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Über Alkohol am Arbeitsplatz

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WOCHE DER VIELFALT

WOCHE DER VIELFALT

Michael Steinlechner

Seit Monaten wird viel gestritten und noch mehr verhindert, wenig entschieden und noch weniger gestaltet. Wer die Nerven dazu hat, den Gemeinderat-Livestream zu verfolgen, wird von einer Gefühlswelt übermannt, die einen breiten Bogen von leiser Peinlichkeit bis großer Bestürzung zeichnet. Und als ob das alles nicht genug des Elends wäre, wurde nun auch noch ernsthaft über ein Thema debattiert, von dem die meisten Innsbrucker:innen gar nicht wussten, dass es eines ist:

Bei Gemeinderatssitzungen wurde bislang offenbar Alkohol getrunken. Und das soll es künftig nicht mehr geben. Nun wird sich an dieser Stelle der ein oder andere vielleicht denken, dass eine durchschnittliche Innsbrucker Gemeinderatssitzung nüchtern nur schwer zu ertragen ist. Oder wie die Kronen Zeitung ungewohnt wortwitzig zusammenfasste: „Innsbrucks Gemeinderat – nüchtern betrachtet alles andere als berauschend“. Man könnte sich aber auch einfach wundern, dass dort überhaupt Alkohol getrunken wird und es dieses Thema folglich auf die Tagesordnung schaffen kann.

Um es deutlich zu sagen: Der Innsbrucker Gemeinderat vertritt uns alle und sollte eigentlich in unserer aller Wohl über die Zukunft unserer Landeshauptstadt debattieren und wichtige Entscheidungen für uns treffen. Dass die agierenden Per- sonen dabei nüchtern sind, stand für mich bislang eigentlich außer Frage. m.steinlechner@6020stadtmagazin.at

Dass Vizebürgermeister Lassenberger nun erklärt, dass er sich sicher nicht verbieten lasse, ob er ein, zwei oder drei Bier trinke, zeigt, wie wenig manche unserer Politiker:innen den Gemeinderat mit ihrem Arbeitsplatz assoziieren. Dass man die Gemeinderatssitzung selbst missbraucht, um überhaupt über dieses Thema zu debattieren, anstatt sich den wirklich wichtigen Dingen in der Stadt zu widmen, zeigt einmal mehr, dass sich diese Regierung viel lieber mit sich selber beschäftigt als mit unserer Stadt. Und dass Bürgermeister Willi die Debatte am Ende abkürzt und einfach von seinem Recht als Hausherr Gebrauch macht und ein Alkoholverbot ausspricht, belegt zwar nicht, dass der Innsbrucker Gemeinderat ein Alkoholproblem hat, aber halt auch nicht das Gegenteil. Wir könnten nun alle Hoffnung auf Besserung in die künftig klaren Köpfe im Gemeinderat setzen –oder wir wählen endlich neu.

Ich bin jedenfalls auch nüchtern der Meinung, dass diese Stadtregierung am Ende ist.

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