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Es fällt mir schwer, aber
Ich bin jetzt ein Jahr als ausgemusterter Infanterieoffizier bei der Truppe. Nach all der fordernden Ausbildung an der Militärakademie war ich hoffnungsfroh, dass ich nun all das, was ich an der Militärakademie, an der Waffenschule und auch während meines Auslandsaufenthaltes in Westpoint/USA gelernt hatte, in die Praxis umsetzen kann. Als ich mich nach meiner Ausmusterung Anfang September bei meinem neuen Kompaniekommandanten, einem erfahrenen Hauptmann, zum Dienst meldete, begrüßte er mich freudig, da er schon mehrere Jahre ohne Ausbildungsoffizier in der Kompanie auskommen musste. / Nach einem ersten Kennenlerngespräch kam er gleich auf die anstehenden Aufträge, welche die Kompanie in den nächsten Monaten zu erfüllen hatte, zu sprechen. Ich war etwas überrascht, als er mich fragte, was ich so alles an der Militärakademie und an der Waffenschule über Krankenpflege und Selbst- und Kameradenhilfe gelernt habe. Als ich ehrlicherweise eingestehen musste, dass wir darüber eher wenig gehört und auch praktisch gelernt hatten, sagte er, dass ich trotzdem als Kommandant einer extra aus allen verfügbaren Teilen des Bataillons zusammengestellten Kompanie eingeteilt werde, welche zum CoronaAssistenzeinsatz abkommandiert wird. Er ergänzte, dass er auch nicht mehr wisse, wir bekämen die Anweisungen von der Sicherheitsbehörde und der Landessanitätsdirektion. Die folgenden Wochen hatten danach eigentlich nichts mit dem Militär zu tun, wir mussten Fiebermessen, in einem Altersheim aushelfen und zuletzt für einen reibungslosen Ablauf des Testverkehrs an einem Flughafen sorgen. Das Einzige, was mich während dieser Wochen an das Militär erinnerte, war, dass wir Uniform trugen. Ich war im Dezember froh, dass ich einen 14-tägigen Urlaub antreten konnte. Vor dem Urlaub erhielt ich aber vom Kompaniekommandanten die Information, dass ich mit einem Zug, welcher aus Zeitsoldaten des Bataillons zusammengestellt sein würde, ab Anfang Februar für zwei Monate in den Assistenzeinsatz in das Burgenland zu gehen habe. / Die Vorbereitungen zum Assistenzeinsatz verliefen reibungslos und ich wurde von meinem vorgesetzten Kommando im Einsatz gut informiert. Es fand auch eine vorgestaffelte Erkundung statt, an der auch meine Gruppenkommandanten teilnahmen. Ich fuhr mit meinen Soldaten ins Burgenland und meldete mich am Gefechtsstand der Kompanie und fuhr danach mit meinem Zug weiter ins Quartier. Die zwei Monate vergingen recht rasch und liefen eigentlich eintönig ab. Der Dienst beschränkte sich auf die Grenzbeobachtung und wenn wir illegale Grenzgänger aufgriffen, überstellten wir diese zum Polizeiposten. Militärisch gefordert hat mich der Einsatz eigentlich nicht. / Nach der Rückkehr Ende März durften wir einen 14-tägigen Kurzurlaub antreten. Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub erfuhr ich, dass unsere Kompanie ab Ende April in einem Assistenzeinsatz in ein abgelegenes Tal geschickt und dort zur Beseitigung von Murenabgängen eingesetzt würde. Die Einsatzleitung schätzte, dass wir etwa drei Wochen im Einsatz sein würden, geworden sind es schließlich vier. / Kaum wieder nach Hause gekommen, ereilte mich ein nächster Auftrag, den ich eigentlich sehr befremdlich empfand. Ich hatte mich mit einem Zug nach Wien zu begeben und wurde einem Verband in Wien unterstellt. Meine mir anvertrauten Soldaten sollten zwei Monate lang Botschaften in Wien bewachen und ich war dazu auserkoren, zu überprüfen, ob sie sich bei der Bewachung auch wirklich ordnungsgemäß militärisch verhielten. Als ich nach diesem Einsatz zur Kompanie zurückkam, durfte ich dann Anfang August meinen schon länger geplanten vierwöchigen Sommerurlaub antreten. / Ich kam ungefähr an dem Tag wieder in den Dienst, an dem ich mich vor einem Jahr bei meinem neuen Kommandanten gemeldet hatte. Im Übrigen ging es meinen Jahrgangskameraden nicht viel besser, einigen sogar schlechter, denn sie mussten beim Paketschlichten in einem Postverteilungszentrum die Rekruten beaufsichtigen, dass sie alle Pakete richtig sortieren; die Vorbereitung auf unser Kerngeschäft „militärische Landesverteidigung“ sieht aber anders aus. / Das Jahr ist eigentlich schnell vergangen, aber echte militärische Tätigkeiten, beispielsweise das Üben von Angriffen oder ein Scharfschießen im freien Gelände, habe ich leider nicht erlebt. Ich wollte so gerne Rekruten ausbilden, Gefechtsübungen absolvieren und auch einmal Schießen gehen. Zum Glück bin ich noch nicht verheiratet und es litt durch meine Abwesenheit von zuhause nicht die Familie. / Auch wenn es mir schwerfällt, muss ich nach diesem Jahr sagen: Sollte ich noch so ein Jahr in meinem jungen Berufsleben erdulden müssen, muss ich mir ernsthaft die Frage stellen, ob ich weiter bei diesem Bundesheer verbleiben soll, denn eigentlich bin ich Offizier geworden, um mich und die mir anvertrauten Soldaten für die „militärische Landesverteidigung“ vorzubereiten. (red Der Offizier; hapoe)