SAISON (Juni 2013)

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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 03/13 | SOMMER 2013

INNOVATION Wie gute Ideen entstehen und umgesetzt werden


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Die ganze Kraft Tirols steckt in unserer Bank. Und das seit 체ber 100 Jahren. Das klare Bekenntnis zur St채rke unseres Landes schafft N채he und Vertrauen und schenkt unseren Kunden Sicherheit in ihrem Geldleben. Ein Partner, auf den man sich verlassen kann. Zu hundert Prozent.

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3 STICHWORT SAISON

INNOVATION INNOVATION, DIE

Anekdotisches Am 14. Juli 1881 erschien in Berlin das „Buch der 96 Narren” – das erste Telefonbuch. „Buch der 96 Narren” wurde es genannt, weil die meisten dachten, dass die ersten 96 deutschen Teilnehmer auf einen Schwindel aus Amerika hereingefallen waren: das Telefon. Der Postminister bot jeder Stadt ein eigenes Fernsprechnetz an, wenn sich wenigstens 40 Interessenten melden würden. In Köln waren es nur 36, die Industrie- und Handelskammer bürgte für die fehlenden vier.

Von lat. Innovare = erneuern.

eht Im heutigen Sprachgebrauch verst oder n Idee neue nen vatio Inno r man unte Erfindungen, die wirtschaftlich genutzt werden.

Erfolg durch Scheitern Viele Innovationen entstanden durch Fehlschläge: So wie das Post-it, das einem Erfinder zu verdanken ist, der ursprünglich einen besonders starken Superkleber entwickeln wollte. Wie man konstruktiv scheitert, erklärt Kathryn Schulz in ihrem Buch „Richtig irren: Von falschen Glaubenssätzen, Denkfehlern und der kreativen Kraft unserer Fehlbarkeit“ (Riemann Verlag). Ihr Buch gilt als das Werk der „Wrongology“ schlechthin.

„Vielleicht ist die Geschichte der Irrtümer der Menschheit doch nützlicher und interessanter als die ihrer Entdeckungen.“ Benjamin Franklin (1706–1790), amerikanischer Politiker und Erfinder

„Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben.“

„Bill Gates wäre in Deutschland allein deshalb gescheitert, weil nach der Baunutzungsordnung in einer Garage keine Fenster drin sein dürfen.“ Jürgen Rüttgers (*1951), CDU-Politiker

© SUSANNE SIGL

Theodor Fontane (1819–1898), deutscher Erzähler

PREISGEKRÖNTES MARKETING Der „Bergdoktor“ hat sich zum touristischen Botschafter Tirols entwickelt. Am Wilden Kaiser weiß man das für sich zu nutzen. Zwischen der Region und „ihrem“ TV-Star Hans Sigl wurde eine Kooperation geboren, die nun Jahr für Jahr ausgebaut wird. Die Bergdoktorwochen wurden nun mit dem Tirol Touristica in der Kategorie Marketing und Vertrieb ausgezeichnet.


4 EDITORIAL SAISON

Eine gute Idee reicht nicht aus, wenn man nichts mit ihr unternimmt. Unternehmer, sozusagen die Ideenmanager, nicht die Erfinder verändern die Welt.

Wer den Markt erkennt, prompt bedient, die Verbesserungen fließend weiter entwickelt, lukriert am Ende entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Innovatives Destinationsmanagement ist geprägt von Menschen, die viele Einzelleistungen zu einer gelungenen Ensemblewirkung zusammenführen können.


5 EDITORIAL

Wenn der Markt „Hurra“ schreit

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irtschaftlicher Erfolg hängt in hohem Maße von Innovationsfähigkeit ab. Doch Innovationen sind eine heikle Sache. Die Unternehmer brauchen sie, die Kunden wollen sie, denn das Neue zieht sie an. Bloß reicht eine gute Idee nicht aus, wenn man nichts mit ihr unternimmt. Unternehmer, sozusagen die Ideenmanager, nicht die Erfinder verändern die Welt. Gemessen am anhaltenden Erfolg des Tourismuslandes Tirol versteht es die Branche offensichtlich meisterhaft, unternehmerische Potenziale kreativ aufzuspüren, aber auch konsequent umzusetzen. Ganz nach dem Motto: Erfolgreich ist, wem es gelingt, gute Ideen sowie eigene Disziplin und gute Planung perfekt zu verschmelzen. In diesem Sinne waren und sind Tirols Touristiker seit Jahrzehnten auch Innovationsvorreiter, die im Kontext ihrer Tradition den Blick für Trends und Technologien beweisen, um immer neue anziehende, überraschende und gut komponierte Angebote mit viel G‘spür für den Gast zu kreieren. Denn erst wenn der Markt „Hurra“ schreit und kauft, dann sind innovative Produkte tatsächlich angekommen.

Wirtschaftlicher Erfolg. Wie aber lässt sich Innovation managen, wie gelingt es ein Innovationsklima zu schaffen und zu pflegen? Keine leichte Frage, wenn man weiß, wie schwer sich alle mit diesem Thema tun. Laut neuesten Untersuchungen, für die der InnovationsExperte Robert Cooper, Unternehmen quer durch alle Branchen analysierte, wird nur eines von vier Entwicklungsprojekten zu einem wirtschaftlichen Erfolg. Die wichtigsten Eigenschaften eines Innovators, so sind sich Fachleute einig, sei zu hören und zu sehen, was die Leute brauchen. Gutes Verständnis und soziales Talent gepaart mit strategischem Unternehmergeist sind demnach wichtiger für den Erfolg einer Neuerung als ihre technische Tiefe oder Perfektion. In der Realität bedeutet das oft vermeintlich Einfaches. Es kann heißen: Alltägliche Herausforderungen analysieren, Verbesserungspotenziale erkennen und auf dieser Basis Schritt für Schritt ein unschlagbares Produkt entwickeln. Die Wirtschaftgeschichte ist voll von Innovationshits, die so entstanden. Ein Beleg mag

die Geschichte von Jeff Bezos sein, dem Gründer des erfolgreichsten eCommerce-Unternehmens der Welt: Amazon. Er beobachtete im Jahr 1994/1995 den Internet-Markt und stellte sich die konkrete Frage, welche 20 Produkte sich am besten über das World Wide Web verkaufen ließen? Seine Analyse: Bücher wären ideal für einen Online-Shop, einfach deshalb, weil es sehr viele Bücher gibt – umgekehrt bislang aber kein Buchladen existierte, der alle Bücher führte statt bloß eine Auswahl. Derartige Erfolgsgeschichten, die auf sensibles Beobachten des Umfelds basieren, kennt auch der Tiroler Tourismus. Wanderer, die sich am Bächlein laben, ihre Füße ins Wasser strecken, relaxen, und spielende Kinder legten in Söll vor über zehn Jahren nahe, dass sich Berg und Wasser zu einer nachgefragten Inszenierung verschmelzen ließen. Das „Hexenwasser“ war geboren und viele höchst erfolgreiche Erlebniswelten am Berg bestätigten diese pionierhafte Erfolgsidee nachhaltig. Diese gelungenen Unternehmerleistungen bekräftigen zudem: Wer den Markt erkennt, prompt bedient, die Verbesserungen fließend weiter entwickelt, lukriert am Ende entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Das Einzelne prägt das Bild. Abseits von betrieblichen Einzelleistungen stellt sich das Thema „Innovation im Tourismus“ noch komplexer dar, als auf den ersten Blick erfassbar. Die Erklärung ist einfach. Wer ein Land bereist, erfährt es immer auch als Gesamtkunstwerk. Das Einzelne prägt das Bild des Ganzen. Deshalb ist innovatives Destinationsmanagement geprägt von Menschen, die viele Einzelleistungen zu einer gelungenen Ensemblewirkung zusammenführen können. Die Qualität eines stimmigen Gesamterlebnisses zu schaffen, Kontraste ansprechend zu gestalten, die Beständigkeit des Tradierten mit aufregendem Neuen zu verbinden – darin liegt ein Erfolgsgeheimnis gerade auch für unser Tourismusland. Tirol ist auch auf dieser Ebene reich an Erfolgsgeschichten, die unseren aktuellen gemeinsamen Wohlstand begründen. Es gilt den Wert dieses Innovationsklimas nicht nur zu erkennen und zu bewahren, sondern auch künftig in allen Bereichen intensiv und mit aller Kraft zu fördern. ×

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG



7 INHALT SAISON

© GERHARD BERGER, © BERGBAHNEN SÖLDEN/ALBIN NIEDERSTRASSER, MCI, TIROL WERBUNG, JACK WOLFSKIN, LEOPOLDMUSEUM-PRIVATSTIFTUNG WIEN

ADVENTURE TRAVEL

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DIE ÜBERLEBENSSTRATEGIE

„HALBWEGS VERGNÜGTER BLICK ZURÜCK“

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„EINE GUTE THEORIE HAT DER PRAXIS NOCH NIE GESCHADET“

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DER AKTIVE GENIESSER

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NACH UNTEN SEHEN

THEMA: INNOVATION 8

Von der Idee zur Innovation Innovationen sind keine zufälligen Entdeckungen, sondern können bewusst gefördert werden.

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Tirol Touristica 2013 Die Preisträger des diesjährigen Wettbewerbs

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„Halbwegs vergnügter Blick zurück“ Andreas Braun: Preisträger des Tirol Touristica in der Kategorie Lebenswerk

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Auf Umwegen zum Erfolg Scheitern gilt als Tabu – zu Unrecht.

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Die Überlebensstrategie Tirol muss sich noch innovativer positionieren.

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„Der verschärfte Wettbewerb triff t alle“ Wettbewerbsstratege Ralph Scheuss im Interview

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„Eine gute Theorie hat der Praxis noch nie geschadet“ Tourismusforschung wird in der Branche oft nur auf den Begriff „Marktforschung” reduziert.

MAGAZIN 32

Das Rad muss nicht neu erfunden werden Kongress über die Zukunft des Wellness-Tourismus

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Der aktive Genießer Reisemarkt Belgien im Porträt

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Virtueller Concierge auf Bestellung Das rund um die Uhr erreichbare telefonische Butler-Service Henry Phone

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Was Kinder im Urlaub wollen Die Tiroler Familiennester feiern heuer ihr 15-jähriges Bestehen.

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Facebook für Hotels Nadine Tschiderers Worldhotelbook

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Adventure Travel 50 Jahre Alpinschule Innsbruck

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Mit Luft und Leichtigkeit Die Innsbrucker Promenadenkonzerte von 3. bis 28. Juli

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Nach unten sehen Das Museum in Kitzbühel zeigt Dächer und Dachlandschaften.

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Kommentare

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Nachgefragt

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 3/2013 (65. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Florian Gasser, Mag. Nina Heizer-Walch, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Marco Lösch • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.zielgruppenverlag.at/Impressum abgerufen werden.


Motivation. Damit Innovationen überhaupt entstehen können, brauchen die kreativen Köpfe in den Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen – und vor allem auch die Motivation, innovativ zu sein.

Von der Idee zur Innovation Innovationen sind keine zufälligen Entdeckungen, sondern können bewusst gefördert werden. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen und gewisse Hemmnisse werden überwunden. VON SYLVIA AINETTER


9 INNOVATION SAISON

Richtige Rahmenbedingungen. In der Wirtschaft sind Innovationen ein großes Thema. Sie gelten als Wirtschaftsmotor, als unverzichtbar für den Fortschritt und als probates Mittel zur Standortsicherung. Größere Unternehmen haben eine eigene Entwicklungsabteilung, die dafür zuständig ist, innovative Produkte und Lösungen zu erfinden. „F&E“, „Forschung und Entwicklung“, sollen die Zukunft sichern. (Siehe auch Beitrag auf Seite 27.) Doch ist Innovation deswegen nur ein Thema für große Betriebe, die eigene Mitarbeiter dafür abstellen können? „Nein, viele Innovationen kommen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen“, sagt Füller. Das liege auch daran, dass gerade Eigentümer und Gründer, die einen starken

„Nicht jede Neuerung verdient den Namen ,Innovation’! Eine Innovation ist stets auch wirtschaftlich nutzbar.“ DR. JOHANN FÜLLER, PROFESSOR FÜR INNOVATION AND ENTREPRENEURSHIP © FÜLLER

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evor Alexander Fleming in seinen wohlverdienten Urlaub fuhr, räumte er sein Labor auf. Nur eine Petrischale mit Bakterien vergaß er auf seinem Schreibtisch. Als er nach drei Wochen zurückkam, überwucherte ein Pilz die Petrischale – von den Bakterien fehlte jede Spur. Beim Pilz handelte es sich um Penicillium notatum. Die Weichen für die Entwicklung des Antibiotikums waren gestellt. Andere Erfindungen gehen ebenfalls auf Zufälle bzw. „Unfälle“ zurück: Der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte die nach ihm benannten Strahlen nur, weil in seinem unordentlichen Büro herumliegende, fluoreszierende Kristalle zu leuchten begannen, während er mit Gasentladungs-Röhren experimentierte. Und die Anti-Baby-Pille sollte ursprünglich ein Medikament gegen Arthritis werden. „Der Zufall begünstigt nur einen vorbereiteten Geist“, sagte einst der Chemiker Louis Pasteur – und brachte damit das Wesen von Innovationen auf den Punkt: Die Idee kann spontan, zufällig entstehen. Deren Umsetzung erfordert jedoch Struktur und Planung. Voraussetzung für geglückte Erfindungen ist ein schlauer Kopf, der das Innovations-Potenzial einer neuen Idee erkennt und auch das Know-how und die Disziplin hat, um sie umzusetzen. „Kreative Menschen gehen mit offenen Augen durch die Welt und hinterfragen vieles. Wenn sie einen Mangel im bestehenden Angebot entdecken, denken sie sich ein neues Produkt aus. So entsteht Innovation“, erklärt Dr. Johann Füller, Professor für Innovation and Entrepreneurship an der Universität Innsbruck und Vorstand der HYVE AG.

persönlichen Bezug zu ihrem Unternehmen haben, besonders großes Interesse daran haben, sich ständig zu verbessern und erneuern. „In großen Unternehmen ist es wesentlich schwieriger, innovativ zu sein. Hier braucht man bestimmte Prozesse, die Innovation steuern“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Damit Innovationen überhaupt entstehen können, brauchen die kreativen Köpfe in den Unternehmen die richtigen Rahmenbedingungen – und vor allem auch die Motivation, innovativ zu sein. Eine Studie der Tiroler Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2012 zeigt, was innovative bzw. hochinnovative Unternehmen anders machen. Als „hochinnovativ“ gelten Unternehmen, die mindestens 40 Prozent ihres Umsatzes aus Produkten erzielen, die jünger als drei Jahre sind. Die Ergebnisse: Hochinnovative Unternehmen scheuen die Investitionen nicht: 15 Prozent ihres Umsatzes fließen in die Entwicklung und Forschung. Sie haben außerdem den Innovationsprozess in der Unternehmensstrategie verankert und motivieren ihre Mitarbeiter aktiv, kreative Problemlösungen zu finden. Bei der Entwicklung neuer Produkte setzen hochinnovative Unternehmen auf die Unterstützung von wissenschaftlichen Einrichtungen, Beratern und Clustern. Kundenorientierung spielt eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung neuer Produkte. Doch hochinnovative Unternehmen lassen sich nicht ausschließlich von Kundenwünschen leiten.

Unternehmenskultur. „Ob Innovationen entstehen können, hängt sehr von der Unternehmenskultur ab“, befindet auch Füller. Damit sich Mitarbeiter überhaupt Gedanken über neue Produkte, Verbesserung bestehender Produkte und Arbeitsabläufe machen können, benötigen sie ausreichend Zeit und kreativen Freiraum. „Dazu kommt noch, dass passende Räumlichkeiten und je nach Branche auch Maschinen, Werkzeuge, und so weiter zur Verfügung stehen müssen“, erklärt Füller.

Für die Realisierung der Ideen braucht es eine ausführliche Planung und eine strukturierte Umsetzung. Dieser Aufwand lohnt sich im Idealfall: Innovationen verschaffen Unternehmen Wettbewerbsvorteile, höhere Einkünfte und eventuell sogar eine Monopolstellung. „Das ist aber nur die Unternehmerseite. Doch Innovation ist kein Selbstzweck“, sagt Füller, „der Konsument muss profitieren, denn er lässt sich nur auf ein neues Produkt ein, wenn er einen Vorteil davon hat.“ Verständlich: Jedes neue Produkt bedeutet eine Umstellung und kurzfristig einen erhöhten Aufwand für den Konsumenten. Der Nutzer muss sich mit der Funktionsweise beschäftigen und lernen, wie das neue Handy oder die neue Kaffeemaschine funktioniert.

Zeit und Geld.

Bringt ein Unternehmen keine neuen Produkte hervor, hat das unterschiedliche Gründe. Als die größten Innovationshemmnisse gelten mangelnde Zeit und fehlendes Budget. Mitarbeiter, die ihr Arbeitspensum kaum bewältigen können, sind nicht innovativ. Auch fehlende (technische) Infrastruktur verhindert so manches neue Produkt. „Viele Unternehmen sind auch schlicht und einfach zu bequem“, sagt Füller, „außerdem ist eine Neuerung auch immer ein Risiko und erfordert Mut.“ Weiterer Hemmschuh: ein bereits erreichter großer Erfolg. Wer ein gut eingeführtes Produkt am Markt hat, sieht häufig zu wenig Anreiz, sich um etwas Neues zu bemühen. Gesamtgesellschaftlich gesehen, sind Innovationen die einzige Möglichkeit, um die bevorstehenden sozialen Veränderungen zu bewältigen. Johann Füller: „Wir stehen vor großen Aufgaben: Überalterung, Ressourcenknappheit, Naturkatastrophen, mangelnder Wohnraum, eine Explosion der Gesundheitskosten etc. Diese Probleme können wir nur mithilfe von Innovationen lösen.“ ×


10 INNOVATION SAISON

Tirol Touristica 2013 Auch heuer wurden wieder herausragende touristische Projekte im Herzen der Alpen mit dem Tirol Touristica ausgezeichnet. Einmal mehr wird Tirol dabei seiner Vorreiterrolle im Tourismus gerecht, wie ein Blick auf die vier Siegerprojekte zeigt. VON STEFFEN ARORA

Kategorie: Angebotsentwicklung

© 2013/VEREIN WERBEGEMEINSCHAFT LECH-WEGE

SIEGER: DER LECHWEG

Erfolgsmodell. Mit seinem einzigartigen Konzept sorgt der Lechweg europaweit für Furore.

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rei Regionen, zwei Länder, ein Fluss. Auf gut 125 Kilometern führt der Lechweg vom Formarinsee, der in der Nähe von Lech am Arlberg, also in Vorarlberg, liegt, über Warth in die Tiroler Naturparkregion Lechtal-Reutte bis hinaus ins Allgäu, wo der Weg beim Lechfall in Füssen, Deutschland, endet. Doch der einzigartige Wanderweg besticht durch mehr als seine schiere Größe. In enger Zusammenarbeit haben die am Projekt beteiligten Tourismusregionen ein umfangreiches und spannendes Angebot erarbeitet, das den Besuchern die Natur sowie Land und Leute näherbringt. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte Lechweg im Jahr 2008, als der TVB Lechtal, die Naturparkregion Reutte und der Naturpark Tiroler Lech eine Arbeitsgemeinschaft bildeten, um zusammen ein touristisches Konzept für die einmalige Wildflusslandschaft zu entwickeln. Es galt, die sensible Naturlandschaft für Gäste zu erschließen, ohne dabei dem empfindlichen Ökosystem Schaden zuzufügen. Bald konnten auch die Nachbarregionen in Vorarlberg und im Allgäu ins Boot geholt

werden. Das Ergebnis des gemeinsamen Prozesses war ein völlig neuer Zugang zum Thema Wandern sowie Weitwandern, der neben dem Naturerlebnis auch kulturellen Mehrwert bietet.

Für den Wandergast. Die Zielgruppe, die der Lechweg anspricht, ist der typische Wandergast. Topographisch eignet sich der Lech ideal dafür, weil er leichtes, moderates Wandererlebnis inmitten einer außergewöhnlichen alpinen Naturlandschaft bietet. Entlang des Lechweges erwarten den Gast unzählige interessante Stationen, die ihm Fauna, Flora und Kultur der Region näherbringen. Auf eine aufwändige Inszenierung der Flusslandschaft wurde bewusst verzichtet, da diese für sich selbst spricht und keiner Inszenierung bedarf. Das Angebot für den Wandergast umfasst mehrtägige Weitwanderungen, die auf Wunsch auch mit Gepäcktransport zum jeweils nächsten Ziel buchbar sind, bis hin zur klassischen Standortwanderung ausgehend vom Hotel. Zu Zweiterem werden 2013 in den Tallagen des Naturparkgebietes weitere Rundwanderwege, sogenannte Lechschleifen, als Halb- oder

Ganztagestouren entwickelt, die ab 2014 in den Markt eingeführt werden.

Vorbildfunktion.

Mit dem einzigartigen Konzept sorgt der Lechweg, der im Rahmen eines EU-kofinanzierten Interreg-Projekts entwickelt wurde, seit seiner Eröffnung im Juli 2012 europaweit für Furore und dient auch als Vorbild. So wurde in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Wandervereinigung ein Zertifizierungsverfahren ausgearbeitet, das europaweit sowohl für Küsten- als auch Mittelgebirgs- und Hochgebirgswege zur Anwendung kommen soll. Dieses Modell des „Leading Quality Trail – Best of Europe“ stieß in der Fachwelt auf großes Interesse. Nach nur einer Saison kann der Lechweg bereits erste messbare Erfolge für sich verbuchen. So waren 2012 rund 2.700 Gäste auf der 125 Kilometer langen Wanderroute unterwegs. Der TVB Naturparkregion Reutte konnte schon im ersten Jahr seine Nächtigungszahlen um 7,8 Prozent steigern. Für dieses innovative und zukunftsweisende Konzept erhält der Lechweg den Tirol Touristica in der Kategorie Angebotsentwicklung.


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Potenzial erkannt. Beim TVB Wilder Kaiser erkannte man schnell das Potenzial dieses Kults rund um den Bergdoktor. Man schuf daher die Initiativen „Bergdoktorregion“ und „Bergdoktorwochen“ in der Region Wilder Kaiser. Schauspieler Hans Sigl wurde zum Testimonial der Urlaubsregion. Dank seiner umgänglichen Art begeistert der Mime die Fans und auch die Einheimischen. Mittlerweile stellt er die touristischen Attraktionen der Region in verschiedenen Kurzfilmen vor, lädt zum Nachkochen von Kaiserschmarrn und anderen Spezialitäten ein und nimmt die Zuschauer mit zum Skifahren, Bergwandern oder zu Mountainbike-Touren in der faszinierenden Bergwelt des Wilden Kai-

Kategorie: Marketing und Vertrieb

SIEGER: DIE BERGDOKTORREGION UND DIE BERGDOKTORWOCHEN WILDER KAISER

© TVB WILDER KAISER / SUSANNE SIGL, TVB WILDER KAISER (3)

ergdoktor Martin Gruber, alias Schauspieler Hans Sigl, bringt die Schönheit der Urlaubsregion Wilder Kaiser in mehr als sechs Millionen Haushalte. Die erfolgreiche TV-Serie hat sich zum touristischen Botschafter Tirols entwickelt. Am Wilden Kaiser weiß man das zu schätzen und für sich zu nutzen. Zwischen der Region und „ihrem“ TV-Star wurde eine für beide Seiten befruchtende Kooperation geboren, die nun Jahr für Jahr ausgebaut wird. Die einzigartige Kulisse des Wilden Kaisers, die Dorfidylle Ellmaus und das urige Bergdoktorhaus begeistern Fans nicht nur in Deutschland. Die Erfolgsserie des ZDF hat weltweit in Ländern wie Dänemark, Kroatien und sogar in den USA, in Namibia, Indien und China eine treue und große Fangemeinde. Seit 1992 ordiniert der Bergdoktor – damals noch von Darsteller Gerhart Lippert gespielt – in den Tiroler Bergen. 2008, als Sigl die Rolle übernahm, wurde aus dem fiktiven Bergdoktordorf Sonnenstein der reale Ort Ellmau. Seither ist die Serie ganz offensichtlich mit der Gemeinde und der Region verbunden. Scharen von Fans pilgern nun alljährlich in die Region, um die Originalschauplätze zu besuchen.

Kooperativ. Der Bergdoktor als touristischer Botschafter – der TVB Wilder Kaiser hat das Potenzial um die Kult-TV-Serie mit Hans Sigl erkannt.

sers. Im Rahmen der Marketingkooperation wirbt er in Broschüren und auf Plakaten für Sommer- sowie Winterurlaub in Ellmau, Going, Scheffau und Söll. Und vor allem während der „Bergdoktorwochen“ des Tourismusverbandes ist Sigl der große Star zum Anfassen. Das kommt bei den Fans gut an, allein bei den Bergdoktor-Fantagen am Hartkaiser in Ellmau verzeichnete man zuletzt mehr als 500 begeisterte Fans.

Ganzjährige Attraktionen. Besuchern der Region stehen ganzjährig Bergdoktor-Attraktionen zur Verfügung: Im Ellmauer Ortsteil Faistenbichl kann man das originale Bergdoktorhaus besichtigen, das zum Sinnbild der Serie und der Region wurde. Und im Ortskern sind mit dem fiktiven Gasthof Wilder Kaiser, der Apotheke und dem Polizeiwachzimmer permanente Requisiten erhalten. Für Ortsunkundige bisweilen verwirrend, denn es gibt in Wahrheit keine Apotheke und kein Wachzimmer im Dorf. Eine eigene Broschüre

für Gäste, in denen die bekanntesten Drehorte in der Region aufgelistet sind, führt vom pittoresken Hintersteinersee über den Gasthof Föhrenhof bis nach Söll, wo der Köpfinghof, das Elternhaus „Gruberhof“ des Bergdoktors, steht. Aus touristischer Sicht ist die Marketingkooperation mit dem Bergdoktor ein Konzept, dessen Erfolg auch TVB-Geschäftsführer Lukas Krösslhuber überrascht: „Es ist unglaublich, wie viele Leute kommen. Aber für uns als Bergdoktorregion ist das ein großer Schritt nach vorne.“ Von 7. bis 14. September 2013 steht wieder die Bergdoktorwoche am Programm, die sich an Gäste und auch Einheimische richtet. Von Radtouren über geführte Wanderungen bis hin zur Bergdoktor-Schnitzeljagd stehen zahlreiche Highlights am Programm. Die ideale Gelegenheit, sich selbst davon zu überzeugen, warum der Tirol Touristica in der Kategorie Marketing und Vertrieb an die Bergdoktorregion Wilder Kaiser geht.


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er Preis in der Kategorie Infrastruktur geht heuer an ein besonders innovatives Projekt der Naturpark- und Gletscherregion Kaunertal, die den hochalpinen Bereich für Menschen mit Behinderung zugänglich macht. Das Motto dahinter laut Florian van der Bellen, der als Bereichsleiter für das Projekt verantwortlich zeichnet: „Barrierefreier Urlaub ohne Wenn und Aber“ vom Naturparkhaus Kaunergrat bis zum Kaunertaler Gletscher. Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehbehinderung, Familien mit Kinderwägen oder alte und gebrechliche Gäste – ihre Bedürfnisse werden im Kaunertal mitbedacht.

Anfänge in der 70ern. Der Ursprung dieser Idee geht im Kaunertal bis auf die späten 1970er-Jahre zurück, erklärt van der Bellen: „Alles begann mit der Eröffnung des Gletscherskigebietes. Durch die gute Erreichbarkeit mit dem Auto – der Parkplatz liegt auf 2.700 Metern direkt beim Start der Lifte – wurden sportliche Monoskifahrer auf die Region aufmerksam.“ Und auch das Gletscherrestaurant wurde barrierefrei gebaut, was einen Glücksfall hinsichtlich dieser Gästeschicht bedeutete und die Region zum barrierefreien Nischenmarkt werden ließ. Van der Bellen nennt diese Entwicklung einen Glücksfall für die Region: „Man muss sagen, die Zielgruppe hat uns zuerst

gefunden. Jetzt versuchen wir im Gegenzug, den Bedürfnissen dieser Zielgruppe bestmöglich gerecht zu werden.“ So wurde im Kaunertal von Hotelier Charly Hafele das erste Rolli-Hotel der Alpen, das Sporthotel Weissseespitze, errichtet. Mittlerweile wurde als preisgünstige Alternative zum 4-Sterne-Haus mit dem Haus Renate von Familie Penz ein weiteres Angebot für Rollstuhlfahrer geschaffen. Immer mehr Betriebe wie etwa das Haus Bergfrieden rüsten um und machen ihre Häuser rollstuhltauglich. Insgesamt betragen die Nächtigungen von Rollstuhlfahrern oder gehbehinderten Menschen bereits 10 bis 12 Prozent der Gesamtnächtigungen, Tendenz stark steigend. „Man muss dazu bedenken“, erklärt van der Bellen, „dass Rollstuhlfahrer selten alleine auf Urlaub kommen, sondern oft die Familie oder Freunde mitbringen. Wir haben auch immer öfter Gruppen wie etwa Firmen, die sich für unsere Region entscheiden, weil ein oder mehrere Mitglieder im Rollstuhl sitzen.“ So betrachtet, liege daher der Anteil an den Gesamtnächtigungen sogar bei rund 20 bis 30 Prozent.

Hochalpines Terrain erleben. Neben den Beherbergungsbetrieben wurde und wird die touristische Infrastruktur barrierefrei gestaltet: So ist das Naturparkhaus

Engagiert. Das Kaunertal ist Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit.

Kategorie: Infrastruktur und Bauten

© KLAUSKRANEBITTER, TVB KAUNERTAL (3)

SIEGER: ENSEMBLE BARRIEREFREIE NATURPARK- UND GLETSCHERREGION KAUNERTAL

© ÖTZTAL TOURISMUS (3)

Seit 20 Jahren. Der Ski-Weltcup in Sölden ist der symbolische Auftakt zur Wintersaison.

Kaunergrat bereits barrierefrei gebaut worden und bietet Gästen mit Behinderung die einmalige Möglichkeit, hochalpines Terrain zu erleben. Mittels Holzstegen wurde das Hochmoor zugänglich gemacht und das Gletscherskigebiet ist mittels Schleppliften – die für Monoskifahrer ideal sind – und entsprechenden Einstiegshilfen (stufenloser Zutritt zur Karlesjoch-Gondelbahn, stufenfreier Ausstieg am Gipfel und Rampe zum „Dreiländerblick“ auf 3.108 m) bei den Gondelbahnen ohnehin seit jeher rollifreundlich. Auf Anfrage stehen zudem Niederflurbusse für Gruppen zur Verfügung. Öffentliche Einrichtungen wie das Informationsbüro des TVB oder das Kaunertaler Hallenbad sind ebenfalls barrierefrei zugänglich. Und selbst das Lebensmittelgeschäft, die Sportgeschäfte und die Skischulen im Kaunertal sowie auf dem Gletscher, ja sogar die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn lassen sich barrierefrei erreichen. Für die Zukunft plant man im Kaunertal, das barrierefreie Angebot sukzessive auszubauen, bestätigt Bereichsleiter Florian van der Bellen: „Wir arbeiten derzeit daran, die Verpeilschlucht mittels Stegen und Plattformen für Rollstuhlfahrer zu erschließen. Zudem ist geplant, eine Aussichtsplattform auf der rund 60 Meter hohen Seitwand zu errichten, die ebenfalls barrierefrei zugänglich sein soll.“ So sehr man den Tirol Touristica als Auszeichnung für das bisher Erreichte sieht, so wenig will man sich auf diesen Lorbeeren im Kaunertal ausruhen und arbeitet weiter am Ausbau des Angebots.


13 Kategorie: Events und Großveranstaltungen

SIEGER: FIS SKI-WELTCUPAUFTAKT SÖLDEN

I

m Oktober 1993, also vor genau 20 Jahren, fand am Rettenbachferner in Sölden erstmals ein SkiweltcupRennen statt. Dieses Rennen zum Saisonauftakt wurde zur Tradition und findet seither alljährlich statt. Mittlerweile gilt Sölden

als Synonym für den Beginn der Wintersaison. Zehntausende Fans vor Ort und Millionen vor den Bildschirmen verfolgen Jahr für Jahr die ersten Ski-Weltcuprennen im Ötztal. Somit sind die ersten Winterimpressionen, die in Millionen Haushalte in den Zielmärkten gesehen werden, Bilder aus dem frühwinterlichen Tirol.

Auftakt der Wintersaison. Im Lauf der Jahrzehnte wurde dieser Event stetig verbessert und ausgebaut. Es gilt schließlich Tausende Fans zu beherbergen, Hunderte internationale Medienvertreter zufriedenzustellen und nicht zuletzt perfekte Bedingungen für die Athleten und ihre Betreuer zu schaffen. All das gelingt den Gastgebern in Sölden seit 20 Jahren alljährlich perfekt. Wie sonst hätte dieser Event Kultcharakter erlangen können? Dank des Engagements von Jack Falkner und des touristischen Know-hows des TVB Ötztal zählt der FIS Ski-Weltcup-Auftakt zu den absoluten Topereignissen im Tiroler Bergwinter. Mehr noch, er ist zugleich der

symbolische Auftakt der Wintersaison. Nicht nur die Tourismusbranche, auch der Sporthandel sowie der Ski-Weltcupzirkus nutzen Sölden als Auftaktevents.

Wichtigstes Urlaubsmotiv. Skifahren ist nach wie vor das wichtigste Urlaubsmotiv der Gäste im „Herz der Alpen“. Daher ist es naheliegend, den touristischen Saisonauftakt mit dem sportlichen zu kombinieren. Die seit nunmehr 20 Jahren bestehende Zusammenarbeit zwischen Sölden und dem ÖSV zum alljährlichen Weltcupauftakt zeigt, wie man beides auf ideale Weise verbinden kann. Der materielle und vor allem auch personelle Aufwand ist unwahrscheinlich groß und alle geben ihr Bestmögliches, um die Faszination Skisport in die Welt hinauszutragen. Der Erfolg bestätigt, dass sich dieser Einsatz lohnt. Die Auszeichnung mit dem Tirol Touristica unterstreicht dies und dient zugleich als Anerkennung für den Pioniergeist, den Sölden hier vor zwei Jahrzehnten an den Tag gelegt hat. ×

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Andreas Braun, Vor- und Querdenker


15 INNOVATION SaiSON

„Halbwegs vergnügter Blick zurück” Der Tirol Touristica 2013 für das touristische Lebenswerk geht an Andreas Braun, den langjährigen Direktor der Tirol Werbung und Miterfinder der Swarovski Kristallwelten. Ein Gespräch über Herkulesaufgaben, belebenden Dilettantismus und den Fluch und Segen von Klischees. DAS INTERVIEW FÜHRTE MATTHIAS KRAPF.

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AISON: Herr Braun, ein Preis fürs Lebenswerk – was löst das bei Ihnen aus? aNdreaS BraUN: Ganz banal die Freude, dass ich es erleben kann. Und dann löst so ein Preis trotz aller Unzufriedenheit, die in mir wohnt, Genugtuung aus, dass man eine gewisse resonanz erzielen und einen Beitrag leisten konnte. diese auszeichnung lässt mich innehalten mit einem absolut nicht selbstzufriedenen, aber halbwegs vergnügten Blick zurück. Manche experimente sind in die hose gegangen, einige aber auch geglückt.

Wann hat Ihr touristisches Lebenswerk begonnen? tourismus ist eine biographische Konstante. Meine Mutter war Bilanzbuchhalterin in tourismusbetrieben. ich habe mir mein Studium als gebürtiger Kitzbüheler mit touristischer arbeit finanziert. Vor Ihrer Zeit bei der Tirol Werbung haben Sie dann aber doch in Windeseile die ersten Stufen der Karriere in der Landesverwaltung genommen. Welcher Weg führt vom Verfassungs- und Verwaltungsjuristen, vom stellvertretenden Bezirkshauptmann zum Landestourismusdirektor? Zwei dinge waren dafür, denke ich, maßgeblich. erstens genoss ich in der Landesverwaltung bereits eine gewisse anerkennung. Zweitens waren Landesrat Bassetti und Landeshauptmann Wallnöfer der Meinung, dass jemand, der sich in der Landesverwaltung auskennt, größere Chancen hat, dinge voranzutreiben, als ein tourismusexperte. Man hat Ihnen zugetraut, etwas weiterzubringen. Bassetti und Wallnöfer ging es darum, die Stellung der tourismuswerbung in der Landesverwaltung zu stärken. im Gegensatz etwa zum agrarwesen war der tourismus trotz seiner großen Bedeutung fürs Land auf der ebene der verwaltung nicht ausreichend repräsentiert. die tiroler Fremdenverkehrswerbung war nicht einmal eine abteilung, sondern nur eine dienststelle, eine verlegenheitskonstruktion. Ihr erstes Ziel war dann also, Strukturen aufzubauen. richtig. 1984 wurde die tourismuswerbung eine reguläre abteilung. die tiroler Fremdenverkehrsabteilung ii d – das war die Zwischenetappe. Nach Bassettis

rückzug 1986 hat mich auch Landesrat Kranebitter sehr unterstützt – wir hatten allerdings die Landesverwaltung nicht unbedingt auf unserer Seite. das Beharrungsvermögen gewachsener Strukturen ist enorm. 1989 war es dann aber trotzdem so weit. Die Tirol Werbung wurde als Verein ins Leben gerufen. Ein Meilenstein? es war ein Glücksfall, dass diese herkulesaufgabe gelungen ist. ich empfinde die Gründung der tirol Werbung als meinen größten erfolg. Man hat damit sicher den Grundstein für eine noch professionellere und für die tiroler Bedürfnisse besser geeignete Organisationsform gelegt. Und die tirol Werbung wurde dann ja zum vorbild für andere Landestourismusorganisationen. Wie anders es auch hätte verlaufen können, sieht man am Beispiel von tiscover, wo die Politik nicht die richtigen rahmenbedingungen ermöglicht hat. Ihr Name wird auch heute mit dem Kontroversiellen, Unangepassten verbunden. Hatten Sie eigentlich von Beginn an Zeit und Muße dafür? in den ersten Jahren hatte ich alle hände voll zu tun, um mich in das vielfältige touristische Geschehen einzuarbeiten. dem gesam-

„Vielleicht war der Leidensdruck in Tirol am größten, sodass wir als Erste im gesamten Alpenraum etwas geändert haben. Die Banalisierung Tirols, die nach dem Krieg eingesetzt hatte, war ja gräulich.“

ten Phänomen habe ich mich sehr vorsichtig genähert. Frei nach Umberto eco war ich sicher ein integrierter und kein apokalyptiker. allerdings habe ich neben dem alltagsgeschäft Studien und analysen vorangetrieben, die mein Gefühl empirisch belegt haben. Was hat Ihnen Ihr Gefühl gesagt? Zum einen war ich zur einsicht gelangt, dass der tiroler Bergsommer


16 zunehmend seine Attraktivität in den Hauptmärkten Deutschland und Österreich verlor – ganz massiv vor allem bei den jungen Leuten. Zum anderen war für mich die fehlende Akzeptanz des Tourismus bei der Tiroler Bevölkerung offensichtlich. Die sogenannten Opinion Leader aus Wissenschaft und Kultur pflegten eine fast schon schamvolle Distanz zum Tourismus. Beide Entwicklungen wurden in den Erhebungen bestätigt. Das hat mir sehr zu denken gegeben.

„Ich sehe es kritisch, wenn sich das Teilsystem Tourismus abschließt und auch heute plädiere ich deshalb für einen belebenden Dilettantismus.“ Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen? Letztlich habe ich mir ein ganz einfaches Ziel gesetzt: Ich wollte, dass diese Alltagskultur Tourismus aktueller, avantgardistischer wird, sich in ihrer ganzen Zeichensprache auf der Höhe der Zeit bewegt und die Jugend berührt. Ich habe damals immer gesagt: Wenn sich die jungen Leute nicht ein Plakat von Prince, sondern eines der Tirol Werbung ins Zimmer hängen, haben wir gewonnen.

© Privat

Keine leichte Aufgabe, oder? Am Berg regierten damals doch die Knickerbocker. Ich kann mich an eine Journalistenwanderung im Pitztal erinnern, wo wir mit Skistöcken gegangen sind. Was wurden wir dafür ausgelacht! Die Leute haben gesagt: Stecken im Sommer – wie kann man nur! Alles andere als die Knickerbocker, rote Stutzen, kariertes Hemd war eigentlich verpönt. Das wollte ich aufbrechen. Außerdem ging es mir, was den Tourismus anbelangt, um ein neues Wir-Gefühl der Tiroler. Deshalb habe ich mit Künstlern wie Anton Christian, Griseldis Hofer Mitterer oder Christian Berger zusammengearbeitet. Die Idee war, mit den Mitteln der Verstörung, Verfremdung und Ironisierung etwas zu bewirken. Und da wurde es natürlich kontroversiell.

In offizieller Mission. Andreas Braun verhandelte immer wieder auch in Wien. Das Foto zeige, so meint er heute, seine „leicht entspannte Haltung zu den Wiener Zentralstellen“.

Legendär ist der Gulasch-Sager. Worum ging es Ihnen? Mir ging es um eine neue Angebotskultur. Man kann dem Gast kein Gulasch als gut verkaufen, wenn es das einfach nicht ist. Da ist dann irgendwann in Holland dieser berühmte Sager gefallen. Die Empörung war groß, es hat geheißen: Der Braun als Tourismusdirektor macht unsere wunderbare Qualität kaputt. Es wurde als Landesverrat empfunden. Zum Raffl war es nicht mehr weit. Waren die 80er-Jahre eine dankbare Zeit für das Brechen von Tabus? Vielleicht war der Leidensdruck in Tirol am größten, sodass wir als Erste im gesamten Alpenraum etwas geändert haben. Die Banalisierung Tirols, die nach dem Krieg eingesetzt hatte, war ja gräulich. Es gab Einheitsblumenkästen, Einheitsessen, Einheitsmarketing. Tabubrüche sind da in den 80erJahren einfach angestanden. Es war paradox: Einerseits war da diese Liebe zum Land, andererseits mussten wir trotzdem auch Nein zu Tirol sagen. Ich habe versucht, Tirol eine Vielbödigkeit zurückzugeben.

Wie wichtig war es Ihnen, dabei innovativ zu sein? Das veritable Neue ist meist eine Verknüpfung von bestehenden Elementen. Bei Innovation handelt es sich also um eine Kombinationsleistung. Solche Verknüpfungsleistungen haben wir viele erbracht – auch im Kleinen. Wenn man zum Beispiel ein Buch fördert, das den Tirolern zeigt, welche Bergstationen Baumann gebaut hat, setzt man einen Impuls. Und vielleicht bekommen zehn Jahre später junge Architekten im Ötztal die Chance, eine Seilbahnstation zu bauen, die anders ist als der Einheitsbrei. Welche Positionierung schwebte Ihnen für Tirol vor? Die Herausforderung bestand darin, einen Kompromiss zu finden zwischen den kulturellen Bedürfnissen einer Bevölkerung von 700.000 Menschen und den idyllischen Erwartungshaltungen von zehn Millionen Gästen. Im Rahmen der Komplexitätsreduktion, ohne die es nicht geht, hatten sich hier Tirol-Klischees verfestigt. Diese waren Fluch und Segen, weil sie einerseits als einfaches Pattern sehr gut funktioniert haben, man sich andererseits allerdings nicht ewig auf diese Klischees beschränken konnte. Wir mussten schauen, dass die Klischees wieder sexy wurden. Denn das ist bei jeder Erzählung so: Sie hat einen archetypischen Kern und zeitgeistige Metamorphosen.

„Ich habe damals immer gesagt: Wenn sich die jungen Leute nicht ein Plakat von Prince, sondern eines der Tirol Werbung ins Zimmer hängen, haben wir gewonnen.“ Und um diese Metamorphosen ist es Ihnen also gegangen? Jeder Markenartikler im Premiumsegment weiß: Man muss auch gut gehende Produkte herausnehmen, da sie irgendwann Gefahr laufen, banal zu werden. Ich musste also für das Unternehmen Tirol den Anteil an bedrohlich malerischen Blumentöpfen und Holzhimmeln zuücknehmen, damit dieses Landl noch irgendeine Schärfe vorzuweisen hatte. Sie haben sich bewusst Kulturhistoriker und Philosophen ins Team geholt. Warum? Touristisches Fachwissen ist sehr wichtig. Ich behaupte aber, dass der Tourismus ein offenes System sein sollte, in dem Quereinsteiger eine Chance bekommen. Ich sehe es kritisch, wenn sich das Teilsystem Tourismus abschließt und auch heute plädiere ich deshalb für einen belebenden Dilettantismus. 1994 sind Sie zu Swarovski gegangen. Hat eigentlich irgendjemand damit gerechnet, dass die Kristallwelten so ein riesiger Erfolg werden? Weder Gernot Langes-Swarovski, André Heller noch meine Wenigkeit haben mit diesem Erfolg gerechnet. Wattens war nicht


Sie haben die Kristallwelten dann sukzessive ausgebaut, außerdem kamen Standorte in Wien und Innsbruck dazu. am ende hatte ich ein veritables KMU mit 300 Leuten und 50 Millionen euro Jahresumsatz aufgebaut. das hat mich natürlich gefreut, weil einem Non-Profit-touristiker, wie ich es bei der tirol Werbung war, gerne vorgehalten wird, wie leicht er es doch habe, weil er kein Geld verdienen muss. das hat mein touristisches biographisches Spektrum ganz gut abgerundet. Wermutstropfen ist vielleicht, dass ich gerne noch die internationalisierung vorangetrieben hätte. aber dafür war die Zeit wohl einfach noch nicht reif. Konnten Sie Ihre Lust am Diskurs auch noch bei Swarovski ausleben? (lacht) auch bei Swarovski hab‘ ich beherzigt, was ich bei der tirol Werbung gelebt habe: anfangs still verhalten und viel lernen. ich durfte dann im Unternehmen Swarovski viele Menschen und Meinungen kennenlernen und ich habe an den diskursen teilgenommen und vielleicht das eine oder andere beigetragen. rückblickend muss man sagen: Sowohl bei der tirol Werbung als auch den Kristallwelten habe ich das Glück gehabt, den richtigen Zeitpunkt des Kommens und Gehens zu erwischen. Vielen Dank für das Gespräch.

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© Privat

das epizentrum des internationalen tourismus und ich wollte nicht in die Falle tappen, die eigene Bekanntheit und Bedeutung zu überschätzen. deshalb habe ich viele Klinken geputzt und mit dem ohnehin schon sehr großzügigen herrn Langes ordentliche diskussionen bezüglich des Marketingbudgets geführt, wo wir anfangs um eine Zehnerpotenz auseinander gelegen sind. dass es ohne internationales Marketing nicht gehen würde, war mir von anfang an klar. 1996 im ersten volljahr hatten wir dann deutlich über 300.000 Besucher – und lagen damit weit über den erwartungen.

Am Berg. Es gibt wenige Flecken von Tirol, die Andreas Braun nicht begangen hat. Und das schon früh mit Stecken, auch wenn das anfangs bestenfalls belächelt wurde.

World Spirit Award für Brennerei Erber BEIM 10. WORLD-SPIRITS AWARD 2013 GING AUF DIE BRIXNER TRADITIONSBRENNEREI ERBER EIN WAHRER MEDAILLENREGEN NIEDER. Mit dem „World Spirit Award“, dem Titel „Spirit of the Year“ und zehn Mal Edelmetall in der Tasche kam Brennmeister Christian Schmid von der Brennerei Erber aus Brixen im Thale mehr als zufrieden von dem 10. World-Spirits Award (WSA) in Klagenfurt nach Hause. Für die Tiroler Brennerei Erber ist dieses Ergebnis eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg: Brennmeister und Geschäftsführer Christian Schmid setzt in Österreichs größter Kupferbrennerei konsequent auf höchste Qualität und handwerkliche Präzision.

KRÄUTERBITTER IST DER GEWINNER ZUR PERSON dr. andreas Braun arbeitete seit 1969 als verwaltungs- und verfassungsjurist in verschiedenen Funktionen in der tiroler Landesverwaltung, ehe er 1981 mit der Leitung der Fremdenverkehrswerbung betraut wurde, der vorgängerorganisation der von ihm begründeten tirol Werbung. diese wurde 1989 als verein ins Leben gerufen. als Landestourismusdirektor prägte Braun Begriffe wie „herz der alpen“ und „Starkes Land“ und sorgte mit Kampagnen für Furore, aber immer wieder auch für teils heftige Kritik. 1994 wechselte der gebürtige Kitzbüheler zu Swarovski und baute dort die Kristallwelten auf. Seit 2012 ist Braun Geschäftsführer der destination Wattens regionalentwicklung Gmbh, einem Private-PublicPartnership-Projekt von Swarovski und der Gemeinde Wattens, das die entwicklung der region in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung fördern soll. von 2001 bis 2010 war der vater zweier erwachsener Kinder zudem Stiftungsrat des OrF.

An sich sind ja die erlesenen Obstbrände die Domäne der Brixner Traditionsbrennerei. Diesmal jedoch war der Kräuterbitter „Herber vom Erber“ als „Spirit of the Year“ der Star aus dem Hause Erber. Die Jury zeigte sich vom „Herben“ beeindruckt und lobte unter anderem dessen „finessenreichen GewürzKräuter-Wurzel-Mix“. Die Kräuter für diese Spezialität werden im eigenen Haus extrahiert und nach einer hauseigenen Rezeptur veredelt.


18 INNOVATION SAISON

Auf Umwegen zum Erfolg Scheitern gilt als Tabu. Doch oft liegt in Niederlagen mehr Potenzial, als es auf den ersten Blick scheint. Geschichten von innovativen Fehlschlägen. VON FLORIAN GASSER

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er scheitert, hat verloren. Fehler sind in einer auf Leistung getrimmten Gesellschaft verpönt, werden mit Schimpf und Schande bestraft sowie dem Spott preisgegeben. Doch dass gerade das Scheitern immer wieder zu erstaunlichen Innovationen geführt hat, wird dabei in der Hektik des Alltages vergessen. „Vielleicht ist die Geschichte der Irrtümer der Menschheit doch nützlicher und interessanter als die ihrer Entdeckungen“, schrieb der amerikanische Politiker und Erfinder Benjamin Franklin im Jahr 1784. Tatsächlich waren es nicht selten kolossale Fehlschläge, die zu Innovationen geführt haben, wenn nur die richtigen Schlüsse daraus gezogen wurden. Als ein Arzt aus Südengland im September 1992 mit dem Entwicklungschef des amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer telefonierte, wollte er ihm lediglich die Nachricht von einem Schlag ins Wasser überbringen: Das neue Mittel zur Behandlung von Bluthochdruck bringe bei seinen Patienten keine Besserung, das Medikament mit dem Wirkstoff Sildenafil sei ein Reinfall. En passant erwähnte er eine etwas merkwürdige Nebenwirkung: Männliche Patienten bekämen nach der

Innovative Produkte. Post-it, Viagra und Playmobil haben eines gemeinsam: Ihre Erfinder kamen über Umwege zum Ziel.

Einnahme eine hartnäckige Erektion. Pfizer wurde sofort hellhörig, erkannte das Potenzial der Nebenwirkung, meldete ein Patent an und brachte sechs Jahre später Viagra auf den Markt – die wohl berühmteste Erfindung in der jüngeren Geschichte der Männerheilkunde.

Schuss ins Blaue. Innovationsversuche sind stets ein Schuss ins Blaue, ein „Handeln unter Informationsmangel“, wie Reinhold Bauer sagt, Historiker an der Universität Stuttgart und Autor des Buches „Gescheiterte Innovationen: Fehlschläge

nen, in denen sie geradezu „notwendig sind“, schreibt sie in ihrem Buch „Richtig irren“ (Riemann Verlag), quasi dem Grundlagenwerk der neuen Disziplin der „Wrongology“. Diese besagt unter anderem: Fehler sind unerlässlich für die Erkenntnisfähigkeit des Menschen. „Von allen Fehlern, die wir machen, ist unsere Vorstellung von Fehlern wohl unser größter Fehler überhaupt, unser Metafehler“, meint Schulz. Eine gute Fehlerkultur, ein Klima, in dem Verfehlungen kein Tabu mehr sind, sei unerlässlich, in Firmen wie auch in der Gesellschaft.

„Es macht mich rasend, Unrecht zu haben, wenn ich weiß, dass ich Recht habe“ MOLIÈRE, FRANZÖSISCHER DRAMATIKER

und technologischer Wandel“ (CampusVerlag). „Das Risiko des Scheiterns ist immer gegeben. Bei erfolgreichen Innovationen droht der Erfolg selbst den Blick auf diese unvermeidbaren Entstehungsbedingungen zu verstellen.“ Auch die amerikanische Psychologin und Journalistin Kathryn Schulz propagiert einen neuen, entspannteren Umgang mit Fehlern: Es gebe Situatio-

Nicht die erstbeste Idee. Irrtümer ziehen sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Als der Mensch vor 40.000 Jahren, im letzten Abschnitt der Altsteinzeit, in Europa auftauchte, erfand er sehr rasch eine ganze Reihe von neuen Geräten aus Stein und Knochen – und versuchte, seinem ureigenen Drang folgend, sie stets zu verbessern und neu zu erfinden. Dieser Drang trieb auch den


19 wichtigsten Erkenntnisse: Die beste Idee ist selten die erste. Wer sich an die allererste Eingebung klammert, hat zumeist schon verloren.

Post-it und Playmobil.

Als der Chemiker Spence Silver von der Firma Minnesota Mining and Manufacturing Ende der 1960er einen neuen Superkleber entwickelte, war er vom Ergebnis tief getroffen. Der Kleber tat vor allem eines nicht: dauerhaft kleben. Mit so gut wie keinem Kraftaufwand ließ er sich wieder ablösen.

dem Einfluss dieses Denkens droht aber die Forderung nach steigender Innovationsfähigkeit zur Leerformel zu verkommen.“ Wer Innovation möchte, muss das Scheitern zulassen. Auch der Erfinder des Laser-Druckers, ein Techniker der Firma Xerox, führte seine Tests trotz zahlloser Fehlschläge und dem immer heftiger werdenden Kopfschütteln seiner Kollegen stetig fort. Schlussendlich wurde das von ihm entwickelte Gerät das grandiose Erfolgsprodukt der Firma. Der Autokonzern Toyota sanktioniert gar Mitarbeiter, die

REINHOLD BAUER, HISTORIKER AN DER UNIVERSITÄT STUTTGART

Homo heidelbergensis, den letzten gemeinsamen Vorfahren von Neandertaler und Homo sapiens, bereits vor 500.000 Jahren dazu an, Steinspitzen auf Wurfspeere zu stecken. Und 400.000 Jahre später kam der Mensch vermutlich auch erst nach einigem Ausprobieren auf die Idee, seine Bettenlager in der südafrikanischen Sibuduhöhle aus den Blättern einer bestimmten Baumart zu bauen, die Gifte gegen Malariamücken produziert – sozusagen als erste Form des biologischen Insektenschutzes. Zu scheitern widerstrebt dem Menschen. Wissen, dass man falsch liegt, kann zermürben und einem die Schamesröte ins Gesicht treiben: „Es macht mich rasend, Unrecht zu haben, wenn ich weiß, dass ich Recht habe“, schrieb der französische Dramatiker Molière. Doch Erfolg ist selten linear. Auch wenn gerne Mythen von brillanten Köpfen erzählt werden, die auf direktem Weg zum Erfolg durchmarschiert sind. Im kalifornischen Silicon Valley soll es angeblich wimmeln von solchen Menschen. Doch die Wahrheit sieht oft völlig anders aus. So hat die Firma blackbox dort gemeinsam mit den Universitäten Stanford und Berkeley 650 Startup-Unternehmen und deren (Erfolgs-)geschichte untersucht. Eine der

Einige Jahre später ärgerte sich Silvers Kollege Arthur Fry während einer Chorprobe darüber, dass die Lesezeichen der Notenblätter stets aus dem Singbuch fielen. Die zündende Idee: der ablösbare Kleber. Nun war es nicht mehr weit zu den Post-its, die 1980 auf den Markt kamen. Auch die unverwechselbare gelbe Farbe des Papiers war ursprünglich nicht geplant; es war zum Zeitpunkt der Entwicklung ganz einfach kein anderes bei der Minnesota Mining and Manufacturing vorhanden. Selbst die Playmobil-Männchen waren ursprünglich ein Verlegenheitsprodukt. Die Firma Brandstätter aus dem beschaulichen Zirndorf in Bayern war bekannt als Hersteller von Hula-HoopReifen, Kindertraktoren, Kaufläden und sonstigem Plastikspielzeug. Doch die Ölkrise 1974 trieb den Rohstoffpreis in schwindelerregende Höhen. Das Spielzeug musste unbedingt kleiner werden. So wurden Figuren von knapp über sieben Zentimeter Höhe entworfen – die Geburtsstunde von Playmobil, das allein 2010 einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro erwirtschaftete.

Scheitern zulassen.

„Innovation wird immer noch gedankenlos mit Erfolg gleichgesetzt“, sagt Reinhold Bauer. „Unter

Fehler vertuschen – denn sie berauben die Firma der Möglichkeit, daraus zu lernen. „Ich habe aus meinen Niederlagen mehr gelernt als aus meinen Erfolgen“, bekennt der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger in seinem 2010 erschienenen Buch „Meine Lieblingsflops“. Minutiös listet er dort seine großen Niederlagen auf: Opernpläne, Theaterstücke, Zeitschriftenprojekte und vieles mehr. Alles Niederlagen im Leben des 83-Jährigen, der seine Leser fast dazu ermutigt, möglichst elegant auf die Nase zu fallen. Denn: „In jeder Peinlichkeit wohnt eine Erleuchtung inne.“ Wer behauptet, niemals gescheitert zu sein, der erzählt ziemlich sicher die Unwahrheit. Oder aber, er lebt nicht. Denn schon Augustinus von Hippo, der große lateinische Kirchenlehrer der Spätantike, meinte: Si fallor, sum – Wenn ich mich täusche, bin ich. ×

BUCHTIPPS •

Reinhold Bauer: Gescheiterte Innovationen: Fehlschläge und technologischer Wandel, CampusVerlag, 2006 Kathryn Schulz: Richtig irren, Riemann Verlag, 2011

© PRIVAT

„Das Risiko des Scheiterns ist immer gegeben. Bei erfolgreichen Innovationen droht der Erfolg selbst den Blick auf diese unvermeidbaren Entstehungsbedingungen zu verstellen.“


20 INNOVATION

© BERGBAHNEN SÖLDEN/ALBIN NIEDERSTRASSER

SAISON

Die Überlebensstrategie Um im internationalen Wettbewerb weiterhin mithalten zu können, müssen sich die Tiroler Destinationen und Betriebe noch besser, noch genauer und noch innovativer positionieren. VON NINA HEIZER-WALCH

D

as Leben als Touristiker ist anstrengend. Nie kann er sich auf seinen Lorbeeren ausruhen, eine gut gelaufene Saison feiern oder seine Gedanken ruhen lassen. Die Gäste wollen bei ihrer Rückkehr im kommenden Jahr Neues vorfinden. Mit Überraschungen angelockt werden. Sie wollen einen Grund haben, warum sie wieder nach Tirol kommen und nicht stattdessen einmal der Schweiz, Südtirol oder Frankreich einen Besuch abstatten sollen. Mit Qualitätskriterien lockt man Urlauber nicht mehr in die Alpenrepublik. Das war

einmal. Inzwischen setzen sie diese voraus und erwarten zusätzlich innovative Ideen, die ihren Aufenthalt unterhaltsam gestalten. Und das Jahr für Jahr. „Das Thema Qualität war in den 90erJahren eine wichtige Offensive. Nun, seit dem Millennium, stehen die Innovationen mehr im Mittelpunkt“, sagt Birgit Pikkemaat vom Institut für innovativen Tourismus in Innsbruck. Sie hat 2009 eine Studie im Auftrag der Tiroler Zukunftsstiftung mit dem Titel „Innovationen im Tourismus – Zur Lage in Tirol“ erstellt. Ziel der Studie war es, Möglichkeiten aufzuzeigen, in welchen

Bereichen Förderbedarf für Innovationen besteht und in welcher Form Unternehmer bei ihrer Innovationstätigkeit unterstützt werden können. Befragt wurden 37 Destinationsmanager, Seilbahnbetreiber und Tourismusunternehmer. Pikkemaat kam damals zu dem Schluss, dass die Wichtigkeit von Innovationen im Tiroler Tourismus durchaus von einigen Unternehmern schon erkannt wurde. Viele gute Ideen seien vorhanden. Einiges konnte auch auf Destinationsoder Betriebsebene umgesetzt werden. „Alle, die das Thema Berg thematisiert, die


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Gaislachkogelbahn. Häufig sind in Tirol die Seilbahnen die Innovationstreiber. Technisch gesehen ist Tirol weltweit führend. Und auch die Architektur wird mutiger.

Gesättigter Markt.

„Innovationen waren und sind deshalb so wichtig, weil der Markt über weite Teile beziehungsweise in vielen Bereichen inzwischen gesättigt ist. Tirol ist das tourismusintensivste Bundesland in Österreich. Doch die Nächtigungszahlen stagnieren, wenn auch auf hohem Niveau“, sagt die Tourismusexpertin. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Die Trends gehen vermehrt in Richtung Erlebnisreichtum, Gesundheits- und Qualitätsbewusstsein und Individualisierung. Die Zielgruppe ändert sich: Immer mehr Senioren und die Generation 50 plus buchen Aufenthalte.

„Der neue Kunde ist multioptional, was bedeutet, dass eine Vielzahl an Angeboten erwartet wird, auch wenn tatsächlich nicht alles in Anspruch genommen wird“, hieß es schon in der Studie 2009. Häufig fällt es besonders den kleinen Betrieben schwer, sich diesen neuen Herausforderungen zu stellen.

Geduld ist gefragt. Oft dauern Anträge, Verfahren und Gutachten jahrelang. Ein Beispiel, wie schwierig es ist, eine innovati-

„Um und Auf“.

Für den Tiroler NRAbgeordneten Franz Hörl, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen in Tirol, sind Innovationen das „Um und Auf“. Nur dadurch können sich einzelne Gebiete von anderen abheben. Neuerungen, technische Finessen, herausragende Architektur locken die Gäste nach Tirol. „Die Seilbahnen in

„Innovationen waren und sind deshalb so wichtig, weil der Markt über weite Teile beziehungsweise in vielen Bereichen inzwischen gesättigt ist.“ BIRGIT PIKKEMAAT, INSTITUT FÜR INNOVATIVEN TOURISMUS © XXXX

Natur inszeniert und konkrete Produkte geschaffen haben, sind sehr erfolgreich. Das Hexenwasser in Hochsöll war sicher ein Vorreiter und ist ein gutes Beispiel, wie es funktionieren kann.“ Auch die Familienregion Serfaus-Fiss-Ladis beweist, wie erfolgreiches Product Placement stattfindet. „Die haben jede Saison was Neues“, meint Pikkemaat.

ve Idee zu entwickeln, ist das Projekt NaturRefugia Obernberger See. Der ehemalige Wacker-Präsident Gerhard Stocker hat eine innovative Wohnlösung unter der Erde entwickelt und wartet seit 2010 auf einen positiven Baubescheid. „Dieses Vorhaben weicht von den üblichen Standards ab, so etwas gibt es in ganz Tirol nicht“, sagt Michael Brandl von der Tirol Werbung. Seit Jahren kämpft Stocker gegen massiven Widerstand. „Es ist bewundernswert, wie er trotzdem mit Geduld und Ausdauer seine Idee verfolgt. Er legt sehr viel Aufwand, Investment und unternehmerisches Risiko in die Umsetzung“, so Brandl. Für ihn zeigt sich an diesem Beispiel symptomatisch, womit man bei der Realisierung von Ideen zu kämpfen hat und wie viel Zielstrebigkeit dafür gebraucht wird. Oft sind die Seilbahnen die Innovationstreiber. „Die Seilbahnen verdienen Geld und investieren dieses auch in neue Ideen. Außerdem kennen sie auch die Märkte genau und treiben so in einer Region Innovationen voran“, sagt Birgit Pikkemaat. Der Chef der Seilbahn ist oft auch im Tourismusverband tätig und führt den Leitbetrieb des Tales. Eine Destination mit einer starken Seilbahn kann sich leichter auf neue Ideen und deren Verwirklichung stürzen als schwächere Destinationen. „Oft müssen dort die Gemeinden versuchen, die Lifte am Leben zu erhalten. Dieses investierte Geld fehlt ihnen dann für Innovationen“, so die Expertin, „das ist ein wesentlicher Unterschied.“ In jenen Regionen, die weniger stark von den Seilbahnbetrieben geleitet werden, sind meist die Tourismusverbände die Innovationstreiber.


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© WK TIROL

„Die Seilbahnen sind sicher gut beraten, auch in Zukunft innovativ zu sein, sich anzupassen, neue Zielgruppen zu erkennen und sich am Markt entsprechend zu positionieren.“ NR FRANZ HÖRL, OBMANN DER FACHGRUPPE SEILBAHNEN IN TIROL

Tirol haben in den vergangenen Jahren Großartiges geleistet“, lobt ihr Obmann. Die Galzigbahn in St. Anton, die Bahnen in Sölden, die geplante neue Bahn in Ischgl auf den Pardatschgrad oder die Besonderheiten der Lifte in Serfaus: „Hier haben wir weltweit die ersten Lifte mit automatischer Kindersicherung. Oder in Kitzbühel gibt es, auch einzigartig, eine Bahn mit durchsichtigen Böden“, sagt Hörl. Mit zum Teil spektakulären, zum Teil praktischen Erneuerungen versuchen die Seilbahnen die Einzigartigkeit zu transportieren. Man müsse sich etwas einfallen lassen, damit man bei der Zielgruppe punkte. „Nicht umsonst werden bis zu 50 Prozent des Umsatzes wieder investiert. Das muss sich ja auch wo manifestieren.“ Und damit heben sich die Tiroler Seilbahnen von den Mitbewerbern der Alpenregionen ab. Technisch gesehen sei Tirol im Seilbahnsektor weltweit führend. Die Schweiz oder Südtirol liegen „teilweise Jahrzehnte“ zurück. „Nicht umsonst haben wir in den vergangenen Jahren das beste Ergebnis seit Menschengedenken erzielt“, sagt Hörl. Seinen Rat an die Seilbahner des Landes fasst er in einem Wort zusammen:

„Weiter!“ Wer still steht, bleibt hinten. „Die Seilbahnen sind sicher gut beraten, auch in Zukunft innovativ zu sein, sich anzupassen, neue Zielgruppen zu erkennen und sich am Markt entsprechend zu positionieren.“ Zusammenschlüsse von Skigebieten werden wohl die Ausnahme bilden. Die Innovationen müssen in den bestehenden Skigebieten geschehen. In Ischgl, am Arlberg, in Kitzbühel oder im Pitztal-Ötztal sind weitere große Innovationen geplant.

Ideenpool. Michael Brandl von der Tirol Werbung weiß, wie viel Arbeit und Entwicklung in Innovationen stecken. „Manchmal passiert eine Erneuerung zufällig, aber das ist eher die Ausnahme. Meistens braucht es jahrelange Entwicklungsarbeit.“ Das bedeutet Aufwand und intensive Arbeit mit neuen Ideen. „Innovation kann mit bestimmten Techniken gesteuert und entwickelt werden. Aber dafür braucht es Ressourcen“, so Brandl. Wem selbst die Ideen oder die Ressourcen ausgehen, kann sich an eine beratende Tourismusagentur wenden. Wer zum Beispiel bei der GFB Unternehmensberatung um einige Punkte zum

Thema Innovation anfragt, bekommt von alternativen Finanzierungsmodellen, einem speziellen Mitarbeiterhaus und einem genau abgestimmten Marketingkonzept auch Inputs für Personalmanagementsysteme und optimierte Gehaltsabrechnungen, für Tourismus und Green Business oder eine GFB-Solarroute. Mit der „Tourismusanleihe“ verspricht das Unternehmen beispielsweise eine „Finanz-Innovation“. „Wir haben den touristischen Markt und seine Finanzierungsmöglichkeiten aufgerüttelt“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Oberhauser. Bis dato seien rund 80 Millionen Euro an frischem Investitionsvolumen generiert worden. Die Idee dahinter: Insgesamt 90 Prozent der Aktiva der Hotelbilanzen sind in Anlagevermögen oder Investitionen gebunden. Und diese sind fast ausschließlich mit Bankkrediten finanziert. Nun sollen regionale Investoren, die ihr Geld nicht mehr in „undurchschaubaren Produkten und exotischen Märkten riskieren wollen“ in Unternehmen investieren, damit diese die notwendigen Investitionen für die Zukunft ihrer Betriebe vornehmen können. „Der Investor, und das ist eine absolute Novität, hat drei Sicherheitsnetze“, so Oberhauser, „einerseits die Emissionsbank, dann bekannte Qualitätsunternehmen und schließlich die Sicherheit seiner Finanzmittel durch deren Investition in der Region.“ Das frische Geld könne dann etwa in ein Mitarbeiterwohnhaus investiert werden. Das jährlich wiederkehrende Thema der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften wollen die Berater mit einem „lichtdurchfluteten, modernen Mitarbeiterwohnhaus“ lösen. Damit sollen motivierte, engagierte

Tiroler Produkte, aus ehrlichem Anbau! ModernsteTechnologie für die Produktion frische Convenience-Produkte · Handel mit Obst und Gemüse das ganze Jahr Zertifizierter Hogast Betrieb ROMED GINER Landwirtschaftliche Produkte Auweg 1, 6065 Thaur, Tel. +43 5223 49 28 43, Fax.+43 5223 49 28 43 - 30 Email: gastro@gemuese-giner.at, www.gemuese-giner.at


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© NATUR REFUGIA OBERNBERG (2),JÖRG KOOPMANN

Geduld gefragt. Am Obernberger See soll das innovative Projekt NaturRefugia entstehen. Doch seit 2010 wartet man auf den Baubescheid.

Angestellte gewonnen werden, die sich – im Einzelzimmer – so wohl fühlen, dass sie gern im nächsten Jahr wieder für den Arbeitgeber tätig sind und ihr Wonnegefühl auch auf den Gast übertragen. Das nennt sich dann „psychologischer SympathieMehrwert“.

Kein Bauchladen.

Vorschläge und Beispiele gibt es viele. Welchen Zugang die Destinationen wählen, bleibt ihrem Ideenreichtum und ihren finanziellen Möglichkeiten überlassen. Auf jeden Fall müssen sie sich weiter umsehen, investieren und sich genauer positionieren. „Marktforschung wird noch viel wichtiger werden, als es bisher schon war“, sagt Forscherin Pikkemaat, „die Touristiker müssen den Markt in nächster Zeit noch genauer beobachten und analysieren und was ganz wichtig ist: besser eruieren und analysieren und auch in andere Branchen

und Märkte schauen.“ Ein Bauchladen, in dem von allem ein bisschen vorhanden ist, wird sich nicht durchsetzen können. Auch in Zukunft müssen sie mit Innovation ihr Haus oder ihre Destination positionieren und ein abgegrenztes Produkt schaffen. Pikkemaat sieht vor allem im Bereich der Wellnesshotels Arbeitsbedarf. „Unter dem Namen Wellness wird schon viel darunter gepackt. Da müssen sich die einzelnen Wellnessbetriebe genau positionieren. Es gibt genug Möglichkeiten, ein ganz spezifisches Angebot für eine definierte Zielgruppe zu schaffen.“ Generell gehe es eher darum, den Status quo der vergangenen Jahre zu erhalten. „Viel mehr Gäste werden wir nicht mehr erreichen können. Die Zeiten des großen quantitativen Wachstums wie in den 70erJahren sind vorbei“, konstatiert Pikkemaat. Heute ist entscheidend, als Standort Tirol, als Tourismusregion attraktiv zu bleiben.

„Quantitatives Wachstum wird es vielleicht in einzelnen Nischenmärkten, wie dem E-Bike-Angebot, auf das jetzt viele setzen, noch geben.“ Für die Zukunft scheint zu gelten: Betriebe, die ihre Hausaufgaben nicht machen, sich nicht klar positionieren, laufen langfristig Gefahr, vom Markt wegrationalisiert zu werden. So bricht auch die Mitte der Hotelbetriebe, die Drei-Stern-Hotellerie, langsam weg. Bei Ferienwohnungen und Bauernhöfen und im Luxussegment hingegen gibt es leichte Zuwächse, aber der Mitte rät Birgit Pikkemaat eindringlich: „Eigene Stärken finden und sich klar positionieren!“ Für Michael Brandl von der Tirol Werbung ist Innovation inzwischen – wegen der zugespitzten Wettbewerbsbedingungen am touristischen Markt – die Voraussetzung zum Überleben. Eine Überlebensstrategie, sozusagen. ×

Zum Touristiker geboren? Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: thomas.geiger@wktirol.at Internet: WKO.at/tirol/tourismus


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AISON: Herr Scheuss, Ihre Tätigkeit als internationaler Managementberater führt Sie in die Regionen der Welt, in denen der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Anbietern am härtesten tobt. In welchen Ländern herrscht derzeit der größte Druck? RALPH SCHEUSS: Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Wettbewerb findet heute auf einer globalen Skala mit unnachgiebiger Härte statt. Global heißt dabei: Der verschärfte Wettbewerb triff t alle, auch lokale und regionale Anbieter. Statt ins schöne Tirol einen Ausflug zu unternehmen oder dort seine Ferientage zu verbringen, steht dem Feriensucher eine schier unendliche Anzahl an Alternativen offen, von denen die meisten auf die eine oder andere Art Attraktives bieten. Unsere heutige Medienwelt, sprich insbesondere das Internet, verschärft den Wettbewerb durch Transparenz und Vergleichbarkeit. Gibt es bestimmte Branchen, in denen es kompetitiver zugeht als in anderen? Unterschiede lassen sich ausmachen. Doch je nach Unternehmen, je nach Angebot oder je nach Situation verschieben sich die Intensitätsgrade. Generell gilt, dass der Wettbewerbsdruck seitens der Konkurrenz und seitens der Kunden zugenommen hat und meines Erachtens sich auch noch weiter verschärfen wird. In welcher Liga spielt Ihrer Meinung nach der Tourismus? Tourismus ist zwangsläufig hochkompetitiv. Kunden sind immer auf der Suche nach dem Besonderen, dem

„Der verschärfte Wettbewerb trifft alle“ Der Wettbewerbsstratege Ralph Scheuss erklärt im Interview, warum der Tourismus zu den Branchen gehört, in denen der Wettbewerb mit am härtesten tobt und was man tun kann, um in Zeiten des „wilden Wettbewerbs“ als Sieger dazustehen. DA S INTERVIEW FÜHRTE SONJA K AINZ .

eine Spur zu wenig global ausgerichtet. Vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern bieten sich attraktive, neue Wachstumschancen. Gerade in diesen Regionen ist es zentral, frühzeitig die eigene Marke markant zu etablieren. Wie sehen Unternehmen aus, die es schaffen, in der von Ihnen eben beschriebenen, hochkompetitiven Wettbewerbssituation Oberwasser zu behalten und als Sieger hervorzugehen? Das sind die Champions am Markt. Es sind die Anbieter, die den Kunden faszinieren. Es sind die Angebote,

„Tourismus ist zwangsläufig hochkompetitiv. Kunden sind immer auf der Suche nach dem Besonderen, dem Neuen, dem Innovativen, dem Außerordentlichen oder nach dem unwiderstehlich günstigen Schnäppchen.“

Neuen, dem Innovativen, dem Außerordentlichen oder nach dem unwiderstehlich günstigen Schnäppchen. Wie schätzen Sie die Lage im Tiroler Tourismus ein? Der Tiroler Tourismus spielt in der obersten Liga, ist sehr wettbewerbsorientiert und dynamisch am Markt, aber

die man gesehen oder erlebt haben muss. Unablässige Innovation und eine enge Beziehung zu den Kunden sind deren Charakteristika. Welche sind die Verlierer? Es verliert derjenige, der kurzfristig denkt und handelt, der nicht investiert und der sich nicht immer

wieder erneuert. Loser-Unternehmen bauen auf den Erfolg von gestern. Es sind die, die das Gewöhnliche, das Vergleichbare oder das Durchschnittliche wie andere auch bieten. Kurz: Wer nicht etwas Besonderes oder zumindest einen attraktiven Preis bietet, geht im Meer der mittelmäßigen, gesichtslosen Angebote unter. Welche Rolle spielt dabei der Faktor Innovation? Innovation ist Fortschritt. Er ist der zentrale Erfolgsfaktor im Wettbewerb. Neu ist allerdings nicht zwangsläufig besser, es gibt auch Beispiele, in denen eine Innovation nicht die erwünschte Verbesserung bringt. Was braucht Innovation, die tatsächlich Sinn macht, Ihrer Meinung nach? Eine Neuigkeit ist noch keine Innovation. Innovationen müssen den Kunden faszinieren, einen Mehrwert erzeugen und damit Erträge bringen. Letztlich entscheidet der Kunde, was eine Innovation und was nur eine gut gemeinte Geschäftsidee ist. Sie sprechen in Ihrem Buch „Zukunftsstrategien – Worauf es in der Ära des wilden Wettbewerbs ankommt“ vom Hyperwettbewerb, der sich Ihrer Ansicht nach mittlerweile zur neuen Normalität entwickelt hat. Wie sieht diese neue Normalität aus? Diese neue Normalität ist geprägt durch viele, zu viele Anbieter, die mit viel zu ähnlichen Angeboten um die Gunst derselben Kunden


25 INNOVATION SAISON

© SCHEUSS

„Letztlich entscheidet der Kunde, was eine Innovation und was nur eine gut gemeinte Geschäftsidee ist.“ buhlen. Der Kunde weiß, dass er nun zum König geworden ist. Er will entsprechend umworben, begrüßt und bedient werden. Er muss merken, dass er geschätzt wird und dass man sich um ihn besonders kümmert. Gerade die Ferien sind seine schönste Zeit im ganzen Jahr, die will er rundum genießen. Daher reagiert er empfindlich auf den ihm gebotenen Customer Value. Ist ein Ende dieser Lage in Sicht? Nein, im Gegenteil. Sie selbst begeben sich gern auf durchaus abenteuerliche Reisen – in Usbekistan folgten Sie der Seidenstraße, Sie fuhren off-road über die Anden und durch die Mongolei. Sind diese Reisen Quellen für

Ihre eigenen originellen Ideen? Mich interessieren Grenzen. Dort reibt sich die Gegenwart mit der Zukunft. Und Grenzen sind zum Überschreiten da. An diesen Grenzen entsteht das Neue und Unerwartete, was inspiriert. Dies ist beim Reisen so, gilt aber auch für die Businesswelt. Ist es hin und wieder wichtig auszusteigen, um eine neue Perspektive zu gewinnen? Ich steige nicht aus, sondern vielmehr ein, um Perspektiven zu gewinnen. Indem ich beispielsweise über den Landweg nach China oder Indien reise, erlebe ich die ganze faszinierende Dynamik des Reisens. Die

Fliegerei unserer Tage führt immer nur zum punktuellen Erleben, bei dem das Dazwischen verloren geht. Der Kulturschock ist programmiert. Gerade aber die fließenden, oft nuancierten Veränderungen in Natur, Kultur, am Speisezettel, bei der Sprache oder im Umgang mit den Menschen vor Ort machen das Reisen zu einem umfassenden, ganzheitlichen Erlebnis. Zusammenhänge werden geknüpft, anstatt wie beim modernen Reisen gekappt. Wer erkennen will, braucht die Vernetzung. Diese Perspektive gilt auch im Geschäftlichen. Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Ralph Scheuss (Jahrgang 1956) ist Wettbewerbsstratege, Unternehmensberater, Buchautor und international gefragter Keynote Speaker. Der Schweizer hat an der Universität St. Gallen Wirtschaftswissenschaften studiert und ist unter anderem Mitglied des International Council of Management Consulting Institutes (New York) und der WFS World Future Society. Außerdem ist er als Dozent tätig. Seine Spezialgebiete sind Strategie, Trend, Innovation und Organisationsentwicklung. Er hat zahlreiche Bücher zu diesen Themen veröffentlicht. Sein jüngstes trägt den Titel „Manager Tool-Box: Trends – Strategie – Change“ und ist 2012 im Walhalla Fachverlag erschienen.

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Erfolg auf Knopfdruck

Design, ein Statement. Kontrolle, zu jeder Zeit. Bedienung, reduziert auf Effizienz.

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27 INNOVATION SAISON

„Eine gute Theorie hat der Praxis noch nie geschadet“ Ohne unabhängige Grundlagenforschung bleibe die Basis vieler Innovationsprozesse auf der Strecke, zu diesem Ergebnis kommt ein vom Wirtschaftsministerium eingesetzter Expertenrat. Fachhochschulen füllen in Österreich eine Lücke, die Universitäten längst nicht mehr abdecken. VON JANE KATHREIN

T

ourismusforschung wird innerhalb der Branche oft missverstanden und auf den Begriff „Marktforschung“ reduziert – zu diesem Schluss ist eine Expertenrunde gekommen, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums einen Bericht zur Lage der Nation verfasst hat und in Fachkreisen damit eine breite Diskussion entfachte. Die Ausgangsfrage lautete: Was ist Forschung? Und macht nichtzielgerichtete Forschung im Tourismus überhaupt noch Sinn? Der Expertenrat kam zu dem Schluss: Innovation entstehe nicht, indem man Innovationslehrstühle oder -zentren gründet, sondern durch das Entdecken von Problemen, systemischer Beobachtung, Analyse, Interpretation und Schlussfolgerung – also wissenschaftliches Arbeiten.

© MCI

Die Situation.

Anstelle der Unis. Tourismusforschung und -lehre findet in Österreich zunehmend an Fachhochschulen wie dem MCI statt.

Ein Blick in die Forschungslandschaft bestätigt den Bericht. Will man an einer öffentlichen österreichischen Universität „Tourismuswissenschaften“ studieren, ist das derzeit nicht mehr möglich. „Etablierte Lehrstühle wurden geschlossen, die Tourismuslehre findet zunehmend an Fachhochschulen oder anderen Einrichtungen ohne ausreichende Ressourcen statt“, schreibt Karl Wöber, Dekan der privaten MODUL Universität in Wien und Mitglied des Expertengremiums, in einem Tourismus-Blog. Renommierte Tourismuswissenschaftler wie Matthias Fuchs (Östersund) oder Christine Matthies (New South Wales) sind ins Ausland abgewandert und berichten dort von besseren Forschungsbedingungen. Und während in Ländern wie China, Australien und Asien die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen und Dissertationen wächst, finden an Österreichs Hochschulen massive Einsparungen statt. Das ist umso verwunderlicher, als Vertreter aus Wirtschaft und Politik immer wieder unterstreichen, welch hohen Stellenwert die Tourismuswirtschaft in Österreich hat.


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© MCI

HUBERT SILLER, LEITER FH FÜR TOURISMUSMANAGEMENT AM MANAGEMENT CENTER INNSBRUCK

Ursachen-Forschung.

Peter Haimayer, Tourismusforscher und Projektmanager in Innsbruck, sieht die Ursachen für den Verlust an touristischer Lehr- und Forschungskapazität unter anderem innerhalb der Institute und Universitäten. Ein Trend sei international erkennbar – im Zuge der Universitätsreformen werden Institute zusammengelegt oder ihre fachlichen Kompetenzen erweitert. Eine Folge gezielter Berufungspolitik. Studenten können Tourismuswissenschaften an Universitäten nur mehr als einen unter vielen vertiefenden Schwerpunkten wählen. Österreichs Beitrag in der internationalen Tourismusforschung sinkt, auch das hat der Expertenbeirat festgestellt. Nationale Beiträge sind das Ergebnis von Einzelinitiativen und gehen nicht von Institutionen aus, die langfristig orientierte Grundlagenforschung betreiben. Die Gründe sind verschieden. Entweder stehen keine Geldmittel zur Verfügung oder es fehlt an Forschungsstrategien. In Gefahr sei auch der wissenschaftliche Nachwuchs, der bislang eine wesentliche Rolle für die Lehre an den Fachhochschulen gespielt hat. Schon jetzt sinkt die Zahl der promovierten Wissenschaftler. Wer soll die künftigen Tourismus-Studenten ausbilden? Die private MU Wien freut sich über regen Zulauf vor allem von Studenten aus Asien.

Praxisorientierung.

Die Fachhochschulen versuchen seit ein paar Jahren, die Forschungs-Lücke zu füllen. Mit ausgeprägter Praxisorientierung und hoher Kompetenz der dort Lehrenden, die teilweise auch einen akademischen Hintergrund haben, werden hier aktuelle Fragestellungen bearbeitet. Immer an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert. „Tourismusforschung kann keine Forschung sein, die von der Wirtschaft weit entfernt ist“, ist Hubert Siller, Leiter des Studiengangs für Tourismus- und

Freizeitwirtschaft am Management Center Innsbruck, überzeugt. „Wir wurden von der Wirtschaft gegründet und sind mit ihr gewachsen, also beobachten wir auch deren aktuelle Fragen.“ Über Masterarbeiten hinausgehende Arbeiten wären in manchen Fällen sehr sinnvoll, vor allem wenn es um soziale Netzwerke, Entwicklungen oder Kooperationsverhalten geht. Lernen könne man von jedem und überall auf dieser Welt, von Mitbewerbern,

„Während in den letzten Jahren international die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen gewaltig gestiegen ist, fanden in Österreich massive Einsparungen auf Kosten der Tourismusforschung statt.“ KARL WÖBER, REKTOR DER MODUL UNIVERSITÄT WIEN

von anderen Branchen und Regionen, empfiehlt Hubert Siller den Blick über den österreichischen Tellerrand. Kooperationen mit mehr als 100 Universitäten ermöglichen einen Wissensaustausch, der auch gesellschaftliche und technische Veränderungen mit einbezieht. „Bei uns steht der alpine Raum im Mittelpunkt und dort der urbane Raum. Die Fragestellungen sind allerdings sehr ähnlich. Die Gründe, warum jemand in den Urlaub fährt, sind überall gleich“, weiß Siller.

Transparenz. Auch die Praktiker in den Regionen interessieren sich zunehmend für den Wissensaustausch. Seit dreieinhalb Jahren betreiben Tirol Werbung und MCI die Wissensplattform „Tirol Tourism Research“. Trends, Marktwissen, aktuelle Themen sowie Tourismusstatistiken sind über dieses Portal einfach und effizient

VOM EXPERTENRAT EMPFOHLENE FORSCHUNGSFRAGEN

• Demografie und Mobilität der Gesellschaft und die Auswirkungen auf den Tourismus • Entwicklung des touristischen Arbeitsmarktes und der sich daraus ergebenden Anforderungen für den Bildungsmarkt und die Bildungspolitik • Auswirkung der Informations- und Kommunikationstechnologie auf das Reiseplanungs- und Buchungsverhalten • Medienbeobachtung und Wissensmanagement • Analyse des Reiseverhaltens im Lichte stärkerer Konjunkturschwankungen und globaler Finanzkrisen • Veränderung der Umweltsituation • Etablierung moderner Strukturen im Destinationsmanagement

© MODUL UNIVERSITÄT WIEN

„Der Praktiker ist stark am Markt und der Marktforschung interessiert.“

abrufbar. „Der Praktiker ist stark am Markt und der Marktforschung interessiert“, beobachtet Hubert Siller. 1.500 Nutzer besuchen das Portal inzwischen regelmäßig. „Die Ergebnisse der Arbeiten sind selten rezeptartig aufgebaut“, erklärt Siller. Die Nutzer des TTR seien jedoch früher an den aktuellen Entwicklungen dran und könnten die Erkenntnisse auch auf ihre Projekte anwenden. Die Seite wird regelmäßig aktualisiert und entsprechend den Rückmeldungen der User optimiert. Das Interesse an Themen, die auch in der wissenschaftlichen Community diskutiert werden, sei groß und der Transfer entscheidend. Der angewandte Bereich schließe die Lücke zwischen Forschung und Praxis und darin spiele das MCI eine Vorreiterrolle. Denn: „Eine gute Theorie hat der Praxis noch nie geschadet.“ Für die Kooperation zwischen Hochschuleinrichtungen und der Branche fordert Siller neue Modelle – schon jetzt sei aber immerhin sehr viel in Bewegung. ×


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Einzigartige Veranstaltungen, überzeugende Umsetzung und reibungslose Abläufe. Wir legen Wert auf Arbeit am Detail und Optimierung der einzelnen Teilbereiche. Modernste Technik, von der Idee über die Planung, Visualisierung bis zur Ausführung. Der Umfang des Events spielt dabei keine Rolle.

Winteropening, Zeltfeste, Firmenevents, Open Air Veranstaltungen, Tagungen, …


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MAGAZIN Kinder in den Mittelpunkt

© SEPP MALLAUN

Das Paznauntal setzt auf ein neues Familienkonzept: Im gesamten Tal gibt es heuer erstmals ein kostenloses Kinderprogramm.

© TVB PAZNAUN – ISCHGL

Erfolgreiche Wintersaison Der Tiroler Wintertourismus erzielte das beste Ergebnis aller Zeiten.

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m Winter 2012/13 wurden rund 26,2 Mio. Nächtigungen (+1,8 %) und knapp 5,4 Mio. Ankünfte (+2,1 %) verzeichnet. Damit wurde bei den Nächtigungen erstmals die 26-Millionen-Marke überschritten, das Ergebnis der Gästeankünfte konnte seit dem Winter 2007/08 durchgehend gesteigert werden. Die Aufenthaltsdauer blieb konstant zum Vorjahr bei durchschnittlich 4,9 Tagen. Tirols Tourismusreferent und Landeshauptmann Günther Platter sieht angesichts dieses Gesamtergebnisses Tirols führende

Position als Wintersportland Nummer eins der Alpen eindrucksvoll bestätigt: „Auch wenn der internationale Wettbewerb der Destinationen deutlich gestiegen ist, baut Tirol – gemessen an den Nächtigungen und Ankünften – seine Anziehungskraft aus.“ Für die Zukunft gelte es weiterhin die Rahmenbedingungen zu schaffen, um derartige Erfolge zu ermöglichen. Ganz in diesem Sinne bekräftigt der Landeshauptmann sein Bekenntnis: „Als starkes Rückgrat Tirols bleibt der Tourismus auch künftig Chefsache!“ ×

theALPS in Chamonix

B

ereits zum vierten Mal, aber erstmalig in den Westalpen, laden die Vertreter der AlpNet-PartnerRegionen engagierte Alpentouristiker zu theALPS. Es gilt, durch bessere Vernetzung, durch gemeinsame Analysen und Zukunftsstrategien nachhaltige Impulse für einen zukunftsweisenden, wertschöpfungsintensiven und ganzjährigen Alpentourismus zu geben. „Mythos Alpen – Strategien für die Zukunft“ lautet der

Titel des prominent besetzten theALPSSymposiums, das die Relevanz des alpinen Mythos für die Tourismuswirtschaft beleuchtet. Das Symposium am 19. und 20. September in Chamonix Mont-Blanc steht allen Branchen-Interessierten offen. Die Teilnahme kostet 450 Euro. Anmeldungen werden bis 1. Juli ausschließlich online unter www.the-alps.eu entgegen genommen. ×

D

iesen Sommer verwandelt sich das Paznaun in einen Hot-Spot für Familien. Die vier Ortschaften Galtür, Kappl, See und Ischgl machen das Paznaun zu einem abwechslungsreichen Familienparadies – mit einem Kinder- und Jugendprogramm, das jeden Tag an einem anderen Ort stattfindet. Dank der Silvretta Card All Inclusive ist die Teilnahme kostenlos. Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet das: spannende Abwechslung, jeden Tag ein neues Abenteuer und neue Entdeckungen inmitten der Alpen. Beim Klettern im Silvapark Galtür erleben Felsakrobaten ein neues Körpergefühl und finden die richtige Balance, während sie lernen, sich gegenseitig zu sichern und aufeinander zu verlassen. Geheimnisse über die Tier- und Pflanzenwelt verraten Klara, die Kräuterhexe in Kappl, und Willi, der freche Waldwichtel in See. Bei Mountainbiketouren geht’s für Teenager in rasantem Tempo durch die Ischgler Bergwelt. Das Kinder- und Jugendprogramm findet vom 24. Juni bis 6. September erstmals jeden Tag statt – rotierend zwischen Kappl, See, Ischgl und Galtür. ×


© BERGSTATION-TIROL / ANDREAS TISCHLER

31 v.l.: Tirols Landeshauptmann Günther Platter, Opernstar Natalia Ushakova, Bundesminister Karlheinz Töchterle und Tirol Werber Josef Margreiter

KULTURTIPPS

VON ES THER PIRCHNER

© LAND TIROL

Bergstation-Tirol Wien ist um ein Szenelokal reicher.

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m Herzen von Wien, am Karlsplatz, gibt es jetzt ein Stück Tirol. Die BergstationTirol wurde am 14. Mai eröffnet. Die Gastronomen Kurt Bender und Tina Schurian inszenieren in Kooperation mit der Tirol Werbung eine alpine Lifestyle-Location, die zwei Restaurants, eine Bar und einen Club

JUGENDLICHES SINGEN

beherbergt. „Moderne triff t Alpenschick“ lautet die Idee zum Konzept hinter der neuen Bergstation-Tirol. Beim rauschenden Eröffnungsfest mit dabei: Prominenz aus Sport, Kultur, Politik und Gesellschaft. Mit der Bergstation-Tirol ist das Herz der Alpen künftig ganzjährig in Wien präsent.×

Österreich ist ein musikalisches Land, wie sich alle drei Jahre beim Bundesjugendsingen zeigt. 2013 findet es in Tirol statt, mit Konzerten, Ausscheidungssingen und einer Messe. Aus Tirol ist unter anderem die 3a der HS I St. Johann (Bild) dabei. 21. bis 25.6.2013, Kufstein und Umgebung

© PRO MEDIA

Frauen im Fels © FILMFEST ST. ANTON

Das Filmfest in St. Anton am Arlberg findet heuer zum 19. Mal statt.

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Im „Langen Sommer am Sparkassenplatz“ spielt sich unter freiem Himmel vieles ab. Das Programm umfasst eine Klassiknacht mit dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, ein Konzert von Jennifer Rostock, Filme und anderes mehr. 29.6. bis 17.8.2013, Sparkassenplatz, Innsbruck

Fast alle Dokumentationen werden von den Protagonisten selbst vorgestellt. Zu sehen von 28. bis 31. August im ARLBERG-well.com in St. Anton am Arlberg. × www.filmfest-stanton.at

© AMARCORD LEIPZIG

eim diesjährigen Filmfest „Berge, Menschen, Abenteuer“ dreht sich wieder alles um Bergsportler, Abenteurer, besondere Charaktere, mutige Ideen, Durchhaltevermögen und Können, porträtiert in 29 Filmen. Herausragend in der diesjährigen Veranstaltungsreihe sind die vielen erfolgreichen Frauen, die längst zu ihren männlichen Kollegen aufgeschlossen und ihren festen Platz in der Kletterszene gefunden haben.

LUST AN DER VIELFALT

BUCHTIPP

Eine Reise durch Tirol

KLÄNGE AUS ALTER ZEIT

LAG

Vier Abende im Juli sind traditionell der Alten Musik gewidmet. Bei den „50. Ambraser Schlosskonzerten“ treten das Ensemble Amarcord Leipzig (Bild) und das Quatuor Mosaïques auf, dazu gibt es eine Jubiläums-Gala zum Auftakt. 9. bis 30.7.2013, Schloss Ambras, Innsbruck

© TYROLIA VER

Dieser topaktuelle und gewissenhaft recherchierte Band richtet sich an Einheimische wie Gäste gleichermaßen und stellt ein Land vor, das wie kaum ein anderes reich ist an außergewöhnlichen landschaftlichen und kulturellen Höhepunkten. Nach einer kurzen allgemeinen Einführung zur Geschichte, Geografie und Kunst Tirols werden in fünf Kapiteln (Innsbruck, Innsbruck-Umgebung, Unterland, Oberland, Außerfern) alle Orte und Sehenswürdigkeiten Nordtirols beschrieben. Übersichtliche Infotafeln und Tabellen bieten vertiefende Informationen auf einen Blick. Freizeittipps (u. a. Museen, Schwimmbäder, Sommerrodelbahnen) findet man in diesem reich bebilderten Führer ebenso wie Auskünfte über Öffnungszeiten, Telefonnummern und Internetadressen. Wanderhinweise schließlich stellen für den Leser eine weitere Möglichkeit dar, das Land besser kennen zu lernen. Anton Prock: Reiseführer Tirol, 317 Seiten, Tyrolia Verlag

WEITERE VERANSTALTUNGEN Johann Nestroy. Einen Jux will er sich machen 1.7.–9.8.2013, Schlossbergspiele Rattenberg, www.schlossbergspiele-rattenberg.at Felix Mitterer. Die Geierwally 6.7.–31.8.2013, Geierwally Freilichtbühne, Elbigenalp, www.geierwally.at Max Weiler. Bilder 1938–1989, Privatsammlung bis 6.7.2013, Galerie Theodor von Hörmann, Imst Robert Fleischanderl. ALT.SEIN. Kunst im öffentlichen Raum, Ausstellung bis 7.7.2013, Mo–So, 10–18 h, Galerie im Franziskusheim, Fügen, www.robert-fleischanderl.com


32 MAGAZIN SAISON

Das Rad muss nicht neu erfunden werden Wellness und Gesundheit sind die Megatrends der letzten Jahre. Wie der Tiroler Tourismus dieses Segment stärker nutzen kann, wurde kürzlich im Rahmen eines Kongresses in Innsbruck diskutiert. Mut zu Neuem und Authentizität waren die am häufigsten verwendeten Schlagworte. V O N J A N E K AT H R E I N

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in ich Spezialist oder Generalist? Bin ich echter Wellness-Anbieter oder sind Hot Stones und Ähnliches lediglich der Beipack eines vielfältigen Angebots – diese Frage sollten sich Wellness-Anbieter in Tirol stellen, meint Hannes Lösch von der Tourismusberatung Michaeler & Partner. „Hotels müssen sich in Zukunft noch klarer positionieren und enger an den Bedürfnissen einer klar definierten Zielgruppe ausrichten“, warf Lösch in das dicht besetzte Auditorium.

Megatrends. Wellness und Gesundheit sind die Megatrends der letzten Jahre. Gibt man bei Google den Begriff „Wellness“ ein, erhält man 2.840.000 Begriffe, sucht man nach Wellness-Hotels in Österreich, wirft Google 1.700.000 Treffer aus. Ein schwer überschaubares Angebot, das auf große Nachfrage stößt, wie ein Blick auf das Reiseverhalten der Deutschen zeigt, einem der Kernmärkte der Tiroler Tourismuswirtschaft. 36 Prozent der Deutschen interessieren sich im Urlaub für gesundheitsorientierte Themen. 12,3 Millionen

© TIROL WERBUNG

„Der Gesundheitstourismus hat großes Potenzial und ist in unserer neuen Marketingstrategie als wichtiges Entwicklungsthema berücksichtigt.“ MICHAEL BRANDL, PROKURIST DER TIROL WERBUNG

Die Standortagentur Tirol und der „Cluster Wellness Tirol“ luden Ende Mai zum Kongress in die Villa Blanca und diskutierten „Die Zukunft des Wellnesstourismus“. Nach Tirol kommen immer mehr Gäste neben Skifahren und Wandern vor allem auch, um sich in exklusiven Spa-Landschaften und professionellen Gesundheitsbetrieben zu erholen. Wellness ist für viele Betriebe mittlerweile die Chance, in der Zwischensaison eine längere Auslastung zu erreichen. Und: WellnessAngebote machen den Winterurlaub in Tirol interessanter, besonders wenn der Schnee ausbleibt. Der Wellness-Tourist ist unabhängig vom Wetter, ganz im Gegensatz zum Outdoor-Fan.

zieht es zum Wellness-Urlaub, 8,5 Millionen zum Kurzurlaub und 9,9 Millionen möchten am liebsten Gesundheitsurlaub machen. „Obwohl die Nachfrage groß ist, klagen die meisten Wellness-Betriebe über eine mäßige Auslastung“, stellt Hannes Lösch fest. Gut ausgelastet sind die exklusiven Spa-Landschaften, als Beispiel für eine gelungene Umsetzung führt Lösch die Achensee-Region an.

Keine „Trallala-Wellness“. Er reiche nicht mehr aus, nur Hot Stones zu verpacken, sagt wiederum Andreas Wieser. „Die klassische Wellness braucht mehr Wissenschaft über die Wirkung der Anwendungen. Jeder Anbieter muss nach-

denken, wie er mehr Inhalt und Wissen in seine Leistung integrieren kann statt Trallala-Wellness zur Pflege von Wehleidigkeiten und Flucht aus Brüchen, Krisen und Stress“, fordert der Gründer des Lans Institute for the future of health. Das dafür nötige Wissen wäre vielfach vorhanden, die Studien dazu würden jedoch unaufgearbeitet in den Schubladen liegen. Gefragt sei ein massiver Wandel. „Der Weg muss von der analogen Tourismusgesellschaft, die sich auf Materie konzentriert, hin zu Angeboten für eine neue, digitale beziehungsweise kreative Generation führen“, ist Andreas Wieser überzeugt. Diese suche vermehrt geistigen Anreiz, Kunst, Kultur und Kommunikation. Bis hin zu Spiritualität und Transzendenz. Andreas Wieser sieht Spiritualität als Begriff der spätmodernen Religiosität. Eine neue Zielgruppe für den WellnessTouristiker könnte der Esoteriker sein. Ein Gast, der in Yoga-Retreats und Detoxing zur Ruhe findet, sein neu entdecktes Körperbewusstsein könnte der Verbindungsschlüssel zur Wellness sein. Die Tiroler Natur der Anker.

Sehnsucht. Immer mehr Menschen spüren eine tiefe Sehnsucht nach dem Ursprünglichen in sich, sie wühlen mit ihren Händen in der Erde auf der Suche nach ihren Wurzeln. Schul- und Gemeinschaftsgarten-Projekte wachsen, immer mehr Österreicher und auch Deutsche werden zu Hobbygärtnern. Ein Trend, der sich weltweit bis in den organisierten Urlaub hinein zieht, wie Andreas Wieser auf einer Reise nach Arizona beobachtete. Hier arbeiteten Gäste in einem Hotelgarten mit und waren bereit, dafür zu bezahlen. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, darin war sich die Expertenrunde einig. Und nicht jeder Betrieb muss ein Wellness-Anbieter sein. „Tirol soll zum begehrtesten Kraftplatz der alpinen Welt werden“, wünscht sich Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol. Andreas Wieser sieht Tirol als Modellland der Tourismuswirtschaft. Die heimischen Betriebe müssen mit den modernsten Instrumenten der Unternehmensführung arbeiten, denn nur so können sie Spitzenkräfte im Land halten. Investment in ein Klima, in dem sich Innovationen und Ideen entfalten können. So erwecke man vermehrt soziale und intellektuelle Potenziale. Gegen den Strom. Authentizität war ein viel verwendetes Schlagwort in der


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© ANDREAS WIESER

„Die klassische Wellness braucht mehr Wissenschaft über die Wirkung der Anwendungen. Jeder Anbieter muss nachdenken, wie er mehr Inhalt und Wissen in seine Leistung integrieren kann statt Trallala-Wellness zur Pflege von Wehleidigkeiten und Flucht aus Brüchen, Krisen und Stress.“ ANDREAS WIESER, GRÜNDER DES LANS INSTITUTE FOR THE FUTURE OF HEALTH

Expertenrunde. Wer die eigenen Stärken und Schwächen kennt, findet die Themen, die er mit Überzeugung nach außen transportieren kann und das überzeuge auch die Gäste. „Der Gesundheitstourismus hat großes Potenzial und ist in unserer neuen Marketingstrategie als wichtiges Entwicklungsthema berücksichtigt“, betont Michael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung. „Es braucht allerdings insbesondere noch eine stärkere Spezialisierung und Positionierung auf betrieblicher Ebene.“ Wer aber alte Pfade verlassen und zu seinem Angebot finden will, braucht Mut. Die Frage „Würde ich selber gerne in mei-

nem Hotel Urlaub machen?“ helfe einen großen Schritt weiter, ist Hannes Lösch überzeugt. Das Hotel als vielfältiger Alleskönner, das viele Zielgruppen gleichzeitig bedient, hat hingegen ausgedient. Zum Bauchladen würden sich heute nur noch große Hotelanlagen und Resorts eignen. „Die drei Schlagwörter für den Tiroler Tourismus müssen künftig Raum, Ruhe und Zeit sein. Wenn es uns gelingt, dem Gast einen gesunden Lebensstil vorzuleben, bleiben wir erfolgreich“, gab Siegfried Egger, Obmann der Fachgruppe Hotellerie der Wirtschaftskammer Tirol, den Teilnehmern mit auf den Weg. ×

CLUSTER WELLNESS TIROL 113 innovationsstarke Unternehmen, Institutionen und Hochschulen haben sich zum Cluster Wellness Tirol zusammengefunden. Gemeinsam wollen sie ihre Stärken bündeln und so Entwicklungen vorantreiben und auch zwischen Wirtschafts- und Forschungspartnern vernetzen. Die Höhe des Clusterbeitrages ist nach Unternehmensgröße gestaffelt, von Start-up-Unternehmen wird im ersten Jahr kein Beitrag eingehoben. Ansprechpartner: Robert Ranzi, 0512/ 57 62 62-35. www.standort-tirol.at

WILLKOMMEN IM WIESNSTADL – DIE PRACHT DER TRACHT! In unseren attraktiven Geschäften finden Sie ein reiches Sortiment an traditionellen, festlichen und modernen Trachtenmoden für Kinder, Damen und Herren. Mit den passenden Accessoires können Sie Ihre Garderobe sofort perfekt komplettieren. Freuen Sie sich auf einen fröhlichen und harmonischen Einkauf. Ihr Team vom Wiesnstadl

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34 MAGAZIN SAISON

BELGIEN

Der aktive Genießer Die Belgier lieben die Alpen. Vor allem der Sommer hat großes Potenzial. Seit einigen Jahren sind die Nächtigungszahlen im Sommer jedoch rückläufig. Diesen Abwärtstrend will die Tirol Werbung mit gezieltem Marketing umkehren. Präsenz. Eine groß angelegte ImageKampagne soll Tirol wieder ins Bewusstsein der Belgier rücken.

V O N S Y LV I A A I N E T T E R

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und neun Stunden Autofahrt: Die nimmt der belgische Gast in Kauf, um Urlaub in Tirol zu machen. Im Sommer 2012 waren es rund 97.500 Gäste, im Winter 2012/2013 156.700. Der Belgier ist im Urlaub gerne flexibel – deswegen entscheiden sich 85 Prozent für die Anreise mit dem Pkw. Die Belgier sind anspruchsvolle Gäste – sie bevorzugen mehr als andere Nationen die gehobene Hotellerie: Rund 40 Prozent steigen in 4- und 5-Stern-Unterkünften ab. Doch auch in anderen Bereichen zeigt sich der belgische Gast wählerisch: „Der Urlauber aus Belgien legt viel Wert auf gute Küche und ist auch bereit, dafür entsprechend Geld auszugeben“, sagt Nicole Pfeifer, bei der Tirol Werbung für den belgischen Markt zuständig. Die Tiroler Küche hat es ihnen eben besonders angetan. Diese hohen Ansprüche machen sich auch in den Kosten des Urlaubs bemerkbar: Im Winter liegt er mit Tagesausgaben von 142 Euro ein gutes Stück über dem Durchschnitt von 123 Euro. Im Sommer ist der belgische Gast zwar

sparsamer und gibt nur 85 Euro pro Tag aus (Durchschnitt: 97 Euro), allerdings hat er mit 5,8 Tagen eine überdurchschnittlich hohe Aufenthaltsdauer (Tirol gesamt: 4,0). Die niedrigen Tagesausgaben sind auch darauf zurückzuführen, dass die belgischen Gäste in der warmen Jahreszeit vor allem Familienurlaub machen.

gische Gast sieht sich im Vergleich zu anderen Nationen überdurchschnittlich aktiv und kombiniert viele Aktivitäten in seinem Urlaub in Tirol. Neben Sport ist Kulinarik eine wesentliche Urlaubskomponente: Der Restaurantbesuch und der Genuss Tiroler Speisen steht vor allem im Sommer

„Wir konzentrieren uns auf den kaufkraftstarken Raum Flandern, der eine hohe Affinität zu Tirol hat – im Gegensatz zu den Wallonen, die stärker zu Frankreich tendieren.“ NICOLE PFEIFER, MARKETING BELGIEN, ITALIEN

Der belgische Sommergast. Zwar kommen auch die belgischen Urlauber in erster Linie in den kalten Monaten zum Skifahren nach Tirol, doch auch für den Sommertourismus sind sie wichtige Gäste: 40 Prozent machen Sommerurlaub in Tirol. Aktivität Nummer eins: Wandern. Dicht gefolgt von Baden/Schwimmen, Radfahren und Mountainbiken. Der bel-

im Fokus. Zur Erholung gehen belgische Gäste gern spazieren, machen Ausflüge, besuchen Sehenswürdigkeiten, Freizeitparks, Erlebnisbäder und Museen. Sehr beliebt ist außerdem das Shopping.

Werbeoffensive. Reist der Belgier nach Österreich, fällt seine Wahl meist auf Tirol (60 %). Doch seit 2007 sind die


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TIPPS FÜR DIE MARKTBEARBEITUNG •

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Zahlen deutlich rückläufig. Nicole Pfeifer führt das nicht auf Desinteresse oder die Wirtschaftskrise zurück: „Die Zahl der Alpenauslandsurlaube ist gestiegen, Tirol hat es aber in der Vergangenheit nicht geschaff t, dieses Potenzial abzuschöpfen. Unsere Konkurrenten konnten die Sommerzahlen in den vergangenen Saisonen steigern, während Tirol Einbußen verzeichnen musste.“ Die Tirol Werbung hat den belgischen Markt wieder aufgewertet und bemüht sich nun verstärkt um den belgischen Gast. „Wir konzentrieren uns auf den kaufkraftstarken Raum Flandern, der eine hohe Affinität zu Tirol hat – im Gegensatz zu den Wallonen, die stärker zu Frankreich tendieren“, erklärt Pfeifer. Nach einer sehr erfolgreichen Kooperation mit dem belgi-

Dem belgischen Gast ist die persönliche Betreuung sowie auch gute Qualität wichtig. Dafür ist er gerne bereit, mehr zu bezahlen. Die Ansprache der Flamen sollte auf Flämisch, Englisch oder Deutsch passieren, aber nicht auf Französisch. Flamen und Wallonen dürfen schon alleine aufgrund der Sprachen nicht über einen Kamm geschert werden. Kulinarik ist dem belgischen Gast sehr wichtig – er ist ein Genießer. Der Belgier sieht sich selbst aber als sehr sportlich aktiv – aus diesem Grunde sollte der sportliche Genießer mit passenden Angeboten angesprochen werden. Vor allem im Sommer spielen Familien eine große Rolle und daher ist die Kommunikation von Familienangeboten und -aktivitäten von großer Bedeutung.

schen Autofahrerclub VAB folgte im April/ Mai diesen Jahres eine innovative und groß angelegte Imagekampagne: Straßenbahnbeklebungen, ansprechende Gestaltung von Tirol-Bushaltestellen mit Social-Media-Komponente und Verteilaktion sowie zahlreiche Citylights in Antwerpen und Gent sollen Tirol wieder ins Bewusstsein der belgischen Bevölkerung rücken.“ Der Belgier sieht sich selbst als sportlich und aktiv – in Tirol wird der belgische Urlauber jedoch als Genussurlauber wahrgenommen. Bisher sprach ihn die Tourismuswerbung auch als solchen an – das soll sich nun ändern. „Wir streben einen Image-Wandel an“, erklärt Pfeifer, „und präsentieren uns vermehrt als SportRegion, um den sportlichen Genießer adäquat anzusprechen.“ „Wir müssen etwas tun, damit wir diesen wichtigen Sommergast nicht verlieren“, erklärt Nicole Pfeifer, „unser Ziel ist es, den Negativtrend aufzuhalten und auf lange Sicht den Marktanteil zu erhöhen.“ Gemeinsam mit den Regionen will die Tirol Werbung bis 2016 den Abwärtstrend im Sommer umkehren, damit künftig in Tirol wieder mehr belgische Gäste begrüßt werden können. ×

© TIROL WERBUNG

KONTAKT Mag. Nicole Pfeifer Marketing Belgien, Italien Tel.: +43 (0)512/53 20-664 nicole.pfeifer@tirolwerbung.at

REISEMARKT BELGIEN IN ZAHLEN: DER TYPISCHE BELGISCHE GAST: ist im Sommer durchschnittlich 46 Jahre, im Winter 45 Jahre alt. Der Wintergast ist älter als der durchschnittliche Tirol-Gast (42 Jahre), der Sommergast jünger (48 Jahre). AUFENTHALTSDAUER: Der belgische Gast bleibt überdurchschnittlich lange. Im Winter 2011/12 und im Sommer 2012 jeweils 5,8 Tage (Tirol gesamt 4,9 bzw. 4,0 Tage) BEVORZUGTE UNTERKUNFT 2011/12: Mit fast 40 % überdurchschnittlich hoher Anteil in der 4/5-Sternehotellerie (Tirol gesamt: 34 %); Ferienwohnungen sind mit 18 % unterdurchschnittlich gefragt (Tirol gesamt: 25 %). WINTERAKTIVITÄTEN: Skifahren (85 %), Snowboarden (20 %), Winterwandern (16 %), Rodeln (14 %), Langlaufen (9 %), Skitouren (5 %) SOMMERAKTIVITÄTEN: Wandern (96 %), Baden und Schwimmen (40 %), Bergtouren (30 %), Radfahren (22 %), Mountainbiken (11 %) ANREISE: Belgier reisen sehr häufig mit dem Auto an (Winter 83 %, Sommer 84 %). Im Sommer spielt auch die Busanreise (12 %) bzw. im Winter das Flugzeug (7 %) eine wichtige Rolle. BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: Der Großteil der belgischen Gäste bucht direkt beim Vermieter (Sommer 60 %, Winter 52 %), Buchungen werden hauptsächlich per E-Mail durchgeführt. INFORMATIONSQUELLEN: Internet im Winter (60 %), im Sommer Internet und Bekannte/ Freunde in gleichem Maße (je 40 %) TAGESAUSGABEN 2011/12: Im Winter gibt der Belgier pro Tag 142 Euro (Durchschnitt aller Nationen: 123 Euro) aus, im Sommer 85 Euro (Durchschnitt: 97 Euro). ANTEIL AM TIROLER GÄSTEMIX: 3,4 % der Übernachtungen im TJ 2011/12 REISEHÄUFIGKEIT 2011: sehr hohe Auslandsreiseintensität von 174 % NÄCHTIGUNGSZAHLEN: Sommer 2012: 566.700, Winter 2012/2013: 915.500 REISEVOLUMEN: Die Belgier unternahmen 2011 rund 15,2 Mio. Auslandsreisen, wovon 12 Mio. auf Urlaubsreisen entfallen. BIP PRO KOPF 2011: 33.700 Euro (EU: 25.100 Euro)

QUELLEN: CIA, EUROSTAT 2011, AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG, SG. LANDESSTATISTIK, TIRIS, TOURMIS, DZT MARKTINFORMATION BELGIEN, T-MONA SOMMER 2011 UND WINTER 2011/12


36 MAGAZIN SAISON

Virtueller Concierge auf Bestellung Mit einem rund um die Uhr erreichbaren, telefonischen Butler-Service wollen die beiden Touristikerinnen Susanne Thamer und Margarethe Ritsch für Hotels eine Kosten sparende Alternative zur ständig besetzten Rezeption bieten. Zwei Hotels setzen bereits auf Henry Phone. VON SONJA K AINZ

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utes, geschultes Personal kostet – zu Recht. Aber was in der Hauptsaison das größte Kapital eines Hotels ist, kann in der Zwischensaison zur finanziellen Belastung werden. Zu den kostenintensiven Services gehört auch die Rezeption. Nicht immer wird sie im gleichen Ausmaß in Anspruch genommen. Außerhalb der Hauptsaison oder zu Randzeiten des Tages wird dieses Angebot oft kaum genutzt. Der elektronische Concierge-Service von Susanne Thamer und Margarethe Ritsch soll hier Abhilfe schaffen. Sogenannte Henrys erledigen alles, was zu den klassischen Aufgaben eines Concierge gehört. Mit nur einem Unterschied: Sie sind nicht tatsächlich vor Ort. Henrys sind eigens für diese Aufgabe ausgebildete Mitarbeiter. Ruft der Gast an, wird er an die Henrys weitergeleitet, die dann seine Anfrage entgegenneh-

men und ihm weiterhelfen. „Es ist keine Hotline und auch kein Callcenter“, betont Thamer. Der Anrufer merke gar nicht, dass er sich nicht mehr im Hotel befinde. Der zuständige Henry melde sich nämlich mit dem jeweiligen Hotelnamen. Er verfüge außerdem über dieselben Informationen wie der dortige Tourismusverband und die Rezeption des Hotels.

„Es ist einfach schön zu wissen, da ist jemand nur für mich da.“ MARGARETHE RITSCH

Damit er darüber hinaus auch das lokale Umfeld kennt, wird ein Teamleiter vor Ort geschickt. Er macht sich dann mit dem Betrieb und seiner Umgebung vertraut.

Dieses Wissen gibt dieser dann an sein Team weiter. „Wenn beispielsweise ein Gast anruft und sagt, ich bin gerade bei der Hütte XY, aber die hat zu, erklärt ihm ein Henry, wo er die nächstgelegene offene Almhütte findet“, so Thamer.

Kostensparender Service. Die Idee stammt von Ritsch. „Es ist einfach schön zu wissen, da ist jemand nur für mich da“, erklärt sie die Vorzüge des ConciergeService für den Anrufer. Egal welche Auskunft gebraucht werde, ob es die Abfahrtszeit des nächsten Zugs ist oder welche Veranstaltungen am Abend interessant sein könnten, ein Henry hilft weiter. Die Rezeption habe dafür nicht immer ausreichend Zeit. Auch wenn viele Gäste heute ihr Smartphone nutzen, hat die telefonische Auskunft für Urlauber aus dem Ausland immer noch einen wichtigen Stellenwert, ist Ritsch überzeugt. Gerade internationale Besucher seien angesichts


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Alle derzeit 25 Mitarbeiter von Henry Phone sind zweisprachig – deutsch und englisch. Verfüge ein Hotel beispielsweise über viele russischsprachige Gäste, könne

zusätzlich ein Henry mit entsprechenden Sprachkenntnissen organisiert werden. Die Henrys erfüllen Aufgaben, die sonst die Rezeption im Haus übernimmt – sie tätigen Reservierungen, veranlassen das Auffüllen der Minibar oder sorgen dafür, dass ein Gast vom Hotelchef zurückgerufen wird. Das Unternehmen mit Sitz in St. Johann in Tirol existiert mittlerweile seit drei Jahren. 2012 wurde es in eine GmbH umgewandelt und firmiert jetzt unter dem Namen Henry Dienstleistungs GmbH. Zwei Hotels setzen bisher auf Henry,

eines zu Zeiten, in denen die Rezeption nicht besetzt ist, ein weiteres verlässt sich komplett auf Henry Phone und verzichtet auf eine eigene Rezeption. Es sei nicht immer ganz leicht, die Betriebe von Henry zu überzeugen, räumt Thamer ein. Es bestehe eine gewisse Hemmschwelle, diese Aufgaben außer Haus zu geben. Was hierzulande allerdings noch ein Novum darstellt, ist in den USA und Großbritannien schon weit verbreitet, so die Unternehmerin. × www.henryphone.at

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SUSANNE THAMER, LI.

© HENRY (2)

hoher Roaminggebühren beim Surfen im Ausland zurückhaltend. Für die Hotels sieht Thamer den Vorteil vor allem im Kostenfaktor. „Henry spart Personalkosten.“ Henry Phone ist 24 Stunden erreichbar, sieben Tage die Woche. Das sei für die Betriebe etwa außerhalb der Hauptsaison interessant oder am Wochenende. Aber auch, wenn es einmal hoch hergeht, könne Henry Phone für ein Hotel von Nutzen sein. In Zeiten, in denen die Rezeption mit anderen Anfragen ausgelastet ist, könne man Henry als Backup benutzen. „Man kann vereinbaren, dass jeder Anruf nach drei Mal läuten zu uns umgeleitet wird. Gerade in der Hochsaison ist jeder Gast, dessen Anruf nicht beantwortet wird, ein verlorener Gast“, meint die Unternehmensberaterin.

„Man kann vereinbaren, dass jeder Anruf nach drei Mal läuten zu uns umgeleitet wird. Gerade in der Hochsaison ist jeder Gast, dessen Anruf nicht beantwortet wird, ein verlorener Gast.“


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Engagiert. Die Nestbetreuer der einzelnen Tiroler Tourismusregionen treffen sich einmal jährlich zur Fortbildung.

Was Kinder im Urlaub wollen Der Verein Tiroler Familiennester feiert heuer sein 15-jähriges Jubiläum. Erfolgreich bietet man hochwertige Kinderprogramme an. Das Credo: Kinder müssen Natur erleben können.

schicken. „Will man Partnerbetrieb sein, dann wird man alle drei Jahre auf Familienfreundlichkeit untersucht“, erzählt Marlies Erhard. Dieser Qualitäts-Check wird von den Partnerbetrieben gerne mitgetragen, ist er doch ein wichtiger Gradmesser für den Erfolg im Familientourismus. Derzeit tragen rund 200 Hotels und Pensionen dieses Gütesiegel.

VON ERNST SPRENG

Willi Waldwichtel.

W

ir sind mit den Kindern draußen in der Natur. Es ist die Tiroler Berg- und Almenwelt, die wir bespielen. Wald, Wiesen, Wasser – viel mehr braucht man nicht, um Kinder zu begeistern“, sagt Marlies Erhard. Die gelernte Sozialpädagogin ist seit Beginn an mit der Leitung der Tiroler Familiennester betraut und gibt die Begeisterung für das naturnahe kindliche Erleben der Tiroler Natur weiter. Die Tiroler Familiennester sind heute eine der erfolgreichsten Initiativen in diesem Bereich und wurden 1997 auf Anregung der Tirol Werbung und engagierter Regionen ins Leben gerufen. Inzwischen sind die Familiennester ein eigenständiger Verein, der sich um Kinderprogramme kümmert, die dann in den Regionen Tirols umgesetzt werden. Dazu gehören die entsprechende Konzeption der Programme, die Fortbildung der Kinder- und Jugendbetreuer sowie die

Betreuung der Partnerbetriebe aus der Tiroler Hotellerie.

Eine Erfolgsgeschichte.

Vor 15 Jahren haben die Tiroler Familiennester mit neun Tiroler Orten begonnen, die schon damals großen Wert auf qualitativ hochwertige Programme für die Familie gelegt haben. Inzwischen sind aus diesen neun Orten 15 Tiroler Tourismusregionen geworden. „Unser jüngstes Mitglied ist das Ötztal“, erzählt Marlies Erhard stolz. „Hier haben wir gerade begonnen, im vorderen Ötztal sehr erfolgreich die Programme der Familiennester umzusetzen.“ Der Verein Tiroler Familiennester wird von den Tourismusregionen getragen, welche die jährlich wechselnden Kinderprogramme kostenlos in ihrer Region umsetzen. Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes sind die Beherbergungsbetriebe, die sich als Partner der Familiennester einem Qualitäts-Check unterziehen und ihre Gäste-Kinder zu den Programmen

Kernarbeit der Tiroler Familiennester ist es, jährlich neue Programme zu bieten, um Kinder und Jugendliche zu begeistern. Jedes Programm wird begleitet von einem Maskottchen, das stellvertretend die Idee aufgreift. 2013 ist es Willi Waldwichtel, der die Kinder verzaubern soll. Rund um das Maskottchen wird dann ein Aktivitätenprogramm gestrickt – mit Spielgeschichten, Bastelideen und vielem mehr. Hinter dem Jahresmotto steckt jede Menge Arbeit. Die Nestbetreuer der Regionen treffen sich jährlich, um die Inhalte zu vertiefen und sich untereinander auszutauschen, wie die Kinderbetreuung in ihrer Region funktioniert. „Ohne die engagierten Nestbetreuer in den Regionen würde unser Konzept nicht funktionieren“, ist Marlies Erhard überzeugt. „Sie geben all die Emotionen weiter, die wir in unsere Konzepte stecken.“ Zum 15-jährigen Jubiläum schaut man bei den Tiroler Familiennestern in die Zukunft. Ein Themenfeld, dem man sich intensiver widmen wird, ist die Betreuung von Jugendlichen. „Hier ist der eindeutige Wunsch, dass man auch für Kinder über zehn Jahren ein kostenloses Betreuungsangebot schaffen muss“, erklärt Erhard.


© JÜRGEN STURM, ERICH SPIESS (3)

Geehrt. Seit Beginn an Nestbetreuer (v. l.): Karl und Franziska Frinner, Helmut Reibl und Cordula Geiger. Weiters im Bild: Marlies Erhard, Karl Atzinger und FamiliennesterAssistentin Conny Friesenbichler.

Fixstarter. Marlies Erhard ist seit 15 Jahren Leiterin der Familiennester, Karl Atzinger seit zehn Jahren Obmann des Vereines.

Die Familiennester haben reagiert und heuer beispielsweise zum ersten Mal das Thema „Geocaching“ aufgegriffen, das für Jugendliche eine interessante Möglichkeit bringt, moderne Technik mit Naturerlebnis zu verbinden. Neu bei den Tiroler Familiennestern ist seit heuer auch die Unterteilung der Partnerbetriebe in „Nestpartner“ und „Premium-Nestpartner“. Die ersten Premiumbetriebe werden jetzt im Ötztal mit diesem Gütesiegel versehen.

Engagiertes Team. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Tiroler Familiennester ist das anhaltende Engagement der treibenden Kräfte. Alle Gründungsregionen sind auch heute noch dabei, der Obmann heißt seit zehn Jahren Karl Atzinger. Und auch Familienpionier Franz Tschiderer aus Serfaus ist seit Anbeginn an mit dabei. „Der Verein ist so erfolgreich, weil es nach wie vor eine sehr enge Bindung zur Tirol Werbung gibt“, ist Marlies Erhard überzeugt. „Denn ohne die entsprechende Vermarktung durch die Tirol Werbung nützt uns das beste Kinderprogramm nichts.“ ×

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DIE TIROLER FAMILIENNESTER Die Tiroler Familiennester wurden 1997 als eigene Angebotsgruppe der Tirol Werbung ins Leben gerufen. Inzwischen bilden sie einen eigenständigen Verein, der aktuell 15 Tiroler Regionen zu seinen Mitgliedern zählt. In diesen Familienregionen sind 200 familienfreundliche Beherbergungsbetriebe Partner der Tiroler Familiennester. 2012 haben circa 90 Kinder- und Jugendbetreuer mehr als 30.000 Kinder in den Programmen der Familiennester betreut. www.tiroler-familiennester.at

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41 MAGAZIN

© WORLDHOTELBOOK (2)

SAISON

Plattform. 200 Hotels sind derzeit auf Worldhotelbook von Gründerin Nadine Tschiderer zu finden.

Facebook für Hotels Social Media ist zum Schlagwort für zeitgemäßes Marketing geworden. Was Facebook für Privatpersonen ist, soll Worldhotelbook für Hotels werden. VON SONJA KAINZ

N

adine Tschiderer ist in der Hotellerie groß geworden. Die Idee, ein soziales Netzwerk für die Branche zu schaffen, ist deshalb quasi an der Rezeption des Familienbetriebs in Ischgl entstanden. Immer wieder sah sie, wie fanatisch Gäste sich mit Facebook befassten, und dachte sich: „Wieso gibt es so etwas eigentlich nicht für Hotels?“ Mit Worldhotelbook rief sie deshalb einen digitalen Treffpunkt für Brancheninsider ins Leben. Im Gegensatz zu privaten Social-Media-Plattformen werden hier allerdings keine Schnappschüsse von der letzten Party gepostet. Stattdessen haben Hotels aller Kategorien die Möglichkeit, sich für potenzielle neue Mitarbeiter von ihrer schönsten Seite zu präsentieren. 200 Häuser sind derzeit auf Worldhotelbook zu finden, darunter klingende Namen wie das SPM in Monte Carlo oder das 1912 eröffnete Luxushotel Negresco in Nizza. Der Schwerpunkt liegt derzeit noch auf Betrieben aus dem deutschsprachigen Raum, besonders Norddeutschland und Österreich sind stark vertreten,

aber es kommen auch immer mehr renommierte Mitglieder aus aller Welt dazu, sagt die Unternehmerin.

Von Reiseliebhabern geschätzt. Seit März 2012 ist die Seite online und entwickelt sich. Auch in zunächst unerwartete Richtungen. „Es hat sich herausgestellt, dass neben den Insidern auch immer

teressent wird dazu entweder direkt zum Buchungstool auf der Hotelwebsite weitergeleitet, oder er nutzt das Angebot auf einer der großen Buchungsplattformen. „Derzeit wird Worldhotelbook von Hotels großteils als Distributionskanal genutzt“, sagt die Jungunternehmerin. Die Firmengründerin glaubt, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren die Bedeutung der großen Buchungsplattformen tendenziell abnehmen wird. „Ich denke, die Hotels werden sich verstärkt Wege suchen, um die hohen Provisionen zu vermeiden.“ Im Konzept von Worldhotelbook sieht sie deshalb auch Potenzial als zusätzlichen Vertriebskanal.

Personalsuche via „Sedcard“. Neben der Eigenpräsentation der Hotels und dem Buchungstool bringt die Plattform zusätzlich auch Jobsuchende und potenzielle Arbeitgeber zusammen. Bewerber können sich ebenso wie Hotels auf Worldhotelbook in Szene setzen, und zwar mit einem Online-Lebenslauf in Form einer „Sedcard“. Eine weitere Entwicklung, die Tschiderer nicht in der Größenordnung erwartet hat, ist, dass sich neben Hotels und potenziellen Gästen auch verschiedenste Dienstleister für die Hotellerie auf Worldhotelbook registrieren. Die Auswahl reiche von Consulting-Firmen über Werbeagenturen bis zu Getränkelieferanten. „Der Vorteil für die Firma ist, dass sie sich effizient und zielgruppengerecht präsentieren kann“, so die Touristikerin.

„Es hat sich herausgestellt, dass neben den Insidern auch immer mehr Reiseliebhaber auf Worldhotelbook aufmerksam geworden sind.“ NADINE TSCHIDERER, JUNGUNTERNEHMERIN

mehr Reiseliebhaber auf Worldhotelbook aufmerksam geworden sind“, erzählt die 29-Jährige. Deshalb gebe es mittlerweile auch einen großen Gästefaktor. Im Gegensatz zu Unternehmen können sich Privatpersonen kostenlos registrieren. Alle Informationen sind aber auch für nicht registrierte Nutzer zugänglich. Wenn einem Besucher ein Hotel zusagt, kann er es zusätzlich sofort online buchen. Der In-

Die Schnelllebigkeit des Internets lässt Prognosen darüber, wohin sich Worldhotelbook in Zukunft bewegen wird, kaum zu. Aktuell scheint Tschiderer mit ihrer Geschäftsidee jedenfalls einen Nerv getroffen zu haben. „Die Resonanz war bis jetzt sehr gut. Dieser Mix aus allem war schon etwas Neues für die Branche.“ × www.worldhotelbook.com


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© JACK WOLFSKIN, ASI

SAISON

Adventure Travel Die Alpinschule Innsbruck wird heuer 50 Jahre alt. Heute ist das Unternehmen aus Natters im deutschsprachigen Raum der führende Reiseveranstalter für Wander- und Trekking-Urlaube. VON ERNST SPRENG

D

ie Geschichte der Alpinschule Innsbruck (ASI) ist untrennbar mit dem Namen Hannes Gasser verbunden. Der Bergführer und Leiter mehrerer spektakulärer SüdamerikaExpeditionen eröffnete 1963 mit nur zwei Mitarbeitern die Alpinschule Innsbruck. Im ersten Jahrzehnt der Firmengeschichte hat sich Hannes Gasser darauf fokussiert, seinen Gästen die schönsten Routen in den Alpen zu zeigen. Die Hütte am Berg war der zentrale, stimmige Ausgangspunkt zahlloser Wanderungen. Die Entwicklung der ASI ging dann schnell voran. Zuerst steigerte sich der Komfort der Unterbringungen, vor rund 30 Jahren entschloss man sich dann, Wanderreisen international anzubieten. Und das mit Erfolg. Die ASI ist heute im Bereich der Wander- und Trekkingreisen Marktführer im deutschsprachigen Raum und betreut pro Jahr über 20.000

Urlaubsgäste. Allein im Alpenraum werden 50 verschiedene Wanderreisen angeboten. Inzwischen ist die ASI mit rund 250 Guides auf fünf Kontinenten im Einsatz. „Unser Markenkern sind die Wander- und Trekkingreisen“, erklärt Firmenchef Ambros Gasser, Sohn des Gründers. „Jede Reise ist ein von uns sorgfältig geplantes Gesamterlebnis aus Natur, Kultur, kulinarischen Besonderheiten und ausgewählten Unterkünften. Im Englischen ist die Definition unserer Reiseinhalte griffiger: Es ist Adventure Travel.“ Die Reiseziele werden bei der ASI aber nicht nur nach ihrer Einzigartigkeit ausgewählt. „Wir reisen mit unseren Gästen abseits der Masse und zeigen unseren Kunden Ursprünglichkeit und echtes Leben. Wir meiden inszenierte Touristenshows“, erzählt Gasser. Und: „Nachhaltig waren unsere Reisen schon immer. Das ist reine Selbsterhaltung. Nur dort, wo ökolo-

gische Verantwortung übernommen wird, und das tun wir, kann man auch in Zukunft Natur erleben.“

Familienunternehmen. Doch zurück zur Geschichte des erfolgreichen Unternehmens. Nach dem plötzlichen Tod von Hannes Gasser 1996 übernahm seine Frau Elfi die Geschicke des Unternehmens. 2007 stieg die zweite Generation – Ambros Gasser – ins Unternehmen ein. Seit 2011 leitet er das Unternehmen. „Ich kann meinem Vater und meiner Mutter nur danken. Sie haben mit viel Bedacht wichtige strategische Entscheidungen getroffen und unseren Markenkern nie aus den Augen verloren“, so Gasser. Besucht man heute den Firmensitz in Natters, hat man rasch das Gefühl, dass hier die Kernelemente Wandern, Erlebnis, Trekking wirklich gelebt werden. Das ist wahrscheinlich das Erfolgsrezept der


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Sich weiterentwickeln Gewachsen. Gründer Hannes Gasser (Bild rechts oben) startete 1963 mit zwei Mitarbeitern. Heute betreut die Alpinschule Innsbruck über 20.000 Urlaubsgäste pro Jahr.

ASI: Es sind keine Reiseprodukte aus der Retorte, sondern feinfühlig abgestimmte Naturerlebnisse. „Jeder ASI-Mitarbeiter kann einmal im Jahr kostenlos selbst eine ASI-Reise mitmachen“, erklärt Ambros Gasser seinen Stil der Personalführung, der sich auch in der Mitarbeiterzentrale deutlich widerspiegelt. Meetings werden im Wald beim Walking abgehalten, im Mitarbeiter-Garten steht eine Kletterwand zum Entspannen. „Wer Adventure Travel anbietet, muss wissen, welche Bedürfnisse der Kunde hat. Das erleben meine Mitarbeiter hautnah“, meint Ambros Gasser, der selbst noch regelmäßig Gruppen führt und sich nicht nur auf die Marktforschung verlässt.

Neue Reisen. Noch etwas zeichnet die Arbeit der ASI aus. Jährlich werden neue

spannende Reisen angeboten. Stillstand gibt es nicht. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte können außerdem Individualreisen gebucht werden. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass rund 40 Prozent jener, die gerne einmal eine Wanderreise machen möchten, nicht in der Gruppe reisen wollen. Für diese Menschen haben wir Angebote mit Guide beziehungsweise auch ohne Guide geschaffen“, berichtet Gasser. Diese Individualreisen sind modulartig aufgebaut, der Kunde kann sich seine Reise aus Bausteinen selbst zusammenstellen. „Damit folgen wir dem Trend, dass der moderne Urlauber selbst Produktdesigner wird, sich aber seine Individualität nicht mühselig selbst erarbeiten muss, sondern auf die Erfahrung von Profis zurückgreifen kann.“ ×

„Wer Adventure Travel anbietet, muss wissen, welche Bedürfnisse der Kunde hat. Das erleben meine Mitarbeiter hautnah.“

© ASI

AMBROS GASSER, ASI-GESCHÄFTSFÜHRER

Im Interview erzählt Ambros Gasser von den Zukunftsplänen der Alpinschule Innsbruck.

H

err Gasser, 50 Jahre erfolgreich – was nun? AMBROS GASSER: Unsere Zukunftsstrategie ist klar definiert. In unserem Markenkern, den Erlebnisreisen zu Fuß, wollen wir weiter kontinuierlich wachsen und uns innerhalb des Segments verbreitern. Wie soll das konkret ausschauen? Zum Beispiel haben wir uns zum 50-jährigen Jubiläum ein Geschenk gemacht. Erstmals bieten wir nicht nur Gruppenreisen an, sondern haben Angebote für Individualreisen ins Programm aufgenommen. Diese Individualreisen kann man mit oder ohne Guide buchen. Damit erreichen wir jene, die nicht in der Gruppe auf Abenteuerreise gehen möchten. Gibt es weitere Zukunftspläne? Wir sind seit Kurzem in Österreich exklusiver Agent für Intrepid Travel, den weltweit größten Anbieter im Adventure Travel. Damit fungieren wir erstmals als Reisemittler. Mit diesem Angebot sprechen wir vor allem jüngere Menschen an, die internationales Flair in ihrer Reisegruppe schätzen. Und kürzlich haben wir eine eigene Firma gegründet, die sich mittelfristig im Incoming-Geschäft etablieren soll. Und zwar dort, wo das Angebot anderer Incomer aufhört, also im alpinen Bereich ab 1800 Metern Meereshöhe. Vielen Dank für das Gespräch.

×


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© INNSBRUCKER PROMENADENKONZERTE/ERICH WOLF (3)

SAISON

Publikumsmagnet. Bis zu 2.800 Zuhörer verzeichnen die Innsbrucker Promenadenkonzerte pro Abend.

Mit Luft und Leichtigkeit Wenn die Innsbrucker Nächte wieder lau werden, weht allabendlich feiner Bläserklang durch die Innsbrucker Innenstadt – eine musikalische Visitenkarte und Einladung der Innsbrucker Promenadenkonzerte, die von 3. bis 28. Juli 2013 im Innenhof der Kaiserlichen Hofburg stattfinden. VON ESTHER PIRCHNER

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as Bild ist seit vielen Jahren dasselbe: In den abendlichen Dämmerstunden des Sommers füllt sich der Innenhof der Innsbrucker Hofburg mit Gästen, die im monarchischen Ambiente klassischer Bläsermusik lauschen wollen. Der Andrang ist groß: Bis zu 2.800 Zuhörer verzeichnen die Innsbrucker Promenadenkonzerte pro Abend, und das fast einen ganzen Monat lang und bei Konzerten von 33 Blasorchestern aus sieben Nationen.

Highlights der Kunstmusik. Dabei haben die Promenadenkonzerte mit seichter Unterhaltung – wie sie etwa mit durchschnittlichen Platzkonzerten dörflicher Blaskapellen assoziiert werden – nur wenig gemein. Die Idee, die hinter der Gründung der Innsbrucker Promenadenkonzerte vor 19 Jahren stand, war die, an eine alte und fast vergessene Tradition

anzuknüpfen. „In Österreich hatte die Bläsermusik die Aufgabe, den Menschen bei Serenaden die Highlights der Kunstmusik in leichter Form näherzubringen. Das geht von Haydn und Mozart bis zu den Militärmusikkapellen, die vor der Zeit der Tonträger die klassische Musik dem Volk zugänglich gemacht haben“, erklärt Alois Schöpf, Gründer und Leiter der Innsbrucker Promenadenkonzerte, wenn man ihn auf die historische Bedeutung der Blasorchester anspricht. In diesem Geist werden jedes Jahr professionelle Orchester und hochkarätige Laienensembles engagiert, die die Altstadt dann mit klassischer Musik bespielen.

In die Gegenwart. Ursprünglich galt bei den Promenadenkonzerten die Vorgabe, (fast) ausschließlich Musik aus der Zeit der österreichischen Kaiserzeit aufs Programm zu setzen – eine Einschränkung,

die in den letzten Jahren zunehmend aufgebrochen wurde. Inzwischen setzen Veranstalter und Orchester nicht mehr nur auf Strauß-Walzer und Ähnliches, sondern haben das Repertoire bis in die Jetztzeit erweitert. Einzige Bedingung ist, dass die gespielten Werke vor dem Kanon der klassischen Musik bestehen können. Äußeres Zeichen dieser Entwicklung ist eine Änderung des Namens: Statt „Musik aus Altösterreich“ lautet der Untertitel der Innsbrucker Promenadenkonzerte nun „Im Innenhof der Kaiserlichen Hofburg“. Viel stärker noch macht sich die Veränderung in den Programmen der Orchester bemerkbar, die vermehrt Musik von der klassischen Moderne bis in die Jetztzeit aufs Programm setzen. Kompositionen von Igor Strawinsky, Benjamin Britten oder Heinz Karl Gruber finden sich zwischen den Werken von Joseph Haydn und Georg Friedrich Händel, Richard Strauss, Henry Purcell und Friedrich


ITM College and University Studies International College of Tourism & Management präsentiert:

„Der Grund für die Gründung von Blasorchestern war, im Freien Lärm machen zu können.“

© BÖHME

ALOIS SCHÖPF, GRÜNDER UND LEITER DER INNSBRUCKER PROMENADENKONZERTE

Smetana. Selbstverständlich haben einige Kapellen anlässlich der 200. Geburtstage von Giuseppe Verdi und Richard Wagner deren Musik ins Programm aufgenommen, andere haben aber gerade wegen der vielen Gedenkkonzerte, die 2013 stattfinden, ganz anderes ausgewählt.

Profis und Laien.

Was auch immer auf dem Konzertplan steht, die Faszination für Bläsermusik, die eine hohe Qualität hat und gut gespielt ist, ist bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten ungebrochen. Das mag daran liegen, dass die Arrangements vergleichsweise leicht fasslich sind und dass sowohl das herrschaftliche Ambiente als auch die hervorragende Akustik der Kaiserlichen Hofburg den Zuhörern einfach einen angenehmen Abend bescheren. Vor allem ist der Grund aber wohl im Können und der Leidenschaft der eingeladenen Ensembles zu suchen, die musikalisch auf hohem Niveau agieren. Die Hälfte von ihnen sind professionelle Orchester, die andere sehr gute Laienorchester. Tiroler Ensembles – „Platzhalter für die Tiroler Identität“, wie Alois Schöpf sagt – bestreiten traditionell einen Teil des Programms, darunter die Brassband Fröschl Hall, die Swarovski Musik Wattens, die Musikkapellen Anras und Heinfels und die Alt Matreier Tanzmusik. Andere Konzertabende werden von internationalen Kapazundern bestritten, und Militärmusikkapellen finden sich ebenso hier ein wie kleinere Ensembles, deren Schwerpunkt auf der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts liegt. Insgesamt ist rund

die Hälfte der Gruppen erstmals bei den Promenadenkonzerten zu Gast, die andere war bereits in früheren Jahren zu hören.

Von den Besten.

Ins Schwärmen kommt der Festivalleiter, wenn er von Gruppen wie der Sächsischen Bläserphilharmonie erzählt, die bereits mehrmals in Innsbruck zu Gast war und diesmal „Symphonische Tanzmusik“ aufführen wird: Werke aus dem Barock stehen dabei Musik aus Osteuropa von Igor Strawinsky, Peter Iljitsch Tschaikowsky und Antonín Dvořák sowie Kompositionen aus Lateinamerika gegenüber. Ein besonderes Konzerterlebnis verspricht auch der Auftritt von Windkraft Tirol unter der Leitung von Kasper de Roo. Auch hier triff t Barock auf Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, die Protagonisten heißen aber Johann Sebastian Bach, Richard Wagner und Heinz Karl Gruber.

Erfolgsmodell.

Auch darin liegt eine Besonderheit der Innsbrucker Promenadenkonzerte: Sie sind nicht nur eines der umfangreichsten Festivals dieser Art im weiten Umkreis, in ihrer Konzentration auf klassische Musik sind sie auch einzigartig. Im kommenden Jahr feiern die Promenadenkonzerte ihr zwanzigjähriges Bestehen. Fragt man Alois Schöpf, ob er sich eine so lange Erfolgsgeschichte erwartet habe, verweist er einmal mehr auf die Ausrichtung der Konzerte und ergänzt: „Wir bemühen uns, immer bessere Programme zu machen und immer bessere Orchester einzuladen. Da kann einfach nichts schiefgehen.“ ×

19. INNSBRUCKER PROMENADENKONZERTE IM INNENHOF DER KAISERLICHEN HOFBURG 3. bis 28. Juli 2013 www.promenadenkonzerte.at

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Von der Dachterrasse des von Wido Sieberer geleiteten Museums aus genießt man den Blick über Kitzbühel.

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© SAMMLUNG RAIFFEISENBANK KITZBÜHEL, LEOPOLDMUSEUM-PRIVATSTIFTUNG WIEN, FRANZ OSS (2)

Das Dach als Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem ist Thema von Siggi Hofers Buntstiftzeichnung „Demokratie“ von 2010.

Egon Schieles Gemälde „Die kleine Stadt II“ von 1913, Öl/Bleistift auf Leinwand, ein Beispiel für seine Krumauer Stadtansichten.

Während Besucher von unten nach oben durchs Museum gelangen, wandert der Blick nach unten.

Nach unten sehen Dächer und Dachlandschaften zeigt das Museum Kitzbühel in seiner aktuellen Sonderausstellung, die an Bilder von Alfons Walde und Egon Schiele anknüpft. Kunstwerke von Gerhard Richter, Inés Lombardi, Erwin Wurm und anderen eröff nen dabei den Blick „von oben her“. VON ESTHER PIRCHNER

er heute in einer gebirgigen Gegend wohnt, kennt die Ansicht von oben: Bei Wanderungen oder einer Gondelfahrt genügt ein Blick, um die Stadt, die einem zu Füßen liegt, aus der Vogelperspektive zu betrachten. In anderen Regionen wird die Sicht von oben aus dem Flugzeug möglich oder – wesentlich weniger aufwendig – per Google Earth vom Computer, Tablet oder Smartphone aus. Die Möglichkeit, die Welt von oben her zu betrachten, die uns heute so selbstverständlich scheint, hat also ganz eng mit kulturellen Errungenschaften zu tun – mit dem Alpinismus, der im 19. Jahrhundert aufgekommen ist, und der technischen Fähigkeit, Aufstiegshilfen und Flugzeuge zu bauen. Kein Wunder also, dass die ersten Bilder, die die reale Sicht auf die Dinge wiedergaben, aus dieser Zeit stammen. Besonders eindrückliche Beispiele dafür sind Egon Schieles Ansichten von Krumau oder Alfons Waldes Blick auf Kitzbühel, „Stadt im Tauschnee“, in denen die Dächer ein wichtiges Gestaltungselement darstellen.

Die fünfte Seite. Es sind diese Bilder, die Kurator Günther Moschig und der Leiter des Museums Kitzbühel, Wido Sieberer, als Ausgangspunkt genommen haben, um die diesjährige Sonderschau mit außergewöhnlichen Stadtansichten zu bestücken. Dabei zeigte sich, dass Dächer und Dachlandschaften aus mehreren Gründen interessante Kunstmodelle darstellen: Neben der historischen Entwicklung und der geografischen Lage spielt auch der architektonische Aspekt eine Rolle, kann doch das Dach als die fünfte Seite eines Gebäudes normalerweise nur im Modell oder in perspektivischen Ansichten betrachtet werden. Zudem erlaubt die Sicht von oben auch einen Überblick über städtische Gegebenheiten. „Wenn ich in den Himmel schaue“, erläutert Günther Moschig dazu, „sehe ich in einen unendlichen Raum. Aber wenn ich nach unten schaue – auf den Boden der Realität, wenn man so will –, dann ist der Blick endlich. Und dann kann ich etwas erkennen, urbanistische Entwicklungen oder soziale Besonderheiten. Ich erlebe die Stadt als Stadtraum, als Ort, wo sich Menschen bewegen, arbeiten, shoppen.“ Beispiele für diese Sicht in der Ausstellung stammen von Inés Lombardi, die in fotografischen Studien ihre Heimatstadt São


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„Als geübter Fotograf hat sich Walde bei der ‚Stadt im Tauschnee‘ der Fotografie bedient – sogar der Schnee liegt auf vielen der Dächer auf der Fotografie und dem Gemälde in exakt derselben Position.“ WIDO SIEBERER, LEITER VON ARCHIV UND MUSEUM KITZBÜHEL

Paulo als ausufernde Megacity porträtiert, und von David Goldblatt, dessen Ansichten der Peripherie von Johannesburg die Diskrepanz zwischen wild wuchernden Slums und den Versuchen, geordnete Siedlungen zu errichten, darlegen.

Aufstieg und Fall.

Als Ausstellungsbesucher vollzieht man die Veränderung der Betrachterposition von unten nach oben nach: Im Erdgeschoß sind Objekte ausgestellt, denen man sozusagen auf Augenhöhe begegnet – beispielsweise Olaf Quantius’ Modell einer Scheune aus blauem Styropor oder Siggi Hofers Buntstiftzeichnung „Demokratie“, in denen das Dach schützt und Privates von Öffentlichem trennt. Je weiter man im Museum nach oben steigt, umso mehr wandert der Blick nach unten. In Rudolf Wackers „Winterlandschaft“ und Alexandra Wackers „Montag, 13.12.42“ schweift der Blick noch über die Dächer bis zum Horizont, während dieser bei Gerhard Richter („Stadtbild“, 1969) und Hubert Schmalix („Isabel Drive,

Fresnaida 02“, 2005) gänzlich aus dem Blickfeld verschwindet. Bas Jan Aders Video „Fall 1“ von 1970 verdeutlicht auf dem weiteren Weg nach oben, dass, wer hoch steigt, auch tief fällt: vom Giebel eines Einfamilienhauses, auf dem Ader anfangs auf einem Stuhl thront, über das Dach bis auf den Boden, wo er nur wenige Sekunden später im Gebüsch landet.

Auf der Terrasse. Der räumliche Höhepunkt der Ausstellung liegt schließlich außerhalb des Museums. Vom Dachraum,

in dem ein Teil der ständigen WaldeAusstellung untergebracht ist, führen einige Stufen über das Dach bis auf eine temporäre Terrasse, von der man den Blick über das heutige Kitzbühel schweifen lassen kann. Hier hat sich seit Waldes Zeiten einiges verändert: Die Dächer sind (fast) nicht mehr mit Schindeln gedeckt, sondern mit Blech, hier und da ist eine Dachterrasse herausgeschnitten oder ein Dachfirst angehoben worden, um mehr Raum und Licht zu gewinnen. An dieser Stelle ist es auch, an der deutlich wird, wie sehr das Thema „Von oben her betrachtet“ jeden Einzelnen anspricht und wie vieles sichtbar wird, wenn man nur eine andere Position einnehmen kann. Hoch oben über den Dächern von Kitzbühel fangen Einheimische und sonstige Ausstellungsbesucher über die Stadt, ihr Aussehen und ihre Bedeutung nachzudenken und zu diskutieren an. ×

VON OBEN HER BETRACHTET. DÄCHER UND DACHLANDSCHAFTEN VON EGON SCHIELE BIS ALFONS WALDE, VON INÉS LOMBARDI BIS GERHARD RICHTER Museum Kitzbühel, bis 31. Oktober 2013 Juli bis September: tägl. 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr Juni und Oktober: Di–Fr 10–13 Uhr, Sa 10–17 Uhr www.museum-kitzbuehel.at

Das Dach trägt Dächer und Dachlandschaften bieten nicht nur für Künstler attraktive Ansichten, wie Kurator Günther Moschig im Interview erzählt. Neben Schiele zeigen Sie auch Werke von Gerhard Richter, Erwin Wurm und Inés Lombardi in Kitzbühel. War es schwierig, an diese heranzukommen? Eigentlich nicht. Das Thema hat von Anfang an getragen. Auch Erwin Wurm war sofort dabei, obwohl ich Skrupel hatte, ihn zu fragen. Der Gang durch die Ausstellung endet auf dem Dach des Museums. Worum ging es Ihnen dabei? Es sollte einen realen Blick von oben geben und natürlich gibt es eine Anspie-

© PRIVAT

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AISON: Herr Moschig, als Kurator werfen Sie im Museum Kitzbühel einen Blick auf verschiedene Städte. Haben Sie sich schon öfter mit dieser Perspektive beschäftigt? GÜNTHER MOSCHIG: Meine Beschäftigung damit kommt eigentlich von Egon Schiele, weil ich ein Krumau-Fan bin. In Krumau hat Schiele seine Dach-Bilder entwickelt. Aus einem Satz von ihm haben wir auch den Titel der Ausstellung entlehnt: „Das hat sich in Krumau so aufgedrängt. Dort lernt man die Welt von oben herab zu betrachten.“

lung auf das letzte Konzert der Beatles. Interessant finde ich auch die Entwicklung von Google Earth, die ja ihren Ursprung in militärischen Anliegen hat. Vielen Dank für das Gespräch.

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49 KOMMENTARE SAISON

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er Schnee war geschmolzen und der Tiroler Lenz tat zumindest so, als wolle er Einzug halten. Wie jedes Jahr machte ich mich daher zur Alpenvereinshütte auf, die ich im Frühjahr immer besuche, während die Almen noch geschlossen sind. Zur Vorsicht, da die Strecke doch ziemlich weit ist, setzte ich mich vor den Computer und besuchte die Homepage des Hauses, auf deren erster Seite stolz verkündet wird, dass ganzjährig geöffnet ist. Wunderbar, dachte ich, auf geht‘s in die Natur! Ich weiß nicht, ob ich es meiner grundsätzlichen Skepsis dem Weltenlauf gegenüber zu verdanken habe, dass ich zur Absicherung meiner Recherche den Link „News“ anklickte und dort die herzerwärmende Mitteilung fand: „Da wir ein neues Kindlein erwarten, öffnen wir erst wieder Anfang Juni!“

„Eine eigene Homepage, die im Übrigen mit den großen Informationsnetzen des Landes wie www.tirol.at zu verlinken ist, sollte für jede Alm- oder Alpenvereinsgastwirtschaft heute eine Selbstverständlichkeit sein.“ Inzwischen ist das Kindlein geboren und gedeiht einem hoffentlich intensiven Leben entgegen. Was mich betriff t, so habe ich mir eine andere Route ausgesucht und mich all der unverhoff ten Abenteuer erinnert, die man nur deshalb erlebt, weil unsere ansonsten hoch geschätzten Hüttenwirte zu schlampert sind, sofern sie überhaupt eine Homepage betreiben, diese auch auf dem neuesten Stand zu

Schädelstätte

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V O N A LO I S S C H Ö P F

halten und darauf zu achten, dass sich nicht, wie oben geschildert, Widersprüche einschleichen, die vor allem unsere Gäste in Schwierigkeiten bringen können. Denn es ist nicht nur unangenehm und frustrierend, wenn man sich zwei Stunden lang auf einen Kasknödel mit Salat freut und dann vor verschlossener Tür steht, obgleich einem versichert wurde, dass geöffnet ist. Es kann vor allem für Familien und nicht auf die Fährnisse des Berges eingestellte Wanderamateure durchaus unangenehm bis gefährlich sein, wenn sie plötzlich ohne Proviant und ohne etwas zu trinken dastehen, die durchgeschwitzte Wäsche nicht wechseln können und nicht wissen, was sie mit ihren Kindern anfangen sollen. Eine eigene Homepage, die im Übrigen mit den großen Informationsnetzen des Landes wie www.tirol.at zu verlinken ist, sollte für jede Alm- oder Alpenvereinsgastwirtschaft heute eine Selbstverständlichkeit sein. Sie am aktuellen Stand zu halten, ebenso. Wobei neben diesem Pflichtteil in der Kommunikation nicht die zusätzlichen Chancen vergessen werden sollten: So ermöglicht eine eigene Homepage nicht nur kostenlos die Ankündigung von Veranstaltungen, auch das meist aus schwer abhängigen Genussspechten bestehende Stammpublikum kann etwa durch ein Menü oder einen Wein der Woche durchaus umsatzsteigernd an das alpine Etablissement gebunden werden. × Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

VON ERNS T MOLDEN

nlängst fuhren meine Band und ich durch das frühlingshaft proppende Salzkammergut. In Ischl spielten wir im herrlichen Lehar-Theater, was so etwas ist wie das Burgtheater im Playmobil-Format, und nachher trafen wir ein paar Musikerfreunde auf ein Bier. Da erzählte man uns dann vom aktuellen Regional-Skandal: Ein junger Künstler in Hallstatt habe begonnen, Totenschädel aus Gips herzustellen, mit allerlei schönen Bildern zu bemalen und den Hiesigen gleicher-

Mit meinem Bruder bereiste ich vor Jahren Mexiko, und dort gehört der Tod – als Schädelchen, als kleines, zierliches Skelett, als beinernes Bildstöckerl – fest zum Angebot der Standln vor den Kirchen. Dazu kauft man Räucherwerk. Im Süden, in den Provinzen Oaxaca und Chiapas, bietet man zusätzlich noch kleine ZapatistenPuppen aus Stroh mit winzigen Maschinenpistolen an. Die Dreieinigkeit aus Weihrauch, Tod und Zapatist drapiert „Mit meinem Bruder bereiste ich vor Jahren Mexiko, man sodann blumenbekränzt zum nächsten Feiertag vor dem Hausaltar, der Tourist wiedeund dort gehört der Tod – als Schädelchen, als kleines, rum setzt den kleinen Sensenmann daheim in zierliches Skelett, als beinernes Bildstöckerl – fest zum Wien vor die Rilke-Gesamtausgabe. Denn Rilke Angebot der Standln vor den Kirchen.“ hat geschrieben: „Der Tod ist groß. / Wir sind maßen wie den Touristen zu verkaufen. Der Hintergrund dazu: Im die Seinen / lachenden Munds. / Wenn wir uns mitten im Leben berühmten Hallstätter Beinhaus lagern teils Jahrhunderte alte und meinen, / wagt er zu weinen / mitten in uns.“ kunstvoll bemalte Schädel, die der Tourist gegen ein feistes Entgelt Aber den eigentlichen Gehalt dieses wunderschönen Gean die Pfarre auch besichtigen kann. Das Salzkammergut-Patriziat, dichts hat der Europäer nie so ganz kapiert. Den Tod räumt man in erster Linie aber die lokale Kirche regen sich nun unheimlich auf. weg. Wir hängen doch an der eher dämlichen Illusion des ewigen Man spricht von Tabubruch, Pietäts- und Geschmacklosigkeit und Lebens auf Erden. Den Schädel mag man schaudernd im Beinhaus will dem findigen Mann das Handwerk legen. betrachten, ein blumenbekränztes Platzerl im Alltag räumt man Das finde ich ja ein bisschen blöd. Ich sage, der Mann hat eine ihm nur eher selten ein. Unsere Ischler Freunde erzählten uns gute Idee gehabt, und ich gönne ihm seinen Lauf. Die Schädelplastik noch, was der Künstler selbst dazu zu sagen habe: Der Hallstätter zum Mitnehmen hat ja auch eine kleine Tradition. In Gothic- und Pfarrer sei nur grantig, weil die Idee nicht von ihm sei. × Kiffergeschäften kann man sie seit Jahrzehnten kaufen, sei es als Kerzenhalter, als Wasserpfeife oder als schlichten Briefbeschwerer. Ernst Molden, 45, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Nur der Eintritt ins Touristen-Merchandising, in die Welt der WanderAlben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien seine stöcke, Filzhüte und Gamsbärte, ist neu. Und das auch nur bei uns. Platte A SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).

© BÖHME

Veraltete Homepages – verhungerte Gäste


50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Peter Marko DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Dolomiten, Sylt, Barcelona DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Begeisterung und Herzblut, überlegtes Handeln, funktionierende und fruchtbare Netzwerke zu schaffen. DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Versuchen, allen gerecht zu werden und alles anzubieten, zu wenig über den Tellerrand der Branche schauen, Bewertung des Erfolgs nur nach Nächtigungen DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Authentizität, starke Unternehmer, starke Marke, gut ausgebildete Mitarbeiter, Urlaubsraum ist gleichzeitig auch Lebensraum der Bevölkerung, Lage im Herzen Europas DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Vertriebsschwäche, Kooperationsverhalten, Preisdurchsetzung DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE BEI KITZBÜHEL TOURISMUS: Als eine der ersten Destinationen im Alpenraum, gemeinsam mit einer professionellen Markenagentur und wichtigen Stakeholdern einen ganzheitlichen und langfristigen Markenprozess einzuleiten. LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Ende Mai, eine Woche Radurlaub auf Mallorca ICH LERNE täglich von den vielen Kontakten in meinem sehr aufregenden Beruf. MEIN LIEBLINGSORT IN/RUND UM KITZBÜHEL: Schwarzsee ( 1 x pro Woche Morgenlauf mit anschließendem Schwimmen)

DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG DER LETZTEN SIEBEN JAHRE: Die Politik im Ort. Den vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden und trotzdem einen klaren Weg zu gehen. DAS GRÖSSTE ERFOLGSERLEBNIS DER LETZTEN SIEBEN JAHRE: Der Markenbildungsprozess. Daran zu arbeiten, dass durch die scharf positionierte Marke ein klares Bild in den Köpfen der Gäste, der Einheimischen und der Mitarbeiter erzeugt wird. EIN TIPP AN MEINEN NACHFOLGER BEIM TVB KITZBÜHEL: Wer im Stande ist, Kitzbühel Tourismus zu führen, braucht sicher keine Tipps vom Vorgänger. IM URLAUB IST MIR BESONDERS WICHTIG: Mich aktiv zu erholen. Land und Leute intensiv zu erleben. Landestypisches Essen. IN HOTELS ACHTE ICH AUF: Eine Situation, die so stimmig ist, dass ich erst gar nicht auf einzelne Dinge achten muss.

© BLICKFANG PHOTOGRAPHIE

FÜR DIE ZUKUNFT DES TVB KITZBÜHEL ERHOFFE ICH MIR dass die Stärken, die Kitzbühel groß gemacht haben, verantwortungsvoll in die Zukunft entwickelt werden.

Peter Marko war in den vergangenen sieben Jahren Geschäftsführer des Tourismusverbandes Kitzbühel, den er nun in Richtung Privatwirtschaft verlässt.


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Foto: Wenger

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