute allerdings stark unter Druck geraten ist, aus guten Gründen. Für betroffene Menschen muss das zynisch klingen. «Ich akzeptiere dich, aber nur zur Hälfte», so kann man diese Lehre übersetzen. Sexualität ist eine dynamische Kraft, die den Menschen zum Menschen macht, indem er kreativ und verantwortlich damit umgeht. Wer zwischen Neigung und Ausleben der Neigung unterscheidet, akzeptiert die Geschlechtlichkeit als Schöpfungsgabe Gottes in ihrem vollem Umfang eben nicht. Es verlangt vom Menschen, eine wesentliche Schöpfungsgabe auf «stand-by» zu stellen, ja gegen seine Natur zu leben.

«Wer bin ich, dass ich einen Homosexuellen verurteilen könnte, predigt der Papst...»

Aus Münster liegt wieder eine Studie vor, die einmal mehr zeigt, wie tief der Missbrauchsskandal inmitten der Kirche verankert ist. Ihre Einschätzung?

Das Wertvolle an dieser neuen Studie ist, dass sie einen breiten Blick auf Kirche und die binnenkirchliche Kultur erlaubt. Die Ergebnisse sind niederschmetternd! Sie zeigen, dass der Missbrauchsskandal nicht nur Fehlverhalten von Einzelnen ist, sondern durch das System Kirche in diesem Umfang erst möglich wurde. Auch wenn die Täter Kleriker sind, so wurde und wird das Wegschauen, Vertuschen und die Überhöhung des geweihten Priesters auch von Laien oft mitgetragen. Auch sie sind Teil eines Systems, das diese Taten erlaubt.

Was muss sich ändern?

Das ist die 100’000-Franken-Frage. Die Studie zeigt, dass die bisherigen Formen und eine bestimmte Kultur des Kircheseins an ein Ende gekommen sind. Wir brauchen eine neue Kirchenverfassung mit wirksamer Machtkontrolle und verbindlichen Mitbestimmungs- und Beteiligungsrechten. Das geht viel weiter als die schöne «Synodalität», von der wir gerade viel hören. Wenn wir an einen Gott glauben, der Männer wie Frauen mit gleicher Würde geschaffen hat, wie können wir uns da eine Kirche leisten, die einem Grossteil der Menschen und Frauen besonders wesentliche Beteiligungsrechte abspricht? Das zweite grosse Thema ist ein erneuertes Priesterbild. Hier stehen wir vor einer grossen theologischen Aufgabe. Mit der Sakralisierung des Priesteramts stellen wir den Missbrauchstätern die Ampel auf grün, weil sie wissen: Du kannst dir das leisten, es wird dir in diesem System nichts geschehen.

Missbrauch aufdecken und bestrafen ist das eine. Etwas anderes ist es, Missbrauch gar nicht erst zu ermöglichen. Was muss hier getan werden?

Prävention ist natürlich das zentrale Feld, damit rote Linien gar nicht erst überschritten werden. Der Verhaltenskodex des Bistums Chur geht ja genau in diese Richtung, deshalb ist er sehr wertvoll. Wie man sich heute noch als Priester gegen diesen Kodex stellen kann, ist mir ein Rätsel.

Kritiker monieren, einige Punkte des Kodex stünden im Widerspruch zum Katechismus. Zum Beispiel in Bezug auf Homosexualität.

Das kann man nur mit einer vollkommen juridisch fixierten Lesart der Texte behaupten. Ich würde es positiv so formulieren: Der Kodex legt verbindlich fest, was in der kirchlichen Verkündigung und der gelebten Seelsorge-Praxis längst als Standard einleuchtet. Aber es stimmt leider, dass Papst Franziskus seine eigene Verkündigung, zum Beispiel in

Amoris laetitia, noch immer nicht in kirchliches Recht und Lehre umgesetzt hat. «Wer bin ich, dass ich einen Homosexuellen verurteilen könnte», predigt der Papst. Aber die diskriminierende Lehre ändert er nicht. Das ist nun der dringend anstehende nächste Schritt. Recht und Katechismus sind nicht das Wichtigste, aber ohne die richtigen Normen wird die gute Praxis vor Ort oftmals zur Sisyphosarbeit.

Von wann stammt eigentlich diese offizielle Lehre der Kirche zu Sexualität?

Ein konkretes Datum lässt sich nicht sagen, sie hat sich immer entwickelt. Leider gab es auch sehr ungute Einflüsse, die Eingang in die Lehre fanden, denken wir nur an die augustinische Körperfeindlichkeit. Hingegen flossen neuere Erkenntnisse der Sexualforschung oder der Psychologie noch überhaupt nicht ein. In den vergangenen Jahrhunderten wurde diese Lehre leider immer ‘konkretistischer’ bis dahin, dass sie genau bestimmen wollte, was Menschen im Schlafzimmer zu tun und zu lassen hatten. Die Gegenreformation und das Erste Vatikanische Konzil waren in dieser problematischen Entwicklung wichtige Meilensteine.

Kirchliche Lehre kann also verändert werden?

Selbstverständlich. Sie hat sich immer weiterentwickelt und verändert. Die Lehre war nie in Stein gemeisselt! Veränderung muss möglich sein, weil sich ja auch das Umfeld verändert, auch Erfahrungen und Erkenntnisse über die Wirklichkeit ändern sich. Und bei der Sexualität geht es ja nicht um Glaubensaussagen aus dem Credo, sondern um eine dynamische menschliche Wirklichkeit.

Wo bleibt denn der Aufschrei der Moraltheologie?

Ja, wir werden da aktiver werden müssen. Bedenken Sie, dass die Kirchenleitung die Moraltheologie lange Zeit gefangengenommen hatte in der Rolle, einfach nur Übersetzerin der kirchlichen Lehre zu sein, nicht Mit-Gestalterin. Theologie war zudem über Jahrzehnte in Angst erstarrt, weil Theologinnen und Theologen bestraft wurden, wenn sie kritisch vorausdachten.

«...aber die diskrimi- nierende Lehre ändert er nicht.»

Spielen Sie auf die Theologen-Verfolgung unter Kardinal Ratzinger und Papst Johannes-Paul II. an?

So drastisch würde ich es nicht formulieren, aber ja, da lastet schon noch eine Hypothek auf uns. Theologie muss wieder lernen, dass sie etwas zu sagen hat und so auch Veränderung bewirken kann.

Was raten Sie Seelsorgenden in der Praxis?

Hört auf die tiefsten Impulse des biblischen Glaubens; habt das Ohr bei den Menschen, für die ihr da seid; habt keine Angst vor der Hierarchie; hofft auf die dynamische Kraft des Geistes Gottes.

Lesetipp

«Daniel Bogner: Ihr macht uns die Kirche kaputt… … doch wir lassen das nicht zu!

Verlag Herder 2. Auflage 2019. Für mich stellt der Verhaltenskodex einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung dar. Er ist sicher nicht das Ende, sondern vielmehr der Anfang eines tiefgreifenden Prozesses, der durch authentische Präventionsarbeit und Nulltoleranz gekennzeichnet ist. Ich bin froh für eine Kirche zu arbeiten, die eine Kultur der Offenheit, der Transparenz und der gemeinsamen Verantwortung fördert und konsequent lebt.

Norbert Nagy

Leiter jenseits IM VIADUKT

Im Kodex ist der Machtmissbrauch sehr weit gefasst. Das ist an sich richtig, hat aber den Nachteil, dass der sexuelle Missbrauch fast verschwindet unter allen möglichen Missbräuchen. Mir wäre ein Papier lieber gewesen, das sich auf sexuelle Ausbeutung konzentriert, denn diese wollen wir zuallererst verhindern. Der komplexe Text ist zudem für Mitarbeitende mit fremder Muttersprache kaum zu verstehen.

Gisela Tschudin

Pfarreibeauftragte St. Martin Zürich

Der Verhaltenskodex wiederspiegelt für mich ein zeitgemässes Menschenbild. Ich bin froh und erleichtert, dass unser Bistum auf so einfühlsame und doch klare Weise kommuniziert. Dass Missbrauch verhindert werden muss, sind wir uns wohl alle einig. Ich verstehe den Kodex als ein Präventionsinstrument, das uns als Hilfe zur Seite gegeben wird und zur Diskussion anregen soll.

Natascha Rüede

Leiterin Jugendseelsorge Schon dass es den Verhaltenskodex überhaupt gibt, ist für mich ein wichtiges Zeichen. Er behandelt das Thema Machtmissbrauch in einer hilfreichen, wohltuenden Breite. Aber genauso wichtig ist der Begleitbrief, in dem die Umsetzung des Kodex festgelegt wird. Damit wird sichergestellt, dass der Kodex diskutiert, integriert und gelebt wird und nicht einfach als schöne Publikation im Büchergestell landet.

Roger Stupf

Was bedeutet der Verhaltenskodex für mich?

Für uns als Anstellungsbehörde bietet der Verhaltenskodex ein hilfreiches Arbeitsinstrument. Das Ziel der Kirchgemeinde Hausen-Mettmenstetten ist es, eine Transparenz zu schaffen. Denn der Schutz vor sexuellem und spirituellem Missbrauch ist ein wichtiges Thema und muss daher von allen Personen und Organisationen mitgetragen werden.

Sabrina Muster-Duss

Präsidentin / Personalverantwortliche Kirchgemeinde Hausen-Mettmenstetten In Bezug auf den Verhaltenskodex, dessen Erscheinen ich grundsätzlich begrüsse, ist vermutlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Erst wenn das der Fall ist, werde ich mich gerne dazu äussern. Auch öffentlich.

Patrick Lier

Pfarrer Wetzikon Die Massnahmen, um die Opfer von Missbräuchen zu schützen, sind richtig. Der Verhaltenskodex schärft einerseits das Bewusstsein im Umgang mit Missbräuchen, andererseits schafft es auf der menschlichen Ebene Distanzierung. So entstehen sicher Situationen, wo man sich dann eher als ein Roboter verhalten muss oder gar um die Hilfe anderer bittet, um zu trösten. Jedoch schützt der Verhaltenskodex meine Privatsphäre! Im Bereich der Beichte ist eine Klärung der Bischofskonferenz notwendig, da einige Interpretationen kursieren - ein Dialog wird sicher Klärung geben.

Benignus Ogbunanwata

Pfarrer Pfungen

Der Verhaltenskodex ist für mich in meiner vielseitigen Rolle als Stellenleiterin ein wegweisendes Instrument. Nicht nur gegenüber meinem Team, auch gegenüber unseren Azubis fühle ich mich verpflichtet, meine Haltung, mein Denken regelmässig zu reflektieren. Ein wachsames Zuhören ohne zu schubladisieren und eine Gesprächsführung ohne Machtgehabe schätze schlussendlich auch ich als kirchliche Mitarbeiterin.

Gertrud Schuster

Leiterin Fachstelle für Religionspädagogik

Verhaltenskodex – wie weiter?

Der Verhaltenskodex soll im kirchlichen Leben implementiert werden. Die Präventionsbeauftragten Karin Iten und Stephan Loppacher erläutern die nächsten Schritte.

Wichtig sind:

1) Selbstreflexion: Jede Person nimmt den Kodex als Ball zu sich und setzt sich damit aus- einander. 2) Viel Dialog im Team oder mit Kollegen und Kolleginnen. Die orangen Kästchen im Kodex wollen dazu anstossen. 3) Führungsgespräche z.B. in Fördergesprächen, zu Punkten, die nicht verstanden oder nicht geteilt werden. 4) Dialogrunden und Schulungen, die durch die Präventionsbeauf- tragten moderiert werden.

Wann finden die Schulungen statt?

Es gibt einerseits die Präventionsschulungen am 8. September, 28. September und 25. November. Zusätzlich laden wir zu halbtägigen Dialogrunden ein – Infos dazu rechts in der separaten Box.

Wie lange dauert dieser Implemen-

tierungsprozess? Da Seelsorge und kirchliche Arbeit allgemein immer Risiken mit sich bringen werden, muss diese Arbeit dauerhaft gestaltet werden. Prävention ist eine Permanentleistung. Das gilt erst recht für den Kodex als Herzstück der institutionellen Prävention. Die Umsetzungsphase ist sozusagen eine «Never ending story», die auch für ein konkretes Team oder eine Kirchgemeinde nie einfach abgeschlossen ist. Die Organisation eines Lagers, neue Seelsorgeangebote oder personelle Veränderung bleiben Chance und Herausforderung, sich immer wieder neu mit Prävention zu beschäftigen. Wer bietet die Schulungen an? Wir als Präventionsbeauftragte in Kooperation mit der Fachstelle Limita.

Wer übernimmt dafür die Kosten?

Die Kantonalkirche Zürich - wie auch die entsprechenden Stellenprozente in der Prävention ohnehin.

Ist der Verhaltenskodex nur für die kirchlichen Mitarbeitenden in der Seelsorge, oder für alle Angestellten

der Kirche verpflichtend? Der Kodex ist für alle verpflichtend – Führungspersonen inklusive. Je mehr Macht, desto mehr darf erwartet werden.

Sitzen dann Seelsorgende und Sigristen, Katechetinnen und Organisten, Abwarte und Kirchenpflegen alle im gleichen Kurs, oder wird es für jede Gruppe eigene Kurse

geben? Wir haben uns bewusst für gemischte Gruppen entschieden zwecks Diversität, die immer auch anregend ist, arbeiten jedoch im Rahmen der Veranstaltungen auch in Untergruppen nach Berufsfeldern. Für die Grundschulungen bieten wir für Behörden und Angestellte getrennte Schulungen an. Zudem ist es auch möglich, uns für spezifische Gruppen (z.B. Spezialseelsorge, Jugendarbeit o.ä.) anzufragen.

Gilt die Unterschriftspflicht auch für gewählte Behörden wie Kirchenpflegen, Synode, Synodalrat oder Rekurskom-

mission? Aus unserer Sicht ist der Kodex auch für Behördenmitglieder relevant, da sie sich, insbesondere in Personalfragen, auch in Machtpositionen befinden und sensible Entscheidungen treffen. Eine verbindliche Unterschrift kann nur die jeweils zuständige staatkirchenrechtliche Instanz beschliessen und einfordern. Wir empfehlen dies klar. Es geht um das gemeinsame Einstehen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht.

Der Verhaltenskodex (VK) soll von allen kirchlichen Mitarbeitenden unterzeichnet werden. Was leiste ich eigentlich mit meiner Unterschrift: dass ich den Inhalt des VK zur Kenntnis genommen habe, oder dass ich mit jedem Buchstaben im

VK einverstanden bin? Dass ich die Haltung des Kodex mittrage und bereit bin, mich transparent und lernend einzubringen. Mit jedem Wort muss ich nicht einverstanden sein – aber ich muss mich dazu in einen konstruktiven Dialog im Team und mit der Führung einlassen. Für individuelle Absprachen dazu braucht es ein klares gemeinsames und transparentes Commitment, kein intransparentes Verwischen.

Wer kontrolliert, ob ich unterschrie-

ben habe? Die vorgesetzte Person.

Was passiert, wenn ich nicht unter-

schreibe? Die Linienvorgesetzte Person muss dann das Gespräch suchen, um zu klären, weshalb eine Unterschrift pauschal verweigert wird. Bei Interpretationsfragen oder Missverständnissen helfen wir gerne weiter. Es liegt wohl im Ermessenspielraum der vorgesetzten Person, ein gewisses Zeitfenster einzuräumen, bis die Unterschrift eingefordert wird. Die Entscheidung einfach auf den Sankt-Nimmerleinstag zu verschieben kann es aber nicht sein. Es kann auch hilfreich sein, mit anderen ins Gespräch zu kommen, beispielsweise bei Dialogrunden oder Schulungen der Prävention.

Müssen die Kirchenpflege oder der Synodalrat als arbeitsrechtliche Anstellungsbehörden die Verweigerung einer Unterschrift sanktionieren? Oder ist es bei den Seelsorgenden mit einer Beauftragung der Bischof bzw.

der Generalvikar? Der Kodex darf nicht zum bürokratischen Machtinstrument verkommen. Es braucht klare und lösungsfokussierte Führungsgespräche. Zuständig dafür sind in erster Linie die jeweiligen Linienvorgesetzten. Sanktionen sind die ultima ratio und müssen immer verhältnismässig sein. Es ist z.B. was völlig anderes, ob eine Reinigungskraft unsicher ist, ob sie unterschreiben will, oder ob ein Jugendarbeiter oder eine Gemeindeleiterin das partout nicht macht. Der Kern des Problems ist ja nicht die verweigerte Unterschrift, sondern die damit zum Ausdruck gebrachte Haltung. Wenn sich jemand definitiv nicht auf die Grundhaltungen und Qualitätsstandards des Verhaltenskodex verpflichten will, müssen sich die zuständigen Verantwortlichen im dualen System fragen, ob sie das Risiko eingehen dürfen, diese Person weiter zu beschäftigen.

Wird jetzt bald jede Diözese einen eigenen Verhaltenskodex publizieren, oder gibt es eine Koordination?

Der Kodex des Bistums Chur kann gerne von anderen Regionen übernommen werden. Wir empfehlen dazu einen partizipativen Prozess der Adaption, keinesfalls ein simples Abschreiben. Andere Bistümer haben bereits ihr Interesse angemeldet.

Einladung zu Dialogrunden

Am 5. April haben Bischof, Generalvikare und Verantwortliche der Kantonal- und Landeskirchen den «Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht» unterzeichnet und erklärt, dass dieser künftig ein zentrales Instrument zur «Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung» ist. Wir laden interessierte Führungspersonen und Mitarbeitende zu Gesprächsrunden zum Verhaltenskodex ein. Zur Verfügung stehen vier erste Auswahldaten:

24. August, 09.00 Uhr und 14.00 Uhr

23. September 9.00 Uhr und 14.00 Uhr

Die Dialogrunden finden in der Paulus Akademie statt. Weitere Infos im Flyer, der dieser Ausgabe beiliegt. Wir freuen uns, wenn Sie davon regen Gebrauch machen.

Raphael Meyer, Synodalrat Luis Varandas, Generalvikar

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