P.b.b. | Verlagsort: 6020 Innsbruck | 10Z038387M
T o u r i s m u s m a g a z i n | A u s g a b e 0 6 / 1 4 | W IN T ER 2 0 1 4 / 1 5
Whistler
Tirol SaalbachHinterglemm Courchevel Chamonix Beaver Creek Dolomiti Superski St. Moritz Laax Andermatt
Blick über den Tellerrand Wie positionieren sich erfolgreiche Wintersportdestinationen außerhalb Tirols?
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3 Stichwort saison
Über den Tellerrand Woher kommt’s?
r „Über den Tellerrand blicken ode ich örtl chw spri hat n“ schaue . etwas mit der Perspektive zu tun en: Die Redewendung meint laut Dud aus te War eren höh r eine „etwas von ränkbetrachten; über seinen eingesch um n, ten Gesichtskreis hinausblicke n“. ätze etwas richtig einzusch
Wohin wird geschaut? In dieser Ausgabe haben wir uns in neun Skigebieten in Europa, den USA und Kanada umgeschaut.
Und auf dem eigenen Teller? Rund 340.000 Betten stehen den Winter urlaubern in Tirol zur Verfügung. Alle Zahlen rund um den Tiroler Tourismus findet man auf dem Tirol Tourism Research Portal der Tirol Werbung und des MCI Tourismus unter: www.ttr.tirol.at
Zitiert „ Die Alterspyramide verschiebt sich. Also muss man sich etwas überlegen – was man bei uns aber nie gemacht hat. Die meisten Entwicklungen, wie das Snowboarden, waren Zufall, sie sind uns passiert.“
„ Exklusive Privatsphäre zählt zu dem Luxus, den unsere Gäste erwarten. Darauf wird vor allem in den Hotels und den anderen Unterkünften wie privaten Chalets Wert gelegt.“ Rosalie Waxman, Kommunikation, Vail Resorts
Peter Schröcksnadel, ÖSV-Präsident
„ Courchevel präsentiert sich als Skiort für Menschen, die das Leben lieben.“ Adeline Roux, Tourismusdirektorin
„ Alle unternehmerischen Entscheidungen über Investitionen, Bauvorhaben und Ähnliches entscheidet der Liftunternehmer selbst. Allerdings trägt er auch die Risiken.“ Thomas Mussner, Dolomiti-Superski-Generaldirektor
4 editorial saison
Je anspruchsvoller aber unsere G채ste und je wichtiger eine funktionierende Dienstleistungskette wurde, desto st채rker wuchs auch im Tiroler Tourismus der Wert von intelligenter Kooperation.
Infrastrukturell geht bei weitblickender Planung und geschickter Koordination der Dinge viel. Von zentraler Bedeutung ist aber auch die geistige Weiterentwicklung.
Gefragt ist auch an dieser Stelle noch viel mehr Vernetzungsintelligenz, die vorhandenes Wissen, Entwicklungen und Projekte abseits von theoretischen Planspielen konkret verbindet.
Editorial
Zusammen sind wir weniger allein
D
er Homo oeconomicus, das Vorbild des egoistischen Unternehmer-Prototypen, ist tot. Das jedenfalls behaupten Experimental-Ökonomen angesichts ihrer Forschungsergebnisse. Erfolg stellt sich dann ein, wenn kooperiert und Fairplay praktiziert wird. Der Homo sapiens schätze Zusammenarbeit, auch wenn es ums Geld geht, stellt etwa Ökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich eindeutig fest. Angesichts der vorliegenden Ausgabe der SAISON, die einen Blick in die weltweit führenden Wintersportdestinationen wirft, liegt die Reflexion heimischer Realitäten nahe. Einmal mehr bestätigt der internationale Vergleich den ausgezeichneten Stand unserer Branche, in vielen Bereichen der touristischen Entwicklung ist unser Land Vorreiter. Zweifellos haben die Pioniertaten viel mit individuellen Leistungen zu tun, mit Konkurrenz, die einzigartige unternehmerische Leistungen angestachelt hat. Je anspruchsvoller aber unsere Gäste und je wichtiger eine funktionierende Dienstleistungskette wurde, desto stärker wuchs auch im Tiroler Tourismus der Wert von intelligenter Kooperation. So schufen unsere führenden Destinationen nicht nur ihre Vision eines Angebotes mit Alleinstellungsmerkmalen, sondern entwickelten auch zunehmend die Fähigkeit erfolgreicher Zusammenarbeit. Möglichst reibungsloses Destinationsmanagement integriert heute die unterschiedlichsten Angebotsträger, die ihre Kraft für das Erreichen außergewöhnlicher Ziele bündeln.
Gemeinsame Visionen. In hohem Maße sind es also gemeinsame Visionen und der Kooperationswille, der in Tirol immer wieder zu außergewöhnlichen Leistungen befähigt hat. Die erfolgreiche Austragung von Großereignissen wie Ski-Weltmeisterschaften, Olympischer Spiele und zahlreicher international renommierter Events hat diese Fähigkeit beflügelt und nachhaltige Effekte ermöglicht. Das gemeinsame Ziel vereint, und wie die Beispiele von St. Anton in der Vergangenheit oder von Seefeld in der Zukunft zeigen, so lassen sich mit einer WM etwa langfristig wertvolle „Dorferneuerungen“ realisieren. Infrastrukturell geht bei weitblickender Planung und geschickter Koordination der Dinge viel. Von zentraler Bedeutung ist aber auch die geistige Weiterentwicklung, von der Zukunftsmotivation der Jungen bis zur kollektiven Kompetenzentwicklung nach neuesten Erkenntnissen, Spezialisierung nach innen und Profilierung nach außen. Angesichts von Klima- und rasant fortschreitendem Gesellschaftswandel werden die Herausforderungen im
alpinen Tourismus und damit auch die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit immer größer. Zusammen sind wir weniger allein – der Titel eines Literaturbestsellers drängt sich als Erfolgsformel unserer Zukunft geradezu auf. Und gerade da macht es Mut, dass das Bündeln von Kräften – auch von finanziellen Ressourcen – den vergangenen wie auch den künftigen Weg zu prägen scheint. So wie ein Tiroler Tourismusgesetz seit 1910 und auch dessen aktuelle Novellierung entscheidend zum Erfolg des Landes beigeträgt, so wegweisend ist auch z. B. das aktuelle Bekenntnis im Ötzal. In den Medien wurde zu Recht von einem epochalen Schritt in Tirols starkem Tourismusverband gesprochen: Die Mitglieder von Ötztal Tourismus stimmten mit deutlicher Mehrheit für die Erhöhung von Ortstaxe und Pflichtabgabe. Der Beschluss bildet die Grundlage für eine millionenschwere Infrastruktur-Offensive quer durch das gesamte Tal. Vernetzung wird immer mehr zur Grundlage erfolgreichen wirtschaftlichen Handelns – auch wenn es künftig verstärkt um die Frage geht, wie wir unsere Spitzenleistungen und Mehrwerte ‚made in Tirol‘ unter dem Stichwort Standortkommunikation international wirksam vermarkten. Auch in diesem Bereich ließ eine Botschaft aus dem hinteren Ötztal dieser Tage aufhorchen. Im Skigebiet Obergurgl/Hochgurgl startete ein Freiluftlabor mit einer Art künstlicher Wolke, die ressourcenschonend Schnee produzieren soll. Entwickelt von einem Osttiroler Forscher, erstmals in Tirol im Testbetrieb, begleitet von positiven Schlagzeilen in den Medien vieler Länder – allein diese Geschichte belegte wie erfolgreiche Standortkommunikation in der Praxis funktioniert. Es gilt Spitzenleistungen rund um eine nachhaltige und zukunftsorientierte Vision für alpines Wirtschaften zu verknüpfen. Gefragt ist auch an dieser Stelle noch viel mehr Vernetzungsintelligenz, die vorhandenes Wissen, Entwicklungen und Projekte abseits von theoretischen Planspielen konkret verbindet. So bringen wir Leuchttürme für Tirol international zum Brennen, rücken unsere vernetzte Wirtschafts-, Industrie-, Wissenschafts- und Technologiekompetenz im Urlaubsland Tirol ins Rampenlicht. Und stärken damit in Summe unseren einzigartigen hochwertigen Lebens- und Erholungsraum mit einer klaren Positionierung des Landes und guten Wertschöpfung für unsere Zukunft. ×
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7 inhalt saison
Eine Frage von Luxus
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„Zusammenarbeit im groSSen Stil“
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Alles aus einer Hand
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Touristische Landschaft, Menschen, Schriften
Thema: Über den Tellerrand 8
Fest verankert im Spitzenfeld Tirol hat im Wintertourismus einen ausgezeichneten Stand, in vielen Bereichen ist das Land Vorreiter.
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Stockerlplätze Infografik: Wo sind Tirol und seine Regionen top?
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„Der Skisport produziert Tourismus“ ÖSV-Präsident und Unternehmer Peter Schröcksnadel im Interview
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American Way of Life Beaver Creek und Whistler zählen zu den bedeutendsten Wintersportzentren außerhalb Europas.
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Eine Frage von Luxus Courchevel und seine luxuriöse Interpretation des Wintersports
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Das Ende der Champagnersaison? Wie sich das mondäne St. Moritz neu erfinden muss
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„Zusammenarbeit im großen Stil“ Dolomiti Superski: eine regionsübergreifende Kooperation
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So ein Circus Saalbach Hinterglemm punktet mittlerweile Sommer wie Winter.
MAGAZIN
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Nachspiel Reaktionen auf den Festakt „125 Jahre Werbung für Tirol“ in Erl
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„Beim Freeriden muss man smart sein“ Interview: Freerider Stefan Häusl über seine Aufklärungsarbeit
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The Show must go on In Serfaus-Fiss-Ladis und in St. Anton am Arlberg werden die Skishows als regelrechte Großevents zelebriert.
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Haubensegen Wie der Tourismus von der Topgastro nomie profitiert – und umgekehrt
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Touristische Landschaft, Menschen, Schriften Die Ausstellung „Ikonen und Eintagsfliegen. Arthur Zelger und das Grafikdesign in Tirol“
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Die Zukunft des Landurlaubs Europäischer Kongress in Alpbach
Eine Rundumerneuerung Wie ein ägyptischer Milliardär das Schweizer Bergdorf umkrempelt
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Wohlfühl-Schnee für Scheffau Mit ungewöhnlichen Methoden zu einem besonderen Schnee
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Kommentare
Alles aus einer Hand Reto Gurtners Vorzeigeprojekt Laax
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Wann ist oans mehr als koans? Tobias Morettis bewegende Rede bei der 125-Jahr-Feier zum Nachlesen
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Nachgefragt
Impressum SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 06/2014 (66. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 Herausgeber: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Medieninhaber und Verleger: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf • Redaktion: Steffen Arora, Daniel Feichtner, Mag. Florian Gasser, Mag. Jane Kathrein, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Ernst Spreng • Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • Fotografen: Emanuel Kaser, Franz Oss • grafik: Doris Pfifferling, Kristina Fallenegger, Tanja Mintscheff, Eva Lobenwein, Thomas Bucher • Illustrationen: Monika Cichoń Anzeigenverkauf: Walter Mair, w.mair@target-group.at • Anschrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.
© Vail resorts, David andre, LAAX / Gaudenz Danuser, www.wisthaler.com, Arthur Zelger
American Way of Life
Stubaier Gletscher: Schneesicherheit ist eines der wesentlichen Kriterien bei der Entscheidung für eine Urlaubsdestination
© stUBaier Gletscher–christoPh schöch
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Fest verankert im Spitzenfeld Der internationale Vergleich bestätigt: Tirol hat im Wintertourismus einen ausgezeichneten Stand, in vielen Bereichen ist das Land Vorreiter. Eine Position, die es nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen gilt. vOn sUsanne GUrsChLer
A
m 6. november wurde in Zürich die aktuelle „Best ski resort“-studie präsentiert. darin ging es um Fragen wie: Wer hat das beste Pistenangebot? Wer die bequemsten lifte? Wer punktet mit dem tollsten ambiente? Und wo lässt sich richtig abfeiern? insgesamt galt es, 21 kategorien zu bewerten. 48.000 Wintersportler gaben auskunft, und zwar direkt an den Pisten von 55 skigebieten in den alpen. Mit 17 destinationen war österreich am stärksten vertreten, darunter acht tiroler. „die auswertung ergab, dass in 16 kategorien tiroler skigebiete immer unter den top 5 vertreten waren“, so Michael Partel, studienautor und Geschäftsführer von Mountain Management consulting (siehe interview). das Unternehmen mit sitz in ruggell (liechtenstein) hat die Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Universität innsbruck durchgeführt. in
der kategorienübergreifenden Gesamtwertung machte serfaus-Fiss-ladis den zweiten Platz, nach Zermatt (ch) und vor arosa (ebenfalls ch). keine Frage: im Wintertourismus spielt tirol in der absoluten spitzenklasse. das kommt nicht von ungefähr. der Wintersport hat hierzulande eine lange tradition. das know-how ist groß und wird auf allen ebenen stetig vorangetrieben. auf dem stockerl ausruhen darf sich das land aber nicht – und in einigen Bereichen gibt es handlungsbedarf.
Pionierleistungen.
die umfassende kompetenz in sachen Winter kam natürlich nicht von heute auf morgen. st. anton gilt als die Wiege des skilaufs, in kitzbühel entstand der erste skizirkus der Welt. Großartige skifahrer trugen und tragen dazu bei, dass tirol international als eldorado des Wintersports gilt; viele, wie toni sailer etwa, sind legenden.
schon früh erkannte man in tirol die Bedeutung von internationalen Wettkämpfen für das renommee einer Wintersportdestination. das hahnenkammrennen, das im Jänner 2015 zum 75. Mal stattfindet, hat Weltruf. die olympischen spiele in innsbruck (1964 und 1976) wirken immer noch nach, ebenso die ski-Weltmeisterschaft in st. anton 2001 und die olympischen Jugend-Winterspiele 2012 in der landeshauptstadt. nicht zu vergessen die Pionierleistungen auf technischem Gebiet, bei der erschließung der Gletscher, in der seilbahntechnik oder im Bereich alpine sicherheit etwa. dazu die stetig weiterentwickelte „schneekompetenz“. erst kürzlich startete im skigebiet obergurgl-hochgurgl der test mit einer art künstlicher Wolke, die ressourcenschonend kunstschnee produzieren soll. entwickelt wurde sie von der tiroler Firma „neuschnee“ (siehe Beitrag seite 35). „tirol weist in all diesen
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den 9 über tellerrand
„Die Konkurrenz erwächst uns heute weniger aus anderen Schneedestinationen. Wir konkurrieren vielmehr mit der ganzen Welt – seien es Strandurlaube, Kreuzfahrten, Städtereisen oder Shopping-Trips.“ JoseF MarGreiter, GeschÄFtsFÜhrer der tirol WerBUnG
„Unternehmerisches Denken“. längst gibt es in tirol hervorragende ausbildungsmöglichkeiten im Fach touristik – von der lehre bis zum hochschulabschluss. der Mci-tourismus-Zweig hat sich binnen weniger Jahre einen international ausgezeichneten ruf erworben. im aktuellen „the ice“-report schnitt er einmal mehr hervorragend ab – insbesondere in den Bereichen Qualität der lehre und Gesamtzufriedenheit. Befragt wurden dafür mehr als 9.000 tourismusstudierende aus dem Mitgliedernetzwerk des international center of excellence in tourism and hospitality education (the ice), dem renommierte tourismusschulen weltweit angehören. die einstufung in die spitzenklasse im globalen Vergleich, freut den leiter des Mci tourismus natürlich. siller betont aber, dass es gerade die effekte für die heimische Branche sind, die es hervorzuheben gilt. durch die qualifizierte ausbildung des nachwuchses von der lehre über die Fachschule bis hin zum hochschulstudium kommt es zu einer zunehmenden und flächendeckenden Professionalisierung. „Unternehmerisches denken ist sehr wichtig, um die heimischen Betriebe fit für herausforderungen der Zukunft zu machen. am Mci bekommen sie dafür das theoretische und das praktische Werkzeug in die hand“, so siller.
Warum nach Tirol kommen? Professionalität gepaart mit Gastfreundschaft und hervorragender infrastruktur sind wesentliche Grundlagen für ein
„Vor allem die Gletscher“ Thilo Kreier, Redaktionsleiter beim ADACSkiguide online, über die Position Tirols gegenüber anderen Winterdestinationen.
S
© kreier
Bereichen ein know-how auf, das seinesgleichen sucht“, unterstreicht hubert siller, leiter des tourismusdepartements am Management center innsbruck (Mci). nicht nur die hardware, auch die software sei hervorragend, ergänzt siller.
aison: Herr Kreier, wo steht Tirol im Bereich Wintertourismus im Vergleich zu anderen Destinationen? thilo kreier: das tirol-signet ist in der Winterwerbung omnipräsent, die Marke ist stark und klar definiert – auch wenn das angebot dann richtig breit ist und vom Gletscherskiwochenende bis zum kinderskikurs, vom Partyausflug bis zur Familienskiwoche reicht.
Wo sehen sie Mankos und worauf würden sie diese zurückführen? abseits der Massenangebote „ziehen“ derzeit die besonders authentischen angebote. da könnte sich tirol eventuell noch stärker positionieren und die eine oder andere nische besetzen – das ist aber immer auch eine sache der einzelnen anbieter vor ort und braucht zum start viel enthusiasmus.
Gibt es etwas, was Tirol von anderen Regionen unterscheidet? Für mich sind das vor allem die Gletscher, die im Vergleich zu anderen regionen noch einmal höhere schneesicherheit bieten durch die nähe zum alpen-hauptkamm und die intensiv ausgebaute infrastruktur. es gibt auch in stoßzeiten keine allzu großen Wartezeiten.
sehen sie konkrete Beispiele für positive bzw. negative Entwicklungen in Tirol? ich finde gut, dass den tirolern immer wieder etwas neues einfällt, um auf sich, ihre Marke und ihre destinationen aufmerksam zu machen. aktuell fällt die aktive Werbung auf Facebook und twitter besonders auf. negativ: Wenn du dann doch wieder am samstag auf der inntalautobahn im stau stehst und dich über die Maut für die paar kilometer autobahn ärgerst.
Wo hat Tirol eine hervorragende Position? Gletscher! im Frühling und im herbst fährt man ins kauner-, Pitz- oder ötztal. Für mich steht tirol auch für ein agiles Marketing, das regionsübergreifend zusammenführt.
Vielen Dank für das Gespräch.
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© BirGit Pichler
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„Gerade in Fragen der touristischen Weiterentwicklung, seien es Skigebietsverbindungen, seien es neue Beherbergungskonzepte, gibt es vielfach unterschiedliche Zugänge.“ hUBert siller, leiter des toUrisMUsdeParteMents aM ManaGeMent center innsBrUck
Wintersportland tirol in internationaler spitzenposition. dabei gilt es, tirol als dachmarke weiter zu festigen. „das tirol-signet ist in der Winterwerbung omnipräsent, die Marke ist stark und klar definiert“, sagt thilo kreier, redaktionsleiter beim adac-skiguide online (siehe interview). Gleichzeitig geht es darum, dass sich die einzelnen skigebiete im globalen Markt positionieren. es reicht heute nicht mehr, „nur“ top aufgestellt zu sein, der Gast will wissen, warum er gerade hierher kommen soll – und die antwort der destinationen muss eindeutig sein. einige haben das bereits geschaff t. so steht etwa ischgl wie kein anderer ort in den alpen für après-ski und obergurgl-hochgurgl ist in der kategorie Wellness auf den ersten Platz vorgestoßen – wie aus der „Best ski resort“-studie hervorgeht. doch
längst nicht alle zeigen Flagge. Von allem ein bisschen, das wird in Zukunft nicht reichen, um Gäste anzulocken. klar zu kommunizieren, wofür man steht, ist eine der größten herausforderungen für die heimischen skigebiete. „die konkurrenz erwächst uns heute weniger aus anderen schneedestinationen. Wir konkurrieren vielmehr mit der ganzen Welt – seien es strandurlaube, kreuzfahrten, städtereisen oder shopping-trips“, erläutert Josef Margreiter, Geschäftsführer der tirol Werbung. Um in dieser Vielfalt an angeboten bestehen zu können, brauche es ein unverwechselbares Profil. spitze statt Breite sei gefragt. „dieses Profil muss mit spitzenleistungen und innovationen hinterlegt werden, wie uns ja unsere besten Betriebe und führenden destinationen eindrucksvoll bestätigen“, so Margreiter.
das Freizeitangebot ist riesig und weiter im steigen begriffen, skifahren längst nicht mehr der alternativlose Volkssport mehr – die nachwuchszahlen im skisport sinken. hier gegenzusteuern, Familien, junge Menschen verstärkt für Wintersport zu begeistern, ist ein Gebot der stunde, familienfreundliche angebote nur eine Maßnahme, den trends zu begegnen. es gilt neue ideen zu entwickeln, Visionen für die Zukunft. in den letzten Jahren haben die diskussionen über neue tourismus-Projekte in der öffentlichkeit stark zugenommen. Vieles wird schon in der anfangsphase zerredet oder gar in der luft zerpflückt. „Gerade in Fragen der touristischen Weiterentwicklung, seien es skigebietsverbindungen, seien es neue Beherbergungskonzepte, gibt es vielfach unterschiedliche Zugänge“, konstatiert
Obergurgl-Hochgurgl: Das Skigebiet ist ein Eldorado auch für Wellness-Anhänger.
Der Paznauner Ort: Ischgl hat international einen hervorragenden Ruf in Sachen Après-Ski.
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© Best ski resort
„Wenn jemand gewinnt, verliert ein anderer“ Michael Partel, Autor der „Best Ski Resort“Studie, über Herausforderungen für die Zukunft
S hubert siller. Während die Menschen vor ort mehrheitlich dafür seien, seien die aus dem urbanen Bereich meist dagegen. offenbar wird hier oft vergessen, dass tirol seinen heutigen Wohlstand in erster linie dem tourismus verdankt. rund 23.000 Unterkunftsbetriebe und insgesamt über 71.000 Beschäftigte im tourismus (davon 60.000 in den sogenannten charakteristischen tourismusindustrien) sind ein mehr als deutliches Zeichen. ohne diesen starken tourismus gäbe es keine fl ächendeckende infrastruktur, viele hochtäler wären längst entvölkert. „es gilt, diese offensichtliche distanz zwischen städtischen und ländlichen regionen abzubauen, damit zukunftsträchtige Gedanken nicht im keim erstickt werden“, betont siller.
aison: Herr Partel, wo würden sie besondere stärken, wo besondere schwächen erkennen im Tiroler Wintertourismus? Michael Partel: es gibt zumindest bei den topskigebieten einige destinationen, die sich klar positioniert haben: serfaus-Fiss-ladis im Bereich Familien und kinder, ischgl im Bereich spaß, Unterhaltung bzw. après-ski, ähnlich sölden, aber eher bei jüngeren Gästen. Zu den schwächen gehört, dass viele von allem etwas haben und dementsprechend kein klares Profil, keine klare Positionierung aufweisen. das ist in einem zunehmenden Verdrängungswettbewerb aber notwendig, ein Problem allerdings auch in anderen ländern. Welches sind die größten Herausforderungen im Wintertourismus? ich will nicht negativ wirken, aber es wird sich sehr bald die spreu vom Weizen trennen. Wenn jemand gewinnt, verliert ein anderer!
die kernmärkte sind rückläufig, der skisport hat nicht mehr den stellenwert wie vor 30 Jahren. die Urlaubsalternativen sind stark gewachsen: Golf, schiffsreisen, städtereisen usw. die herausforderung ist, sich auf immer schneller wechselnde Marktbedingungen einzustellen. Mittlerweile ist jeder dritte Gast ein „neuankömmling“. er ist nicht mehr so loyal wie die frühere Generation, selbst wenn er zufrieden war. er hat ein erhöhtes Qualitätsbewusstsein, denn er kennt mehr. er kommuniziert anders und muss verstärkt erobert werden. der heutige Gast schluckt nicht mehr jeden Preis. das heißt: skigebiete müssen sich damit beschäftigen, weshalb jemand gerade hierher kommen soll. Wer schwammige antworten gibt, hat verloren. es geht darum, einzigartig zu sein, die erste Position einzunehmen – auch in tirol.
Vielen Dank für das Gespräch.
© oetZtal toUrisMUs – PhiliPP horak, toUrisMUsVerBand PaZnaUn – ischGl
Hohes Verkehrsaufkommen.
Mit rund 25 Mio. nächtigungen allein im Winter ist tirol „tourismus-Weltmeister“. so erfreulich diese Zahl ist, mit ihr geht eines der größten Probleme einher, das tirol hat: ein extrem hohes Verkehrsaufkommen bei Urlaubsbeginn auf der autobahn, verstopfte straßen im Zillertal wie im Brixental, im ötztal wie im Pitztal. als negativ empfindet daher nicht nur skigebietstester thilo kreier die Vorstellung, sich auf ein skiwochenende zu freuen, um dann auf der inntal-autobahn im stau zu stehen. Bis dato fehlen echte alternativen – die Bahninfrastruktur ist nicht so hervorragend ausgebaut wie in der schweiz, den kapazitäten des innsbrucker Flughafens sind natürliche Grenzen gesetzt. doch an Verbesserungen der situation wird intensiv gearbeitet. „Gemeinsam mit den Bahngesellschaften aus österreich, deutschland und der schweiz haben wir das Projekt ,tirol auf
schiene‘ aufgesetzt“, so Josef Margreiter. Bis 2020 soll die Zahl der Gäste, die per Bahn nach tirol reisen, von derzeit ca. fünf auf zehn Prozent erhöht werden. die Maßnahmen reichen von besseren Verbindungen über den transfer vom Bahnhof in die Unterkunft bis hin zum Gepäckservice. darüber hinaus werden die anbindungen in die regionen optimiert und die kommunikation verstärkt. „Vielfach ist es nämlich noch unbekannt, wie bequem und rasch man heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum skiurlaub nach tirol reisen kann“, erklärt Margreiter. trotzdem: der Großteil der Gäste wird auch in Zukunft individuell mit dem auto anreisen. ein wesentlicher schritt zur Verkehrsberuhigung ist daher,
die destinationen selbst so zu gestalten, dass Gäste und einheimische auf das auto verzichten können. Pioniere gibt es auch auf diesem Gebiet in tirol. Bereits seit 1986 verfügt zum Beispiel serfaus über eine unterirdische luftkissenbahn. Zusammen mit dem Fahrverbot trägt diese mit dazu bei, dass der ort hohe aufenthaltsqualität hat. skigebiete, die sich klar positionieren, haben die nase vorn – das unterstreichen nicht zuletzt studien wie die aktuelle zum „Best ski resort“. einige einheimische destinationen schneiden hier hervorragend ab und unterstreichen einmal mehr den erstklassigen ruf, den das Wintersportland tirol international genießt. x
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Das beliebteste Winterreiseziel Österreichs In der Wintersaison 2013/2014 besuchten insgesamt 16,9 Mio. Gäste Österreich. 5,3 Mio. davon entschieden sich für einen Aufenthalt in Tirol. Sie verbuchten insgesamt 25,4 Mio. Nächtigungen und damit rund 40 Prozent der 64,5 Mio. Übernachtungen in ganz Österreich. QUelle: landesstatistik tirol, statistik aUstria / toUrMis
2,6 Mio. Ankünfte
5,6 Mio.
5,3 Mio.
Nächtigungen
Ankünfte
0,9 Mio.
25,4 Mio. Nächtigungen
Ankünfte
0,9 Mio. Ankünfte
2,6 Mio.
Nächtigungen
2,6 Mio.
Nächtigungen
3,3 Mio.
1,5 Mio.
14,1 Mio.
5,1 Mio.
Ankünfte
Ankünfte
Nächtigungen
Nächtigungen
1,1 Mio.
0,8 Mio.
4,8 Mio.
3,4 Mio.
Ankünfte
Ankünfte
0,9 Mio.
Ankünfte
Nächtigungen
0,3 Mio. Nächtigungen
Nächtigungen
Unterkünfte im Alpenraum Egal ob Italien, Schweiz oder Deutschland: Was die Anzahl der gewerblichen Betriebe* im deutsch- und italienisch-sprachigen Alpenraum angeht, hatte Tirol 2013 im Vergleich die Nase vorne. QUelle: statistikinstitUte der reGionen, aUsWertUnG des astat: toUrisMUs in einiGen alPenGeBieten 2013
tessin Vorarlberg trentino Gebiet tessin Graubünden st. Gallen Bayern Vorarlberg tirol salzburg südtirol trentino sondrio Belluno
Betriebe 384 643 254 2.721 1.013 5.445 2.698 4.213 1.528 392 406
Graubünden tirol sondrio
st. Gallen salzburg Belluno
6.000
4.500 3.000
1.500
* anmerkung: in dieser aufstellung sind ausschließlich die gewerblichen Betriebe (ohne private Unterkünfte) erfasst, da ein länderübergreifender Vergleich ansonsten nicht möglich ist.
Bayern südtirol
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An der Spitze Tirol ist touristisch gut gestellt – sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich. Und auch einige Regionen innerhalb des Bundeslandes tun sich hervor, wie folgende Zahlen belegen:
Internationale Besucher Bei Urlaubern aus nicht-deutschsprachigen ländern steht innsbruck besonders hoch im kurs. die landeshauptstadt weist mit
Der höchste Standard Bei Vier- und Fünf-sterne-Unterkünften liegt die region Paznaunischgl im Winter 2013/14 ganz vorne. es gibt in der region
51 %
den höchsten Nächtigungsanteil an nicht-deutschsprachigen Gästen auf. QUelle: landesstatistik tirol
92 Betriebe
Russische Gäste tirol ist mit rund 40 Prozent anteil an den Winterurlauben von russen in den alpen Marktführer. Besonders gerne nächtigen sie dabei in Mayrhofen/hippach. in der region wurden im Winter 2013/2014 19.122 ankünfte und
143.437
in der höchsten Kategorie. QUelle: landesstatistik tirol
Nächtigungen russischer Gäste verbucht. QUelle: landesstatistik tirol
Innsbruck Mayrhofen/ hippach
PaznaunIschgl sölden
Die meisten Ankünfte und Übernachtungen in tirol liegt sölden im Winter an der spitze, was die Gästezahlen betriff t. die Gemeinde konnte in der Wintersaison 2013/2014 380.384 ankünfte verbuchen.
1.940.286 Übernachtungen insgesamt QUelle: landesstatistik tirol
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© Franz oss
Geht es nach Peter Schröcksnadel, soll die Entwicklung des Skisports künftig weniger zufällig geschehen. Wer die Trends erkennt, während sie entstehen, kann mitgestalten.
„Der Skisport produziert Tourismus“ Wer für den Skisport wirbt, darf nichts dem Zufall überlassen, sagt Peter Schröcksnadel. Der ÖSV-Präsident und Unternehmer rät, den Markt zu vergrößern, anstatt seine Mitbewerber zu bekämpfen – und setzt vor allem auf die Kinder. Das Interview führte Jane Kathrein.
S
aison: Herr Prof. Schröcksnadel, der Tiroler Winter wurde wieder mit großen Openings eingeleitet. Ist das international eigentlich eine Besonderheit? Peter Schröcksnadel: Openings gibt es auch in anderen Ländern, aber so große Events wie jenes in Ischgl gibt es nirgendwo. Openings sind eine Möglichkeit zu zeigen, wir haben offen, aber heuer ist es noch ein bisschen schwierig mit dem Starten, weil alle auf den Schnee warten. Kein gutes Vorzeichen für den Skitourismus, dem in den Medien nachgesagt wird, er wäre rückläufig. Der Boom der 50er, 60er und 70er ist sicher vorbei, aber man kann nicht sagen, das Skilaufen nimmt ab. Vielmehr hat sich das Wachstum verflacht. Die Alterspyramide verschiebt sich. Also muss man sich etwas überlegen – was man bei uns aber nie gemacht hat. Die meisten Entwicklungen, wie das Snowboarden, waren Zufall, sie sind uns passiert.
Was meinen Sie mit „passiert“? In den 90er-Jahren war das Skifahren out. Es hieß, man mache die Umwelt kaputt,
die Muren kämen von den Skipisten und die Beschneiung zerstöre die Natur. Die Lehrer wiederum beschlossen, nicht mehr Skifahren zu gehen, weil sie die Natur nicht zerstören wollten. Das war ein Wendepunkt und man fragte sich, machen wir so weiter oder gehen wir in Richtung sanften Tourismus. Burton hatte das Snowboard schon in den 70er-Jahren entwickelt, aber erst in den 90ern kam es bei uns an. Die Kids, die damals Skateboard fuhren, fanden die Jungs auf den Brettern cool und stiegen um, weil sie was anderes machen wollten. Es hieß, das Snowboarden würde das Skifahren ablösen, und dann geschah gar nichts. Ja, alle dachten, es wäre die Erfindung, aber das ist nicht passiert. Neue Strömungen hören dann auf, wenn die, die sie begonnen haben, zu alt werden. Jetzt sind New School und Rails die neueste Entwicklung. Das ist gut. Dadurch, dass die Kids immer neue Wege gehen, bleibt der Schneesport jung. Das Carven ist uns auch passiert. Die Rennfahrer haben den Ski zuerst gar nicht angenommen, erst nachdem die Senioren schon fünf Jahre damit gefahren sind, ist das Carven in den
Weltcup gekommen. Wir dürfen die Entwicklung des Skisportes nicht mehr länger dem Zufall überlassen. Hat der Skisport eine Marketingstrategie? Wenn es um den Bau eines Skiliftes oder um die Erschließung eines neuen Gebietes geht, wird alles durchgeplant. Die Entwicklung des Skisportes wird hingegen dem Zufall überlassen. Du hast eine Marke, aber der Inhalt des Glases entsteht zufällig. Es braucht jedoch eine Marketingstrategie. Auch die Skifabriken überlegen sich dazu nichts, sie folgen nur dem Trend, der entsteht. Aber wenn wir aufpassen, wofür sich die Kids interessieren, können wir die Trends schon mitgestalten, wenn sie entstehen. Diese Bewegung muss man mittragen. Wo sehen Sie hier die Verbindung zum Tourismus? Für mich ist ein wichtiger Ansatz, dass die Tourismuswerbung auch die Kinder anspricht. Wenn die Kinder das Skifahren nicht lernen, habe ich sie später als Gäste nicht. Als Tourismusland müssen wir schauen, dass die Leute bei uns Urlaub machen, anstatt auf die Malediven zu fahren. Wenn sie aber keinen Bezug
15 „Für mich ist ein wichtiger Ansatz, dass die Tourismuswerbung auch die Kinder anspricht. Wenn die Kinder das Skifahren nicht lernen, habe ich sie später als Gäste nicht.“
zum skifahren und zum schnee haben, verlieren wir auch die eigenen Gäste als kunden. es war mein Vorstoß, dass kinder unter zehn Jahren in Begleitung der eltern gratis fahren. auch wenn das momentan kein Geld bringt, habe ich dennoch Gäste gewonnen, die später einmal wiederkommen, weil sie schöne erinnerungen daran haben. Wie macht man Werbung für den skisport? Wenn ich in hamburg ein Plakat aufhänge, dann bringt das nur bedingt etwas, weil nur ein Prozent der hamburger ski fährt. das wäre destinationswerbung und bedeutet, ich will vom Markt ein stück mehr haben als der andere. das ist keine Bewerbung des skisports. Unter Marketing verstehe ich, auch den teil zu bewerben, der es noch nicht konsumiert. Wenn ich den Markt vergrößern kann, brauche ich nicht gegen einen anderen kämpfen, sondern kämpfe für das, was dazu kommt. Der Österreichische skiverband und die Tirol Werbung sind vor 25 Jahren eine Kooperation eingegangen, die anfangs kritisch beäugt wurde. Ja, im skiverband gab es damals kritische stimmen. Man wollte mich sogar absetzen, weil die anderen landesverbände meinten, das gehe doch nicht, dass ein salzburger plötzlich zum tirol Werber wird. die Frage war jedoch, wie kann man für diesen sport Geld lukrieren, damit man überhaupt eine Mannschaft finanzieren kann. einer der frühesten Partner war die tirol Werbung. die kooperation läuft gut, österreich hat seine skifahrkompetenz wieder zurückgewonnen. Und die kritiker wurden überzeugt. Hatte Österreich die skifahrkompetenz denn verloren? die skikompetenz, die mit karl schranz und Franz klammer fest in österreich war, hatten wir an die Franzosen, die schweizer und italiener verloren. Vor zwanzig Jahren hat sich das mit den erfolgen der ösV-athleten wieder umgedreht und das hat auch auswirkungen auf den tourismus, denn viele leute fahren dorthin auf Urlaub, wo die besten skifahrer herkommen.
Die nationalmannschaft ist also auch indirekt zum Tirol Werber geworden? dank der guten leistungen unserer aktiven und den diversen Veranstaltungen wie kitzbühel, schladming, sölden oder Weltmeisterschaften stehen wir immer wieder im internationalen rampenlicht. tirol hat diesen enormen Werbewert schon frühzeitig erkannt und mit dem ösV eine kooperation beschlossen. aber nicht nur tirol, ganz österreich profitiert dadurch. Wie bedeutend die leistungen der sport-
ler sind, zeigt das Beispiel der schweiz: dort wurden vor ein paar Jahren für den Gewinn des nationencups eine Million Franken ausgesetzt. diese summe hätte der schweizer tourismus bezahlt. der skisport ist eine der wenigen sportarten, die tourismus produzieren. darum muss man bereits die kinder dafür begeistern. denn wenn der sport nicht funktioniert, habe ich den tourismus nicht. Vielen Dank für das Gespräch.
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Das sportliche Doppel Tirol, das führende Wintersportland in den Alpen, und der ÖSV als erfolgreichster Skiverband der Welt sind ein gutes Werbedoppel – seit 25 Jahren.
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ie ösV-athleten sind ein gutes Vorbild für die Jugend“, stellte landeshauptmann und tourismusreferent Günther Platter im rahmen der Pressekonferenz zum Jubiläum fest. Vor 25 Jahren, als der skisport in österreich nicht boomte, gingen die beiden Partner eine kooperation ein. Zunächst mit der nationalmannschaft der herren, inzwischen mit allen ösV-nationalteams so auch ski alpin, snowboard, sprunglauf, nordische kombination, Biathlon, langlauf, Freestyle und skicross. sichtbar wird diese unter anderem als Marke tirol auf den rollkragen-Pullovern von rund 350 athleten. „Für uns ist diese kooperation auch aus Markensicht wichtig, weil wir damit Bekanntheit und image der Marke steigern, zumal beide Marken ideal zusammenpassen“, ist Josef Margreiter, Geschäftsführer der tirol Werbung,
überzeugt. sowohl der ösV als auch tirol stehen für Werte wie kraft und Mut.
Unbezahlbare Live-Bilder.
das sponsoring umfasst nicht nur das tirol-logo am kragen, sondern auch regional-Werbepakete bei den jährlich stattfindenden Weltcupveranstaltungen in tirol. nicht zuletzt deswegen werden tirol immer wieder Großveranstaltungen zugesprochen, wie die BiathlonWM 2017 in hochfilzen oder die nordische ski-WM 2019 in seefeld. Von dort gingen auch unbezahlbare live-Bilder in die Welt hinaus, ist Josef Margreiter überzeugt. Verstärkt wird heuer die gemeinsame kommunikation. so trägt der tV-spot in diesem Winter das „aktionsdesign“ der 25-jährigen Partnerschaft nach österreich und deutschland und via eurosport auch nach ganz europa. Und auch in den schaltungen in den Printmedien wird das Gemeinsame heuer stärker herausgearbeitet. ×
Beaver Creek Village: Winteridylle im amerikanischen Colorado
© Vail resorts
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Mit Liebe zum Detail und Sinn für Luxus Beaver Creek ist regelmäßige Weltcup-Station des alpinen Skizirkus, Austragungsort der Ski-WM 2015 und das größte Skiresort der USA. Wer das nötige Kleingeld hat, kommt hier voll auf seine Kosten.
COLORADO, USA BEAVER CREEK
v O n r e B eC C a M ü L L e r
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eit dem Winter 1997/1998 ist Beaver creek regelmäßiger austragungsort von Weltcuprennen. in der heurigen saison wird dort vom 2. bis zum 15. Feber 2015 die alpine ski-Weltmeisterschaft ausgetragen. das Beaver creek resort ist das größte Us-amerikanische Wintersportgebiet, gelegen im Vail Valley, im Bundesstaat colorado. im Beaver creek resort stehen 16 lifte und insgesamt 146 skipisten zur Verfügung. Mit dem „colorado ticket“ können nicht weniger als 647 Pistenkilometer und 111 lifte auf 4.450 hektar in den skigebieten von Vail, Beaver creek, Breckenridge, keystone und arapahoe Basin genutzt werden. durch öffentliche skibusse sind die orte miteinander verbunden. ein besonderer anziehungspunkt ist Beaver creek für ambitionierte skifahrer. Buckelpisten hat Beaver creek ebenso im alpinen repertoire wie tiefschneehänge. Wer luxus mag und ihn sich vor allem
auch leisten will und kann, ist in Beaver creek an der richtigen adresse.
Die kleinen Dinge. „Wir sind bekannt dafür, eine besondere liebe zum detail zu haben“, erklärt rosalie Waxman aus der Presseabteilung des skiresorts. Mit einer oben offenen Pistenwalze werden Gäste zum abendessen auf den Gipfel gebracht. „den nächtlichen sternenhimmel immer im Blick“, ergänzt Waxman. auf dem Gipfel angekommen, werden sie in den beiden restaurants Beano’s cabin und Zach’s cabin auf hohem kulinarischen niveau verwöhnt. Bei den insgesamt 18 liftanlagen setzt man auf moderne ausstattung, im ganzen skigebiet findet sich noch ein schlepplift. skikurse werden selbstverständlich auch angeboten, für anfänger bis Fortgeschrittene. im november 2014 wurde ein neue anlage eröffnet, mit zehn Personen-kabinen, der lift kann in einer stunde 3.400 Passagiere befördern, eine
steigerung von 35 Prozent. eine erste Vollauslastung verspricht man sich bei der ski-WM im Feber. eine Zielgruppe hat man mit besonderer aufmerksamkeit bedacht: „Wir bieten Frauen und auch gezielt Müttern spezielle kurse an. sie können unter sich bleiben und wieder Vertrauen in ihr können aufbauen. Vor allem genießen sie aber allein die Zeit, die sie für sich haben“, erklärt rosalie Waxman. auch skikurse für die gesamte Familie werden angeboten.
Frische Cookies. Freerider und Boarder werden in Beaver creek und Vail mit drei Geländeparks und dem Funpark am Golden Peak in Vail mit vielen elementen wie super- und halfpipes versorgt. neben zahlreichen sportlichen events wird in Beaver creek viel ambiente und rahmenprogramm in Form von einkaufsmöglichkeiten, zahlreichen restaurants für jeden Gusto, Bars und gehobenen Unterkünften geboten. „exklusive Privatsphäre zählt zu
saison
den 17 über tellerrand
BEAVER CREEK einWohner: 5.253 (Vail) skier daYs: 5,5 Millionen (2013/2014 in den Vail resorts: Vail, Breckenridge, Beaver creek and keystone)
Skigebiet mit junger Geschichte Gute 2.300 Kilometer nördlich von Beaver Creek befindet sich Whistler in British Columbia. Snowboarder und Skifahrer werden gleichermaßen angezogen, beiden versucht man mit authentischer Gastfreundschaft zu begegnen.
GÄsteMiX: Usa, kanada, Uk
dem luxus, den unsere Gäste erwarten. darauf wird vor allem in den hotels und den anderen Unterkünften, wie privaten chalets, Wert gelegt“, ergänzt Waxman. ob man in einer der Unterkünfte eincheckt oder ein tagesgast ist, eine Besonderheit erwartet jeden Gast in Beaver creek. Um punkt 15 Uhr werden skifahrer an der talstation mit einem silbertablett erwartet. serviert werden, amerikanisch traditionell, frische cookies aus dem Backofen. seit 2014 kann man die leckereien auch als Mitbringsel mit nach hause nehmen. „Wir haben diese tradition 1985 begonnen, sie ist schon immer sehr gut angekommen bei unseren Gästen“, bestätigt Waxman.
Weltmeisterlich. im Moment arbeitet man unter hochdruck auf die ski-Weltmeisterschaft hin. erwartet werden 700 athleten aus 70 nationen, 1.500 internationale Journalisten, übertragen wird in 75 länder. die organisatoren rechnen mit 850 Millionen Zuschauern weltweit, die kosten für die Großveranstaltung, so die offiziellen angaben, belaufen sich auf 58 Millionen dollar. die Wertschöpfung soll sich laut Veranstaltern auf 120 Millionen dollar belaufen, 2.500 Freiwillige werden im einsatz sein. 15.000 Zuschauer will man pro rennen begrüßen, im Gegensatz zu vielen rennen in europa wird der eintritt für sie kostenlos sein. nicht weniger ambitioniert sind die täglichen ansprüche der Verantwortlichen im ski resort Beaver creek. die sorgen des alltags sollen sozusagen an der liftkasse abgegeben werden, so die Philposophie der privaten Betreiber. „Wir wollen unsere Gäste so begeistern, dass sie für jedes andere skigebiet auf der Welt zu verwöhnt sind“, gibt rosalie Waxman abschließend das credo für nachhaltige kundenbindung aus. x
© Mike crane/toUrisM Whistler
kUrZcharakteristik: Beaver creek ist ein anspruchsvolles skigebiet – sportlich wie für die Geldtasche. Man setzt auf luxus.
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rsprünglich war Whistler vor allem eine sommerdestination. Man kam zum Fischen im alta lake. der intensiv forcierte Wintertourismus ist mit 35 Jahren relativ jung. „1979 ist man einer empfehlung der lokalen regierung gefolgt, den tourismus weiter auszubauen und konnte seither eine große Wertschöpfung für das skigebiet und die ganze region erzielen“, erklärt Patricia Westerholm, sprecherin des resorts. Bereits 1960 gründete eine Gruppe Geschäftsmänner aus Vancouver die Garibaldi lifts, mit dem Ziel ein skigebiet auszubauen. im Feber 1966 wurde Whistler Mountain, der zuvor als london Mountain bekannt war, offiziell eröffnet. „schon in der ersten saison konnte man am Whistler Mountain von november bis spät in den Mai hinein skifahren“, erzählt Patricia Westerholm.
Von Gipfel zu Gipfel. 1997 wurden Whistler und der benachbarte Blackcomb Mountain zusammengeschlossen, seit 2008 werden sie von einer Gondel, die in nur elf Minuten von Gipfel zu Gipfel führt, verbunden. insgesamt 38 liftanlagen und 3.307 hektar Piste, der Großteil im mittel-schweren Bereich, hat das skigebiet zu bieten. 2010 wurden in Whistler olympische und Paralympische Winterspiele ausgetragen. „spätestens
Von Gipfel zu Gipfel: In Whistler geht es in elf Minuten von einem Skigebiet zum anderen.
jetzt kennt uns die ganze Welt“, ist Patricia Westerholm überzeugt. die meisten Gäste kommen nach wie vor aus dem rest von kanada, den Usa, Großbritannien und australien. im ort Whistler hat man viel investiert in restaurants, hotels, einkaufsmöglichkeiten und das nachtleben. „Wir sind bei snowboardern wie skifahrern gleichermaßen beliebt und bieten beiden Zielgruppen entsprechende angebote. alle heißen wir authentisch freundlich willkommen. typisch kanadisch eben, an diesen schwingungen kommt niemand vorbei“, ist Patricia Westerholm überzeugt. ×
WHISTLER einWohner: 9.824 skier daYs: 1,67 Millionen (Winter 2013/2014) GÄsteMiX: kanada, Usa, ganz europa, vor allem Großbritannien kUrZcharakteristik: Whistler setzt auf kanadische Gemütlichkeit, ein umfangreiches angebot für snowboarder und spaßorientierte skifahrer. Whistler Village ist in puncto Unterhaltung breit aufgestellt.
Alpendorf. SDie Bausünden anderer AISO N französischer Skiorte hat man in RUBRIK Courchevel vermieden.
© COURCHEVEL TOURISME
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Eine Frage von Luxus FRANKREICH COURCHEVEL
Wer seinen Winterurlaub im französischen Courchevel verbringt, bekommt Fünf-Stern-Hotels, Top-Gastronomie und einen hohen Promifaktor. VON ERNS T SPRENG
COURCHEVEL EINWOHNER: 1.850 SKIER DAYS: 6,7 Mio. (2013/2014 im Verbund „Trois Vallées“) GÄSTEMIX: Frankreich, Deutschland, Benelux, Schweiz, Italien, Großbritannien KURZCHARAKTERISTIK: Courchevel setzt auf höchste Qualität. Geprägt ist der Ort von Fünf-Stern-Hotels und Haubenrestaurants. Die Architektur des Ortes ist streng geregelt.
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und 1.800 Einwohner hat Courchevel im Département Savoie in den französischen Alpen. Es bildet zusammen mit Méribel, Les Menuires und Val Thorens das Skigebiet Trois Vallées – die drei Täler. Mit über 600 Pistenkilometern nennt man sich selbst das größte Skigebiet der Welt, was freilich durchaus auch andere von sich behaupten. Courchevel ist in diesem Verbund sehr bekannter Wintersportorte das wohl mondänste Familienmitglied, mit Hang zu Luxus und Internationalität und einem eigenen Flughafen, wo im Winter die Privatjets oft im Minutentakt landen.
Mondäne Welt.
Begonnen hat der Promi-Boom in den 1960er-Jahren, als die ersten Reichen und Schönen Courchevel
für sich entdeckten. Es folgte 1961 der Bau des höchsten Flughafens in den Alpen. Kein anderer Ort in Frankreich hat eine derartige Dichte an Fünf-Stern-Hotels und Gourmettempeln. 2009 waren sechs von insgesamt elf französischen Hotels der Luxuskategorie „Palaces“ in Courchevel zu finden. In einer aktuellen Analyse der Internetplattform „Luxury Hotels“ liegt das „Les Suites de la Potiniere“ mit einem durchschnittlichen Nächtigungspreis von 1.398 Euro auf Platz zwei der weltweit teuersten Wintersport-Hotels – geschlagen nur vom Aurelio in Lech am Arlberg.
Geregelte Architektur. Ein Erfolgsfaktor von Courchevel ist, dass es sich – gleich wie Méribel – angenehm von den Retorten-Skiorten Frankreichs abhebt. Es gibt keine großen Appartement-Siedlun-
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DEN 19 ÜBER TELLERRAND
gen, keine künstlichen Orte, sondern jene feine Mischung aus Internationalität und natürlich gewachsenen Chalets, die einen irgendwie betört. Grundlage dafür sind strenge Architekturvorschriften. So darf beispielsweise kein Neubau höher sein als die Bäume der Umgebung. Die Bausünden anderer französischer Skiorte, die am Reißbrett geplant wurden und wo AppartementAnlagen stehen, die Hochhäusern gleichkommen, gibt es in Courchevel nicht. Bereits in den 1950er-Jahren wurde die einheitliche Architektur des Ortes festgeschrieben. Aus dieser Initiative entstand sogar eine architektonische Strömung – die „Courchevel-School“ der Architekten Laurent Chappis, Denys Pradelle und Jean-Marc Legrand, die bis heue Maßstäbe im alpinen Bau setzt. „Courchevel präsentiert sich als Skiort für Menschen, die das Leben lieben“, erklärt Tourismusdirektorin Adeline Roux das Erfolgsmodell. „Das heißt für uns, dass wir nur höchste Qualität bieten wollen – vor allem, was Gastronomie, Hotellerie und Skierlebnis betriff t. Unsere Gäste wissen, dass diese Qualität ihren Preis hat.“
Gefragte Sterneküche.
Vor allem was die gehobene Gastronomie betriff t, ist Courchevel weltweit unter den Wintersportorten ein Vorzeigemodell, das die Menschen anzieht. Im Skigebiet gibt es unter anderem sieben Restaurants, die gemeinsam aktuell 13 Michelin-Sterne vereinen. Das bekannteste unter ihnen ist wahrscheinlich das „La Table du Kilimandjaro“ mit Küchenchef Nicolas Sale, der 2013 seinen zweiten Michelin-Stern holte. In Courchevel hat man erkannt, dass Winterurlaub immer mehr mit Genuss und besonderen Erlebnissen abseits der Piste zu tun hat. Der französische Ort ist dabei nicht für jedermanns Geldtasche geeignet, beweist aber, dass es viele Urlauber gibt, die für gehobenen Winterurlaub durchaus bereit sind, tiefer in die Tasche zu greifen. x
© OT CHAMONIX – MONICA DALMASSO
Höhenluft. Chamonix bietet Skivergnügen auf über 3.800 Metern.
Lust auf Höhe Der französische Nobelskiort Chamonix spielt gekonnt mit seiner Bergsteigertradition und der beeindruckenden Kulisse des Mont Blanc.
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er Mont Blanc ist allgegenwärtig. 4.810 Meter Fels, Schnee, Eis und Träume für alle. Imposant türmt er sich im Süden von „Cham“ auf, wie der Traditionsort gerne von seinen Gästen genannt wird. Chamonix ist die pure Lust auf Höhe. Der Ort selbst liegt auf rund 1.000 Metern Meereshöhe. Die längste Seilbahn bringt einen dann auf 3.842 Meter hinauf, eine Höhe, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Und das ist sicherlich ein Erfolgsgarant für die Wintersportdestination. Denn wo kann man schon auf fast 4.000 Metern Höhe eine Skipiste in Angriff nehmen?
Erste Winterspiele.
Der zweite Erfolgsfaktor für Chamonix und die drei weiteren Orte in dem französischen Hochtal ist sicherlich die Tradition, die man mit diesem Namen verbindet. Zwei junge englische Aristokraten – William Windham und Richard Pocock – schrieben im Jahr 1741 die ersten Reiseberichte. Bald kamen reiche, englische Aristokraten, um im Angesicht des Mont Blancs Urlaub zu machen. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden hier die ersten Luxushotels. Als dann 1924 in
Chamonix die ersten Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden, löste der Wintertourismus die Sommerfrische ab und wurde zum wichtigsten touristischen Produkt. Diese Tradition bringt heute noch Erfolg, da man sie einfach lebt. Chamonix wurde nicht verbaut und verströmt heute noch den mondänen Charme vergangener Zeiten. Und das gefällt. ×
CHAMONIXMONT-BLANC EINWOHNER: 8.900 SKIER DAYS: ca. 1,6 Mio. (2013/2014) GÄSTEMIX: Frankreich, Schweiz, Italien, Großbritannien, Japan KURZCHARAKTERISTIK: Mit der zweithöchsten Bahn der Alpen kann man in Chamonix auf beeindruckenden 3.840 Metern Skifahren. Das Dorf lebt seinen Mythos als Bergsteigerdorf und MontBlanc-Basis.
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SCHWEIZ ANDERMATT
Jahre dämmerte die Ferienregion Andermatt dahin, immer mehr Menschen wanderten ab. Mit dem Großprojekt „Andermatt-Neu“ hat der ägyptische Investor Samih Sawiris eine neue Ära eingeleitet. Die Zeichen stehen auf Luxusurlaub – die Stimmung ist positiv. VON SUSANNE GURSCHLER
D © ANDERMATT-URSERNTAL TOURISMUS
ie Zukunftspläne in Andermatt im Urserntal im Schweizer Kanton Uri sind in jeder Hinsicht groß. Sechs Hotels im 4- bis 5-Stern-Segment sollen im 1.500-Seelen-Dorf in den nächsten Jahren entstehen, 490 Ferienwohnungen in 42 Gebäuden, 25 exklusive Chalets, dazu Kongresseinrichtungen, eine Schwimmhalle, eine 18-Loch-Golfanlage, die sich über 130 Hektar erstreckt, samt Clubhaus. Bezüglich des Investitionsvolumens insgesamt kursieren unterschiedliche Zahlen: Letzten Berichten zufolge dürfte es bei 1,7 bis 1,8 Milliarden Schweizer Franken liegen (ca. 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro). Zudem werden die Skigebiete Andermatt
die Skiarena „zum größten Skigebiet der Zentralschweiz“ zu machen.
Zentraler Knotenpunkt. Hinter „Andermatt-Neu“ steckt der ägyptische Investor Samih Sawiris. Seine Strategie, ein Ferienresort nach Masterplan zu errichten, ist neu für die Schweiz. Entsprechend groß waren anfangs die Vorbehalte. Ohne ihn aber hätte die Zukunft Andermatts, der ganzen Region düster ausgesehen. Um die besondere Situation Andermatts zu verstehen, braucht es einen Blick zurück in die Geschichte. Über Jahrhunderte war das Tal einer der zentralen Knotenpunkte in den Alpen. Wer über den Gotthardpass, also von Nord nach Süd wollte, musste hier durch.
„Durch die sensiblen Planungen werden sich Andermatt-Neu und das historisch gewachsene Dorf ineinander verschränken.“ FLURIN RIEDI, DIREKTOR DER ANDERMATT-URSERNTAL TOURISMUS GMBH
und Sedrun zur Skiarena AndermattSedrun zusammengeschlossen. 135 Millionen Franken (ca. 112 Mio. Euro) sind veranschlagt, um das Angebot auf 120 Pistenkilometer zu erweitern und
Nach Westen ging es über den Furkapass und nach Osten über den Ober-alppass. Lange gehörte Andermatt neben St. Moritz und Davos zu den führenden Ferienorten in der Schweiz. Trotzdem musste
© ANDERMATT-URSERNTAL TOURISMUS
Eine Rundumerneuerung
die Region immer wieder Rückschläge hinnehmen. So ließ etwa der Bau des Eisenbahntunnels durch den Gotthard (Einweihung 1882) die Zahl der Gäste spürbar schrumpfen; der 1980 eröffnete Gotthard-Straßentunnel bedeutete ebenfall eine Zäsur. Er reduzierte nicht nur den Durchzugsverkehr, die Zahl der Touristen ging ebenfalls zurück. In dieser Situation erwies es sich – einmal mehr – als segensreich, dass in Andermatt, aufgrund der strategischen Bedeutung des Gotthardgebietes, ein Militärstützpunkt stand. Längst war das Heer wichtigster Arbeitgeber im Tal. Als es daher im Tourismus nicht mehr prächtig lief, sah man wenig Handlungsbedarf – bis sich die politische Großwetterlage in Europa änderte und die Befestigung des Gotthards an Bedeutung verlor. Sukzessive zog das Militär sich aus der Region zurück. 1999 wurde die Anlage in Andermatt endgültig aufgelassen. Nun rächte sich, dass über Jahre wenig in die touristische Infrastruktur investiert worden war. Andermatt war kein attraktiver Wintersportort mehr. Da es kaum Perspektiven gab, wanderten immer mehr Leute ab. Rettung kam 2005 in der Person des ägyptischen Unternehmers Sawiris, dessen Geschäftsimperium u. a. auf Entwicklung und Betrieb von Ferienresorts spezialisiert ist. Seine Firma „Andermatt Swiss Alps“
SAISON
DEN 21 ÜBER TELLERRAND
Der Ort soll zu einer attraktiven Ganzjahresdestination „umgebaut“ werden.
(ASA) entwickelte Andermatt-Neu mit einem groß angelegten Resort und dem Zusammenschluss der Skigebiete Andermatt und Sedrun. Es folgten Jahre intensiver Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern des Großprojektes, welche die Befürworter schlussendlich für sich entscheiden konnten.
Keine Gigantomanie. Für Andermatt sei das die Rettung gewesen, unterstreicht Flurin Riedi, seit Juli 2014 Direktor der Andermatt-Urserntal Tourismus GmbH. Die Abwanderung hätte niemals gestoppt werden können. Längst seien auch diejenigen versöhnt, die dem ägyptischen Investor Gigantomanie vorgeworfen und Angst davor gehabt hatten, dass sich der Charakter des Ortes komplett verändern würde. Im Gegenteil. „Durch die sensiblen Planungen werden sich Andermatt-Neu und das historisch gewachsene Dorf ineinander verschränken“, sagt Riedi. Eine zentrale Rolle spielen hier das Hotel „The Chedi Andermatt“ und das Bahnhofsgelände – „Bindeglieder“ zwischen dem Bestehenden und dem Kommenden. Ende letzten Jahres wurde das 5-SternDeluxe-Hotel „The Chedi“ eröffnet. Errichtet genau auf dem Platz, wo schon einmal ein Haus der Luxusklasse stand – das Grandhotel Bellevue, Relikt einer mondänen Zeit, das nach dem Zweiten
Weltkrieg in Wohnungen umgewandelt und 1986 abgerissen worden war. Mit 105 Betten gilt „The Chedi“ als Flaggschiff des gesamten Resorts – ausgestattet mit einem luxuriösen Spa- und Wellnessbereich sowie mehreren Restaurants. 65 „Pied-à-Terres“ (Zweitwohnsitze), zwölf Penthouses und 42 Residenzen in einer Größenordnung zwischen 95 Quadratmetern und 621 Quadratmetern stehen für betuchte Gäste zur Verfügung – eine „Luxusresidenz, die ihresgleichen im Alpenraum sucht“, wie der Schweizerische „Tagesanzeiger“ anlässlich der Eröffnung im Dezember 2013 berichtete. Dazu kommen die Appartementhäuser, die sukzessive errichtet werden. Um überhaupt Zweitwohnsitze – dazu in diesem Ausmaß – zu ermöglichen, setzten die Befürworter durch, dass das Projekt der ASA von der sogenannten Lex Koller befreit wurde. Diese reglementiert die Erwerbsmöglichkeiten von Liegenschaften in der Schweiz durch internationale Käufer. In Andermatt-Neu können Interessenten nun „bewilligungsfrei und uneingeschränkt Wohnungen und Häuser von Andermatt Swiss Alps erwerben und ohne Haltefrist wieder veräußern“, wie es in der umfangreichen ASA-Infobroschüre heißt. Zudem sind alle Objekte von der schweizerischen Zweitwohnsitzgesetzgebung ausgenommen. Diese beschränkt den Bau von Zweitwohnungen auf 20 Prozent der Anzahl der Wohnungen in einem Ort. Für Andermatt gilt das nicht.
Angst vor „kalten Betten“. Dass für das Bergdorf derart wesentliche gesetzliche Instrumentarien außer Kraft gesetzt wurden, hat für viel Aufregung gesorgt – und für Angst, die Wohneinheiten könnten außerhalb der Saison leer stehen. Doch der Investor und die politisch Verantwortlichen beruhigten und beruhigen. Um „kalte Betten“ zu vermeiden, gibt es für die Besitzer der Ferienwohnungen diverse Anreize, ihre Wohnungen bei Nichtgebrauch weiterzuvermieten. So kann etwa die anfallende Tourismusförderabgabe auf die Miete „abgewälzt“ werden. Riedi sieht daher keine Gefahr. „Wir sind sehr gut aufgestellt und haben zudem entsprechende Aktivitäten gesetzt bzw. setzen Aktivitäten, um Andermatt zu einer Ganzjahresdestination zu machen“, so der Tourismusdirektor.
Grünes Licht gab es heuer endlich für den Zusammenschluss der Skigebiete. Das beruhigt zusätzlich. „Die Skiarena Andermatt-Sedrun macht uns wieder enorm attraktiv, wir können mit den anderen mithalten“, so Riedi. Die positiven Effekte seien bereits jetzt spürbar. Der Fokus liegt darauf, aus der Gegend eine „365-Tage-Destination“ zu machen. Dabei baut man auf die hervorragende Lage von Andermatt: große Städte wie Luzern, Zürich, Basel und Mailand sind nicht weit, sodass sich die Region zu einem Naherholungsgebiet für die urbanen Zonen entwickeln kann. Der Golfplatz (seit Sommer in Betrieb), das Kongresszentrum und die Schwimmhalle sollen für attraktive Angebote sorgen. Nicht zu vergessen die anderen OutdoorMöglichkeiten im Sommer, wie Wandern, Mountainbiken, Klettern etc. „Von Andermatt-Neu profitiert wirklich die gesamte Region und aus touristischer Sicht ist die Entwicklung sehr, sehr positiv“, betont Riedi und verweist auf den „Chedi-Effekt“. Dank des Hotels „De Chedi“ verzeichnete der Kanton Uri 2013 eine Steigerung um rund ein Fünftel bei den Nächtigungen, in Andermatt zählten die Hotels im Winter 2013/2014 30 Prozent mehr „Logiernächte“ als im Winter 2012/2013. Mit dem Ferienresort und der Skiarena sieht sich Andermatt im Urserntal bestens gerüstet für die Zukunft. ×
FERIENREGION ANDERMATT EINWOHNER: 3.364 gesamt (Andermatt: 1.545) ÜBERNACHTUNGEN: 100.244 (Logiernächte 2013) GÄSTEMIX: Schweiz, Deutschland, Niederlande, Italien, Belgien, Großbritannien, USA, Frankreich KURZCHARAKTERISTIK: Andermatt gehörte neben St. Moritz und Davos lange zu den mondänen Wintersportorten der Schweiz, verlor dann aber seine herausragende Position. Nun gibt es einen Neustart.
© LAAX / GAUDENZ DANUSER (2)
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„Kiffer ohne Geld?“ Vorurteile gegenüber Snowboardern RUBRIK und Freeskiern wurden in Laax rasch ausgeräumt. S A I S O NDie
Alles aus einer Hand Tourismusvisionär Reto Gurtner hat das Skigebiet Laax in Graubünden zum Vorzeigeprojekt gemacht. Er setzt dabei auf modernen Lifestyle und hohe Qualität, denn der verbrämte Alpenkitsch ist für ihn Schnee von vorgestern.
SCHWEIZ LAAX
VON S TEFFEN AROR A
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s war meine Studienzeit in den USA, die mich geprägt hat“, sagt Reto Gurtner. Der erfolgreiche Alpenunternehmer verbrachte die 1970er-Jahre in Kalifornien und lernte dort eine ganz andere Welt kennen als die in den Schweizer Bergen, wo er aufgewachsen war. Gurtner erkannte schnell, dass der maßgebliche Unterschied zwischen US-Skigebieten und den Schweizer Klassikern wie St. Moritz oder Zermatt in der integralen Lösung lag. „Der Resortgedanke, alles aus einer Hand, von der Skischule übers Hotel bis zu den Bergbahnen, sorgte dafür, dass alle an einem Strang ziehen.“ Das hierzulande gebräuchliche Modell der vielen Player funktioniere nur so lange, als es auch Wachstum gibt. „Kaum läuft
es in einem Jahr schlechter, sind plötzlich alle nur mehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht und lassen das große Ganze außer Acht“, so Gurtner. Als er daher Anfang der 1980er-Jahre die Geschicke in seinem Heimatort Laax von seinem Vater übernahm, bestand seine erste Maßnahme darin, eine solche Einheit zu schaffen. Kritiker mögen dabei von einem Monopol sprechen, doch der Erfolg gab Gurtner Recht, wie die weitere Entwicklung der von ihm geleiteten Weissen Arena Gruppe beweist.
Wofür stehen wir? Gurtner machte Laax zum Resort, in dem man Lifttickets ebenso bequem im Skishop kaufen kann wie an der Liftstation. Wo das erste Haus am Platz, das stylishe und mehrfach
preisgekrönte Rock Resort, ebenso zum Unternehmen gehören wie die Liftanlagen. Zugleich machte er sich daran, das Urlaubsangebot von Laax komplett neu zu definieren. „Die wichtigste Frage dabei lautet für mich: Wofür stehen wir? Es kommt darauf an, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Es gibt rund 4.500 Skigebiete weltweit, die alle gleich aussehen. Da muss man sich von den Mitbewerbern abheben.“ Eine Differenzierung über den Preis hält Gurtner dabei für den falschen Weg, denn Billigstanbieter zu sein, sei keine nachhaltige Erfolgsstrategie. „Ischgl hat sich als Partymetropole einen Namen gemacht, St. Moritz mit dem Champagnerklima, Kitzbühel über das Rennen auf der Streif – der Rest ist im Grunde austauschbar“, so
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„Mich interessiert nicht, ob die BILDZeitung über uns berichtet. Deren Leser will ich nicht als Gäste. Mich interessieren die Leser von Designmagazinen, die will ich erreichen.“ RETO GURTNER, CEO WEISSE ARENA GRUPPE
Gurtner. Er entschied sich dafür, in Laax nicht einfach nur Winterurlaub, sondern ein Lifestyle-Produkt anzubieten. Weil das klassische Alpinskifahren schon in den 1980er-Jahren ein Auslaufmodell darstellte, wie der Schweizer überzeugt ist, hat er sich frühzeitig an der Jugendkultur der Skateboarder und Snowboarder orientiert, die er in den USA kennengelernt hatte. „Snowboarden war damals die Revolution im Wintersport. Darum habe ich drauf gesetzt und letztlich Glück damit gehabt.“
Spitze, aber wohlhabende Zielgruppe. Zu Beginn stieß Gurtner mit seinem Plan auf wenig Gegenliebe in Laax: „Die Hoteliers dachten, ich spinne. Sie meinten, die Boarder seien nur jugendliche Kiffer ohne Geld. Die Bergbevölkerung ist immer sehr konservativ gegenüber Neuem.“ Dabei sei diese junge Zielgruppe eine überdurchschnittlich gebildete und auch zahlungskräftige, so der Visionär. In Deutschland würden zwar nur etwa fünf Millionen Menschen zu dieser sogenannten freizeitaktiven Zielgruppe zählen, doch diese weist ein um 70 Prozent höheres Durchschnittseinkommen auf. Geld, das die mode- und markenbewussten Menschen auch gerne ausgeben. „Das traditionelle Skifahren spricht insgesamt weniger Leute an als das
Lifestyle-Produkt Skaten und Snowboarden. Daher haben wir diesen Lebensstil kurzerhand importiert und glaubwürdig umgesetzt.“ Das klassische Skifahren sei vom Wettbewerbsgedanken geprägt, was dem Urlaubsgefühl zuwider laufe, sagt Gurtner: „Wer will sich schon im Urlaub ständig unter Leistungsdruck setzen?“ Diesen Gedanken der Entschleunigung setzt Laax auch im Skigebiet um. Statt immer längerer und größerer Pisten, baut man auf Freeridegelände und Funparks. „50 Prozent des Skimarktes fallen mittlerweile auf Freestyler, Freeskier und Boarder. Das vergessen viele, die meinen, nur der klassische Alpinskifahrer sei ein lohnender Wintergast.“
Warum kommen die Gäste? Reto Gurtner ist davon überzeugt, dass es in erster Linie emotionale Gründe seien, die die Urlaubsentscheidung bestimmen. „Warum wollen die Leute zu mir kommen? Sie wollen, dass ich ihnen etwas biete, das einmalig ist.“ Im Fall von Laax sind das Exklusivität und Qualität. So wird in den Bergrestaurants nur bester Kaffee serviert, das zum Unternehmen gehörende Rock Resort besticht außerdem durch modernes Design und qualitativ hochwertige Materialien. Laax war das erste Skigebiet mit einem Internetcafé, noch vor der Metropole London, weil die junge Zielgruppe diesen Service schätzt. Heute wird WLAN im gesamten Gebiet angeboten. „Aber nicht gratis. Denn die Leute sind durchaus bereit, für guten Service zu zahlen.“ Sich über den Preis zu profilieren, lehnt Gurtner kategorisch ab: „Wenn ich damit anfange, läuft etwas grundfalsch.“ Daher tut er es über die Qualität. So fährt man in Laax mit Liften im Porsche-Design den Berg hoch. „Nicht weil die schneller wären, sondern weil die Leute dadurch wieder ein Bergbahnerlebnis haben, wie damals zu Beginn
des Skisports.“ Die kitschigen Bergdorfkulissen herkömmlicher Skiorte findet Gurtner einfach nur hässlich. Er setzt auf moderne Architektur: „Denn es gibt eine viel gereiste Zielgruppe, die mehr will als den uralten Alpinkitsch von vor 50 Jahren. Da ist ja nichts echt, das ist nur Kulisse.“
Erfolg als Beweis. „Ich muss Begehrlichkeiten schaffen“, fasst Gurtner seine Strategie zusammen. Der Erfolg gibt ihm Recht. So kann Laax im Vergleich zu allen anderen Schweizer Skigebieten auf die mit Abstand jüngsten Gäste verweisen. Deren Durchschnittsalter liegt unter 38 Jahren. Anstatt auf Masse, setzt Gurtner auf Klasse. „Mich interessiert daher auch nicht, ob die BILD-Zeitung über uns berichtet. Deren Leser will ich nicht als Gäste. Mich interessieren die Leser von Designmagazinen, die will ich erreichen.“ Das oberste Ziel sei ein exklusiver Tourismus, nur damit könne man sich langfristig behaupten. x
LAAX EINWOHNER: 1.506 ÜBERNACHTUNGEN: Weisse Arena Laax: 131.605, Destination Flims Laax Falera gesamt: 276.481 (jeweils Logiernächte Wintersaison 2013/14) GÄSTEMIX: Schweiz, Deutschland, Holland, England KURZCHARAKTERISTIK: Das Skigebiet setzt voll auf die Freerider und Freestyler. Statt endloser Pistenautobahnen bietet Laax seinen durchwegs jungen Gästen Tiefschneehänge und jede Menge Funparks. Sogar eine Indooranlage zum Üben der artistischen Kunststücke steht zur Verfügung.
© GAUDENZ DANUSER
DEN 23 ÜBER TELLERRAND
Grandhotels und Glamour. St. Moritz, der Name steht für mondänen Winterurlaub, für Pelzjacken, Grandhotels und Glamour. Hier gab sich der internationale Jetset, die Hautevolee die vergoldeten Türklinken in die Hand. Jackie Onassis urlaubte hier genauso wie Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock, Herbert von Karajan oder Gunter Sachs. Der Ort stand von Beginn an für Superlative: 1856 das erste Luxus-Hotel in den Alpen, 1878 das erste elektrische Licht in der Schweiz, 1882 die ersten EislaufEuropameisterschaften, 1890 die Cresta Ran, der älteste und längste Eiskanal der Welt, 1907 das weltweit erste Pferderennen und 1985 das erste europäische Poloturnier auf einem gefrorenen See. Wo der Krimsekt nie aufhört zu fließen und die Extravaganz Teil des Businessplans ist, hat die Exklusivität ihren Preis.
© ESM
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s war der Londoner Nebel, der die Gäste nach St. Moritz lockte. Zumindest, wenn man der Legende glauben möchte. Demnach saßen an einem Abend im September 1864 der Tourismuspionier Johannes Badrutt und die letzten paar britischen Sommergäste im Hotel „Kulm“ in St. Moritz zusammen. Den Engländern graute davor, wieder zurück in die Nebelsuppe an die Themse fahren zu müssen. Die Winter in London, so lamentierten sie, seien eine Katastrophe. Da schwärmte ihnen Badrutt von den sonnigen Wintertagen im Engadin vor. Natürlich wurde ihm nicht geglaubt und er schlug eine Wette vor: Sie sollten im Dezember wiederkommen und wenn sie bei ihrem Aufenthalt nicht ein Mal ohne Jacke und Hut draußen das Wetter genießen könnten, würde er die Reise spendieren. Natürlich gewann der Eidgenosse die Wette und die Kunde von den schönen Wintern im Oberengadin machte in der britischen Upperclass rasch die Runde. Der Wintertourismus in St. Moritz war geboren.
Das Ende der Champagnersaison? St. Moritz gilt als mondänster Skiort der Welt. Doch der Glamour bröckelt, die Gästezahlen sinken. Erfolg auf neuen Märkten wie China oder Indien soll die Trendwende bringen. V O N F LO R I A N G A S S E R
Wer hier dazugehören möchte, musste stets tief in die Taschen greifen. Das Jetsetleben in der Schweizer Bergwelt wurde zu Champagnerpreisen verkauft. Und immer wieder musste sich der Ort vor feindlichen Übernahmen in Acht nehmen. 1968 war der Club Méditerranée kurz davor, sich fünf der sieben Luxushotels unter den Nagel zu reißen. St. Moritz sollte ein französisches Clubdorf werden. Aber man wehrte sich erfolgreich. Doch seit einigen Jahren knirscht es im einst wohl geschmierten Getriebe. Jüngst präsentierte das Schweizer Bundesamt für Statistik die neuen Tourismuszahlen. Während der Städtetourismus, vor allem jener in Zürich, boomt, sind die großen Verlierer die Bergdestinationen. Der Spitzenreiter unter den Verlierern: St. Moritz. 179.000 Übernachtungen in der Hotellerie gingen seit 2005 verloren. Vor allem Gäste aus Deutschland, Italien, Großbritannien und der Schweiz selbst bleiben aus.
Zweitwohnsitze boomen.
Doch auch ein hierzulande bekanntes Problem grassiert in St. Moritz: Die Zahl der Zweitwohnsitze ist regelrecht explodiert. „Ich habe dreißig Jahre lang gegen die Zweit-
wohnungen gekämpft, trotzdem beträgt ihr Anteil nun 60 Prozent“, sagt Hans Peter Danuser überzeugt. Kein Name ist so eng mit dem berühmten Ort verknüpft wie seiner. Er prägte als Kurdirektor von 1978 bis 2008 das Image und Schicksal von St. Moritz.Danuser. „Wie soll man an so einem Ort ein warmes Ambiente hinbekommen, in dem sich ein Gast wohlfühlt?“, fragt er sich. Ein Traditionshotel nach dem anderen schließt derweil seine Pforten: Der Umbau in Luxus-Eigentumswohnungen bringt schnell und viel Geld. Die Wohnungen in manchen Hotels waren verkauft, bevor noch eine Wand versetzt worden war.
Andere Gäste. Neue Märkte sollen in der Zwischenzeit das Wegbrechen der alten kompensieren. China, die Golfstaaten, Indien und Brasilien werden nun vermehrt bearbeitet. Dort wohnen die Neureichen des 21. Jahrhunderts, die vielfach so leben möchten wie die Schickeria von damals. Ein wenig ließ sich der Abwärtstrend damit auffangen. Seit 2007 konnten rund 60.000 Besucher aus diesen Regionen gewonnen werden, heißt es beim Engadiner St. Moritz Tourismus (ESTM).
St. Moritz bei Nacht. Als Erste kam die britische Upperclass, dann entdeckte der internationale Jetset den Ort im Oberengadin.
SAISON
„Ich habe dreißig Jahre lang gegen die Zweitwohnungen gekämpft, trotzdem beträgt ihr Anteil nun 60 Prozent.“ HANS PETER DANUSER, KURDIREKTOR ST. MORITZ (1978–2008)
SCHWEIZ ST. MORITZ
Dazu kommen Spezialangebote für die traditionellen Märkte: Mit der zweiten Übernachtung in einem teilnehmenden Hotel im Sommer können die Bergbahnen gratis benützt werden und im Winter bekommt man Ski-Tagespässe für 35 Franken (29 Euro).
Das Original.
Diesen Winter wird in St. Moritz der Beginn des Wintersports vor 150 Jahren gefeiert. Man will sich darauf zurückbesinnen, was den Ort einst ausmachte. Die Touristiker setzen auf die eigene Geschichte: St. Moritz, das ist das Original, soll die Botschaft sein, egal ob in China oder Indien. Wenn die Uhr aus der Schweiz sein muss, dann soll auch der Skiurlaub in St. Moritz gemacht werden. Und vielleicht erinnert sich dann auch noch jemand an das Liebesgedicht, das der Schweizer Schriftsteller Jakob Christoph Heer (1859–1925) einst über den Ort geschrieben hat: „St. Moritz, du bist Wahrhaft ein Gedicht, ein Hoheslied der Lebensfreude.“ x
ST. MORITZ EINWOHNER: 5.149 NÄCHTIGUNGEN (WINTER 2013/2014): Hotellerie: 384.861 Gesamt: 2,3 Millionen GÄSTEMIX: Schweiz, Deutschland, Italien, Russland, UK, Frankreich, USA KURZCHARAKTERISTIK: St. Moritz gilt als einer der berühmtesten Wintersportorte der Welt, an dem sich die Schönen und Reichen tummeln.
© CLARISSA VON PLATEN, KONSTANZ
DEN 25 ÜBER TELLERRAND
ITALIEN SÜDTIROL, TRENTINO, BELLUNO
„Zusammenarbeit im großen Stil“ 1974 entstand mit Dolomiti Superski in Südtirol, Trentino und Belluno eine regionsübergreifende Kooperation, die sich bis heute bewährt. VON DANIEL FEICHTNER
Verbunds 250 Lifte und 740 Kilometer Piste zur Verfügung – alles zu einem Preis und mit einem einzigen Ticket.
Demokratie zum Wohl der Gäste. Die grundlegende Idee hinter Dolomiti Superski war es damals wie heute, ein besseres Angebot für Gäste zu schaffen. „Das wurde aber nicht durch rigide Strukturen zu erzwingen versucht“, meint der Generaldirektor. „Das Projekt ist als Genossenschaftsverband aufgebaut. Die einzelnen privatwirtschaftlichen Liftgesellschaften organisieren sich in zwölf Liftgenossenschaften. Diese sind dann wiederum als Dolomiti Superski zusammengeschlossen.“ So verfügt jedes Skigebiet durch einen frei gewählten Gebietspräsidenten
© WWW.WISTHALER.COM (2), CORMAR GMBH - BOZEN
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an würde annehmen, dass eine groß angelegte Kooperation nur nach langen Verhandlungen und einer aufwendigen Planungsphase erfolgreich umgesetzt werden kann. Dass dem nicht so sein muss, beweist Dolomiti Superski – und das seit mittlerweile 40 Jahren. „Bereits in den 1970ern waren in den Dolomiten zahlreiche Lifte und Pisten in Betrieb und zogen Wintersporttouristen an“, erklärt Dolomiti-Superski-Generaldirektor Thomas Mussner die Ausgangssituation. „Aber vor allem im zentralen Bereich der Sellagruppe war es nicht möglich, alle Lifte zu benutzen, ohne regelmäßig die Brieftasche zücken zu müssen und separate Karten zu kaufen.“ Dadurch wurde ein Skiurlaub in der Region für Gäste nicht nur ein aufwendiges, sondern auch ein teures Vergnügen, das viel Planung erforderte. In der Absicht, Besuchern eine bessere, allumfassende Dienstleistung zu bieten, trafen sich die Liftbetreiber von sechs Regionen im Frühjahr 1973, um eine Kooperation zu entwickeln. „Es vergingen gerade einmal 15 Monate, bis Dolomiti Superski aus der Taufe gehoben wurde“, berichtet Musser. „Das zeigt nicht nur die Notwendigkeit des Projektes, sondern auch, dass der Wille zur Zusammenarbeit von Anfang an vorhanden war.“ Der Gemeinschaftsskipass, der erstmals in der Saison 1974/1975 angeboten wurde, schloss die Skilifte von Cortina d’Ampezzo, Kronplatz, Alta Badia, Gröden/Seiser Alm, Fassatal/Carezza und Arabba ein. Insgesamt standen Gästen damit zu Beginn des
„Natürlich herrscht unter den bestehenden Mitgliedern auch gesunde Konkurrenz. Anders als bei unabhängig operierenden Betreibern führt diese aber nicht zu einem Preiskampf. Das verhindern die zentral geregelten Skipasspreise.“ THOMAS MUSSNER, GENERALDIREKTOR DOLOMITI SUPERSKI
über eine Vertretung in der Generalversammlung. Das macht es möglich, schnell Entscheidungen auf breiter Basis zu treffen. Und auch im „eigenen Haus“ ist und bleibt jedes Mitglied der Herr, sagt Musser: „Alle unternehmerischen Entscheidungen über Investitionen, Bauvorhaben und Ähnliches entscheidet der Liftunterneh-
mer selbst. Allerdings trägt er auch die Risiken.“ Dolomiti Superski als übergeordnete Struktur steht den Unternehmen aber mit Dienstleistungen, Beratung und Unterstützung in den Bereichen Organisation und Führung zur Seite. Der Verbund entscheidet über gemeinsame Marketingmaßnahmen sowie die Preisgestaltung des
Skifahren auf über 3.000 Quadratkilometern und in zwölf Regionen mit einem Skipass: Dolomiti Superski stellt die Qualität der Dienstleistung in den Vordergrund.
SAISON
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führt diese aber nicht zu einem Preiskampf. Das verhindern die zentral geregelten Skipasspreise.“ Anstelle der Schaffung möglichst billiger Angebote kommt es so einzig und alleine auf die Qualität an, durch die sich einzelne Betreiber hervortun können. „So wird der Standard ständig auf einem hohen Niveau gehalten“, sagt Musser. „Und das auch langfristig. Das hat dazu geführt, dass Dolomiti Superski unter Wintersportlern einen sehr guten Ruf hat, den es nicht nur halten, sondern Jahr für Jahr verbessern kann.“
Vorsätze für die Zukunft. Was das
Skipasses und die Rahmenbedingungen. Somit bietet er eine zentrale Verwaltungsstelle, die sich um das große Ganze kümmert, ohne dabei zu weit in das operative Geschäft einzelner Mitglieder einzugreifen. „Zusätzlich bietet Dolomiti Superski Kompetenzen in der Koordination der einzelnen Gebiete“, erklärt Musser. „Das ist besonders relevant, da sich der Verbund heute über die drei politischen Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno erstreckt. Hier müssen Kompromisse und Lösungen gefunden werden, die den zum Teil unterschiedlichen Regelungen und Gesetzen gerecht werden. Erst das ermöglicht die Zusammenarbeit im großen Stil.“
Verdoppelung. Seit seiner Gründung hat sich das Prinzip Dolomiti Superski bewährt und die Vereinigung ist dementsprechend gewachsen. Mittlerweile beteiligen sich neben den ursprünglichen sechs Regionen sechs weitere – das Hochpustertal, Val di Fiemme / Ober-
eggen, San Martino di Castrozza, das Eisacktal, Trevalli und Civetta. Heute vereint das Gebiet damit nicht nur zwölf Skiregionen, sondern auch 450 Lifte und verfügt über insgesamt 1.200 Pistenkilometer. Davon sind mehr als die Hälfte direkt miteinander verbunden. So lässt sich eine „Skireise“ unternehmen, ohne jemals die Skier abschnallen zu müssen. Mit seinen Ausmaßen ist der Verband nicht nur einer der ältesten in Europa, sondern auch der größte. Aktuell verbucht Dolomiti Superski rund 10 Millionen verkaufte Skipasstage und 137 Millionen Skipassdurchgänge pro Saison.
Konkurrenz als Qualitätsgarant. Die Zusammenarbeit im Verbund wirkt sich aber nicht nur auf die Organisation und die Repräsentation nach außen aus. „Natürlich herrscht unter den bestehenden Mitgliedern auch gesunde Konkurrenz“, erklärt Thomas Mussner. „Anders als bei unabhängig operierenden Betreibern
Wachstum angeht, hat Dolomiti Superski das Maximum erreicht, davon ist Musser überzeugt. „Das gesamte Gebiet erstreckt sich auf über 3.000 Quadratkilometer und drei italienische Provinzen. Und schon alleine mit dem Namen Dolomiti Superski, wäre es inkonsequent, auch andere Regionen mit einzubeziehen.“ Woran allerdings weiter gearbeitet wird, ist die Verbesserung der angebotenen Dienstleistung. Auch wenn sich der Verbund bereits weltweit profiliert hat, sieht der Generaldirektor weiterhin Luft nach oben. „Geld wird für Konsumenten immer ‚wertvoller’ und muss mit einem entsprechenden Produkt aufgewogen werden. Wir arbeiten auch weiterhin daran, die bestehenden Skigebiete noch stärker miteinander zu verbinden und den Wirkungsgrad des Skipasses weiter zu steigern. Durch gute Angebote und Services werden wir Erwartungen unserer Gäste auch in Zukunft nicht nur erfüllen, sondern übertreffen.“ ×
DOLOMITI SUPERSKI Rund 50 Ortschaften / 12 Regionen NÄCHTIGUNGEN: Ca. 2,3 Mio. Ankünfte und ca. 11,5 Mio. Nächtigungen im vergangenen Winter im gesamten Dolomitengebiet GÄSTEMIX: Italien (55 %), Deutschland (20,5 %), mit deutlichem Abstand Polen, Tschechien, Russland, Österreich, Niederlande KURZCHARAKTERISTIK: Dolomiti Superski ist mit über 3.000 Quadratkilometern Fläche der größte Verbund seiner Art in Europa und zählt zudem zu den ältesten.
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© SKICIRCUS SAALBACH HINTERGLEMM
Superlative. Derzeit gibt es in Saalbach Hinterglemm über 200 Pistenkilometer. Dank dem Zusammenschluss mit Fieberbrunn werden noch einige dazukommen.
So ein Circus Saalbach Hinterglemm ist eine Konstante des österreichischen Tourismus. Punkten kann man inzwischen Sommer wie Winter. VON ERNS T SPRENG
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enn man von Saalbach Hinterglemm spricht, dann denken viele Österreicher an ihren Schulskikurs, das erste Mal ohne Eltern unterwegs, der erste Flirt und was noch alles zum Schulskikurs gehört. Sie denken aber auch an die Ski-Weltmeisterschaften 1991. Stephan Eberharter wird dort mit zwei Weltmeistertiteln zum Star. Zurück in die Gegenwart. Der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang ist 2014 eine der erfolgreichsten Tourismusdestinationen Österreichs. Das belegen die Zahlen. Schaut man sich die vergangenen fünf Jahre an, dann liegen die Winternächtigungszahlen konstant über 1,4 Millionen Gästen. Im Sommertourismus gibt es jährliche Steigerungen. Man nähert sich konsequent der Marke von 600.000 Nächtigungen. Bei den
Schulskikursen ist man heute noch die Nummer eins in Österreich, der alpine Skizirkus kommt nach wie vor gerne in die Salzburger Region. Und eine Vision in Saalbach Hinterglemm ist es, wieder eine Skiweltmeisterschaft auszutragen. Ein Wunsch, den man übrigens mit St. Anton und Lech am Arlberg teilt.
Gelernter Tourismus.
Wie viele Tourismusregionen in den Alpen ist Saalbach Hinterglemm ein Ort, der mit der Entwicklung des modernen Tourismus mitgewachsen ist. Der erste Schlepplift im Ort entstand schon 1945. Man hat den Tourismus gelernt und sich immer wieder den wechselnden Bedürfnissen des Gastes angepasst. „Ein Beispiel ist der Zusammenschluss mit Leogang, die Größe des Skigebietes ist heute sicherlich ein Erfolgsfaktor für den Wintertourismus“,
ÖSTERREICH SAALBACH HINTERGLEMM
erklärt Wolfgang Breitfuß, Tourismusdirektor in Saalbach Hinterglemm. Andere Faktoren, warum die Region im Winter punkten kann, sind die besonders breiten Pisten, eine hohe gastronomische Dichte im Skigebiet, moderne Anlagen und die Kompaktheit des Ortes. „Bei uns ist praktisch alles, was man im Winterurlaub braucht, in Gehdistanz“, so Breitfuß. „Wir haben einfach viele Voraussetzungen, die Massentourismus im Winter möglich machen.“ Erfolg hat man im Winter aber auch, weil Saalbach Hinterglemm viele Gästeschichten ansprechen kann. Das Skigebiet ist ideal für Familien, bietet aber auch Sportlern ihre Herausforderungen. Gut bedient werden der Event-Bereich sowie Großgruppen. Das Spektakel „Snow Mobile“ am Beginn der Saison bringt nicht nur Nächtigungen, sondern
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„Mindestens zehn Monate Saison“
© SKICIRCUS SAALBACH HINTERGLEMM
ist auch ein mediales Ereignis. Der Bereich der Schulskikurse ist historisch gewachsen und wurde nie aufgegeben. Darum ist man heute hier noch erfolgreich. Der Zusammenschluss mit Fieberbrunn – die Bauarbeiten dafür starten im Frühjahr – ist für Wolfgang Breitfuß die logische Konsequenz für die kommenden Jahre.
Tourismusdirektor Wolfgang Breitfuß sieht den Erfolg von Saalbach Hinterglemm darin, dass es ein gewachsener Skiort mit Erfahrung ist.
Urlaub das ganze Jahr.
SKICIRCUS SAALBACH HINTERGLEMM LEOGANG EINWOHNER: 2.858 (Saalbach Hinterglemm), 3.169 (Leogang) NÄCHTIGUNGEN WINTERSAISON: 1.413.420 (Saalbach Hinterglemm, Wintersaison 2013/2014) GÄSTEMIX: Deutschland, Österreich, Benelux, Skandinavien, arabischer Raum und Russland KURZCHARAKTERISTIK: Saalbach Hinterglemm gelingt es, Familien und Sportler gleichermaßen anzusprechen; bei Schulskikursen ist man die Nummer eins in Österreich. Zusätzlich werden durch Events neue Gäste angesprochen.
Konsequente Arbeit. „Saalbach Hinterglemm ist ein gewachsener Skiort, der sich immer weiter entwickelt hat“, sagt Tourismusdirektor Wolfgang Breitfuß.
© SKICIRCUS SAALBACH HINTERGLEMM
Einiges abschauen kann man sich von Saalbach Hinterglemm und Leogang auch in puncto Ganzjahrestourismus. „Vier Monate Wintertourismus sind nicht genug“, lautet das Credo von Wolfgang Breitfuß. Es ist ein eindeutiges Ziel, mindestens zehn Monate im Jahr Saison zu haben. Besonders gut sieht man das am Thema Biken, bei dem Saalbach Hinterglemm zu den Vorreitern gehört. Gemeinsam mit Leogang ist man die Nummer eins in Österreich. Mountainbike-Weltmeisterschaften und jährlicher Downhill-Weltcup in Leogang sind hier nur die Aushängeschilder für ein Gesamtkonzept, das seit Jahren für stabile Sommernächtigungszahlen sorgt. Der Name Skicircus täuscht also mitunter, der Sommer ist in Saalbach Hinterglemm ein starker Wachstumsmotor. Die Breite des Angebotes – Sommer wie Winter – dürfte damit der größte Erfolgsmotor für Saalbach Hinterglemm sein. x
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AISON: Herr Breitfuß, was macht den Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang erfolgreich? WOLFGANG BREITFUSS: Saalbach Hinterglemm ist ein gewachsener Skiort, der sich immer weiter entwickelt hat. Erfolg bringt die Dimension: Wir haben über 200 Pistenkilometer, Beschneiung und Infrastruktur sind auf dem neuesten Stand. Auch die gastronomische Dichte mit über 50 Hütten spricht viele an. Nicht zu vergessen: In Saalbach Hinterglemm kommt man überall zu Fuß hin. Einer unserer Vorteile sind sicherlich die besonders breiten Pisten. In welchen Segmenten ist der Skicircus besonders erfolgreich? Wir sprechen Familien und Sportler gleichermaßen an. Bei den Schulskikursen sind wir durch eine jahrelange Entwicklung die Nummer eins in Österreich. In den Ferienzeiten kommen vor allem Familien zu uns. In den Randzeiten sind wir sehr erfolgreich bei Einzelreisenden und Paaren. Gut gelungen ist es, Großgruppen und Events nach Saalbach Hinterglemm zu holen. Events wie Snow Mobile oder der Skiweltcup sind für uns wirklich wichtig. Die Belebung des Sommertourismus ist im gesamten Alpenbereich ein großes Thema – wie gehen Sie mit diesem Thema um? Vier Monate Winter sind nicht ausreichend. Seit 15 Jahren bauen wir das
Sommerangebot konsequent aus. Die Hauptthemen des Sommers sind: Familie, Outdoor-Sport und Biken. Gemeinsam mit den Kollegen aus Leogang sind wir beim Thema Bike in Österreich führend, was uns motiviert und stolz macht. Welche Nationen sind Ihre wichtigsten Herkunftsländer? Wie werden diese Märkte in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bearbeitet? Unser Gästemix ist international. Aber unsere wichtigsten Märkte sind Deutschland, Österreich, der Benelux-Raum, Großbritannien und Skandinavien. Bei den Marketingaktivitäten muss man Winter und Sommer unterscheiden. Im Winter legen wir den Schwerpunkt auf Fernsehwerbung und Online-Aktivitäten. Im Sommer ist es ein Mix aus Online und Print. Was bringt die Zukunft für Saalbach Hinterglemm? Die Erweiterung des Skigebiets mit Fieberbrunn ist ein großes und wichtiges Projekt. Das bringt uns im Ranking der Skigebiete noch weiter nach vorne. Eine unserer Visionen ist es sicherlich, nach dem Skiweltcup in diesem Winter wieder eine weitere alpine Ski-WM auszurichten. Das größte Ziel ist sicherlich der Ausbau des Ganzjahrestourismus – also mindestens zehn Monate im Jahr Saison zu haben. Vielen Dank für das Gespräch.
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MAGAZIN Das TourismusDepartment des MCI wurde von Studierenden mit Bestnoten bedacht.
MCI Tourismus ist Weltmeister © MCI
Das Tourismus-Studium des MCI wird erneut für hervorragende Qualität der Lehre, Gesamtzufriedenheit und den weltweit besten Standort ausgezeichnet.
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inmal jährlich führt das International Center of Excellence in Tourism and Hospitality Education (THE ICE) eine Befragung in ihrem Mitgliedernetzwerk durch. Insgesamt 9.000 Studierende von Tourismusschulen in der ganzen Welt nahmen heuer an der
Studie teil. Das Tourismus-Department des Management Center Innsbruck (MCI) erhielt dabei zahlreiche Spitzenwerte und zeichnet sich als international führend in der Qualität der Lehre und der Gesamtzufriedenheit aus. Campus und Standort des MCI in Innsbruck bewer-
teten die Studenten zudem als weltweit den besten. „Dieses Ergebnis ist eine sehr schöne Auszeichnung für das MCI und motiviert uns, unseren Weg konsequent fortzusetzen“, freut sich Hubert Siller, Leiter des Tourismus-Department des MCI. ×
Preis für Pioniere Erstmals wurde die von LH Günther Platter initiierte Auszeichnung „Tiroler Tourismus Pionier“ vergeben. Der Preis ging an die Hoteliersfamilie Scheiber.
© TIROL WERBUNG / BERGER
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Der „Tiroler Tourismuspionier“ wurde an Erich (li.) und Lukas Scheiber, Hotel Edelweiss & Gurgl, vergeben.
eit 1889 betreibt die Familie Scheiber das Hotel Edelweiss & Gurgl in Obergurgl. „Gelebter Pioniergeist und der Mut zu Neuem gehen hier seit jeher Hand in Hand mit einem respektvollen Umgang mit der Natur. Dafür gebührt den Hoteliers Scheiber als Tourismuspionieren diese neu geschaffene Auszeichnung als Zeichen höchster Anerkennung des Landes“, gratulierte Landeshauptmann Günther Platter den Geehrten. Im Rahmen der Ehrung wurde, gemeinsam von LH Platter und dem Geschäftsführer der Tirol Werbung Josef Margreiter, auch der „Tiroler Tourismusradler“ vergeben. Der Preis ist die höchste Auszeichnung der Tirol Werbung und ehrt Persönlichkeiten aus dem Ausland für Leistungen und Verdienste um Tirol. Die aktuellen Träger sind: Gerhard Schmidt (ÖBB), Khaled El-Hussein (DB), Florian Pötsch (Flughafen München), Hans Grübler (HG-Sportpromotion), Caroline Vlietstra (De Telegraaf) und Giorgio Balducci (RAI Trento). ×
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KULTURTIPPS
© KOEN BEETS
VON ES THER PIRCHNER
FEIERLICHE STILLE In der Konzertreihe musik+ Silvester still zu feiern, hat Tradition, diesmal gastiert das Ensemble „Tasto Solo“ unter der Leitung von Guillermo Peréz in Hall und verabschiedet mit Musik von Guillaume Dufay bis Josquin Desprez das alte Jahr. 31. 12. 2014, 22 h, Barocker Stadtsaal, Hall in Tirol
Barrierefreiheit ist auch in Gastronomie und Hotellerie essenziell.
© TIROLER LANDESTHEATER, RUPERT LARL
Barrierefreier Urlaub Eine neue Broschüre informiert Tourismusbetriebe über bauliche und rechtliche Grundlagen zur barrierefreien Gestaltung. richtige Umsetzung von rechtlichen und baulichen Richtlinien in puncto Barrierefreiheit zu bieten. Dargestellt an praktischen Beispielen soll diese besonders leicht gelingen. „Auch im Tourismus wird es immer wichtiger, Menschen mit Behinderung, aber auch Senioren und Seniorinnen sowie Familien mit Kleinkindern ihren Wunsch nach erholsamen Reise- und Freizeitangeboten zu ermöglichen“, stellt WirtschaftskammerGeneralsekretärin Anna Maria Hochhauser zusammenfassend fest. ×
GRIMMIGER RÄUBER Vor dem „Räuber Hotzenplotz“ muss man sich nicht wirklich fürchten, da mag er sich noch so wild gebärden. Schließlich legen ihm Kasperl, Seppel und die Großmutter am Tiroler Landestheater mit viel Witz das Handwerk. bis 20. 1. 2015, Kammerspiele, Innsbruck
© NANCY HOROWITZ
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ie Informationsbroschüre „Barrierefreiheit im Tourismus“ wurde gemeinsam von der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie den Austrian Standards entwickelt und kann bei der Wirtschaftskammer und beim Wirtschaftsministerium bezogen werden. Die Intention ist, vor allem der Gastronomie und der Hotellerie eine Grundlage für die
BUCHTIPP
Streifzug durch Tirols Tourismusgeschichte
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er Historiker und Publizist Michael Forcher lädt in diesem umfangreichen Buch ein, sich auf die Spuren der langen Tradition des Tourismus in Tirol zu begeben. In 45 kurzweiligen Kapiteln erzählt „Zu Gast im Herzen der Alpen“ die dazugehörige Geschichte. Informativ und reich bebildert ist das Buch nicht nur sehr gut für Tourismusunternehmen und -organisationen geeignet, sondern auch ein interessantes Geschenk für Kunden, Gäste und Freunde. Michael Forcher: Zu Gast im Herzen der Alpen. Eine Bildgeschichte des Tourismus in Tirol. Verlag: Haymon, 368 Seiten
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© HAYMON-VERL AG
MUSIKALISCHE JUBILARE Seit 25 Jahren ist das Wiener Klaviertrio eines der wichtigsten Ensembles für die Interpretation von klassischer und zeitgenössischer Musik. Bei der Jeunesse gastiert es mit Werken von W. A. Mozart, Johannes Maria Staud und Johannes Brahms. 28. 1. 2015, 20 h, Landeskonservatorium, Innsbruck
WEITERE VERANSTALTUNGEN Antoine de Saint-Exupéry: Der Kleine Prinz, Aufführung des Schwarzen Theaters Innsbruck 20. 12. 2014, 20.30 h, Tux-Center, Tux, www.tux.at Wiltener Sängerknaben: Weihnachtsoratorium 20. 12. 2014, 16 und 20 h, Basilika Wilten, Innsbruck, www.saengerknaben.com Ambassade Orchester Wien: Neujahrskonzert 4. 1. 2014, 17.30 h, ARLBERG-well.com, St. Anton am Arlberg, www.stantonamarlberg.com Tiroler Künstlerkrippen des 20. Jahrhunderts bis 1. 2. 2015, Museum Kitzbühel, www.museum-kitzbuehel.at
RUBRIK 32 MAGAZIN SAISON
Urlaub am Bauernhof zieht Menschen an, die Natur und Familienleben lieben.
Die Zukunft des Landurlaubs 200 Millionen europäische Gäste machen Urlaub am Land. Was sie suchen und welche Veränderungen damit auf die Anbieter zukommen, diskutierten führende Vertreter des ländlichen Tourismus in Alpbach. V O N J A N E K AT H R E I N
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as sucht der Gast? Die Kardinalfrage, um die sich ein ganzer Wirtschaftszweig dreht. Bente Grimm vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung Nordeuropa weiß es: „Raus aus der Stadt, raus aus dem Alltag steht als Gästebedürfnis ganz oben.“ Den zeitweiligen Ausstieg verbindet der Gast mit intakter Natur, Ruhe und Erholung. Urlaub am Bauernhof sei die entsprechende Antwort.
Landtourismus.
Zwei Tage lang tauschten sich 200 Gäste aus mehr als 24 Nationen in Alpbach über Gegenwart und Zukunft des ländlichen Tourismus aus. Mehr als 500.000 Betriebe sind mit rund sechs Millionen Gästebetten die Basis des europäischen Landtourismus. Dies entspreche 15 Prozent der europäischen Beherbergungskapazität, weiß Andy Woodward, Präsident des Europäischen Verbandes für Landtourismus, der gemeinsam mit „Urlaub am Bauernhof“ zum fünften Kongress diesmal nach Alpbach lud. Ein passender
geographischer Rahmen, der durch Exkursionen zu bäuerlichen Vermietern in Tirol erweitert wurde. „Rund 200 Millionen Gäste und 750 Millionen Nächtigungen mit einem direkten Umsatz von 100 Milliarden Euro tragen wesentlich zur Belebung des ländlichen Raumes bei“, so Andy Woodward. In Deutschland, einem der großen Kernmärkte für den Tiroler Tourismus, plane inzwischen jeder Fünfte seinen Urlaub am Land, stellt Bente Grimm fest. Und die aktuelle deutsche Reiseanalyse schreibt diesen Trend fort: In den nächsten drei Jahren plant jeder zehnte Deutsche, der älter ist als 13 Jahre, einen Urlaub am Bauernhof. Bei 53,8 Millionen deutschen Touristen, die rund 70,7 Mio. Reisen von mehr als fünf Tagen unternehmen, sei das ein enormes Potenzial. Und so lohne sich ein genauerer Blick auf den Gast der Zukunft. Wer Urlaub am Bauernhof sucht, liebe die Natur, sei ein Familienmensch, der sich nach Erholung sehnt, aber auch gerne aktiv und vor allem gesundheitsorientiert lebt. Laut Bente Grimm wird ein
© URLAUB AM BAUERNHOF/ SEBASTIAN WAGNER © URLAUB AM BAUERNHOF/ WEBHOFER
200 Anbieter und Wissenschaftler trafen sich in Alpbach und tauschten sich über den Landtourismus aus.
Urlaub auf dem Bauernhof von den Gästen auch als familienfreundlich, authentisch, umweltfreundlich und preisgünstig wahrgenommen.
Buchungsplattform Internet. Welche Veränderungen neue Kommunikationsformen für den Vermieter am Land bringen, wurde ebenfalls diskutiert. Die Gäste schätzen neben einer guten Erreichbarkeit auch die technische Infrastruktur. „Mobiles Internet wird immer wichtiger als Informationsquelle vor der Abreise, aber auch für unterwegs“, weiß Bente Grimm. Zusatz: „Die Gäste erwarten WLAN.“ Roman Egger, Fachbereichsleiter eTourism FH Salzburg, kann dies bestätigen. Internetbuchungen würden kontinuierlich zunehmen. Es gelte nun, die Internetnutzer über mobile Kanäle bestmöglich zu erreichen und Gästeinformationen über Smartphones oder Tablets bereitzustellen. Am Produkt „Urlaub am Bauernhof“ sei nicht zu rütteln, verändert habe sich jedoch das Verhalten des Gastes: „Reisen sind Erlebnisse und die wollen im Social Web geteilt werden“, stellt Roman Egger klar. Um diese Erlebnisse bieten zu können, müssen die klimatischen Rahmenbedingungen nicht immer perfekt sein, wie die Beispiele zeigten, die Jason Freezer (VisitEngland), Anne Karin Statle (LofotenMat Norwegen) und Almudena Martin Torregrosa (Andalusien) einbrachten. Kreativität ist hier gefragt. Man müsse den Gästen zeigen, dass sie trotz schlechten oder heißen Wetters etwas erleben können. Einzigartige Abenteuer wie Olivenernte oder Fischfang, passend zur Region, machen den Landurlaub unaustauschbar. Es sei zu wenig, nur einen Platz zu verkaufen, darin waren sich Praktiker und Experten einig. Das Gesamterlebnis in der Region sei das, was wirklich trage. ×
„Rund 200 Millionen Gäste und 750 Millionen Nächtigungen mit einem direkten Umsatz von 100 Milliarden Euro tragen wesentlich zur Belebung des ländlichen Raumes bei.“ ANDY WOODWARD, PRÄSIDENT DES EUROPÄISCHEN VERBANDES FÜR LANDTOURISMUS
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34 MAGAZIN SAISON
Schnee einsetzt. „Unsere Methode ist dazu geeignet, bereits vorhandene Beschneiungsanlagen nachzurüsten“, erklärt ERSO-Geschäftsführer Erich Kerecz. Insgesamt sollen drei Maßnahmen dafür sorgen, dass sich die Qualität des künstlich hergestellten Schnees verändert. Eine spezielle sogenannte E-Schiene im Verteilerkasten der Schneekanone ist dazu gedacht, Elektrosmog und elektromag-
„Mit unserer Methode hergestellter Kunstschnee ist dichter und kompakter.“ © ERSO AUSTRIA
Technischer Schnee aus „aktivierten Zutaten“ soll in Scheffau für länger haltbaren Schnee sorgen und Wintersportlern ein Wohlgefühl verschaffen.
Wohlfühl-Schnee für Scheffau Mit nachgerüstetem Beschneiungsequipment soll am Wilden Kaiser Schnee erzeugt werden, der nicht nur positive Auswirkungen auf den Zustand der Pisten, sondern auch auf die Skifahrer selbst haben soll. VON DANIEL FEICHTNER
A
ls Betreiber einer Skischule in Scheffau am Wilden Kaiser beobachtet Gerhard Told die Entwicklung des Wintersports seit vier Jahrzehnten aus nächster Nähe. „Skifahren hat etwas an Attraktivität verloren“, erzählt er. „Das liegt wohl vor allem daran, dass es mittlerweile eine Vielzahl alternativer Angebote gibt, die zum Teil auch billiger kommen als der Urlaub auf der Piste.“ Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit begeben, den
Skisport mit einem Mehrwert zu versehen. Fündig geworden ist er bei dem steirischen Unternehmen ERSO Technology. Die Firma bietet eine Marktneuheit: technischen Schnee aus „aktiviertem Wasser“.
Betriebsgeheimnis. Das umstrittene Prinzip ist seit Längerem bekannt: Durch verschiedenste Methoden soll das Wasser in seiner Struktur beeinflusst werden. Allerdings ist ERSO wohl das weltweit erste Unternehmen, das so behandeltes Wasser zur Herstellung von technischem
ERSO-GESCHÄFTSFÜHRER ERICH KERECZ
netische Strahlung zu binden. Das Wasser selbst wird durch eine Patrone aktiviert, die an der Zuleitung montiert wird. Und ein zusätzlich am Kompressor angebrachter Metallzylinder soll auch eine Aktivierung der Luft bewirken. Was sich dahinter, oder genauer, im Inneren der Patrone und in dem Metallzylinder verbirgt, ist allerdings Firmengeheimnis und wird von ERSO strengstens gehütet, wie Kerecz sagt. Den Anbietern zufolge soll diese Aktivierung profunde Auswirkungen auf die Eigenschaften des Schnees haben. „Mit unserer Methode hergestellter Kunstschnee ist dichter und kompakter“, meint Kerecz. Neben der damit verbundenen später einsetzenden Versulzung und längeren Haltbarkeit des Schnees verspricht ERSO Einsparungen bei Strom- und Wasserverbrauch. Zudem soll so bereits früher beschneit werden können. Doch nicht nur auf den Schnee, sondern auch auf die Skifahrer selbst soll das aktivierte Wasser in gefrorener Form Auswirkungen haben. Bei ERSO wird dabei von einem Wohlfühl-Effekt gesprochen. Laut Kerecz stellt sich bei vielen Skifahrern und Eisläufern auf mit der ERSO-HESUMethode erzeugtem Schnee und Eis ein besseres Körpergefühl ein und auch das Fahrgefühl soll sich unterscheiden.
Wissenschaftliche Begleitung. Wie genau die Aktivierung des Wassers vor sich geht und was schlussendlich den Unterschied ausmacht, ist nicht bekannt und
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wird von ERSO auch nicht verraten. Die Resultate sind aber, davon ist zumindest Helmut Detter überzeugt, messbar. Der Universitätsprofessor für Elektrotechnik an der TU Wien begleitet ERSO und untersucht die Ergebnisse, die unter anderem bei einem Test im weltgrößten KlimaWindkanal in Wien erzielt wurden. Auch mehrere Messungen, die unter ärztlicher Aufsicht an Probanden vorgenommen wurden, liegen ihm mittlerweile vor. Inzwischen wurde die Methode auch unter realen Bedingungen mehrfach eingesetzt: in mehreren Eishallen ebenso wie in einigen niedrig gelegenen öster-
reichischen Skigebieten und nicht zuletzt beim FIS-Skiflug-Weltcup 2014 am Kulm. Dort wird auch die Beschneiung für 2015 und die WM 2016 mit ERSO-HESU umgesetzt. „Da wir nicht wissen, welche Technik angewandt wird, ist es schwierig, ihre Wirksamkeit zu beweisen“, erklärt Detter den wissenschaftlichen Standpunkt. „So bleibt uns nichts anderes übrig, als das Pferd von hinten aufzuzäumen und zu beobachten, ob es mess- und vor allem reproduzierbare Effekte gibt.“ Auch die Nachrüstung der beiden Schneekanonen in Scheffau ist Teil dieser Feldversuche. Hier soll zum einen die Haltbarkeit des
ERSO-Schnees bewiesen werden. Zum anderen ist auch hier für Mitte Dezember eine Versuchsanordnung angedacht, bei der die Vitalwerte von Wintersportlern vor und nach Aktivitäten im „aktivierten Schnee“ geplant sind. Sowohl Told als auch Dettler geben sich gespannt, was die Ergebnisse betriff t. „Von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus zählen klare, immer wieder erzeugbare Ergebnisse“, meint der Universitätsprofessor. „Beweise gibt es bislang keine eindeutigen. Aber nur weil wir etwas nicht verstehen, heißt es noch lange nicht, dass es nicht existiert.“ ×
Schneewolken im Eigenbau Technischer Schnee hat nicht den besten Ruf. Er ist schwerer als normaler Schnee, bindet deutlich mehr Wasser, schmilzt daher deutlich langsamer ab als Naturschnee und seine Erzeugung verbraucht viele Ressourcen und Energie. Das Kernproblem liegt darin, dass in künstlich erzeugtem Schnee keine Kristalle im eigentlichen Sinn wachsen können.
Vom Labor ins Feld. Dieses Unterschieds hat sich Michael Bacher als Mitarbeiter der Universität für Bodenkultur Wien am Institut für Alpine Naturgefahren 2009 gemeinsam mit drei Kollegen angenommen. „Unser Ansatz war es, Schnee so natürlich wie möglich wachsen zu lassen“, erklärt der Forscher. In den letzten fünf Jahren entwickelten sie zuerst an der BOKU Wien und der TU Wien ihre Idee der künstlichen Wolke. Heuer im Juni gründeten sie die Neuschnee GmbH und erproben ihre Entwicklung nun diesen Winter zum ersten Mal in Obergurgl-Hochgurgl im Ötztal. Mit ihrer Technologie erzeugen die Wissenschaftler eine neue Art von technischem Schnee. In einer vorerst fix auf Stelzen installierten „Wolkenkammer“ wird die Luft mit Dampf, Tröpfchen und Eisplättchen – also Wasser in allen drei Aggregatszuständen – vermischt. Bei den
richtigen Temperaturen wachsen dann aus kleinsten Eispartikeln größere Kristalle, die sich miteinander verzahnen und so natürliche Schneeflocken bilden. Dieser Unterschied wird unter dem Mikroskop schnell ersichtlich. Wo sich herkömmlicher technischer Schnee größtenteils aus runden, grobkörnigen Partikeln zusammensetzt, besteht der Schnee aus der Wolkenkammer aus vielfach verzweigten, symmetrischen Kristallen.
Künstlicher Tiefschnee.
Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile, erzählt Bacher: „In einer normalen Schneekanone entstehen pro Kubikmeter Wasser rund zwei Kubikmeter Schnee, je nachdem, welche Bedingungen herrschen. Rein rechnerisch können wir aus derselben Menge Wasser 15 Kubikmeter Schnee erzeugen.“ So wird nicht nur der Wasserverbrauch, sondern auch die Belastung für den Boden minimiert. Da dieser Schnee jedoch leichter ist und eher an natürlichen Tiefschnee erinnert, ist er anfälliger für Wind und Temperaturunterschiede. Bei höheren Temperaturen schmilzt er daher schneller. „Schlussendlich erzeugen wir keinen ‚besseren’ Schnee“, sagt Bacher, „ sondern anderen. Speziell in Obergurgl-Hochgurgl
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Technologie und Wissenschaft revolutionieren im Ötztal die Beschneiung.
bestand reges Interesse daran, eine Tiefschneepiste künstlich zu beschneien. Dafür ist unsere Technologie hervorragend geeignet.“
Von der Wolke zum Drucker. Die künstliche Wolke, die dieses Jahr im Ötztal im Einsatz sein wird, steht dort zu reinen Testzwecken. Sie soll zeigen, ob die rechnerische Leistung des Systems unter realen Bedingungen erreicht werden kann. Bereits in der Saison 2015/2016 könnte aber schon ein „Schneedrucker“, wie ihn Bacher nennt, getestet werden. Diese mobile Variante der künstlichen Wolke kombiniert das Fahrgestell einer Pistenraupe mit einer oder mehreren Wolkenkammern. Sie wäre dann in der Lage, automatisiert eine Piste abzufahren und mit naturnahem technischem Schnee zu beschneien. ×
36 RUBRIK SAISON
Wann ist oans mehr als koans? Schauspieler Tobias Moretti hat das Publikum mit seinem beeindruckenden Auftritt bei der 125-Jahr-Feier in Erl bewegt. Die SAISON druckt die Rede im Wortlaut. VON TOBIA S MORE T TI
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enn selbst ein Peter Habeler als eine der Bergsteiger-Persönlichkeiten des Jahrhunderts gemeint hat, dass er schlichtweg Angst hat, wenn er in unsere Zukunft schaut hier in Tirol, hat mich das sehr bewegt. Das hat sicher weniger damit zu tun, dass er ein ängstlicher Mensch wäre, sondern eher wohl damit, dass ein besonnener Mensch vielleicht eigentlicher in die Zukunft schaut. Ich habe auch weder Angst vor der Google-Brille noch vor den Selfies noch vor sonstigen Innovationen. Nur wenn man, was die Brille betriff t, von Demokratisierung der Wahrnehmung spricht, dann weiß ich, dass die zukünftige Wahrnehmung sicher die von sich selbst ist und nicht die der Eindrücke dieses Landes. Ich bin beeindruckt von der Gesamtleistung und von allem, was die Touristologie da so alles durchanalysiert hat, alles digital und technisch top aufgestellt, und was sie alles einbindet. Sie hat also den Schwung der Zeit mitgenommen. Kann nur sein, dass der Touristiker sich damit grad selber abschaff t, weil es ihn nimmer braucht. Es ehrt mich sehr, dass Joe Margreiter mich gebeten hat, zur 125-Jahr-Feier der Tourismuswerbung in Tirol im Festspielhaus Erl etwas zu sagen. Aber je mehr ich darüber nachgedacht habe, umso weniger fiel mir ein. Denn dazu ist der Tourismus mittlerweile ein zu komplexes Fachgebiet mit eigenen Gesetzmäßig-
keiten. Wozu ich eigentlich Lust gehabt hätte, wenn man das hier alles so hört und sieht, Qualitätstourismus, Hochglanz alles (und die Menschen hier bemühen sich ja wirklich sehr darum), wäre ein kleiner Dokumentarfilm à la Ulli Seidel gewesen: nur 15 Minuten, über lautere kreative Absichten – und das, was dann als Realität dabei herauskommt. Eine Gegenüberstellung.
Wortungetüme.
Ich bin kein Touristiker, ich kenne mich damit nicht aus, finde aber all diese Strategien auch überzeichnet: Destinationsmanagement, Innen-Marketing, Außen-Marketing oder
Ja, Markenidentität – was heißt denn das? Was ich kenne, ist „Identität“, also erst einmal ohne Marke.
all diese Wortungetüme wie Markenidentität, an sich schon ein abstruser Begriff. Ich sehe nur, dass die Panorama-Paläste auf den Gipfeln, in denen sich die Touristiker, die Gemeinderäte, die Bürgermeister
und Architekten verewigen, leer sind und man in den kleineren gemütlichen Hütten nie einen Platz kriegt, weil alle hinwollen. Ja, Markenidentität – was heißt denn das? Was ich kenne, ist „Identität“, also erst einmal ohne Marke: Identität als Prägung des Seins durch die Kultur, durch die Menschen, durch die Landschaft, die einen hervorgebracht haben. Diese Prägung ist für mich selbstverständlich, also nicht aus einer Konstruktion heraus, sondern sie ergibt sich von allein, aus der Lebenswirklichkeit, wie bei den meisten hier, die nicht nur im ländlichen Raum leben, sondern mit ihm leben – und auch von ihm leben. Dass mich das Thema „Identität“ in diesem Zusammenhang nicht loslässt, hat ja auch damit zu tun, dass sich der Tourismus immer, auch in der modernen Vermarktung, auf das bäuerliche Umfeld und die bäuerliche Prägung beruft: starkes Land, starke Menschen, kantige Menschen, Eigenheiten. Aber gleichzeitig distanziert er sich in seiner Verspreizung und weicht diese Eigenheit wieder auf. Das kommt davon, wenn man Markenidentität mit Identität verwechselt.
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SAISON
Es ist mir schon klar, dass sich der Tourismus hat verändern müssen, dass das Marketing sich vor der Kurzfristigkeit und dem rasanten Lebenstempo seiner Zielgruppen nicht verschließen kann: Heute entscheidet einer am Mittwoch, wo er am Freitag sein will, will dort aber gleich wieder weg, sobald die Selfies geschossen und gepostet sind. Ich kann und will die Flüchtigkeit, die Kurzlebigkeit und die Geschwindigkeit der neoliberalisierten Welt weder ignorieren noch sonst was, aber eines muss einem klar sein: Wenn man sich ihr immer unterordnet, ihr keinen Standpunkt entgegensetzt, ihr immer hinterherhinkt (immer noch was mitnehmend), dann wird unsere Identität, die gewachsene Lebenswelt aussterben. Und dann wird’s schwierig, den Friedhof zu vermarkten.
Unser Lebensraum. Tirol ist ein starEigenheit erzeugt immer die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Und der Reiz des Reisens lag und liegt bis heute in der Begegnung mit der jeweiligen Eigenheit des Anderen: anderen Regionen, anderer Gegend, anderem Klima, anderen Kulturen – aber immer in der Authentizität des Anderen. Zu Zeiten von Sepp Schluiferer im Jahr 1907 hatte das Tirolische noch seinen „exotischen“ Reiz, fern von Europa, für Preußen, Rheinländer und sonstige, und der einzelne Tiroler (damals noch nicht kollektiv im Verband auf Marketing programmiert) verstand es, diese Exotik in einer Art individuellem Marketing ökonomisch und für Eroberungen aller Art zu nutzen. Als „jottvoll ursprüngliche Menschen“ sind wir heute nicht mehr glaubwürdig zu vermarkten. Als wir vor 25 Jahren die Piefke-Saga gemacht haben, haben alle, die Touristen und die Tourismus-Arbeiter, sich damit identifiziert. Die Touristiker nicht: Die fühlten sich offiziell in ihrer Existenz so bedroht und so gefährdet, dass der Andreas Braun damals kurz vor seiner noch vorzeitigeren Abwahl stand.
Den Friedhof vermarkten. Welcher Tourist sucht was? Es gibt ja kein einheitliches Bild mehr. Es gibt nach wie vor Gäste, die suchen hier etwas, was sie zuhause nicht haben: eine Kongruenz, eine Übereinstimmung zwischen der Lebenswelt – der Landschaft, der Kultur – und ihren Bewohnern. Diese Übereinstimmung ist nichts anderes als Authentizität. Zu diesem Traditionsmodell des Gastes kommen aber ganz andere Schichten: Die jungen „User“, die, obwohl sie sich nicht auskennen, auch im alpinen Bereich ihre Gaudi haben wollen, alle Ressourcen gnadenlos ausnutzen, ohne Rücksicht auf Verluste und das gleich posten; und da setzen wir auch nichts dagegen, sondern warten erst einmal ab. Dann haben wir die Russen, die ihr Hauptinteresse auf die Exklusivität des Standorts legen. Gut ist nur, was teuer ist. Und die Versuchung angesichts dessen, was da im Lande bleibt, ist riesig. Und wir verbiegen uns bis in alle Windungen hinein. Mit einem Bein sind wir traditionell, mit dem anderen hip, mit dem dritten ein lächelnder Diener unserer Herren.
kes Land, mit hoffentlich noch mutigen und nicht zu biegsamen Menschen. Ein Land, das schon da war, ehe es als Marke definiert wurde. Und dieses Land wird es noch geben, wenn alle Werbekonzepte längst Geschichte sind. Es spricht zumindest geologisch einiges dafür, dass die Nordkette eine höhere erdgeschichtliche Lebenserwartung hat als die Markenstrategie. Tourismus ist in unserem Lande zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor geworden. Und so wie unser gesamtes globalisiertes Wirtschaftssystem huldigt er dem Dogma grenzenlosen Wachstums: mehr an Nächtigungen, mehr an Aktivitäten etc. Diesem Denkmuster aus dem 19. Jahrhundert, dass alles immer mehr werden muss, ist jeder von uns, ob er will oder nicht, immer noch verhaftet. Die meisten ziehen daraus auch ihre Existenzberechtigung, ihre Lebensleistung. Aber: Dieses Land, unsere Ressource, unser Lebensraum – wird nicht mehr. Wenn wir ihn dauerhaft erhalten wollen, und zwar auch als Wirtschaftsfaktor, müssen wir uns genau zwei Fragen stellen, die in diesem Muster nicht vorgesehen sind: Wann ist genug genug? Und: Wann ist oans mehr als koans? ×
38 Auch LH Günther Platter blickte auf 125 Jahre Tourismus in Tirol zurück.
Alt-LH Wendelin Weingartner (li.) und der ehemalige Tourismus-LR Franz Kranebitter nehmen LH-Stvin. Ingrid Felipe in ihre Mitte.
LT-Präs. Herwig van Staa im Gespräch mit WK-Präs. Jürgen Bodenseer (re.) Auch Seilbahnchef Jack Falkner ließ es sich nicht nehmen, nach Erl zu kommen.
Olympiasieger Stefan Eberharter erzählte auf der Bühne von seinen Erlebnissen als „Tirol-Botschafter“.
TW-GF Josef Margreiter freute sich über zahlreich erschienene Gäste.
Historiker Michael Forcher (l.) mit Gattin Christine kam ebenso wie der ehemalige TW-GF Andreas Braun mit seiner Anna.
Zu feiern: 125 Jahre! Feste soll man bekanntlich feiern, wie sie fallen und in einem Jubiläumsjahr, fallen sie am besten. Im Festspielhaus in Erl wurden im Oktober „125 Jahre Werbung für Tirol” zelebriert. Rund 700 Festgäste, darunter viele Prominente aus Wirtschaft, Politik, Sport und Kultur, waren der Einladung der Tirol Werbung gefolgt. Ein Rückblick in Bildern und Worten.
„Es war in der Tat eine äußerst gelungene Erlebnismischung von Information, Erinnerungen, dutzendfachen Wiedersehen, Begegnungen, Anregungen und Bestärkungen, aber auch einem Gefühl, dass die Community des Tiroler Tourismus eine beeindruckende Vitalität versprüht.“ BERNHARD JOCHUM, LEHRER AN DEN ZILLERTALER TOURISMUSSCHULEN
„Das ist nicht nur ein üblicher Galaabend gewesen, bei dem man feiert und alles lobt. Sondern es war auch anderes – einerseits natürlich die Erfolgsgeschichte der 125 Jahre, andererseits auch ein Blick in die Zukunft. Was wird auf uns zukommen? Aber entscheidend war auch die kritische Betrachtung.“ GÜNTHER PLATTER, LANDESHAUPTMANN
„Für mich war dieses Fest tatsächlich eine wunderbare Erinnerung – und es gibt wenige Organisationen, die überhaupt auf eine derart lange Geschichte zurückblicken können, schon gar nicht im Tourismus!“ PETRA STOLBA, GF ÖSTERREICH WERBUNG
Eva Lind und Franui sorgten für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung.
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„Was mich sehr gefreut hat, war das differenzierte Bild, das dargestellt wurde. Es wurden kritische Geister, auch kritische Meinungen zugelassen.“
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INGRID FELIPE, LH-STELLVERTRETERIN
„Ich möchte euch auf diesem Weg ganz herzlich für den gestrigen Abend danken. Es war wirklich ein schönes Fest, perfekt organisiert, mit hervorragender Küche, einem gelungenen, unterhaltsamen und interessanten Programm und insgesamt einer tollen Stimmung. Nur wenige können nachvollziehen, welche Arbeit und wie viel Herzblut hinter einer solchen Veranstaltung stecken. Ich kann es. Daher: Hut ab und Gratulation!“
„Herzlichen Dank für den gestrigen Abend; eine gelungene Leistungsschau mit vielen Höhepunkten und schönen Déjàvus für altgediente Tourismusrösser!“ FRITZ KRAFT, GF INNSBRUCK TOURISMUS
ERIC VEULLIET, CEO ALP S
Achensee, vital am Berg, vital am See... ...der Vitalberg in Pertisau mit seiner Ausstellung, dem Panorama-Cafè und den Steinölprodukten, für Wohlgefühl und Gesundheit. Die Achenseeschiffahrt, mit ihrem Linienbetrieb und den zahlreichen Sonderveranstaltungen, sind 3 Aushängeschilder dieser Tiroler Region und gemeinsam auf der MS Stadt Innsbruck, im Rahmen der Seeweihnacht und dem einzigen schwimmenden Christkindlmarkt. vitalberg.at tirol-schiffahrt.at
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Aber das Ziel des Freeridens ist … … nicht die Geschwindigkeit. Es geht um die Ästhetik und dass man die Linie in einem durchfährt und möglichst nicht stehen bleibt. Wenn es sich anbietet, baut man Tricks ein. Das alles schaut oft wilder aus, als es ist: Vor der Fahrt wird lange überlegt, der Berg wird genau angeschaut und die Linie, die gefahren werden soll, wird detailliert geplant. Während der Fahrt ändert man die Linie nicht mehr. Und halb probieren gibt es auch nicht. Ist es dir schon mal passiert, dass du oben entschieden hast, doch nicht zu fahren? Ja, schon oft. Wenn es nicht so geht, wie geplant, oder wenn es wegen der Lawinensituation zu gefährlich ist. Dann geht man wieder runter und überlegt neu oder macht was anderes. Was ist beim Freeriden das Gefährlichste? Das Gefährlichste ist, sich selbst bei einem Sturz zu verletzt oder wegen schlechter Planung einen Fehler zu machen. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch die Lawinensituation. In den Filmen sieht man oft, dass jemand einer Lawine davonfährt. Hast du keine Sorge, dass dadurch Lawinen verharmlost werden? Ich bin kein Freund davon, Lawinen in Filmen zu zeigen, ohne sie zu erklären. Da würde ich sie lieber ganz weglassen. Lawinen dienen nicht der Unterhaltung, sondern sie sind gefährlich. Oft wird aber der mitrieselnde Schnee im steilen Gelände, auf Englisch sagt man „sluff“ dazu, mit einer Lawine verwechselt. Den Unterschied erkennen Laien oft nicht.
© EMANUEL KASER
AISON: Stefan, du misst dich mit den Besten in der Freeride Worldtour FWT und wirkst in zahlreichen Freeride-Filmen mit. Was ist das Faszinierende an diesem Sport? STEFAN HÄUSL: Natürlich in erster Linie das Naturerlebnis. Die zwanzig Sekunden, die man schlussendlich wirklich fährt, sind schon großartig. Aber auch das Drumherum macht Spaß: das Raufgehen mit den Fellen und das Tüfteln und Überlegen, welche Linie man am besten fährt. Es ist nicht der Adrenalinkick allein.
„Beim Freeriden muss man smart sein“ Einmal das Freeride-Feeling spüren: Viele Variantenfahrer wollen auch schwierige Routen durch steile Felshänge bewältigen können. Der Profi-Freerider Stefan Häusl vermittelt in Vorträgen und Workshops, wie das richtig und möglichst sicher geht. D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E S Y LV I A A I N E T T E R .
Es passieren aber bei den Profis gar nicht so viele Unfälle, wie man vermuten würde. Es passiert relativ wenig. Das liegt aber auch daran, dass das Freeriden sehr kalkuliert und geplant ist. Welche Voraussetzungen muss man für das Freeriden erfüllen? Grundvoraussetzung ist, dass man auch abseits der Piste sehr gut Skifahren kann. Wer im freien Gelände technisch noch Probleme hat, soll besser noch ein wenig üben. Ab-
gesehen vom Skifahren muss ein Freerider auch die Natur gut lesen können. Dazu gehört, die Sonneneinstrahlung zu berücksichtigen, die Schneebeschaffenheit zu beurteilen, den Wind einzuberechnen und einschätzen zu können, wie sich die Lage entwickelt. Auch von Schnee- und Lawinenkunde muss man sehr viel Ahnung haben. Beim Freeriden muss man smart sein und das machen, was vom Gelände her funktioniert. Auf keinen Fall einfach irgendwas probieren und sich denken:
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FREERIDE-CAMPS IM PITZTAL
Das Angebot richtet sich an Tiroler und Touristen gleichermaßen: So kann entweder ein Gesamtpaket mit Unterkunft oder nur das Camp alleine gebucht werden. Voraussetzung sind eine gute Kondition und das technische Können, um rote und schwarze Pisten sicher mit dem Parallelschwung befahren zu können. An jedem der fünf Termine gibt es außerdem ein Special. Im Angebot sind ein Fahrsicherheitstraining mit Mercedes auf Schneefahrbahn, ein Workshop mit dem Freeride-Profi Felix Wiemers, ein Videoworkshop, bei dem mithilfe einer Helmkamera die eigene Abfahrt gefilmt wird, ein Vorbereitungskurs für das Pitztal Wild Face Freeride Extreme oder Freetouring mit kurzen Aufstiegen und langen Abfahrten. www.pitztaler-gletscher.at/freeride
„Das wird schon gehen!“ Da passieren leider viele Unfälle. Viele junge Fahrer sind zu unüberlegt und zu leichtsinnig. Und das kann man in deinen Workshops und Vorträgen lernen. Meine Vorträge, die ich oft gemeinsam mit meinem besten Ski-Kumpel und ProfiFreerider Björn Heregger halte, drehen sich um das Thema: „Wie Freerider denken“. Für Außenstehende schaut es sehr gefährlich und verrückt aus, was wir am Berg machen. In den Vorträgen erkläre ich, was dahinter steckt, dass jeder Schwung, jeder Sprung, jede Kurve meist genau geplant ist. Wir gehen ja nicht rauf und fahren irgendwie runter! Es geht natürlich auch um alpine Gefahren und um Sicherheit. Es gibt Entscheidungshilfen für Variantenfahrer, mit deren Hilfe berechnet werden kann, ob eine Abfahrt relativ sicher ist oder nicht. Mithilfe unserer Erfahrung können wir die Situation einfach besser einschätzen. Auch über diese Strategien spreche ich in den Vorträgen.
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In der kommenden Wintersaison bietet der Pitztaler Gletscher zum ersten Mal Freeride-Camps für Einsteiger an. Geleitet werden die zweitägigen Workshops von ausgebildeten SkiGuides. Die Teilnehmer können dort alles lernen, was ein Freerider können muss: richtiges Verhalten abseits der Pisten, alpine Sicherheit, Schneekunde, Wetter, erste Hilfe etc. Die Lawinenausrüstung wird zur Verfügung gestellt.
Näher an der Natur geht nicht: Der mühsame Aufstieg wird mit einer rasanten Abfahrt über unberührte Hänge belohnt.
„In den Vorträgen erkläre ich, was dahinter steckt, dass jeder Schwung, jeder Sprung, jede Kurve meist genau geplant ist. Wir gehen ja nicht rauf und fahren irgendwie runter!“
Wie kann man sich einen FreerideWorkshop mit dir vorstellen? Zuerst gibt es einen kurzen Theorieteil, in dem ich das Basis-Wissen vermittle und erkläre, wie Freerider arbeiten. Dann gehe ich mit der Gruppe Ski fahren: Ich suche einen kleinen und sicheren Hügel aus und jeder Teilnehmer überlegt sich eine Linie. Dann gehen wir rauf und jeder versucht, seine Linie wiederzufinden und sie dann zu realisieren. Ist das so einfach? Nein, das ist für die meisten eine große Herausforderung. Um die Aufgabe zu erleichtern, machen wir Fotos. Aber natürlich muss man ein gewisses skifahrerisches Niveau haben, um eine Linie zu fahren. Doch wer abseits der Piste technisch sicher ist, kann das auf jeden Fall bewältigen. Was machen Anfänger am öftesten falsch? Sie sind einerseits zu unüberlegt, andererseits haben Anfänger auch das Problem, dass sie falsch springen. Sie springen ins Flache statt ins Steile und
wissen meist auch nicht, wie sie springen und landen müssen, damit nichts passiert. Man darf auch vor dem Landen keinen Stress und keine Angst bekommen und sich zurücklegen. Vielen Dank für das Gespräch.
ZUR PERSON Stefan Häusl ist gebürtiger Salzburger, lebt aber schon seit vielen Jahren in Strengen am Arlberg. Als Jugendlicher war er Skirennfahrer, machte später die Ausbildung zum staatlichen Skilehrer/ Skiführer und arbeitete an der Ski-Akademie des Österreichischen Skiverbands in St. Christoph als Ausbilder. 1999 gewann er die Powder 8 World Championships in Kanada, 2011 entschied er das erste Mal die Freeride World Tour Austria für sich, neben anderen großen Erfolgen im Freeriden. Abseits der Wettbewerbe fährt Häusl auch in zahlreichen Freeride-Filmen mit, hält Vorträge und Workshops.
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Der „Nightflow“ in Fiss. Gut 150 Skilehrer und Bergbahnmitarbeiter wirken in der aufwändigen Inszenierung mit.
The Show must go on In den großen Skigebieten wird allwöchentlich die Piste zur Bühne. In Serfaus-Fiss-Ladis und in St. Anton am Arlberg werden die Skishows als regelrechte Großevents zelebriert. VON S TEFFEN AROR A
J
eden Mittwochabend wird Simon Schwendinger, Mitarbeiter der Bergbahnen Fiss, zum Regisseur. Denn immer mittwochs während der Skisaison findet in Fiss der „Nightflow“ statt, die Skishow für die Wintergäste. Gut 150 Skilehrer und Bergbahnmitarbeiter wirken in der aufwändigen Inszenierung mit. „Seit einem Jahrzehnt produzieren wir wöchentlich diese riesige Show für unsere Gäste“, erklärt Schwendinger. Der „Nightflow“ in Fiss lockt pro Woche rund 2.000 Zuseher an die beleuchtete Piste. Erst genießen die Urlauber Nachtskilauf oder ein exklusives Dinner in den Bergrestaurants, die am Mittwoch eigens dafür geöffnet sind,
und als Krönung des Abends erwartet die Besucher eine gigantische Inszenierung, die alle Stückerln spielt.
Viele Shows, statt einem Großevent. Die Planungen für den „Nightflow“, den die Fisser Bergbahnen in Eigenregie unter Leitung von Simon Schwendinger produzieren, beginnen bereits im Januar. „Die Show steht jährlich unter einem anderen Motto. Heuer lautet es ‚Nature in Motion‘. Das bedeutet eine Menge Vorbereitungsarbeit und verlangt nach einem kreativen Team“, so der Mastermind hinter dem „Nightflow“. Um dem Publikum dabei immer wieder Neues bieten zu können, müssen
alljährlich Attraktionen gefunden werden. „Heuer arbeiten wir erstmals mit riesigen Hangprojektoren. Dadurch wird die ganze Piste zur Leinwand und es entstehen gewaltige Bilder.“ Neben den optischen Effekten, die in einem großen Feuerwerk gipfeln, setzen Schwendinger und sein Team natürlich auf sportliche Showeinlagen auf Skiern, Snowboards und auch Ski-Doos. Damit zeigen die Skilehrer und Bergbahnmitarbeiter waghalsige Stunteinlagen auf der riesigen Schanze, die zur Show gehört. Selbst Actionbiker, Breakdancer und asiatische Akrobatinnen kommen zum Einsatz. Trotz des enormen Aufwandes, so Schwendinger, rechnet sich das Spekta-
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Das „Schneetreiben“ in St. Anton. 120 Mitwirkende erzählen die Geschichte der Wiege des Skisports.
6.000 Gäste. Die Region bleibt den Urlaubern nicht zuletzt dank des Spektakels in eindrucksvoller Erinnerung.
Schneetreiben in St. Anton. Nicht nur in Serfaus-Fiss-Ladis, auch in St. Anton am Arlberg wird allwöchentlich eine aufwändige Skishow für die Wintergäste inszeniert. „Schneetreiben“ heißt der Event hier, den St. Anton ebenfalls in Eigenregie produziert und inszeniert, wie der Geschäftsführer des Tourismusverbandes, Martin Ebster, stolz erklärt. „Seit dem Winter 2007/2008 veranstalten wir wöchentlich diese große Show. Das Team dahinter besteht aus rund 120 Personen, die sich aus Mitarbeitern sowie Mitglie-
Gästen bis zum Saisonschluss jeden Mittwochabend im Karl-Schranz-Stadion das „Schneetreiben“ geboten. Zur Auftaktshow, an der neben den genannten 120 Akteuren noch zusätzlich rund 300 Skilehrer teilnehmen, werden bis zu 7.000 Zuseher erwartet. Danach pendelt sich die Zuschauerzahl bei rund 3.000 pro Woche ein. Damit auch alle Gäste der Region die Chance haben, die Show zu sehen, wird ein eigener Shuttlebus angeboten. „Unser Skishowbus bringt die Gäste, egal ob von St. Christoph oder Flirsch, nach St. Anton. Denn die Show ist für viele ein wichtiger Teil des Urlaubs und wir erzählen damit unsere Geschichte, um den Gästen damit in Erinnerung zu
„Die Show ist für viele Gäste ein wichtiger Teil des Urlaubs und wir erzählen damit unsere Geschichte, um den Gästen damit in Erinnerung zu bleiben.“ MARTIN EBSTER, GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB ST. ANTON
kel: „Für unsere Gäste, die in der Regel eine Woche hier sind, ist die Skishow mittlerweile fixer Teil des Urlaubserlebnisses. Anstatt eines Großevents zu Saisonbeginn oder -ende, setzen wir auf wöchentliche Shows, von denen alle Gäste etwas haben.“ Am Hochplateau im Oberinntal haben sich die drei Urlaubsorte Serfaus, Fiss und Ladis auch in Sachen Skishow zusammengetan. Neben dem „Nightflow“ in Fiss, der jeden Mittwoch stattfindet, veranstalten auch die Komperdell Bahnen in Serfaus jeden Dienstag ihre Show namens „Adventure Night“ und Donnerstag lädt der dritte Ort im Bunde zu „Magic Ladis“. Insgesamt erreichen die drei Shows pro Woche rund
dern der Arlberger Bergbahnen, des Tourismusverbandes, des New-SchoolTeams des Skiclubs Arlberg, der Skischule Arlberg und der Bundessportakademie St. Christoph zusammensetzen.“ Ebster selbst schlüpft bei den Shows in die Rolle des Moderators. Anders als in Serfaus-Fiss-Ladis transportiert St. Anton mit „Schneetreiben“ seine eigene Geschichte als Wiege des alpinen Skilaufs: „Wir erzählen mit der Show den Weg von St. Anton vom Bergdorf zum weltbekannten Skiort. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf die Entwicklung der Skitechnik, die ja hier maßgeblich geprägt wurde.“ Daher spielen in der Inszenierung die großen Skilegenden des Arlbergs, allen voran Hannes Schneider, eine gewichtige Rolle. Zudem wird der berühmte Arlbergschwung, der den Skisport revolutioniert hat, thematisiert. Und auch die Entwicklung der Bergbahnen am Arlberg wird in das Storyboard der Show integriert.
Show mit Shuttleservice.
Die erste Show in St. Anton findet heuer am 30. Dezember statt. Danach wird den
bleiben“, sagt Ebster. Diese emotionale Verbindung zu den Gästen rechtfertige den großen Aufwand, so die Organisatoren.
Imageevent. Egal ob in Serfaus-FissLadis oder in St. Anton am Arlberg, die heutigen Skishows haben eine gemeinsame Vergangenheit. Sie entwickelten sich aus den traditionellen Leistungsschauen der örtlichen Skischulen. Während vor Jahrzehnten diese Showabende noch daraus bestanden, dass die Skilehrer ihr Fahrkönnen unter Beweis stellten und damit Werbung in eigener Sache betrieben, haben nun die Regionen das Potenzial dieser Form der Selbstdarstellung für sich erkannt. Sie nutzen die Shows als Bühne, um den Gästen ihr ganz besonderes Urlaubsfeeling oder ihre Geschichte und Tradition zu vermitteln. Obwohl diese Inszenierungen einen enormen Aufwand bedingen, wird in keiner der großen Regionen daran gezweifelt. Man sieht die wöchentlichen Events als Alternative zu den einmaligen Großveranstaltungen der Mitbewerber. ×
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Wenn jeder Handgriff zählt. Kochen auf Hauben-Niveau hat auch viel mit Fingerspitzengefühl zu tun.
Internationale Strahlkraft Ganze 109 Restaurants in Tirol werden im aktuellen „Gault Millau“ als Haubenlokale geführt. Simon Taxachers „Genießerrestaurant Rosengarten“ wurde zum zweiten Mal hintereinander mit vier Hauben dekoriert und ist damit eines von drei in Österreich. V O N R E B EC C A M Ü L L E R
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ur Wien bringt es mit 138 auf mehr mit Hauben ausgezeichnete Restaurants als Tirol. Drei Lokale in Österreich haben sich vier Hauben und 19 Punkte erkocht. Das Genießerrestaurant Rosengarten in Kirchberg von Simon Taxacher gehört dazu. 2013 schaff te er als erster Tiroler den Sprung an die Spitze der österreichischen Kochelite, heuer konnte er seine Leistung bestätigen. Tirol sei ein kulinarisches Eldorado, das viel zu wenig geschätzt werde, ist er
überzeugt. Der „Gault Millau“ hingegen schätzt an Taxacher, dass er „Bekanntes, Arriviertes und Erfolgreiches durch hundertprozentige Akribie, uhrmacherisches Handwerk und hingebungsvolle Suche nach der allerbesten Zutat noch besser zu machen“ bestrebt ist, wie in der Bewertung zu lesen ist. In selbiger finden sich auch Formulierungen wie „Tafelspitz in erschütternder Zartheit“ oder „viererlei, fünferlei Aromen-Universen“ oder auch „unsagbar mürbes Rehfilet“ – Lobeshymnen, die das Wasser schon beim
Lesen im Mund zusammenlaufen lassen. Seine Kochkarriere begonnen hat Simon Taxacher im elterlichen Betrieb, dem Hotel Rosengarten in Kirchberg, das er 2012 neu eröffnete. Schon 2000 hat das dazugehörige, mittlerweile Vier-HaubenRestaurant, seine Türen geöffnet. (Mehr von Simon Taxacher in „Nachgefragt“ auf Seite 50.)
Zuhause kochen. Taxachers Kollege Benjamin Parth kocht ebenfalls im Hotel seiner Familie, dem YSCLA in Ischgl. Sein
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„Tirol ist eine internationale Tourismusdestination. Ich glaube, es wird hierzulande vielfach unterschätzt, für wie viele internationale Gäste das kulinarische Angebot in der Zieldestination urlaubsentscheidend sein kann.“ BENJAMIN PARTH, CHEFKOCH DES SPITZENRESTAURANTS STÜVA IN ISCHGL
so wie überall, wenn man erfolgreich sein will“, ergänzt Benjamin Parth.
Der Michelin-Guide fehlt.
„Dreifacher Haubensegen“ für Tirol: (v.l.) Martin Sieberer, Simon Taxacher und Benjamin Parth.
Gourmetrestaurant Stüva schaff te 2009 das erste Mal den Sprung in den „Gault Millau“. Mit einer Haube und 14 Punkten wurde Parth damals zum jüngsten Haubenkoch Österreichs gekrönt. Heuer brachte es der heute 26-Jährige bereits auf drei Hauben und 17 Punkte. Nach seiner Philosophie gefragt, antwortet er: „Jeden Tag besser zu werden.“ Eine Ambition, die auch erklärt, wie er so früh so viel schaffen konnte. „Ich habe mein Ziel klar vor Augen. Um dieses zu erreichen, braucht es Ehrgeiz,
Die Spitzengastronomie ist ein wesentlicher Bestandteil des touristischen Angebots in Tirol. Das glaubt auch Benjamin Parth. Seit 2008 gibt es in Österreich keinen Michelin-Guide mehr, nur die Städte Wien und Salzburg werden in der renommierten Gourmet-Fibel noch bewertet. Darunter leide Tirol definitiv, ist Parth überzeugt: „Tirol ist eine internationale Tourismusdestination. Ich glaube, es wird hierzulande vielfach unterschätzt, für wie viele internationale Gäste das kulinarische Angebot in der Zieldestination urlaubsentscheidend sein kann“, sagt er und meint weiter: „Viele davon schauen in den Guide Michelin. Tirol als Tourismusland leidet also darunter, im führenden Restaurantguide nicht vertreten zu sein, weil für den Gast keine direkten Vergleiche zu anderen Destinationen möglich sind.“ Auf höchstem Niveau weiter gekocht wird trotzdem und auch bei fehlender internationaler Vergleichbarkeit, kennt man Tirol als Gourmetland. „Im Ausland hat Tirol aus meiner Sicht im Kulinarikbereich einen guten Ruf und er wird immer besser. Vier-Hauben-Restaurants wie jenes von Simon Taxacher haben internationale Strahlkraft, was die Aufmerksamkeit internationaler Gourmetjournalisten auf Tirol zieht. Und das ist gut so“, fasst Benjamin Parth zusammen.
Von Berufungen und Geheimnissen. Die Tiroler Spitzengastronomie definiert Parth als einen Mix aus Regionalität und Internationalität. An der Spitze
sei sie zusätzlich sehr variantenreich und individuell. Koch zu sein, ist mit viel Arbeit und noch mehr Arbeitsstunden verbunden. Das gilt für einen Spitzenkoch wie den jungen Benjamin Parth umso mehr. „Außerhalb meiner Küche schöpfe ich Kraft und Inspiration in der Natur, beim Snowboarden in den Paznauner Bergen und auf Reisen. Da kommen mir meistens die besten Ideen. Neue Gerichte konzipiere ich auf Basis eines einzigen Produktes“, erzählt Parth. Was sein Konzept ist, bleibt aber sein Geheimnis. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, einen anderen Beruf auszuüben, kennt Benjamin Parth nur eine Antwort: „Klares NEIN! Koch zu sein, ist meine Berufung!“ ×
109 Restaurants in Tirol werden im „Gault Millau“ 2015 geführt. 16 mit zwei Hauben, 81 mit einer. Hier die zwölf besten im Land:
VIER HAUBEN: Simon Taxacher, Kirchberg, 19 Punkte
DREI HAUBEN: Alexander, Fügenberg, 18 Punkte Heimatliebe, Kitzbühel, 17 Punkte Paznaunerstube, Ischgl, 17 Punkte Petit Tirolia, Kitzbühel, 17 Punkte Stüva, Ischgl, 17 Punkte Tannenhof, St. Anton, 17 Punkte Tannheimerstube, Tannheim, 16 Punkte Rot-Flüh-Stüberl, Haldensee, 16 Punkte Schlosshotel Romantica, Ischgl, 16 Punkte Interalpen-Hotel, Buchen, 16 Punkte Tennerhof, Kitzbühel, 16 Punkte
Zelger-Plakat für das Ötztal von 1949
© ARTHUR ZELGER
Tourismusplakate machten nur einen Teil der Arbeiten Zelgers aus, andere Entwürfe entstanden beispielsweise für Handwerksbetriebe, Industrie und öffentliche Einrichtungen: Alpenzoo (1986), Pischl Loden (1957), Linherr Vermouth (1953)
Touristische Landschaft, Menschen, Schriften Vor hundert Jahren wurde der Tiroler Grafikdesigner Arthur Zelger geboren – Anlass für den Verein WEI SRAUM, ihm bis 14. Feber 2015 eine Ausstellung im Innsbrucker aut. architektur und tirol zu widmen. Sie zeigt sein umfassendes Werk im Kontext von Vorbildern, Nachfahren und internationalen Entwicklungen.
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an darf nicht vergessen, dass Arthur Zelger quasi ein Wiener Grafiker war“, sagt der Kulturwissenschaftler Christian Maryška, der in der Österreichischen Nationalbibliothek für den Bereich „Plakate“ verantwortlich ist und einen der Beiträge zum Katalog der Ausstellung „Ikonen und Eintagsfliegen. Arthur Zelger und das Grafikdesign in Tirol“ verfasst hat. Damit verweist er auf die Studien- und Praxiszeit des für Tirol prägendsten Grafikdesigners nach 1945 und spricht einen der Punkte an, auf die die Schau im aut fokussiert: die Vorbilder und die künstlerischen Einflüsse, die in den Stil Zelgers Eingang gefunden haben. Das betriff t für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg den Tiroler Johannes Troyer und den Wiener Joseph Binder: Troyer, weil sein Plakat zu den FIS-Wettkämpfen 1933 Zelger dazu veranlasste, den Beruf des Grafikers zu ergreifen; Binder, weil er mit reduzierten Formen und einem auf Komplementärkontrasten beruhenden Farbsystem Parameter für wirkungsvolle
(Plakat-)Werbung festlegte. Arthur Zelger, der im Wien der 1930er-Jahre Vorlesungen Binders besuchte und in dessen Atelier ein Praktikum absolvierte, ist in seiner Designsprache wesentlich von diesen Ideen beeinflusst.
Neue Wege nach dem Krieg. Troyer und Binder mussten nach dem „Anschluss“ 1938 aus Österreich emigrieren, Arthur Zelger wurde zur Wehrmacht eingezogen, das gesamte künstlerische Leben im „Dritten Reich“ erlebte durch Vertreibung, Vernichtung und Diffamierung einen tief gehenden Bruch, und 1945 stellte sich die Frage, an welchen künstlerischen Positionen man anknüpfen konnte. Die unterschiedlichen Antworten darauf lassen sich gut an den Werbemitteln jener Zeit ablesen: Während die einen den „Bildtypus des martialischen Mannes“ der Kriegszeit einfach auf „damals coole Wintersportler“ (Maryška) übertrugen, griffen die anderen auf die Designkunst der Zwischenkriegszeit oder auf die Schweizer Grafik zurück, die bis heute für die Moderne im Design steht. Wieder
© NACHLASS ZELGER
VON ES THER PIRCHNER
ARTHUR ZELGER (1914–2004 ) 1934–38 Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien, Staatlicher Reklameausbildungskurs bei Joseph Binder 1938–45 Soldat der deutschen Wehrmacht 1946 Gründung des Ateliers Zelger 1946–78 Professor an der Bundesgewerbeschule/HTL Seine Arbeiten umfassen Plakate, Prospekte, Kinodias, Logos, Münzen usw., für die Olympischen Spiele 1964 und 1976 in Innsbruck gestaltete er Plakate, Eintrittskarten, Prospekte, Sportpiktogramme u. v. m.
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geht es bei „Ikonen und Eintagsfliegen“ nicht nur um Landschaft, sondern auch um Menschen- und Schriftbilder und um Grafikdesign im Dienste des Fortschritts.
Blickfang. Der Tirol-Schriftzug wie hier im aktuellen Tirol-Logo zählt sicher zu den bekanntesten Kreationen Arthur Zelgers.
andere orientierten sich an amerikanischen Mustern wie den Pin-up-Girls der 1950er-Jahre. Mit internationalen Strömungen der Moderne waren Arthur Zelger und seine Tiroler Zeitgenossen – Ernst Insam, Heinrich C. Berann, Helmut Benko u. a. – vertraut. Der Einfluss der Grafik aus der Schweiz, aus Mailand und Ulm auf die in Tirol entstandenen Arbeiten wird in der Ausstellung exemplarisch gezeigt. Dabei ist interessant zu sehen, dass die Kreativität der Designer nicht nur im Tourismus gefragt war: In Arthur Zelgers Œuvre spielen Plakate, Prospekte, Logos und Kinodias für Textilhersteller, Industrie, Kunstausstellungen, Handwerksbetriebe u. a. eine ähnlich bedeutende Rolle wie seine Arbeiten für Hotels, Seilbahnen oder das Tourismusland Tirol als solches. Noch heute sind zahlreiche seiner Firmenzeichen und Logos in Verwendung, etwa bei den Tyrolit Schleifmittelwerken oder bei Juwelier Klammer in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße – nicht zu vergessen das Tirol-Logo, das weltweit verbreitet ist. Dementsprechend
Zwischen Trash und Hochglanz. In einem späten Interview bezeichnete Arthur Zelger seine Arbeiten als „Eintagsfliegen“. Ganz im Gegensatz dazu sind sie gerade im Tourismus oft zu Ikonen geworden und haben auf nachfolgende Generationen ausgestrahlt. Zugleich gab es im Grafikdesign in den letzten Jahrzehnten große Umwälzungen. Einerseits entstand in den 1970er-Jahren ein kreatives Trash-Design als Gegenentwurf zu den Hochglanzprodukten der Werbung, andererseits wurden die Grafikdesigner von Werbeagenturen abgelöst, die ganze Corporate Designs entwickeln – bis hin zu exklusiv gestalteten Schriften und festgelegten Farben. Beide Wege werden im Rahmen von „Ikonen und Eintagsfliegen“ nachgezeichnet. Das Spannungsfeld zwischen „Anti-Ästhetik“ und „Großem Plan“ ist einer der interessantesten Aspekte der Ausstellung und er zeigt, wie sehr sich unser Bild von der Umwelt an der überall sichtbaren grafischen Gestaltung orientiert. ×
DIE AUSSTELLUNG Ikonen und Eintagsfliegen. Arthur Zelger und das Grafikdesign in Tirol 5. Dezember bis 14. Feber aut. architektur und tirol, Innsbruck www.weissraum.at Zur Ausstellung ist im Haymon Verlag ein Katalog, herausgegeben von Kurt Höretzeder und Anita Kern, erschienen.
© PRIVAT
Unter den vielen Logos und Schriftzügen, die Arthur Zelger entwickelte, ist auch jener für Tyrolit (1955), der heute noch in Verwendung ist.
Gesammelte Plakatkunst Christian Maryška von der Österreichischen Nationalbibliothek über Plakatkunst nach 1945.
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AISON: Herr Maryška, wie informierten sich Grafiker nach 1945 über internationale Entwicklungen in Design? CHRISTIAN MARYŠKA: Es gab schon relativ bald nach 1945 einschlägige Fachzeitschriften, in denen internationale Grafik publiziert wurde. Die Österreicher abonnierten die deutsche „Gebrauchsgraphik“, Schweizer und französische Publikationen. Das grafisch gestaltete Plakat war bis in die 1960er-Jahre das wichtigste Werbemedium. Wo waren Tourismusplakate verbreitet? Plakate hingen in vielen Ländern in den Bahnhöfen und Reisebüros. Sowohl die Tiroler als auch die österreichischen Plakate wurden in acht bis zehn Sprachen gedruckt. Das gilt auch für Tourismusfolder, für die man dieselben Motive verwendete wie für die Plakate. Heute hängt man sich gute (historische) Plakate oft wie Kunstwerke an die Wände. War das immer schon so? Ja, seit 1900 sind Plakate aus dem Tourismus und von Schiff fahrtslinien begehrte Sammelobjekte. In den 1990er- und 2000er-Jahren wurden speziell für Tourismusplakate aus der Schweiz und Frankreich große Summen bezahlt. Vielen Dank für das Gespräch.
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Sicher, zuverlässig und bequem Der Spezialist für Flughafentransfer und Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens Four Seasons Travel, Oliver Dold, im Gespräch:
Herr Dold, die Wintersaison 2014/15 startet in diesen Tagen – wagen Sie schon eine Prognose? Oliver Dold: Ich nehme an, Sie sprechen indirekt das Buchungsaufkommen unserer russischen KundInnen an? Also hier bemerken wir in der Nachfrage schon ein wenig Rückgang. Auffallend ist, dass heuer kundenseitig mehr auf den Preis geachtet wird. Weiter sehen wir ganz klar, dass ein Großteil unserer Buchungen aus Zentral-und Osteuropa nun individuell auf unserer Webpage getätigt werden. Die Reisebüros werden offenbar nicht mehr im früheren Ausmaß von den UrlauberInnen beauftragt. Aber vielleicht ist es jetzt auch einfach noch etwas zu früh für eine Prognose, das Gros der Anfragen und Buchungen aus Russland langt bei uns immer erst kurz vor Weihnachten und Neujahr ein. Außerdem hat Tirol ja Gäste aus aller Welt, die weiterhin fleißig unseren Shuttleservice buchen. Stichwort Gäste aus aller Welt – bemerken Sie hier andere Ansprüche als bei Ihren Tiroler Fahrgästen? Wie die Tiroler Fahrgäste schätzen auch unsere KundInnen aus dem Ausland den Service von Four Seasons. Pünktliche Abholung direkt an der Hotelrezeption, kostenloses Mineralwasser – seit Oktober übrigens ein Tiroler Wasser! - zuverlässige
Anlieferung direkt an das Abfluggate und geringe Wartezeiten am Flughafen sprechen für uns. Vielleicht ist das Verständnis für die Routenwahl bei unseren Tiroler Fahrgästen ausgeprägter, da jeder Einheimischer natürlich weiß, dass die Autobahnen in Deutschland und Österreich im Winter vor allem am Wochenende häufig blockiert sind. Hier müssen wir unseren touristischen Gästen immer eine Streckenwahl über die uns bekannten Schleichwege erklären, erhalten dann aber auch entsprechend Lob.
Bieten Sie auch in der Wintersaison Ausflugsfahrten an? Ja, die Kooperation mit den Pitztaler Gletscherbahnen führen wir auch in der Wintersaison 2014/15 fort. Mit dem Unterschied, dass ich als Kunde jetzt zwischen zwei Packages wählen kann, nämlich zum einen den gewohnten Tagesausflug auf die Wildspitze und zum anderen einen Skitag am Gletscher. Beides übrigens zum gleichen Preis. Ab dem Frühsommer 2015 kommen dann einige weitere Ausflugsziele dazu. Vielen Dank für das Gespräch.
Komfort und Verlässlichkeit sind also durchaus die Erfolgsfaktoren Ihres Unternehmens? Natürlich. Es macht einfach einen großen Unterschied, ob ich direkt zum Check-in gebracht werde bzw. bei der Anreise nach kurzer Wartezeit in Richtung Zieldestination unterwegs bin oder ob ich die An- und Abreise bei starkem Verkehr in winterlichen Bedingungen selbst durchführe. Die entsprechenden Parkplatzgebühren und die Kilometergeldkosten bzw. die Kosten für ein Mietfahrzeug kommen dann auch noch dazu. Auch die Reise per Bahn oder Fernlinienbus sollte man im Lichte der erwähnten Staus und Witterungsverhältnisse sehen - bei einer Verspätung warten diese Anbieter leider nicht auf den Fahrgast.
FLUGHAFENTAXI
FOUR SEASONS TRAVEL Burgenlandstrasse 8 A – 6020 Innsbruck
Tel.: 0512 / 58 41 57 Fax: 0512 / 58 57 67 office@airport-transfer.com www.airport-transfer.com
49 KOMMENTARE SAISON
Ich weiß, dass du weißt, dass ich spiele VO N A LO I S S C H Ö P F
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mmer wenn Tirol sich selbst und seinen Tourismus feiert, sind die Worte Identität und Authentizität nicht weit. Gemeint ist damit, dass der Tiroler, wenn er nur weiter so lebt, wie er denkt, und denkt, wie er lebt, mitsamt seiner Landschaft eigentümlich genug bleibt, um Menschen aus anderen Ländern zu animieren, als Touristen zu kommen. So war es auch im hypermodernen neuen Festspielhaus in Erl, wo der 125. Geburtstag der Tirol Werbung gefeiert wurde und der Schauspieler Tobias Moretti einen heftig akklamierten Ausflug in die Philosophie unternahm. Dass er dabei ausgerechnet Sepp Schluiferers Satireklassiker zitierte und ihn mit der Feststellung verband, zu der Zeit, als das Buch entstand, sei Tirol mit seinen „jottvoll ursprünglichen Menschen“ noch exotisch genug gewesen, beleuchtet mit einem Schlag die ganze Problematik des Identitäts-Geredes. Der Lehrer Carl Techet, der sein Buch unter dem Namen Schluiferer 1909 veröffentlichte, wurde nämlich zur Strafe für seine Frechheiten in die hinterste mährische Provinz versetzt, hatte er es doch gewagt, Tirol als ein rückständiges, verlogenes und bigottes Land zu schildern. Daraus jedoch folgt die Frage: Ist die Basis unserer Unverwechselbarkeit, unserer Identität, die von Schluiferer und vielen anderen kritischen Köpfen diagnostizierte Zurückgebliebenheit? Und soll sie, wenn sie es in der Vergangenheit gewesen sein sollte, auch weiterhin bleiben? Oder ist der Preis, ein Relikt des selbstmusealisierten Gestern zu sein, entschieden zu hoch, selbst
Stimmengewirr
in Anbetracht noch so großer touristischer Erfolge? Die Cleveren in der Branche haben auf all diese Fragen übrigens längst eine Antwort gefunden. Oder will jemand behaupten, dass die tüchtigen Alpbacher mit ihren umwerfend gut geführten Hotels und ihrem unter die Erde vergrabenen Kongresszentrum tatsächlich noch so denken, so fühlen und so leben, wie ihr Bauernhofdorf es suggeriert? Nein, wenn dem so wäre, dürften den Gast an der Rezeption eines Alpbacher Vorzeigebetriebes nicht zwei charmante deutsche Staatsbürgerinnen im Dirndl empfangen.
Wenn es eine Identität gibt, die sich auf der Höhe der Zeit befindet, dann ist es die postmoderne Variante des „als ob“. Unsere wahre Identität ist nämlich längst Schauspielerei zur Freude des Gastes und zur eigenen Freude am Verkleiden und am Lustwandeln in einer ästhetisch erlesenen Vergangenheit, die hinter Holz, Herrgottswinkeln und Trachten zugunsten europäischer Weltläufigkeit und Aufgeklärtheit ideologisch entkernt wurde. Wenn es eine Identität gibt, die sich auf der Höhe der Zeit befindet, dann ist es die postmoderne Variante des „als ob“. Alles andere wäre unerträglich! × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
VON ERNS T MOLDEN
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eue Heimatlichkeit ist das große Thema der Zeit. Bräuche und Handwerke der Ahnen werden aus dem Grusch der Geschichte ausgegraben, entstaubt und aufs Neue ausgeübt. Dazu entdecken die Menschen das Gewand der Altvorderern, tragen Lederhoserln, Spenzerln und Dirnderln. Und damit nicht genug, sie bringen diese Kleidung von den Berggipfeln bis in die Herzen der Städte hinein. Dies tun sie aber nicht mit den Minderwertigkeitskomplexen von früher, als der Landmensch in der schicken, verfeinerten Stadt in seinem groben Landgewand stets mit der größtmöglichen Verunsicherung daherkam. Nein: Diesmal ist es ein polternder Siegeszug des Ruralen. Wenn etwa diese komische Oktoberfest-Kopie auf der Kaiserwiese beim Wiener Riesenrad stattfindet, nimmt der
Wohin man schaut: überall Heimatlichkeit, oder doch der zutiefst entschlossene Versuch, diese sprachlich irgendwo dingfest zu machen. Trachtenwahn in der Bundeshauptstadt dermaßen überhand, dass man sich an die eindrückliche weltgeschichtliche Episode erinnert fühlt, als die Westgoten Rom überrannten. Und auch im Kulturellen brütet und wütet das Phänomen. Etwa beim Dialekt. Wohin man schaut, oder besser, horcht: überall Heimatlichkeit, oder doch der zutiefst entschlossene Versuch, diese sprachlich irgendwo dingfest zu machen. Was ich jahrelang in überwiegender Vereinzelung tat, nämlich in der (wienerischen) Sprache meiner Vorfahren und vorstädtischen Schulkumpane meine Lieder zu singen, das ist zum Volkssport geworden. Das
freut mich bisweilen, bisweilen ängstigt es mich. Erste Anzeichen spürte ich vor zehn Jahren, als die großartige Sängerin und Flötistin S. aus dem Salzkammergut zu meiner Band stieß. Erfreutheit oder Rührung drückte sie verbal mit den drei lauten und mit Nachdruck hervorgestoßenen Worten „Foi liab, he!“ aus. Diese verbale Gewandung wählte die hochintelligente Frau aber nicht, weil sie es nicht besser wusste, sondern weil sie sich entschieden hatte, selbst im Moloch Wien kraft ihrer Sprache ein kleines Lager des Heimatlichen zu errichten. Seitdem ist alles noch viel komplizierter geworden. Linguisten haben unlängst in einem Forschungsprojekt zur Sprache österreichischer Jugendlicher herausgefunden, dass die Stadtjugend immer öfter das Präteritum benützt, darin den Bundesdeutschen gleich. Man mutmaßt, dass die deutschen Fernsehserien in der Stadt auf weniger gesprochene Mundart als Gegengewicht treffen, als dies auf dem Land der Fall ist. Andrerseits kenne ich diese Gruppe von jungen Besuchern meiner Konzerte, allesamt Maturanten oder Studenten, die sich, obgleich aus gepflegten Wiener Verhältnissen stammend, entschlossen haben, den Spruch der Vorstadtstrizzis aus dem verflossenen Jahrhundert zu pflegen. Und dritterseits traf ich unlängst nach einem Auftritt in Innsbruck auf einen jungen Mann, der sich mit mir über Bob Dylan unterhielt, in so etwas wie der Sprache Schnitzlers. – Sie sind aus Wien hierhergezogen, fragte ich. – Nein, erwiderte er, ich bin Tiroler. Ich war immer da. × Ernst Molden, 46, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Heuer erschien seine neue Platte HO RUGG (monkeymusic) sowie das Buch WIEN MITTE (Deuticke).
© MERANER (2)
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Bevor ein Wein in das Programm Aufnahme findet, werden Winzer und Weinbewertungen in Fachmagazinen studiert und Weingüter persönlich inspiziert.
Wasser ist das wertvollste Lebensmittel der Welt. WELLWASSER steht für Regionalität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
747 Jahre Weinerfahrung Seit Jahren bringt die traditionsreiche Innsbrucker Weinkellerei Meraner den Wein mit Wissen und Erfahrung vom Winzer zum zufriedenen Gast.
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„Das Meraner-Team ist stolz auf seine Geschichte und strebt langfristig partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen mit Kunden und Lieferanten an.“ Dietmar Meraner Geschäftsführung
Bevor ein Wein in das Programm Aufnahme findet, werden Winzer und Weinbewertungen in Fachmagazinen studiert. Die Idee, die dahintersteht, ist leicht erklärt: Geschäftsführer Dietmar Meraner will keine vorübergehenden LieferLiaisonen, er will tragfähige Geschäftspartnerschaften, die jahrzehntelang auf Basis des Firmenleitbildes „Qualität, Seriosität und ausgezeichneter Preis“ funktionieren. Mehr als 1800 zufriedene Kunden tragen diese Philosophie mit. Sie kommen aus der Gastronomie, der Hotellerie sowie dem Fachgroßhandel. Darüber hinaus zählen Privatkunden, Vinotheken und Caterer zum treuen Kundenkreis. Sie alle werden vom Innsbrucker Stammhaus aus beliefert.
Jagatee, Glühwein und Punsch. Dazu finden sich Tiroler Schnapsspezialitäten und Flaschenweine ausgewählter österreichischer Winzer im breiten Sortiment. Weinspezialitäten aus Frankreich, Argentinien, Australien, Südafrika, Chile und Kalifornien, Sekt, Champagner und Liköre in verschiedensten Preiskategorien ergänzen das Angebot. Die nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten Biere, naturtrübe Fruchtsäfte und Sirupe wie der Tiroler Holundersaft („Holler“) vervollständigen das Programm. Auch der gastronomisch immer bedeutsamer werdende Markt „Qualitätswasser“ wird von der Weinkellerei Meraner bestens beliefert: Kunden können aus Heil- und Mineralwässern aus Nord- und Südtirol auswählen. Ergänzend bietet das Meraner-Team das „Wellwasser“-Konzept an. Dabei wird durch eine dreistufige Hightech-Wasseraufbereitungsanlage das Leitungswasser in seine Quellqualität zurückgeführt.
Qualitätssortiment im Angebot
Innovation, Erfahrung, Qualität
Das Angebot der Weinkellerei P. Meraner GmbH ist dabei höchst umfangreich: Der Innsbrucker Weinspezialist führt nicht nur ausgesuchte Schankweine aus Österreich, Südtirol und Italien, sondern produziert auch fix und fertigen
Ein weiteres Erfolgsmerkmal der Weinkellerei P. Meraner GmbH: Die hauseigene Weinabfüllanlage am Innsbrucker Rennweg, die jährlich mehr als 1,2 Millionen Liter Wein in Flaschen und Fässer für die Schank abfüllt. Die moderne Abfüllanlage
Langjährige Partnerschaften
bildet auch das solide wirtschaftliche Rückgrat einer Firma, die mit Innovationsgeist, Erfahrung und höchsten Qualitätsstandards die Kundenzufriedenheit an oberste Stelle ihrer Prioritätenliste setzt.
© GERHARD BERGER
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ut Ding braucht Weile: Das ist das Credo der Weinkellerei P. Meraner GmbH, nach diesem Prinzip arbeitet das Innsbrucker Traditionsunternehmen seit 70 Jahren in Nordtirol. Eigentlich schon sehr viel länger, denn die Geschichte begann bereits 1267 in Eppan. Derzeit gibt es dort noch zwei Hektar Weingärten und das Traubenmaterial wird jährlich in der Weinkellerei Eppan abgeliefert.
Dietmar Meraner im Innsbrucker Stammhaus der Weinkellerei Meraner: Qualität, Seriosität und ausgezeichneter Preis beim Wein ist sein Erfolgsgeheimnis.
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15 FR AGEN AN ...
Simon Taxacher DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Belgien, Thailand, Frankreich DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Anderen Menschen eine erholsame Auszeit bescheren dürfen und mit dem Schönen im Leben zu tun haben! DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Sturheit, Unfreundlichkeit, die Lebensmittelkennzeichnung DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Heimeligkeit, Persönlichkeit, Regionalität DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Preisgefüge DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Die beste wissen wir nicht, aber die schlechtesten sind die neuen EU-Gesetze! LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Frankreich-Rundreise, Frühjahr 2014 KOCH BIN ICH GEWORDEN, WEIL: es ein kreativer und anspruchsvoller Beruf ist, der mich immer schon interessiert hat. BIS ZUM HAUBENKOCH HABE ICH ES GESCHAFFT: Durch meine Hartnäckigkeit, Sturheit und Zielorientierung KOCHEN AUF HOHEM NIVEAU BEDEUTET IN TIROL: Den Ansprüchen unserer internationalen Gäste gerecht werden. KOCHEN AUF HOHEM NIVEAU BEDEUTET FÜR TIROL: Dass wir ein kulinarisches Eldorado sind, dass viel zu wenig geschätzt wird. DIE TIROLER KÜCHE IST: Geschmacksintensiv, traditionell, heimatverbunden. MEIN LIEBSTES GERICHT AUS DER TIROLER KÜCHE IST: Kaspressknödel in der Brennsuppe. MEINE PHILOSOPHIE IN DER KÜCHE LAUTET: Wer sich jeden Tag neu erfindet, bleibt sich treu. ICH WÜNSCHE MIR FÜR DIE ZUKUNFT DES TOURISMUS UND DER GASTRONOMIE: Unsere schöne Aufgabe für junge Menschen wieder interessant zu gestalten, mehr motivierte und professionelle Mitarbeiter in ALLEN Bereichen, neue wirtschaftliche Überlegungen betreffend der Lohnnebenkosten, weniger sinnlose, aber kostenintensive Gesetze!
Als erster Tiroler schaffte Simon Taxacher 2013 den Sprung auf vier Hauben. 2000 hat er in Kirchberg sein Restaurant „Genießerrestaurant Rosengarten“ eröffnet und 2012 das dazugehörige Hotel seiner Eltern neu konzipiert, das kurz nach der Eröffnung in die elitäre Hotelvereinigung Relais & Châteaux aufgenommen wurde.
Blue Moments
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