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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 01/14 | WINTER/FRÜHLING 2014
DER NÄCHSTE, BITTE!
Wie sich die Nachfolge im Tourismus am besten regeln lässt
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3 STICHWORT SAISON
NACHFOLGE „Am allerwichtigsten bei der Übergabe ist die Kommunikation in der Familie.“ Clemens Westreicher, Spezialist für Betriebsübergaben
„Wichtig ist, früh genug mit der Übergabe zu beginnen, damit meine ich Jahre im Voraus – sowohl auf persönlicher wie auch auf betrieblicher Ebene.“ Florian Singer, Vizepräsident der Region West der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV)
„Bei einer Übergabe muss das Ertrags- und Schuldenverhältnis so sein, dass du dich darüber aussiehst, den Betrieb weiterzuführen.“ Johannes Duftner, Böglerhof (Alpbach)
KOSTENFALLE: BETRIEBSANLAGENGENEHMIGUNG Eine innerfamiliäre Übergabe hat immer eine Betriebsanlagenüberprüfung zur Folge – und die kann teuer werden. Solche Kosten bringen junge Unternehmer häufig in Bedrängnis – vor allem, weil diese Investitionen keinen Mehrertrag zur Folge haben. Harald Ultsch, Spartenobmann Tourismus in der Tiroler Wirtschaftskammer (WK), und ÖHV-Vizepräsident Florian Singer fordern, die geltenden Fristen zu überdenken und die Rahmenbedingungen unternehmerfreundlicher zu gestalten.
Zahlen, bitte! In Österreich stehen jährlich rund 7.000 Unternehmen zur Übergabe an, davon rund 1.400 in der Tourismusund Freizeitwirtschaft. Derzeit werden in der österreichischen Hotellerie 63 Prozent aller Betriebe von der zweiten oder dritten Generation geführt. Bis 2018 werden in dieser Branche mehr als 30 Prozent der Betriebe erneut an die nächste Generation übergeben. 43 Prozent der zu 67 Prozent männlichen Inhaber sind über 50 Jahre alt. In den nächsten zehn Jahren stehen 49 Prozent der österreichischen Hotelbetriebe zur Übergabe an. (Quellen: KMU Forschung Austria, Studie „Nachfolge und Betriebsübergabe in der österreichischen Hotellerie” der Österreichischen Notariatskammer und der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich)
11 PUNKTE, DIE AUS SICHT VON FAMILIENBETRIEBEN FÜR EINE ÜBERGABE WICHTIG SIND: • Vertrauen • Vorbildfunktion der Eltern • Frühe Einbindung der Jungen • Offenheit im Umgang mit Betriebswünschen der Jungen • Entscheidungen treffen, ob man als Eltern für eine Übergabe bereit ist • Zügel loslassen • Rechtzeitige Planung • Einen erfolgreichen Betrieb übergeben • Kommunikation und Zusammenhalt • Wahlfreiheit bei mehreren Nachfolgern • Professionelle Hilfe bei der Vorbereitung der Übergabe einholen
„Die Übergabe ist der schwierigste Punkt in einem Unternehmen. Es können viele Fehler gemacht werden, für die die nachfolgenden Generationen bezahlen. Im schlimmsten Fall geht das Unternehmen kaputt.“ Alois Seyrling, Hotel Klosterbräu (Seefeld)
4 EDITORIAL SAISON
Nicht nur Tirols Athleten haben in Sotschi Medaillen errungen, auch das Land selbst hat Gold bei den Olympischen Winterspielen gewonnen.
Tirol steht zu Recht an der Spitze der internationalen Wintersportbewegung – als Nutznießer und als Unterstützer.
© TIROL WERBUNG/SPIESS
Glaubwürdigkeit und Vertrauen entstehen durch Originalität. Nicht die Kopie schaff t Zukunft. Sondern nur ein Original wie Tirol.
EDITORIAL
Tirol ist das Original
W
enn Tirol immer wieder als Wintersportland Nr. 1 der Alpen bezeichnet wird, dann ist das keine leere Werbeaussage. Es ist eine Tatsache, ein authentisches Versprechen, eine Realitätsbeschreibung. Auf der größten Winterbühne der Welt, den Olympischen Spielen in Sotschi, wurde dies im Austria Tirol House wie in einem Vergrößerungsglas mehr als deutlich. Drei Wochen lang wurde hier um Meter, Sekunden und Medaillen gekämpft und das Austria Tirol House avancierte zum emotionalen Mittelpunkt dieser Wintersportwelt. Nirgendwo anders wurden Gewinner, aber auch Geschlagene herzlicher empfangen, nirgendwo sonst wurde Wintersport so emotional gefeiert und entwickelte ein einzelnes Haus eine derart internationale Anziehungskraft. Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Sport und Medien genossen die Tiroler Gastfreundschaft. TV-Sender wie CNN berichteten live, das deutsche Nachrichtenmagazin SPIEGEL widmete dem Werbeauftritt eine ausführliche positive Analyse und internationale Medien wählten das Austria Tirol House im internationalen Ranking der Nationen-Auftritte auf den ersten Platz. Nicht nur Tirols Athleten haben in Sotschi Medaillen errungen, auch das Land selbst hat Gold bei den Olympischen Winterspielen gewonnen.
Glaubwürdige Botschaft. Die gelebte Begeisterung war Motor für diese Sogwirkung und Basis für eine gleichermaßen einzigartige wie glaubwürdige Werbebotschaft. Tirol steht zu Recht an der Spitze der internationalen Wintersportbewegung – als Nutznießer und als Unterstützer. Denn Tirol kümmert sich um deren Weiterentwicklung auf unendlich vielen Ebenen. Ist Förderer von sportlichen Spitzenleistun-
gen, Weiterentwickler des alpinen Tourismus, Heimat von regionalen bis internationalen Wettkämpfen, Kraftplatz für viele Athleten, die unendlich viele persönliche Beziehungen zu Freunden und Gastgebern in Tirol aufgebaut haben. Zweifellos ist unser Land eine authentische Heimat für den Wintersport und Netzwerkplattformen wie das Austria Tirol House untermauern dieses Image auf sympathische und nachhaltige Art und Weise. Tirol wird zweifellos als Original wahrgenommen.
Handfeste Merkmale. Originale haben im harten Wettbewerb der Aufmerksamkeitsökonomie entscheidende Vorteile. Originalität bedeutet so viel wie Ursprünglichkeit, Echtheit, Eigentümlichkeit. Das sind handfeste Merkmale, die das Wintersportland Tirol für sich verbuchen kann. Echte Werte, für die auch Konsumenten eine Sehnsucht entwickelt haben. Der Rat vieler Ökonomen ist eindeutig: Es lohnt sich langfristig ein Original zu bleiben – und das heißt auch, sich selbst treu zu bleiben. Damit gewinnt man letztlich in jeder Hinsicht. Originalität braucht in diesem Sinne viel Selbstbewusstsein, Eigensinn und Gespür für das Wesentliche. Genau diese Eigenheiten haben Tirols Touristiker im Laufe ihrer über 100-jährigen Erfolgsgeschichte unendlich oft bewiesen. Es macht Sinn auch in den Kommunikationsstrategien für das führende alpine Tourismus- und Wintersportland weiterhin auf authentische, eigenwillige, nicht kopierbare, weil emotional gelebte Formate zu setzen. Einzigartigkeit soll auch in der Tirol-Kommunikation das Maß aller Dinge bleiben. Glaubwürdigkeit und Vertrauen entstehen durch Originalität. Nicht die Kopie schaff t Zukunft. Sondern nur ein Original wie Tirol. ×
JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG
7 INHALT SAISON
STELLUNGSWECHSEL
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STATUS: NACHFOLGE UNKLAR
AMÜSIERTE BRITEN
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© ROCKRESSORT/LAAX, ANTHONY UPTON, CDS SCHROTT, MICHAEL RATHMAYR
BRINGING THE ALPS TO SOCHI
NATUR SPIELERISCH ERFAHREN
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THEMA: NACHFOLGE 8
„Miteinander reden ist das Wichtigste“ Übergabeexperte Clemens Westreicher, selbst Spross einer Tiroler Hoteliersfamilie, im Interview
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Anleitung zur Betriebsübergabe Eine Infografik als Leitfaden
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Familienbande Drei Hoteliersfamilien erzählen, wie sie den Generationenwechsel geschaff t haben.
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Stellungswechsel Eine Führungsrolle im TVB erfordert viel Engagement. Findet sich genug Nachwuchs dafür?
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Das Außerferner Urgestein Interview: Im Herbst übergibt Hermann Oberreiter, längstdienender TVBObmann des Landes, seine Funktion.
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Status: Nachfolge unklar Alternativen zur Übergabe gibt es, sie sind allerdings oft noch mit Schwierigkeiten verbunden.
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Natur spielerisch erfahren Das Community-Portal Locandy hat sich auf GPS-basierte OutdoorSpiele mit dem Handy spezialisiert.
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Die Hürden für die Jungen abbauen Wirtschaftskammer und ÖHV plädieren für bessere rechtliche Rahmenbedingungen.
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Keine Angst vor neuen Ideen Nur wer sich abhebe, könne künftig Gäste halten und neue dazu gewinnen, sagt Buchautor Alois Gmeiner.
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Amüsierte Briten Das Altitude Comedy Festival von 31. März bis 4. April 2014 in Mayrhofen
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Kennen Sie Werner Pirchner? Ende März kommt „D.U.D.A.!“, eine Hommage an den Komponisten und Filmemacher Werner Pirchner, ins Kino.
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Kommentare
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Nachgefragt
MAGAZIN 30
Bringing the Alps to Sochi Nach London 2012 wurde Tirol nun auch bei Olympia in Sotschi als Gast zum Gastgeber.
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Gerichtsstand: Ausland Immer öfter werden Touristiker damit konfrontiert, dass ihr Rechtsstreit im Ausland ausgetragen werden muss.
IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 01/2014 (66. Jahrgang)
SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Florian Gasser, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng, Dr. Verena Teissl • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Tanja Mintscheff, Kristina Fallenegger • ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.
Š franz oss
9 NACHFOLGE saison
„Miteinander reden ist das Wichtigste“ Eine gute und frühzeitige Vorbereitung der Nachfolge erhöht die Aussicht auf die erfolgreiche Weiterführung des Hotels. Clemens Westreicher, Berater für die familiengeführte Ferienhotellerie im Tourismusbereich und Spezialist für Betriebsübergaben, im Gespräch. Das Interview führte Sylvia Ainetter.
S
AISON: Herr Westreicher, wie lange muss eine Betriebsübergabe vorbereitet werden? Clemens Westreicher: Je früher man anfängt, umso besser ist es. Umso größer ist auch die Aussicht auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Familientradition. Am besten macht sich der Übergeber bereits mit Anfang/Mitte 50 Gedanken darüber, wie es einmal weitergehen soll, wenn er nicht mehr im Hotel tätig ist. Aber auch das Alter des Übernehmers spielt eine Rolle: Denn mit Ende 20, Anfang 30 ist die Motivation am größten, den Familienbetrieb zu übernehmen. Nicht selten ist es aber so, dass der Übergabezeitpunkt zu spät angesetzt wird und die Kinder ihre Existenz daher außerhalb des Hotels aufbauen. Wie sollte man also bei einer Übergabe vorgehen? Am allerwichtigsten ist die Kommunikation in der Familie. Alle Familienmitglieder sollten über die Nachfolge miteinander reden und das mehrmals und laufend. Alle Familienmitglieder sollen die Gelegenheit haben, offen zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Das ist nicht immer selbstverständlich. Wichtig ist, dass Fragen geklärt werden, wie zum Beispiel: Was möchte die Übergebergeneration? Will überhaupt eines der Kinder das Hotel übernehmen? Ist der Nachfolger qualifiziert genug? Welche Vorstellungen und Ansprüche haben die Geschwister? Wie soll es mit dem Hotel weitergehen? Wie steht das Hotel finanziell da? Wie stark will die Übergebergeneration nach der Übergabe im Hotel noch tätig sein? Dies sind nur einige Fragen, die am besten bereits sehr früh innerhalb der Familie zu stellen und zu beantworten sind. Denn je früher diese Fragen angegangen werden, umso größer ist der Handlungsspielraum. Warum hapert es so oft an der Kommunikation? Ein Punkt ist sicherlich das fordernde Tagesgeschäft. Dieses lässt häufig wenig Raum für solche Gespräche.
Dann bedeutet eine Übergabe aber auch ein Loslassen, ein Loslassen von Geld und Macht. Es geht um Anerkennung und Respekt. Und nicht zuletzt um den Gedanken an das eigene Vergehen. Denn wer über die Übergabe des Betriebs spricht, ist unmittelbar mit einer unliebsamen Frage konfrontiert: Was passiert, wenn ich einmal nicht mehr da bin? Das ist natürlich alles andere als einfach. Wie kann ein Übergeber seinen Nachfolger im Betrieb etablieren? Viele Unternehmerkinder kommen nicht selten „zufällig“ in den elterlichen Betrieb und erledigen dann tagesaktuelle Aufgaben oder solche, die sie gerne machen. Für die Übergabe und alle Beteiligten wäre hingegen ein Eintritts- und Entwicklungsplan bis hin zum Übergabezeitpunkt und darüber hinaus hilfreich. Ergänzend dazu ist auch ein Austrittsplan für die Übergebergeneration förderlich. Wenn diese Pläne dann auch noch unter anderem gegenüber den langjährigen Mitarbeitern, den Lieferanten und der Bank kommuniziert werden, lösen sie eine starke Motivation beim Übernehmer und eine hohe Verpflichtung beim Übergeber aus. Welche Probleme treten bei der Übergabe am häufigsten auf? Es kann schon vorkommen, dass der Übergeber seine Familie nicht einbindet, sondern die Übergabe auf eigene Faust regelt. Also ohne zu klären, ob der „Kronprinz“ überhaupt in den Betrieb einsteigen will und unter welchen Bedingungen die Übernahme wann erfolgen soll. Daher ist der „Prozess“ der Willensbildung und Willensabstimmung so wichtig. Dieser dauert oft mehrere Jahre und ist nicht immer konfliktfrei und mit vielen Emotionen verbunden. Wenn die Familie aber einmal weiß, was sie will und was möglich ist, ist alles andere relativ einfach. Die „Technik“ – Strategie, Steuern, Betriebsanlagengenehmigung, Pensionsregelung und so weiter – ist verhältnismäßig schnell erledigt.
10 NACHFOLGE
© franz oss
saison
„Auch das Alter des Übernehmers spielt eine Rolle: Denn mit Ende 20, Anfang 30 ist die Motivation am größten, den Familienbetrieb zu übernehmen.“
Welche Arten der Übergabe gibt es denn? Die meisten hoteliers wollen ihr hotel an die eigenen Kinder übergeben. Dieser Wunsch geht bei circa jeder zweiten Übergabe in erfüllung. Wenn eine Übergabe innerhalb der familie nicht stattfinden kann, werden hotels häufig verpachtet. ein Verkauf ist eher selten, da ein Käufer nicht einfach zu finden ist. Die Pachtlösung ist daher oft auch eine Übergangslösung, bis das hotel verkauft wird oder ein angehöriger doch noch die nachfolge antritt. eine weitere möglichkeit ist, einen hoteldirektor/Geschäftsführer anzustellen. ein Geschäftsführer oder Pächter löst die nachfolge aber nur zum teil. er kann jedoch eine lösung sein für Konstellationen, in denen die nachkommen das hotel übernehmen, im hotel operativ aber selbst nicht tätig sind, weil sie zum Beispiel einen anderen Beruf ergriffen haben.
selbstverständlich, dass die Kinder das elterliche hotel übernehmen. Daher gehört zu einem gelungenen Übergabeprozess auch, dass das hotel und die familie fit für die nächste Generation gemacht werden.
Woran liegt es, wenn keine familieninternen Nachfolger zu finden sind? zum teil sind keine Kinder vorhanden. ferner eröffnen andere interessen und ausbildungswege neue möglichkeiten und Chancen für die nächste Generation. Kommt zu den anforderungen, die der Beruf des hoteliers an den nachfolger und seine familie stellt, noch ein haufen schulden hinzu, kann die Bereitschaft, das hotel zu übernehmen, sinken. mit anderen Worten: Wenn nach notwendigen investitionen, den bestehenden schulden, zahlungen an eltern und Geschwister und den Übergabekosten wenig spielraum für ein angemessenes Gehalt bleibt, erscheinen lange arbeitstage, wenig freie Wochenenden etc. wenig attraktiv. häufig werden auch noch familiäre auseinandersetzungen im Betrieb ausgetragen, was ein zusammenleben unter einem Dach erschwert, wenn nicht sogar verunmöglicht. es ist nicht mehr
Vielen Dank für das Gespräch.
Woran können Übergaben Ihrer Erfahrung nach sonst noch scheitern? abgesehen von der finanziellen Belastung scheitert es oft auch an der Übergebergeneration: Das loslassen fällt schwer. ob eine Übergabe geglückt ist, zeigt sich ohnedies erst Jahre nach der Übergabe. Wie entwickelt sich das hotel wirtschaftlich? ist es den senioren gelungen, ihre freie zeit mit aktivitäten zu füllen, die außerhalb des hotels sind, oder mischen sie sich noch in die hotelführung ein? eine gute Vorbereitung der Übergabe umfasst daher auch die Phase nach dem formalen Übergabezeitpunkt.
ZUR PERSON Clemens Westreicher stammt aus einer serfauser hoteliersfamilie, studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und leitete selbst mehrere Jahre das elterliche hotel bis zur erfolgreichen nachfolgeregelung innerhalb der familie. nach mehrjähriger Beratungstätigkeit in Österreich und der schweiz leitete herr Westreicher die Vamed Vitality World. 2010 gründete er die WestreiCher ConsUltinG und begleitet familiengeführte ferienhotels im alpenraum zu fragestellungen in der strategischen Unternehmensentwicklung und in der nachfolge.
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Anleitung zur Betriebsübergabe Vor der Übergabe eines Betriebes gibt es vieles zu beachten und einiges zu klären. Ein Leitfaden.
offenes Gespräch mit der familie über Betriebsnachfolge
ein Kind ist bereit, die nachfolge anzutreten
mehrere Kinder übernehmen die nachfolge
ansprüche der Geschwister abklären, Pensionsansprüche abklären
stellen weitere Geschwister ansprüche? Pensionsansprüche des Übergebers klären arbeitsaufteilung und Verantwortlichkeiten detailliert und verbindlich klären
aufgaben des Übergebers klären
Kein Kind übernimmt die nachfolge
zu keinem zeitpunkt
Übergeber will weiterhin mitreden im Betrieb
Übergeber scheidet ganz aus
hoteldirektor/Geschäftsführer anstellen, später verkaufen
eventuell später
hoteldirektor/Geschäftsführer anstellen oder Pächter suchen
Käufer suchen
legt alle aufgaben nieder
Will beratend tätig sein
es wird kein Käufer gefunden: Pächter suchen
Wie will der Übergeber seine Pension gestalten? Wo will er wohnen?
Genaue regelung: Wie viel mitspracherecht hat der Übergeber? Welche Bereiche sind tabu? Welche Konsequenzen gibt es, wenn sich der Übergeber nicht an die abmachung hält?
Weder Pächter, noch Käufer: liquidation des Betriebs (Worst Case!)
zeitpunkt der Übergabe festlegen
Gute startbedingungen schaffen (investitionsbedarf feststellen, fremdkapitalanteil verringern, steuerkosten ansparen etc.)
12 NACHFOLGE saison
Familienbande Die Zügel abzugeben ist für die Gründer nicht immer einfach. Indessen warten die Jungen mit ihren Ideen in den Startlöchern. Drei Familien erzählen von den Vorteilen eines gewachsenen Betriebes und wie sie den Generationenwechsel geschafft haben. Von Jane Kathrein
D
as fehlende Testament brachte die Welt ins Wanken. „Wenn wir nicht so gut miteinander sprechen hätten können, dann gäbe es das Klosterbräu heute nicht mehr“, ist Alois Seyrling überzeugt. Zwei Betriebsübergaben in drei Jahren hat das Hotel im Zentrum von Seefeld überstanden. 2001 starb Großvater Alois. Er hatte die Nachfolge noch rechtzeitig unter seinen vier Kindern geregelt. Der älteste Sohn übernahm den Betrieb, die anderen Kinder wurden ausbezahlt. Zwei Jahre später starb Vater Sigmund. Der Tod kam so plötzlich, dass sich weder Gattin Cristina noch die drei Kinder Alois, Linda und Laura Gedanken machen konnten, wer das Hotel, das seit 200 Jahren im Familienbesitz ist, übernehmen sollte. „Obwohl wir uns einig waren in der Vorgehensweise und der Aufteilung, dauerte es dreieinhalb Jahre, bis alles verbüchert war“, spricht Alois Seyrling über den langwierigen Prozess. Drei Jahre stand das Hotel still. Es gab keine Investitionen, es wurden keine Pläne geschmiedet. Eine Patt-Situation, so würde man das im Schachspiel bezeichnen. „Wertvolle Zeit ist verstrichen, in der wir Stammkunden und Stammpersonal verloren haben.“ Auch die Qualität im Haus litt darunter. Mit den Folgen kämpft die Familie bis heute,
erzählt der Hotelier ganz offen: „Schon die kleinste Notiz meines Vaters, in der er seine Pläne beschreibt, hätte den Prozess erleichtert.“ Eine Verkettung besonders unglücklicher Umstände könnte man es nennen, dass im selben Zeitraum wie Sigmund Seyrling auch der Steuerberater, der die Familie durch die Jahrzehnte begleitet hatte, verstorben ist.
Generationenwechsel.
Hört man sich in der Branche um, steht hinter der Nachfolge in vielen Familienbetrieben ein Fragezeichen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Entweder wollen sich die Nachfahren noch nicht festlegen, ob sie in die Fußstapfen der Eltern treten, oder die Gründer schaffen es nicht, die Zügel aus der Hand zu geben. Die Übergabe sei der schwierigste Punkt in einem Unternehmen, weiß Alois Seyrling, der seit vorigem Jahr auch Obmann des Tourismusverbandes Seefeld ist. In der Region Seefeld wurden in den vergangenen Jahren gleich mehrere Betriebe übergeben. Viele Fehler können dabei gemacht werden. Fehler, für die dann die nachfolgenden Generationen bezahlen. Im schlimmsten Fall geht das Unternehmen kaputt. Das wollte Familie Seyrling unter allen Umständen verhindern. Also brach Alois die Ausbildung in der Schweiz ab, um seiner Mutter in Seefeld
beizustehen. Ein Jahr später, nachdem sich der Betrieb etwas stabilisiert hatte, holte er den Abschluss nach. Die ersten Jahre nach dem Tod von Sigmund Seyrling bezeichnet er als Übergangsphase, in der die Familie enger zusammenrückte. 2007 war die Übergabe dann auch offiziell abgeschlossen. Inzwischen arbeiten acht Familienmitglieder im Haus, neben Alois, Laura und Linda sind auch die Lebenspartner und der Schwiegervater hineingewachsen. Das Bindeglied in der Familie ist Mutter Cristina, die italienisches Flair in die Hallen bringt. Großmutter Maria Seyrling lebt zwar im Haus, arbeitet aber nicht mehr mit. Wenn ihr etwas auffällt im Betrieb, schreibt sie eine Mail, das könne dann auch mal um zwei Uhr morgens sein, erzählt Alois Seyrling.
Vom richtigen Zeitpunkt. In einer ähnlichen Situation nahm Karin Duftner am Böglerhof im Alpbachtal die Dinge frühzeitig in die Hand. Als ihr Mann Hans durch einen schweren Autounfall gelähmt wurde, war sie plötzlich alleine mit einem gut gehenden Hotel und drei Kindern. Sohn Johannes hatte sich schon als Jugendlicher für eine Lehre im Tourismus entschieden. Die beiden Mädchen gingen andere Wege. 22 Jahre alt war Johannes Duftner und wusste damals noch nicht so recht, was
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hotel & sPa KlosterBrÄU (seefelD) *****
Ein Teil der Familie Seyrling. Alois mit Gattin Agnes Seyrling sowie Schwester Laura Seyrling und Wolfgang Riess (v. l.)
er wollte. also ging er auf Wanderjahre und sammelte erfahrungen in den Usa und in italien. zurück in alpbach sprang er ins kalte Wasser. „Wir hatten damals eine Diskothek, meine mutter war eine smarte frau und sagte: Johannes, mach was daraus. ich durfte meine eigenen fehler machen, musste dafür aber auch aus der eigenen tasche bezahlen“, erinnert sich der heutige Chef des Böglerhofs an die harte schule. Jetzt bringe ihn dafür so schnell nichts mehr aus der ruhe. „Von Kollegen höre ich, das größte Problem ist, dass es eltern gibt, die ihre Kinder nicht ins Unternehmen einbinden. entscheidend ist: Je früher das geschieht, umso besser.“ nur so bekommt die nachrückende Generation das Gefühl, dass das, woran sie mitarbeitet, auch ein stück weit ihr gehört. „Wenn ich finanziell eingebunden werde, fühle ich mich nicht als billiger
© GerharD BerGer
alois und agnes seyrling und schwiegervater Decsö ferenczi (Personalmanagement, Betriebsführung), linda (Gästeplatzierung, Frühstücksplanung, Gästeprogramm) und Philipp (ITBeauftragter), laura (Housekeeping, Wellness) und Wolfgang (technischer Leiter), Christina seyrling (Ambiente), oma maria (wohnt noch im Haus)
arbeiter.“ 1994 überschrieb Karin Duftner 50 Prozent des Unternehmens auf ihren sohn, mit der option, die zweite hälfte als schenkung nach ihrem ableben ebenfalls zu erhalten. Die beiden schwestern musste er finanziell entschädigen. Daran knabberte der Böglerhof noch lange. 2001 heiratete Johannes Duftner und seine mutter zog sich aus dem operativen Bereich zurück. ihre energien lässt die 72-Jährige seitdem in die landwirtschaft, ein weiterer teil des Böglerhofs, fließen. „Jeder muss seinen Weg gehen“, spricht sich Johannes Duftner für eine klare linie aus. michaela, seine frau, ist in einer familienpension großgeworden und stärkt ihm den rücken. Dass die mama hin und wieder tipps gibt, sei für ihn wertvoll, denn einer allein könne nicht alles im auge behalten und drohe mit den Jahren blind zu werden für die sorgen und nöte im Betrieb.
Begleitung. im kommenden Jahr wird Johannes Duftner die zweite hälfte des Böglerhofs auf seine frau und die töchter Julia und alexandra überschreiben lassen. Die beiden besuchen die tourismusschule in zell. er möchte den Kindern heute schon das Gefühl vermitteln, dass sie eingebunden sind in das Unternehmen. emotional und finanziell. Und deshalb sitzen die mädchen auch mit am tisch, wenn die Bilanzen besprochen werden. Je mehr einblick sie in den Betrieb haben, desto besser. „Bei einer Übergabe muss das ertragsund schuldenverhältnis so sein, dass du dich darüber hinaus siehst, den Betrieb weiterzuführen“, das ist Johannes Duftner wichtig. er hat schulden mit übernommen, jedoch kein finanzielles Chaos. schmerzhaft sei es gewesen, die Geschwister auszuzahlen, diejenigen die am meisten bei Betriebsübergaben verdienen würden, seien die anwälte.
„Die Übergabe ist der schwierigste Punkt in einem Unternehmen. Es können viele Fehler gemacht werden, für die die nachfolgenden Generationen bezahlen. Im schlimmsten Fall geht das Unternehmen kaputt.“ alois seYrlinG, hotel KlosterBrÄU (seefelD)
Zwei Generationen. Theresa, Siegfried, Theresa und Stefan Egger vom Hotel Theresa in Zell am Ziller (v. l.)
14 NACHFOLGE saison
„Ich vergleiche das gerne mit einem Winzer. Die Eltern wissen, was bei einer Krankheit im Weinberg zu tun ist, während die Jungen Inputs aus der ganzen Welt einbringen.“ theresa BUrKia-eGGer, hotel theresa (zell am ziller)
theresa (gute Seele des Hauses) und siegfried egger (Buchhaltung, Lagerist, Controlling, Hausmeister, Schank), stefan (kulinarische Seele des Hauses, Technik) und Christa (Rezeption), enkeltöchter stefanie und Christa (arbeiten bereits mit im Betrieb, Ausbildung), theresa egger-Burkia (alle Bereiche, die mit den Gästen zu haben), alban egger (in der Filmbranche)
in vielen familien ist die Übergabe ein heikles thema. ein anwalt oder Unternehmensberater kann mit seiner erfahrung und seinem Wissen Konflikte auflösen. „man hält vielleicht an alten strukturen fest, die heute nicht mehr passen“, sieht alois seyrling einen weiteren Vorteil einer Begleitung von außen.
Familienbande. „natürlich
kracht es auch in einer familie, so wie es in einer ehe und in jeder freundschaft reibereien gibt, aber das kann man sich ausreden. man kann sich vertrauen“, streicht theresa Burkia-egger die stärke, die ein familienbetrieb im Vergleich zu einem Konzern hat, hervor. Wer sich einem fremden abteilungsleiter gegenüber sieht, weiß meistens nicht, worauf er sich einlässt. Wird man betrogen, belogen, hinterrücks beschimpft oder kündigt er gar nach einem monat, obwohl man viel Geld in seine Weiterbildung investiert hat? Ängste, die familien enger zusammenrücken lassen. im hotel theresa in zell am ziller werken drei Generationen. Die Übergabe vollzieht sich schritt für schritt. familie egger feiert heuer zwei Jubiläen. stefan egger wird 50. Vor 50 Jahren wurde das hotel eröffnet. 16 zimmer. startkapital: 500 schilling. so war das damals. Das Geld hatten die Gäste bei der hochzeit
© GerharD BerGer
hotel theresa (zell a. ziller) ****sUPerior
„gewiesen“, ein alter Brauch im zillertal. Die mutter war in einer kleinen ferienpension aufgewachsen. Der Vater war mechaniker und wechselte bald vollständig in den Betrieb, der immer besser lief. Das „theresa“ hatte das erste hallenbad im tiroler Unterland und das erste nachtlokal mit live-musik. „Da wir keine Bauern sind, mussten wir uns jeden Quadratmeter Boden hart erkämpfen“, erzählt theresa Burkia-egger. Viel herzblut steckt in dem hotel. in jedem läufer, der holztäfelung, im arrangement der Blumen. theresa egger sei die Gouvernante des hauses, erklärt sohn stefan. mit ihrer schwiegertochter Christa betreut sie die rezeption. erst vor Kurzem war der thailändische Kronprinz zu Gast. Das hotel theresa war schon früh eines der angesehensten häuser weltweit. Gekrönte häupter fühlen sich hier ebenso wohl wie tiroler. auf den lorbeeren ausruhen kann sich familie egger jedoch nicht. „es war früher ein Kampf und ist es bis heute geblieben“, stellt theresa egger fest. „Die anforderungen wachsen, alles verändert sich so schnell. es ist schwierig zu entscheiden, wo man investiert, wenn man nicht weiß, ob es morgen noch angenommen wird.“ Die Jungen treten kein leichtes erbe an. Wirtschaftskrisen, finanzkrisen und politische Unruhen weltweit machen es heute
schwieriger, Pläne zu schmieden, erklärt stefan egger, der nebenbei ein Betriebswirtschaftsstudium begonnen hat. Das Bauchgefühl könne keine noch so gute ausbildung ersetzen. Was der jungen Generation fehlt, machen die Gründer also durch ihre erfahrung wett. Die Jungen wiederum kehren mit neuen ideen und offenheit von ihren Praktika in der Welt zurück. in zell stützt sich familie egger auf ein netz von freunden. Über fragen und nöte tauschen sie sich auch mit den Partnern im netz der „Best Wellness hotels austria“ aus. „Die antworten, die wir uns geben, sind ehrlich. natürlich sind wir Konkurrenten, aber wir ziehen an einem strang, um das niveau in tirol zu halten“, erklärt theresa Burkia-egger.
Alltag.
Wie funktioniert das, wenn drei Generationen unter einem Dach leben und arbeiten? Wenn das tägliche mittagessen zur Betriebsversammlung wird und der nachmittagskaffee zur Backup-runde, bleibt da noch zeit für familie? „ich kenne keinen anspruchsvolleren Job“, sagt alois seyrling. Dass man das, was man macht, mit ganzem herzen tun muss, darin sind sich alle einig. Wer sich für den Weg entscheidet, ordnet alles unter. sieben tage die Woche. Bis zu 14 stunden am tag, je nach aufgabenbereich auch in der nacht.
15 NACHFOLGE saison
„Professionelle Hilfe kostet ein Vermögen aber eine Rechtsberatung ist das Um und Auf. Wir saßen viele Stunden beisammen, aber die Profis wissen, wie man die Übergabe regelt.“ Johannes DUftner, BÖGlerhof (alPBaCh)
romantiKhotel BÖGlerhof (alPBaCh) ****sUPerior
Familienbetrieb Böglerhof. „Wenn ich keine Partnerin gefunden hätte, die mich dabei unterstützt, dann hätte ich das Hotel vermutlich nicht weiter geführt“ , sagt Johannes Duftner.
© GerharD BerGer
Karin Duftner (nicht mehr im operativen Bereich tätig; betreut die Landwirtschaft), Johannes und michaela Duftner, Julia und alexander (beide noch in der Ausbildung, sammeln bereits Erfahrung im Betrieb)
Ganze freie tage gehen sich für die familie seyrling nicht aus. fixe freie halbe tage schon und die sind wichtig für die Pflege der Beziehung zum Partner, der auch im familienbetrieb mitarbeitet. einmal pro Woche triff t sich die familie zu einem 2-stunden-meeting, bei dem die wichtigsten themen besprochen werden. aktion und spaß stehen hingegen dann am Programm, wenn familie seyrling nach der saison zusammen auf Urlaub fährt. nach miami, nach Barcelona, nach ibiza. „Wenn ich keine Partnerin gefunden hätte, die mich dabei unterstützt, dann hätte ich das hotel vermutlich nicht weiter geführt“, stellt auch Johannes Duftner vom Böglerhof fest. auch er sieht viele Vorteile in einem familienbetrieb. Probleme eines Gastes können in kleinen Betrieben schneller gelöst werden als in einem Konzern, in dem mitarbeitersitzungen einberufen werden müssen und oft mehrere Geschäftsführer entscheiden. auch wenn er die Weichen früh genug gestellt hat, liegt die entscheidung beim nachwuchs, diese tradition will Johannes Duftner fortführen. schon klar ist für ihn heute: er kann sich nicht vorstellen, alleine im Böglerhof weiterzumachen. interessenten für das Kongresshotel gäbe es einige. sie kommen aus russland oder israel und sind immer auf der suche nach einem sicheren hafen.
Darüber aber will Johannes Duftner heute nicht nachdenken. seine hoffnungen ruhen auf seinen Kindern. erzwingen lässt sich jedoch nichts. ×
11 PUNKTE, DIE AUS SICHT VON FAMILIENBETRIEBEN FÜR EINE ÜBERGABE WICHTIG SIND • Vertrauen • Vorbildfunktion der eltern • frühe einbindung der Jungen • offenheit im Umgang mit Betriebswünschen der Jungen • entscheidungen treffen, ob man als eltern für eine Übergabe bereit ist • zügel loslassen • rechtzeitige Planung • einen erfolgreichen Betrieb übergeben • Kommunikation und zusammenhalt • Wahlfreiheit bei mehreren nachfolgern • Professionelle hilfe bei der Vorbereitung der Übergabe einholen
16 NACHFOLGE saison
Stellungswechsel Wer sich im Tourismusverband engagiert, ist nicht mehr nur für das eigene Unternehmen zuständig, sondern muss das große Ganze im Blick haben. Finden sich genügend Jungunternehmer, die sich den Blick über den Tellerrand antun wollen? von florIan Gasser
Nachtskifahren in Fiss. Um als Region erfolgreich zu sein, müssen alle eingebunden sein, sagt Franz Tschiderer, Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis: TVB,Bergbahnen, Hotels, Gemeinden – und auch die junge Generation.
E
s gibt einen alten, oft bemühten leitspruch, wenn es um nachfolgeregelungen geht: „Die erste Generation baut auf, die zweite Generation erhält und die dritte Generation verschleudert, verspielt und versäuft.“ auch in tourismusregionen ist der satz oft zu hören. in mariazell etwa, dem ort, der früher einmal den k.u.k hochadel anzog und der heute fast nur noch von Wallfahrtsbesuchern lebt und an landflucht leidet, erzählt man sich das gerne – und deutet dabei auf die ehemaligen Vorzeigehotels. Doch tourismus ist bekanntlich mehr als ein einzelner Betrieb. Der erfolg einer region hängt an vielen Unternehmen und unterschiedlichen menschen. Wer im tourismusverband aktiv ist, muss über den tellerrand der eigenen firma hinausdenken und das große Ganze im Blick haben. tVBs prägen nicht nur den tourismus in ihrem Gebiet, sondern die Gesamtentwicklung. Viele obleute stehen ihren Verbänden jahrzehntelang vor und drücken der region so ihren stempel auf. Doch irgendwann ist es zeit für einen nachfolger. lassen sich heute überhaupt noch genug Junge finden, die frühzeitig in die arbeit eingebunden werden können sowie bereit dafür sind, in größeren Dimensionen zu denken und vielleicht nicht nur zuallererst an das eigene Wohl?
Nur vordergründig uneigennützig. ein engagement im tourismusverband sei nur vordergründig uneigennützig, sagt franz tschiderer, obmann des tVB serfaus-fiss-ladis. „Genau genommen ist es durchaus im eigeninteresse eines touristikers, sich für die
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„Genau genommen ist es durchaus im Eigeninteresse eines Touristikers, sich für die gesamte Destination einzusetzen, denn wenn sich die richtigen Leute engagieren, dann profitieren alle.“ franz tsChiDerer, oBmann Des tVB serfaUs-fiss-laDis
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18 NACHFOLGE saison
Nachwuchspflege.
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Gerade für die junge Generation ist es oft nicht einfach, im Verband mitzureden. manchmal sind sie noch gar nicht stimmberechtigt – weder aktiv noch passiv – da die eltern noch in amt und Würden sind. Dazu kommt, dass die Verbände seit den fusionen oft sehr groß geworden sind. „interessierte junge leute findet man so oft gar nicht“, sagt Parth. Und viele wollen sich die arbeit
Ohne Fleiß, kein Preis. Ischgls Top-of-the-Mountain-Konzertreihe ist längst ein Eventklassiker. Doch der Erfolg kommt nicht von selbst. Alfons Parth, Obmann des TVB Ischgl-Paznaun, hat die Erfahrung gemacht, dass sich die Jungen die Arbeit oft nicht mehr antun wollen.
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gesamte Destination einzusetzen, denn wenn sich die richtigen leute engagieren, dann profitieren alle.“ eines der erfolgsgeheimnisse der region sei es, dass alle maßgeblichen Protagonisten in die entscheidungen eingebunden sind, sagt tschiderer, nicht nur der tVB, sondern auch Bergbahnen, hotels und Gemeinden. „Dazu gehört auch, dass die nächste Generation jeweils die Geschicke mitbestimmt und frühzeitig an Bord geholt wird. Das ist ein ständiges Bemühen. es gibt junge leute, die schon zuhause im Unternehmen Verantwortung tragen und bereit sind, das Gesamte zu integrieren und mitzunehmen.“ Derzeit funktioniere das in serfaus-fiss-ladis gut, man habe Glück und finde immer wieder junge leute, die unternehmerisch denken und sich für die Destination einsetzen. „Wenn das einmal nicht mehr geht, haben wir ein Problem“, sagt tschiderer. andere haben weniger Glück, mancherorts zeigen sich touristiker bereits ratlos. Was den nachwuchs betreffe, „gibt es ein Problem“, sagte Bert Jandl, der Pionier des Ökotourismus aus dem Burgenland, vergangenes Jahr in einem interview mit dem „Wirtschaftsblatt“. „Wir müssen den Beruf des touristikers wieder sexy und attraktiv machen.“ „Kronprinzen aufbauen, das funktioniert nicht“, sagt einer, der seine tourismusregion geprägt hat wie kein anderer: alfons Parth, seit 25 Jahren obmann des tourismusverbandes ischgl. „obmänner werden gewählt und da kommen die Kandidaten, die gut wären, oft gar nicht zum zug.“
auch nicht mehr antun, meint er. „Das ist ein Job, der sehr viel in anspruch nimmt. Wir sprechen in unserem fall von einem Verband mit über fünfzig mitarbeitern, da braucht es sehr viel einsatz. man muss den eigenen Betrieb oft links liegen lassen, weil man in das tägliche Geschäft des tVB so stark eingebunden ist.“ immer wieder habe er sich um den nachwuchs bemüht, erzählt Parth und auch junge leute in den Vorstand geholt. „aber das funktioniert nicht immer so, wie man sich das vorstellt, weil sie sehen, dass es auch um arbeit geht, um Knochenarbeit und nicht nur darum, einfach ein wenig mitreden zu können.“ Die Präferenzen hätten sich geändert. „Wer heute in einem Betrieb tätig ist, der muss sich dem zu hundert Prozent widmen, die anforderungen werden immer höher.“ Dazu komme, dass gerade der tVB kein homogener Verband sei: „ischgl und Galtür, das ist wie tag und nacht.“
Austausch mit allen. im herbst stehen neuwahlen in ischgl an, alfons Parth wird „unter normalumständen“ nicht mehr
antreten. „mir hat die arbeit gefallen“, sagt er heute. „ich war ein junger mensch und wollte etwas verändern, einiges davon ist auch gelungen.“ eine richtige berufliche Karriere sei es aber nicht gewesen, da gebe es bessere laufbahnen, meint er und lacht. „es ist kein sehr dankbarer Job, das sollte man von vornherein wissen. Wenn es gut läuft, dann ist jeder einzelne dafür verantwortlich, wenn es aber mal schlecht läuft, dann ist der tVB schuld.“ Der austausch mit allen, nicht nur mit den Jungen, sei unverzichtbar, sagt franz tschiderer. Das funktioniere aber nicht von selbst, „da muss man ständig dahinter sein. Wichtig ist, dass man die Jüngeren auch dafür sensibilisiert, dass sie an das Ganze denken, an die ganze Destination und nicht nur an das eigene Unternehmen, das gelingt bei uns besser als bei anderen, das ist auch eines der erfolgsgeheimnisse.“ allerdings: Der austausch und ideen zur innovation seien zwar wichtig, aber erst der anfang. Das umzusetzen und zu verwirklichen, „das ist die wahre herausforderung“. ×
„Es ist kein sehr dankbarer Job, das sollte man von vornherein wissen. Wenn es gut läuft, dann ist jeder einzelne dafür verantwortlich, wenn es aber mal schlecht läuft, dann ist der TVB schuld.“ alfons Parth, oBmann Des tVB isChGl
WerBUnG
Gemeinsam statt einsam Der Spezialist für Flughafentransfer, das Tiroler Unternehmen Four Seasons Travel, wächst auch nach 30 Jahren weiter: Geschäftsführer Oliver Dold im Gespräch
Herr Dold, Ihre Eltern und Sie waren mit Four Seasons Travel einer der ersten Anbieter eines Flughafentransfers zu den umliegenden Flughäfen. Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen Jahren entwickelt? Oliver Dold: Wir profitieren zum einen von der stagnierenden Wirtschaftslage, durch die wir vor allem Geschäftskunden dazu gewonnen haben. Viele Firmen achten verstärkt auf die Kosten und senden ihre Mitarbeiter mit unseren Shuttlebussen zu den Flughäfen Salzburg und München. In unserer Economy Class zahlen sie dann in etwa nur ein Zehntel des Fahrpreises im Vergleich zu einem normalen Taxi. Zum anderen tragen unsere Bemühungen mit touristischen Partnern wie der Tirol Werbung oder großen Airlines zu einer erfreulichen Steigerung der Passagierzahlen bei. Heuer peilen wir 130.000 Fahrgäste an. Sie betonen den Weg der Kooperation, warum? Dold: Wir sehen uns als wichtigen Teil der touristischen Dienstleistungskette Tirols. Über allem steht das Serviceerlebnis für die einheimischen und ausländischen Gäste – das
fängt schon in der Informationsphase zur Auswahl des Urlaubszieles im Web oder auf den großen Urlaubsmessen an und setzt sich natürlich beim einfachen Buchungsvorgang des gewünschten Urlaubspaketes fort. Je kompakter die einzelnen Dienstleister gemeinsam auftreten und zusammenarbeiten, desto angenehmer für den Kunden. Wir bieten unseren Partnern in der Hotellerie, in den Tourismusverbänden und natürlich in den Reisebüros neben einem direkten Zugang zu unserem Buchungsbereich auch diverse Möglichkeiten zur Vernetzung an. Die permanente Verbesserung unseres Servicedesigns führte zu unserer neue Transferklasse EconomyPlus, die dem Kunden eine maximale Wartezeit von 25 Minuten und höchstens zwei Stopps auf der Transferstrecke garantiert. Kooperationen eröffnen auch neue Geschäftsfelder. So führen wir gemeinsam mit den Pitztaler Gletscherbahnen ab dieser Sommersaison einen Tagesausflug zu Österreichs höchstgelegenem Café auf der Wildspitze in einem kostengünstigen Pauschalpaket durch.
Wohin soll sich Four Seasons Travel entwickeln? Dold: Unser Kernmarkt ist und bleibt der Flughafentransfer. Hier werden wir weiterhin im Sinne unserer Kunden agieren, um eine qualitätsvolle Dienstleistung zu einem fairen Preis durchführen zu können.
Vielen Dank für das Gespräch.
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20 NACHFOLGE SAISON
© FRANZ OSS
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Das Außerferner Urgestein Hermann Oberreiter ist der längstdienende TVB-Obmann Tirols. Seit 34 Jahren führt er die Geschicke in der Zugspitzarena. Im Oktober übergibt der 75-Jährige seine Agenden an einen Nachfolger. D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E S Y LV I A A I N E T T E R
AISON: Herr Oberreiter, wie kommt es, dass Sie seit so langer Zeit Obmann beim TVB Zugspitzarena sind? HERMANN OBERREITER: Das war eine sehr bewegte Sache. Ich bin 1972 in den Vorstand gewählt worden und 1980 Obmann wurde. 1998 wollte ich aufhören, da war ich 60. Es gab damals aber zu wenig Kandidaten und so wurde ich in den Aufsichtsrat gewählt. Mein Nachfolger als Obmann war der Aufgabe nicht gewachsen. Die Kooperation mit Berwang und Lermoos ging den Bach hinunter. So gab es nach vier Jahren vorgezogene Neuwahlen. Ich wurde dann gebeten, wieder Obmann zu werden. Ich hatte ja viel Erfahrung. Meine Bedingung damals war, dass Franz Dengg von der Tiroler Zugspitzbahn in den Vorstand geht. So war es dann: Ich wurde wieder Obmann, er mein Stellvertreter. Wie ging es dann weiter? Wir haben recht rasch einen Verbund mit Lermoos und Berwang zusammengebracht und die Einzelwerbemaßnahmen abgeschaff t. Der damalige Landeshauptmann van Staa hat 2003/2004 angefangen, die Tourismusverbände radikal zu fusionieren. Von 254 Verbänden blieben am Ende nur noch etwa 80 übrig. Ich habe damals die für 2005 geplante Fusionierung unserer Verbände bereits mit 1. Jänner 2004 durchgesetzt – die Belohnung war ein schöner Zuschuss vom Land Tirol. Wenn Sie sich zurückerinnern an Ihre Anfänge, wo stand denn der Tourismus damals? Das war schwach damals. Es gab den Verbund noch nicht, Ehrwald
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„Gerade der Außerferner neigt zu einem Kantönli-Geist-Denken. Es war nicht so einfach, alle dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. Aber wir haben große Dinge weitergebracht und auch gemeinsam viel Geld investiert.“
stand allein da. Das Budget war winzig, schließlich hatten wir nur die Pflichtbeiträge. Dann gab es damals noch die alte Zugspitzbahn und nur alte Lifte, keine Beschneiung, nichts. Als der damalige Landeshauptmann Partl zum Bürgermeister und zu mir kam, um mit uns über den Verkauf der Zugspitzbahn zu reden, habe ich vorgeschlagen, vom Käufer eine Garantie einzuholen. Der Käufer musste sich verpflichten, die Bahn neu aufzubauen. So kam es dann und das war ein Riesenwurf. Hier wurde ordentlich investiert und die ganze Region profitierte davon. Was war in den letzten 30 Jahren die größte Herausforderung? Die Umsetzung des gemeinsamen Gedankens. Gerade der Außerferner neigt zu einem Kantönli-Geist-Denken. Es war nicht so einfach, alle dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. Aber wir haben große Dinge weitergebracht und auch gemeinsam viel Geld investiert. Welche Rolle spielt für die Region die grenzüberschreitende Kooperation? Eine große! Die Kooperation gibt es ja schon seit einiger Zeit. Angefangen hat es 2004. Damals hatte ich die Idee, einen Schneeexpress einzuführen. Wir haben mit der Bahn ausverhandelt, dass alle Gäste und Einheimischen von Weihnachten bis Ostern auf der Strecke Ehrwald–Reutte–Vils gratis fahren dürfen. Darauf waren die Garmischer schon neidisch. Ich hab ihnen dann vorgeschlagen, mitzumachen und die Strecke zu erweitern. Der Schneeexpress fährt jetzt die Strecke Reutte–Ehrwald–Garmisch. So begann die Zusammenarbeit und wir haben angefangen, gemeinsam Marketingaktivitäten
durchzuführen. Zweimal im Jahr bringen wir das Magazin „Grenzenlos“ heraus. Im Moment arbeiten wir an einem gemeinsamen Marktauftritt, das ist eine große Sache. Im Zuge eines Markenbildungsprozesses entwickeln wir eine Dachmarke mit eigenem Corporate Design, gemeinsamem Logo und allem, was dazugehört. Bis Oktober soll das alles umgesetzt werden. Man darf nicht vergessen: Zusammen hat
Geh, bevor du gegangen wirst. Deswegen gehe ich von selbst. Das glauben ja viele immer noch nicht. Aber ich stehe mit der nächsten Wahl nicht mehr zur Verfügung. Was haben Sie denn danach vor? Ich hab noch einige Pläne. Meine Frau und ich bereiten fürs nächste Jahr eine größere Weltreise vor. 100 Tage werden wir unterwegs sein, hauptsächlich mit dem Schiff.
„Es gibt einen Spruch: Geh, bevor du gegangen wirst. Deswegen gehe ich von selbst. Das glauben ja viele immer noch nicht. Aber ich stehe mit der nächsten Wahl nicht mehr zur Verfügung.“
diese Plattform über drei Millionen Nächtigungen. Da spielen wir schon in einer hohen Liga. Welchen Rat würden Sie Ihrem Nachfolger mit auf dem Weg geben? Ich würde ihm raten, den Regionsgedanken weiterzutragen und einen Vorstand zu bilden, der ihm auch von den kleinen Orten Feedback bringt. Das ist wichtig, damit sie auch mitreden können und sich nicht ausgeschlossen fühlen. Derzeit haben wir ein gutes Konstrukt. Ich würde dem neuen Obmann empfehlen, etwas in dieser Art weiterzumachen. Sind Sie nicht auch wehmütig, dass Sie sich nun zurückziehen? Nein. Ich habe das abgeschlossen. Es gibt einen Spruch:
Einen Pensionistenknick werde ich sicher nicht erleben, schließlich bin ich ja auch noch im Hotel tätig. Unter Umständen hätte ich sogar noch Neubaupläne, wenn die Kinder mitmachen. Vielen Dank für das Gespräch.
ZUR PERSON Hermann Oberreiter führt das Hotel Alpenresidence in Ehrwald. 1972 trat er in den Vorstand des Tourismusverband Ehrwald ein, seit 1980 steht er (mit Unterbrechung) als Obmann an der Spitze des TVB Zugspitzarena. Mit der nächsten Wahl im Herbst 2014 wird er diese Funktion niederlegen.
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22 NACHFOLGE SAISON
Status: Nachfolge unklar Nicht immer sind die Voraussetzungen für eine Betriebsnachfolge in der Hotellerie klar. Alternativen zur Übergabe gibt es, sie sind allerdings oft noch mit Schwierigkeiten verbunden. VON ERNST SPRENG
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s fehlt der Nachfolger, die Investition in die Sanierung ist zu hoch, der Standort ist nicht mehr lukrativ. Es gibt verschiedene Gründe, warum die Betriebsnachfolge in Beherbergungsbetrieben nicht funktionieren kann. Der erste Gedanke ist einfach: Verkaufen. Aber gerade dieser Weg ist in der Hotellerie nicht einfach. Viele Unternehmer müssen notgedrungen die Zeit bis zu ihrem 60. Geburtstag
anderen Fällen ist mit einer hohen Besteuerung der Stillen Reserven zu rechnen, die in vielen Fällen nicht leistbar ist.
Problem Stille Reserven. Bei einer Betriebsaufgabe ist gegenüber der Finanz ein Aufgabegewinn zu ermitteln. Dieser entsteht aus der Überführung von Betriebsin Privatvermögen. Die Stillen Reserven, also die Differenz zwischen dem gemeinen Wert des Betriebsvermögens zum
„Die derzeitigen steuerlichen Regelungen erlauben eine steuerfreie Betriebsaufgabe nur in Ausnahmefällen.“ © ÖHV
THOMAS REISENZAHN, ÖHV
„aussitzen“, weil sie es sich weder leisten können zu übergeben noch zu verkaufen oder sich gar zurückzuziehen. „Die derzeitigen steuerlichen Regelungen erlauben eine steuerfreie Betriebsaufgabe nur in Ausnahmefällen, wie Vollendung des 60. Lebensjahres, Erwerbsunfähigkeit oder Tod“, erklärt Thomas Reisenzahn, scheidender Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. In allen
Zeitpunkt der Aufgabe und dem Buchwert, stellen den Aufgabegewinn dar. Besonders hohe Stille Reserven liegen erfahrungsgemäß im Gebäude und im Grundstück – vor allem in touristisch interessanten Regionen mit grundsätzlich hohen Immobilienpreisen. Kurzum: Viele Touristiker können sich das Aufhören und Verkaufen nicht leisten. So bleiben oft unrentable Hotelbetten viel zu lange am Markt.
Es gibt Alternativen. Dabei hätte vor allem der Verkauf bei neuer Nutzung ein hohes Potenzial. „Ich denke da nur an die Möglichkeit, ein Hotel oder eine veraltete Pension als Mitarbeiterhaus für gut laufende Hotels zu verwenden“, erklärt Thomas Reisenzahn. „Hier gibt es sehr erfolgreiche Beispiele, die in Gemeinden eine absolute Win-Win-Situation hergestellt haben.“ Das Mitarbeiterhaus für den Mitbewerber, ein Altenheim, die Nutzung für Jugend-Startwohnungen – das sind bewährte Konzepte für die sinnvolle Adaptierung einer ehemaligen Hotel-Infrastruktur. Denn Hotels und Pensionen sind von ihrem Grundriss nichts anderes als große Häuser mit sehr vielen kleinen Wohneinheiten. So sind sie geplant. Ähnliche Raumstrukturen machen aber auch für andere Nutzungen Sinn und können leicht adaptiert werden. Ein geplantes Beispiel in Tirol ist ein Hotel in Rinn, das derzeit leer steht und in Zukunft Teil eines größeren internationalen Schulprojektes sein soll. Mitarbeiterhaus mit Kräutergarten. Ein erfolgreiches Projekt findet man am kärntnerischen Millstätter See. Neben dem 4-Sterne-Hotel Koller direkt am See wurde eine Frühstückspension seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt und verwahrloste. Die ehemalige Pension wurde gekauft und als Mitarbeiterhaus vollkom-
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„Wir konnten für unsere Mitarbeiter in direkter Nähe neue Mitarbeiterwohnungen schaffen und gleichzeitig etwas für die hoteleigene Infrastruktur tun.“ HUBERT KOLLER, HOTELIER
men saniert. Heute findet man hier für rund 15 Mitarbeiter des Vier-Sterne-Hotels eine moderne Unterkunft, für das Hotel konnten zudem zusätzliche Parkflächen und ein hoteleigener Kräutergarten geschaffen werden. „Für uns war es natürlich der Idealfall“, meint Hotelier Hubert Koller. „Wir konnten für unsere Mitarbeiter in direkter Nähe neue Mitarbeiterwohnungen schaffen und gleichzeitig etwas für die hoteleigene Infrastruktur tun.“ Was trotz vieler Möglichkeiten für neue Nutzungen bleibt, ist die Hürde, dass beim Verkaufen für viele Hoteliers am Ende Schulden übrig bleiben. Deshalb ist eine der Forderungen der österreichischen Hoteliervereinigung, dass die Steuerfreiheit der Stillen Reserven grundsätzlich gelten sollte, solange der Verkäufer seinen Hauptwohnsitz in Österreich weiter beibehält. Dann wäre der Weg offener, aus unrentablen Hotels neue Ideen und Konzepte zu realisieren. ×
© ROCKRESSORT/LAAX
Vorbild. Das Rockresort im Schweizerischen Laax ist seit vielen Jahren Vorbild für das „Buy-to-let-Prinzip“ in der Hotellerie.
Das Buy-to-let-Prinzip Das Problem von Zweitwohnungen und sogenannten „kalten Betten“ ist seit Jahren eine Herausforderung für alpine Tourismusregionen. Das Buy-to-let-Prinzip könnte eine Antwort darauf sein.
I
n manchen Destinationen, in denen es eine große Nachfrage nach Freizeitwohnsitzen gibt, dominieren mittlerweile hohe Grundstückpreise und der Immobilienmarkt bestimmt die touristische Richtung. Eine ÖHV-Untersuchung (2012) hat ergeben, dass in Regionen mit hohen Grundstückspreisen aber nicht immer auch höhere Hotelzimmerpreise erzielt werden. Kitzbühel beispielsweise belegt zwar bei Immobilienpreisen Spitzenplätze, rangiert bei den Preisdurchsetzungsraten der Hotellerie allerdings nur im unteren Drittel. Ein interessantes Phänomen: Am preislichen „Top-Spot“ für Immobilien können Gäste vergleichsweise günstig logieren. Spirale. Eine Konsequenz aus dieser Spirale ist: Bei der Bewertung für Hotelkauf und Errichtung von Hotels wird nicht nach einem wirtschaftlichen Ertragswert agiert, sondern ein unrentabler Verkehrswert steuerlich als „Liebhaberei“ angesetzt. Die Zimmerpreise, die benötigt werden,
um Investitionen zu finanzieren, werden niemals erzielt. In vielen alpinen Regionen liebäugelt man daher statt der klassischen Betriebsübergabe an die nächste Generation mit dem sogenannten „Buy-to-let-Prinzip“. Dabei geht es um Folgendes: Anstatt eines Zweitwohnsitzes erwirbt der Käufer ein Appartement in einem bestehenden Hotel. Zu bestimmten Zeiten nutzt er es selbst, den Rest der Zeit wird das Appartement klassisch im Hotelbetrieb an andere Urlaubsgäste vermietet. Vorbild für dieses Modell ist für viele das Rockresort in Laax, das seit Jahren erfolgreich läuft und 2011 für dieses Konzept auch den „theAlpsAward“ für Innovation im Tourismus erhalten hat. Gerade für oft notwendige Investitionen bei der Übergabe an die nächste Generation kann der teilweise Verkauf im Buyto-let-Prinzip für die nötigen finanziellen Mittel sorgen, die eine Betriebsübergabe interessant machen. ×
© MICHAEL RATHMAYR
Vermittlung. Kommt es bei Betriebsübergaben im Rahmen der Betriebsanlagenüberprüfung zu Härtefällen, versucht die Wirtschaftskammer bei den Behörden zu vermitteln, sagt Harald Ultsch, Obmann der Sparte Tourismus.
Die Hürden für die Jungen abbauen Bis 2018 werden mehr als 30 Prozent der österreichischen Hotelbetriebe an die nächste Generation übergeben. Wirtschaftskammer und Hoteliervereinigung plädieren für bessere rechtliche Rahmenbedingungen und bieten Betroffenen Hilfe an. VON STEFFEN ARORA
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amiliengeführte Betriebe sind das Rückgrat der Tiroler Tourismuswirtschaft. In keiner anderen Branche ist die Familie als Unternehmer derart präsent. Das macht unter anderem die Stärken des heimischen Tourismus aus. So führt die persönliche Beziehung zum Unternehmer zu einem hohen Identifikationsgrad der Mitarbeiter und in weiterer Folge zu hohem Leistungswillen. Zudem werden Entscheidungsabläufe im Familienverbund in der Regel schneller umgesetzt und nicht zuletzt zeichnen sich Familienbetriebe durch Kontinuität aus, was Vertrauen und Sicherheit schaff t. Doch der unvermeidliche innerbetriebliche Generationswechsel kann alle Vorteile vergessen machen und wird zuweilen zur Existenzbedrohung. Experten fordern daher vereinfachte rechtliche Rahmenbedingungen.
Planung ist alles. Die Österreichische Notariatskammer und die Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich haben 2011 eine Studie unter dem Titel „Nachfolge und Betriebsübergabe in der österreichischen Hotellerie” in Auftrag gegeben. Hintergrund ist die absehbare Zunahme von familieninternen Übergaben in den kommenden Jahren.
„Wir haben eine junge Generation, die es gerne machen will und nicht davor zurückscheut, Unternehmer zu werden.“ HARALD ULTSCH, SPARTENOBMANN TOURISMUS IN DER WK TIROL
Denn rund ein Fünftel aller KMU der gewerblichen Wirtschaft sehen sich in den nächsten zehn Jahren mit der Thematik Betriebsübergabe konfrontiert, ein Drittel davon betriff t den Tourismus. Laut einer Hochrechnung der KMU Forschung Austria stehen in Österreich jährlich rund 7.000 Unternehmen zur Übergabe an, davon rund 1.400 in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Derzeit werden, so die Studie, in der österreichischen Hotellerie 63 Prozent aller Betriebe von der zweiten oder dritten Generation geführt. Bis 2018 werden in dieser Branche mehr als 30 Prozent der Betriebe erneut an die nächste Generation übergeben. Obwohl diese Tatsachen bekannt sind, erfolgen immer noch rund 30 Prozent aller Übergaben planlos. Daher warnen Experten, dass ein geordneter Generationswechsel unabdingbar ist, so auch Florian Singer, Vizepräsident der Region West
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„Wichtig ist, früh genug mit der Übergabe zu beginnen, damit meine ich Jahre im Voraus – sowohl auf persönlicher wie auch auf betrieblicher Ebene.“ © ÖHV
FLORIAN SINGER, VIZEPRÄSIDENT REGION WEST ÖHV
der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) sowie Geschäftsführer im familieneigenen Betrieb Singer Sporthotel & Spa. Singer kennt die Thematik aus erster Hand, hat er doch erst 2008 den elterlichen Betrieb in Berwang übernommen: „Wichtig ist, früh genug mit der Übergabe zu beginnen, damit meine ich Jahre im Voraus – sowohl auf persönlicher wie auch auf betrieblicher Ebene.“
Kostenfalle Betriebsanlage. Eine zentrale Forderung der Branche an den Gesetzgeber lautet: Betriebsübergaben in der Familie dürfen nichts kosten. Doch die Realität sieht anders aus. Denn auch eine innerfamiliäre Übergabe zieht unweigerlich eine Betriebsanlagenüberprüfung nach sich. „Für Junge ist das eine Kostenfalle, die schnell in die 100.000 Euro gehen kann“, weiß Singer. Auch Harald Ultsch, Spartenobmann Tourismus in der Tiroler Wirtschaftskammer (WK), weiß als aktiver Hotelier um die Tücken der Evaluierung der Betriebsanlagen im Zuge von Übergaben: „Denn dabei zeigt sich dann oft, dass große Investitionen nötig wären, um weiter eine Genehmigung zu erhalten. Doch gerade in dieser Situation sind diese Zusatzkosten für die jungen Unternehmer eine Gefahr.“ Aus diesem Grund bietet die WK betroffenen Unternehmern Hilfe an, wie Ultsch erklärt: „Betriebe sollen sich vertrauensvoll an uns wenden. Wir schreiten in solchen Fällen oft ein und versuchen, zwischen Behörde und Unternehmer zu vermitteln, um Übergangsfristen auszuhandeln, mit denen beide Seiten leben können.“ Beide, Ultsch wie auch Singer, plädieren dafür, in Sachen Betriebsanlagen die geltenden Fristen zu überdenken und flexibler zu gestalten. Denn gerade Fami-
lienunternehmer sind oft auch Einzelunternehmer und die mit einer Neugenehmigung verbundenen Kosten übersteigen schnell finanzielle Möglichkeiten. ÖHVVizepräsident Singer sieht hier Handlungsbedarf auf Länderebene: „Ich verstehe natürlich, dass derlei Überprüfungen nötig sind, um die Sicherheit zu gewährleisten. Doch die Rahmenbedingungen könnte man unternehmerfreundlicher gestalten.“ WK-Spartenobmann Ultsch mahnt seitens der Behörde Verständnis für die Lage der Unternehmer ein: „Es geht hier um große Investitionen, denen kein unmittelbarer Ertrag gegenübersteht.“
Ausstiegsszenarien erleichtern. Für Familienunternehmen ist die Übergabe des Lebenswerkes an die nächste Generation die Idealvorstellung. Doch oft finden sich keine geeigneten Nachfolger oder es besteht kein Interesse, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, oder die nächste Generation will sich aufgrund geänderter Marktsituation umorientieren und das Geschäftsfeld wechseln. Auch dieses Szenario kann für Unternehmer zur
Existenzbedrohung werden, warnen die Experten. Denn oft verhindern steuerliche Hemmnisse eine Neuausrichtung oder Aufgabe. Die Folge sind Unternehmer, die aus Angst vor diesen negativen Folgen halbherzig weitermachen und letztlich in die Insolvenz schlittern. Florian Singer von der ÖHV fordert in diesem Zusammenhang Erleichterungen, wie etwa die frühere Inanspruchnahme des Hälftesteuersatzes. Eine Forderung, die auch der Fachverband Hotellerie der WK unterstützt. Er tritt für gesetzliche Anpassungen im Bereich der Einkommenssteuer bei einer Betriebsaufgabe oder Umwidmung ein. Maßnahmen, die anders als bei den Betriebsanlagengenehmigungen, auf Bundesebene zu treffen wären.
Den Jungen den Weg bereiten. Insgesamt steht es gut um die Zukunft der heimischen Tourismusbranche, fasst WK-Spartenobmann Ultsch den Status quo zusammen: „Wir haben eine junge Generation, die es gerne machen will und nicht davor zurückscheut, Unternehmer zu werden.“ Dennoch gelte es, vorab familienintern den Wechsel gut zu planen und zu durchdenken. Denn auch neue Ideen müssen zuerst geprüft werden: „Es gilt abzuwägen, welche realistischen Zukunftschancen sie haben.“ Diese erfreuliche Ausgangssituation kann aber nur dann Früchte tragen, wenn auch die Rahmenbedingungen für Betriebsübergaben stimmen. Hier ist nun der Gesetzgeber gefordert, die Vorschriften und Paragraphen so zu gestalten, damit auch in Zukunft der Familienbetrieb das Erfolgsmodell im Tiroler Tourismus bleibt. ×
BETRIEBSÜBERGABEN IM TOURISMUS Für die Studie „Nachfolge und Betriebsübergabe in der österreichischen Hotellerie” der Österreichischen Notariatskammer und der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Österreich wurden 238 Betriebe online zur Nachfolgesituation in der österreichischen Hotellerie befragt. Demnach sind 43 Prozent der zu 67 Prozent männlichen Inhaber schon über 50 Jahre alt. Konkret stehen 49 Prozent der österreichischen Hotelbetriebe in den nächsten zehn Jahren zur Übergabe an. Bei 17 Prozent der Betriebe findet gerade eine Übergabe statt. Rund 400 Hotels gehen derzeit pro Jahr auf die jüngere Generation über. Die aktuelle Hochrechnung der KMU Forschung Austria ergab, dass in Österreich jährlich rund 7.000 Unternehmen zur Übergabe anstehen, davon rund 1.400 in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Die Hotellerie zählt zu den Branchen, in denen bis 2018 mehr als 30 Prozent der Betriebe übergeben werden. In den kommenden zehn Jahren stehen alleine in der Hotellerie 2.200 Betriebe zur Übergabe an. Mehr als 80 Prozent dieser Betriebe sind Familienbetriebe – gegenüber durchschnittlich 66 Prozent Familienbetrieben über alle Branchen gerechnet.
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magazin
Mobiler Klimaschutz
Projektleiterin Katleen Johne und Prokurist Michael Brandl nahmen die Auszeichnung für die Tirol Werbung entgegen.
Die Tirol Werbung wurde von Lebensministerium und Land Tirol für das Projekt „Tirol auf Schiene“ ausgezeichnet.
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© BiRGiT PiCHLER
ur Erreichung unserer Klimaziele brauchen wir gerade im Verkehrsbereich starke Partner, sowohl in der Politik, in der Wirtschaft, im Tourismus als auch in der aus- und Weiterbildung“, betonte Umweltminister andrä Rupprechter bei der auszeichnung von zwanzig Tiroler klima:aktiv mobil-Partnern anfang Feber. „nur gemeinsam kann es uns gelingen, den Verkehr klimaschonend und energieeffizient weiterzuentwickeln, den Co2-ausstoß zu senken und die Potenziale des Umweltschutzes zu nutzen.“ Die Tirol Werbung wurde für ihr Projekt „Tirol auf schiene“ ausgezeichnet, das eine attraktive Möglichkeit schaff t, ohne auto nach Tirol auf Urlaub zu kommen und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Tourismusreferent LH Günther Platter sieht den Klimaschutz als Chance für den heimischen Tourismus: „Wir wollen uns verstärkt als nachhaltiges Tourismusland präsentieren.“ ×
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Kochen & Ski fahren © oLaF RaYERMann
Vom 6. bis 7. April stehen in Ischgl Sterneköche auf der Piste.
Open-Air
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m 16. März 2014 präsentiert Christina stürmer auf der open-air-Bühne am sunny Mountain Erlebnis Park in Kappl ihr aktuelles album „ich hör auf mein Herz“. ×
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eim 17. sterne Cup der Köche messen sich prominente Küchenchefs wie Hans Haas, sven Elverfeld und Rudi obauer unter den augen von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann im Riesenslalom. auch Johann Lafer wird zu diesem Event erwartet. nach dem skirennen gehen alle Teilnehmer in ihre Königsdisziplin über und stellen sich inmitten der silv-
retta arena einer kulinarischen Prüfung. auf über 2.300 Metern Höhe müssen die jeweiligen Kochteams in nur wenigen Minuten Köstlichkeiten aus frischen Zutaten auf den Tisch der Jury zaubern. Wie im Vorjahr werden in der Jury wieder FeinschmeckerChefredakteurin Madeleine Jakits und sky-Moderator Marcel Reif erwartet. ×
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KULTURTiPPS
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Von eS tHer PirCHner
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FREISPIEL: ARTACTS ’14 Jazz und improvisation stehen einmal mehr im Zentrum, wenn die Musik Kultur st. Johann zum Festival artacts lädt. Die Musiker – unter ihnen Tristan Honsinger (Bild) und alison Blunt – kommen von überall her, der ansatz ist experimentell. 14. bis 16. 3. 2014, st. Johann in Tirol, alte Gerberei
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Filmland Tirol An über 500 Drehtagen hieß es 2013 „Kamera ab!“. ausland – darunter die Teilnahme an internationalen Filmfestivals in Berlin, Cannes und Busan in südkorea sowie an zwei der großen Location-Messen in Los angeles und Mumbai – konnte Cine Tirol zahlreiche spiel-, Dokumentar- und Werbefilme nach Tirol führen. neben den beliebten TV-serien „soKo Kitzbühel“ (die bereits 13. staffel) in der Region Kitzbüheler alpen und „Der Bergdoktor“ (die bereits 7. staffel) in der Region Wilder Kaiser wurden 24 spiel- und Dokumentarfilme in Tirol realisiert. ×
alte und neue Musik, Tanz und traditionelle außereuropäische Künste sind die Grundlinien beim osterfestival Tirol. Zur Eröffnung im salzlager Hall präsentieren die Pianistin aki Takase und die Tänzerin Yui Kawaguchi (Bild) „Cadenza“. 4. bis 20. 4. 2014, innsbruck und Hall
AUSWÄRTSSPIEL: G. POLT
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Tirols Kunstschätze
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er „Kunstführer Tirol“ ist ein hilfreicher Begleiter durch Tirol für alle kunstinteressierten Gäste und für Einheimische. Ein Team aus erfahrenen Kunsthistorikern beschreibt in diesem kompakten Kunstführer die wichtigsten Kunstschätze Tirols. Gegliedert nach Bezirken werden rund 400 objekte vorgestellt: Von Burgen und Kirchen über Fresken und Bauernhäusern bis zu Brunnen und Bergbahnen reicht die auswahl. Mehr als die Hälfte der objekte sind in Farbe abgebildet und eine Landkarte zu jedem Bezirk hilft, diese einzigartigen schätze aufzusuchen. Reinhard Rampold (Hg.): Kunstführer Tirol, Tyrolia Verlag
FESTSPIEL: OSTERFESTIVAL
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ie Bemühungen der Cine Tirol haben sich auch 2013 gelohnt: Die zahlreichen Filmprojekte „made in Tirol“ führten zu erfreulichen wirtschaftlichen Effekten von über fünf Millionen Euro. Darüber hinaus wurde 2013 die sichtbarkeit Tirols durch ausstrahlungen enorm gesteigert: Die in Tirol realisierten TV-serien, spiel- und Dokumentarfilme begeisterten mehr als 540 Millionen Zuseher allein im deutschsprachigen Raum. Mit umfassenden Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen im in- und
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„Braucht‘s des?!“, fragt sich der bayerische Kabarettist Gerhard Polt erst seit Kurzem – und nun zum ersten Mal auch in Tirol. Das neue Programm ist im Rahmen der Kleinkunstreihe „Woassteh!“ in Kufstein zu sehen. 5. 4. 2014, 20 h, Kufstein, Kufstein arena
WEITERE VERANSTALTUNGEN Komponisten unserer Zeit XiV: Delago, Wolf, Breit 22. 3. 2014, 20 h, Collegium Canisianum, innsbruck, www.innstrumenti.at Prostor oblik – abstrakte Kunst 28. 3.–18. 5. 2014, Ferdinandeum, innsbruck, www.tiroler-landesmuseen.at Der Glanz des Goldes – Geschichtenführung 25. 4. 2014, 15.30 h, Goldenes Dachl, innsbruck, www.storyguide.at Jeunesse-Konzert: Kian soltani, ardita statovci 29. 4. 2014, 20 h, BTV Tonhalle, innsbruck, www.jeunesse.at
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31 Volles Haus. Der Besuch des russischen Staatspräsidenten Putin war ein Ereignis für sich.
Bringing the Alps to Sochi Nach sieben Alpinen Ski-Weltmeisterschaften nützte die Tirol Werbung in Sotschi nach London 2012 zum zweiten Mal die Olympischen Spiele als internationale Bühne. In Russland zu Gast wurde Tirol dabei selbst zum Gastgeber. V o n M i C H a e l r at H M ay r
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gelangt, liegt 50 Kilometer von sotschi und der Küste des schwarzen Meeres entfernt, auf 600 Höhenmetern. Unter dem Motto „Enjoy your perfect Tirol Winter Day“ sind heute abend russische und internationale Top-Partner aus der Reiseveranstalter- und Medienbranche von der Tirol Werbung und ihren Partnern innsbruck Tourismus, Paznaun-ischgl, der olympiaregion seefeld, Zillertal Tourismus und dem Flughafen innsbruck ins austria Tirol House eingeladen, das direkt neben dem neuen Bahnhof von Krasnaja Poljana liegt.
„Wenn wir an die Alpen denken, dann denken wir an Österreich. Und wenn wir Österreich sagen, meinen wir Tirol.“ TaTYana PoKRoVsKaYa, inToURisT
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enn wir an die alpen denken, dann denken wir an Österreich. Und wenn wir Österreich sagen, meinen wir Tirol“, sagt Tatyana Pokrovskaya von der russischen Reiseagentur intourist. Ein gutes Zeichen an diesem 10. Februar in Krasnaja Poljana. Matthias Mayers abfahrtsgold ist gerade einmal einen Tag alt, niki Hosp hat erst wenige stunden zuvor silber in der superkombination geholt. Der ort, von dem aus man zu den alpinen und nordischen Bewerben und zum sanki Eiskanal
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„Die Region hat bei uns großes Potenzial, noch weiter zu wachsen.“ aLEXanDRa MiKHEEVa, BiBLio GLoBUs
Erinnerungen bieten.
Während unten am Meer sehr milde Temperaturen herrschen, sich einige Bewohner sotschis an den schmalen stränden ins Wasser wagen, herrscht heroben in den Bergen vergleichsweise winterliche stimmung. Besonders im austria Tirol House: Unten in der Kaminlounge lodert beim sektempfang für die internationalen Gäste das Feuer, oben im geräumig angelegten Restaurantbereich, wird den 120 geladenen Gästen der erste Gang des vom Zillertaler Haubenkoch alexander Fankhauser kreierten Menüs serviert: „Luftgetrockneter Hirschrohschinken mit Panna Cotta vom Bauernkren, Feldsalat“. im service arbeiten hier 33 Tourismusschüler, 27 davon kommen aus Tirol. Das Lokalkolorit aus den fernen alpen kommt an: „Wir fühlen uns hier nicht wie in Russland, sondern wie in Tirol“, sind sergey Khomyakov und alexander Burtin von Tez Tour sich einig. Den Tirol-abend nennt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, eine einmalige Gelegenheit für „geschäftliche Begegnungen in angenehmer atmosphäre“. Von anfang an, also seit dem „TirolBerg“ bei der ski-WM 2001 in st. anton (siehe Kasten), sei die „gelebte Gastfreundschaft“ ein grundle-
Ein Herz aus Gold. Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer stand im Austria Tirol House im Fokus der internationalen Medien.
gender Bestandteil solcher auftritte Tirols bei internationalen Großveranstaltungen gewesen. „Tirol gibt mir Berge“ war damals der slogan, „Bringing the alps to sochi“ heißt es 2014. Über die Jahre sei das Ganze gewachsen, hätten sich strategien verfeinert, um die Partner möglichst direkt anzusprechen, „ihnen einmalige Erinnerungen zu bieten“. im Fall der 30 russischen Branchenvertreter stehen die Chancen für Letzteres denkbar gut: Viele von ihnen kommen aus Moskau, erst durch die Tirol Werbung wurde ihnen ermöglicht, die olympischen Winterspiele im eigenen Land zu erleben. „Das bringt
eine Verbundenheit zu Tirol, die ein Leben lang bleibt“, meint Margreiter.
Multiplikatoren.
Zwischen Fankhausers aufwendigen kulinarischen Kreationen werden die Gäste des Tirol-abends mit kurzen Filmbeiträgen aus Tirol, Volksmusik und Theaterinszenierungen unterhalten. alexandra Mikheeva aus dem online-Department von Biblio Globus erzählt, sie sei selbst bis dato noch nicht in Tirol gewesen. Das solle sich aber bald ändern. Genauso wie der stellenwert Tirols in ihrem Unternehmen: „Die Region hat bei uns großes Potenzial, noch weiter zu wachsen.“
Made in Tirol Österreich-Special im „Forbes Magazine“
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Das Österreich special von ablinger. Garber bietet ein breites spektrum an Geschichten aus den Bereichen Wirtschaft, industrie, Kultur und sport. Ganz besonders viel Raum nehmen Themen rund um den Wirtschaftsstandort und das Tourismusland Tirol ein. auch Landeshauptmann Günther Platter freut sich über das Österreich special in „Forbes“ Russland, insbesondere über den großen Raum, den Tiroler Unternehmen und Tourismusdestinationen darin einnehmen. „Russland ist für Tirol ein wichtiger Zielmarkt. Dieses special trägt dazu bei, unser Land den russischen Meinungsbildnern näher zu bringen.“ auch die Übersetzung besorgte mit „Die sprachdienstleister – Covi, Wurzer und Partner“ übrigens ein Unternehmen aus Hall. ×
Die im Hintergrund stets laufende Medienproduktion im austria Tirol House, die alle wichtigen Programmpunkte, auftritte und Besuche einfängt und den Medien kostenlos zur Verfügung stellt, die anwesenheit des oRF, mit seinem offiziellen olympia-studio im Haus, und die vielen internationalen sportjournalisten seien „unglaubliche Multiplikatoren“, ein Mehrwert, der „kaum zu beziffern“ sei, meint Josef Margreiter. neben zahlreichen Medaillengewinnern sorgte vor allem der Kurzbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin für großes Echo in der Medienwelt.
Druckfrisch. ÖOCPräsident Karl Stoss (links) und Tirol Werber Josef Margreiter freuten sich über das Österreich-Special made in Tirol.
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erne zur Hand genommen wurde im austria Tirol House eine besondere Publikation: die russische ausgabe des renommierten Wirtschaftstitels „Forbes Magazine“, die anlässlich der olympischen Winterspiele in sotschi mit einem 48-seitigen Österreich-special erschienen ist. Realisiert hat die sonderseiten in russischer sprache das Haller Verlagshaus ablinger.Garber. „Zwischen Österreich und Russland bestehen sehr enge Wirtschaftsbeziehungen“, erklärt Herausgeber Walter Garber. „Uns war es wichtig, die vielen Geschichten, die daraus resultieren, in kompakter Form dem russischen Leser aufzubereiten. Wir sind sehr stolz, dass uns das als erstem nicht russischen Verlag in der Form gelungen ist.“
DAS AUSTRIA TIROL HOUSE IN SOTSCHI nach dem großen Erfolg bei den sommerspielen in London 2012 trat die Tirol Werbung in sotschi zum zweiten Mal bei olympischen spielen als Partner des ÖoC im Rahmen des austria Tirol House auf. Location Rund 50 Kilometer von sotschi entfernt, im Mountain Cluster, wo die alpin- und Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen der nordischen Disziplinen und jene im Eiskanal stattfanden Gesamtkosten für das austria Tirol House 2,3 Millionen Euro Projektbudget Tirol Werbung Eine Million Euro – davon 500.000 Euro für die nutzungsrechte als Premiumpartner an den ÖoC und 500.000 Euro für Umsetzung und Bespielung (PR-arbeit, Programmgestaltung, Personalkosten, Transport, etc.) Partner der Tirol Werbung • Tourismuspartner: Innsbruck Tourismus, Paznaunischgl, olympiaregion seefeld, Zillertal Tourismus, Flughafen innsbruck, Österreich Werbung • Wirtschaftspartner: Wirtschaftskammer Tirol, Standortagentur Tirol, Doppelmayr, Bergbahnen sölden, amer sports Russland, Visor, Four seasons Travel • Kulinarikpartner: Die Tiroler Metzger, Tirol Milch, stiegenhaushof, Tiroler Wirtshauskultur aus Tirol angereist 27 Tourismusschüler von der HLW Landeck, Villa Blanka in innsbruck und den Zillertaler Tourismusschulen in Zell im Gepäck • 1.500 Kilo Speck der Tiroler Metzger • 1.200 Kilo Milchprodukte der Tirol Milch • Zillertaler Edelbrand vom Stiegenhaushof
Strategische Ziele. Mit 43 Prozent Marktanteil bei Winterreisen in die alpen ist Russland einer der zentralen Märkte für Tirol. Hier nach dem großen Erfolg in London ein weiteres Mal als Partner bei olympischen spielen aufzutreten, wieder in bester Lage, die durch den ÖoC und durch die erneute Kooperation mit dem oRF möglich wurde, sei ein großer Gewinn für Tirol, ist sich Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, sicher: „Wir sind das führende Wintersportland in den alpen. Diese Botschaft wird im austria Tirol House mit Leben erfüllt. Die Tirol Werbung unterstützt bereits seit 25 Jahren die spitzenleistungen der ÖsV-athleten und das austria Tirol House ist sichtbarer ausdruck dieser erfolgreichen Partnerschaft zwischen sport, Wirtschaft, Tourismus und Medien.“ als wichtige strategische Ziele sieht Margreiter unter anderem den imagetransfer der olympischen Ringe auf die Marke Tirol und ihre Partner, natürlich die steigerung von image und Bekanntheit Tirols und die nutzung des Hauses als Kommunikationsplattform. Wünschenswerter nebeneffekt: das aufladen der Marke Tirol und der Projektpartner mit den Erfolgen der österreichischen olympia-Mannschaft – was bei Winterspielen schon deutlich leichter fällt als 2012 in London. Dass rund ein
Drittel aller teilnehmenden ÖoC-athleten Tiroler sind, passt ebenfalls gut ins Konzept. im Rahmen der strategie „Tourismus plus“ sieht Claudia Knab, die bei der Tirol Werbung das Markenmanagement leitet, auch die nutzung des Potenzials der Marke Tirol zur Etablierung der standortmarke im Fokus: Tirol nicht ausschließlich für Gäste, sondern auch für die aktuelle und potenzielle Bevölkerung und für Unternehmen attraktiv zu machen, ist das Ziel. Es gehe um „die Gewinnung neuer Zielgruppen, die nicht nur Lust darauf haben, ihren Urlaub in Tirol zu verbringen, sondern dort zu leben, zu studieren und zu arbeiten.“ Zu den Herausforderungen in der Umsetzung im Fall sotschi
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Erfolgsgeschichte. Die Ski-WM in St. Anton bildete den Auftakt. 2013 in Schladming lud der TirolBerg zum letzten Mal ein.
STATIONEN DES TIROLBERGS Erstmalige Umsetzung Bei den alpinen ski-Weltmeisterschaften in st. anton, 2001
Ruhe vor dem Sturm. So beschaulich zeigte sich der Außenbereich des Austria Tirol House nur vor Beginn der Spiele.
zählte unter anderem der große sicherheitsdruck, der auf den olympischen Winterspielen lastete. Vor allem anreise und Transporte wurden durch diese situation in manchen Fällen erschwert. Durch Tirols auftritt als Partner des ÖoC, nicht wie beim TirolBerg als Hausherr, war die Tirol Werbung logistisch aber etwas entlastet.
Gemeinsame Tradition. Die zweistöckige, teils von der ski-WM in schladming übernommene Konstruktion mit großem B2B-Bereich und der öffentlich zugänglichen „Tirol ski Bar“ unter freiem Himmel steht gut sichtbar an der großen, von sotschi kommenden Zubringerstraße. Fragt man die Leute hier, ist fast allen
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Weitere auftritte bei alpinen ski-WMs • 2003 in St. Moritz • 2005 in Bormio • 2007 in Åre • 2009 in Val-d’Isère • 2011 in Garmisch-Partenkirchen • 2013 in Schladming Fakten zum letzten TirolBerg in schladming (2013) • Budget 1,1 Millionen Euro • 80 Unternehmen und Institutionen waren als Partner mit dabei • 7.000 B2B-Besucher • Mehr als 400 Journalisten waren akkreditiert. 22 internationale TV-sender berichteten aus dem erfolgreich eingeführten TirolBerg TV-studio.
das austria Tirol House ein Begriff. nach einer Reihe Tiroler spezialitäten wird den Gästen des Tirol-abends ein exklusives Dessert kredenzt. auch ein schnapserl darf nicht fehlen. Tatyana Pokrovskaya erzählt: „Wir wissen inzwischen sehr viel über Tirol. ich kann mich noch erinnern, als ich vor bald 20 Jahren zum ersten Mal von Moskau nach innsbruck geflogen bin. inzwischen habe ich das Gefühl, Tirol und ich haben schon eine gemeinsame Geschichte. ich freue mich, über die Tirol Werbung hier in sotschi sein zu können. Und viele Russen träumen davon, Urlaub in Tirol machen zu können.“ Warum das so sei? „Wegen der gemeinsamen Tradition. Und natürlich wegen der einmaligen Berge.“ ×
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Streitfrage. Die Klagsgründe sind vielfältig: Neben Unzufriedenheit mit erbrachten Dienstleistungen im Hotel können zum Beispiel auch Sportunfälle zu Klagen im Ausland führen.
Gerichtsstand: Ausland „Der Klagsort ist dort, wo der Beklagte ist“ – dieser Grundsatz gilt nicht immer. Immer öfter werden auch Touristiker damit konfrontiert, dass ihr Rechtsstreit im Ausland ausgetragen werden muss. Schützen kann man sich davor zurzeit kaum. V o n S y lv i a A i n e t t e r
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in Gast ist nicht zufrieden und fordert einen Teil des Zimmerpreises zurück. Ein Skischüler verletzt sich beim Skikurs und ist sicher, dass der Skilehrer eine Mitschuld am Skiunfall hat, weil er eine zu schwere Piste gewählt hat. Oder ein Gast reist einfach ab, ohne sein Zimmer zu bezahlen. Touristiker sind mit solch schwierigen Situationen häufig konfrontiert. Der schlimmste Fall: Können sich die beiden Parteien nicht außergerichtlich einigen, muss ein Gericht darüber entscheiden, wer Recht behält. Haben Gast oder Skischüler ihren Wohnsitz im Ausland, kann eine Klage seit einiger Zeit zu großen Komplikationen führen. „Bisher war in solchen Fällen das Gericht am Urlaubsort zuständig“, erklärt Dr. Georg Huber, Rechtsanwalt aus Innsbruck, „es galt der Grundsatz: Klagsort ist da, wo der Beklagte ist.“ Doch so einfach ist es nun nicht mehr: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in mehreren Fällen ein ausländisches Gericht für zuständig erklärt. Ein Beispiel: Ein irischer Gast urlaubt in einem Hotel in Serfaus. Das Zimmer erfüllt nicht seine Erwartungen und so verklagt er den Hotelier auf Rückerstattung eines Teils der bereits bezahlten Hotelrechnung. Die Klage bringt
der irische Gast jedoch nicht in Landeck ein, sondern am Gericht seines Heimatorts. Und der EuGH gibt ihm Recht, was die Wahl des Klagsortes angeht – denn er handelt im Sinne des Verbraucherschutzes. Das irische Gericht soll nun entscheiden, ob das Hotel in Serfaus dem entspricht, was der Gast laut Katalog oder Internet gebucht hat. Für den Hotelier beginnt eine mühsame Prozedur: Ein irischer Anwalt muss her, eventuell steht sogar eine Reise nach Irland an. Teuer und langwierig gestaltet sich ein solcher Prozess.
Verbraucherschutz im Vordergrund.
Doch was bedeutet das im umgekehrten Fall? „Im Fall des Hoteliers, der geprellt wurde, heißt das, dass er seine Klage am Gericht im Heimatort des prellenden Gastes einbringen muss“, erklärt Huber. Ist dieser etwa in Deutschland ansässig, ist das dortige Gericht zuständig. So mancher wird auf eine Klage und eine Entschädigung verzichten – was umgekehrt ausgenutzt werden könnte. Der Europäische Gerichtshof begründet seine Urteile damit, dass der Verbraucherschutz an oberster Stelle steht. Unternehmen, die ihre Tätigkeit „nach außen“ richten, müssten im Falle einer Klage in Kauf nehmen,
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„Natürlich gehören die Konsumenten geschützt. Doch mit dieser Regelung wird Missbrauch Tür und Tor geöffnet.“ © FRanZ oss
DR. GEoRG HUBER, RECHTsanWaLT
dass das Gericht am Wohnort des Verbrauchers zuständig ist. „Ein Unternehmen richtet seine Tätigkeit dann ,nach außen’, wenn es etwa die internationale Telefonvorwahl auf der Website angibt, die Website auch auf Englisch angezeigt werden kann, via Website Buchungen möglich oder dort anfahrtspläne aus dem ausland zu finden sind“, erklärt Huber. Für Touristiker sind solche Maßnahmen eine selbstverständlichkeit. Kaum einer, der keine Website betreibt, nicht über Plattformen wie www.booking. com oder www.opodo.de buchbar ist oder bei Messen fremdsprachige Kataloge verteilt.
können Klagen bezüglich Unfällen, die bei solchen Unternehmungen passieren können, im inland gehalten werden“, sagt Huber. Dass der EuGH den Verbraucherschutz so hoch hält, sieht Huber kritisch. „natürlich gehören die Konsumenten geschützt“, so Huber, „doch mit dieser Regelung wird Missbrauch Tür und Tor geöffnet.“ Eine verträgliche Lösung für alle – Konsumenten und Unternehmer – sei dringend erforderlich. ×
Kein Schutz. schutz vor Klagen aus dem ausland
Dr. Georg Huber ist Rechtsanwalt in der Kanzlei Greiter Pegger Kofler & Partner in innsbruck (www.lawfirm.at) und beschäftigt sich unter anderem mit internationalen Rechtsfragen.
gibt es keinen. „ich kann Touristikern nur raten, angebote wie etwa Raftingausflüge oder Wanderungen nicht auf der Website buchbar zu machen – somit
ZUR PERSON
MACHT AUS GÄSTEN FANS
Unterweger Früchteküche GmbH 9911 Assling – Osttirol – Österreich www.fruechtekueche.at
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Natur spielerisch erfahren Ein Tiroler Start-up sorgt für Furore. Das Community-Portal Locandy hat sich auf GPS-basierte Outdoor-Spiele mit dem Handy spezialisiert.
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as smartphone wird zum spielzeug. Das ist nichts neues. ebenso wenig wie die idee, touristische inhalte in ein spiel zu verpacken und über das Handy anzubieten. Dennoch sorgt michael Ölhafen mit seiner innsbrucker Firma locandy derzeit für einiges Aufsehen, hat man doch vollkommen neue wege eingeschlagen, diese idee umzusetzen. „Die größte neuerung ist sicher, dass locandy ein Community-Tool ist“, erklärt Ölhafen. Das bedeutet: es gibt weltweit
„Bei unseren Spielen geht es immer darum, Natur spielerisch zu erleben.“ miCHAel ÖlHAFen, loCAnDY-grÜnDer
eine basis-App, die man sich herunterlädt. Je nachdem, wo man sich befindet, werden dann über gPs jene spiele angezeigt, die an diesem speziellen ort verfügbar sind. „märchen, Detektivspiele, die umsetzung von naturlehrpfaden als spiel oder gedächtnisspiele – die möglichkeiten sind unbegrenzt“, fasst der start-upgründer zusammen. Den spaßfaktor und die schwierigkeiten beurteilen die spieler selbst. locandy ist interaktiv und bietet für den Tourismus spannende möglichkeiten, den nutzer auch nach dem spiel vor ort emotional an sich zu binden.
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„Unser Ziel ist es, dass auch kommerzielle Nutzer – wie zum Beispiel eine Tourismusregion – in der Lage sind, selbst Spiele zu kreieren und anzubieten.“ miCHAel ÖlHAFen, loCAnDY-grÜnDer
Gegen die Langeweile. Auf die idee zu dieser spielecommunity sind Ölhafen und sein Team beim wandern in den Tiroler bergen gekommen. „ein naturlehrpfad hat uns sehr gut gefallen, aber beim blick auf die erklärenden Tafeln haben wir uns gedacht: Das könnte man doch auch aufs Handy geben und mit mehr interaktion versehen.“ und Ölhafen geht noch einen schritt weiter. „wir glauben, dass die klassischen touristischen Apps, die auf reiner informationswiedergabe basieren, langweilig sind. wir bieten ein spiel an, bei dem man interagieren muss, etwas lernt und mit allen sinnen seine umgebung wahrnimmt.“ Die ersten erfahrungen mit den spielen stimmen sehr positiv. spiele für das Pitztal, das Alpbachtal oder für die boboKinderclubs sind bereits umgesetzt. Derzeit arbeitet man in innsbruck an einem game, das speziell für die bedürfnisse des alpinen winters und der bergbahnen konzipiert wird. möglichkeiten, ein spiel umzusetzen, gibt es viele. ein witziges Detail ist beispielsweise, dass man während des spielens mit dem Handy Fotos macht und sich dann ein eigenes, vorgefertigtes Fotoalbum gestaltet. „Der spieler kann seine eigenen Texte hineinschreiben und bekommt am ende ein fix und fertiges Fotoalbum, das er sich zuhause ausdrucken kann. so hat er eine nachhaltige erinnerung an sein Abenteuer im urlaub“, erklärt Ölhafen. Für jedes spiel gibt es auch die möglichkeit, den spieler zu belohnen. „Der gutschein auf einer Almhütte, das Präsent im büro des Tourismusverbandes – die spiele sind ein interessantes marketingtool für jede region“, so der locandy-gründer.
Auch offline. eine der wichtigsten Forderungen der Touristiker war dabei, dass die spiele ohne internetzugang funk-
tionieren. „wir sprechen ja von outdoorspielen und dem erleben der natur auf spielerische Art und weise. Die spiele müssen also überall funktionieren, das war eine der größten Herausforderungen an die Programmierer“, meint Ölhafen. Auch roaming-gebühren für die gäste sollten nicht anfallen. Hat man sich die basis-App einmal heruntergeladen, dann funktioniert die Plattform ausschließlich über die gPs-suche. man sucht sich am urlaubsort die verfügbaren spiele und kann sofort beginnen. Per gPs-signal wird man von station zu station gelotst und erfüllt seine Aufgaben. Das spiel schaltet sich frei, sobald man am richtigen Ausgangspunkt ist.
Keine klassische App.
besonders wichtig ist für Ölhafen, dass es sich bei locandy um keine klassische App handelt. „wir sind ein Dienstleister, der eine Plattform zur Verfügung stellt, die das spielen mit dem Handy in der natur ermöglicht“, definiert der Tiroler sein start-up. Das geht so bweit, dass nichtkommerzielle nutzer kostenlos ihre eigenen spiele erstellen und zur Verfügung stellen können. „unser Ziel ist es, dass auch kommerzielle nutzer – wie zum beispiel eine Tourismusregion – in der lage sind, selbst spiele zu kreieren und anzubieten“, so Ölhafen. Das Programmieren selbst sei so einfach wie die bedienung seines eigenen Facebook-Profils, ist der Tiroler überzeugt. Derzeit ist es aber noch so, dass sich die meisten locandy-Kunden die spiele fix und fertig liefern lassen. Die Zukunft sieht Ölhafen darin, seine Kunden durch schulung so weit zu bringen, dass die spiele selbst programmiert werden. so soll in kurzer Zeit eine Community und ein gaming-netzwerk entstehen, das lust darauf macht, in jedem urlaubsort nachzuschauen, ob ein spiel verfügbar ist.
neben ersten Kunden in Tirol ist das interesse an locandy übrigens in der schweiz besonders groß, wo schnitzeljagden mit bleistift und Papier seit vielen Jahren sehr beliebt sind. „mir persönlich ist wichtig, dass unsere Plattform spaß macht, Kinder und erwachsene spielerisch lernen und es immer etwas mit der natur zu tun hat“, fasst Ölhafen seine intentionen zusammen. Das smartphone ist für ihn dabei nur ein werkzeug, die natur ist das Programm. ×
DAS PRINZIP Das Tiroler unternehmen locandy hat sich auf gPs-basierte smartphonespiele in der natur spezialisiert. Zum spielen ist keine internetverbindung notwendig. Funktion: Hat man sich die grundlegende App heruntergeladen, so sucht sich das smartphone über gPs die spiele in der nähe. befindet man sich am beginn des spielweges, wird das jeweilige spiel freigeschaltet und der spaß kann beginnen. Programmierung: locandy ist ein Community-Tool. Ziel ist es, dass nichtkommerzielle und kommerzielle nutzer spiele programmieren und zur Verfügung stellen. Kosten: Die grundkosten für die nutzung von locandy liegen für einen kommerziellen Anbieter bei 16 euro im monat für die nutzung des Portals. wer sich ein fix und fertiges spiel kauft, muss mit mehr rechnen. locandy bietet fertige spiele an und schulungsmöglichkeiten, um spiele selbst zu gestalten. www.locandy.com
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Paul Unterweger mit seiner Tochter Michaela
Süße Früchtchen, eingekocht in Osttirol Hohe Berge ragen rechts und links des Pustertals in die Höhe, bis ins Tal reichen meterhohe Schneewände. Hier werden seit über 80 Jahren feinste Konfitüren von der Familie Unterweger hergestellt.
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ie intensivste Zeit in der kleinen Marmeladen-Produktion ist die Winterzeit. Viele Hotellerie- und Gastronomiebetriebe in den Winterskigebieten setzen auf Produkte der Familie Unterweger. Außerdem werden rund 70 Prozent der österreichischen Faschingskrapfen mit Marmelade aus dem Hause Unterweger gefüllt. Deshalb wird von November bis Faschingsdienstag auf Hochtouren produziert. Dann erst kehrt ein wenig Ruhe ein, bis im Sommer die ersten Früchte zur Ernte reif sind.
Einigen Fakten …
Mag. Michaela Hysek-Unterweger leitet in 3. Generation den Osttiroler Familienbetrieb. Paul Unterweger, der Senior-Chef, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Am Produktionsstandort in Assling werden derzeit 48 Mitarbeiter beschäftigt, welche rund 4.500 Tonnen Obst und 2.000 Tonnen Zucker pro Jahr weiterverarbeiten. Die Konfitüren des Osttiroler
Marmelade-Produzenten sind am Markt unter den Marken Tiroler Früchteküche und UWE bekannt. Unter dem Label Tiroler Früchteküche werden äußerst hochwertige Konfitüren, Fruchtaufstriche und Fruchtsirupe vertrieben. Die Produkte der Tiroler Früchteküche stehen für traditionelle Rezepturen, hochwertigste Rohstoffe und moderne Technik. Die Konfitüren sind mit einem Fruchtanteil von 55 Prozent nicht nur für den Endverbraucher erhältlich, sondern auch in speziellen Gastronomie-Lösungen für das Frühstücksbuffet und die Verarbeitung in Küchen konzipiert. Unter der Marke UWE werden klassische Konfitüren mit einem Fruchtanteil von mindestens 45 Prozent sowie Kompotte vertrieben. Die UWE Konfitüren sind in Verpackungseinheiten von 28 Gramm bis 32 Kilo in den verschiedensten Rezepturen erhältlich. Besonders beliebt sind die UWE Konfitüren bei Bäckern, Konditoren und in der Patisserie.
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in diesem Werk noch Kompotte, Röster und Apfelmus erzeugt. Grundsätzlich gilt: Ob es nun Erdbeeren, Himbeeren, Weichsel, Heidelbeeren, rote und schwarze Ribisel, Brombeeren, Hollerbeeren, Äpfel, Zwetschken oder Marillen sind – in Österreich wachsen zu geringe Mengen an Früchten, so dass man damit in den Unterweger-Werken nicht auskommt. „Wir benötigen zur Weiterverarbeitung jährlich rund 700 Tonnen Marillen. Diese kommen aus Kittsee und aus den nahen ungarischen Obstgärten, sowie aus Spanien, Italien und Griechenland. Erdbeeren beziehen wir aus Süd- und Südosteuropa. Heidelbeeren und Preiselbeeren hauptsächlich aus Skandinavien,“ erklärt Hysek-Unterweger.
Sonderwünsche sind ein Spezialgebiet der Familie Unterweger. Sonderwünsche von Kunden wer-
Wo kommt eigentlich das Obst her? Besonders stolz ist die Familie Unterweger darauf, dass Sie einen Teil der Marillenmarmeladen aus Kittseer Marillen herstellen kann. In der burgenländischen Gemeinde Kittsee gedeihen im pannonischen Klima besonders schmackhafte Marillen. Im Burgenland übernimmt ein Team der Unterweger Früchteküche frische Marillen und bereitet diese für die Weiterverarbeitung in Osttirol vor. Im Juli liefern Bauern ihre Marillen zwei Mal am Tag in das Kittseer Werk. Wenn die Marillen-Saison im Burgenland vorbei ist, werden
den von der Firma Unterweger gerne erfüllt und es werden auch spezielle Rezepturen gemeinsam mit den Abnehmern entwickelt. So wird etwa Marillenmarmelade nach 90 verschiedenen Rezepturen zubereitet. Die Zusammensetzung der Marmeladen variiert nach dem Zuckeranteil, der Konsistenz oder nach dem Anteil an Fruchtstücken. „Unser Produktionsbetrieb ist noch klein genug, um auf diese Sonderwünsche flexibel reagieren zu können. Ein Kessel fasst zwischen 600 Kilo und 800 Kilo - ab dieser Menge bieten wir Spezialrezepturen an. Auf Kundenwunsch wird die Marmelade auch mit Schnaps oder Aromen verfeinert“, erklärt Senior-Chef Paul Unterweger. Neben Spezialrezepturen für Bäcker und Industriepartner ist die Hotellerie und Gastronomie eine wichtige Kundenschicht für den Osttiroler Marmelade-Produzenten. Es gibt spezielle Buffet-Lösungen um die Konfitüren am Frühstücksbuffet attraktiv zu präsentieren und ein leichtes Handling zu ermöglichen. Hierfür gibt es z.B. die Gastrobar mit einem speziellen Nachfüllsystem, Präsentationshilfen für die klassischen Tiroler Früchteküche Gläser oder sehr traditionell wirkende Einmachgläser.
Tradition in allen Bereichen spürbar. „Wir sind ein kleiner, gewachsener Familienbetrieb und können uns nur durch eine Top Kunden-Betreuung, höchste Qualität und Flexibilität am Markt etablieren,“ erklärt Paul Unterweger. Dies soll auch die Handschrift auf den Etiketten und die Unterschrift Familie Unterweger unterstreichen. „Uns ist wichtig, dass diese Tradition bei uns in allen Bereichen spürbar ist,“ so Michaela Hysek-Unterweger.
UNTERWEGER FRÜCHTEKÜCHE GMBH A – 9911 Assling, Osttirol www.fruechtekueche.at
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Keine Angst vor neuen Ideen Der „Werbetherapeut“ und Buchautor Alois Gmeiner provoziert mit ungewöhnlichen Ideen, die zudem wenig Geld kosten. Nur wer sich abhebe mit seinem Angebot, könne künftig Gäste halten und neue dazu gewinnen. SAISON verriet er, wie man Tirol anders denken könnte. D a s I n t e r v i e w f ü h r t e J a n e K at h r e i n .
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AISON: Herr Gmeiner, Sie bezeichnen sich selbst als Werbetherapeut. Was macht ein Werbetherapeut? Alois Gmeiner: Ein Therapeut geht in ein Unternehmen und schaut sich an, wie dort die Werbung aussieht, dann erklärt er, wo man ansetzen müsste, um die Dinge wieder ins Laufen zu bringen. Er agiert minimalinvasiv, mit möglichst geringem Aufwand. Ich rate dem Kunden nicht, sein Logo wegzuwerfen, weil das nicht der Grund ist, weswegen es ihm schlecht geht. Viel wichtiger ist die Akquise. Und die müssen sich Kleinstund Mittelbetriebe, Freiberufler oder der Kebap-Stand gegenüber leisten können. Ich analysiere gemeinsam mit dem Kunden, wo es ihm weh tut, und setze dort mit einer Massage an.
man braucht. In vielen Restaurants hat sich mit den Jahren ein Schluder eingeschlichen. Man glaubt gar nicht, wie schwierig
Was wäre eine heilende Massagepraxis für die Gastronomie? Schauen Sie sich Koch-Shows an, da lernt man alles, was
es ist, in meiner Heimat Kärnten ein gutes Wiener Schnitzel zu bekommen, obwohl das zur österreichischen Küche gehört.
„Ein Therapeut geht in ein Unternehmen und schaut sich an, wie dort die Werbung aussieht, dann erklärt er, wo man ansetzen müsste, um die Dinge wieder ins Laufen zu bringen.“
Man sollte das, was man seinen Gästen anbietet, auch selber essen wollen. Sie mit Tiefkühlware abzuspeisen, ist fürchterlich. Sie reisen viel und sehen hinter die Kulissen. Woran hakt es in den meisten Betrieben? Ich bewohne Zimmer, in denen seit 30 Jahren nichts mehr passiert ist. Ich sehe auch, dass alle immer das Gleiche ausprobieren und das auf sehr niedrigem Niveau. Manche verschulden sich für ein paar Highlights und kommen in eine Schieflage, wenn es ein Jahr lang nicht gut läuft. Das Ergebnis meiner Beobachtungen ist das Buch „333 kreative Hotel- und Gastroideen aus Las Vegas und dem Rest der Welt“. Einige darunter sind sehr witzig. Jeder Unternehmer schafft es, dass man über ihn spricht. Nehmen wir zum Beispiel die Idee eines „Rainbow Hotels“, die ich auf einer Seminarreise durch Deutschland hatte. Ich lag frustriert in einem Bett, in einem sehr
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sauberen Haus mit seinen weißen wänden, ohne Fernseher und hatte plötzlich die idee. Jedes der Zimmer wird in einer anderen Farbe gestrichen und die einrichtung auf die Farbe abgestimmt. gelbe wände, gelbe Tischdecken, gelbe bettwäsche, gelb lackierte möbel. Das „rainbow Hotel“ konsequent durchdacht, wäre für jemanden, der ewig da wohnen würde, hysterisch, aber für einen Tag eine witzige sache. Pr in Verbindung mit witzig, skurrilen, ungewöhnlichen ideen. Auch kleine betriebe kommen damit wieder in schwung. Welche Rolle spielen Visionäre für den Tourismus? Visionäre treiben die leute an. ich bin allerdings vor allem für die Kleinen da. ich arbeite mit geringem budget und mit unternehmern, bei denen es nicht gut rennt, die nicht selbstbewusst sind und sich nichts zutrauen. Dann kommt der werbetherapeut ins spiel und redet ihnen zu. gerade im Tourismus bekomme ich dann oft die rückmeldung: „Das kann ich nicht machen. was würden die leute dazu sagen?“ lass sie schauen. es bringt dich nicht weiter, wenn du etwas machst, was schon tausendmal gemacht worden ist. Versuche, es ein bisschen anders zu machen. Also fehlt es hierzulande an Mut? oftmals braucht es nicht einmal mehr mut, sondern eine offensichtliche idee, die umgesetzt werden kann. in salzburg werden täglich hunderte Amerikaner auf „sound of music“Tour geschickt, aber in ganz salzburg gibt es kein kitschiges „sound of music Hotel“. in wien gibt es bisher noch kein „sisi Hotel“, in dem die Damen am Counter in Jahrhundertgewändern zwischen nachgebauten barockmöbeln herumlaufen. Damit wärst du plötzlich einzigartig. einzigartig wie das erste Tanzhotel in den Alpen, „Der Kirchenwirth“, der aufgrund eines Coachings beim werbetherapeuten entstanden ist. Was fällt Ihnen spontan zu 2014 ein? Vor hundert Jahren ist der erste weltkrieg ausgebrochen. was wäre, wenn ich eine woche lang in einem restaurant nach einem Kriegskochbuch koche? es wäre für den stammkunden hochinteressant zu sehen, wie der Koch das heute zubereitet und wie
unsere großväter damals gegessen haben. stichwort: sotschi. ich könnte eine sotschiwoche ausrufen, russisches essen kochen und das in einem Hotel in den bergen. solche Dinge sind ein bisschen außerhalb des gewöhnlichen und kosten nicht viel. Wie könnte man Tirol anders denken? man könnte Traditionelles verkitschen und skurril anbieten, wie zum beispiel in münchen, wo die mädels im Dirndl ins wasser springen. interessant ist auch alles, was mit bäuerlichkeit zu tun hat. immer mehr menschen gehen für drei monate auf die Alm und halten die Kühe, wie bergbauern. ein Deutscher, ein russe, ein Amerikaner findet das cool. Dinge anders denken, Dinge anders angehen. Dazu braucht es selbstbewusstsein. ich erinnere mich noch gut an die Touristiker, die damals gesagt haben, snowboarden – das brauchen wir nicht. ich sage: Alles, was neu ist, muss man sich mal anschauen. Sollten die Ideen nicht in die Region passen? es muss nicht alles tirolerisch sein, nur weil ich in Tirol bin. wenn sie genug davon haben, warum gestalten sie ihr Hotel nicht im 1950er-Jahre-stil der Amerikaner statt im Alpen-Kitsch? warum ist noch niemand auf die idee gekommen, seine gäste zu bitten, Fotos von ihrem Tirol-urlaub zu schicken? Diese könnte man dann im Hotel aufhängen. Die meisten unternehmer werden über die Jahre hinweg blind, also muss jemand von außen kommen und das ist beim speed Coaching der Fall. Vielen Dank für das Gespräch.
ZUR PERSON Alois gmeiner ist seit mehr als zwanzig Jahren im marketing und in der werbung tätig. seine ideen sind auch mit wenig budget umsetzbar, die Presse bezeichnet ihn deswegen auch als guerilla marketing guru. seine eindrücke sammelte er in dem buch „333 kreative Hotel- und gastroideen aus las Vegas und dem rest der welt“. www.werbetherapeut.com
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Vier Tipps des Werbetherapeuten 1.
Dinge, die scheinbar negativ sind, ins Positive umkehren. beispielgebend könnten die salzburger und die iren sein. schnürlregen gehört dort zum urlaub und auch wer nach london fährt, erwartet sich nebel.
2.
Jeder, der in Tirol auf einem berg sitzt, konkurriert mit der welt. Also muss ich etwas bieten, damit der urlauber nicht ans mittelmeer fährt, sondern in die berge. er kommt nicht wegen der 3- oder 5-sterne-Hotels, sondern wegen dem ungewöhnlichen, aufregenden, schönen, lustigen urlaub.
3.
Vergessen sie nicht die Österreicher. Auch sie machen gerne urlaub. Formulieren sie ihr Angebot nicht brav oder normal. sprechen sie die worte aus, die jedem dazu durch den Kopf gehen. in einem liebeshotel erlebt man ein sexuelles wochenende, das besondere wochenende verspricht jeder.
4.
Verwirkliche Dinge, die nicht viel kosten. ein Hallenbad hat heute keine Chance mehr. Aus alten weinfässern auf einer wiese wird hingegen eine beauty longe, die auch im winter funktioniert. mit einer molke-Kur auf der wiese komme ich in die medien und die Fotos sehen zudem toll aus.
Keine Scheu vor traditionellen Outfits: Tatsächlich sehr lustig hatten es die beiden Zillertalerinnen mit dem künstlerische Leiter von Altitude, Andrew Maxwell, beim Fotoshooting.
Stars bei Altitude 2014: Nina Conti … sAison
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© AnTHonY uPTon (3), geT inVolVeD lTD. (2)
Comedian John Bishop (Mitte, mit Kollegen Andrew Maxwell, links, und Marcus Brigstocke) soll von Altitude 2013 so begeistert gewesen sein, dass er unbedingt wiederkommen wollte
Skifahren am Tag, Gelächter am Abend: Dem Publikum gefällt’s.
Amüsierte Briten Beim Stichwort „lustige Englänger im Schnee“ kommt nur wenigen gehobene Unterhaltung in den Sinn. Aber gerade darauf legt es das Altitude Comedy Festival an, das von 31. März bis 4. April 2014 in Mayrhofen stattfindet. vOn es ther PIrChner
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er Zillertaler skiort mayrhofen und seine britischen gäste pflegen seit langem eine innige und ziemlich ausgelassene beziehung: im Vergleich zum Tiroler Durchschnitt von 3,7 Prozent gästen aus dem Vereinigten Königreich weist die statistik für mayrhofen 12,1 Prozent aus. Vor allem zum snowbombing mit seinen Partys und DJs kommen jedes Jahr Tausende gäste, die wintersport, Übernachtung und Feiern im Package buchen. Doch mayrhofen gibt sich zugleich gerne als ort der Kontraste, und so war dem Tourismusverband die idee des britischen Veranstalters get involved ltd. durchaus willkommen, in mayrhofen ein Comedy-Festival zu installieren, das die stars der britischen szene in die berge bringen sollte.
Lachen im Package.
mittlerweile geht das Altitude Comedy Festival – „the funniest show on snow“ – im Zillertal in sein drittes Jahr, nachdem es zuvor drei
Jahre im französischen wintersportort méribel stattgefunden hatte. Dass die wahl auf mayrhofen gefallen ist, ist nicht nur persönlichen Kontakten zwischen get involved und dem Hotel strass zu verdanken, sondern, wie Pressesprecher stevie gedge von get involved überschwänglich lobt, auch damit, dass der „ort wundervoll, die Aufführungsorte fantastisch und das skifahren umwerfend“ sind. Tickets werden ähnlich wie beim snowbombing zusammen mit Übernachtungen und skipass im Package auf der website des Veranstalters gebucht. Ab 349 Pfund
(420 €) ist man für fünf Tage im 4- oder 5-stern-Hotel dabei. wer nur die eintritte zu den shows bestellt, bezahlt 155 Pfund (186 €), das ViP Package mit reserviertem sitzplatz bei den galashows und meet and greet ist um 255 Pfund (307 €) zu haben.
Mehr als Schnaps und Schnitzel. Das Kernpublikum von Altitude sind briten, die einen winterurlaub mit niveauvollen Kulturveranstaltungen kombinieren und – anders als es bei den großen shows in großbritannien selbst möglich wäre – die
Das Kernpublikum von Altitude sind Briten, die einen Winterurlaub mit niveauvollen Kulturveranstaltungen kombinieren und – anders als es bei den großen Shows in Großbritannien selbst möglich wäre – die Künstler aus nächster Nähe erleben wollen.
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fürs Fotoshooting sogar in die lederhose, um seine begeisterung für Tirol auszudrücken, und marcus brigstocke hat sich inzwischen ebenfalls als Dauergast in den Zillertaler Alpen etabliert. schnee und skifahren dürften das ihre dazu beitragen, vor allem aber genießen die Künstler den „speziellen Platz mayrhofen und dass sie als Freunde miteinander abhängen und das neueste material der anderen zu sehen bekommen“ (stevie gedge). marion Pepeunig vom Tourismusverband mayrhofen weiß darüber hinaus zu berichten, dass die Veranstaltung unter den britischen Comedians inzwischen einen so guten ruf genießt, dass man eine einladung zum Altitude Comedy Festival einfach nicht ablehnen kann. wenn’s der unterhaltung dient, kann das den Zillertalern schließlich nur recht sein. ×
Künstler aus nächster nähe erleben wollen. Das line-up liest sich entsprechend hochkarätig, von der einladung, „to fuse a schnapps and schnitzel-fuelled ski holiday with one of the world’s top international comedy festivals“ sollte man sich also nicht täuschen lassen. Zu den Headlinern 2014 zählen neben dem gründungsmitglied und künstlerischen leiter Andrew maxwell lauter Kapazunder der britischen Comedy: der TV-star John bishop, „irelands no. 1 funny man“ Tommy Tiernan, Terry Alderton, der unter anderem die bbC-seifenoper eastenders als Cockney sprechender Taxler Terry spraggan veredelt, die als beste weibliche Fernsehkomikerin bei den british Comedy Awards 2013 ausgezeichnete nina Conti – eine „rasiermesserscharfe bauchrednerin“ – und marcus brigstocke, stammgast in einer ganzen reihe von sitcoms, radio- und TV-Comedy-shows sowie gastgeber der stand-up-Comedyund sketch-show The brig society auf bbC radio 4. insgesamt treten an fünf Tagen beim Aprés-ski, der gala show und der late show rund zwanzig Künstler auf, die die sportsbar und den Arena night Club im Hotel strass sowie das europahaus in mayrhofen in stimmung bringen.
Mit Dorfer. gesponsert wird das Festival vom Tourismusverband mayrhofen, der auch darauf wert legt, den nicht englischsprachigen gästen und den einheimischen gute unterhaltung zu bieten. seit 2013 werden daher auch deutschsprachige Kabarettisten und Comedians eingeladen, im vergangenen Jahr als Haupt-Act michael mittermeier,
2014 Alfred Dorfer. was das Publikum nach mayrhofen zieht, ist also leicht nachvollziehbar. wie aber bekommen die Veranstalter ein line-up zusammen, das sich sogar in großbritannien selbst nur schwer verwirklichen ließe? Von John bishop heißt es, er habe im vergangenen Jahr eine so unglaublich tolle Zeit in mayrhofen erlebt, dass er selbst darum gebeten habe, wiederkommen zu dürfen. Kurator Andrew maxwell schlüpfte
ALTITUDE COMEDY FESTIVAL 31. 3. bis 4. 4. 2014, mayrhofen mit John bishop, Terry Alderton, Alfred Dorfer, nina Conti u. a. www.altitudefestival.com www.mayrhofen.at
Hilfe für die Marke Marion Pepeunig leitet die Abteilung Marketing und Kommunikation im Tourismusverband Mayrhofen und betreut das Altitude Comedy Festival.
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AISON: Frau Pepeunig, Altitude zieht vor allem britische Gäste an, was schätzen Sie vor Ort an dem Festival? mArion PePeunig: Kontraste sind in unserem markenkern bestimmend und Altitude läuft gut abseits des rambazamba. Für uns in mayrhofen ist es auch ein event, bei dem wir einfach einmal abschalten können. in der Hochsaison haben wir ja sonst vor allem stress und nicht immer viel zu lachen. Können Sie im dritten Jahr schon einen touristischen Nutzen für Mayrhofen ausmachen? mayrhofen war durch das snowbombing am britischen markt immer schon
© norberT FreuDenTHAler
… und Terry Alderton
bekannt, aber durch Altitude sprechen wir eine andere schicht an, das hilft uns für die marke schon. get involved macht so viel werbung, so stark könnten wir selbst uns in nur einem markt nicht engagieren. Wird der TVB Mayrhofen das Altitude Comedy Festival auch weiterhin unterstützen? Ja, in den nächsten Jahren bestimmt. Das Ziel ist, die besuche noch zu steigern – auch wenn wir an die Zahlen des snowbombing, für das wir in einer woche 7.000 Anmeldungen haben, wahrscheinlich nicht ganz herankommen werden. Vielen Dank für das Gespräch.
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Auf dem Weg zum „D.U.D.A.“-Dreh: Regisseur Malte Ludin (Mitte) mit dem Team von Wildruf
Posaunist Christian Muthspiel spielte für „D.U.D.A.“ Werner Pirchner ein Ständchen bei der Geierwally-Hütte am Hafelekar.
Werner Pirchner Anfang der 1970er-Jahre.
Kennen Sie Werner Pirchner? Seine Hommage „D.U.D.A.!“ an den Musiker, Komponisten und Filmemacher Werner Pirchner (1940–2001), die Ende März in die Kinos kommt, beginnt der Berliner Regisseur Malte Ludin mit dieser Frage, gerichtet an Passanten in Pirchners Heimatstadt Hall in Tirol. Ältere bejahen, Jüngere verneinen. VON VERENA TEISSL
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irchner, der in den 1960erJahren als Jazzmusiker begann, kann anhand seiner Werkbiographie als einer der innovativsten österreichischen Komponisten bezeichnet werden. Neben legendären Alben wie „ein halbes doppelalbum“ und „EU“ komponierte er zahlreiche Auftragswerke für Festivals, Film- und Theaterproduktionen, gestaltete 1994 das Sounddesign von Ö1 und trat mit internationalen Musikern auf. In seiner Erkundung rückt Ludin aber nicht Pirchners Erfolge in den Vordergrund, sondern die Sensibilität eines Musikers, der seiner Zeit voraus war, der Musik zu einer Sprache gestaltete, mit der er sich in rebellischer Haltung auch an sein traditionsorientiertes Tiroler Umfeld wandte. Es ist bemerkenswert, dass ein so erfolgreicher Künstler nie in eine
Großstadt abgewandert ist. In den Schilderungen von Wegbegleitern Pirchners entsteht das Bild eines uneitlen Rebellen, eines präzisen Arbeiters und eines fein-
In den Schilderungen von Wegbegleitern Pirchners entsteht das Bild eines uneitlen Rebellen, eines präzisen Arbeiters und eines feinsinnigen Humoristen. sinnigen Humoristen. Ob denn nie der Verdacht aufgekommen sei, dass Pirchner die Blasmusik auf dem Arm genommen
habe, fragt Alois Deiser (ehemaliger Hornist und Chronist der Eisenbahnermusik) Florian Pedarnig (ehemaliger Dirigent der Eisenbahnermusik). Mhm, doch ja, am Ende von „Präludium und Fiasko“ (1977), als die Bläser Bierflaschen – und keine anderen! – zur Intonierung der Schlussakkorde nehmen mussten, da sei schon der Gedanke aufgetaucht, dass Pirchner das Schunkelimage der Blasmusik parodiere, meint Pedarnig.
Neue Ausdrucksformen. Die Klarheit und Tiefe von Pirchners Kompositionen entfalten auch für Unmusikalische eine poetische Sogwirkung, wovon man sich in den zahlreichen Musik-Kommentaren überzeugen kann, die Ludin als epische Elemente, nicht als Untermalung, in „D.U.D.A!“ hereinnimmt. In den schöns-
Akkordeonist Siggi Haider mit der Ziehharmonika Werner Pirchners in „D.U.D.A.“
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ten Momenten tanzt die Kamera (Victor Kössl) dazu. Die eigentliche Provokation von Werner Pirchner sieht Tobias Moretti in dessen musikalischem Genie, das Musikformen in Frage stellte und neue Ausdrucksformen entstehen ließ, das den Klang von Witz in die zeitgenössische Musik hineinbrachte. Wie dieser Geist Pirchners an junge Musikstudenten in der nuancierten Interpretation weitergegeben wird, gehört zu den vielen erhellenden Szenen von Ludins Porträtfilm. André Heller erinnert sich, dass er Pirchner aus egoistischen Gründen Geld zur Produktion von „ein halbes doppelalbum“ gegeben habe – er wollte Pirchners Musik hören und verschenken. Es ist ein sympathischer Nebeneffekt von „D.U.D.A!“, dass in den Erinnerungen interviewter Künstler – neben André Heller
und Tobias Moretti auch Felix Mitterer oder Josef Hader – ein Geist von Wertschätzung und Inspiration Ausdruck findet, der eine intellektuelle Landschaft vielleicht idealtypisch abbildet. Ohne Vision geht es nicht – das traf auch auf die Rolle von Pirchner als Intellektuellem zu, der sein Umfeld reflektierte. In den 1970er-Jahren hieß dies in Tirol, sich mit einem emotional stark besetzten Feld einzulassen: Zeitgenössische Kunstformen mussten sich in einem konservativen, traditionsorientierten Klima behaupten. Norbert Pleifer, als Gründer des Veranstaltungszentrums Treibhaus selbst Pionier für ein weltoffenes Kulturangebot in Innsbruck, erinnert sich an eine der ersten Aufführungen des Kurzfilms „Der Untergang des Alpenlandes“ 1974 als „Initiationsritus“. Die Satire auf Katholizismus, Traditionsverhaftung und Bierseligkeit in Tirol, zugleich eine Art assoziative Visualisierung des „halben doppelalbums“, ist heute Kult. Schon allein die treffend gewählten Ausschnitte in „D.U.D.A.!“ – das titelgebende Akronym von „Der Untergang des Alpenlandes“ – erwecken den kritischen Aufbruchsgeist der 1970er-Jahre.
„Verschwendung“. Im Pirchner-Porträt auf der Homepage von Music Austria heißt es: „Was für eine Verschwendung auch, dass ein Mensch mit einem derart ausgeprägten Gefühl für musikalische Dramatik in Österreich lebte. In Hollywood wäre er wohl zum gefeierten FilmKomponisten avanciert – ein Umstand, der manch einen verbittert hätte, nicht so Werner Pirchner. Ihm war es genug, Musik zu machen.“ Es ist eigenwillig, dass die Themen „Österreich“ und – in diesem Falle – „Tirol“ bei Künstlerbiographien meist etwas pikiert genannt werden, als wäre es in anderen europäischen Ländern für Avantgardisten so viel anders. Nach zahlreichen Finanzierungshürden, deren Überwindung ein interessantes „Producing Off“ ergäbe, übernahm 2012 Wildruf, eine von Bernhard Holzhammer gegründete innovative Plattform für „Film“ und „Form“, die Produktion von „D.U.D.A.!“. Es ist dem Film viel Publikum zu wünschen, weil er die Sprache der Musik erspürt und zeigt, wie Künstlern ein über ihre Kunstform hinausgehender, gesellschaftlicher Stellenwert zuwächst. Mit „D.U.D.A.! Werner Pirchner“ fügt Malte Ludin seinem vielseitigen Dokumentarfilmschaffen ein weiteres Werk hinzu, das die alternative Kulturgeschichte der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zugänglich macht. ×
Bei den Dreharbeiten zum „Untergang des Alpenlandes“.
© CHRISTIAN BERGER
© WILDRUF, CDS SCHROTT, EDITION WERNER PIRCHNER, WILDRUF
SAISON
Der Untergang des Alpenlandes In den 1970er- und 1980er-Jahren war der ORF ein wichtiger Produzent für innovatives Filmschaffen.
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ie Alpensaga“ (1976–1980, Regie: Dieter Berner) nach Peter Turrini führte das Genre des kritischen Heimatfilms ein. Auch die dreißigminütige Satire „Der Untergang des Alpenlandes“ (1974, Regie: Werner Pirchner, Christian Berger) entstand im Auftrag des ORF, Redakteur war Hans Preiner (1941–2010), u. a. Produzent der Kultserie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (1975–1979). Die TV-Premiere von „Der Untergang des Alpenlandes“ zur Primetime um 21.15 Uhr erregte heftige öffentliche Diskussionen; beim 1. Kurzfilmfestival Linz wurde er hingegen mit einem Publikumssonderpreis und dem Jurypreis ausgezeichnet. Heute gilt er als Schlüsselwerk der modernen Kunst- und Kulturszene in Tirol und eines Aufbruchsgeistes, der sich u. a. in der Gründung zahlreicher Privatinitiativen für zeitgenössische Kulturangebote ausdrückte. Das 16 mm-Originalformat befindet sich im Cinematograph Filmverleih, Christian Muthspiel integrierte eine DVDVersion in sein Album „Against the Wind. The Music of Pirchner & Pepl“ (2007). ×
DER FILM D.U.D.A.! Werner Pirchner (Regie: Malte Ludin; Produktion: Wildruf Film; Kamera: Victor Kössl; 84 Minuten; Verleih: Filmladen Film) Uraufführung: Diagonale 2014 Kinostart: Ende März 2014 www.duda-derfilm.at
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Kathedralen der Vollkommenheit
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VO N A LO I S S C H Ö P F
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ie Beziehungen zwischen Städten und den umliegenden Landschaften stecken voller Missverständnisse. Manchmal sind es gar unglückliche Liebesgeschichten, unglücklich, weil einseitig. Da ist die Geschichte mit Wien und dem Waldviertel. Diese Landschaft auf den Granitkuppen der böhmischen Platte ist, wie man im bajuwarischen Sprachraum so schön sagt, entrisch, was so etwas wie „drüben“ bedeutet, „jenseits“, „auf der anderen Seite“. So ist, in der Tat, das Waldviertel. Die karge Gegend zwischen schwarzen, hochaufschießenden Wäldern, schweigenden Karpfenteichen, mit eisenhartem Wind und plötzlich hochziehenden Nebelfronten ist in vielen Momenten von einer unwiderstehlichen Schönheit. Aber dem, der ihr erliegt, offenbart sich irgendwann, dass diese Schönheit nicht immer genießbar ist. Wir haben gleich ein paar Bekannte,
© BÖHME
ie Olympischen Winterspiele 2014 sind Geschichte. Kampf gegen die Raucher, bewusste Ernährung, Noch nie waren sie so mächtig, so prächtig, so im Fitness-Training, Anti-Aging oder kosmetische Zentrum politischer Debatten und aufgrund ihrer Chirurgie, in irgendeiner Weise huldigen. Das Gigantomanie so sehr Objekt kritischer BetrachMedium der Selbstvervollkommnung ist der tung. Gerade im Hinblick darauf verspricht ein Buch des bekannten gesunde Körper und das Ideal, ausgehend von deutschen Philosophen Peter Sloterdijk interessante Erkenntnisse. Michelangelos Skulptur des David, der Sportler Unter dem Titel „Du musst dein Leben ändern“ wird sprachmächtig und die Sportlerin als Inbegriff der Disziplin, des die Geschichte all jener Übungen und Askesen (áskēsis von altgrieKönnens, der Kompetenz und der Schönheit. chisch „üben“, „sich befleißigen“) erzählt, denen sich der Mensch von den Säulenhei- „Das Medium der Selbstvervollkommnung ist der gesunde ligen Palästinas bis zu den Gurus Indiens und Körper und das Ideal, ausgehend von Michelangelos SkulpTibets unterzogen hat, um vollkommener tur des David, der Sportler und die Sportlerin als Inbegriff der zu werden. Die vermeintliche Rückkehr der Disziplin, des Könnens, der Kompetenz und der Schönheit.“ Religion nach der Postmoderne ist aus der Sicht Sloterdijks nichts anderes als die Renaissance jener „spirituellen Wen wundert es daher, wenn die Kathedralen, die für diese neue Übungssysteme“, die den Versuch unternahmen, den Menschen Religion erbaut werden, einen Kölner Dom oder Chartres in den besser zu machen, als er sich als von Natur aus Geschaffener Schatten stellen, sind sie doch Ausdruck einer ähnlichen Sehnsucht, empfindet. Diese Übungen seien nun, gleichsam als Tribut an das nur diesmal nicht ausgedrückt im Medium geistiger Inbrunst, sonZeitalter der Naturwissenschaften, immer mehr vom Spirituellen dern in Gestalt physischer Disziplinen? Und wen wundert es, dass und Numinosen auf die Physis, den nach Leistungen mess- und gegenüber der medialen Präsenz Olympischer Spiele selbst ein wägbaren Körper übergegangen. Die Askese der Gegenwart heißt Petersplatz in Rom oder eine Kaaba in Mekka zu beschaulichen „Sport“: Dies ist die verblüffende Pointe eines außerordentlich oriOrten veralteter Perfektionierung herabsinken? ginellen und lesenswerten Essays. Vor dem Hintergrund solcher Erkenntnisse sind denn auch Olympische Spiele, wie sie 1894 auf Peter Sloterdijk: Du musst dein Leben ändern, Anregung von Pierre de Coubertin neu ins Leben gerufen wurden, Suhrkamp Verlag 2009. × die zeitgeistigen Eucharistiefeiern eines weltumspannenden Kultes, Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. dem die meisten von uns, ob durch Wellness, Anbetung der Sonne,
Der Norden
VON ERNS T MOLDEN
Manchmal sind wir auch außerhalb dieses kurzen Sommers dort und gewinnen sodann stets den Eindruck eines Landes, das nicht in erster Linie Freund des Menschen ist, eher Widersacher oder doch ständiger Herausforderer. Vor Kurzem musste ich zu einer absolut schwierigen Zeit dort hinauffahren, um einen Songwriting-Workshop zu halten. Mitte Februar, als sich der bislang eher milde Winter noch einmal ins Zeug legte, um seinen Ruf nicht zu verlieren. Ich fand vom Wind hartgeschliffene Schnee- und Eisplatten, tiefliegende, blauschwarze Wolken, Rauch, der flach aus den Schornsteinen davonkroch wie ein furchtsames Tier. Der Ort, in dem ich ein paar Tage arbeiten sollte, ist dabei keineswegs der einsamste dieser Gegend. Schon eher ein kleines Zentrum mit einer Brauerei, die eines der feinsten österreichischen „Ich fand vom Wind hartgeschliffene SchneeBiere herstellt, und einer Schuhmanufaktur. Aber auch mit verlassenen Häusern, einer zum Verkauf stehenden und Eisplatten, tiefliegende, blauschwarze Wolken, Rauch, der flach aus den Schornsteinen Autohalle, zugesperrten Geschäften. Abends gingen wir ins Wirtshaus. Wochenendwiener trafen wir keine. Aber, in davonkroch wie ein furchtsames Tier.“ stillen Gruppen, die Waldviertler. Die saßen da, über Bier die zweitwohnsitzmäßig, bisweilen gar ausschließlich ins Waldoder Wein gebeugt, uns gleichermaßen freundlich wie forschend viertel hinaufgezogen sind. Die erwerben dann alte Häuschen, grüßend, ehe sie früh, knapp nach acht, nach Hause gingen. Es arbeiten sich erst genüsslich, dann zunehmend beharrlich an ihnen gibt, merkte ich, einen einzigen Triumph, den dieses Land seinen ab und laden Menschen wie uns, also die verdorbenen StadtpflanLeuten gönnt: ausgeharrt zu haben. × zen, Jahr für Jahr ein, sie besuchen zu kommen. Und irgendwann Ernst Molden, 45, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine fahren wir dann hin, vorzugsweise innerhalb der drei Wochen, Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Eben erschien seine neue in denen dort Sommer und damit günstige Jahreszeit herrscht. Platte „Ho rugg“ (monkeymusic) sowie das Buch „Wien Mitte“ (Deuticke Verlag).
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Alois Seyrling DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Mitten am Ozean, Hinterland der Toskana, Lappland im Winter DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Menschen zusammenbringen und glücklich machen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Für den Gast zu denken und zu handeln DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Familienbetriebe mit Tradition und herzlicher Gastfreundschaft DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Nicht beeinflussbare Faktoren wie Wetter und Wirtschaftslagen auf Zielmärkten DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Dass sich unsere Region für die Nordische Ski-WM 2019 bewirbt LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Flitterwochen – Malediven ICH LERNE VON: Personen, die es im Leben nicht leicht hatten DER SCHÖNSTE ORT IN DER OLYMPIAREGION SEEFELD: Das Steinerne Hüttl (2.000 m) im Gaistal um 6.00 Uhr Früh TIROL OHNE SCHNEE IST WIE: Politiker ohne leere Versprechen
AM BESTEN ENTSPANNE ICH BEI: Einem Abend in einer rustikalen Hütte DER TIROLER TOURISMUS BRAUCHT FÜR DIE ZUKUNFT: Mehr Macher mit Mut und weniger Redner mit großem Ego DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG IN MEINEM BERUF: Die tägliche Flut an unerwarteten neuen Herausforderungen zu bewältigen ICH BEWUNDERE (PERSON): Menschen, die ihren großen Erfolg und ihr Vermögen nicht heraushängen lassen
© GERHARD BERGER
MEIN LIEBSTER WINTERSPORT: Langlaufen
Alois Seyrling ist Hotelier (Hotel & Spa Klosterbräu Seefeld) sowie Obmann des Tourismusverbandes Olympiaregion Seefeld.
Erfolg auf Knopfdruck
Design, ein Statement. Kontrolle, zu jeder Zeit. Bedienung, reduziert auf Effizienz.
Privatquelle Gruber GmbH & Co KG Innsbrucker StraĂ&#x;e 38 A-6230 Brixlegg Tel.: +43 (0) 5337 62628-329 Fax: DW 35 info@schanksysteme.com www.schanksysteme.com