P.b.b. 14Z039935
das gesundheitsmagazin der tiroler gebietskrankenkasse BE SU CH EN SI E U NS AU F U NS ER ER W EB SI TE :
WWW.TGKK.AT
TIROLER GESUNDHEITSPREIS
Ideen für ein rauchfreies Tirol LANDESWEITER AUSBAU
INITIATIVE MÄNNERGESUNDHEIT
CHRONISCHE POLYARTHRITIS
Neues Palliativteam
Männliche Rollenbilder
Wenn die Gelenke schmerzen
EDITORIAL
Aufbruch in eine neue Zeit
Inhalt ausgabe 22 • Frühling 2019
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ie Tiroler Gebietskrankenkasse befindet sich nach Einführung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes vor rund 63 Jahren im letzten Jahr ihres Bestehens. Durch das Sozialversicherungs-Organisationsgesetz werden alle Gebietskrankenkassen fusioniert und gehen in einer neu geschaffenen Österreichischen Gesundheitskasse auf. Die Tiroler Gebietskrankenkasse wird damit ab dem 1. Jänner 2020 zur Landesstelle Tirol der Österreichischen Gesundheitskasse. Wir werden unsere Kundenoffensive natürlich weiter fortsetzen und den Ausbau des Leistungsangebotes weiter vorantreiben – ab dem nächsten Jahr allerdings unter dem Dach der Österreichischen Gesundheitskasse. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen und beraten Sie auch weiterhin mit Kompetenz und Engagement. Als verlässlicher Partner für die Gesundheitsversorgung betreuen wir rund 0 Prozent der Tiroler Bevölkerung. Alle zehn Servicestellen in Tirol sowie das Kundencenter in Innsbruck mit der Hauptverwaltung bleiben erhalten und bieten wie bisher den gewohnten Kundenservice an. Auch unsere Zahnambulatorien in Innsbruck, Reutte, Wörgl und Schwaz sowie unser Physiotherapeutisches Ambulatorium in Innsbruck leisten weiterhin hochwertige medizinische Versorgung.
TIROLER GESUNDHEITSPREIS Für ein rauchfreies Tirol
GESUNDHEIT FÖRDERN Dieses Jahr erwartet uns ein echtes Highlight – und zwar der Tiroler Gesundheitspreis, den wir heuer erstmals verleihen werden. Unter dem Slogan „Lebe.Besser.Länger.Rauchfrei.“ werden neuartige Ideen und Projekte für ein rauchfreies und gesundes Tirol ausgezeichnet, mitmachen können sowohl Institutionen und Betriebe als auch Privatpersonen. Damit setzen wir im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention weiterhin wichtige Akzente. Die erfolgreich gestartete Kampagne „Mander, bleibts g’sund!“, die ganz im Zeichen der Männergesundheit steht, werden wir ebenfalls über das Jahr 2019 hinaus mit zahlreichen Aktivitäten fortführen. Dabei unterstützen uns prominente Gesichter wie Profifußballer Alessandro Schöpf, Schauspieler Gregor Bloéb sowie der Kabarettist und Künstler Franz Eberharter. Im Zuge der Veränderung haben wir übrigens auch unser g’sund-Magazin einer Neugestaltung unterzogen. In einem handlichen Format können wir Ihnen ab sofort noch mehr Informationen und Service bieten. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Start in den Frühling. Bleiben Sie „g’sund“! Werner Salzburger (Obmann TGKK) und Arno Melitopulos (Direktor TGKK)
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HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG Mobile Betreuung für mehr Lebensqualität
12 MÄNNERGESUNDHEIT Stark ist, wer auch Schwäche zeigt
16 CHRONISCHE POLYARTHRITIS Schmerzende Gelenke
18 SERVICE
Kontakte, Adressen und Veranstaltungen
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THEMA
INITIATIVE TIROLER GESUNDHEITSPREIS
Für ein rauchfreies Tirol 2019
„Lebe.Besser.Länger.Rauchfrei.“ – unter diesem Motto verleihen das Land Tirol und die Tiroler Gebietskrankenkasse heuer erstmals den Tiroler Gesundheitspreis. Gesucht werden neuartige Ideen und Projekte für ein rauchfreies und gesundes Tirol.
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auchfrei“ lautet die Devise im Jahr 2019: Bereits seit einiger Zeit verfolgt die Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) mit großem Engagement das Ziel, dass die Tiroler Bevölkerung bis 2030 zwei gesunde Lebensjahre mehr durch eine verbesserte Lebensweise gewinnt. Nach den Gesundheitszielen gehen die Initiato-
ren rund um Land und TGKK nun einen Schritt weiter und haben den Gesundheitspreis ins Leben gerufen. Die Initiative setzt sich für ein längeres und gesünderes Leben der Bürger ein. VON TIROLERN – FÜR TIROLER Schätzungsweise 156.000 Menschen hängen tirolweit am Glimm-
stängel (Stand 2014) – 156.000 zu viel, sind sich die TGKK und das Land Tirol einig. Geändert werden soll das nun durch den Gesundheitspreis. Unter dem Slogan „Lebe.Besser. Länger.Rauchfrei.“ startet die Auszeichnung 2019 erstmals. Zukünftig wird sie jährlich unter einem anderen gesundheitlichen Schwerpunkt verliehen.
TIROLER GESUNDHEITSPREIS
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GEMEINSAM BEWEGEN Von Tirolern – für Tiroler, damit auch du gesund bleibst. Ideen und Projekte können jederzeit unter www.tiroler-gesundheitsziele.at eingereicht werden. So tut man nicht nur seinen Mitmenschen etwas Gutes, es ist auch die Möglichkeit, nachhaltig zum Erhalt der hohen Lebensqualität Tirols beizutragen. Gemeinsam packen wir die Gesundheitsziele an – für zwei gesunde Lebensjahre mehr bis 2030. Nähere Informationen zum Tiroler Gesundheitspreis gibt es unter www.tiroler-gesundheitsziele.at. www.tiroler-gesundheitsziele.at
„Wir sehen die Tirolerinnen und Tiroler als Partner auf Augenhöhe“, erklärt Werner Salzburger, Obmann der TGKK. „Die Bevölkerung weiß, was sie gesund hält, und nützt es auch täglich für die Stärkung des eigenen Wohlbefindens. Mir ist es ein Anliegen, die Stärken der Tirolerinnen und Tiroler als die gesündesten in Österreich zu fördern, aber auch für jene da zu sein, die Hilfe und Unterstützung brauchen.“ BEVÖLKERUNG IST GEFRAGT Das Ziel des Gesundheitspreises ist klar: innovativen Ideen und Projekten, die zu einer verbesserten Lebensqualität beitragen, Gehör verschaffen und ihnen eine Plattform bieten. Davon profitieren schließlich nicht nur die Teilnehmer, sondern
„ Mir ist es ein Anliegen, die Stärken der Tirolerinnen und Tiroler als die gesündesten in Österreich zu fördern, aber auch für jene da zu sein, die Hilfe und Unterstützung brauchen.“ WERNER SALZBURGER, OBMANN TGKK
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TIROLER GESUNDHEITSPREIS
GASTKOMMENTAR
AUFHÖREN IST MÖGLICH!
EIN EHEMALIGER RAUCHER ERZÄHLT © AXEL SPRINGER
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BERNHARD WALCH
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ls sportlich aktiver Mensch stand für mich das Rauchen immer schon im Widerspruch zu meinen Lebensinteressen. Auch wenn ich mich an die erste Zigarette zurückerinnere, war diese alles andere als ein Genuss, und mein Körper wehrte sich damals schon gegen diesen gesundheitsgefährdenden Glimmstängel. Schließlich startete ich mehr oder weniger ernsthafte Versuche, diesem geldverschlingenden „Sargnagel“ ein Ende zu setzen. Der entscheidende Entschluss zur erfolgreichen und nun sieben Jahre währenden Aufgabe dieser unpraktischen, lebensverneinenden Praxis kam mir nach einem rauchintensiven Tag: Damals wurde der Tabakgeruch in der Kleidung und der Wohnung unerträglich, und auch meine Geschmacksnerven konnten mir nicht mehr mitteilen, ob es sich bei meiner Mahlzeit nun um einen geschmacklosen Gummi oder um ein leckeres Dessert handelte. GEWONNENE FREIHEIT Neben den offensichtlichen gesundheitlichen und finanziellen Vorteilen als Nichtraucher schätze ich nun vor allem die Freiheit im täglichen Leben, meine Aktivitäten nicht mehr unter Berücksichtigung der Rauchmöglichkeiten planen zu müssen. Der Weg zum Nichtraucher ist nach meinen Erfahrungswerten und auch nach Berichten aus meinem Umfeld also durchaus möglich. Man muss sich nur entschließen, es zu tun.
auch die Bürger, denen damit zu einem gesünderen Leben verholfen wird. Mitmachen können sowohl Institutionen und Betriebe als auch Privatpersonen. Schließlich sind es vor allem die Tiroler, Gemeinden, Städte, Betriebe, Institutionen und Vereine, die wissen, wo der Schuh drückt. Die Auszeichnung erkennt das Engagement derjenigen an, die zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft beitragen, und wertschätzt die Gewinner mit einem Preisgeld in der Höhe von 2.500 Euro. TGKK-Direktor Dr. Arno Melitopulos bringt es auf den Punkt: „Die Tirolerinnen und Tiroler tragen den größten Schatz in unserem Gesundheitssystem in sich. Ihre Gesundheitskompetenz, ihr Wissen und die Fähigkeit, sich und ihre Familien gesund zu erhalten, ist das Potenzial für ein gesundes Tirol. Insgesamt soll
„ Der Gesundheitspreis soll einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für einen umfassenden Gesundheitsbegriff leisten und die Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung der Tiroler Bevölkerung weiter stärken.“ DR. ARNO MELITOPULOS, DIREKTOR TGKK
der Gesundheitspreis einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für einen umfassenden Gesundheitsbegriff leisten und die Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung der Tiroler Bevölkerung weiter stärken.“ . IDEEN – ZWEI GESUNDE LEBENSJAHRE MEHR Den Weg für den Gesundheitspreis ebneten die Tiroler Gesundheitsziele. Deren erklärtes Ziel: zwei gesunde Lebensjahre mehr. In Kooperation mit dem Land Tirol startete die TGKK 2016 die größte digitale Ge-
sundheitsinitiative Tirols und einen bundesweiten Aufruf. Unter dem Kampagnentitel #GesundSteckt An animierte ein 30-Tage-Plan die Teilnehmer zu einer gesünderen Lebensweise. Gleichzeitig wurden diese auch zu ihren Ideen gefragt, wie Tirol gesünder werden könnte. Das Ergebnis: 1.001 Vorschläge und sechs daraus entwickelte Gesundheitsziele. Gesundheitslandesrat Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg erklärt dazu: „Es geht mir darum, Tirol gemeinsam mit den Menschen noch gesünder zu
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machen und ihre Sorgen und Anliegen ernst zu nehmen. Daher haben wir gemeinsam mit der Bevölkerung und den wichtigsten Institutionen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich eigene Gesundheitsziele entwickelt und fixieren können. Die sechs Gesundheitsziele geben eine klare und zukunftsweisende Leitlinie vom Kindesalter über das Arbeitsleben bis hin zum hohen Alter und sind daher ein umfassender Ansatz für ein gesundes Tirol.“
WER KANN TEILNEHMEN? Sowohl Institutionen und Betriebe als auch Privatpersonen und Vereine mit (Wohn-)Sitz in Tirol können beim Gesundheitspreis mitmachen. Schließlich sind es vor allem die Bürger, Gemeinden, Städte, Betriebe, Institutionen und Vereine, die wissen, wo der Schuh drückt. Die besten Projekte und Ideen in den Kategorien „Institutionen“, „Betriebe“ sowie „Privatpersonen & Vereine“ gewinnen jeweils 2.500 Euro. Verliehen wird der Gesundheitspreis erstmals gegen des Ende des Jahres – zum Abschluss des diesjährigen Schwerpunktjahres „Rauchfrei“.
DER BLAUE DUNST Frauen 27,8 %
, Mio.
Übermäßiger Tabakkonsum wird als
Mitverursacher für eine Vielzahl von Krankheiten gesehen, im Besonderen von Krebs und Herz-KreislaufErkrankungen.
Männer 32,2 % Altersgruppe 15 – 29 Jahre
, Mio. Österreicherinnen und Österreicher (bzw. jede vierte Person ab 15 Jahren) rauchen täglich, Männer etwas häufiger als Frauen (27 % bzw. 22 %).
Insgesamt rauchen Frauen weniger als Männer. Was die Altersgruppen betrifft, zeigt sich jedoch besonders bei jüngeren Frauen zwischen 15 und 29 Jahren ein hoher Anteil an Raucherinnen. Quelle: Daten von Statistik Austria
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HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG
LANDESWEITER AUSBAU DER HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG
Mobile Betreuung für mehr Lebensqualität
Im Bezirk Schwaz wurde kürzlich ein neues Mobiles Palliativteam ins Leben gerufen, das eine umfassende Hospiz- und Palliativbetreuung in der Region sicherstellen soll. Das Angebot geht auf eine Initiative des Landes Tirol und der Tiroler Sozialversicherungsträger zurück.
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it Jänner 2019 hat in Schwaz ein neues Mobiles Palliativteam seine Arbeit aufgenommen. Damit ist der Bezirk der mittlerweile siebte in Tirol, der in der Hospiz- und Palliativbetreuung auf ein derartiges Angebot verweisen kann. Die Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit in den anderen Bezirken gesammelt hat und auf die man bei der Einrichtung des Schwazer Teams zurückgreifen konnte, haben maßgeblich zu einem optimalen Start des neuen Dienstes beigetragen. AUSBAU DER VERSORGUNG Die Einheit in Schwaz ist sowohl als mobiles Team zuhause bei Betroffenen als auch als Palliativkonsiliardienst im stationären Bereich im Einsatz. Sie besteht aus speziell ausgebildeten Ärzten und diplomierten Pflegekräften, die sich derzeit drei Vollzeitstellen teilen. Es ist jedoch vorgesehen, das Team im Laufe des Jahres weiter auszubauen und darüber hinaus auch eine Rufbereitschaft auf Pflegeebene zu etablieren. Bernhard Tilg, Tiroler Landesrat für Gesundheit-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Wissenschaft und Forschung, sowie Werner Salzburger, der Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse, zeigen sich erfreut über die Ausweitung der Hospiz- und
„ Mit diesem Team können wir nun auch Menschen mit unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen aus dem Bezirk Schwaz zu Hause in ihren eigenen vier Wänden optimal versorgen.“ WERNER SALZBURGER, OBMANN TGKK
Palliativversorgung im Bezirk Schwaz. Salzburger betont: „Mit diesem Team können wir nun auch Menschen mit unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen aus dem Bezirk Schwaz zu Hause in ihren eigenen vier Wänden optimal versorgen.“ EINRICHTUNGEN ENTLASTEN Bisher wurde in Schwaz der größte Teil jener schwerkranken Menschen, die in ihrem eigenen Zuhause sterben möchten, durch Hausärzte, Sozial- und Gesundheitssprengel, Alten- und Pflegeheime oder engagierte Angehörige versorgt. Mit diesen soll das neu ins Leben gerufene Mobile Palliativteam nun
THEMA
Umfassende Palliativund Hospizbetreuung ist ein wichtiger Teilbereich der Gesundheitsversorgung – nicht nur schwerkranke Patienten, auch deren AngehÜrige sind darauf angewiesen.
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HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG
HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG TIROL
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ie Hospiz- und Palliativversorgung Tirol ist eine Initiative des Landes Tirol und der Tiroler Sozialversicherungsträger. Mit der Koordination wurde die Koordinationsstelle Hospiz- und Palliativversorgung am Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol beauftragt. Gemeinsam mit den Tiroler Krankenanstalten werden so die Versorgungsstrukturen in allen Bezirken und auch in den entlegenen Regionen des Landes gewährleistet. Mit Ende des Jahres 2019 soll die neue Versorgungsstruktur aus Mobilen Palliativteams sowie Palliativkonsiliardiensten, die in den Krankenhäusern unterstützend tätig sind, allen Tirolern zur Verfügung stehen.
INTEGRIERTE PALLIATIVBETREUUNG
Das Modell „Integrierte Palliativbetreuung“ (IPB) wurde geschaffen, um Betroffene mit einem komplexen Betreuungsbedarf zu Hause zu unterstützen. Dabei erhalten Patienten je nach Kapazität der Sozial- und Gesundheitssprengel bis zu drei Stunden pro Tag Betreuung durch eine diplomierte Pflegefachkraft – und das kostenlos. Damit verbunden ist eine Koordinationspauschale für Hausärzte, und auch Limitierungen, wie etwa für Visiten oder Leistungen, fallen weg. Die IPB kann für 2 Tage in Anspruch genommen werden, mit Option auf Verlängerung. „Das neue Versorgungsprogramm ist eine wichtige Ergänzung zu den bereits bestehenden Einrichtungen“, erläutert Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. „Nur so können wir bis zuletzt höchste Lebensqualität für schwer kranke, sterbende Menschen in allen Regionen Tirols gewährleisten.“
„ Das Mobile Palliativteam ist ein spezialisiertes Team und kommt bei komplexen Situationen unterstützend dazu. Im Vordergrund steht dabei das Miteinander mit den bestehenden Strukturen.“ DR. MARKUS RINGLER, ÄRZTLICHER LEITER MOBILES PALLIATIVTEAM SCHWAZ
eng zusammenarbeiten, wie dessen ärztlicher Leiter Markus Ringler erklärt: „Das Mobile Palliativteam ist ein spezialisiertes Team und kommt bei komplexen Situationen, sei es in medizinischer, pflegerischer oder psychosozialer Hinsicht, unterstützend dazu. Im Vordergrund steht dabei das Miteinander mit den bestehenden Strukturen.“ Vom neuen Palliativdienst in Schwaz profitieren also nicht nur direkt Betroffene und deren Angehörige, sondern auch bereits vorhandene Einrichtungen, die nun in diesem Bereich entlastet werden – darunter etwa das Bezirkskrankenhaus Schwaz, dem damit ein weiteres Team zur Verfügung steht, das Patienten vor Ort versorgen und begleiten kann.
HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG
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HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG TIROL MEHR LEBENSQUALITÄT Die Hospiz- und Palliativbetreuung stellt einen wichtigen Teilbereich der Gesundheitsversorgung im Land dar. Ziel ist es, unheilbar kranken bzw. sterbenden Menschen eine bestmögliche ganzheitliche Versorgung zukommen zu lassen und sie selbst, aber auch ihre Angehörigen in dieser schweren Phase zu unterstützen. Dabei steht die Erhaltung der Lebensqualität an erster Stelle – denn den Patienten soll ein würde- und respektvoller Lebensabend ermöglicht werden.
KUFSTEIN SCHWAZ
REUTTE
BKH Reutte Mobiles Palliativteam Palliativkonsiliardienst IPB
BKH Schwaz Mobiles Palliativteam Palliativkonsiliardienst IPB 4 Palliativbetten
Christina Wechselberger, MSc Koordination Hospizund Palliativversorgung Tirol Koordinationsstelle Hospiz- und Palliativversorgung Tirol Landesinstitut für Integrierte Versorgung – LIV Innrain 9, 6020 Innsbruck, Telefon: +43 (0) 50 504 50 E-Mail: christina.wechselberger@ tirol-kliniken.at
KITZBÜHEL
BKH St. Johann Gemeinsames Mobiles Palliativteam Bezirk Kufstein und Kitzbühel Palliativkonsiliardienst IPB
LANDECK UND IMST
KH Zams (Ab Mitte 2019) Gemeinsames Mobiles Palliativteam Palliativkonsiliardienst IPB 6 Palliativbetten geplant
KONTAKT
BKH Kufstein Gemeinsames Mobiles Palliativteam Bezirk Kufstein und Kitzbühel Palliativkonsiliardienst IPB 4 Palliativbetten – 8 geplant
INNSBRUCK-STADT UND INNSBRUCK-LAND LKI Innsbruck, LKH Hall Palliativkonsiliardienst kidsMOBILtirol IPB 2 Kinder-Palliativbetten
LIENZ
BKH Lienz Mobiles Palliativteam Palliativkonsiliardienst IPB 4 Palliativbetten
LKH Natters 2 Palliativbetten – 4 geplant Tiroler Hospiz-Gemeinschaft (THG), Hospizhaus Tirol in Hall, 14 Palliativbetten, Mobiles Palliativteam, Tageshospiz, Palliativambulanz, Akademie Ehrenamt: 22 Hospizteams der THG in allen Bezirken Tirols
KOMMENTAR
IN SICH
© AMPAND
HINEINHÖREN ALESSANDRO SCHÖPF Profifußballer
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ie Anforderungen an den jungen Mann haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert. Erscheinungsbild, körperliche Fitness und Status – Erwartungen, die gemeinsam schwierig zu erreichen und erfüllen sind. Besonders im Profisport ist man mit psychischem Druck konfrontiert. Die Leistung muss immer abgerufen werden können und am Punkt da sein. OFFEN MIT PROBLEMEN UMGEHEN Natürlich kämpft man da auch ab und zu mit sich selber, muss manches hinterfragen und sich selber wieder motivieren. Sich selbst dann immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und in sich hineinzuhören, ist das A und O. Oft genug werden versteckte, aber gefährliche psychische Erkrankungen übersehen und kommen erst dann ans Tageslicht, wenn es schon zu spät ist. Es ist wichtig, mit diesen Erkrankungen offen umzugehen und dieses Tabu aus der Welt zu schaffen. Darum ist es mir ein Anliegen, für die Gesundheit junger Männer einzustehen und darauf aufmerksam zu machen, dass es keinesfalls unmännlich ist, offen über Probleme zu sprechen.
MÄNNERGESUNDHEIT
TGKK-SCHWERPUNKT MÄNNERGESUNDHEIT
Stark ist,
wer auch Schwäche zeigt Männer müssen heutzutage zahlreiche Anforderungen erfüllen: Sie sollen erfolgreich im Beruf, aufopferungsvolle Väter, verständnisvolle Partner, am besten für alle gleichzeitig da und vor allen Dingen immer stark sein. Dieses Rollenbild hindert jedoch viele Männer daran, sich bei Problemen Hilfe zu suchen.
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esundheit und Fitness genießen heute einen hohen Stellenwert. Nicht nur, aber insbesondere junge Menschen machen sich vermehrt Gedanken über ihr körperliches sowie seelisches Wohlbefinden und arbeiten oft hart daran, sich dieses so lange wie möglich zu erhalten. MÄNNLICHE ÜBERWINDUNG Trotz des Umstandes, dass ein gesunder Lebensstil in den letzten Jahren grundsätzlich an Bedeutung gewonnen hat, bleibt doch eines festzuhalten: nämlich dass Männer in Summe noch immer weniger auf ihre Gesundheit achten als Frauen. Dies betrifft nicht nur ihre Lebensgewohnheiten – sie rauchen und trinken beispielsweise mehr –, sondern auch ihren Umgang mit Leiden und Erkrankungen. Denn viele Männer nehmen, wenn überhaupt, nur dann medikamentöse, medizinische oder therapeutische Hilfe in Anspruch, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt. Ein Grund für diese Weigerung, sich mitunter selbst bei ernsthaften Problemen in entsprechende Behandlung zu begeben, ist ein bestimmtes Verständnis von Männlichkeit, das noch immer in vielen Köpfen verankert zu sein scheint. Diesem Bild zufolge gilt es als unmännlich,
Schwäche zu zeigen, weshalb es viele Männer meist sogar schon große Überwindung kostet, sich etwaige Schmerzen und Beschwerden überhaupt einzugestehen. Oft bedarf es dann schließlich eines Anstoßes von außen, bevor sie bereit sind, ihre Lage zu akzeptieren und Unterstützung zu suchen – sei es nun im privaten Umfeld oder bei einem ausgewiesenen Experten.
„Männer merken, dass das alte, traditionelle Rollenverständnis nicht mehr funktioniert.“ BERNHARD HUNGSBERGER, TIROLER LANDESVERBAND FÜR PSYCHOTHERAPIE
UNGESUNDE VORSTELLUNGEN Solcherart Rollenbilder sind letztendlich zwar nichts anderes als soziale Konstrukte, haben jedoch trotzdem einen großen Einfluss darauf, wie Menschen sich verhalten bzw. meinen, sich verhalten zu müssen. In einer pluralistischen Gesellschaft wie der unseren, mit ihrer Vielfalt an unterschiedlichen Lebensweisen und -formen, existieren auch im Hin-
blick auf Männer zahlreiche und zum Teil stark voneinander abweichende Rollenbilder nebeneinander. Die Antwort auf die Frage, was ein Mann ist und wie er zu sein hat, kann demnach von Person zu Person unterschiedlich ausfallen – je nach Alter, Herkunft, sozialer Stellung, Bildung oder persönlichen Erfahrungen. Fest steht allerdings, dass mit jedem dieser Rollenbilder konkrete Erwartungen verknüpft sind, denen Männer genügen müssen, um als ebensolche zu gelten – teilweise weil sie es selbst wollen, teilweise aber auch, weil es bestimmte Umstände oder gesellschaftliche Zwänge bzw. Strukturen erfordern. Bei der Gründung einer Familie beispielsweise wird von Männern – im Übrigen eben-
MANDER, BLEIBTS G’SUND! Nachdem sich die Tiroler Gebietskrankenkasse in den Jahren zuvor verstärkt der Frauengesundheit gewidmet und dazu auch langfristige, noch heute bestehende Maßnahmen gesetzt hatte, wurde mit 201 der Fokus auf die Männer gelegt. Die Initiative „Mander, bleibts g’sund!“, die bis Ende 2019 fortgesetzt wird, soll das Gesundheitsbewusstsein von Männern stärken und diese für Gesundheitsthemen sensibilisieren. www.mander.tirol
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MÄNNERGESUNDHEIT Vielen Männern fällt es oftmals schwer, Hilfe anzunehmen. Dies triff t vor allem dann zu, wenn sie mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.
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KOMMENTAR
WISSEN, WANN MAN SCHWACH SEIN DARF
GREGOR BLOÉB Schauspieler
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eruflichen Erfolg einheimsen und dann noch ein „erfolgreiches“ Familienleben führen, ist wohl das höchste der Gefühle. Ja, es ist das Gelbe vom Ei, das Besteste vom Besten. Aber wenn es nicht nur eine Disneyphantasie, eine Wunschtraumfabrik sein soll, muss man sich eingestehen: Das alles ist kein Zuckerschlecken. Wir modernen Familienväter sollen Rollenbilder ausfüllen – am besten das vom verständnisvollen sensiblen Ehemann, der aber auch weiß, wo’s lang geht. Wir sind Windelwechsler, Kumpelpapas, das personifizierte Kindertaxi, und zugleich sollen wir auch irgendwie eine Autoritätsperson darstellen. Wir sind der Bürohengst und nicht der Bürowallach, aber selbstverständlich nicht zu „hengstlich“ und schon gar nicht ängstlich. Ja ... uff ... nein, es ist keine leichte Aufgabe. MÄNNLICHE EMANZIPATION War es früher nicht viel einfacher? Mann hats Gerschtl nach Hause gebracht, und da saß ein Heimchen hinter dem Herd, und die Kinderlein haben gespurt. Stimmt – einfacher wird’s wohl gewesen sein. Aber auch gehaltvoller? Erfüllender? Sinnlicher? Ein Soloabend, ein Monolog im Theater kann was Beeindruckendes sein, aber wirklich tiefgreifende emotionale Erlebnisse sind immer Dialog. Immer ein „Miteinander“. Ein gutes Zusam-
menspiel, Kompromisse und Eingeständnisse, das ist, was eine Familie ausmacht. Nicht nur Frauen haben sich emanzipiert, nein, auch wir Männer: Wir wollen Partnerinnen und keine unterdrückten Hauspatschn. Wir wollen keine kuschenden Kinder mehr, sondern kuschelnde Kinder – und das ist gut so. Wir Männer können auch unsere Freiheit genießen, ohne immer der Stärkste und der Beste sein zu müssen. Zumal der wirklich Starke immer weiß, wann er auch schwach sein kann, und der wirklich Beste auch anderen das Beste wünscht. Loslassen, Pausen einlegen, Belastungen mit Humor wegwischen, Freiräume schaffen, eine kleine Skitour gehen, Natur, eine gute Jause zu sich nehmen. SICH RUHE GÖNNEN Übrigens, der Frühling ist da, und wir haben wieder das Trampolin aufgestellt. Die Rasselbande hat es sogleich in Beschlag genommen und die Federn stundenlang aus ihrem Winterschlaf besprungen. Und immer wieder kam eines der Kinder und hat sich kurz eine Ruhezeit gegönnt. Hat sich zu mir auf den Schoß gelegt und ein paar Streicheleinheiten abgeholt. Kinder wissen genau, wann sie müde sind oder hungrig oder es einfach mal genug ist. Nur ein Beispiel, was wir großen starken Männer von unseren Kleinsten lernen können.
so wie von Frauen – noch immer häufig erwartet, dass sie sich bereitwillig in die ihnen zugeschriebene Rolle fügen. Dass heißt, der Mann ist in erster Linie für die Versorgung der Familie zuständig, während die Frau sich um den Nachwuchs kümmert. PSYCHISCHE AUSWIRKUNGEN Die Vorstellung, ein Mann müsse um jeden Preis „stark“ sein, dürfe weder Schwäche noch Gefühle zeigen und müsse mit seinen Problemen selbst klarkommen, hat in den letzten Jahren an Dominanz eingebüßt. „Männer merken, dass das alte, traditionelle Rollenverständnis nicht mehr funktioniert, vor allem in der Partnerschaft oder als ‚moderner Vater‘“, erklärt etwa Bernhard Hungsberger vom Tiroler Landesverband für Psychotherapie. Dass dieses Bild dennoch vielerots nach wie vor präsent ist, zeigt sich nicht zuletzt in der medizinisch-therapeutischen Praxis: Männer gehen beispielsweise mindestens um ein Drittel weniger zum Arzt als Frauen, und auch Therapien nehmen sie nur halb so oft wie diese in Anspruch. Besonders deutlich werden negative Auswirkungen bestimmter Rollenbilder vor allem im Fall von Depressionen und ähnlichen Erkrankun-
MÄNNERGESUNDHEIT
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KOMMENTAR
MANN SEIN FRANZ EBERHARTER
IST NICHT LEICHT!
Kabarettist
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ls Mann hat man’s nicht leicht, kriegen wir doch von allen Seiten zugerufen, wie wir sein müssen, was wir denken dürfen, wie man sich den Mann von heute vorstellt, was er zu tun oder zu lassen und was er anzuziehen hat, wie erfolgreich er im Job sein und wie perfekt er in der Hausarbeit und Kindererziehung sein muss. Meine Frau ist der Meinung, dass Frau früher sehr oft dazu neigte, sich den Mann so lange nach ihren Wünschen „herzurichten“, bis er ihren Vorstellungen entsprach, Sie ihn dann aber nicht mehr mochte.
„Viele Männer begegnen den mit neuen Rollenbildern einhergehenden Erwartungen erst mal mit Ratlosigkeit und Überforderung. Gerade dann ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen.“ BERNHARD HUNGSBERGER, TIROLER LANDESVERBAND FÜR PSYCHOTHERAPIE
gen: Zum einen kann nämlich gerade die Unfähigkeit, der Vorstellung eines „echten Mannes“ zu entsprechen, zu emotionalen Problemen und Konflikten bei Männern führen. Zum anderen hindert genau eine solche Auffassung diese daran, sich dringend benötigte Hilfe zu suchen. So entsteht ein Teufelskreis, der nicht leicht durchbrochen werden kann. Dass die Anforderungen an einen Mann darüber hinaus heutzutage um einiges umfangreicher sind als noch vor einigen Jahren und er gleich mehrere Rollen im privaten und öffentlichen Raum übernehmen soll, macht das Ganze natürlich nicht leichter. „Viele Männer begegnen den mit diesen Rollenbildern einhergehenden Erwartungen erst mal mit Ratlosig-
keit und Überforderung“, erläutert Hungsberger. „Gerade dann ist es wichtig, sich auch psychotherapeutische Unterstützung zu holen.“ MÄNNER, SCHAUT AUF EUCH Die Initiative „Mander, bleibts g’sund!“ der TGKK soll Männer dazu ermutigen, künftig öfter über ihren eigenen Schatten zu springen und Hilfe aufzusuchen, sobald sie diese benötigen. Neben akuten und Notfällen zählen insbesondere diverse Vorsorgeuntersuchungen dazu, die dabei helfen können, die Lebenserwartung von Männern zu erhöhen. Denn sie tragen dazu bei, auch männerspezifische Erkrankungen wie Hoden- oder Prostatakrebs frühzeitig zu erkennen und ihnen vorzubeugen.
VIELE ROLLEN Heute erledigen diesen Psychoterror die Medien. Der Mann soll die berühmte eierlegende Wollmilchsau sein, der zärtliche Frauenversteher mit Durchsetzungsvermögen, erfolgreich im Beruf, die Hausarbeit nicht vernachlässigend, viel verdienend, aber ständig zu Hause und auf die Kinder schauend, und dann soll er noch über die Werbung „Für das Beste im Mann“ lachen, weil es ja Sexismus nur in eine Richtung gibt. Sie kennen diese Werbung gar nicht? Nein, da wird nicht um die Seele des Mannes geworben oder um seine Gefühle oder Talente, nein, „Für das Beste im Mann“ braucht es einen Rasierer?!? Ja, ich gebe zu, Männer können in jeder Lebenslage heillose Todel sein, aber dass das Beste im Mann sein Bart ist, halte ich für genauso abenteuerlich wie das Geschrei nach ewiger Jugend. Muss ich mir wirklich die Haare färben oder Hosen kaufen, wo man zum Anziehen einen Schuhlöffel braucht, damit ich noch immer zu den Jungen zähle? Seien Sie mir nicht böse, aber wenn ich so ein „Männlein steht im Walde“ in seinem slimfitten Strampelhosen-Anzug und den zu großen Schuhen sehe, dann stell ich mir vor, wie ihn seine Mama zu Hause auszieht, auf das Töpfchen setzt und ihm dann im Bett noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorliest. AUF DAS POSITIVE SCHAUEN Ja, wenn Sie jetzt aufheulen, dann haben Sie Recht, aber ich gehöre nun mal zur Generation 60+ und lasse mir die letzten Jährchen nichts mehr einreden. Ich bin gerne so alt, wie ich bin, und finde es toll, wie es die jungen Leute machen, aber ich glaube, das Wichtigste ist, das Leben so zu akzeptieren, wie es ist. Entspannt euch, Jungs, hier kommt keiner lebend raus, also genießt die Zeit, die ihr habt, saugt alles Positive auf und haltet negative Leute von euch fern, denn das ist der Grundstein für ein langes und gesundes Leben. Wenn auch das letzte Wort in dieser Sache jemand anderer hat.
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CHRONISCHE POLYARTHRITIS
kommt zu einer Fehlleistung des Immunsystems, bei der sich die Abwehrkräfte gegen den eigenen Körper wenden, was schließlich in einer Entzündung der Gelenksinnenhaut mündet. Eine Schlüsselrolle in dieser Entzündungskaskade spielen entzündungsfördernde (proinflammatorische) Botenstoffe, also Proteine, die im Immunsystem für die Interaktion zwischen den Zellen und Zellsystemen zuständig sind.
CHRONISCHE POLYARTHRITIS
SCHMERZENDE GELENKE D Univ.-Doz. Dr. Johann Gruber, Leitender Oberarzt der Rheumatologie an der Univ.-Klinik für Innere Medizin II in Innsbruck, klärt über die chronische Polyarthritis und damit einhergehende Beschwerden auf.
ie chronische Polyarthritis (cP), auch rheumatoide Arthritis (RA) genannt, ist eine häufige Form der entzündlichrheumatischen Erkrankungen. Charakteristisch dafür sind die entzündlichen Schwellungen der Gelenksinnenhaut und der gelenksnahen Strukturen (z. B. Schleimbeutel). Frauen sind dreimal häufiger davon betroffen als Männer, mit einem Altersgipfel zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr. In Österreich leiden circa 0.000 Menschen an der Krankheit, die meist schubweise verläuft.
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ÜBERREAKTION DES IMMUNSYSTEMS Für den Ausbruch einer chronischen Polyarthritis ist kein einzelner Auslöser verantwortlich, sondern es besteht ein Zusammenspiel zwischen erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren wie zum Beispiel Rauchen. Es
„Sobald der begründete Verdacht auf eine chronische Polyarthritis besteht, sollte man rasch einen Rheumatologen aufsuchen. Die Diagnose kann meist schnell gestellt werden.“ UNIV.-DOZ. DR. JOHANN GRUBER, LEITENDER OBERARZT DER RHEUMATOLOGIE AN DER UNIV.-KLINIK FÜR INNERE MEDIZIN II IN INNSBRUCK
SCHMERZHAFTE BESCHWERDEN Symptome sind Gelenksschmerzen oder -schwellungen – meist symmetrisch – der Fingergrund- und Mittelgelenke. Außerdem findet sich oft eine Überwärmung und Druckschmerzhaftigkeit mehrerer Gelenke, die zu Bewegungseinschränkungen führen. Typisch ist eine längerdauernde Morgensteifigkeit, die alltägliche Tätigkeiten erschwert. Bei jahrelangem Bestehen können auch Rheumaknoten (derbe Knötchen unter der Haut) auftreten, typischerweise an der Streckseite der Ellbogengelenke gelegen. Vorboten sind meist uncharakteristisch, Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme gehören ebenso dazu wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Wird das fehlgesteuerte Immunsystem nicht gebremst, schreitet die Zerstörung der Gelenke innerhalb weniger Monate und Jahre unaufhaltsam voran. Da es sich bei der chronischen Polyarthritis um eine Systemerkrankung handelt, ist bei längerer Krankheitsdauer auch ein entzündlicher Befall innerer Organe wie etwa Gefäße sowie Herz, Nieren und Lunge möglich. Mit fortschreitender Gelenkszerstörung kann die Krankheit durch Gelenksversteifungen und Gelenksdeformationen zur Invalidität führen. DIAGNOSE UND THERAPIE Sobald der begründete Verdacht auf eine chronische Polyarthritis besteht, sollte man rasch einen Rheumatologen aufsuchen. Durch eine genaue Befragung des Patienten, eine gezielte klinische Untersuchung, bildgebende Verfahren und Laboruntersuchungen kann die Diagnose meist schnell gestellt werden. Bei der rasch einzuleitenden Therapie sind neben nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Cortison Basistherapeutika wesentlicher Bestandteil. Bei Unwirksamkeit oder einer Unverträglichkeit werden sogenannte Biologika eingesetzt. Ziel einer Behandlung ist Remission, also der Wegfall der Krankheitssymptome.
CHRONISCHE POLYARTHRITIS
MITGLIEDER DER RHEUMA-SELBSTHILFEGRUPPE POLYARTHRITIS OBERLAND ERZÄHLEN:
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,,Früher oder später verspüren fast alle Betroffenen das Bedürfnis, sich mit anderen Rheumapatienten auszutauschen."
ARMIN LINDENTHALER
ANDREA BACHNETZER
Mitglied der SHG Polyarthritis Oberland
Leiterin der SHG Polyarthritis Oberland
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enn eine chronische Krankheit wie Polyarthritis diagnostiziert wird, dann geht das nicht von heute auf morgen, dass man das auch akzeptiert. Bei dem einen geht es vielleicht schneller, ein anderer braucht dafür mehr Zeit. Ich habe selbst vor 16 Jahren genau diese Diagnose erhalten, und auch ich habe mir zu Beginn gedacht, dass ich das schon irgendwie allein schaffe. Früher oder später verspüren dann aber fast alle Betroffenen das Bedürfnis, sich mit anderen Rheumapatienten auszutauschen. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot. Ich habe selbst lange gar nicht gewusst, dass es Rheuma-Selbsthilfegruppen hier bei uns gibt, bis ich schließlich von einer Innsbrucker Gruppe erfahren habe. Einige Zeit später habe ich dann beschlossen, eine eigene für das Oberland zu gründen. Es ist aber nicht nur der Austausch untereinander, um den es in unserer Gruppe geht: Wir laden auch regelmäßig Experten ein, die den Teilnehmern Informationen zu verschiedensten Themen wie Physiotherapie oder Ernährung geben. Auch das trägt dazu bei, trotz Krankheit eine gute Lebensqualität zu erhalten.
KONTAKT
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ch bin jetzt 35 Jahre alt, die Diagnose chronische Polyarthritis habe ich bereits 2005 bekommen. Mit dem Wissen, dass ich bestimmt der Jüngste dort sein werde, waren meine Hemmungen, zum ersten Treffen unserer Gruppe zu gehen, besonders groß. Ich habe mich aber dann doch überwunden und gehe auch heute, sechs Jahre später, immer noch gerne zu den Treffen. Sich mit Leuten auszutauschen, die Ähnliches durchmachen wie man selbst, ist eine sehr positive Erfahrung. Zudem ist die Selbsthilfegruppe auch ein Ort, an dem man sich informieren kann: Wenn ich etwa ein Problem habe oder mir in einer Sache nicht ganz sicher bin und in der Gruppe davon erzähle, kann ich mir sicher sein, dass sich spätestens bis zum nächsten Treffen gleich mehrere andere Teilnehmer informiert haben und mir weiterhelfen können. Darüber hinaus sind wir mittlerweile nicht mehr nur eine Gruppe für Menschen mit chronischer Polyarthritis, auch Leute mit anderen rheumatischen Erkrankungen sind bei uns willkommen. Sich mit jemandem zu unterhalten, der zwar ähnliche, aber nicht genau dieselben Beschwerden hat, kann ebenfalls sehr bereichernd sein.
Selbsthilfegruppe chronische Polyarthritis Oberland Andrea Bachnetzer Telefon: +43 699 1 09 2 E-Mail: polyarthritis-oberland@selbsthilfe-tirol.at Regelmäßige Treffen an jedem 2. Dienstag im Monat www.rheumaliga.at/tirol/selbsthilfegruppen
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SERVICE
MINI MED Studium
INNSBRUCK Di, 30. 4.: Was dem Verstand schadet – Essen und trinken mit Hirn – Referent: Univ.-Prof. Dr. Stefan Kiechl, Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck Di, 7. 5.: Gicht: Neue Therapieformen – Referent: Univ.-Doz. Dr.
Johann Gruber, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Rheumatologie, Medizinische Universität Innsbruck Di, 21. 5.: Gesund und fit alt werden – Referentin: Prim. Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner, Ärztliche Direktorin, Tirol Kliniken, LKH Hochzirl-Natters Di, 28. 5.: Die Liebe genießen bis ins hohe Alter – ReferentInnen: OÄ Dr.
Alexandra Ciresa-König, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, und Prof. h. c. Dr. Germar-Michael Pinggera PLL.M, Andrologie, Harnröhrenchirurgie der Universitätsklinik für Urologie, Medizinische Universiät Innsbruck Alle Tiroler Termine unter: www.minimed.at
KONTAKTE UND ADRESSEN SERVICESTELLEN DER TGKK Servicezeiten: MO – FR: 07:30 – 14:00 Uhr Servicestelle Imst Telefon: +43 (0)59160 - 3312 Kontrollarzttage: MO + MI + FR: 08:00 – 12:00 Uhr Servicestelle Kitzbühel Telefon: +43 (0)59160 - 3812 Kontrollarzttage: DI + DO: 08:00 – 12:00 Uhr Servicestelle Kufstein Telefon: +43 (0)59160 - 3712 Kontrollarzttage: DI + DO: 07:30 – 12:00 Uhr Servicestelle Landeck Telefon: +43 (0)59160 - 3412 Kontrollarzttage: DI + DO: 08:00 – 12:00 Uhr Servicestelle Lienz Telefon: +43 (0)59160 - 3912 Kontrollarzttage: DI + MI + DO: 08:00 – 12:00 Uhr Servicestelle Reutte Telefon: +43 (0)59160 - 3212 Kontrollarzttage: MO + MI: 08:00 – 12:00 Uhr
AMBULATORIEN Ambulatorium für Physiotherapie im Haus der Gesundheit Telefon: +43 (0)59160 - 2003 Ambulatorium für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde im Haus der Gesundheit Telefon: +43 (0)59160 - 2200 Zahnambulatorium Schwaz Telefon: +43 (0)59160 - 3541 Zahnambulatorium Wörgl Telefon: +43 (0)59160 - 3641
UNTERSTÜTZUNGSFONDS DER TIROLER GEBIETSKRANKENKASSE
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TIROLER GEBIETSKRANKENKASSE PSYCHOSOZIALE BERATUNG IN DER TGKK Hotline: Telefon: +43 (0)664 - 1991991 MO – FR: 10:00 – 12:00 Uhr BERATUNGSSTELLEN: Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung Tirols Telefon: +43 (0)512 - 565958 In den Servicestellen: Imst, Lienz, Reutte, Schwaz und Wörgl
Servicestelle Telfs Telefon: +43 (0)59160 - 3132 Kontrollarzttage: DI + FR: 08:00 – 12:00 Uhr
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Servicestelle Zell/Ziller Telefon: +43 (0)59160 - 3112 Kontrollarzttag: MI: 08:00 – 12:00 Uhr
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Zahnambulatorium Reutte Telefon: +43 (0)59160 - 3212
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