P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M
TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 02/14 | FRÜHJAHR 2014
WEGE ZUM ERFOLG im Tiroler Tourismus
3 STICHWORT SAISON
ERFOLGSWEGE „Studien zeigen, dass jemand mit viel Intelligenz und wenig Geduld es gleich weit bringen kann wie jemand mit wenig Intelligenz und viel Geduld. Geduld und Intelligenz sind also gleich viel wert.“
ERFOLG, DER (bezwecktes) Ergebnis eines Verhaltens oder eines sonstigen Ereignisses
Deutsches
Etymologisches Wörterbuch, 1995
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ Hermann Hesse
Matthias Sutter, Ökonom und Autor des Buches „Die Entdeckung der Geduld“
„Nachahmer wird es immer geben. Sie sind der beste Beweis dafür, dass ein Konzept erfolgreich ist.“ Andreas Steibl, Geschäftsführer des TVB Ischgl-Paznaun
„Ich glaube, dass Kooperationen mit den richtigen Imageträgern des Wintersports extrem wichtig sind.“ Matthias Dengg, Hintertuxer Gletscher
„Der Tourismus zeichnet sich leider oft durch wenig Innovationskraft aus.“ Florian Partel, Direktor des Gradonna Mountain Resort Kals
Anekdotisches Eines Tages kam ein junger Mann zum Philosophen Sokrates und fragte ihn: „Was ist das Geheimnis von Erfolg im Leben?” Sokrates antwortete nur: „Komm morgen Früh zum Fluss.” Am nächsten Morgen standen die beiden am Ufer und Sokrates sagte: „Jetzt gehen wir ins Wasser.” Der junge Mann folgte Sokrates bereitwillig. Als beide bis zum Hals im Wasser standen, packte Sokrates den jungen Mann und drückte seinen Kopf unter Wasser. Der Junge wehrte sich, aber Sokrates ließ ihn nicht los. Der Kampf wurde immer verzweifelter. Schließlich lockerte Sokrates den Griff und fragte den jungen Mann: „Als du dort unten im Wasser warst: Was wolltest du am meisten?” „Luft natürlich!“, antwortete er. „Das ist das Geheimnis des Erfolgs“, sagte dann Sokrates. „Wenn du Erfolg so sehr willst, wie du unter Wasser Luft wolltest, dann wirst du auch Erfolg haben.”
FILMGESCHICHTE „Das Geheimnis meines Erfolges“ ist ein US-Spielfilm aus dem Jahre 1987 mit Michael J. Fox in der Hauptrolle. Die Hauptfigur Brantley Foster ist ein junger Uni-Absolvent, der sich mithilfe von Schwindeleien und einer Affäre mit der Gattin eines Konzernchefs an die Spitze eines Unternehmens bringt.
4 EDITORIAL SAISON
Selbst angesichts schwierigster Bedingungen wie in diesem Winter beweist sich die Tourismuswirtschaft als verlässlicher Motor für die Wertschöpfung im Land.
Noch nie war es angesichts des Wettbewerbs im realen und digitalen Freizeitangebot so schwierig zu reüssieren. Hohe Professionalität und eigensinniges Profil sind gefragt.
Richtige Erfolgswege finden bedeutet in erster Linie lernen. Und damit auch verändern, in Frage stellen, neu denken, neu aufstellen und korrigieren oder anpassen.
EDITORIAL
Hommage an die Dauerläufer
M
it einer interessanten Erkenntnis lässt dieser Tage der unter anderem an der Innsbrucker Universität lehrende Wirtschaftswissenschaftler Matthias Sutter aufhorchen. Nicht nur das Können allein, stellt Sutter auf Grund weltweiter Forschungen fest, sei Basis für Erfolg, auch die Geduld spiele eine wesentliche Rolle. Die Ausdauer schlägt sogar das Talent, erklärt Sutter, der mit Studienergebnissen aus unterschiedlichsten Ländern aufzeigt, dass geduldige Menschen vorhandene Potenziale besser und nachhaltiger ausschöpfen. Der Blick in den Leistungssport drängt sich dabei auf. Im Jugendbereich gibt es oft noch eine Vielzahl an begabten Nachwuchshoffnungen, doch nur die Wenigsten schaffen es an die Spitze. Geduld, Ausdauer, Disziplin, Strategie und harte Arbeit sind Wegbegleiter der Stars, die es bis ins Rampenlicht internationaler Stockerlplätze schaffen.
Langer Atem.
Angesichts der vielen Spitzenleistungen heimischer Touristiker beweist Tirols Leitbranche seit weit über einem Jahrhundert langen Atem im erfolgreichen Dauerlauf. Genauso wie Spitzensportler verlässt man sich dabei nicht auf die Talente, sprich Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren wie die alpine Naturlandschaft. Seit 125 Jahren wird das „Herz der Alpen“ nun schon professionell beworben und in diesem Zeitraum haben viele mutige Visionäre, unternehmerische Querdenker und viele Familien über Generationen einzigartige touristische Attraktionen und Dienstleistungen für Gäste aus aller Welt geschaffen. Auch aus Mangel an Alternativen wurde so in den Tälern Tirols nachweislich die Basis des Wohlstands unserer gesamten Gesellschaft gelegt. Experten wissen, dass heute dieser Branchenerfolg direkte Auswirkungen auf jedes dritte Gehalt im Land hat. Und selbst angesichts schwierigster Bedingungen wie in diesem Winter beweist sich die Tourismuswirtschaft als verlässlicher Motor für die Wertschöpfung im Land. Dieser Erfolg ist nicht allein auf das Glück und die Tüchtigkeit langfristig denkender Familien zurückzuführen. Mit unternehmerischem Mut wurde der Tiroler
Tourismus hierzulande unermüdlich weiterentwickelt und dabei oft und oft bewiesen, dass Gesellschaftsaber auch Klimaveränderungen mit richtigen Strategien begegnet werden konnte. Schwierig genug, denn angesichts des rasanten Wandels unter dem Diktat von grenzenloser Digitalisierung und Flexibilisierung gilt: Was sich heute bewährt, ist morgen vielleicht ein Nachteil. Eine Option, die gestern noch nicht existierte, ist heute vielleicht die beste Wahl. Denn richtige Erfolgswege finden bedeutet in erster Linie lernen. Und damit auch verändern, in Frage stellen, neu denken, neu aufstellen und korrigieren oder anpassen.
Freiraum.
Wenn die vorliegende SAISON die unterschiedlichen Wege zum Erfolg untersucht, dann ist dem Tourismus im Sinne einer weiterhin tragfähigen Wohlstandssicherung des Landes genau dieser Freiraum für seine notwendige Weiterentwicklung zu wünschen. Das Neue zu wagen, die vom Gast gewünschte Leistung mit höchster Qualität anbieten zu können – unsere erfolgreichen Pioniere der Gegenwart weisen den Weg in die Zukunft. Der Erfolgsweg für die heutige Generation ist aussichtsreich, aber durchaus steinig. Noch nie war es angesichts des Wettbewerbs im realen und digitalen Freizeitangebot so schwierig zu reüssieren. Hohe Professionalität und eigensinniges Profil sind gefragt. Wenn sich Tirol zur wertschöpfungsreichen Ganzjahresdestination Nr. 1 der Alpen weiterentwickeln soll, dann braucht es stets weitere Innovationen und Initiativen, die starker Unternehmer und der Unterstützung vieler im Land bedürfen. Altbekannte Extrempositionen auf beiden Seiten und verhärtete Fronten beispielsweise im Naturschutz sind dabei wenig förderlich. Und dass auch wir Einheimischen die Angebote im Tiroler Tourismus genießen, bestätigen die aktuellen Zahlen sehr erfreulich. Denn bald ein Fünftel aller unserer jährlich zunehmenden österreichischen Gäste sind Tiroler, die Urlaub im eigenen Land machen – ein schönes Kompliment an unsere Familienbetriebe und Dauerläufer. Danke! ×
JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG
7 INHALT SAISON
© KITZBÜHEL COUNTRY CLUB, PITZTALER GLETSCHER, FRANZ OSS, ALPBACHTAL SEENLAND TOURISMUS, PITZTALER GLETSCHER, HIEPLER & BRUNIER
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MIT DER ELEGANZ VON SCHWARZ
42 ZUSAMMENSPIEL PIONIERGEIST
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NEUE WEGE GEHEN
GEGEN DEN STROM
18 SPEZIALISIERUNG IM TOURISMUS
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THEMA: WEGE ZUM ERFOLG 10
Pioniergeist Wie Pioniere ihre Visionen verwirklichten und damit den Tiroler Tourismus vorantrieben
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Gegen den Strom Um neue Wege im Tourismus zu gehen, braucht es Mut.
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Zusammenspiel Vernetzung und Kooperation lohnen sich auch im Tourismus.
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Party international Kontinuität zahlt sich aus: Die Top-of-the-Mountain-Konzerte in Ischgl sind heute weltbekannt.
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„Geduld und Intelligenz sind gleich viel wert“ Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor Matthias Sutter erklärt im Interview die Vorzüge der Geduld.
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Familiensache Ohne Familienbetriebe wäre der Tourismus in Tirol nicht denkbar.
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Spezialisierung im Tourismus Serfaus-Fiss-Ladis und Alpbach machen vor, wie man sich erfolgreich spezialisiert.
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Neue Wege gehen Eine ganz neue Richtung einzuschlagen, kann den Erfolg bringen.
MAGAZIN 34
Handwerkszeug In der „Vermieterakademie“ lernen Betreiber von Kleinbetrieben, wie sie besser bei den Gästen ankommen.
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Kopfsache Immer öfter werben Tourismusregionen als Kopfsponsor von Sportlern.
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Sehnsucht nach dem Ursprünglichen Wie Urlaub am Bauernhof helfen kann, die Kulturlandschaft zu retten.
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Mit der Eleganz von Schwarz Tirols schillernder Modemacher Markus Spatzier im Interview
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Eine Frage der Haltung Felix Mitterers gefeiertes Stück „Jägerstätter“ macht Station im Landestheater – mit Gregor Bloéb in der Hauptrolle.
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Kommentare
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Nachgefragt
IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 02/2014 (66. Jahrgang)
SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Florian Gasser, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Tanja Mintscheff • ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, w.mair@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.
8 ERFOLGSWEGE SAISON
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Wege zum Erfolg Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch mindestens genauso viele zum touristischen Erfolg. Einige davon stellt die SAISON auf den nächsten Seiten vor.
PIONIERGEIST MUT VERNETZUNG KONTINUITÄT GEDULD FAMILIE KLARES PROFIL SICH NEU ERFINDEN
Pionierleistung. Angelus Scheiber verwirklichte in Hochgurgl seine Vision von einem Resort auf über 2.100 Metern.
10 ERFOLGSWEGE SAISON
S
chlägt man den „Pionier“ im Lexikon der Synonyme nach, stößt man auf den „Neuerer“ und den „Vorkämpfer“. Viele Seiten im Buch der Tiroler Tourismusgeschichte erzählen von Pionierleistungen. Nicht alle machten große Schlagzeilen. Jede Talschaft hat ihre starken Männer, jede Seilbahn, jedes Skigebiet ihre Gründer. Leiser und im Hintergrund wirkten wiederum die Frauen, deren Leistungen aber nicht weniger großartig waren. Was sie eint: eine große Portion Pioniergeist. Wo nichts ist, kann man leicht etwas Großes erschaffen, hört man oft von den Jüngeren. Mag sein, dass es leichter ist, auf den Trümmern des Krieges neue Ideen zu verwirklichen als in einer Welt, die von Preisdumping und schnell wechselndem Angebot und Nachfrage getrieben wird. Einfach war es aber bestimmt nicht in früheren Zeiten, Wege zu finden, den Fremdenverkehr, wie der Tourismus damals genannt wurde, anzukurbeln und weiterzuentwickeln.
Bergsteigerdorf.
Den Anfang machen PIONIERGEIST. Es waren Männer und Frauen, die den Tiroler Tourismus vorangetrieben und weiterentwickelt haben. Pioniere werden sie genannt. Die Geschichten erzählen von Starrsinn, Mut, Freundschaften, Grenzgängen. VON JANE KATHREIN
Ende des 19. Jahrhunderts im hinteren Ötztal. Ein Obergurgler Bergführer, Martinus Scheiber, gründete den Gasthof Edelweiss. Maultiere schleppten das Gepäck zweimal am Tag von Zwieselstein hinauf nach Gurgl. Bis in die 40er-Jahre. Als Vent ein aufstrebendes Bergsteigerdorf wurde, schickte Martinus Scheiber seinen Sohn Angelus dorthin. Der aber hielt es nicht lange dort aus und kehrte zurück. Das Gasthof Edelweiss wurde zum ersten großen Haus am Platz. 1931 rückte Obergurgl plötzlich ins internationale Scheinwerferlicht, als Auguste Piccard mit seinem Heißluftballon auf dem Gletscher notlanden musste. Angelus Scheiber und sein Kumpel Norman Hans Falkner nutzten die Brise und legten die Weichen für den Aufbau des
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Wintersportortes. Falkner, der 1938 nach Kanada ausgewandert war, kehrte nach dem Krieg mit Erfahrung und Kapital zurück. Eine befruchtende Partnerschaft. In den 40ern gab es bereits drei Skischulen im hinteren Ötztal, sie wurden vor allem von Söldener Skilehrern betrieben. 1950 bauten die beiden den Gaisberglift, 1953 den Lift auf die Hohe Mut.
Beharrlichkeit.
Eine Sehnsucht ließ Angelus Scheiber all die Jahre nicht los: die Angerer Alm – wie geschaffen zum Skifahren. Doch vorher wurde ein anderes Jahrhundertprojekt, bei dem auch Angelus Scheiber die Fäden zog, verwirklicht: die Timmelsjoch-Hochalpenstraße (siehe Kasten). Die touristische Entwicklung ging stark mit dem Ausbau des Wege- und Eisenbahnnetzes einher, im Ötztal wurden damit die Voraussetzungen für den Ausbau der Angerer Alm geschaffen. Am Stammtisch sollen sich Angelus Scheiber und der damalige Landeshauptmann Eduard Wallnöfer mehrmals getroffen haben, der Politiker gab hier auch seinen Segen zu den Projekten. Das Hochgebirge ist hart. Wild ist die Angerer Alm. Kein Wasser. Kein Strom. Keine Kanalisation. In Hochgurgl (2.159 Höhenmeter) sind auch keine Spuren menschlicher Besiedelung bekannt, anders als in Obergurgl (1.930 m) oder Vent (1.900 m). Angelus Scheiber träumte von 15 bis 20 Hütten, mit Übernachtungsmöglichkeit. Einfacher Standard sollte es sein, erinnert sich Alban Scheiber, sen. an die Vision des Vaters, die 1961 real wurde. Heute ist Obergurgl mit sieben Häusern eines der exklusivsten Resorts der Welt.
Heldenstatus.
Pioniere haben auch etwas Heldenhaftes an sich. Sie trauen sich in unbekannte Welten vor, die für den Normalmensch voller Gefahren sind. Der Berg galt lange als unheilvoller Ort, dem die Menschen lieber fern blieben, denn herunten im Tal waren die Risiken überschaubarer. Diejenigen, die sich trotzdem trauten, wurden als „wilde Hunde“ verrufen, aber im Stillen bewundert. Der Bergführer, der Skilehrer. Nach der oft eintönigen Arbeit drängten die Menschen regelrecht hinaus in die Natur, sie wollten sich dort erholen und körperlich verausgaben. Die Industrialisierung brachte Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Bewertung von Sport und Freizeit. 1891 veröffentlichte der Norweger Fridtjof Nansen ein Buch, das von seiner Grönlandexpedition auf Skiern berichtete. Die Menschen wollten wissen, wie das geht, auf zwei Brettern den Schnee zu durchfahren. Schon bald wurden die ersten Skier gebaut, die für alpines Gelände tauglicher waren als das norwegische Ur-Modell. Der Kitzbühler Franz Reisch bestieg 1893 mit ihnen das Kitzbühler Horn und gründete wenig später den WSV Kitzbühel.
Einfallsreichtum. Die ersten Wintersportgäste kamen nach dem Ersten Weltkrieg, in ihrem Sog wurden zahlreiche Skischulen gegründet. In der 30er Jahren lockten Filme wie „Der weiße Rausch“ und „Die Hölle am Piz Palü“ oder „Fuchsjagd im Engadin“ die Menschen ins Kino und später auf die Piste. Auch in Übersee interessierte man sich für den Sport auf zwei
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Brettern. Hannes Schneider gab 1931 dem Skilauf in Japan neue Impulse und löste eine Massenbewegung aus. Toni Seelos, Vater des Parallelschwungs, prägte als Trainer die französische Mannschaft. Hannes Schneider kehrte nicht mehr zurück, er ging 1939 in die USA und verhalf dort dem Rennsport zum Aufschwung. Noch heute spricht man in vielen Orten in der Sierra Nevada in Kalifornien von seinem Mut und seinem skitechnischen Können. In der Axamer Lizum steht seit 2012 ein Haus mit Flachdach. Lizum 1600 ist auf einer der Fahnen vorne draußen im Wind zu lesen. Hier bietet der Tiroler Ski-
SCHNEESPORT Die neuen Trendsportarten wechseln schnell. Die Jugendlichen haben den Schritt vom Ski-Sport zum Schnee-Sport längst vollzogen und die Erwachsenen ziehen nach. Je nach Lust wechseln sie vom „New-School-Ski“ zum Snowboard, sie wollen Telemarken, Langlaufen oder Tourengehen. Die wechselnden Bedürfnisse und die schwankende Nachfrage in mehreren Sportarten spüren auch die Skischulen, sie haben erkannt, dass der klassische Skilehrer diese Ansprüche nicht mehr abdecken kann. Der Schneesportlehrer hingegen unterrichtet die Gäste auf den unterschiedlichen Schneesportgeräten. Zusätzlich zu den laufenden Seminaren bietet der Tiroler Skilehrerverband auch Lehrgänge an, deren Inhalt es ist, Menschen mit Behinderung den Schneesport erfahrbar zu machen. www.snowsporttirol.at
SO SOND JET UN ERA ZT M DS USST IT OF ELLU SPA NG CE
12 ERFOLGSWEGE SAISON
TIMMELSJOCH-HOCHALPENSTRASSE: EIN JAHRHUNDERTPROJEKT lehrerverband seit einem Jahr Aus- und Fortbildungslehrgänge an. „Ein Meilenstein in unserer Geschichte“, fasst Richard Walter, Präsident des Tiroler Skilehrerverbandes zusammen. Ein eigenes Haus, davon hatten die Ski-, Snowboard- und Langlauflehrer immer geträumt. Eine Standortanalyse brachte schnell hervor: Die Axamer Lizum ist gut geeignet. Zentrale Lage, mit Bus und Bahn gut erreichbar. Ein schneesicheres Skigebiet mit Pisten für alle Skifahrer-Typen. 1945 gaben 94 Skilehrer in 28 Tiroler Skischulen ihr Können weiter. Heute sind es 272 Skischulen mit mehr als 7.000 Schneesportlehrern. „Nur durch ständiges Streben nach Verbesserung, nach neuen Impulsen und harter Arbeit konnte es gelingen, das Tiroler Skischulwesen weiterzuentwickeln“, ist Richard Walter überzeugt. Mit dem neuen über acht Millionen Euro teuren Ausbildungszentrum wird der Tiroler Skilehrerverband diesen Weg wohl weiter beschreiten.
Frauenkraft.
Von Heldentaten ist in der Tiroler Tourismusgeschichte vielfach zu lesen, selten spielen darin Frauen eine Rolle. Es waren aber gerade Wirtinnen, die dem beginnenden Tourismus um die Jahrhundertwende positive Impulse gaben. Dichter, Schriftsteller, Reisende aus aller Welt berichten von dem „erfrischenden“ Eindruck, den diese Frauen
Zehn Tage arbeiten, vier Tage frei. Mit Pickeln, Schaufeln und Schubkarren haben sie den Grund- und Oberbau der Straße errichtet. Gewohnt haben die Erbauer der Timmelsjoch- Hochalpenstraße in Baracken in Obergurgl. Der Lohn für die Knochenarbeit: 1.800 Schilling. Das war viel Geld. Ein Grund, dass diese Baustelle trotz der „Plackerei“ beliebt war, das gute Essen war ein weiterer. 1956 wurde mit dem Bau begonnen, drei Jahre später war das zwölf Kilometer lange Straßenstück fertig. Gebaut werden konnte wegen des langen Winters in dieser Höhenlage nur zwischen Mai und November. Die Vorgeschichte hatte sich gezogen: erste Pläne über eine Verbindung zwischen Nord und Süd gab es bereits im 19. Jahrhundert. 1897 beschloss der Tiroler Landtag ein Bauprogramm,
es der Tourismus aber erstmals auch Frauen, in Führungsetagen aufzusteigen. Emma Hellenstainer war eine davon. Frau Emma, so wurde die gebürtige St. Johannerin salopp genannt, erkannte frühzeitig die Rolle des erwachenden Bergtourismus für Tirol und wurde 1869 als erste Frau Mitglied im „Deutschen Alpenverein“. Die auf Anregung von Emma Hellenstainer und anderen Gastwirten des Ortes gegründete Alpenvereinssektion Hochpustertal war eine der ältesten der Habsburger Monarchie. Dem Schriftsteller Peter Rosegger gelang es, der „Schwarz-
„Nur durch ständiges Streben nach Verbesserung, nach neuen Impulsen und harter Arbeit konnte es gelingen, das Tiroler Skischulwesen weiterzuentwickeln.“ RICHARD WALTER, PRÄSIDENT DES TIROLER SKILEHRERVERBANDES
und ihre Wirtsstuben hinterlassen haben, sowie von ihrem Einfluss. Das Wirtshaus war und ist ein wichtiger öffentlicher Treffpunkt, die Wirtsleute sind eng verbunden mit der lokalen Gesellschaft von Dörfern, Kleinstädten und Märkten. Und während die Männer mit „wichtigeren“ Aufgaben beschäftigt waren, wie dem Handel oder der Viehzucht, überließen sie die Bewirtung meistens den Frauen. Der Tourismus spielte damals noch keine so große wirtschaftliche Rolle wie heute. Als neuer Wirtschaftssektor ermöglichte
adlerwirtin“ von Niederdorf im Tiroler Pustertal einige markante Details zu ihrer Rolle an der Schnittstelle zwischen altem Gastgewerbe und Tourismus zu entlocken: Das Hellenstainer Gasthaus habe damals zwei Stuben gehabt, eine für die Bauern und die Fuhrleute, eine für die besseren Gäste, wenn der Pfarrer, der Schulmeister, der Rentmeister oder einmal eine durchreisende Herrschaft einkehrten. Die Tür, die diese Stuben verband, musste abends offen bleiben, weil am oberen Pfosten die Öllampe hing, die beide Stuben beleuch-
dann brach der 1. Weltkrieg aus und das Joch wurde zur Staatsgrenze. Angelus Scheiber träumte Anfang der 50er-Jahre von einer Straße. In Hermann Egger und Eduard Wallnöfer, beides damals Landesräte, fand er Brüder im Geiste. Die Verbindung sollte „Mittags Skilaufen auf den Ötztaler Gletschern und Nachmittags Entspannung unter Palmen in Meran“ ermöglichen. Die ersten Autos fuhren am 17. Juli 1959 hinauf zum Joch, den Pass überqueren konnten sie erst zehn Jahre später, obwohl auf der steilen Südrampe bereits eine stillgelegte Militärstraße existierte. Aktuelles und Historisches zur Hochalpenstraße erfährt man im Passmuseum am Timmelsjoch. www.timmelsjoch.com
tete. Als die junge Frau Emma eines Abends in der Herrenstube ein paar Kerzenleuchter auf den Tisch stellte, wurde sie von der Schwiegermutter zurechtgewiesen: So nobel könne es nicht zugehen im Pustertal. Das vornehmere Kerzenlicht stellte die seit dem Mittelalter gültige Einheit der Stände unter einem Wirtshausdach in Frage. Frau Emmas Ruf reichte bis weit über die Landesgrenzen, sie war eine charismatische Wirtin und exzellente Köchin. Das Handwerk hatte die Tochter eines Kaufmanns und Wirtes in der Ursulinen-Schule in Innsbruck gelernt. Nach dem frühen Tod ihres Mannes war die Unternehmerin nicht nur Platzhalterin, bis der Sohn einspringen konnte, sondern bestimmte noch mehr als zwanzig Jahre lang das Geschick des „Adlerwirten“ mit.
Zusammenarbeit. Wer einen Partner an seiner Seite hat, ist stärker. Weil es Einzelkämpfer meistens schwerer haben und die besten Ideen gemeinsam entstehen. Im Mittelgebirge nahe Innsbruck macht sich seit 30 Jahren ein Team Gedanken über die Gesundheit. Immer einen Schritt voraus sein, Neuheiten als erster einsetzen, ja sogar selber entwickeln – das ist die Vision. Zwischen Wäldern und Wiesen, auf dem Lanser Sonnenplateau, liegt ein Wellness-Refugium der besonderen Art: der Lanserhof. Der russische Milliardär Roman Abramowitsch ist schon dagewesen, Manager kommen, um hier endlich einmal Luft zu holen. Herztest, Prostata-Check und
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LANSERHOF AM TEGERNSEE Ernährungsberatung inklusive. Hier dreht sich alles um Gesundheit und Wohlbefinden. Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen das Medical-Spa-Konzept des Hauses, das längst zu den besten Gesundheitshotels Europas zählt. Ausgedacht hat sich das Andreas Wieser, der in jungen Jahren Robinson-Clubs aufgebaut und vor 29 Jahren den Lanserhof übernommen hatte. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis? „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dabei die richtigen Menschen auf seiner Seite zu haben“, erklärt Geschäftsführer Christian Harisch, einer der mit Andreas Wieser 15 Jahre eng zusammengearbeitet hat. In Kärnten ist vor 40 Jahren das erste stationäre F.-X.-Mayr-Haus entstanden und die Milch- und Semmel-Fasten-Kur nahm ihren Anfang. Der Lanserhof ist auf dieser Basis entstanden, war aber anfangs wenig erfolgreich, erinnert sich Christian Harisch. Die Wende kam mit Andreas Wieser, der die Geschäftsführung übernahm. „Seine Erfahrung und seine Expertise ist bis
heute für mich unverzichtbar“, sagt Christian Harisch. Der Dritte im Bunde ist Anton Pletzer, ein Mann mit Weitsicht und Investitionsgeschick. Mit jedem Partner kam auch neuer Wind in den Lanserhof. Mit Stefan Rutter trauten sich die Tiroler schließlich zu expandieren, die neuen Standorte heißen Hamburg und Tegernsee. „Der Begriff Gesundheitstourismus ist aus meiner Sicht heute zu weitläufig gefasst“, stellt Christian Harisch fest. „Wir arbeiten mit hundert Spitzenmedizinern zusammen. Wir garantieren Medizin auf hohem Niveau und verbinden dabei Schulmedizin und Naturheilverfahren. Wir investieren in Forschung und Entwicklung und haben im Herbst den ersten Lanserhof-Kongress veranstaltet.“ Mit 200 Teilnehmern. Die Zeichen der Zeit erkennen, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Man kann es Schicksal nennen oder visionär. Der Pioniergeist ist es, der Projekte lebensfähig macht. Das war früher schon so, und ist es heute noch. ×
Der Lanserhof ist expandiert, im Jänner wurde im Tegernsee Tal auf 21.000 Quadratmetern ein neues Gesundheitszentrum eingeweiht. Herzstück ist der 7.000 Quadratmeter große Behandlungsbereich, in dem das LANS Med Concept umgesetzt wird, ein ganzheitliches Konzept, das traditionelle Heilverfahren mit denen der Schulmedizin verbindet. Mit 30 Jahren Erfahrung ist der Lanserhof führend in Europa auf dem Gebiet der innovativen Gesundheitsmedizin, die Expansion dieses Konzeptes ein logischer nächster Schritt. Im Tegernsee Tal ist ein außergewöhnliches Zentrum entstanden. Für die Architektur des Gartens wurde eigens der bekannte Landschaftsarchitekt Enzo Enea ins Haus geholt, Architekt Christoph Ingenhoven war für die Gesamtplanung verantwortlich. www.lanserhof.com
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Gegen den Strom MUT. Um neue Wege im Tourismus zu gehen, braucht es Mut. Die SAISON stellt drei Tiroler Unternehmen vor, die erfolgreich neue Wege beschreiten und damit Innovationsgeist versprühen, der die Branche inspiriert. VON STEFFEN ARORA
sich an erste Tricks, und schon geht es darum, möglichst oft wiederzukommen, um sich zu verbessern.
Wasseraction. Die Area 47 bietet OutdoorErlebnis mit Nervenkitzel.
BEISPIEL #01
H
ans Neuner hat seine 25 Jahre Erfahrung in Sachen Outdoor-Erlebnis in Form der Area 47 zu einem einzigartigen Erlebnispark werden lassen. Seit 2010 bietet Neuners Vision vom ultimativen Abenteuer Adrenalinkicks für jeden Geschmack. Nirgendwo sonst bekommt der Gast eine derartige Dichte an Extremsportangeboten auf so engem Raum geboten. Der Erfolg gibt ihm recht: Die Area 47 boomt. „Wir haben großes Glück“, erklärt Neuner, „denn die einzigartige Naturlandschaft macht dieses Konzept erst möglich. Dadurch fliegen uns die Gäste zu.“ Sein „Unique Selling Point“ seien die engen Schluchten, die tosenden Flüsse und die schroffen Berge des Tiroler Oberlandes. Doch Neuner stapelt tief, denn hinter dem Erfolg der Area 47 steht auch ein ausgeklügeltes Konzept. „Es ist natürlich nicht einfach, ein Angebot mit Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln“, räumt er ein. Dabei kam ihm seine langjährige
© GERHARD BERGER
AREA 47: DRAUFGÄNGER UNTER SICH
Erfahrung im Outdoor-Bereich zu Gute. Seit 1988 betreibt er schon eine OutdoorDestination bei Silz. Neuner kennt die Branche daher seit langem und weiß, dass sich die Zahlen am Outdoor-Markt in den vergangenen 20 Jahren nicht maßgeblich verändert haben. Dass er es dennoch geschaff t hat, mit der Area 47 derart durchzustarten, liegt an dem Mix, der angeboten wird. An der Erweiterung desselben wird deshalb auch ständig getüftelt. Als nächstes kommt eine neue Wasserski- und Wakeboardanlage, für die ein eigener zusätzlicher See geschaffen wird. „Dann sind wir wieder auf ein paar Jahre an der Spitze abgesichert“, zeigt sich Neuner optimistisch. Es sei wichtig, gerade mit Sportangeboten aufzuwarten: „Wenn man es schaff t, dass der Gast sich beim Sport wohlfühlt, dann kommt er immer wieder. Das ist unsere Form von Nachhaltigkeit, um ihn zu halten.“ Beim ersten Besuch werden die Wasserschanzen vorsichtig ausprobiert, beim zweiten Mal wagt man
Der Gast als Gradmesser. Der Gast ist auch der wichtigste Gradmesser in der Area 47. „Wir beobachten die Leute sehr genau und ihr Feedback ist von großer Bedeutung“, sagt Neuner. Auf Basis dieser Beobachtungen wird das eigene Angebot permanent hinterfragt und weiterentwickelt. Zugleich ist das Team der Area 47 regelmäßig unterwegs, um weltweit neue Trends im Outdoor-Bereich frühzeitig zu erkennen und aufzugreifen. Denn Innovation ist auch für Nischenmarktführer unerlässlich. „Bei der Natur ist keine Verbesserung möglich. Die ist, wie sie ist. Umso wichtiger ist es, unser Angebot stets zu überdenken“, erklärt Neuner die Philosophie dahinter. Die Frage, ob der Erfolg der Area 47 nicht zu einem Gutteil dem Marketingkonzept geschuldet ist, verneint der Geschäftsführer jedoch entschieden: „Marketing kann kein schlechtes Produkt erfolgreich machen.“ Wieder kommt die Natur ins Spiel, die letztlich Basis des Erfolges sei. Denn wären die Flüsse nicht sechs Monate im Jahr mit Rafting-Booten befahrbar, gäbe es auch keine Area 47. Selbst vom Tiroler Sommerwetter droht dem Erfolgskonzept keine Gefahr: „Das Outdoor-Programm wurde seit jeher von den Gästen als Schlechtwetterprogramm angesehen, dazu haben wir schließlich die Neoprenanzüge.“ ×
AREA 47 Im Sommer 2010 eröffneter OutdoorErlebnispark, der 5 ½ Monate im Jahr durchgehend geöffnet hat. Mittlerweile beschäftigt die Area 47 mehr als 150 Mitarbeiter, bietet selbst rund 300 Gästebetten und sorgt mit ihrem Gästezustrom auch in der Umgebung für volle Betten. Der Nettoumsatz 2012 lag bei 6,4 Millionen Euro.
15 ERFOLGSWEGE SAISON
BEISPIEL #02
© GRADONNA MOUNTAIN RESORT KALS
GRADONNA MOUNTAIN RESORT KALS: EINE WELT FÜR SICH
Die Natur im Vordergrund. Das Gradonna besticht mit feiner Architektur und beschaulicher Lage.
D
er Name Gradonna klingt beim ersten Hinhören fast exotisch, wie aus einer anderen Welt. Dabei leitet sich das Wort vom gleichnamigen Felsen im Nordosten der Kalser Fraktion Burg ab. Das Umfeld dieses Felsens gab steinzeitli-
und 41 Chalets bietet das exklusive Resort seit Dezember 2012 seinen Gästen. „Die Idee war, etwas zu schaffen, das einzigartig ist“, sagt Gradonna-Direktor Florian Partel. Das beginnt schon bei der Lage, denn Kals in Osttirol gilt nicht unbedingt als Tourismushochburg. „Ja, im Vergleich zu manch anderen liegen wir ziemlich abgeschieden“, räumt auch Partel ein. Für manchen Gast sei das anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen, denn anders als in herkömmlichen Destinationen bietet das Gradonna kaum bis gar keine Shopping- oder Unterhaltungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung. „Aber das verkaufen wir ja auch nicht“, so Partel. Dafür bekommen die Gäste in Kals Ruhe und ein Angebot, das nicht völlig überlaufen ist.
Die Landschaft als Bild. Für den Ort che Funde frei und bietet nun einer privaten Kapelle Platz. Just an diesem Platz hatte der Zillertaler Touristiker Heinz Schultz nach eigenem Bekunden die Idee zum Bau des Gradonna Mountain Resort Kals. Mittlerweile ist Schultz‘ Vision bauliche Realität geworden. Insgesamt 130 Zimmer,
Kals bedeutet das Gradonna eine massive Veränderung im touristischen Angebot. Anfangs waren die Mitbewerber daher durchaus skeptisch, wie Partel weiß: „Sie dachten, wir werden ob unserer Größe mit Billigangeboten die Massen anziehen.“ Doch diese Ängste waren schnell vergessen, als klar wurde, dass das Gradonna vielmehr im Hochpreissegment rangiert.
ERFOLGSWEGE 16 BEISPIEL #03 SAISON
Das Konzept des Gradonna, das anfangs viele für zum Scheitern verurteilt ansahen, hat alle Zweifler Lügen gestraft. Schon nach etwas über einem Jahr freut sich Direktor Partel über Stammgäste, die schon dreimal auf Urlaub in Kals waren: Für Partel ist der Erfolg keine Überraschung: „Der Tourismus zeichnet sich leider oft durch wenig Innovationskraft aus. Spezialisierung auf einen Bereich, wie im Falle des Gradonna, zahlt sich daher aus. Denn der Bauchladen, der alles bietet, funktioniert auf Dauer nicht.“ ×
GRADONNA MOUNTAIN RESORT KALS Das baulich aufsehenerregende Hotelprojekt Gradonna des Zillertaler Touristikers Heinz Schultz bietet seit Dezember 2012 in Kals in Osttirol Übernachtungen im eigenen Chalet oder im 4-Sterne-Superior-Hotel. Die abgeschiedene Lage wird durch Luxus aufgewogen. So steht neben dem 3.000 Quadratmeter großen Wellnessbereich auch direkte Anbindung des Hotels an das Skigebiet Großglockner Skiresort Kals-Matrei.
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ass sich erfolgreiche Touristiker ebenso erfolgreich „neu erfinden“ können, beweist Stanglwirt-Spross Richard Hauser mit dem Kitzbühel County Club (KCC). Seit fast genau einem Jahr steht der exklusive Privatclub in Reith bei Kitzbühel seinen ebenso erlauchten Mitgliedern offen. Dass in Tirol das Modell der angelsächsischen Private Member Clubs funktionieren würde, darauf ist bislang niemand gekommen. Hauser jedoch, der zuvor erfolgreich als kaufmännischer Geschäftsführer im elterlichen Stanglwirt tätig war, hat erkannt, dass gerade die Gegend um Kitzbühel keine neuen Hotels braucht. Schon jetzt herrscht außerhalb der Hochsaisonen ein Preiskampf unter den Beherbergungsbetrieben. Mehr als 40.000 Menschen haben in der Region Kitzbühel Zweit- oder Ferienwohnsitze angemeldet. An diese, in der Regel wohlhabende Klientel richtet sich das Angebot des KCC in erster Linie. Es besteht außerdem die Möglichkeit, ein Appartement im Club zu erwerben. Die Käufer werden im Grundbuch ein-
KITZBÜHEL COUNTRY CLUB: MEMBERS ONLY
Feine Angelegenheit. Der KCC setzt auf Exklusivität – die Mitglieder wissen es zu schätzen.
© KITZBÜHEL COUNTRY CLUB
getragen, aber der Club ‚bewirtschaftet‘ ihre Appartements, während diese nicht genutzt werden, und vermietet sie indes an andere Mitglieder. „Das ist sinnvolle und für alle Beteiligten nachhaltige Nutzung touristischer Infrastruktur“, erklärt Hauser die Idee hinter dem Konzept, das von der Gemeinde Reith, die eine Umgehung der strengen Richtlinien für Freizeitwohnsitze befürchtet, skeptisch beäugt wird.
Zu Hause fühlen. Die Idee eines hochwertigen Privatclubs hatHauser jedenfalls bereits vor Jahren entwickelt. Seine Vision war es, einen Ort zu schaffen, an dem Gäste sich zu Hause fühlen können. Selbstredend spricht er damit eine Klientel an, die einen gehobenen Lebensstandard pflegt. Und selbst diese müssen sich um eine Mitgliedschaft im KCC erst bewerben. Die Aufnahmegebühr sowie der jährliche Mitgliedsbeitrag belaufen sich derzeit auf jeweils 1.800 Euro, ab 2015 steigen diese Gebühren. Hauser hat mit dem KCC Österreichs ersten Private Member Club geschaffen, der auch Mitglied im internati-
onalen Verbund der International Associate Clubs ist. In Kitzbühel und Tirol stieß der Visionär mit seinen Plänen aber anfangs auf wenig Gegenliebe. Hinter vorgehaltener Hand wurde bereits vor der Eröffnung von „zum Scheitern verurteilt“ gemunkelt. Doch davon ließ sich Hauser nicht beirren. Er baute in Reith bei Kitzbühel eine Anlage, die keine Luxuswünsche offen lässt: Auf insgesamt mehr als 4.000 Quadratmetern stehen den KCC-Mitgliedern neben dem obligatorischen Wellnessbereich ein exklusives Medical Spa, ein hauseigenes Kino, eine Zigarrenlounge, die niemand geringerer als Arnold Schwarzeneggers Zigarren-Guru
Daniel Marshall bestückt hat, und eine erlesene Vinothek zur Verfügung. Natürlich darf das Gourmetrestaurant nicht fehlen, das mittels mehrerer separater Stuben den meist prominenten Mitgliedern auch beim Dinner Privatsphäre garantiert. Richard Hauser hat mit seinem Kitzbühel Country Club den Beweis angetreten, dass auch in touristisch intensiv genutzten Regionen noch Neues entstehen kann. Von Kritikern ließ er sich bei der Realisierung seiner Vision nie beirren. Denn, so Hauser: „Pioniergeist zeichnet sich nicht dadurch aus, dass er von allen und von Beginn an verstanden wird. Innovation braucht Mut, sich an Neuem zu versuchen.“ ×
KITZBÜHEL COUNTRY CLUB Am 30. März 2013 eröffnete Richard Hauser den Kitzbühel Country Club. Der Private Member Club nach angelsächsischem Vorbild bietet zahlenden Mitgliedern eine luxuriöse Wahlheimat in Reith bei Kitzbühel. Mittlerweile zählt der KCC mehr als 700 Mitglieder, der Aufnahmebeitrag sowie die jährliche Mitgliedsgebühr belaufen sich derzeit auf 1.800 Euro. Für Members besteht zudem die Möglichkeit, ein Appartement im KCC käuflich zu erwerben.
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© PITZTALER GLETSCHER
Traumhafter Ausblick am Pitztaler Gletscher. Die fünf Tiroler Gletscher setzen auf eine gemeinsame Marketingkooperation.
Zusammenspiel VERNETZUNG. Kooperation lohnt sich auch im Tourismus. Gemeinsames Arbeiten erhöht den Nutzen für alle Beteiligten. V O N F LO R I A N G A S S E R
Kapieren statt kopieren.
Bereits Ende der 1950er-Jahre wurden etwa in der Tiroler Landwirtschaftskammer Konzepte erstellt, die auf „Urlaub am Bauernhof“ abzielten. Erste regionale Kooperativen
entstanden schließlich Ende der Siebziger im vorderen Zillertal. Eine Dachorganisation wurde schließlich 1984 gegründet. 340 Betriebe sind heute darin versammelt, die gemeinsam als „Urlaub am Bauernhof“ vermarktet werden. „Natürlich sind die Bäuerinnen und Bauern auf den Einzelbetrieb ausgerichtet, der eigene Erfolg zählt“, sagt Klaus Loukota, Geschäftsführer von Urlaub am Bauernhof in Tirol. Doch der Wert einer Kooperative werde trotzdem er-
kannt. Gerade was Innovationen betreffe, müssten die Landwirte aus der defensiven Haltung herausfinden. „Man kann nicht einfach schauen, was wo funktioniert und sich dann das Beste daraus aussuchen. Man muss diese innere Hürde überspringen und selbst innovativ sein“, sagt Loukota. Federführend seien dabei vor allem die Bäuerinnen, „Frauen sind da wesentlich flexibler als Männer“. Der Erfolg zeige sich vor allem darin, dass die erfolgreichsten
„Allein in Tirol gibt es derartig viele touristische Marken, dass es für den einzelnen sehr schwierig ist, in den Zielmärkten aufzufallen und die eigenen USPs bekannt zu machen.“ REINHARD KLIER, VORSTANDSVORSITZENDER WINTERSPORT TIROL AG
© WINTERSPORT TIROL AG
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enschen, Dinge und Maschinen werden immer stärker miteinander vernetzt. Der Einfluss dieses Zusammenspiels auf die Gesellschaft und alle ihre Systeme nimmt stetig zu. Die technischen Möglichkeiten wachsen täglich. Im Alltag ist die Vernetzung für viele längst eine Selbstverständlichkeit. Auch in der Wirtschaft wird der Wert der Kooperation längst erkannt; aber nicht immer wird sie gelebt. Denn ein Zusammenarbeiten wird oft als Angriff auf die Eigeninteressen verstanden. Doch gerade im Tourismus können vereinte Kräfte oft mehr bewirken als unzählige Einzelkämpfer. Erste Gehversuche dazu gab es schon vor vielen Jahrzehnten.
19 ERFOLGSWEGE
©VICTORIA HÖRTNAGL
SAISON
„Man kann nicht einfach schauen, was wo funktioniert, und sich dann das Beste daraus aussuchen. Man muss diese innere Hürde überspringen und selbst innovativ sein.“ KLAUS LOUKOTA, GESCHÄFTSFÜHRER VON URLAUB AM BAUERNHOF IN TIROL
Betriebe nicht in touristisch günstigen Lagen zu finden seien, sondern abseits der Hochburgen. Natürlich: Kitzbühel ist nicht St. Anton und das Zillertal tickt anders als das Pitztal. „Man muss die Mentalität begreifen, dann kann man mit jeder Bäuerin und jedem Bauern recht gut umgehen“, sagt Loukota. Die föderale Struktur sei wichtig, einem Kufsteiner könne man keinen Innsbrucker Funktionär vorsetzen. Deshalb ist Urlaub am Bauernhof auch in acht Bezirksorganisationen aufgeteilt. Der Wert der Vernetzung ist das Lernen voneinander, der Austausch, der zur Weiterentwicklung von Betriebsstrukturen führt. „Nicht kopieren, sondern kapieren“ sollen die Landwirte, sagt Loukota. Innovativ sein und Konzepte aushecken stehen an vorderster Stelle. Urlaub am Bauernhof ist daher neben einer Qualitätssicherungs- und Marketingorganisation auch eine Bildungseinrichtung, welche die Kommunikation unter ihren Mitgliedern etwa durch Bezirksveranstaltungen oder Vermieterstammtische fördert.
Gletscherallianz.
Auch der Wintertourismus hat längst den Nutzen der Kooperation erkannt: „Ich glaube, dass Kooperationen mit den richtigen Imageträgern des Wintersports extrem wichtig sind“, sagt Matthias Dengg vom Hintertuxer Gletscher. „Ganz egal, ob es sich dabei um Kooperationen mit Handelsketten, Skiartikelherstellern oder anderen touristischen Leistungsträgern handelt. Man kommt dadurch in unseren Kernmärkten an das richtige Zielpublikum heran und
kann den ‚skiaffinen’ Gast schon sehr früh in der Saison gezielt umwerben.“ „Allein in Tirol gibt es derartig viele touristische Marken, dass es für den einzelnen sehr schwierig ist, in den Zielmärkten aufzufallen und die eigenen USPs bekannt zu machen“, erklärt Reinhard Klier, Vorstandsvorsitzender des Stubaier Gletscher über die „5 Tiroler Gletscher“. Seit 1996 sind die Gletscher-Destinationen in einer Marketingallianz miteinander verbunden. Für Klier ein fast logischer Schritt: „Im Vergleich zu Konsumgütern sind die Marketingbudgets gering und nur durch Bündelung kann es gelingen, die Wahrnehmungsschwelle zu überschreiten.“ Um einiges jünger ist die Tirol Snow Card, ein Ticketverbund von 86 Skigebieten in Nord- und Osttirol. Zwei Vorteile bringe die Kooperation für die Skigebiete, sagt Hansjörg Kogler von den Bergbahnen Westendorf: Die ermäßigten Karten, gedacht für einheimische Gäste, ermöglichen es gerade dem Nachwuchs, relativ günstig viele Skigebiete nutzen zu können. Die Normaltarifkarte hingegen richte sich an Kunden, die im Nahbereich Tirols leben und immer wieder das Wochenende beim Skifahren verbringen: „Diese Gäste sind dann nicht an ein Gebiet gebunden, bleiben aber in Tirol und wandern nicht nach Salzburg, Südtirol oder sonst wohin ab“, so Kogler. „Mit der Karte kann ich vom Gletscherskigebiet bis zum Bürgermeisterdorflift eine ganze Reihe von Möglichkeiten nutzen.“ Der Gast würde solche Angebote immer stärker verlangen. Knapp 21.000 Karten wurden in dieser Saison verkauft, 60 Prozent davon gingen an einheimische Kunden. Doch
die Steigerungsraten sind vor allem beim Kartenverkauf außerhalb Tirols deutlich höher: Es wurden davon um 15 Prozent mehr verkauft als im vergangenen Winter. Kooperation und Vernetzung scheinen sich offenbar zu lohnen. Den eigenen Egoismus müsse man dafür auch gar nicht überwinden, meint Reinhard Klier: „Es ist lediglich notwendig, dass sich die Partner auf ihre jeweiligen Stärken besinnen und konzentrieren, und diese Übung tut uns allen gut.“ Nicht immer würden Entscheidungen einstimmig fallen, doch die Qualität der Arbeit steigt. Bei einer funktionierenden Kooperation entsteht so ein Mehrwert für alle Beteiligten. ×
AUF EINEN BLICK Urlaub am Bauernhof Gegründet: 1984 Zusammenschluss von 340 Bauernhöfen, die Gäste aufnehmen. Alle vier Jahre wird die Qualität der Betriebe durch externe Prüfer evaluiert. 5 Tiroler Gletscher Gegründet: 1996 Marketingkooperation der Tirol Werbung, der Gletscherbahnen, Tourismusverbände der Gletschertäler (Kaunertal, Pitztal, Ötztal, Stubaital und Tux-Finkenberg) und der Gletscherhotels Tirol Snow Card Gegründet: 2009/10 Ticketverbund von 86 Bergbahnen in Nord- und Osttirol
20 ERFOLGSWEGE
© TVB ISCHGL-PAZNAUN
SAISON
Party international KONTINUITÄT. 1993 stand zum Saisonende in Ischgl Boney M. auf der Bühne der Idalp. Heute sind die Top-of-the-MountainKonzerte weltweit bekannt und ein gewisser Robbie Williams gibt sich am 3. Mai in Ischgl die Ehre. VON ERNST SPRENG
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ie Liste der Konzerte in Ischgl ist eine Zeitreise in die vergangenen zwanzig Jahre der internationalen Musikkultur. Elton John, Tina Turner, Bon Jovi, Udo Jürgens sind glänzende Namen, die auf der Idalp vor Tausenden Menschen den Schluss der Wintersaison zelebriert haben. Bro‘Sis, Tic Tac Toe und Atomic Kitten – da muss man sich schon näher mit der Materie zeitgenössischer Popmusik 1995 bis 2005 befasst haben, um diese Namen noch mit Charthits verbinden zu können.
Dauerbrenner.
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Was 1993 in Ischgl begann, ist aber nicht nur eine musikalische Zeitreise. Vielmehr sind die Konzerte hoch über dem Tourismusort im Paznauntal ein
klassisches Beispiel dafür, wie aus einer verrückt scheinenden Idee dank Beharrlichkeit und Einsatz ein Dauerbrenner wird. Der Weg bis zu Weltstars wie Robbie Williams war nicht einfach, der Erfolg gibt den Ischglern aber Recht. Was mit einem SaisonschlussKonzert begann, ist heute ein Konzertreigen, der sich über die ganze Wintersaison spannt. Party international wird seit 2000 in Ischgl nämlich zum Winterbeginn, an Ostern und zum Saisonschluss zelebriert. Der Medienrummel ist enorm. Stehen die Topstars der Musikszene im Schnee von Ischgl, kommen nicht nur die Zuschauer, sondern auch Hunderte von Medien, die Bilder aus dem Paznaun in alle Welt transportieren. Im Interview erzählt Andreas Steibl, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ischgl-Paznaun, wie es zu diesem Erfolg gekommen ist.
Herr Steibl, rückblickend auf 20 Jahre Top-of-the-Mountain-Konzerte, warum hat man sich für dieses Format entschieden und es kontinuierlich ausgebaut? ANDREAS STEIBL: Abgesehen davon, dass wir unseren Gästen gerne das Besondere bieten, stehen hinter den Konzerten auf der Idalp ganz grundlegende Gedanken. Wir sehen die Konzerte als Instrument der Verkaufsförderung. Wir bringen damit Gäste zu Zeiten nach Ischgl, wo andere Tourismusorte noch gar nicht geöffnet haben oder schon geschlossen. Der zweite Grund für diese besonderen Konzerte ist sicherlich die mediale Aufmerksamkeit. Top of the Mountain – das ist auch ein Medienevent, der Ischgl in alle Welt bringt. Wenn Sie zurückblicken: Am Anfang wurden die Konzerte in Ischgl von manchem sogar belächelt. Heute sind sie aus dem Tourismusjahr nicht mehr wegzudenken. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Im Tourismus darf man nicht allzu sehr in die Vergangenheit blicken, sondern muss in die Zukunft schauen. Aber natürlich sind wir stolz auf den Erfolg der vergangenen zwanzig Jahre. Die Entwicklung ist für mich eine ganz klare Weiterführung einer guten Idee. Denn die Konzerte unterstreichen heute mehr als alles andere unsere Kernkompetenz hinsichtlich der perfekten Inszenierung von Events. Zudem reflektieren sie unseren Markenkern, sind stimmig. Ach ja, und sie machen Spaß, wie jeder bestätigen kann, der schon einmal auf der Idalp gefeiert hat. Winteropenings und Saisonschlussfeste gibt es heute in vielen Tourismusorten. Freut oder ärgert man sich über Nachahmer? Nachahmer wird es immer geben. Sie sind der beste Beweis dafür, dass ein Konzept erfolgreich ist. Ich glaube, wir haben die Idee sehr konsequent verfolgt und weiter ausgebaut. Insofern stört es uns nicht, dass es anderswo auch Konzerte gibt. Hier sagen wir selbstbewusst: Schlussendlich
„Ich glaube, wir haben die Idee sehr konsequent verfolgt und weiter ausgebaut. Insofern stört es uns nicht, dass es anderswo auch Konzerte gibt. Hier sagen wir selbstbewusst: Schlussendlich wird das Original durch Nachahmer nur aufgewertet.“ ANDREAS STEIBL, GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB ISCHGL-PAZNAUN
21 wird das Original durch Nachahmer nur aufgewertet. Für uns ist ausschlaggebend, dass wir es verstanden haben, die Konzerte nachhaltig zu verankern und auszubauen. Das hat unserer Marke sehr gut getan. Ischgl gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Destinationen der Alpen. Haben die Konzerte auf der Idalp dazu beigetragen? Ja. Der Auftritt von den richtig großen Stars in unserem kleinen Ort fördert ein positives Markenimage. Vor allem erreichen wir durch die Konzerte und die damit verbundenen großen Namen sowie dem ungewöhnlichen Konzertort einen absoluten Wiedererkennungswert für die Markenwelt von Ischgl.
WINTER 1992/1993 1993/1994 1994/1995 1995/1996 1996/1997 1997/1998 1998/1999 1999/2000 2000/2001 2001/2002 2002/2003
Mit Boney M. hat es begonnen. Jetzt kommt Robbie Williams. Welche Erwartungen hat man in Ischgl? Wir sind uns sicher, dass der beste Entertainer der aktuellen Musikszene ein großes Konzert abliefern wird. Dementsprechend groß sind die Erwartungen. Wir rechnen mit rund 500 Medienvertretern aus aller Welt. Die Bilder von diesem Konzert werden international sehr präsent sein. Auch das Interesse der Konzertbesucher ist sehr groß. Die Bettenauslastung, die wir so am Ende der Saison erzielen, ist für den Ort der richtige Abschluss einer guten Wintersaison. Vielen Dank für das Gespräch.
2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013
2013/2014
TOP OF THE MOUNTAIN OPENING CONCERT
TOP OF THE MOUNTAIN EASTER CONCERT
Boney M. Hot Chocolate Elton John
Mailänder Scala Jose Feliciano Modeschau mit Naomi Campbell Musical „Ischgl Surprise“ Uraufführung „Die Skitour - Mörderische Abfahrt in den Tod“ Modeschau mit Laetitia Casta „Havana Warm Up“ Kubanisches Festival „African Warm up“ Afrikanisches Festival mit „Osibisa“ Ronan Keating Lightshow von Gert Hof, Opernband „Amici Forever“ The Corrs Lionel Richie Pussycat Dolls Rihanna Leona Lewis & Gabriella Cilmi Katy Perry Gossip Roxette Scorpions Wingenfelder DJ Antoine Amy McDonald Nickelback
TOP OF THE MOUNTAIN CLOSING CONCERT
Gipsy Kings
Tina Turner
Tic Tac Toe
Diana Ross Jon Bon Jovi Bob Dylan
Kelly Family
Rod Stewart
Nena
Sting
Bro‘Sis, Tears
Enrique Iglesias
Sugababes, Atomic Kitten
Udo Jürgens
Söhne Mannheims
Peter Gabriel
Die Fantastischen Vier Wir sind Helden Scissor Sisters Stereophonics Queensberry & Marquess Sportfreunde Stiller Culcha Candela Tim Bendzko Aura Dione XAVAS
Alanis Morissette P!nk Melanie C Elton John Kylie Minogue Alicia Keys The Killers Mariah Carey
Fettes Brot
Robbie Williams
Deep Purple
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Verschönerungsvereine Kontinuität und neue Ideen in der Bewirtung von Gästen war in Tirol immer schon die Grundlage der Tourismuswirtschaft. Die Geschichte der Tourismusverbände in Tirol ist so alt wie der moderne Tourismus selbst.
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er internationale Tourismus hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen einer neuen Mobilität rasant entwickelt – zuerst durch Züge, später dann durch das eigene Auto. In Tirol hat man sehr früh erkannt, dass Tourismus auch eine Infrastruktur braucht und diese kontinuierlich auszubauen ist. Die ersten „Verschönerungsvereine“ entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Diesen
frühen örtlichen Initiativen folgten im 20. Jahrhundert rasch die ersten Zusammenschlüsse zu Landesverbänden bis zur heutigen Ausprägung der Tourismusverbände als Körperschaften öffentlichen Rechts. Bereits während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Grundlagen für den modernen Tourismus in Tirol gelegt. So ging man schon früh daran, die Wintersaison als zweites Standbein für den ursprünglich sommerlastigen Fremdenverkehr auszubauen. Das Konzept der Tourismusverbände wurde in Tirol immer wieder an die Bedürfnisse der Zeit adaptiert. Vor dem Jahr 1996 zählte man in Tirol noch 250 Tourismusverbände, beinahe jeder größere Ort wickelte seine touristische Arbeit selbstständig ab. Dann setzte die Fusionierung der Touris-
musverbände ein und seit 2011 beläuft sich ihre Zahl auf 34. Jeder Tourismusverband wird von einem Obmann und einem Geschäftsführer geleitet. Städtische Kommission. Einer der ältesten Tourismusverbände Tirols ist jener der Landeshauptstadt. 1888 wurde in Innsbruck eine städtische Kommission zur Hebung des Fremdenverkehrs eingesetzt. Der Fremdenverkehrsstrom nach Innsbruck nahm im Verlauf der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts immer größere Ausmaße an, so dass Touristen reichlich Mühe hatten, in der Reisesaison eine Unterkunft zu finden. Einen spannenden Einblick in die Innsbrucker Tourismusgeschichte bietet das gleichnamige Buch von Benjamin Türkis, erschienen im Studienverlag. ×
22 ERFOLGSWEGE SAISON
S © FRANZ OSS
aison: Herr Professor Sutter, Geduld – was verstehen Sie darunter? MATTHIAS SUTTER: Darunter verstehen die Leute verschiedene Dinge. Ökonomen bezeichnen mit Geduld jene Fähigkeit, bei der Wahl zwischen einer kleinen Belohnung jetzt und einer größeren Belohnung später die spätere zu nehmen. Ganz vereinfacht: Wenn ich frage: Wollen Sie 100 Euro heute oder 101 Euro morgen, dann würde ein geduldiger Mensch die 101 Euro morgen wählen. Das hat viel mit Selbst- und Impulskontrolle zu tun.
„Geduld und Intelligenz sind gleich viel wert“ GEDULD. Matthias Sutter, Ökonom und Autor des Buches „Die Entdeckung der Geduld“, im Gespräch darüber, wie Geduld zu Erfolg führt und warum geduldige Menschen gesünder leben. D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E S Y LV I A A I N E T T E R .
Wie hängt das mit beruflichem Erfolg zusammen? Eine Bildungsinvestition ist auch eine Sparentscheidung. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als auf ein Einkommen zu verzichten und stattdessen eine Ausbildung zu absolvieren, um danach mehr zu verdienen. Die Frage ist also: Bin ich fähig, heute auf Geld zu verzichten, um morgen mehr zu haben? Häufig kommt es vor, dass Jugendliche von der Schule abgehen, weil sie gleich ein Mofa und mehr Geld zum Ausgehen haben wollen. Dabei übersehen sie, dass sie ein paar Jahre später mit einer besseren Ausbildung mehr verdienen könnten. Mit welchen Eigenschaften geht Geduld einher? Wir wissen aus vielen Längsschnittstudien, dass Menschen, die in der Kindheit schon auf eine Belohnung warten können, im Erwachsenenalter nicht nur besser ausgebildet sind und über höhere Einkünfte verfügen, sondern auch insgesamt viele Vorteile haben. Geduldige Menschen gelangen weniger oft in finan-
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„Studien zeigen, dass jemand mit viel Intelligenz und wenig Geduld es gleich weit bringen kann wie jemand mit wenig Intelligenz und viel Geduld. Geduld und Intelligenz sind also gleich viel wert.“ zielle Schwierigkeiten, sie sind gesünder, rauchen weniger und leben in stabileren persönlicheren Verhältnissen. Studien haben außerdem gezeigt, dass Geduldige auch weniger oft suchtkrank sind. Das klingt so, als wäre Ungeduld eine äußerst zerstörerische Eigenschaft. Wir reden von Wahrscheinlichkeiten. Jemand, der als Kind nicht auf eine größere Belohnung warten kann, wird als Erwachsener
Wie erklären Sie den Zusammenhang zwischen Ungeduld und Suchtverhalten? Häufig ist es so, dass jemand, der nicht warten kann, die Zukunft nicht hinreichend schätzt. Wenn die Zukunft aber keine so große Rolle spielt, gibt es auch keinen Grund, auf seine Gesundheit zu achten. Das betriff t nicht nur Suchtkrankheiten, sondern auch schlechte Ernährung, zu wenig Sport, Alkohol- und Nikotinkonsum.
„Ökonomen bezeichnen mit Geduld jene Fähigkeit, bei der Wahl zwischen einer kleinen Belohnung jetzt und einer größeren Belohnung später die spätere zu nehmen.“
nicht zwingend erfolglos und weniger gesund. Die Wahrscheinlichkeiten liegen oft bei nur zwei bis vier Prozent, aber das ist statistisch bedeutsam. Natürlich spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle: Intelligenz und das Elternhaus etwa. Studien zeigen allerdings, dass jemand mit viel Intelligenz und wenig Geduld es gleich weit bringen kann wie jemand mit wenig Intelligenz und viel Geduld. Geduld und Intelligenz sind also gleich viel wert. Heißt das, man muss nur abwarten und der Erfolg kommt von selbst? Nein. Sich hinzusetzen und zu warten, bis einem das Glück auf den Kopf fällt, hat nichts mit Geduld zu tun.
Ungeduld hat doch auch positive Auswirkungen. Sie bringt uns dazu, Dinge schnell durchzuziehen. Ja, es gibt so etwas wie positive Ungeduld, das sagen vor allem Künstler. Das steht nicht dringend im Widerspruch. Nehmen Sie etwa Forscher: Langfristige Studien sind sehr wichtig, aber wenn man nichts anderes macht, ist das der Tod der Karriere. Man muss auch Projekte machen, die schnell gehen. Doch Studien, die viel Zeit brauchen, sind in der Regel erfolgversprechender. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Geduld und Intelligenz? Wir wissen aus einer repräsentativen Stichprobe aus Deutschland, dass Geduld und Intelligenz
zusammenhängen. Intelligente Menschen sind tendenziell geduldiger, es ist aber kein Automatismus: Intelligentere Menschen sind nicht immer auch geduldiger. Kann man Geduld lernen? Das ist schwer zu sagen. Wir wissen noch nicht, ob es so etwas wie eine genetische Prädisposition gibt. Aber was auch immer hier gefunden wird: Ein guter Teil unserer Eigenschaften ist durch die Umwelt bedingt. Wir wissen aber, dass das Elternhaus eine wichtige Rolle spielt: Wenn die Eltern verlässlich sind und ihre Versprechen halten, sind die Kinder in der Regel geduldiger und auch bereit, auf etwas zu warten. Wer aber einmal geduldig wartet und enttäuscht wird, wartet künftig häufig nicht mehr und wird in seinem gesamten Handeln ungeduldiger. Viele Erwachsene haben Wege gefunden, ihre Ungeduld im Zaum zu halten und so die negativen Auswirkungen einzudämmen. Wer etwa monatlich einen Sparbetrag automatisch auf ein Sparbuch überweisen lässt, erhöht die Hürde, das Geld auszugeben, anstatt es zu sparen. Vielen Dank für das Gespräch.
ZUR PERSON Matthias Sutter ist Professor für Angewandte Volkswirtschaftslehre am European University Institute in Florenz und der Universität Innsbruck. 2014 erschien sein Buch „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“ im Ecowin Verlag.
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24 ERFOLGSWEGE SAISON
© HOTEL HINTEREGGER, HOTEL NEUHINTERTUX
Investiert. Das Hotel Hinteregger in Matrei wurde 2007 von der aktuellen Generation der Familie wesentlich erweitert.
Das Prinzip Familie Die Hotellerie in Tirol ist geprägt von den Familien, die hinter diesen Häusern stehen. Die Gäste wissen es zu schätzen. VON ERNS T SPRENG
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etzt ist nicht die Zeit, um an Weihnachten zu denken. Aber das Familienfest schlechthin ist eines der ersten Beispiele, dass Hotelier Markus Tipotsch aus Hintertux einfällt, wenn er über den Erfolgsfaktor „Familie“ spricht. Denn Weihnachten ist bei Familie Tipotsch vom Hotel Neuhintertux untrennbar mit den Gästen aus aller Welt verbunden, die zu dieser Zeit gerade in ihrem Hotel wohnen. „Da wird der Baum gemeinsam geschmückt, unsere Mitarbeiter tragen Gedichte in allen Sprachen dieser Welt vor. Jeder bekommt ein kleines Geschenk und wir feiern diesen Abend traditionell mit unseren Gästen“, erzählt Tipotsch.
Der Gast merkt es. Markus Tipotsch hat Anfang dieses Jahres gemeinsam mit seinem Bruder Stefan das traditionsreiche Hotel direkt neben der Talstation der Gletscherbahn in Hintertux übernommen. Stefan ist für das Service verantwortlich, Markus leitet das Backoffice. Ihre Schwester ist als Physiotherapeutin und Osteopathin ebenfalls im Hotel tätig. Warum die Familie für das Hotel so wichtig ist, hat für Markus Tipotsch zwei Gründe: „Es ist für mich ganz klar, dass sich Tirol durch die Familienbetriebe maßgeblich von der internationalen Kettenhotellerie abhebt. Es ist eine ganz andere Form der Gastfreundschaft, die der Gast bei uns erlebt. Unsere Stammgäste
fahren zur Familie Tipotsch und kennen unsere langjährigen Mitarbeiter wie gute Bekannte. Das ist ein riesiger Vorteil. Für den Hotelier gibt es aber auch wirtschaftliche Gründe, die für einen Familienbetrieb sprechen. „Wenn du innerhalb der Familie über eine Investition entscheidest, dann hast du einen anderen Blickwinkel“, meint Markus Tipotsch. „Ich glaube, dass Familien weiter in die Zukunft denken. Es muss sich bei uns nicht jede Investition schnell rechnen. Wir denken langfristig.“
Generationensprünge.
Entscheidend ist dabei, dass die einzelnen Generationen Verständnis für einander aufbringen. Wo einst das erste Kino in Matrei
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30 Jahre Erfolg. Das Hotel Neuhintertux wurde von der Familie Tipotsch über drei Jahrzehnte aufgebaut. Seit heuer ist die nächste Generation hauptverantwortlich.
erklärt Katharina Hradecky. Und noch etwas liegt der Gastronomin am Herzen: „Innerhalb der Familie funktioniert es, wenn man den Rat der älteren Generation dankend annimmt, aber seine eigenen Entscheidungen triff t und eigene Ideen umsetzen kann.“ Auch Markus Tipotsch vom Hotel Neuhintertux wird seine Kinder zu nichts zwingen: „Meine Kinder sollen die Vorund Nachteile des Tourismus selbst kennenlernen. „Die Voraussetzungen sind da, es gibt keinen Zwang. Dass man es gerne sehen würde, wenn die Kinder den Weg weiterführen, ist ein verständlicher Wunsch.“
Messbarer Erfolg?
in Osttirol stand, findet man seit 2007 das neue Hotel Hinteregger. Das Kino wurde von der Urgroßmutter gegründet, aus dem kleinen Gasthaus daneben wurde über vier Generationen das heutige Hotel. Jetzt leitet Katharina Hradecky das Hotel Hinteregger. Seit der Urgroßmutter waren es hier immer die Frauen der Fami-
lie, die den Betrieb übernommen haben. (Siehe Interview Kasten.) „Für mich sind zwei Punkte sehr wichtig: Meine Eltern haben uns nie in den Tourismus gezwungen und haben mir und meinen Geschwistern eine gute Ausbildung ermöglicht. Die Lust auf die Übernahme ist von selbst gekommen“,
Den Erfolg hinter dem Prinzip Familienbetrieb kann man nur schwer messen. „Was ist es den Gästen Wert, wenn sie morgens vom Chef herzlich begrüßt werden und die Chefin sich persönlich um ein Anliegen kümmert?“, fragt Markus Tipotsch und gibt gleichzeitig auch die Antwort. „Sie spüren einfach, dass ihr Urlaub auch ein Stück Identität ist. Unsere Stammgäste schätzen diesen persönlichen Kontakt sehr. Und sie sind Rückgrat des Erfolgs in der Hotellerie.“ Auch Katharina Hradecky sieht in der familiären Atmosphäre ein Erfolgsprinzip. „Dass unsere Stammgäste immer
HOAMAT RADLER So viel Erfrischung findet man nur in unseren Alpen.
26 ERFOLGSWEGE
© TVB TUXERTAL
SAISON
„Es ist für mich ganz klar, dass sich Tirol durch die Familienbetriebe maßgeblich von der internationalen Kettenhotellerie abhebt. Es ist eine ganz andere Form der Gastfreundschaft, die der Gast bei uns erlebt.“ MARKUS TIPOTSCH, HOTEL NEUHINTERTUX
wieder kommen, ihr Anteil an der gesamten Auslastung sehr hoch ist und sie betonen, dass die familiäre Atmosphäre ein Hauptgrund für die Hotelwahl ist – das sagt eigentlich alles aus“, meint die Osttiroler Gastronomin. „Ich führe das Hotel mit sehr viel Leidenschaft, das merken die Gäste.“ Ein wesentlicher Punkt in den Tiroler Familienbetrieben der Gastronomie ist dabei immer die Übergabe von Generation zu Generation. „Wir haben uns fast zehn Jahre lang Zeit gelassen“, erzählt Markus Tipotsch. „Diese Zeit haben wir gebraucht.“ Schließlich, so der Hintertuxer Hotelier, brauche es seine Zeit, bis jeder sein Geschäftsfeld findet und in die Arbeit hineinwächst. Und es gilt viele wirtschaftliche Fragen zu klären. „Ich kann jedem nur empfehlen, die Übergabe in einen Mehrjahresplan zu gießen. Die Zeit, die man hier investiert, rentiert sich auf alle Fälle.“
In Ausbildung investieren.
Zeit, die auch in die Ausbildung investiert werden sollte. Denn die fundierte Bildung der nächsten Generation ist ein Prinzip, das Familien erfolgreich macht. „Ich war drei Jahre lang nach meiner Ausbildung für die Österreich Werbung in London“, erzählt Katharina Hradecky. „Diese Jahre auswärts waren für mich sehr wichtig. Ich bin dann mit Freude und sehr viel Erfahrung in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt.“ Auch Markus Tipotsch setzte auf Ausbildung als klar wurde, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen würde. „Ich habe dann noch einmal mit einem Wirtschaftsstudium am MCI begonnen“, erzählt Tipotsch. „Es war eine sehr bewusste Entscheidung, kein Tourismusstudium zu machen, sondern zu sehen, wie Menschen aus anderen Wirtschaftszweigen ihre Probleme lösen. Das hat mir sehr viel gebracht.“ ×
Frauenwirtschaft in Osttirol Bereits in vierter Generation ist das Hotel Hinteregger in Matrei in Osttirol in der Hand einer Familie. Das Besondere: Es waren immer die Frauen der Familie, welche die Nachfolge antraten. Ein Interview mit Chefin Katharina Hradecky
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aison: Frau Hradecky, wie wichtig ist der familiäre Zusammenhalt für den touristischen Erfolg? KATHARINA HRADECKY: Ich habe im Jahre 2003 den Hotelbetrieb übernommen. Ab diesem Zeitpunkt war es für mich sehr wichtig, dass meine Eltern mir zwar mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber ich selber die Entscheidungen treffe und dafür auch gerade stehen muss. Jede Generation hat gottseidank eigene Ideen und es verlangt von der älteren Generation sicher viel ab, für diese Ideen einen fruchtbaren Boden vorzubereiten. Die familiäre Atmosphäre in unserem Hotel ist aber auch der Garant dafür, dass sich unsere Stammgäste wohl fühlen. Dieses Stammpublikum ist ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Das Hotel Hinteregger wurde immer von den Frauen der Familie geführt. Wie ist es dazu gekommen? Die Besonderheit, dass unser Hotel immer eine „Frauenwirtschaft“ war, wurde uns erst bewusst, als ich bei meiner Übernahme gleichzeitig 100 Jahre Hotel Hinteregger gefeiert habe. Es hat sich einfach so ergeben – meine Urgroßmutter hatte drei Töchter, meine Großmutter eine Tochter und meine Eltern fünf Töchter und einen Sohn. Mein Mann ist übrigens von Beruf Tierarzt und somit habe ich den großen Vorteil,
dass er Ideen und Meinungen einbringt, die man als Touristiker nicht so sieht, und die Kombination finde ich genial. Wie war Ihr Einstieg in den Familienbetrieb. Gab es die „Verpflichtung“, die Tradition weiterzuführen? Meine Eltern haben mir und allen meinen Geschwistern eine gute Ausbildung ermöglicht. Ich hatte zwar schon als Kind Freude am Tourismus, aber wurde nie zu irgendetwas gezwungen. Das ist meiner Meinung nach auch sehr wichtig. Nach der Matura und dem Tourismuslehrgang an der Uni Wien war ich drei Jahre lang bei der Österreich Werbung in London tätig. Die Jahre auswärts waren sehr wichtig und ich bin dann mit Freude heim gegangen und habe im elterlichen Betrieb mitgearbeitet. Und die nächste Generation? Wir haben zwei Kinder – Victoria ist 17 Jahre und Max 14 Jahre alt. Beide besuchen sie die Handelsakademie und beide haben Interesse am Tourismus. Wenn sich unsere Kinder dafür entscheiden, den Betrieb zu übernehmen, würden wir uns natürlich sehr freuen. Zwang gibt es keinen. Der Beruf des Hoteliers ist ein sehr vielseitiger, interessanter Beruf, aber er verlangt auch viel persönlichen Einsatz und eine Familie, die dahinter steht. Vielen Dank für das Gespräch.
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Sicher, zuverlässig und bequem Der Spezialist für Flughafentransfer und Geschäftsführer des Tiroler Unternehmens Four Seasons Travel, Oliver Dold, im Gespräch
Herr Dold, die Wintersaison ist nun fast vorüber – Ihr Resümee? Oliver Dold: Positiv. Wir konnten - trotz Schneemangels – keinerlei Nachfragerückgang bemerken. An den An- und Abreisesamstagen im Februar wurden wieder einige unternehmensinterne Rekorde eingestellt, erfreulicherweise haben sich an diesen Spitzentagen mit bis zu 3000 Fahrgästen vor allem unsere Verbesserungen in der Organisation und Logistik bewährt. Die Verkehrssituation an diesen Wocheneden ist ja für alle Beteiligten wirklich eine Herausforderung. Unseren MitarbeiterInnen und Partnerunternehmen gebührt hier großer Dank. Stichwort Fahrgäste - welche Tendenzen im Reiseverhalten bemerken Sie bei Ihren KundInnen? Dold: Ganz klar in den Punkten Qualität und Komfort. Neben unserem bewährtem Shuttleservice mit Abholung direkt an der Haustür bzw. an der Hotelrezeption, erfahren vor allem unsere neuen Buchungsklassen einen deutlichen Zuspruch. Unser Limousinenservice First Class wurde auch diesen Winter sehr gut gebucht und unser neuestes Baby Economy PLUS mit maximal zwei Stopps auf der Transferstrecke und
garantierter Maximalwartezeit von 25 Minuten am Flughafen wurde von Anfang an bestens von unseren KundInnen aus dem In- und Ausland angenommen. Auf das Thema Komfort werden wir auch in den nächsten Monaten den Fokus für weitere Verbesserungen richten. Sehr erfreulich hat sich auch die Nachfrage an unserem Pilotprojekt „Bahnhoftransfer“ mit dem Tourismusverband Wilder Kaiser entwickelt. Durch das Feedback der Fahrgäste und Partner werden wir nun auch hier sinnvoll nachjustieren und dieses Angebot auch weiteren Tourismusverbänden unterbreiten. Gibt es für die Sommersaison auch neue Pläne? Dold: Ja, die gibt es. Wir werden Einheimischen und UrlauberInnen ansprechende Pauschalpakete zu einigen Highlights der Tiroler Freizeitwirtschaft anbieten. Tagesfahrten zu Österreichs höchst gelegenem Café auf der Wildspitze in Kooperation mit den Pitztaler Gletscherbahnen oder fixe Tagesausflüge zur Area 47 mit Rafting in der Imster Schlucht, Klettern im Hochseilgarten oder einfach Baden in der Water Area sind hier als Beispiele genannt. Auch einen feinen Wellnesstag im Aqua Dome
Längenfeld haben wir im Programm. Mit diesen Angeboten möchten wir vor allem auch die Tiroler Familien ansprechen. Insgesamt machen sich nun auch die Bergsommer-Aktivitäten der Tirolwerbung und der Tourismusverbände stark bemerkbar, der Sommeranteil an unserem Incomingbereich wächst kontinuierlich und erlaubt uns mittlerweile ganzjährig unsere Kapazitäten auszulasten. Also mit voller Kraft weiter! Vielen Dank für das Gespräch.
Flughafentaxi
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Burgenlandstrasse 8 A – 6020 Innsbruck
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Spezialisierung im Tourismus KLARES PROFIL. Um als Destination unter der Vielzahl von Mitbewerbern bestehen zu können, ist Kreativität gefragt. Die Familienregion Serfaus-Fiss-Ladis und der Kongressort Alpbach zeigen, wie Spezialisierung zum Erfolgsrezept werden kann. VON S TEFFEN AROR A
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ir sind nicht mehr austauschbar. Und darum geht es letztlich“, bringt Josef Schirgi, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Serfaus-Fiss-Ladis, die Idee hinter der gleichnamigen Familienregion auf den Punkt. Seit mehr als 30 Jahren setzt die Destination am Hochplateau im Oberinntal ganz auf das Thema Familie. Was damals mit dem ersten Kinderrestaurant begonnen hat, wuchs über Jahrzehnte zur führenden Familienurlaubsregion Europas.
Einzigartigkeit.
© ALPBACHTAL SEENLAND TOURISMUS
Dieser Werdegang passierte jedoch langsam und Schritt für Schritt, wie Schirgi erklärt: „Das Familienangebot wuchs kontinuierlich, wobei der Markenführungsprozess 2005 ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg war.“ Insgesamt rund 120 Personen waren sechs Monate lang mit dem Projekt beschäftigt. Es ging darum, das Angebot der Region zu evaluieren. Das Ergebnis: Serfaus, Fiss und Ladis agierten bis dahin auf demselben Gebiet vor allem nebenei-
nander. Als Konsequenz wurde die Fusion der drei Orte zur Destination umgesetzt und seither bündeln sie ihre Kräfte. Das hat dem Familienangebot weiteren Anschub verliehen, da die Innovationskraft dadurch merklich gestiegen ist. Es folgten auf Angebotsseite Neuheiten, die für Aufsehen sorgten und die Position von Serfaus-Fiss-Ladis als führende Familiendestination Europas festigten. So wurde etwa von den Bergbahnen in Zusammenarbeit mit dem Lifthersteller Doppelmayr der erste Familiensessellift entwickelt.
Innovationsdruck.
Die Rolle als Avantgardist bringt jedoch auch die Last
„Das Kongressthema ist zwar ein wichtiges Standbein, allerdings könnte davon eine Region mit knapp einer Million Nächtigungen nicht leben.“ MARKUS KOFLER, GESCHÄFTSFÜHRER VON ALPBACHTAL SEENLAND TOURISMUS
mit sich, ständig aufs Neue zu überzeugen. „Wir gehen von einem sehr hohen Niveau aus. Um unsere Gäste zu begeistern, müssen wir viel mehr tun als andere“, erklärt Schirgi den Innovationsdruck, der auf Serfaus-Fiss-Ladis lastet. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer „Bürde des hohen Niveaus“. Denn während sich andere Destinationen bereits mit dem Titel kinderfreundlich schmücken, wenn sie ein, zwei Zauberteppiche einrichten, muss Serfaus-Fiss-Ladis Kinderfreundlichkeit alljährlich neu definieren. Doch alle Konzepte und Überlegungen hinsichtlich Spezialisierung sind hinfällig, wenn sie nicht auch authentisch sind. Daher legt man in Serfaus-Fiss-Ladis großen Wert darauf, dass Familiendestination kein leeres Schlagwort, sondern gelebte Praxis ist. Nur so sei gewährleistet, erklärt Schirgi, dass die Region ihre Vorreiterrolle behaupten kann: „Denn die Hardware kann man sicherlich kopieren. Aber die Software, also der Dienstleistungsgedanke, ist einzigartig.“ Und dieser Gedanke ist maßgeblich für den Erfolg der Region als Familiendestination verantwortlich. „Wir wollen Urlaub für Familien mit Kindern so einfach wie möglich gestalten und sprechen damit eine sehr spitze Zielgruppe an“, sagt
29 ERFOLGSWEGE
Fixe Größe. Das Europäische Forum Alpbach lockt jedes Jahr tausende Gäste an.
SAISON
„Die Hardware kann man sicherlich kopieren. Aber die Software, also der Dienstleistungsgedanke, ist einzigartig.“
© ALPBACHTAL SEENLAND TOURISMUS
© PRIVAT
JOSEF SCHIRGI, GESCHÄFTSFÜHRER DES TVB SERFAUS-FISS-LADIS
Schirgi. So einfach dieses Konzept klingen mag, so vielschichtig und aufwändig ist es in der Praxis. Dass es sich aber lohnt, diesen Weg der Spezialisierung zu gehen, beweist Serfaus-Fiss-Ladis eindrucksvoll.
„Dorf der Denker“.
Spezialisierung in einer ganz anderen Form zeichnet das Dorf Alpbach im Tiroler Unterland aus. Seit der Nachkriegszeit konnte sich die Gemeinde dank des jährlich stattfindenden Europäischen Forum Alpbach (EFA) als „Dorf der Denker“ etablieren. Das berühmte EFA, das 1945 unter der Bezeichnung „Internationale Hochschulwochen“ vom damaligen Wiener Studenten Otto Molden und dem Innsbrucker Philosophiedozenten Simon Moser gegründet wurde, lockt jedes Jahr tausende Gäste an. Seit 1999 verfügt Alpbach dank des EFA über ein topmodernes Kongresszentrum, das einen Plenarsaal für bis zu 500 Personen sowie mehrere Seminarräume für bis zu 200 Personen bietet. Das Congress Centrum Alpbach (CCA) wird seither ganzjährig genutzt und dient dem örtlichen Tourismus als wichtige Infrastruktur. Laut Geschäftsführer Georg Hechenblaikner liegen die Nächtigungen, die durch das CCA ganzjährig lukriert werden,
bei rund zehn Prozent der Nächtigungen in Alpbach – in absoluten Zahlen etwa 35.000. Touristisch ist Alpbach Teil der Destination Alpbachtal Tiroler Seenland. Diese besteht aus neun Gemeinden sowie der Stadt Rattenberg. Alpbach ist zwar touristisch gesehen der stärkste Ort im Verbund, doch hinsichtlich des Angebots reiht es sich mit dem Kongresstourismus hinter den Schwerpunkten Winter- sowie Sommertourismus ein. Damit ist die Spezialisierung hier Teil eines Dreigestirns, das die Region auszeichnet.
Tagungsort geschätzt und gekannt wird. Doch ist der Gast einmal vor Ort, erlebt er nicht nur das „Dorf der Denker“, sondern eine ganze Region. Dadurch bewirkt die Spezialisierung Alpbachs auf die Säule Kongresstourismus eine Stimulation der beiden anderen Säulen – Sommer- und Wintertourismus – in der gesamten Region. In Zukunft will man dieses symbiotische Verhältnis noch gezielter nutzen, um mittels Spezialisierung eines Mitglieds im Verbund einen Mehrwert für die gesamte Destination zu gewährleisten. ×
Imageträger lockt Gäste an. „Das Kongressthema ist zwar ein wichtiges Standbein, allerdings könnte davon eine Region mit knapp einer Million Nächtigungen nicht leben“, erklärt Markus Kofler, Geschäftsführer von Alpbachtal Seenland Tourismus. Die Region sei früher eher eine Feriendestination mit Sommerlastigkeit gewesen. Das änderte sich jedoch durch die Skilifte in Kramsach, Reith i. A. und Alpbach. „Nach einer kurzzeitigen Winterlastigkeit sind wir derzeit bei einer Aufteilung von ziemlich genau 50 Prozent Sommer- und 50 Prozent Wintertourismus“, so Kofler. Das Europäische Forum Alpbach sei zwar für Alpbach und die Region ein absolut positiver Imageträger und -bringer, dennoch könne man Alpbach und die Destination Alpbachtal Seenland nicht auf das Thema Kongress oder „Dorf der Denker“ reduzieren, so der Touristiker. Vielmehr wird die Spezialisierung hier zum Imagetransfer genutzt. Das EFA bewirkt, dass Alpbach in Österreich und im Umkreis von rund 300 Kilometern als bekannter
IN KÜRZE Serfaus-Fiss-Ladis gilt als führende Familiendestination in den Alpen. Diese Spezialisierung wurde über drei Jahrzehnte aufgebaut und entwickelt und macht heute die Besonderheit der Destination aus. Man setzt erfolgreich auf eine spitze Zielgruppe und tritt beim Thema Familienurlaub als Innovationsführer auf. Alpbach ist durch das Europäische Forum Alpbach international bekannte Kongressdestination. Im Regionalverbund Alpbachtal & Tiroler Seenland ist das „Dorf der Denker“ stärkstes touristisches Mitglied, insgesamt ist die Spezialisierung aber nur Teil eines Ganzen, denn 90 Prozent der Gäste in der Region kommen über den klassischen Sommer- bzw. Wintertourismus. Die Spezialisierung auf Kongresstourismus hat in Alpbach eine ergänzende Funktion.
Neue Wege gehen SICH NEU ERFINDEN. Ein Weg zum Erfolg kann sein, eine ganz neue Richtung einzuschlagen oder ein außergewöhnliches Zusatzangebot zu etablieren. Zwei Beispiele aus Tirol. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
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© EMANUEL KASER
er das Hotel Sonnhof in Hinterthiersee betritt, merkt sofort, dass hier ein anderer Geist wohnt. Früher einmal ein ganz normales Ferienhotel, haben die Eigentümer des Sonnhofs vor mehr als 15 Jahren beschlossen, etwas ganz anderes auszuprobieren, und integrierten die indische Heillehre Ayurveda in ihr Hotelkonzept. Heute ist der Sonnhof ein reines Ayurveda-Hotel. Buddhastatuen an der Rezeption, schlichtes Interieur aus Naturholz, ein ungewöhnliches Beleuchtungskonzept und der Duft nach Kräutern und Tee zeigen, dass hier Erholung und Besinnung an erster Stelle stehen. „Wir haben den Markt immer gut beobachtet und gesehen, dass die Ferien-
Den Nerv der Zeit getroffen. Anfangs waren Ayurvedabehandlungen und vegetarisches Essen ein Zusatzangebot, doch dann stieg die Nachfrage immer mehr. Die Gäste kommen vornehmlich aus Deutschland und Österreich, aber inzwischen sind auch immer mehr internationale Gäste im Sonnhof anzutreffen. „Vor gut zehn Jahren haben wir die Ferienhotellerie komplett aufgegeben und machen seitdem nur noch Ayurveda“, so der Hoteldirektor. Ein aufwändiges Unterfangen: 13 Therapeuten und zwei Ärzte sind im Sonnhof beschäftigt, dazu kommen eine fix angestellte Yoga-Lehrerin, ein Ayurveda-Koch und natürlich sämtliches Personal, das ein Hotel so braucht. Neben den 60 Zimmern gibt es noch zahlreiche Behandlungsräu-
„Wir sind keine Therapieeinrichtung, sondern ein Hotel. Deswegen ist es uns auch wichtig, dass man die Adaptionen möglichst nicht sieht.“ SIMONE HAFELE, SPORTHOTEL WEISSEESPITZE
hotellerie eine Entwicklung nimmt, die uns nicht zufriedenstellt“, erzählt Johann Mauracher, Eigentümer und Hoteldirektor des Ayurveda Resort Sonnhof. Zu hart der Konkurrenzkampf, zu wenige Möglichkeiten, sich auch persönlich in den Betrieb einzubringen. „Durch Zufall bin ich auf Ayurveda gestoßen und war sofort begeistert und fasziniert. Dann haben meine Frau und ich beschlossen, diese Heillehre in den Hotelbetrieb zu integrieren.“ Die Umgebung hat die Umstellung auf ein Ayurveda-Hotel eher skeptisch betrachtet: „Die haben gedacht, dass ich spinne“, lacht Mauracher.
me, einen Swimmingpool, drei ayurvedische Themensaunen mit Ruhebereich, einen Fünf-Elemente-Garten und einen Yoga- und Meditationsraum. Anstatt sämtliche Heilöle und Lebensmittel aus Indien zu importieren, setzen die Maurachers auf regionale und biologische Rohstoffe. „Europäisches Ayurveda“ also. Auch die Hoteliersfamilie selbst lebt nach den Prinzipien des Ayurveda, „sonst würde das auch gar nicht funktionieren.“ Der Aufwand lohnt sich: Der Ganzjahresbetrieb ist oft ausgebucht. „Wir möchten aber nicht erweitern. Unsere Gäste können sich nicht mehr erholen, wenn
Auf Augenhöhe. Im Sporthotel Weisseespitze gehören Barrieren der Vergangenheit an.
hier zu viele Menschen sind. Aber wir werden ein zweites Resort bauen“, erzählt der Hotelier von seinen Zukunftsplänen. Die Maurachers haben den Nerv der Zeit getroffen, viele der Gäste kommen wieder. Konkurrenz gibt es in diesem Bereich kaum. Zusätzlicher Umsatzbringer ist der ho-
31 ERFOLGSWEGE SAISON
JOHANN MAURACHER, AYURVEDA RESORT SONNHOF
Wohlfühlzone. Das Hotel Sonnhof in Hinterthiersee steht ganz im Zeichen der indischen Heillehre Ayurveda.
© FRANZ OSS (3), EMANUEL KASER (2)
Urlaub für Rollifahrer. Einen kom-
teleigene Shop, in dem es Kräuter, Tees, Yoga-Bekleidung und Souvenirs zu kaufen gibt. Das Logo des Hotels, der Schriftzug „Es geht mir richtig gut“ triff t nicht nur auf die Hotelgäste, -eigentümer und -angestellten zu, sondern auch auf die wirtschaftliche Situation des Hauses.
plett anderen, aber ebenso eigenständigen Weg verfolgt das Sporthotel Weisseespitze im Kaunertal. „Das 1. Rollihotel im Alpenraum“ – das steht in großen Lettern an der Fassade. Und das ist nicht gelogen: Der Hotelier Charly Hafele war einer der ersten Tiroler Hoteliers, der Menschen im Rollstuhl als Zielgruppe entdeckte. „Wir hatten bereits in den 80er-Jahren viele Rolli-Fahrer als Gäste im Hotel. Das waren vornehmlich Sportler, die im Kaunertal optimale Bedingungen vorfanden, weil man hier direkt zur Skipiste fahren kann“, erklärt Simone Hafele, Junior-Chefin. Damals war das Hotel ein Ferienhotel mit ganz normalen Stufen, schmalen Türen und vielen Stolpersteinen. Die Rollstuhlfahrer kamen dennoch gut zurecht. Doch Charly Hafele erkannte in der neuen Zielgruppe auch ein zweites Standbein. Bei einem Umbau im Jahr 2000 war dann klar, dass die neuen Zimmer barrierefrei werden. Dazu braucht es weniger, als man denkt: Breitere Türen, unterfahrbare Tische und Waschbecken, keine Schwelle bei der Terrassentür und vor allem viel Platz – das genügt, um das Zimmer auch mit Rollstuhl gut nützen zu können. Doch nicht nur die Zimmer, auch Speisesaal, Tiefgarage und Wellnessbereich wurden angepasst. An der Bar sind auch Rollstuhlfahrer mit dem Barkeeper auf Augenhöhe, die Duschen, die Sauna und die Infrarotkabine im Wellnessbereich sind befahrbar und sogar im Fall eines Brandes können Rollstuhlfahrer das Hotel eigenständig verlassen – über eine Fluchtrampe. In den Zimmern fällt es kaum auf, dass hier etwas anders ist. „Wir sind keine Therapieeinrichtung, sondern ein Hotel“, stellt Hafele klar, „deswegen ist es uns auch wichtig, dass man die Adaptionen möglichst nicht sieht.“ Ein ganz normaler Urlaub also, auch für gehandicapte Gäste.
Ausgezeichnete Region.
„Heute sind barrierefreie Zimmer keine Seltenheit mehr, wir haben aber auch spezielle Angebote für Rollstuhlfahrer“, erklärt Christian Santl, Geschäftsführer des Hotels. Derzeit wird das Rolli-Roadbook überarbeitet, das barrierefreie Ausflugsziele vorstellt. Für die Hotelgäste stehen Outdoor-Rollstühle, Swisstracs und Handbikes zur Verfügung. Das Angebot wird gut angenommen. „Etwa 20 bis 25 Prozent unserer Gäste sind gehandicapt. Es kommen Einzelreisende ebenso wie Familien mit Kindern“, erzählt Hafele. Dazu buchen sich auch häufig Rolli-Gruppen ein, die etwa Monoskifahren lernen wollen. Ein weiterer Vorteil: Die Rolli-Fahrer kommen oft außerhalb der Hauptsaison. „Als Ganzjahresbetrieb im Kaunertal ist es nicht immer leicht. Mit den Rollifahrern lohnt sich für uns auch die Zwischensaison“, sagt Simone Hafele. Als Charly Hafele vor rund 20 Jahren sein Hotel barrierefrei umbaute, wurde er von seinen Mitbewerbern belächelt. Mittlerweile ist die ganze Region auf den Zug aufgesprungen und setzt vermehrt auf Barrierefreiheit: Öffentliche Einrichtungen, Geschäfte, Skischulen und sogar die Wallfahrtskirche Kaltenbrunn sind barrierefrei erreichbar. Seit vergangenem Jahr können Rollifahrer auch das Piller Moor problemlos besuchen. Die Bemühungen lohnen sich durchaus: 2013 wurde die Naturparkregion Kaunertal mit dem Eden Award ausgezeichnet, ein Preis der EUKommission für nachhaltige Tourismusdestinationen. ×
INFOS Ayurveda Resort Sonnhof, Thiersee www.sonnhof-ayurveda.at Sporthotel Weisseespitze, Kaunertal www.weisseespitze.com
© FRANZ OSS
„Wir haben den Markt immer gut beobachtet und gesehen, dass die Ferienhotellerie eine Entwicklung nimmt, die uns nicht zufriedenstellt.“
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MAGAZIN
© ZILLERTALER BIER
Publikumsmagnet. Auch bei der heurigen Auflage des Gauder Festes werden wieder 30.000 Besucher erwartet.
Tracht und Tradition Das Gauder Fest wurde zum immateriellen Kulturerbe ernannt.
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on 1. bis 4. Mai 2014 werden wieder rund 30.000 Besucher in Zell am Ziller das größte Frühlingsfest im Alpenraum besuchen. Seit mehr als 500 Jahren feiern die Zillertaler das Gauder Fest, das weit über die Grenzen bekannt ist. Auch 2014 markieren der
Bockbieranstich, die Gambrinusrede, das Ranggeln um den Gauder Hogmoar, die Grauviehschau und schließlich der größte Trachtenumzug Österreichs die Höhepunkte des Gauder Festes. Nun wurde es von der österreichischen UNESCOKommission zum immateriellen
Kulturerbe ernannt. Auch dieses Jahr überbrachte eine Delegation, angeführt von Bierkönig Gambrinus, Tirols Landeshauptmann Günther Platter sowie allen im Landtag vertretenen Parteien die offiziellen Einladungen zum Gauder Fest 2014. ×
Neue Kooperation World-Ski-Award-Verleihung fix in Kitzbühel
www.worldskiawards.com
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© PRO .MEDIA
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ereits im Vorjahr fand die Verleihung des World Travel Awards und des erstmals verliehenen World Ski Awards in Kitzbühel statt. Im Rahmen der ITB in Berlin vereinbarten Kitzbühels Tourismus-Obfrau Signe Reisch, TVB-Direktor Gerhard Walter (im Bild rechts) und Sion Rapson, Direktor der World Travel Awards, eine mehrjährige Kooperation. Damit wird Kitzbühel langfristig zur Heimat dieser exklusiven Auszeichnung, die heuer vom 21. bis 23. November 2014 stattfinden wird. Die „Jury“ der World Ski Awards bestand letztes Jahr aus über 900.000 Konsumenten, das Voting findet über eine Onlineplattform der World Ski Awards statt.
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KULTURTIPPS
© KLANGFARBEN KULTURVEREIN
VON ES THER PIRCHNER
WORTGEWALTIG: THE COUP
© BEST OF THE ALPS
Sichtlich erfreut nahm Fürst Albert II. (re.) den „Best of the Alps“-Award von Markus Tschoner, Präsident von „Best of the Alps“ und Geschäftsführer der Olympiaregion Seefeld, entgegen.
Nicht nur, weil HipHop-Konzerte in Tirol rar sind, ist dieses ein Muss: Mit „The Coup“ hat sich der Klangfarben Kulturverein ein wortgewaltiges Ensemble nach Kufstein eingeladen, das zwischen Soul, Funk und Rap coole, tanzbare Musik macht. 21. 5. 2014, 20 h, Kufstein, Kulturfabrik
© UDO LEITNER
Adelige Auszeichnung „Best of the Alps“-Award für Fürst Albert II. von Monaco. würdige seinen Einsatz und die Liebe zu den Bergen, zum Wintersport und sein Engagement im Umweltschutz und Sozialen, begründete „Best of the Alps“-Präsident Markus Tschoner die Entscheidung. ×
SPRACHVERLIEBT: VITÁSEK Das wunderbare Theaterfestival im Zillertaler Steudltenn zeigt noch bis 28. Juni Theaterstücke für Erwachsene und Kinder, aber auch feines Kabarett. Andreas Vitásek, Meister des geschliffenen Wortes, darf dabei nicht fehlen. 3. und 4. 6. 2014, 20 h, Uderns, Steudltenn
© BURGSOMMER HALL
A
deliger Besuch in Seefeld: Anlässlich des „Star Team for Children“-Charity-Events in Seefeld wurde Fürst Albert II. von Monaco mit dem „Best of the Alps“Award ausgezeichnet. Der Award
BUCHTIPP
Zillertal
GASSENSPIEL: BURGSOMMER
D
as Zillertal präsentiert sich heute seinen Besuchern als ein faszinierender Ort der Gegensätze. Tourismus, Energiewirtschaft und moderne Industriebetriebe haben den Menschen im Tal Wohlstand und eine verbesserte Infrastruktur, aber auch massive Eingriffe in ihre Lebensräume gebracht. Gleichzeitig existieren im Zillertal nach wie vor jahrhundertealte Kulturlandschaften sowie unberührte, traumhaft schöne Naturräume mit einer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt. Der Fotograf Horst Ender führt in diesem Bildband durch seine Heimat. Er zeigt in außergewöhnlichen Blickwinkeln die Schönheit und Wildheit seiner Bergwelt. Textlich begleitet wird er dabei von Gudrun Steger. Horst Ender, Gudrun Steger: Zillertal, Tyrolia Verlag, 152 Seiten.
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Einmal mehr bilden die Burg Hasegg und die Haller Altstadt die malerische Kulisse zum Burgsommer. Unter freiem Himmel treten auf: die Folk- und Soulband Vaseva (Bild), das Indie-PopQuintett Garish, Conjunto de Tango u. a. 12. 6. bis 2. 8. 2014, Hall, Burg Hasegg und Altstadt
WEITERE VERANSTALTUNGEN aut: kids: Lichtexperimente in der Black Box 23. 5. 2014, 15–17.30 h, aut. architektur und tirol, Innsbruck, www.aut.cc Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny 21. 6. bis 6. 7. 2014, Tiroler Landestheater, Innsbruck www.landestheater.at Al Di Meola Quartet plays Beatles and more 21. 6. 2014, 20 h, Kufstein Arena, Kufstein, www.woassteh.com Philippine Welser – schöne Herzogin 27. 6. bis 8. 8. 2014, jeweils 21 h, Schlossbergspiele Rattenberg, www.schlossbergspiele.at
SAISON
MAGAZIN
Handwerkszeug Feinabstimmung statt Betriebsaufgabe. In der „Vermieterakademie“ lernen Betreiber von Klein- und Mittelbetrieben seit letztem Herbst, wie sie besser bei den Gästen ankommen und damit ihre Auslastung steigern. Die Tipps sind einfach umsetzbar, die Kurse sehr gefragt. V O N J A N E K AT H R E I N
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© VEREIN ALPINE GASTGEBER
n unserem Geschäft muss man am Laufenden sein, auch um gegenüber den Großen konkurrenzfähig zu bleiben“, weiß Ingrid Weisskopf nach vielen Jahren des Wachsens und Reifens im Familienbetrieb. 45 Betten stehen im Schlossnerhof, einem 3-Sterne-Gästehaus in Virgen in Osttirol. In einer Region, die sich durch ihre periphere Lage um jeden Gast doppelt bemühen muss, sind immer weniger Privatzimmervermieter bereit, in Qualität zu investieren, immer mehr werfen das Handtuch. 18.800 Gästebetten gibt es derzeit in Osttirol, ein Drittel davon – 6.500 – werden privat vermietet. Gerade im privaten Bereich gab es im letzten Jahrzehnt einen Rückgang, hört man von den Vermietern. Die Einzelzimmer verschwinden, wer mit der Zeit geht, baut sie in Appartements um und fügt dem vielleicht noch einen Frühstücksraum hinzu. Der Nebenerwerb scheint für viele Familien nicht mehr attraktiv, andere stoßen an ihre Grenzen, wenn es um den Wandel des Buchungsverhaltens geht. Dieser Entwicklung, die auf ganz Tirol umlegbar ist, wirken auf Initiative von Tourismusreferent LH Günther Platter und der Tourismusabteilung das Land Tirol, der Verein „Alpine Gastgeber“, der Privatvermieterverband, die Tirol Werbung und die Wirtschaftskammer
erläutert Silvia Pfeil, Geschäftsführerin des Vereins „Alpine Gastgeber“. Angesprochen werden alle Interessierte – vom Bauernhofbesitzer über den Hotelier, den Gastronomen bis hin zum Freizeitparkbetreiber. Die Kurse sind auch für Betreiber gewerblicher Betriebe interessant, die dann ihre Agenturen besser briefen können. So entsteht eine interessante Mischung von Teilnehmern, die sich im kleinen Rahmen eher trauen, Spannungen gegenüber Konkurrenten abzubauen und Erfahrungen auszutauschen.
Intuition. Die Referenten tun ihr Übriges dazu. Sie kommen aus der Praxis, sind also „nah dran an den Menschen“ und wissen, wovon sie reden. „Die Fachleute sind die Vermieter. Sie wissen intuitiv, was zu tun ist, trauen sich nur manchmal nicht, es anzugehen, oder wissen nur nicht, wie“, weiß Silvia Pfeil, die in den vergangenen Jahren mehr als 500 Tourismusbetriebe besucht hat und hinter den Türen viel Engagement, Gastfreundschaft und das Überschwappen der Online-Welt erlebt hat. „Wenn man heute ein touristisches Angebot erfolgreich vermarkten will und keine Webseite hat, ist man ein Analphabet“, stellt Pfeil fest. Seit Herbst drücken die Tiroler also die Schulbank. Vielfach gehe es
„Die Fachleute sind die Vermieter. Sie wissen intuitiv, was zu tun ist, trauen sich nur manchmal nicht, es anzugehen.“ SILVIA PFEIL, GESCHÄFTSFÜHRERIN DES VEREINS ALPINE GASTGEBER
Tirol seit Herbst unter anderem mit der „Vermieterakademie“ entgegen. „Die Namensgebung ist etwas irreführend, weil es weder eine Akademie ist noch den Zugang auf die Vermieter beschränkt“,
nur darum, als Betrieb sichtbarer zu werden. Ein immer wiederkehrendes Thema seien auch Preiserhöhungen, vor denen sich die Vermieter aus Angst, Kunden zu verlieren, scheuen. Dabei würden viele
leichter wirtschaften, wenn sie sich nicht immer nach der Decke strecken müssten, die Gäste „verschmerzen“ eine Anhebung um fünf Euro meistens ganz leicht, so Pfeil.
Praxisorientiert. Marketing wirkt über verschiedene Kanäle und wer geduldig ist, erntet dann auch die Früchte. In den Kursen werden konkrete Probleme angegangen, einfache und schnell umsetzbare Tipps gegeben, sodass jeder mit einem Erfolgserlebnis nach Hause geht. Themen sind zum Beispiel „Google richtig nutzen“ oder „Cleveres Marketing mit kleinen Budgets“. Die Referenten stellen sich auf den unterschiedlichen Wissensstand der Teilnehmer ein. Aber nicht alle Veränderungen bewirken unmittelbar neue Buchungen, auch das lernen die Teilnehmer, aber sie wirken sich langfristig positiv aus, und neue Gäste kommen dazu. In letzter Zeit interessieren sich auch vermehrt junge Leute für das Weiterbildungsangebot, sie denken darüber nach, den Betrieb der Eltern zu übernehmen. Silvia Pfeil: „Sie suchen eine Feineinstellung des Produktes, das gut ist und das sie nicht über den Haufen werfen wollen.“ Manchmal kommen auch die Gründer mit. Die „Vermieterakademie“ kann also auch dabei helfen, Bewährtes zu erhalten.
Netzwerken.
Inzwischen tragen 26 von 34 Tourismusverbänden das Angebot hinaus in die Dörfer. 175 Kurse wurden durchgeführt und von 2.680 Teilnehmern besucht. Nach 20 Monaten Laufzeit zieht der Verein „Alpine Gastgeber“ eine positive Bilanz. „Wir sehen sofort die Auswirkungen“, berichtet Silvia Pfeil, „der Gast
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© TVB OSTTIROL
SAISON
Gefragte Workshops. Die Vermieterakademie bietet eine Reihe von Kursen mit Referenten aus der Praxis an.
erhält professionelle Angebote, Vermieter nutzen Bewertungsplattformen, erhöhen ihre Preise und wagen den Schritt in die Online-Buchung.“ Inzwischen finden auch Kurse auf Anfrage von Vermietern statt, die mit ihrem Wunsch an die Tourismusverbände heran-
treten und erfahren, dass ihre Stimme wieder ein Gewicht hat. Einzelkämpfer sind weniger erfolgreich als Netzwerker, das erleben immer mehr Wirtschaftstreibende. Tirol ist nur deswegen so stark, weil es viele starke Mittel- und Kleinbetriebe gibt, ist auch Silvia Pfeil überzeugt. Sie sind die Wiege des Tourismus. Hier wird der Gast freundlich aufgenommen, lebt im Familienbetrieb und erlebt die Tiroler Kultur, die vielfältig ist wie eine Blumenwiese, hautnah.
Erfolg.
Die Osttirolerin Ingrid Weisskopf denkt ans Ausbauen und nicht ans Aufgeben. Das Gästehaus Schlossnerhof wird seit 90 Jahren als Familienbetrieb geführt. Seit Herbst holt sie sich in der „Vermieterakademie“ die Tipps für den zukünftigen Weg. Die Kurse kosten 60 Euro, schonen also die Geldbörse und finden in der unmittelbaren Umgebung statt. Keine langen Anfahrtszeiten, keine Zusatzkosten für Übernachtungen – das kommt Ingrid Weisskopf, Mutter von zwei Kindern, entgegen. Sie gehört zu jenen Vermietern, die bisher alle Kurse besucht haben, weiß Claudia Isep, vom Tourismusverband Osttirol in Lienz. Nach 20 Monaten Laufzeit zeige
sich der Erfolg der Weiterbildungsinitiative auch in Zahlen: „Jene Vermieter, die die Kurse besucht haben, hatten heuer eine deutliche Steigerung der Auslastung“, heißt es aus dem Osttiroler Tourismusbüro. ×
7 TIPPS FÜR VERMIETER • • •
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Authentizität. Was passt zu mir und zu meinem Produkt? Innovation. Kleine Änderungen im Marketing bewirken viel. Selbstbewusstsein. Keine Angst vor ungerechtfertigten Bewertungen im Web. Selbstwert. Keine Angst vor Preiserhöhungen. Der Gast nimmt das meist gerne in Kauf. Online. Neue Medien erleichtern die Arbeit. Ohne Webauftritt funktioniert Tourismusmarketing heute nicht mehr. Effizienz. Energien und Ressourcen am richtigen Ort eingesetzt, hilft Zeit zu sparen. Netzwerken. Tourismusverbände sind die Stütze einer Region.
www.tirol.gv.at/tourismus/vermieterakademie
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Sponsor in Aktion. Wenn Daniel Federspiel den Berg hinunterrast, ist das Imst-Logo am Helm immer dabei.
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Kopfsache Das Sponsoring eines Einzelsportlers ist für viele Touristiker Teil des Gesamtkonzeptes Werbung. Manche Sportlerköpfe sind heiß begehrt. VON ERNS T SPRENG
© ÖTZTAL TOURISMUS
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iki Lauda hat es vorgemacht. Die Sponsoren darauf wechseln, das rote Kapperl als Markenzeichen bleibt. Der Preis, der ist Verhandlungssache zwischen einem Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, und jenen Unternehmen, die den Marktwert seines Kopfes einschätzen. Das Individualsponsoring von Sportlern ist sehr oft Kopfsache, emotional wie wörtlich. Auf den Helmen und Schildkappen der Sportler findet man praktisch alles, was vermarktbar ist. Auch touristische Marken wissen diesen prominenten Platz zu schätzen. Denn wird das Bild eines Sportlers veröffentlicht, im Fernsehen, in der Zeitung, online, kann man jeden Sponsor wegschneiden – nur nicht den am Kopf.
Sportsponsoring. 2007 waren es noch rund 350 Millionen Euro. Damit betragen die Ausgaben österreichischer Unternehmen für das Sportsponsoring imposante 15 Prozent des gesamten Werbekuchens, der in Österreich etwas unter vier Milliarden Euro beträgt. Tendenz: steigend. Denn rund 50 Prozent der im Sportbarometer befragten Unternehmen und Organisationen geben an, ihr Sportengagement auch in den kommenden Jahren weiterzuführen. Der Sport schlägt damit alle anderen Sponsoringaktivitäten. Kultur, Sozial- oder Umweltsponsoring folgen erst mit Abstand. Und auch wenn der österreichische Fußball nicht immer glänzen kann, beim Sponsoring ist er nach wie vor die Nummer eins. Erst dann kommen die alpinen und nordischen Wintersportarten.
Sport kommuniziert. 575 Millionen Euro flossen 2011 laut dem SponsoringBarometer Österreich bundesweit in das
Sport und Tourismus. Der Tourismus kann mit Sportsponsoring einiges bewirken. Einige zentrale Fragen müssen
„Ich finde es wichtig, dass man vor allem junge Sportler und Sportlerinnen abseits eines errechneten Werbewertes unterstützt. Denn das schafft Identität in der Region.“ OLIVER SCHWARZ, GESCHÄFTSFÜHRER VON ÖTZTAL TOURISMUS
die Marktingverantwortlichen dabei aber stellen: Welcher Sport passt zu meiner Marke? Habe ich ein touristisches Angebot in diesem Sportsegment? Unterstütze ich eine Mannschaft oder einen Idividualsportler? Welchen geografischen Markt will ich erreichen? Ein sehr markantes Tiroler Beispiel ist Fritz Dopfer, deutscher Skifahrer mit österreichischen Wurzeln. Sein Helm ist seit Jahren an die Tourismusorte Obergurgl und Hochgurgl vergeben. „Die Entscheidung für Fritz Dopfer ist gefallen, weil wir mit ihm im deutschen Markt punkten können und er eine angenehme Persönlichkeit ist, mit der es sich gut zusammenarbeiten lässt“, erklärt Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus. „Entscheidet man sich für einen Individualsportler, dann hat das sehr viel mit Vertrauen zu tun, denn er wird als Person mit einer Marke verbunden – mehr als eine ganze Mannschaft mit vielen Persönlichkeiten.“ Der Tourismus hat im Sport eine wichtige Funktion. Denn gerade zu Beginn manch großer Karriere stand oft die Unterstützung des regionalen Tourismusverbandes. „Ich finde es wichtig, dass man vor allem junge Sportler und Sportlerinnen abseits eines errechneten Werbewertes unterstützt. Denn das schaff t Identität in der Region“, meint Oliver Schwarz. Skirennläufer Florian Scheiber aus Sölden ist eines dieser Beispiele. Und auch eine
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„Es braucht echte Partnerschaften“
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Mountainbike-Vizeweltmeister Daniel Federspiel über Sportsponsoring und seine Partnerschaft mit dem TVB Imst
der großen Skikarrieren Tirols – Benjamin Raich – hat mit dem Pitztal als Kopfsponsor begonnen. Die Liste der touristischen Engagements bei Individualsponsoren ließe sich in Tirol lange weiterführen. Mountainbikerin Lisi Osl wirbt für die Region um Kirchberg, der nordische Kombinierer Mario Stecher für das Pitztal. Sie stehen als Testimonials für eine Region und werden für Werbeaktivitäten rege genutzt. Über Geld wird dabei selten gesprochen. Die Praxis zeigt, dass junge Talente oder Sportler in Randsportarten mit einigen Hundert Euro oft schon mehr als zufrieden sind. Nach oben gibt es freilich keine Grenzen. Dass es für einen Sportler aber nicht immer leicht ist, einen Individualsponsor für sich zu begeistern, zeigen Beispiele aus der Vergangenheit. Selbst Olympiasieger Mario Matt ist schon mit einem großen Fragezeichen auf dem Kopf im Skiweltcup unterwegs gewesen. Bis er sich dazu entschlossen hat, für sein eigenes Lokal Werbung zu machen. Als der Erfolg kam, ist Matt dieser Linie treu geblieben. Auch das ist wohl reine Kopfsache. ×
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AISON: Herr Federspiel, auf Ihrem Helm steht seit vielen Jahren Imst. Wie wichtig ist für einen Sportler der Kopfsponsor? DANIEL FEDERSPIEL: Ich bin sehr dankbar, dass Imst mich seit sieben Jahren unterstützt. Das ist ein sehr hohes Maß an Kontinuität und Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Im Sportgeschäft ist das nicht alltäglich. Für mich als Imster ist es der Idealfall. Ich kann mich mit meinem Sponsor identifizieren. Ich finde das sehr wichtig. Ein reines Sponsoringabkommen wäre mir zu wenig. Man muss als Sportler hinter dem stehen, wofür man steht. Das ist die eine Seite, die andere ist das damit verbundene Geld. Ohne Zweifel. Gerade in Sportarten, die nicht jeden Tag im Rampenlicht stehen, ist für viele Sportler der Individualsponsor genau der Punkt, der es einem überhaupt ermöglicht, den Sport auszuüben.
Jetzt sind Sie Fahrer bei Ötztal SCOTT Racing, einem Team, das von einer Tourismusregion finanziert wird, und haben einen touristischen Individualsponsor. Sind Sportler gute Aushängeschilder für den Tourismus? Ich denke schon. Wir üben auf höchster Ebene das aus, was der Hobbysportler in seiner Freizeit macht. Darum hat es natürlich einen Werbewert, welche Marken wir präsentieren. Wir sind zehn Monate im Jahr international unterwegs, sind in sozialen Netzwerken vernetzt und Erfolge bringen mediales Interesse mit sich. All das macht in Summe einen Sportler für eine Tourismusmarke interessant. Meiner Meinung nach braucht es echte Partnerschaften. Die Marke muss zum Sport passen. Der Sportler muss zur Marke beziehungsweise Region passen. Funktioniert das gegenseitig, dann ist man gemeinsam erfolgreich. Vielen Dank für das Gespräch.
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Urlaub am Bauernhof. Was die Gäste in Tirol suchen, ist Erholung und Ruhe, Abschalten vom Alltag.
Die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen Urlaub am Bauernhof kann helfen, eine Kulturlandschaft zu retten und Bauern weitere Einnahmequellen zu erschließen. Spezialisierung vorausgesetzt. V o n J a n e K at h r e i n
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er Breierhof liegt auf 1.000 Metern, zehn Minuten vom Ortszentrum Zell am Ziller entfernt. Ein Bach markiert die Grundstücksgrenze, die nächsten Nachbarn sind weit entfernt. Es braucht nicht viel außer ein paar Atemzüge und man kommt hier oben in einen Zustand innerer Ruhe. Die Lage des Hofes ist ein Geschenk, zugleich eine Bürde, denn die Berglandwirtschaft im Vollerwerb zu betreiben, sei heutzutage nicht mehr möglich, sagt Barbara Fankhauser. Die gebürtige Zillertalerin muss es wissen, sie ist auf einem Bauernhof in der Nähe aufgewachsen und betreibt mit ihrem Mann Andreas seit 1993 den Breierhof. Betten vermieten die Fankhausers bereits seit 25 Jahren. Andreas arbeitet untertags zudem auswärts.
Agrotourismus. Mit touristischen Angeboten, die Aufenthalt mit Erlebnischarakter auf oder in der Nähe eines landwirtschaftlichen Betriebes ermöglichen, wird der ländliche Raum in den Alpen wieder für den Urlaub attraktiv. Einer der Grundgedanken des Agrotourismus ist die Nähe zur Familie, die dem Gast persönlichen Kontakt und Einblick in den Alltag des Landlebens gibt.
Ohne Inszenierung, so natürlich wie möglich soll das Zusammenleben passieren. Am Breierhof gehen die Gäste mit in den Freiluftstall, wenn sie das möchten, und helfen Andreas, wenn er seine Kühe melkt. Die Milch liefert er dann in die Sennerei nach Mayrhofen, wo sie zu Zillertaler Heumilchprodukten weiterverarbeitet wird. Naturjoghurt, Butter oder Käse essen die Gäste am Breierhof dann zum Frühstück – „auf Bestellung“, streicht Barbara Fankhauser hervor. So einfach wie möglich, so teuer wie nötig, ist eines der Prinzipien, nach denen Urlaub am Bauernhof funktioniert. In den vier Ferienwohnungen, die die 42-Jährige vermietet, versorgen sich die Gäste selber. Der hausgemachte Holundersaft ist auch nur für den Eigenverbrauch gedacht, für größere Mengen würden die personellen Ressourcen nicht ausreichen. Ohne die vielen fleißigen Hände in der Familie würde der Betrieb vielerorts nicht so gut laufen, ist die Bezirksobfrau der „Urlaub am Bauernhof“-Anbieter überzeugt. Am Zellberg sieht die Arbeitsteilung so aus: Johannes (20) und Stefanie (21) organisieren Programmpunkte wie das Pony-Reiten, Barbara wandert über die Almen und Andreas führt durch den Hof.
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Spezialisierung.
Mittendrin am Bauernhof. Besonders für Kinder aus der Stadt ist es ein Erlebnis, Pflanzen und Tiere aus direkter Nähe zu erfahren.
Berührungsängste. Den ersten schluck wasser aus der hauseigenen Quelle nehmen die Gäste noch mit Vorsicht. „Viele können es gar nicht glauben, dass man bei uns das wasser aus der Leitung trinken kann“, erzählt Barbara Fankhauser. was sie in Tirol suchen, ist Erholung und Ruhe, abschalten vom alltag. Für viele ist der Urlaub auch die Gelegenheit, etwas neues auszuprobieren und den eigenen Lebensstil zu überdenken. Die Urlauber nehmen sich wieder Zeit zum Essen und erleben bewusst, wie das, was auf dem Teller liegt, schmeckt. sie fragen, woher der apfel kommt und wie man Brot bäckt. Das Mehl dafür mahlt stefanie Fankhauser selber. Die Bauern werden zum Botschafter der Region, indem sie ihr wissen weitergeben, stärken sie auch deren identität. Der Breierhof ist 150 Jahre alt. schon die Großeltern wussten etwa um die wohltuende wirkung der Zirbe. Die Zirbe steckt in jeder Diele.
2.000 bäuerliche Betriebe bieten derzeit in Österreich „Urlaub am Bauernhof“ an. 9.000 waren es noch vor fünfzehn Jahren. „spezialisierung“ nennt Klaus Loukota die Ursache für die rückläufigen Zahlen. wer sich nicht auf einige wenige stärken konzentriere, habe keine Chance mehr am Markt. Der Geschäftsführer der angebotsgruppe „Urlaub am Bauernhof“ in Tirol betreibt selber einen Hof im Tiroler oberland. war das Vermieten von Gästebetten früher eines von mehreren angeboten neben der Metzgerei und dem schnapsbrennen, haben die Bauern gelernt, sich auf einige wenige Bereiche zu konzentrieren und sich in eben diesen weiterzubilden. in den 16 Jahren, in denen Familie Fankhauser diese Form des Urlaubs anbietet, hat sie viele Trends kommen gesehen und auch wieder gehen. Eine der größten Herausforderungen für viele Betriebe sei derzeit die Übergabe. Der wechsel von einer Generation zur nächsten brauche Zeit, in der die Entwicklung des Hofes quasi still stehe. Die Jungen entschließen sich dann oftmals, etwas neues auszuprobieren, kehren dann aber doch wieder zum Produkt „Urlaub am Bauernhof“ zurück. so erklärt sich Barbara Fankhauser die schwankenden Mitgliederzahlen. in letzter Zeit tauchen vermehrt „Mogelpackungen“ auf, berichtet die Bezirksobfrau. Die Leute nehmen es nicht so genau mit der Ehrlichkeit und bewerben ihr angebot in der welt mit Bildern, die nicht dem entsprechen, was die Gäste dann vor ort vorfinden. Das werfe kein gutes Licht auf die gesamten Vermieter. Barbara Fankhauser ist zufrieden mit der auslastung. in den wintermonaten füllen die skifahrer- und Tourengeher das Haus, im sommer diejenigen, die mehr mitbekommen wollen von der Umgebung und dem bäuerlichen Leben. „Einzig die Holländer haben in dieser saison etwas nachgelassen“, stellt Barbara Fankhauser fest und vermutet, dass auch im norden die wirtschaftskrise den Menschen die Lust auf den Urlaub nimmt. ×
Hoch hinaus. seit ein paar Jahren vermietet Familie Fankhauser auch eine almhütte. sie liegt auf 1.800 Metern, heißt ganz einfach „Zillertal“ und sei „bei den Gästen der Renner schlechthin“, beschreibt Barbara Fankhauser die steigende nachfrage. Laut agrarstrukturerhebung 2010 gibt es in Tirol 2.343 almen. Früher waren die sonnigen Höhen den Menschen vor allem sehnsuchtsorte. Heute ist es zunehmend schwieriger, diese sensiblen Bergregionen zu erhalten. Das Bergpanorama, das sich nach der ankunft auf der „Zillertal“-Hütte eröffnet, ist atemberaubend. Von hier aus sieht man bis zum Hintertuxer Gletscher. sanfter wandertourismus kann helfen, diese Kulturlandschaft zu retten. „Die Hütte ist gut mit dem auto erreichbar“, wirbt Barbara Fankhauser für das idyll, in dessen nähe auch ein Bergsee liegt. Die wanderer mögen das, die Paragleiter und die Drachenflieger finden in unmittelbarer nähe einen Landeplatz. Für Familie Fankhauser schließt sich hiermit ein wirtschaftskreislauf.
TOURISMUS TRIFFT LANDWIRTSCHAFT Das Projekt „Bewusst Tirol“ soll den Verbrauch heimischer Lebensmittel in Gastronomie und Hotellerie und die Zusammenarbeit aller Beteiligten steigern. Der Kauf heimischer Lebensmittel schaff t arbeitsplätze, zugleich wird in der Bevölkerung das Bewusstsein für die eigene identität gestärkt und die Marke Tirol durch besondere Produkte aufgeladen. würden in Tirol 30 Prozent mehr Tiroler Lebensmittel gekauft werden, ergäbe das einen Zuwachs von 2.400 arbeitsplätzen, rechnet die agrarmarketing Tirol vor. Das von agrarmarketing, Land Tirol und Tirol werbung ins Leben gerufene Projekt wurde übrigens auch beim Euregiowettbewerb „Tourismus triff t Landwirtschaft“ als eines von vier siegerprojekten ausgezeichnet. 137 Betriebe tragen derzeit die auszeichnung „Bewusst Tirol“. neben der auszeichnung werden engagierte Betriebe durch gezielte Medienarbeit unterstützt.
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„ Man soll sich auf das konzentrieren, was man gut kann.“ Der Frische-Lieferant aus Oberösterreich punktet mit frischen Produkten, geprüfter Qualität und verlässlicher Zustellung. Wir haben mit Geschäftsführer Manfred Kröswang gesprochen.
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err Kröswang, Ihr Unternehmen wächst seit Jahren stärker als der Markt. Wie machen Sie das? Kröswang: Wir machen viele Dinge anders als die anderen. Fast alle relevanten Lebensmittelgroßhändler verkaufen ihre Waren über C+C Märkte und bieten nebenbei auch Zustellung an. Wir konzentrieren uns seit 40 Jahren zu 100 % auf die Zustellung. Darum sind wir hier auch die Spezialisten und erreichen bei weitem die höchste Lieferzuverlässigkeit in unserer Branche. Das heißt, Kunden, die bei KRÖSWANG ihre Produkte bestellen, bekommen sie auch! Außerdem haben wir uns auf die Auslieferung von frischen und tiefgekühlten Lebensmitteln spezialisiert. Deshalb können wir unseren Kunden in diesem Bereich bessere Qualitäten, ein besseres Sortiment und schließlich auch attraktivere Preise anbieten.
Wie sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in Tirol zufrieden? Tirol entwickelt sich sehr gut. Wir beliefern ja bereits seit 1997 Betriebe in Tirol und haben vor zwei Jahren einen neuen Standort in Pfaffenhofen gebaut, weil uns der alte zu klein wurde. In Tirol ist der Qualitätsanspruch besonders hoch, weil hier die meisten Hotels noch eigentümer-geführt sind. Das kommt uns sehr entgegen, weil wir seit Jahren eine klare Qualitätsstrategie fahren. Wie wählen Sie die Produkte für Ihr Sortiment aus? Im Laufe des Jahres sammeln sich bei uns eine Vielzahl von Produktvorschläge und Ideen. Bevor wir einen Artikel listen, wird er erst einmal von unserem Produktmanager getestet und verkostet. Wenn dieser erste Eindruck positiv war, kommt das Produkt in die Entscheidungsrunde. Alle verbliebenen Produkte werden noch
einmal in einer Runde getestet und verkostet – und erst wenn dann die beteiligten Mitarbeiter von Qualität und Geschmack überzeugt sind, kommt der Artikel ins Sortiment. Welche Bedeutung haben für Sie österreichische Produkte? Obwohl wir im Einkauf weltweit agieren, beziehen wir die Hälfte unserer Artikel von Produzenten aus Österreich. Darum haben diese Produkte für uns eine sehr große Bedeutung. Speziell unsere frischen Lebensmittel beziehen wir zum allergrößten Teil aus Österreich. Neben der hohen Qualität der österreichischen Lebensmittel spielt für mich hier auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Speziell bei Sortimenten wie Fleisch, Geflügel, Molkereiprodukten oder frischem Süßwasserfisch ist uns die österreichische Herkunft sehr wichtig. Sie verwenden in Ihren Unterlagen den Begriff KRÖSWANGfrisch. Was bedeutet das? KRÖSWANGfrisch sind jene Produkte, die wir innerhalb von 24 Stunden direkt vom Produzenten zum Kunden liefern. Der Kunde bestellt bis 11.30 Uhr, sofort danach geben wir die gesammelten Kundenbestellungen an unsere Produktionspartner weiter. Und bis 4 Uhr früh am nächsten Morgen sind die bestellten Lebensmittel an unseren zwölf Standorten und werden an unsere Kunden geliefert. Gerade für die Tiroler Qualitätshotellerie sind unsere frischen Produkte perfekt geeignet. Vielen Dank für das Gespräch.
Wir sind vom Land –und das ist gut so. Was
echt und natürlich ist, erkennen wir auf den ersten Blick. Niemand wählt seine Produkte mit so viel Gespür und Fachwissen aus.
+43 7248 685 94, www.kroeswang.at
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Markus Spatzier ist Kleidermacher und Designer mit Leib und Seele – inklusive kapriziösem Hündchen als Markenzeichen.
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Mit der Eleganz von Schwarz Seit 2010 betreibt der Herrenkleidermacher Markus Spatzier sein eigenes Modelabel „Manufaktur Herzblut“, das durch einen unverwechselbaren Stil und die hohe Qualität der Verarbeitung besticht. Im Herbst 2014 vertritt er Österreich bei der Europameisterschaft EuroSkills im Beruf Fashion Technology. Da s Interview führte Es ther Pirchner .
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AISON: Herr Spatzier, wenn man Sie hier in Ihrem Geschäft in Schwaz sieht, mit großem Verkaufsraum und Schneiderei im Obergeschoß, frisch gekürt zum besten jungen Schneider Österreichs, kommt man nicht umhin zu fragen: Wie sind Sie mit 24 Jahren so weit gekommen? MARKUS SPATZIER: Durch Arbeit (lacht). Ich habe mit 15 die Lehre zum Herrenkleidermacher begonnen, dann Berufspraxis gesammelt, mit 21 die Meisterprüfung abgelegt und in Hall mein erstes Geschäft eröffnet. Im vergangenen Dezember bin ich nach Schwaz an den Stadtplatz übersiedelt, weil die Lage ein Wahnsinn ist. Ab Ende Mai kommt noch ein Stockwerk dazu, und es gibt auch den Plan, daneben ein Café Herzblut zu eröffnen. Anders als andere Modeschöpfer haben Sie nicht Design studiert, sondern eine handwerkliche Ausbildung gewählt … Ja, so wie Alexander McQueen. Nicht, dass ich mich mit ihm würde messen wollen, aber es ist ein feiner Ansporn. Der Unterschied ist: Designer dürfen nur entwerfen, für mich steht aber das Verarbeiten von Stoffen im Vordergrund, und mit dem Kleidermachermeister kann ich selbst produzieren. Ich kann hier alles machen, was mir gefällt. Die Kleider, die im Geschäft hängen, sind in Größe 36/38, andere Größen oder Stücke in anderen Stoffen fertige ich nach Maß an. Wir sind bei der Schneiderei ohnehin in einem höheren Preissegment, deshalb kann ich hier produzieren und muss nicht in Billiglohnländer ausweichen.
Alexander McQueen scheint Sie nicht nur handwerklich, sondern auch stilistisch zu inspirieren. Haben Sie Vorbilder in der Modeszene? Ein großes Vorbild ist sicher der Stil von Alexander McQueen und Vivienne Westwood. Bei Burberry ist es vor allem die junge Linie, die ein bisschen ausgefallen ist. Ich mag daran auch das Konservative gerne, die geraden Schnitte und das Zeitlose. Lagerfeld ist stiltechnisch perfekt – nicht nur bei Chanel, auch bei seinen anderen Labels –, und genau das möchte ich auch mit der Manufaktur Herzblut erreichen.
„Da geht es nicht um das Düstere, sondern einfach um die Eleganz, die hinter Schwarz steht.“ Mittlerweile ist es auch schon ein Stil, der sich mit der Mode und den Schnittführungen weiterentwickelt. Aber der eigentliche Stil bleibt gleich. Und wie würden Sie diesen Stil beschreiben? Er hat Elemente aus dem Jugendstil, vermischt mit Rock und Glamour – und viel Schwarz, weil Schwarz zeitlos ist. Da geht es nicht um das Düstere, sondern einfach um die Eleganz, die hinter Schwarz steht. Ich verwende gerne verschiedene schwarze Stoffe in unterschiedlichen Qualitäten und kombiniere sie miteinander. Dann ist das eigentlich auch wieder bunt.
Schwarz sind oft auch die Dirndln, die Sie entwerfen. Ist Ihr Stil auch in Tirol verwurzelt? Das würde ich schon sagen. Ich mache zwar nicht unbedingt Trachten im herkömmlichen Sinn, weil es da ganz genaue Richtlinien gibt. Aber bis vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Trachten auch bei uns sehr kreativ und man hat vieles einfließen lassen. Meine Dirndln sind oft sehr elegant, aber frech, weil sie meistens kürzer sind und keine Schürze haben. Trotzdem sind es keine „Wiesn dirndln“, die Stoffe sind so wertvoll, dass es einfach schade wäre, wenn etwas passiert. Ich finde auch, wenn man mit dem Kleid nur auf eine Trachtenveranstaltung gehen kann, dann habe ich mein Ziel nicht erreicht. Ich möchte ja die Kultur von früher, generell die Tiroler Kultur, in die Neuzeit mitnehmen. Dirndln sind nur ein Teil der Kollektionen aus der Manufaktur Herzblut. Welche Art von Kleidung fertigen Sie sonst noch? Das reicht vom Wasserfall-Etuikleid bis zum Cocktailkleid und Brautkleid. Wir haben auch eine Tagesbekleidung mit Hoodies, zeitlose Hosen für Herren und Damen. Aus einem Stoff, den ich in Mailand gekauft habe, habe ich eine Herren unterhose genäht. Und wenn man eine Unterhose macht, muss man auch einen Badeanzug nähen. Generell arbeite ich mehr für Frauen, weil die sich mehr trauen. Die Männersachen sind außen eher schlichter, haben dafür aber beim Futter mehr Pep. Gibt es eine typische Kundin, einen typischen Kunden? Nein, es gibt Leute aus jeder Gesellschaftsschicht, die sich
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Edelslip. Für die Herrenunterhose kam ein Stoff aus Mailand zum Einsatz.
für meine Kleider interessieren – gleich, ob das ein Lehrmädchen ist oder eine Frau, die eine große Firma leitet. Es kann sein, dass die eine einen kompletten Monatslohn für ein stück zusammenspart und eine andere das Geld locker hat. aber die wertigkeit ist bei allen die gleiche. Der Trend geht auch dahin, dass nicht jeder plakativ Prada und Louis Vuitton auf seiner Kleidung stehen haben will, sondern auch junge Marken trägt, die nicht jeder hat. Das ist eine Frage der wertigkeit: Man kauft halt nicht wie bei einer Billigkette jede woche oder jeden Monat irgendein Kleid, sondern einmal im Jahr ein lässiges. Gerade die Klassiker wie das kleine schwarze kann man sowieso über Jahre tragen. Und wie kommen Sie zu Ihren Kundinnen? Vieles läuft über Mundpropaganda. ich nütze auch Facebook und andere online-Kanäle, aber Mundpropaganda ist das, was am meisten zieht. interessanterweise hat auch Radio großes Potenzial, obwohl man die Kleider ja nicht sehen kann. ich war vor einem Jahr in der „nahaufnahme“ auf Radio Tirol und es kommen immer noch Leute, die mich
darauf ansprechen. in einem anderen Medium hätten sie das vielleicht nicht toll gefunden, aber weil die Leute im Radio nur zuhören, interessieren sie sich auf ganz andere weise dafür. Ein anderer Weg, bekannt zu werden und Kundschaft zu gewinnen, sind Fashion Weeks. Inwieweit beteiligen Sie sich daran? ich bin seit 2011 auf der Vienna Fashion week und mache immer wieder kleinere Modeschauen. Die Berlin Fashion week im Jänner 2015 ist auch angedacht, da bin ich gerade mit einem möglichen sponsor im Gespräch. Man muss dort alles – von der Pressearbeit über Models, die Visagisten, die Friseure, den ganzen ablauf – extra bezahlen. Da kommen schon 20.000 Euro zusammen. im Moment werden meine sachen auch in einer Boutique in Meran verkauft und in einer in Berlin. Das möchte ich auch ausbauen – auf Messen fahren und meine Kollektionen anbieten –, sodass es mehrere Boutiquen gibt, die dahinterstehen und die sachen verkaufen. Im März haben Sie im Beruf Fashion Technology an der Staatsmeisterschaft,
der SkillsAustria, teilgenommen und im Team mit ihrer Kollegin Caroline Bongartz den ersten Platz belegt. Welche Aufgaben waren zu lösen? inspiriert von der ausstattung von Vivienne westwood für das neujahrskonzert waren ein Rock und eine Jacke zu nähen. Die stoffe wurden zur Verfügung gestellt und ich fand das Karo so altmodisch und Blau mag ich überhaupt nicht, und dann musst du genau mit diesen zwei stoffen etwas machen! aber wir haben den ersten Platz gemacht und vertreten Österreich im oktober bei der Euroskills in Lille. Das ist cool, auch weil gerade in Frankreich sehr viel wert auf Verarbeitung gelegt wird – wie man einen stoff angreift, wie man ihn bügelt, wie man ihn näht, das ist sehr wichtig. in bestimmten Bereichen werden wir noch gebrieft, damit wir den Preis für Österreich holen. ich fühle mich gar nicht unter Druck gesetzt (lacht). Vor allem aber ist es interessant, sich mit anderen Ländern zu messen. Und es bietet mir die Gelegenheit, die Marke „Manufaktur Herzblut“ zu stärken. Vielen Dank für das Gespräch.
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Das Herzblut-Atelier. Letztes Jahr übersiedelte Spatzier von Hall an den Schwazer Stadtplatz.
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Markus Spatzier – Manufaktur Herzblut
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er aus Vomp stammende Modedesigner Markus spatzier (geb. 1989) ist gelernter Herrenkleidermacher. ausgebildet in einem schwazer Meisterbetrieb, sammelte er unter anderem im Tiroler Heimatwerk Berufserfahrung, ehe er sich mit der „Manufaktur Herzblut“ selbstständig machte. seit 2011 ist er Mitglied der Kommission zur Gesellen-, seit 2012 zur Meisterprüfung für Herren- und Damenkleidermacher. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2011 mit der Goldenen nadel beim weltkongress der Maßschneider in Rom und 2014 bei den austriaskills (Foto). in seinem Betrieb beschäftigt er eine Gesellin und ein Lehrmädchen. Gemeinsam fertigen sie abend- und alltagsmode für Frauen und Männer, Dirndln und Brautmoden. Das Label „Manufaktur Herzblut“ ist seit 2013 als wort-Bild-Marke registriert. Für ein ärmelloses oberteil bezahlt man 170 Euro aufwärts, Hosen sind ab 200 Euro zu haben. Brautkleider kosten zwischen 1.500 und ca. 3.000 Euro. × www.manufaktur-herzblut.com
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Franz Jägerstätter beim Bischof von Linz (Peter Scholz)
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Der Chor kommentiert in wechselnden Gruppen das Geschehen und treibt es voran.
Auch der Pfarrer (Matthias Franz Stein, Mitte) will Franz Jägerstätter zum Umdenken bewegen.
Eine Frage der Haltung In Felix Mitterers Stück „Jägerstätter“ feierte das Ensemble rund um den Tiroler Schauspieler Gregor Bloéb 2013 große Erfolge beim Theatersommer Haag und am Theater in der Josefstadt. Am 12. und 13. Mai 2014 ist das Werk um den Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter als Gastspiel am Tiroler Landestheater zu sehen. VON ES THER PIRCHNER
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it Franz Jägerstätter beschäftigt sich Gregor Bloéb schon seit Jugendtagen. Der gläubige Christ, der das Naziregime ablehnte und aus Gewissensgründen nicht in den Krieg ziehen wollte, wurde wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt und am 9. August 1943 enthauptet. Seine Familie sah sich noch lange nach dem Krieg Anfeindungen ausgesetzt, endgül-
tig rehabilitiert wurde der als Verräter Gebrandmarkte erst spät, 2007 erfolgte seine Seligsprechung durch die katholische Kirche. Für Bloéb war Jägerstätter seit der Pubertät eine wichtige Identifikationsfigur. Er habe damals selbst große Probleme mit Obrigkeiten gehabt, sagt er, und: „Ich war ganz glücklich, dass ich in ihm einen Menschen gefunden habe, der Haltung gezeigt hat, der so gerade war und seine Meinung bis zum Letzten vertreten hat.“
„Ich habe gemerkt, dass das Publikum reif dafür ist, sich auch mit einem so ernsten Thema auseinanderzusetzen.“ © SCHELL
FELIX MITTERER, AUTOR VON „JÄGERSTÄTTER“
Ernstes Thema. Den dramatischen Stoff zu einem Theaterstück werden zu lassen, lag somit nahe. Die Möglichkeit, diese Idee zu verwirklichen, ergriff Bloéb im vergangenen Jahr als Intendant des Theatersommers Haag in Niederösterreich. An dem Projekt sei, so erzählt er, „einfach alles aufgegangen“: Weder Felix Mitterer noch Regisseurin Stephanie Mohr oder Hauptdarstellerin Gerti Drassl, die er zur Zusammenarbeit einlud, hätten lange überlegen müssen, bevor sie zusagten. Bedenken, dass der bedrückende Stoff fürs Sommertheater ungeeignet sei, konnte Bloéb rasch zerstreuen. Er habe in seiner Zeit als Intendant immer auf Qualität gesetzt, erzählt er, bei Komödien ebenso wie bei Tragödien. Und er habe gemerkt, dass das Publikum reif dafür sei, sich auch mit einem so ernsten Thema auseinanderzusetzen. Innige Verbundenheit. Die dramatische Umsetzung von Felix Mitterer und
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druck kommt. Felix Mitterer, Gregor Bloéb und Gerti Drassl hatten darüber hinaus noch Gelegenheit, Franziska Jägerstätter († 2013) persönlich kennen zu lernen.
Gregor Bloéb als Franz Jägerstätter. „Einfach alles aufgegangen“
die Regie von Stephanie Mohr unterstreichen darüber hinaus die Vielschichtigkeit der Geschichte. Nicht nur die Erzählung von Kriegsdienstverweigerung und Hinrichtung steht im Fokus, vielmehr zeigen sie Jägerstätter inmitten eines dörflichen Umfelds, als jugendlichen Draufgänger und als Vater einer (von ihm anerkannten) unehelichen Tochter, als Familienmenschen und als liebenden Ehemann. Die starke Liebe zwischen Franz Jägerstätter und seiner Frau Franziska spielt im Stück eine zentrale Rolle, ebenso die große Kraft, mit der das Paar die ausweglose Situation – und Franziska die langen, schwierigen Jahre danach – durchstanden. Bei der Recherche dienten Mitterer und Mohr nicht nur eine Biografie von Erna Putz und der halbdokumentarische Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti aus dem Jahr 1971 als Grundlage, sondern auch ein Briefwechsel zwischen den Eheleuten, in dem ihre innige Verbundenheit zum Aus-
Als wichtiges Stilmittel setzt Felix Mitterer im Stück einen Chor ein, der das Geschehen kommentiert und vorantreibt, Stephanie Mohr entwickelte die Idee weiter, indem sie den Chor mit den Figuren des Stücks besetzt und diese in wechselnden Gruppen auftreten lässt. Dadurch kann das dörfliche und familiäre Umfeld, in dem die Figuren verortet sind, noch plastischer geschildert werden. Zugleich reduzierte sie die verschiedenen Handlungsplätze auf einen einzigen Raum, der – mit einfachen Mitteln ausgestattet – viele Orte symbolisieren kann. Für die Schauspieler, allen voran Gregor Bloéb und Gerti Drassl (Franziska Jägerstätter), bieten die Figuren eine große Bandbreite, sich auszuspielen. Mehr als einmal mussten sie bei Proben und Aufführungen emotional an ihre Grenzen gehen. Der Lohn dafür waren stehende Ovationen des Publikums sowohl beim Theatersommer Haag als auch im Theater in der Josefstadt und – nicht zuletzt – die Auszeichnung Gregor Bloébs als bester Darsteller mit dem Nestroy 2013. Den Schauspieler freut es. Nicht so sehr, weil er Preisen große Bedeutung beimesse, sondern vor allem, weil „sich so wahnsinnig viele Menschen mit mir gefreut haben. Das ist eine Auszeichnung für das ganze Stück. Nicht umsonst ist jedes Mal, wenn das Theater in der Josefstadt ein paar Aufführungen ansetzt, innerhalb von zwei Stunden alles ausverkauft.“ Das Tiroler Publikum wird gut daran tun, sich für die beiden Gastvorstellungen in Innsbruck rasch Karten zu sichern. ×
JÄGERSTÄTTER Stück von Felix Mitterer eine Produktion des Theaters in der Josefstadt Regie: Stephanie Mohr Bühne: Miriam Busch Kostüme: Alfred Mayerhofer Musik: Stefan Lasko mit Gregor Bloéb, Gerti Drassl, Elfriede Schüsseleder, Michael Schönborn u. a. 12. und 13. Mai 2014, 19.30 Uhr Tiroler Landestheater, Großes Haus www.landestheater.at
©KARL SCHÖNDORFER
Bis an die Grenzen.
„Mit feinem Pinsel gemalt“ Die Wiener Regisseurin Stephanie Mohr (*1972) inszeniert mit ihrem Team am Burgtheater und Volkstheater, in den Münchner Kammerspielen und am Nationaltheater Mannheim. 2006 erhielt sie für die Regie bei Felix Mitterers „Die Weberischen“ den ersten von bisher zwei Nestroys. „Jägerstätter“ war ihre zweite Zusammenarbeit mit dem Tiroler Autor.
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AISON: Frau Mohr, was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Felix Mitterer? STEPHANIE MOHR: Seine Art zu schreiben, triff t einen Nerv, ich gehe als Regisseurin seinen Gedanken, seiner Welt gerne auf den Grund. Umgekehrt gibt es von seiner Seite ein großes Vertrauen in das, was ich mache. Das ist ein tolles Gefühl. Der Chor in „Jägerstätter“ lässt an eine griechische Tragödie denken. Hat das Stück mehr damit gemeinsam? Eigentlich nicht. Im Gegensatz zur griechischen Tragödie ist das Stück sehr vielschichtig. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, Mitterer hat hier mit ganz feinem Pinsel gemalt.
Für die Schauspieler sollen die Proben zu „Jägerstätter“ emotional sehr hart gewesen sein. Empfanden Sie das auch so? Einerseits schon, weil einen diese Geschichte sehr mitnimmt, andererseits hatten wir im Ensemble einen starken Zusammenhalt und eine große Freude an dieser Arbeit. Ich halte das bei aufwühlenden Themen für einen sehr wichtigen Aspekt, dass man eine gemeinsame positive Energie entwickelt. Vielen Dank für das Gespräch.
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VO N A LO I S S C H Ö P F
eit 25 Jahren stagnieren nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts die Reallöhne. Der Grund hierfür sind hohe Steuern, denen ein im Europavergleich besonders hoher Umverteilungseffekt zugesprochen wird und von denen 30 Prozent für Sozialausgaben aufgewendet werden. Womit die Aussage wohl nicht übertrieben erscheint, dass in Österreich für die Benachteiligten der Gesellschaft Beträchtliches geleistet wird.
gen zu sein scheinen, ihr Überleben durch die innerstädtische Belästigung ihrer Mitmenschen zu sichern? Zumindest, was die Antwort auf diese Frage betriff t, dürften die beiden sich bei einschlägigen Debatten als Sozialträumer einerseits und als Rechtspopulisten andererseits befehdenden Lager rasch eine Einigung erzielen: Die meisten jener, die derzeit in Innsbruck um Geld schnorren, sind nämDie Anzahl von BettlerInnen ist inzwischen so groß, dass sich lich keine Österreicher und ihre Invasion ist offensichtlich professionell organisiert. der Flanierende weniger in einem wohl geordneten internaDamit jedoch ist auch die Frage berechtigt, tionalen Tourismuszentrum wähnt als vielmehr in einer von ob sich nicht nur der flanierende Bürger, Armut und Korruption geprägten Bananenrepublik. sondern vor allem auch der im Tourismus Ganz im Gegensatz dazu stehen Beobachtungen, in deren GeTätige aufgrund der Tatsache, dass ihm ein so großer Teil seines nuss man durch einen einfachen Spaziergang von Innsbrucks Einkommens auch für Soziales abgepresst wird, das moralische Annasäule zum Kaufhaus Sillpark gelangt: Die Anzahl von BettlerRecht erwirkt, von seinem Staat im liebevoll und aufwändig gestalInnen ist inzwischen nämlich so groß, dass sich der Flanierende teten Zentrum seiner Landeshauptstadt vor massenhafter Bettelei weniger in einem wohl geordneten internationalen Tourismusund damit zweifelsfrei auch vor der massiven Schädigung des zentrum wähnt als vielmehr in einer von Armut und Korruption touristischen Angebots geschützt zu werden? Und es stellt sich geprägten Bananenrepublik, sofern dieser Ausdruck im Rahmen die Frage, ob nicht auch der Gast für sein Geld, das er ausgeben des politisch-korrekten New-Speech überhaupt noch erlaubt ist. muss, um unser Land zu besuchen, ein Recht darauf erwirbt, von Auf jeden Fall muss jedoch die Erkenntnis erlaubt sein, dass moralisch aufgeladener Not verschont zu bleiben, um sich im Bettelei Ausdruck eines nicht funktionierenden Sozialsystems ist. Segment einer heilen Welt ohne Ermahnung, dafür gleich wieder Wenn dieses jedoch, wie eingangs erwähnt, im Hinblick auf seine Buße tun zu müssen, erholen zu können? × Ausstattung als großzügig zu bezeichnen ist, stellt sich die Frage, Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. woran es dann liegen mag, dass immer mehr Personen gezwun-
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Trockenheit
© BÖHME
Das Recht auf eine heile Welt
VON ERNS T MOLDEN
a hat doch glatt dieser Buckel am Eingang des werden mussten, weil ihre Besitzer in die beHalltals über Absam in Tirol gebrannt. Die Bilder rüchtigte Todesfalle der Dorfbanken gegangen im Fernsehen haben mich gefesselt, wie es eben waren. Da stehen jetzt Reihenhäuser mitten in ist, wenn man einen brennenden Ort kennt. Währoten Hängen, und wenn der Regen die dünne rend meiner in Hall absolvierten gymnasialen Oberstufe schaute Zivilisationsschicht des Alpin-Österreichischen ich oft zu genau diesem Buckel hinauf, einmal war ich sogar wegschwemmt, geht das wohl, wie die alte da oben, weil der Schinder von unserem Klassenvorstand gern Redensart sagt, den Bach runter, und zwar anstrengende Wandertage veranstaltete. Die Vegetationsschicht wortwörtlich. auf diesen Kalkköpfen ist so dünn wie unsere Zivilisation über Heute ist die Luft ein bisschen feuchter, und die Propheten den Fundamenten der Barbarei, und so ein großes Feuer rasiert sagen, dass am Wochenende vielleicht der Regen kommt. So das einfach ab. Es war ein trockener Lenz, bis jetzt. Bei meinem einen Regen hält man wohl besser aus, wenn man mit seiner liebsten Wiener Heurigen saß ich mit dem Wirten, und dieser natürlichen Umgebung, wie soll ich sagen, federnd umgeht. sagte: Wenn es nicht bald ordentlich schiff t, kann ich eigentlich Umsichtig, ehrfurchtsvoll, wie Nachbar U. halt. Dann federt sie zusperren, weil dann gibt‘s kaan Wein. Sechzig Millimeter seien nämlich zurück, die Natur, und fängt alles in ihrer großen Weisheit heuer erst runtergetröpfelt, das Zehnfache sei normal. Da stehen jetzt Reihenhäuser mitten in roten Natürlich kommt dann irgendwann doch der Hängen, und wenn der Regen die dünne ZiviliRegen, rechtzeitig für den Wein, hoffentlich. Er wird wohl heftig ausfallen, nach so langer Trockenheit. Ich sationsschicht des Alpin-Österreichischen wegdachte weiter nach, an unser Tiroler Häuserl und an schwemmt, geht das wohl, wie die alte Redensart unseren Nachbarn, den Bauern U., der fast als einziger sagt, den Bach runter, und zwar wortwörtlich. in der Umgebung noch so Landwirtschaft betreibt, wie es in diesem Tal gepflegt wurde. U. hat sein Wildbacherl nicht ein bisschen ab. Ich wünsche mir, dass genug Regen fällt, aber verbaut, seine Wiesen nicht umgewidmet, und im Frühsommer nicht zu schnell, sondern pomali, wie man in Wien sagt. Und ich zieht er mit dem Vieh noch selbst aufs Joch hinauf, wo er seiwünsche mir, dass der U. sich noch lange treu bleibt. × ne Alm hat. Auf der anderen Seite des Bacherls, jenseits eines Ernst Molden, 46, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine schmalen Streifens Wald, da befinden sich Gründe, ehemalige Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Eben erschien seine neue Futterwiesen, die doch umgewidmet wurden, umgewidmet Platte HO RUGG (monkeymusic) sowie das Buch WIEN MITTE (Deuticke).
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15 FR AGEN AN ...
Seppl Haueis DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Ribeauville (F), Locarno (CH), Falsled (DK) DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Pioniergeist, Gastfreundschaft DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Unehrlichkeit DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Wasser, Natur, Landschaft, Vielfalt, Produkte DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Keine Geschlossenheit, Uneinigkeit, keine Solidarität DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: den Sommertourismus als Chance zu sehen,279 Gemeinden – 279 Ideen LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Württemberger Haus, in den Lechtaler Alpen ICH LERNE VON: der Natur und alten Menschen IN FREMDEN HOTELS ACHTE ICH AUF: Freundlichkeit, Essen und Bett UND IM EIGENEN: dasselbe und die vier Jahreszeiten, Nachhaltigkeit
DAS BESONDERE AM GASTHOF GEMSE IST: sein Alter (besteht seit 726 n. Chr.), Tradition, unsere Familie, das Haus selbst FAMILIENBETRIEBE BEDEUTEN FÜR DEN TIROLER TOURISMUS: Ohne sie hat Tirol keine Chance DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG FÜR TIROLER HOTELIERS IST: Überangebot an Betten, Preisverfall, unvergleichbare Ideen ICH WÜNSCHE MIR FÜR DIE ZUKUNFT DES TOURISMUS: Weitblick und den Mut, zu handeln, weniger Bürokratie, Zusammenhalt in der kleinen Familie sowie in großen Verbänden (TVB), mehr Wertschätzung der touristischen Lehrberufe
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