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Schaffen wir trotz vieler Papiersoldaten noch große Paraden?

Die Parade im Jahre 2005 war eine beeindruckende Leistungsschau und hat zusätzlich auch Massen an Zuschauer angelockt.

© BUNDESHEER

Es war zwar nicht das erste Mal, dass es nach der Ausmusterung in Wiener Neustadt keine Parade gegeben hat, aber es fällt auf, dass es in den letzten zehn Jahren kaum mehr kleinere oder größere Paraden gab. So war das letzte Zurschaustellen des Bundesheeres für eine größere Öffentlichkeit die Parade in Wien 2005. Zumindest bis 2005 war es auch gängige Praxis, dass alle zehn Jahre eine große Parade oder, wie im Falle des Jahres 1975, ein großer Flugtag abgehalten wurden. Alles begann 1957, als anlässlich der Angelobung des Bundespräsidenten Dr. Adolf Schärf mehr als 10.000 Soldaten und hunderte gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge, einschließlich der Kampfpanzer, welche uns als Rüstungsgeschenke der Alliierten übergeben wurden, vor ihrem neuen Oberbefehlshaber am Ring vorbeizogen. 1960 gab es dann die nächste Parade, unter anderem mit der Vorstellung unserer neuen Schützenpanzer von Saurer. 1965 gab es sogar zwei Paraden, eine zur Angelobung des neuen Bundespräsidenten Franz Jonas und danach eine zum Nationalfeiertag. Bei beiden Paraden waren fast 6000 Soldaten, 96 Tragtiere, 413 Kraftfahrzeuge, 172 Kampfpanzer und 79 Luftfahrzeuge in mehreren Treffen eingesetzt. 1975 gab es dann eine Verschnaufpause für die Ringstraße. Gemäß dem Zehn-JahresRhythmus fand 1975 ein Großflugtag in Langenlebarn statt. Danach gab es 1985 am Höhepunkt des Kalten Krieges und der Einnahme der Raumverteidigungsstruktur eine Parade in Wien mit geringfügig geänderter Streckenführung von der Votivkirche über die Reichsratsstraße am Rathaus vorbei, wo sich auch die Ehrentribüne befand. Damals waren fast 3000 Soldaten, zumeist Milizionäre, welche sich in den Tagen vor der Parade noch auf Übung befanden, 300 Räderfahrzeuge, 70 Panzerfahrzeuge und 30 Luftfahrzeuge eingesetzt. 1995, nach einer geänderten sicherheitspolitischen Lage, setzte man bei der Parade mehr als 3300 Soldaten mit 574 Fahrzeugen (gepanzert und ungepanzert) und 80 Luftfahrzeugen ein. Und schließlich fand 2005 die letzte große Parade an der Ringstraße statt, an der fast 4000 Soldatinnen und Soldaten, 110 Tiere, 600 gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge, 97 Luftfahrzeuge und als eine besondere Geste der Wertschätzung Abordnungen der Signatarstaaten und von EU-Mitgliedsstaaten teilnahmen. Gerade von der letzten Parade 2005 lieferte uns der ORF mit modernster Übertragungstechnik beeindruckende Bilder ins Wohnzimmer. So viel zum kurzen historischen Erbe in der Zweiten Republik, was Paraden anlangt. / 2015 hätte eigentlich im Sinne des Zehn-Jahres-Rhythmus wieder eine Parade stattfinden sollen. Zum Leidwesen aller Bundesheerfreunde gab es aber keine Parade. Diese damalige Entscheidung, sich nicht der Bevölkerung zu zeigen, kann aber eigentlich als eine Art wehrpolitische Bankrotterklärung angesehen werden. Es wäre daher hoch an der Zeit, dass man sich im Ministerium drei Jahre vor dem nächsten runden Feiertag für das Bundesheer, nämlich „Das Jahr 2025 – 70 Jahre Bundesheer“, durchringen sollte, dass man anlässlich dieses Feiertages eine Parade abhält und die Bevölkerung an diesem Jubeltag teilhaben lässt. Oder hat man im Ministerium Angst, dass es nicht mehr genug Personal und militärisches Gerät gibt, welches man, ohne sich dafür genieren zu müssen, auch herzeigen kann? Der Offizier vertritt die Ansicht, dass das Personal und das Gerät im Laufe der letzten Jahre zwar sukzessive abgebaut wurden, aber immer noch genug davon da sein sollte, um eine Großparade, beispielsweise mit rund 3000 Soldatinnen und Soldaten, 50 Tieren, 500 gepanzerten und ungepanzerten Fahrzeugen und 50 Luftfahrzeugen veranstalten zu können. Und als besonderen Aufputz könnte man ja auch wieder Abordnungen aus den EU-Mitgliedsstaaten und den Signatarstaaten dazu einladen. (red. Der Offizier; hapoe)

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